Das Adventure wurde in der bei TopWare Polen angesiedelten eigenen Entwicklungsabteilung in Bielsko-Biala aus der Taufe gehoben. An diesem Standort in unserem Nachbarland arbeiten derzeit annähernd achtzig Mitarbeiter. Die überwiegende Mehrheit davon sind Grafiker und Animateure, die noch vor drei Jahren in den Zeichentrick-Studios Bielsko für Hanna Barbera und Walt Disney gearbeitet haben. Die Grafikabteilung ist mit moderner Zeichenausrüstung, Lichttischen und Kompressor-Airbrushes ausgestattet; für die Grafiknachbearbeitung und Softwareentwicklung steht ein 100-MBit-Netzwerk mit Pentium-und SGC-Workstations (NT-Server 4.0, rund 40 Arbeitsplätze) zur Verfügung.
Das Ergebnis ihrer Arbeit: "Jack Orlando" ist ein interaktiver Zeichentrickfilm in vier Episoden mit über achtzig Charakteren, über zweihundert Gegenständen in rund 120 Szenen und Tausenden von Dialogen, Animationen und Rätseln.
Personen, Gegenstände und Tiere werden wie bei Trickfilmen gezeichnet und in all ihren Bewegungsphasen real animiert, dann mit einer speziellen Videotechnik Bild für Bild digitalisiert, anschließend am PC freigestellt und koloriert. Licht- und Schatteneffekte, transparente Objekte, Tag- und Nachtbeleuchtung vervollkommnen die Illusion. So entstehen spielbare Szenen in einer Grafik-Qualität die bisher nur in Intros von PC-Spielen vorkamen. Die Hintergründe sind in Airbrush-Technik gemalt, digitalisiert und am PC nachbearbeitet, damit sie im Spiel bei einer Farbauflösung von 640x480 Punkten und in 16 Bit Farbtiefe zum "Anfassen" realistisch aussehen.
Der Speicherbedarf von Bildern
Ein Bild in einer Auflösung von 640x480 Punkten mit 65.536 Farben benötigt 614.400 Byte zur Speicherung. Die vor fünf Jahren üblichen Auflösungen verbrauchten mit 320x200 Bildpunkten und 256 Farben gerade mal 64.000 Byte, also ein Zehntel.
Wie wird das berechnet? Ein Bit kann zwei Zustände annehmen. Bei einem zweifarbigen Bild kann pro Bit ein Bildpunkt (Pixel, Kunstwort aus picture + element) gespeichert werden. Eine Zweifarben-Grafik von 640x480 Pixels verbraucht also 307.200 Bit oder 38.400 Byte.
Für jedes Pixel sind aber nicht nur 2, sondern 65.536 Farben möglich. Also müssen für jedes Pixel so viele Bit veranschlagt werden, wie für 65.536 Zustände notwendig sind.
1 Bit kann 2 hoch 1 = 2 Farben speichern, 2 Bit können 2 hoch 2 = 4 Farben speichern und 16 Bit können 2 hoch 16 = 65.536 Farben speichern. 16 Bit sind 2 Byte, also sind für jedes Pixel 2 Byte vonnöten. Das macht bei 640x480 Bildpunkten mal 2 Byte gleich 614.400 Byte oder eine halbe Diskette.
Auch in der Programmierung wurden neue Wege eingeschlagen. Um gleichzeitig einen Soundtrack in guter Stereoqualität, Geräuscheffekte und lippensynchrone Sprache abspielen zu können, wurde eine neue 4-Kanal-Sound-Engine entwickelt.
Für die gleichzeitige Animation von bis zu 16 Objekten - zum Beispiel die Personen in dem Spiel-Casino - wird eine neuartige Echtzeit-Dekompression eingesetzt. Da diese (mit zwischen 15 und 25 Bildern pro Sekunde) bewegten Objekte sehr groß sein können, werden Grafikdaten mit bis zu 4 MB (unkomprimiert) pro Sekunde wiedergegeben.
Eine sehenswerte Leistung ist die Behandlung des Lichts: Eine Person, die in der Dämmerung unter einer Lampe (Lichtkegel) durchgeht, erscheint heller und dunkler. Die Intro- und Outro-Sequenzen werden auch in 640x480-Auflösung als Vollbild gezeigt - mit 25 Bildern pro Sekunde.
Eine Vielzahl von einzelnen Schritten sind erforderlich, bis eine Szene "im Kasten" ist und alles stimmt.
Die stimmungsvolle Musik zu "Jack Orlando" stammt von dem international bekannten Komponisten und Produzenten Harold Faltermeyer. Faltermeyer ist seit über dreißig Jahren im Musikgeschäft und hat durch unzählige Erfolge als Komponist und Produzent internationalen Ruhm erlangt.
Harold Faltermeyer
Durch seine Großeltern wurde Harold Faltermeyer, geboren am 5. Oktober 1952 in München, schon im Kindesalter mit der Musik vertraut gemacht. Er ist ihr seitdem treu geblieben. Während seines Studiums an der Musikhochschule arbeitete er mit Stars wie Konstantin Wecker, Hildegard Knef, Rex Gildo, Roy Black und Peter Alexander zusammen und gründete 1976 den Kilauea Musikverlag.
Die Zusammenarbeit mit Giorgio Moroder führte ihn 1978 nach Los Angeles in die Studios, in denen er zahlreiche Stars wie Donna Summer, Laura Branigan ("Self Control"), Billy Idol, Glenn Frey ("The Heat Is On"), Patti Labelle ("Stir It Up"), Jennifer Rush, Bob Seger, Bonnie Tyler und die Pet Shop Boys produzierte.
Neben seiner Arbeit als Produzent ist Harold Faltermeyer besonders für seine Kompositionen im Filmmusikbereich bekannt. Zu den zahlreichen Hits zählen unter anderem Titel aus "Top Gun", "Running Man" und "Tango & Cash". Sein bekanntestes Werk ist der Instrumentaltitel "Axel F" aus dem Film "Beverly Hills Cop", für das er 1985 für den Grammy nominiert wurde. (Ein Jahr später bekam Faltermeyer jedoch die begehrte Trophäe für "Top Gun Anthem".)
Faltermeyer hat sich aus dem hektischen Geschäft Amerikas zurückgezogen und agiert nun wieder von Deutschland aus. Besonders erfreulich für TopWare war die Tatsache, daß sich der heute 45jährige nicht vor dem neuen Medium des Computers verschließt und ohne Vorbehalte einer Zusammenarbeit zustimmte.
(Der Text entstand unter Verwendung von Topware-Pressematerial)
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