Beschneidung - Ja/Nein (Gesellschaft)

Beschneidung - Ja/Nein (Gesellschaft)

Im Grunde interessieren mich nur die Argumente etwaiiger Befürworter der Säuglingsbeschneidung.
Da ich persönlich die Religionsfreiheit (oder viel eher die Religionen) eh 'abschaffen würde, ist meine Position wohl klar. Smiley

Total sinnlos.
Wenn nun mal die Religiösen Praktiken nicht mit dem Gesetz übereinstimmen haben sie Pech und sollen sich ein anderes Land suchen.
Als nächstes töte ich täglich 3 Leute und erkläre es zu meiner persönlichen religiösen Freiheit. Smiley
Die angeblichen Argumente dafür (Hygiene, Religion) sind doch immer dieselben. Ich finds nur gut, dass den sinnlosen Massenverstümmelungen kleiner Kinder endlich mal Einhalt geboten wird.
War ja abzusehen, dass es nicht bei der Entscheidung bleibt, denn "Juden und Muslime fühlen sich durch das Kölner Beschneidungs-Urteil vor den Kopf gestoßen". Naja, soviel dazu.

Eine allen-alles-rechtmachen-Politik war noch nie langfristig erfolgsversprechend. Wird noch seine Zeit brauchen, bis das auch hierzulande ankommt.
Es wurde an mir 'rumgeschnibbelt, also soll gefälligst auch an anderen das Messer angelegt werden.
"Es kann nicht sein, dass Jahrtausende alte Traditionen von Millionen von Menschen auf diese Weise in Deutschland infrage gestellt werden", so Sigmar Gabriel und Brigitte Zypries.
Es war auch tausende Jahre lang für Millionen Menschen Tradition, dass Frauen unterdrückt wurden. Wir können auch gern wieder anders.
Mir geht die ganze scheiß Doppelmoral sowas von auf den Zeiger. Es ist noch keine drei Jahre her, da forderte die SPD, Genitalverstümmelungen bei Mädchen als schwere Körperverletzung einzustufen. Bei Jungs ist das aber auf einmal was ganz anderes? Warum wird da mit zweierlei Maß gemessen? Warum der Geschlechterunterschied? Warum lässt man sich bei jeder wichtigen Diskussion am Ende von der Lobby überreden, anstatt mal standhaft zu bleiben?

"Es muss klar bleiben, dass in Deutschland die freie Religionsausübung geschützt ist. Dazu zählt auch der Respekt religiöser Traditionen."
Ach, und das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist weniger wert als das vollkommen idiotische Recht, andere Menschen verstümmeln zu dürfen, wenn man Stimmen im Kopf hört? Ich bin fassungslos!

"Die Beschneidung ist für Juden absolut elementar."
"Damit würden die jüdischen Gemeinden in Deutschland in ihrer Existenz bedroht."
Dann sollten sich die Juden mal ernsthaft Gedanken über ihre Religion machen. Der einzige Grund für die Beschneidung ist der, dass ihr Penis so wie der verstümmelte Penis von Abraham aussehen soll, um den Zugehörigkeitswillen auszudrücken. Was zur Hölle? Wir leben im Zeitalter der Quantenmechanik und die laufen rum und zeigen sich gegenseitig die Eichel. Das ist so absolut absurd!
Und wenn der ganze jüdische Glauben auf Kindesmisshandlungen fußt, da es ja offensichtlich unvorstellbar scheint, weiterhin jüdischen Glaubens zu sein, bloß weil man keine Babys mehr misshandeln darf, dann frage ich mich, ob es überhaupt noch rückständiger geht.

Toll auch die Stellungnahme im AT: "Ein Unbeschnittener, eine männliche Person, die am Fleisch ihrer Vorhaut nicht beschnitten ist, soll aus ihrem Stammesverband ausgemerzt werden." Hört sich ja richtig nett und tolerant an. Ich finde ja, zur Religionsfreiheit gehört auch, dass man selbst entscheidet, in welcher Weise man sich an Religion beteiligt. Aber mit solchen Aufnahmeritualen und Zwängen hat das mehr von einer Sekte.


Werden wir jemals die Zivilisationsstufe erreichen, in der die Menschen erkennen, dass ihr ganzes religiöses Gehabe bloß die natürliche Angstreaktion vor der ewigen Finsternis des Todes ist?
Die Argumente für die Beschneidung von Kindern sind denkbar kurz. Letztendlich führt man stets zurück auf "Gott will es!". Und Gott steht natürlich über dem von Menschen gemachten Gesetzen.

Gelten die von Menschen gemachten Gesetze (hier das Grundgesetz) steht das Recht auf körperliche Unversehrtheit der Kinder über dem Recht ihrer Eltern auf freier Religionsausübung (mal abgesehen davon galten da auch gewisse Zusätze: "Niemand darf zu einer kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit oder zur Teilnahme an religiösen Übungen oder zur Benutzung einer religiösen Eidesform gezwungen werden." Art. 136-4 der Weimarer Reichsverfassung). Wenn die Jungen alt genug sind (denkbar wäre 14 als Religionsmündigkeitsalter oder 18, was ich für angemessener halte).

Auf einem religiösen Standpunkt könnte man auch gegen Beschneidung argumentieren, je nachdem welche Begründung für die Beschneidung vorgebracht werden. In einer Talkshow argumentierte ein Rabbi abwechselnd damit, dass Gott den Menschen unvollständig schafft, er muss am Penis sozusagen noch entgratet werden (Nebensatz von mir) und man würde erst durch diesen Schnitt seine Bereitschaft erklären, den Bund mit Gott einzugehen. Das ruft geradezu danach, mit der Beschneidung solange zu warten, bis die Jungen alt genug sind, sich bewusst für oder gegen den Bund mit Gott zu entscheiden. Ein ähnliches Problem besteht bei der christlichen Taufe, aber Wasser trocknet, während die Vorhaut nicht nachwächst.
Das andere Argument war, dass die Beschneidung ein Geschenk ist. Ob sich der Rabbi auch darüber freut, wenn ich ihn bei Gelegenheit mal vermöble wage ich zu bezweifeln. Diese Argumentation hielt ich für außerordentlich schwach.
Letztendlich streitet man sich da aber nur darüber, was Gott denn nun genau will.


Ein weiteres interessantes Thema eröffnet die ganze Diskussion aber dennoch: wie sind jetzt Operationen rein kosmetischer Natur verboten, wie zum Beispiel das Anlegen der Ohren oder das bei kleinen Mädchen manchmal zu findende Ohrloch stechen? Gerade letzteres ist medizinisch absolut unnötig.
„Ein weiteres interessantes Thema eröffnet die ganze Diskussion aber dennoch: wie sind jetzt Operationen rein kosmetischer Natur verboten, wie zum Beispiel das Anlegen der Ohren oder das bei kleinen Mädchen manchmal zu findende Ohrloch stechen? Gerade letzteres ist medizinisch absolut unnötig.“

So ein Zufall. ;) Genau heute hab ich in der Tageszeitung ein Interview mit einem Judaisten gelesen, der genau dieselben Bedenken äußerte bzw. diese „Operationen“ als Argument gegen ein Beschneidungsverbot anführte.


Ich frage mich ohnehin, warum bei Ohrringen nicht dieselben Richtlinien gelten wie bei anderen Piercings auch. (Oder tun sie das? Wer will, darf mich da gerne aufklären.) Sofern das Kind nicht alt genug ist, selbst eindeutig den Wunsch nach Ohrlöchern äußern zu können (und auch dahinterzustehen), haben die Eltern meiner Meinung nach nicht zu bestimmen, ob das Kind welche bekommt. Kindern Ohrringe zu verpassen empfinde ich als regelrecht pervers.

Beim Ohrenanlegen würde ich es hingegen etwas liberaler halten: Mit Segelohren hat man es vor allem als Kind (und sicherlich auch als Erwachsener) nicht gerade leicht im Leben; ob man eine Vorhaut hat oder nicht, interessiert im Alltag jedoch die wenigsten. Insofern würde ich solch einen Eingriff auf jeden Fall als „notwendiger“ einstufen als eine Vorhautbeschneidung.
Noch nie davon gehört, dass bei Piercings ganze Hautlappen entfernt werden oder dass eine entfernte Vorhaut wieder nachwächst wie ein durchstochenes Ohr. Storhmann-Argumentation vom Feinsten.
Zum Rechtfertigen der Beschneidung von Jungen taugen die anderen Eingriffe nichts, aber es stellt sich doch die Frage, wie weit dieses Verbot medizinisch unnötiger Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit geht.
Ich finde, die Jungen sollten selbst entscheiden, ob sie eine Beschneidung wollen oder nicht. Dafür sollten sie aber so 15 oder 16 sein, um sich voll und ganz dessen bewusst zu sein, was sie tun. Insofern schließe ich mich Käpt'n LeChuck ("Wenn die Jungen alt genug sind (denkbar wäre 14 als Religionsmündigkeitsalter oder 18, was ich für angemessener halte).") weiter oben an.
Unsere Bundeskanzlerin hat sich jetzt auch offen gegen ein Verbot von Beschneidungen ausgesprochen. Auch das Thema mit unserer finsteren Vergangenheit von vor 70 Jahren wird kurz und indirekt angekratzt.

Bei solchen Totschlagargumenten dürfte Angie die Diskussion endgültig zu Gunsten der Traditionalisten gewendet haben. Ob man sich drüber freuen oder mit dem Kopf schütteln soll, sei an dieser Stelle jedem selbst überlassen...
GMX News mit BILD als Quelle, ich behalte mir das Recht vor skeptisch zu sein, aber wie mein Tagesschau Link bereits zeigte ist das gar nicht so abwegig.

Käpt'n: sehe ich keinerlei Probleme. Kosmetische Operationen an Kindern sind sowieso nicht zugelassen, Piecrings u. 18 nur mit Einverständnis der Eltern, was Selbstbestimmung des Kindes vorraussetzt, Segelohren sind eine medizinisch klassifizierte Fehlbildung..... also was soll davon tatsächlich betroffen sein?

Selfe: ab 18 darfst du dich beschneiden/piercen/tättowieren lassen wie du magst.
Alternativ kannst du natürlich auch gerne die "Financial Times Deutschland" als Quelle betrachten - die berichtet laut Eigenrecherche meinerseits nämlich das gleiche.

Wundern tut's mich ehrlich gesagt nicht, dass unsere Pastorentochter in dieser Hinsicht schnell einknickt. Da darf man der BILD (+ anderen Zeitungen) ruhig mal glauben schenken.
*würg*
Mir ist bewusst, dass man das alles ab 18 darf, da ich selbst so alt bin^^
Ich wollte halt nur sagen, dass man erst einmal warten sollte bis das Kind alt genug ist, um zu begreifen, was es für mögliche Konsequenzen hat, ob es überhaupt beschnitten werden möchte usw. dann soll es selbst entscheiden, ob es das machen will (mit Einverständnis der Eltern bei u18).
Ab 18 ist das eh egal...
Ah, ok. Dann sind iwr ja auf der gleichen Wellenlänge. :D
Naja TOPIC: Ich finds nicht gut, wie Lee bereits sagte, "Verstümmelung", blablabla, ich weiß, die Muslime ... wollen, wenn sie beten "rein" sein, aber da ist doch wirklich nichts dabei, wenn einem die Vorhaut nicht beschnitten wurde-.-

Ich finde, man sollte es abschaffen..
@Bruce Wayne
Abstehende Ohren schränken die Fähigkeit zu Hören nicht ein. Die Betroffenen leiden nur darunter, dass abstehende Ohren als nicht ästhetisch empfunden werden und man sie deshalb eventuell hänselt.
Mal von der religiösen Thematik abgesehen habe ich erfolglos nach einer größeren Umfrage gesucht, welcher Prozentsatz der Beschnittenen und Unbeschnittenen jeweils damit unzufrieden ist, beschnitten bzw. nicht beschnitten zu sein. Vielleicht weiß jemand anders einen Link?
Aus verschiedenen Foren weiß ich, dass Frauen die Vorhaut größtenteils egal ist, tendenziell sogar eher beschnittene Penisse bevorzugt werden. Schwule bevorzugen im Gegensatz viel eher die unbeschnittene Variante.
Beschnittene sind in den meisten Fällen sogar zufrieden damit, aber es gibt auch Ausnahmen. Mir fehlen harte Zahlen. Also immer her damit.

Edit:
Evtl. neue MogelPower-Umfrage? ;)
Dennoch sind sie medizinisch als Fehlbildung klassifiziert. Für eine Vorhaut ist das nicht der Fall.
Es gibt erstaunlicherweise zum Thema Beschneidung erstaunlic wenig Datenmaterial. Die WHO verlinkt auf eine lächerliche Studie, die in drei Sub-Sahara Staaten durchgeführt (nicht mal beendet!) wurde und das amerikanische CDC hat lediglich ein "Befriedigungs"-Studie durchgeführt, die öfter mal rangezogen wird. Ansonsten werden hier und da obskure, kleinere Studien mit sich widersprechenende Ergebnissen herangeührt, aber eigentlich nichts was einer genaueren Untersuchung standhält.

Käpt'n: im Grunde sind mir die Folgeimplikationen eines Beschneidungsverbotes sowas von absolut scheiss egal, dass ich die Ohren-Geschichte einfach fallen lasse. Sollten sich aus dem Verbot Probleme für andere unnötige, medizinische Eingriffe ergeben, dann hat das entsprechend seperat behandelt zu werden und nicht auf Kosten von Babypenisvorhäuten toliert zu werden.
@Bruce Wayne
ICD-10 Q30.9 (angeborene Fehlbildung der Nase, nicht näher bezeichnet) ist auch medizinisch klassifiziert - trotzdem schnippelt man Kindern nicht an der Nase rum, nur weil sie schief ist. Stichwort Höckernase.

Hat alles, was in ICD10 klassifiziert ist, gleich Krankheitswert?

[Edit:] Ich sagte schon, dass ich die Frage nach anderen unnötigen Operationen losgelöst von Vorhäuten diskutieren möchte. Aber es besteht anscheinend kein Bedarf dazu.
Ich will meinem Erstgeborenen einen Fingernagel herausreißen, weil mir das meine Religion gebietet. Der wächst immerhin auch wieder nach und Betäubung wäre auch in Ordnung.
Es interessant, wie viel lächerlicher diese Forderung klingt, wenn mein Aberglaube weniger etabliert ist.

Dennoch bin ich der Meinung, Lee, dass die Genitalverstümmelung bei Frauen durchaus etwas anderes ist. Vergleichbar wäre es erst dann, wenn man dir den Lümmel halbiert.


Von unnötige Operationen, die die Gefahr bergen, das Leben und die Entwicklung eines Kindes nachhaltig negativ zu beeinflussen, ist natürlich generell abzusehen. Ohren anlegen ist vermutlich ein eher harmloser Eingriff mit überschaubarem Risiko, aber vermutlich auch nichts, was nicht warten könnte. Das würde ich am Gefahrenpotential des Eingriffs festmachen. Gröbere Entstellungen zu korrigieren, auch wenn es nur ein kosmetischer Eingriff wäre, würde ich beispielsweise auch nicht als unnötig betrachten.
Ja, die Beschneidung von Mädchen ist noch mal ein anderes Kaliber. Aber es unterstreicht trotzdem ein bisschen die Doppelmoral, mit der an die Sache herangegangen wird. Entweder ist es eine Grundsatzfrage und dann steht die körperliche Unversehrtheit in jedem Fall über dem fehlgeleiteten Verständnis dessen, was Religionsfreiheit bedeutet oder es ist eine weitere Kapitulation vor rückständigen kulturellen Überzeugungen.
Ich kann mir nicht vorstellen wieso irgendwer der nicht religiös ist für so einen Scheiß sein sollte. Mit n klein wenig Recherche (oder wahlweise auch mit n bissl Hausverstand) kann man rausfinden dass das Hygiene-argument Schwachsinn ist, und auch sämtliche andren "Argumente" für die Beschneidung. Ich selbst wurde mit 2 Jahren beschnitten und ich leide heute noch enorm darunter, natürlich nicht unter einer PTBS oder sowas, sondern weil ich weiß dass ich nicht "vollkommen" oder intakt bin so wie es sich gehört und dass jeder Orgasmus den ich habe eigentlich viel intensiver sein könnte, außerdem weiß ich dass meine Eichel viel anfälliger für sämtliche Krankheiten ist die diese eben kriegen kann und ich habe noch viele weitere teils sehr stark belastende Probleme aufgrund der Beschneidung, und dass man sowas in Kauf nimmt nur weil die Eltern irgendne scheiß Religion haben darf einfach nicht sein, zumindest nicht in einem Land wie Österreich (oder Deutschland oder sonstigen aufgeklärten/modernen Ländern), das ist einfach nur ne Schande.

Allerdings muss ich zugeben dass, auch wenn ich eigentlich gegen Beschneidung bin, ich auch öfter die selben Gedanken habe wie Toenninga ("Es wurde an mir 'rumgeschnibbelt, also soll gefälligst auch an anderen das Messer angelegt werden." s.o.) wobei ich jetzt natürlich nicht weiß ob er das ernstmeinte oder nicht, aber als unfreiwillig Beschnittener kann man gegen solche Gedanken (a la "Wieso sollen andre das Recht haben ne Vorhaut zu besitzen wenn ich es nicht habe) nix machen.
@Billy7
War deine Beschneidung medizinisch notwendig oder religiös motiviert? Weder Juden noch Moslems beschneiden ihre Kinder im Alter von zwei Jahren, deshalb frage ich.
Meine Mutter behauptet sie war medizinisch notwendig wegen ner Vorhautverengung, allerdings sollte jeder Arzt wissen dass sowas in dem Alter etwas ganz normales ist und in den allermeisten Fällen von selbst verschwindet, erst wenn sie in der Pubertät noch da ist zählt sie als richtige Phimose die behandelt werden muss. Sie hat außerdem gesagt dass ich so oder so beschnitten worden wäre, ob mit oder ohne Vorhautverengung, also macht es ohnehin keinen Unterschied.
Billy7: Hui, endlich mal ein Beschnittener, der es bedauert. Alle anderen, die ich kenne, haben es zwangsläufig akzeptiert bzw. sind halt damit aufgewachsen und finden sogar, dass nicht beschnittene Penisse für sie unnatürlich aussehen, weil da noch irgendeine Haut rumhängt, die sie selbst nicht kennen. Ich war mir aber immer sicher, dass es auch genug Beschnittene geben müsste, für die das psychisch oder anderweitig belastend ist. Ich habe letzten Monat mal versucht, Umfragen dazu zu finden, aber die existieren irgendwie nicht. Nur darüber, ob einen das an anderen stört.
Deinen Gedanken kann ich gut nachvollziehen und dafür braucht man sich auch nicht zu schämen. Geht mir genauso, wenn ich höre, dass im Jahrgang unter mir wieder die Studienordnung aufgelockert wurde, sie jetzt den Neubau kriegen oder was auch immer. Da denke ich mir, die sollen gefälligst die gleiche Hölle durchleben müssen wie ich, auch wenn es objektiv betrachtet natürlich eine gute Sache ist.

Ich meine, es gäbe viele verschiedene Arten der Beschneidung. Sogar solche, die die Vorhaut im Großen und Ganzen erhalten, aber trotzdem halt die Verengung lösen. Aber die gibt es vielleicht noch nicht so lange.

Kennt sich eigentlich jemand aus, wie es ist, wenn man zum Judentum konvertiert? Muss man dann den Rabbi sein bestes Stück begutachten lassen oder ist das mehr so eine Sache des persönlichen Vertrauens?
Es gibt haufenweise Beschnittene die kleinere oder größere Probleme damit haben, mit Google sollte man auch einige Berichte von solchen Leuten finden können nehme ich an, in den USA gabs sogar schon einige Fälle wo Leute die als Kinder beschnitten wurden später ihre Eltern deswegen angezeigt haben. Dass du so wenig davon mitbekommst liegt vermutlich daran dass viele Beschnittene die sich beeinträchtigt fühlen nur ungern über sowas reden oder es garnicht zugeben, vor allem wenn man sie persönlich fragt bzw. wenn man sie kennt, außerdem ist es gut möglich dass die Beschneidung bei manchen erst viel später Probleme verursacht, z.B. dass man wenn man älter ist kaum noch was spürt weil die Eichel so stark desensibilisiert wurde, in der Jugend beeinträchtigt einen das vllt noch nicht ganz so stark. Was das mit den Umfragen angeht, vllt könnte man ja hier eine zu dem Thema starten? ^^ Auch wenn ich keine Ahnung hab wieviele Leute hier noch aktiv sind und wieviele davon unfreiwillig beschnitten wurden.

Eins noch zu dem hier: "Alle anderen, die ich kenne, haben es zwangsläufig akzeptiert[...]" irgendwie klingt für mich "zwangsläufig akzeptiert" nicht unbedingt nach dem Gegenteil von "bedauern" ^^
Die Umfragen hier haben halt immer was mit dem Thema Hard- und Software zu tun. Außerdem ist das Thema schon wieder nicht mehr aktuell. Ich weiß nicht mal, was jetzt überhaupt bei der Diskussion bei herausgekommen ist (habe auch seit einem Monat keine Zeit mehr für die Nachrichten).
Jedenfalls könnte so eine Umfrage endlich mal vernünftige Gründe gegen Beschneidungen liefern, die Beschneidungsverfechter auch nachvollziehen können. Denn ich glaube schon, dass bei Umfragen, ob andere auch beschnitten werden sollten, viele Beschnittene nur deshalb mit "ja" antworten, weil auch andere Leute im selben Boot sitzen sollen. Ist ja auch unfair, wenn einem ein gesunder Körperteil amputiert wird und hinterher die Gesellschaft das verbieten will. Plötzlich wird man zum Zeichen für etwas, wofür die Gesellschaft sich schämt und von dem sie auf einmal loskommen möchte. Und man selbst ist das verstümmelte Opfer, welches dieses Ritual mit sich hat machen lassen, während alle anderen "normal" aufwachsen und sich nicht einmal Gedanken darüber machen müssen, außer um vielleicht mit dem Finger auf einen zu zeigen. Auf das Relikt vergangener Tage, den Freak.

Irgendwie finde ich es auch heftig, dass Eltern in Deutschland generell diesen Scheiß so lange mitgemacht haben, weil die religiöse Gesellschaft das so wollte. Ich glaube, viele Paare sehen ihre Babys als eine Art besseres Haustier an. Die Vorhaut abzuschnippeln ist dann eine Entscheidung, als würde man den Hund kastrieren oder nicht. Für mich sind Babys einfach Menschen, die eine Zeit später als ich geboren wurden, aber mal genauso ein gleichberechtigtes Erwachsenenleben wie ich jetzt führen werden. Und ich möchte ihnen nicht nach zwanzig Jahren in die Augen sehen müssen und Schuldgefühle für irgendwas empfinden.

Was auch immer jetzt aus dem ganzen Hin und Her bei rausgekommen ist, war es auf jeden Fall gut, dass das Thema mal wieder gesellschaftlich diskutiert worden ist. Jetzt werden sicher eine ganze Menge junger Eltern in Zukunft kritisch drüber nachdenken statt es einfach machen zu lassen. Zudem zeigt es, wie bedenkenlos die Medizin sich bisher der Religion unterworfen hat. Es war medizinisch nie sinnvoll, Beschneidungen durchzuführen, aber man kann so ziemlich alles relativieren. So schnell passiert es dann, dass man einfach mal überall was wegschnippelt, weil ja bei 1% der Jungs eine Phimose entstehen könnte. Da fragt man sich, warum es überhaupt die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche in Deutschland gibt. Falls eine Phimose vorliegt, kann man dann immer noch überlegen, was zu tun ist.

Und die Juden müssen halt auch mal damit klar kommen, dass das Kindesmisshandlung und Körperverletzung ist. Die einzigen "Argumente" sind immer "es ist religiöse Tradition" und "die Kinder erinnern sich später an nichts mehr". Die sind beide so schlecht, dass man sich nicht einmal die Mühe machen braucht, ihnen zu widersprechen. Sie können einfach so für sich stehen.
tagesschau.de zur Entscheidung des Ethikrates.

Mich hat diese Entscheidung überrascht. Grundsätzlich soll die Beschneidung Minderjähriger möglich sein, aber nur bei entsprechender Hygiene, Betäubung und geschultem Personal. Außerdem sollen betroffene Jungen, wenn sie sich dazu überhaupt schon äußern können, ein Vetorecht haben. Das zielt eindeutig auf Moslems, denn jüdische Kinder werden als 8 Tage alte Säuglinge beschnitten. Was das Veto eines, sagen wir mal, 10jährigen bringt - ach vergessen wir's.

Aus dem Artikel:
"Für den Moral-Theologen Eberhard Schockenhoff ging es dabei aber nicht nur um juristische oder medizinische Notwendigkeiten, sondern auch um den Respekt gegenüber den Religionen: "Respekt und Toleranz ist eben mehr als nur Verständnis für das, was so ein bisschen religiöses Brauchtum ist oder so etwas. Toleranz hat eigentlich nur dann einen wirklichen Wert, wenn sie auch etwas kostet, wenn sie schwer fällt, wenn sie also auch das irritierend Fremde mit meint", so Schockenhoff."
Wer zahlt eigentlich den Preis für unsere Toleranz? Herr Schockenhoff oder Kinder mit ihrer Vorhaut? Unsere Toleranz sollte so weit gehen, dass für jeden volljährigen Juden oder Moslem die gesetzliche Krankenkasse eine erstklassige Beschneidung mit Hygiene, Betäubung, Chirurg und was sonst so dazu gehört bezahlt. Und wenn man bedenkt, dass dieser Eingriff keinerlei Begründung hat außer "Gott will es!" ist das schon sehr entgegenkommend.
Eigentlich muss man sich nur fragen, wann eine Religion lächerlich genug ist, sie zu missachten.

Wann darf ich Drogen an "Gläubige" verteilen, damit sie einem bestimmten Gott näher sind? Wann darf ich Kinder tätowieren, weil es den Übetrtritt zum "teuflischen Islam" verhindert?

Sowas wird man wohl kaum durchsetzen können. Ich verstehe nicht, wieso das Recht auf freie Religions-Ausübung von Eltern, die Menschenrechte eines Kindes aushebeln darf, solange die Religion nicht lächerlich genug ist.
Die Entscheidung des Ethikrathes ist keine ethische, sondern eine typisch deutsche. Zum kotzen.
Die Vorhaut ist die Haut, die abhaut, wenn der Rabbi zuhaut. Oder so...
Jo gegen Beschneidung an forderster Front sein, aber gleichzeitig "free pussy riot" brüllen
Ich liebe diese wahllos reingeschleuderten Sätze ohne Erklärung.
Haha, ich liebe dich Preussen. <3

Das trifft auf so viele zu, die ich kenne. :3

Ist doch selbsterklärend Chuck. o.Ó
Erklärt's mir bitte, ich verstehe es nicht.
Naja, dann behaltet die Erklärung eben für euch.

Aber ich hätte da mal eine andere Frage, angeschnitten wurde das Thema ja schon: Die http://taz.de/Streit-der-Woche/!100521/|taz hat zum Streit der Woche ausgerufen, ob Ohrlöcher bei Kindern Körperverletzung sind. Und ich wollte mal fragen, wer überhaupt dreijährigen Mädchen Ohrlöcher stechen lässt. Wann habt ihr eure Ohrlöcher gekriegt, wie sieht das bei befreundeten Eltern aus?
Wachsen wieder zu.
Mal davon abgesehen, dass ich danach nicht gefragt habe: Prellungen schwellen auch irgendwann wieder ab.
Nur das Prellung in keiner mir bekannten Kultur zu dekorativen Zwecken getragen werden.
Ich habe das eigentlich ohne irgendeinen tieferen Sinn gesagt, wollte es nur mal so in den Raum werfen. So wie du ja offensichtlich auch. Oder was wolltest du mit deinem Beitrag ausdrücken?
Einen Pickel :)
Der Beitrag hat mich schlussendlich überzeugt, dass wir das Thema hier nicht diskutieren wollen. Aber wenigstens hast du es geschafft, dass ich dabei breit grinsen musste. Smiley
omg - Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat jetzt ihr Eckpunktepapier vorgelegt. Wenn es danach geht, darf man seine Kinder nicht nur beschneiden lassen, weil man Jude oder Moslem ist und Gott es halt so will, sondern auch aus medizinisch-hygienischen Gründen. (Quelle: http://www.taz.de/Rechtslage-von-Beschneidungen/!102466/|taz, oder noch besser Die.Welt)
Absolut inakzeptabel und widerwärtig.
Also die Rechtfertigung für religiöse Beschneidung ist ja altbekannt, aber wie wollen die rechtfertigen, dass die Vorhaut einfach so amputiert werden darf? Man darf ja auch nicht einfach so Mandeln oder Blinddarm seiner Kinder entfernen lassen.
Wie kann eine so ehrenwerte Politikerin nur so einen Schund vorlegen? Peinlich.
Logge dich ein um einen Beitrag zu schreiben.