So, hi! Wie versprochen mach ich hier mal nen Thread für meine neue Geschichte auf (die alte heißt 'Die Geschichte von Matt Davis' ;)) und ich hoffe, dass ihr Gefallen an ihr findet!
Das ist mal der erste Teil des ersten Kapitels, da das ganze Kapitel zu lange wäre:
1. Schwarz und Blau
Ein kleiner Karpfen schnellte durch das klare Wasser. Es war ein warmer und sonniger Tag und der riesige Feuerball glänzte am Firmament, unbeirrt und unbekümmert von jeglichen Vorgängen innerhalb der irdischen Hülle. Ein weiteres schuppiges Tier schoss durch das seichte Wasser, ehe sich ein spitzer Holzstock durch seinen Körper bohrte.
Kion stand bis zu den Knien im flachen Nass und hob seine hölzerne Waffe.
Naja, allzu groß ist der Kerl ja nicht, aber größer als meine bisherigen Fische. Obwohl der Fang seine Eltern und ihn nicht satt machen würde, beäugte er seine Beute mit einem stolzen Schimmern in den Augen.
Kion war ein kräftiger, flinker Mann und in etwa zwanzig Jahre alt. Er liebte es seit jeher, im Taller See zu baden oder Fische zu jagen. So war er auch an diesem Vormittag in das Gewässer marschiert, mit nichts weiter als einem selbst angespitzten Holzstöckchen bewaffnet, um sich und seinen Eltern ein Mahl zu erbeuten.
Er zog das Holz aus dem toten, noch leicht zuckenden Tier, wusch den Stock im Wasser ab, steckte ihn in seinen Gürtel und machte sich mit dem Fisch in der rechten Hand auf den Weg zurück zu seinem Heim. Er würde nachher noch ein paar Beeren im an die Stadt angrenzenden Gehölz suchen. Talba war die einzige Stadt, die direkt am Taller See, und somit zentral in der Nordhälfte des Großen Tals, lag. In jenem Tal befanden sich hier und da ein paar kleine Dörfer, doch keines davon direkt am See. Der junge Mann war in seinem Leben noch nie allzu weit von Talba entfernt gewesen, geschweige denn außerhalb des Großen Tals, also kannte er auch keine größeren Städte als seine Heimat.
Mit seiner freien Hand strich er sich die feuchten, pechschwarzen Haare aus dem Gesicht und lief schnellen Schrittes zum Haus seiner Eltern zurück, um ihnen seine Beute präsentieren zu können. Dort angekommen, erwartete ihn seine Mutter, Kallana, bereits.
„Mutter, sieh mal, was ich heute gefangen habe!“, rief Kion freudig und hielt seinen Fang stolz in die Luft.
„Ich bin stolz auf dich, mein Sohn.“, antwortete Kallana, nahm ihm den Fisch ab und schenkte ihm ein warmes Lächeln.
Kallana hatte bereits ein hohes Alter erreicht und war deshalb auf die stützende Kraft eines Gehstocks angewiesen, welchen sie fest mit ihrer rechten Hand umklammert hielt. Schulterlange, graue Haare fielen in leicht geschwungenen Locken von ihrem Haupt und umrahmten somit ihr barmherziges und freundliches Gesicht. Trotz der vielen Falten in den Mundwinkeln, an den Augen und auf der Stirn, erkannte Kion, dass Kallana einst eine wunderschöne Frau gewesen sein musste. Soweit er zurückdenken konnte, zierten unzählige Falten die Gesichter seiner Eltern, welche sie aber nicht alt erscheinen ließen, sondern erfahren und weise.
„Könntest du bitte etwas Holz hacken? Ich bereite in der Zwischenzeit den Fisch zu und Kenton sammelt noch etwas Feuerholz im Wald. Du weißt ja, dass er kein Holz mehr hacken kann.“, erklärte Kallana, machte nach einem letzten Lächeln kehrt und verschwand im Inneren der kleinen Holzhütte. Diese Hütte, Kions Zuhause, war nicht besonders groß, doch warm und gemütlich und Kion wünschte sich nicht mehr von seinem Heim. Er brauchte kein riesiges Haus, wie es der ein oder andere in Talba besaß. Ein kleines Häuschen und seine Eltern waren alles, was er wollte, und genau das hatte er.
Kenton, Kions Vater, hatte bereits, genau wie seine Frau, ein hohes Alter erreicht und somit hatte er nicht mehr die Kraft, Holz zu hacken. Seit einigen Jahren war Kion also für kraftaufwendige Arbeiten wie Holzhacken oder ausdauernden Tätigkeiten wie Jagen verantwortlich. Kenton hingegen verabscheute es, untätig herumzusitzen, während sein Sohn arbeitete und seine Frau kochte, also ging er wenigstens Feuerholz sammeln und fertigte von Zeit zu Zeit Speere oder andere Werkzeuge, um so seinen Beitrag zu leisten. Auch er hatte, seit Kion denken konnte, viele Falten im Gesicht, welche ihn zudem aber auch tapfer und mutig erscheinen ließen.
Obwohl Kion selbst nicht überdurchschnittlich groß war, reichten ihm sein Vater gerade mal bis zum Kinn und seine Mutter nur bis zu den Schultern. Das Alter trug die Schuld an diesem Größenunterschied, hatte Kenton seinem Sohn vor ein paar Jahren erklärt, als dieser ihn gerade mit der Körpergröße überholt hatte. Auch die Hautfarbe Kions unterschied sich der seiner Eltern. Kallana und Kenton waren beide eher bleich, wohingegen ihr Sohn eine etwas dunklere Hautfarbe aufwies. Diese Tatsache erklärte Kallana dadurch, dass Kion tagsüber immer am oder im See war, und somit seine Haut länger der Sonne ausgesetzt war als die seiner Eltern. Auch die Gegebenheit, dass Kenton und seine Frau leichte Locken hatten, während Kions schwarze Haare schnurgerade vom Kopf hingen, trug dazu bei, dass bereits seit einigen Jahren in Talba das Gerücht kursierte, Kion sei nicht der leibliche Sohn von Kenton. Zu jener Zeit wäre dies eines der schlimmsten Vergehen, das eine verheiratete Frau begehen konnte: das Kind eines anderen Mannes auszutragen.
Dieses Gerücht, von wem auch immer in den Mund genommen, wurde von Kion und seinen Eltern vehement abgestritten, doch nicht nur der Größenunterschied, der unterschiedliche Teint und die Haare entkräfteten ihre Argumente, sondern eine weitere Tatsache, die Ungewöhnlichste von allen, trug einen Großteil dazu bei: Kenton und Kallana hatten beide haselnussbraune Augen, Kion aber nicht. Ihr Sohn hatte nicht einmal eine einheitliche Augenfarbe. Kions rechtes Auge war pechschwarz, genau wie seine Haare, während sein linkes Auge strahlend blau war.
Die Axt sauste auf das Stück Holz hinunter und teilte es in der Mitte. Kion nahm die beiden Teile und halbierte sie erneut. Mit einem kleinen, rostigen Beil in der Hand zerkleinerte er der Reihe nach die größeren Holzscheite. Schon seit Jahren musste er mit diesem alten Gerät Holz hacken, auch wenn das Beil teilweise zu leicht für ein großes Scheit war. Dann musste er mehrmals mit aller Kraft darauf einschlagen, bis es schließlich entzwei brach. Immerhin hatte Kion auf diese Art Woche für Woche seinen Körper gestählt. Seine Familie hatte nun mal nicht sehr viel Gold, und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als Werkzeuge so lange zu verwenden, bis sie der Verschleiß zu ersetzen zwang.
Als Unterlage benutzte Kion einen Baumstumpf, der sich vor dem Haus befand. So konnte er, während er Holz hackte, stets dem Straßenleben folgen, wobei ihm manchmal sogar interessante Neuigkeiten zu Ohren kamen, welche er später stolz seinen Eltern erzählte. Gedankenversunken zerteilte er ein Scheit nach dem anderen, als der kleine Nachbarsjunge die Straße entlang schlenderte. Freundlich grüßte er Kion und auch dieser hielt kurz mit der Arbeit inne und hob die Hand zum Gruß.
Sämtliche Dorfbewohner Talbas verstanden sich prächtig, in der ge-samten Stadt herrschte seit jeher ein idyllisches Zusammenleben. Das Einzige, was Kion wütend machte, waren die kursierenden Gerüchte über ihn und seinen Vater.
Gerade holte er wieder aus und wollte die Axt auf ein besonders gro-ßes Scheit herab sausen lassen, als der Junge aus dem Nachbarhause zu sprechen begann.
„Hallo Kion! Wie geht’s denn deinem Vater? Also, meine Mutter sagt ja, dass das gar nicht dein Vater ist, also … Wie geht’s Kenton?“
Das Beil verfehlte das Holzscheit und beinahe hätte es sich Kion in den Unterschenkel gerammt, so überrascht war er über diese Frage. Er wusste nicht, ob ihn der Junge provozieren wollte, oder ob es nur seine kindliche Unwissenheit war. Er war immerhin erst zehn Jahre alt. Entnervt rammte Kion das Werkzeug in den Baumstumpf und klaubte die umherliegenden Holzstücke auf.
„Kenton ist mein Vater. Entweder wollte dich deine Mutter auf den Arm nehmen, oder sie ist nicht so klug, wie sie meint.“ Der Junge hatte scheinbar nicht verstanden, was Kion damit sagen wollte, doch dieser schämte sich bereits, etwas so Gemeines gesagt zu haben. Es war der Zorn gewesen, der ihm diese Worte entlockt hatte.
„Kenton, ich meine, meinem Vater geht es gut.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen oder eine Antwort des Jungen abzuwarten, ging Kion hinter das Haus und reihte die Holzstücke an der Wand auf. Er war noch einige Zeit damit beschäftigt, das Holz zu stapeln, als Kallana den Kopf aus dem Fenster reckte und ihm mitteilte, dass das Essen fertig war.
Das ist mal der erste Teil des ersten Kapitels, da das ganze Kapitel zu lange wäre:
1. Schwarz und Blau
Ein kleiner Karpfen schnellte durch das klare Wasser. Es war ein warmer und sonniger Tag und der riesige Feuerball glänzte am Firmament, unbeirrt und unbekümmert von jeglichen Vorgängen innerhalb der irdischen Hülle. Ein weiteres schuppiges Tier schoss durch das seichte Wasser, ehe sich ein spitzer Holzstock durch seinen Körper bohrte.
Kion stand bis zu den Knien im flachen Nass und hob seine hölzerne Waffe.
Naja, allzu groß ist der Kerl ja nicht, aber größer als meine bisherigen Fische. Obwohl der Fang seine Eltern und ihn nicht satt machen würde, beäugte er seine Beute mit einem stolzen Schimmern in den Augen.
Kion war ein kräftiger, flinker Mann und in etwa zwanzig Jahre alt. Er liebte es seit jeher, im Taller See zu baden oder Fische zu jagen. So war er auch an diesem Vormittag in das Gewässer marschiert, mit nichts weiter als einem selbst angespitzten Holzstöckchen bewaffnet, um sich und seinen Eltern ein Mahl zu erbeuten.
Er zog das Holz aus dem toten, noch leicht zuckenden Tier, wusch den Stock im Wasser ab, steckte ihn in seinen Gürtel und machte sich mit dem Fisch in der rechten Hand auf den Weg zurück zu seinem Heim. Er würde nachher noch ein paar Beeren im an die Stadt angrenzenden Gehölz suchen. Talba war die einzige Stadt, die direkt am Taller See, und somit zentral in der Nordhälfte des Großen Tals, lag. In jenem Tal befanden sich hier und da ein paar kleine Dörfer, doch keines davon direkt am See. Der junge Mann war in seinem Leben noch nie allzu weit von Talba entfernt gewesen, geschweige denn außerhalb des Großen Tals, also kannte er auch keine größeren Städte als seine Heimat.
Mit seiner freien Hand strich er sich die feuchten, pechschwarzen Haare aus dem Gesicht und lief schnellen Schrittes zum Haus seiner Eltern zurück, um ihnen seine Beute präsentieren zu können. Dort angekommen, erwartete ihn seine Mutter, Kallana, bereits.
„Mutter, sieh mal, was ich heute gefangen habe!“, rief Kion freudig und hielt seinen Fang stolz in die Luft.
„Ich bin stolz auf dich, mein Sohn.“, antwortete Kallana, nahm ihm den Fisch ab und schenkte ihm ein warmes Lächeln.
Kallana hatte bereits ein hohes Alter erreicht und war deshalb auf die stützende Kraft eines Gehstocks angewiesen, welchen sie fest mit ihrer rechten Hand umklammert hielt. Schulterlange, graue Haare fielen in leicht geschwungenen Locken von ihrem Haupt und umrahmten somit ihr barmherziges und freundliches Gesicht. Trotz der vielen Falten in den Mundwinkeln, an den Augen und auf der Stirn, erkannte Kion, dass Kallana einst eine wunderschöne Frau gewesen sein musste. Soweit er zurückdenken konnte, zierten unzählige Falten die Gesichter seiner Eltern, welche sie aber nicht alt erscheinen ließen, sondern erfahren und weise.
„Könntest du bitte etwas Holz hacken? Ich bereite in der Zwischenzeit den Fisch zu und Kenton sammelt noch etwas Feuerholz im Wald. Du weißt ja, dass er kein Holz mehr hacken kann.“, erklärte Kallana, machte nach einem letzten Lächeln kehrt und verschwand im Inneren der kleinen Holzhütte. Diese Hütte, Kions Zuhause, war nicht besonders groß, doch warm und gemütlich und Kion wünschte sich nicht mehr von seinem Heim. Er brauchte kein riesiges Haus, wie es der ein oder andere in Talba besaß. Ein kleines Häuschen und seine Eltern waren alles, was er wollte, und genau das hatte er.
Kenton, Kions Vater, hatte bereits, genau wie seine Frau, ein hohes Alter erreicht und somit hatte er nicht mehr die Kraft, Holz zu hacken. Seit einigen Jahren war Kion also für kraftaufwendige Arbeiten wie Holzhacken oder ausdauernden Tätigkeiten wie Jagen verantwortlich. Kenton hingegen verabscheute es, untätig herumzusitzen, während sein Sohn arbeitete und seine Frau kochte, also ging er wenigstens Feuerholz sammeln und fertigte von Zeit zu Zeit Speere oder andere Werkzeuge, um so seinen Beitrag zu leisten. Auch er hatte, seit Kion denken konnte, viele Falten im Gesicht, welche ihn zudem aber auch tapfer und mutig erscheinen ließen.
Obwohl Kion selbst nicht überdurchschnittlich groß war, reichten ihm sein Vater gerade mal bis zum Kinn und seine Mutter nur bis zu den Schultern. Das Alter trug die Schuld an diesem Größenunterschied, hatte Kenton seinem Sohn vor ein paar Jahren erklärt, als dieser ihn gerade mit der Körpergröße überholt hatte. Auch die Hautfarbe Kions unterschied sich der seiner Eltern. Kallana und Kenton waren beide eher bleich, wohingegen ihr Sohn eine etwas dunklere Hautfarbe aufwies. Diese Tatsache erklärte Kallana dadurch, dass Kion tagsüber immer am oder im See war, und somit seine Haut länger der Sonne ausgesetzt war als die seiner Eltern. Auch die Gegebenheit, dass Kenton und seine Frau leichte Locken hatten, während Kions schwarze Haare schnurgerade vom Kopf hingen, trug dazu bei, dass bereits seit einigen Jahren in Talba das Gerücht kursierte, Kion sei nicht der leibliche Sohn von Kenton. Zu jener Zeit wäre dies eines der schlimmsten Vergehen, das eine verheiratete Frau begehen konnte: das Kind eines anderen Mannes auszutragen.
Dieses Gerücht, von wem auch immer in den Mund genommen, wurde von Kion und seinen Eltern vehement abgestritten, doch nicht nur der Größenunterschied, der unterschiedliche Teint und die Haare entkräfteten ihre Argumente, sondern eine weitere Tatsache, die Ungewöhnlichste von allen, trug einen Großteil dazu bei: Kenton und Kallana hatten beide haselnussbraune Augen, Kion aber nicht. Ihr Sohn hatte nicht einmal eine einheitliche Augenfarbe. Kions rechtes Auge war pechschwarz, genau wie seine Haare, während sein linkes Auge strahlend blau war.
Die Axt sauste auf das Stück Holz hinunter und teilte es in der Mitte. Kion nahm die beiden Teile und halbierte sie erneut. Mit einem kleinen, rostigen Beil in der Hand zerkleinerte er der Reihe nach die größeren Holzscheite. Schon seit Jahren musste er mit diesem alten Gerät Holz hacken, auch wenn das Beil teilweise zu leicht für ein großes Scheit war. Dann musste er mehrmals mit aller Kraft darauf einschlagen, bis es schließlich entzwei brach. Immerhin hatte Kion auf diese Art Woche für Woche seinen Körper gestählt. Seine Familie hatte nun mal nicht sehr viel Gold, und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als Werkzeuge so lange zu verwenden, bis sie der Verschleiß zu ersetzen zwang.
Als Unterlage benutzte Kion einen Baumstumpf, der sich vor dem Haus befand. So konnte er, während er Holz hackte, stets dem Straßenleben folgen, wobei ihm manchmal sogar interessante Neuigkeiten zu Ohren kamen, welche er später stolz seinen Eltern erzählte. Gedankenversunken zerteilte er ein Scheit nach dem anderen, als der kleine Nachbarsjunge die Straße entlang schlenderte. Freundlich grüßte er Kion und auch dieser hielt kurz mit der Arbeit inne und hob die Hand zum Gruß.
Sämtliche Dorfbewohner Talbas verstanden sich prächtig, in der ge-samten Stadt herrschte seit jeher ein idyllisches Zusammenleben. Das Einzige, was Kion wütend machte, waren die kursierenden Gerüchte über ihn und seinen Vater.
Gerade holte er wieder aus und wollte die Axt auf ein besonders gro-ßes Scheit herab sausen lassen, als der Junge aus dem Nachbarhause zu sprechen begann.
„Hallo Kion! Wie geht’s denn deinem Vater? Also, meine Mutter sagt ja, dass das gar nicht dein Vater ist, also … Wie geht’s Kenton?“
Das Beil verfehlte das Holzscheit und beinahe hätte es sich Kion in den Unterschenkel gerammt, so überrascht war er über diese Frage. Er wusste nicht, ob ihn der Junge provozieren wollte, oder ob es nur seine kindliche Unwissenheit war. Er war immerhin erst zehn Jahre alt. Entnervt rammte Kion das Werkzeug in den Baumstumpf und klaubte die umherliegenden Holzstücke auf.
„Kenton ist mein Vater. Entweder wollte dich deine Mutter auf den Arm nehmen, oder sie ist nicht so klug, wie sie meint.“ Der Junge hatte scheinbar nicht verstanden, was Kion damit sagen wollte, doch dieser schämte sich bereits, etwas so Gemeines gesagt zu haben. Es war der Zorn gewesen, der ihm diese Worte entlockt hatte.
„Kenton, ich meine, meinem Vater geht es gut.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen oder eine Antwort des Jungen abzuwarten, ging Kion hinter das Haus und reihte die Holzstücke an der Wand auf. Er war noch einige Zeit damit beschäftigt, das Holz zu stapeln, als Kallana den Kopf aus dem Fenster reckte und ihm mitteilte, dass das Essen fertig war.
Wenn ich ehrlich bin überzeugt mich dieser Teil von dem Kapitel noch nicht so wie das 1.Kapitel von Matt Davis es getan hat.
Aber ich denke wenn du noch mehr reinstellst werde ich wieder die Kritik abgeben die ich auch bei Matt Davis abgegeben habe.
Also mach weiter ich freue mich schon darauf mehr lesen zu können;)
Aber ich denke wenn du noch mehr reinstellst werde ich wieder die Kritik abgeben die ich auch bei Matt Davis abgegeben habe.
Also mach weiter ich freue mich schon darauf mehr lesen zu können;)
Na, dann hoffe ich mal, dass dich der restliche Teil des ersten Kapitels überzeugt :x
Er lehnte rücklings an einem riesigen Baum. Die linke Hand klammerte sich hilfesuchend an die Rinde des Baumes, die rechte hielt den Griff eines Langschwertes. Die Waffe war makellos poliert, der Wellenschliff der Klinge warf die Spiegelbilder der saftig grünen Blätter zurück und schimmerte leicht, wenn ein sanfter Sonnenstrahl das Blätterdach durchbrach und sich darauf verfing. In den Schwertknauf war der Kopf eines Rhinozerosses eingraviert.
Jetzt kauerte er sich schon geraume Zeit an die Rückseite des Baumes, dennoch pochte ihm das Herz nach wie vor bis zum Hals. Ganz langsam reckte er den Kopf zur Seite, um aus seinem Versteck hervor spähen zu können.
Hoffentlich habe ich ihn abgehängt. Aber wenn er mich jetzt sieht, war alles umsonst. Natürlich werde ich mit ihm alleine fertig, aber was, wenn noch mehr von seiner Sorte auftauchen?
Unbemerkt warf er einen kurzen Blick an dem breiten Baum vorbei, erblickte dabei den Rücken seines Verfolgers und zog hastig den Kopf zurück.
Verdammt, wieso lässt der Kerl nicht locker?
Lero war ein kräftiger Mann und etwas älter als Kion. Was er allerdings mutterseelenallein im Großen Wald zu suchen hatte, wusste nur er selbst. Mit der linken Hand packte er den kleinen, strahlend blauen Stein, welcher an seiner Halskette befestigt war. Es war als würde ihn eine Welle frischer Kraft durchfluten, er fühlte sich stark und geladen. Den Anhänger ließ er anschließend im Inneren seines Wamses verschwinden, damit er ihn im Kampf nicht verlor. Er atmete noch einmal tief durch und ordnete seine Gedanken.
Was hat dieser verdammte Ork auch im Großen Tal verloren? Wieso ist er nicht in den Gebieten seiner Sippschaft? Sei’s drum. Und los!
Mit einem Mal riss er die glänzende Klinge seines Langschwertes nach oben, bereit zum Kampf, und trat hinter dem Baum hervor, darauf gefasst, seinem Gegner entgegen zu stürmen. Doch der Ork war verschwunden. Nervös drehte Lero den Kopf in alle Richtungen und suchte aufmerksam das Terrain ab, doch sein Verfolger war nirgends zu sehen. In der Hoffnung, der Ork hatte die Verfolgung aufgegeben, steckte Lero seine Waffe zurück in die Scheide an seinem Gurt und fuhr sich mit der Linken durch die silberfarbenen Haare.
Ich muss in Zukunft wohl vorsichtiger sein, sonst sterbe ich noch, bevor ich mein Ziel auch nur zu Gesicht bekomme.
Angespannt zog er einen zwei Handbreit langen Dolch aus der Scheide am Unterschenkel und setzte seinen langen Marsch fort, stets auf der Hut vor erneuten Verfolgern oder Angreifern. Etwa eine halbe Meile war er gelaufen, als er einen kleinen Bach erreichte und innehielt. Der Große Wald war ungewöhnlich still. Nur ein paar weit entfernte Vögel konnte man zwitschern hören. Doch dann drang Plätschern an seine Ohren und er fuhr herum.
Ein tiefes, zufriedenes Grunzen entfuhr dem Ork, der etwa zwanzig Fuß von Lero entfernt am Rande des Baches stand und zu ihm herüber stierte.
„Was willst du, Ork? Warum verfolgst du mich?“, rief Lero bemüht ge-lassen, steckte sich den Dolch in den Gurt und zog sein Schwert.
Der Ork war etwa einen Kopf größer als Lero und dichtes, schwarzes Haar wucherte aus seinem grässlichen Schädel. Breitbeinig stand er da und leckte sich mit der violetten Zunge die beiden spitzen Eckzähne, die links und rechts aus seinem Kiefer zur Stirn emporragten. Die dunkelgrüne Haut gab seinem Äußeren einen noch gefährlicheren Eindruck.
Leros Pupillen sprangen von den gewaltigen Eckzähnen zu der riesigen Streitaxt in den Händen des Orks und wieder zurück. Die Schmiedekunst der Orks war deutlich zu erkennen: der Griff bestand aus einem Knochen, jedenfalls sah es so aus, und das Metall der Axt war pechschwarz. Trotz der Schwärze konnte man Blutspritzer auf der Klinge schimmern sehen. Lero konnte auch einige Kerben in der Schneide erkennen; diese Waffe hatte zweifelsohne schon viele Opfer gefordert.
„Was ich will?“, raunte der Ork und ließ ein tiefes Grunzen hören. „Deine Knochen!“
Noch bevor Lero einen weiteren Gedanken fassen konnte, preschte das dunkelhäutige Ungetüm vor, die Streitaxt hoch erhoben. Mit einem unglaublich heftigen Hieb fuhr die Waffe des Orks auf den Menschen herab, doch dieser riss gerade noch schnell genug sein Schwert in die Höhe und konnte so den Schlag parieren. Mit einem flinken Ausfallschritt konnte Lero einer weiteren Attacke ausweichen und ging daraufhin selbst zum Angriff über. Er wuchtete das Langschwert seinem Kontrahenten mit aller Kraft entgegen, doch dieser blockte mit dem knöchernen Stiel. Ein dumpfes Klirren schellte durch den Wald, das Schwert prallte zurück und Lero musste hastig einen Schritt zurückweichen, damit er seine Waffe nicht fallen ließ.
Der Ork grinste nur hämisch und entblößte dabei seine spitzen Zähne, die wie kleine Dolche aus seinem Kiefer hervorragten.
„Verdammt robust, diese Minotaurushörner, was?“, sprach er mit ras-selnder Stimme und grunzte erneut. Daraufhin riss er die gigantische Axt mit beiden Händen nach oben und holte aus, doch Lero nutzte die kurze Zeit, in der sein Gegner deckungslos war, und rammte ihm sein Schwert bis zum Heft in den Magen. Tiefschwarzes, unangenehm warmes Blut quoll aus dem Eintrittsloch der Waffe und überströmte sowohl die dunkelgrüne Haut des Orks als auch die Hand und den gesamten Unterarm Leros. Das durchbohrte Ungetüm starrte mit bleichen Pupillen an seinem Körper hinunter und ein letztes langgezogenes Grunzen entfuhr seinen Lippen. Hastig riss Lero sein Schwert aus dem Ork und ein Schwall Blut drang aus der tiefen Öffnung. Die dunkelhäutige Kreatur wankte ein paar Schritte nach hinten und ließ dann die übergroße Streitaxt krachend zu Boden fallen, unmittelbar bevor sie selbst stöhnend zu Boden ging. Eilig ging Lero zum Bach und wusch sich das schwarze Blut von Schwert und Körper. Frisch gewaschen warf er einen letzten Blick auf das ermordete Ungetüm und verschwand dann im Dickicht des Großen Waldes.
Zu dritt saßen sie am schäbigen Tisch im kleinen Esszimmer, doch sie alle waren glücklich darüber, einander zu haben. Der Karpfen, welchen Kion erbeutet hatte, schmeckte besser als erwartet, was allerdings auch an den Beilagen liegen konnte: Kenton hatte beim Feuerholz sammeln noch einige Beeren und sogar Kartoffeln mitgebracht. Angebraten waren Letztere eine Seltenheit auf dem Tisch der Familie, da es zu verschwenderisch war, Erdäpfel auf dem Markt zu kaufen, wenn man auch auf gefundene Früchte oder Möhren zurückgreifen konnte. Im kleinen, angrenzenden Wald waren Kartoffeln eher rar und somit fanden Kion oder sein Vater nur selten welche. Als Kenton also mit einer Handvoll solcher nach Hause gekommen war, erhellte das schlagartig die Stimmung seines Sohnes, obwohl diesem weiterhin die Worte des Nachbarjungen durch den Kopf gingen.
Natürlich ist Kenton mein leiblicher Vater. Aber warum gibt es dann so viele Unähnlichkeiten zwischen uns? Das ist wirklich eigenartig. Außerdem habe ich noch nie jemanden mit unterschiedlichen Augenfarben gesehen. Warum also habe ich zwei verschiedene?
Schließlich legte er die Gabel nieder und sah seinen Vater an. Als dieser bemerkte, dass ihn sein Sohn fragend betrachtete, hielt auch er inne.
„Was ist los, mein Sohn? Hast du etwas auf dem Herzen?“
Kion legte sich kurz einige Worte zurecht und antwortete dann.
„Um ehrlich zu sein, Vater, ja, ich habe etwas auf dem Herzen. Diese Gerüchte in der Stadt …“, er blickte seinem Vater tief in die Augen. „Sag mir bitte die Wahrheit. Ist daran etwas wahr?“
Kenton wechselte einen traurigen Blick mit Kallana, die ebenfalls zu essen aufgehört hatte. Die Falten in seinem alten Gesicht sahen in diesem Moment noch zahlreicher und tiefer aus als sonst. Langsam öffnete er den Mund und überlegte noch einen Augenblick, ehe er antwortete.
„Kion. Mein Sohn. Kallana und ich haben dich groß gezogen, dir alles beigebracht, was du kannst. Wir lieben dich als wärst du unser leiblicher Sohn, doch du willst nun letztendlich doch die Wahrheit hören. Sieh mich bitte nicht so traurig an, das macht es mir nur noch schwerer. Also gut, ich gebe es zu. Irgendwann musstest du es ja erfahren. Du bist nicht unser leiblicher Sohn.“
Kion riss entsetzt die Augen auf. Irgendwie hatte er es immer geahnt, doch er hatte es nie gewagt, es ernsthaft zu glauben.
„Aber … Vater? Was meinst du damit? Nicht unser? Mutter? Was …?“
„Es tut mir unendlich leid, es sagen zu müssen, aber dein Blut ist weder mit dem meinen noch mit dem meiner Frau verwandt. Ich will dir die ganze Geschichte erzählen. Vom Anfang bis zum Ende.
Es begann alles vor etwa neunzehn Jahren. Kallana und ich lebten hier schon länger als ein halbes Jahrhundert und so kam es eines Tages, dass ich eine Nachricht aus Asana empfing. Asana ist die östlichste Stadt des Großen Tals und liegt direkt am Großen Meer. Sie liegt einige Wochen von hier entfernt und dort residiert auch der König des Großen Tals. Du hast bestimmt schon von ihm gehört? Jedenfalls, wie du weißt, war ich einst ein Händler mit einem stattlichen Karren. Hier in Talba konnte man nie viel verdienen und so sah ich mich gezwungen, auf Nachricht eines Händlers aus Asana, einem alten Freund von mir, nach Khor zu reisen, um dort meine Waren für einen guten Preis verkaufen zu können. Ich packte also meinen Karren und verabschiedete mich von Kallana. Mir war bewusst, dass die Reise nach Khor etwa eine Woche dauern würde und so steckte ich mir auch genug Proviant ein. Nach einigen Tagen des Marsches bemerkte ich bereits tiefschwarze Rauchsäulen am Horizont aufsteigen und ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Wenige Tage später erreichte ich schließlich Khor und was mir da zu Gesicht kam, war noch schlimmer als meine düstersten Träume hätten sein können.
Beinahe die gesamte Stadt war dem Erdboden gleich gemacht worden, Häuser und Hütten lagen in Trümmern auf der Erde verstreut, die meisten von ihnen brannten oder glühten noch vor sich hin. Ein Ort des Todes und der Zerstörung zeichnete sich vor mir ab. Da viele der Häuser noch brannten, konnte die Verwüstung noch nicht allzu lange zurück liegen und so durchsuchte ich die Trümmer nach Überlebenden. Die Stille, die mich an jenem Tag umfing, verfolgt mich heute noch nachts. Es herrschte Totenstille, das Einzige, was leise vor sich hin knisterte, waren die tanzenden Flammen. Ich suchte lange Zeit nach irgendeinem Anzeichen von Leben, doch überall lagen nur verbrannte oder ermordete Leichen umher; der gesamte Boden war verkohlt oder von Blut bedeckt. Das Bild dieses Massakers werde ich nie vergessen.“
Traurig senkte Kenton den Kopf und machte eine kurze Pause. Als er den Blick wieder hob, konnte Kion Tränen in den Augenwinkeln seines Vaters erkennen. Eine Gänsehaut jagte ihm den Rücken hoch; er hatte seinen Vater noch niemals weinen gesehen.
„Aber nicht jeder Bewohner Khors war tot. Denn dann hörte ich plötz-lich ein schmerzerfülltes Stöhnen. Sofort suchte ich in den umliegenden Trümmern nach dem Ursprung des Geräusches, und dann fand ich ihn. Unter einem blutbefleckten Leinentuch, umgeben von Holzteilen und Steinen lag ein kleiner Junge bäuchlings auf der Erde. Er war damals höchstens drei Jahre alt. Als sich sein kleiner Arm bewegt hatte, hob ich ihn auf und sah, dass er eine blutige Wunde an der Stirn hatte.“
Kion blickte seinen Vater an. Eine Mischung aus Trauer und Neugier wirbelte in ihm umher. Dann strich er sich mit der rechten Hand die pech-schwarzen Haare aus der Stirn und betastete mit der anderen eine kleine, längliche Narbe unter dem Haaransatz. Kallana hatte ihm früher stets erzählt, dass er einst gestürzt gewesen war und sich so den Kopf aufgeschlagen hatte. Kenton nickte tröstend und fuhr dann mit der Geschichte fort.
„Ich wickelte dich in eine Decke und legte dich in den Karren. Zu Trin-ken konnte ich dir nichts geben, da du nicht bei Bewusstsein warst. Da-raufhin suchte ich noch kurze Zeit in den umliegenden Trümmern nach weiteren Überlebenden, doch ohne Erfolg. In der Nähe der Stelle, wo ich dich gefunden hatte, lag eine tote Frau. Zweifelsohne war sie zu Lebzeiten eine Schönheit gewesen, doch als ich sie dort liegen sah, drehte sich mir beinahe der Magen um. Irgendjemand hatte ihr den gesamten Brustkorb aufgeschlitzt und vielleicht sogar die Eingeweide entnommen, doch so genau konnte ich mir den Leichnam bei bestem Willen nicht ansehen. Mit offenen, leeren Augen hatte sie rücklings in einer riesigen Blutlache gelegen. Ihre Augen waren, obwohl ihnen kein Funke Leben mehr innewohnte, pechschwarz, so dunkel, wie ich es bis dahin noch nie gesehen hatte. Ich verließ den Ort des Grauens und machte mich mit dir auf den Weg nach Hause, da Khor keine Stadt näher als Talba war, mit Ausnahme von Akorthum, doch von ihr wusste ich nicht, ob sich dort ein Heiler aufhielt. Während der mehrtägigen Heimreise öffnetest du einmal kurz deine Augen, bevor dich die Ohnmacht wieder in ihren Bann zog. Da sah ich diese unbeschreibliche Schwärze erneut, jedoch nur in deinem rechten Auge. Das Linke war von einem strahlenden blau.
Ich erreichte daraufhin also Talba und zu meiner größten Freude warst du immer noch am Leben. Äußerst schwach, aber dennoch am Leben. Der Heiler der Stadt brachte dich wieder auf die Beine und steckte deinen Kopf in einen dicken Verband. Einige Tage lagst du dann im Bett, wir fütterten dich stets und nannten dich von da an Kion, da du dich an nichts erinnertest und wir deinen wahren Namen nicht kannten.“
Fassungslos saß Kion da und starrte seinen Vater an, welcher gar nicht sein wirklicher Vater war. Tausende Gedanken wirbelten in seinem Kopf umher und ließen sich nicht ordnen. Das eben Gehörte passte alles zu-sammen, rein logisch betrachtet, doch es konnte einfach nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein. Kallana und Kenton waren letztendlich also doch nicht seine Eltern. Und doch waren sie es. Nur waren sie und er eben nicht im Blute verwandt. Kleine Tränen schimmerten wie glitzernde Diamanten in seinen Augenwinkeln.
„Also bin ich … also war… du meinst …? Diese Frau …? Das war … war das meine …?“ Kion konnte keinen klaren Gedanken fassen, er war zu aufgewühlt.
„Ja, Kion. Ich bin mir ziemlich sicher. Diese Frau war deine leibliche Mutter.“
Zwei Tränen zogen feine, schillernde Linien, als sie dem jungen Mann die Wangen hinunter rollten. Obwohl er seine wahre Mutter nie kennen gelernt hatte, traf ihn diese Tatsache hart. Eine unfassbare Trauer schien ihn schier zu erdrücken, er wusste nicht, was er tun sollte, wusste nicht, was er sagen sollte. Nach einiger Zeit der Stille fasste er sich wieder und wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht trocken.
„Wo war mein Vater? Also … ich meine mein leiblicher Vater. Ist er auch … tot?“
„Das kann ich dir leider nicht beantworten, Kion. Es tut mir leid.“
Kion dachte kurz nach und fragte dann mit erhobener Stimme: „Warum habt ihr mir das nie erzählt? Warum habt ihr mir die Wahrheit verheimlicht? Ich hatte ein Recht, es zu erfahren!“
Erneut wechselten Kenton und Kallana einen traurigen Blick, doch diesmal antwortete Kallana.
„Du hättest es nicht verstanden, Kion. Du warst noch zu jung. Als du älter wurdest und uns als deine Eltern kanntest, brachten wir es nicht übers Herz, dir die Wahrheit zu erzählen. Die Tatsache, was mit deiner Heimat und deiner Mutter passiert war, wollten wir dir solange verschweigen, bis du alt genug warst und den Gerüchten der Stadt mehr Glauben schenktest als unseren Worten der Erklärung. Denn dann konnten wir uns sicher sein, dass du deine wahre Vergangenheit verkraften würdest.“
„Aber … aber warum … wie?“ Kion wusste nicht recht, was er sagen sollte, aber er war sich sicher, dass Kallana und Kenton die Wahrheit ge-sagt hatten.
„Aber warum habe ich zwei verschiedene Augenfarben? Meine Mutter hatte doch auch nur schwarze Augen!“
„Diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten, es tut mir leid.“, sprach Kenton vorsichtig und legte tröstend die Hand auf Kions Schulter.
In Kions Innerem herrschte ein enormer Tumult von Emotionen, sein Kopf zitterte leicht. Er warf einen ratlosen Blick aus dem Fenster, durch welches ein paar helle Strahlen der Nachmittagssonne fielen, und dachte über das nach, was er eben erfahren hatte.
„Ich glaube, ich gehe zu Bett. Dann kann ich das alles in Ruhe verarbei-ten.“
Er steckte sich die letzten, mittlerweile kalten Kartoffelstückchen in den Mund, obwohl er keinen Hunger mehr hatte, und stand auf.
„Gute Nacht, Mutter. Gute Nacht, Vater.“
Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, ehe er ihnen den Rücken zuwendete und den Raum verließ.
Am nächsten Vormittag stand Kion später auf als sonst, obwohl er tags zuvor früher als sonst zu Bett gegangen war. Er hatte noch lange Zeit wach da gelegen und über all die tiefgreifenden Neuigkeiten nachgegrübelt, welche so urplötzlich und ohne Vorwarnung sein Leben auf den Kopf gestellt hatten. Diese neue Erkenntnis über seine wahre Verwandtschaft hatte ihn so unvorbereitet getroffen, wie ein Blitz. Normalerweise hätte Kenton seinen Sohn nicht so lange schlafen lassen, da es im und um das Haus immer viel zu tun gab, doch an diesem Tag war es anders gewesen.
Als Kion das Esszimmer betrat, nahm Kallana gerade eine Forelle aus. Das Tier war ein Stückchen kleiner, als der am Tag zuvor von Kion erbeutete Karpfen gewesen war. Kenton saß erschöpft am Tisch und umklammerte mit beiden Händen einen gefüllten Becher.
„Da du noch geschlafen hast, war ich heute fischen.“, erklärte er. Ein seltsamer Ausdruck zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Er wollte nicht, dass Kion die Aussage als Vorwurf auffasste und so setzte er hinzu: „Leider sind meine Reflexe nicht mehr so gut wie deine. Der Fisch von gestern war ein gutes Stück größer als der hier.“
Kion wusste ganz genau, dass ihn Kenton nur aufmuntern wollte. Er nahm einen freien Stuhl und setzte sich. Einige Zeit blickten sich die bei-den Männer unverwandt in die Augen, während Kallana weiterhin den Fisch zubereitete. Dann aber öffnete sich Kions Mund und er begann zu sprechen.
„Vater … Ich habe nachgedacht. Ich … Es tut mir leid, Vater, aber ich will nach Khor reisen.“ Er ignorierte den traurigen Schimmer in den Augen Kentons und sprach weiter. „Heute noch. Ich weiß, ich kannte meine wahren Eltern nicht, jedenfalls weiß ich nichts mehr von ihnen. Aber ich will nach Khor gehen und mir ansehen, was von der Stadt übrig ist. Ich will wissen, warum meine Mutter ermordet wurde und warum der ganze Ort verwüstet wurde. Ich will es wissen und ich muss es wissen. Die Reise müsste, wie du gesagt hast, etwa eine Woche dauern. Ich bitte dich hiermit um Erlaubnis, so bald wie möglich nach Khor reisen zu dürfen. Was sagst du, Vater?“
Kenton warf einen kurzen Blick zu seiner Frau und wandte sich dann wieder seinem Sohn zu. Mit glasigen Augen sah er ihn an und antwortete.
„Wir haben seit Jahren mit dieser Reaktion gerechnet. Wir wussten, dass, sobald du die Wahrheit über deine Herkunft erfuhrst, du so reagie-ren würdest. Und genau dieser Reaktion haben wir seit Jahren mit Furcht entgegengesehen. Wir wussten, dass sie unausweichlich ist, aber dennoch traf sie uns unerwartet. Du bittest mich um Erlaubnis gehen zu dürfen? Kion, wir beide lieben dich wie unseren eigenen Sohn. Ich gebe dir die Erlaubnis, aber ich möchte, dass du mit deiner Abreise bis morgen wartest, damit du morgens aufbrechen kannst. Heute steht die Sonne schon tief, du würdest nicht sehr weit kommen, ehe es dunkel wird, und ich will nicht, dass du uns länger verlässt als es nötig ist. Was sagst du dazu, mein Sohn?“
Kion überlegte einen Moment, antwortete dann aber mit ernster Stimme.
„Einverstanden, Vater.“
Die beiden umarmten sich herzlich und anschließend halfen sie Kallana beim Essen zubereiten.
Er lehnte rücklings an einem riesigen Baum. Die linke Hand klammerte sich hilfesuchend an die Rinde des Baumes, die rechte hielt den Griff eines Langschwertes. Die Waffe war makellos poliert, der Wellenschliff der Klinge warf die Spiegelbilder der saftig grünen Blätter zurück und schimmerte leicht, wenn ein sanfter Sonnenstrahl das Blätterdach durchbrach und sich darauf verfing. In den Schwertknauf war der Kopf eines Rhinozerosses eingraviert.
Jetzt kauerte er sich schon geraume Zeit an die Rückseite des Baumes, dennoch pochte ihm das Herz nach wie vor bis zum Hals. Ganz langsam reckte er den Kopf zur Seite, um aus seinem Versteck hervor spähen zu können.
Hoffentlich habe ich ihn abgehängt. Aber wenn er mich jetzt sieht, war alles umsonst. Natürlich werde ich mit ihm alleine fertig, aber was, wenn noch mehr von seiner Sorte auftauchen?
Unbemerkt warf er einen kurzen Blick an dem breiten Baum vorbei, erblickte dabei den Rücken seines Verfolgers und zog hastig den Kopf zurück.
Verdammt, wieso lässt der Kerl nicht locker?
Lero war ein kräftiger Mann und etwas älter als Kion. Was er allerdings mutterseelenallein im Großen Wald zu suchen hatte, wusste nur er selbst. Mit der linken Hand packte er den kleinen, strahlend blauen Stein, welcher an seiner Halskette befestigt war. Es war als würde ihn eine Welle frischer Kraft durchfluten, er fühlte sich stark und geladen. Den Anhänger ließ er anschließend im Inneren seines Wamses verschwinden, damit er ihn im Kampf nicht verlor. Er atmete noch einmal tief durch und ordnete seine Gedanken.
Was hat dieser verdammte Ork auch im Großen Tal verloren? Wieso ist er nicht in den Gebieten seiner Sippschaft? Sei’s drum. Und los!
Mit einem Mal riss er die glänzende Klinge seines Langschwertes nach oben, bereit zum Kampf, und trat hinter dem Baum hervor, darauf gefasst, seinem Gegner entgegen zu stürmen. Doch der Ork war verschwunden. Nervös drehte Lero den Kopf in alle Richtungen und suchte aufmerksam das Terrain ab, doch sein Verfolger war nirgends zu sehen. In der Hoffnung, der Ork hatte die Verfolgung aufgegeben, steckte Lero seine Waffe zurück in die Scheide an seinem Gurt und fuhr sich mit der Linken durch die silberfarbenen Haare.
Ich muss in Zukunft wohl vorsichtiger sein, sonst sterbe ich noch, bevor ich mein Ziel auch nur zu Gesicht bekomme.
Angespannt zog er einen zwei Handbreit langen Dolch aus der Scheide am Unterschenkel und setzte seinen langen Marsch fort, stets auf der Hut vor erneuten Verfolgern oder Angreifern. Etwa eine halbe Meile war er gelaufen, als er einen kleinen Bach erreichte und innehielt. Der Große Wald war ungewöhnlich still. Nur ein paar weit entfernte Vögel konnte man zwitschern hören. Doch dann drang Plätschern an seine Ohren und er fuhr herum.
Ein tiefes, zufriedenes Grunzen entfuhr dem Ork, der etwa zwanzig Fuß von Lero entfernt am Rande des Baches stand und zu ihm herüber stierte.
„Was willst du, Ork? Warum verfolgst du mich?“, rief Lero bemüht ge-lassen, steckte sich den Dolch in den Gurt und zog sein Schwert.
Der Ork war etwa einen Kopf größer als Lero und dichtes, schwarzes Haar wucherte aus seinem grässlichen Schädel. Breitbeinig stand er da und leckte sich mit der violetten Zunge die beiden spitzen Eckzähne, die links und rechts aus seinem Kiefer zur Stirn emporragten. Die dunkelgrüne Haut gab seinem Äußeren einen noch gefährlicheren Eindruck.
Leros Pupillen sprangen von den gewaltigen Eckzähnen zu der riesigen Streitaxt in den Händen des Orks und wieder zurück. Die Schmiedekunst der Orks war deutlich zu erkennen: der Griff bestand aus einem Knochen, jedenfalls sah es so aus, und das Metall der Axt war pechschwarz. Trotz der Schwärze konnte man Blutspritzer auf der Klinge schimmern sehen. Lero konnte auch einige Kerben in der Schneide erkennen; diese Waffe hatte zweifelsohne schon viele Opfer gefordert.
„Was ich will?“, raunte der Ork und ließ ein tiefes Grunzen hören. „Deine Knochen!“
Noch bevor Lero einen weiteren Gedanken fassen konnte, preschte das dunkelhäutige Ungetüm vor, die Streitaxt hoch erhoben. Mit einem unglaublich heftigen Hieb fuhr die Waffe des Orks auf den Menschen herab, doch dieser riss gerade noch schnell genug sein Schwert in die Höhe und konnte so den Schlag parieren. Mit einem flinken Ausfallschritt konnte Lero einer weiteren Attacke ausweichen und ging daraufhin selbst zum Angriff über. Er wuchtete das Langschwert seinem Kontrahenten mit aller Kraft entgegen, doch dieser blockte mit dem knöchernen Stiel. Ein dumpfes Klirren schellte durch den Wald, das Schwert prallte zurück und Lero musste hastig einen Schritt zurückweichen, damit er seine Waffe nicht fallen ließ.
Der Ork grinste nur hämisch und entblößte dabei seine spitzen Zähne, die wie kleine Dolche aus seinem Kiefer hervorragten.
„Verdammt robust, diese Minotaurushörner, was?“, sprach er mit ras-selnder Stimme und grunzte erneut. Daraufhin riss er die gigantische Axt mit beiden Händen nach oben und holte aus, doch Lero nutzte die kurze Zeit, in der sein Gegner deckungslos war, und rammte ihm sein Schwert bis zum Heft in den Magen. Tiefschwarzes, unangenehm warmes Blut quoll aus dem Eintrittsloch der Waffe und überströmte sowohl die dunkelgrüne Haut des Orks als auch die Hand und den gesamten Unterarm Leros. Das durchbohrte Ungetüm starrte mit bleichen Pupillen an seinem Körper hinunter und ein letztes langgezogenes Grunzen entfuhr seinen Lippen. Hastig riss Lero sein Schwert aus dem Ork und ein Schwall Blut drang aus der tiefen Öffnung. Die dunkelhäutige Kreatur wankte ein paar Schritte nach hinten und ließ dann die übergroße Streitaxt krachend zu Boden fallen, unmittelbar bevor sie selbst stöhnend zu Boden ging. Eilig ging Lero zum Bach und wusch sich das schwarze Blut von Schwert und Körper. Frisch gewaschen warf er einen letzten Blick auf das ermordete Ungetüm und verschwand dann im Dickicht des Großen Waldes.
Zu dritt saßen sie am schäbigen Tisch im kleinen Esszimmer, doch sie alle waren glücklich darüber, einander zu haben. Der Karpfen, welchen Kion erbeutet hatte, schmeckte besser als erwartet, was allerdings auch an den Beilagen liegen konnte: Kenton hatte beim Feuerholz sammeln noch einige Beeren und sogar Kartoffeln mitgebracht. Angebraten waren Letztere eine Seltenheit auf dem Tisch der Familie, da es zu verschwenderisch war, Erdäpfel auf dem Markt zu kaufen, wenn man auch auf gefundene Früchte oder Möhren zurückgreifen konnte. Im kleinen, angrenzenden Wald waren Kartoffeln eher rar und somit fanden Kion oder sein Vater nur selten welche. Als Kenton also mit einer Handvoll solcher nach Hause gekommen war, erhellte das schlagartig die Stimmung seines Sohnes, obwohl diesem weiterhin die Worte des Nachbarjungen durch den Kopf gingen.
Natürlich ist Kenton mein leiblicher Vater. Aber warum gibt es dann so viele Unähnlichkeiten zwischen uns? Das ist wirklich eigenartig. Außerdem habe ich noch nie jemanden mit unterschiedlichen Augenfarben gesehen. Warum also habe ich zwei verschiedene?
Schließlich legte er die Gabel nieder und sah seinen Vater an. Als dieser bemerkte, dass ihn sein Sohn fragend betrachtete, hielt auch er inne.
„Was ist los, mein Sohn? Hast du etwas auf dem Herzen?“
Kion legte sich kurz einige Worte zurecht und antwortete dann.
„Um ehrlich zu sein, Vater, ja, ich habe etwas auf dem Herzen. Diese Gerüchte in der Stadt …“, er blickte seinem Vater tief in die Augen. „Sag mir bitte die Wahrheit. Ist daran etwas wahr?“
Kenton wechselte einen traurigen Blick mit Kallana, die ebenfalls zu essen aufgehört hatte. Die Falten in seinem alten Gesicht sahen in diesem Moment noch zahlreicher und tiefer aus als sonst. Langsam öffnete er den Mund und überlegte noch einen Augenblick, ehe er antwortete.
„Kion. Mein Sohn. Kallana und ich haben dich groß gezogen, dir alles beigebracht, was du kannst. Wir lieben dich als wärst du unser leiblicher Sohn, doch du willst nun letztendlich doch die Wahrheit hören. Sieh mich bitte nicht so traurig an, das macht es mir nur noch schwerer. Also gut, ich gebe es zu. Irgendwann musstest du es ja erfahren. Du bist nicht unser leiblicher Sohn.“
Kion riss entsetzt die Augen auf. Irgendwie hatte er es immer geahnt, doch er hatte es nie gewagt, es ernsthaft zu glauben.
„Aber … Vater? Was meinst du damit? Nicht unser? Mutter? Was …?“
„Es tut mir unendlich leid, es sagen zu müssen, aber dein Blut ist weder mit dem meinen noch mit dem meiner Frau verwandt. Ich will dir die ganze Geschichte erzählen. Vom Anfang bis zum Ende.
Es begann alles vor etwa neunzehn Jahren. Kallana und ich lebten hier schon länger als ein halbes Jahrhundert und so kam es eines Tages, dass ich eine Nachricht aus Asana empfing. Asana ist die östlichste Stadt des Großen Tals und liegt direkt am Großen Meer. Sie liegt einige Wochen von hier entfernt und dort residiert auch der König des Großen Tals. Du hast bestimmt schon von ihm gehört? Jedenfalls, wie du weißt, war ich einst ein Händler mit einem stattlichen Karren. Hier in Talba konnte man nie viel verdienen und so sah ich mich gezwungen, auf Nachricht eines Händlers aus Asana, einem alten Freund von mir, nach Khor zu reisen, um dort meine Waren für einen guten Preis verkaufen zu können. Ich packte also meinen Karren und verabschiedete mich von Kallana. Mir war bewusst, dass die Reise nach Khor etwa eine Woche dauern würde und so steckte ich mir auch genug Proviant ein. Nach einigen Tagen des Marsches bemerkte ich bereits tiefschwarze Rauchsäulen am Horizont aufsteigen und ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Wenige Tage später erreichte ich schließlich Khor und was mir da zu Gesicht kam, war noch schlimmer als meine düstersten Träume hätten sein können.
Beinahe die gesamte Stadt war dem Erdboden gleich gemacht worden, Häuser und Hütten lagen in Trümmern auf der Erde verstreut, die meisten von ihnen brannten oder glühten noch vor sich hin. Ein Ort des Todes und der Zerstörung zeichnete sich vor mir ab. Da viele der Häuser noch brannten, konnte die Verwüstung noch nicht allzu lange zurück liegen und so durchsuchte ich die Trümmer nach Überlebenden. Die Stille, die mich an jenem Tag umfing, verfolgt mich heute noch nachts. Es herrschte Totenstille, das Einzige, was leise vor sich hin knisterte, waren die tanzenden Flammen. Ich suchte lange Zeit nach irgendeinem Anzeichen von Leben, doch überall lagen nur verbrannte oder ermordete Leichen umher; der gesamte Boden war verkohlt oder von Blut bedeckt. Das Bild dieses Massakers werde ich nie vergessen.“
Traurig senkte Kenton den Kopf und machte eine kurze Pause. Als er den Blick wieder hob, konnte Kion Tränen in den Augenwinkeln seines Vaters erkennen. Eine Gänsehaut jagte ihm den Rücken hoch; er hatte seinen Vater noch niemals weinen gesehen.
„Aber nicht jeder Bewohner Khors war tot. Denn dann hörte ich plötz-lich ein schmerzerfülltes Stöhnen. Sofort suchte ich in den umliegenden Trümmern nach dem Ursprung des Geräusches, und dann fand ich ihn. Unter einem blutbefleckten Leinentuch, umgeben von Holzteilen und Steinen lag ein kleiner Junge bäuchlings auf der Erde. Er war damals höchstens drei Jahre alt. Als sich sein kleiner Arm bewegt hatte, hob ich ihn auf und sah, dass er eine blutige Wunde an der Stirn hatte.“
Kion blickte seinen Vater an. Eine Mischung aus Trauer und Neugier wirbelte in ihm umher. Dann strich er sich mit der rechten Hand die pech-schwarzen Haare aus der Stirn und betastete mit der anderen eine kleine, längliche Narbe unter dem Haaransatz. Kallana hatte ihm früher stets erzählt, dass er einst gestürzt gewesen war und sich so den Kopf aufgeschlagen hatte. Kenton nickte tröstend und fuhr dann mit der Geschichte fort.
„Ich wickelte dich in eine Decke und legte dich in den Karren. Zu Trin-ken konnte ich dir nichts geben, da du nicht bei Bewusstsein warst. Da-raufhin suchte ich noch kurze Zeit in den umliegenden Trümmern nach weiteren Überlebenden, doch ohne Erfolg. In der Nähe der Stelle, wo ich dich gefunden hatte, lag eine tote Frau. Zweifelsohne war sie zu Lebzeiten eine Schönheit gewesen, doch als ich sie dort liegen sah, drehte sich mir beinahe der Magen um. Irgendjemand hatte ihr den gesamten Brustkorb aufgeschlitzt und vielleicht sogar die Eingeweide entnommen, doch so genau konnte ich mir den Leichnam bei bestem Willen nicht ansehen. Mit offenen, leeren Augen hatte sie rücklings in einer riesigen Blutlache gelegen. Ihre Augen waren, obwohl ihnen kein Funke Leben mehr innewohnte, pechschwarz, so dunkel, wie ich es bis dahin noch nie gesehen hatte. Ich verließ den Ort des Grauens und machte mich mit dir auf den Weg nach Hause, da Khor keine Stadt näher als Talba war, mit Ausnahme von Akorthum, doch von ihr wusste ich nicht, ob sich dort ein Heiler aufhielt. Während der mehrtägigen Heimreise öffnetest du einmal kurz deine Augen, bevor dich die Ohnmacht wieder in ihren Bann zog. Da sah ich diese unbeschreibliche Schwärze erneut, jedoch nur in deinem rechten Auge. Das Linke war von einem strahlenden blau.
Ich erreichte daraufhin also Talba und zu meiner größten Freude warst du immer noch am Leben. Äußerst schwach, aber dennoch am Leben. Der Heiler der Stadt brachte dich wieder auf die Beine und steckte deinen Kopf in einen dicken Verband. Einige Tage lagst du dann im Bett, wir fütterten dich stets und nannten dich von da an Kion, da du dich an nichts erinnertest und wir deinen wahren Namen nicht kannten.“
Fassungslos saß Kion da und starrte seinen Vater an, welcher gar nicht sein wirklicher Vater war. Tausende Gedanken wirbelten in seinem Kopf umher und ließen sich nicht ordnen. Das eben Gehörte passte alles zu-sammen, rein logisch betrachtet, doch es konnte einfach nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein. Kallana und Kenton waren letztendlich also doch nicht seine Eltern. Und doch waren sie es. Nur waren sie und er eben nicht im Blute verwandt. Kleine Tränen schimmerten wie glitzernde Diamanten in seinen Augenwinkeln.
„Also bin ich … also war… du meinst …? Diese Frau …? Das war … war das meine …?“ Kion konnte keinen klaren Gedanken fassen, er war zu aufgewühlt.
„Ja, Kion. Ich bin mir ziemlich sicher. Diese Frau war deine leibliche Mutter.“
Zwei Tränen zogen feine, schillernde Linien, als sie dem jungen Mann die Wangen hinunter rollten. Obwohl er seine wahre Mutter nie kennen gelernt hatte, traf ihn diese Tatsache hart. Eine unfassbare Trauer schien ihn schier zu erdrücken, er wusste nicht, was er tun sollte, wusste nicht, was er sagen sollte. Nach einiger Zeit der Stille fasste er sich wieder und wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht trocken.
„Wo war mein Vater? Also … ich meine mein leiblicher Vater. Ist er auch … tot?“
„Das kann ich dir leider nicht beantworten, Kion. Es tut mir leid.“
Kion dachte kurz nach und fragte dann mit erhobener Stimme: „Warum habt ihr mir das nie erzählt? Warum habt ihr mir die Wahrheit verheimlicht? Ich hatte ein Recht, es zu erfahren!“
Erneut wechselten Kenton und Kallana einen traurigen Blick, doch diesmal antwortete Kallana.
„Du hättest es nicht verstanden, Kion. Du warst noch zu jung. Als du älter wurdest und uns als deine Eltern kanntest, brachten wir es nicht übers Herz, dir die Wahrheit zu erzählen. Die Tatsache, was mit deiner Heimat und deiner Mutter passiert war, wollten wir dir solange verschweigen, bis du alt genug warst und den Gerüchten der Stadt mehr Glauben schenktest als unseren Worten der Erklärung. Denn dann konnten wir uns sicher sein, dass du deine wahre Vergangenheit verkraften würdest.“
„Aber … aber warum … wie?“ Kion wusste nicht recht, was er sagen sollte, aber er war sich sicher, dass Kallana und Kenton die Wahrheit ge-sagt hatten.
„Aber warum habe ich zwei verschiedene Augenfarben? Meine Mutter hatte doch auch nur schwarze Augen!“
„Diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten, es tut mir leid.“, sprach Kenton vorsichtig und legte tröstend die Hand auf Kions Schulter.
In Kions Innerem herrschte ein enormer Tumult von Emotionen, sein Kopf zitterte leicht. Er warf einen ratlosen Blick aus dem Fenster, durch welches ein paar helle Strahlen der Nachmittagssonne fielen, und dachte über das nach, was er eben erfahren hatte.
„Ich glaube, ich gehe zu Bett. Dann kann ich das alles in Ruhe verarbei-ten.“
Er steckte sich die letzten, mittlerweile kalten Kartoffelstückchen in den Mund, obwohl er keinen Hunger mehr hatte, und stand auf.
„Gute Nacht, Mutter. Gute Nacht, Vater.“
Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, ehe er ihnen den Rücken zuwendete und den Raum verließ.
Am nächsten Vormittag stand Kion später auf als sonst, obwohl er tags zuvor früher als sonst zu Bett gegangen war. Er hatte noch lange Zeit wach da gelegen und über all die tiefgreifenden Neuigkeiten nachgegrübelt, welche so urplötzlich und ohne Vorwarnung sein Leben auf den Kopf gestellt hatten. Diese neue Erkenntnis über seine wahre Verwandtschaft hatte ihn so unvorbereitet getroffen, wie ein Blitz. Normalerweise hätte Kenton seinen Sohn nicht so lange schlafen lassen, da es im und um das Haus immer viel zu tun gab, doch an diesem Tag war es anders gewesen.
Als Kion das Esszimmer betrat, nahm Kallana gerade eine Forelle aus. Das Tier war ein Stückchen kleiner, als der am Tag zuvor von Kion erbeutete Karpfen gewesen war. Kenton saß erschöpft am Tisch und umklammerte mit beiden Händen einen gefüllten Becher.
„Da du noch geschlafen hast, war ich heute fischen.“, erklärte er. Ein seltsamer Ausdruck zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Er wollte nicht, dass Kion die Aussage als Vorwurf auffasste und so setzte er hinzu: „Leider sind meine Reflexe nicht mehr so gut wie deine. Der Fisch von gestern war ein gutes Stück größer als der hier.“
Kion wusste ganz genau, dass ihn Kenton nur aufmuntern wollte. Er nahm einen freien Stuhl und setzte sich. Einige Zeit blickten sich die bei-den Männer unverwandt in die Augen, während Kallana weiterhin den Fisch zubereitete. Dann aber öffnete sich Kions Mund und er begann zu sprechen.
„Vater … Ich habe nachgedacht. Ich … Es tut mir leid, Vater, aber ich will nach Khor reisen.“ Er ignorierte den traurigen Schimmer in den Augen Kentons und sprach weiter. „Heute noch. Ich weiß, ich kannte meine wahren Eltern nicht, jedenfalls weiß ich nichts mehr von ihnen. Aber ich will nach Khor gehen und mir ansehen, was von der Stadt übrig ist. Ich will wissen, warum meine Mutter ermordet wurde und warum der ganze Ort verwüstet wurde. Ich will es wissen und ich muss es wissen. Die Reise müsste, wie du gesagt hast, etwa eine Woche dauern. Ich bitte dich hiermit um Erlaubnis, so bald wie möglich nach Khor reisen zu dürfen. Was sagst du, Vater?“
Kenton warf einen kurzen Blick zu seiner Frau und wandte sich dann wieder seinem Sohn zu. Mit glasigen Augen sah er ihn an und antwortete.
„Wir haben seit Jahren mit dieser Reaktion gerechnet. Wir wussten, dass, sobald du die Wahrheit über deine Herkunft erfuhrst, du so reagie-ren würdest. Und genau dieser Reaktion haben wir seit Jahren mit Furcht entgegengesehen. Wir wussten, dass sie unausweichlich ist, aber dennoch traf sie uns unerwartet. Du bittest mich um Erlaubnis gehen zu dürfen? Kion, wir beide lieben dich wie unseren eigenen Sohn. Ich gebe dir die Erlaubnis, aber ich möchte, dass du mit deiner Abreise bis morgen wartest, damit du morgens aufbrechen kannst. Heute steht die Sonne schon tief, du würdest nicht sehr weit kommen, ehe es dunkel wird, und ich will nicht, dass du uns länger verlässt als es nötig ist. Was sagst du dazu, mein Sohn?“
Kion überlegte einen Moment, antwortete dann aber mit ernster Stimme.
„Einverstanden, Vater.“
Die beiden umarmten sich herzlich und anschließend halfen sie Kallana beim Essen zubereiten.
Joa das ist schon besser.:)
Stell doch bitte das nächste Kapitel rein dann gebe ich auch mehr Kritik ab.:x
Stell doch bitte das nächste Kapitel rein dann gebe ich auch mehr Kritik ab.:x
Na gut ;)
Aber weißt du was? Wie wär's denn, wenn du ein wenig davon schreiben würdest, was dir durch den Kopf geht, während du liest? Mich würde es nämlich brennend interessieren, was man sich dabei denkt, wenn man meine Geschichte liest. Ansonsten hätte es sicher auch positive Auswirkungen auf meinen Schreibstil, etc. Denn dann weiß ich, ob meine Texte auch so ankommen wie ich das geplant habe, oder ob die ganz anders interpretiert werden. Einverstanden?
2. Aufbruch nach Khor
Am nächsten Morgen sprang Kion bereits aus dem Bett, als die Sonne noch nicht einmal den Horizont hinter sich gelassen hatte. Tags zuvor hatte er noch einen Lederrucksack zusammen gepackt. Ein wenig Proviant wollte er mitnehmen, ein Schlageisen, einen kleinen Dolch, eine Decke und ein paar Gewänder zum wechseln. Damit er nach Khor gelangte, musste er ein kurzes Stück durch den an Talba angrenzenden Wald gehen. Dort wollte er sich noch ein paar Beeren suchen.
Ein paar Abschiedstränen konnte er nicht unterdrücken, als er sich von seinen Eltern verabschiedete, ehe ihn Kenton bat, noch ein wenig zu warten, bevor dieser zurück in die Hütte flitzte. Kion warf Kallana einen ratlosen Blick zu, doch sie schien von Kentons Plan zu wissen und lächelte ihm nur aufmunternd zu. Kurz darauf erschien Kenton erneut im Türrahmen, mit einem schwachen Lächeln im Gesicht, und einem glänzenden Kurzschwert in der Hand. Er marschierte auf Kion zu und reichte ihm die Waffe.
„Das hier ist für dich. Es hat mir einst treue Dienste erwiesen, und nun soll es dir gehören. Früher, als ich noch als Händler durch das Große Tal streifte, trug ich es stets bei mir, um mich gegen Halsabschneider oder Räuber zur Wehr setzen zu können. Ich muss wohl zugeben, dass es mir das ein oder andere Mal sogar das Leben gerettet hat. Seit ich kein Händ-ler mehr bin, bewahrte ich es in einer sicheren Kiste unter meinem Bett auf. Gestern Abend habe ich es für dich noch geschliffen, damit du nicht mit einer stumpfen Waffe reisen musst.“
Er lächelte seinen Sohn freundlich an und legte ihm die Hand auf die Schulter. Kion betrachtete das Kurzschwert mit Tränen der Freude in den Augenwinkeln. Die Klinge war beidseitig scharf geschliffen und etwa so lang wie sein Unterarm. In den Knauf war ein kleiner, hell glitzernder Stein eingelassen. Kion machte einen flinken Schlenker mit der Waffe. Sie war schwerer als sie aussah, es musste sich also um hochwertiges Material handeln, dachte er. Auch der Griff lag gut in der Hand.
„Vielen Dank, Vater.“
Dann reichte ihm Kenton noch einen Gürtel mit einer Scheide daran. Kion hatte ihn vorher gar nicht bemerkt, da er nur Augen für die Waffe gehabt hatte. Nickend nahm er das Geschenk entgegen, legte sich den Gürtel an und schob das Schwert in die lederne Scheide.
Dann schlossen sich beide in die Arme und anschließend umarmte Kion auch seine Mutter.
„Mach’s gut, mein Sohn. Aber komm ja wieder gesund und munter zurück!“ Kentons Mundwinkel hoben sich freundlich. „Mach dir keine Sorgen um uns, wir kommen schon zu recht. Gestern habe ich immerhin bewiesen, dass ich noch Fische fangen kann!“ Er lachte kurz auf, wurde dann aber gleich wieder ernst. „Suche nach deiner Vergangenheit, Kion, und finde sie.“
Mit diesen Worten trennten sie sich und Kion machte sich auf den Weg nach Westen. Es war das erste Mal, dass er Talba alleine verließ.
Hätte er nicht so einen grandiosen Orientierungssinn, hätte er sich wohl längst verirrt. Der Große Wald hatte seinen Namen immerhin nicht zufällig erhalten. Auf offenem Gelände im Großen Tal konnte er stundenlang sprinten, schneller als der Wind. Doch hier, im Dickicht der massiven Bäume, wo an jeder Ecke ein Hinterhalt lauern könnte, war es zu gefährlich, die Deckung aufzugeben.
Lero fuhr sich durch die silbernen Haare und lief schnellen Schrittes durch den Wald. Das Langschwert trug er seit dem Vorfall mit dem Ork stets in seiner rechten Hand, immer bereit zuzuschlagen und auf jede Gefahr gefasst. Er war diese ständige Vorsicht schon von klein auf gewohnt, immerhin war er größtenteils in der Natur aufgewachsen und lernte es so schon in jungen Jahren, dass man permanent, vor allen Dingen in einem dichten Gehölz wie dem Großen Wald, auf der Hut sein musste. Obwohl ihm das Alleinsein nichts ausmachte, fand er es dennoch irgendwie seltsam, dass sein einziges Gespräch in den letzten Tagen die Unterhaltung mit einem Ork gewesen war, welchem er daraufhin das Leben genommen hatte.
Nach einer Weile des Laufens erkannte Lero in einiger Entfernung eine Lichtung. Drei Personen standen da und unterhielten sich. In seiner Achtsamkeit hielt Lero inne und versteckte sich hinter einer breiten Eiche. Die unbekannten Kerle waren etwas mehr als hundert Fuß von ihm entfernt, aber er konnte erkennen, dass es sich bei den Fremden um Männer handeln musste, und zwar um menschliche.
Keine hässlichen Eckzähne. Gut. Auch keine grün gefleckte Haut. Sehr schön.
Er kniff die Augen zusammen und starrte auf die unbedeckten Häupter der Drei.
Auch keine Spitzohren, also sind auch Elfen ausgeschlossen. Es müssen Menschen sein, aber was machen sie im Herzen des Großen Waldes? Niemand dringt so weit in das Gehölz ein, nur um zu jagen … Es sei denn, sie jagen …?
Ein mulmiges Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, er musste sich ganz sicher sein. Vorsichtig schlich er um den Baum herum und stahl sich auf Zehenspitzen näher an die drei Unbekannten heran, bis er schließlich verstehen konnte, was sie sagten, aber dennoch in sicherer Entfernung war.
„ … du dir sicher, dass er hier lang gelaufen ist?“, fragte der Kleinere der drei.
Lero bemerkte nun, dass der Größere eine Armbrust in der Hand hielt. Sein Gesicht konnte er nicht sehen, da er mit dem Rücken zu ihm stand. Der Mittlere hatte einen grimmigen Ausdruck in den Augen. Lero erkannte in seinem Blick Habsucht und Gier. Ein Breitschwert steckte in der Scheide an seinem Gürtel. Der dritte Mann, der etwas kleiner als die anderen war, trug eine Streitaxt bei sich. Die Waffe war nichts, im Vergleich zu der, die der Ork besessen hatte, aber für einen Menschen war die Größe doch beachtlich. Sie alle drei hatten dunkle Haare und machten im Großen und Ganzen einen eher zwielichtigen und furchteinflößenden Eindruck. Lero wollte diesen Gestalten nicht nachts begegnen. Trotz des senkrecht einfallenden, besänftigenden Sonnenlichts, strahlten die Fremden eine bedrohliche Aura aus.
„Wenn ich es dir doch sage! Oder meinst du etwa, ich erkenne ein übergroßes, bronzefarbenes Wildschwein nicht von einem Rothirsch auseinander?“, rief der Größere aufgebracht.
Leros Gedanken überschlugen sich. Ein übergroßes Wildschwein? Konnte das etwa …?
„Wir finden den Kerl schon, keine Sorge.“, versuchte der Mann mit dem Breitschwert die anderen zu beschwichtigen.
„Und wenn nicht?“, brüllte der Kleine mit der Axt. „Ich warne euch. Wenn wir ihn nicht bald finden …“
Bedrohlich hob er sein Beil und hieb es in den nächsten Baum.
Lero fasste einen Entschluss, wenn auch einen waghalsigen, und trat aus seiner Deckung hervor.
„Was kommt mir da zu Ohren? Ihr sucht ein bronzefarbenes Wild-schwein?“ Er sprach betont ruhig und versuchte möglichst unwissend in Erscheinung zu treten.
Blitzschnell drehte sich der Große um und richtete seine geladene Armbrust auf ihn.
„Halt!“, rief der Kleine und schlug die Schusswaffe wütend nach unten. „Ja, in der Tat. Warum? Weißt du etwas darüber? Hast du es gesehen?“
Leros Plan war aufgegangen, er hatte sein Ziel erreicht und das Interesse des Mannes geweckt.
„Oh ja. Bronzefarben und riesig, sagtest du, oder? Ich hab es vorhin gesehen, aber es hat mich zum Glück nicht bemerkt.“
Die Augen des mit der Axt bewaffneten Kerls funkelten kurz auf und er ging einen Schritt auf Lero zu.
„Ja! Genau das suchen wir! Wo hast du den Anicor-“, freute sich der Mittlere, doch der Kleine ließ ihn nicht ausreden und schlug ihm mit dem Ellbogen in die Rippen. Erschrocken taumelte er ein Stück zurück und warf einen eingeschüchterten Blick auf den Kleinen. Dieser hingegen räusperte sich und ergriff erneut das Wort.
„Wo hast du das Wildschwein gesehen, wollte mein Freund fragen.“
Seine Stimme klang betont freundlich, doch Lero hatte sie bereits durchschaut. Er hatte es von Anfang an geahnt, doch nun war er sich ganz sicher. Diese drei Kerle waren Jäger, doch sie jagten nicht wegen des Fleisches oder des Leders. Diese zwielichtigen Gestalten suchten etwas ganz anderes.
„Ich habe es dort hinten gesehen, etwa zwei Meilen von hier ent-fernt.“, antwortete Lero und deutete in die Richtung, aus der er gekom-men war.
„Hervorragend. Schönen Dank auch!“, gluckste der Kleinere und schon rannte er, gefolgt von den anderen beiden, nach Südosten davon.
Lero schmunzelte und setzte seine Reise erneut fort.
Ihre Intelligenz könnte beinahe mit der eines Orks verglichen werden. Anderenfalls, so dumm scheinen Orks gar nicht zu sein. Wie hätte der sonst so lange meine Fährte lesen können, bis er mich schließlich sogar fand?
Kion wanderte durch den Wald, den ledernen Rucksack auf den Schul-tern und das von Kenton erhaltene Kurzschwert in der rechten Hand. Während er nach Beeren oder anderen Früchten Ausschau hielt, ehe er Talba endgültig verließ, schwang er die Waffe umher und schlug hie und da einen Ast von einem Baum. Er war sehr geschickt und konnte auch gut mit dem Schwert umgehen, obwohl er vorher noch nie eines in der Hand gehalten hatte. Seit jeher hatte Kion mit den anderen Jungen aus der Stadt von Zeit zu Zeit kleine Kämpfe mit Holzstöcken ausgetragen, teils zum Spaß, aber sie haben untereinander manchmal auch Turniere ausgetragen. Er war stets der Beste unter Gleichaltrigen gewesen, doch auch Ältere hatte er oftmals besiegt. Den anderen kam es häufig so vor als würde Kion mehr Kraft, mehr Geschick und mehr Dynamik innewohnen als ihnen, und so verloren sie langsam aber sicher die Lust daran, mit ihm zu kämpfen. Kenton war, damals wie heute, viel zu alt gewesen, als dass er mit Kion einen Sparringskampf hätte ausüben können, also blieb dem Jungen nichts anderes übrig als sich seine Gegner in Bäumen vorzustellen.
Noch bevor die Sonne am Höchsten stand, hatte er eine große Portion Waldbeeren und Pilze gefunden und anschließend das Gehölz und somit Talba verlassen. Nach Südwesten führte nur eine Straße aus der Stadt, welche sich nach einigen Meilen spaltete, jedenfalls hatte es Kenton so erzählt. Ein Weg sollte dann in Benerum enden, wohingegen der andere Kion zu seinem Ziel lotsen sollte: Khor. Benerum war die südwestlichste Stadt des Großen Tals. Sie lag direkt am Großen Meer und an der Ostgrenze des Korthumgebirges. Die Menschen neigten dazu, dieses Gebirge einfach nur das Große Gebirge zu nennen, doch in Wahrheit trug es den Namen, den die Zwerge dafür auserwählt hatten: Korthum. Diese unendlich viele Meilen lange Gebirgskette war sogar von Talba aus zu sehen, doch die höchsten Gipfel sollten sich im hohen Norden, und somit im Reich der Zwerge, befinden, hatte ihm Kenton einst erklärt.
Kion war nun schon etliche Meilen marschiert, als sich ihm von hinten ein kleiner Karren, gezogen von einem grauen Esel, näherte. Sobald dieser ihn eingeholt hatte, zügelte der Mann, welcher den Wagen lenkte, sein Lasttier und hielt nun Kions Geschwindigkeit.
„Wohin wollen wir denn?“, fragte der Mann. Er war um einiges älter als Kion und sprach mit einer rauen, unfreundlichen Stimme.
„Ich muss nach Khor.“, antwortete Kion bestimmt und drehte den Kopf, um seinem Gesprächspartner ins Gesicht sehen zu können. Der Fremde erschrak beim Anblick des anderen so stark, dass er beinahe vom Karren fiel. Auf die unerwartete Reaktion hin zuckte auch Kion zusammen.
„Was ist denn los?“, wollte er überrascht wissen.
„Ach, es ist nichts. Du hast mir nur eben einen verdammten Schrecken eingejagt. Deine … ich meine, warum hast du denn zwei verschiedene Augen?“
Jetzt verstand Kion, warum der Fremde so schockiert reagiert hatte. Da er nie jemanden außerhalb Talbas getroffen hatte, war ihm auch nie jemand begegnet, der sich noch nicht an seine asymmetrischen Augen gewohnt hatte.
„Du meinst meine unterschiedlichen Augenfarben? Nun, diese Frage stellte ich mir auch und ich hoffe die Antwort darauf auf meiner Reise zu erfahren. Und was ist mit dir? Wohin führt dich der Weg?“
„Mich? Naja, ich bin nur ein alter Händler und fahre mal von dieser Stadt in jene, nur um am nächsten Morgen wieder von jener Stadt in eine ganz andere zu reisen.“ Er musterte Kion langsam von oben bis unten. Letzterer meinte ein ungewöhnliches Funkeln in seinen Augen erhascht zu haben, aber er war sich nicht sicher.
„Soll ich dich mitnehmen? Es ist ein verdammt langer Weg nach Khor.“
Kion dachte kurz nach, fand aber keinen Einwand, also stimmte er zu, stieg auf die kleine Sitzbank an der Vorderseite des schmächtigen Karren und setzte sich neben den Händler.
„Wie heißt du eigentlich? Mein Name ist Kion.“, stellte er sich vor.
„Kharlatan.“, antwortete der Karrenlenker nur kurz und warf einen argwöhnischen Blick auf das Kurzschwert des anderen.
Nachdem er den halben Tag zu Fuß gelaufen war, war der junge Mann nun mehr als erleichtert, endlich seine Beine entspannen zu können und nebenbei auch noch schneller als vorher voranzukommen. Die grell scheinende Sonne hatte bereits ihren Zenit überschritten und setzte ihren unwiderruflichen Lauf gen Westen fort. Da es im Großen Tal außerhalb der Wälder beinahe keine Bäume gab, hätte man in allen Richtungen bis zum Horizont blicken können, wären da nicht kleinere Hügel und ungleichmäßige Hebungen über das ganze Tal verstreut.
Kion warf einen Blick zurück, doch seine Heimat war schon längst außer Sicht gerückt. Unbewusst schweiften seine Augen auch über den Inhalt des Karrens: einige lederne Beutel und Wasserschläuche lagen da, außerdem ein paar Decken. Zuletzt fiel ihm noch ein Schwertgriff auf, welcher unter einer Stoffdecke hervor lugte. Unauffällig betrachtete er daraufhin den Mann namens Kharlatan. Die verfilzten Haare waren schwarz, beinahe so dunkel wie seine eigenen. Das Gesicht des Händlers wirkte grimmig und eigensinnig. Etliche Narben waren auf seiner Stirn bis hinunter zum Hals verteilt. Die Zügel des schmächtigen Esels hielt er mit zwei kräftigen, rauen Händen fest gepackt. An seinem breiten Ledergürtel war ein kurzer Dolch befestigt. Nach einer Weile durchbrach Kion schließlich die Stille und stellte eine Frage.
„Mit was handelst du denn, Kharlatan?“
„Mit was ich …?“, der Händler zögerte kurz als hätte es ihm die Sprache verschlagen. „Ich meine … was geht dich das denn an?“, fuhr er ihn dann barsch an.
„Ich wollte nur fragen.“, entschuldigte sich Kion.
„Ich handle mit Leder. Zufrieden?“
Er nickte, doch ein eigenartiges Gefühl machte sich in ihm breit.
Er handelt also mit Leder? Wieso hat er dann keines bei sich?
Kion grübelte einen Augenblick vor sich hin.
Vielleicht hat er es auch gerade verkauft und fährt nun nach Hause. Wie auch immer, ich behalte ihn wohl besser im Auge, solange ich mich in seiner Nähe befinde.
Während die Sonne ihrem steten Lauf nachging, fuhren auch die bei-den Männer den Rest des Tages die Straße entlang nach Südwesten, ohne besonders viel miteinander zu reden. Die meiste Zeit war nur das Knarren der Holzräder auf der Erde oder ab und an ein Vogelgezwitscher zu hören.
Nach einem langen Nachmittag brach schließlich die Dämmerung über die beiden Reisenden herein und hüllte innerhalb kürzester Zeit alles in einen düsteren Schatten. Beinahe sah es so aus als hätte jemand ein graues Leinentuch über das Große Tal gelegt. Schließlich begann sich der Esel zu sträuben und blieb murrend stehen.
„Ach, du blödes Vieh.“, meinte Kharlatan. „Das ist so ein Angsthase. Sobald es dunkel wird, streikt er! Sei’s drum, ich bin sowieso müde. Wir errichten hier unser Nachtlager.“
Der Händler stieg vom Karren hinab und durchsuchte sein mitgebrach-tes Hab und Gut, bis er fand, was er gesucht hatte. Er zog einen kleinen Hammer und einen langen Pflock aus einem der Lederbeutel. Kurz darauf hatte er den Holzstift auch schon in die Erde geschlagen und das Maultier daran festgebunden, da weit und breit kein Baum zu erkennen war. Anschließend nahm er eines der Leinentücher und breitete es auf dem Boden neben dem Holzkarren aus.
Auch Kion hatte es sich, ein paar Fuß von Kharlatan entfernt, mittels einer Decke gemütlich gemacht und trank gerade einen Schluck aus sei-nem Wasserschlauch, als der Ältere zu sprechen begann.
„Mach dich nützlich und such etwas Brennbares! Ich mache hier in der Zwischenzeit mit ein paar Ästen schon mal ein Feuer.“
Daraufhin stapfte er zu einem nahen, ausgedörrten Gesträuch, brach ein paar Zweige ab und setzte seine Worte in die Tat um. Kion tat wie ihm geheißen und kam etwas später auch schon mit etlichen Hölzern zurück. Die Flammen tänzelten knisternd in einem kleinen Kreis zwischen den beiden Schlafplätzen und der Mond schien an diesem Abend besonders hell herab, jedenfalls kam es Kion so vor. Er lag noch geraume Zeit mit geöffneten Augen da und beobachtete die Schwärze des Firmaments, welche ihn, durch die unzähligen strahlenden Sterne, an eine riesige Höhle erinnerte, aus welcher zahllose Tiere herausblickten. Eine kühle Brise fegte sanft über die Schlafstätte der beiden Männer, als Kion langsam von seiner Müdigkeit übermannt wurde und ins Reich der Träume verfiel.
Ein fast lautloses Knacken in Kions unmittelbarer Nähe ließ ihn aufwa-chen. Er öffnete langsam die Augen, es war immer noch tiefste Nacht, doch dann blickte er in das finstere Gesicht Kharlatans. Dieser stand direkt neben ihm, er hatte ausgeholt und setzte an zum Schlag. Reflexartig rollte sich Kion beiseite, ehe sich der schwere Säbel des Händlers in den Boden grub und sogleich die dort liegende Decke durchschnitt. Erschrocken sprang der Attackierte auf und griff sich an die Hüfte, doch sein Kurzschwert befand sich noch in seiner Scheide auf dem Boden zu Kharlatans Füßen.
„Was sollte das denn?!“, brüllte er und von einem Moment auf den nächsten war jegliche Müdigkeit aus seinen Gliedern gewichen. Der An-greifer antwortete nicht, holte erneut aus und schlug, die Waffe in beiden Händen haltend, von rechts zu. Blitzschnell warf sich Kion nach vorne zu Boden, tauchte unter der tödlichen Klinge hinweg und griff nach seiner eigenen Streitwaffe. Er rollte sich ab und war sofort wieder auf den Beinen, als auch schon ein weiterer Hieb Kharlatans auf ihn zu schnellte. Augenblicklich zog Kion das Kurzschwert aus der Scheide und parierte den Schlag seines Kontrahenten, so dass etliche Funken aufstoben.
Der ältere Mann hämmerte weiterhin wie ein Irrer auf den Jüngeren ein und drängte diesen so einige Fuß zurück. In den ersten Momenten des Kampfes schien Kharlatan die Oberhand zu halten, doch dann entfesselte sich in Kion eine nie dagewesene Kampfeslust und er mobilisierte sämtliche Kräfte seines Körpers, bis er schließlich seinen Gegner zurückdrängte. Die beiden fochten einige Zeit, bis ihnen der Schweiß in Strömen über das Gesicht rann. Der Alte hatte einen grimmigen Ausdruck im Gesicht und würde Kion zweifelsohne niederstrecken, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme. Dieser wurde jedoch beinahe von einem euphorisierenden Gefühl erfüllt und gab somit sein Äußerstes. Seit Jahren hatte er schon keinem auch nur annähernd gleichstarken Gegner mehr im Zweikampf ge-genübergestanden.
Die Klingen prallten in einem fast gleichmäßigen Rhythmus aufeinan-der, die Funken stoben wie bei einem Feuerwerk hervor und außer dem metallischen Klirren der Waffen und gelegentlichen Rufen des Esels, wel-chem dieser Aufruhr gar nicht behagte, störte nichts die Ruhe der Nacht. Der Händler verfügte eindeutig über mehr Erfahrung was Zweikämpfe anging, doch Kion wies mehr Stärke, mehr Ausdauer und mehr Geschick auf. So wurden Kharlatans Schläge immer langsamer und trafen immer seltener ihr Ziel. Der Fremde war sich der Tatsache bewusst, dass Kion dieses Duell langsam aber sicher entscheiden würde, und so wich er einem Schlag seines Kontrahenten flink aus und trat mit voller Wucht in die still vor sich hin glimmende Glut der Feuerstelle und besprühte den Feind mit einem Regen aus Asche und Funken. Dieser stellte im selben Moment jedoch seine Flinkheit zur Schau, wich dem Ascheregen aus und schlug seinem Widersacher kraftvoll das Heft in die Schulter. Kharlatan schrie schmerzerfüllt auf und ließ seinen Säbel fallen. Blitzschnell legte ihm Kion seine Waffe an die Kehle und riss ihn zu Boden.
„Das war’s, Kharlatan. Und nun sagst du mir mal, welches Spiel du mit mir eigentlich spielst!“, fuhr ihn Kion an, während er den anderen mit dem Schwert bewegungsunfähig machte, indem er den Druck auf die Gurgel erhöhte.
Der Mann röchelte nur und verzog das Gesicht zu einer Fratze. Daraufhin drückte der Sieger des Kampfes seine Klinge noch stärker gegen den Hals des Verlierers, bis dieser erneut schmerzerfüllt zu schreien begann und ihm ein kleiner Tropfen Blut in den Nacken rann.
„In Ordnung, in Ordnung! Ich rede! Aber lass mich bitte los, tu mir nicht weh!“, winselte er und Kion verminderte den Druck.
„Du bist kein Händler. Sag mir, wer du bist und warum du mich hinter-rücks im Schlafe erdolchen wolltest, und ich lasse dich am Leben.“
Kharlatan wand sich umher und versuchte sich zu befreien, doch dann zwang ihn Kion mithilfe seiner Klinge erneut stillzuhalten.
„Ich … ich bin ein Knochenjäger, in Ordnung? Verdammt! Irgendwie muss ich doch auch mein tägliches Brot verdienen! Verstanden? Und nun halte dein Wort und lass mich laufen!“
„Was zur Hölle ist ein Knochenjäger?“, wollte Kion wissen, der diesen Begriff noch nie gehört hatte.
„Verdammt! Lass mich gehen!“, er keuchte angestrengt, doch die Klinge in der Hand des anderen ließ ihn weiterreden. „Knochenjäger jagen andere Menschen oder seltene Tiere und verkaufen dann die Knochen, kapiert? So ist das nun mal! Irgendwie muss ich mir auch mein Gold verdienen, und dieses Geschäft wirft normalerweise genug ab, aber dann musstest du meinen Weg kreuzen und alles zerstören! Nun lass mich laufen!“
Kion war angewidert. Ein Mensch jagte einen anderen Menschen, um anschließend dessen Knochen zu verkaufen?
„Das ist ekelhaft! Und unmenschlich obendrein! Wer zum Teufel kauft die Knochen eines Menschen?“, wollte er dann wissen.
„Naja, da gibt’s viele! Meistens Orks oder Nekromanten, manchmal auch Menschen.“
„Nekromanten? Was sind Nekromanten? Und was machen sie dann damit, dass es unbedingt die Knochen eines Menschen sein müssen?“
„Woher soll ich wissen, was die damit anstellen! Ich jage und verkaufe sie nur! Und zum Teufel nochmal, diese verdammten Nekromanten! Ich weiß nicht viel über die, aber was ich weiß, ist, dass das verdammte schwarze Magier sind! Magier, die auf die falsche Bahn geraten sind, verstehst du? Schwarze Magie und so, verstanden?“, höhnte der Alte.
„Jaja, ich verstehe schon!“, raunte Kion. „Eigentlich sollte ich dir deine verfluchte Kehle durchschneiden! Aber ich bin ein Mann, der sein Wort hält, also lasse ich dich laufen. Aber solltest du mir noch einmal zu Gesicht kommen, dann lasse ich keine Nachsicht mehr walten! Verschwinde!“, befahl er und ließ von Kharlatan ab. Dieser packte in einer unglaublichen Hast all seine Habseligkeiten zusammen, band sein Lasttier los und zog es murrend von dannen, da es sich aufgrund der Dunkelheit nicht von selbst bewegen wollte.
Auch Kion sammelte dann seinen Besitz ein und ging weiter den Weg entlang, um sich von dem zwielichtigen Knochenjäger zu entfernen. Einige Meilen lief er, bevor er sich erneut einen Schlafplatz einrichtete und unter einem alleinstehenden Baum einschlief.
Der trübe Mond schien unbeirrt auf eine kleine Lichtung. Eine junge Hirschkuh trabte die mondlichtbeschienene Stelle entlang und blieb hie und da stehen und äste. Vermutlich hatte sie sich gezwungener Maßen von ihrer Herde getrennt und ging nun alleine ihren Weg. Gerade hatte sie ein besonders saftiges Grasbüschel verzehrt und sich niedergelegt, als sie ein beinahe nicht wahrzunehmendes Rascheln auffahren ließ. Starr stand sie da und blickte mit riesigen Pupillen in die Dunkelheit, doch es war nichts zu erkennen. Das Herz des Tieres raste mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit, als im finsteren Dickicht ein paar blutrot leuchtende Augen erschienen. Panisch ergriff das Huftier die Flucht, es wirbelte herum und begann los zu sprinten, doch der Angreifer war zu schnell.
Mit einem enormen Satz sprang der Vierbeiner der Hirschkuh nach und riss sie mit seinen scharfen Zähnen zu Boden. Noch bevor das angegriffene Tier einen letzten Laut von sich geben konnte, versenkte der Kiefer des Fleischfressers seine todbringenden Dolche im Nacken seines Opfers und entzog ihr sogleich jegliches Leben. Der Karnivore labte sich liegend am Fleisch und am Blut seiner Beute, während das fahle Licht des Mondes gespenstisch auf seinen Rücken fiel und die ganze Lichtung somit in eine farblose Szene des Todes tauchte. Metallisch silbern glänzte das Fell des riesigen Wolfes, blutrot die Augen. Stück für Stück rissen die gewaltigen Zähne das Fleisch von den Rippen der toten Hirschkuh, bis nichts mehr übrig war.
Daraufhin suchten die wachsamen Pupillen des Tieres die restliche Lichtung ab und der Vierbeiner erhob sich. Majestätisch lief der silbrig schimmernde Wolf zurück in die Dunkelheit des Waldes, bis er von ihr umschlungen wurde und nicht mehr zu sehen war.
Kions Herz machte einen freudigen Sprung, als sich am entfernten Ho-rizont das dunkle Bild eines riesigen Waldes abzeichnete. Noch hatte er sein Ziel nicht erreicht, aber wenigstens war es letztendlich in Sichtweite gerückt, was seinen entkräfteten Beinen neuen Ansporn verschaffte, wodurch er seine Laufgeschwindigkeit noch etwas erhöhte. Dreimal war die Sonne nun ihrem steten Lauf am Firmament gefolgt, seit sich Kions und Knochenjäger Kharlatans Wege getrennt hatten.
Der lederne Rucksack des jungen Mannes war, seit Anbruch der Reise, sehr leicht geworden. Der gesamte Proviant war aufgebraucht, bis auf ein paar trockene Kräuter, welche zwar abscheulich schmeckten, aber besser als nichts waren.
Hätte ich nur einen Bogen, dann könnte ich mir etwas Frischfleisch be-sorgen. Aber mit nichts weiter als einem Schwert und einem Dolch bewaffnet wird das mehr als schwierig. Naja, im Großen Wald wird es leichter sein an Nahrung heranzukommen. Zum Einen wachsen dort bestimmt unzählige Beeren und Pilze und zum Anderen kann ich mir dort aus geraden Ästen hervorragende Speere machen. Auch Wild wird dort in großen Rudeln ansässig sein.
Kion lief so gedankenversunken vor sich hin, dass er gar nicht bemerkte wie er an einem Früchte tragenden Gesträuch vorbeirannte. Da er den ganzen Tag in seine Gedankengänge vertieft gewesen war, hatte er gar nicht mitbekommen, wie erschöpft er eigentlich war. Noch bevor der gigantische Feuerball hinter dem Horizont verschwunden war, hatte sich Kion ein Nachtlager errichtet und sich völlig ausgelaugt auf der durchschnittenen Decke niedergelassen. Ein zufriedenes, erleichterndes Gefühl stieg in ihm auf, als er gen Südwesten blickte und fröhlich feststellte, dass er in so kurzer Zeit erstaunlich weit gekommen war. Dann fiel ihm etwas ein. Er zog sanft sein Kurzschwert aus der Scheide und hielt es sich waagrecht vors Gesicht. Ein schwarzes und ein strahlend blaues Auge blickten ihm aus seinem Spiegelbild entgegen.
Diese Klinge ist wirklich etwas ganz Besonderes. Nun besitze ich sie erst seit kurzem und doch hat sie mir bereits das Leben gerettet. Vielen Dank, Vater.
Anschließend verstaute er die Waffe sicher in der Scheide, drehte sich ermattet zur Seite und schlief wenige Augenblicke später bereits tief und fest.
Den darauffolgenden Tag lief Kion beinahe pausenlos durch. Das tro-ckene Kraut, welches ihm Kenton und Kallana mitgegeben hatte, verlieh ihm trotz des widerlichen Geschmacks stets neue Kräfte. Die Bäume des Großen Waldes rückten mit jedem Schritt näher und sorgten so für zusätzlichen Ansporn. Als es zu dämmern begann, hatte Kion sein Ziel beinahe erreicht. Er rannte die letzten Meilen so schnell ihn seine Beine noch trugen und sobald er das gigantische Gehölz erreicht hatte, lehnte er sich keuchend gegen einen breiten Baum. Seit dem Vorfall mit Kharlatan war nichts Aufregendes mehr passiert, und so hatte er den Rest der Strecke ohne Hindernisse zurücklegen können. Doch nun hatte er sein Zwischenziel erreicht: den Großen Wald.
Erschöpft lehnte er an der riesigen Eiche, die mindestens so breit wie er selbst hoch war. Ehrfürchtig blickte er den Stamm hinauf in das dichte Geäst des Baumes, doch die Baumkrone war nicht zu sehen. Am Fuße des alles überragenden Giganten stehend kam sich Kion unbeschreiblich klein vor. Der hölzerne Riese wirkte beinahe so als ob er direkt gen Himmel wachsen würde. Voller Demut sah sich der junge Mann um und war sichtlich beeindruckt von der gewaltigen Optik des Waldes. Da es bereits dämmerte, schien vom Gehölz eine düstere Aura ausgehen, doch Kion nahm diese gar nicht richtig wahr, denn seine gesamte Aufmerksamkeit galt der bewundernswerten Größe und Artenvielfalt des Forstes. Dann fiel ihm wieder eine der Legenden ein, welche man sich einst in Talba erzählte. Sie besagte, dass die Bäume des Elfenwaldes alle anderen um ein Vielfaches überragten und somit die größten und höchsten Hölzer in allen Ländereien waren.
Kion konnte sich, angesichts der enormen Größe des Großen Waldes, den Elfenwald bei bestem Wille nicht vorstellen. Er war die verhältnismä-ßig mickrigen Bäumchen Talbas gewohnt und die waren schon ziemlich hoch.
Mittlerweile war es so dunkel geworden, dass man keine zwanzig Fuß weit in den Wald sehen konnte. Kion schlug also sein Nachtlager auf, legte sich nieder und dachte darüber nach, wie weit er noch zu marschieren hatte, ehe er sein Ziel erreichen würde.
Einige Geräusche drangen aus dem Gehölz hervor. Hie und da rief ein Waldkauz und kurz darauf schien eine andere Eule mit einem eigenen Ruf zu antworten. Die Blätter raschelten leise im Wind und der Mond warf sein gräuliches Licht in Kions Gesicht. Einige Zeit lauschte er noch den vielen Stimmen der scheuen Nachtwesen, bis ihn dann die Erschöpfung übermannte und er sich seiner Müdigkeit hingab.
Aber weißt du was? Wie wär's denn, wenn du ein wenig davon schreiben würdest, was dir durch den Kopf geht, während du liest? Mich würde es nämlich brennend interessieren, was man sich dabei denkt, wenn man meine Geschichte liest. Ansonsten hätte es sicher auch positive Auswirkungen auf meinen Schreibstil, etc. Denn dann weiß ich, ob meine Texte auch so ankommen wie ich das geplant habe, oder ob die ganz anders interpretiert werden. Einverstanden?
2. Aufbruch nach Khor
Am nächsten Morgen sprang Kion bereits aus dem Bett, als die Sonne noch nicht einmal den Horizont hinter sich gelassen hatte. Tags zuvor hatte er noch einen Lederrucksack zusammen gepackt. Ein wenig Proviant wollte er mitnehmen, ein Schlageisen, einen kleinen Dolch, eine Decke und ein paar Gewänder zum wechseln. Damit er nach Khor gelangte, musste er ein kurzes Stück durch den an Talba angrenzenden Wald gehen. Dort wollte er sich noch ein paar Beeren suchen.
Ein paar Abschiedstränen konnte er nicht unterdrücken, als er sich von seinen Eltern verabschiedete, ehe ihn Kenton bat, noch ein wenig zu warten, bevor dieser zurück in die Hütte flitzte. Kion warf Kallana einen ratlosen Blick zu, doch sie schien von Kentons Plan zu wissen und lächelte ihm nur aufmunternd zu. Kurz darauf erschien Kenton erneut im Türrahmen, mit einem schwachen Lächeln im Gesicht, und einem glänzenden Kurzschwert in der Hand. Er marschierte auf Kion zu und reichte ihm die Waffe.
„Das hier ist für dich. Es hat mir einst treue Dienste erwiesen, und nun soll es dir gehören. Früher, als ich noch als Händler durch das Große Tal streifte, trug ich es stets bei mir, um mich gegen Halsabschneider oder Räuber zur Wehr setzen zu können. Ich muss wohl zugeben, dass es mir das ein oder andere Mal sogar das Leben gerettet hat. Seit ich kein Händ-ler mehr bin, bewahrte ich es in einer sicheren Kiste unter meinem Bett auf. Gestern Abend habe ich es für dich noch geschliffen, damit du nicht mit einer stumpfen Waffe reisen musst.“
Er lächelte seinen Sohn freundlich an und legte ihm die Hand auf die Schulter. Kion betrachtete das Kurzschwert mit Tränen der Freude in den Augenwinkeln. Die Klinge war beidseitig scharf geschliffen und etwa so lang wie sein Unterarm. In den Knauf war ein kleiner, hell glitzernder Stein eingelassen. Kion machte einen flinken Schlenker mit der Waffe. Sie war schwerer als sie aussah, es musste sich also um hochwertiges Material handeln, dachte er. Auch der Griff lag gut in der Hand.
„Vielen Dank, Vater.“
Dann reichte ihm Kenton noch einen Gürtel mit einer Scheide daran. Kion hatte ihn vorher gar nicht bemerkt, da er nur Augen für die Waffe gehabt hatte. Nickend nahm er das Geschenk entgegen, legte sich den Gürtel an und schob das Schwert in die lederne Scheide.
Dann schlossen sich beide in die Arme und anschließend umarmte Kion auch seine Mutter.
„Mach’s gut, mein Sohn. Aber komm ja wieder gesund und munter zurück!“ Kentons Mundwinkel hoben sich freundlich. „Mach dir keine Sorgen um uns, wir kommen schon zu recht. Gestern habe ich immerhin bewiesen, dass ich noch Fische fangen kann!“ Er lachte kurz auf, wurde dann aber gleich wieder ernst. „Suche nach deiner Vergangenheit, Kion, und finde sie.“
Mit diesen Worten trennten sie sich und Kion machte sich auf den Weg nach Westen. Es war das erste Mal, dass er Talba alleine verließ.
Hätte er nicht so einen grandiosen Orientierungssinn, hätte er sich wohl längst verirrt. Der Große Wald hatte seinen Namen immerhin nicht zufällig erhalten. Auf offenem Gelände im Großen Tal konnte er stundenlang sprinten, schneller als der Wind. Doch hier, im Dickicht der massiven Bäume, wo an jeder Ecke ein Hinterhalt lauern könnte, war es zu gefährlich, die Deckung aufzugeben.
Lero fuhr sich durch die silbernen Haare und lief schnellen Schrittes durch den Wald. Das Langschwert trug er seit dem Vorfall mit dem Ork stets in seiner rechten Hand, immer bereit zuzuschlagen und auf jede Gefahr gefasst. Er war diese ständige Vorsicht schon von klein auf gewohnt, immerhin war er größtenteils in der Natur aufgewachsen und lernte es so schon in jungen Jahren, dass man permanent, vor allen Dingen in einem dichten Gehölz wie dem Großen Wald, auf der Hut sein musste. Obwohl ihm das Alleinsein nichts ausmachte, fand er es dennoch irgendwie seltsam, dass sein einziges Gespräch in den letzten Tagen die Unterhaltung mit einem Ork gewesen war, welchem er daraufhin das Leben genommen hatte.
Nach einer Weile des Laufens erkannte Lero in einiger Entfernung eine Lichtung. Drei Personen standen da und unterhielten sich. In seiner Achtsamkeit hielt Lero inne und versteckte sich hinter einer breiten Eiche. Die unbekannten Kerle waren etwas mehr als hundert Fuß von ihm entfernt, aber er konnte erkennen, dass es sich bei den Fremden um Männer handeln musste, und zwar um menschliche.
Keine hässlichen Eckzähne. Gut. Auch keine grün gefleckte Haut. Sehr schön.
Er kniff die Augen zusammen und starrte auf die unbedeckten Häupter der Drei.
Auch keine Spitzohren, also sind auch Elfen ausgeschlossen. Es müssen Menschen sein, aber was machen sie im Herzen des Großen Waldes? Niemand dringt so weit in das Gehölz ein, nur um zu jagen … Es sei denn, sie jagen …?
Ein mulmiges Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, er musste sich ganz sicher sein. Vorsichtig schlich er um den Baum herum und stahl sich auf Zehenspitzen näher an die drei Unbekannten heran, bis er schließlich verstehen konnte, was sie sagten, aber dennoch in sicherer Entfernung war.
„ … du dir sicher, dass er hier lang gelaufen ist?“, fragte der Kleinere der drei.
Lero bemerkte nun, dass der Größere eine Armbrust in der Hand hielt. Sein Gesicht konnte er nicht sehen, da er mit dem Rücken zu ihm stand. Der Mittlere hatte einen grimmigen Ausdruck in den Augen. Lero erkannte in seinem Blick Habsucht und Gier. Ein Breitschwert steckte in der Scheide an seinem Gürtel. Der dritte Mann, der etwas kleiner als die anderen war, trug eine Streitaxt bei sich. Die Waffe war nichts, im Vergleich zu der, die der Ork besessen hatte, aber für einen Menschen war die Größe doch beachtlich. Sie alle drei hatten dunkle Haare und machten im Großen und Ganzen einen eher zwielichtigen und furchteinflößenden Eindruck. Lero wollte diesen Gestalten nicht nachts begegnen. Trotz des senkrecht einfallenden, besänftigenden Sonnenlichts, strahlten die Fremden eine bedrohliche Aura aus.
„Wenn ich es dir doch sage! Oder meinst du etwa, ich erkenne ein übergroßes, bronzefarbenes Wildschwein nicht von einem Rothirsch auseinander?“, rief der Größere aufgebracht.
Leros Gedanken überschlugen sich. Ein übergroßes Wildschwein? Konnte das etwa …?
„Wir finden den Kerl schon, keine Sorge.“, versuchte der Mann mit dem Breitschwert die anderen zu beschwichtigen.
„Und wenn nicht?“, brüllte der Kleine mit der Axt. „Ich warne euch. Wenn wir ihn nicht bald finden …“
Bedrohlich hob er sein Beil und hieb es in den nächsten Baum.
Lero fasste einen Entschluss, wenn auch einen waghalsigen, und trat aus seiner Deckung hervor.
„Was kommt mir da zu Ohren? Ihr sucht ein bronzefarbenes Wild-schwein?“ Er sprach betont ruhig und versuchte möglichst unwissend in Erscheinung zu treten.
Blitzschnell drehte sich der Große um und richtete seine geladene Armbrust auf ihn.
„Halt!“, rief der Kleine und schlug die Schusswaffe wütend nach unten. „Ja, in der Tat. Warum? Weißt du etwas darüber? Hast du es gesehen?“
Leros Plan war aufgegangen, er hatte sein Ziel erreicht und das Interesse des Mannes geweckt.
„Oh ja. Bronzefarben und riesig, sagtest du, oder? Ich hab es vorhin gesehen, aber es hat mich zum Glück nicht bemerkt.“
Die Augen des mit der Axt bewaffneten Kerls funkelten kurz auf und er ging einen Schritt auf Lero zu.
„Ja! Genau das suchen wir! Wo hast du den Anicor-“, freute sich der Mittlere, doch der Kleine ließ ihn nicht ausreden und schlug ihm mit dem Ellbogen in die Rippen. Erschrocken taumelte er ein Stück zurück und warf einen eingeschüchterten Blick auf den Kleinen. Dieser hingegen räusperte sich und ergriff erneut das Wort.
„Wo hast du das Wildschwein gesehen, wollte mein Freund fragen.“
Seine Stimme klang betont freundlich, doch Lero hatte sie bereits durchschaut. Er hatte es von Anfang an geahnt, doch nun war er sich ganz sicher. Diese drei Kerle waren Jäger, doch sie jagten nicht wegen des Fleisches oder des Leders. Diese zwielichtigen Gestalten suchten etwas ganz anderes.
„Ich habe es dort hinten gesehen, etwa zwei Meilen von hier ent-fernt.“, antwortete Lero und deutete in die Richtung, aus der er gekom-men war.
„Hervorragend. Schönen Dank auch!“, gluckste der Kleinere und schon rannte er, gefolgt von den anderen beiden, nach Südosten davon.
Lero schmunzelte und setzte seine Reise erneut fort.
Ihre Intelligenz könnte beinahe mit der eines Orks verglichen werden. Anderenfalls, so dumm scheinen Orks gar nicht zu sein. Wie hätte der sonst so lange meine Fährte lesen können, bis er mich schließlich sogar fand?
Kion wanderte durch den Wald, den ledernen Rucksack auf den Schul-tern und das von Kenton erhaltene Kurzschwert in der rechten Hand. Während er nach Beeren oder anderen Früchten Ausschau hielt, ehe er Talba endgültig verließ, schwang er die Waffe umher und schlug hie und da einen Ast von einem Baum. Er war sehr geschickt und konnte auch gut mit dem Schwert umgehen, obwohl er vorher noch nie eines in der Hand gehalten hatte. Seit jeher hatte Kion mit den anderen Jungen aus der Stadt von Zeit zu Zeit kleine Kämpfe mit Holzstöcken ausgetragen, teils zum Spaß, aber sie haben untereinander manchmal auch Turniere ausgetragen. Er war stets der Beste unter Gleichaltrigen gewesen, doch auch Ältere hatte er oftmals besiegt. Den anderen kam es häufig so vor als würde Kion mehr Kraft, mehr Geschick und mehr Dynamik innewohnen als ihnen, und so verloren sie langsam aber sicher die Lust daran, mit ihm zu kämpfen. Kenton war, damals wie heute, viel zu alt gewesen, als dass er mit Kion einen Sparringskampf hätte ausüben können, also blieb dem Jungen nichts anderes übrig als sich seine Gegner in Bäumen vorzustellen.
Noch bevor die Sonne am Höchsten stand, hatte er eine große Portion Waldbeeren und Pilze gefunden und anschließend das Gehölz und somit Talba verlassen. Nach Südwesten führte nur eine Straße aus der Stadt, welche sich nach einigen Meilen spaltete, jedenfalls hatte es Kenton so erzählt. Ein Weg sollte dann in Benerum enden, wohingegen der andere Kion zu seinem Ziel lotsen sollte: Khor. Benerum war die südwestlichste Stadt des Großen Tals. Sie lag direkt am Großen Meer und an der Ostgrenze des Korthumgebirges. Die Menschen neigten dazu, dieses Gebirge einfach nur das Große Gebirge zu nennen, doch in Wahrheit trug es den Namen, den die Zwerge dafür auserwählt hatten: Korthum. Diese unendlich viele Meilen lange Gebirgskette war sogar von Talba aus zu sehen, doch die höchsten Gipfel sollten sich im hohen Norden, und somit im Reich der Zwerge, befinden, hatte ihm Kenton einst erklärt.
Kion war nun schon etliche Meilen marschiert, als sich ihm von hinten ein kleiner Karren, gezogen von einem grauen Esel, näherte. Sobald dieser ihn eingeholt hatte, zügelte der Mann, welcher den Wagen lenkte, sein Lasttier und hielt nun Kions Geschwindigkeit.
„Wohin wollen wir denn?“, fragte der Mann. Er war um einiges älter als Kion und sprach mit einer rauen, unfreundlichen Stimme.
„Ich muss nach Khor.“, antwortete Kion bestimmt und drehte den Kopf, um seinem Gesprächspartner ins Gesicht sehen zu können. Der Fremde erschrak beim Anblick des anderen so stark, dass er beinahe vom Karren fiel. Auf die unerwartete Reaktion hin zuckte auch Kion zusammen.
„Was ist denn los?“, wollte er überrascht wissen.
„Ach, es ist nichts. Du hast mir nur eben einen verdammten Schrecken eingejagt. Deine … ich meine, warum hast du denn zwei verschiedene Augen?“
Jetzt verstand Kion, warum der Fremde so schockiert reagiert hatte. Da er nie jemanden außerhalb Talbas getroffen hatte, war ihm auch nie jemand begegnet, der sich noch nicht an seine asymmetrischen Augen gewohnt hatte.
„Du meinst meine unterschiedlichen Augenfarben? Nun, diese Frage stellte ich mir auch und ich hoffe die Antwort darauf auf meiner Reise zu erfahren. Und was ist mit dir? Wohin führt dich der Weg?“
„Mich? Naja, ich bin nur ein alter Händler und fahre mal von dieser Stadt in jene, nur um am nächsten Morgen wieder von jener Stadt in eine ganz andere zu reisen.“ Er musterte Kion langsam von oben bis unten. Letzterer meinte ein ungewöhnliches Funkeln in seinen Augen erhascht zu haben, aber er war sich nicht sicher.
„Soll ich dich mitnehmen? Es ist ein verdammt langer Weg nach Khor.“
Kion dachte kurz nach, fand aber keinen Einwand, also stimmte er zu, stieg auf die kleine Sitzbank an der Vorderseite des schmächtigen Karren und setzte sich neben den Händler.
„Wie heißt du eigentlich? Mein Name ist Kion.“, stellte er sich vor.
„Kharlatan.“, antwortete der Karrenlenker nur kurz und warf einen argwöhnischen Blick auf das Kurzschwert des anderen.
Nachdem er den halben Tag zu Fuß gelaufen war, war der junge Mann nun mehr als erleichtert, endlich seine Beine entspannen zu können und nebenbei auch noch schneller als vorher voranzukommen. Die grell scheinende Sonne hatte bereits ihren Zenit überschritten und setzte ihren unwiderruflichen Lauf gen Westen fort. Da es im Großen Tal außerhalb der Wälder beinahe keine Bäume gab, hätte man in allen Richtungen bis zum Horizont blicken können, wären da nicht kleinere Hügel und ungleichmäßige Hebungen über das ganze Tal verstreut.
Kion warf einen Blick zurück, doch seine Heimat war schon längst außer Sicht gerückt. Unbewusst schweiften seine Augen auch über den Inhalt des Karrens: einige lederne Beutel und Wasserschläuche lagen da, außerdem ein paar Decken. Zuletzt fiel ihm noch ein Schwertgriff auf, welcher unter einer Stoffdecke hervor lugte. Unauffällig betrachtete er daraufhin den Mann namens Kharlatan. Die verfilzten Haare waren schwarz, beinahe so dunkel wie seine eigenen. Das Gesicht des Händlers wirkte grimmig und eigensinnig. Etliche Narben waren auf seiner Stirn bis hinunter zum Hals verteilt. Die Zügel des schmächtigen Esels hielt er mit zwei kräftigen, rauen Händen fest gepackt. An seinem breiten Ledergürtel war ein kurzer Dolch befestigt. Nach einer Weile durchbrach Kion schließlich die Stille und stellte eine Frage.
„Mit was handelst du denn, Kharlatan?“
„Mit was ich …?“, der Händler zögerte kurz als hätte es ihm die Sprache verschlagen. „Ich meine … was geht dich das denn an?“, fuhr er ihn dann barsch an.
„Ich wollte nur fragen.“, entschuldigte sich Kion.
„Ich handle mit Leder. Zufrieden?“
Er nickte, doch ein eigenartiges Gefühl machte sich in ihm breit.
Er handelt also mit Leder? Wieso hat er dann keines bei sich?
Kion grübelte einen Augenblick vor sich hin.
Vielleicht hat er es auch gerade verkauft und fährt nun nach Hause. Wie auch immer, ich behalte ihn wohl besser im Auge, solange ich mich in seiner Nähe befinde.
Während die Sonne ihrem steten Lauf nachging, fuhren auch die bei-den Männer den Rest des Tages die Straße entlang nach Südwesten, ohne besonders viel miteinander zu reden. Die meiste Zeit war nur das Knarren der Holzräder auf der Erde oder ab und an ein Vogelgezwitscher zu hören.
Nach einem langen Nachmittag brach schließlich die Dämmerung über die beiden Reisenden herein und hüllte innerhalb kürzester Zeit alles in einen düsteren Schatten. Beinahe sah es so aus als hätte jemand ein graues Leinentuch über das Große Tal gelegt. Schließlich begann sich der Esel zu sträuben und blieb murrend stehen.
„Ach, du blödes Vieh.“, meinte Kharlatan. „Das ist so ein Angsthase. Sobald es dunkel wird, streikt er! Sei’s drum, ich bin sowieso müde. Wir errichten hier unser Nachtlager.“
Der Händler stieg vom Karren hinab und durchsuchte sein mitgebrach-tes Hab und Gut, bis er fand, was er gesucht hatte. Er zog einen kleinen Hammer und einen langen Pflock aus einem der Lederbeutel. Kurz darauf hatte er den Holzstift auch schon in die Erde geschlagen und das Maultier daran festgebunden, da weit und breit kein Baum zu erkennen war. Anschließend nahm er eines der Leinentücher und breitete es auf dem Boden neben dem Holzkarren aus.
Auch Kion hatte es sich, ein paar Fuß von Kharlatan entfernt, mittels einer Decke gemütlich gemacht und trank gerade einen Schluck aus sei-nem Wasserschlauch, als der Ältere zu sprechen begann.
„Mach dich nützlich und such etwas Brennbares! Ich mache hier in der Zwischenzeit mit ein paar Ästen schon mal ein Feuer.“
Daraufhin stapfte er zu einem nahen, ausgedörrten Gesträuch, brach ein paar Zweige ab und setzte seine Worte in die Tat um. Kion tat wie ihm geheißen und kam etwas später auch schon mit etlichen Hölzern zurück. Die Flammen tänzelten knisternd in einem kleinen Kreis zwischen den beiden Schlafplätzen und der Mond schien an diesem Abend besonders hell herab, jedenfalls kam es Kion so vor. Er lag noch geraume Zeit mit geöffneten Augen da und beobachtete die Schwärze des Firmaments, welche ihn, durch die unzähligen strahlenden Sterne, an eine riesige Höhle erinnerte, aus welcher zahllose Tiere herausblickten. Eine kühle Brise fegte sanft über die Schlafstätte der beiden Männer, als Kion langsam von seiner Müdigkeit übermannt wurde und ins Reich der Träume verfiel.
Ein fast lautloses Knacken in Kions unmittelbarer Nähe ließ ihn aufwa-chen. Er öffnete langsam die Augen, es war immer noch tiefste Nacht, doch dann blickte er in das finstere Gesicht Kharlatans. Dieser stand direkt neben ihm, er hatte ausgeholt und setzte an zum Schlag. Reflexartig rollte sich Kion beiseite, ehe sich der schwere Säbel des Händlers in den Boden grub und sogleich die dort liegende Decke durchschnitt. Erschrocken sprang der Attackierte auf und griff sich an die Hüfte, doch sein Kurzschwert befand sich noch in seiner Scheide auf dem Boden zu Kharlatans Füßen.
„Was sollte das denn?!“, brüllte er und von einem Moment auf den nächsten war jegliche Müdigkeit aus seinen Gliedern gewichen. Der An-greifer antwortete nicht, holte erneut aus und schlug, die Waffe in beiden Händen haltend, von rechts zu. Blitzschnell warf sich Kion nach vorne zu Boden, tauchte unter der tödlichen Klinge hinweg und griff nach seiner eigenen Streitwaffe. Er rollte sich ab und war sofort wieder auf den Beinen, als auch schon ein weiterer Hieb Kharlatans auf ihn zu schnellte. Augenblicklich zog Kion das Kurzschwert aus der Scheide und parierte den Schlag seines Kontrahenten, so dass etliche Funken aufstoben.
Der ältere Mann hämmerte weiterhin wie ein Irrer auf den Jüngeren ein und drängte diesen so einige Fuß zurück. In den ersten Momenten des Kampfes schien Kharlatan die Oberhand zu halten, doch dann entfesselte sich in Kion eine nie dagewesene Kampfeslust und er mobilisierte sämtliche Kräfte seines Körpers, bis er schließlich seinen Gegner zurückdrängte. Die beiden fochten einige Zeit, bis ihnen der Schweiß in Strömen über das Gesicht rann. Der Alte hatte einen grimmigen Ausdruck im Gesicht und würde Kion zweifelsohne niederstrecken, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme. Dieser wurde jedoch beinahe von einem euphorisierenden Gefühl erfüllt und gab somit sein Äußerstes. Seit Jahren hatte er schon keinem auch nur annähernd gleichstarken Gegner mehr im Zweikampf ge-genübergestanden.
Die Klingen prallten in einem fast gleichmäßigen Rhythmus aufeinan-der, die Funken stoben wie bei einem Feuerwerk hervor und außer dem metallischen Klirren der Waffen und gelegentlichen Rufen des Esels, wel-chem dieser Aufruhr gar nicht behagte, störte nichts die Ruhe der Nacht. Der Händler verfügte eindeutig über mehr Erfahrung was Zweikämpfe anging, doch Kion wies mehr Stärke, mehr Ausdauer und mehr Geschick auf. So wurden Kharlatans Schläge immer langsamer und trafen immer seltener ihr Ziel. Der Fremde war sich der Tatsache bewusst, dass Kion dieses Duell langsam aber sicher entscheiden würde, und so wich er einem Schlag seines Kontrahenten flink aus und trat mit voller Wucht in die still vor sich hin glimmende Glut der Feuerstelle und besprühte den Feind mit einem Regen aus Asche und Funken. Dieser stellte im selben Moment jedoch seine Flinkheit zur Schau, wich dem Ascheregen aus und schlug seinem Widersacher kraftvoll das Heft in die Schulter. Kharlatan schrie schmerzerfüllt auf und ließ seinen Säbel fallen. Blitzschnell legte ihm Kion seine Waffe an die Kehle und riss ihn zu Boden.
„Das war’s, Kharlatan. Und nun sagst du mir mal, welches Spiel du mit mir eigentlich spielst!“, fuhr ihn Kion an, während er den anderen mit dem Schwert bewegungsunfähig machte, indem er den Druck auf die Gurgel erhöhte.
Der Mann röchelte nur und verzog das Gesicht zu einer Fratze. Daraufhin drückte der Sieger des Kampfes seine Klinge noch stärker gegen den Hals des Verlierers, bis dieser erneut schmerzerfüllt zu schreien begann und ihm ein kleiner Tropfen Blut in den Nacken rann.
„In Ordnung, in Ordnung! Ich rede! Aber lass mich bitte los, tu mir nicht weh!“, winselte er und Kion verminderte den Druck.
„Du bist kein Händler. Sag mir, wer du bist und warum du mich hinter-rücks im Schlafe erdolchen wolltest, und ich lasse dich am Leben.“
Kharlatan wand sich umher und versuchte sich zu befreien, doch dann zwang ihn Kion mithilfe seiner Klinge erneut stillzuhalten.
„Ich … ich bin ein Knochenjäger, in Ordnung? Verdammt! Irgendwie muss ich doch auch mein tägliches Brot verdienen! Verstanden? Und nun halte dein Wort und lass mich laufen!“
„Was zur Hölle ist ein Knochenjäger?“, wollte Kion wissen, der diesen Begriff noch nie gehört hatte.
„Verdammt! Lass mich gehen!“, er keuchte angestrengt, doch die Klinge in der Hand des anderen ließ ihn weiterreden. „Knochenjäger jagen andere Menschen oder seltene Tiere und verkaufen dann die Knochen, kapiert? So ist das nun mal! Irgendwie muss ich mir auch mein Gold verdienen, und dieses Geschäft wirft normalerweise genug ab, aber dann musstest du meinen Weg kreuzen und alles zerstören! Nun lass mich laufen!“
Kion war angewidert. Ein Mensch jagte einen anderen Menschen, um anschließend dessen Knochen zu verkaufen?
„Das ist ekelhaft! Und unmenschlich obendrein! Wer zum Teufel kauft die Knochen eines Menschen?“, wollte er dann wissen.
„Naja, da gibt’s viele! Meistens Orks oder Nekromanten, manchmal auch Menschen.“
„Nekromanten? Was sind Nekromanten? Und was machen sie dann damit, dass es unbedingt die Knochen eines Menschen sein müssen?“
„Woher soll ich wissen, was die damit anstellen! Ich jage und verkaufe sie nur! Und zum Teufel nochmal, diese verdammten Nekromanten! Ich weiß nicht viel über die, aber was ich weiß, ist, dass das verdammte schwarze Magier sind! Magier, die auf die falsche Bahn geraten sind, verstehst du? Schwarze Magie und so, verstanden?“, höhnte der Alte.
„Jaja, ich verstehe schon!“, raunte Kion. „Eigentlich sollte ich dir deine verfluchte Kehle durchschneiden! Aber ich bin ein Mann, der sein Wort hält, also lasse ich dich laufen. Aber solltest du mir noch einmal zu Gesicht kommen, dann lasse ich keine Nachsicht mehr walten! Verschwinde!“, befahl er und ließ von Kharlatan ab. Dieser packte in einer unglaublichen Hast all seine Habseligkeiten zusammen, band sein Lasttier los und zog es murrend von dannen, da es sich aufgrund der Dunkelheit nicht von selbst bewegen wollte.
Auch Kion sammelte dann seinen Besitz ein und ging weiter den Weg entlang, um sich von dem zwielichtigen Knochenjäger zu entfernen. Einige Meilen lief er, bevor er sich erneut einen Schlafplatz einrichtete und unter einem alleinstehenden Baum einschlief.
Der trübe Mond schien unbeirrt auf eine kleine Lichtung. Eine junge Hirschkuh trabte die mondlichtbeschienene Stelle entlang und blieb hie und da stehen und äste. Vermutlich hatte sie sich gezwungener Maßen von ihrer Herde getrennt und ging nun alleine ihren Weg. Gerade hatte sie ein besonders saftiges Grasbüschel verzehrt und sich niedergelegt, als sie ein beinahe nicht wahrzunehmendes Rascheln auffahren ließ. Starr stand sie da und blickte mit riesigen Pupillen in die Dunkelheit, doch es war nichts zu erkennen. Das Herz des Tieres raste mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit, als im finsteren Dickicht ein paar blutrot leuchtende Augen erschienen. Panisch ergriff das Huftier die Flucht, es wirbelte herum und begann los zu sprinten, doch der Angreifer war zu schnell.
Mit einem enormen Satz sprang der Vierbeiner der Hirschkuh nach und riss sie mit seinen scharfen Zähnen zu Boden. Noch bevor das angegriffene Tier einen letzten Laut von sich geben konnte, versenkte der Kiefer des Fleischfressers seine todbringenden Dolche im Nacken seines Opfers und entzog ihr sogleich jegliches Leben. Der Karnivore labte sich liegend am Fleisch und am Blut seiner Beute, während das fahle Licht des Mondes gespenstisch auf seinen Rücken fiel und die ganze Lichtung somit in eine farblose Szene des Todes tauchte. Metallisch silbern glänzte das Fell des riesigen Wolfes, blutrot die Augen. Stück für Stück rissen die gewaltigen Zähne das Fleisch von den Rippen der toten Hirschkuh, bis nichts mehr übrig war.
Daraufhin suchten die wachsamen Pupillen des Tieres die restliche Lichtung ab und der Vierbeiner erhob sich. Majestätisch lief der silbrig schimmernde Wolf zurück in die Dunkelheit des Waldes, bis er von ihr umschlungen wurde und nicht mehr zu sehen war.
Kions Herz machte einen freudigen Sprung, als sich am entfernten Ho-rizont das dunkle Bild eines riesigen Waldes abzeichnete. Noch hatte er sein Ziel nicht erreicht, aber wenigstens war es letztendlich in Sichtweite gerückt, was seinen entkräfteten Beinen neuen Ansporn verschaffte, wodurch er seine Laufgeschwindigkeit noch etwas erhöhte. Dreimal war die Sonne nun ihrem steten Lauf am Firmament gefolgt, seit sich Kions und Knochenjäger Kharlatans Wege getrennt hatten.
Der lederne Rucksack des jungen Mannes war, seit Anbruch der Reise, sehr leicht geworden. Der gesamte Proviant war aufgebraucht, bis auf ein paar trockene Kräuter, welche zwar abscheulich schmeckten, aber besser als nichts waren.
Hätte ich nur einen Bogen, dann könnte ich mir etwas Frischfleisch be-sorgen. Aber mit nichts weiter als einem Schwert und einem Dolch bewaffnet wird das mehr als schwierig. Naja, im Großen Wald wird es leichter sein an Nahrung heranzukommen. Zum Einen wachsen dort bestimmt unzählige Beeren und Pilze und zum Anderen kann ich mir dort aus geraden Ästen hervorragende Speere machen. Auch Wild wird dort in großen Rudeln ansässig sein.
Kion lief so gedankenversunken vor sich hin, dass er gar nicht bemerkte wie er an einem Früchte tragenden Gesträuch vorbeirannte. Da er den ganzen Tag in seine Gedankengänge vertieft gewesen war, hatte er gar nicht mitbekommen, wie erschöpft er eigentlich war. Noch bevor der gigantische Feuerball hinter dem Horizont verschwunden war, hatte sich Kion ein Nachtlager errichtet und sich völlig ausgelaugt auf der durchschnittenen Decke niedergelassen. Ein zufriedenes, erleichterndes Gefühl stieg in ihm auf, als er gen Südwesten blickte und fröhlich feststellte, dass er in so kurzer Zeit erstaunlich weit gekommen war. Dann fiel ihm etwas ein. Er zog sanft sein Kurzschwert aus der Scheide und hielt es sich waagrecht vors Gesicht. Ein schwarzes und ein strahlend blaues Auge blickten ihm aus seinem Spiegelbild entgegen.
Diese Klinge ist wirklich etwas ganz Besonderes. Nun besitze ich sie erst seit kurzem und doch hat sie mir bereits das Leben gerettet. Vielen Dank, Vater.
Anschließend verstaute er die Waffe sicher in der Scheide, drehte sich ermattet zur Seite und schlief wenige Augenblicke später bereits tief und fest.
Den darauffolgenden Tag lief Kion beinahe pausenlos durch. Das tro-ckene Kraut, welches ihm Kenton und Kallana mitgegeben hatte, verlieh ihm trotz des widerlichen Geschmacks stets neue Kräfte. Die Bäume des Großen Waldes rückten mit jedem Schritt näher und sorgten so für zusätzlichen Ansporn. Als es zu dämmern begann, hatte Kion sein Ziel beinahe erreicht. Er rannte die letzten Meilen so schnell ihn seine Beine noch trugen und sobald er das gigantische Gehölz erreicht hatte, lehnte er sich keuchend gegen einen breiten Baum. Seit dem Vorfall mit Kharlatan war nichts Aufregendes mehr passiert, und so hatte er den Rest der Strecke ohne Hindernisse zurücklegen können. Doch nun hatte er sein Zwischenziel erreicht: den Großen Wald.
Erschöpft lehnte er an der riesigen Eiche, die mindestens so breit wie er selbst hoch war. Ehrfürchtig blickte er den Stamm hinauf in das dichte Geäst des Baumes, doch die Baumkrone war nicht zu sehen. Am Fuße des alles überragenden Giganten stehend kam sich Kion unbeschreiblich klein vor. Der hölzerne Riese wirkte beinahe so als ob er direkt gen Himmel wachsen würde. Voller Demut sah sich der junge Mann um und war sichtlich beeindruckt von der gewaltigen Optik des Waldes. Da es bereits dämmerte, schien vom Gehölz eine düstere Aura ausgehen, doch Kion nahm diese gar nicht richtig wahr, denn seine gesamte Aufmerksamkeit galt der bewundernswerten Größe und Artenvielfalt des Forstes. Dann fiel ihm wieder eine der Legenden ein, welche man sich einst in Talba erzählte. Sie besagte, dass die Bäume des Elfenwaldes alle anderen um ein Vielfaches überragten und somit die größten und höchsten Hölzer in allen Ländereien waren.
Kion konnte sich, angesichts der enormen Größe des Großen Waldes, den Elfenwald bei bestem Wille nicht vorstellen. Er war die verhältnismä-ßig mickrigen Bäumchen Talbas gewohnt und die waren schon ziemlich hoch.
Mittlerweile war es so dunkel geworden, dass man keine zwanzig Fuß weit in den Wald sehen konnte. Kion schlug also sein Nachtlager auf, legte sich nieder und dachte darüber nach, wie weit er noch zu marschieren hatte, ehe er sein Ziel erreichen würde.
Einige Geräusche drangen aus dem Gehölz hervor. Hie und da rief ein Waldkauz und kurz darauf schien eine andere Eule mit einem eigenen Ruf zu antworten. Die Blätter raschelten leise im Wind und der Mond warf sein gräuliches Licht in Kions Gesicht. Einige Zeit lauschte er noch den vielen Stimmen der scheuen Nachtwesen, bis ihn dann die Erschöpfung übermannte und er sich seiner Müdigkeit hingab.
Einverstanden;)
Was ich mir die ganze Zeit beim 2. Kapitel gedacht habe:
In welcher Welt lebt Kion?
Ich meine da sind Orks und dieses Ding das die Hirschkuh gefressen hat.
Was ist das für eine Welt?
Und was mir aufgefallen ist du hast glaube ich im 1. Kapitel geschrieben das er genug Proviant für die reise hat.
Aber im 2. Kapitel schreibst du das er nur noch die Kräuter hat.(Nur so als kleine Anmerkung)
Bei dir ist es gut das man sich die Umgebung und Personen total gut vorstellen kann.Ich mag das wenn Bücher bzw. Geschichten so geschrieben sind!
Also mach weiter so!
Aber bitte stell nicht so viel auf einmal rein.
Mach es wie beim 1. Kapitel zweiteilig reinstellen.
Das ist dann besser zu lesen.
Danke im vorrus.
Lg DasS
Was ich mir die ganze Zeit beim 2. Kapitel gedacht habe:
In welcher Welt lebt Kion?
Ich meine da sind Orks und dieses Ding das die Hirschkuh gefressen hat.
Was ist das für eine Welt?
Und was mir aufgefallen ist du hast glaube ich im 1. Kapitel geschrieben das er genug Proviant für die reise hat.
Aber im 2. Kapitel schreibst du das er nur noch die Kräuter hat.(Nur so als kleine Anmerkung)
Bei dir ist es gut das man sich die Umgebung und Personen total gut vorstellen kann.Ich mag das wenn Bücher bzw. Geschichten so geschrieben sind!
Also mach weiter so!
Aber bitte stell nicht so viel auf einmal rein.
Mach es wie beim 1. Kapitel zweiteilig reinstellen.
Das ist dann besser zu lesen.
Danke im vorrus.
Lg DasS
Also:
Danke, dass du meine Bitte erfüllst! ;)
Dann: Hm, wie soll ich die Frage beantworten, in welcher Welt er lebt? Er lebt in einer Welt/Zeit, die mit der Eragons oder mit der Herr der Ringe vergleichbar ist. Ansonsten wird, sofern ich dieses Buch eines Tages drucken lassen, eine Karte auf den ersten Seiten sein, die ich selbst gestaltet habe. Die erklärt auch einiges.^^
Dann das mit dem Proviant. Ähm, wirklich? Kannst du das vielleicht zitieren, weil ich das grad eben nicht gefunden habe^^ Ich hab eben nur in Kapitel 2 am Anfang gefunden, dass er ein wenig Proviant mitnehmen will.
Danke für das Kompliment! Ich versuche mein Bestes und will, dass der Leser sich in die Szene hineinversetzen kann. Das ist eines meiner Ziele^^
Okay, ich teil das nächste Kapitel wieder auf^^
3. Der Große Wald
Die Sonne schien heiter vom wolkenlosen Himmel auf die Dächer Asanas, die Vögel flogen zwitschernd umher und eine leichte, kühle Brise wehte sanft durch die Straßen der Stadt. Asana war die größte Stadt des Großen Tals, denn dort war vor Jahrhunderten der erste Hafen des Landes errichtet worden. Dies hatte ein enormes Populationswachstum zur Folge gehabt, da sich Menschen aus dem gesamten Tal dort angesiedelt hatten. Seit jeher und bis heute war dies die bevölke-rungsreichste Stadt der Menschen, aber auch andere Völker wie Zwerge und Elfen nannten diesen Ort ihre Heimat. Aufgrund der Größe und des direkten Meeranschlusses besaß die Metropole auch mehrere Häfen und Werften. Das Handelsleben der Stadt florierte seit je prächtig und Händler aus allen Ländereien trafen täglich an den riesigen Eingangstoren oder per Schiff an den Docken ein. Da Asana sowohl südlich als auch östlich an das Große Meer grenzte, war es zwar von den restlichen Städten und Provinzen des Tals abgelegen, doch öffneten sich per Übersee dutzende neue Handelsmöglichkeiten.
Dola bewohnte, ursprünglich zu dritt, doch im Moment alleine, ein kleines, anmutiges, aus grauem Stein gefertigtes Haus, nicht allzu weit vom Zentrum der Handels- und Hauptstadt entfernt. Seit Tagen hatte sie nun an jenem Plan geschmiedet und an diesem Vormittag traf sie schließlich den Entschluss, ihre Ziele in die Tat umzusetzen.
Bereit zum Aufbruch verließ sie ihr Heim und begab sich zielstrebig auf den Weg zum nördlichen Stadttor. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie ihr Ziel weitaus schneller erreichen würde, würde sie mit einem Schiff stromaufwärts fahren, doch besaß sie keines und eines anheuern, mitsamt der vollständigen Besatzung, wollte sie nicht. So marschierte sie, einen Langbogen aus Elfenholz im Futteral und einen mit Pfeilen gefüllten Köcher auf den Rücken gespannt, nach Norden. Sie trug auch einen handlichen Lederbeutel bei sich. Alles in allem sah sie aus als ginge sie nur jagen.
Wie nahezu jeden Tag spazierte sie am Ufer des Großen Meeres ent-lang, da sie es liebte, die Frische des salzigen Meerwassergeruchs in der Nase zu haben. Seit Kindestagen war sie mit der Natur verbunden und verließ deshalb täglich die Stadt, um am Strand entlang schlendern oder durch den Wald wandern zu können.
Bevor Dola das nördliche Tor erreichte, trat ihr ein schauriger Matrose entgegen. Er hinkte etwas und ging generell in einer gebückten Haltung umher. Aufgrund dessen reichte sein Haaransatz gerademal bis zur Nase der jungen Frau. Provokant versperrte er ihr den Weg, öffnete einen Beutel, welchen er bei sich trug und begann zu sprechen, wobei Dola der widerliche Gestank von Alkohol und mangelnder Hygiene entgegentrat.
„Aber hallo, junges Fräulein! Wie wär’s denn mit einem …“, er senkte die Stimme, beugte sich etwas nach vorn und fuhr deutlich leiser fort: „… mit dem Herzen eines Anicorpus? Die sind verdammt selten und gut für die Haut … also, nicht, dass Sie das nötig hätten, bei ihrer Schönheit …“
Und damit sprach der Matrose ein wahres Wort. Dola war eine junge Frau von bewundernswerter Schönheit. Sie war in etwa so alt wie Kion und ihre silbrig schimmernden Haare fielen ihr geschwungen über die Schultern, bis hinunter zur Hüfte. Makellose Haut hob ihr attraktives Ge-sicht noch etwas hervor und wenn sich ein Mann in ihren violetten Augen verirrte, dann verschlug es selbst dem größten Casanova die Sprache.
Die eben noch so anmutig wirkenden Augen Dolas blitzten zornig auf. Die Fäuste der jungen Frau ballten sich, als sie antwortete.
„Das Herz eines Anicorpus? Du hast Glück, dass wir hier in der präch-tigsten Stadt des Großen Tals sind und hier überall die städtischen Wachen patrouillieren, denn ansonsten würde ich dir nun einen Pfeil in den Kopf jagen, du niederträchtige Kreatur.“
Diese Reaktion der sonst so barmherzigen Frau konnte daher führen, dass der Handel mit Corpusherzen im gesamten Großen Tal verboten war, doch sie hatte einen ganz anderen, persönlichen Grund zu dieser Drohung.
Sie warf ihm einen letzten, angewiderten Blick zu, bevor sie sich von ihm abwandte und davon stolzierte.
„Einerseits sind sie so anmutig und wunderschön, aber andererseits so zynisch, diese Elfen.“, bemerkte der Seemann leise und blickte Dola nach, die sich mit spitzen Ohren und erhobenen Hauptes auf den Weg zum nördlichen Tor machte.
Ein paar einzelne Sonnenstrahlen durchbrachen das Blätterdach der hohen Baumwipfel und fielen kerzengrade zu Boden. Einer dieser Strahlen verfing sich in dem kleinen Antlitz des Rhinozerosses, welches als Gravur den Knauf von Leros Schwert zierte.
Lero hielt seine Waffe waagrecht vor sich und betrachtete sie von der Spitze bis zum Heft. Mit glasigen Augen wandte er seinen Blick ab und steckte das Langschwert zurück in die Scheide.
Ich werde mein Versprechen halten. Und ich werde meine Rache be-kommen.
Dann setzte er seinen Marsch mit der üblichen Wachsamkeit fort. Mehrere Dutzend Meilen war er nun schon gereist, doch er war kurz davor, sein Ziel zu erreichen. Seine Haare schimmerten wie blankes Silber, wenn Sonnenlicht darauf fiel. Nachdem er etwa eine Viertelmeile gewandert war, erreichte er erneut einen schmalen, klaren Bach. Aufmerksam blickte sich Lero um, dann kniete er sich nieder und führte sich mit beiden Händen das eiskalte Wasser an den Mund und trank.
Während er seinen Durst stillte, rann ihm Wasser am Kinn entlang und tropfte zu Boden, was ihn, zusammen mit den silbrigen Strähnen, die ihm ins Gesicht gefallen waren, auf eine seltsame Art und Weise etwas animalisch aussehen ließ.
Plötzlich durchbrach ein kurzes Rascheln die Stille des Waldes und Lero schoss blitzschnell herum, das Langschwert kampfbereit gezogen. Der Verursacher des Geräusches stand einige Fuß von ihm entfernt. Die kleinen, schwarzen Augen blickten scheu in die großen, ebenso schwarzen Leros. Als das junge Kitz alleine zwischen den riesigen Bäumen stand und mit seinem unschuldigen Blick Lero anstierte, machte sich in dessen Inneren ein mulmiges Gefühl breit. Schnell steckte er die Waffe zurück in die Scheide am Gürtel und kaum hatte er, so langsam er konnte, einen kurzen Schritt in Richtung des Rehjungen gemacht, wirbelte dieses auch schon aufgeschreckt herum und floh Hals über Kopf vor dem Mann mit den silbernen Haaren.
Danke, dass du meine Bitte erfüllst! ;)
Dann: Hm, wie soll ich die Frage beantworten, in welcher Welt er lebt? Er lebt in einer Welt/Zeit, die mit der Eragons oder mit der Herr der Ringe vergleichbar ist. Ansonsten wird, sofern ich dieses Buch eines Tages drucken lassen, eine Karte auf den ersten Seiten sein, die ich selbst gestaltet habe. Die erklärt auch einiges.^^
Dann das mit dem Proviant. Ähm, wirklich? Kannst du das vielleicht zitieren, weil ich das grad eben nicht gefunden habe^^ Ich hab eben nur in Kapitel 2 am Anfang gefunden, dass er ein wenig Proviant mitnehmen will.
Danke für das Kompliment! Ich versuche mein Bestes und will, dass der Leser sich in die Szene hineinversetzen kann. Das ist eines meiner Ziele^^
Okay, ich teil das nächste Kapitel wieder auf^^
3. Der Große Wald
Die Sonne schien heiter vom wolkenlosen Himmel auf die Dächer Asanas, die Vögel flogen zwitschernd umher und eine leichte, kühle Brise wehte sanft durch die Straßen der Stadt. Asana war die größte Stadt des Großen Tals, denn dort war vor Jahrhunderten der erste Hafen des Landes errichtet worden. Dies hatte ein enormes Populationswachstum zur Folge gehabt, da sich Menschen aus dem gesamten Tal dort angesiedelt hatten. Seit jeher und bis heute war dies die bevölke-rungsreichste Stadt der Menschen, aber auch andere Völker wie Zwerge und Elfen nannten diesen Ort ihre Heimat. Aufgrund der Größe und des direkten Meeranschlusses besaß die Metropole auch mehrere Häfen und Werften. Das Handelsleben der Stadt florierte seit je prächtig und Händler aus allen Ländereien trafen täglich an den riesigen Eingangstoren oder per Schiff an den Docken ein. Da Asana sowohl südlich als auch östlich an das Große Meer grenzte, war es zwar von den restlichen Städten und Provinzen des Tals abgelegen, doch öffneten sich per Übersee dutzende neue Handelsmöglichkeiten.
Dola bewohnte, ursprünglich zu dritt, doch im Moment alleine, ein kleines, anmutiges, aus grauem Stein gefertigtes Haus, nicht allzu weit vom Zentrum der Handels- und Hauptstadt entfernt. Seit Tagen hatte sie nun an jenem Plan geschmiedet und an diesem Vormittag traf sie schließlich den Entschluss, ihre Ziele in die Tat umzusetzen.
Bereit zum Aufbruch verließ sie ihr Heim und begab sich zielstrebig auf den Weg zum nördlichen Stadttor. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie ihr Ziel weitaus schneller erreichen würde, würde sie mit einem Schiff stromaufwärts fahren, doch besaß sie keines und eines anheuern, mitsamt der vollständigen Besatzung, wollte sie nicht. So marschierte sie, einen Langbogen aus Elfenholz im Futteral und einen mit Pfeilen gefüllten Köcher auf den Rücken gespannt, nach Norden. Sie trug auch einen handlichen Lederbeutel bei sich. Alles in allem sah sie aus als ginge sie nur jagen.
Wie nahezu jeden Tag spazierte sie am Ufer des Großen Meeres ent-lang, da sie es liebte, die Frische des salzigen Meerwassergeruchs in der Nase zu haben. Seit Kindestagen war sie mit der Natur verbunden und verließ deshalb täglich die Stadt, um am Strand entlang schlendern oder durch den Wald wandern zu können.
Bevor Dola das nördliche Tor erreichte, trat ihr ein schauriger Matrose entgegen. Er hinkte etwas und ging generell in einer gebückten Haltung umher. Aufgrund dessen reichte sein Haaransatz gerademal bis zur Nase der jungen Frau. Provokant versperrte er ihr den Weg, öffnete einen Beutel, welchen er bei sich trug und begann zu sprechen, wobei Dola der widerliche Gestank von Alkohol und mangelnder Hygiene entgegentrat.
„Aber hallo, junges Fräulein! Wie wär’s denn mit einem …“, er senkte die Stimme, beugte sich etwas nach vorn und fuhr deutlich leiser fort: „… mit dem Herzen eines Anicorpus? Die sind verdammt selten und gut für die Haut … also, nicht, dass Sie das nötig hätten, bei ihrer Schönheit …“
Und damit sprach der Matrose ein wahres Wort. Dola war eine junge Frau von bewundernswerter Schönheit. Sie war in etwa so alt wie Kion und ihre silbrig schimmernden Haare fielen ihr geschwungen über die Schultern, bis hinunter zur Hüfte. Makellose Haut hob ihr attraktives Ge-sicht noch etwas hervor und wenn sich ein Mann in ihren violetten Augen verirrte, dann verschlug es selbst dem größten Casanova die Sprache.
Die eben noch so anmutig wirkenden Augen Dolas blitzten zornig auf. Die Fäuste der jungen Frau ballten sich, als sie antwortete.
„Das Herz eines Anicorpus? Du hast Glück, dass wir hier in der präch-tigsten Stadt des Großen Tals sind und hier überall die städtischen Wachen patrouillieren, denn ansonsten würde ich dir nun einen Pfeil in den Kopf jagen, du niederträchtige Kreatur.“
Diese Reaktion der sonst so barmherzigen Frau konnte daher führen, dass der Handel mit Corpusherzen im gesamten Großen Tal verboten war, doch sie hatte einen ganz anderen, persönlichen Grund zu dieser Drohung.
Sie warf ihm einen letzten, angewiderten Blick zu, bevor sie sich von ihm abwandte und davon stolzierte.
„Einerseits sind sie so anmutig und wunderschön, aber andererseits so zynisch, diese Elfen.“, bemerkte der Seemann leise und blickte Dola nach, die sich mit spitzen Ohren und erhobenen Hauptes auf den Weg zum nördlichen Tor machte.
Ein paar einzelne Sonnenstrahlen durchbrachen das Blätterdach der hohen Baumwipfel und fielen kerzengrade zu Boden. Einer dieser Strahlen verfing sich in dem kleinen Antlitz des Rhinozerosses, welches als Gravur den Knauf von Leros Schwert zierte.
Lero hielt seine Waffe waagrecht vor sich und betrachtete sie von der Spitze bis zum Heft. Mit glasigen Augen wandte er seinen Blick ab und steckte das Langschwert zurück in die Scheide.
Ich werde mein Versprechen halten. Und ich werde meine Rache be-kommen.
Dann setzte er seinen Marsch mit der üblichen Wachsamkeit fort. Mehrere Dutzend Meilen war er nun schon gereist, doch er war kurz davor, sein Ziel zu erreichen. Seine Haare schimmerten wie blankes Silber, wenn Sonnenlicht darauf fiel. Nachdem er etwa eine Viertelmeile gewandert war, erreichte er erneut einen schmalen, klaren Bach. Aufmerksam blickte sich Lero um, dann kniete er sich nieder und führte sich mit beiden Händen das eiskalte Wasser an den Mund und trank.
Während er seinen Durst stillte, rann ihm Wasser am Kinn entlang und tropfte zu Boden, was ihn, zusammen mit den silbrigen Strähnen, die ihm ins Gesicht gefallen waren, auf eine seltsame Art und Weise etwas animalisch aussehen ließ.
Plötzlich durchbrach ein kurzes Rascheln die Stille des Waldes und Lero schoss blitzschnell herum, das Langschwert kampfbereit gezogen. Der Verursacher des Geräusches stand einige Fuß von ihm entfernt. Die kleinen, schwarzen Augen blickten scheu in die großen, ebenso schwarzen Leros. Als das junge Kitz alleine zwischen den riesigen Bäumen stand und mit seinem unschuldigen Blick Lero anstierte, machte sich in dessen Inneren ein mulmiges Gefühl breit. Schnell steckte er die Waffe zurück in die Scheide am Gürtel und kaum hatte er, so langsam er konnte, einen kurzen Schritt in Richtung des Rehjungen gemacht, wirbelte dieses auch schon aufgeschreckt herum und floh Hals über Kopf vor dem Mann mit den silbernen Haaren.
Oh mist xD
Ich habe mich geirrt das was ich geagt habe steht garnicht in deiner Geschichte. Sorry!
Was sind denn noch andere Ziele von dir außer das du möchtest das der Leser sich in die Szenen hineinversetzen kann?
Oh die Karte selber gemacht Respekt!
Und danke das du die Kapitel jetzt immer aufteilst.
Diesmal habe ich gedacht als ich die ersten paar Zeilen gelesen habe: Wo bin ich jetzt gelandet?
Ich hab erst garnicht kapiert das da jetzt eine Stadt ist xD
Also weiter so!
Ich werde wenn mich die nächsten Kapitel auch überzeugen dein Buch holen wenn es gedruckt wird und in meiner Stadt auch erscheint.
Was leider unwahrscheinlich ist wenn man in so einem Kaff wie ich wohnt;)
Lg DasS
Ps:Hast du Eragon schon durchgelesen?
Ich erinnere dich an die Fünf Tore;)
Ich habe mich geirrt das was ich geagt habe steht garnicht in deiner Geschichte. Sorry!
Was sind denn noch andere Ziele von dir außer das du möchtest das der Leser sich in die Szenen hineinversetzen kann?
Oh die Karte selber gemacht Respekt!
Und danke das du die Kapitel jetzt immer aufteilst.
Diesmal habe ich gedacht als ich die ersten paar Zeilen gelesen habe: Wo bin ich jetzt gelandet?
Ich hab erst garnicht kapiert das da jetzt eine Stadt ist xD
Also weiter so!
Ich werde wenn mich die nächsten Kapitel auch überzeugen dein Buch holen wenn es gedruckt wird und in meiner Stadt auch erscheint.
Was leider unwahrscheinlich ist wenn man in so einem Kaff wie ich wohnt;)
Lg DasS
Ps:Hast du Eragon schon durchgelesen?
Ich erinnere dich an die Fünf Tore;)
Hm, also, wie gesagt, dass sich der Leser in die Szene hineinversetzt fühlt, dass er spezifische Charaktere der Geschichte versteht (sprich: er könnte ahnen, wie der Protagonist auf diese oder jene Tatsache reagiert, etc.), dass die Handlung auch in unspannenden Szenen bei Laune hält (auch im spannendsten Buch gibt es spannungslose Szenen, geht gar nicht anders^^) und natürlich, dass der Leser von der erzählten Geschichte gefesselt wird und immer weiter lesen will. Das wäre einer meiner Träume, wenn ein Leser die Geschichte am Liebsten am Stück durchlesen würde, weil er nicht aufhören will.
Hm, ja, die Karte ist selbstgemacht^^ aber eben nur per Hand gezeichnet. Wenn das Buch fertig gestellt wird, plane ich die Karte computertechnisch umzusetzen, damit es besser aussieht^^
Vielen Dank für dein Lob =)
PS: Ja, Eragon ist längst durch, ich hab mittlerweile auch schon andere Wälzer durch und bin derweilen gerade bei Shadow's Edge (zweiter Teil der Night Angel Trilogie, englisches Original ;)) Ich weiß, dass du mir Fünf Tore empfohlen hast, aber immer, wenn ich im Buchhandel stehe, nehme ich mir das erste von hunderten mit, das mir gefallen hat^^ (vom Cover und Klapptext her; am liebsten würd ich jedesmal tausende Euro ausgeben, aber ich bin ja kein Millionär^^) Letztens habe ich mir Schattenwanderer mitgenommen. Das Werk eines russischen Schriftstellers, ich hoffe, dass es hält, was ich mir davon versprochen habe^^
Hier geht das Kapitel weiter:
Kion konnte sich gar nicht entscheiden, worauf er seinen Blick richten sollte. Die Bäume im Großen Wald waren so riesig und auch die Artenvielfalt des Gehölzes war einmalig. Wohingegen im Wald Talbas nur ein paar Dutzend Baumarten zu sehen waren, mussten sich im Großen Wald wohl mehrere Hundert befinden. Auch zahlreiche Vögel in allen Farben schwebten hier und da durch die Luft, von einem Baum zum Nächsten.
Der schwarzhaarige Mann sah sich um. Seit etlichen Stunden hatte er nun schon nichts mehr gegessen und seit etwa zwei Tagen nichts Anstän-diges mehr, nur diese stärkenden, aber ekelerregenden Kräuter. Aufmerksam suchten seine unterschiedlichen Augen die umstehenden Bäume ab. Bei den meisten war es viel zu schwierig an einen Ast heranzukommen, da erst in etwa zwanzig Fuß Höhe die ersten wuchsen. Zum Glück war das Gehölz aber auch an erreichbaren Stellen mit unzähligen Sträuchern gesäumt.
Kion suchte also das Gesträuch nach langen, stabilen und vor allem geraden Ästen ab. Schließlich fand er einen seltsamen Strauch, welcher nur wenige Äste besaß, die dafür jedoch allesamt schnurgerade waren und im Durchschnitt so dick wie Kions Unterarm waren. Das Buschwerk erinnerte ihn stark an einen Seeigel. In Wirklichkeit hatte er zwar noch nie einen solchen Seeigel gesehen, doch aus Benerum und Asana, den Städten am Meer, sind bereits alle möglichen Bilder von Meereslebewesen nach Talba gelangt, darunter auch einst das eines solchen Stachelwesens.
Mit gezücktem Kurzschwert stand er da und holte aus, doch dann hielt er inne. Er fragte sich, ob er überhaupt das Recht hatte, diesem Strauch einen Ast abzuschlagen. Der gigantische Wald kam ihm nicht wie ein normales Gehölz vor. Seiner Fantasie entsprangen die eigenartigsten Gedanken. Würde sich der Forst an seinem Vergehen rächen, falls er nun einen Ast abschlüge? Würde es ihm die Natur vergelten? Dieser Wald kam ihm so außerordentlich lebendig vor. Überall bewegte sich etwas. Vögel flogen umher, hier und da sprangen Eichhörnchen von Baum zu Baum, Rehe passierten Lichtungen, Zweige wogen im Wind. Es kam ihm vor als würde er nicht den Ast eines Strauches abtrennen, sondern das Glied eines Lebewesens.
Mit hoch erhobener Waffe stockte er und blickte sich langsam um.
Ich brauche etwas zu essen. Daran wird es liegen. Ich bilde mir schon die merkwürdigsten Sachen ein. Der Hunger vernebelt mir den Geist.
Kopfschüttelnd wunderte er sich über seine eigenen Hirngespinste. Der Wald räche sich bei ihm, falls er sich einen Ast nähme?
Ich bin nicht mehr ganz bei Sinnen. Holz ist Holz! Egal ob man es im Wald Talbas abschlägt oder im Großen Wald. Hier ist alles nur viel größer.
Dann schlug er mit seiner Waffe zu und spaltete mit einem einzigen Hieb einen unterarmdicken Ast von seinem Gesträuch.
Kurze Zeit später hatte er den Stock an einer Seite angespitzt, hielt ihn in der rechten Hand und schlich so leise er konnte durch den Forst. Hin und wieder knurrte sein Magen wie ein Bär. Er ging unauffällig Richtung Südwesten, damit er nicht vom eigentlichen Kurs abkam und sich somit noch verliefe.
Wenig später erspähte er ein kleines Rotwildrudel von sechs Tieren. Kion lief sofort das Wasser im Munde zusammen. Das Rudel stolzierte gemächlich durch die Bäume und blieb hin und wieder stehen, um zu äsen. So leise er konnte schlich sich Kion an. Zwischen ihm und dem Rotwild lag ein großer Stein, welchen er hervorragend als Deckung nutzen konnte. Vorsichtig lugte er hinter dem Fels hervor, hob den Speer und suchte sich eines der Tiere, auf welches er werfen wollte.
Blitzschnell erhob er sich, sprang auf den Gesteinsbrocken, holte aus und setzte zum Wurf an - doch der sollte nicht gelingen. Just in dem Mo-ment, als er sein Ziel erfasst hatte und die hölzerne Waffe auf jenes schleudern wollte, machte das Gestein unter seinen Füßen einen Ruck, Kion verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden.
Ehe er sich wieder aufrichten konnte, war sein potentielles Mahl be-reits panisch davongerannt. Mürrisch stand er auf und sah, dass sein neuer Speer beim Sturz zu Bruch gegangen war.
„Na klasse.“, maulte er und fluchte.
Doch dann blieben ihm seine Flüche schlagartig im Hals stecken.
Der große Stein, auf dem er eben noch gestanden hatte, bewegte sich. Ehe er sich versah, zitterte und wackelte der Fels, bis er seine Unterseite aus der Erde riss und sich aufbäumte. Das Gestein hatte seine ursprüngliche Form verloren: Gliedmaßen hatten sich von seinem Rumpf abgespalten und zwei breite, felsige Beine trugen nun das Wesen. Aufrecht stand es vor Kion und dieser konnte jetzt auch zwei kleine, dunkle Augen erkennen. Ein Spalt riss sich in die steinerne Oberfläche an der Ausbuchtung unter den kleinen Augen und öffnete sich. Kion stand wie gelähmt da und wurde von seiner plötzlichen Paralyse erst erlöst, als das Felswesen einen markerschütternden Schrei ausstieß. Die Bewegungsfähigkeit zurückerlangt sprang Kion erschrocken nach hinten, um aus der Reichweite der Kreatur zu fliehen. Er hatte zwar schon viel von solchen Geschöpfen gehört, aber dass er nun einem solchen gegenüberstehen würde, das hatte er nie zu träumen gewagt.
Kion, lediglich mit einem Kurzschwert bewaffnet, stand einer wahrhaftigen Steinkreatur gegenüber, welche etwa zwei Köpfe größer und um ein Vielfaches breiter und vermutlich um ein Hundertfaches schwerer und stärker war als er. Das steinerne Monster hob die felsigen Arme und trommelte auf die stählerne Brust, während es erneut ein Brüllen ausstieß. Instinktiv zog Kion sein Schwert, wenngleich er sich keinerlei Siegeschancen ausmalte. Das tonnenschwere Gegenüber verstummte und rannte auf den schmächtig wirkenden Mann zu. Dieser hechtete gerade noch zur Seite und entging somit der niederwalzenden Kraft des Felswesens. Das Geschöpf wendete und wiederholte die Attacke. Kion wollte seine Waffe nicht am robusten Körper seines Gegners zerschlagen und so wich er erneut mit einer Flugrolle aus.
Verdammt! Wie bin ich nur in diesen Kampf hineingeraten? Mein Schwert wird an seinem Steinpanzer einfach zerschmettern und in Stücke brechen, aber dieses Monster, sei es auch noch so schwer, rennt beinahe so schnell wie ein ausgewachsener Hirsch! Davonlaufen kann ich also auch nicht.
Panik machte sich in ihm breit. In so einer ausweglosen Situation hatte er sich noch nie befunden. Zum wiederholten Male rannte ihm die Stein-kreatur entgegen, doch abermals konnte Kion ausweichen, indem er sich hinter einen Baum hechtete. Hektisch richtete er sich auf und sah seinen Widersacher etwa zwanzig Fuß entfernt zwischen zwei enormen Bäumen stehen. Dieser setzte diesmal nicht zu einer erneuten Rammattacke an, sondern hob die klumpigen Steinarme und stieß ein Zornesgeschrei aus, sofern Kion dies richtig deutete. Brüllend schlug die Kreatur auf die umstehenden Bäume ein, so dass diese erzitterten und unzählige Blätter und Zweige herabfielen. Anschließend stürmte sie wieder auf Kion zu, welcher zur Seite sprang, doch dieses Mal schlug das Felswesen während des Rennens mit dem Arm zur Seite und traf seinen Kontrahenten hart in die Rippen. Kion wurde seitlich davon geschleudert und landete ein Stück weiter in einem Gebüsch, was seinen Sturz erheblich abschwächte.
Schmerzerfüllt stöhnte er auf und wälzte sich auf die Seite, um seinen angeschlagenen Brustkorb nicht zu belasten. Als ihn die Kraft des steiner-nen Geschöpfes von den Füßen gerissen hatte, war ihm vor Schmerz und Schreck das Kurzschwert Kentons aus der Hand geglitten.
Das felsige Monster grölte laut und trommelte sich auf die Brust. Ver-mutlich war es eine Art Siegesgeheul, aber womöglich verhöhnte es ein-fach nur seinen Kontrahenten.
Ich habe keine Chance vor dieser niederschmetternden Kreatur zu flie-hen. Ich muss sie besiegen! Nur wie?
Ächzend kam Kion wieder auf die Beine. Seine Augen fixierten die verlorene Waffe, welche ein paar Fuß neben dem Felswesen am Boden lag. Verzweifelt suchte er seine direkte Umgebung nach einem Hilfsmittel ab, bis er die beiden Speerhälften im hohen Gras liegen sah. Eines der beiden Bruchstücke war immerhin in etwa so lang wie Kions gesamtes Bein und so dick wie sein Unterarm. Vielleicht konnte er das Gehölz als eine Art Keule verwenden und seinen Gegner somit niederstrecken, dachte sich der Schwarzhaarige.
Dann stürmte das Gesteinswesen wieder auf ihn zu und riss ihn so aus seinen Gedanken. Diesmal rannte es allerdings nicht blindlings auf ihn zu, in der Hoffnung, ihn niederzutrampeln. Es lief langsamer und aufrecht, nicht nach vorne gebeugt, außerdem war einer der felsigen Arme erho-ben. Es wollte ihn dieses Mal nicht rammen, es wollte ihn niederschlagen, schoss es Kion durch den Kopf. Gerade war dieser Gedanke zu Ende gebracht, sprang Kion auch schon nach vorne, hob das Speerstück auf und wich knapp dem ersten Schlag seines Gegners aus. Daraufhin flog abermals eine Steinfaust auf ihn zu, welcher er im letzten Moment erneut entging, und so krachte der Angriff der Felskreatur gegen einen nahen Baum und riss im getroffenen Gebiet die gesamte Rinde vom Stamm.
Kion nutzte den Bruchteil einer Sekunde, in welchem sein Widersacher nicht auf einen Konterangriff gefasst war, und schlug mit der keulenartigen Waffe mit aller Kraft zu. Das Holz zerbarst am steinernen Panzer des Felswesens und zahllose Holzsplitter flogen umher.
Unbeeindruckt stieß die Kreatur einen Schrei aus, während Kion die Gunst des Augenblicks wahrnahm und zur Seite sprang. Er stöhnte auf, als er sich im hohen Gras abrollte und ihm sein Brustkorb diese Belastung mit Schmerzen heimzahlte.
So schnell er konnte rannte er zu seinem Kurzschwert, gefolgt vom Steinmonster, hob es auf und wirbelte herum. Er machte einen kurzen Satz rückwärts, um der ungebändigten Wucht seines Gegners zu entge-hen, und ließ seine Klinge anschließend so kraftvoll wie nur irgendwie möglich auf das felsige Haupt herabfahren. Unzählige Funken stoben aus dem Metall hervor, doch die steinerne Bestie rannte unberührt ein paar Schritte weiter und drehte sich dann um. Sie hatte keinerlei Schäden davongetragen, nicht einmal einen Kratzer.
Kion warf einen kurzen Blick auf die Klinge seiner Waffe und entdeckte eine soeben entstandene Kerbe in der Schneide.
Oh, nein… An dieser Kreatur zerbricht lediglich mein Schwert, wie soll ich sie nur besiegen?
Hastig steckte er sein Schwert zurück in die Scheide, damit er flexibler war. Der Kontrahent griff wieder auf die erste Angriffstechnik zurück und rannte Kion etwas nach vorne gebeugt entgegen. Der Mann reagierte nicht schnell genug, wurde von dem rasenden Bollwerk an der Brust ge-troffen und nach hinten geschleudert, bis er rücklings gegen einen Baum prallte. Sämtliche Luft entwich seinem Körper, als er bäuchlings zu Boden fiel und mit dem Gesicht im hohen Gras landete.
Wirre Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, er konnte nicht mehr klar denken. Unter enormen Schmerzen stützte er sich auf die Ellenbogen, er war zu erschöpft, zu angeschlagen, um aufzustehen. Er hustete und spuckte etwas Blut zu Boden. Das felsige Geschöpf trommelte sich zum wiederholten Male mit den Steinfäusten auf die Brust und brüllte. Es setzte abermals zum Angriff an, doch dann geschah etwas Eigenartiges.
Kion trübte der Blick ein wenig, aber er hatte klar und deutlich erken-nen können, was eben vor sich gegangen war. Sein Gegner hatte losstür-men wollen, doch dann hatte etwas kurz aufgeblitzt. Das Felswesen be-gann markerschütternd zu schreien, verstummte dann aber. Ein schnurgerader Riss zeichnete sich am Steinpanzer der Kreatur von der linken Schulter bis hinunter zum rechten Bein ab. Einen Augenblick später glitt die oberhalb des Spaltes liegende Körperhälfte seitlich hinab und das steinerne Wesen fiel in sich zusammen. Kions Gegner war entzwei geschlagen worden.
Dort, wo eben noch das felsige Geschöpf gestanden hatte, stand nun ein großgewachsener Mann mit silberglänzenden Haaren und einem kräftigen Langschwert in beiden Händen.
Hm, ja, die Karte ist selbstgemacht^^ aber eben nur per Hand gezeichnet. Wenn das Buch fertig gestellt wird, plane ich die Karte computertechnisch umzusetzen, damit es besser aussieht^^
Vielen Dank für dein Lob =)
PS: Ja, Eragon ist längst durch, ich hab mittlerweile auch schon andere Wälzer durch und bin derweilen gerade bei Shadow's Edge (zweiter Teil der Night Angel Trilogie, englisches Original ;)) Ich weiß, dass du mir Fünf Tore empfohlen hast, aber immer, wenn ich im Buchhandel stehe, nehme ich mir das erste von hunderten mit, das mir gefallen hat^^ (vom Cover und Klapptext her; am liebsten würd ich jedesmal tausende Euro ausgeben, aber ich bin ja kein Millionär^^) Letztens habe ich mir Schattenwanderer mitgenommen. Das Werk eines russischen Schriftstellers, ich hoffe, dass es hält, was ich mir davon versprochen habe^^
Hier geht das Kapitel weiter:
Kion konnte sich gar nicht entscheiden, worauf er seinen Blick richten sollte. Die Bäume im Großen Wald waren so riesig und auch die Artenvielfalt des Gehölzes war einmalig. Wohingegen im Wald Talbas nur ein paar Dutzend Baumarten zu sehen waren, mussten sich im Großen Wald wohl mehrere Hundert befinden. Auch zahlreiche Vögel in allen Farben schwebten hier und da durch die Luft, von einem Baum zum Nächsten.
Der schwarzhaarige Mann sah sich um. Seit etlichen Stunden hatte er nun schon nichts mehr gegessen und seit etwa zwei Tagen nichts Anstän-diges mehr, nur diese stärkenden, aber ekelerregenden Kräuter. Aufmerksam suchten seine unterschiedlichen Augen die umstehenden Bäume ab. Bei den meisten war es viel zu schwierig an einen Ast heranzukommen, da erst in etwa zwanzig Fuß Höhe die ersten wuchsen. Zum Glück war das Gehölz aber auch an erreichbaren Stellen mit unzähligen Sträuchern gesäumt.
Kion suchte also das Gesträuch nach langen, stabilen und vor allem geraden Ästen ab. Schließlich fand er einen seltsamen Strauch, welcher nur wenige Äste besaß, die dafür jedoch allesamt schnurgerade waren und im Durchschnitt so dick wie Kions Unterarm waren. Das Buschwerk erinnerte ihn stark an einen Seeigel. In Wirklichkeit hatte er zwar noch nie einen solchen Seeigel gesehen, doch aus Benerum und Asana, den Städten am Meer, sind bereits alle möglichen Bilder von Meereslebewesen nach Talba gelangt, darunter auch einst das eines solchen Stachelwesens.
Mit gezücktem Kurzschwert stand er da und holte aus, doch dann hielt er inne. Er fragte sich, ob er überhaupt das Recht hatte, diesem Strauch einen Ast abzuschlagen. Der gigantische Wald kam ihm nicht wie ein normales Gehölz vor. Seiner Fantasie entsprangen die eigenartigsten Gedanken. Würde sich der Forst an seinem Vergehen rächen, falls er nun einen Ast abschlüge? Würde es ihm die Natur vergelten? Dieser Wald kam ihm so außerordentlich lebendig vor. Überall bewegte sich etwas. Vögel flogen umher, hier und da sprangen Eichhörnchen von Baum zu Baum, Rehe passierten Lichtungen, Zweige wogen im Wind. Es kam ihm vor als würde er nicht den Ast eines Strauches abtrennen, sondern das Glied eines Lebewesens.
Mit hoch erhobener Waffe stockte er und blickte sich langsam um.
Ich brauche etwas zu essen. Daran wird es liegen. Ich bilde mir schon die merkwürdigsten Sachen ein. Der Hunger vernebelt mir den Geist.
Kopfschüttelnd wunderte er sich über seine eigenen Hirngespinste. Der Wald räche sich bei ihm, falls er sich einen Ast nähme?
Ich bin nicht mehr ganz bei Sinnen. Holz ist Holz! Egal ob man es im Wald Talbas abschlägt oder im Großen Wald. Hier ist alles nur viel größer.
Dann schlug er mit seiner Waffe zu und spaltete mit einem einzigen Hieb einen unterarmdicken Ast von seinem Gesträuch.
Kurze Zeit später hatte er den Stock an einer Seite angespitzt, hielt ihn in der rechten Hand und schlich so leise er konnte durch den Forst. Hin und wieder knurrte sein Magen wie ein Bär. Er ging unauffällig Richtung Südwesten, damit er nicht vom eigentlichen Kurs abkam und sich somit noch verliefe.
Wenig später erspähte er ein kleines Rotwildrudel von sechs Tieren. Kion lief sofort das Wasser im Munde zusammen. Das Rudel stolzierte gemächlich durch die Bäume und blieb hin und wieder stehen, um zu äsen. So leise er konnte schlich sich Kion an. Zwischen ihm und dem Rotwild lag ein großer Stein, welchen er hervorragend als Deckung nutzen konnte. Vorsichtig lugte er hinter dem Fels hervor, hob den Speer und suchte sich eines der Tiere, auf welches er werfen wollte.
Blitzschnell erhob er sich, sprang auf den Gesteinsbrocken, holte aus und setzte zum Wurf an - doch der sollte nicht gelingen. Just in dem Mo-ment, als er sein Ziel erfasst hatte und die hölzerne Waffe auf jenes schleudern wollte, machte das Gestein unter seinen Füßen einen Ruck, Kion verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden.
Ehe er sich wieder aufrichten konnte, war sein potentielles Mahl be-reits panisch davongerannt. Mürrisch stand er auf und sah, dass sein neuer Speer beim Sturz zu Bruch gegangen war.
„Na klasse.“, maulte er und fluchte.
Doch dann blieben ihm seine Flüche schlagartig im Hals stecken.
Der große Stein, auf dem er eben noch gestanden hatte, bewegte sich. Ehe er sich versah, zitterte und wackelte der Fels, bis er seine Unterseite aus der Erde riss und sich aufbäumte. Das Gestein hatte seine ursprüngliche Form verloren: Gliedmaßen hatten sich von seinem Rumpf abgespalten und zwei breite, felsige Beine trugen nun das Wesen. Aufrecht stand es vor Kion und dieser konnte jetzt auch zwei kleine, dunkle Augen erkennen. Ein Spalt riss sich in die steinerne Oberfläche an der Ausbuchtung unter den kleinen Augen und öffnete sich. Kion stand wie gelähmt da und wurde von seiner plötzlichen Paralyse erst erlöst, als das Felswesen einen markerschütternden Schrei ausstieß. Die Bewegungsfähigkeit zurückerlangt sprang Kion erschrocken nach hinten, um aus der Reichweite der Kreatur zu fliehen. Er hatte zwar schon viel von solchen Geschöpfen gehört, aber dass er nun einem solchen gegenüberstehen würde, das hatte er nie zu träumen gewagt.
Kion, lediglich mit einem Kurzschwert bewaffnet, stand einer wahrhaftigen Steinkreatur gegenüber, welche etwa zwei Köpfe größer und um ein Vielfaches breiter und vermutlich um ein Hundertfaches schwerer und stärker war als er. Das steinerne Monster hob die felsigen Arme und trommelte auf die stählerne Brust, während es erneut ein Brüllen ausstieß. Instinktiv zog Kion sein Schwert, wenngleich er sich keinerlei Siegeschancen ausmalte. Das tonnenschwere Gegenüber verstummte und rannte auf den schmächtig wirkenden Mann zu. Dieser hechtete gerade noch zur Seite und entging somit der niederwalzenden Kraft des Felswesens. Das Geschöpf wendete und wiederholte die Attacke. Kion wollte seine Waffe nicht am robusten Körper seines Gegners zerschlagen und so wich er erneut mit einer Flugrolle aus.
Verdammt! Wie bin ich nur in diesen Kampf hineingeraten? Mein Schwert wird an seinem Steinpanzer einfach zerschmettern und in Stücke brechen, aber dieses Monster, sei es auch noch so schwer, rennt beinahe so schnell wie ein ausgewachsener Hirsch! Davonlaufen kann ich also auch nicht.
Panik machte sich in ihm breit. In so einer ausweglosen Situation hatte er sich noch nie befunden. Zum wiederholten Male rannte ihm die Stein-kreatur entgegen, doch abermals konnte Kion ausweichen, indem er sich hinter einen Baum hechtete. Hektisch richtete er sich auf und sah seinen Widersacher etwa zwanzig Fuß entfernt zwischen zwei enormen Bäumen stehen. Dieser setzte diesmal nicht zu einer erneuten Rammattacke an, sondern hob die klumpigen Steinarme und stieß ein Zornesgeschrei aus, sofern Kion dies richtig deutete. Brüllend schlug die Kreatur auf die umstehenden Bäume ein, so dass diese erzitterten und unzählige Blätter und Zweige herabfielen. Anschließend stürmte sie wieder auf Kion zu, welcher zur Seite sprang, doch dieses Mal schlug das Felswesen während des Rennens mit dem Arm zur Seite und traf seinen Kontrahenten hart in die Rippen. Kion wurde seitlich davon geschleudert und landete ein Stück weiter in einem Gebüsch, was seinen Sturz erheblich abschwächte.
Schmerzerfüllt stöhnte er auf und wälzte sich auf die Seite, um seinen angeschlagenen Brustkorb nicht zu belasten. Als ihn die Kraft des steiner-nen Geschöpfes von den Füßen gerissen hatte, war ihm vor Schmerz und Schreck das Kurzschwert Kentons aus der Hand geglitten.
Das felsige Monster grölte laut und trommelte sich auf die Brust. Ver-mutlich war es eine Art Siegesgeheul, aber womöglich verhöhnte es ein-fach nur seinen Kontrahenten.
Ich habe keine Chance vor dieser niederschmetternden Kreatur zu flie-hen. Ich muss sie besiegen! Nur wie?
Ächzend kam Kion wieder auf die Beine. Seine Augen fixierten die verlorene Waffe, welche ein paar Fuß neben dem Felswesen am Boden lag. Verzweifelt suchte er seine direkte Umgebung nach einem Hilfsmittel ab, bis er die beiden Speerhälften im hohen Gras liegen sah. Eines der beiden Bruchstücke war immerhin in etwa so lang wie Kions gesamtes Bein und so dick wie sein Unterarm. Vielleicht konnte er das Gehölz als eine Art Keule verwenden und seinen Gegner somit niederstrecken, dachte sich der Schwarzhaarige.
Dann stürmte das Gesteinswesen wieder auf ihn zu und riss ihn so aus seinen Gedanken. Diesmal rannte es allerdings nicht blindlings auf ihn zu, in der Hoffnung, ihn niederzutrampeln. Es lief langsamer und aufrecht, nicht nach vorne gebeugt, außerdem war einer der felsigen Arme erho-ben. Es wollte ihn dieses Mal nicht rammen, es wollte ihn niederschlagen, schoss es Kion durch den Kopf. Gerade war dieser Gedanke zu Ende gebracht, sprang Kion auch schon nach vorne, hob das Speerstück auf und wich knapp dem ersten Schlag seines Gegners aus. Daraufhin flog abermals eine Steinfaust auf ihn zu, welcher er im letzten Moment erneut entging, und so krachte der Angriff der Felskreatur gegen einen nahen Baum und riss im getroffenen Gebiet die gesamte Rinde vom Stamm.
Kion nutzte den Bruchteil einer Sekunde, in welchem sein Widersacher nicht auf einen Konterangriff gefasst war, und schlug mit der keulenartigen Waffe mit aller Kraft zu. Das Holz zerbarst am steinernen Panzer des Felswesens und zahllose Holzsplitter flogen umher.
Unbeeindruckt stieß die Kreatur einen Schrei aus, während Kion die Gunst des Augenblicks wahrnahm und zur Seite sprang. Er stöhnte auf, als er sich im hohen Gras abrollte und ihm sein Brustkorb diese Belastung mit Schmerzen heimzahlte.
So schnell er konnte rannte er zu seinem Kurzschwert, gefolgt vom Steinmonster, hob es auf und wirbelte herum. Er machte einen kurzen Satz rückwärts, um der ungebändigten Wucht seines Gegners zu entge-hen, und ließ seine Klinge anschließend so kraftvoll wie nur irgendwie möglich auf das felsige Haupt herabfahren. Unzählige Funken stoben aus dem Metall hervor, doch die steinerne Bestie rannte unberührt ein paar Schritte weiter und drehte sich dann um. Sie hatte keinerlei Schäden davongetragen, nicht einmal einen Kratzer.
Kion warf einen kurzen Blick auf die Klinge seiner Waffe und entdeckte eine soeben entstandene Kerbe in der Schneide.
Oh, nein… An dieser Kreatur zerbricht lediglich mein Schwert, wie soll ich sie nur besiegen?
Hastig steckte er sein Schwert zurück in die Scheide, damit er flexibler war. Der Kontrahent griff wieder auf die erste Angriffstechnik zurück und rannte Kion etwas nach vorne gebeugt entgegen. Der Mann reagierte nicht schnell genug, wurde von dem rasenden Bollwerk an der Brust ge-troffen und nach hinten geschleudert, bis er rücklings gegen einen Baum prallte. Sämtliche Luft entwich seinem Körper, als er bäuchlings zu Boden fiel und mit dem Gesicht im hohen Gras landete.
Wirre Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, er konnte nicht mehr klar denken. Unter enormen Schmerzen stützte er sich auf die Ellenbogen, er war zu erschöpft, zu angeschlagen, um aufzustehen. Er hustete und spuckte etwas Blut zu Boden. Das felsige Geschöpf trommelte sich zum wiederholten Male mit den Steinfäusten auf die Brust und brüllte. Es setzte abermals zum Angriff an, doch dann geschah etwas Eigenartiges.
Kion trübte der Blick ein wenig, aber er hatte klar und deutlich erken-nen können, was eben vor sich gegangen war. Sein Gegner hatte losstür-men wollen, doch dann hatte etwas kurz aufgeblitzt. Das Felswesen be-gann markerschütternd zu schreien, verstummte dann aber. Ein schnurgerader Riss zeichnete sich am Steinpanzer der Kreatur von der linken Schulter bis hinunter zum rechten Bein ab. Einen Augenblick später glitt die oberhalb des Spaltes liegende Körperhälfte seitlich hinab und das steinerne Wesen fiel in sich zusammen. Kions Gegner war entzwei geschlagen worden.
Dort, wo eben noch das felsige Geschöpf gestanden hatte, stand nun ein großgewachsener Mann mit silberglänzenden Haaren und einem kräftigen Langschwert in beiden Händen.
Wow das ist echt gut!
Jetzt würde ich zu gerne erfahren wer der Mann mit dem silbernem Haar ist ich bin zu neugierig;)
Aber das wird sicher noch gesagt wer das ist:)
Also bis zum nächsten Kapitel;)
Lg DasS
Jetzt würde ich zu gerne erfahren wer der Mann mit dem silbernem Haar ist ich bin zu neugierig;)
Aber das wird sicher noch gesagt wer das ist:)
Also bis zum nächsten Kapitel;)
Lg DasS
Danke =)
So, der letzte Teil von dem Kapitel:
Als Dola ihre erste Rast einlegte, war die Stadt Asana bereits in weite Ferne gerückt. Auf einem Baumstumpf sitzend trank sie einen Schluck aus ihrem Wasserschlauch und bewunderte währenddessen die wunderschöne Natur. Ihr Weg führte sie querfeldein über eine riesige Weide, da es nach Norden keine direkte Straßenverbindung gab.
Ihre silbrig glänzenden Haare wogten sachte im leichten Wind, ihre strahlend violetten Augen hüpften umher und beobachteten so die ge-samte Umgebung. Von Weitem betrachtet erinnerte Dolas Äußeres lediglich an das einer menschlichen Frau, mit Ausnahme der spitzen Ohren, doch von Näherem unterschied sie sich optisch in vielen Punkten von den Menschen. Zu erst ihre grelle Augenfarbe. Elfen waren dafür bekannt, herausstechende Augenfarben zu besitzen, jedoch waren sie nicht das einzige Volk mit dieser Eigenschaft. Weiterhin die silbernen Haare. Die elfische Rasse besaß generell glänzende Haarfarben wie Silber, Gold oder Bronze. Ansonsten war der Teint eines Elfen grundsätzlich hell. Dies mochte daran liegen, dass sie nur selten ihren Wald verließen, aber auch wenn sie ihre Haut der Sonne aussetzten, wurde diese nur äußerst geringfügig dunkler.
Doch nicht nur visuell, auch emotional differenzierten sich die Elfen von anderen Völkern. So bestand eine innige Verbindung zwischen dieser Rasse und der Natur. Auch grundlegende Gefühle wie Neid, Hass, Jähzorn oder Egoismus waren den Elfen nicht angeboren.
Besorgnis spiegelte sich in Dolas Augen wider, während sie den Hori-zont musterte.
Wo bist du nur? Wer beschützt mich denn, wenn du nicht da bist?
Schließlich verstaute sie den Wasserschlauch in ihrem Lederbeutel und setzte ihre Reise fort. Drei oder vier Tage, dann müsste sie die Grenze erreicht haben, dachte sie sich.
Nach einer Weile des Gehens hielt sie abermals inne und blickte sich um. Im Süden waren noch die Türme Asanas zu erkennen, im Osten lag in einiger Entfernung das Große Meer und im Norden war am Horizont, das vermutete Dola jedenfalls, schon der Elfenwald zu sehen. Im Westen waren nur die endlosen Weiten des Großen Tals zu sehen.
Dola ließ einen besorgten Blick durch die Umgebung schweifen. Sie wusste nicht, was, aber irgendetwas behagte ihr nicht, das verriet ihr das elfische Gefühl. Einige Schritte ging sie weiter nach Norden, den Blick suchend zu Boden gerichtet. Ihre violett strahlenden Augen huschten umher wie kleine Kätzchen. Dann entdeckte sie, was ihr Gefühl ihr zeigen wollte. Sie kniete sich auf ein Knie und betastete das zertrampelte Gras.
Es war eine Spur. Nicht die Spur eines Tieres, sie erkannte den Abdruck eines beschuhten Fußes. Mit dem Geschick der Elfen und deren Kombinationsgabe untersuchte Dola die Fährte und erkannte nach kurzer Zeit, dass sie nach Nordwesten führte. Während sie den Abdruck weiterhin betrachtete, murmelte sie unverständliche Dinge vor sich hin. Schließlich hielt sie inne und blickte sich um.
Größer als meine … auch größer als die der Menschen … Es müssen Männer gewesen sein … aber keine Menschen … auch keine Elfen …
Sie stand auf und blickte hoch zum Himmel.
„Orks …“
Sie suchte daraufhin die nähere Umgebung ab und fand heraus, dass ein ganzer Trupp nach Nordwesten marschiert war.
Die Spuren sind noch nicht alt. Höchstens einen Tag. Was macht eine Schar Orks hier im Großen Tal?
Besorgt nahm Dola einen großen Schluck aus ihrem Wasserschlauch und folgte der Fährte nach Nordwesten.
Kion lag am Boden und sein ganzer Körper schmerzte, doch er beachtete es gar nicht. Einige Fuß von ihm entfernt bildeten die zusammengebrochenen Überreste der Steinkreatur einen unförmigen Felshaufen. Direkt dahinter stand ein großgewachsener Mann.
Die Sonne fiel ihm in den Rücken und enthüllte somit nur seine Silhou-ette. Sein Schopf funkelte wie ein Silberbarren, bemerkte Kion, den Kopf vor Neugier mühsam auf die Hände gestützt. Der Fremde stand aufrecht da und hielt ein Langschwert in den Händen, wogegen Kions Waffe wie ein Messerchen zum Fische ausnehmen aussah. Der Silberhaarige schob seine Klinge mit einer flinken Bewegung in die Scheide an seinem Gürtel und stupste mit dem Fuß das gebrochene Felsgeschöpf an.
„Ja, der müsste tot sein.“, sprach er gelassen.
Langsam schritt er auf Kion zu und reichte ihm die Hand. Nun konnte der am Boden liegende Mann auch das Gesicht seines Retters erkennen. Dieser hatte pechschwarze, aber liebenswürdige Augen. Er lächelte freundlich, als ihm Kion die Hand entgegenstreckte. Mit einem Ruck zog er ihn auf die Beine und stützte ihn, damit Kion nicht vornüber fiel. Dieser ächzte, als ihm ein stechender Schmerz durch den Brustkorb schoss. Der Fremde half ihm hinüber zu einem Baum und setzte ihn nieder, so dass der Verletzte rücklings am Stamm lehnen konnte.
„Wer bist du?“, wollte Kion wissen, neugierig wie er war. „Also, ich meine … danke, vielen Dank! Du hast mir das Leben gerettet, aber … wo-her kommst du? Was suchst du hier im Großen Wald?“
Der Andere blickte suchend zu Boden, bis er sich neben einen nahen Baum kniete und ein paar Gräser und Kräuter aus der Erde riss. Er entfernte die Wurzeln und wollte gerade antworten, als Kion erneut sprach.
„Und was zum Teufel war das für ein Steinding?“
„Langsam, Kleiner, nicht alles auf einmal. Als Erstes …“, er hielt dem Verletzten das Grünzeug hin, „… will ich, dass du dir das auf deine Rippen reibst. Ich habe gesehen wie dich der Steingolem, um gleichzeitig eine deiner Fragen zu beantworten, gerammt hat. Das sah echt übel aus. Du bist echt hart im Nehmen, wenn du das einfach so wegsteckst.“
Misstrauisch betrachtete Kion die Kräuter und murmelte: „Naja, ein-fach so würde ich das nicht nennen.“
„Na los, mach schon! Oder vertraust du mir etwa nicht? Ich habe dir eben das Leben gerettet, warum sollte ich dir also nun etwas anhaben wollen? Du liegst wehrlos vor mir, es wäre ein Leichtes für mich, dich zu töten. Also mach schon, es hilft unglaublich schnell.“
Zögernd tat Kion wie es ihm der Fremde gesagt hatte und beinahe un-verzüglich linderten sich seine Schmerzen, obwohl sie letztendlich nicht gänzlich ausblieben. Er öffnete noch den Mund, um sich zu bedanken, doch diesmal stahl ihm der Andere das Wort.
„Mein Name ist übrigens Lero. Und wie lautet deiner?“
„Äh … Kion. Mein Name ist Kion!“
Dann fiel ihm plötzlich etwas ein und er blickte sich hastig um.
„Suchst du etwa das hier?“
Lero ging ein paar Schritt und holte dann Kions Lederrucksack hinter einem Baum hervor.
„Ja, genau! Vielen Dank! Ich muss ihn wohl beim Sturz von diesem Fels … diesem Felsgolem verloren haben.“
„Moment! Pass auf, was du sagst. Das war kein Felsgolem! Und du kannst auch froh sein, dass es keiner war. Es war ein Steingolem. Felsgo-lems sind um Einiges größer als Steingolems. Du kannst also von Glück reden.“
Überrascht riss Kion die Augen auf. Es gibt noch größere Steinkreaturen als diesen Golem? Er erschauerte bei dieser Vorstellung.
„Du hast mir aber noch nicht gesagt, warum du eigentlich hier im Gro-ßen Wald bist.“, meinte er.
Lero dachte einen Augenblick nach, bevor er antwortete.
„Ich habe dir das Leben gerettet, also sag du mir doch erst einmal, was ein Grünschnabel wie du hier im großen Wald zu suchen hat.“
„Ich will nach Khor, weil … also … es hat mit meinen Eltern zu tun.“
Der Silberhaarige blickte Kion interessiert in die Augen. Er setzte sich neben ihn an den Baumstamm und sah nach oben in das Blätterdach.
„So ein Zufall. Meine Reise führt mich auch nach Khor. Zumindest vor-erst.“
Geheimnisvoll ließ er den Kopf sinken und betrachtete die Erde.
„Was willst du denn in Khor? Also, soweit ich weiß, ist Khor gar keine Stadt mehr. Nur noch eine Ruine.“
Traurig ließ auch Kion nun den Kopf sinken.
„Nun … auch meine Beweggründe nach Khor zu gehen haben mit mei-nen Eltern zu tun.“
Als Kions Schmerzen im Bereich des Erträglichen waren, warf er die zerriebenen Kräuter und Gräser neben den breiten Baum zu Boden. Er öffnete seinen Lederbeutel, nahm seinen Wasserschlauch heraus und nahm einen riesigen Schluck.
„Willst du auch was trinken?“, fragte er und hielt Lero den Schlauch hin.
Der Silberhaarige nahm dankbar an und trank, während Kion einen nachdenklichen Blick auf den zerschlagenen Steingolem warf.
„Sag mal, wie hast du diese Kreatur denn eigentlich zerschneiden kön-nen? Also, dein Schwert ist sicher schärfer und härter als meines, aber meines hat dem Golem noch nicht einmal einen Kratzer zugefügt. Deines jedoch hat ihn gespalten wie eine Axt ein Holzscheit! Das war wirklich beeindruckend.“
Lero gab Kion den Wasserschlauch zurück und lachte kurz vergnügt auf, wurde aber sofort wieder ernst. Er packte das glänzende Langschwert am Griff und zog es geschickt mit der rechten Hand aus seiner Scheide. Dann hielt er Kion die Schneide vor die Nase, damit dieser sie begutachten konnte. Auf der gesamten Klinge war nicht der geringste Kratzer zu sehen, geschweige denn eine Kerbe. Daraufhin überreichte er dem Schwarzhaarigen die Waffe. Überrascht riss Kion die Augen auf: das Schwert war so schwer, dass er es beinahe fallen gelassen hätte. Es war etwa zweieinhalbmal so lang wie sein Kurzschwert, aber es wog mindestens das Achtfache. Lächelnd nahm Lero seine Hiebwaffe zurück und ließ sie in die Scheide zurück gleiten.
„Beantwortet das deine Frage? Diese Klinge wurde aus Drachenstahl geschmiedet. Drachenstahl ist eines der härtesten Materialien überhaupt. Weder verkratzt es, noch bricht es. In den Annalen der Waffenkunde wurde noch niemals ein Vorfall verzeichnet, in dem eine aus Drachenstahl geschmiedete Waffe zu Bruch ging. Dieser Stahl ist sogar noch widerstandsfähiger als Korthstahl.“
Stolz fuhr Lero mit den Fingern am Heft der Waffe entlang. Kion sah verwundert drein.
„Drachenstahl? Korthstahl?“
Nun war es an Lero verdutzt zu blicken.
„Du hast noch nie von Korthstahl gehört? Korthstahl ist der Stahl der Zwerge. Nur sie beherrschen die Techniken solch robusten und wider-standsfähigen Stahl herzustellen. Und dieses Geheimnis hüten sie schon seit Jahrtausenden. Hast du noch nie Geschichten von Zwergen gehört? Darin kommt Korthstahl doch zahllose Male vor. Und Drachenstahl, nun, dieser Stahl ist äußerst selten. Und wertvoll. Wie gesagt, er ist noch härter als der legendäre Korthstahl. Warum man ihn allerdings Drachenstahl nennt, kann ich dir nicht sagen. Tut mir leid.
Aber mich interessiert nun auch etwas. Wieso hast du zwei verschiedene Augenfarben, wenn ich fragen darf?“
Kion ließ seinen Blick verlegen durch das Gehölz gleiten, ehe er antwortete.
„Um ganz ehrlich zu sein, das weiß ich nicht. Ich lernte meine leiblichen Eltern nie kennen, deshalb reise ich auch nach Khor. Ich will meinen Wurzeln nachgehen und etwas über meine Vergangenheit herausfinden. Und natürlich woher die Zweifarbigkeit meiner Augen kommt.“
Lero lächelte verständnisvoll und warf einen Blick nach oben. Es be-gann bereits zu dämmern und in einem Wald, besonders im Großen Wald, wurde es ziemlich schnell düster. Während die Dunkelheit langsam hereinbrach, begann Kion erneut zu sprechen.
„Ich habe auch noch eine Frage, sofern ich sie stellen darf. Wie kommst du an ein so wertvolles Schwert?“
Lero stand auf, fuhr sich mit der Hand durch die silbernen Haare und streckte sich einmal herzhaft, ehe er antwortete.
„Ich habe es einst von meinem Vater bekommen.“
Er sah abermals hoch in das Blätterdach des Forstes und schlug dann vor, ein Nachtlager zu errichten.
„Immerhin müssen wir morgen früh aufstehen, damit wir Khor noch abends vor Einbruch der Dämmerung erreichen. Je früher wir diesen Wald wieder verlassen, desto besser.“
„Wir? Wie meinst du das?“, fragte Kion erstaunt und zog eine Decke aus seinem Lederbeutel, welche er neben dem großen, Schutz bietenden Baum ausbreitete. Lero hingegen suchte sich lediglich ein gemütliches Plätzchen im Gras und legte sich rücklings nieder.
„Nun ja. Ich meinte es so wie ich es gesagt habe. Wenn ich dich jetzt alleine weiter reisen lasse, dann war es vermutlich umsonst, dass ich dir das Leben gerettet habe, also begleite ich dich. Es sei denn, du hast etwas dagegen.“
Kion machte es sich auf seiner Decke gemütlich und hatte, aufgrund der Heilkräuter, beinahe gar keine Schmerzen mehr.
„Außerdem bist du ein netter Kerl.“, fügte Lero an.
Kion lag noch eine Weile da und bewunderte das prächtige Blätterdach, ehe er letztendlich einschlief.
So, der letzte Teil von dem Kapitel:
Als Dola ihre erste Rast einlegte, war die Stadt Asana bereits in weite Ferne gerückt. Auf einem Baumstumpf sitzend trank sie einen Schluck aus ihrem Wasserschlauch und bewunderte währenddessen die wunderschöne Natur. Ihr Weg führte sie querfeldein über eine riesige Weide, da es nach Norden keine direkte Straßenverbindung gab.
Ihre silbrig glänzenden Haare wogten sachte im leichten Wind, ihre strahlend violetten Augen hüpften umher und beobachteten so die ge-samte Umgebung. Von Weitem betrachtet erinnerte Dolas Äußeres lediglich an das einer menschlichen Frau, mit Ausnahme der spitzen Ohren, doch von Näherem unterschied sie sich optisch in vielen Punkten von den Menschen. Zu erst ihre grelle Augenfarbe. Elfen waren dafür bekannt, herausstechende Augenfarben zu besitzen, jedoch waren sie nicht das einzige Volk mit dieser Eigenschaft. Weiterhin die silbernen Haare. Die elfische Rasse besaß generell glänzende Haarfarben wie Silber, Gold oder Bronze. Ansonsten war der Teint eines Elfen grundsätzlich hell. Dies mochte daran liegen, dass sie nur selten ihren Wald verließen, aber auch wenn sie ihre Haut der Sonne aussetzten, wurde diese nur äußerst geringfügig dunkler.
Doch nicht nur visuell, auch emotional differenzierten sich die Elfen von anderen Völkern. So bestand eine innige Verbindung zwischen dieser Rasse und der Natur. Auch grundlegende Gefühle wie Neid, Hass, Jähzorn oder Egoismus waren den Elfen nicht angeboren.
Besorgnis spiegelte sich in Dolas Augen wider, während sie den Hori-zont musterte.
Wo bist du nur? Wer beschützt mich denn, wenn du nicht da bist?
Schließlich verstaute sie den Wasserschlauch in ihrem Lederbeutel und setzte ihre Reise fort. Drei oder vier Tage, dann müsste sie die Grenze erreicht haben, dachte sie sich.
Nach einer Weile des Gehens hielt sie abermals inne und blickte sich um. Im Süden waren noch die Türme Asanas zu erkennen, im Osten lag in einiger Entfernung das Große Meer und im Norden war am Horizont, das vermutete Dola jedenfalls, schon der Elfenwald zu sehen. Im Westen waren nur die endlosen Weiten des Großen Tals zu sehen.
Dola ließ einen besorgten Blick durch die Umgebung schweifen. Sie wusste nicht, was, aber irgendetwas behagte ihr nicht, das verriet ihr das elfische Gefühl. Einige Schritte ging sie weiter nach Norden, den Blick suchend zu Boden gerichtet. Ihre violett strahlenden Augen huschten umher wie kleine Kätzchen. Dann entdeckte sie, was ihr Gefühl ihr zeigen wollte. Sie kniete sich auf ein Knie und betastete das zertrampelte Gras.
Es war eine Spur. Nicht die Spur eines Tieres, sie erkannte den Abdruck eines beschuhten Fußes. Mit dem Geschick der Elfen und deren Kombinationsgabe untersuchte Dola die Fährte und erkannte nach kurzer Zeit, dass sie nach Nordwesten führte. Während sie den Abdruck weiterhin betrachtete, murmelte sie unverständliche Dinge vor sich hin. Schließlich hielt sie inne und blickte sich um.
Größer als meine … auch größer als die der Menschen … Es müssen Männer gewesen sein … aber keine Menschen … auch keine Elfen …
Sie stand auf und blickte hoch zum Himmel.
„Orks …“
Sie suchte daraufhin die nähere Umgebung ab und fand heraus, dass ein ganzer Trupp nach Nordwesten marschiert war.
Die Spuren sind noch nicht alt. Höchstens einen Tag. Was macht eine Schar Orks hier im Großen Tal?
Besorgt nahm Dola einen großen Schluck aus ihrem Wasserschlauch und folgte der Fährte nach Nordwesten.
Kion lag am Boden und sein ganzer Körper schmerzte, doch er beachtete es gar nicht. Einige Fuß von ihm entfernt bildeten die zusammengebrochenen Überreste der Steinkreatur einen unförmigen Felshaufen. Direkt dahinter stand ein großgewachsener Mann.
Die Sonne fiel ihm in den Rücken und enthüllte somit nur seine Silhou-ette. Sein Schopf funkelte wie ein Silberbarren, bemerkte Kion, den Kopf vor Neugier mühsam auf die Hände gestützt. Der Fremde stand aufrecht da und hielt ein Langschwert in den Händen, wogegen Kions Waffe wie ein Messerchen zum Fische ausnehmen aussah. Der Silberhaarige schob seine Klinge mit einer flinken Bewegung in die Scheide an seinem Gürtel und stupste mit dem Fuß das gebrochene Felsgeschöpf an.
„Ja, der müsste tot sein.“, sprach er gelassen.
Langsam schritt er auf Kion zu und reichte ihm die Hand. Nun konnte der am Boden liegende Mann auch das Gesicht seines Retters erkennen. Dieser hatte pechschwarze, aber liebenswürdige Augen. Er lächelte freundlich, als ihm Kion die Hand entgegenstreckte. Mit einem Ruck zog er ihn auf die Beine und stützte ihn, damit Kion nicht vornüber fiel. Dieser ächzte, als ihm ein stechender Schmerz durch den Brustkorb schoss. Der Fremde half ihm hinüber zu einem Baum und setzte ihn nieder, so dass der Verletzte rücklings am Stamm lehnen konnte.
„Wer bist du?“, wollte Kion wissen, neugierig wie er war. „Also, ich meine … danke, vielen Dank! Du hast mir das Leben gerettet, aber … wo-her kommst du? Was suchst du hier im Großen Wald?“
Der Andere blickte suchend zu Boden, bis er sich neben einen nahen Baum kniete und ein paar Gräser und Kräuter aus der Erde riss. Er entfernte die Wurzeln und wollte gerade antworten, als Kion erneut sprach.
„Und was zum Teufel war das für ein Steinding?“
„Langsam, Kleiner, nicht alles auf einmal. Als Erstes …“, er hielt dem Verletzten das Grünzeug hin, „… will ich, dass du dir das auf deine Rippen reibst. Ich habe gesehen wie dich der Steingolem, um gleichzeitig eine deiner Fragen zu beantworten, gerammt hat. Das sah echt übel aus. Du bist echt hart im Nehmen, wenn du das einfach so wegsteckst.“
Misstrauisch betrachtete Kion die Kräuter und murmelte: „Naja, ein-fach so würde ich das nicht nennen.“
„Na los, mach schon! Oder vertraust du mir etwa nicht? Ich habe dir eben das Leben gerettet, warum sollte ich dir also nun etwas anhaben wollen? Du liegst wehrlos vor mir, es wäre ein Leichtes für mich, dich zu töten. Also mach schon, es hilft unglaublich schnell.“
Zögernd tat Kion wie es ihm der Fremde gesagt hatte und beinahe un-verzüglich linderten sich seine Schmerzen, obwohl sie letztendlich nicht gänzlich ausblieben. Er öffnete noch den Mund, um sich zu bedanken, doch diesmal stahl ihm der Andere das Wort.
„Mein Name ist übrigens Lero. Und wie lautet deiner?“
„Äh … Kion. Mein Name ist Kion!“
Dann fiel ihm plötzlich etwas ein und er blickte sich hastig um.
„Suchst du etwa das hier?“
Lero ging ein paar Schritt und holte dann Kions Lederrucksack hinter einem Baum hervor.
„Ja, genau! Vielen Dank! Ich muss ihn wohl beim Sturz von diesem Fels … diesem Felsgolem verloren haben.“
„Moment! Pass auf, was du sagst. Das war kein Felsgolem! Und du kannst auch froh sein, dass es keiner war. Es war ein Steingolem. Felsgo-lems sind um Einiges größer als Steingolems. Du kannst also von Glück reden.“
Überrascht riss Kion die Augen auf. Es gibt noch größere Steinkreaturen als diesen Golem? Er erschauerte bei dieser Vorstellung.
„Du hast mir aber noch nicht gesagt, warum du eigentlich hier im Gro-ßen Wald bist.“, meinte er.
Lero dachte einen Augenblick nach, bevor er antwortete.
„Ich habe dir das Leben gerettet, also sag du mir doch erst einmal, was ein Grünschnabel wie du hier im großen Wald zu suchen hat.“
„Ich will nach Khor, weil … also … es hat mit meinen Eltern zu tun.“
Der Silberhaarige blickte Kion interessiert in die Augen. Er setzte sich neben ihn an den Baumstamm und sah nach oben in das Blätterdach.
„So ein Zufall. Meine Reise führt mich auch nach Khor. Zumindest vor-erst.“
Geheimnisvoll ließ er den Kopf sinken und betrachtete die Erde.
„Was willst du denn in Khor? Also, soweit ich weiß, ist Khor gar keine Stadt mehr. Nur noch eine Ruine.“
Traurig ließ auch Kion nun den Kopf sinken.
„Nun … auch meine Beweggründe nach Khor zu gehen haben mit mei-nen Eltern zu tun.“
Als Kions Schmerzen im Bereich des Erträglichen waren, warf er die zerriebenen Kräuter und Gräser neben den breiten Baum zu Boden. Er öffnete seinen Lederbeutel, nahm seinen Wasserschlauch heraus und nahm einen riesigen Schluck.
„Willst du auch was trinken?“, fragte er und hielt Lero den Schlauch hin.
Der Silberhaarige nahm dankbar an und trank, während Kion einen nachdenklichen Blick auf den zerschlagenen Steingolem warf.
„Sag mal, wie hast du diese Kreatur denn eigentlich zerschneiden kön-nen? Also, dein Schwert ist sicher schärfer und härter als meines, aber meines hat dem Golem noch nicht einmal einen Kratzer zugefügt. Deines jedoch hat ihn gespalten wie eine Axt ein Holzscheit! Das war wirklich beeindruckend.“
Lero gab Kion den Wasserschlauch zurück und lachte kurz vergnügt auf, wurde aber sofort wieder ernst. Er packte das glänzende Langschwert am Griff und zog es geschickt mit der rechten Hand aus seiner Scheide. Dann hielt er Kion die Schneide vor die Nase, damit dieser sie begutachten konnte. Auf der gesamten Klinge war nicht der geringste Kratzer zu sehen, geschweige denn eine Kerbe. Daraufhin überreichte er dem Schwarzhaarigen die Waffe. Überrascht riss Kion die Augen auf: das Schwert war so schwer, dass er es beinahe fallen gelassen hätte. Es war etwa zweieinhalbmal so lang wie sein Kurzschwert, aber es wog mindestens das Achtfache. Lächelnd nahm Lero seine Hiebwaffe zurück und ließ sie in die Scheide zurück gleiten.
„Beantwortet das deine Frage? Diese Klinge wurde aus Drachenstahl geschmiedet. Drachenstahl ist eines der härtesten Materialien überhaupt. Weder verkratzt es, noch bricht es. In den Annalen der Waffenkunde wurde noch niemals ein Vorfall verzeichnet, in dem eine aus Drachenstahl geschmiedete Waffe zu Bruch ging. Dieser Stahl ist sogar noch widerstandsfähiger als Korthstahl.“
Stolz fuhr Lero mit den Fingern am Heft der Waffe entlang. Kion sah verwundert drein.
„Drachenstahl? Korthstahl?“
Nun war es an Lero verdutzt zu blicken.
„Du hast noch nie von Korthstahl gehört? Korthstahl ist der Stahl der Zwerge. Nur sie beherrschen die Techniken solch robusten und wider-standsfähigen Stahl herzustellen. Und dieses Geheimnis hüten sie schon seit Jahrtausenden. Hast du noch nie Geschichten von Zwergen gehört? Darin kommt Korthstahl doch zahllose Male vor. Und Drachenstahl, nun, dieser Stahl ist äußerst selten. Und wertvoll. Wie gesagt, er ist noch härter als der legendäre Korthstahl. Warum man ihn allerdings Drachenstahl nennt, kann ich dir nicht sagen. Tut mir leid.
Aber mich interessiert nun auch etwas. Wieso hast du zwei verschiedene Augenfarben, wenn ich fragen darf?“
Kion ließ seinen Blick verlegen durch das Gehölz gleiten, ehe er antwortete.
„Um ganz ehrlich zu sein, das weiß ich nicht. Ich lernte meine leiblichen Eltern nie kennen, deshalb reise ich auch nach Khor. Ich will meinen Wurzeln nachgehen und etwas über meine Vergangenheit herausfinden. Und natürlich woher die Zweifarbigkeit meiner Augen kommt.“
Lero lächelte verständnisvoll und warf einen Blick nach oben. Es be-gann bereits zu dämmern und in einem Wald, besonders im Großen Wald, wurde es ziemlich schnell düster. Während die Dunkelheit langsam hereinbrach, begann Kion erneut zu sprechen.
„Ich habe auch noch eine Frage, sofern ich sie stellen darf. Wie kommst du an ein so wertvolles Schwert?“
Lero stand auf, fuhr sich mit der Hand durch die silbernen Haare und streckte sich einmal herzhaft, ehe er antwortete.
„Ich habe es einst von meinem Vater bekommen.“
Er sah abermals hoch in das Blätterdach des Forstes und schlug dann vor, ein Nachtlager zu errichten.
„Immerhin müssen wir morgen früh aufstehen, damit wir Khor noch abends vor Einbruch der Dämmerung erreichen. Je früher wir diesen Wald wieder verlassen, desto besser.“
„Wir? Wie meinst du das?“, fragte Kion erstaunt und zog eine Decke aus seinem Lederbeutel, welche er neben dem großen, Schutz bietenden Baum ausbreitete. Lero hingegen suchte sich lediglich ein gemütliches Plätzchen im Gras und legte sich rücklings nieder.
„Nun ja. Ich meinte es so wie ich es gesagt habe. Wenn ich dich jetzt alleine weiter reisen lasse, dann war es vermutlich umsonst, dass ich dir das Leben gerettet habe, also begleite ich dich. Es sei denn, du hast etwas dagegen.“
Kion machte es sich auf seiner Decke gemütlich und hatte, aufgrund der Heilkräuter, beinahe gar keine Schmerzen mehr.
„Außerdem bist du ein netter Kerl.“, fügte Lero an.
Kion lag noch eine Weile da und bewunderte das prächtige Blätterdach, ehe er letztendlich einschlief.
Huch, du hast einfach zu viel Freizeit. XD ^^
So, ich habe mal dein ersten Post gelesen... Also ich mag deinen Schreibstil, du hast eine gute Wortwahl. ^^
Aber was ich etwas seltsam finde sind folgende Tatsachen:
-Diese Gerüchte scheinen mir etwas weit hergeholt zu sein, ich würde da noch zusätzliche Gründe dazu geben. Nur wegen Haar-, Augen- und Hautfarbe und der Grösse ist man noch lange nicht ein in der Fremde erzeugtes Kind. xD
-Was mir auch auffiel, dass du deine Gebiete "Grosss Tal" und "Grosser Wald" getauft hast und noch das "Grosse Meer"... Irgendwie erinnert mich das an Little Foot. XD Eine sehr grosse Welt hast du da erschaffen ;)
Okay, jetzt habe ich doch noch den zweiten Teil vom ersten Kapitel gelesen. ^^ Den finde ich besser. ^^
beim zweiten Teil fielen mir diese Dinge auf:
-Stand im ersten Kapitel nicht, dass er zehn ist? Nach der Geschichte von seinem Adoptivvater wäre er ja 22 Jahre alt? Oder hast du den Nachbarsjungen damit gemeint?
-Es steht auch, dass das Baby stöhnt und einige Sätze später hat es kein Bewusstsein. Da sollte noch ein "Mehr" hin. ;) Oder hat die Mutter ihren letzten Hauch ausgestöhnt?
Aber unter dem Strich ist es sehr gut, es liesst sich flüssig und auch gut. Du schreibst abwechselnd und wortgewandt, also keineswegs schlecht ;)
(Allerdings wird daraus wohl kein Buch, die meisten Verlage mögen es überhaupt nicht, wenn ihre potentiellen Bücher bereits im Internet sind/waren ;-) )
So, ich habe mal dein ersten Post gelesen... Also ich mag deinen Schreibstil, du hast eine gute Wortwahl. ^^
Aber was ich etwas seltsam finde sind folgende Tatsachen:
-Diese Gerüchte scheinen mir etwas weit hergeholt zu sein, ich würde da noch zusätzliche Gründe dazu geben. Nur wegen Haar-, Augen- und Hautfarbe und der Grösse ist man noch lange nicht ein in der Fremde erzeugtes Kind. xD
-Was mir auch auffiel, dass du deine Gebiete "Grosss Tal" und "Grosser Wald" getauft hast und noch das "Grosse Meer"... Irgendwie erinnert mich das an Little Foot. XD Eine sehr grosse Welt hast du da erschaffen ;)
Okay, jetzt habe ich doch noch den zweiten Teil vom ersten Kapitel gelesen. ^^ Den finde ich besser. ^^
beim zweiten Teil fielen mir diese Dinge auf:
-Stand im ersten Kapitel nicht, dass er zehn ist? Nach der Geschichte von seinem Adoptivvater wäre er ja 22 Jahre alt? Oder hast du den Nachbarsjungen damit gemeint?
-Es steht auch, dass das Baby stöhnt und einige Sätze später hat es kein Bewusstsein. Da sollte noch ein "Mehr" hin. ;) Oder hat die Mutter ihren letzten Hauch ausgestöhnt?
Aber unter dem Strich ist es sehr gut, es liesst sich flüssig und auch gut. Du schreibst abwechselnd und wortgewandt, also keineswegs schlecht ;)
(Allerdings wird daraus wohl kein Buch, die meisten Verlage mögen es überhaupt nicht, wenn ihre potentiellen Bücher bereits im Internet sind/waren ;-) )
Danke erstmal^^
ähm, naja, ich finde für die Zeit, in der die Geschichte spielt, sind die Gerüchte nicht zu weit hergeholt. Sind ja auch nur Vermutungen, sowas wie genetischer Fingerabdruck gabs ja noch nicht ;D
Das mit dem Großen Tal usw., naja, so wird das halt in der Geschichte genannt, bzw. dieser Name hat sich im Verlaufe der Zeit für das Gebiet eingebürgert und heißt auch nur wegen den Menschen so. Die anderen Stämme nennen ihre Gebiete ganz anders (wie die Zwerge oder Elfen, etc.)
Ähm, nein, der Protagonist ist ~20 Jahre, demnach ist er keine zehn Jahre alt. Das war das Nachbarskind^^
Danke für deine Kritik^^
Dann zu deiner Aussage in Klammern: Oh. :( Dann muss ich wohl das weitere Posten einstellen :/ Dann muss euch das hier wohl oder übel als kleiner Vorgeschmack reichen! Tut mir leid :x
PS: Mir fiel eben auf, dass im Text (weil ich das kopiert hab und hier nur eingefügt) nichts kursiv ist und dadurch einige Stellen vermutlich schlecht verständlich sind. Eigentlich sollten Gedanken oder Träume oder Betonungen kursiv sein, um das Verständnis zu erleichtern. Naja :o
ähm, naja, ich finde für die Zeit, in der die Geschichte spielt, sind die Gerüchte nicht zu weit hergeholt. Sind ja auch nur Vermutungen, sowas wie genetischer Fingerabdruck gabs ja noch nicht ;D
Das mit dem Großen Tal usw., naja, so wird das halt in der Geschichte genannt, bzw. dieser Name hat sich im Verlaufe der Zeit für das Gebiet eingebürgert und heißt auch nur wegen den Menschen so. Die anderen Stämme nennen ihre Gebiete ganz anders (wie die Zwerge oder Elfen, etc.)
Ähm, nein, der Protagonist ist ~20 Jahre, demnach ist er keine zehn Jahre alt. Das war das Nachbarskind^^
Danke für deine Kritik^^
Dann zu deiner Aussage in Klammern: Oh. :( Dann muss ich wohl das weitere Posten einstellen :/ Dann muss euch das hier wohl oder übel als kleiner Vorgeschmack reichen! Tut mir leid :x
PS: Mir fiel eben auf, dass im Text (weil ich das kopiert hab und hier nur eingefügt) nichts kursiv ist und dadurch einige Stellen vermutlich schlecht verständlich sind. Eigentlich sollten Gedanken oder Träume oder Betonungen kursiv sein, um das Verständnis zu erleichtern. Naja :o
Man kann ja die Story immer noch löschen, sollte ein Verlag daraus ein Buch machen wollen. ;)
es tut mir echt leid das zu sagen.aber diese Geschichtebzw.Buch finde ich eher langweilig.
Sorry aber mit meiner Kritik brauchst du nicht mehr rechnen.
wünsche dir aber trotzdem viel erfolg!
Sorry aber mit meiner Kritik brauchst du nicht mehr rechnen.
wünsche dir aber trotzdem viel erfolg!
Die meisten Verlage haben nichts dagegen, wenn nur ein Teil des Buches im Internet veröffentlicht ist. Wenn allerdings alles bereits im Netz steht, dann ist es fraglich, ob ein Verlag es noch nimmt.
Deshalb rate ich immer, nur die Teile ins Netz zu stellen, bei denen man Probleme hat und so dabei Hilfe zu erhalten. Denn Kommentare wie
Wow das ist echt gut!
Jetzt würde ich zu gerne erfahren wer der Mann mit dem silbernem Haar ist ich bin zu neugierig;)
Aber das wird sicher noch gesagt wer das ist:)
Also bis zum nächsten Kapitel;)
Lg DasS
sind zwar super Lobhudeleien, aber Kritik kann man es nicht nennen und ein solcher Kommentar bringt den Autor nicht weiter.
Deshalb rate ich immer, nur die Teile ins Netz zu stellen, bei denen man Probleme hat und so dabei Hilfe zu erhalten. Denn Kommentare wie
Wow das ist echt gut!
Jetzt würde ich zu gerne erfahren wer der Mann mit dem silbernem Haar ist ich bin zu neugierig;)
Aber das wird sicher noch gesagt wer das ist:)
Also bis zum nächsten Kapitel;)
Lg DasS
sind zwar super Lobhudeleien, aber Kritik kann man es nicht nennen und ein solcher Kommentar bringt den Autor nicht weiter.
Na ja, ich habe das nur mal von nem Autoren gelesen, daher habe ich es geschrieben. Tut mir leid, wenn ich jetzt s.o.d Angst eingejagt haben sollte. XD
Logge dich ein um einen Beitrag zu schreiben.