Tipps für die eigene Geschichte (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

Tipps für die eigene Geschichte (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

Das ist ein weiterer Thread, dessen Zweck darin besteht, die Leute zu motivieren und vorallem, den Hobby-Schreibern kleine aber vielleicht und hoffentlich hilfreiche Tipps zu geben.
Wir - ich, RPGamer und jeder andere Freiwillige - können natürlich nicht sagen, was eine gute Geschichte wirklich ausmacht. Aber wir können vielleicht Denkanstösse geben, die dem Schreiber auf die Sprünge helfen.

Das Fantasygenre

Einer dieser Tipps könnte etwa lauten, dass man sich gedanklich etwas von Fantasy entfernen sollte. Es ist ein gutes Genre für Einsteiger, aber man darf sich nicht darin verrennen. Die Geschichte muss a) spannend bleiben und inhaltlich einen klaren Ablauf haben, nicht aus nur beschreibenden Elementen bestehen und b) der Schreibstil sollte auf keinen Fall auf "altmodisch" getrimmt sein. Das hat vielleicht seinen Reiz so zu schreiben oder zu reden, aber es lesen zu müssen ist eine Qual.
Ich hab also einen kleinen satirischen Text versucht, der sich damit auseinandersetzt. Feedbacks sind immer willkommen.


Zum Glück noch eine Fantasygeschichte

Bartobyr nahm den Trank in die Hand. Seine Aufgabe war eine Bürde von grossem Gewicht. Die Prinzessin Aldobyr wollte in ihrer bedingungslosen Habgier den Trunk haben. Aber sie war elfen-mässig schön und das stellte des Baltobyrs Zweifel an ihrer Habgier in den Schatten. Sie brauche ihn, um ein Fest zu feiern, wie es auf dem Schloss kein zweites gegeben habe und das sei nur recht zu bemessen, denn des Königs Geburtstagsfeier, die ihres hocherwürdigen Vaters, war eines, dass seit Jahrhunderten die auslandenden Feste aller Weltreiche übertroffen hatte. Und die 23 nach dem Zirkel der Auserwählten grossen Reiche waren gross und ihre Bürger waren zahlreich.
Begonnen mit Haltbyr, dem grössten, wo die Menschen wohnten, zusammen mit Zwergen und Elben, einst herrschte einmal die schrecklichen Schattenmeister vor, die das Reich in Jahrhunderte dauerndes Unglück stürzten und die Bevölkerung versklavte und dann kamen die weissen Magier, die die Schattenmeister für immer in der Höhle der Verwesung wegschlossen mit einem Schlüssel der leider in all dem Getümmel verloren gegangen war, sodass sich grösseres Unheil wieder anzubahnen scheint.
Das zweite grosse Reich hiess Bendobyr, mit einem Volk von herumwandelndem Getier, dessen Charakter so vielfältig und seltsam war, dass sie von keinem anderen Volk zu identifizieren war.
[…]
und das war das grosse Verderben, in das sich Gandobyr, das letzte und kleinste aller 23 grossen Reiche, vom Zirkel der Auserwählten ausgewählt, in all seiner Zerstreutheit gestürzt hatte.
Also nun stand Bartobyr da und ihm war nicht ganz im Sinne, wie er es denn zu schaffen hatte, sich und den Trank an der Kasse vorbei zu stehlen. Denn der Trank war seiner noch nicht bemessen, erst wenn er 18 Winter gezählt hätte, liesse man ihn es würdig und dem ehrlichen Bürger genehm kaufen. Aber so blieb ihm keine weitere Wahl, als sich meuchlerisch vorbei zu schleichen. Wenn er doch nur besser aufgepasst hätte, bei der Magiekunde in der Schule, dann wüsste er jetzt bestimmt, wie er es vorbei hätte schmuggeln können.
Ihm war zuerst durch den Sinn gegangen, dass auf dem Trank ein Fluch hätte lasten können und dass etwas Schreckliches passieren würde, wenn er es vom Regal nähme. Dem war aber nicht so und er hielt den Trunk in seinen Händen. Auf dem Etikett war das Piktogramm eines Schattenmagiers abgedruckt und daneben eines mit einem Totenkopf. Ihm kroch langsam einer dieser langen und ausführlichen Schauer, wie Würmer in der Höhle der Verwesung, den Rücken hinunter bis zu seinem Hüftpanzer.
Baltobyr hatte erste Schweisstropfen auf seiner vernarbten Stirn. Er sah hinüber zur Kasse. Der Kasse Hüterin trug einen ledernen Schutzanzug und auf dem Schild stand ihr Titel und Amtsname. Wildabyr. Ihre Augen waren wie die eines Schattenmeisters, grell und leuchtend. Ihre Ohren waren wie des Drachen Pyrobyr Flügel aus den Erzählungen und ihr Schnauben war jenes eines Trolls. Als Batobyr sich an der Absperrung vorbeidrückte schaute sie ihn an wie eine Sphinx. Plötzlich, als er schon fast der Kasse entronnen war, packte ihn wieder die Angst und liess ein Feuer durch seine Beine fahren und er rannte weg.
„Des Tumultes Ursprung, haltet ein!“, schrie Frau Wildabyr.
Doch Baltobyr rannte weiter.
Wildabyr aber zückte ihren Pfeil und Bogen und schoss präzise wie eine Elbe durch Baltobyrs Brustpanzer, der wegen des Pfeiles Schmerzes zu erliegen kam und dahinschied.
So, da will ich doch mal versuchen, meinen Beitrag beizusteuern:)

Den Fehler, den viele Schreiberlinge begehen, liegt nicht nur bei der Wahl der Sprache, sondern auch vielfach bei den anfänglichen Ausführungen.
Bitte, liebe Hobbyautoren: es ist nicht nötig, von den 28757 Galaxien und 30887 Weltreichen und Mächten sowie deren politischen Absichten und genetischen Herkünften inklusive Stammbäumen zu erzählen, bevor man eine Geschichte beginnt. Lasset (hehe) den Leser direkt in eure Welt eintauchen (falls eine vorhanden), das ist spannender und nimmt ihn mehr mit als der Gedanke, den vorliegenden Text mit der Enzyklopädie vom Regal nebenan verwechselt zu haben.
Deshalb kann ich Kualquappe nur treffend mit diesem Zeichen zitieren: [...]
So, nun möchte ich auf ein weiteres Beispiel eingehen, das vielfach zum Problem wird:

Beschreibungen.

Folgende Geschichte sollte eigentlich selbstredend sein:

Messer Made in Taiwan

Genau in dem Moment, als ich die Hand nach der Türklinke ausstreckte, wurde die Tür gewaltsam aufgestossen. Ich schrie vor Entsetzen auf, als er direkt vor mir stand, mit einem Messer in der Hand. Er hob den Arm, grinste, und in jenem Moment wusste ich, dass er mir den letzten Todesstoss verpassen würde. Das Messer, welches mich in ein paar Sekunden durchbohren würde, war nicht sehr prunkvoll; mehr war es ein einfaches Küchenmesser, das er in irgendeinem Second-Hand-Laden erstanden haben könnte. Es wies einen schwarzen, schon etwas abgegriffenen Griff auf und einige Rostflecken zierten die Klinge. Die Zacken des Messers hingegen waren ziemlich scharf und sahen aus, als ob sie schon des Öfteren mit anderen Dingen als nur mit Brot in Berührung gekommen wären. Am unteren Ende des Griffs befand sich hingegen ein kleiner, grüner Fleck; in den diffusen Lichtverhältnissen, die momentan vorherrschten, hätte ihn ein ungeübtes Auge wie das eines zukünftigen Mordopfers wohl kaum wahrgenommen. Der Fleck stellte sich aber gar nicht so unförmig heraus, als ich ihn näher in Augenschein nahm. Er war fast schon ein bisschen sternförmig, und einige Millimeter darunter befand sich ein weiterer Fleck der aber um ein Vielfaches kleiner und blau gefärbt war. Neben dem blauen Fleck befand sich auch noch ein kleines Sternchen, das jemand mit einem Kugelschreiber aufgemalt hatte. Doch das war noch längst nicht alles. Dort, wo die Klinge begann, war der Markenname des Messers eingraviert: Schneider AG. Zwei Millimeter darüber und ein Millimeter nach rechts geblickt, und da sah man auch, wo es hergestellt worden war: Made in Taiwan. Auf der Messerspitze steckte übrigens noch ein halb verfaulter Apfel.
Der Mörder hatte eine blaugrüne Jacke mit Knöpfchen an, trug einen gelben Hut und besass ein violettes Handy, mit dem er ab und zu seine Mutter anzurufen pflegte. Während das Messer auf mich niederfuhr, sah ich, dass er eine grüne Hose trug, die schon ein wenig zerknittert war. Seine Frisur war sehr gepflegt, da er sich jeden Morgen das teure Rexona-Shampoo zu Gemüte führte. Der Mörder wohnte übrigens an der Waldstrasse 7, mir direkt gegenüber. Jetzt fuhr er sich noch einmal mit der linken Hand in die rechte Gesichtshälfte, um seinen 3 cm grossen, blauen Fleck, den er sich dank meinem Tritt eingehandelt hatte, den ich ihm vor 58 Sekunden verpasst hatte, abzutasten. Da merkte ich gerade, dass ein Knopf an seiner Jacke etwas lose hing. Er würde bald abfallen. Traurig, traurig war das. Was würde mit jenem Knopf geschehen? Würde er in der Mülltonne landen? Würde er von einem Hund gefressen werden? Würde man ihn ins Recycling schicken?
Der Mörder, der übrigens Olaf hiess, was ich einen schrecklichen Namen fand, war eigentlich ein friedfertiger Mensch. Sein einziges Problem schien seine Agression zu sein, welche er nicht so recht in den Griff bekommen wollte. Seit über zehn Monaten litt er ausserdem an Depressionen. Städte mochte Olaf nicht, doch die Bezeichnung „Landei“ war für ihn nie ein Problem gewesen. Olaf pflegte auch streitsüchtig zu sein und man konnte ihn leicht beleidigen. Jede Woche ging er zum Golfplatz und einmal pro Tag betete er zu Gott. An Adam und Eva glaubte er trotzdem nicht.
Da bohrte sich das Messer direkt in mein Herz und ich starb.
Deskriptive Texte sind öfter Probleme, als man das glauben mag. RPGamers Text setzt sich mit einer übertriebenen Beschreibung auseinander, die in Anbetracht der Situation kaum angebracht war. Für alle Beschreibungen gilt eigentlich immer:
Benutzt nur jene Beschreibungen, die zur Geschichte gehören.
Wenn ihr findet, okay, dass Olaf keine Städte mag ist zwar nicht direkt ausschlaggebend für die Geschichte, aber zumindest wichtig für die Atmosphäre. Vielleicht so, dass man den Mörder etwas besser identifizieren kann und seine Motive besser verfolgen kann. Dann solltet ihr die Beschreibung trotzdem nehmen, denn etwas, das ausschlaggebend ist für die Atmosphäre ist vielleicht auch ausschlaggebend für die Geschichte, da die Atmosphäre einen Einfluss auf die Geschichte haben kann.

Allerdings muss man zu dem Text eine Sache betonen: So wie er jetzt da steht herrscht ein Trash-Stil vor.

Trash

"Trash" ist ein sehr labiler Begriff. Meistens einigt man sich aber ungefähr so auf eine Aussage:
Eine Geschichte, die übertrieben wird, kann einen positiven, durchaus humoristischen Eindruck geben.

Jetzt fuhr er sich noch einmal mit der linken Hand in die rechte Gesichtshälfte, um seinen 3 cm grossen, blauen Fleck, den er sich dank meinem Tritt eingehandelt hatte, den ich ihm vor 58 Sekunden verpasst hatte, abzutasten.

An dieser Stelle ist jede Erzählstruktur abhanden gekommen. Oder das glaubt man jedenfalls. Die Beschreibung ist in den Vordergrund gerückt, und die Tatsache, dass das Opfer einen Tritt verteilt hat, wird erst viel zu spät eingeflochten. Die Geschichte und die Handlung als solches haben jeden Bezug zum Leser aufgelöst. Trash ist es, weil die Geschichte witzig ist und Spass macht zu lesen, und weil es eben doch irgendwie eine Geschichte ist, auch wenn die Handlung minimal erscheint. Trash macht Unlustiges humoristisch, indem es sich der Situationskomik, übertriebenen Beschreibungen und dem englischem Humor bedient. Wie man Trash wirklich schreibt, bleibt für mich persönlich ein Rätsel. Übertriebene Beschreibungen scheinen aber der erste Schritt in diese Richtung zu sein.
Gehen wir nun auf ein weiteres Thema ein, das in Komplexität nicht zu unterschätzen ist, auch wenn es zunächst banal klingt:

Dialoge

Ein Dialog ist einfach zu bezeichnen: 2 oder mehr Figuren, die auf einander eingehen, miteinander reden. Das klingt zunächst einfach, aber um einen wirklich guten Dialog zu schreiben, braucht es mehr als ein paar verirrte Anführungs- und Schlusszeichen. Dialoge bestehen nicht nur aus wörtlicher Rede, sondern auch aus lauter "Beigemüse", das eigentlich gar keines ist. Denn erst ein gutes Beigemüse macht gut gewählte Figurenrede schmackhaft: Beschreibungen, was die Figuren während dem Sprechen tun, was ihnen durch den Kopf geht und noch viel mehr.

Hier ein kleines Negativbeispiel:

„Hallo, Gragul“, sagte Gwen.
„Hallo, Gwen“, sagte Gragul.
„Die Ork-Armee rückt vor. Sie sind schon am Rande der Stadt. Darum gucke ich jetzt so mies drein und scharre mit den Füssen am Boden.“
„AUAAAAAA!“, schrie Gragul. Er war auf eine giftige Spinne getreten.
„Schrei jetzt nicht so rum. Wir sollten uns jetzt auf den Weg nach Ashgard-Nadul machen. Wir müssen dem König diese wichtige Nachricht überbringen“, sagte Gwen und schlug sich auf den Kopf.
„Gut“, sagte Gragul. „Dabei weiss der König nicht, dass das alles eine Falle ist. Wir haben schon vorgesorgt. Sollte er etwas merken, dann haben wir unsere Keulen dabei.“
„Ja, und wir werden danach die Königin umbringen. Höhöhöhö!“, sagte Gwen.
„Also“, sagte Gragul.
„Ja, OK“, sagte Gwen.
„Wollen wir gehen?“, fragte Gragul.
„Ja, gehen wir“, sagte Gwen und setzte sich.
„Wirklich?“, fragte Gragul.
„Ja“, sagte Gwen.
„OK“, sagte Gragul.
„Hast du alles dabei?“, fragte Gwen.
„Ja“, sagte Gragul.
„OK“, sagte Gwen.
„Genau“, sagte Gragul
„Gehen wir“, sagte Gwen.

Hier nur einige Punkte, die bei Dialogen beachtet werden sollten:

1. Lautmalerei u. Ähnliches (AUAAA) gezielt und nicht beliebig einsetzen. Ein einfacher "Schmerzensschrei" macht das Ganze angenehmer zu lesen.
2. Man kann Sätze nicht nur sagen und fragen, man kann sie auch meinen, verkünden, erklären, behaupten usw.
3. Der Leser ist nicht dumm. Er weiss häufig, wer spricht, wenn das Gesprochene passend platziert ist. (Er zitterte am ganzen Körper. "Ich habe kalt." Schnell enfachte sie das Feuer im Kamin).
4. Smalltalk nicht mit Authentizität verwechseln. In Büchern spricht man nicht wie im echten Leben, wenn man den Leser nicht bis aufs Äusserste nerven will. Die Grossmutter also bitte zu Hause lassen.
5. Sogenanntes "Infodumping" wenn möglichst auch vermeiden. Der Leser soll nicht durch lange, offensichtliche Informationsschalter-Reden erfahren, was gerade Sache ist, sondern diese Informationen sich selber zusammenreimen können. (Allgemein gilt, dass Leser häufig klüger sind, als man denkt. Bitte also keine vorgekauten Menüs vorsetzen, die durch idiotensichere Steinzeitmensch-Weisheiten jeden Kriminalroman verderben würden).
6. Selbsterklärende Sätze ("Darum gucke ich jetzt so mies drein") vermeiden. Stattdessen den Figuren lieber schon im Vorherein einen betrübten Blick verpassen (show, don't tell).
7. Weitere Punkte dürfen von anderen beliebig hinzugefügt werden^^.
8. Auch gilt hier wieder: Nur das verwenden, was in der Geschichte von Nutzen und Nöten ist.
Small Talk, Einführungen usw. können einfacher zusammengefasst werden.
Die Dialoge müssen flüssig wirken, obwohl sie nicht realistisch sind. Wenn ihr Menschen sprechen hört, dann führen diese beinahe nur Small-Talk, sie brechen ihre Sätze abrupt ab, versprechen sich oder reden zum Teil gleichzeitig. Der Autor kann das nicht so umsetzen, dass es noch interessant zum Lesen bleibt, also muss er sich auf das Wesentliche beschränken, aber dieses möglich realistisch ausschmücken. Hübsch sind zum Beispiel Gedankensprünge, zögernde Interjektionen wie "Äh", "Na ja", usw. oder Wiederholungen, wenn sich die beiden Dialogführer nicht richtig verstanden haben.
9. Keine langen Schachtelsätze verwenden, keine komplizierten Ausdrücke benutzen.
10. Rhetorische Mittel, vorallem die Fragen verwenden. Die beiden Dialogführer wollen einander ja unterhalten.

Dialoge sind sehr schwierige, feine und aufwändige Stilmittel. Sie sind ausschlaggebend für viele Geschichten. Zum Beispiel kann bei Dialogen der Erzähler eine objektivere Rolle einnehmen. Oder bei Dialogen kann ein Gespräch in Echtzeit wiedergegeben werden.

Auf jeden Fall kann ich nur raten, Bücher zu lesen, Menschen zuzuhören und selber zu experimentieren.
Netter Thread, da kann ich nicht umhin, meinen Senf dazuzugeben:

Dialoge sind zudem neben sporadisch zu platzierenden Rückblenden das Mittel zur Charakterisierung der wichtigsten Personen schlechthin.
Eine Person, die eher einfache Sätze formuliert und dazu noch über einen weniger abwechslungsreichen Wortschatz verfügt - am besten noch viele vulgäre Ausdrücke verwendet, wird sicherlich nicht aus gesellschaftlich allzu hochstehenden Schichten stammen.
Ein Akzent lässt Assoziationen des Sprechers mit Stereotypen eines bestimmten Herkunftslandes zu.

Auch ist es möglich, hier die Beziehungen zwischen den Personen zu verdeutlichen.
Grade im Fantasygenre, das ja zu anfangs genannt wurde, werden diejenigen höheren Standes oder Ranges mit dem sog. "Majestätsplural" angesprochen:

Wie fühlt Ihr Euch heute, Meister," fragte der Schüler den alten Hexenmeister."Nun," antwortete dieser, "es ginge mir wohl wesentlich besser, könntest Du mir eine Phiole meiner Astraltinktur bringen."


Weiterhin sprechen wir mit Leuten, die wir nicht so gut kennen oder zu denen wir kein vertrauteres Verhältnis haben, etwas differenzierter als mit Freunden, Verwandten oder den Personen, die uns sonstwie nahestehen (ich such dazu noch 'nen geeignetes Beispiel, wenn ich eines finde^^).

Dialoge sind auch zur Beschreibung einer Person oder eines Ortes nützliche Stilmittel. Das ist eine elegante Methode, sich langatmige oder umständliche bis zu objektive Beschreibungen durch eine Erzählinstanz zu sparen und die eigentliche Geschichte so voranzutreiben.
Ich nenne solcherlei Charakterisierungen immer "Waschweibbeschreibungen", weil sie meistens von dritten über die Sache/Person gemacht werden:

"Hast du gesehen, was für einen Mantel der Herr Oberst heute wieder trägt?"
"Ja, sicher. Weinroter Samt, dazu noch sein Familienwappen in Gold eingestickt. Was meinst du, wie teurer der war?"
"Unbezahlbar für unsereins, das kannst du mir glauben!"
"Ja, unser Einkommen würde wohl nicht mal für seine Reiterstiefel reichen."
"Oder diesen silbernen Degen, den er immer dabei hat..."


Klar, dass sich für die Beschreibung der Mode eher weibliche Dialogführerinnen eignen als männliche ;-)

Soweit, mir fällt sicher noch was dazu ein, nur hab ich grade keine Zeit mehr dafür^^
Trash (Erweiterung)
Quappe hatte da was über Trash geschrieben, und darüber, dass er nicht wirklich weiß, wie man es schreibt.
Dazu würde ich gern einen Text aus einer meiner früheren Schaffensphasen beisteuern, den ich damals wahnsinnig witzig fand.
Im Endeffekt handelte es sich jedoch lediglich um einen Zusammenschnitt irgendwelcher Szenen, die ich komisch fand.
Das folgende ist der erste Abschnitt:

Es war Dienstag in Bielefeld.
Nicht nur, dass es Dienstag war, was im großen und ganzen schon schlimm genug gewesen wäre. Im allgemeinen ist Dienstag nämlich der Tag in der Woche, an dem die erholsame Wirkung des Wochenendes abzuklingen beginnt und der Mensch sich im Allgemeinen und überhaupt der erdrückenden Last der ihm bis zum nächsten Wochenende noch bevorstehenden Tage bewusst wird.
Wie schon gesagt war es also nicht nur Dienstag, sondern zu allem Überfluss regnete es auch noch.
Natürlich konnte es nicht nur einfach „regnen“ in Bielefeld, das wäre zu einfach und für eine Erzählung wie diese viel zu ordinär gewesen. Nein, es regnete auf eine Art und Weise, die die meisten Menschen zu dem Gedanken gelangen ließ „Hm...so schlimm ist´s ja gar nicht, ich mach dann trotzdem einen Spaziergang. Und vergesst nicht, die Kaffeemaschine nachher abzustellen..!“.
Jene Menschen kehrten normalerweise 15Minuten später, die sie aus reiner Verbissenheit dem Wetter gegenüber draußen verbracht hatten, vollkommen durchnässt und äußerst schlechter Laune nach Hause zurück.
In einer Seitenstraße, die in ihrer Gesamtheit eigentlich vollkommen unbedeutend war und in dieser Geschichte auch nicht wirklich eine Rolle spielt, lag kleines, graues Fabrikgebäude vor dem einige graue Kleinwagen parkten. Rechts neben dem Fabrikgebäude stand ein grau-beige gestrichenes Reihenhaus. Wenn dies ein Film wäre und der Kameramann sich die Mühe machen würde, näher auf die Tür des grau-beigen Hauses zu zoomen, so hätte man auf dem einzigen vorhandenen Klingelschild „Köaper-Säfte GMBH, Telefonberatungsstelle“ lesen können.
Besonders im überall reichlich vorhandenen Nieselregen stach das kalte, weiße Neonlicht, das aus den Fenstern leuchtete, hervor. Schemenhaft konnte man Gestalten erkennen, die zwar unendlich langsam, aber dennoch mit einer gewissen Vehemenz auf Tastaturen einhackten.
Hinter einem dieser Fenster, einem, aus dem ganz besonders helles Licht leuchtete, saß Rolf-Dieter Wurst.
Herr Wurst war Abteilungsleiter der Beratungsstelle.
Um das Vorhandensein einer solchen bei einer Firma, die Saft produziert, zu erklären, sollte vielleicht folgendes erwähnt werden:
Die Köaper-Säfte GMBH produzierte grundsätzlich nur Apfelsaft, handgepresst.
Aufgrund ihrer Ineffektivität ist diese Art der Herstellung unter den Kapitalisten verpönt, ein kleines Häufchen Irrer jedoch zieht diesen Apfelsaft aus bisher ungeklärten Gründen allen anderen vor. Das diese Leute ebenfalls aus Bielefeld stammen, muss ich wahrscheinlich nicht erwähnen.
Kehren wir wieder zum Thema zurück und damit zu Rolf-Dieter Wurst.
Rolf-Dieter war 52 Jahre alt, der Sohn eines deutschen Ehepaars und war kurz nach dem Krieg gezeugt worden, was vielleicht seine akute Abneigung lauten Geräuschen gegenüber erklärte.
Mit 36 Jahren verlobte sich Rolf mit Hildegard Schorle, einer wirklich ungewöhnlich dickleibigen und bemerkenswert hässlichen Person. Seine Tochter, Astrid, war bereits im zarten Alter von sechs Jahre ein furchtbar missratenes Ding, dass sich, seit es reden konnte, von seine erzkatholischen und äußerst konservativen Eltern distanzierte.
Aufgrund dieser Tatsache fiel Rolf-Dieter in eine so tiefe Depression, dass er begann, Reclam-Hefte zu sammeln und sie nach allen möglichen Kriterien zu ordnen.
Auch, wenn es ihm im Grunde gut ging, schaffte es Herr Wurst immer irgendwie, auf eine seltsame Art traurig zu wirken.
In diesem Moment saß er vor seinem Schreibtisch; einem fast schon schwarzen Ungetüm aus Massivholz und legte mit einer ruhigen Bewegung einen Telefonhörer an sein rechtes Ohr.
„Schönen guten Tag, mein Name ist Rolf-Dieter Wurst, Abteilungsleiter der Telefonberatungsstelle der Köaper-Säfte GMBH, was kann ich für sie tun?“
Rolf-Dieter schaffte es, durch einige kaum hörbare Änderungen der Silbentonungen, dem Menschen am anderen Ende eindeutig klar zu machen, dass dies absolut kein schöner Tag sei und das Problem des Apfelsaftkonsumenten das absolut nebensächlichste und unwichtigste der Welt sei.
Herr Wurst war einige Sekunden still und hörte zu. Sein Mundwinkel zuckte kaum merklich, dann antwortete er mit ruhiger, tiefer Stimme und einer Bestimmtheit, die den Urknall dazu gebracht hätte, über den Sinn seiner Existenz nachzudenken: „Aha.“
Es folgte eine Pause. Das Klappern von billigen Tastaturen war zu hören.
Herr Wurst räusperte sich.
„Sie hatten also Fusseln in ihrem Apfelsaft.“
Wieder folgte Stille. Sie schien dazu zu dienen, dem Anrufer Zeit zu geben, um sich der Unwichtigkeit seines Anliegens bewusst zu werden.
Die Antwort kam etwa 2,64 Sekunden später und, wie man an seinem Gesicht erkennen konnte, schien sie Herrn Wurst nicht zufrieden zu stellen. Den Kopfhörer zwischen Hals und Schulter geklemmt fuhr er sich mit einer Hand durch die schwarzen, fettigen Haare während er mit der anderen einen Kugelschreiber aus den unergründlichen Tiefen seiner obersten Schreibtischschublade ans Tageslicht förderte.
„Wenn sie mir dann bitte ihren Namen und ihre Adresse nennen würden, Herr ähm....“ es folgte wieder eine winzige Pause „Schwonk, genau....“
Rolf-Dieter legte den Hörer auf den Tisch, kramte ein Blatt hervor und begann direkt neben der Sprechmuschel bemerkenswert virtuose Linien auf das Papier zu krakeln. Das gequälte Kreischen des Kugelschreibers hallte durch den Raum, es folgte erneut Stille.
Herr Wurst nahm den Hörer wieder auf.
„Ja, Herr ähm...“ er schien einen Moment lang zu überlegen „Schwonk, richtig, wir ähm...ja sie wissen schon, wir melden uns dann bei ihnen und so weiter....“
Er legte auf und seine Lippen formten dabei „Schönes Leben noch, Armleuchter...“.
Rolf-Dieter verzog seine Mundwinkel zu etwas, das im Falle eines plötzlichen Super-GAUs sowie vom Himmel regnenden Kühen vielleicht wie ein Lächeln gewirkt hätte, dann knüllte er den Zettel von eben und warf ihn unter den Tisch in einen Mülleimer. Hunderte seiner Kameraden begrüßten ihn mit einem für Papier verhältnismäßig freundlichen Rascheln.
Mit der trägen, stoischen Genauigkeit des Beamten sah Rolf-Dieter auf seine Armbanduhr. Sein Gesicht verformte sich abermals auf die eben genannte Art und Weise, dann legte er den Kugelschreiber zurück in sein dunkles Verlies, stand auf und rückte seinen Stuhl an den Tisch.
Feierabend.
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