kurzgeschichte: Raphael (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

kurzgeschichte: Raphael (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

Hi ich habe vor ein paar jahren ne kursgeschichte geschrieben und wollte mal mehrer leute fragen was sie davon halten:

Raphael






„..bitte halte durch…du schaffst das!“
Mühselig öffnete er noch mal die Augen und fokussierte seinen Blick. Er sah einen jungen Mann, der sich über ihn herab beugte und ihn anguckte. Dieser Mann hatte braun-blonde Haare mit fast weißen spitzen, die ihn bis zur Nase reichten. Er trug eine hautenge kämpferische Kombi die aus einem weißen ärmellosen Oberteil mit einer passenden weißgrauen Hosen bestand. „…komm schon…“ Besorgt hielt er die rechte Hand des am Boden liegenden Mannes. Dieser Mann war vollkommen mit Blut verschmiert, doch leider konnte das nur sein eigenes sein. Langes blondes Haar lag auf seinem Gesicht bis hin über seinen Torso. Wie durch einen glatten Schnitt fehlten ihm der linke Arm, das linke Bein sowie der rechte Fuß. Diese Wunden wurden sorgfältig verbunden und versorgt. Vorsichtig streichelte der niederkniende Mann seinen Freund mit seinem gigantischen weiß- strahlenden rechten Flügel über den Armstummel. Der verwundete Mann besaß ebenfalls zwei Flügel, doch diese waren gebrochen und verstümmelt worden. Beide waren zwischen zwei Felsvorsprüngen geflohen. Links und rechts konnte man quer über das Schlachtfeld sehen. Von vorne und hinten waren sie geschützt. Der besorgte Engel sah nach links über die verbrannte Erde des Schlachtfeldes und musste zusehen wie seine Brüder gegen nie endende Scharren an Dämonen kämpfen mussten. Für einen Gott den niemand bisher gesehen hatte. - Alle kämpfen und niemand weiß ob er die nächste Morgenröte noch überlebt und zurückkehren wird, zu unserer Bastion, damit wir auf den nächsten krieg warten können, um dort zu sterben. Doch unsere Feinde, die Dämonen, kämpfen ohne zu denken, ohne Schmerzen,…ohne Seele. Der krieg ist aussichtslos. Alles ist aussichtslos. - „…Raphael…“ Aus seinen Gedanken gerissen blickte er wieder auf seinen Freund nieder: „…bitte überlebe,…und werde…wiedergeboren …als…“
Der leidende Engel verstummte und sein Kopf fiel zur Seite. Raphael neigte seinen Kopf und kniete noch einen Moment da, dann riss er seine Halskette ab und legte das kleine Kruzifix auf die Brust seines Freundes. Dann stand er auf und blickte in den schwarzen tief- bewölken Himmel. Der Schmerz in seiner Seele, zerriss ihn innerlich. Als er seine Augen schloss, traten Tränen aus diesen aus, die langsam herunter liefen. Doch als diese kurz vor dem Kinn angelangt waren zischte es kurz und diese gingen in heißem Dampf auf. Blitzartig schlug er seine Augen auf und ein tief rotes Leuchten kam zum Vorschein, das seine kompletten Augen verschlang. Das Licht brach sich über ihm wie die Wüstensonne, und zwischen seinen Flügeln bildete sich eine schwebende, höllische Flamme. Wie eine Maschine drehte er seinen Kopf und schaute zu den Waffen auf dem Boden. Langsam kniete er nieder um sich eine zu nehmen, doch statt das himmlische Langschwert, nahm er die lange und scharfe Kampfsense, die mit dem Blut seines Freundes befleckt war. Als er sich wieder aufrichtete und seine Waffe betrachtete, fing sein linker Flügel an rötlich zu leuchten und leuchtete immer heller bis zum Glühen. Langsam fraß sich das Feuer von außen nach innen und hinterließ Ruß, der sich in der Luft verteilte und das graue, verbrannte Skelett des Flügels. Der rechte Flügel entflammte kurz darauf und glühte ebenfalls bis auf die Knochen runter. Die helle und ritterliche Kleidung verdunkelte sich durch den Ruß der Flügel und es blieb eine trauerschwarze Farbe zurück, die dem Schmerz von Raphael im Entferntesten nahe kam. Wut geladen sprang er aus dem Unterschlupf heraus und landete inmitten des Schlachtfeldes. Unentschlossen aber mordwütig schaute er sich um bis er etwas hinter sich spürte. Schlagartig drehte er sich um und griff sofort mit seiner Sense an, doch er stoppte. Die Klinge der Sense berührte schon die Wange des erschrockenen Engels. Dieser hatte vor Angst seine Waffe fallen lassen. Raphael verstand es nicht, warum er selbst stoppte, aber als er in die ängstlichen Augen seines ehemaligen Bruder sah, fühlte er einen tiefen Schmerz und ein blonder, langhaariger Engel zeichnete sich in den Augen ab. Langsam trat Blut an der Stelle aus, wo die Klinge ihn berührte, und floss an der Wange herunter bis es herunter tropft. Raphael fing den Tropfen in der Luft auf und sah fasziniert zu wie dieser in seiner Handfläche sprudelte und schwere Verbrennungen verursachte. Er schloss und spannte die Hand an. Entschlossen rannte er nach kurzem Zögern in die entgegengesetzte Richtung
wie die aus der Richtung wie der Engel kam, der leicht blutend aber sonst unverletzt ihm verwundert und erschrocken nachsah. Von weitem erblickte Raphael ein Wesen, das ebenfalls eine gigantische Sense in der Hand hielt. Dieses Wesen besaß eine schwarz bis lila gefärbte geschuppte Haut und es rannte galoppähnlich auf ihn zu, obwohl es keine Hufe besaß. Ein langer echsenartiger Schwanz ragte aus einem Getreidesack den es sich als Hose umgebunden hatte. Die Augen dieses Dämons glühten ähnlich intensiv wie die von Raphael. Der Dämon änderte seinen Kurs und beide rannten aufeinander zu. Noch im Lauf holte Raphael aus und erwischte den Dämon am Brustkorb während er einfach vorbei lief. Der Dämon verwandelte sich sofort in Staub und alles was er hinterließ war die Waffe und der Sack. Raphael fühlte nichts während er den Dämon vernichtete und deshalb machte er weiter um sein unstillbares Verlangen nach Töten zu befriedigen.
Er lief einfach weiter bis er von der Ferne eine ganze Welle sah. Als er langsam auf diese zukam, holte er aus und griff direkt in die Mitte der Welle an. Der betroffene Dämon verschwand sofort. In kürzester Zeit aber scharrten sich alle anderen um ihn herum und griffen ihn an. Zum Schutz hob er mit beiden Händen seine Sense, um die Angriffe von den Dämonen abzuwehren. Einer wollte ihm die Beine abschneiden, doch Raphael konnte noch rechtzeitig hochspringen und ausweichen, aber durch diese Aktion konnte ihn einer angreifen. Diesen Angriff versuchte er auszuweichen aber die Sense erwischte ihn am oberarm. Die Klinge schnitt ihn einen halben Zentimeter ins Fleisch und zog eine Staubspur hinterher. Wutentbrannt griff Raphael am indem seine Sense 360° um sich herum riss und bremste den Angriff wieder durch sein rechtes Bein ab indem er es ausstreckte und stützte sich am ende mit seinem linken Arm ab als er endlich wieder stillstand. Mit einem Luftzug waren alle Dämonen Staub, selbst die, die in der dritten und vierten Reihe um ihn herum standen. Ohne Mühe stand er wieder auf und schaute starr zu Erde. Nach kurzer Zeit schüttelte er leicht seinen Kopf während er immer noch zur Erde starrte und der ganze Staub rieselte von seinen Haaren herunter. Sanft fing der Boden an zu vibrieren, welches immer stärker wurde. Raphael, der immer noch zu Boden starrte, fühlte dies und drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der diese Erschütterung kam. Seine Mundwinkel bewegten sich langsam zu einem bösartigen und doch leidenschaftlichen Grinsen, bevor er sich wieder bewegte und auf die nächste Welle zu rannte.
Er kämpfte sich durch die Massen mit einer unglaublichen Brutalität und Leidenschaft und hinterließ eine riesige Schneise zwischen den Dämonen und den Engeln, die er in der Ferne sah. Die Zeit hörte für ihn auf zu existieren, während er gegen die Dämonen kämpfte und einen nach dem anderen vernichtete. Nach Stunden oder vielleicht sogar Tagen, er wusste es ehrlich nicht, hörten die Horden auf und er erreichte eine Ruine, von der ein seltsames Licht ausging. Langsam ging er mit seiner verstaubten Sense in der Hand auf diese Ruine zu. Als er zur Tür hinein wollte, stieß ihn etwas Gewaltiges nach hinten weg. Er flog 5-6 Meter bevor er wieder auf den mit zerstörtem Mosaik versetzten Boden landete. Verschreckt und zornig schaute er hinauf um nachzuschauen was ihn zu Boden gerissen hatte und er erblickte einen monströsen Höllenhund und einen gewaltigen Dämon der in einer Ritterrüstung steckte, die jedoch nur bis zur Hüfte reichte, da der gewaltige Schwanz und die beiden Pferde ähnliche Beine mit den Hufen wahrscheinlich nicht mehr hinein passten. Der Hund rannte einfach durch die steinerne Tür und nahm auf jeder Seite etwas von dem steinernen Rahmen mit seinen Schultern mit. Der Ritter bückte sich und hielt sich an dem oberen Rahmen der Tür fest, um durch die sowieso schon riesige Tür zu gelangen. Raphael stand auf und wollte nach seiner Waffe greifen, doch der Hund war schneller und attackierte ihn mit seinem gewaltig stinkenden und großen Maul. Im Bruchteil einer Sekunde reagierte Raphael und hielt mit dem rechten und linken Arm das Maul offen, damit das Monster nicht zuschnappen und ihn wegfetzen konnte. Beide schoben sich aufeinander zu, doch die Kraft des Hundes war aber so stark, dass er Raphael vor sich her schob bis er mit dem Rücken an einer Wand gelandet ist. Die oberen säbelartigen und blutverschmierten Reißzähne des Hundes bohrten sich schon durch die rechte Handfläche des Engels, doch Raphael gab nicht nach. „Huarrrrrrrrrrrrrr!!!“ Er schrie und spannte seine Arme mit aller Kraft an, die er besaß. Ein lautes Knacken ertönte und der Unterkiefer der Bestie hing lose herunter. Vor Schmerzen taumelt der Hund noch kurz, bevor er kraftlos umfiel. Schnell rennt Raphael zu seiner Waffe, doch als er danach greifen wollte, stellte sich der Ritter mit einem Hufe darauf und klemmte die linke Hand von dem Engel ein. Der Ritter holte einmal kräftig aus und schwang mit seinem dunklen Breitschwert nach dem Engel, doch dieser wich soweit wie es möglich war aus und entging dem Angriff. Aus der Reaktion heraus durchschlug Raphael mit dem Ellenbogen das komplette Knie des Riesen und dieser fiel zu Boden. Mit der Sense in der Hand sprang Raphael ihm auf den Harnisch und durchtrennte ihn Sauber mit einem Schwung. Langsam verteilte sich der Staub aus der Rüstung heraus in alle Himmelsrichtungen. Erschöpft blickte der Engel in die Richtung des Eingangs der Ruine, welcher sich keine 5 Meter von ihm entfernt befand. Er atmete noch einmal tief durch und macht seinen ersten Schritt zur Ruine, plötzlich fiel ihn der Hund an und biss ihm in den rechten Oberarm, doch bevor er den Arm durchgebissen hatte schlug Raphael ihm mit der linken Faust zwischen die Augen worauf hin er jautzend zurück schreckte und den Arm frei gab. Schnell drehte der Engel sich um und flüchtet mit dem Rücken zur grauen, aus Feldsteinen bestehenden Wand der Ruine. Die skelettierten Flügel scharrten an den Steinen der Ruine. Scheinbar hatte sich der Hund den Unterkiefer selbst wieder eingerenkt. Die Bestie hielt sich auf Abstand, aber beobachtete genau wie sich das Opfer an der Wand entlang bewegte, wie der Jäger seine Beute. Denn Raphael versucht langsam an seine Sense zu kommen, die er liegengelassen hatte als er angefallen wurde. Doch dazu kam es nicht, denn der Höllenhund rannte auf einmal wie besessen auf ihn los. Schnell griff Raphael das Schwert des Riesen, das vor seinen Beinen lag und sprang so hoch wie er konnte. Der Hund rannte mit aller Wucht gegen die Wand und taumelte einen Schritt zurück. Von der Wand herab rieselte es feine Steine und Sand. Raphael drehte sich gekonnt in der Luft und landete auf dem Rücken des Hundes. Mit aller Macht rammte er das Schwert in den Schädel der Bestie, fasste am Griff einmal um und drehte es um 180°. Die Bestie kippt einfach um und auf einen Schlag war eine absolute Ruhe eingetreten. Raphael las seine Sense auf und langsam wandelte der Engel in die unheimliche Ruine. Nach einer ganzen Zeit erreichte er die andere Seite der Ruine, die aus einem gigantischen freien Feld von verbrannten Knochen und toten Pflanzen bestand und auf einer riesigen Klippe endete, hinter der sich nichts bis zum Horizont befand, außer die schwarze Tiefe. In der Mitte des Feldes das von Ruinen umgeben war, stand ein gigantisches Portal, welches eine Welt aus Feuer, Lava und Qualen zeigte. Davor stand ein Mann in einer schwarzen Kutte, der das Portal anbetete und scheinbar aufrechterhielt. Der Mann ließ seine Hände fallen und fragte: „Wer ist da? Ich spüre etwas, aber dies ist keine Seele…“
Langsam näherte sich Raphael dem Mann. Dieser neigte seinen Kopf leicht nach rechts und sagte: „Ah, ein gefallener Engel, welch ein seltenes Gefühl…, diese Qualen und doch dieser Mut, dieses Feuer der Leidenschaft und doch die Dunkelheit der Aussichtslosigkeit.“ Raphael ging unbeirrt weiter auf den alten Mann zu. Der Magier drehte sich zu ihm um und man konnte seine vereiterten Augen sehen, die keine Pupillen mehr besaßen und eingetrocknetes Blut wie verlaufene Tränen zeigten. „ Was machst du hier? Warum bist du nicht an der Front? Du solltest doch für uns kämpfen!“ Der gefallene Engel ging immer noch stur auf ihn zu. Der alte Mann spürte plötzlich etwas: „Die…die Dämonen, mein Wächter und… mein Höllenhund…du hasst sie getötet! Aber warum? Du bist doch einer von uns, ich versteh das nicht…“ Raphael war nun nahe genug und holte aus. „Nein!“ In dem Moment, wo die Sense den alten Mann berührte löste sich dieser in schwarzem Nebel auf. Dieser flog in eine Richtung und setzte sich auf einem anderen Ende des Feldes wieder zusammen. “Das werde ich nicht zulassen!“ Zitternd hob er seine rechte Hand und feuerte einen Ball aus schwarzem Rauch auf den Engel, doch dieser schnitt den Ball mit der Sense einfach durch, und dieser verschwand. „Das ist unmöglich!“ Der Magier schoss einen zweiten auf Raphael, doch diesmal wich er ihm aus und rannte direkt auf den alten Mann zu und griff an. Aber er entmaterialisierte sich wieder an einen anderen Ort. „Uns wirst du nie aufhalten, mich und meine Kinder!“ In dem Portal bewegte sich auf einmal alles und dutzende von Dämonen bewegten sich auf den Übergang zu. Der gefallene Engel sah dies und bewegt sich blitzschnell auf einen noch unversehrten Pfeiler der Ruine zu. „ Was hast du vor?“ fragte der Magier. Raphael holte mit der Sense aus und stach in den weiß grauen Pfeiler, doch die Klinge der Sense blieb zur Hälfte im rauen Gestein stecken. Mit aller Macht zog er an der Stange der Sense und der Pfeiler bewegte sich langsam. „Nein, Nein, nicht, NEIN!“ Der komplette Marmorpfeiler kippt um und das obere Ende der Säule zerstört das Portal und alle Dämonen die gerade herüber zu wechseln versuchten zerfielen zu Staub. „Nein, nicht meine Kinder!“ Der Magier kniete an dem Trümmerhaufen nieder und weinte um seine Geschöpfe. Raphael ging langsam aber unbarmherzig auf den alten Mann zu, fasste ihn an den Kragen und ließ ihn in der Luft hängen. „Warum?“ sagte er mit blutroten Tränen in seinen vereiterten Augen: „Warum hast du nur meine einzigen …“ Ein unappetitliches Geräusch beendete sein Satz. Der Engel zog seine blutverschmierte Hand aus dem Brustkorb des leblosen Magiers heraus und ließ ihn einfach zur Erde fallen. Endlich fühlte sich Raphael befreit. Alle seine Schmerzen waren wie auf einen Schlag hin verschwunden. Er öffnete seine Hand und hielt ein stück Pergament in der Hand, das sich wohl in einer Brusttasche des Magiers befand. Raphael betrachtete es kurz und steckte es ein. Gerade wollte er weiter gehen und aus der Ruine heraus flüchten, als er zufällig in den Horizont sah. Er konnte seine Augen nicht mehr davon lassen. Am Himmel verzogen sich die ganzen schwarzen seelenlosen Wolken und ein gewaltiger Sonnenaufgang breitete sich aus. Die Morgenröte hatte sich über den ganzen Himmel verteilte. Noch nie hatte er so etwas Schönes gesehen. Die schwebende, höllische Flamme zwischen den beiden verbrannten Flügeln des Engels erlosch und die Luft um ihn herum normalisierte sich wieder. Als er die Augen schloss und wieder öffnete war das rote Leuchten verschwunden und Tränen verbreiteten sich überall auf den Wangen des wahren Engels. Im Hintergrund hörte er Stimmen doch diesen schenkte er keine Beachtung: „Von hier kamen sie!“ „Aber hier ist niemand mehr.“ „Sei doch froh, der Krieg ist scheinbar endlich zu Ende, sie sind alle tot.“ „Halt, warte mal, da ist noch einer!“ In diesen Moment spürte Raphael einen tiefen Schmerz und als er herab sah, bohrte sich eine lange, silberglänzende Kling durch seine Brust und er fiel zu Boden. Dort lag er, niedergeschmettert und verloren. Langsam fing er an, an einer Seite zu glühen, und er glühte weiter bis er komplett verbrannt war…und er hinterließ nichts, weder Blut noch Staub.
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