Rückblende (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

Rückblende (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

die bemerkungen neben den kapiteln sind für mich gedacht, war nur zu faul sie zu löschen.
bitte um kritik.

Rückblende

1. Schmerz (Einführung/ändern oder weglassen?)

Der Nebel der Verbitterung trübte seine Sicht der Dinge. Verhinderte einen klaren Blick auf das Geschehene. Wie hatte das passieren können?
Zorn spiegelte sich in seinem Gesicht. Der kalte Stahl blitzte auf im flackerndem Kerzenschein.
Entschlossen verließ er das Haus.

2. Vertreibung

Lena wachte mit einem sehr lauem Gefühl im Magen auf. Sie war es schon gewohnt, jedoch nicht so krampfhaft und intensiv wie heute.
Der Tag war gekommen. Sie richtete sich in ihrem Bett mühsam auf und schleppte ihre müden Knochen zur Kommode. Nachdem sie sich angezogen hatte und ihre grauen langen Haare hinter dem Kopf zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte ging die kleine Frau durch das Haus um die anderen zu wecken. Sie musste sich beeilen. „Aufstehen! Taris! Kemin! Ihr Faulpelze, hoch mit euch. Es ist wieder soweit.“
Verschlafen lugten die beiden aus ihren Betten hervor mit ihren kleinen knopfartigen Augen.
„Dalin, Solana!“, rief Lena während sie hastig ins Zimmer schritt, „Beeilt euch zu packen. Ich kümmere mich um die Kleinen.!“ „Zu packen? Bist du dir auch sicher?“, konnte man die dunkle Stimme von Dalin erkennen. „Ich wünschte ich würde mich irren, aber hab ich das schon mal?“, konterte sie leicht gekränkt.
„Nein, natürlich wirst du Recht haben“, erklang nun hell die Stimme von Solana. Als Dalin sie da erste mal gesehen hatte, am großen Fluss, dachte er, er hätte einen brünetten Engel beim Baden erwischt. Auch jetzt nach all den Jahren schien sie nicht an Schönheit zu verlieren. Noch immer hatte sie diese weichen, aber auch stolzen Züge, die ihre Ahninnen besessen hatten.
„Wenn du es sagst Mutter, dann werden wir gleich beginnen.“ Und schon standen sie auf.
Es musste nun schnell gehen. Lena kümmerte sich wie abgemacht um die Kleinen. Den 3-jährigen Jean und die 6-jährige Mila, die einzige Tochter von Dalin und Solana. Sie hatte es nicht leicht mit drei Brüdern, wobei der kleinste noch keine Schwierigkeiten machte.
Dalin schickte die zwei Knaben hinaus, damit sie Alarm schlagen konnten, wenn es soweit war. Bald schon war das Wichtigste verstaut, der Wagen abfahrbereit.
Lena ließ in Gedanken ihr Leben vorbei laufen. Ihre Heirat, die Geburt von Solana, der Tod ihres Mannes und die ewige Flucht hatten sie geprägt.
Das Knirschen der Tür und die aufgeregten Stimmen der Zwillingsbrüder ließen sie hochschrecken. „Los kommt, sonst ist es zu spät!“ In Windeseile waren alle im Wagen.
Er war noch gut in Schuss. Stabiles Holz, gute Räder und zwei zugkräftige Pferde.
Nur Lena wollte nicht einsteigen. „Was soll das? Dafür haben wir wirklich keine Zeit!“, polterte Dalin. Solana sah ihre Mutter an und wusste, dass diese nicht mehr auf die Reise mitkommen würde. Sie war lange genug geflohen. „Fahr Schatz, es hat keinen Sinn.“
„Aber...“, wollte Dalin noch verblüfft einwenden, jedoch schnitt im Solana scharf das Wort ab, „Fahr!“
Man konnte den Pöbel jetzt rufen hören. Eine Gruppe aufrechter Dorfbewohner bahnte sich da den Weg zu ihrem Haus. Sie verstanden nichts, nur dass es den Zugereisten besser ging als ihnen. Sie mussten dunkle Zauber benutzen, was sonst konnte ihnen diesen „Wohlstand“ bescheren. Und schon mancher konnte bezeugen, dass er die Familie Demilagno nachts bei schrecklichen Riten beobachtet hatte.
Da musste man doch als ehrwürdiger Bürger dem Treiben ein Ende setzen und sich am besten das ganze Gut aneignen.
Die Peitsche fuhr auf die Pferde herab und der Wagen setzte sich zaghaft in Bewegung. Die alte Frau fiel immer weiter zurück, während das Gefährt sich auf den holprigen Straßen voran kämpfte. Nun war Lena endgültig außer Sicht und Solana brach in Tränen aus. Sie hatte ihre Mutter verloren. Dalin versuchte sich zu beherrschen und ihr Trost zu spenden, obwohl ihm das Herz blutete. Auch er hatte die gebeugte, griesgrämige Frau mit ihren ganzen Eigenheiten liebgewonnen, genauso wie die Kinder. Die bekamen aber von dem ganzen nichts mehr mit, da sie wieder eingeschlafen waren, in dicke Decken gehüllt.
Sie würden ihre Kraft auf der Reise noch brauchen, keiner wusste wann diese wieder vorüber war. Sie waren wieder vertrieben worden.

3. Ewiger Frieden (Kapitel vielleicht streichen?)

Lena stellte sich alleine den Massen. Die verwunderte Menge hielt inne. Sie waren unsicher was zu tun war. Eine alte, einsame Frau zu töten waren sie nicht gewöhnt. Doch wie immer gab es extreme Fälle, die auch davor nicht zurückschreckten und so flog der erste Stein, der zweite und der dritte folgten. Die Würfe häuften sich, der Pöbel gewann an Sicherheit.
Lena sah die Steine kommen, unmöglich auszuweichen.
Das Leben zwang sie in die Knie, aber der Tod schützte sie vor der Zukunft, gab ihr ewigen Frieden und befreite sie von ihrer Last.

4. Resignation

Schon wieder hatten sie alles stehen und liegen gelassen und waren einen weiteren Schritt in eine ungewisse Zukunft gegangen. Das hatten sie nicht zuletzt ihrem Wissen um die Natur, sowie der Gabe Gefahr zu spüren zu verdanken.
Nicht nur die Schönheit ihrer Vorfahren hatte Solana geerbt.
Ihre Gabe war ein Segen, aber auch ein Fluch und diesen Fluch hatte sie weitervererbt an Mila.
Doch würde diese ihn erst zu spüren bekommen, wenn Solana tot war, denn die Gabe setzte vorher nicht ein. Als ob diese Bürde immer nur einer tragen dürfte. Auch hatten nur die Frauen der Familie Demilagno diese Fähigkeit.
Solana spürte, dass sie vorerst außer Gefahr waren, nur wie lange?
Sie bogen jetzt in einen Wald ein, was einerseits gefährlich war, andererseits aber auch schützend.
Solana war zu betrübt um den Wald zu genießen. Den moosigen Duft einzuatmen, dem Schatten-Lichtspiel zwischen den Bäumen Aufmerksamkeit zu schenken, sich an den einzigartigen Tieren zu erfreuen und dem Gesang der Vögel zu lauschen, die über dem grünen Dach des Waldes völlig frei waren.
Sie registrierte nur wie sie sich immer weiter von der Vergangenheit entfernten. Sie fand sich damit ab nirgends erwünscht zu sein, keine Heimat zu haben, ein Flüchtling zu sein. Resigniert lehnte sie sich an Dalin.

5. Auf der Reise

Ein Sonnenstrahl kitzelte ihre Haut und ließ sie erwachen. Langsam und noch schlaftrunken hob sie ihren Kopf. Hatte sie etwa alles geträumt? Ein Schlagloch in der Straße belehrte sie eines besseren. Unsanft schlug sie mit dem Kiefer gegen Dalins Schulter. „Wie lange hab ich geschlafen?“, hörte man Solana leise zwischen dem Geknirsche des Wagens hervor. „Ungefähr den ganzen Tag“. Jetzt viel ihr auch auf, dass sie die Kinder hörte. Der kleine Jean schrie nach seiner Mama. Er war schon wieder am krank werden. Er war ständig krank und er wuchs auch nicht richtig. Groß war er noch nie gewesen, aber da er auch noch sehr schlank war, wirkte er richtig abgemagert. Eigentlich ein Wunder das er so alt geworden war. Sie erschrak vor ihrem eigenen Gedanken und hob ihm, um sich selbst auf andere Ideen zu bringen, aus dem Korb. Fast demonstrativ drückte Solana Jean so an sich, dass sie seine kleinen Atemzüge spürte. Vielleicht um sich und der Welt zu beweisen, dass der Kleine lebte und das es auch so bleiben sollte.
„Wir werden noch im Wald einen Platz zum Übernachten suchen. Ich kann nicht die ganze Zeit durchfahren und außerhalb des Waldes sind wir Freiwild.“
„Was bedeutet Freiwild, Papa?“, wollte Mila Wissen. „Das ist nicht wichtig“, wich Dalin der Frage aus, „spiel lieber mit deinen Brüdern. „Wir wollen aber nicht mit ihr spielen“, ertönten die noch knabenhaften Stimmen Kemin’s und Taris’s fast im Einklang. Nicht nur dass sie gleich aussahen, nein, sie dachten auch fast immer das selbe.
„Keine Widerrede, verstanden?!“
Dalin hatte die Pferde mittlerweile in einen langsamen Trab fallen lassen, es war ja auch nicht nötig sie zu überanstrengen und folgen würde ihnen die Dorfbewohner sicher nicht. Deshalb machte er ihnen jetzt einen Vorschlag den Sie sicher nicht ablehnen würden in ihrer unbändigen Abenteuerlust: „Warum geht ihr nicht voran und sucht schon mal einen geeigneten Rastplatz mit eurer Schwester?“. Kaum ausgesprochen waren die drei auch schon runter vom Wagen. „Aber nicht zu weit weggehen! Hört ihr?“, rief ihnen Solana nach. „Ja, ja!“
„Mach dir keine Sorgen Schatz, du spürst es ja sowieso wenn etwas ist.“ „Du denkst also sie ist....“ „Machen wir uns doch nichts vor, du weißt wie die Leute sind!“, sprach Dalin gerade heraus. „Ich glaube ich habe gefühlt wie die Fähigkeit auf mich übergesprungen ist. Was sagen wir den Kindern?“ Ein paar Tränen sammelten sich schon wieder, doch sie versuchte sich zu beherrschen, wollte sie sich doch vor den Kleinen nichts anmerken lassen, die ja jederzeit aus dem Gestrüpp auftauchen konnten. „Ich habe ihnen bereits gesagt, dass ihre Oma schon zu alt zum Reisen ist und zuhause geblieben ist und das ihr die Leute sicher nichts tun werden.“ „Und das haben sie geglaubt?“, zweifelte Solana an dieser Geschichte. „Sie sind Kinder. „Sie glauben es, weil sie es glauben wollen.“
Solana gab Dalin gerade einen flüchtigen Kuss, als die drei Plagegeister völlig außer Atem auf sie zukamen. „Wir haben...“, fing Kenim den Satz an, „...einen Platz....“, sprach Taris weiter, ...gefunden!“, vollendete Mila. „Gleich da vorne sprachen sie wie aus einem Munde und zeigten zu einem Ort den man wegen der verschlängelten Straße von hier aus nicht sehen konnte. „Na dann springt rauf und sagt mir wenn wir dort sind ihr kleinen Entdecker.“

6. Trennung

Das Nachtlager bestand daraus, dass sie ein kleines Feuer machten und sich rundherum bzw. in den Wagen zum Schlafen legten. Das Feuer war zwar sehr verräterisch, aber Solana hatte kein ungutes Gefühl und sie rechneten auch nicht damit, dass jemand mitten in der Nacht die Straße entlang kommen könnte. Tiere lockte es zwar auch irgendwie an, gleichzeitig schreckte es sie aber auch ab. Dieser Ort den die drei gefunden hatten, besaß den Vorteil, dass er von der Straße aus nur gesehen wurde wenn man wusste wonach man suchen musste. Es war so eine Art kleine Lichtung ein bisschen Abseits des Weges. Sie war mit dem Wagen leicht zur erreichen, da der Boden fest war, fast als ob er öfters befahren würde.
Nachdem sie noch ein bisschen was gegessen hatten, legten sich alle schlafen. Es war ein aufregender Tag gewesen und so waren die Kinder gleich im Reich der Träume. Dalin und Solana folgten.
Später in dieser Nacht wurde Mila munter, weil sie ihr Geschäft verrichten musste. Als sie sich etwas Abseits von ihrem Nachtlager wieder aufrichtete, glaubte sie Schritte zu vernehmen. Ihrer Vernunft zum Trotz bewegte sie sich fort von ihrer Raststätte.
Nachdem sie ein Stück gegangen war, weit genug um den Schein des Feuers nicht mehr zu sehen, kam sie wieder auf der Straße heraus.
Was sie erblickte ließ sie erstarren. Ein dürrer Mann in Handfesseln, so glaubte sie zu erkenne, rannte an ihr vorbei. Er war mindestens genauso überrascht wie sie und verstolperte sich. Im nächsten Augenblick galoppierte ein Reiter an ihr vorbei und direkt auf den Mann mit den Fesseln zu. Kurz angebunden schnitt er ihm die Kehle durch und wollte zurück reiten.
Ihr wurde schwindelig und wenn sie nicht umgefallen wäre, dann hätte er sie wahrscheinlich nicht mal wahrgenommen, so aber stieg er von seinem Pferd und ging auf Mila zu.
„Na meine Kleine, keine Angst.“
Im nächsten Augenblick hatte er sie auch schon gepackt und ohne, dass Mila sich hätte wehren können, setzte er sie gut verschnürt auf seinen grau-gefleckten Schimmel. Sie war nicht in der Lage einen Ton von sich zu geben, geschweige denn um Hilfe zu rufen. „Rekyl wird zufrieden sein. Und du meine Kleine bist sicher auch eine Belohnung wert.“ Er gab dem Pferd zu verstehen, dass es sich in Bewegung setzen sollte.
Nicht weit entfernt waren Milas Brüder und ihre Eltern auf der Suche nach ihr. Solana war wach geworden und hatte Dalin geweckt, weil sie so ein Gefühl hätte.
Als sie sahen das Mila nicht mehr da war, machten sie sich sofort auf die Suche.
Es war vergebens. Als Taris den Ermordeten fand, war Mila schon zu weit entfernt, als dass sie den Reiter noch einholen hätten können.
Früh am nächsten Morgen packten Dalin und Solana die verbliebenen Kinder und setzten ihren Weg fort. Es war sinnlos nach Mila zu suchen.
Diesmal verbarg Solana ihre Trauer nicht. Schon wieder hatten sie ein Familienmitglied verloren.

7. Rekyl

Mila wurde unsanft geweckt. Wie ein Sack wurde sie ziemlich grob auf den Boden zwischen irgendwelche Vorräte gelegt. Als sie da so lag und langsam wieder alle ihre Sinne zusammen raffte, wurde ihr beim Anblick dieser düsteren Gesellen klar, dass diese wohl nicht vorhatten sie zu ihrer Familie zurück zu bringen. Sie fing an leise zu schluchzen, was dann in ein ausgewachsenes Kreisch-Heulen überging.
„Wer hat den das Kind mitgenommen?“ „Weiß nicht.“ „Ich glaub Xämik hat sie grade hier abgeliefert.“ „Dann soll er sie verdammt noch mal zum Schweigen bringen! Ich vertrag so ein Geplärr nicht.“ „Ich glaub der ist gerade bei Rekyl.“ „Ja muss man hier den alles selber machen?“, beschwerte sich ein sehr ungepflegter und hässlicher Mann wie Mila glaubte. Sie konnte das im Moment aber nicht beurteilen, weil sie verschwommen sah durch die Tränen, die sie ja nicht wegwischen konnte, weil sie noch immer gefesselt war. Sie bekam Angst was der ungepflegte Mann mit den grauen Haaren tun würde und schrie nur noch lauter.
Dieser setzte Kurs auf sie, beugte sich zu ihr herunter und meinte: „Hör mal zu Kleine, es kann sein, dass du hier noch ne Weile bist und wenn du nicht wirkliche Probleme haben willst, dann hörst du augenblicklich auf zu weinen.“ Mila hielt kurz inne, dann schrie sie umso lauter weiter. „Hast du nicht gehört? Hör auf! Sei leise! Ich halt das nicht aus!“ Rundum konnte man nun leises Gelächter vernehmen. „So wirst du nicht weit kommen Dimitri.“ „Was du nicht sagst, kümmere dich lieber um deinen Scheiß!“ Mila lief schon rot an im Gesicht.
„Hey Kleine, ssssscht! Ganz ruhig, ich tu dir nichts. Komm schon, tu Onkel Dimitri den Gefallen.“ Mila beruhigte sich ein wenig und ging nun in leises Schluchzen über.
„Na siehste, vor mir und den anderen Bauchaufschlitzern musst du keine Angst haben.“
Das wiederum beruhigte sie überhaupt nicht, der Scherz ging in die Hose und ließ sie wieder lautstark los plärren.
„Gut gemacht Dimitri!“ „Halt dochs Maul!“, schrie er irgendjemanden an, der nicht im Sichtfeld von Mila war. „Was willst du denn von mir, ich kann dir alles bringen, wenn du dann ruhig bist.“ Mila schaute Dimitri an und schluchzte nur mehr leise. „Na also, geht doch. Jetzt sind wir auf einem gemeinsamen Nenner. Sag Onkel Dimitri was du willst!“
Mila überlegte kurz, dann nuschelte sie ihm zu, dass ihr die Fesseln weh tun. „Was sagst du? Die Fesseln tun weh? Na das können wir ändern, aber du bist dann auch ruhig?“, vergewisserte er sich noch mal. Mila nickte eifrig. Kurzerhand befreite er sie davon und sprach dann wieder in die Richtung in die Mila zuerst nicht schauen konnte: „Jetzt schaust du blöd, he?“ „Ja, ich hab nicht gewusst, dass du so eine gute Mutter abgibst“, kam zurück. Sofort prustete das halbe Lager los und Dimitri beschloss das Thema zu wechseln, indem er noch bekannt gab, dass Xämik ihm was schulde, bevor er sich in sein Zelt, wie Mila glaubte, zurück zog.
Der Reiter, den Dimitri Xämik genannt hatte, kam zurück und erkundigte sich wer der Kleinen denn die Fesseln abgenommen hatte. Als ihm der Vorfall berichtet worden war, packte er sie beim Arm und teilte ihr mit, dass sie jetzt zu Rekyl gehen würden und dass sie sich verdammt noch mal bloß benehmen sollte.
Mila kam das Zelt auf das sie zusteuerten genauso vor wie all die anderen. Die Zelte schienen stabil, aber leicht ab- und aufzubauen zu sein, nicht übermäßig groß, jedoch auch nicht beengend klein. Zwar hatte sie nicht soviel Erfahrung mit Zelten und diese hatte sie auch noch nicht betreten, aber irgendwie gefiel ihr die Vorstellung in so einem Zelt zu schlafen.
Als sie diese Notbehausung betraten, schlug Mila zuerst einmal stickige Luft entgegen. Auch bekam sie langsam Angst. Dieser Rekyl schien sehr wichtig zu sein und sie wollte nichts falsch machen. Ihr stiegen die Tränen in die Augen, aber sie beherrschte sich und verkniff sich laut aufzuschluchzen. Stattdessen ging sie nur mehr zaghaft, aber Xämik schob sie einfach weiter.
Hier sah sie zum ersten Mal Rekyl. Er erschien ihr sofort freundlich und irgendwie erinnerte er sie an ihren Vater. Er hatte einen Vollbart mit Zöpfen darin und eine lange zottelige Mähne. Dalin hingegen hatte meistens kurze Haare und war auch mehr oder weniger rasiert. Was sie die zwei verband waren diese großen braunen Augen, die sie verstehend, aber auch wissend streng ansahen. „Ist das die Kleine?“ „Ja, gewiss, das ist sie.“ Rekyls Stimme war unerwartet weich und hell, aber nicht unangenehm. „Kann sie reden?“ „Ja sicher, ähm denke ich.“ „Was heißt du denkst, willst du sagen du weißt es nicht? Was soll ich denn bitte mit ihr wenn sie nicht mal reden kann?“, fuhr Rekyl Xämik an. „Sie kann reden, sie kann reden. Ganz sicher. Mit Dimitri hat sie schon geredet.“ „Ach hat sie das? Na dann sprich! Wie heißt du?“ „Sag was Kleine!“, forderte auch Xämik Mila auf und gab ihr einen unsanften Stoß als Motivation. Mila sah Xämik zögernd an, dann wieder Rekyl, dann wieder Xämik. „Geh raus, ich ruf dich wenn ich dich brauche Xämik.“ „Ähm, OK.“ Leicht verärgert verließ er das Zelt.
„So, setzt dich doch!“ Mila nahm zögerlich auf einem der Sitzpolster platz, auf denen auch Rekyl saß. „Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, ich wollte wissen wie du heißt.“
„M-mila“ „Mila also. Hör zu Mila du bist jetzt in unserem Lager. Du wirst erst mal bei uns bleiben, dann sehen wir weiter. Ich verlange nichts von dir, nur, dass du uns ganz einfach nicht im Weg bist. Du wirst vorerst bei Xämik bleiben und du kannst dich frei im Lager bewegen. Er wird dafür sorgen, dass du zu essen bekommst und wenn du sonst noch was wissen willst frag ihn. Ach ja, eins noch. Versuch nicht wegzulaufen, das hat keinen Sinn. Versprichst du mir das?“ „J-jja.“ „Na dann, verstehen wir uns ja. Willkommen im Lager. Wenn du raus gehst, dann schick bitte Xämik noch mal rein.“ Mila tat wie ihr geheißen. Als Xämik raus kam, tätschelte er ihr den Kopf. „Gut gemacht Kleine. Ich hab viel zu tun. Wenn du Hunger hast, dann frag einfach irgendwen. Kannst tun was du willst hier im Lager. Wenn du dich aufs Ohr hauen willst, dann frag einfach die anderen nach meinem Zelt. Alles klar? Wir sehen uns.“ Mit diesen Worten ging er weg und überließ Mila sich selbst.



8. Gewöhnungssache

In den ersten Tagen, hatte Mila noch Probleme sich zurechtzufinden und die Männer im Lager sich daran zu gewöhnen, dass plötzlich irgendwo ein Kindergesicht auftauchte und sie beobachtete, was auch immer sie gerade taten.
Aber nach ein paar Wochen gehörte Mila schon zum Tag dazu wie die Sonne. Auch Mila hatte sich schon daran gewöhnt, dass hin und wieder andere Männer gefesselt ins Lager gebracht wurden oder Frauen die dann in manchem Zelt verschwanden und erst am nächsten Tag das Lager wieder verließen. Mila hinterfragte nichts und wenn sie doch einmal eine Frage hatte, dann wandte sie sich an Dimitri, der sie schon richtig lieb gewonnen hatte. Xämik sah sie eher selten, was auch irgendwie gut war. Sie konnte ihn nicht ausstehen.
So wurden langsam die Tage kürzer, die Nächte länger und die Sonne büßte auch an Kraft und Wärme ein. Mila wurde tags und nachts immer kälter, da sie ja nur Sommerbekleidung, ein kurzärmliges beiges Hemd und ein eine kurze graue Hose, an hatte. Ihre Schuhe bzw. Sandalen, die ihr Dalin unter der Anleitung von Lena gefertigt hatte, schafften da auch keine Abhilfe.
Außerdem rückte der “Tag des Aufbruches“ immer näher, wie in die Männer zu nennen pflegten. Das machte Mila nervös. Wusste sie ja nicht, was mit ihr passieren würde wenn das Lager weiterzog.
So wandte sie sich an Dimitri oder Onkel Dimitri wie sie ihn nannte. Zuerst hatten zwar die meisten noch ihre Späße darüber gemacht, aber mittlerweile war das nichts besonderes mehr.
„Onkel Dimitri wohin reisen wir nach dem Tag des Aufbruchs?“
„Ah Kleine, schön dich zu sehen“, begrüßte er Mila erst mal. Er nannte sie fast nie beim Namen. Überhaupt sprachen sie fast alle mit Kleine an.
„Na ja, wir gehen den Winter über zurück.“ „Wohin zurück?“ „Na dahin, woher wir kommen.“ „Und woher kommt ihr?“, fragte sie wissbegierig. „Wir kommen, na ja, also wir kommen von einem Ort der Ochaècopx heißt.“ „Und wie sieht es dort aus? Gibt es dort auch Frauen und andere Kinder wie mich?“ „Ja natürlich. Wir haben dort eher wenig Bäume und wir wohnen in der nähe von den Bergen. Außerdem ist ganz in der Nähe ein See in dem wir im Winter fischen.“ „Und warum lasst ihr eure Familien ganz alleine dort?“ „Oh nein, sie sind nicht alleine. Ein paar von uns bleiben das ganze Jahr dort.“ „Glaubst du ich darf mitkommen?“, stellte Mila die Frage die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte.
„Nun ja meine Kleine, ich weiß nicht, also ich denke schon, aber ich würd mal Rekyl fragen wenn ich du wäre.“ „Kann ich denn einfach so zu ihm gehen?“ „Ich glaube schon, du musst nur schauen ob er auch da ist.“
Wie sich herausstellte war er gerade nicht da, aber zum Essen sollte er zurückkommen wurde ihr gesagt und sie nahm sich fest vor dann mit ihm darüber zu reden.
Sie hielt sich an ihren Vorsatz und suchte ihn in seinem Zelt auf.
„Mila? Was machst du hier?“ „Ich habe eine Frage.“ „Hab ich dir nicht gesagt, dass du Xämik fragen sollst, wenn du etwas wissen willst?“ „D-der k-kkann mir a-aber nicht weiterhelfen“, stotterte sie wie sie es immer tat wenn sie nervös wurde. „Nun dann sprich, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!“ „A-aa-also ihr zieht ja jetzt dann www-weiter und ich wollte fragen was ddddann mit mir pass-siert.“ „Mh, mhh. Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du erstmal mit nach Ochaècopx kommst. Du weißt was das ist?“ „J-ja, Onkel Dimit... ich mmeine Dimitri hhhhat mir schon ddav-von erzählt.“ „Gut. Also du wirst dort erst mal bei Dimitri wohnen, wenn er nichts dagegen hat, außer du möchtest weiter bei Xämik bleiben?“ „Nnein!“ „Hab ich mir doch gedacht. Was dann weiter passiert sehen wir noch und sag Xämik er soll dir was ordentlich zum Anziehen geben.“
Mila tapste zielsicher zu Dimitri und erzählte ihm die frohe Botschaft. Dieser schien jedoch nicht sehr begeistert. „Versteh mich nicht falsch meine Kleine, aber ich weiß nicht was meine Frau dazu sagen wird. Zerbrich dir darüber aber nicht den Kopf. Irgendwie kommt das ganze schon geregelt.“
Leicht niedergeschlagen ging sie ohne Ziel im Lager umher und blickte nun noch nervöser dem Tag des Aufbruchs entgegen.

9. Die Heimreise (neu und noch unüberlegt, Überarbeitung notwendig)

Die Reise war ziemlich lange und mit der Zeit verloren auch die letzten Bäume ihre Blätter.
Die Karawane kam nur sehr langsam voran und Mila wurde es bald langweilig nebenbei herzulaufen oder mit Dimitri irgendwas zu spielen. Dennoch verhielt sie sich ruhig und beschwerte sich nicht einmal, da sie Angst hatte, dass Rekyl vielleicht doch seine Meinung änderte und sie irgendwo aussetzte, wenn sie zu quengeln anfing.
Xämik hatte ihr wie befohlen etwas zum Anziehen mitgenommen. Das Gewand war ihr etwas zu groß und war auch nicht sehr geschmeidig, jedoch hielt es warm und das alleine war wichtig.
Als Rekyl einen Zwischenstopp in irgendeiner Stadt die auf dem Weg lag anordnete, kaufte Dimitri Mila etwas Zeichenkohle und billigstes Papier. Sie verbrachte nun jeden Tag damit die verschiedensten Dinge und Tiere zu zeichnen. Das ließ ihr die Zeit die verging wesentlich kürzer erscheinen.
Wie sich herausstellte hatte sie Talent. An einem klarem Tag im Spätherbst suchte sie Dimitri auf. „Na meine kleine wie kann ich dir helfen?“ „Ich würde dich gerne Zeichnen!“ „Mich? Ähmm...na ja, also das lässt sich, ich weiß nicht, ich ähmm...“
„Bitte Onkel Dimitri, die Vögel und Tiere die wir sehen sind soooo leicht, ich will einen Menschen zeichnen.“ Hmmm..., na gut, aber wehe ich bin hässlich auf dem Bild!“ Er versuchte ernst dreinzuschauen und hob mahnend den Finger ehe beide laut losprusteten.
Anfänglich dauerte es mehrere Stunden ehe das Portrait fertig war.
Allerdings übte sie täglich und so wurde sie immer schneller und besser.
„Kleine das sieht ja schon richtig professionell aus, für so einen Knirps wie dich,“ teilte ihr Dimitri ein paar Tage später anerkennend mit. „Naja, wenn man bedenkt, dass du die Vorlage bist, dann ist das ein Meisterwerk, du kannst ja nicht verlangen, dass es schön ist wenn du gezeichnet wirst,“ beteiligte sich Xämik ungebeten an dem Gespräch. „Wenn du so weiter machst, dann kannst du vielleicht in der nächsten Stadt für Geld Bilder von den Leuten machen.“ „Und du würdest selbstverständlich auf sie aufpassen und dann das ganze Geld kassieren oder? Außerdem weißt du ja nicht mal ob sie das überhaupt will.“ „I-iich würde se-sehr gerne Bilder malen von anderen Leuten.“
„Siehst du?! Natürlich würde ich oder wer auch immer auf sie aufpasst einen kleinen Teil einziehen, aber mit dem Rest kann sie sich dann kaufen was sie will oder es sparen. Aber vielleicht wäre es gut und wenn sie erst mal an unseren Leuten probt.“ „D-darf ich das denn?“ Ein Schlagloch schüttelte sie durch. „Das ist sicher kein Problem meine Kleine, allerdings ist nur noch eine Stadt zwischen uns und Ocheácopx und ich denke bis dahin wirst du wohl nicht gut genug sein.“ „Bin ich denn nicht gut?“ „Doch, doch, aber vielleicht ist es besser, wenn du den Winter erst mal weiter übst.“ „Ja, auch bei uns wird es sicher genug Andrang geben,“ mischte sich Xämik wieder ein,“ vielleicht solltest du darüber mit Rekyl reden Dimitri.“
So geschah es auch und nachdem dieser sich von ihren Fähigkeiten überzeugt hatte, sorgte er für besseres Papier sowie bessere Malutensilien.
So hatte sie eine Aufgabe die Mila sehr ernst nahm und die sie beschäftigte.
Eines Nachmittags, als sie wieder einmal an einem neuem Portrait arbeitete, kam Dimitri zu ihr und teilte Mila mit, dass sie gleich dort wären. „Wenn du willst, dann zeige ich dir einen Ort von dem aus du unser ganzes schönes Tal überblicken kannst, vielleicht willst du es ja zeichnen. Du wirst überwältigt sein.“
Sie vergewisserte sich, dass es kein Problem wäre, wenn sie ein anderes mal weiter machen würden und schon war sie mit Dimitri unterwegs.

copyright liegt natürlich bei mir, auch wenns keiner kopieren wird :-)
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