Wenn sich einer durchringt dieses lange Ding zu lesen, wäre ich froh ein Kommentar zu erhalten. ;)
Isabelle
Ich möchte ihnen eine Geschichte erzählen. Eine wahre Geschichte.
Ich entschloss mich das Haus zu mieten, als ich meinen Urlaub begann. Mein Ziel war es, ein paar ruhige Wochen in Frankreich zu verbringen. Die wunderbare Meerlandschaft reizte mich.
Ich bin Maler. Deswegen hat es mir die Küste von Frankreich angetan. Die sanften Pastellfarben, das vom Wasser gebrochene Abendlicht, melancholisch im Wasser dümpelnde Fischerboote, das war perfekt. Besonders mit Aquarellfarben ließ sich diese Stimmung sehr gut einfangen.
Aber was mich noch mehr begeisterte, war die himmlische Ruhe.
Ich lief am Strand entlang, unter meinen Füßen der feine, leicht gelbliche Sand des Atlantiks. Die Wellen spülten kleine Schaumkronen heran. Als eine zerbrochene Muschel sich in meinen nackten Fuß drückte, stieß ich einen Schmerzensschrei aus. Man musste vorsichtig sein, denn nicht selten lagen Glasscherben im Sand versteckt. Nach einem kleinen Fußmarsch kam ich in eine malerische Bucht. Sofort sprang mir die kleine, lieblich gestaltete Holzhütte ins Auge. Zu meiner Überraschung prangte ein großes Schild an ihrer Front. “A louer!”, verkündete es. Das bedeutet “zu vermieten!”. Darunter stand eine E-Mailadresse: JosepheBourger@aol.com. Freudig notierte ich sie auf den Skizzenblock den ich immer bei mir trug. Mit dem Malen ist es so wie mit dem Schreiben. Wenn man eine Inspiration hat, muss man sie beim Schopf packen. Ich habe mal von einem Schriftsteller gehört, der all seine Ideen in eine “Schublade” steckt, und sie dort aufbewahrt. (Ich glaube, der hieß Stanly Wing oder so ähnlich, war ein Amerikaner..) Dieser Block ist meine Schublade. Wenn ich ein gutes Motiv im Blick habe, bleibe ich ungeniert stehen, zücke meinen weichen 6b Farber-Castell Bleistift, und beginne zu skizzieren.
Ich begab mich zu meinem Auto zurück, ein dunkelblauer Range Rover, 4,6 Liter V 8. Nicht das ich mir diesen Wagen als Maler verdient hätte, im “echten Leben” bin ich als Immobilienmakler tätig. Mit Erfolg, wie ich sagen will, aber nicht zum Angeben. Englische Autos gefallen mir sehr gut, und wenn das Geschäft noch besser liefe, würde ich wohl einen Aston Martin Vanquish mein Eigen nennen.
Nach ein paar kurzen Handgriffen hatte ich meinen kleinen Laptop installiert, immer noch hinter dem Lenkrad sitzend. Mithilfe der (nein, ich will hier keine Werbung machen, aber Technik reizt mich einfach) Vodafon Mobile Card konnte ich in Windeseile ins Internet gelangen. Meine E-Mail an JosepheBourger@aol.com fiel kurz und sachlich aus.
Und auch wenige Tage später verließ ich meinen kleinen Bungalow in der Innenstadt und bezog die wohnliche Fischerhütte in der Bucht, die, nach einem Schild nach, den Namen “Baie Rosé” trug. Rosafarbene Bucht. Ich musste unweigerlich an Rosen denken.
Das Holzhaus war ordentlich ausgestattet, Bad, Schlafzimmer, Küche, alles in bestem Zustand. Sollte mir der Sinn nach den kulinarischen Köstlichkeiten der Region stehen, hatte ich die Möglichkeit in ein Restaurant zu gehen, dass kaum einen Kilometer entfernt lag. Sein Name war “Chez Hortense” und im Guide Michelin konnte man diesen Namen ebenfalls finden. Dementsprechend waren auch die Preise gestaltet. Dreißig Euro für einen seltsamen Fisch namens “Turbot” erschienen mir doch etwas viel. Und mein Haus hatte sogar eine Mikrowelle, in der ich mir ohne großen Aufwand ein Fertiggericht zubereiten konnte.
Das zweite Haus bemerkte ich erst später. Es war an einem sonnigen morgen. Als ich in meinem Bett aufwachte, konnte ich verschiedene Vögel durch das offene Fenster zwitschern hören. Ich trat zur Tür heraus und bekam sofort eine gewaltige Lust zum malen. Vor mir bot sich das beste Motiv, das ich seit langem auf Leinwand bannen wollte. Ich flitze in mein Haus und holte meine Malutensilien. Pinsel (breite, dünne, flächige aus Schweineborsten und sehr feine aus Kunststofffaser), Wasserglas und ein Komplettdeck Künstleracrylfarben von der Firma Schminke. Unter den anderen Arm hatte ich eine kleine Staffelei geklemmt. Vor lauter Eifer bemerkte ich nicht einmal, dass ich keine Sandalen anhatte, bis mich ein Stück Treibholz unter meinem rechten Fuß in die Wirklichkeit zurückholte. Als wäre das ein Zeichen gewesen, blieb ich stehen und baute meine Ausrüstung auf. Aus einem kleinen Metallkästchen griff ich mir ein Stück Kreide, und begann auf der Leinwand zu skizzieren. Die Horizontlinie, das Wasser, den hellen Sand und weitere grobe Details. Ich setzte auf meiner kleinen Holzpalette etwas Farben an, Preußischblau für das Wasser, Englischrot für die aufgehende Sonne und lichter Ocker für den Strand. Die feineren Farbtöne konnte ich mir nach und nach mischen.
Was ich in Wirklichkeit malte, bemerkte ich erst später. Ich war wie gewohnt in die Ekstase gefallen, die mich immer beim Malen befällt. Dann vergesse ich, was um mich geschieht.
Ich malte es. Das Haus. Isabelle. Richtig wahrgenommen habe ich es erst als das Bild vollendet war.
Das Haus stand zwischen hohen Kiefern versteckt. Es war offensichtlich schon lange Zeit verlassen. Wenn überhaupt jemals jemand darin gewohnt hat. Die steinerne Terrasse war halb zugewuchert mit undefinierbaren Pflanzen. Der Dachstuhl war an manchen Stellen eingebrochen, genauso wie der Balkon, der von maroden Holzstützen getragen wurde. Der scharlachrote Anstrich blätterte an manchen Stellen ab. Kurz unterhalb des Dachfirsts war ein Name zu lesen: Isabelle.
In Frankreich ist es üblich, dem eigenen Haus einen Namen zu geben, aber dennoch zog mich dieses spezielle Haus sofort in seinen Bann. Verwundert darüber, dass ich Isabelle erst jetzt bemerkt hatte, ließ ich die Pinsel fallen. Die malerische Ekstase hatte mich verlassen. An ihre Stelle war nun ein Gefühlsgemisch aus Angst und Erstaunen getreten. Das Haus, oder besser gesagt diese Ruine, zog mich an wie ein Magnet den Nagel. Der Holzzaun war an manchen Stellen zerbrochen, aber die verrosteten Eingangstore waren ohnehin aus ihren großen Scharnieren gerissen. Unter meinen Füßen fühlte ich, wie der Sand immer weicher wurde. Fast wäre ich über eine verschlungene Wurzel gestolpert, hätte ich nicht rechtzeitig meinen Fuß in die Höhe gerissen. Die Bäume, die dich an dem alten Gemäuer wuchsen, waren verkrümmt, und sahen wie Sklaven aus, die ausgepeitscht werden. Kurz vor der Steinterrasse hielt ich inne und sog die Luft ein. Es roch nach Moder und Staub.
Ein plötzliches Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Es war nur ein Schwarm kleiner Vögel, der sich vom Dachfirst des Hauses in die Lüfte erhob.
Etwas schlug gegen meinen Hinterkopf und ich drehte mich schlagartig um. Wieder musste ich feststellen, dass es sich um einen Ast der zahllosen Kiefern, die überall in dieser Region zu sehen waren, handelte.
Ich drehte mich wieder in Richtung des Hauses und sah, dass auf der scharlachroten Wand etwas in schwarzer Farbe geschmiert war:
Ich war in dem niedergebrannten Dorf! Sie haben mich gebissen!
Das bereitete mir sofort Unbehagen.
Mir fiel auf, dass sämtliche Eingänge und Türen zu dem eigenartigen Haus nicht nur verschlossen, sondern regelrecht mit Schränken von innen verbarrikadiert waren.
An der Eingangstür, die aus massivem Eichenholz bestand war in Bodennähe ein Schlitz, an dem das Holz klaffte. Groß genug für eine kleine Ratte. Außerdem befand sich an dieser Stelle eine Lücke zwischen zwei Schränken. Kurzum, ideal um einen Blick in das Haus zu werfen: Mir war klar, dass das keinen Sinn hätte, da es im Inneren des Hauses ja stockdunkel war, aber meine Neugier besiegte doch die Vernunft. Ich legte mich flach auf den schmutzigen Fliesenboden der Terrasse und schaute in den Spalt. Noch hielt ich Abstand, da ich ein gewisses Unbehagen nicht unterdrücken konnte. Als dieses Gefühl verflogen war, entschied ich mich, näher an den Spalt zu robben. Meine Nasenspitze war jetzt keinen Zentimeter mehr von dem Türspalt entfernt, es musste lustig ausgesehen haben. Da ich immer noch nichts sehen konnte, legte ich ein Ohr an die Tür. Gerade wollte ich mich wieder abwenden und mich wieder aufrichten, als ich ein kratzendes Geräusch vernahm.
Erschreckt sprang ich auf und trat zwei Schritte von der Tür weg. So verharrte ich einen Moment, dann bewegte ich mich wieder auf die Tür zu. In leicht gebückter Haltung legte ich erneut mein Ohr an das Eichenholz der schweren Tür. Da!
Da war es wieder. Ein leichtes Kratzten, mehr ein scharren, direkt an der Innenseite. Es musste genau an meinem Ohr gewesen sein. Das Geräusch wurde leiser und entfernte sich. Es bewegte sich nach oben.
Ich folgte ihm gespannt mit dem Ohr, bis ich ganz aufgerichtet war. Es verstummte.
Dann geschah es.
Eine Hand, oder zumindest etwas, was die Ähnlichkeit mit einer Hand besaß, schoss unter dem Türspalt hervor. Von ihr hingen graue Hautfetzen herab. Sie grub ihre kalten Finger immer mehr in meinen nackten Knöchel. Ich schrie und fiel auf den Boden, da ich das Gleichgewicht verlor. Die Hand zog unerbittlich. Ich zog meinen Fuß mit einem Ruck zurück und die Hand verschwand wieder durch die Türritze.
Dann rannte Ich sofort zu meinem Haus zurück.
Dort angekommen bereitete ich mir, immer noch zitternd ein kleines Abendessen zu und schaltete alle Lichter an, die im Haus zu finden waren. Um jeden Schrank machte ich einen großen Bogen, da ich Angst hatte, eine Hand konnte aus dem Dunklen hervor schießen und meinen Knöchel greifen. Nachdem ich gegessen hatte, eine fad schmeckende Maggi-Suppe aus der Tüte, beschloss ich zu Bett zu gehen. Mit einer vorsichtigen Bewegung glitt ich unter die Decke und wickelte sie um mich. Ich rollte mich etwas zusammen, sodass auch ja nichts nach mir tasten konnte.
Meine Träume vielen natürlich entsprechend aus. Mehrere male träumte ich von dem Haus und der Hand. Es war schrecklich.
Jedoch geschah noch etwas, dass ich wohl nie vergessen werde. Ich wachte auf. Jedoch nicht in meinem warmen Bett, wie ich es erwartet hätte, sondern in einer anderen Stadt. Vollkommen verblüfft sah ich mich um. Als ich an mir selbst hinunterblickte, bemerkte ich, dass ich nicht etwa den blauen Pyjama anhatte, den ich mir vor dem Schlafengehen angezogen hatte, sondern meine grüne Sommerjacke und eine Beigefarbene Sommerhose.
Eine Frau kam auf der Straße auf mich zu. Sie schien durch mich hindurchzuschauen. Ich beschloss kurzerhand, sie anzusprechen.
„Entschuldigung, können sie mir sagen, wo ich mich befinde?“ Ich kam mir unsagbar blöd vor.
Sie antwortete nicht, obwohl sie einen großen Bogen um mich herum machte. Das gleiche Spiel wiederholte sich, als ich einen vornehm gekleideten Herrn ansprach, der eine schwarze Aktentasche in der Hand trug.
Vollkommen verwirrt lief ich durch die zahllosen Straßen. Die Frage nach meinem Standort konnte ich mir jedoch bald selbst beantworten, als ich eine ältere Frau auf einer Bank sitzen sah, die die „New York Times“ in der Hand hielt. Auch sie bemerkte mich nicht.
Wie in aller Welt kam ich nach New York? „Ein Traum, klar“, dachte ich. Doch dieser Erkenntnis traute ich selbst nicht wirklich, da für einen Traum alles zu real war.
Doch manche Dinge passten nicht, sie schienen fehl am Platze. Als ich ein Schnellrestaurant sah, sprang mir sofort die gelbe Leuchtreklame ins Auge. „Logisch“, dachte ich. „Ein M für Mac Donalds!“ Eben nicht.
Es war ein großes, leuchtendes „D“. Darunter stand klein: „Dream Burgers“. Ungewöhnlich.
Die zweite Ungereimtheit entdeckte ich, als ein Nissan Micra an mir vorbeifuhr. Das Logo verkündete nicht etwa „NISSAN“ wie ich es erwartet hätte, sondern da stand ganz ungeniert in Crombuchstaben: „TARNISSA“. Das verblüffte mich wirklich, da das Automodell eindeutig als Nissan Micra zu identifizieren war.
Ich ging weiter und erschrak. Danach erbleichte ich. Auf der anderen Straßenseite lief ein Mann, der schlichtweg keinen Kopf besaß. Er war sauber abgetrennt, doch das offene Fleisch seines kopflosen Halses war grau. Genauso wie der Rest seiner sichtbaren Haut. Er war anscheinend tot und doch lebendig Eine schwache Erinnerung sagt mir, dass ich mich bei diesem Anblick mitten auf die Straße erbrochen habe.
Das alles wurde mir zu viel. Ich rannte vollkommen hilflos durch die Straßen und sah mich nicht mehr um.
Meine nächste Erinnerung ist, dass ich vor einem Hohen Bretterzaun stand. Das Gefühl der Ohnmacht ließ langsam ab von mir, und aus unerklärlichen Gründen stellte sich eine aberwitzige Vorfreude ein. Für mich stand fest, hinter diesem Holzzaun sollte sich alles verbergen, was ich mir je hätte wünschen können. Verzweifelt versuchte ich halt zu finden, mich auf irgendeine Weise hochzuziehen um den Zaun überwinden zu können. Vergebens.
Als ich realisierte, dass ich niemals über diesen Zaun kommen würde, brach ich fast in Tränen aus. Sogar mit systematischem Rammen gegen den Zaun versuchte ich es. Mir kam die Idee, dass man über einen anderen Durchgang auf die dahinter liegende Fläche kommen könnte.
Mit schnellen Schritten lief ich am Zaun entlang, und blieb nur einmal stehen, als mir ein Graffiti auffiel: ES GIBT IMMER EINE ALTERNATIVE! Bereise DIE verborgenen HIGHWAYS!
Ich dachte jedoch nicht länger darüber nach, was das bedeuten könnte. Um die Lage zu analysieren lehnte ich mich gegen den hohen Bretterzaun. Obwohl ich mir nicht ganz sicher war, meinte ich ein Summen wahrzunehmen, dessen Quelle eindeutig hinter dem Zaun lag.
Plötzlich bemerkte ich einen seltsamen Geruch. Ein Gemisch aus angebrannten Zwiebeln und schmelzendem Stahl. Erschrocken blickte ich mich um und sah, dass auf dem Weg ein Mann in gelber Jacke auf mich zukam. Genauer gesagt war es keine Jacke sondern eher ein Umhang. Er blickte mir in die Augen und ich in seine.
Sie waren scharlachrot. Nun bemerkte ich, dass er in der rechten Hand ein langes Messer mit mächtigem Schaft hielt. Ich meinte zu sehen, dass sogar der Griff rot war, aber das habe ich mir Möglichweise nur eingebildet.
Zum Glück war ich nun nicht mehr so benommen wie zu Anfang, bemerkte die Gefahr und rannte sofort los. Ohne mich umzusehen. Der Mann in der gelben Jacke verfolgte mich, immer noch das große Messer in der Hand. Fast hätte er mich eingeholt, hätte ich nicht einen scharfen Haken geschlagen und wäre in eine Seitengasse eingebogen.
Dummerweise übersah ich ein Schild am Anfang der Seitengasse. „Sackgasse“, verkündete es.
Bald bemerkte ich, dass diese Straße keine weiteren Fluchtmöglichkeiten bot. Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass der Mann mit dem Messer, der nur noch wenige Meter von mir entfernt war, siegessicher grinste.
Meine Rettung war, dass ich neben mir einen Rohbau erblickte. Ich durchriss die Absperrung und rannte auf das Grundstück. Überall lagen Schutt und Eisenmatten. Weiter vorne stand eine Betonmischmaschine. Vor mir lag ein unfertiges Gebäude, das nur aus nacktem Beton bestand. Die Fenster, die bis auf den Boden reichten, waren nicht eingesetzt.
Ich hoffte, mich dort verstecken zu können.
So schnell es ging stieg ich die Steinstufen herauf, direkt in das Gebäude. Etage für Etage arbeitete ich mich höher. Dennoch hörte ich eine Treppe tiefer auch die Geräusche des Mannes mit den roten Augen. Auf einmal bemerkte ich, dass ich mich auf dem obersten Stockwerk befand. Ich blieb stehen und sah mich um. Doch schon tauchte mein Verfolger am oberen Teil der Treppe auf. Er grinste und ging, das Messer erhoben, langsam auf mich zu. Wie paralysiert lief ich rückwärts. Ein Windzug fuhr durch mein Haar. Sein Grinsen wurde breiter.
Noch einen Schritt trat ich zurück.
Zu spät.
Durch ein noch unverglastes Loch in der Wand fiel ich nach unten.
Ich erinnere mich, Glocken gehört zu haben. Fürchterlich und wunderschön zugleich. Meine Augen tränten.
Erwachen.
Ich wachte wohlbehalten in meinem Bett auf. Erst nachdem ich mich beruhigt hatte, bemerkte ich, dass es bereits Nachmittag war.
Meine Erlebnisse konnte ich immer noch kaum Fassen. Genau da lag das Problem für mich.
„Habe ich das überhaupt erlebt?“
„War es ein Traum? Werde ich verrückt?“
Diese Fragen schossen mir immer wieder durch den Kopf.
Besonders die wichtigste von allen: „War das alles real?“ Ich war mir sehr sicher, dass es real war. Ich konnte denken, ich konnte fühlen und riechen. Kein Zweifel.
Oder doch? Die eigenartigen Namen, der lebende Tote und besonders der Mann in dem gelben Umhang. Diese Figuren wären schließlich besser in einem Alptraum aufgehoben gewesen.
Ergo: Wenn das nicht real war, obwohl es mir so extrem real erschien, wer garantiert mir, das diese Hütte real ist? Dieser Strand, dieses seltsame Haus und alles andere? Niemand.
Viele Stunden saß ich da und überlegte. Mein Entschluss stand fest: ich würde versuchen, das alles zu vergessen und meinen gemütlichen Urlaub fortsetzten. Kein reales/nicht reales New York, in dem man seinen TARNISSA auf den Parkplatz von Dream Burgers stellen konnte. Keine gelben Männer und schon gar keine lebende Tote.
Und natürlich keine grauen Hände, die unter Türen hervor schießen.
Daher beschloss ich, ein wenig zu malen. Das entspannt immer, das wusste ich aus Erfahrung. Jedoch wollte ich nicht nach draußen gehen, sondern eher frei aus dem Kopf heraus malen. Ich baute meine fürs Malen bestimmten Habseligkeiten auf und ließ mich inspirieren. „Vielleicht ein Stillleben?“, dachte ich mir, verwarf aber die Idee, da ich kein Obst oder Dinge dieser Art im Haus hatte. Was soll ich sagen, die Inspiration schlug zu. Und wie.
Nachdem ich den Pinsel ergriffen hatte, durchfuhr mich ein Gefühl, das einem starken elektrischen Schlag gleichkam. Ich hörte eigenartige Melodien in meinem Kopf. Stimmen. Ich sah Farben und Formen. Es war eine Art Traum. Das heißt, so kam es mir vor, denn alles passierte wirklich. Bald mischte sich eine tiefe, sonore Stimme über alle anderen Laute in meinem Kopf.
„Du hast eine lange Reise hinter dir.“, hallte es in meinem Kopf. Ich dachte nur noch an diese Stimme und an nichts anderes. Eine schwarze Rose der Finsternis erblühte vor meinen Augen. Dann wurde alles dunkel.
„Wer bist du?“, dachte ich zurück.
„Ich bin jedermann und niemand. Licht und Schatten. Überall und nirgendwo zugleich. Schon durch zahllose Ebenen bin ich gewandert.“
Von all dem, was mir die mysteriöse Stimme erzählte, verstand ich kein Wort, aber trotzdem schien ich auf irgendeine Weise zu verstehen.
„Du hast sie gespürt, nicht?“
„Wen habe ich gespürt?“, fragte ich in Gedanken.
„Die Rose. Ein Teil des gewaltigen Bollwerks, das alles zusammenhält. Doch die Mauern bröckeln. Es gibt einen Ort, der Mittelpunkt eines Rades, da wo sich alle Speichen treffen. Dort, wo alle Dimensionen sich überschneiden, wo sie sich gegenseitig stützen. Dieser eine Ort, der wichtigste von allen, kannst du nur in der Mitte aller Welten finden. Zugleich ist er doch überall, in jeder Faser. Er stütz alles, die Zeit, das Schicksal und das Leben. Bricht er, bricht alles. An diesen Ort musst du dich begeben, das ist deine Bestimmung, dein Ka.“
Mir schwirrten zahllose Fragen durch den Kopf, zahllose Gründe für einen Versuch, diesem Wahnsinn ein Ende zu machen, doch ich sagte das, wovon ich am wenigsten erwartet hätte, das es über meine Lippen kommt.
„Wie gelang ich dort hin?“
Meine Frage, besser gesagt, mein Gedanke, hallte durch die endlose Schwärze.
„Es gibt Türen. Nicht in allen Welten, aber in den meisten. So auch in deiner.“
„Das Haus!“, erkannte ich.
„Ganz genau. Du musst es betreten und die Tür öffnen. Dazu wirst du einen Schlüssel benötigen. Er ist Schlüssel und Tor zugleich.
Doch das größte Hindernis ist der Wächter.“
„Der Wächter?“, dachte ich ängstlich.
„Der Wächter ist ein Geschöpf, geschaffen zu einem Zweck: Das Tor zu beschützen, und nur die passieren zu lassen, die der Reise würdig sind.“
„Und wie werde ich würdig?“
„Du musst ihn töten.“
Licht.
Die Stimme war mit einem Schlag verschwunden. Ich kam wieder zu Bewusstsein. Schnell bemerkte ich, dass ich immer noch den Pinsel fest umklammert hielt. Ich roch Farbe. Frische Farbe. Dann sah ich das Unglaubliche.
Während meiner Ohnmacht hatte ich gemalt. Das war unmöglich, da war ich mir sicher. Doch das Acrylbild, das da vor mir auf der Staffelei stand war zweifellos echt.
Das Bild zeigte eine steinige Landschaft. In der ferne konnte man eine kleine Siedlung entdecken. Der Himmel war wolkenverhangen und wirkte trostlos.
Ich wusste was zu tun war. Heute kann ich nicht erklären, wieso ich mir so sicher war bei all dem was ich tat, aber es hatte seinen Zweck.
Ich nahm das Bild von der Staffelei und klemmte es unter den Arm. Dann verließ ich meine Hütte und ging den Strand entlang. Auf das Haus zu. Inzwischen war schon Dunkelheit hereingebrochen. Es begann zu regnen. In der Ferne hörte ich Donnergrollen.
Ich hatte erwartet, dass die Tür des Hauses immer noch verbarrikadiert sei, doch als ich vor ihr stand sah ich, dass sie geöffnet war. Das Innere des Hauses war vollkommen dunkel. Dennoch trat ich entschlossen hinein. Es war totenstill. Dunkelheit umgab mich. Hinter mir scharrte etwas über den Holzboden. Das Licht ging an.
Es war einfach da. Das Licht hatte keine Quelle. Es war einfach da und füllte den Raum aus. Hinter mir hörte ich dann eine barsche Stimme: „Du wagst es, dieses Portal zu betreten?“
Ich drehte mich um. Vor mir stand ein Mann, etwas 45 Jahre alt mit pechschwarzem Haar. Er war ungefähr 1,80 groß und hatte ein riesiges Schwert in der Hand.
Ohne jegliche Furcht antwortete ich: „Ich habe mich so entscheiden.“
Daraufhin der Mann: „ Nein, das ist falsch. Entscheidung ist eine Illusion. Man hat bereits für dich entschieden. Ebenso für mich. Obgleich deine nächste Frage die erste an mich sein wird, wird sie die letzte in deinem Leben sein. Jedoch ist die Antwort auf jene Frage so einfach, dass du sie dir selber geben könntest.“
„Wer hat für mich entschieden?“
„Ka natürlich! Dein Schicksal. Und jeder Versuch von dir, es abzuwenden verzögert nur das Unausweichliche, wozu ich geschaffen bin. Also lass und beginnen und es uns zu Ende bringen. Wenn du möchtest, gebe ich dir eine Waffe. Dann wirst du sehen wie sinnlos doch deine Bemühungen sind.“
An der Wand zu meiner linken war ein Schwert angebracht, das mit dem des Mannes identisch war. Ich ergriff es und musste feststellen dass ich es kaum gerade halten konnte. Es wog mindestens vier Kilo. Der Mann trat auf mich zu und holte mit seinem Schwert aus. Nur mühsam konnte ich parieren. Nochmals holte er behände aus. Dieser Hieb wäre tödlich gewesen, hätte ich nicht im letzten Moment das Schwert nach oben gerissen. Mit aller Kraft stieß ich das Schwert nach vorne, doch der Mann wehrte den Angriff mühelos ab. Draußen zuckten die ersten Blitze. Ich konnte hören wie ganz in der Nähe ein Blitz in einen Baum einschlug, worauf dieser mit ohrenbetäubendem Lärm zerbarst.
Dann geschah es der Mann ließ eine schnelle Folge von Hieben auf mich hernieder prasseln. Der letzt davon Schlug mir das Schwert aus der Hand. Es schlug dumpf auf dem Holzboden auf. Mein Gegner holte aus und stach zu. Ich fiel zu Boden. Schwärze.
Eine bekannte Stimme meldete sich in meinem Kopf.
„Du musst deinen Zweck vollenden! Steh auf!“
„Das geht nicht, er hat mich getötet. Wieso kann ich überhaupt noch denken?“
„Weil deine Bestimmung noch nicht erfüllt ist. Du musst an deinen Weg glauben. Er lässt es nicht zu, dass du stirbst.“
„Es hat keinen Sinn. Ich kann den Wächter nicht besiegen.“
„Du Narr! Schau nur!“
Der schwarze Vorhang teilte sich und ich sah das Bild einer Rose. Sie war das schönste was ich jemals gesehen hatte. In ihrem inneren leuchtete ein helles Licht.
Auf einmal wurde dieses Licht schwächer. Die Rose verlor ein Blatt.
„NEEEEIIIINN!“, dachte ich.
„Sie wird sterben wenn du nicht deine Bestimmung erfüllst. Also greife dein Schwert und stehe auf!“
„Das werde ich!“
Eine Wut, wie ich sie noch nie verspürt hatte, machte sich in mir breit. Ich war wütend auf den Wächter.
Ich konnte die verschwommenen Konturen des Hauses war nehmen. In meiner Brust steckte das Schwert. Ohne Schmerzen zu verspüren zog ich es einfach heraus. Ich blutete nicht einmal. Eigentlich unmöglich, aber es war so.
Meine Beine trugen mich langsam zu meinem Schwert, das ich vorher fallen ließ. Der Mann drehte sich um. Seine Gesichtszüge erschlafften.
„Das ist unmöglich!“, sagte er erstaunt.
„Nimm dein Schwert und kämpfe. Lass es und nun wirklich zu Ende bringen!“
Grimmig nahm er das Schwert. Eine wunderbare Kraft durchströmte meinen Körper. Mit gezielten Hieben trieb ich den Wächter hinaus in den Donner. Sofort wurde ich durchnässt. Direkt neben uns schlug ein Blitz in einen Baum.
„Du kannst gar nicht am Leben sein! Das ist unmöglich! Und trotzdem werde ich dich töten!“
„Versuche es nur! Ich glaube an meine Bestimmung!“, entgegnete ich.
Allmählich jedoch wurde ich schwächer. Mein Gegner schien das sofort zu bemerken und schlug immer härter zu. Ich ließ mich von ihm immer weiter zurück treiben. Ein kräftiger Schlag seines Schwertes ließ meines nach unten schnellen. Das nutze er und riss sein Schwert nach oben. Er wollte wohl das gleiche wie zuvor wiederholen. Doch ich stieß mein Schwert mit letzter Kraft in einem Bogen nach oben. Die klinge meines Gegner erstarrte.
Ich hatte ihn mitten ins Herz getroffen. Daraufhin warf ich mein Schwert in den Sand und bewegte mich wieder auf das Haus zu.
„Das Bild! Wo ist das Bild?“, dachte ich. Im Eifer des Gefechts hatte ich das ganz vergessen. Doch dann fiel mir ein, dass es noch im Haus war. Ich hatte mein Ziel erreicht.
„Es ist noch nicht zu Ende!“, hörte ich hinter mir. Da stand er wieder, der Wächter. Er hatte das Schwert da herausgezogen, wo das Hertz hätte sein müssen.
„Hast du geglaubt, dass ich ein Mensch bin?“, fragte er höhnisch.
„Es ist noch nicht zu Ende!“, wiederholte er.
„Doch, das ist es!“, schrie ich zurück.
Er hob seine Waffe.
Dann zuckte ein Blitz vom Himmel und traf das blutbeschmierte Schwert des Wächters. Er heulte auf. Der Blitz schien durch ihn hindurch zu fahren. Sein Körper ging in Flammen auf. Den Rest des Schauspiels ersparte ich mir und ging in das Haus. Das Bild lag in der Tat auf dem Boden doch die Oberfläche zeigte keine Pinselstriche mehr, sondern ein Fenster.
Ein Fenster zu einer anderen Welt. Ohne zu zögern steckte ich meine Hand hinein. Der Rest passierte schnell. ich wurde schlagartig in das Bild gezogen.
Hier endet meine Geschichte.
Ich weiß nun, dass es keinen Sinn hat sich gegen das Ka aufzulehnen.
Ich weiß, dass ich nicht der einzige bin, der den Turm sucht.
Ich weiß, dass ich ihn finden muss.
Den Ort, an dem sich alle Welten überschneiden, an dem sich alle Kräfte bündeln. Die Speiche aller Dimensionen.
Isabelle
Ich möchte ihnen eine Geschichte erzählen. Eine wahre Geschichte.
Ich entschloss mich das Haus zu mieten, als ich meinen Urlaub begann. Mein Ziel war es, ein paar ruhige Wochen in Frankreich zu verbringen. Die wunderbare Meerlandschaft reizte mich.
Ich bin Maler. Deswegen hat es mir die Küste von Frankreich angetan. Die sanften Pastellfarben, das vom Wasser gebrochene Abendlicht, melancholisch im Wasser dümpelnde Fischerboote, das war perfekt. Besonders mit Aquarellfarben ließ sich diese Stimmung sehr gut einfangen.
Aber was mich noch mehr begeisterte, war die himmlische Ruhe.
Ich lief am Strand entlang, unter meinen Füßen der feine, leicht gelbliche Sand des Atlantiks. Die Wellen spülten kleine Schaumkronen heran. Als eine zerbrochene Muschel sich in meinen nackten Fuß drückte, stieß ich einen Schmerzensschrei aus. Man musste vorsichtig sein, denn nicht selten lagen Glasscherben im Sand versteckt. Nach einem kleinen Fußmarsch kam ich in eine malerische Bucht. Sofort sprang mir die kleine, lieblich gestaltete Holzhütte ins Auge. Zu meiner Überraschung prangte ein großes Schild an ihrer Front. “A louer!”, verkündete es. Das bedeutet “zu vermieten!”. Darunter stand eine E-Mailadresse: JosepheBourger@aol.com. Freudig notierte ich sie auf den Skizzenblock den ich immer bei mir trug. Mit dem Malen ist es so wie mit dem Schreiben. Wenn man eine Inspiration hat, muss man sie beim Schopf packen. Ich habe mal von einem Schriftsteller gehört, der all seine Ideen in eine “Schublade” steckt, und sie dort aufbewahrt. (Ich glaube, der hieß Stanly Wing oder so ähnlich, war ein Amerikaner..) Dieser Block ist meine Schublade. Wenn ich ein gutes Motiv im Blick habe, bleibe ich ungeniert stehen, zücke meinen weichen 6b Farber-Castell Bleistift, und beginne zu skizzieren.
Ich begab mich zu meinem Auto zurück, ein dunkelblauer Range Rover, 4,6 Liter V 8. Nicht das ich mir diesen Wagen als Maler verdient hätte, im “echten Leben” bin ich als Immobilienmakler tätig. Mit Erfolg, wie ich sagen will, aber nicht zum Angeben. Englische Autos gefallen mir sehr gut, und wenn das Geschäft noch besser liefe, würde ich wohl einen Aston Martin Vanquish mein Eigen nennen.
Nach ein paar kurzen Handgriffen hatte ich meinen kleinen Laptop installiert, immer noch hinter dem Lenkrad sitzend. Mithilfe der (nein, ich will hier keine Werbung machen, aber Technik reizt mich einfach) Vodafon Mobile Card konnte ich in Windeseile ins Internet gelangen. Meine E-Mail an JosepheBourger@aol.com fiel kurz und sachlich aus.
Und auch wenige Tage später verließ ich meinen kleinen Bungalow in der Innenstadt und bezog die wohnliche Fischerhütte in der Bucht, die, nach einem Schild nach, den Namen “Baie Rosé” trug. Rosafarbene Bucht. Ich musste unweigerlich an Rosen denken.
Das Holzhaus war ordentlich ausgestattet, Bad, Schlafzimmer, Küche, alles in bestem Zustand. Sollte mir der Sinn nach den kulinarischen Köstlichkeiten der Region stehen, hatte ich die Möglichkeit in ein Restaurant zu gehen, dass kaum einen Kilometer entfernt lag. Sein Name war “Chez Hortense” und im Guide Michelin konnte man diesen Namen ebenfalls finden. Dementsprechend waren auch die Preise gestaltet. Dreißig Euro für einen seltsamen Fisch namens “Turbot” erschienen mir doch etwas viel. Und mein Haus hatte sogar eine Mikrowelle, in der ich mir ohne großen Aufwand ein Fertiggericht zubereiten konnte.
Das zweite Haus bemerkte ich erst später. Es war an einem sonnigen morgen. Als ich in meinem Bett aufwachte, konnte ich verschiedene Vögel durch das offene Fenster zwitschern hören. Ich trat zur Tür heraus und bekam sofort eine gewaltige Lust zum malen. Vor mir bot sich das beste Motiv, das ich seit langem auf Leinwand bannen wollte. Ich flitze in mein Haus und holte meine Malutensilien. Pinsel (breite, dünne, flächige aus Schweineborsten und sehr feine aus Kunststofffaser), Wasserglas und ein Komplettdeck Künstleracrylfarben von der Firma Schminke. Unter den anderen Arm hatte ich eine kleine Staffelei geklemmt. Vor lauter Eifer bemerkte ich nicht einmal, dass ich keine Sandalen anhatte, bis mich ein Stück Treibholz unter meinem rechten Fuß in die Wirklichkeit zurückholte. Als wäre das ein Zeichen gewesen, blieb ich stehen und baute meine Ausrüstung auf. Aus einem kleinen Metallkästchen griff ich mir ein Stück Kreide, und begann auf der Leinwand zu skizzieren. Die Horizontlinie, das Wasser, den hellen Sand und weitere grobe Details. Ich setzte auf meiner kleinen Holzpalette etwas Farben an, Preußischblau für das Wasser, Englischrot für die aufgehende Sonne und lichter Ocker für den Strand. Die feineren Farbtöne konnte ich mir nach und nach mischen.
Was ich in Wirklichkeit malte, bemerkte ich erst später. Ich war wie gewohnt in die Ekstase gefallen, die mich immer beim Malen befällt. Dann vergesse ich, was um mich geschieht.
Ich malte es. Das Haus. Isabelle. Richtig wahrgenommen habe ich es erst als das Bild vollendet war.
Das Haus stand zwischen hohen Kiefern versteckt. Es war offensichtlich schon lange Zeit verlassen. Wenn überhaupt jemals jemand darin gewohnt hat. Die steinerne Terrasse war halb zugewuchert mit undefinierbaren Pflanzen. Der Dachstuhl war an manchen Stellen eingebrochen, genauso wie der Balkon, der von maroden Holzstützen getragen wurde. Der scharlachrote Anstrich blätterte an manchen Stellen ab. Kurz unterhalb des Dachfirsts war ein Name zu lesen: Isabelle.
In Frankreich ist es üblich, dem eigenen Haus einen Namen zu geben, aber dennoch zog mich dieses spezielle Haus sofort in seinen Bann. Verwundert darüber, dass ich Isabelle erst jetzt bemerkt hatte, ließ ich die Pinsel fallen. Die malerische Ekstase hatte mich verlassen. An ihre Stelle war nun ein Gefühlsgemisch aus Angst und Erstaunen getreten. Das Haus, oder besser gesagt diese Ruine, zog mich an wie ein Magnet den Nagel. Der Holzzaun war an manchen Stellen zerbrochen, aber die verrosteten Eingangstore waren ohnehin aus ihren großen Scharnieren gerissen. Unter meinen Füßen fühlte ich, wie der Sand immer weicher wurde. Fast wäre ich über eine verschlungene Wurzel gestolpert, hätte ich nicht rechtzeitig meinen Fuß in die Höhe gerissen. Die Bäume, die dich an dem alten Gemäuer wuchsen, waren verkrümmt, und sahen wie Sklaven aus, die ausgepeitscht werden. Kurz vor der Steinterrasse hielt ich inne und sog die Luft ein. Es roch nach Moder und Staub.
Ein plötzliches Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Es war nur ein Schwarm kleiner Vögel, der sich vom Dachfirst des Hauses in die Lüfte erhob.
Etwas schlug gegen meinen Hinterkopf und ich drehte mich schlagartig um. Wieder musste ich feststellen, dass es sich um einen Ast der zahllosen Kiefern, die überall in dieser Region zu sehen waren, handelte.
Ich drehte mich wieder in Richtung des Hauses und sah, dass auf der scharlachroten Wand etwas in schwarzer Farbe geschmiert war:
Ich war in dem niedergebrannten Dorf! Sie haben mich gebissen!
Das bereitete mir sofort Unbehagen.
Mir fiel auf, dass sämtliche Eingänge und Türen zu dem eigenartigen Haus nicht nur verschlossen, sondern regelrecht mit Schränken von innen verbarrikadiert waren.
An der Eingangstür, die aus massivem Eichenholz bestand war in Bodennähe ein Schlitz, an dem das Holz klaffte. Groß genug für eine kleine Ratte. Außerdem befand sich an dieser Stelle eine Lücke zwischen zwei Schränken. Kurzum, ideal um einen Blick in das Haus zu werfen: Mir war klar, dass das keinen Sinn hätte, da es im Inneren des Hauses ja stockdunkel war, aber meine Neugier besiegte doch die Vernunft. Ich legte mich flach auf den schmutzigen Fliesenboden der Terrasse und schaute in den Spalt. Noch hielt ich Abstand, da ich ein gewisses Unbehagen nicht unterdrücken konnte. Als dieses Gefühl verflogen war, entschied ich mich, näher an den Spalt zu robben. Meine Nasenspitze war jetzt keinen Zentimeter mehr von dem Türspalt entfernt, es musste lustig ausgesehen haben. Da ich immer noch nichts sehen konnte, legte ich ein Ohr an die Tür. Gerade wollte ich mich wieder abwenden und mich wieder aufrichten, als ich ein kratzendes Geräusch vernahm.
Erschreckt sprang ich auf und trat zwei Schritte von der Tür weg. So verharrte ich einen Moment, dann bewegte ich mich wieder auf die Tür zu. In leicht gebückter Haltung legte ich erneut mein Ohr an das Eichenholz der schweren Tür. Da!
Da war es wieder. Ein leichtes Kratzten, mehr ein scharren, direkt an der Innenseite. Es musste genau an meinem Ohr gewesen sein. Das Geräusch wurde leiser und entfernte sich. Es bewegte sich nach oben.
Ich folgte ihm gespannt mit dem Ohr, bis ich ganz aufgerichtet war. Es verstummte.
Dann geschah es.
Eine Hand, oder zumindest etwas, was die Ähnlichkeit mit einer Hand besaß, schoss unter dem Türspalt hervor. Von ihr hingen graue Hautfetzen herab. Sie grub ihre kalten Finger immer mehr in meinen nackten Knöchel. Ich schrie und fiel auf den Boden, da ich das Gleichgewicht verlor. Die Hand zog unerbittlich. Ich zog meinen Fuß mit einem Ruck zurück und die Hand verschwand wieder durch die Türritze.
Dann rannte Ich sofort zu meinem Haus zurück.
Dort angekommen bereitete ich mir, immer noch zitternd ein kleines Abendessen zu und schaltete alle Lichter an, die im Haus zu finden waren. Um jeden Schrank machte ich einen großen Bogen, da ich Angst hatte, eine Hand konnte aus dem Dunklen hervor schießen und meinen Knöchel greifen. Nachdem ich gegessen hatte, eine fad schmeckende Maggi-Suppe aus der Tüte, beschloss ich zu Bett zu gehen. Mit einer vorsichtigen Bewegung glitt ich unter die Decke und wickelte sie um mich. Ich rollte mich etwas zusammen, sodass auch ja nichts nach mir tasten konnte.
Meine Träume vielen natürlich entsprechend aus. Mehrere male träumte ich von dem Haus und der Hand. Es war schrecklich.
Jedoch geschah noch etwas, dass ich wohl nie vergessen werde. Ich wachte auf. Jedoch nicht in meinem warmen Bett, wie ich es erwartet hätte, sondern in einer anderen Stadt. Vollkommen verblüfft sah ich mich um. Als ich an mir selbst hinunterblickte, bemerkte ich, dass ich nicht etwa den blauen Pyjama anhatte, den ich mir vor dem Schlafengehen angezogen hatte, sondern meine grüne Sommerjacke und eine Beigefarbene Sommerhose.
Eine Frau kam auf der Straße auf mich zu. Sie schien durch mich hindurchzuschauen. Ich beschloss kurzerhand, sie anzusprechen.
„Entschuldigung, können sie mir sagen, wo ich mich befinde?“ Ich kam mir unsagbar blöd vor.
Sie antwortete nicht, obwohl sie einen großen Bogen um mich herum machte. Das gleiche Spiel wiederholte sich, als ich einen vornehm gekleideten Herrn ansprach, der eine schwarze Aktentasche in der Hand trug.
Vollkommen verwirrt lief ich durch die zahllosen Straßen. Die Frage nach meinem Standort konnte ich mir jedoch bald selbst beantworten, als ich eine ältere Frau auf einer Bank sitzen sah, die die „New York Times“ in der Hand hielt. Auch sie bemerkte mich nicht.
Wie in aller Welt kam ich nach New York? „Ein Traum, klar“, dachte ich. Doch dieser Erkenntnis traute ich selbst nicht wirklich, da für einen Traum alles zu real war.
Doch manche Dinge passten nicht, sie schienen fehl am Platze. Als ich ein Schnellrestaurant sah, sprang mir sofort die gelbe Leuchtreklame ins Auge. „Logisch“, dachte ich. „Ein M für Mac Donalds!“ Eben nicht.
Es war ein großes, leuchtendes „D“. Darunter stand klein: „Dream Burgers“. Ungewöhnlich.
Die zweite Ungereimtheit entdeckte ich, als ein Nissan Micra an mir vorbeifuhr. Das Logo verkündete nicht etwa „NISSAN“ wie ich es erwartet hätte, sondern da stand ganz ungeniert in Crombuchstaben: „TARNISSA“. Das verblüffte mich wirklich, da das Automodell eindeutig als Nissan Micra zu identifizieren war.
Ich ging weiter und erschrak. Danach erbleichte ich. Auf der anderen Straßenseite lief ein Mann, der schlichtweg keinen Kopf besaß. Er war sauber abgetrennt, doch das offene Fleisch seines kopflosen Halses war grau. Genauso wie der Rest seiner sichtbaren Haut. Er war anscheinend tot und doch lebendig Eine schwache Erinnerung sagt mir, dass ich mich bei diesem Anblick mitten auf die Straße erbrochen habe.
Das alles wurde mir zu viel. Ich rannte vollkommen hilflos durch die Straßen und sah mich nicht mehr um.
Meine nächste Erinnerung ist, dass ich vor einem Hohen Bretterzaun stand. Das Gefühl der Ohnmacht ließ langsam ab von mir, und aus unerklärlichen Gründen stellte sich eine aberwitzige Vorfreude ein. Für mich stand fest, hinter diesem Holzzaun sollte sich alles verbergen, was ich mir je hätte wünschen können. Verzweifelt versuchte ich halt zu finden, mich auf irgendeine Weise hochzuziehen um den Zaun überwinden zu können. Vergebens.
Als ich realisierte, dass ich niemals über diesen Zaun kommen würde, brach ich fast in Tränen aus. Sogar mit systematischem Rammen gegen den Zaun versuchte ich es. Mir kam die Idee, dass man über einen anderen Durchgang auf die dahinter liegende Fläche kommen könnte.
Mit schnellen Schritten lief ich am Zaun entlang, und blieb nur einmal stehen, als mir ein Graffiti auffiel: ES GIBT IMMER EINE ALTERNATIVE! Bereise DIE verborgenen HIGHWAYS!
Ich dachte jedoch nicht länger darüber nach, was das bedeuten könnte. Um die Lage zu analysieren lehnte ich mich gegen den hohen Bretterzaun. Obwohl ich mir nicht ganz sicher war, meinte ich ein Summen wahrzunehmen, dessen Quelle eindeutig hinter dem Zaun lag.
Plötzlich bemerkte ich einen seltsamen Geruch. Ein Gemisch aus angebrannten Zwiebeln und schmelzendem Stahl. Erschrocken blickte ich mich um und sah, dass auf dem Weg ein Mann in gelber Jacke auf mich zukam. Genauer gesagt war es keine Jacke sondern eher ein Umhang. Er blickte mir in die Augen und ich in seine.
Sie waren scharlachrot. Nun bemerkte ich, dass er in der rechten Hand ein langes Messer mit mächtigem Schaft hielt. Ich meinte zu sehen, dass sogar der Griff rot war, aber das habe ich mir Möglichweise nur eingebildet.
Zum Glück war ich nun nicht mehr so benommen wie zu Anfang, bemerkte die Gefahr und rannte sofort los. Ohne mich umzusehen. Der Mann in der gelben Jacke verfolgte mich, immer noch das große Messer in der Hand. Fast hätte er mich eingeholt, hätte ich nicht einen scharfen Haken geschlagen und wäre in eine Seitengasse eingebogen.
Dummerweise übersah ich ein Schild am Anfang der Seitengasse. „Sackgasse“, verkündete es.
Bald bemerkte ich, dass diese Straße keine weiteren Fluchtmöglichkeiten bot. Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass der Mann mit dem Messer, der nur noch wenige Meter von mir entfernt war, siegessicher grinste.
Meine Rettung war, dass ich neben mir einen Rohbau erblickte. Ich durchriss die Absperrung und rannte auf das Grundstück. Überall lagen Schutt und Eisenmatten. Weiter vorne stand eine Betonmischmaschine. Vor mir lag ein unfertiges Gebäude, das nur aus nacktem Beton bestand. Die Fenster, die bis auf den Boden reichten, waren nicht eingesetzt.
Ich hoffte, mich dort verstecken zu können.
So schnell es ging stieg ich die Steinstufen herauf, direkt in das Gebäude. Etage für Etage arbeitete ich mich höher. Dennoch hörte ich eine Treppe tiefer auch die Geräusche des Mannes mit den roten Augen. Auf einmal bemerkte ich, dass ich mich auf dem obersten Stockwerk befand. Ich blieb stehen und sah mich um. Doch schon tauchte mein Verfolger am oberen Teil der Treppe auf. Er grinste und ging, das Messer erhoben, langsam auf mich zu. Wie paralysiert lief ich rückwärts. Ein Windzug fuhr durch mein Haar. Sein Grinsen wurde breiter.
Noch einen Schritt trat ich zurück.
Zu spät.
Durch ein noch unverglastes Loch in der Wand fiel ich nach unten.
Ich erinnere mich, Glocken gehört zu haben. Fürchterlich und wunderschön zugleich. Meine Augen tränten.
Erwachen.
Ich wachte wohlbehalten in meinem Bett auf. Erst nachdem ich mich beruhigt hatte, bemerkte ich, dass es bereits Nachmittag war.
Meine Erlebnisse konnte ich immer noch kaum Fassen. Genau da lag das Problem für mich.
„Habe ich das überhaupt erlebt?“
„War es ein Traum? Werde ich verrückt?“
Diese Fragen schossen mir immer wieder durch den Kopf.
Besonders die wichtigste von allen: „War das alles real?“ Ich war mir sehr sicher, dass es real war. Ich konnte denken, ich konnte fühlen und riechen. Kein Zweifel.
Oder doch? Die eigenartigen Namen, der lebende Tote und besonders der Mann in dem gelben Umhang. Diese Figuren wären schließlich besser in einem Alptraum aufgehoben gewesen.
Ergo: Wenn das nicht real war, obwohl es mir so extrem real erschien, wer garantiert mir, das diese Hütte real ist? Dieser Strand, dieses seltsame Haus und alles andere? Niemand.
Viele Stunden saß ich da und überlegte. Mein Entschluss stand fest: ich würde versuchen, das alles zu vergessen und meinen gemütlichen Urlaub fortsetzten. Kein reales/nicht reales New York, in dem man seinen TARNISSA auf den Parkplatz von Dream Burgers stellen konnte. Keine gelben Männer und schon gar keine lebende Tote.
Und natürlich keine grauen Hände, die unter Türen hervor schießen.
Daher beschloss ich, ein wenig zu malen. Das entspannt immer, das wusste ich aus Erfahrung. Jedoch wollte ich nicht nach draußen gehen, sondern eher frei aus dem Kopf heraus malen. Ich baute meine fürs Malen bestimmten Habseligkeiten auf und ließ mich inspirieren. „Vielleicht ein Stillleben?“, dachte ich mir, verwarf aber die Idee, da ich kein Obst oder Dinge dieser Art im Haus hatte. Was soll ich sagen, die Inspiration schlug zu. Und wie.
Nachdem ich den Pinsel ergriffen hatte, durchfuhr mich ein Gefühl, das einem starken elektrischen Schlag gleichkam. Ich hörte eigenartige Melodien in meinem Kopf. Stimmen. Ich sah Farben und Formen. Es war eine Art Traum. Das heißt, so kam es mir vor, denn alles passierte wirklich. Bald mischte sich eine tiefe, sonore Stimme über alle anderen Laute in meinem Kopf.
„Du hast eine lange Reise hinter dir.“, hallte es in meinem Kopf. Ich dachte nur noch an diese Stimme und an nichts anderes. Eine schwarze Rose der Finsternis erblühte vor meinen Augen. Dann wurde alles dunkel.
„Wer bist du?“, dachte ich zurück.
„Ich bin jedermann und niemand. Licht und Schatten. Überall und nirgendwo zugleich. Schon durch zahllose Ebenen bin ich gewandert.“
Von all dem, was mir die mysteriöse Stimme erzählte, verstand ich kein Wort, aber trotzdem schien ich auf irgendeine Weise zu verstehen.
„Du hast sie gespürt, nicht?“
„Wen habe ich gespürt?“, fragte ich in Gedanken.
„Die Rose. Ein Teil des gewaltigen Bollwerks, das alles zusammenhält. Doch die Mauern bröckeln. Es gibt einen Ort, der Mittelpunkt eines Rades, da wo sich alle Speichen treffen. Dort, wo alle Dimensionen sich überschneiden, wo sie sich gegenseitig stützen. Dieser eine Ort, der wichtigste von allen, kannst du nur in der Mitte aller Welten finden. Zugleich ist er doch überall, in jeder Faser. Er stütz alles, die Zeit, das Schicksal und das Leben. Bricht er, bricht alles. An diesen Ort musst du dich begeben, das ist deine Bestimmung, dein Ka.“
Mir schwirrten zahllose Fragen durch den Kopf, zahllose Gründe für einen Versuch, diesem Wahnsinn ein Ende zu machen, doch ich sagte das, wovon ich am wenigsten erwartet hätte, das es über meine Lippen kommt.
„Wie gelang ich dort hin?“
Meine Frage, besser gesagt, mein Gedanke, hallte durch die endlose Schwärze.
„Es gibt Türen. Nicht in allen Welten, aber in den meisten. So auch in deiner.“
„Das Haus!“, erkannte ich.
„Ganz genau. Du musst es betreten und die Tür öffnen. Dazu wirst du einen Schlüssel benötigen. Er ist Schlüssel und Tor zugleich.
Doch das größte Hindernis ist der Wächter.“
„Der Wächter?“, dachte ich ängstlich.
„Der Wächter ist ein Geschöpf, geschaffen zu einem Zweck: Das Tor zu beschützen, und nur die passieren zu lassen, die der Reise würdig sind.“
„Und wie werde ich würdig?“
„Du musst ihn töten.“
Licht.
Die Stimme war mit einem Schlag verschwunden. Ich kam wieder zu Bewusstsein. Schnell bemerkte ich, dass ich immer noch den Pinsel fest umklammert hielt. Ich roch Farbe. Frische Farbe. Dann sah ich das Unglaubliche.
Während meiner Ohnmacht hatte ich gemalt. Das war unmöglich, da war ich mir sicher. Doch das Acrylbild, das da vor mir auf der Staffelei stand war zweifellos echt.
Das Bild zeigte eine steinige Landschaft. In der ferne konnte man eine kleine Siedlung entdecken. Der Himmel war wolkenverhangen und wirkte trostlos.
Ich wusste was zu tun war. Heute kann ich nicht erklären, wieso ich mir so sicher war bei all dem was ich tat, aber es hatte seinen Zweck.
Ich nahm das Bild von der Staffelei und klemmte es unter den Arm. Dann verließ ich meine Hütte und ging den Strand entlang. Auf das Haus zu. Inzwischen war schon Dunkelheit hereingebrochen. Es begann zu regnen. In der Ferne hörte ich Donnergrollen.
Ich hatte erwartet, dass die Tür des Hauses immer noch verbarrikadiert sei, doch als ich vor ihr stand sah ich, dass sie geöffnet war. Das Innere des Hauses war vollkommen dunkel. Dennoch trat ich entschlossen hinein. Es war totenstill. Dunkelheit umgab mich. Hinter mir scharrte etwas über den Holzboden. Das Licht ging an.
Es war einfach da. Das Licht hatte keine Quelle. Es war einfach da und füllte den Raum aus. Hinter mir hörte ich dann eine barsche Stimme: „Du wagst es, dieses Portal zu betreten?“
Ich drehte mich um. Vor mir stand ein Mann, etwas 45 Jahre alt mit pechschwarzem Haar. Er war ungefähr 1,80 groß und hatte ein riesiges Schwert in der Hand.
Ohne jegliche Furcht antwortete ich: „Ich habe mich so entscheiden.“
Daraufhin der Mann: „ Nein, das ist falsch. Entscheidung ist eine Illusion. Man hat bereits für dich entschieden. Ebenso für mich. Obgleich deine nächste Frage die erste an mich sein wird, wird sie die letzte in deinem Leben sein. Jedoch ist die Antwort auf jene Frage so einfach, dass du sie dir selber geben könntest.“
„Wer hat für mich entschieden?“
„Ka natürlich! Dein Schicksal. Und jeder Versuch von dir, es abzuwenden verzögert nur das Unausweichliche, wozu ich geschaffen bin. Also lass und beginnen und es uns zu Ende bringen. Wenn du möchtest, gebe ich dir eine Waffe. Dann wirst du sehen wie sinnlos doch deine Bemühungen sind.“
An der Wand zu meiner linken war ein Schwert angebracht, das mit dem des Mannes identisch war. Ich ergriff es und musste feststellen dass ich es kaum gerade halten konnte. Es wog mindestens vier Kilo. Der Mann trat auf mich zu und holte mit seinem Schwert aus. Nur mühsam konnte ich parieren. Nochmals holte er behände aus. Dieser Hieb wäre tödlich gewesen, hätte ich nicht im letzten Moment das Schwert nach oben gerissen. Mit aller Kraft stieß ich das Schwert nach vorne, doch der Mann wehrte den Angriff mühelos ab. Draußen zuckten die ersten Blitze. Ich konnte hören wie ganz in der Nähe ein Blitz in einen Baum einschlug, worauf dieser mit ohrenbetäubendem Lärm zerbarst.
Dann geschah es der Mann ließ eine schnelle Folge von Hieben auf mich hernieder prasseln. Der letzt davon Schlug mir das Schwert aus der Hand. Es schlug dumpf auf dem Holzboden auf. Mein Gegner holte aus und stach zu. Ich fiel zu Boden. Schwärze.
Eine bekannte Stimme meldete sich in meinem Kopf.
„Du musst deinen Zweck vollenden! Steh auf!“
„Das geht nicht, er hat mich getötet. Wieso kann ich überhaupt noch denken?“
„Weil deine Bestimmung noch nicht erfüllt ist. Du musst an deinen Weg glauben. Er lässt es nicht zu, dass du stirbst.“
„Es hat keinen Sinn. Ich kann den Wächter nicht besiegen.“
„Du Narr! Schau nur!“
Der schwarze Vorhang teilte sich und ich sah das Bild einer Rose. Sie war das schönste was ich jemals gesehen hatte. In ihrem inneren leuchtete ein helles Licht.
Auf einmal wurde dieses Licht schwächer. Die Rose verlor ein Blatt.
„NEEEEIIIINN!“, dachte ich.
„Sie wird sterben wenn du nicht deine Bestimmung erfüllst. Also greife dein Schwert und stehe auf!“
„Das werde ich!“
Eine Wut, wie ich sie noch nie verspürt hatte, machte sich in mir breit. Ich war wütend auf den Wächter.
Ich konnte die verschwommenen Konturen des Hauses war nehmen. In meiner Brust steckte das Schwert. Ohne Schmerzen zu verspüren zog ich es einfach heraus. Ich blutete nicht einmal. Eigentlich unmöglich, aber es war so.
Meine Beine trugen mich langsam zu meinem Schwert, das ich vorher fallen ließ. Der Mann drehte sich um. Seine Gesichtszüge erschlafften.
„Das ist unmöglich!“, sagte er erstaunt.
„Nimm dein Schwert und kämpfe. Lass es und nun wirklich zu Ende bringen!“
Grimmig nahm er das Schwert. Eine wunderbare Kraft durchströmte meinen Körper. Mit gezielten Hieben trieb ich den Wächter hinaus in den Donner. Sofort wurde ich durchnässt. Direkt neben uns schlug ein Blitz in einen Baum.
„Du kannst gar nicht am Leben sein! Das ist unmöglich! Und trotzdem werde ich dich töten!“
„Versuche es nur! Ich glaube an meine Bestimmung!“, entgegnete ich.
Allmählich jedoch wurde ich schwächer. Mein Gegner schien das sofort zu bemerken und schlug immer härter zu. Ich ließ mich von ihm immer weiter zurück treiben. Ein kräftiger Schlag seines Schwertes ließ meines nach unten schnellen. Das nutze er und riss sein Schwert nach oben. Er wollte wohl das gleiche wie zuvor wiederholen. Doch ich stieß mein Schwert mit letzter Kraft in einem Bogen nach oben. Die klinge meines Gegner erstarrte.
Ich hatte ihn mitten ins Herz getroffen. Daraufhin warf ich mein Schwert in den Sand und bewegte mich wieder auf das Haus zu.
„Das Bild! Wo ist das Bild?“, dachte ich. Im Eifer des Gefechts hatte ich das ganz vergessen. Doch dann fiel mir ein, dass es noch im Haus war. Ich hatte mein Ziel erreicht.
„Es ist noch nicht zu Ende!“, hörte ich hinter mir. Da stand er wieder, der Wächter. Er hatte das Schwert da herausgezogen, wo das Hertz hätte sein müssen.
„Hast du geglaubt, dass ich ein Mensch bin?“, fragte er höhnisch.
„Es ist noch nicht zu Ende!“, wiederholte er.
„Doch, das ist es!“, schrie ich zurück.
Er hob seine Waffe.
Dann zuckte ein Blitz vom Himmel und traf das blutbeschmierte Schwert des Wächters. Er heulte auf. Der Blitz schien durch ihn hindurch zu fahren. Sein Körper ging in Flammen auf. Den Rest des Schauspiels ersparte ich mir und ging in das Haus. Das Bild lag in der Tat auf dem Boden doch die Oberfläche zeigte keine Pinselstriche mehr, sondern ein Fenster.
Ein Fenster zu einer anderen Welt. Ohne zu zögern steckte ich meine Hand hinein. Der Rest passierte schnell. ich wurde schlagartig in das Bild gezogen.
Hier endet meine Geschichte.
Ich weiß nun, dass es keinen Sinn hat sich gegen das Ka aufzulehnen.
Ich weiß, dass ich nicht der einzige bin, der den Turm sucht.
Ich weiß, dass ich ihn finden muss.
Den Ort, an dem sich alle Welten überschneiden, an dem sich alle Kräfte bündeln. Die Speiche aller Dimensionen.
hi!
ich find die geschichte ist gut geschrieben! die umgebubg und die gedanken der person sind immer sehr ausführlich geschrieben!
aber warum ist die person denn dazu bestimmt diesen ort zu finden? was passiert wenn sie ihn gefunden hat?
kasumi :)
ich find die geschichte ist gut geschrieben! die umgebubg und die gedanken der person sind immer sehr ausführlich geschrieben!
aber warum ist die person denn dazu bestimmt diesen ort zu finden? was passiert wenn sie ihn gefunden hat?
kasumi :)
Pfuuu, sieht nach einem offenen Ende aus.... Wieso sie dazu bestimmt ist? Schicksal!
ganz gut. Die Umgebung ist gut erläutert und die Gedanken ind wiegesagt gut erklärt, aber es bleibt zu viel unklar und viel zu viele Rechtschreibfehler verderben den Spaß m Lesen. ´Trotzdem echt gut.
Ragga!
Ragga!
was war denn nun eigentlich die bedeutung von diesen sachen wie dream burgers und tarnissa?
naja..die rechtschreibfehler sind mir egal
finde die geschichte soweit ganz gut. das mit dem wächter ist irgendwie etwas plumb bzw. das mit der wahren geschichte...und ich hab beim lesen das gefühl, dass es irgendwie unrund ist. aber sonst gefällts mir ganz gut, ne fortsetzung wäre vielleicht ganz interessant.
finde die geschichte soweit ganz gut. das mit dem wächter ist irgendwie etwas plumb bzw. das mit der wahren geschichte...und ich hab beim lesen das gefühl, dass es irgendwie unrund ist. aber sonst gefällts mir ganz gut, ne fortsetzung wäre vielleicht ganz interessant.
@kasumi: Das beudeuted, dass er in eine ähnliche, aber nicht identische Parallelwelt geraten ist.
@Muppeds: Was meinst du mit "wahren Geschichte"?
@Muppeds: Was meinst du mit "wahren Geschichte"?
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