Hallo Leute!
Da ich sehr gern und viel lese, dachte ich, ich könnte mich ja auch mal selbst an einer Geschichte versuchen. Es sollte so Fantasy-mäßig werden und bisher hab ich nur ein bisschen Prolog zusammengekritzelt, aber vielleicht könntet ihr mir ja trotzdem helfen und sagen, ob es sich lohnt weiterzuschreiben.
Na ja, vielen Dank im Voraus schonmal!
Ich fang einfach mal an:
Ein Schatten huschte in die Dunkelheit.
Lautlos, unsichtbar.
Die Tür, durch die der Schatten gekommen war, schwang leise ächzend zu.
Am Waldrand rachelte ewas, ein Wispern rauschte durch die Nacht, worauf sich der Schatten in Bewegung setzte. Geschickt wand er sich durch den Garten, duckte sich hinter Dornbüsche und verharrte einen Augenblick lang an eine mächtige Eiche gelehnt, um sich der anhaltenden Stille zu versichern.
So schnell und präzise durchquerte die Gestalt den Vorgarten der Villa, dass nicht einmal die Augen hinter der staubigen Fensterscheibe im ersten Stock ihr zu folgen vermochten. Doch sie brauchten sie nicht zu sehen; sie wussten, dass sie da war.
Angetrieben von schadenfroher Genugtuung schossen sie nur so umher, jede winzige Bewegung wahrnehmend, auf der Suche nach dem Grund des nächtlichen Ausbruches.
Ah ja, dort an der hinteren Mauer zwischen der gepflegten Wiese und dem Wald sahen sie eine weitere Person. Vielmehr als den schemenhaften Umriss konnten sie selbst im glänzenden Vollmondnebel nicht erkennen, aber dieser Schatten weckte ihre Neugier noch mehr als der erste. Eine Weile starrten sie noch auf ihn herunter, dann aber wandten sie sich ab, müde vom stundenlangen Warten und der plötzlichen Aufregung.
Es gab viel zu erfahren morgen.
An einer anderen Seite der Mauer hatte ein Augenpaar den Schatten sofort entdeckt. Es mocht am niedrigen Blickwinkel liegen, schließlich machte der silbrige Hintergrund aus taubedecktem Gras jeden Nachtschleicher sichtbar. Oder aber daran, dass diese Augen schon die ganze Nacht lang über den Garten schweiften und sich jeden Schatten in seinen verschiedenen Grautönen eingeprägt hatten. Und zweifellos besaßen sie auch ein paar nützliche Absonderheiten, die ihnen das einwandfreie Sehen auch in völliger Dunkelheit ermöglichten.
Was es auch war, das sie aus dem eintönigen Starren erweckte, nun spähten sie gespannt durch ein Loch in der Mauer und gelenkige Finger scoben eifrig Efeu beiseite. Stück für Stück verfolgte der Blick die Gestalt bis zur gegenüberliegenden Mauer nahe dem Wald, aus dem sich nun ein weiterer Schemen löste. Er zog etwas langes, flaches aus der Tasche und flinke Hände nahmen es entgegen. Dann erfüllte reges Geflüster die Nacht, doch so gut diese Augen hinter der Mauer die Dunkelheit durchwachten, so schlecht gehorchten die dazugehörigen Ohren.
Nahe dem Waldrand schuhuhte eine Eule.
Es war Zeit, die Aufgabe abzugeben.
Einem aufmerksamen Beobachter wäre vielleicht das punktförmige Glühen aufgefallen, welches bis knapp über den Mauersims emporstieg und dann in Richtung Straße davonschwebte. Oder dass, nachdem die beiden Schatten wieder von der schwarzen Nacht verschluckt worden waren, etwas aus dem Wald aufstieg, viel größer als ein gewöhnlicher Kauz, und unter eulenartigen Rufen im Himmel verschwand.
Aber in dieser kalten, einsamen Vollmondnacht bemerkte es niemand.
Da ich sehr gern und viel lese, dachte ich, ich könnte mich ja auch mal selbst an einer Geschichte versuchen. Es sollte so Fantasy-mäßig werden und bisher hab ich nur ein bisschen Prolog zusammengekritzelt, aber vielleicht könntet ihr mir ja trotzdem helfen und sagen, ob es sich lohnt weiterzuschreiben.
Na ja, vielen Dank im Voraus schonmal!
Ich fang einfach mal an:
Ein Schatten huschte in die Dunkelheit.
Lautlos, unsichtbar.
Die Tür, durch die der Schatten gekommen war, schwang leise ächzend zu.
Am Waldrand rachelte ewas, ein Wispern rauschte durch die Nacht, worauf sich der Schatten in Bewegung setzte. Geschickt wand er sich durch den Garten, duckte sich hinter Dornbüsche und verharrte einen Augenblick lang an eine mächtige Eiche gelehnt, um sich der anhaltenden Stille zu versichern.
So schnell und präzise durchquerte die Gestalt den Vorgarten der Villa, dass nicht einmal die Augen hinter der staubigen Fensterscheibe im ersten Stock ihr zu folgen vermochten. Doch sie brauchten sie nicht zu sehen; sie wussten, dass sie da war.
Angetrieben von schadenfroher Genugtuung schossen sie nur so umher, jede winzige Bewegung wahrnehmend, auf der Suche nach dem Grund des nächtlichen Ausbruches.
Ah ja, dort an der hinteren Mauer zwischen der gepflegten Wiese und dem Wald sahen sie eine weitere Person. Vielmehr als den schemenhaften Umriss konnten sie selbst im glänzenden Vollmondnebel nicht erkennen, aber dieser Schatten weckte ihre Neugier noch mehr als der erste. Eine Weile starrten sie noch auf ihn herunter, dann aber wandten sie sich ab, müde vom stundenlangen Warten und der plötzlichen Aufregung.
Es gab viel zu erfahren morgen.
An einer anderen Seite der Mauer hatte ein Augenpaar den Schatten sofort entdeckt. Es mocht am niedrigen Blickwinkel liegen, schließlich machte der silbrige Hintergrund aus taubedecktem Gras jeden Nachtschleicher sichtbar. Oder aber daran, dass diese Augen schon die ganze Nacht lang über den Garten schweiften und sich jeden Schatten in seinen verschiedenen Grautönen eingeprägt hatten. Und zweifellos besaßen sie auch ein paar nützliche Absonderheiten, die ihnen das einwandfreie Sehen auch in völliger Dunkelheit ermöglichten.
Was es auch war, das sie aus dem eintönigen Starren erweckte, nun spähten sie gespannt durch ein Loch in der Mauer und gelenkige Finger scoben eifrig Efeu beiseite. Stück für Stück verfolgte der Blick die Gestalt bis zur gegenüberliegenden Mauer nahe dem Wald, aus dem sich nun ein weiterer Schemen löste. Er zog etwas langes, flaches aus der Tasche und flinke Hände nahmen es entgegen. Dann erfüllte reges Geflüster die Nacht, doch so gut diese Augen hinter der Mauer die Dunkelheit durchwachten, so schlecht gehorchten die dazugehörigen Ohren.
Nahe dem Waldrand schuhuhte eine Eule.
Es war Zeit, die Aufgabe abzugeben.
Einem aufmerksamen Beobachter wäre vielleicht das punktförmige Glühen aufgefallen, welches bis knapp über den Mauersims emporstieg und dann in Richtung Straße davonschwebte. Oder dass, nachdem die beiden Schatten wieder von der schwarzen Nacht verschluckt worden waren, etwas aus dem Wald aufstieg, viel größer als ein gewöhnlicher Kauz, und unter eulenartigen Rufen im Himmel verschwand.
Aber in dieser kalten, einsamen Vollmondnacht bemerkte es niemand.
Ein Schatten huschte in die Dunkelheit.
Lautlos, unsichtbar.
Lautlos ja, aber unsichtbar...? Sobald eein Schatten da ist, ist ja etwas yu sehen.
Sonst finde ich das ganz gut gelungen. Schreib weiter!
Lautlos, unsichtbar.
Lautlos ja, aber unsichtbar...? Sobald eein Schatten da ist, ist ja etwas yu sehen.
Sonst finde ich das ganz gut gelungen. Schreib weiter!
OK, nicht unsichtbar, was gibt's sonst noch? Lautlos alleine ist ja seltsam.
unscheinbar
Obwohl unsichtbar nicht schlecht ist, meiner Ansicht nach. Man kann es sich ja bildlich vorstellen.
Obwohl unsichtbar nicht schlecht ist, meiner Ansicht nach. Man kann es sich ja bildlich vorstellen.
ich wollte nur bekanntgeben dass du einen Fehler eingebaut hast und zwar:
"Am Waldrand rachelte etwas"
ich denke woll das es "raschelte" heißen soll^^
"Am Waldrand rachelte etwas"
ich denke woll das es "raschelte" heißen soll^^
Ohja, danke ;)
Na ich versuch's einfach mal weiter:
Die Sonne war gerade über den Horizont geklettert. Die letzten Sterne erloschen und ließen einen leuchtend azurblauen Himmel zurück. Dort, wo die Sonnenstrahlen auf das taufrische Gras oder den kühlen Nebel trafen, glitzerte es wie feiner Kristallstaub in der Luft. Die Morgenröte spiegelte sich in den Fenstern wider und warf funkelnde Lichtspiele auf die Schatten der Häuser. Soeben suchten sich die ersten Sonnenstrahlen einen Weg in die Zimmer der Menschen, um sie mit ihrer sanften Wärme aus dem Schlaf zu geleiten...
Klatsch!
Myrrhe erwachte alles andere als sanft.
Ein brennender Schmerz breitete sich auf ihrer Wange aus. Sie hielt die Augen fest geschlossen in Erwartundg der nächsten Ohrfeige.
Aber die blieb aus.
Stattdessen packte eine Hand ihren Arm so fest, dass sie sogar ihre feuernde Wange vergaß.Nun konnte Myrrhe nicht mehr anders, als die Augen zu Öffen, zum Glück, denn sie zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein, um nicht an die niedrige Decke zu knallen. Sie wurde in die Mitte der Kammer gezerrt, und nutzte die Gelegenheit, um sich ihrer Situation bewusst zu werden. Die Madame, wie sie immer gern genannt werden wollte, hatte sich in ihrer ganzen Größe vor Myrrhe aufgebaut, die Fäuste in die Hüften gestemmt, das Gesicht puterrot vor Zorn. Mit der furchteinflößenden Grimasse eines Lächelns starrte sie auf das Mädchen hinab. Nie, niemals in ihrem ganzen Leben hätte sie das ausgesprochen, aber Myrrhe fand den Titel "Madame" für ihre Arbeitgeberin gerade so unpassend wie für einen brutalen Sklaventreiber.
Sie schiein ihre Gedanken irgendwie erraten zu haben, denn genau in diesem Moment verstärkte sich der Griff der Frau und ihre Augen blitzten noch zorniger.
"Hast du mir etwas zu sagen?" Sie betonte jedes Wort, doch es schien mehr eine Feststellung als ein Frage zu sein.
"Nein? Nun, dann werde ich es dir erzählen."
Sie wusste also schon einiges, dachte Myrrhe. Sie fragte sch nur, wieviel.
"Ich habe dich", sie stieß Myrrhe mit dem Zeigefinger der freien Hand vor die Brust, "heute Nacht im Garten rumschleichen sehen. Streite es nicht ab, ich weiß, dass du es warst! Also WAS HATTEST DU DORT ZU SUCHEN?" Unter ihrer Stimme schien das ganze Haus zu beben. Myrrhe wich einen Schritt zurück. Lügen-nicht lügen, was sollte sie tun? Sie entschied sich gegen beides und presste erstmal stur die Lippen aufeinander. Kein Wort wollte sie sagen, bevor sie wusste, was die Madame gesehen hatte.
"Sag es mir!"
Klatsch! Nun schmerzte auch ihre linke Wange."Wer war das da draußen und was hat er dir gegeben?"
Oh, das war nicht gut, sie wusste eindeutig zu viel. Myrrhe überlegte, ob sich eine Lüge jetzt noch lohnen würde."Ich-", sie schluckte; ihre Kehle war plötzlich furchtbar trocken. "Er hat mir ein Buch gegeben. Seit Ihr mir verboten habt, in die Bibliothek zu gehen-"
"Genug!"
Oh bitte, Glaub es! Myrrhe zitterte am ganzen Körper.
"Ich habe dir das nicht verboten, damit du dir irgendeinen Burschen anstellst, dir diese dummen Bücher heimlich zu bringen."
Myrrhe senkte den Kopf, jedoch nicht aus Reue, sondern um ihre Erleichterung zu verbergen. Die Madame fuhr unbeirrt fort:"Du solltest dankbar für meine Großzügigkeit sein! Ich habe dir ein Zimmer gegeben, ein Bett und füttere dich schon all die Jahre mit durch, und ich möchte nur, dass du mir im Haushalt ein wenig zur Hand gehst. Stattdessen sitzt du den ganzen Tag faul herum und liest diese vermaledeiten Geschichten. Du hälst es nicht einmal für nötig, dich an die einfachsten Regeln zu halten. Findest du das gerecht?"
Sie schafft es doch immer wieder, die Tatsachen so zu verdrehen, dass man selbst als der Schuldige dasteht, dachte Myrrhe.
"Nein, das tu ich nicht, Madame", flüsterte sie ängstlich. Die Anschuldigungen waren völlig unberechtigt- "ein bisschen im Haushalt zur Hand gehen"- wie viel sollte sie denn noch tun? Aber sie sagte nichts, wie sie es die ganzen letzten Jahre nicht getan hatte, in denen sie als Dienstmädchen im Haus der Madame angestellt gewesen war. Myrrhe hatte schon früh gelernt, die Strafen still entgegenzunehmen, so ungerecht sie auch sein mochten. Denn der Madame zu widersprechen, verschaffte einem nur noch mehr Ärger, egal, ob man im Recht war.
"Im Keller wirst du Zeit haben, über deinen Ungerhorsam nachzudenken. Also ab mit dir!" Sie schubste sie schon in Richtung Tür, als ein gemeines Grinsen auf ihrem Gesicht erschien."Ach ja, noch etwas!" Sie kostete diesen Moment von Myrrhes Ungewissheit herzhaft aus. "Der Besuch bei deinem Vater ist natürlich auch gestrichen, damit du genug Zeit für's Nachdenken hast."
Mit Tränen in den Augen stolperte Myrrhe die Treppe hinunter. Das konnte sie doch nicht tun! Der Besuch bei ihrem Vater war seit Monaten der einzige Lichtblick in ihrem tristen Alltag gewesen. Aber sie schwieg, wie immer.
Na ich versuch's einfach mal weiter:
Die Sonne war gerade über den Horizont geklettert. Die letzten Sterne erloschen und ließen einen leuchtend azurblauen Himmel zurück. Dort, wo die Sonnenstrahlen auf das taufrische Gras oder den kühlen Nebel trafen, glitzerte es wie feiner Kristallstaub in der Luft. Die Morgenröte spiegelte sich in den Fenstern wider und warf funkelnde Lichtspiele auf die Schatten der Häuser. Soeben suchten sich die ersten Sonnenstrahlen einen Weg in die Zimmer der Menschen, um sie mit ihrer sanften Wärme aus dem Schlaf zu geleiten...
Klatsch!
Myrrhe erwachte alles andere als sanft.
Ein brennender Schmerz breitete sich auf ihrer Wange aus. Sie hielt die Augen fest geschlossen in Erwartundg der nächsten Ohrfeige.
Aber die blieb aus.
Stattdessen packte eine Hand ihren Arm so fest, dass sie sogar ihre feuernde Wange vergaß.Nun konnte Myrrhe nicht mehr anders, als die Augen zu Öffen, zum Glück, denn sie zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein, um nicht an die niedrige Decke zu knallen. Sie wurde in die Mitte der Kammer gezerrt, und nutzte die Gelegenheit, um sich ihrer Situation bewusst zu werden. Die Madame, wie sie immer gern genannt werden wollte, hatte sich in ihrer ganzen Größe vor Myrrhe aufgebaut, die Fäuste in die Hüften gestemmt, das Gesicht puterrot vor Zorn. Mit der furchteinflößenden Grimasse eines Lächelns starrte sie auf das Mädchen hinab. Nie, niemals in ihrem ganzen Leben hätte sie das ausgesprochen, aber Myrrhe fand den Titel "Madame" für ihre Arbeitgeberin gerade so unpassend wie für einen brutalen Sklaventreiber.
Sie schiein ihre Gedanken irgendwie erraten zu haben, denn genau in diesem Moment verstärkte sich der Griff der Frau und ihre Augen blitzten noch zorniger.
"Hast du mir etwas zu sagen?" Sie betonte jedes Wort, doch es schien mehr eine Feststellung als ein Frage zu sein.
"Nein? Nun, dann werde ich es dir erzählen."
Sie wusste also schon einiges, dachte Myrrhe. Sie fragte sch nur, wieviel.
"Ich habe dich", sie stieß Myrrhe mit dem Zeigefinger der freien Hand vor die Brust, "heute Nacht im Garten rumschleichen sehen. Streite es nicht ab, ich weiß, dass du es warst! Also WAS HATTEST DU DORT ZU SUCHEN?" Unter ihrer Stimme schien das ganze Haus zu beben. Myrrhe wich einen Schritt zurück. Lügen-nicht lügen, was sollte sie tun? Sie entschied sich gegen beides und presste erstmal stur die Lippen aufeinander. Kein Wort wollte sie sagen, bevor sie wusste, was die Madame gesehen hatte.
"Sag es mir!"
Klatsch! Nun schmerzte auch ihre linke Wange."Wer war das da draußen und was hat er dir gegeben?"
Oh, das war nicht gut, sie wusste eindeutig zu viel. Myrrhe überlegte, ob sich eine Lüge jetzt noch lohnen würde."Ich-", sie schluckte; ihre Kehle war plötzlich furchtbar trocken. "Er hat mir ein Buch gegeben. Seit Ihr mir verboten habt, in die Bibliothek zu gehen-"
"Genug!"
Oh bitte, Glaub es! Myrrhe zitterte am ganzen Körper.
"Ich habe dir das nicht verboten, damit du dir irgendeinen Burschen anstellst, dir diese dummen Bücher heimlich zu bringen."
Myrrhe senkte den Kopf, jedoch nicht aus Reue, sondern um ihre Erleichterung zu verbergen. Die Madame fuhr unbeirrt fort:"Du solltest dankbar für meine Großzügigkeit sein! Ich habe dir ein Zimmer gegeben, ein Bett und füttere dich schon all die Jahre mit durch, und ich möchte nur, dass du mir im Haushalt ein wenig zur Hand gehst. Stattdessen sitzt du den ganzen Tag faul herum und liest diese vermaledeiten Geschichten. Du hälst es nicht einmal für nötig, dich an die einfachsten Regeln zu halten. Findest du das gerecht?"
Sie schafft es doch immer wieder, die Tatsachen so zu verdrehen, dass man selbst als der Schuldige dasteht, dachte Myrrhe.
"Nein, das tu ich nicht, Madame", flüsterte sie ängstlich. Die Anschuldigungen waren völlig unberechtigt- "ein bisschen im Haushalt zur Hand gehen"- wie viel sollte sie denn noch tun? Aber sie sagte nichts, wie sie es die ganzen letzten Jahre nicht getan hatte, in denen sie als Dienstmädchen im Haus der Madame angestellt gewesen war. Myrrhe hatte schon früh gelernt, die Strafen still entgegenzunehmen, so ungerecht sie auch sein mochten. Denn der Madame zu widersprechen, verschaffte einem nur noch mehr Ärger, egal, ob man im Recht war.
"Im Keller wirst du Zeit haben, über deinen Ungerhorsam nachzudenken. Also ab mit dir!" Sie schubste sie schon in Richtung Tür, als ein gemeines Grinsen auf ihrem Gesicht erschien."Ach ja, noch etwas!" Sie kostete diesen Moment von Myrrhes Ungewissheit herzhaft aus. "Der Besuch bei deinem Vater ist natürlich auch gestrichen, damit du genug Zeit für's Nachdenken hast."
Mit Tränen in den Augen stolperte Myrrhe die Treppe hinunter. Das konnte sie doch nicht tun! Der Besuch bei ihrem Vater war seit Monaten der einzige Lichtblick in ihrem tristen Alltag gewesen. Aber sie schwieg, wie immer.
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