Sie sitzt in ihrem Zimmer und niemand ist bei ihr, draußen stürmt es und der Himmel verfärbt sich langsam schwarz.
Es wird kalt, sie schließt das Fenster und setzt sich auf ihr Bett. Sie hat Angst, Angst davor einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen.
Fester drückt sie auf ihren Arm, um dem Druck des Blutes standhalten zu können.
Sie weiß was sie macht, es ist ja nicht das erste Mal das sie dasitzt in ihrem Zimmer und ihr Arm vor Blut kaum noch zu erkennen ist.
Und es ist auch nicht das erste mal, das sie sich fragt warum sie das macht, oder warum es niemand mitbekommt, sie hat doch so viele Freunde.
Sie hat sich auch schon so vielen Freunden mitgeteilt, doch irgendwie scheint es so, als würde es niemanden interessieren.
Wahrscheinlich verstehen sie einfach nicht warum sie so viele rote „Kratzer“ auf ihrem Arm hat, warum sie immer lange Klamotten anhat und sich nicht traut sich beim Sport umzuziehen.
Oder hat sie Angst vor den Reaktionen? Es kommen dann doch eh immer die gleichen Sprüche oder etwa nicht?
Es hört auf zu bluten, aber es bleibt keine Zeit mehr um die Wunde sauberzumachen, denn sie ist müde und möchte einfach nur noch schlafen.
Mit Tränen in den Augen und der einzig unbeantworteten Frage nach dem „Warum“ schläft sie ein.
Sie hat immer den gleichen Traum, blutige Arme, verzerrte Gesichter, ein Kreis aus lachenden Menschengesichtern und sie steht in der Mitte und kann nichts tun, es gibt keinen Ausweg.
Über Friedhöfe, Kreuze, Messern und Rasierklingen enthält dieser Traum alles was mit ihrem Problem in Verbindung steht.
Noch nie hat sie jemandem etwas von diesem Traum erzählt, warum auch, man würde sie ja doch nur für verrückt erklären und ihr den Rücken zu wenden.
6.00 Uhr, ihre Mutter stürmt ins Zimmer, macht das Licht an und geht wieder, das heißt ungefähr soviel wie „Guten Morgen mein Mäuschen, ich wünsch dir einen wunderschönen Tag!“.
Doch für diesen Satz bleibt wie jeden morgen keine Zeit.
Sie steht also auf und schaut erst mal aus dem Fenster. Wie entsetzlich, um diese Uhrzeit sind die Straßen schon überfüllt und alle Menschen hetzen durch die Gegend nur um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen, schließlich müssen sie ja Geld verdienen , die anderen haben Angst ihre Bahn zu verpassen und wieder andere wollen sich schon das erste Bier vom Kiosk holen,...“Schrecklich!“ denkt sie sich und geht erst mal unter die Dusche.
Unter dem warmen Wasser merkt sie erst mal wie sich der Schorf vorsichtig von ihrem Arm löst, der sich über Nacht auf ihrem Arm gebildet hat.
Dann kommen sie wieder, die Schuldgefühle, Tränen mischen sich mit Wasser, immer und immer wieder. Und wieder die Frage „Warum das Ganze“???
Bei der Antwort bleibt sie stumm, warum sollte sie denn auch damit aufhören? Dafür das andere ihr dann noch mehr wehtun können und sie keine andere Möglichkeit mehr hat das zu verarbeiten? Nein danke, darauf verzichtet sie gern, schließlich liebt sie das Gefühl sich wehtun zu können ohne dabei Schmerzen zu empfinden.
Außerdem würde es auch niemand bemerken, wenn sie damit aufgehört hat, niemand könnte stolz sein, oder besser: Niemand wäre je stolz.
Sie wollte die anderen spüren lassen wie weh man ihr immer tut und ihnen damit zeigen, das sie durch diese ganzen Schmerzen immun ist gegen weitere. Ach man, niemand hört diesen verzweifelten Hilferuf.
Es ist doch ein Hilferuf oder nicht???
Um 7.05 Uhr geht sie aus dem Haus, in die Schule, „Juhuuu wieder Stress“ ,...na ja man muss ja.
13.30 sie ist wieder zuhause, mal wieder hat sie sich zwei Fünfer und einen Sechser eingefangen, aber das war sie ja schon gewohnt,...
Die Schultasche in die Ecke feuern und erst mal Musik anmachen, Lieder über den Tod, ja Onkelz ,...sie liebt diese Lieder, sie feiert immer kräftig mit,...sie ist fasziniert von den Liedern, sie liebt sie und den Tod.
Sie mag Kreuze, den Himmel und düstere Gestalten. Auch stellt sie sich oft vor wie es wäre tot zu sein, doch dann bemerkt sie das sie einfach zu feige ist einfach alles aufzugeben. Einmal wurde zu ihr gesagt : „Hör zu, du bist nicht feige, du bist stark, denn du hast einfach noch nicht aufgegeben und das ist es was zählt!“
An diesen Satz erinnert sie sich häufig, er schenkt ihr neuen Mut, zum Kämpfen, zum Leben.
Dann schaut sie auf ihren Arm, es ist kaum noch Platz zum Schneiden, aber es ist noch welcher da, denn kaum heißt ja nicht gar keiner, sondern eben das nur noch ein wenig Platz ist.
Wo ist ihr Portemonnaie indem sich eine ihrer Rasierklingen befindet? Gefunden!
Zitternde Hände, glasige Augen, das sind zwei von den Symptomen die sie immer hat, kurz bevor sie wieder schneidet.
Zitternde Hände, weil sie Angst zu tief zu schneiden und glasige Augen weil sie an die Menschen denkt die ihr wehgetan haben und meistens noch an die Menschen denen es wirklich noch schlechter geht, obwohl sie manchmal denkt das ,das gar nicht geht, wie egoistisch.
Bevor sie anfängt verdunkelt sie ihr Zimmer und zündet Kerzen an.
Ihre Mutter ist nicht da und auch kein anderer der sie „dabei“ stören könnte ,..der Telefonhörer ist daneben gelegt, das Handy ist aus. Sie weiß nicht warum es schon wieder passiert, will sie es denn wirklich? Aber sie wartet die Antwort gar nicht mehr ab, sie setzt an und der erste Schnitt ist getan, wie viele werden es dieses mal, 20 , 30, 40 ??? Sie weiß es nicht, sie schneidet einfach darauf los.
Es ist so befreiend, sie fühlt sich frei, nur einen Moment, nur dann wenn sie sich verletzt.
Dann sieht sie das Blut, es ist der Höhepunkt, nun weiß sie das sie noch lebt, das da noch Leben in ihr ist,... sie genießt es, sie fühlt sich frei.
Der linke Arm ist voll, so makaber es klingen mag,... sie schaut auf ihren rechten, bisher verschonten Arm,...sie überlegt ,dann setzt sie an,...warum?
Es wurden ihr wohl mal wieder zu viele Schmerzen zugefügt, sie war doch aber so stolz das sie den rechten Arm bisher verschont hatte, sie wollte doch immer sehen wie ein Arm ohne rote Striche aussieht,...doch es ist passiert ,sie konnte nicht anders,... zu viele Schmerzen, zuviel Leid, zu viele Gedanken, zu viele Fragen, zuviel Hass auf sich selbst.
Immer dann wenn sie fertig ist geht sie ins Bad und säubert ihre Wunden,...aber erst nachdem sie das Blut noch einige Minuten frei sein lassen hat, so wie sie es nennt.
In dem Moment kommt ihre Mutter zur Tür hinein, wie immer liegt das Handtuch auf ihrem Arm, der andere ist hinter ihrem Rücken,...was wäre nur wenn ihre Mutter das mitbekäme,...würde sie weinen? Bei diesem Gedanken wird ihr schlecht und sie wird traurig, was wäre wenn???? Wie kann sie ihrer Mama so etwas nur antun? Die Mutter ist nun wirklich nicht Schuld daran das sie denkt sie müsste sich selbst verletzen oder wie andere es nennen sich selbst verstümmeln.
Sie denkt nicht weiter darüber nach, Schuldgefühle hat sie so oder so,...wie immer!
16.30 Uhr.
Sie zieht sich an und nimmt ihre Trainingstasche. Sie hat wieder Training, wie gut das sie im Tor steht, denn da hat sie grundsätzlich lange Klamotten an und keiner würde es bemerken.
In der Kabine: Sie zieht ihren Pulli aus, ganz vorsichtig, so das niemand etwas mitbekommt. Sie lacht mit den anderen ,nur um ihre eigentlich Laune zu überspielen, sie tut immer als wäre sie glücklich, doch innerlich ist sie ein Wrack, kaputt, zerstört, traurig.
Mist, einen klitzekleinen Moment hat sie nicht aufgepasst und ihre Freundin hat gesehen was sie schon wieder gemacht hat, sie schaut sie an, ein fragender, trauriger Blick und ein Kopfschütteln.
Das war’s! Was das war’s,...kein Warum ,kein Gespräch, keine Fragen,...nichts. Das war’s.
Doch sie war ganz froh darüber, denn was hätte sie denn wieder sagen sollen?
Sie wäre womöglich wieder in Tränen ausgebrochen,...also war sie froh nicht darauf reagieren zu müssen.
Die gleiche Situation tritt nach dem Training wieder auf, doch bevor sie irgendwer dumm darauf anspricht, geht sie nach hause.
Soll sie denn etwa sagen „Mir geht es gut!“,...erstens wäre das natürlich immer gelogen, denn ihr geht es eher recht selten gut und zweitens hatte sie wirklich nie Lust auf irgendwelche Disskusionen, warum nun schon wieder und was denn nur so schlimm sein könnte das sie wieder alles an sich rauslässt.
19.00 Uhr, das Telefon klingelt, ihre Freundin ist dran und möchte nun natürlich wissen warum alles schon wieder passiert ist und was mit ihr los sei. Immer dieses blöde Geschwafel, es interessiert sich doch sowieso niemand für sie,...warum müssen alle nur immer denken das sie alles wissen müssen, obwohl es sie nichts angeht oder sie nicht interessiert. Tun sie es um nicht später den Vorwurf zu bekommen : „Du hast dich doch nie gemeldet!“ ?
Sie weiß es nicht,...sie wimmelt ihre Freundin ab und legt den Hörer auf , dann geht sie in ihr Zimmer und bricht in Tränen aus, so wie immer, wie jeden Abend.
Und was sollte denn auch anderes passieren?
Sie nimmt wieder ihre Klinge krempelt das Shirt hoch und ritzt sich erst mal ein großes Kreuz in die Schulter.
Noch mehr passiert nicht, heute nicht, sie weiß nicht wie es morgen aussieht, vielleicht passiert es dann extremer und auch an anderen Körperstellen, sie weiß es nicht und ist zu müde um darüber nachdenken zu können.
Sie geht schlafen nachdem die Wunde gesäubert worden ist.
In dieser Nacht hat sie einen furchtbaren Traum.
In diesem Traum starb sie, sie starb an dem „ Zu-tiefen-ritzen“, sie lag dort in ihrem eigenen Blut, die Klinge blitzte noch im Kerzenlicht.
Sie sah sich dort tot liegen, sie schwebte über ihrem toten, leblosen Körper.
Alles war voller Blut.
Plötzlich ging die Tür auf und ihre Mutter kam ins Zimmer, als die Mutter den leblosen, schon bleichen Körper ihrer Tochter dort liegen sah, brach sie zusammen, tränenüberströmt lag sie da, neben dem Körper der toten Tochter.
Sie, die über dem Ganzen schwebte schrie sich die Kehle aus dem Leib „Mama ich bin hier, ich bin nicht tot, ich bin da, verdammt Mutti siehst du mich nicht, ich lebe!“
Doch sie wurde nicht gesehen, denn sie war ja tot.
Mit Tränen auf den Wangen wachte sie auf, mitten in der Nacht und zitterte am ganzen Körper.
Keinem konnte sie diesen Traum je erzählen, warum auch man hätte ihr garantiert nicht zugehört, doch nun hatte sie Angst, verdammte Angst.
(Diese Geschichte spielt sich gerade wirklich ab, ich hatte diesen Traum, ich habe mich dort liegen sehen und überall war Blut,...ich hatte wirklich verdammte Angst und es war niemand da, mal wieder, wie immer.)
Es wird kalt, sie schließt das Fenster und setzt sich auf ihr Bett. Sie hat Angst, Angst davor einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen.
Fester drückt sie auf ihren Arm, um dem Druck des Blutes standhalten zu können.
Sie weiß was sie macht, es ist ja nicht das erste Mal das sie dasitzt in ihrem Zimmer und ihr Arm vor Blut kaum noch zu erkennen ist.
Und es ist auch nicht das erste mal, das sie sich fragt warum sie das macht, oder warum es niemand mitbekommt, sie hat doch so viele Freunde.
Sie hat sich auch schon so vielen Freunden mitgeteilt, doch irgendwie scheint es so, als würde es niemanden interessieren.
Wahrscheinlich verstehen sie einfach nicht warum sie so viele rote „Kratzer“ auf ihrem Arm hat, warum sie immer lange Klamotten anhat und sich nicht traut sich beim Sport umzuziehen.
Oder hat sie Angst vor den Reaktionen? Es kommen dann doch eh immer die gleichen Sprüche oder etwa nicht?
Es hört auf zu bluten, aber es bleibt keine Zeit mehr um die Wunde sauberzumachen, denn sie ist müde und möchte einfach nur noch schlafen.
Mit Tränen in den Augen und der einzig unbeantworteten Frage nach dem „Warum“ schläft sie ein.
Sie hat immer den gleichen Traum, blutige Arme, verzerrte Gesichter, ein Kreis aus lachenden Menschengesichtern und sie steht in der Mitte und kann nichts tun, es gibt keinen Ausweg.
Über Friedhöfe, Kreuze, Messern und Rasierklingen enthält dieser Traum alles was mit ihrem Problem in Verbindung steht.
Noch nie hat sie jemandem etwas von diesem Traum erzählt, warum auch, man würde sie ja doch nur für verrückt erklären und ihr den Rücken zu wenden.
6.00 Uhr, ihre Mutter stürmt ins Zimmer, macht das Licht an und geht wieder, das heißt ungefähr soviel wie „Guten Morgen mein Mäuschen, ich wünsch dir einen wunderschönen Tag!“.
Doch für diesen Satz bleibt wie jeden morgen keine Zeit.
Sie steht also auf und schaut erst mal aus dem Fenster. Wie entsetzlich, um diese Uhrzeit sind die Straßen schon überfüllt und alle Menschen hetzen durch die Gegend nur um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen, schließlich müssen sie ja Geld verdienen , die anderen haben Angst ihre Bahn zu verpassen und wieder andere wollen sich schon das erste Bier vom Kiosk holen,...“Schrecklich!“ denkt sie sich und geht erst mal unter die Dusche.
Unter dem warmen Wasser merkt sie erst mal wie sich der Schorf vorsichtig von ihrem Arm löst, der sich über Nacht auf ihrem Arm gebildet hat.
Dann kommen sie wieder, die Schuldgefühle, Tränen mischen sich mit Wasser, immer und immer wieder. Und wieder die Frage „Warum das Ganze“???
Bei der Antwort bleibt sie stumm, warum sollte sie denn auch damit aufhören? Dafür das andere ihr dann noch mehr wehtun können und sie keine andere Möglichkeit mehr hat das zu verarbeiten? Nein danke, darauf verzichtet sie gern, schließlich liebt sie das Gefühl sich wehtun zu können ohne dabei Schmerzen zu empfinden.
Außerdem würde es auch niemand bemerken, wenn sie damit aufgehört hat, niemand könnte stolz sein, oder besser: Niemand wäre je stolz.
Sie wollte die anderen spüren lassen wie weh man ihr immer tut und ihnen damit zeigen, das sie durch diese ganzen Schmerzen immun ist gegen weitere. Ach man, niemand hört diesen verzweifelten Hilferuf.
Es ist doch ein Hilferuf oder nicht???
Um 7.05 Uhr geht sie aus dem Haus, in die Schule, „Juhuuu wieder Stress“ ,...na ja man muss ja.
13.30 sie ist wieder zuhause, mal wieder hat sie sich zwei Fünfer und einen Sechser eingefangen, aber das war sie ja schon gewohnt,...
Die Schultasche in die Ecke feuern und erst mal Musik anmachen, Lieder über den Tod, ja Onkelz ,...sie liebt diese Lieder, sie feiert immer kräftig mit,...sie ist fasziniert von den Liedern, sie liebt sie und den Tod.
Sie mag Kreuze, den Himmel und düstere Gestalten. Auch stellt sie sich oft vor wie es wäre tot zu sein, doch dann bemerkt sie das sie einfach zu feige ist einfach alles aufzugeben. Einmal wurde zu ihr gesagt : „Hör zu, du bist nicht feige, du bist stark, denn du hast einfach noch nicht aufgegeben und das ist es was zählt!“
An diesen Satz erinnert sie sich häufig, er schenkt ihr neuen Mut, zum Kämpfen, zum Leben.
Dann schaut sie auf ihren Arm, es ist kaum noch Platz zum Schneiden, aber es ist noch welcher da, denn kaum heißt ja nicht gar keiner, sondern eben das nur noch ein wenig Platz ist.
Wo ist ihr Portemonnaie indem sich eine ihrer Rasierklingen befindet? Gefunden!
Zitternde Hände, glasige Augen, das sind zwei von den Symptomen die sie immer hat, kurz bevor sie wieder schneidet.
Zitternde Hände, weil sie Angst zu tief zu schneiden und glasige Augen weil sie an die Menschen denkt die ihr wehgetan haben und meistens noch an die Menschen denen es wirklich noch schlechter geht, obwohl sie manchmal denkt das ,das gar nicht geht, wie egoistisch.
Bevor sie anfängt verdunkelt sie ihr Zimmer und zündet Kerzen an.
Ihre Mutter ist nicht da und auch kein anderer der sie „dabei“ stören könnte ,..der Telefonhörer ist daneben gelegt, das Handy ist aus. Sie weiß nicht warum es schon wieder passiert, will sie es denn wirklich? Aber sie wartet die Antwort gar nicht mehr ab, sie setzt an und der erste Schnitt ist getan, wie viele werden es dieses mal, 20 , 30, 40 ??? Sie weiß es nicht, sie schneidet einfach darauf los.
Es ist so befreiend, sie fühlt sich frei, nur einen Moment, nur dann wenn sie sich verletzt.
Dann sieht sie das Blut, es ist der Höhepunkt, nun weiß sie das sie noch lebt, das da noch Leben in ihr ist,... sie genießt es, sie fühlt sich frei.
Der linke Arm ist voll, so makaber es klingen mag,... sie schaut auf ihren rechten, bisher verschonten Arm,...sie überlegt ,dann setzt sie an,...warum?
Es wurden ihr wohl mal wieder zu viele Schmerzen zugefügt, sie war doch aber so stolz das sie den rechten Arm bisher verschont hatte, sie wollte doch immer sehen wie ein Arm ohne rote Striche aussieht,...doch es ist passiert ,sie konnte nicht anders,... zu viele Schmerzen, zuviel Leid, zu viele Gedanken, zu viele Fragen, zuviel Hass auf sich selbst.
Immer dann wenn sie fertig ist geht sie ins Bad und säubert ihre Wunden,...aber erst nachdem sie das Blut noch einige Minuten frei sein lassen hat, so wie sie es nennt.
In dem Moment kommt ihre Mutter zur Tür hinein, wie immer liegt das Handtuch auf ihrem Arm, der andere ist hinter ihrem Rücken,...was wäre nur wenn ihre Mutter das mitbekäme,...würde sie weinen? Bei diesem Gedanken wird ihr schlecht und sie wird traurig, was wäre wenn???? Wie kann sie ihrer Mama so etwas nur antun? Die Mutter ist nun wirklich nicht Schuld daran das sie denkt sie müsste sich selbst verletzen oder wie andere es nennen sich selbst verstümmeln.
Sie denkt nicht weiter darüber nach, Schuldgefühle hat sie so oder so,...wie immer!
16.30 Uhr.
Sie zieht sich an und nimmt ihre Trainingstasche. Sie hat wieder Training, wie gut das sie im Tor steht, denn da hat sie grundsätzlich lange Klamotten an und keiner würde es bemerken.
In der Kabine: Sie zieht ihren Pulli aus, ganz vorsichtig, so das niemand etwas mitbekommt. Sie lacht mit den anderen ,nur um ihre eigentlich Laune zu überspielen, sie tut immer als wäre sie glücklich, doch innerlich ist sie ein Wrack, kaputt, zerstört, traurig.
Mist, einen klitzekleinen Moment hat sie nicht aufgepasst und ihre Freundin hat gesehen was sie schon wieder gemacht hat, sie schaut sie an, ein fragender, trauriger Blick und ein Kopfschütteln.
Das war’s! Was das war’s,...kein Warum ,kein Gespräch, keine Fragen,...nichts. Das war’s.
Doch sie war ganz froh darüber, denn was hätte sie denn wieder sagen sollen?
Sie wäre womöglich wieder in Tränen ausgebrochen,...also war sie froh nicht darauf reagieren zu müssen.
Die gleiche Situation tritt nach dem Training wieder auf, doch bevor sie irgendwer dumm darauf anspricht, geht sie nach hause.
Soll sie denn etwa sagen „Mir geht es gut!“,...erstens wäre das natürlich immer gelogen, denn ihr geht es eher recht selten gut und zweitens hatte sie wirklich nie Lust auf irgendwelche Disskusionen, warum nun schon wieder und was denn nur so schlimm sein könnte das sie wieder alles an sich rauslässt.
19.00 Uhr, das Telefon klingelt, ihre Freundin ist dran und möchte nun natürlich wissen warum alles schon wieder passiert ist und was mit ihr los sei. Immer dieses blöde Geschwafel, es interessiert sich doch sowieso niemand für sie,...warum müssen alle nur immer denken das sie alles wissen müssen, obwohl es sie nichts angeht oder sie nicht interessiert. Tun sie es um nicht später den Vorwurf zu bekommen : „Du hast dich doch nie gemeldet!“ ?
Sie weiß es nicht,...sie wimmelt ihre Freundin ab und legt den Hörer auf , dann geht sie in ihr Zimmer und bricht in Tränen aus, so wie immer, wie jeden Abend.
Und was sollte denn auch anderes passieren?
Sie nimmt wieder ihre Klinge krempelt das Shirt hoch und ritzt sich erst mal ein großes Kreuz in die Schulter.
Noch mehr passiert nicht, heute nicht, sie weiß nicht wie es morgen aussieht, vielleicht passiert es dann extremer und auch an anderen Körperstellen, sie weiß es nicht und ist zu müde um darüber nachdenken zu können.
Sie geht schlafen nachdem die Wunde gesäubert worden ist.
In dieser Nacht hat sie einen furchtbaren Traum.
In diesem Traum starb sie, sie starb an dem „ Zu-tiefen-ritzen“, sie lag dort in ihrem eigenen Blut, die Klinge blitzte noch im Kerzenlicht.
Sie sah sich dort tot liegen, sie schwebte über ihrem toten, leblosen Körper.
Alles war voller Blut.
Plötzlich ging die Tür auf und ihre Mutter kam ins Zimmer, als die Mutter den leblosen, schon bleichen Körper ihrer Tochter dort liegen sah, brach sie zusammen, tränenüberströmt lag sie da, neben dem Körper der toten Tochter.
Sie, die über dem Ganzen schwebte schrie sich die Kehle aus dem Leib „Mama ich bin hier, ich bin nicht tot, ich bin da, verdammt Mutti siehst du mich nicht, ich lebe!“
Doch sie wurde nicht gesehen, denn sie war ja tot.
Mit Tränen auf den Wangen wachte sie auf, mitten in der Nacht und zitterte am ganzen Körper.
Keinem konnte sie diesen Traum je erzählen, warum auch man hätte ihr garantiert nicht zugehört, doch nun hatte sie Angst, verdammte Angst.
(Diese Geschichte spielt sich gerade wirklich ab, ich hatte diesen Traum, ich habe mich dort liegen sehen und überall war Blut,...ich hatte wirklich verdammte Angst und es war niemand da, mal wieder, wie immer.)
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