Kultur stoppt Evolution? (Natur und Technik)

Kultur stoppt Evolution? (Natur und Technik)

Guten Abend nach dem ViertelFinale ist mir spontan eine Idee gekommen die ich loswerden möchte(Achtung: Bin erst 16 ich bitte um verständniss für meine Fantasien^^):
Evolution ist ein prozess der erst bei notwendigkeit zur bessern Lebensbedienungen eintritt... Wenn nun jemand ständig seine Geschwindigkeit trainiert kann es passieren das
seine Kinder mit seinem erarbeitetem Leistung in Form von Talent "ausgerüstet" werden... würden diese Kinder weiter trainieren würde sich da ein langsamer Evolutionsprozess in gang setzten und (z.B.) die Oberschenkel kräftiger werden wenn eine Geschwindigkeits Leistung künftig von weitern Nachfahren benötigt/trainiert wird... (!) Und hier kommt der Punkt wegen der heutigen Kultur (NEIN, ich hab nichts dagegen) sollen "Männer nur eine Frau haben" und "die Frau des nächsten nicht begehren" nichts für ungut aber dies schränkt doch stark die weitergabe eines solchen Evolutionsbedürfniss ein... ein Mann wird ja ca. 3Kinder bekommen die dann nur mit "Glück" das Talent des Vaters bekommen würden... Wäre es nicht besser für die evolution wenn (NICHT falsch verstehen^^) Wenn eben es nicht dieses "Kulturellen Verbot gebe!?
JA ich begrüße Kritik gegen mich und meine Ideen da dies eine Frage aus dem Bauch heraus ist die mir mein Lehrer nicht beantworten wird. mfg Happosei-sensei^^
Soweit ich weiß, stellt sich der von dir mit "Training" beschriebene Effekt nur durch eine Genmutation ein. Deine Geschwindigkeit und deine Muskulatur sind aber nicht in den Genen festgelegt, die kann man nicht "vererben". Kann aber auch sein, dass ich mich da irre, immerhin hab ich Bio damals abgewählt :D
Also du forderst Polygamie für körperlich überprivilegierte Männer. Das Problem ist bloß, wie bereits festgestellt, dass sich die individuell erlernten Charakteristika nicht in den Genen manifestieren. Evolution entsteht durch Mutation, die - in den meisten Fällen schädlich - ab und zu auch einen physischen Vorteil den Artgenossen gegenüber bringt. Eine derartige Veränderung setzt sich statistisch gesehen auf längere Zeit hinweg durch. Dicke Muckies leider nicht.
Ein von dir beschriebener Athlet mag zwar erhöhte Chancen bei der Partnerwahl haben und daher auch mehr Nachkommen zeugen als der Durchschnitt, genetisch aber nur seine eigenen Erbanlagen übermitteln, die dann auch noch gehörig vermischt werden. Vielleicht hat er sogar für den Muskelbau begünstigte Anlagen, Erlerntes wird jedoch nicht transferiert.

Deine (falsche) Theorie wurde vor ziemlich genau 200 Jahren aufgestellt, von dem Biologen Jean-Baptiste Pierre Antoine de Monet, Chevalier de Lamarck:

http://de.wikipedia.org/wiki/Lamarckismus
Außerdem, wer sagt denn, dass Kultur kontra Evolution ist? Ich sage, dass Kultur erst recht pro Evolution ist, weil sie die Lebensqualität nachhaltig verbessert.
Er setzt die Kultur mit der Monogamie gleich, darüber habe ich freundlicherweise hinweggesehen. :)
Klingt stark nach Eugenik...

Jedenfalls gelten noch immer evolutive Gesetzmäßigkeiten. Die lassen sich auch nicht abschalten, auch wenn sie vielleicht auf einer anderen Ebene -- also nicht unbedingt der biologischen -- wirken: Über die Zeit veränderliche Strukturen setzen sich durch oder sterben aus. Ich behaupte, dass auch Kulturen das Resultat evolutiver Prozesse darstellen.

Nur so nebenbei, falls es irgendwann auftauchen sollte: "Survival of the fittest" wird oft als "Überleben des Stärkeren" missverstanden. Eigentlich ist's das Überleben des am besten angepassten.
ich möchte zu diesem punkt wichtigerweise ergänzen:

"jemand ständig seine Geschwindigkeit trainiert kann es passieren das
seine Kinder mit seinem erarbeitetem Leistung in Form von Talent "ausgerüstet" werden"

--> er trainiert ja nicht seine gene, er trainiert lediglich seine physis. das ist generell schonmal wichtig zu verstehen, wenn man verstehen will, wie und warum die selektion als moment der evolution funktioniert.
bei vererbung gälte es noch zu bedenken, dass nicht alle merkmale vererbt werden. hätte z.b. eins der für die muskelphysis im allerweitesten sinne wichtigen allele eine krankhafte veränderung, wäre aber das dominante gen, käme es möglicherweise zu einem gen-phänotypisch auftretenden defekt.
idee dazu: trotzdem also der vater ein wandelnder muskelberg ist, könnte es so sein, dass das defekte, dominante allel(vereinf. "gen") für die produktion von dystrophin zuständig gewesen wäre und sein sohn nun trotz der physis seines vaters an muskeldystrophie leidet.
übrigens, um auf die (ziemlich krass klingenden) evolutionsmechanismen zurückzukommen:
dieser "kranke" sohn würde aufgrund seines phänotyps i.w.s. nun mit erhöhter wahrscheinlichkeit "selektiert" werden, da seine chancen auf eine paarbindung mit nachwuchszeugung wohl reduziert sein dürften.
demgegenüber, behaupte ich, steht einzig die kultur; als eines derer elemente die "toleranz" von mir hier mal postuliert wird, die es dann doch ermöglicht, die reduzierten paarungschancen des sohnes zu kompensieren.
nur mal so als these...
Vielen Dank für eure fachlich orientierten Antworten!

Zitat von Flo:"Klingt stark nach Eugenik..."
-> Ja das traff meine Idee am nächsten!...aber jetzt weiss ich das sie falsch ist danke.

Zitat von Schulma3dch3n:"Ich sage, dass Kultur erst recht pro Evolution ist, weil sie die Lebensqualität nachhaltig verbessert."
->(!)Eine neue Idee(!)Aber macht Kultur, die ja auch die Gesellschaft geformt hat, eine weitere Evolution überflüssig wegen der bequemen Lebensbedienungen?(früher lebten "wilde" Mensch ca.35 Jahre heute relativ länger)

Zitat von Lee:"Also du forderst Polygamie..."
->nein...das war eine "Was wäre wenn!?"Frage^^

Zitat von Lee:"Er setzt die Kultur mit der Monogamie gleich"
->Ja, stimmt. Das hätte ich besser formulieren sollen!

Zitat von Flo:"Ich behaupte, dass auch Kulturen das Resultat evolutiver Prozesse darstellen."
->Auf welcher "Ebene" hat das was mit Sozialenfähigkeiten zu tun? Erzeugt Kultur eine andere Evolutionäre Veränderung?

Zitat von Serotonin:"...hätte z.b. eins der für die muskelphysis im allerweitesten sinne wichtigen allele eine krankhafte veränderung, wäre aber das dominante gen..."
->Ist es möglich das ein Gen/allel seine Dominante rolle bei der Vererbung weitergibt oder schwächer wird(z.B.) wie bei erb krankheiten die manchmal doch nicht mehr vererbt werden?

@serotin:willst du damit sagen das es auch gefährlich ist eine Eigenschaft durch Training zu verbessern weil sie bei der Vererbung schwächer wird mangelt(beispiel bit dem sohn)?

Dankeschön nochmals,
mfg Happosei-sensei
erbkrankheiten, wie die trisomie (21), auf die du sicherlich anspielst, werden aus ganz anderen gründen nicht weitergegeben. da geht es auch nicht um ein allel, sondern um ein ganzes chromosom!!!

ein gen kann sogenannte persistente dominanz aufweisen, also insofern -> ja (für diesen teil der frage)

was das mit dem weitergeben angeht, besteht offenbar noch immer ein großes missverständnis: du gibst die grundlagen für eine "fähigkeit" weiter, aber nicht deren ausprägung (wie auch...). eine verbesserung deiner muskelphysis hat also keinen verbessernden einfluss auf die ererbten grundlagen deiner nachkommen. wenn aber dein stammbaum (viele) nachkommen mit sowohl (1)schlechterer und auch (2)besserer ausprägung der muskelphysis aufweist, wird daher "balztechnisch" und im hinblick auf die anpassung an die umweltgegebenheiten die gruppe (2) bevorteilt sein, sich also mehr und häufiger vermehren; so ist es das, was die weitergabe der entsprechenden gene schlussendlich ermöglicht (survival of the fittest).
Na ja, Happosei-sensei, ich gehe davon aus, dass die Gruppierung und das soziale Verhalten von Menschen sich dadurch entwickelt hat, dass Gruppen (Stämme und dergleichen), die untereinander eher altruistisch waren, größere Überlebensschancen hatten als welche, deren Mitglieder sich nur um sich selbst gekümmert haben. Der Grundstein für die Bildung der Kultur.

Später ergibt sich dadurch eine Veränderung der evolutiven Bedingungen, denn zu überleben und sich fortzupflanzen setzt im Busch, in welchem du dein Mammut selbst jagen musst, andere Dinge voraus als in einer Kulturwelt, welche dich in ein spezialisierteres Gebiet drängt (statt Mammuts jagen bist du z.B. Steuerberater), ganz neue -- und vielleicht sogar sehr absurde -- soziale Ansprüche stellt und mehr Möglichkeiten des Überlebens bietet.
Körperkraft, Ausdauer etc., für deren Ausprägung es natürlich auch gewisse genetische Veranlagungen gibt, ist natürlich noch immer Vorteilhaft (für bestimmte Berufe, Zuchtwahl etc.), aber ein Nichtvorhandensein fällt nun weniger tötlich aus, weil du keine Tiger mehr fürchten musst und auch rein mit deinen Verstandeskräften viel erreichen kannst.
Insgesamt hat sich der Selektionsdruck verändert. Sobald die Bombe fällt und wir uns durch atomare Wüsten und Mutanten kämpfen müssen, wird sich das auch wieder ändern.

Was aber viel interessanter ist, ist ja, dass offenbar auch gewisse Ideen und Systeme einer Art evolutiven Entwicklung unterworfen sind. Herrschaftssysteme zum Beispiel. Auch sie können sich ändern und ihre Überlebensfähigkeit beweisen. Bevor es die Demokratie gab, musste sich erst jemand dieses Prinzip ausdenken, welches dann stark genug war, genug Anklang zu finden, um schließlich das bestehende System -- meist durch Gewalt und den "Tod" des momentanen Systems -- abzulösen. Wenn man so weit gehen möchte, könnte man sogar sagen, dass Hitlers Schlupfloch in der Verfassung der Weimarer Republik um sich zum Alleinherrscher zu machen eine Art "Geburtsfehler" oder "Gendefekt" der Weimarer Republik war, der schließlich tödlich endete.
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