Cheat-Praxis: Grundlagen

Cheat-Praxis: Grundlagen

Einführung

Gibt es Cheats? Das ist die häufigste Frage, die zu Spielen gestellt wird. Cheats sind Geheimcodes, die meist während des Spiels eingetippt werden, um zum Beispiel den Helden unverwundbar zu machen, ihn mit allen Waffen zu versorgen oder an eine beliebige Stelle zu beamen. Solange es Spiele gibt, solange wird versucht, zu mogeln. Ob das Spiel zu schwer ist oder man einfach mal Lust verspürt, als Superheld aufzutreten - Cheaten ist "in". In den meisten Spiele sind solche Betrügereien eingebaut.  

Cheats

Heutzutage ist ein ganzer Stab von Programmierern, Grafikern und Musikern beschäftigt, ein tolles Spiel auf die Beine zu stellen. Es ist mehr als ärgerlich, wenn im fertigen Programm Fehler auftauchen, die das Vergnügen zur Hölle machen. Aus diesem Grund wird beträchtlicher Aufwand mit dem Bugfixing, der Fehlerbeseitigung, betrieben. Für die beiden Stadien Produktion und Test erweisen sich eingebaute Erleichterungen, die Cheats, als unerläßlich: Wie will der Tester denn in Ruhe spielen, wenn er andauernd sein Leben verliert? Und wenn irgend etwas in Level 67 nicht stimmt, soll man dafür extra die vorherigen Ebenen durchspielen? Praktisch in jedem Spiel sind Cheats eingebaut: Da reicht das Drücken einer bestimmten Tastenfolge, und man ist unverwundbar, voll ausgerüstet oder einen Level weiter.

Hinweis: Der Begriff "cheat" stammt aus dem Englischen und bedeutet "betrügen" im weitesten Sinn: So wird das Verb als Bezeichnung für das Abschreiben in der Schule genauso verwendet wie als Formulierung für "hintergehen in einer Partnerschaft". (You ever cheat on your wife? - Hast Du schon mal Deine Frau betrogen?) Eine Übersetzungssoftware von Langenscheidt mutet uns für "cheat cartridge" übrigens "Betrügerpatrone" zu. Doch wir schweifen ab.

Einigen Programmierern gefällt es nicht, diese Cheats im fertigen Spiel zu lassen, andere sehen es lockerer. Die Verbreitungswege von Cheats sind mannigfaltig: Da ruft ein genervter Redakteur die Softwareschmiede verzweifelt an: "Bis Mittag muß der Artikel stehen, aber ich komme da und dort nicht weiter". Und schon weiß es einer mehr. Da ruft ein verzweifelter Spieler bei der Hotline an: "Seit Wochen hänge ich an dieser Stelle." Und schon weiß es einer mehr.

Um noch mal auf das Gefallen oder Nichtgefallen von Cheats im endgültigen Produkt zurückzukommen: Man muß sich vorstellen, das Spiel ist soweit fertig, die Tester finden nichts mehr, und die Programmierer sind am Ende. Die Presse sitzt im Nacken, die Marketingabteilung fragt zweimal am Tag nach. Wer will so kurz vor dem Erscheinen des Spiels den Programmcode für die Cheats entfernen und damit verantworten, daß nun unter Umständen das komplexe Gebilde, das ein Computerspiel darstellt, einen Riß erhält? Na also, kommt das Spiel halt mit Cheat auf den Markt, der ist eh gut versteckt. Demzufolge gibt es Cheats, die jedem bekannt sind, und viele, von denen nahezu niemand etwas ahnt.

Hintergründig verbessert so mancher Cheat den Komfort eines Spiels gewaltig: Wir müssen eben bei vielen Spielen keine Spielstände mehr aufbewahren, weil wir mit Hilfe eines Cheats problemlos in jeden Level gelangen.

Manche Cheats erlauben es gar, mit einem Spiel zu "arbeiten": Durch Wände zu laufen und lästige Monster abzuschalten, wenn wir nur mal einen Level (für was auch immer) näher begutachten wollen. Vielen Entwicklern scheint der Komfort auch für den Kunden durchaus bewußt zu sein, sonst würden sie die Cheats entfernen und nicht in ihre Handbücher und auf ihre Websites drucken.

Neben Cheats, die das Spielgeschehen vorantreiben, lassen sich die Entwickler allerlei Späße einfallen - da bekommen Fußballer Wasserköpfe, die furchtlose Kriegerin steht plötzlich im Bikini da, und der Kommentator erzählt plötzlich nur Unsinn. Auch solche Jokes  oder Easter Eggs zählen als Cheats.

Levelcodes

Mit Hilfe von Paßwörtern soll erzwungen werden, daß ein Spiel zunächst in der Reihenfolge "abgearbeitet" wird, wie von den Programmierern vorgesehen. Hat man einen Level geschafft, erhält man den Zugriffscode, mit dessen Hilfe der Level direkt angewählt wird. Einerseits sind Levelcodes ein Garant für langanhaltenden Spielspaß, den man für 100 Mark erwarten kann. Wer den stolzen Preis aufbringt, der möchte bestenfalls über Wochen beschäftigt werden.

Andererseits sind Levelcodes eine Frechheit. Warum ist man gezwungen, erst hundert Levels durchzuspielen, ehe man sich einen beliebigen auswählen kann? Zudem tritt die Paßwort-Organisation kritikwürdig genug auf: In den seltensten Fällen kann man schon gespielte Levels einfach anwählen, ohne einen zigstelligen Code eingeben zu müssen:

Paßwort für Sampras Extreme Tennis: FLFAAAANFOMLBEMNKLNJGCJJLFNAA

Der kaum lesbare Zettel mit den erspielten Paßwörtern ist immer weg, wenn man ihn braucht, und Fehler lassen sich auch nicht ausschließen.

Noch unsäglicher kommen abgespeicherte Spielstände daher. In Spielen mit fortlaufender Handlung sind sie natürlich unverzichtbar, aber mitunter ist es schon unzumutbar, für jeden Level einen separaten Spielstand zu konservieren. Und wenn diese mühevoll erkämpften Spielstände mal verlorengehen - sowas soll's ja geben - kann man Mission 25 erst dann nochmals spielen, wenn man auch den 24 vorangestellten Levels nächtelange Aufmerksamkeit geschenkt hat. Somit ist ein Cheat zur freien Levelwahl auch dann nützlich, wenn man das Spiel durchweg ehrlich angeht.

Patches

Wer nicht resignieren will, wenn kein eingebauter Cheat zur Verfügung steht, der faßt entweder die Programmdatei oder abgespeicherte Spielstände ins Auge. Wenn ein Spielstand einer Wirtschaftssimulation abgespeichert wird, dann ist auf jeden Fall die Information dabei, wieviel Geld man hat. Mit ein bißchen Ahnung von der Welt der Hexeditoren und Hexzahlen ist es leicht, das Geld zu vermehren, indem man die Spielstanddatei ändert oder - neudeutsch - patcht. Derartige Patches hören sich meist so an: »Tragen Sie im Spielstand ab Offset 1B5H die Bytes FF ein für unglaublich viel Geld.« Weitaus schwieriger ist das Patchen des Programmcodes; dazu müssen Sie exzellente Kenntnisse im Programmieren aufweisen.
von René Meyer