Testbericht: Resident Evil 4

Testbericht: Resident Evil 4



Auch bekannt als:
  • BioHazard 4
  • バイオハザード4

Systeme: PC; PlayStation 2; GameCube; Wii

Genre: Action-Adventure

Erschienen: 2005

Entwickler: Spiele dieses Entwicklers Capcom

Verleger: Spiele dieses Verlegers Capcom

Sehr gut

Cover von Resident Evil 4
Mit "Resident Evil - Outbreak" versuchte Capcom bereits, frischen Wind in das nun schon acht Jahre alte Konzept der Gruselserie zu bringen. Leider stießen die spielerischen Neuerungen nicht überall auf Begeisterung, obwohl sie gar nicht mal so schlecht waren. Bei "Resident Evil 4" gingen die Entwickler ein Stück weiter und entfernten sich vom altbewährten Ahnungsloser-Held-schliedert-in-Virus-Katastrophe-Prinzip" und kreierten eine völlig neue Handlung - oder etwa doch nicht?

Sechs Jahre sind seit dem Ausbruch des T-Virus in Raccoon City vergangen. Nachdem Leon Scott Kennedy die Katastrophe überlebte, schloß er sich einer Organisation der US-Regierung an. Als die Tochter von US-Präsident Graham, Ashley, von Unbekannten entführt wird, erhält Kennedy den Auftrag, sie zu befreien. Die einzigen Spuren führen den Agenten in einen entlegenen Teil Spaniens, wo er gleich nach seinem Eintreffen auf eine äußert feindselige Dorfgemeinde trifft. Nachdem Kennedy sich den ersten feindlichen Angriffen erwehren konnte, kommt er langsam dahinter, dass die Dorfbewohner einem religiösen Kult folgen und von einem parasitärem Befall verfolgt werden: den Las Plagas. Was das aber mit Ashley Graham zu tun hat, wird unser Agent aber erst nach mehreren hundert toten Gegnern erfahren - und dabei feststellen, dass die Handlung doch nicht ganz so "neu" ist.

Nicht nur, daß die beliebten Zombies und die Umbrella Corporation dem Rotstift zum Opfer gefallen sind, auch das grundlegende Gameplay hat sich geändert: So wurde aus dem eher gemächlichen Action-Adventure ein actiongeladener Third-Person-Shooter. Dabei schaut die Kamera der Hauptfigur immer über die Schulter und bietet freien Blick auf das, was vor ihr liegt. Leider ist das Sichtfeld nach links und rechts ein wenig eingeschränkt, und man sieht Gegner, die direkt neben einem stehen, erst dann, wenn man ihren Axt im Kopf stecken hat. Ein Umstand, an den man sich aber schnell gewöhnen kann.

Die Steuerung hat sich in Bezug auf die Vorgänger wenig geändert. Lediglich neu, und für einen Shooter unerlässlich, ist die manuelle Zielvorrichtung über einen Laserleitstrahl, den man mit dem Steuerkreuz oder dem Control-Stick präzise auf verschiedene Schwachpunkte der Gegner richtet. Ein wenig wird die Möglichkeit vermisst, mit gezogener Waffe zu laufen. oder die nützlichen Seitenschritte nach links und rechts, die besonders bei Ecken und Biegungen von Vorteil wären. Die Gegner sind in großen Mengen vorhanden und machen es dem Spieler wirklich nicht leicht. Sie können laufen, Leiter raufklettern oder Türen öffnen. Zudem sind sie meist bewaffnet, im schlimmsten Fall mit Kettensägen oder Raketenwerfern. Manchmal etwas unfair ist das buchstäbliche Auftauchen aus dem Nichts - und man sieht sich plötzlich einer ganzen Horde von Feinden gegenüber.

Munition und Heilmittel sind glücklicherweise reichlich gesät; und beinahe jeder eliminierte Feind lässt eine Schachtel Patronen oder etwas Geld zurück. Von dem gesammelten Geld lässt sich bei einem mobilen Waffenhändler ein ansehnliches Arsenal an Schusswaffen erwerben oder bereits benutzte in ihrer Leistung verbessern. Was auch dringend nötig ist. Viele Standard-Gegner und vor allem die Boss-Gegner schlucken ordentlich Munition, selbst wenn man auf ihre vermeintlichen Schwachpunkte feuert. Aber nicht immer kommt es auf reine Feuerkraft an. In manchen Situationen, sogar in Boss-Kämpfen und Echtzeitsequenzen, wird plötzlich eine Tastenkombination auf dem Bildschirm eingeblendet, für deren Betätigung man nicht mal eine Sekunde Zeit hat. Ihre Ausführung verhindert aber einen drastischen Energieverlust oder meist sogar den sofortigen Tod. Bei den Boss-Kämpfen ist somit eine gekonnte Mischung aus roher Waffengewalt und schneller Reaktion gefragt. Puzzle-Aufgaben wie in den Vorgängern machen aber leider nur noch einen kleinen Teil des Spiels aus. Die, die zu lösen sind, erfordern zudem nicht gerade geistige Meisterleistungen und beschränken sich auf das Drücken einiger Tasten oder das Schieben von ein paar Statuen.

Insgesamt kann man den Schwierigkeitsgrad loben. Zu Beginn stehen die Modi "Leicht" und "Normal" zur Verfügung. Auf "Normal" sollte aber fast jeder zurecht kommen. Auch, da das Spiel eigentlich kaum frustrierend ist. Gespeichert wird immer noch an den bekannten Schreibmaschinen. Farbbänder sind aber nicht mehr nötig. Zudem legt praktisch jede größere Tür im Spiel eine automatischen Zwischenspeicherung an, die dann nach einem eventuellen Ableben wieder geladen wird. Somit muss man eigentlich immer nur wenige Meter vom Todespunkt entfernt neu starten - sehr erfreulich. Außerdem kann natürlich auch nach jedem abgeschlossenen Kapitel gespeichert werden.

Für die neue Third-Person-Perspektive war es nötig, die komplette Grafik in 3D zu modellieren. Die Schauplätze, besonders die Außengebiete, sind fantastisch modelliert und bieten eine wundervolle Weitsicht. Unsauberkeiten sind hier kaum auszumachen. Die Innenarchitektur der Gebäude steht dem in fast in nichts nach, wobei manche Texturen bei genauerer Betrachtung vielleicht etwas trist und unscharf wirken. Animationen und Detailreichtum sind auf jeden Fall eine Augenweide. Seihen es die Gesichtsanimationen, im Wind flatternde Vorhänge, Wasserpfützen auf dem Boden oder die opulenten Gegnerkreationen. Alles schaut einfach sehr gut aus. Lediglich das Widescreen-Format bietet Kritik an der Optik, da dadurch zwar der Bildausschnitt horizontal etwas gestreckt wird, oben und unten aber fette Balken zum Vorschein kommen. An der Sound- und Geräuschkulisse gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, wobei hier besonders die guten Umgebungseffekte zur Geltung kommen. Die Musik fällt nicht allzu oft auf, stört demzufolge aber auch nicht. Ein bisschen seltsam muten dagegen einige leichte Programmierfehler an. So regnet es z.B. auf der einen Zaunseite in Strömen, und sobald man das Gebiet dahinter betritt, nieselt es nicht mal mehr. Geht man gleich wieder zurück, steht man wieder im schönsten Regen. Auch ist die Kollisionsabfrage manchmal etwas merkwürdig, und man wundert sich über die anatomischen Kenntnisse der Entwickler. Da platzt einem Gegner schon mal der Kopf, obwohl wir ihm nur in den Bach geschossen habe. Besonders später ist das lästig, da den geköpften Gegnern dann die Las Plagas aus dem Hals wuchern - und die schlucken richtig Munition.

Nicht nur, dass im Spiel literweise das Blut fließt, Kopfschüsse und abgetrennte Körperteile könnten brutaler nicht wirken. "Resident Evil 4" besitzt zu Recht keine Jugendfreigabe und gehört absolut nicht in Kinderhände. Nur Erwachsene mit starken Nerven sollten sich dem Gemetzel hingeben.

In letzter Minute wurden die beiden freispielbaren Bonusspiele "Assignment Ada" und "The Mercenaries" aus der deutschen Version herausgenommen. Der Rest des Spiels ist aber unzensiert. Eine Maßnahme, die unverständlich ist.

"Resident Evil 4" besticht den Spieler sicherlich nicht durch seine gruslige Atmosphäre. Auch die berühmten Schockeffekte, welche die Serie seit Jahren prägten, bleiben größtenteils aus. Es ist eher die Angst davor, daß hinter jeder Ecke ein weiterer Gegner lauern könnte. Die neue Perspektive und die Betonung auf Action machen das Spiel zu einem sehr guten und flott spielbaren Shooter, bei dem keine Langeweile aufkommt. Lediglich die Adventure-Elemente kommen etwas zu kurz und hätten, in größerem Umfang, etwas mehr Abwechslung geboten. So bleibt "Resident Evil 4" ein sehr motivierender und actiongeladener Kracher, den sich Resi-Fans und Action-Liebhaber keinesfalls entgehen lassen dürfen.

(von Jan Klaumann)