Der Wert eines Menschen (Gesellschaft)

Der Wert eines Menschen (Gesellschaft)

Jahrelang dachte ich,dass Menschen nicht nach ihrem Besitz oder Privileg bewerten werden sollten sondern eher nach ihren wie man so schön sagt inneren Werten.Reiche galten oft als arrogant und böswillig wogegen Arme eher zu Gastfreundschaft und Warmherzigkeit neigten.In letzter Zeit aber bemerke ich,dass sich das immer mehr verdreht und die Reichen Leute eher die besseren Menschen sind und die armen die "unfreundlichen und neidischen".Habt ihr diese Beobachtung ebenfalls machen können oder seht ihr das anders?
Wo hast du das denn konkret beobachtet oder ist es eher so ein unbestimmtes Gefühl?
Erstens kann man das, denke ich, so pauschal nicht sagen - es ist ja doch eher eine individuelle Frage, wie ein Mensch ist.

Zweitens verweise ich jetzt einfach mal auf Bertolt Brecht, der seine "Heilige Johanna der Schlachthöfe", als der Makler Slift ihr die Schlechtigkeit und Unmoral der Armen zeigen will, erwidern lässt:

"Ist ihre Schlechtigkeit ohne Maß, so ist's ihre Armut auch. Nicht der Armen Schlechtigkeit hast Du mir gezeigt, sondern der Armen Armut. Zeigtet ihr mir der Armen Schlechtigkeit, so zeig ich euch der schlechten Armen Leid. Verkommenheit, voreiliges Gerücht! Sei widerlegt durch ihr elend Gesicht!"

Und in seiner "Dreigroschenoper" kommen die berühmten Zeilen vor:

"Ihr, die auf unsrer Scham und eurer Lust besteht, das eine wisset ein für allemal: Wie ihr es immer dreht und wie ihr's immer schiebt - erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Erst muss es möglich sein auch armen Leuten, vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden."

Sicher ist das für die heutige Zeit etwas plakativ und extrem ausgedrückt. Es ist ja nun nicht so, dass hier jemand hungern müsste. Aber was Brecht damit sagen will: Moralisch kann nur der sein, der genug zu essen hat. Ich denke, das gilt im wörtlichen wie im übertragegen Sinn. Insofern hat ein etwaiger Zusammenhang zwischen Armut und Schlechtigkeit wenn überhaupt soziologische Ursachen.
Ich finde "bessere Menschen" zu erkennen zeugt davon nicht dazuzugehören.
"Besser" hat imoho was mit den damit verbundenen persönlichen Nutzen zu tun (besser... für?). Und eine Kategorisierung Individuen nach Nutzen ist imoho klar stark egoistisch veranlagt, und die daraus resultierende Pauschalisierung... naja. -.-

Per allgemeiner Definition "eines besseren Menschen" durch jene, die solche erkennen, sollten die Kritiker selbst Paradebeispiele für schlechte Menschen sein.


Ich sage es gibt keine "bessere Menschen". Nur andere. Gott sei Dank auch.

PS: Nicht jeder, der dir hilft, ist dein Freund. Und nicht jeder, der dich in die Scheisse steckt, ist dein Feind. Es gibt dazu ne nette Fabel rund um ein erfrorenes Vögelchen.
Mehr als ein unbestimmtes Gefühl war es natürlich nicht wie LeChuck schon erläuterte.Dennoch möchte ich eher darauf hinaus,dass sich die Rollen irgendwie vertauscht haben und es mir so vorkommt,dass es nicht immer so war und erst jetzt diese Entwicklung annimmt.
Ich finde "bessere Menschen" zu erkennen zeugt davon nicht dazuzugehören.

"Hey der is wie ich, der muss besser sein als andere."

so geht das :D
Bullshit, hohlkopf. Smiley


"Jahrelang dachte ich,dass Menschen nicht nach ihrem Besitz oder Privileg bewerten"
"Reiche galten oft als arrogant und böswillig"
"In letzter Zeit aber bemerke ich,dass [...] die armen die "unfreundlichen und neidischen""



Man solle Menschen nicht nach Besitz bewerten. Danach wird gleich das "alte Weltbild" demonstriert, welches eindeutig nach Besitz wertet (reich = arrogant und böse). Dann kommt das neue Weltbild, welches ebenfalls nach Besitz wertet ("arm = neidisch").

Oder anders gesagt:
- Früher waren die Unterschicht neidisch auf die Oberschicht, und hat diese als arrogant und böse hingestellt.
- Heute ist die Unterschicht neidisch auf die Oberschicht, und stellt diese als arrogant und böse da.


Wo ist da die Veränderung? Die Rollen sind noch am gleichen Platz. o.ô
Der einzige Unterschied ist ob man von unten nach oben oder von oben nach unten schaut.
Dann willst du damit sagen,dass die Unterschicht wie auch die Oberschicht ihre Haken hat?
Ich sage damit, dass sich nie was geändert hat. Die Unterschicht denkt gleich wie immer, die Mittelschicht denkt gleich und die Oberschicht denkt gleich.

Früher waren nur die meisten in der Unterschicht, und heute sind sie in der Mittelschicht.
Da "die meisten" nun wo anders sind, ändert sich nur die Perspektive der meisten. Die Menschen an sich sind gleich.

Wir müssen mit Bill Gates leben, der Milliarden an Forschungen gegen Krankheiten spendet obwohl er kerngesund ist, und wir müssen mit Paris Hilton leben, die... naja, eben Paris ist.
Kann mich nur wiederholen: Es gibt keine "bessere Menschen".
Ich bin ehrlich, ich habe kein Interesse an Menschen oder der Menschheit, also werd ich es frühestens nach meinem Tod dahin fliessen lassen. Aber wenn ich nicht selbst krank wäre und soviele Behandlungen hinter mir hätte oder nicht so angekotzt vom ganzen Leben würde ich vllt auch mein Geld woanders reininvestieren.

Was ich sagen wollte, mMn gibt es "bessere" Menschen, zumindest bezogen auf die Menschheit und die Menschlichkeit, es gibt bloss keine übermenschen, womit viele einen "guten Menschen" gleichsetzen.
Trollmode=on;Write["Paris Hilton war länger im Knast als Bushido!"];
"mMn gibt es "bessere" Menschen, zumindest bezogen auf die Menschheit und die Menschlichkeit"

Egoismus ist eine typisch menschliche Eigenschaft. Auch "vererbter Hass" wäre sowas, ganz speziell wenn er aus Überlieferungen und Schriften entsteht.

Diese Humanisten, die Menschlichkeit aus den Eigenschaften zusammenbasteln die Ihren gerade passen, führen zu reichlich widersprüchlich erscheinenden Gedanken:
"Wir sind nicht davor gefeit, dass wir einmal einen Schuft unter uns haben. Wenn ich das schon jetzt wüsste, würde er ab morgen nicht mehr leben. Kurzer Prozess. Weil ich ein Humanist bin. Deshalb habe ich solche Auffassung. Lieber Millionen Menschen vorm Tode retten, als wie einen Banditen leben lassen, der uns dann die Toten bringt, damit ich mal richtig erkläre, warum man so hart sein muss. Das ganze Geschwafel von wegen nicht Hinrichtung und nicht Todesurteil - alles Käse, Genossen. Hinrichten, wenn notwendig auch ohne Gerichtsurteil."
[Zitat: Erich Mielke; Minister für Staatssicherheit der DDR]



Die Einteilung der Menschen nach dem persönlichen Nutzen hatte ich bereits im ersten Beitrag kommentiert. Das Prinzip des Humanismus dreht sich schlussendlich nur um die Frage "wie nützlich ist uns ein Mensch" (für die Gemeinschaft).
Dieses System wertet einen Vietnam-Veteranen, der selbst opfernd und widerwillig in den Krieg geschickt wurde, als guten Menschen. Er verteidigt die Gemeinschaft. Das gleiche System wertet eine illegale Einwanderin, die stiehlt und sich teilweise der Prostitution hingibt als schlechter Mensch. Am besten Bogen herum machen.

Der Veteran hat in den häufigsten Fällen das Blut unzähliger Bauern, Frauen und Kinder an den Händen. Die Einwanderin ist meistens eine Mutter, die mit Familie aus einen Kriegsgebiet voller "gute Menschen" floh, am Ende ist, und nur irgendwie die Kinder füttern versucht.
Beide konnten es sich nicht aussuchen, und beide hassen es. Und in den Schuhen des andern, hätten die zwei vermutlich das gleiche getan. Humanismus zieht aber klar ein Trennstrich zwischen diesen zwei Menschen. Nur einer der zwei ist uns nützlich. Und es ist nicht die Person, die aus Liebe agiert, sondern jene aus Pflicht.

Ich sage es gibt keine "bessere Menschen". Der Gedanke es sei so ist meiner Meinung nach äusserst brutal, unfair und egoistisch.
Natürlich gibt es auch (und wird es immer geben) Menschen, die am liebsten die Welt einfach brennen sehen wollen(*), aber auch diese Eigenschaft ist äusserst "menschlich".


"Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt es nämlich nicht.
[Zitat: Konrad Adenauer; deutscher Politiker]"


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(*) Zitat aus Batman - The Dark Knight
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