Soo das ist meine dritte Geschichte und... was soll ich noch groß sagen?? Ich fang am besten einfach mal an.
Hier kommt der Prolog:
Marusch legte die Hand auf das Buch und unbändige Freude durchströmte ihren Körper. Sie hatte es gefunden! Sie hatte ihre Mission erfüllt! Das Leder fühlte sich alt und brüchig an unter ihren langen Fingern. Wahrscheinlich war es das auch. Marusch hatte noch nie in ihrem Leben ein Buch gesehen, sie wusste nur, dass es „liber“ hieß.
Falk hatte ihr verboten, das Buch zu öffnen, aber er hatte nicht erklärt, warum. Vielleicht hätte er besser daran getan, ein anderes Mädchen zu schicken, ein Mädchen, das nicht so verdammt neugierig war wie Marusch. Ihr Entschluss, Falks Befehl Folge zu leisten, wurde auf eine harte Probe gestellt und schließlich brach der Wiederstand in sich zusammen und sie hob den Deckel. Es passierte... nichts. Erleichtert stieß Marusch die Luft aus, die sie in gespannter Angst und Erwartung angehalten hatte. Auf den ersten Blick sahen die Wörter aus, als beständen sie aus seltsamen Runen, als sie aber genauer hinsah, erkannte sie lateinische Buchstaben. Jedoch waren sie irgendwie abgewandelt. Runder und geschmeidiger sahen sie aus, viel eleganter, und alle waren miteinander verbunden, außer wenn ein neues Wort anfing.
Das flachsblonde Mädchen blätterte einige Pergamentseiten um und fuhr mit dem sehnigen Finger die Zeilen entlang. Sie konnte nicht lesen, was in diesen seltsamen und doch lateinischen Buchstaben geschrieben stand.
Plötzlich kam ein schneidender Wind auf und Marusch zog sich den Umhang enger um die Schultern. Wo kam dieser Wind her? Es war doch Sommer und die heiße Sonne ließ die Luft flirren. Der Himmel verfärbte sich. Eben war es noch ein tiefes, dunkles Blau gewesen, doch auf einmal verdunkelte er sich und wurde pechschwarz. Auch bei Schwarz blieb es nicht. Der Himmel brach auf und tauchte die Landschaft in ein rubinrotes Licht. Ein purpurner Blitz fuhr nieder und dann war alles vorbei.
Plötzlich packte Marusch eine gewaltige Panik. Sie hatte das Gefühl, dass sie gerade etwas Furchtbares getan hatte. Wie konnte sie das nur Falk erklären?
Also wie immer, wenn ihr Fehler findet, egal welche und wenns auch nur ein Komma vergessen ist oder wenn ich was unsinniges geschrieben hab, dann teilt es mir bitte mit, bin immer froh über Kritik!
Hier kommt der Prolog:
Marusch legte die Hand auf das Buch und unbändige Freude durchströmte ihren Körper. Sie hatte es gefunden! Sie hatte ihre Mission erfüllt! Das Leder fühlte sich alt und brüchig an unter ihren langen Fingern. Wahrscheinlich war es das auch. Marusch hatte noch nie in ihrem Leben ein Buch gesehen, sie wusste nur, dass es „liber“ hieß.
Falk hatte ihr verboten, das Buch zu öffnen, aber er hatte nicht erklärt, warum. Vielleicht hätte er besser daran getan, ein anderes Mädchen zu schicken, ein Mädchen, das nicht so verdammt neugierig war wie Marusch. Ihr Entschluss, Falks Befehl Folge zu leisten, wurde auf eine harte Probe gestellt und schließlich brach der Wiederstand in sich zusammen und sie hob den Deckel. Es passierte... nichts. Erleichtert stieß Marusch die Luft aus, die sie in gespannter Angst und Erwartung angehalten hatte. Auf den ersten Blick sahen die Wörter aus, als beständen sie aus seltsamen Runen, als sie aber genauer hinsah, erkannte sie lateinische Buchstaben. Jedoch waren sie irgendwie abgewandelt. Runder und geschmeidiger sahen sie aus, viel eleganter, und alle waren miteinander verbunden, außer wenn ein neues Wort anfing.
Das flachsblonde Mädchen blätterte einige Pergamentseiten um und fuhr mit dem sehnigen Finger die Zeilen entlang. Sie konnte nicht lesen, was in diesen seltsamen und doch lateinischen Buchstaben geschrieben stand.
Plötzlich kam ein schneidender Wind auf und Marusch zog sich den Umhang enger um die Schultern. Wo kam dieser Wind her? Es war doch Sommer und die heiße Sonne ließ die Luft flirren. Der Himmel verfärbte sich. Eben war es noch ein tiefes, dunkles Blau gewesen, doch auf einmal verdunkelte er sich und wurde pechschwarz. Auch bei Schwarz blieb es nicht. Der Himmel brach auf und tauchte die Landschaft in ein rubinrotes Licht. Ein purpurner Blitz fuhr nieder und dann war alles vorbei.
Plötzlich packte Marusch eine gewaltige Panik. Sie hatte das Gefühl, dass sie gerade etwas Furchtbares getan hatte. Wie konnte sie das nur Falk erklären?
Also wie immer, wenn ihr Fehler findet, egal welche und wenns auch nur ein Komma vergessen ist oder wenn ich was unsinniges geschrieben hab, dann teilt es mir bitte mit, bin immer froh über Kritik!
ich hab keine Fehler gefunden^^
bin aber seeeehr gespannt auf eine Fortsetzung
Lyra
bin aber seeeehr gespannt auf eine Fortsetzung
Lyra
ne neue Geschichte!
Da muss ich ja mal öfter vorbeischaun!
P.S. Ach ja! Fehler hab ich keine gefunden!
Da muss ich ja mal öfter vorbeischaun!
P.S. Ach ja! Fehler hab ich keine gefunden!
Hey Leute! Sorry dass ich mich so lang nicht mehr gemeldet habe. Mein Computer ist seit Ewigkeiten in Reparatur. Ein Glück, dass ich gerade Praktikum hab und diesen Vormittag frei, da hab ich mich einfach mal an den Computer meines Bruders gesetzt, der ja in der Schule ist, und weitergeschrieben.
Also erstes Kapitel Carlos
„Rubina Mays! Wieder einmal hervorragend!“ Herr Alban reichte der blassen 15-Jährigen ihre Arbeit. „Ich weiß nicht, wie du es schaffst, aber du bist seit der ersten Woche Latein die Klassenbeste gewesen.“ Er schenkte ihr ein bei ihm seltenes Lächeln und fuhr fort, die Schulaufgabe auszuteilen. Rubina bot sich das vertraute Bild: Oben der Kopf der Schulaufgabe, in ihrer leicht verschlungenen Handschrift geschrieben, und rechts daneben die große, rote eins. Sie besah sich ihre Fehler und stellte fest, dass sie zwei Stilmittel verwechselt und einmal etwas zu frei übersetzt hatte. Die übrigen Fehler waren reine Flüchtigkeitsfehler, die jedem passieren konnten. Stumm legte sie das Blatt zwischen die Seiten ihres Heftes und verstaute es in ihrer Schultasche.
Ebenfalls gewohnt war sie das empörte und neidische Getuschel hinter ihrem Rücken, das Lästern hinter vorgehaltener Hand und die feindseligen Blicke auf ihrem Hinterkopf, denn das trat jedes Mal ein, wenn sie eine Lateinarbeit zurückbekamen. Wieso niemand Rubina mochte, war ihr ein Rätsel. Aber es hatte einen einfachen Grund: Rubina war anders. Von den Schuhspitzen bis zu ihrem Haarschopf war sie anders. Sie trug abgenutzte graue Schuhe, die ein wenig aussahen wie Mokassins, eine ausgebleichte Jeans, die ihr etwas zu groß war und deshalb mit einem Gürtel zusammengehalten werden musste und ein besches T-Shirt. Von Statur war sie normal groß für ihr Alter, aber unnatürlich schlank. Ihr Gesicht hatte feine Züge, als hätte der Künstler ein ganzes Leben an seinem Werk gearbeitet, und die Augen, die leicht schräg standen, glitzerten in einem klaren, hellen grün, das an das Meer erinnerte. Doch das seltsamste an ihr war ihr Haar. Genauer gesagt, die Farbe ihres Haares. Denn es hatte Rubina ihren Namen gegeben.
All das gehörte nicht in die Welt der Neuntklässler. All das verstanden sie nicht und deshalb nahmen sie entweder Abstand, oder sie hänselten sie. Rubina wusste nicht, was schlimmer war. „Sie haben Angst“, hatte ihre Mutter einmal gesagt. „Sie haben Angst vor dir und sie versuchen, es zu verdrängen, in dem sie dich ärgern.“ Das hatte Rubina nie wirklich verstanden. Bis heute nicht.
Oft hatte Rubina davon geträumt, wieder eine Freundin zu haben, jemanden, dem sie alles erzählen konnte, jemanden, dem sie vertrauen konnte. So bestand ihre Welt aus Hass, Missgunst, Zweifeln und Misstrauen. Seufzend schulterte sie ihren Rucksack, der ihr als Schultasche diente, verabschiedete sich vom Lehrer und verließ das Klassenzimmer.
Auf dem Gang rempelte sie jemand von hinten heftig an. „Hey, Popcorn! Wieder mal den Alban bestochen? Frage mich, wie du das machst so ganz ohne Geld!“ Rubina sagte nichts. Sie sagte überhaupt nie etwas, wenn jemand sie beleidigte. Popcorn wurde sie oft genannt, wegen ihres Nachnamens. Aber es kümmerte sie nicht. Eigentlich kümmerte sie nichts, was mit ihrer Klasse zu tun hatte. Jetzt erst gongte es zum Schulschluss und die Treppen waren plötzlich voller Schüler. Sie hasste die Schule. Nicht den Unterricht, aber die Schule selbst, vor allem den Anfang, die Pausen und das Ende, wenn sie nicht mehr dasitzen durfte um den Lehrer zuzuhören. Und sie hasste das Waisenhaus, in das sie jeden Tag zurückkehren musste.
Sie hasste das alles, aber sie fürchtete es nicht. Nein, es gab nur einen Menschen, den sie fürchtete. Er war das Schlimmste am Waisenhaus, an der Welt, an ihrem Leben. Carlos war groß und bullig und er war achtzehn. Jeden Tag hatte sie Angst davor, ihm über den Weg zu laufen, aber manchmal hatte sie das schreckliche Gefühl, er folgte ihr.
Die Sonne hatte die Straße vom nächtlichen Regen längst getrocknet und es versprach, ein schöner, sonniger Tag zu werden. Wäre da nicht Carlos...
Heute, genau heute, genau ein Vierteljahr nach ihrem Geburtstag, erfüllte sich ihre Angst. Gerade als Rubina nur noch zwanzig Meter von dem hohen, hässlichen grauen Gebäude, von dem der Putz abbröckelte, entfernt war, sprang ihr eine große Gestalt in den Weg. Rubina war es, als hätte sie einen Eimer Eis verschluckt. „Wen haben wir denn hier?“ Er verzog den Mund zu einem hässlichen Grinsen. „Lass mich in Ruhe, Carlos“, hörte Rubina ihre eigene Stimme und zu ihrem Erstaunen klang sie sicherer, als sie sich im Moment fühlte. „Ich glaube, du schuldest mir noch zwanzig Mark, oder nicht?“ Sein Grinsen wurde noch breiter und offenbarte leicht gelbliche Zähne, die genauso eklig waren, wie er selbst. „Ich schulde dir gar nichts“, sagte Rubina fest, aber sie konnte Carlos nagelndem Blick nicht standhalten und wandte das Gesicht ab. Sie trat einen Schritt vor und wollte an ihm vorbeischlüpfen, aber Carlos stellte sich ihr in den Weg. Sein Grinsen verschwand, als er Rubina am Arm packte und so fest zudrückte, dass es wehtat. Sie gab nur ein ersticktes Geräusch von sich. „Du willst mich doch nicht zum Feind haben?“ Seine raue Stimme wurde gefährlich leise. Er drückte noch fester zu, sodass Rubina vor Schmerz aufschrie. „Ich habe doch nichts, das weißt du!“ Er stieß ein Knurren aus, das wie das Grollen eines Rottweilers klang.
Rubina konnte nichts mehr sehen, es fühlte sich an als ob ihr Arm abstürbe. Die Angst saß ihr so fest in den Gliedern, dass sie sich nicht mehr rühren konnte, dass sie sich nicht wehren konnte, als Carlos den leichten Körper die Kellertreppe des Waisenhauses hinunterzerrte und sie in einen kleinen Raum stieß, der deutlich kälter war als draußen. Er drückte das Mädchen an die Wand und durchsuchte ihre Taschen, aber als er bemerkte, dass sie wirklich kein Geld hatte, verzerrte sich sein Gesicht vor Wut.
Wenn Rubina sich nicht in diesem Augenblick reflexartig geduckt hätte, hätte ihr der Schlag das Nasenbein zertrümmert. Ein schreckliches Heulen erfüllte den Raum und als Rubina aufsah, wusste sie auch, warum. Carlos Faust war gegen die Wand geknallt und seine Knöchel waren an der Betonmauer aufgeplatzt. Rotes Blut lief seinen Handrücken hinab.
Das wäre der Moment gewesen, in dem Rubina hätte fliehen können. Und hätte sie es getan, wären all die seltsamen Ereignisse, die nun ihren Lauf nehmen sollten, vielleicht nie geschehen.
Rubina sah den Fuß zu spät, der sie mit voller Wucht in den Magen traf. Alle Luft wich aus ihren Lungen und ein stechender Schmerz breitete sich in ihrem Unterleib aus. Im nächsten Moment prasselten Carlos Fäuste auf ihren Körper nieder, seine Fußtritte und Schläge spürte sie kaum noch. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht, aber auch das spürte sie nicht. Nur noch die panische Angst blieb, nichts weiter. Diese Angst, die in ihre Venen kroch, in ihr Blut, und es erstarren ließ, die Angst, die ihre Muskeln umschlang und sie lähmte.
Und plötzlich, plötzlich hatte Carlos ein Messer in der Hand. Grell leuchtete es, als ein Sonnenstrahl durch das kleine Fenster sickerte und auf das mörderische Metallblatt fiel. Vor Entsetzen schloss Rubina die Augen. Ein Albtraum. Ein Albtraum musste es sein. Im nächsten Moment würde sie die Augen aufschlagen, erwachen und erleichtert aufatmen. Carlos schien erst jetzt sich selbst wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Hast du genug?“, keuchte er und hielt ihr die Klinge an die Kehle. „Wirst du gehorchen?“ Mit tränenüberströmtem Gesicht nickte sie. Langsam zog er das Messer zurück und ließ es einschnappen. „Jeden Tag zehn Mark“, knurrte er. „Und wehe dir wenn du es einmal vergisst!“ Damit verließ er den Keller.
Jeden Tag zehn Mark. Das war eine andere Form von Unmöglichkeit. Rubina zitterte am ganzen Körper. Wie Schockwellen liefen Krämpfe durch sie hindurch. Sie schlang ihre dünnen Arme um ihren Körper, wie um sich selbst festzuhalten. Ihr Gesicht brannte von den Fausthieben und als sie aufstehen wollte, jagten Feuerstöße durch ihre Beine.
Und in diesem Moment wusste sie es. Die Erkenntnis packte sie wie eine eiserne Hand: Sie musste fort. Fort, weit fort von hier. Sie musste das alles zurücklassen, alles das, was sie hasste, und ein neues Leben anfangen. Niemand würde sie vermissen und niemanden würde sie vermissen. Langsam taumelte sie auf die Tür zu, während sich bei jedem Schritt brennende Pfeile in ihre Waden bohrten. Sie hob ihre Schultasche vom kalten Betonboden auf und schleppte sich die Kellertreppe hinauf. „Fort, fort, weg“, kreisten die Worte in ihren Gedanken. Oben empfing sie warmer Sonnenschein. „Fort, fort, fort!“
Auf dem Weg zu ihrem Zimmer begegnete sie Marta, einer der „Aufseherinnen“, wie Rubina sie im Stillen nannte. „Das Essen ist schon fast vorbei; wo warst du?“ Die Aufseherin stemmte ihre Hände in die Hüften. „Ich hab keinen Hunger“, murmelte Rubina und wollte an ihr vorbeihuschen, doch sie vertrat ihr den Weg. Einen schrecklichen Augenblick lang sah sie Carlos breites, grinsendes Gesicht vor sich, aber sie verdrängte das Bild wieder. „Du siehst ja furchtbar aus, was hast du angestellt?“ „Hingefallen“, sagte sie nur und ging auf ihr Zimmer. Die Aufseherin sah ihr kurz mit gehobenen Augenbrauen hinterher, dann zuckte sie die Schultern und ging ihrer Wege.
Rubina ließ sich auf der Matratze ihres Bettes nieder. Sie war eine der wenigen Kinder, die ein eigenes Zimmer hatten. Niemand wollte mit Rubina, dem seltsamen Mädchen mit den rubinroten Haaren, in einem Raum wohnen, schon allein deshalb, weil sie Angst vor Carlos hatten. Es war kein Geheimnis, dass er das Mädchen mit den rubinroten Haaren gerne bedrohte. Auch die Aufseher wussten es. Aber sie wollten es einfach nicht hören, nicht verstehen. Wahrscheinlich hatten sie selber Angst vor Carlos. „Ich könnte in meinem Zimmer verrecken, ohne dass es jemand mitbekommt“, dachte Rubina bitter und streckte vorsichtig ihre Glieder aus. Sie war so müde. So unendlich müde! Sie wollte ihrem zerschlagenen Körper endlich Ruhe gönnen! Schlafen, ja, das wäre herrlich.
Rubina gab sich einen Ruck und setzte sich wieder auf. Später konnte sie schlafen, sagte sie zu sich. Jetzt gab es noch einiges zu tun. Normalerweise hätte sie jetzt Latein sprechen geübt, bevor sie zum Reiten gegangen wäre, damit sie es nicht verlernte. Das Geheimnis ihrer Lateinkenntnisse nämlich war einfach, aber sie hatte es niemandem gesagt. Rubina hatte Latein mit der Muttermilch eingesogen, sie hatte Latein gehört bevor sie sprechen konnte und Latein gesprochen als sie laufen konnte. Dass ihre Eltern beide Lateinlehrer gewesen waren... war es Glück oder vorbestimmtes Schicksal? Später fragte sie sich das oft. Wenn es nicht so gewesen wäre, vielleicht wäre sie nicht am Leben geblieben.
Rubina durchsuchte ihre Schränke. Ein T-Shirt, einen Pullover, einen bunten Rock und eine Hose nahm sie heraus, Unterwäsche, Zahnbürste, Zahnpasta, Waschlappen, ein Handtuch und Shampoo. Das alles stopfte sie in den Rucksack, natürlich nicht ohne vorher die Schulsachen bis auf einen Block und das kleine Mäppchen auszuschütten. Nach einer kurzen Überlegung zog sie das Laken vom Bett, rollte es auf und steckte es kurzerhand dazu. Das alte Taschenmesser und die Haarspange durfte sie nicht vergessen, die sie von ihren Eltern geerbt hatte. Es waren die einzigen Erinnerungen an früher. Nun musste sie nur noch das gesparte Geld aus dem Versteck hinter dem Spiegel hervorholen. So, der Rucksack war gepackt und der erste Teil der Vorbereitungen getroffen.
Also erstes Kapitel Carlos
„Rubina Mays! Wieder einmal hervorragend!“ Herr Alban reichte der blassen 15-Jährigen ihre Arbeit. „Ich weiß nicht, wie du es schaffst, aber du bist seit der ersten Woche Latein die Klassenbeste gewesen.“ Er schenkte ihr ein bei ihm seltenes Lächeln und fuhr fort, die Schulaufgabe auszuteilen. Rubina bot sich das vertraute Bild: Oben der Kopf der Schulaufgabe, in ihrer leicht verschlungenen Handschrift geschrieben, und rechts daneben die große, rote eins. Sie besah sich ihre Fehler und stellte fest, dass sie zwei Stilmittel verwechselt und einmal etwas zu frei übersetzt hatte. Die übrigen Fehler waren reine Flüchtigkeitsfehler, die jedem passieren konnten. Stumm legte sie das Blatt zwischen die Seiten ihres Heftes und verstaute es in ihrer Schultasche.
Ebenfalls gewohnt war sie das empörte und neidische Getuschel hinter ihrem Rücken, das Lästern hinter vorgehaltener Hand und die feindseligen Blicke auf ihrem Hinterkopf, denn das trat jedes Mal ein, wenn sie eine Lateinarbeit zurückbekamen. Wieso niemand Rubina mochte, war ihr ein Rätsel. Aber es hatte einen einfachen Grund: Rubina war anders. Von den Schuhspitzen bis zu ihrem Haarschopf war sie anders. Sie trug abgenutzte graue Schuhe, die ein wenig aussahen wie Mokassins, eine ausgebleichte Jeans, die ihr etwas zu groß war und deshalb mit einem Gürtel zusammengehalten werden musste und ein besches T-Shirt. Von Statur war sie normal groß für ihr Alter, aber unnatürlich schlank. Ihr Gesicht hatte feine Züge, als hätte der Künstler ein ganzes Leben an seinem Werk gearbeitet, und die Augen, die leicht schräg standen, glitzerten in einem klaren, hellen grün, das an das Meer erinnerte. Doch das seltsamste an ihr war ihr Haar. Genauer gesagt, die Farbe ihres Haares. Denn es hatte Rubina ihren Namen gegeben.
All das gehörte nicht in die Welt der Neuntklässler. All das verstanden sie nicht und deshalb nahmen sie entweder Abstand, oder sie hänselten sie. Rubina wusste nicht, was schlimmer war. „Sie haben Angst“, hatte ihre Mutter einmal gesagt. „Sie haben Angst vor dir und sie versuchen, es zu verdrängen, in dem sie dich ärgern.“ Das hatte Rubina nie wirklich verstanden. Bis heute nicht.
Oft hatte Rubina davon geträumt, wieder eine Freundin zu haben, jemanden, dem sie alles erzählen konnte, jemanden, dem sie vertrauen konnte. So bestand ihre Welt aus Hass, Missgunst, Zweifeln und Misstrauen. Seufzend schulterte sie ihren Rucksack, der ihr als Schultasche diente, verabschiedete sich vom Lehrer und verließ das Klassenzimmer.
Auf dem Gang rempelte sie jemand von hinten heftig an. „Hey, Popcorn! Wieder mal den Alban bestochen? Frage mich, wie du das machst so ganz ohne Geld!“ Rubina sagte nichts. Sie sagte überhaupt nie etwas, wenn jemand sie beleidigte. Popcorn wurde sie oft genannt, wegen ihres Nachnamens. Aber es kümmerte sie nicht. Eigentlich kümmerte sie nichts, was mit ihrer Klasse zu tun hatte. Jetzt erst gongte es zum Schulschluss und die Treppen waren plötzlich voller Schüler. Sie hasste die Schule. Nicht den Unterricht, aber die Schule selbst, vor allem den Anfang, die Pausen und das Ende, wenn sie nicht mehr dasitzen durfte um den Lehrer zuzuhören. Und sie hasste das Waisenhaus, in das sie jeden Tag zurückkehren musste.
Sie hasste das alles, aber sie fürchtete es nicht. Nein, es gab nur einen Menschen, den sie fürchtete. Er war das Schlimmste am Waisenhaus, an der Welt, an ihrem Leben. Carlos war groß und bullig und er war achtzehn. Jeden Tag hatte sie Angst davor, ihm über den Weg zu laufen, aber manchmal hatte sie das schreckliche Gefühl, er folgte ihr.
Die Sonne hatte die Straße vom nächtlichen Regen längst getrocknet und es versprach, ein schöner, sonniger Tag zu werden. Wäre da nicht Carlos...
Heute, genau heute, genau ein Vierteljahr nach ihrem Geburtstag, erfüllte sich ihre Angst. Gerade als Rubina nur noch zwanzig Meter von dem hohen, hässlichen grauen Gebäude, von dem der Putz abbröckelte, entfernt war, sprang ihr eine große Gestalt in den Weg. Rubina war es, als hätte sie einen Eimer Eis verschluckt. „Wen haben wir denn hier?“ Er verzog den Mund zu einem hässlichen Grinsen. „Lass mich in Ruhe, Carlos“, hörte Rubina ihre eigene Stimme und zu ihrem Erstaunen klang sie sicherer, als sie sich im Moment fühlte. „Ich glaube, du schuldest mir noch zwanzig Mark, oder nicht?“ Sein Grinsen wurde noch breiter und offenbarte leicht gelbliche Zähne, die genauso eklig waren, wie er selbst. „Ich schulde dir gar nichts“, sagte Rubina fest, aber sie konnte Carlos nagelndem Blick nicht standhalten und wandte das Gesicht ab. Sie trat einen Schritt vor und wollte an ihm vorbeischlüpfen, aber Carlos stellte sich ihr in den Weg. Sein Grinsen verschwand, als er Rubina am Arm packte und so fest zudrückte, dass es wehtat. Sie gab nur ein ersticktes Geräusch von sich. „Du willst mich doch nicht zum Feind haben?“ Seine raue Stimme wurde gefährlich leise. Er drückte noch fester zu, sodass Rubina vor Schmerz aufschrie. „Ich habe doch nichts, das weißt du!“ Er stieß ein Knurren aus, das wie das Grollen eines Rottweilers klang.
Rubina konnte nichts mehr sehen, es fühlte sich an als ob ihr Arm abstürbe. Die Angst saß ihr so fest in den Gliedern, dass sie sich nicht mehr rühren konnte, dass sie sich nicht wehren konnte, als Carlos den leichten Körper die Kellertreppe des Waisenhauses hinunterzerrte und sie in einen kleinen Raum stieß, der deutlich kälter war als draußen. Er drückte das Mädchen an die Wand und durchsuchte ihre Taschen, aber als er bemerkte, dass sie wirklich kein Geld hatte, verzerrte sich sein Gesicht vor Wut.
Wenn Rubina sich nicht in diesem Augenblick reflexartig geduckt hätte, hätte ihr der Schlag das Nasenbein zertrümmert. Ein schreckliches Heulen erfüllte den Raum und als Rubina aufsah, wusste sie auch, warum. Carlos Faust war gegen die Wand geknallt und seine Knöchel waren an der Betonmauer aufgeplatzt. Rotes Blut lief seinen Handrücken hinab.
Das wäre der Moment gewesen, in dem Rubina hätte fliehen können. Und hätte sie es getan, wären all die seltsamen Ereignisse, die nun ihren Lauf nehmen sollten, vielleicht nie geschehen.
Rubina sah den Fuß zu spät, der sie mit voller Wucht in den Magen traf. Alle Luft wich aus ihren Lungen und ein stechender Schmerz breitete sich in ihrem Unterleib aus. Im nächsten Moment prasselten Carlos Fäuste auf ihren Körper nieder, seine Fußtritte und Schläge spürte sie kaum noch. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht, aber auch das spürte sie nicht. Nur noch die panische Angst blieb, nichts weiter. Diese Angst, die in ihre Venen kroch, in ihr Blut, und es erstarren ließ, die Angst, die ihre Muskeln umschlang und sie lähmte.
Und plötzlich, plötzlich hatte Carlos ein Messer in der Hand. Grell leuchtete es, als ein Sonnenstrahl durch das kleine Fenster sickerte und auf das mörderische Metallblatt fiel. Vor Entsetzen schloss Rubina die Augen. Ein Albtraum. Ein Albtraum musste es sein. Im nächsten Moment würde sie die Augen aufschlagen, erwachen und erleichtert aufatmen. Carlos schien erst jetzt sich selbst wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Hast du genug?“, keuchte er und hielt ihr die Klinge an die Kehle. „Wirst du gehorchen?“ Mit tränenüberströmtem Gesicht nickte sie. Langsam zog er das Messer zurück und ließ es einschnappen. „Jeden Tag zehn Mark“, knurrte er. „Und wehe dir wenn du es einmal vergisst!“ Damit verließ er den Keller.
Jeden Tag zehn Mark. Das war eine andere Form von Unmöglichkeit. Rubina zitterte am ganzen Körper. Wie Schockwellen liefen Krämpfe durch sie hindurch. Sie schlang ihre dünnen Arme um ihren Körper, wie um sich selbst festzuhalten. Ihr Gesicht brannte von den Fausthieben und als sie aufstehen wollte, jagten Feuerstöße durch ihre Beine.
Und in diesem Moment wusste sie es. Die Erkenntnis packte sie wie eine eiserne Hand: Sie musste fort. Fort, weit fort von hier. Sie musste das alles zurücklassen, alles das, was sie hasste, und ein neues Leben anfangen. Niemand würde sie vermissen und niemanden würde sie vermissen. Langsam taumelte sie auf die Tür zu, während sich bei jedem Schritt brennende Pfeile in ihre Waden bohrten. Sie hob ihre Schultasche vom kalten Betonboden auf und schleppte sich die Kellertreppe hinauf. „Fort, fort, weg“, kreisten die Worte in ihren Gedanken. Oben empfing sie warmer Sonnenschein. „Fort, fort, fort!“
Auf dem Weg zu ihrem Zimmer begegnete sie Marta, einer der „Aufseherinnen“, wie Rubina sie im Stillen nannte. „Das Essen ist schon fast vorbei; wo warst du?“ Die Aufseherin stemmte ihre Hände in die Hüften. „Ich hab keinen Hunger“, murmelte Rubina und wollte an ihr vorbeihuschen, doch sie vertrat ihr den Weg. Einen schrecklichen Augenblick lang sah sie Carlos breites, grinsendes Gesicht vor sich, aber sie verdrängte das Bild wieder. „Du siehst ja furchtbar aus, was hast du angestellt?“ „Hingefallen“, sagte sie nur und ging auf ihr Zimmer. Die Aufseherin sah ihr kurz mit gehobenen Augenbrauen hinterher, dann zuckte sie die Schultern und ging ihrer Wege.
Rubina ließ sich auf der Matratze ihres Bettes nieder. Sie war eine der wenigen Kinder, die ein eigenes Zimmer hatten. Niemand wollte mit Rubina, dem seltsamen Mädchen mit den rubinroten Haaren, in einem Raum wohnen, schon allein deshalb, weil sie Angst vor Carlos hatten. Es war kein Geheimnis, dass er das Mädchen mit den rubinroten Haaren gerne bedrohte. Auch die Aufseher wussten es. Aber sie wollten es einfach nicht hören, nicht verstehen. Wahrscheinlich hatten sie selber Angst vor Carlos. „Ich könnte in meinem Zimmer verrecken, ohne dass es jemand mitbekommt“, dachte Rubina bitter und streckte vorsichtig ihre Glieder aus. Sie war so müde. So unendlich müde! Sie wollte ihrem zerschlagenen Körper endlich Ruhe gönnen! Schlafen, ja, das wäre herrlich.
Rubina gab sich einen Ruck und setzte sich wieder auf. Später konnte sie schlafen, sagte sie zu sich. Jetzt gab es noch einiges zu tun. Normalerweise hätte sie jetzt Latein sprechen geübt, bevor sie zum Reiten gegangen wäre, damit sie es nicht verlernte. Das Geheimnis ihrer Lateinkenntnisse nämlich war einfach, aber sie hatte es niemandem gesagt. Rubina hatte Latein mit der Muttermilch eingesogen, sie hatte Latein gehört bevor sie sprechen konnte und Latein gesprochen als sie laufen konnte. Dass ihre Eltern beide Lateinlehrer gewesen waren... war es Glück oder vorbestimmtes Schicksal? Später fragte sie sich das oft. Wenn es nicht so gewesen wäre, vielleicht wäre sie nicht am Leben geblieben.
Rubina durchsuchte ihre Schränke. Ein T-Shirt, einen Pullover, einen bunten Rock und eine Hose nahm sie heraus, Unterwäsche, Zahnbürste, Zahnpasta, Waschlappen, ein Handtuch und Shampoo. Das alles stopfte sie in den Rucksack, natürlich nicht ohne vorher die Schulsachen bis auf einen Block und das kleine Mäppchen auszuschütten. Nach einer kurzen Überlegung zog sie das Laken vom Bett, rollte es auf und steckte es kurzerhand dazu. Das alte Taschenmesser und die Haarspange durfte sie nicht vergessen, die sie von ihren Eltern geerbt hatte. Es waren die einzigen Erinnerungen an früher. Nun musste sie nur noch das gesparte Geld aus dem Versteck hinter dem Spiegel hervorholen. So, der Rucksack war gepackt und der erste Teil der Vorbereitungen getroffen.
hab auch wieder durchgelesen! ^^
übrigens keine Fehler gefunden und les den nächsten teil auch sofort wieder durch.
Na dann los! :)
übrigens keine Fehler gefunden und les den nächsten teil auch sofort wieder durch.
Na dann los! :)
wenn du es mal nich zu ner erfolgreichen autorin schaffst, dann weiß ich auch net wo ich hier lebe^^
beeile dich mit weiterschreiben!!
super anfang!! macht lust auf mehr!
beeile dich mit weiterschreiben!!
super anfang!! macht lust auf mehr!
Ach, ich liebe solche Geschichten:). Du setzt teilweise gute Metapher ein, und es liest sich meistens sehr flüssig. Fehler mag es schon hie und da vielleicht geben, aber ich habe nichts bemerkt und das kritisieren überlasse ich sowieso anderen Leuten.
:-) wieso überlässt du es anderen Leuten? Wenn die die dafür zuständig sind mal keine Zeit zum kritisieren haben krieg ich ja überhaupt keine Kritik :'-(
Also gut, der nächste Teil:
Nun musste sie zum Stall. Herr Anderson würde sich wundern, wenn sie einfach nicht mehr auftauchte, und die Polizei alarmieren. Als sie die Tür zum Flur öffnen wollte, hielt sie inne und warf einen Blick in den Spiegel. „Oje“, seufzte sie, als sie das schmutz- und blutverkrustete Gesicht erblickte. Vorsichtig wusch sie Gesicht und Hände ab, bis sie wieder einigermaßen normal aussah. Dann machte sie sich auf den Weg zum Reitstall.
Sie hielt ihr Gesicht der Sonne hin und schloss einen Moment die Augen. Die Strahlen wärmten es, aber ihre Wunden brannten unter der heißen Himmelskönigin. Still ging sie unter der Allee hin und durch einen Teil der Stadt. Leise Melodien gingen ihr im Kopf herum und nach einer Weile merkte sie, dass sie sie summte. Eine Amsel sang ihr Lied in der Krone einer Pappel und ein sanfter Friede durchströmte sie, allein gestört von den Schmerzen bei jedem Schritt, die nur langsam verklangen. Schließlich erreichte sie den Pferdestall, der etwas außerhalb der Stadt inmitten von Weiden und Feldern lag. Etwa einen halben Kilometer entfernt lag schon der Wald, dessen frisches Grün nun voller Leben steckte.
Rubina sah durch die offene Tür in den Stall. Die Boxen waren natürlich leer, die Pferde waren die meiste Zeit auf der Weide und bei solchem Wetter erst recht. Also durchquerte das Mädchen den Hof und stellte sich an den Weidenzaun. Sofort als die Pferde sie bemerkten, kamen sie zu ihr getrabt. Ja, die Pferde mochten Rubina, sie war immer sanft zu ihnen, doch hatte sie eine starke Hand, die Rösser zu lenken wie sie es wollte. Die Tiere sahen sie als ihre Herrin an, als eine Herrin, die sie beschützen konnte. Sanft strich Rubina über die weichen Nüstern ihres Braunen. „Tut mir leid“, flüsterte sie zu ihm. „Aber ich muss dich verlassen!“ Als Allond ihr mit seiner rauen Zunge über das Gesicht leckte, lachte Rubina kurz auf. „Hörst du, Allond! Ich muss dich verlassen, ich kann nicht wiederkommen!“ Das Pferd sah sie aus den klugen, großen Augen traurig an und schleckte ihr noch mal über das Gesicht. Rubina drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Eine Stimme drang von hinten an ihre Ohren: „Warum kannst du nicht wiederkommen?“
Rubina drehte sich um. Herr Anderson stand vor ihr und sah sie aus besorgten Augen an. „Haben sie es dir endgültig verboten?“ „Ja, leider. Du weißt schon, der ganze Mist mit den Versicherungen und so, sie wollten es endlich vom Hals haben.“ Das war natürlich eine glatte Lüge, aber Rubina wurde nicht rot, obwohl sie sich sehr schämte. Vor allem, weil sie wusste, dass Herr Anderson immer darunter litt, wenn andere litten. Sie wollte ihm keine Schmerzen bereiten. „Also willst du dich abmelden?“ „Muss ich wohl“, meinte Rubina und sah auf ihre Schuhspitzen. Herr Anderson nickte. „Tut mir leid für dich! Ich weiß, dass Allond und du gute Freunde sind. Außerdem gehorchten die Pferde dir fast besser als mir. Ich regle das mit deiner Abmeldung, du musst dich nicht damit herumquälen. Aber du kannst uns ja immer besuchen kommen, auch wenn du nicht reiten darfst“, schlug er vor. Langsam schüttelte sie den Kopf. Herr Anderson wirkte erstaunt. „Ich kann nicht“, sagte sie nur. Einen Augenblick sah er nur in ihre aquamarinen Augen und vermeinte, einen tiefen Schmerz darin zu sehen. Wieder nickte er. „Ich verstehe.“
Eine Freundin
Auf dem Weg zurück war Rubina froh, dass es so schnell gegangen war. Alles konnte sie ohne Schmerz zurücklassen, aber die Pferde hingen ihr so am Herz, dass es ein schwerer Schritt gewesen war, sie loszulassen. Das Geld, das sie über Jahre hinweg gespart hatte, klimperte in ihrer Tasche und sie wusste genau, was sie jetzt dagegen eintauschen würde, denn das hatte sie sich gut überlegt. Jetzt kam der gefährlichere Teil der Vorbereitungen.
Zielstrebig bog sie in eine Straße ein, die direkt in die Innenstadt führte. Hier gab es einen Tante-Emma-Laden, wo es einfach alles gab und gewiss auch das, was sie brauchte; zwar nicht in besonders guter Qualität, aber für sie war es genug. Die Ladenglocke klingelte leise, als sie durch die saubere Glastür den kleinen Laden betrat. Im Sommer gab es hier oft billig Eis zu holen, daher kannten sich die Inhaberin und Rubina gut, denn sie redeten jedes mal ein wenig miteinander. Sofort wurde sie von Amy, der etwas rundlichen Besitzerin des Ladens, mit einem strahlenden Lächeln empfangen. „An diesem heißen Tag brauchst du doch sicher eine Abkühlung! Wie wärs mit einem Eis? Ich schenk dir eins!“ Und ehe Rubina sich’s versah, stand sie da mit einem Erdbeereis in der Hand. „Oh, vielen Dank!“ „Das geht schon klar, wir sind doch Freunde!“ Ihr Herz machte einen Hüpfer. Diese Worte waren das Schönste, was Rubina seit Jahren gehört hatte. Eine Freundin! Die einzige Freundin! „Vielen Dank! Ich bin nämlich nicht gekommen, um Eis zu kaufen“, sagte sie. Amys Mine wurde ernst. „Nicht? Was willst du dann? Doch nicht einfach mich besuchen?“
„Nein. Also ich brauche ein kleines Zelt, einen Schlafsack, eine Taschenlampe, Batterien, eine Landkarte, ein Pilz- und ein Kräuterbestimmungsbuch, einen kleinen Topf, Löffel, Messer und Gabel, Streichhölzer und ein Feuerzeug... Das wars, glaube ich.“
Amy war nicht dumm, sie hatte sogar eine sehr scharfsinnige Art und Weise, zu denken. „Das wird kein Schulausflug“, sagte sie langsam. Eine kleine Pause entstand. „Du willst weglaufen.“ Rubina hatte Angst. Wenn Amy es jetzt der Polizei erzählen würde, wäre alles dahin und sie wäre weiterhin Carlos und den Schulkameraden ausgeliefert. Dann wäre alles umsonst gewesen, dann wäre das hier nur ein Traum und die schreckliche Wirklichkeit würde sie gefangen halten wie ein Käfig mit Stahlgittern ohne Schloss, ohne Möglichkeit, zu fliehen.
Amy wiegte den Kopf. Sie schien mit sich selbst zu ringen. „Amy“, sagte Rubina eindringlich und blickte der Frau fest in die dunklen, warmen Augen. „Es ist die einzige Möglichkeit für mich, der Hölle zu entfliehen. Siehst du meine ganzen Schrammen und Beulen? Das kommt nicht von einem Sturz!“ Sie machte eine Pause und biss die Zähne zusammen. „Das war Carlos. Er hat mich zusammengeschlagen und mich mit einem Messer bedroht und gesagt, dass ich ihm jeden Tag zehn Mark geben soll. Wo soll ich jeden Tag zehn Mark herbekommen? In der Schule habe ich keine Freunde und ich habe keine Familie und... Es ist die einzige Möglichkeit, Amy!“
Also gut, der nächste Teil:
Nun musste sie zum Stall. Herr Anderson würde sich wundern, wenn sie einfach nicht mehr auftauchte, und die Polizei alarmieren. Als sie die Tür zum Flur öffnen wollte, hielt sie inne und warf einen Blick in den Spiegel. „Oje“, seufzte sie, als sie das schmutz- und blutverkrustete Gesicht erblickte. Vorsichtig wusch sie Gesicht und Hände ab, bis sie wieder einigermaßen normal aussah. Dann machte sie sich auf den Weg zum Reitstall.
Sie hielt ihr Gesicht der Sonne hin und schloss einen Moment die Augen. Die Strahlen wärmten es, aber ihre Wunden brannten unter der heißen Himmelskönigin. Still ging sie unter der Allee hin und durch einen Teil der Stadt. Leise Melodien gingen ihr im Kopf herum und nach einer Weile merkte sie, dass sie sie summte. Eine Amsel sang ihr Lied in der Krone einer Pappel und ein sanfter Friede durchströmte sie, allein gestört von den Schmerzen bei jedem Schritt, die nur langsam verklangen. Schließlich erreichte sie den Pferdestall, der etwas außerhalb der Stadt inmitten von Weiden und Feldern lag. Etwa einen halben Kilometer entfernt lag schon der Wald, dessen frisches Grün nun voller Leben steckte.
Rubina sah durch die offene Tür in den Stall. Die Boxen waren natürlich leer, die Pferde waren die meiste Zeit auf der Weide und bei solchem Wetter erst recht. Also durchquerte das Mädchen den Hof und stellte sich an den Weidenzaun. Sofort als die Pferde sie bemerkten, kamen sie zu ihr getrabt. Ja, die Pferde mochten Rubina, sie war immer sanft zu ihnen, doch hatte sie eine starke Hand, die Rösser zu lenken wie sie es wollte. Die Tiere sahen sie als ihre Herrin an, als eine Herrin, die sie beschützen konnte. Sanft strich Rubina über die weichen Nüstern ihres Braunen. „Tut mir leid“, flüsterte sie zu ihm. „Aber ich muss dich verlassen!“ Als Allond ihr mit seiner rauen Zunge über das Gesicht leckte, lachte Rubina kurz auf. „Hörst du, Allond! Ich muss dich verlassen, ich kann nicht wiederkommen!“ Das Pferd sah sie aus den klugen, großen Augen traurig an und schleckte ihr noch mal über das Gesicht. Rubina drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Eine Stimme drang von hinten an ihre Ohren: „Warum kannst du nicht wiederkommen?“
Rubina drehte sich um. Herr Anderson stand vor ihr und sah sie aus besorgten Augen an. „Haben sie es dir endgültig verboten?“ „Ja, leider. Du weißt schon, der ganze Mist mit den Versicherungen und so, sie wollten es endlich vom Hals haben.“ Das war natürlich eine glatte Lüge, aber Rubina wurde nicht rot, obwohl sie sich sehr schämte. Vor allem, weil sie wusste, dass Herr Anderson immer darunter litt, wenn andere litten. Sie wollte ihm keine Schmerzen bereiten. „Also willst du dich abmelden?“ „Muss ich wohl“, meinte Rubina und sah auf ihre Schuhspitzen. Herr Anderson nickte. „Tut mir leid für dich! Ich weiß, dass Allond und du gute Freunde sind. Außerdem gehorchten die Pferde dir fast besser als mir. Ich regle das mit deiner Abmeldung, du musst dich nicht damit herumquälen. Aber du kannst uns ja immer besuchen kommen, auch wenn du nicht reiten darfst“, schlug er vor. Langsam schüttelte sie den Kopf. Herr Anderson wirkte erstaunt. „Ich kann nicht“, sagte sie nur. Einen Augenblick sah er nur in ihre aquamarinen Augen und vermeinte, einen tiefen Schmerz darin zu sehen. Wieder nickte er. „Ich verstehe.“
Eine Freundin
Auf dem Weg zurück war Rubina froh, dass es so schnell gegangen war. Alles konnte sie ohne Schmerz zurücklassen, aber die Pferde hingen ihr so am Herz, dass es ein schwerer Schritt gewesen war, sie loszulassen. Das Geld, das sie über Jahre hinweg gespart hatte, klimperte in ihrer Tasche und sie wusste genau, was sie jetzt dagegen eintauschen würde, denn das hatte sie sich gut überlegt. Jetzt kam der gefährlichere Teil der Vorbereitungen.
Zielstrebig bog sie in eine Straße ein, die direkt in die Innenstadt führte. Hier gab es einen Tante-Emma-Laden, wo es einfach alles gab und gewiss auch das, was sie brauchte; zwar nicht in besonders guter Qualität, aber für sie war es genug. Die Ladenglocke klingelte leise, als sie durch die saubere Glastür den kleinen Laden betrat. Im Sommer gab es hier oft billig Eis zu holen, daher kannten sich die Inhaberin und Rubina gut, denn sie redeten jedes mal ein wenig miteinander. Sofort wurde sie von Amy, der etwas rundlichen Besitzerin des Ladens, mit einem strahlenden Lächeln empfangen. „An diesem heißen Tag brauchst du doch sicher eine Abkühlung! Wie wärs mit einem Eis? Ich schenk dir eins!“ Und ehe Rubina sich’s versah, stand sie da mit einem Erdbeereis in der Hand. „Oh, vielen Dank!“ „Das geht schon klar, wir sind doch Freunde!“ Ihr Herz machte einen Hüpfer. Diese Worte waren das Schönste, was Rubina seit Jahren gehört hatte. Eine Freundin! Die einzige Freundin! „Vielen Dank! Ich bin nämlich nicht gekommen, um Eis zu kaufen“, sagte sie. Amys Mine wurde ernst. „Nicht? Was willst du dann? Doch nicht einfach mich besuchen?“
„Nein. Also ich brauche ein kleines Zelt, einen Schlafsack, eine Taschenlampe, Batterien, eine Landkarte, ein Pilz- und ein Kräuterbestimmungsbuch, einen kleinen Topf, Löffel, Messer und Gabel, Streichhölzer und ein Feuerzeug... Das wars, glaube ich.“
Amy war nicht dumm, sie hatte sogar eine sehr scharfsinnige Art und Weise, zu denken. „Das wird kein Schulausflug“, sagte sie langsam. Eine kleine Pause entstand. „Du willst weglaufen.“ Rubina hatte Angst. Wenn Amy es jetzt der Polizei erzählen würde, wäre alles dahin und sie wäre weiterhin Carlos und den Schulkameraden ausgeliefert. Dann wäre alles umsonst gewesen, dann wäre das hier nur ein Traum und die schreckliche Wirklichkeit würde sie gefangen halten wie ein Käfig mit Stahlgittern ohne Schloss, ohne Möglichkeit, zu fliehen.
Amy wiegte den Kopf. Sie schien mit sich selbst zu ringen. „Amy“, sagte Rubina eindringlich und blickte der Frau fest in die dunklen, warmen Augen. „Es ist die einzige Möglichkeit für mich, der Hölle zu entfliehen. Siehst du meine ganzen Schrammen und Beulen? Das kommt nicht von einem Sturz!“ Sie machte eine Pause und biss die Zähne zusammen. „Das war Carlos. Er hat mich zusammengeschlagen und mich mit einem Messer bedroht und gesagt, dass ich ihm jeden Tag zehn Mark geben soll. Wo soll ich jeden Tag zehn Mark herbekommen? In der Schule habe ich keine Freunde und ich habe keine Familie und... Es ist die einzige Möglichkeit, Amy!“
Eigentlich ist mir nur etwas aufgefallen.
Amys Miene wurde ernst.
Eine Mine ist explosiv und hat nichts mit Gestik zu tun:)
Sonst finde ich die Story gut. Weiter so!
Amys Miene wurde ernst.
Eine Mine ist explosiv und hat nichts mit Gestik zu tun:)
Sonst finde ich die Story gut. Weiter so!
Oh danke RPGamer, werds sofort ausbessern!
So, nur ein kleiner Abschnitt aber ich bin soo beschäftigt vor allem wegen der Ostertage und weil meine Cousine jetzt zu Besuch ist
Amy nickte. „Du hast recht. Ich... ich werde nichts erzählen. Du scheinst dich ja gut vorbereitet zu haben, also sind meine Sorgen nicht allzu groß. Aber wo, um Himmels willen, willst du hin?“ „Ich weiß es nicht“, murmelte Rubina. „Ich werde irgendwo anfangen zu jobben, denke ich, vielleicht in Reiterhöfen, - du weißt ja, dass ich ein Händchen für Pferde habe - damit ich ein wenig Geld für Essen habe, und sonst werde ich mich irgendwie durchschlagen. Vielleicht kann ich mich so lange verstecken bis die Polizei glaubt, ich sei tot, und dann ein neues Leben anfangen.“
Plötzlich kam Amy hinter dem Tresen hervor und drückte Rubina fest an sich. Einige dicke Tränen rollten über ihre Wangen. „Tut mir leid“, sagte sie und wischte sie weg. „Ich bin überzeugt, dass du das schaffst. Bitte ruf mich an, wenn du an eine Telefonzelle kommst und erzähl mir alles. Ich schreibe dir kurz meine Nummer auf.“ Sie kritzelte auf einen Zettel ihre Telefonnummer und drückte sie Rubina in die Hand. Dann stapfte sie in den hinteren Teil ihres Ladens. „Irgendwo müsste ich hier noch zwei Zelte liegen haben!“, meinte sie dabei und zog kurz darauf ein dunkelgrünes Bündel aus einem Regal. „Du brauchst ein kleines und leichtes, es muss ja nur für dich reichen und außerdem musst du damit ja noch wandern können.“ Sie drehte sich einmal um sich selbst, schien dann etwas zu entdecken und zog einen alten Wanderrucksack aus einer Ecke. „Der ist nicht mehr besonders schön, aber das muss er ja auch nicht sein. Ich schenk ihn dir, den will eh keiner mehr haben. Den Preis für das Zelt machen wir ein bisschen runter, denke ich.“
Außer Batterien hatte Amy alles, Rubina konnte über die Hälfte ihrer Ersparnisse wieder einstecken und bald war das Gerümpel in dem großen Rucksack verstaut. Auf der Karte hatte Amy noch alle Quellen eingeringelt und wenn sie nicht eingezeichnet waren, die Stelle markiert; ganz in der Nähe lag zum Beispiel eine, die in der Karte nicht verzeichnet war. Dann ging sie noch einmal durch die Tür in ihre private Wohnung und kam nach fünf Minuten mit einer leeren Zwei-Liter-Flasche und einem Buch zurück. „Die Flasche kannst du an der Quelle füllen, sie ist besser als solche kleinen, die sofort leer sind.“ Dann reichte sie dem Mädchen das Buch mit dem dunkelroten Ledereinband. Ein rotes Bändchen hing zwischen den Seiten heraus. „Das ist für dich“, sagte Amy liebevoll. „Ich wollte es dir eigentlich zu Weihnachten schenken, aber wo du jetzt weggehst, ist es besser wenn ich es dir jetzt gleich mitgebe. Du kannst hineinschreiben was du willst. Deine Gedanken, deine Gefühle...“ Auf der ersten Seite stand in Amys etwas krakeliger Schrift: „Von deiner Amy! Ich hoffe, dass du mich nie vergisst.“
Eine Träne schimmerte in Rubinas Auge. Sie umarmte ihre Freundin, kurz und fest. „Vielen Dank! Ich werde dich nicht vergessen! Du bist... meine einzige Freundin!“ „Machs gut“, sagte Amy und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Und pass auf dich auf!“
„Werde ich“, versicherte Rubina, öffnete die Glastür und trat auf das sonnengewärmte Pflaster der Straße hinaus. Amy winkte ihr, bis sie nicht mehr zu sehen war. Beim Bäcker kaufte Rubina noch einen Laib Brot, beim Metzger eine harte Mettwurst, die sie in der Plastiktüte ließ und in einem Elektronikgeschäft einige Ersatzbatterien.
Wieder zuhause, nein, im Waisenhaus, denn ein Zuhause konnte sie es nicht nennen, packte sie die Sachen aus dem kleinen Rucksack in den großen um, zog sich aus, stellte den Wecker auf 2 Uhr nachts und legte sich ins Bett. Jetzt musste sie schlafen, damit sie nachher nicht müde war. Sie starrte die weiße Decke an.
„Jetzt“, dachte sie, „Jetzt bin ich fertig. Es ist alles getan, was getan werden musste. Und bald, bald bin ich frei.“ Und mit diesem glücklichen Gedanken schlief sie ein.
So, nur ein kleiner Abschnitt aber ich bin soo beschäftigt vor allem wegen der Ostertage und weil meine Cousine jetzt zu Besuch ist
Amy nickte. „Du hast recht. Ich... ich werde nichts erzählen. Du scheinst dich ja gut vorbereitet zu haben, also sind meine Sorgen nicht allzu groß. Aber wo, um Himmels willen, willst du hin?“ „Ich weiß es nicht“, murmelte Rubina. „Ich werde irgendwo anfangen zu jobben, denke ich, vielleicht in Reiterhöfen, - du weißt ja, dass ich ein Händchen für Pferde habe - damit ich ein wenig Geld für Essen habe, und sonst werde ich mich irgendwie durchschlagen. Vielleicht kann ich mich so lange verstecken bis die Polizei glaubt, ich sei tot, und dann ein neues Leben anfangen.“
Plötzlich kam Amy hinter dem Tresen hervor und drückte Rubina fest an sich. Einige dicke Tränen rollten über ihre Wangen. „Tut mir leid“, sagte sie und wischte sie weg. „Ich bin überzeugt, dass du das schaffst. Bitte ruf mich an, wenn du an eine Telefonzelle kommst und erzähl mir alles. Ich schreibe dir kurz meine Nummer auf.“ Sie kritzelte auf einen Zettel ihre Telefonnummer und drückte sie Rubina in die Hand. Dann stapfte sie in den hinteren Teil ihres Ladens. „Irgendwo müsste ich hier noch zwei Zelte liegen haben!“, meinte sie dabei und zog kurz darauf ein dunkelgrünes Bündel aus einem Regal. „Du brauchst ein kleines und leichtes, es muss ja nur für dich reichen und außerdem musst du damit ja noch wandern können.“ Sie drehte sich einmal um sich selbst, schien dann etwas zu entdecken und zog einen alten Wanderrucksack aus einer Ecke. „Der ist nicht mehr besonders schön, aber das muss er ja auch nicht sein. Ich schenk ihn dir, den will eh keiner mehr haben. Den Preis für das Zelt machen wir ein bisschen runter, denke ich.“
Außer Batterien hatte Amy alles, Rubina konnte über die Hälfte ihrer Ersparnisse wieder einstecken und bald war das Gerümpel in dem großen Rucksack verstaut. Auf der Karte hatte Amy noch alle Quellen eingeringelt und wenn sie nicht eingezeichnet waren, die Stelle markiert; ganz in der Nähe lag zum Beispiel eine, die in der Karte nicht verzeichnet war. Dann ging sie noch einmal durch die Tür in ihre private Wohnung und kam nach fünf Minuten mit einer leeren Zwei-Liter-Flasche und einem Buch zurück. „Die Flasche kannst du an der Quelle füllen, sie ist besser als solche kleinen, die sofort leer sind.“ Dann reichte sie dem Mädchen das Buch mit dem dunkelroten Ledereinband. Ein rotes Bändchen hing zwischen den Seiten heraus. „Das ist für dich“, sagte Amy liebevoll. „Ich wollte es dir eigentlich zu Weihnachten schenken, aber wo du jetzt weggehst, ist es besser wenn ich es dir jetzt gleich mitgebe. Du kannst hineinschreiben was du willst. Deine Gedanken, deine Gefühle...“ Auf der ersten Seite stand in Amys etwas krakeliger Schrift: „Von deiner Amy! Ich hoffe, dass du mich nie vergisst.“
Eine Träne schimmerte in Rubinas Auge. Sie umarmte ihre Freundin, kurz und fest. „Vielen Dank! Ich werde dich nicht vergessen! Du bist... meine einzige Freundin!“ „Machs gut“, sagte Amy und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Und pass auf dich auf!“
„Werde ich“, versicherte Rubina, öffnete die Glastür und trat auf das sonnengewärmte Pflaster der Straße hinaus. Amy winkte ihr, bis sie nicht mehr zu sehen war. Beim Bäcker kaufte Rubina noch einen Laib Brot, beim Metzger eine harte Mettwurst, die sie in der Plastiktüte ließ und in einem Elektronikgeschäft einige Ersatzbatterien.
Wieder zuhause, nein, im Waisenhaus, denn ein Zuhause konnte sie es nicht nennen, packte sie die Sachen aus dem kleinen Rucksack in den großen um, zog sich aus, stellte den Wecker auf 2 Uhr nachts und legte sich ins Bett. Jetzt musste sie schlafen, damit sie nachher nicht müde war. Sie starrte die weiße Decke an.
„Jetzt“, dachte sie, „Jetzt bin ich fertig. Es ist alles getan, was getan werden musste. Und bald, bald bin ich frei.“ Und mit diesem glücklichen Gedanken schlief sie ein.
Danke ;)
Also hier kommt wieder was, ich war einige ... Wochen?? nicht fähig zu schreiben, die letzte vor allem darum, weil zwei Mädchen aus meiner Parallelklasse, von denen ich eine näher kannte, Selbstmord begangen haben.
Nichtsdesdotrotz gehts jetzt weiter:
Aufbruch ins Ungewisse
Carlos Gesicht. Grinsend aus der Finsternis. „Hab ich dir nicht gesagt, zehn Mark jeden Tag?“ Ihre Wangen brannten. Sie stöhnte. „Ich habe nichts. Nichts!“ „Dann bezahlst du anders!“ Sie spürte seine Hand auf ihrer Hüfte, eine harte Hand. Sie wusste, was er tun würde. „Bitte!“ Nur ein Hauch war es. Dann nahm sie alle Kraft zusammen, rollte sich mit einem Ruck zur Seite, ein greller Schmerz schoss durch ihren Schädel und ein Kreischen durchdrang die dunkle Stille. Wie von Sinnen schlug Rubina um sich und das Kreischen erstarb.
Alles war dunkel, nur ihr Kopf pochte von dumpfem Schmerz. Unter sich spürte sie etwas weiches. Blind tastete sie neben sich und schaltete die Nachttischlampe an, die sofort ein weiches, gelbes Licht im Raum verbreitete. Erst jetzt begriff Rubina, dass es ein Traum gewesen war. Ein Albtraum. Das Kreischen war der Wecker gewesen und als sie sich zur Seite gerollt hatte, war ihr Kopf gegen die Wand gestoßen. Rubina ließ sich zurück in ihre Kissen sinken und schloss die Augen. Sie atmete tief ein und aus, bis ihr Atmen sich wieder beruhigt hatte und regelmäßig ging. Dann setzte sie sich auf. Der Wecker zeigte kurz nach zwei an.
Und plötzlich überkam sie eine Aufregung, die durch ihre Glieder fuhr und sie vollends weckte. Ein Kribbeln in ihrer Brust, fast ein Zittern, das in Wellen durch ihren Körper lief und dann durch die Zehenspitzen entwich. Alles war bereit, sie musste nur noch verschwinden. Nur noch losgehen, zur Tür hinaus und dann alles hinter sich lassen! Die Telefonnummer von ihrer Freundin Amy hatte sie sicher in ihrer Hosentasche und das Tagebuch im Rucksack. „Weg, weg von Carlos!“, dachte sie und zog sich leise an. Allond schoss ihr durch den Kopf und sie schickte einige Gedanken zum Abschied an ihn, in der verzweifelten Hoffnung, dass sie ihn erreichen mögen. Sie öffnete die Zimmertür und hielt den Atem an, als sie quietschte, tapste auf den Fußspitzen die Treppe hinab und schlich den Flur entlang. Bepackt, wie sie war, verursachte sie ein ständiges Rasseln und Schleifen und die Angst, entdeckt zu werden klammerte sich mehr als jemals um ihr Herz.
Rubina zwang sich, ruhig zu atmen und einen Fuß vor den anderen zu setzen. Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. War das nicht eben das Klappern einer Tür? Und Schritte auf dem Flur? Taps, taps, taps, klangen die Schritte. Ein Kratzen. Es kam auf sie zu. Rubina hörte ihren eigenen keuchenden Atem. „Es ist aus. Sie werden mich entdecken!“, schoss ihr durch den Kopf. Musste dort nicht hinter dieser Ecke ein Schatten auftauchen?
Die Schritte waren lauter geworden. Irgend ein Mensch musste doch dazugehören!
Und plötzlich hätte Rubina vor Erleichterung laut aufgelacht. Natürlich! Die Katze machte ihren nächtlichen Rundgang. Rubina bückte sich ein wenig und fuhr dem schnurrenden Tier über das strubbelige Fell. „Mach’s gut“, hauchte sie. „Mich wirst du nicht mehr sehen!“ Damit öffnete sie die Haustüre, wobei die Katze hindurchschlüpfte, und schloss sie so leise sie konnte. Mit einem seltsamen Vibrieren in der Brust sog sie die kühle Nachtluft ein. Der Duft der roten Rosen von gegenüber wehte durch die Lüfte. Langsam trat Rubina auf die erste Stufe, dann auf die zweite. Sie sah noch einmal auf zu dem hohen Gebäude hinter ihr. Ein schäbiges Heim. „Es ist nicht mein Heim“, flüsterte sie. „Doch trotzdem sage ich: Adieu, du, in dessen Mauern ich einen schrecklichen Teil meines Lebens fristen musste.“ Noch fühlte sie sich nicht befreit; der Schatten des Hauses stand noch immer über ihr. Sie ging noch ein paar Schritte weiter. Jetzt beschien der Mond ihr blasses Gesicht, das die Strahlen der Sonne nie aufnahm. Auch wenn sie sich sonnte, ihre Haut blieb so blass wie vorher. Gemessenen Schrittes trat sie aus dem grün angestrichenen Tor, von dem die Farbe abblätterte, und auf die Straße. Sie spürte kaum ihre Füße, dies alles erschien ihr wie ein Traum, aus dem sie gleich wachgerüttelt würde. Lateinische Wörter und Sätze bildeten sich in ihr und formten sich zu einem Lied. „Redde me“ nannte sie es. „Gib mich zurück“. Sie wusste nicht genau, wieso; vielleicht, weil sie das Gefühl hatte, sie wäre ihrem Leben weggenommen worden. Jeder musste sie für verrückt halten, der sie auf lateinisch singen hörte, doch ihr war diese Sprache nicht verhasst, nicht gestorben. Nein, sie liebte Latein abgöttisch und wahrscheinlich war einer der Gründe dafür, dass es nahezu die einzige Verbindung zu ihren Eltern war. Wenn sie lateinisch hörte oder sprach, versetzte sie sich in die wunderbare Zeit, da ihre Eltern noch lebten. Längst hatte sie sich mit dem Tod der Eltern abgefunden, doch auch heute, nach etwa fünf Jahren, vermisste sie die beiden so schmerzlich, dass sie manchmal, wenn sie in der Kirche eine Kerze für sie anzündete, haltlos zu weinen begann.
Die Sterne glommen am tief blauschwarzen Firmament gleich Irrlichtern und spendeten dem einsamen Mädchen ihr weiches, silbernes Licht. Manchmal, wie jetzt, hatte sie ein Gefühl, als ob die Sterne sie mochten, ihre Geschwister seien und der Mond wie ein Vater ihre Wege bewachte. Im Moment brauchte sie keine Taschenlampe, die Straße war breit genug, um nicht von ihr abzukommen. Rubina hatte beschlossen, bis zum Morgen die Hauptstraße entlangzugehen und bei Sonnenaufgang in einen Feldweg einzubiegen.
Auf einmal jedoch hörte sie ein tiefes Brummen und gleichzeitig wurde sie in grelles Scheinwerferlicht getaucht. Entsetzt sprang sie zur Seite in den Straßengraben und ein großes, schwarzes Ungetüm schoss an ihr vorbei. Einen Moment musste Rubina warten, bis sich ihr Herzschlag beruhigt hatte, dann aber wanderte sie weiter als hätte es diesen kleinen Zwischenfall nie gegeben. Schier endlos schien sie dahinzugehen; einen Fuß vor den anderen zu setzen fiel ihr immer schwerer und der Rucksack drückte schmerzhaft auf ihre Schultern. Wieder wich sie einem Auto aus. Was die Fahrer sich wohl denken mochten? Als sich das dritte Auto mit einem lärmenden Röhren näherte, reagierte Rubina schon fast genervt und eine Spur Angst trat in ihre Gedanken. Schon zwei Menschen hatten sie bis jetzt gesehen, das würde der Polizei hinreichend Tipps geben, sie zu finden, falls sie überhaupt verständigt würde. Doch wie erstaunt war Rubina, als das Röhren zu einem Brummen wurde und schließlich der Wagen neben ihr hielt. Eine Wagentür wurde geöffnet und ein strohblonder Kopf streckte sich heraus wenngleich es allen Anschein hatte, dass die Haare gefärbt wurden. „Einen schönen Abend, junge Dame“, grinste der etwa zwanzigjährige Fahrer. „Was tust du denn ganz allein so weit außerhalb der Stadt? Willst doch nicht etwa ausreißen, oder? Ich könnte dich ein Stück mitnehmen, für eine kleine Gefälligkeit.“ Sein Grinsen wurde breiter.
„Das hättest du wohl gerne“, zischte sie ihn an, biss sich auf die Lippe und versuchte fieberhaft, eine Ausrede zu finden. Doch mit schnellen Ausreden war sie gesegnet. „Ich war auf Pfadfinderlager und kehre zu meinen Eltern zurück, meine zwei Brüder müssten gleich hier auftauchen, sie wollten mich abfangen, damit mir nichts zustößt.“ Misstrauisch blickte der Halbstarke hinter Rubina in die Finsternis. Er schien verunsichert, dann aber sagte er verächtlich: „Mit deinen Lügen jagst du einen wie mich nicht ins Bockshorn. Ich weiß doch, dass du abhauen willst! Ich kann dich ein ganzes Stück weiter bringen. Wie gesagt...“ Er zeigte wieder seine ungepflegten Zähne. „Gegen einen kleinen Gefallen...“ „Tut mir Leid“, entgegnete Rubina kalt und kniff die Augen zusammen. „Ich muss leider beim nächsten Feldweg abbiegen. Und falls du Bekanntschaft mit Jakob und Maxim machen willst, kannst dich noch länger an mich ranmachen, da hinten kommen sie nämlich schon!“ Sie drehte sich um und winkte heftig, während sie die Namen ihrer erfundenen Brüder rief.
Tatsächlich hatte Rubinas schauspielerische Einlage Erfolg. Mit einem Schnauben und verärgertem Gesicht schlug der Bursche die Tür zu und hatte es plötzlich sehr eilig, sich aus dem Staub zu machen; der Motor heulte auf und das Fahrzeug verschwand in der Nacht.
Also hier kommt wieder was, ich war einige ... Wochen?? nicht fähig zu schreiben, die letzte vor allem darum, weil zwei Mädchen aus meiner Parallelklasse, von denen ich eine näher kannte, Selbstmord begangen haben.
Nichtsdesdotrotz gehts jetzt weiter:
Aufbruch ins Ungewisse
Carlos Gesicht. Grinsend aus der Finsternis. „Hab ich dir nicht gesagt, zehn Mark jeden Tag?“ Ihre Wangen brannten. Sie stöhnte. „Ich habe nichts. Nichts!“ „Dann bezahlst du anders!“ Sie spürte seine Hand auf ihrer Hüfte, eine harte Hand. Sie wusste, was er tun würde. „Bitte!“ Nur ein Hauch war es. Dann nahm sie alle Kraft zusammen, rollte sich mit einem Ruck zur Seite, ein greller Schmerz schoss durch ihren Schädel und ein Kreischen durchdrang die dunkle Stille. Wie von Sinnen schlug Rubina um sich und das Kreischen erstarb.
Alles war dunkel, nur ihr Kopf pochte von dumpfem Schmerz. Unter sich spürte sie etwas weiches. Blind tastete sie neben sich und schaltete die Nachttischlampe an, die sofort ein weiches, gelbes Licht im Raum verbreitete. Erst jetzt begriff Rubina, dass es ein Traum gewesen war. Ein Albtraum. Das Kreischen war der Wecker gewesen und als sie sich zur Seite gerollt hatte, war ihr Kopf gegen die Wand gestoßen. Rubina ließ sich zurück in ihre Kissen sinken und schloss die Augen. Sie atmete tief ein und aus, bis ihr Atmen sich wieder beruhigt hatte und regelmäßig ging. Dann setzte sie sich auf. Der Wecker zeigte kurz nach zwei an.
Und plötzlich überkam sie eine Aufregung, die durch ihre Glieder fuhr und sie vollends weckte. Ein Kribbeln in ihrer Brust, fast ein Zittern, das in Wellen durch ihren Körper lief und dann durch die Zehenspitzen entwich. Alles war bereit, sie musste nur noch verschwinden. Nur noch losgehen, zur Tür hinaus und dann alles hinter sich lassen! Die Telefonnummer von ihrer Freundin Amy hatte sie sicher in ihrer Hosentasche und das Tagebuch im Rucksack. „Weg, weg von Carlos!“, dachte sie und zog sich leise an. Allond schoss ihr durch den Kopf und sie schickte einige Gedanken zum Abschied an ihn, in der verzweifelten Hoffnung, dass sie ihn erreichen mögen. Sie öffnete die Zimmertür und hielt den Atem an, als sie quietschte, tapste auf den Fußspitzen die Treppe hinab und schlich den Flur entlang. Bepackt, wie sie war, verursachte sie ein ständiges Rasseln und Schleifen und die Angst, entdeckt zu werden klammerte sich mehr als jemals um ihr Herz.
Rubina zwang sich, ruhig zu atmen und einen Fuß vor den anderen zu setzen. Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. War das nicht eben das Klappern einer Tür? Und Schritte auf dem Flur? Taps, taps, taps, klangen die Schritte. Ein Kratzen. Es kam auf sie zu. Rubina hörte ihren eigenen keuchenden Atem. „Es ist aus. Sie werden mich entdecken!“, schoss ihr durch den Kopf. Musste dort nicht hinter dieser Ecke ein Schatten auftauchen?
Die Schritte waren lauter geworden. Irgend ein Mensch musste doch dazugehören!
Und plötzlich hätte Rubina vor Erleichterung laut aufgelacht. Natürlich! Die Katze machte ihren nächtlichen Rundgang. Rubina bückte sich ein wenig und fuhr dem schnurrenden Tier über das strubbelige Fell. „Mach’s gut“, hauchte sie. „Mich wirst du nicht mehr sehen!“ Damit öffnete sie die Haustüre, wobei die Katze hindurchschlüpfte, und schloss sie so leise sie konnte. Mit einem seltsamen Vibrieren in der Brust sog sie die kühle Nachtluft ein. Der Duft der roten Rosen von gegenüber wehte durch die Lüfte. Langsam trat Rubina auf die erste Stufe, dann auf die zweite. Sie sah noch einmal auf zu dem hohen Gebäude hinter ihr. Ein schäbiges Heim. „Es ist nicht mein Heim“, flüsterte sie. „Doch trotzdem sage ich: Adieu, du, in dessen Mauern ich einen schrecklichen Teil meines Lebens fristen musste.“ Noch fühlte sie sich nicht befreit; der Schatten des Hauses stand noch immer über ihr. Sie ging noch ein paar Schritte weiter. Jetzt beschien der Mond ihr blasses Gesicht, das die Strahlen der Sonne nie aufnahm. Auch wenn sie sich sonnte, ihre Haut blieb so blass wie vorher. Gemessenen Schrittes trat sie aus dem grün angestrichenen Tor, von dem die Farbe abblätterte, und auf die Straße. Sie spürte kaum ihre Füße, dies alles erschien ihr wie ein Traum, aus dem sie gleich wachgerüttelt würde. Lateinische Wörter und Sätze bildeten sich in ihr und formten sich zu einem Lied. „Redde me“ nannte sie es. „Gib mich zurück“. Sie wusste nicht genau, wieso; vielleicht, weil sie das Gefühl hatte, sie wäre ihrem Leben weggenommen worden. Jeder musste sie für verrückt halten, der sie auf lateinisch singen hörte, doch ihr war diese Sprache nicht verhasst, nicht gestorben. Nein, sie liebte Latein abgöttisch und wahrscheinlich war einer der Gründe dafür, dass es nahezu die einzige Verbindung zu ihren Eltern war. Wenn sie lateinisch hörte oder sprach, versetzte sie sich in die wunderbare Zeit, da ihre Eltern noch lebten. Längst hatte sie sich mit dem Tod der Eltern abgefunden, doch auch heute, nach etwa fünf Jahren, vermisste sie die beiden so schmerzlich, dass sie manchmal, wenn sie in der Kirche eine Kerze für sie anzündete, haltlos zu weinen begann.
Die Sterne glommen am tief blauschwarzen Firmament gleich Irrlichtern und spendeten dem einsamen Mädchen ihr weiches, silbernes Licht. Manchmal, wie jetzt, hatte sie ein Gefühl, als ob die Sterne sie mochten, ihre Geschwister seien und der Mond wie ein Vater ihre Wege bewachte. Im Moment brauchte sie keine Taschenlampe, die Straße war breit genug, um nicht von ihr abzukommen. Rubina hatte beschlossen, bis zum Morgen die Hauptstraße entlangzugehen und bei Sonnenaufgang in einen Feldweg einzubiegen.
Auf einmal jedoch hörte sie ein tiefes Brummen und gleichzeitig wurde sie in grelles Scheinwerferlicht getaucht. Entsetzt sprang sie zur Seite in den Straßengraben und ein großes, schwarzes Ungetüm schoss an ihr vorbei. Einen Moment musste Rubina warten, bis sich ihr Herzschlag beruhigt hatte, dann aber wanderte sie weiter als hätte es diesen kleinen Zwischenfall nie gegeben. Schier endlos schien sie dahinzugehen; einen Fuß vor den anderen zu setzen fiel ihr immer schwerer und der Rucksack drückte schmerzhaft auf ihre Schultern. Wieder wich sie einem Auto aus. Was die Fahrer sich wohl denken mochten? Als sich das dritte Auto mit einem lärmenden Röhren näherte, reagierte Rubina schon fast genervt und eine Spur Angst trat in ihre Gedanken. Schon zwei Menschen hatten sie bis jetzt gesehen, das würde der Polizei hinreichend Tipps geben, sie zu finden, falls sie überhaupt verständigt würde. Doch wie erstaunt war Rubina, als das Röhren zu einem Brummen wurde und schließlich der Wagen neben ihr hielt. Eine Wagentür wurde geöffnet und ein strohblonder Kopf streckte sich heraus wenngleich es allen Anschein hatte, dass die Haare gefärbt wurden. „Einen schönen Abend, junge Dame“, grinste der etwa zwanzigjährige Fahrer. „Was tust du denn ganz allein so weit außerhalb der Stadt? Willst doch nicht etwa ausreißen, oder? Ich könnte dich ein Stück mitnehmen, für eine kleine Gefälligkeit.“ Sein Grinsen wurde breiter.
„Das hättest du wohl gerne“, zischte sie ihn an, biss sich auf die Lippe und versuchte fieberhaft, eine Ausrede zu finden. Doch mit schnellen Ausreden war sie gesegnet. „Ich war auf Pfadfinderlager und kehre zu meinen Eltern zurück, meine zwei Brüder müssten gleich hier auftauchen, sie wollten mich abfangen, damit mir nichts zustößt.“ Misstrauisch blickte der Halbstarke hinter Rubina in die Finsternis. Er schien verunsichert, dann aber sagte er verächtlich: „Mit deinen Lügen jagst du einen wie mich nicht ins Bockshorn. Ich weiß doch, dass du abhauen willst! Ich kann dich ein ganzes Stück weiter bringen. Wie gesagt...“ Er zeigte wieder seine ungepflegten Zähne. „Gegen einen kleinen Gefallen...“ „Tut mir Leid“, entgegnete Rubina kalt und kniff die Augen zusammen. „Ich muss leider beim nächsten Feldweg abbiegen. Und falls du Bekanntschaft mit Jakob und Maxim machen willst, kannst dich noch länger an mich ranmachen, da hinten kommen sie nämlich schon!“ Sie drehte sich um und winkte heftig, während sie die Namen ihrer erfundenen Brüder rief.
Tatsächlich hatte Rubinas schauspielerische Einlage Erfolg. Mit einem Schnauben und verärgertem Gesicht schlug der Bursche die Tür zu und hatte es plötzlich sehr eilig, sich aus dem Staub zu machen; der Motor heulte auf und das Fahrzeug verschwand in der Nacht.
ich finds gut!
tut mir leid, das mit den Mädchen,dass du da nicht dazu gekommen bist zu schreiben ist kein Wunder.
tut mir leid, das mit den Mädchen,dass du da nicht dazu gekommen bist zu schreiben ist kein Wunder.
Ich hab überraschend heute noch einen Teil zustand gebracht^^:
Rubina atmete auf, doch als sie die Pfadfinder erwähnt hatte, war ihr etwas eingefallen, das sie vergessen hatte: Ein Kompass! Sollte sie zurückgehen? Nein, das hatte wohl keinen Sinn, wenn alle Geschäfte geschlossen hatten.
Weiter wanderte sie, immer weiter und schließlich holte sie die Taschenlampe hervor, um Amys Landkarte zu beleuchten. Sie befand sich fast am Waldrand, laut der Karte müsste nach einigen Metern ein Feldweg von der Hauptstraße abzweigen. Tatsächlich zeigte sich auch eine Lücke zwischen den Baumstämmen, die wieder zu einem undurchdringlichen Schwarz verflossen, wenn der Lichtkegel an ihnen vorbeigezogen war.
Wieder ertönte das Brummen eines Autos die Stille, dieses war aber nicht so laut und röhrend wie das des Halbstarken, sondern leiser und fast freundlich. Sie schaltete ihre Taschenlampe aus, wich wiederum von der Straße aus in den Seitengraben und wollte weiterwandern, als das Auto einen Huper von sich gab. Erstaunt wandte sie den Kopf und wurde gewahr, dass der große Familienwagen angehalten hatte. Eine Fensterscheibe wurde heruntergekurbelt und Rubina trat näher, um den Fahrer genauer erkennen zu können. Es handelte sich um einen Mann um die vierzig, um dessen Augen sich schon die ersten Fältchen zeigten. Hier musste sie sich eine andere Geschichte einfallen lassen, das spürte sie. „He, Mädchen, was machst du denn in tiefster Nacht mitten auf dem Land?“ Seine Stimme klang misstrauisch, doch hatte sie einen weichen und fast besorgten Unterton. „Er betrachtete ihren Rucksack mit der kleinen Pfanne, die an der Seite baumelte. Seine Stirn runzelte sich. „Doch nicht etwa weglaufen?“ Rubina bemühte sich um ein sorgloses Lachen. „Ach wo, ich treffe mich mit meiner Pfadfindergruppe in Remsen und jeder muss erst dorthin wandern.“ Seine Gesichtszüge entspannten sich, anscheinend genügte ihm diese Erklärung. Remsen war nicht weit von hier entfernt, zu Fuß würde man jedoch noch einige Stunden brauchen. Rubina hatte vor, in dieser Stadt einen Kompass zu kaufen und dann ihren Weg fortsetzen. Sie hatte sich überlegt, dass sie immer wieder Haken schlagen würde auf ihrer Reise und damit die Polizei in die Irre führen. Wie gesagt, falls sie jemand überhaupt alarmierte.
„Du kannst ein Stück mit mir fahren“, bot der Mann an. „Ich muss allerdings schon kurz vor Remsen abbiegen.“ „Ach nein“, wieder versuchte Rubina zu lachen, was ihr auch halbwegs gelang. „Das wäre ja geschummelt.“ Der Fahrer sah sie durchdringend an. „Es wäre besser für dich“, sagte er leise. Einen kurzen, flackernden Augenblick dachte Rubina, es sei eine Drohung.
„Ich meine, es gibt viele Halunken, die eine wie dich gerne mitnehmen würden; verstehst du, was ich meine?“ Rubina wich ein wenig zurück. Sie verstand sehr wohl, was er meinte, schließlich war ihr vor weniger als zehn Minuten ein solcher „Halunke“ begegnet und sie hatte all ihre schauspielerischen Talente einsetzen müssen, um ihn loszuwerden. Eine gewisse Angst stand ihr wohl ins Gesicht geschrieben, denn der Fahrer lächelte freundlich, legte seine rechte Hand aufs Herz und versicherte ihr: „Ich werde dir nichts tun, dich nicht entführen oder sonst was; ich werde dich sicher vor Remsen absetzen, ich schwöre auf meinen Gott.“ Rubina beschloss, dem freundlichen Mann zu vertrauen und fragte unsicher: „Was möchten Sie dafür?“ Jetzt war es am Fahrer, zu lachen. „Ein gutes Gewissen. Steig ein.“
Das Mädchen mit den Rubinroten Haaren fuhr also per Anhalter. Während die Reifen unaufhörlich über den glatten Asphalt rollten, stellte sich der freundliche Mann als Martin Meiler vor und erklärte: „Ich habe meine Familie zum Flughafen gebracht, weil meine Frau mit den drei Kindern ihre Mutter besuchen möchte, die in Kroatien lebt. Ich bin leider durch meinen Beruf verhindert. Wie heißt du?“ „Lisa Müller“, kam wie aus der Pistole geschossen die Antwort. Rubina hatte diese Frage erwartet. Sie lächelte verlegen und meinte: „Nichts besonderes, mein Name, aber dafür kann ich schließlich nichts.“ Schon bald erreichten sie die Abzweigung nach Remsen erreicht, Rubina dankte Martin Meiler tausendfach und dieser fuhr schließlich in Richtung Autobahn weiter.
Rubina atmete auf, doch als sie die Pfadfinder erwähnt hatte, war ihr etwas eingefallen, das sie vergessen hatte: Ein Kompass! Sollte sie zurückgehen? Nein, das hatte wohl keinen Sinn, wenn alle Geschäfte geschlossen hatten.
Weiter wanderte sie, immer weiter und schließlich holte sie die Taschenlampe hervor, um Amys Landkarte zu beleuchten. Sie befand sich fast am Waldrand, laut der Karte müsste nach einigen Metern ein Feldweg von der Hauptstraße abzweigen. Tatsächlich zeigte sich auch eine Lücke zwischen den Baumstämmen, die wieder zu einem undurchdringlichen Schwarz verflossen, wenn der Lichtkegel an ihnen vorbeigezogen war.
Wieder ertönte das Brummen eines Autos die Stille, dieses war aber nicht so laut und röhrend wie das des Halbstarken, sondern leiser und fast freundlich. Sie schaltete ihre Taschenlampe aus, wich wiederum von der Straße aus in den Seitengraben und wollte weiterwandern, als das Auto einen Huper von sich gab. Erstaunt wandte sie den Kopf und wurde gewahr, dass der große Familienwagen angehalten hatte. Eine Fensterscheibe wurde heruntergekurbelt und Rubina trat näher, um den Fahrer genauer erkennen zu können. Es handelte sich um einen Mann um die vierzig, um dessen Augen sich schon die ersten Fältchen zeigten. Hier musste sie sich eine andere Geschichte einfallen lassen, das spürte sie. „He, Mädchen, was machst du denn in tiefster Nacht mitten auf dem Land?“ Seine Stimme klang misstrauisch, doch hatte sie einen weichen und fast besorgten Unterton. „Er betrachtete ihren Rucksack mit der kleinen Pfanne, die an der Seite baumelte. Seine Stirn runzelte sich. „Doch nicht etwa weglaufen?“ Rubina bemühte sich um ein sorgloses Lachen. „Ach wo, ich treffe mich mit meiner Pfadfindergruppe in Remsen und jeder muss erst dorthin wandern.“ Seine Gesichtszüge entspannten sich, anscheinend genügte ihm diese Erklärung. Remsen war nicht weit von hier entfernt, zu Fuß würde man jedoch noch einige Stunden brauchen. Rubina hatte vor, in dieser Stadt einen Kompass zu kaufen und dann ihren Weg fortsetzen. Sie hatte sich überlegt, dass sie immer wieder Haken schlagen würde auf ihrer Reise und damit die Polizei in die Irre führen. Wie gesagt, falls sie jemand überhaupt alarmierte.
„Du kannst ein Stück mit mir fahren“, bot der Mann an. „Ich muss allerdings schon kurz vor Remsen abbiegen.“ „Ach nein“, wieder versuchte Rubina zu lachen, was ihr auch halbwegs gelang. „Das wäre ja geschummelt.“ Der Fahrer sah sie durchdringend an. „Es wäre besser für dich“, sagte er leise. Einen kurzen, flackernden Augenblick dachte Rubina, es sei eine Drohung.
„Ich meine, es gibt viele Halunken, die eine wie dich gerne mitnehmen würden; verstehst du, was ich meine?“ Rubina wich ein wenig zurück. Sie verstand sehr wohl, was er meinte, schließlich war ihr vor weniger als zehn Minuten ein solcher „Halunke“ begegnet und sie hatte all ihre schauspielerischen Talente einsetzen müssen, um ihn loszuwerden. Eine gewisse Angst stand ihr wohl ins Gesicht geschrieben, denn der Fahrer lächelte freundlich, legte seine rechte Hand aufs Herz und versicherte ihr: „Ich werde dir nichts tun, dich nicht entführen oder sonst was; ich werde dich sicher vor Remsen absetzen, ich schwöre auf meinen Gott.“ Rubina beschloss, dem freundlichen Mann zu vertrauen und fragte unsicher: „Was möchten Sie dafür?“ Jetzt war es am Fahrer, zu lachen. „Ein gutes Gewissen. Steig ein.“
Das Mädchen mit den Rubinroten Haaren fuhr also per Anhalter. Während die Reifen unaufhörlich über den glatten Asphalt rollten, stellte sich der freundliche Mann als Martin Meiler vor und erklärte: „Ich habe meine Familie zum Flughafen gebracht, weil meine Frau mit den drei Kindern ihre Mutter besuchen möchte, die in Kroatien lebt. Ich bin leider durch meinen Beruf verhindert. Wie heißt du?“ „Lisa Müller“, kam wie aus der Pistole geschossen die Antwort. Rubina hatte diese Frage erwartet. Sie lächelte verlegen und meinte: „Nichts besonderes, mein Name, aber dafür kann ich schließlich nichts.“ Schon bald erreichten sie die Abzweigung nach Remsen erreicht, Rubina dankte Martin Meiler tausendfach und dieser fuhr schließlich in Richtung Autobahn weiter.
keiner geschrieben :'( *schnüff*
ejal, s geht weiter
Rubina beschloss, noch bis zur nächsten Stadt weiterzuwandern. Da es nicht einmal vier Uhr morgens war, konnte sie noch ein gutes Stück Wegs hinter sich bringen. Sie packte die Landkarte aus um sich zu orientieren, entdeckte einen schmalen Weg, der sich durch Äcker und Wald schlängelte und schließlich an einer Straße endete, die nach Gerstein führte.
So setzte also Rubina Mays ihre Wanderung fort, eine Wanderung die sie nicht nur in fremde Ortschaften leitete, sondern auch in eine Welt, die der unseren kaum mehr gleicht.
Der Weg geht immer fort, immer fort
Langsam verblassten die Sterne und der Mond ging unter. Die Dämmerung kroch über den Horizont und tauchte den Himmel in ein grau-blau-weiß, das sich bald in das strahlende Dunkelblau des Sommerhimmels wandeln würde. Als Rubina das nächste Mal auf die Armbanduhr sah, war es bereits fünf Uhr. Ihre Schultern schmerzten inzwischen und einige Male stellte sie ihn ab und trank einen Schluck Wasser.
Als sie ein Fahrzeug hinter sich hörte, stellte sie sich an den Straßenrand und streckte ihre Hand aus. Sie fand es gar nicht schlecht, per Anhalter zu fahren, nur musste sie sich die Leute gut anschauen. Auch die Idee mit den Pfadfindern wollte sie wieder aufgreifen.
Tatsächlich hatte sie Glück und der weiße Lastwagen hielt an. Das Fenster öffnete sich und Rubina rief hinauf: „Kann ich mitfahren?“ Die Fahrerin musterte das Mädchen skeptisch. Dann zog sie die Augenbrauen hoch und meinte: „Eine Ausreißerin?“ „Nein.“ Rubina lachte rau. „Ich gehe zu einem Pfadfindertreffen in Gerstein. Aber ich habe mich verrechnet und werde nicht rechtzeitig dort ankommen.“ Wieder nahm ihr der Gegenüber ihre Geschichte ab. Rubina hatte entweder starke Überzeugungskräfte oder die Fahrer waren doch alle recht einfältig. „Gut, steig ein. Ich muss sowieso in Gerstein tanken.“ Rubina kletterte hoch und setzte den Rucksack ab. Sie rieb sich unauffällig ihre Schmerzenden Schultern. „Scheint ganz schön schwer zu sein, dieses Teil“, meinte die blonde Frau (sie mochte etwa mittleren Alters sein) mit einem Seitenblick auf den Rucksack. „Oh ja“, antwortet Rubina. „Aber das ist normal bei einer längeren Wanderung, vor allem bei den Pfadfindern. Ich habe schon lange keine Wanderung mehr mitgemacht, deshalb ist es jetzt etwas ungewohnt.“ Sie war selbst überrascht, dass sie sich das alles aus dem Stegreif ausgedacht hatte, aber sie nahm es so hin und freute sich darüber. Es war wohl ihr Glück, dass sie so einfallsreich war. Das musste sie auch weiterhin sein, wenn sie überleben wollte. Ein wenig schlechtes Gewissen hatte sie schon, dass sie jetzt all diese freundlichen Leute anlog, aber was sollte sie sonst tun?
„Hallo, ich bin abgehaun, könnten Sie mich mitnehmen?“ Rubina schüttelte den Kopf. „Warum schüttelst du den Kopf?“, fragte die Fahrerin erstaunt und sah sie mit einem fragenden Blick an. „Ach, nichts. Nur, weil ich mich so verschätzt habe. Ich dachte wirklich, dass ich es in der Zeit schaffe, nach Gerstein zu kommen.“ „Wo wohnst du denn?“, fragte sie weiter. „In Remsen“, meinte Rubina noch, dann war es bereits Zeit zum Aussteigen. Es war jetzt zehn Minuten nach fünf.
Sie bedankte sich bei der Frau, verabschiedete sich und lief weiter in die Innenstadt. Gerstein war eine recht große Stadt, da fiel es nicht auf, wenn sie sich unter eine Brücke legte, um zu schlafen. Also packte sie den Schlafsack aus, legte sich aufs Gras, benutzte den Rucksack als Kopfkissen und stellte den Wecker auf neun Uhr, damit sie sich gleich zur Öffnungszeit einen Kompass kaufen konnte. Sie kritzelte noch einige Zeilen in ihr Tagebuch, dann nickte sie ein und schlief tief und fest bis um neun Uhr.
Die Sonne kitzelte Rubina an der Nase und sie musste heftig niesen. Davon wachte sie auf. Ein stechender Schmerz schoss durch ihr Rückgrat, als sie sich aufsetzen wollte. Rubina stöhnte. Sie war das weiche Bett gewohnt, aber sie befahl sich, sich so schnell wie möglich umzugewöhnen. Sie würde in Zukunft noch öfter auf hartem Boden schlafen müssen.
Also rappelte sie sich auf, rollte den Schlafsack zusammen und machte sich auf die Suche nach einem Geschäft, das hatte, was sie brauchte. Tatsächlich wurde sie nach einer halben Stunde suchen auch fündig. Sie betrat den Laden, kaufte sich einen der billigsten Kompasse und trat frohgemut wieder auf das sonnengewärmte Pflaster hinaus. Im Laden waren im Radio die Nachrichten gelaufen, aber keine Vermisstenmeldung war vorgekommen.
Rubina aß ein Stück Brot mit Mettwurst zum Frühstück, verließ Gerstein auf dem kürzesten Wege und wanderte weiter.
Es war schon Mittag als sie die nächste Stadt erreichte. Sie aß wieder etwas Brot und Mettwurst, trank Wasser, beschrieb einen großen Halbkreis um die Stadt und befand sich wieder auf offenem Feld. Es war unerträglich heiß hier inmitten den noch hellgrünen Gerste- Weizen- und Rapsfeldern und sie beeilte sich, in die Nähe des Walds zu kommen. Rubina warf einen Blick auf ihren Kompass, stellte fest, dass sie genau nach Westen wanderte, faltete die Karte auseinander und legte ihre Reiseroute für den Tag fest. Sie beschloss, so lange wie möglich im Wald zu bleiben, da es dort der Polizei nicht allzu leicht fallen würde, sie zu finden.
Die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die dichten Blätterkronen der Laubbäume und malten tanzende Lichtflecken auf den dunklen Waldboden. Bei jedem Schritt raschelte das Laub unter ihren Füßen und manchmal schlug ihr ein tief hängender Zweig ins Gesicht. Die Sträucher und der unebene Boden im Wald erschwerte das Laufen und Rubina war froh, als sie an die nächste Quelle kam und sie Gesicht und Arme erfrischen konnte. Nachdem sie ihre Flasche aufgefüllt hatte, stapfte sie weiter, Schritt für Schritt, bis sie am späten Nachmittag wieder aus dem Buchenwald herauskam. Die Sonne empfing sie mit einer glühenden Hitze, die Rubina mit voller Wucht traf, als sie den kühlen Schatten des Waldes hinter sich ließ. In der nächsten Stadt suchte sie eine Telefonzelle, kramte Amys Nummer aus der Tasche und wählte.
Amy meldete sich mit deutlich gespannter Stimme am Apparat und Rubina konnte deutlich hören, wie erleichtert ihre Freundin war, sie sicher und wohlbehalten in Burghausen zu wissen. Rubina erklärte ihr ihre weitere Route. Sie wollte nach Tofasberg und von dort aus weiter zum See Marinburg und der gleichnamigem Stadt. Es würde noch drei oder vier Tage dauern, wenn sie unentdeckt blieb, wenn ihr jedoch die Polizei auf den Fersen war, länger. In den vergangenen dreizehn Stunden hatte sie oft an Amy gedacht und sich gewünscht, dass sie bei ihr wäre. Jetzt mir ihr zu sprechen war Balsam für ihre Seele. Sie konnte jedoch nicht lange mit ihr reden, da Rubina auf ihr Geld achten musste. Stattdessen also kaufte sie sich Briefpapier, einige Umschläge und Briefmarken.
Bis es dunkel wurde, wanderte sie, rastete zwischendrin einige Male und wenn sie schwach wurde, zwang sie sich weiterzugehen. Es war eine Qual, über die Äcker und Wiesen zu laufen, die gnadenlose Sonne laugte sie aus und Rubina war nicht selten schweißgebadet. Obwohl es im Wald von Stechmücken und Bremsen nur so wimmelte, war sie immer heilfroh, wenn sie einen Wald erblickte. Ihr Kopass half ihr, den Weg nicht zu verlieren, wenn sie abseits der Pfade lief und sonst orientierte sie sich mithilfe der Karte.
Langsam wurde es dunkel und Rubina wurde gewahr, dass, obwohl sie immer das Gefühl hatte, die Zeit würde lahmen, schon der erste Tag zur Neige ging. Schließlich wurde es vollends dunkel und Rubina schlug auf einer Lichtung ihr Zelt auf. Dieser Wald war teilweise gespickt mit Nadelbäumen und so riss sich Rubina einige Zweige ab, die sie als Schlafstätte benutzen wollte. Sie hatte keine Lust, wieder mit zerschlagenen Gliedern aufzuwachen und danach kaum mehr laufen zu können. Im Lauf des Tages hatte ihr immer wieder der Rücken geschmerzt.
Lange Zeit konnte sie nicht einschlafen. Es schien ihr wie ein Traum umwoben von durchsichtigen Schleiern, die sie nicht wegziehen konnte. Vor der klaren Wirklichkeit kapitulierte sie. Sie war tatsächlich weggelaufen! Und das nach einer so kurzfristigen Entscheidung. Sie war so weit gekommen wie sie sich nie erträumt hatte und die Polizei ließ sie noch immer unbehelligt.
Sie schlief traumlos, aber als das Mädchen am nächsten Morgen erwachte, erwartete sie die weiße Decke und die abgenutzten Gardinen, die der Morgensonne das Eindringen verwehrten. Doch dem war nicht so. Statt der Decke starrte ihr die grüne Zeltwand entgegen, durch die das Morgenlicht tatsächlich schimmerte.
ejal, s geht weiter
Rubina beschloss, noch bis zur nächsten Stadt weiterzuwandern. Da es nicht einmal vier Uhr morgens war, konnte sie noch ein gutes Stück Wegs hinter sich bringen. Sie packte die Landkarte aus um sich zu orientieren, entdeckte einen schmalen Weg, der sich durch Äcker und Wald schlängelte und schließlich an einer Straße endete, die nach Gerstein führte.
So setzte also Rubina Mays ihre Wanderung fort, eine Wanderung die sie nicht nur in fremde Ortschaften leitete, sondern auch in eine Welt, die der unseren kaum mehr gleicht.
Der Weg geht immer fort, immer fort
Langsam verblassten die Sterne und der Mond ging unter. Die Dämmerung kroch über den Horizont und tauchte den Himmel in ein grau-blau-weiß, das sich bald in das strahlende Dunkelblau des Sommerhimmels wandeln würde. Als Rubina das nächste Mal auf die Armbanduhr sah, war es bereits fünf Uhr. Ihre Schultern schmerzten inzwischen und einige Male stellte sie ihn ab und trank einen Schluck Wasser.
Als sie ein Fahrzeug hinter sich hörte, stellte sie sich an den Straßenrand und streckte ihre Hand aus. Sie fand es gar nicht schlecht, per Anhalter zu fahren, nur musste sie sich die Leute gut anschauen. Auch die Idee mit den Pfadfindern wollte sie wieder aufgreifen.
Tatsächlich hatte sie Glück und der weiße Lastwagen hielt an. Das Fenster öffnete sich und Rubina rief hinauf: „Kann ich mitfahren?“ Die Fahrerin musterte das Mädchen skeptisch. Dann zog sie die Augenbrauen hoch und meinte: „Eine Ausreißerin?“ „Nein.“ Rubina lachte rau. „Ich gehe zu einem Pfadfindertreffen in Gerstein. Aber ich habe mich verrechnet und werde nicht rechtzeitig dort ankommen.“ Wieder nahm ihr der Gegenüber ihre Geschichte ab. Rubina hatte entweder starke Überzeugungskräfte oder die Fahrer waren doch alle recht einfältig. „Gut, steig ein. Ich muss sowieso in Gerstein tanken.“ Rubina kletterte hoch und setzte den Rucksack ab. Sie rieb sich unauffällig ihre Schmerzenden Schultern. „Scheint ganz schön schwer zu sein, dieses Teil“, meinte die blonde Frau (sie mochte etwa mittleren Alters sein) mit einem Seitenblick auf den Rucksack. „Oh ja“, antwortet Rubina. „Aber das ist normal bei einer längeren Wanderung, vor allem bei den Pfadfindern. Ich habe schon lange keine Wanderung mehr mitgemacht, deshalb ist es jetzt etwas ungewohnt.“ Sie war selbst überrascht, dass sie sich das alles aus dem Stegreif ausgedacht hatte, aber sie nahm es so hin und freute sich darüber. Es war wohl ihr Glück, dass sie so einfallsreich war. Das musste sie auch weiterhin sein, wenn sie überleben wollte. Ein wenig schlechtes Gewissen hatte sie schon, dass sie jetzt all diese freundlichen Leute anlog, aber was sollte sie sonst tun?
„Hallo, ich bin abgehaun, könnten Sie mich mitnehmen?“ Rubina schüttelte den Kopf. „Warum schüttelst du den Kopf?“, fragte die Fahrerin erstaunt und sah sie mit einem fragenden Blick an. „Ach, nichts. Nur, weil ich mich so verschätzt habe. Ich dachte wirklich, dass ich es in der Zeit schaffe, nach Gerstein zu kommen.“ „Wo wohnst du denn?“, fragte sie weiter. „In Remsen“, meinte Rubina noch, dann war es bereits Zeit zum Aussteigen. Es war jetzt zehn Minuten nach fünf.
Sie bedankte sich bei der Frau, verabschiedete sich und lief weiter in die Innenstadt. Gerstein war eine recht große Stadt, da fiel es nicht auf, wenn sie sich unter eine Brücke legte, um zu schlafen. Also packte sie den Schlafsack aus, legte sich aufs Gras, benutzte den Rucksack als Kopfkissen und stellte den Wecker auf neun Uhr, damit sie sich gleich zur Öffnungszeit einen Kompass kaufen konnte. Sie kritzelte noch einige Zeilen in ihr Tagebuch, dann nickte sie ein und schlief tief und fest bis um neun Uhr.
Die Sonne kitzelte Rubina an der Nase und sie musste heftig niesen. Davon wachte sie auf. Ein stechender Schmerz schoss durch ihr Rückgrat, als sie sich aufsetzen wollte. Rubina stöhnte. Sie war das weiche Bett gewohnt, aber sie befahl sich, sich so schnell wie möglich umzugewöhnen. Sie würde in Zukunft noch öfter auf hartem Boden schlafen müssen.
Also rappelte sie sich auf, rollte den Schlafsack zusammen und machte sich auf die Suche nach einem Geschäft, das hatte, was sie brauchte. Tatsächlich wurde sie nach einer halben Stunde suchen auch fündig. Sie betrat den Laden, kaufte sich einen der billigsten Kompasse und trat frohgemut wieder auf das sonnengewärmte Pflaster hinaus. Im Laden waren im Radio die Nachrichten gelaufen, aber keine Vermisstenmeldung war vorgekommen.
Rubina aß ein Stück Brot mit Mettwurst zum Frühstück, verließ Gerstein auf dem kürzesten Wege und wanderte weiter.
Es war schon Mittag als sie die nächste Stadt erreichte. Sie aß wieder etwas Brot und Mettwurst, trank Wasser, beschrieb einen großen Halbkreis um die Stadt und befand sich wieder auf offenem Feld. Es war unerträglich heiß hier inmitten den noch hellgrünen Gerste- Weizen- und Rapsfeldern und sie beeilte sich, in die Nähe des Walds zu kommen. Rubina warf einen Blick auf ihren Kompass, stellte fest, dass sie genau nach Westen wanderte, faltete die Karte auseinander und legte ihre Reiseroute für den Tag fest. Sie beschloss, so lange wie möglich im Wald zu bleiben, da es dort der Polizei nicht allzu leicht fallen würde, sie zu finden.
Die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die dichten Blätterkronen der Laubbäume und malten tanzende Lichtflecken auf den dunklen Waldboden. Bei jedem Schritt raschelte das Laub unter ihren Füßen und manchmal schlug ihr ein tief hängender Zweig ins Gesicht. Die Sträucher und der unebene Boden im Wald erschwerte das Laufen und Rubina war froh, als sie an die nächste Quelle kam und sie Gesicht und Arme erfrischen konnte. Nachdem sie ihre Flasche aufgefüllt hatte, stapfte sie weiter, Schritt für Schritt, bis sie am späten Nachmittag wieder aus dem Buchenwald herauskam. Die Sonne empfing sie mit einer glühenden Hitze, die Rubina mit voller Wucht traf, als sie den kühlen Schatten des Waldes hinter sich ließ. In der nächsten Stadt suchte sie eine Telefonzelle, kramte Amys Nummer aus der Tasche und wählte.
Amy meldete sich mit deutlich gespannter Stimme am Apparat und Rubina konnte deutlich hören, wie erleichtert ihre Freundin war, sie sicher und wohlbehalten in Burghausen zu wissen. Rubina erklärte ihr ihre weitere Route. Sie wollte nach Tofasberg und von dort aus weiter zum See Marinburg und der gleichnamigem Stadt. Es würde noch drei oder vier Tage dauern, wenn sie unentdeckt blieb, wenn ihr jedoch die Polizei auf den Fersen war, länger. In den vergangenen dreizehn Stunden hatte sie oft an Amy gedacht und sich gewünscht, dass sie bei ihr wäre. Jetzt mir ihr zu sprechen war Balsam für ihre Seele. Sie konnte jedoch nicht lange mit ihr reden, da Rubina auf ihr Geld achten musste. Stattdessen also kaufte sie sich Briefpapier, einige Umschläge und Briefmarken.
Bis es dunkel wurde, wanderte sie, rastete zwischendrin einige Male und wenn sie schwach wurde, zwang sie sich weiterzugehen. Es war eine Qual, über die Äcker und Wiesen zu laufen, die gnadenlose Sonne laugte sie aus und Rubina war nicht selten schweißgebadet. Obwohl es im Wald von Stechmücken und Bremsen nur so wimmelte, war sie immer heilfroh, wenn sie einen Wald erblickte. Ihr Kopass half ihr, den Weg nicht zu verlieren, wenn sie abseits der Pfade lief und sonst orientierte sie sich mithilfe der Karte.
Langsam wurde es dunkel und Rubina wurde gewahr, dass, obwohl sie immer das Gefühl hatte, die Zeit würde lahmen, schon der erste Tag zur Neige ging. Schließlich wurde es vollends dunkel und Rubina schlug auf einer Lichtung ihr Zelt auf. Dieser Wald war teilweise gespickt mit Nadelbäumen und so riss sich Rubina einige Zweige ab, die sie als Schlafstätte benutzen wollte. Sie hatte keine Lust, wieder mit zerschlagenen Gliedern aufzuwachen und danach kaum mehr laufen zu können. Im Lauf des Tages hatte ihr immer wieder der Rücken geschmerzt.
Lange Zeit konnte sie nicht einschlafen. Es schien ihr wie ein Traum umwoben von durchsichtigen Schleiern, die sie nicht wegziehen konnte. Vor der klaren Wirklichkeit kapitulierte sie. Sie war tatsächlich weggelaufen! Und das nach einer so kurzfristigen Entscheidung. Sie war so weit gekommen wie sie sich nie erträumt hatte und die Polizei ließ sie noch immer unbehelligt.
Sie schlief traumlos, aber als das Mädchen am nächsten Morgen erwachte, erwartete sie die weiße Decke und die abgenutzten Gardinen, die der Morgensonne das Eindringen verwehrten. Doch dem war nicht so. Statt der Decke starrte ihr die grüne Zeltwand entgegen, durch die das Morgenlicht tatsächlich schimmerte.
Ihre Schultern schmerzten inzwischen und einige Male stellte sie ihn ab
ich glaube, du meinst den rucksack, oder?
dasist aber auch das einzige, was mir aufgefallen ist =) tut mir leid, dass ich nach dem letzten post nichts gesagt hab, aber mir idt einfach keine Kritik eingefallen^^
ich freu mich auf einen fortsetzung...
ich glaube, du meinst den rucksack, oder?
dasist aber auch das einzige, was mir aufgefallen ist =) tut mir leid, dass ich nach dem letzten post nichts gesagt hab, aber mir idt einfach keine Kritik eingefallen^^
ich freu mich auf einen fortsetzung...
"konnte sie noch ein gutes Stück Wegs"
ich denke ma, dass du meinst:
"ein gutes stück des wegs"
oder
"ein gutes stück weg"
ich würde das erste favorisieren
"hier inmitten den noch hellgrünen Gerste- Weizen- und Rapsfeldern"
ich weiß net was gramitaklisch falsch ist, aber für mich klingt das komisch, ich würde es so schreiben:
"hier inmitten der [...] rapsfelder"
"Kopass" -> "Kompass" (15. zeile von unten)
sonst ist mir nichts aufgefallen...inhaltlich super wie immer^^
ich denke ma, dass du meinst:
"ein gutes stück des wegs"
oder
"ein gutes stück weg"
ich würde das erste favorisieren
"hier inmitten den noch hellgrünen Gerste- Weizen- und Rapsfeldern"
ich weiß net was gramitaklisch falsch ist, aber für mich klingt das komisch, ich würde es so schreiben:
"hier inmitten der [...] rapsfelder"
"Kopass" -> "Kompass" (15. zeile von unten)
sonst ist mir nichts aufgefallen...inhaltlich super wie immer^^
@Lamproly Du bist Experte in deinem Fach und will hier auch keinen belästigen. Helft mir bitte bei meiner Geschichte(Fantasie) UND GEBT SOVIEL UNBELEIDIGENTE Komentare wie möglich ab bitte.http://www.mogelpower.de/forum/thread.php?thread_id=216947
Schreib bitte weiter, dafür lohnt es sich durch den Monitor Schäden zu kriegen.
P.S. Wo kann man deine anderen Geschichten lesen? ;)
Schreib bitte weiter, dafür lohnt es sich durch den Monitor Schäden zu kriegen.
P.S. Wo kann man deine anderen Geschichten lesen? ;)
Also bei mir ist's voll stressig, da wir ja jetzt noch das Theater in unserem Innenhof bauen. Zu meinem Theater- und Musicalkurs, Orchester und Geigenstunde sind noch ein zweites Orchester und ein Enseble dazugekommen und eben unser eigenees Theater... Aalso... hoffe ihr seid nicht soo sauer wenn ihr länger warten müsst auf Abschnitte von mir^^.
@Lyra und Tilman: Vielen Dank für eure Hinweise (mensch ich hab sooo viele Fehler in dem Abschnitt gemacht!!)
@Grave: Ich hab noch zwei andere Storys und auch hier im Mogelpower reingeschrieben, allerdings liegt vor allem bei "Lilith - Feuerfreundin" der Anfang Jahre zurück und ist daher entsprechend oft überarbeitet worden, also wäre es besser, wenn ich dir die Story einfach schicke.
Es geht also weiter:
Hastig packte sie ihre Sachen, baute das Zelt ab und stopfte es wieder zurück in den Rucksack. Als sie auf die Uhr sah, war es sechs Uhr morgens. Schnell machte sie sich auf den Weg.
Es dauerte nicht lange und die Sonne stand wieder in ihrer ganzen Pracht am tiefblauen Himmel und sandte ihre tödlichen Strahlen zur Erde nieder. Einzig der kühle Morgenwind schaffte Abkühlung, der auch ihren schmerzenden Schultern Linderung gab. Ungefähr um sieben Uhr gelangte die Ausreißerin an eine weitere Straße und lief ein Stück an ihr entlang. Sie wollte wieder per Anhalter fahren, um eine möglichst weite Strecke hinter sich zu bringen.
Rubina musste ihren Beinen befehlen, weiterzulaufen, immer weiter. Irgendwann, um sich von ihren schmerzenden Gliedern abzulenken, begann sie, zu singen.
„Der Weg geht immer fort, immer fort, weg von dort wo ich mein Leben leben musst. Der Weg geht immer fort, immer fort, weg von dort wo alle Farben langsam ergrauten. Weg von Carlos, weg vom Waisenhaus, das doch nie mein Heim war.
Weg von Amy, weg von Allond, weg von meinem Himmel, weg von meiner Hölle.
Der Weg geht immer fort, immer fort, wohin, wohin, das weiß ich nicht!
Der Weg geht immer fort, immer fort, darf ihn nicht unterbrechen!“
Immer noch war kein Auto in Sicht. Das Mädchen musste sich immer wieder einreden, dass ihr Handeln richtig war. Da, endlich, ertönte ein tiefes Brummen hinter ihr, dass sich schnell näherte. Wohl aus reiner Neugierde hielt der silberne Ford an und der Fahrer betrachtete etwas verdutzt das nun von der Sonne gerötete, schweißnasse Gesicht, die abgenutzte Kleidung, die an Rubinas Körper klebte und den großen Rucksack, an dem immer noch das kleine Pfännchen baumelte. Die rubinroten Haare hingen ihr wirr ins Gesicht und alles in allem war ihre Erscheinung alles Andere als eindrucksvoll. „Können Sie mich ein Stück mitnehmen?“, fragte sie mit krächzender Stimme; die Hitze hatten ihre Kehle vollkommen ausgetrocknet. „Meinetwegen“, meinte der ältere Herr nur und ließ sie einsteigen.
Während der Fahrt sprach keiner ein Wort. Das Radio lief. Es war schöne Musik, aber Rubina fühlte, wie sie schläfrig wurde. Als die letzten Töne verklungen waren, hörte Rubina bei den Nachrichten gar nicht mehr zu.
Doch auf einmal schlug sie die Augen auf und erstarrte wie vom Blitz getroffen.
„Und hier noch eine Meldung: Seit gestern morgen wird ein 15-jähriges Mädchen mit rubinroten Haaren vermisst...“
Der Fahrer legte geradezu eine Vollbremsung hin und starrte Rubina an. Diese aber nutzte die Gelegenheit sofort, riss die Wagentür ab und rannte so schnell es mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken ging, über die Felder davon.
Im ersten Moment fühlte sie sich wie gelähmt, ihre Beine bewegten sich wie ferngesteuert. Erst als Rubina den schützenden Wald erreichte, wurde ihr bewusst, dass ihr Herz raste. Trotzdem jedoch lief sie weiter, lief mitten ins Unterholz und schlug sich wie eine Wahnsinnige durch Sträucher und Geäst, stolperte einige Male, rappelte sich wieder auf und rannte weiter. Sie spürte die vielen Schrammen und Schnitte, die sie sich dabei zuzog, gar nicht mehr, hatte bloß Angst, eine panische Angst, die sie mit aller Gewalt vorantrieb.
Als sie zerkratzt und zerschlagen auf eine grüne Lichtung hinausstolperte, warf sie sich aufs Gras und schluchzte hemmungslos.
Alles brach plötzlich über sie herein. Die Wirklichkeit schlug über ihr zusammen wie Wellen. Sie hatte keine Eltern, sie hatte ihre einzige Freundin und ihr Pferd verloren, sie war weggelaufen, sie war... obdachlos. Heimatlos. Alleine. Und jetzt war auch noch die Polizei hinter ihr her und wollte sie in die alte Hölle zurückzwingen.
@Lyra und Tilman: Vielen Dank für eure Hinweise (mensch ich hab sooo viele Fehler in dem Abschnitt gemacht!!)
@Grave: Ich hab noch zwei andere Storys und auch hier im Mogelpower reingeschrieben, allerdings liegt vor allem bei "Lilith - Feuerfreundin" der Anfang Jahre zurück und ist daher entsprechend oft überarbeitet worden, also wäre es besser, wenn ich dir die Story einfach schicke.
Es geht also weiter:
Hastig packte sie ihre Sachen, baute das Zelt ab und stopfte es wieder zurück in den Rucksack. Als sie auf die Uhr sah, war es sechs Uhr morgens. Schnell machte sie sich auf den Weg.
Es dauerte nicht lange und die Sonne stand wieder in ihrer ganzen Pracht am tiefblauen Himmel und sandte ihre tödlichen Strahlen zur Erde nieder. Einzig der kühle Morgenwind schaffte Abkühlung, der auch ihren schmerzenden Schultern Linderung gab. Ungefähr um sieben Uhr gelangte die Ausreißerin an eine weitere Straße und lief ein Stück an ihr entlang. Sie wollte wieder per Anhalter fahren, um eine möglichst weite Strecke hinter sich zu bringen.
Rubina musste ihren Beinen befehlen, weiterzulaufen, immer weiter. Irgendwann, um sich von ihren schmerzenden Gliedern abzulenken, begann sie, zu singen.
„Der Weg geht immer fort, immer fort, weg von dort wo ich mein Leben leben musst. Der Weg geht immer fort, immer fort, weg von dort wo alle Farben langsam ergrauten. Weg von Carlos, weg vom Waisenhaus, das doch nie mein Heim war.
Weg von Amy, weg von Allond, weg von meinem Himmel, weg von meiner Hölle.
Der Weg geht immer fort, immer fort, wohin, wohin, das weiß ich nicht!
Der Weg geht immer fort, immer fort, darf ihn nicht unterbrechen!“
Immer noch war kein Auto in Sicht. Das Mädchen musste sich immer wieder einreden, dass ihr Handeln richtig war. Da, endlich, ertönte ein tiefes Brummen hinter ihr, dass sich schnell näherte. Wohl aus reiner Neugierde hielt der silberne Ford an und der Fahrer betrachtete etwas verdutzt das nun von der Sonne gerötete, schweißnasse Gesicht, die abgenutzte Kleidung, die an Rubinas Körper klebte und den großen Rucksack, an dem immer noch das kleine Pfännchen baumelte. Die rubinroten Haare hingen ihr wirr ins Gesicht und alles in allem war ihre Erscheinung alles Andere als eindrucksvoll. „Können Sie mich ein Stück mitnehmen?“, fragte sie mit krächzender Stimme; die Hitze hatten ihre Kehle vollkommen ausgetrocknet. „Meinetwegen“, meinte der ältere Herr nur und ließ sie einsteigen.
Während der Fahrt sprach keiner ein Wort. Das Radio lief. Es war schöne Musik, aber Rubina fühlte, wie sie schläfrig wurde. Als die letzten Töne verklungen waren, hörte Rubina bei den Nachrichten gar nicht mehr zu.
Doch auf einmal schlug sie die Augen auf und erstarrte wie vom Blitz getroffen.
„Und hier noch eine Meldung: Seit gestern morgen wird ein 15-jähriges Mädchen mit rubinroten Haaren vermisst...“
Der Fahrer legte geradezu eine Vollbremsung hin und starrte Rubina an. Diese aber nutzte die Gelegenheit sofort, riss die Wagentür ab und rannte so schnell es mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken ging, über die Felder davon.
Im ersten Moment fühlte sie sich wie gelähmt, ihre Beine bewegten sich wie ferngesteuert. Erst als Rubina den schützenden Wald erreichte, wurde ihr bewusst, dass ihr Herz raste. Trotzdem jedoch lief sie weiter, lief mitten ins Unterholz und schlug sich wie eine Wahnsinnige durch Sträucher und Geäst, stolperte einige Male, rappelte sich wieder auf und rannte weiter. Sie spürte die vielen Schrammen und Schnitte, die sie sich dabei zuzog, gar nicht mehr, hatte bloß Angst, eine panische Angst, die sie mit aller Gewalt vorantrieb.
Als sie zerkratzt und zerschlagen auf eine grüne Lichtung hinausstolperte, warf sie sich aufs Gras und schluchzte hemmungslos.
Alles brach plötzlich über sie herein. Die Wirklichkeit schlug über ihr zusammen wie Wellen. Sie hatte keine Eltern, sie hatte ihre einzige Freundin und ihr Pferd verloren, sie war weggelaufen, sie war... obdachlos. Heimatlos. Alleine. Und jetzt war auch noch die Polizei hinter ihr her und wollte sie in die alte Hölle zurückzwingen.
also mir ist nur eine sache aufgefallen:
ich würde nicht tödliche strahlen schreiben...weil für rubina sind sie ja nicht tödlich, ich glaube "brennend" oder in der richtung würde es besser treffen...
achso nochwas: was hälst du davon sie lateinisch singen zu lassen? das würde der geschichte irgendwie mehr glaubwürdigkeit geben...weil sie ja damit aufgewachsen ist....
im unteren teil hab ich keine fehler bemerkt, da war ich zu konzentriert auch den inhalt^^
ich würde nicht tödliche strahlen schreiben...weil für rubina sind sie ja nicht tödlich, ich glaube "brennend" oder in der richtung würde es besser treffen...
achso nochwas: was hälst du davon sie lateinisch singen zu lassen? das würde der geschichte irgendwie mehr glaubwürdigkeit geben...weil sie ja damit aufgewachsen ist....
im unteren teil hab ich keine fehler bemerkt, da war ich zu konzentriert auch den inhalt^^
ich finds wieder mal suuuuper,
mir is nur eins aufgefallen, aber ich weiß nich, ob das nur an meinem Sprachgefühl liegt.
warf sie sich aufs Gras
ich würde irgendwie "ins Gras" schreiben
mir is nur eins aufgefallen, aber ich weiß nich, ob das nur an meinem Sprachgefühl liegt.
warf sie sich aufs Gras
ich würde irgendwie "ins Gras" schreiben
Vielen Dank für all die Tipps!! *mit Feuereifer ans Überarbeiten geh*
Im Moment habe ich leider wenig Zeit, SEHR wenig Zeit sogar, dass ich kaum selbst zum Schreiben komme, aber ich bin sicher, die berühmten Kritiker dieses Forums nehmen sich deiner an ;)
Also ich find die Geschichte immer noch sehr gut. Ich mag diese Thematik einfach^^.
Kritik? Naja...eigentlich ist mir nicht viel aufgefallen, ausser einigen Rechtschreibfehlern. Ach ja, es wäre vielleicht besser, wenn du beim Annähern von den verschiedenen Autos nicht immer ein "Brummen" beschreibst. Versuche da, ein bisschen zu variieren, vielleicht "Schnitte" zu machen und gleich damit anzufangen, wie ein Fahrer zur aufgeschreckten Rubina spricht, usw. Das würde das ganze ein wenig interessanter und überraschender machen. Nur so als Idee^^.
Und da ist mir noch was aufgefallen:
Im ersten Moment fühlte sie sich wie gelähmt, ihre Beine bewegten sich wie ferngesteuert
Statt "ferngesteuert" würde ich etwas anderes nehmen. Naja, liegt wohl an meinem Sprachgefühl^^.
Kritik? Naja...eigentlich ist mir nicht viel aufgefallen, ausser einigen Rechtschreibfehlern. Ach ja, es wäre vielleicht besser, wenn du beim Annähern von den verschiedenen Autos nicht immer ein "Brummen" beschreibst. Versuche da, ein bisschen zu variieren, vielleicht "Schnitte" zu machen und gleich damit anzufangen, wie ein Fahrer zur aufgeschreckten Rubina spricht, usw. Das würde das ganze ein wenig interessanter und überraschender machen. Nur so als Idee^^.
Und da ist mir noch was aufgefallen:
Im ersten Moment fühlte sie sich wie gelähmt, ihre Beine bewegten sich wie ferngesteuert
Statt "ferngesteuert" würde ich etwas anderes nehmen. Naja, liegt wohl an meinem Sprachgefühl^^.
Hmmm..... bin wieder da!^^
Kritik hab ich (leider) keine. Obwohl ich mich wirklich bemüh die Fehöler zu finden^^
naja, vielleicht beim nächsten mal, das hoffentlich nicht so lange auf sich warten lässt.
Kritik hab ich (leider) keine. Obwohl ich mich wirklich bemüh die Fehöler zu finden^^
naja, vielleicht beim nächsten mal, das hoffentlich nicht so lange auf sich warten lässt.
@RPGamer: Vielen Dank für die Tipps, ich werd es mal gleich umsetzen
aaalso... ich will dich ja nicht enttäuschen^^ aber die Thematik wandelt sich im Laufe dieses Kapitels in eine völlig andere! will nur mal vorwegnehmen, dass das hier doch noch in Richtung Fantasy geht ^^
Zaubertinte: [„Via seper abit, Via semper abit, abscendo ab isti, ubi vivere vitam debui…”]
aaalso... ich will dich ja nicht enttäuschen^^ aber die Thematik wandelt sich im Laufe dieses Kapitels in eine völlig andere! will nur mal vorwegnehmen, dass das hier doch noch in Richtung Fantasy geht ^^
Zaubertinte: [„Via seper abit, Via semper abit, abscendo ab isti, ubi vivere vitam debui…”]
also, nächste Kapitel (nurn kleiner Abschnitt)
Die Reise im Schlaf
Die Reise im Schlaf
Als Rubina die Augen aufschlug, wogten dunkelgrüne Zweige unter einem tiefblauen Himmelszelt. Erschrocken richtete sie sich auf und rieb sich den Hinterkopf. Als jedoch ihr Blick auf die Armbanduhr fiel, stellte sie erleichtert fest, dass sie nur etwa fünf Minuten geschlafen hatte.
Nun hatte das Mädchen wieder einen einigermaßen klaren Kopf und wog ihre Situation ab. Nach der Vermisstenmeldung konnte sie sich in keiner Stadt blicken lassen, denn mit dem rubinroten Haar war ihr das Erkennungszeichen buchstäblich auf die Stirn gestempelt. Sie wollte Amy einen Brief schreiben, aber wie sollte sie ihn verschicken? Den Gedanken an eine Flaschenpost verwarf sie sofort. Niemand würde sie finden, und wenn doch, würde wohl jeder lesen, was darin stand.
Jetzt war sie ganz auf sich allein angewiesen und musste in der Natur überleben mit nur ihren Habseligkeiten und einem Taschenmesser. Wie sollte das nur gut gehen?
Schritt für Schritt schleppte sie sich weiter, jeden Augenblick drohten ihre Beine wieder unter der Last des Rucksackes nachzugeben. Der Wald schien kein Ende zu nehmen aber in ihrer Situation war das von Vorteil! Schließlich erreichte sie eine weitere Quelle, füllte ihre Flasche wieder auf und beschloss nach einigem Grübeln, sich in dem Bach die inzwischen fettigen und ungepflegten Haare zu waschen. Als sie in der Ferne Licht zwischen den Stämmen scheinen sah, war es bereits Mittag und Rubina knurrte der Magen. Inzwischen waren die Wurst und das Brot auf einen kleinen Rest zusammengeschrumpft und sie musste sich ernsthaft Sorgen machen, wo sie ihre nächsten Mahlzeiten herbekommen sollte.
Schon begann sie, während sie dem Licht entgegeneilte, in Gedanken verschiedenste Fallen zu kreieren, in denen sich Hasen, Kaninchen und andere Tiere verfangen sollten. So schnell wie möglich durchquerte sie die Felder bis zum nächsten Waldstück. Jetzt versuchte sie mit aller Kraft, offene Strecken zu vermeiden und hielt sich so weit es überhaupt möglich war unter dem schützenden Baldachin der Baumkronen.
Endlich ging auch dieser Tag zur Neige. Die Sonne versank als glühender Ball im Westen und Rubina errichtete völlig erschöpft und ausgelaugt ihr Zelt. Bevor sie sich dem Schlaf überließ, schrieb sie Zeile um Zeile, Wort um Wort in ihr Tagebuch, was sich ereignet hatte. Sie wusste nicht, warum. Vielleicht war es ihr auch nur wichtig, die Erinnerungen festzuhalten, die Erinnerungen an ihre Flucht.
Bis jetzt war sie unentdeckt geblieben, keine aufheulenden Sirenen hatten ihre Erwartungen erfüllt. Rubina legte ihre Hand auf das Geschriebene. Mit gekreuzten Beinen hockte sie vor ihrem Zelt, vor ihrem wandernden Haus und blickte in den Himmel. Kein Lüftchen regte sich. Eine Nachtigall sang ihr Lied und der Lauf eines Baches plätscherte vor sich hin. Auf einmal jedoch steigerte sich das Plätschern zu einem leisen Rauschen und die Kronen der Bäume finden an, hin und her zu schwanken. Ein scharfer Wind kam auf, Rubina klappte das Tagebuch zu und hielt es fest, damit es nicht davongeweht würde. Der Himmel wurde mit einem Male schwarz, dann purpurrot. Mit geweiteten Augen und aufgerissenem Mund betrachtete Rubina das Schauspiel, dann fuhr ein glühend roter Blitz zur Erde nieder, die ganze Landschaft wurde in grelles Weiß getaucht und dann fiel Rubina in tiefen Schlaf. Als sie am nächsten Morgen erwachte, dachte sie, es sein nur ein Traum gewesen.
Die Reise im Schlaf
Die Reise im Schlaf
Als Rubina die Augen aufschlug, wogten dunkelgrüne Zweige unter einem tiefblauen Himmelszelt. Erschrocken richtete sie sich auf und rieb sich den Hinterkopf. Als jedoch ihr Blick auf die Armbanduhr fiel, stellte sie erleichtert fest, dass sie nur etwa fünf Minuten geschlafen hatte.
Nun hatte das Mädchen wieder einen einigermaßen klaren Kopf und wog ihre Situation ab. Nach der Vermisstenmeldung konnte sie sich in keiner Stadt blicken lassen, denn mit dem rubinroten Haar war ihr das Erkennungszeichen buchstäblich auf die Stirn gestempelt. Sie wollte Amy einen Brief schreiben, aber wie sollte sie ihn verschicken? Den Gedanken an eine Flaschenpost verwarf sie sofort. Niemand würde sie finden, und wenn doch, würde wohl jeder lesen, was darin stand.
Jetzt war sie ganz auf sich allein angewiesen und musste in der Natur überleben mit nur ihren Habseligkeiten und einem Taschenmesser. Wie sollte das nur gut gehen?
Schritt für Schritt schleppte sie sich weiter, jeden Augenblick drohten ihre Beine wieder unter der Last des Rucksackes nachzugeben. Der Wald schien kein Ende zu nehmen aber in ihrer Situation war das von Vorteil! Schließlich erreichte sie eine weitere Quelle, füllte ihre Flasche wieder auf und beschloss nach einigem Grübeln, sich in dem Bach die inzwischen fettigen und ungepflegten Haare zu waschen. Als sie in der Ferne Licht zwischen den Stämmen scheinen sah, war es bereits Mittag und Rubina knurrte der Magen. Inzwischen waren die Wurst und das Brot auf einen kleinen Rest zusammengeschrumpft und sie musste sich ernsthaft Sorgen machen, wo sie ihre nächsten Mahlzeiten herbekommen sollte.
Schon begann sie, während sie dem Licht entgegeneilte, in Gedanken verschiedenste Fallen zu kreieren, in denen sich Hasen, Kaninchen und andere Tiere verfangen sollten. So schnell wie möglich durchquerte sie die Felder bis zum nächsten Waldstück. Jetzt versuchte sie mit aller Kraft, offene Strecken zu vermeiden und hielt sich so weit es überhaupt möglich war unter dem schützenden Baldachin der Baumkronen.
Endlich ging auch dieser Tag zur Neige. Die Sonne versank als glühender Ball im Westen und Rubina errichtete völlig erschöpft und ausgelaugt ihr Zelt. Bevor sie sich dem Schlaf überließ, schrieb sie Zeile um Zeile, Wort um Wort in ihr Tagebuch, was sich ereignet hatte. Sie wusste nicht, warum. Vielleicht war es ihr auch nur wichtig, die Erinnerungen festzuhalten, die Erinnerungen an ihre Flucht.
Bis jetzt war sie unentdeckt geblieben, keine aufheulenden Sirenen hatten ihre Erwartungen erfüllt. Rubina legte ihre Hand auf das Geschriebene. Mit gekreuzten Beinen hockte sie vor ihrem Zelt, vor ihrem wandernden Haus und blickte in den Himmel. Kein Lüftchen regte sich. Eine Nachtigall sang ihr Lied und der Lauf eines Baches plätscherte vor sich hin. Auf einmal jedoch steigerte sich das Plätschern zu einem leisen Rauschen und die Kronen der Bäume finden an, hin und her zu schwanken. Ein scharfer Wind kam auf, Rubina klappte das Tagebuch zu und hielt es fest, damit es nicht davongeweht würde. Der Himmel wurde mit einem Male schwarz, dann purpurrot. Mit geweiteten Augen und aufgerissenem Mund betrachtete Rubina das Schauspiel, dann fuhr ein glühend roter Blitz zur Erde nieder, die ganze Landschaft wurde in grelles Weiß getaucht und dann fiel Rubina in tiefen Schlaf. Als sie am nächsten Morgen erwachte, dachte sie, es sein nur ein Traum gewesen.
So...habs wieder gelesen.
Diesmal habe ich nur das hier entdeckt:
...und die Kronen der Bäume fingen an, hin und her zu schwanken.
Ich weiss, ich weiss, ist wohl nur ein Tippfehler. Ich will ja auch nicht meckern, aber sonst könnte ich nichts weiter schreiben, ausser, dass es mir gefällt. Und dass die Thematik wechselt ist auch nicht sooo schlimm, Fantasy vertrage ich eigentlich auch. (Und ich glaub, jetzt wechselts dann, oder?). Nur bin ich momentan einfach auf dem "Ungewisse Reise"-Trip oder wie man das auch nennen möchte XD (siehe meine Story)^^.
Ich werd deine Story aber ganz sicher weiter verfolgen.
Diesmal habe ich nur das hier entdeckt:
...und die Kronen der Bäume fingen an, hin und her zu schwanken.
Ich weiss, ich weiss, ist wohl nur ein Tippfehler. Ich will ja auch nicht meckern, aber sonst könnte ich nichts weiter schreiben, ausser, dass es mir gefällt. Und dass die Thematik wechselt ist auch nicht sooo schlimm, Fantasy vertrage ich eigentlich auch. (Und ich glaub, jetzt wechselts dann, oder?). Nur bin ich momentan einfach auf dem "Ungewisse Reise"-Trip oder wie man das auch nennen möchte XD (siehe meine Story)^^.
Ich werd deine Story aber ganz sicher weiter verfolgen.
weiterschreiben!!!
losloslos!!!!!
;-)
losloslos!!!!!
;-)
Ich find deine wirklich gut. Aber ich find auch die ungewisse Reise Thematik gut. Wenn du dazu kommst, schick mir bitte mal deine STory, da ich sie gerne weiterverfolgen möchte und nicht immer die Zeit habe, ins Forum zu schaun.
sebbi89@arcor.de
sebbi89@arcor.de
hm also ungewisse Reise geht eigentlich noch weiter^^ aber ich will nix vorwegnehmen.
Anfangs wusste sie gar nicht, wo sie war. Erst, als sich ihr Rücken mit einem schmerzhaften Knacken meldete, richtete sie sich stöhnend auf und sah sich um. Unter ihren Fingerspitzen fühlte sie die kühle, raue Zeltwand. Erstaunt stellte das Mädchen fest, dass sie vor ihrem Zelt eingeschlafen war. Und kaum hatte sie dies zu Ende gedacht, fing ihre Haut an, wie verrückt zu jucken. Fluchend kratzte sich Rubina am Arm und schimpfte auf die Mücken, Bremsen und Stechfliegen, die hier im Wald ihr Unwesen trieben. Aber konnte sie sich überhaupt beschweren? Wäre sie ins Zelt gekrabbelt, bevor sie eingeschlafen war, müsste sie jetzt nicht schimpfen. Sie raffte sich auf, baute ihr Zelt ab, das sie am letzten Abend so ganz nutzlos aufgebaut hatte, und packte ihre Sachen ein.
Auf ein Magenknurren hin beschloss Rubina, doch vor ihrem Weitermarsch ein wenig zu essen. Satt wurde sie nicht, aber sie musste ihre Vorräte noch mindestens für zwei Mahlzeiten aufsparen. „Ich werde den Hunger wohl aushalten müssen, wahrscheinlich wird er mein steter Begleiter sein auf meiner weiteren Reise“, dachte sie grimmig, schulterte ihren Rucksack und setzte ihren Weg durch den Wald fort. Auf einmal jedoch kam ihr der Wald dichter vor als am letzten Abend. Die Bäume schienen ein Stück aneinandergerückt zu sein. Waren es am Vortag satte Bündel goldenen Lichts gewesen, fanden nur noch einzelne Strahlen den Weg durch das dicke Blätterdach. Auf einmal, ohne vorherige Anzeichen, lichtete sich der Wald und gab den Blick auf Anhöhen und Täler frei, deren Gras sich von der Sonne schon gelblich verfärbt hatte.
Erstaunt ließ Rubina den Blick schweifen. Gar keine Felder mehr? Am Horizont erhoben sich hügelige Berge und irgendwo in einem Tal blitzte es silbern hervor, hier lag anscheinend ein See. „Das gibt es doch nicht“, murmelte das Mädchen. „Habe ich schon den See Marinburg erreicht? Aber meines Wissens liegt der doch nicht in einem Tal! Außerdem... Wo ist die Stadt?“ Diesmal untersuchte sie die hügelige Landschaft gründlicher. Dort, in eine weiche Mulde gebettet, lag ein kleines Dorf. Erleichtert verdrängte sie das seltsame Gefühl, dass eigentlich weit mehr Dörfer und Städte hier in der Gegend liegen mussten, und stapfte los. Je näher sie der Ansammlung kleiner Häuser kam, desto stärker brannte die Sonne und schließlich konnte es Rubina in ihrer langen Jeans kaum mehr aushalten. Als sie sicher war, dass sie niemand mehr sah, zog sie sich die Hose aus und den etwas langen aber weiten und luftigen Rock an, der in dunklen Rot- und Blautönen schimmerte. Mit dem Rock, den der Wind gut durchlüftete, wurden ihre schwitzenden Beine ein wenig gekühlt und so war es weit angenehmer zu laufen in dieser glühenden Hitze. Sie verlor das Dorf aus den Augen, als sie vom Wald in die große Senke hinablief, aber als sie einen weiteren Hügel erklomm, bot sich ihr ein völlig anders Bild, als von weitem. Ja, es waren Häuser, aber sie hatten außer der Vierecksform und einem Dach wenig mit den Häusern zu tun, die sie kannte. Es waren regelrechte Hütten, aus Lehm errichtet und mit Reetdächern oder Holzschindeln gedeckt. „Das dort hinten...“, sie strengte ihre Augen an, um die zwei Gebäude besser zu erkennen. „Das dort hinten... das müssen römische Villen sein!“ Rubina lachte auf. Sie war doch tatsächlich in einem Freilichtmuseum gelandet!
Als sie sich weiter umsah, merkte sie, dass sich das Tal weiter erstreckte, als sie gedacht hatte und in eine weiten Ebene mündete, die von Kiefernwald und Wiesen bedeckt wurde. In der Ferne blitze wieder der See, es musste wohl tatsächlich der See Marinburg sein. Dort gab es auch die Felder, die Rubina erwartet hatte. Hundegebell und Klingen und Hämmern wie aus einer Schmiede drangen zu ihr herauf. „Die machen das aber richtig realistisch!“, dachte sie bewundernd und überlegte, ob sie das Wagnis eingehen und sich das Museum aus der Nähe ansehen konnte. Schließlich siegte die Neugier und Rubina begann den Abstieg. Je näher sie dem Freilicht-Dorf kam, desto mehr Geräusche mischten sich in die schon vorhandenen und das Mädchen konnte sogar einige Pferdefuhrwerke erkennen. Kinderlachen und Rufe durchdrangen das beständige Klingen der Schmiede und aus einigen Rauchabzügen quoll weiß-grauer Rauch, der wohl von Feuerstellen herrührte.
Keine Touristen? Rubina war erstaunt. Sie sah jede Menge Leute, die seltsam gekleidet schienen, aber keine, die Touristen ähnelten. Einige hatten große Körbe auf den Köpfen und plötzlich ratterte einer der Pferdewagen unten auf dem Weg, der aussah wie eine glatte, sehr erdige und staubige Landstraße, vorbei und Rubina nahm mit Verblüffung wahr, dass der Fahrer eine Tunika trug, diese römischen Gewänder, die sie doch so gerne im Geschichtsunterricht und in Büchern gesehen hatte. Auf der Ladefläche des hölzernen Zweigespannes türmte sich ein wahrer Berg von Heu, von dem manchmal Büschel herabfielen und verloren auf dem Weg liegen blieben.
Langsam beschlich Rubina ein ungutes Gefühl. Nein, das konnte kein Museum sein! Selbst die Kinder waren mit Tuniken bekleidet und spielten auf der Straße mit etwas, das aussah wie Murmeln und Knochenstücke. Dieser rote Blitz... Auf einmal war sich Rubina gar nicht mehr sicher, ob es tatsächlich nur ein Traum war. Sollte sie diese Menschen einfach fragen? Aber wenn es doch ganz normale Menschen waren, deren Job es war, so zu tun als ob sie alte Römer wären? Wenn es nun doch ein Freilichtmuseum war, wäre sie der Polizei ausgeliefert.
Und dann musste sie sich eingestehen, dass sie sich hatte schnappen lassen, bloß weil sie ein Museum für echt gehalten hatte. Lächerlich!
Nein, sie beschloss, auf einem Umweg zu den Feldern zu gelangen und von dort aus einfach weiterzuwandern. An die Landkarte, die gut erreichbar in einer Seitentasche ihres Rucksacks steckte, dachte sie in diesem Moment gar nicht. Hätte sie darauf gesehen, hätte sie wohl sofort bemerkt, dass die Autobahn, die direkt hier vorbeiführen sollte, einfach nicht vorhanden war!
So aber machte sie sich auf den Weg über das federnde Gras und kam den kleinen Äckern immer näher, auf denen einige Männer eifrig hackten und etwas, das aussah wie Mist, zwischen den jungen Pflanzen verstreuten. Pferdewiehern drang an Rubinas Ohren. Schließlich lagen die Felder zu ihrer Linken in der Sohle des Tals. Einen Augenblick zögerte Rubina. Sie beobachtete die Gestalten, die in einem steten Rhythmus arbeiteten, als täten sie das jeden Tag. Plötzlich blieb eine der Gestalten stehen und sah zu ihr herüber. Sie konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, aber seiner Haltung nach zu urteilen, musste ihn was er sah zutiefst erstaunen. Rubina wandte das Gesicht ab. Ihr Herz klopfte heftig, jetzt nicht mehr vor Aufregung, sondern vor Angst. Dieser Blitz... Rubina sah ihn vor sich, wie er grell den Himmel zerriss, die Wolken auseinander schlug. Was hatte dies alles zu bedeuten? Wohin war sie hier geraten?
Ohne es zu merken, war sie ein Stück auf die Felder zugelaufen. Als sie es schließlich doch erkannte, drehte sie sich hektisch um und nahm ihren vorherigen Weg wieder auf. Die Menschen erstarrten in ihren Arbeiten, sahen sie mit großen Augen an und hinter ihrem Rücken brachen kleine Geflüsterfeuer aus. Einen Herzschlag lang fühlte sie sich in ihr altes Klassenzimmer zurückversetzt, mit den vielen leisen, hasserfüllten Stimmen. In ihrem Hals begann es, zu klopfen, ihr Herz schlug immer schneller. Finger, die auf sie deuteten. Stimmen, die sie verschmähten. Feindselige, misstrauische Blicke auf ihrem Hinterkopf.
„Fliehen“, dachte sie nur. „Fliehen! Flieh!“ Ihre Beine griffen weiter aus, zum Schluss rannte sie fast. Das Ende der Felder, endlich! In den Wald. Weg, fort von hier, fort von dem verfluchten Ort!
Rubina hatte den Waldsaum erreicht und rannte immer weiter, immer weiter, immer weiter. Sie konnte nicht mehr klar denken, das Blut pochte in ihren Ohren, ein greller Schmerz flammte in ihrem Kopf auf, doch Rubina lief immer weiter. Gedankenfetzen wirbelten wie eine Staubwolke in ihrem Gehirn auf, wie ein emsiger Bienenschwarm summten sie umher, unermüdlich, immer weiter. Was war geschehen, wie war sie hier her gekommen, wo war sie hineingeraten, warum war das alles passiert? Was, wie, wo, warum? Fragen. Nur Fragen, gleichzeitig. Die Antwort als Bruchstücke, Teile eines Mosaiks.
Tiefes Dunkel um sie. Farben, kreisend, Treibsand. „Weiter“, rief sie sich in Gedanken zu. „Weiter! Nicht denken! Nicht denken, nur rennen, immer rennen!“
Alles drehte sich um sie, schließlich sackten ihre Beine unter ihr weg und sie fiel auf weichen Grund. Farben? Ein roter Blitz!
Mit einem Ruck richtete sie sich auf. „Nein“, sagte sie laut. „Nein, du hast geträumt. Jetzt geh weiter, sonst erwischt dich die Polizei.“ Als sie die Füße auf Gras und Waldboden setzte, dachte sie tatsächlich nichts mehr. Für sie war das alles nun ein Traum, ein Traum, den sie vor lauter Verzweiflung geträumt hatte. „Also...“ Sie nahm den Kompass hervor, suchte ihren Weg nach Westen und wanderte weiter, als wäre nichts geschehen.
„Via semper abit, via semper abit, abscendo ab isti, ubi vivere vitam debui…”
Wieder sang sie, leise, dann immer lauter. Wie um sich selbst zu beruhigen. Sie verspeiste ihre letzten Vorräte und marschierte weiter, bis in den späten Abend hinein. Dann baute sie ihr Zelt auf, verschwand darin und schrieb ihren Traum auf, in ihr Tagebuch. Ein wenig wunderte sie sich schon, dass sie bisher keinem anderen Dorf oder einer anderen Stadt begegnet war. Sie hatte gar nicht gewusst, dass die Gegend hier nur so dünn besiedelt war. Als sie die Karte aus der Seitentasche ihres Rucksackes ziehen wollte, fasste sie ins Leere. Stutzig sah sie genauer hin. Die Karte war verschwunden. Sie musste sie wohl auf ihrer panischen Flucht, die ihr jetzt so lächerlich erschien, verloren haben.
Anfangs wusste sie gar nicht, wo sie war. Erst, als sich ihr Rücken mit einem schmerzhaften Knacken meldete, richtete sie sich stöhnend auf und sah sich um. Unter ihren Fingerspitzen fühlte sie die kühle, raue Zeltwand. Erstaunt stellte das Mädchen fest, dass sie vor ihrem Zelt eingeschlafen war. Und kaum hatte sie dies zu Ende gedacht, fing ihre Haut an, wie verrückt zu jucken. Fluchend kratzte sich Rubina am Arm und schimpfte auf die Mücken, Bremsen und Stechfliegen, die hier im Wald ihr Unwesen trieben. Aber konnte sie sich überhaupt beschweren? Wäre sie ins Zelt gekrabbelt, bevor sie eingeschlafen war, müsste sie jetzt nicht schimpfen. Sie raffte sich auf, baute ihr Zelt ab, das sie am letzten Abend so ganz nutzlos aufgebaut hatte, und packte ihre Sachen ein.
Auf ein Magenknurren hin beschloss Rubina, doch vor ihrem Weitermarsch ein wenig zu essen. Satt wurde sie nicht, aber sie musste ihre Vorräte noch mindestens für zwei Mahlzeiten aufsparen. „Ich werde den Hunger wohl aushalten müssen, wahrscheinlich wird er mein steter Begleiter sein auf meiner weiteren Reise“, dachte sie grimmig, schulterte ihren Rucksack und setzte ihren Weg durch den Wald fort. Auf einmal jedoch kam ihr der Wald dichter vor als am letzten Abend. Die Bäume schienen ein Stück aneinandergerückt zu sein. Waren es am Vortag satte Bündel goldenen Lichts gewesen, fanden nur noch einzelne Strahlen den Weg durch das dicke Blätterdach. Auf einmal, ohne vorherige Anzeichen, lichtete sich der Wald und gab den Blick auf Anhöhen und Täler frei, deren Gras sich von der Sonne schon gelblich verfärbt hatte.
Erstaunt ließ Rubina den Blick schweifen. Gar keine Felder mehr? Am Horizont erhoben sich hügelige Berge und irgendwo in einem Tal blitzte es silbern hervor, hier lag anscheinend ein See. „Das gibt es doch nicht“, murmelte das Mädchen. „Habe ich schon den See Marinburg erreicht? Aber meines Wissens liegt der doch nicht in einem Tal! Außerdem... Wo ist die Stadt?“ Diesmal untersuchte sie die hügelige Landschaft gründlicher. Dort, in eine weiche Mulde gebettet, lag ein kleines Dorf. Erleichtert verdrängte sie das seltsame Gefühl, dass eigentlich weit mehr Dörfer und Städte hier in der Gegend liegen mussten, und stapfte los. Je näher sie der Ansammlung kleiner Häuser kam, desto stärker brannte die Sonne und schließlich konnte es Rubina in ihrer langen Jeans kaum mehr aushalten. Als sie sicher war, dass sie niemand mehr sah, zog sie sich die Hose aus und den etwas langen aber weiten und luftigen Rock an, der in dunklen Rot- und Blautönen schimmerte. Mit dem Rock, den der Wind gut durchlüftete, wurden ihre schwitzenden Beine ein wenig gekühlt und so war es weit angenehmer zu laufen in dieser glühenden Hitze. Sie verlor das Dorf aus den Augen, als sie vom Wald in die große Senke hinablief, aber als sie einen weiteren Hügel erklomm, bot sich ihr ein völlig anders Bild, als von weitem. Ja, es waren Häuser, aber sie hatten außer der Vierecksform und einem Dach wenig mit den Häusern zu tun, die sie kannte. Es waren regelrechte Hütten, aus Lehm errichtet und mit Reetdächern oder Holzschindeln gedeckt. „Das dort hinten...“, sie strengte ihre Augen an, um die zwei Gebäude besser zu erkennen. „Das dort hinten... das müssen römische Villen sein!“ Rubina lachte auf. Sie war doch tatsächlich in einem Freilichtmuseum gelandet!
Als sie sich weiter umsah, merkte sie, dass sich das Tal weiter erstreckte, als sie gedacht hatte und in eine weiten Ebene mündete, die von Kiefernwald und Wiesen bedeckt wurde. In der Ferne blitze wieder der See, es musste wohl tatsächlich der See Marinburg sein. Dort gab es auch die Felder, die Rubina erwartet hatte. Hundegebell und Klingen und Hämmern wie aus einer Schmiede drangen zu ihr herauf. „Die machen das aber richtig realistisch!“, dachte sie bewundernd und überlegte, ob sie das Wagnis eingehen und sich das Museum aus der Nähe ansehen konnte. Schließlich siegte die Neugier und Rubina begann den Abstieg. Je näher sie dem Freilicht-Dorf kam, desto mehr Geräusche mischten sich in die schon vorhandenen und das Mädchen konnte sogar einige Pferdefuhrwerke erkennen. Kinderlachen und Rufe durchdrangen das beständige Klingen der Schmiede und aus einigen Rauchabzügen quoll weiß-grauer Rauch, der wohl von Feuerstellen herrührte.
Keine Touristen? Rubina war erstaunt. Sie sah jede Menge Leute, die seltsam gekleidet schienen, aber keine, die Touristen ähnelten. Einige hatten große Körbe auf den Köpfen und plötzlich ratterte einer der Pferdewagen unten auf dem Weg, der aussah wie eine glatte, sehr erdige und staubige Landstraße, vorbei und Rubina nahm mit Verblüffung wahr, dass der Fahrer eine Tunika trug, diese römischen Gewänder, die sie doch so gerne im Geschichtsunterricht und in Büchern gesehen hatte. Auf der Ladefläche des hölzernen Zweigespannes türmte sich ein wahrer Berg von Heu, von dem manchmal Büschel herabfielen und verloren auf dem Weg liegen blieben.
Langsam beschlich Rubina ein ungutes Gefühl. Nein, das konnte kein Museum sein! Selbst die Kinder waren mit Tuniken bekleidet und spielten auf der Straße mit etwas, das aussah wie Murmeln und Knochenstücke. Dieser rote Blitz... Auf einmal war sich Rubina gar nicht mehr sicher, ob es tatsächlich nur ein Traum war. Sollte sie diese Menschen einfach fragen? Aber wenn es doch ganz normale Menschen waren, deren Job es war, so zu tun als ob sie alte Römer wären? Wenn es nun doch ein Freilichtmuseum war, wäre sie der Polizei ausgeliefert.
Und dann musste sie sich eingestehen, dass sie sich hatte schnappen lassen, bloß weil sie ein Museum für echt gehalten hatte. Lächerlich!
Nein, sie beschloss, auf einem Umweg zu den Feldern zu gelangen und von dort aus einfach weiterzuwandern. An die Landkarte, die gut erreichbar in einer Seitentasche ihres Rucksacks steckte, dachte sie in diesem Moment gar nicht. Hätte sie darauf gesehen, hätte sie wohl sofort bemerkt, dass die Autobahn, die direkt hier vorbeiführen sollte, einfach nicht vorhanden war!
So aber machte sie sich auf den Weg über das federnde Gras und kam den kleinen Äckern immer näher, auf denen einige Männer eifrig hackten und etwas, das aussah wie Mist, zwischen den jungen Pflanzen verstreuten. Pferdewiehern drang an Rubinas Ohren. Schließlich lagen die Felder zu ihrer Linken in der Sohle des Tals. Einen Augenblick zögerte Rubina. Sie beobachtete die Gestalten, die in einem steten Rhythmus arbeiteten, als täten sie das jeden Tag. Plötzlich blieb eine der Gestalten stehen und sah zu ihr herüber. Sie konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, aber seiner Haltung nach zu urteilen, musste ihn was er sah zutiefst erstaunen. Rubina wandte das Gesicht ab. Ihr Herz klopfte heftig, jetzt nicht mehr vor Aufregung, sondern vor Angst. Dieser Blitz... Rubina sah ihn vor sich, wie er grell den Himmel zerriss, die Wolken auseinander schlug. Was hatte dies alles zu bedeuten? Wohin war sie hier geraten?
Ohne es zu merken, war sie ein Stück auf die Felder zugelaufen. Als sie es schließlich doch erkannte, drehte sie sich hektisch um und nahm ihren vorherigen Weg wieder auf. Die Menschen erstarrten in ihren Arbeiten, sahen sie mit großen Augen an und hinter ihrem Rücken brachen kleine Geflüsterfeuer aus. Einen Herzschlag lang fühlte sie sich in ihr altes Klassenzimmer zurückversetzt, mit den vielen leisen, hasserfüllten Stimmen. In ihrem Hals begann es, zu klopfen, ihr Herz schlug immer schneller. Finger, die auf sie deuteten. Stimmen, die sie verschmähten. Feindselige, misstrauische Blicke auf ihrem Hinterkopf.
„Fliehen“, dachte sie nur. „Fliehen! Flieh!“ Ihre Beine griffen weiter aus, zum Schluss rannte sie fast. Das Ende der Felder, endlich! In den Wald. Weg, fort von hier, fort von dem verfluchten Ort!
Rubina hatte den Waldsaum erreicht und rannte immer weiter, immer weiter, immer weiter. Sie konnte nicht mehr klar denken, das Blut pochte in ihren Ohren, ein greller Schmerz flammte in ihrem Kopf auf, doch Rubina lief immer weiter. Gedankenfetzen wirbelten wie eine Staubwolke in ihrem Gehirn auf, wie ein emsiger Bienenschwarm summten sie umher, unermüdlich, immer weiter. Was war geschehen, wie war sie hier her gekommen, wo war sie hineingeraten, warum war das alles passiert? Was, wie, wo, warum? Fragen. Nur Fragen, gleichzeitig. Die Antwort als Bruchstücke, Teile eines Mosaiks.
Tiefes Dunkel um sie. Farben, kreisend, Treibsand. „Weiter“, rief sie sich in Gedanken zu. „Weiter! Nicht denken! Nicht denken, nur rennen, immer rennen!“
Alles drehte sich um sie, schließlich sackten ihre Beine unter ihr weg und sie fiel auf weichen Grund. Farben? Ein roter Blitz!
Mit einem Ruck richtete sie sich auf. „Nein“, sagte sie laut. „Nein, du hast geträumt. Jetzt geh weiter, sonst erwischt dich die Polizei.“ Als sie die Füße auf Gras und Waldboden setzte, dachte sie tatsächlich nichts mehr. Für sie war das alles nun ein Traum, ein Traum, den sie vor lauter Verzweiflung geträumt hatte. „Also...“ Sie nahm den Kompass hervor, suchte ihren Weg nach Westen und wanderte weiter, als wäre nichts geschehen.
„Via semper abit, via semper abit, abscendo ab isti, ubi vivere vitam debui…”
Wieder sang sie, leise, dann immer lauter. Wie um sich selbst zu beruhigen. Sie verspeiste ihre letzten Vorräte und marschierte weiter, bis in den späten Abend hinein. Dann baute sie ihr Zelt auf, verschwand darin und schrieb ihren Traum auf, in ihr Tagebuch. Ein wenig wunderte sie sich schon, dass sie bisher keinem anderen Dorf oder einer anderen Stadt begegnet war. Sie hatte gar nicht gewusst, dass die Gegend hier nur so dünn besiedelt war. Als sie die Karte aus der Seitentasche ihres Rucksackes ziehen wollte, fasste sie ins Leere. Stutzig sah sie genauer hin. Die Karte war verschwunden. Sie musste sie wohl auf ihrer panischen Flucht, die ihr jetzt so lächerlich erschien, verloren haben.
wow...mehr fällt mir dazu grad irgendwie nicht mehr ein; jetzt gehts aber wirklich in Richtung Fantasy^^
ich finds ja immer noch am besten, dass du sie das Lied singen lässt. ich freu mich schon wirklich auf den nächsten teil jetzt gehts nämlich richtig los, was?^^
Dankedanke *freu*
Nachschub gibts erst wieder in ner Woche, weil ich ab morgen weg bin. *winke*
Nachschub gibts erst wieder in ner Woche, weil ich ab morgen weg bin. *winke*
so... weiter gehts:
Maga oder Kaiserin Rubina
Als sie erwachte und auf die Uhr sah, stand der kleine Zeiger auf der zwei. Zwei Uhr? Verwirrt rieb sich Rubina die Augen und sah noch einmal hin. Dann riss sie alarmiert die Zeltplane zur Seite und blinzelte ins Morgenlicht. Morgenlicht? Wieder studierte sie eingehend das Zifferblatt mit den kleinen, schwarzen Zahlen. Die Zeiger zeigten eindeutig zwei Uhr an! Mittags oder nachts? Ein frischer Wind blähte die Zeltbahn und wehte Rubina ihr Haar ins Gesicht. Wütend schüttelte sie die Uhr. Sie war stehen geblieben! In hohem Bogen warf sie das nutzlose Etwas ins nächste Gebüsch. Was sollte eigentlich noch passieren?
Als Rubina gerade ihr Zelt in den Rucksack zurückgequetscht hatte, hörte sie Geraschel in dem Hain zu ihrer Linken.
Das Mädchen hob den Kopf und lauschte. Das Knacksen wurde lauter, näherte sich ihr. So leise es ging richtete sie sich auf und blickte zum Gebüsch hinüber. Jeder Muskel ihres Körpers spannte sich. Polizei? Was wohl sonst? Nein... das klang wie... Hufe! Hufe auf trockenem Waldboden. Um das Gebüsch herum trat nun tatsächlich ein braunes Pferd, das einen würdig dreinguckenden Mann auf dem glänzenden Rücken trug. Als er Rubina erblickte, weiteten sich seine Augen. Er zügelte sein Ross und starrte sie an als käme sie von einem anderen Stern.
Er trug eine Tunika.
„Nein!“, Rubina wich zurück. Ihre Gedanken überschlugen sich, verwirrten sich immer mehr, wie ein Fadenknäuel, mit dem eine junge Katze spielt. „Das kann nicht wahr sein!“, hämmerte sie sich ein. „Das ist unmöglich. Du träumst!“ Die dunkle, aber auch erschreckte Stimme des Mannes riss sie in die Wirklichkeit zurück. Oder... war es überhaupt Wirklichkeit? „Cornelius“, rief der Mann, ohne seine grauen Augen von dem rothaarigen Mädchen abzuwenden. Ein weiterer Mann, dann noch einer und noch zwei rannten herbei, ohne Pferde, dafür aber mit Spitzhacken und Schaufeln über den Schultern, und blieben mit offenem Mund und großen Augen vor Rubina stehen. Sie wich drei Schritte zurück. „Das sind keine Schauspieler, das ist Wirklichkeit“, schoss ihr durch den Kopf. „Das SIND Römer!“
Ein Junge drängelte sich bis nach vorne, sah Rubina kurz an, dann blickte er zu dem Mann namens Cornelius auf und fragte unsicher: „Ea maga est?“ Der Gefragte wechselte schweigend einen Blick mit dem Jungen, dann nickte er stumm. Seine Miene verfinsterte sich. Sein Nachbar packte die Spitzhacke fester und knurrte: „Maga est!“ Er trat einen Schritt auf sie zu.
„Nein!“ Rubina hörte ihre eigene, schrille Stimme. „Nein, ich bin keine Hexe! Non maga sum! Non maga sum!”
“Maga est!”, grollten nun auch die anderen und rückten mit gezückten Schaufeln und Hacken immer näher. Mit dem Mut der Verzweiflung griff Rubina nach ihrer Taschenlampe, fand sie nach einer schreckvollen Sekunde, in der sie dachte, sie hätte sie verloren, knipste sie mit zitternden Fingern an und richtete den Strahl direkt auf die Augen des Ersten.
Nur einen schrillen Schrei fingen ihre Ohren noch auf, dann hörte Rubina nichts mehr, denn sie hatte sich ihren Rucksack geschnappt und war blindlings ins Unterholz gestürzt. Die Panik verlieh ihr Flügel; nachher wunderte sie sich, dass sie kein einziges Mal gestolpert war. Ihre Füße schienen den blätterbedeckten Grund kaum zu berühren, so flink sausten sie über Äste und Hügel, über Gras und modernde Blätter.
Ihre Gedanken rasten, doch das Blut, das in Rubinas Schläfen pochte, machte es ihr unmöglich, aus dem Gedankenstrudel einen herauszufassen. Krachen im Gebüsch hinter ihr verrieten, dass die Jäger nicht weit hinter ihrer Gejagten waren. Noch einmal trieb sie ihre Beine an. Das einzige, was sie jetzt denken konnte. „Lauf! Lauf um dein Leben!“
Rubina blieb fast das Herz stehen, als vor ihren Augen ein dicker Ast auftauchte und sie duckte sich gerade noch, den Bruchteil einer Sekunde bevor sie mit voller Wucht gegen die natürliche Schranke gedonnert wäre. Einen Moment lang blieb sie stehen, unschlüssig, dann folgte sie einer plötzlichen Eingebung, schlang ihre Arme um den Ast und schwang sich mit dem Aufwand all ihrer letzten Kräfte nach oben. Nun kletterte sie weiter, immer weiter in die dichte Krone des Kastanienbaumes und schließlich sah sie nach unten. „Wie gut, dass ich schwindelfrei bin“, dachte sie unwillkürlich und sicherte ihren Griff um den dünnen Ast.
Als Rufe und Fußgetrampel weit unter ihr laut wurden, hielt sie den Atem an. Aus dieser Entfernung konnte Rubina nicht verstehen, was gesprochen wurde. Lateinisch war es, und sie sprachen sehr schnell. Plötzlich jedoch sprach jemand sehr laut und langsam, es hörte sich an, als könne dieser jemand diese Sprach noch nicht allzu gut. „Wir schicken Boten an die übrigen Städte und Dörfer und warnen sie“, sagte er auf Latein. Eine andere Stimme antwortete, doch wieder konnte Rubina nicht verstehen, was sie sagte.
Nach einer Weile hörte sie, dass die Männer – Bauern waren es wohl – sich in die Richtung entfernten, aus der sie gekommen waren.
Stoßartig atmete Rubina aus. Sie schloss die Augen und lehnte sich erschöpft an den glatten Baumstamm. Der Gedankenstrom versiegte langsam. Und ebenso langsam wurde sie gewahr, was gerade geschehen war; unaufhaltsam überrollte sie die Erkenntnis wie eine Flutwelle, dass dies alles kein Traum war, noch nie gewesen war. Deutlicher als je zuvor sah sie den Blitz vor ihrem geistigen Auge. Rot war er, purpurrot, genau wie der Himmel.
Verzweifelt suchte Rubina nach einer natürlichen Erklärung. Es gab keine. Nur eine einzige, phantastische Erklärung: Sie hatte eine Zeitreise gemacht! Eine Reise in die Zeit der alten Römer, eine Reise im Schlaf.
Maga oder Kaiserin Rubina
Als sie erwachte und auf die Uhr sah, stand der kleine Zeiger auf der zwei. Zwei Uhr? Verwirrt rieb sich Rubina die Augen und sah noch einmal hin. Dann riss sie alarmiert die Zeltplane zur Seite und blinzelte ins Morgenlicht. Morgenlicht? Wieder studierte sie eingehend das Zifferblatt mit den kleinen, schwarzen Zahlen. Die Zeiger zeigten eindeutig zwei Uhr an! Mittags oder nachts? Ein frischer Wind blähte die Zeltbahn und wehte Rubina ihr Haar ins Gesicht. Wütend schüttelte sie die Uhr. Sie war stehen geblieben! In hohem Bogen warf sie das nutzlose Etwas ins nächste Gebüsch. Was sollte eigentlich noch passieren?
Als Rubina gerade ihr Zelt in den Rucksack zurückgequetscht hatte, hörte sie Geraschel in dem Hain zu ihrer Linken.
Das Mädchen hob den Kopf und lauschte. Das Knacksen wurde lauter, näherte sich ihr. So leise es ging richtete sie sich auf und blickte zum Gebüsch hinüber. Jeder Muskel ihres Körpers spannte sich. Polizei? Was wohl sonst? Nein... das klang wie... Hufe! Hufe auf trockenem Waldboden. Um das Gebüsch herum trat nun tatsächlich ein braunes Pferd, das einen würdig dreinguckenden Mann auf dem glänzenden Rücken trug. Als er Rubina erblickte, weiteten sich seine Augen. Er zügelte sein Ross und starrte sie an als käme sie von einem anderen Stern.
Er trug eine Tunika.
„Nein!“, Rubina wich zurück. Ihre Gedanken überschlugen sich, verwirrten sich immer mehr, wie ein Fadenknäuel, mit dem eine junge Katze spielt. „Das kann nicht wahr sein!“, hämmerte sie sich ein. „Das ist unmöglich. Du träumst!“ Die dunkle, aber auch erschreckte Stimme des Mannes riss sie in die Wirklichkeit zurück. Oder... war es überhaupt Wirklichkeit? „Cornelius“, rief der Mann, ohne seine grauen Augen von dem rothaarigen Mädchen abzuwenden. Ein weiterer Mann, dann noch einer und noch zwei rannten herbei, ohne Pferde, dafür aber mit Spitzhacken und Schaufeln über den Schultern, und blieben mit offenem Mund und großen Augen vor Rubina stehen. Sie wich drei Schritte zurück. „Das sind keine Schauspieler, das ist Wirklichkeit“, schoss ihr durch den Kopf. „Das SIND Römer!“
Ein Junge drängelte sich bis nach vorne, sah Rubina kurz an, dann blickte er zu dem Mann namens Cornelius auf und fragte unsicher: „Ea maga est?“ Der Gefragte wechselte schweigend einen Blick mit dem Jungen, dann nickte er stumm. Seine Miene verfinsterte sich. Sein Nachbar packte die Spitzhacke fester und knurrte: „Maga est!“ Er trat einen Schritt auf sie zu.
„Nein!“ Rubina hörte ihre eigene, schrille Stimme. „Nein, ich bin keine Hexe! Non maga sum! Non maga sum!”
“Maga est!”, grollten nun auch die anderen und rückten mit gezückten Schaufeln und Hacken immer näher. Mit dem Mut der Verzweiflung griff Rubina nach ihrer Taschenlampe, fand sie nach einer schreckvollen Sekunde, in der sie dachte, sie hätte sie verloren, knipste sie mit zitternden Fingern an und richtete den Strahl direkt auf die Augen des Ersten.
Nur einen schrillen Schrei fingen ihre Ohren noch auf, dann hörte Rubina nichts mehr, denn sie hatte sich ihren Rucksack geschnappt und war blindlings ins Unterholz gestürzt. Die Panik verlieh ihr Flügel; nachher wunderte sie sich, dass sie kein einziges Mal gestolpert war. Ihre Füße schienen den blätterbedeckten Grund kaum zu berühren, so flink sausten sie über Äste und Hügel, über Gras und modernde Blätter.
Ihre Gedanken rasten, doch das Blut, das in Rubinas Schläfen pochte, machte es ihr unmöglich, aus dem Gedankenstrudel einen herauszufassen. Krachen im Gebüsch hinter ihr verrieten, dass die Jäger nicht weit hinter ihrer Gejagten waren. Noch einmal trieb sie ihre Beine an. Das einzige, was sie jetzt denken konnte. „Lauf! Lauf um dein Leben!“
Rubina blieb fast das Herz stehen, als vor ihren Augen ein dicker Ast auftauchte und sie duckte sich gerade noch, den Bruchteil einer Sekunde bevor sie mit voller Wucht gegen die natürliche Schranke gedonnert wäre. Einen Moment lang blieb sie stehen, unschlüssig, dann folgte sie einer plötzlichen Eingebung, schlang ihre Arme um den Ast und schwang sich mit dem Aufwand all ihrer letzten Kräfte nach oben. Nun kletterte sie weiter, immer weiter in die dichte Krone des Kastanienbaumes und schließlich sah sie nach unten. „Wie gut, dass ich schwindelfrei bin“, dachte sie unwillkürlich und sicherte ihren Griff um den dünnen Ast.
Als Rufe und Fußgetrampel weit unter ihr laut wurden, hielt sie den Atem an. Aus dieser Entfernung konnte Rubina nicht verstehen, was gesprochen wurde. Lateinisch war es, und sie sprachen sehr schnell. Plötzlich jedoch sprach jemand sehr laut und langsam, es hörte sich an, als könne dieser jemand diese Sprach noch nicht allzu gut. „Wir schicken Boten an die übrigen Städte und Dörfer und warnen sie“, sagte er auf Latein. Eine andere Stimme antwortete, doch wieder konnte Rubina nicht verstehen, was sie sagte.
Nach einer Weile hörte sie, dass die Männer – Bauern waren es wohl – sich in die Richtung entfernten, aus der sie gekommen waren.
Stoßartig atmete Rubina aus. Sie schloss die Augen und lehnte sich erschöpft an den glatten Baumstamm. Der Gedankenstrom versiegte langsam. Und ebenso langsam wurde sie gewahr, was gerade geschehen war; unaufhaltsam überrollte sie die Erkenntnis wie eine Flutwelle, dass dies alles kein Traum war, noch nie gewesen war. Deutlicher als je zuvor sah sie den Blitz vor ihrem geistigen Auge. Rot war er, purpurrot, genau wie der Himmel.
Verzweifelt suchte Rubina nach einer natürlichen Erklärung. Es gab keine. Nur eine einzige, phantastische Erklärung: Sie hatte eine Zeitreise gemacht! Eine Reise in die Zeit der alten Römer, eine Reise im Schlaf.
ös geht wieder weiter :)
Als wolle sie diesen Gedanken abschütteln, machte sich Rubina an den Abstieg. Zeitreise... Zeitreise... Römer... Zeitreise... Diese Worte drehen sich in ihrem Kopf, unablässig, während sie Ast für Ast hinunterkletterte. Sie spürte die glatte Rinde des Baumes unter ihren Fingern. Der Rucksack behinderte sie, aber darum kümmerte sich Rubina nicht. Und plötzlich klang ihr noch ein Wort in den Ohren: Maga!
Hexe! Die Bauern würden Boten schicken! Und spätestens im nächsten Dorf würde sie getötet. Auf dem untersten Ast blieb Rubina sitzen, angespannt, ängstlich, verwirrt. „Ich kann hier nicht überleben!“, erkannte sie. „Nicht wenn ich weiter so herumlaufe wie jetzt. Meine Kleidung, meine Habseligkeiten... alles verrät mich!“
„Via semper abit...“ Rubina lachte laut auf, ihre Stimme wurde vom dicht gewachsenen Wald verschluckt. „Wenn ich nicht aufpasse wird mein Weg schneller zu Ende sein als ich ihn angefangen habe.“ Seltsame Gedanken kamen ihr. Ob wohl oben im Wald ihr Körper lag? Leblos? Oder ob sie jetzt oben weiterwanderte und nur ihr Bewusstsein in dieser alten Welt wandelte? Fragen über Fragen. Und keine konnte sie beantworten. Wie um sich abzulenken lief Rubina weiter durch den Wald. Sie stolperte. „Autsch“, schrie Rubina auf und hielt sich den Arm, wo ein großer Riss prangte. „Verdammt“, zischte sie. Wenigstens eines war ihr mit diesem Schmerz Gewissheit geworden: In Träumen spürt man keinen Schmerz!
„Also ist es wahr!“, hauchte Rubina. Und ganz plötzlich, als flüstere ihr ein unsichtbarer Geist im Gewissen zu, begann sie, es hinzunehmen. Sie versprach sich, von nun an sich nicht mehr zu wundern, nur noch, eine Lösung aus dieser Misere zu finden. Sie hörte das Plätschern eines Baches, der Kühlung versprach und als sich Rubina an dem Gewässer wiederfand, merkte sie, dass es ein Fluss war. Ein sanft dahinfließender kleiner Fluss, dessen glatte Oberfläche gelegentlich ans Ufer stieß und ein leises Plätschern von sich gab. Stumm von der Schönheit dieses kleinen Gewässers beugte sich das Mädchen über das Ufer, das von starken Baumwurzeln hoher Eichen und Buchen gehalten wurde. Sie sah ihr verzerrtes Spiegelbild. Rote, rubinrote Haare hingen ihr verstrubbelt und wirr im Gesicht, das von Schmutz und unbemerkten Tränen der Angst und der Ungläubigkeit starrte. Seufzend tauchte Rubina die verschrammten Hände in das lindernde Nass und rieb sich das Gesicht ab. Dann wusch sie sich die Haare und schlang ihr Handtuch darum, damit sie schneller trockneten. Als sie jetzt wieder ihr Gegenüber erblickte, erkannte sie sich zuerst nicht wieder. Hatte sie nie in den Spiegel geschaut, als sie sich die Haare getrocknet hatte?
Wie eine Königin aus dem fernen Osten sah es aus, fand sie. Turban. Mit der metallenen Spange ihrer Mutter fixierte sie ihn am Hinterkopf. Einer plötzlichen Eingebung folgend lief sie zu ihrem Rucksack hinüber und zerrte daraus die dünne, dunkelblaue Decke, in die sie sich immer beim Schlafen gewickelt hatte wie in eine schützende zweite Haut. Diese Decke legte sie sich über die Schultern, schnitt mit dem Taschenmesser zwei Löcher hinein, knotete die Kordel von ihrem Kompass ab und zog sie durch die Löcher. Ein perfekter Umhang. Rubina musste grinsen, obwohl ihr gerade gar nicht danach zumute war. Da stand sie mitten im Wald und verkleidete sich! Nun, da niemand sie sehen konnte. Zuhause im Internat hatte sie sich nie getraut, abgesehen davon, dass sie überhaupt keine Verkleidungen besaß. Aber mit der Decke, sagte sie sich, konnte sie auch schlafen wenn zwei kleine Löcher darin waren. Rubina zerschlug eine Mücke, die sich auf ihrem Arm niedergelassen hatte, um ihre Tagesration einzunehmen. Das war das nervigste am Wald. Wieder sah sie in den natürlichen Spiegel und wieder musste sie lächeln. „Das sieht aus wie in alter Zeit, wie früher!“ Aber sie befand sich ja in „früher“, in „alter Zeit“.
Da verging ihr schlagartig das Grinsen, sie starrte nur noch mit weit aufgerissenen Augen ihr Spiegelbild an. Denn sie hatte eine Idee. Eine Idee, die alle anderen Gedanken übertrumpfte, die alle fantastischen Lösungsmöglichkeiten in den Wind schlug. Einen Moment lang konnte Rubina nicht atmen, so genial war die Vorstellung. „Kaiserin Rubina“, hauchte sie und ließ das Wort klingen. Kaiserin Rubina! Sie würde sich als Kaiserin ausgeben! Als Kaiserin aus einem anderen Land! Dann konnte sie all diese seltsamen Gegenstände, die sie bei sich hatte, gut erklären, gut und einfach! Außerdem hatte Rubina bereits gemerkt, dass sie gut lügen konnte.
Auf einmal durchströmte sie ein Kribbeln vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Sie hatte die Lösung! Sie würde alle Türen öffnen können! Und das Lateinische beherrschte sie zwar nicht mehr allzu fließend, doch sie würde es bald wieder können.
Neue Energie durchfloss sie, sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug, ihre Venen mit Blut durchströmen ließ und Kraft, die aus der Luft selbst in sie konzentriert zu werden schien. Von dieser Luft sog Rubina jetzt so viel ein, dass sie nicht genug davon bekommen konnte. Blätter, Bäume, Sträucher, Wasser, all diese Düfte der Natur verwoben sich und bildeten eine feste Substanz in ihr. Rubina fiel nur ein Wort dazu ein: Energie! Erdenergie! Luftenergie! Wasserenergie! Die Kraft der Natur!
Frischen Mutes schulterte sie ihren Rucksack, mit dem Turban auf dem Kopf und dem blauen Umhang, der von ihren Schultern hing. „Jetzt sollen sie nur kommen“, dachte Rubina in kindlicher Vorfreude. „Ich werde ihnen zeigen, was es heißt, mit einer Kaiserin zu sprechen!“
Als wolle sie diesen Gedanken abschütteln, machte sich Rubina an den Abstieg. Zeitreise... Zeitreise... Römer... Zeitreise... Diese Worte drehen sich in ihrem Kopf, unablässig, während sie Ast für Ast hinunterkletterte. Sie spürte die glatte Rinde des Baumes unter ihren Fingern. Der Rucksack behinderte sie, aber darum kümmerte sich Rubina nicht. Und plötzlich klang ihr noch ein Wort in den Ohren: Maga!
Hexe! Die Bauern würden Boten schicken! Und spätestens im nächsten Dorf würde sie getötet. Auf dem untersten Ast blieb Rubina sitzen, angespannt, ängstlich, verwirrt. „Ich kann hier nicht überleben!“, erkannte sie. „Nicht wenn ich weiter so herumlaufe wie jetzt. Meine Kleidung, meine Habseligkeiten... alles verrät mich!“
„Via semper abit...“ Rubina lachte laut auf, ihre Stimme wurde vom dicht gewachsenen Wald verschluckt. „Wenn ich nicht aufpasse wird mein Weg schneller zu Ende sein als ich ihn angefangen habe.“ Seltsame Gedanken kamen ihr. Ob wohl oben im Wald ihr Körper lag? Leblos? Oder ob sie jetzt oben weiterwanderte und nur ihr Bewusstsein in dieser alten Welt wandelte? Fragen über Fragen. Und keine konnte sie beantworten. Wie um sich abzulenken lief Rubina weiter durch den Wald. Sie stolperte. „Autsch“, schrie Rubina auf und hielt sich den Arm, wo ein großer Riss prangte. „Verdammt“, zischte sie. Wenigstens eines war ihr mit diesem Schmerz Gewissheit geworden: In Träumen spürt man keinen Schmerz!
„Also ist es wahr!“, hauchte Rubina. Und ganz plötzlich, als flüstere ihr ein unsichtbarer Geist im Gewissen zu, begann sie, es hinzunehmen. Sie versprach sich, von nun an sich nicht mehr zu wundern, nur noch, eine Lösung aus dieser Misere zu finden. Sie hörte das Plätschern eines Baches, der Kühlung versprach und als sich Rubina an dem Gewässer wiederfand, merkte sie, dass es ein Fluss war. Ein sanft dahinfließender kleiner Fluss, dessen glatte Oberfläche gelegentlich ans Ufer stieß und ein leises Plätschern von sich gab. Stumm von der Schönheit dieses kleinen Gewässers beugte sich das Mädchen über das Ufer, das von starken Baumwurzeln hoher Eichen und Buchen gehalten wurde. Sie sah ihr verzerrtes Spiegelbild. Rote, rubinrote Haare hingen ihr verstrubbelt und wirr im Gesicht, das von Schmutz und unbemerkten Tränen der Angst und der Ungläubigkeit starrte. Seufzend tauchte Rubina die verschrammten Hände in das lindernde Nass und rieb sich das Gesicht ab. Dann wusch sie sich die Haare und schlang ihr Handtuch darum, damit sie schneller trockneten. Als sie jetzt wieder ihr Gegenüber erblickte, erkannte sie sich zuerst nicht wieder. Hatte sie nie in den Spiegel geschaut, als sie sich die Haare getrocknet hatte?
Wie eine Königin aus dem fernen Osten sah es aus, fand sie. Turban. Mit der metallenen Spange ihrer Mutter fixierte sie ihn am Hinterkopf. Einer plötzlichen Eingebung folgend lief sie zu ihrem Rucksack hinüber und zerrte daraus die dünne, dunkelblaue Decke, in die sie sich immer beim Schlafen gewickelt hatte wie in eine schützende zweite Haut. Diese Decke legte sie sich über die Schultern, schnitt mit dem Taschenmesser zwei Löcher hinein, knotete die Kordel von ihrem Kompass ab und zog sie durch die Löcher. Ein perfekter Umhang. Rubina musste grinsen, obwohl ihr gerade gar nicht danach zumute war. Da stand sie mitten im Wald und verkleidete sich! Nun, da niemand sie sehen konnte. Zuhause im Internat hatte sie sich nie getraut, abgesehen davon, dass sie überhaupt keine Verkleidungen besaß. Aber mit der Decke, sagte sie sich, konnte sie auch schlafen wenn zwei kleine Löcher darin waren. Rubina zerschlug eine Mücke, die sich auf ihrem Arm niedergelassen hatte, um ihre Tagesration einzunehmen. Das war das nervigste am Wald. Wieder sah sie in den natürlichen Spiegel und wieder musste sie lächeln. „Das sieht aus wie in alter Zeit, wie früher!“ Aber sie befand sich ja in „früher“, in „alter Zeit“.
Da verging ihr schlagartig das Grinsen, sie starrte nur noch mit weit aufgerissenen Augen ihr Spiegelbild an. Denn sie hatte eine Idee. Eine Idee, die alle anderen Gedanken übertrumpfte, die alle fantastischen Lösungsmöglichkeiten in den Wind schlug. Einen Moment lang konnte Rubina nicht atmen, so genial war die Vorstellung. „Kaiserin Rubina“, hauchte sie und ließ das Wort klingen. Kaiserin Rubina! Sie würde sich als Kaiserin ausgeben! Als Kaiserin aus einem anderen Land! Dann konnte sie all diese seltsamen Gegenstände, die sie bei sich hatte, gut erklären, gut und einfach! Außerdem hatte Rubina bereits gemerkt, dass sie gut lügen konnte.
Auf einmal durchströmte sie ein Kribbeln vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Sie hatte die Lösung! Sie würde alle Türen öffnen können! Und das Lateinische beherrschte sie zwar nicht mehr allzu fließend, doch sie würde es bald wieder können.
Neue Energie durchfloss sie, sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug, ihre Venen mit Blut durchströmen ließ und Kraft, die aus der Luft selbst in sie konzentriert zu werden schien. Von dieser Luft sog Rubina jetzt so viel ein, dass sie nicht genug davon bekommen konnte. Blätter, Bäume, Sträucher, Wasser, all diese Düfte der Natur verwoben sich und bildeten eine feste Substanz in ihr. Rubina fiel nur ein Wort dazu ein: Energie! Erdenergie! Luftenergie! Wasserenergie! Die Kraft der Natur!
Frischen Mutes schulterte sie ihren Rucksack, mit dem Turban auf dem Kopf und dem blauen Umhang, der von ihren Schultern hing. „Jetzt sollen sie nur kommen“, dachte Rubina in kindlicher Vorfreude. „Ich werde ihnen zeigen, was es heißt, mit einer Kaiserin zu sprechen!“
als Kaiserin ausgeben? Das tut man aber nicht....hm, außer man stirbt sonst.
Naja. ird schon seine Richtigkeit haben. Der Teil gefällt mir sehr gut^^
(Vermutlich besonders, weil ich Latein so liebe!)
Ich hab nur eine Frage: Im Abschnitt vom 17. ( den ich übersehen habe....) ziemlich weit oben: was meinst du mit: ein Pferd, das eeinen würdig dreinblickenden Mann uaf seinem GLÄNZENDEN Rücken trug....
Wieso GLÄNZT der Rücken?
Sonst ist mir nichts aufgefallen, was ich irendiwe nicht ganz begreife... sehr gut^^
Naja. ird schon seine Richtigkeit haben. Der Teil gefällt mir sehr gut^^
(Vermutlich besonders, weil ich Latein so liebe!)
Ich hab nur eine Frage: Im Abschnitt vom 17. ( den ich übersehen habe....) ziemlich weit oben: was meinst du mit: ein Pferd, das eeinen würdig dreinblickenden Mann uaf seinem GLÄNZENDEN Rücken trug....
Wieso GLÄNZT der Rücken?
Sonst ist mir nichts aufgefallen, was ich irendiwe nicht ganz begreife... sehr gut^^
kann mich nur anschließen!
super gelungener abschnitt!
bin gespannt auf den nächsten teil^^
super gelungener abschnitt!
bin gespannt auf den nächsten teil^^
Soweit ich weiss, bekommen Pferde einen glänzenden Rücken, wenn sie schwitzen? Oder wenn sie schön herausgeputzt sind?^^
Sorry, bin auch kein grosser Pferdekenner, obwohl ich die Tiere eigentlich noch mag XD
Zur Story: Weiter so, Lamproly! Das wird immer besser. Und auch du kannst durchaus spannend schreiben, bin ich der Meinung. Sonst wäre ich ja wohl kaum so gespannt auf den nächsten Abschnitt:)
Sorry, bin auch kein grosser Pferdekenner, obwohl ich die Tiere eigentlich noch mag XD
Zur Story: Weiter so, Lamproly! Das wird immer besser. Und auch du kannst durchaus spannend schreiben, bin ich der Meinung. Sonst wäre ich ja wohl kaum so gespannt auf den nächsten Abschnitt:)
Danke vielmals an alle *motiviert sei*
Also Pferde glänzen wenn... ja... wenn sie schwitzen, was bei einem solchen heißen Sommertag durchaus der Fall sein kann, oder wenn sie gut gepflegtes Fell haben, dann glänzt das auch ein bisschen. Also RPGamer hatte durchaus Recht :-) Ich habe irgendwie beides gemeint^^.
So nochmals ich fahre jetzt ab zur Musicalprobenfreizeit auf Burg Rothenfels *euch auch noch mal wink* komme Sonntag oder Montag wieder.
Also Pferde glänzen wenn... ja... wenn sie schwitzen, was bei einem solchen heißen Sommertag durchaus der Fall sein kann, oder wenn sie gut gepflegtes Fell haben, dann glänzt das auch ein bisschen. Also RPGamer hatte durchaus Recht :-) Ich habe irgendwie beides gemeint^^.
So nochmals ich fahre jetzt ab zur Musicalprobenfreizeit auf Burg Rothenfels *euch auch noch mal wink* komme Sonntag oder Montag wieder.
okay, jetz gehts endlich mal weiter, sorry dass ich gar nicht mehr zum schreiben komme, obwohl geistige Nahrung meinem Gehirn mal gut täte. Ich bin nur noch am Theaterspielen, Geigespielen, Singen und Steppen^^
Außerdem habe ich ein neues Hobby entdeckt (hoffe ich doch^^) nämlich LARP! Bin schon eifrig am Vorbereiten, des wird bestimmt klasse!
Also:
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Die Stadt Atriria
Der Wald schien kein Ende zu nehmen. Langsam begann Rubina zu zweifeln, dass sie überhaupt noch jemandem begegnete. Immer weiter schien sie in unerforschtes Gebiet zu dringen aus dem es keinen Weg mehr heraus gab. Immer düsterer und unheimlicher wurde der Wald, das gleißende Tageslicht prallte von dem undurchdringlichen Blätterdach ab wie Pfeile von einem Schutzschild. Zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus dem Waisenhaus war sie nicht froh darüber. Hier, in diesem unzivilisierten Waldgebiet, würde sie nicht so schnell einer menschlichen Seele begegnen.
Ein Kuckuck rief und Rubina blieb wie angewurzelt stehen. Verklärt lauschte sie den klaren Lauten und suchte mit den Augen das Astgewirr über ihr ab, doch kein Vogel ließ sich entdecken. Noch nie hatte sie einen Kuckuck gehört! Träume blühten in ihr auf, Träume von einer wunderbaren Natur, die sie nie zuvor erleben konnte. Ihre eigenen Sorgen hatten die Gefühle abgeblockt, die die wirklich wichtigen waren. Nur noch Hass und Neid waren durch das einseitige Sieb gedrungen und alle schönen Gedanken hatten ihr Gewissen nicht erreicht. Jetzt schien es, als ob ihr Geist sich plötzlich öffnete.
Versonnen hockte sie sich auf das Moospolster zu ihren Füßen, lehnte sich an den schweren Rucksack und hörte alle Geräusche doppelt so laut, als sie es je vorher wahrgenommen hatte. Und sie vernahm Dinge, die sie nie beachtet hatte. Das Rauschen der Blätter, das Plätschern eines entfernten Baches, ein vielstimmiger Vogelchor, wieder der Kuckuck, Rascheln im Gebüsch, das von einer Amsel mit schwarz schimmerndem Gefieder herrührte und ... knackende Zweige. Rubina fuhr auf. Da war jemand! Jetzt hörte sie ein Kind jauchzen, dann ein anderes schreien, ganz in der Nähe. Erleichtert atmete sie aus. Wenn es keine Erwachsenen waren, würde es bestimmt leichter sein, sie von ihrer Identität als Kaiserin zu überzeugen. Die Worte waren längst im Kopf zurechtgelegt, ihre vermeintliche Geschichte erfunden. Stumm stand Rubina auf und erwartete, was da kam. Obwohl sie vorher so zuversichtlich gewesen war, schlichen sich jetzt jedoch Zweifel in ihre Gefühle und ohne es zu merken spannte sie jeden Muskel an, wie eine Katze, die immer auf der Hut ist.
Aus dem Gebüsch vor ihr ertönte ein Krachen und ein kleiner Junge, etwa sieben Jahre alt, stürzte heraus. Seine etwa schulterlangen schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und er fuchtelte heftig mit einem kleinen Holzschwert herum und zwar, wie Rubina einige Sekunden später feststellte, einem anderen, blonden Jungen direkt vor der Nase. Dieser trug einen übergroßen römischen Helm, der schon sehr verkratzt und ältlich aussah und einen Schild, der notdürftig aus splitterndem Holz gezimmert worden schien. Rubina stand reglos da und wartete, dass die Jungen sie bemerkten. Zunächst einmal jedoch geschah nichts, nur dass die beiden Knaben sich schreiend und quietschend mit den Holzwaffen prügelten und auf dem Boden umherrollten wie zwei junge Hunde.
Als die großen, blauen Augen des Blonden auf die erhabene Gestalt fiel, die da vor ihm stand, erstarrte er wie eine Eissäule und rührte sich nicht von der Stelle. Seine Löckchen lagen auf dem hellgrünen Moos und leuchteten in einem kurzen, flackernden Lichtstrahl auf wie eine Goldader. Der Schwarzhaarige hielt inne und musterte seinen Spielgefährten verblüfft. Er konnte überhaupt nicht verstehen, was sein Freund da tat. Stellte er sich etwa tot? Dann folgte er dem Blick des anderen und verharrte regungslos, wie vom Blitz getroffen. Inzwischen hatte sich der kleine Blonde wieder gefangen. Ein Hauch glitt über seine Lippen, bis er seine Stimme wiederfand. „Minerva“, flüsterte er kaum hörbar.
Minerva? Rubina war perplex. Hielten sie sie gleich für eine Göttin? Andererseits... Wieso nicht? Dann jedoch rief Rubina ihre Gedanken zurück. „Spiel nicht mit deinem Schicksal“, mahnte sie sich. Womöglich würde das für einen Skandal sorgen und sie sofort an den Galgen bringen. Ohne es selbst zu merken schüttelte sie den Kopf. „Nein“, sagte sie. „Ich bin keine Göttin.“ Wie eine Außerirdische starrten die Kinder sie an. Dann bemerkte Rubina, dass sie Deutsch gesprochen hatte. „Deutsch“, dachte sie und lachte leise. Das würde sie wahrscheinlich für eine ganze Weile nicht brauchen. Zumindest, bis das alles hier endete. WENN es überhaupt endete. „Ne dea sum”, sagte sie in einem weicheren Tonfall. „Cäsar sum.“ Ich bin eine Kaiserin. Sie sprach lateinisch weiter, obwohl manche Worte ihr nur stockend über die Lippen kamen. „Ich bin Kaiserin Rubina. Ich komme aus einem fernen Land, das hinter mächtigen Bergen und riesigen Meeren liegt. Wollt ihr mich zu eurem Herrn geleiten?“
Der Junge mit dem schwarzen, strubbeligen Haar antwortete erst nach einiger Zeit, in der er das Mädchen verständnislos angestarrt hatte, und als er sprach, sprach er so schnell, dass Rubina Mühe hatte, seinen Worten zu folgen. Schließlich einigte sie sich darauf, dass es heißen musste: „Ich werde dich zu meinem Herrn führen. Er wird bestimmt weiter wissen.“
Der Blick, den der Junge Rubinas Habseligkeiten zollte, war alles andere als vertrauensselig. Angstvoll tuschelte er mit seinem Kameraden, deutete ab und zu hinter sich und warf unsichere Bliche zu der seltsamen Fremden, die er führte. Rubina atmete erleichtert auf. Die erste Hürde war genommen. Wahrscheinlich würde sie jetzt zu einem Dorf gebracht werden, einem Hausherren vorgestellt werden und alles weitere würde sich klären. Sie ahnte nicht, dass ihre so schön zurechtgelegten Pläne schon in jenem Dorf, in jener Stadt durchkreuzt werden würden.
Außerdem habe ich ein neues Hobby entdeckt (hoffe ich doch^^) nämlich LARP! Bin schon eifrig am Vorbereiten, des wird bestimmt klasse!
Also:
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Die Stadt Atriria
Der Wald schien kein Ende zu nehmen. Langsam begann Rubina zu zweifeln, dass sie überhaupt noch jemandem begegnete. Immer weiter schien sie in unerforschtes Gebiet zu dringen aus dem es keinen Weg mehr heraus gab. Immer düsterer und unheimlicher wurde der Wald, das gleißende Tageslicht prallte von dem undurchdringlichen Blätterdach ab wie Pfeile von einem Schutzschild. Zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus dem Waisenhaus war sie nicht froh darüber. Hier, in diesem unzivilisierten Waldgebiet, würde sie nicht so schnell einer menschlichen Seele begegnen.
Ein Kuckuck rief und Rubina blieb wie angewurzelt stehen. Verklärt lauschte sie den klaren Lauten und suchte mit den Augen das Astgewirr über ihr ab, doch kein Vogel ließ sich entdecken. Noch nie hatte sie einen Kuckuck gehört! Träume blühten in ihr auf, Träume von einer wunderbaren Natur, die sie nie zuvor erleben konnte. Ihre eigenen Sorgen hatten die Gefühle abgeblockt, die die wirklich wichtigen waren. Nur noch Hass und Neid waren durch das einseitige Sieb gedrungen und alle schönen Gedanken hatten ihr Gewissen nicht erreicht. Jetzt schien es, als ob ihr Geist sich plötzlich öffnete.
Versonnen hockte sie sich auf das Moospolster zu ihren Füßen, lehnte sich an den schweren Rucksack und hörte alle Geräusche doppelt so laut, als sie es je vorher wahrgenommen hatte. Und sie vernahm Dinge, die sie nie beachtet hatte. Das Rauschen der Blätter, das Plätschern eines entfernten Baches, ein vielstimmiger Vogelchor, wieder der Kuckuck, Rascheln im Gebüsch, das von einer Amsel mit schwarz schimmerndem Gefieder herrührte und ... knackende Zweige. Rubina fuhr auf. Da war jemand! Jetzt hörte sie ein Kind jauchzen, dann ein anderes schreien, ganz in der Nähe. Erleichtert atmete sie aus. Wenn es keine Erwachsenen waren, würde es bestimmt leichter sein, sie von ihrer Identität als Kaiserin zu überzeugen. Die Worte waren längst im Kopf zurechtgelegt, ihre vermeintliche Geschichte erfunden. Stumm stand Rubina auf und erwartete, was da kam. Obwohl sie vorher so zuversichtlich gewesen war, schlichen sich jetzt jedoch Zweifel in ihre Gefühle und ohne es zu merken spannte sie jeden Muskel an, wie eine Katze, die immer auf der Hut ist.
Aus dem Gebüsch vor ihr ertönte ein Krachen und ein kleiner Junge, etwa sieben Jahre alt, stürzte heraus. Seine etwa schulterlangen schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und er fuchtelte heftig mit einem kleinen Holzschwert herum und zwar, wie Rubina einige Sekunden später feststellte, einem anderen, blonden Jungen direkt vor der Nase. Dieser trug einen übergroßen römischen Helm, der schon sehr verkratzt und ältlich aussah und einen Schild, der notdürftig aus splitterndem Holz gezimmert worden schien. Rubina stand reglos da und wartete, dass die Jungen sie bemerkten. Zunächst einmal jedoch geschah nichts, nur dass die beiden Knaben sich schreiend und quietschend mit den Holzwaffen prügelten und auf dem Boden umherrollten wie zwei junge Hunde.
Als die großen, blauen Augen des Blonden auf die erhabene Gestalt fiel, die da vor ihm stand, erstarrte er wie eine Eissäule und rührte sich nicht von der Stelle. Seine Löckchen lagen auf dem hellgrünen Moos und leuchteten in einem kurzen, flackernden Lichtstrahl auf wie eine Goldader. Der Schwarzhaarige hielt inne und musterte seinen Spielgefährten verblüfft. Er konnte überhaupt nicht verstehen, was sein Freund da tat. Stellte er sich etwa tot? Dann folgte er dem Blick des anderen und verharrte regungslos, wie vom Blitz getroffen. Inzwischen hatte sich der kleine Blonde wieder gefangen. Ein Hauch glitt über seine Lippen, bis er seine Stimme wiederfand. „Minerva“, flüsterte er kaum hörbar.
Minerva? Rubina war perplex. Hielten sie sie gleich für eine Göttin? Andererseits... Wieso nicht? Dann jedoch rief Rubina ihre Gedanken zurück. „Spiel nicht mit deinem Schicksal“, mahnte sie sich. Womöglich würde das für einen Skandal sorgen und sie sofort an den Galgen bringen. Ohne es selbst zu merken schüttelte sie den Kopf. „Nein“, sagte sie. „Ich bin keine Göttin.“ Wie eine Außerirdische starrten die Kinder sie an. Dann bemerkte Rubina, dass sie Deutsch gesprochen hatte. „Deutsch“, dachte sie und lachte leise. Das würde sie wahrscheinlich für eine ganze Weile nicht brauchen. Zumindest, bis das alles hier endete. WENN es überhaupt endete. „Ne dea sum”, sagte sie in einem weicheren Tonfall. „Cäsar sum.“ Ich bin eine Kaiserin. Sie sprach lateinisch weiter, obwohl manche Worte ihr nur stockend über die Lippen kamen. „Ich bin Kaiserin Rubina. Ich komme aus einem fernen Land, das hinter mächtigen Bergen und riesigen Meeren liegt. Wollt ihr mich zu eurem Herrn geleiten?“
Der Junge mit dem schwarzen, strubbeligen Haar antwortete erst nach einiger Zeit, in der er das Mädchen verständnislos angestarrt hatte, und als er sprach, sprach er so schnell, dass Rubina Mühe hatte, seinen Worten zu folgen. Schließlich einigte sie sich darauf, dass es heißen musste: „Ich werde dich zu meinem Herrn führen. Er wird bestimmt weiter wissen.“
Der Blick, den der Junge Rubinas Habseligkeiten zollte, war alles andere als vertrauensselig. Angstvoll tuschelte er mit seinem Kameraden, deutete ab und zu hinter sich und warf unsichere Bliche zu der seltsamen Fremden, die er führte. Rubina atmete erleichtert auf. Die erste Hürde war genommen. Wahrscheinlich würde sie jetzt zu einem Dorf gebracht werden, einem Hausherren vorgestellt werden und alles weitere würde sich klären. Sie ahnte nicht, dass ihre so schön zurechtgelegten Pläne schon in jenem Dorf, in jener Stadt durchkreuzt werden würden.
Ähm...mal ne Frage...was ist LARP?!
Zu diesem Teil: Einen Fehler habe ich entdeckt. Zwar nur ein Tippfehler aber was solls^^
...und warf unsichere Blicke zu der seltsamen Fremden...
Sonst ist mir nichts aufgefallen. Weiter so!
Zu diesem Teil: Einen Fehler habe ich entdeckt. Zwar nur ein Tippfehler aber was solls^^
...und warf unsichere Blicke zu der seltsamen Fremden...
Sonst ist mir nichts aufgefallen. Weiter so!
ähmm....meinst du Live Action Role Playing?
Da stellt man dei Figur, die man spielt auch selbst dar, oder nicht. Ist doch in gewisser Weise wie Theater.
Ach ja...gelesen hab ich noch nicht. noch gar nichts von den neuen Einträgen ei8gentlich. Vieleicht schaff ich das heute noch. mal sehen.
Da stellt man dei Figur, die man spielt auch selbst dar, oder nicht. Ist doch in gewisser Weise wie Theater.
Ach ja...gelesen hab ich noch nicht. noch gar nichts von den neuen Einträgen ei8gentlich. Vieleicht schaff ich das heute noch. mal sehen.
joa...was soll ich noch sagen??
schreib einfach weiter^^
schreib einfach weiter^^
Ähm Leute also ihr wundert euch vielleicht warum so lange nix von mir kommt, das liegt daran, dass mein Gehirn so leer wie nen Haufen Stroh ist. Bedeutet, dass ich eine Pause mache, wie lange, weiß ich noch nicht. Jedenfalls so lange, bis mich wieder die Muse küsst.
Sorry
Sorry
Also ich find deinen Schreibstil ganz gut, nur ne kleine Frage:
Wenn das ganze in Deutschland spielt, wo kommen dann die Römer her? Denn so viel ich weiß waren die Römer zwar in Deutschland, aber deswegen haben die Leute eigentlich noch nicht wie Römer gelebt und auch kein Latein gesprochen. Und die Röner hatten doch zu der Zeit fast die ganze Welt(aus ihrer Sicht zumindest) besetzt...woher soll dann die Kaiserin kommen?
Naja des is mir nur aufgefallen! Bin scho gespannt wies weitergeht...
Wenn das ganze in Deutschland spielt, wo kommen dann die Römer her? Denn so viel ich weiß waren die Römer zwar in Deutschland, aber deswegen haben die Leute eigentlich noch nicht wie Römer gelebt und auch kein Latein gesprochen. Und die Röner hatten doch zu der Zeit fast die ganze Welt(aus ihrer Sicht zumindest) besetzt...woher soll dann die Kaiserin kommen?
Naja des is mir nur aufgefallen! Bin scho gespannt wies weitergeht...
Es wird später alles erklärt aber wie schon gesagt mache ich erst mal ne Pause.
PS: ich habs mir auf der Karte angeschaut. unten links im Eck (mein Erdkundelehrer würde mich umbringen) gab es ein nicht allzu winziges Gebiet, eben bis zum Rhein, und bis zur Mauer, da war alles römisch. Die genauen Daten wann welcher Kaiser gelebt hat bringen mich immer wieder durcheinander aber das muss ich erst mal wieder auffrischen bis ich da besser bescheid weiß. Und das übliche wird später erklärt.
PPS: Sobald es Rubina erfährt, erfahrt ihr es auch :-P
PS: ich habs mir auf der Karte angeschaut. unten links im Eck (mein Erdkundelehrer würde mich umbringen) gab es ein nicht allzu winziges Gebiet, eben bis zum Rhein, und bis zur Mauer, da war alles römisch. Die genauen Daten wann welcher Kaiser gelebt hat bringen mich immer wieder durcheinander aber das muss ich erst mal wieder auffrischen bis ich da besser bescheid weiß. Und das übliche wird später erklärt.
PPS: Sobald es Rubina erfährt, erfahrt ihr es auch :-P
So, wow, ich hab ja doch was geschafft!
Ab ungefähr 50 nach Christus oder so wurde dieser Teil des Landes zunehmend romanisiert, also Städte gebaut, Villen und "villae rusticae" angelegt, um was für die Wirtschaft zu tun. Alles weitere klärt sich später^^
Ähm... den letzten Satz des vorherigen Abschnittes könnt ihr streichen, ich habe ihn nämlich umgeändert^^
Sie ahnte nicht, dass es doch nicht so einfach funktionieren würde, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Erstmal dieser Teil:
Schließlich gaben die dichten Haselbüsche den Blick auf eine wunderschöne Landschaft frei. Saftig grünes Grasland, durchsetzt von einigen gelblichen Flächen säumte der Wald, der in einem riesigen Halbkreis die Felder und Wiesen zu einem Fluss hin einkesselte, der sich wie ein breites, silbern schillerndes Band durch die Äcker wand. Und direkt an diesem Fluss lag die Stadt Atriria.
Schon von Weitem scholl Rubina und den Knaben der Stadtlärm entgegen, der unter anderem aus Hundegebell und Kindergeschrei bestand, gewürzt von dem Knattern hölzerner Räder auf den gepflasterten Straßen der unzähligen Gassen, die sich wie ein Netzwerk durch die gesamte Stadt zogen.
„Wir bringen Euch zu Marcus Cornelius Lupus. Er wohnt in der Villa dort oben.“ Der Dunkelhaarige zeigte auf einen wahrlich beeindruckenden Gebäudekomplex mit teilweise roten Ziegeldächern, teilweise Flachdächern die nur von einer niedrigen Brüstung gesäumt waren. Das Eingangstor flankierten vier mächtige weiße Säulen und weitere, kleinere Säulen trugen zwei große Balkone mit schmiedeeisernem Geländer.
Gefühle mischten sich in Rubinas Gedankenwirbel. Bewunderung, Ehrfurcht, doch auch Unbehagen, Befangenheit und Skepsis. Und wieder die Angst, was sie erwarten könnte. Schon begann sie an ihrem Einfallsreichtum zu zweifeln. Würde sie sich wirklich, wenn sie vor M. C. Lupus stand, so schnell gute Antworten einfallen lassen können? Sie wusste ja noch nicht einmal, welches Jahr sie hatten. Wie rechneten die Römer überhaupt die Jahre? Vielleicht kam ja doch alles ganz anders, als sie es erwartete. Endlich hatten sie die ersten Häuser, nein, Hütten erreicht und betraten Atriria.
Es war, als wäre mit Rubinas Eintreten alles versteinert. Menschen hielten in der Arbeit inne, Frauen verstummten mitten im Redeschwall, Kinder hörten auf zu spielen, Hunde erstarrten mitten in der Rauferei um einen Knochen. Dann, vom einen auf den anderen Augenblick, brachen die Geflüsterfeuer los. Ein Flackern von zischelnden Stimmen, deutende Finger. Rubina zwang sich, es nicht zu beachten, wie sie es schon immer in der Schule getan hatte. Ihre Finger waren feucht vom Schweiß. Nein, hier war es anders als in der Schule. Hier konnte es sie ihren Kopf kosten.
Zur Mitte der Stadt hin wurden die Häuser immer größer, waren nun nicht mehr aus Lehm oder Holz, sondern aus Stein und die Dächer waren mit Schindeln gedeckt und nicht mehr mit Stroh oder Reet. So versunken war Rubina in den Anblick der Stadt, dass sie das Getuschel hinter ihrem Rücken gar nicht mehr wahrnahm. Viele der Bewohner trugen römische Gewandung, doch einige sahen aus wie Germanen, waren es wahrscheinlich auch. Vielleicht waren auch alle anderen Germanen und kleideten sich nur wie Römer. Wo war sie jetzt eigentlich? Immer noch in Deutschland – oder... dort eben, wo später Deutschland sein sollte?
Ehe sie sich’s versah, ragte auch schon die Villa vor ihnen in den tiefblauen Himmel; blendend weiß reflektierten die weiß getünchten Mauern das grelle Sonnenlicht. Jetzt sah Rubina auch, dass das große Tor nicht der einzige Zugang in die schützenden Mauern war. Hinter einer der vier großen Säulen lag eine kleine, hölzerne Tür, die mit eisernen Ornamenten beschlagen war.
Gerade wollte der Blonde die Hand nach dem ebenfalls eisernen Türklopfer in Form eines Löwenkopfes ausstrecken, da schwang die Tür wie von Geisterhand gelenkt von selbst auf. Entsetzt wichen die Jungen zurück und starrten Rubina an als sei sie selbst dieser Geist, doch in diesem Moment trat ein junger Mann aus dem steinernen Türrahmen, der in den Händen zwei große, hölzerne Eimer trug. Seine blonden Locken hingen ihm wirr ins Gesicht und es sah aus, als ob er sehr schwitzte. Der Mann schien ebenso überrascht wie die beiden Kinder, doch schnell fingen diese sich wieder und redeten auf den Mann, der offensichtlich ein Sklave war, in einer Sprache ein, die Rubina noch nie zuvor gehört hatte. Es war kein Latein, soviel war sicher. Vielleicht, so überlegte sie, war es Germanisch? Wie dem auch sei, jener Mann trat nun zur Seite, antwortete kurz und bündig, zollte Rubina einen argwöhnischen und leicht ängstlichen Blick und verschwand dann nach unten in die Stadt.
Rubina atmete tief ein. Jetzt begann das Spiel also. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie in einen Innenhof trat, der trotz der Sonne vollständig in dämmrigem Schatten lag. Schuld daran waren die Mauern, die den Hof von allen Seiten umschlossen und so hoch in den Himmel ragten, dass nur noch ein viereckiger Flecken Blau zu sehen war, wie eine Decke, die jemand darüber gespannt hatte. „Kommt!“, sagte einer der Jungen zu ihr und Rubina wurde gewahr, dass sie stehen geblieben war. Rasch folgte sie nun ihren Führern in das Gebäude. Durch etliche Flure und Räume liefen sie, Rubina hatte nur Sekunden Zeit, die prächtigen Wandmalereien und Mosaike zu bewundern, die Wände, Böden und Decke bedeckten. Die Räume waren allesamt sehr klein, dafür aber umso höher, und spärlich möbliert. Marmorstatuen standen in den Ecken und säumten die Wände, in einige Mauern waren sogar kleine Nischen eingelassen, in denen kleine, verzierte Götterstatuen standen.
Sie kamen an einem weiteren Hof vorbei, dieser war aber um einiges kleiner als der vorherige und sorgfältig bepflanzt. Rubina mahnte sich, ihre Gedanken zurückzurufen. Jetzt nämlich versperrte eine schwer aussehende Tür den weg, zu dessen Seiten zwei marmorne Statuen standen, ein Mann und eine Frau. Rubina sah zu ihnen auf und ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Es sah aus, als wären es versteinerte Menschen, die im nächsten Moment wieder zum Leben erwachen konnten. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf die Tür zurückgerissen, als einer der Jungen einen schmiedeeisernen Türklopfer packte und ihn drei Mal auf das dunkle Holz pochen ließ. Das Geräusch hallte erschreckend laut in dem hohen Flur, dessen Wände mit bunten Farben bemalt waren. Dann schwang die Tür auf.
Ab ungefähr 50 nach Christus oder so wurde dieser Teil des Landes zunehmend romanisiert, also Städte gebaut, Villen und "villae rusticae" angelegt, um was für die Wirtschaft zu tun. Alles weitere klärt sich später^^
Ähm... den letzten Satz des vorherigen Abschnittes könnt ihr streichen, ich habe ihn nämlich umgeändert^^
Sie ahnte nicht, dass es doch nicht so einfach funktionieren würde, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Erstmal dieser Teil:
Schließlich gaben die dichten Haselbüsche den Blick auf eine wunderschöne Landschaft frei. Saftig grünes Grasland, durchsetzt von einigen gelblichen Flächen säumte der Wald, der in einem riesigen Halbkreis die Felder und Wiesen zu einem Fluss hin einkesselte, der sich wie ein breites, silbern schillerndes Band durch die Äcker wand. Und direkt an diesem Fluss lag die Stadt Atriria.
Schon von Weitem scholl Rubina und den Knaben der Stadtlärm entgegen, der unter anderem aus Hundegebell und Kindergeschrei bestand, gewürzt von dem Knattern hölzerner Räder auf den gepflasterten Straßen der unzähligen Gassen, die sich wie ein Netzwerk durch die gesamte Stadt zogen.
„Wir bringen Euch zu Marcus Cornelius Lupus. Er wohnt in der Villa dort oben.“ Der Dunkelhaarige zeigte auf einen wahrlich beeindruckenden Gebäudekomplex mit teilweise roten Ziegeldächern, teilweise Flachdächern die nur von einer niedrigen Brüstung gesäumt waren. Das Eingangstor flankierten vier mächtige weiße Säulen und weitere, kleinere Säulen trugen zwei große Balkone mit schmiedeeisernem Geländer.
Gefühle mischten sich in Rubinas Gedankenwirbel. Bewunderung, Ehrfurcht, doch auch Unbehagen, Befangenheit und Skepsis. Und wieder die Angst, was sie erwarten könnte. Schon begann sie an ihrem Einfallsreichtum zu zweifeln. Würde sie sich wirklich, wenn sie vor M. C. Lupus stand, so schnell gute Antworten einfallen lassen können? Sie wusste ja noch nicht einmal, welches Jahr sie hatten. Wie rechneten die Römer überhaupt die Jahre? Vielleicht kam ja doch alles ganz anders, als sie es erwartete. Endlich hatten sie die ersten Häuser, nein, Hütten erreicht und betraten Atriria.
Es war, als wäre mit Rubinas Eintreten alles versteinert. Menschen hielten in der Arbeit inne, Frauen verstummten mitten im Redeschwall, Kinder hörten auf zu spielen, Hunde erstarrten mitten in der Rauferei um einen Knochen. Dann, vom einen auf den anderen Augenblick, brachen die Geflüsterfeuer los. Ein Flackern von zischelnden Stimmen, deutende Finger. Rubina zwang sich, es nicht zu beachten, wie sie es schon immer in der Schule getan hatte. Ihre Finger waren feucht vom Schweiß. Nein, hier war es anders als in der Schule. Hier konnte es sie ihren Kopf kosten.
Zur Mitte der Stadt hin wurden die Häuser immer größer, waren nun nicht mehr aus Lehm oder Holz, sondern aus Stein und die Dächer waren mit Schindeln gedeckt und nicht mehr mit Stroh oder Reet. So versunken war Rubina in den Anblick der Stadt, dass sie das Getuschel hinter ihrem Rücken gar nicht mehr wahrnahm. Viele der Bewohner trugen römische Gewandung, doch einige sahen aus wie Germanen, waren es wahrscheinlich auch. Vielleicht waren auch alle anderen Germanen und kleideten sich nur wie Römer. Wo war sie jetzt eigentlich? Immer noch in Deutschland – oder... dort eben, wo später Deutschland sein sollte?
Ehe sie sich’s versah, ragte auch schon die Villa vor ihnen in den tiefblauen Himmel; blendend weiß reflektierten die weiß getünchten Mauern das grelle Sonnenlicht. Jetzt sah Rubina auch, dass das große Tor nicht der einzige Zugang in die schützenden Mauern war. Hinter einer der vier großen Säulen lag eine kleine, hölzerne Tür, die mit eisernen Ornamenten beschlagen war.
Gerade wollte der Blonde die Hand nach dem ebenfalls eisernen Türklopfer in Form eines Löwenkopfes ausstrecken, da schwang die Tür wie von Geisterhand gelenkt von selbst auf. Entsetzt wichen die Jungen zurück und starrten Rubina an als sei sie selbst dieser Geist, doch in diesem Moment trat ein junger Mann aus dem steinernen Türrahmen, der in den Händen zwei große, hölzerne Eimer trug. Seine blonden Locken hingen ihm wirr ins Gesicht und es sah aus, als ob er sehr schwitzte. Der Mann schien ebenso überrascht wie die beiden Kinder, doch schnell fingen diese sich wieder und redeten auf den Mann, der offensichtlich ein Sklave war, in einer Sprache ein, die Rubina noch nie zuvor gehört hatte. Es war kein Latein, soviel war sicher. Vielleicht, so überlegte sie, war es Germanisch? Wie dem auch sei, jener Mann trat nun zur Seite, antwortete kurz und bündig, zollte Rubina einen argwöhnischen und leicht ängstlichen Blick und verschwand dann nach unten in die Stadt.
Rubina atmete tief ein. Jetzt begann das Spiel also. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie in einen Innenhof trat, der trotz der Sonne vollständig in dämmrigem Schatten lag. Schuld daran waren die Mauern, die den Hof von allen Seiten umschlossen und so hoch in den Himmel ragten, dass nur noch ein viereckiger Flecken Blau zu sehen war, wie eine Decke, die jemand darüber gespannt hatte. „Kommt!“, sagte einer der Jungen zu ihr und Rubina wurde gewahr, dass sie stehen geblieben war. Rasch folgte sie nun ihren Führern in das Gebäude. Durch etliche Flure und Räume liefen sie, Rubina hatte nur Sekunden Zeit, die prächtigen Wandmalereien und Mosaike zu bewundern, die Wände, Böden und Decke bedeckten. Die Räume waren allesamt sehr klein, dafür aber umso höher, und spärlich möbliert. Marmorstatuen standen in den Ecken und säumten die Wände, in einige Mauern waren sogar kleine Nischen eingelassen, in denen kleine, verzierte Götterstatuen standen.
Sie kamen an einem weiteren Hof vorbei, dieser war aber um einiges kleiner als der vorherige und sorgfältig bepflanzt. Rubina mahnte sich, ihre Gedanken zurückzurufen. Jetzt nämlich versperrte eine schwer aussehende Tür den weg, zu dessen Seiten zwei marmorne Statuen standen, ein Mann und eine Frau. Rubina sah zu ihnen auf und ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Es sah aus, als wären es versteinerte Menschen, die im nächsten Moment wieder zum Leben erwachen konnten. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf die Tür zurückgerissen, als einer der Jungen einen schmiedeeisernen Türklopfer packte und ihn drei Mal auf das dunkle Holz pochen ließ. Das Geräusch hallte erschreckend laut in dem hohen Flur, dessen Wände mit bunten Farben bemalt waren. Dann schwang die Tür auf.
Noch ein kleiner Teil...^^
Marcus Cornelius Lupus
Rubina war von dem Prunk dieses Raumes so geblendet, dass sie anfangs gar nicht bemerkte, dass sich darin überhaupt jemand befand. Ein mächtiger, vergoldeter Kronleuchter sendete flackerndes Licht aus, das von spiegelglatten Marmorböden und –wänden reflektiert wurde und in glitzernden Facetten am Leuchter hängen blieb. Statuen, überall und verschlungene und geradlinige Verzierungen aus Gold und anderen Metallen, die Rubina nicht sofort erkannte. Dann wurde der Zauber jäh durchbrochen, als der Mann, der an einem ebenfalls marmornen, riesigen Schreibtisch gesessen war, sich erhob.
Er war sehr dick, eine Tatsache, die ihn wohl deutlich von der „unteren Schicht“ unterschied. Ein roter Purpurstreifen lief am Rand seiner Toga entlang, die um seinen beleibten Körper geschlungen war. Das glatte, braune Haar war sorgfältig gestutzt und das Gesicht glatt rasiert.
Rubina senkte den Blick nicht, als dessen dunkle, kalte Augen die ihren fixierten. Einer der Jungen rannte zu ihm und flüsterte ihm etwas zu; ehrfürchtig wagte er kaum, zu dem imposanten Mann aufzublicken, der in dieser Stadt offenbar ein ziemlich hohes Tier sein musste. „Ite!“, brummte der – „Geht!“ – und vollführte eine entsprechende Handbewegung.
Mit einem letzten, scheuen Blick auf Rubina huschten die beiden zur Tür hinaus und schlossen sie hinter sich.
Der Mann hub an zu reden und Rubina zollte seine Aufmerksamkeit wieder ihm. „Die Kinder sagten mir, Ihr würdet Euch als Kaiserin ausgeben. Doch wie jeder weiß, ist Trajan, ‚Imperator Caesar Divi Nerva Filius Nerva Traianus’, Kaiser des römischen Reiches. Was also maßt Ihr Euch an?“ Als Rubina ein Geräusch hinter sich vernahm und sich umwandte, sah sie, dass zwei römische Soldaten hinter sie getreten waren. „Ich bin nicht Kaiserin Roms“, beeilte sie sich, zu sagen. „Ich...“
Plötzlich jedoch wurde sie in ihrer Erklärung unterbrochen. Die Tür krachte auf und ein Mann stürzte herein, in der Hand eine Rolle Pergament. Er überreichte sie Marcus Cornelius Lupus und blieb neben ihm stehen, seine Blicke huschten über Rubina, von dem Turban bis zu dem Rucksack, die neben Rubinas Füßen stand. Der dickliche Herr entrollte die Botschaft; seine Augen glitten die Zeilen entlang, wobei er mehr und mehr erbleichte. Am Ende hatte sein Gesicht eine leicht grünliche Farbe angenommen.
„H... Haltet sie fest!“, befahl er den Soldaten mit wackliger Stimme. Wie vom Blitz getroffen rührte Rubina sich nicht vom Fleck. Gewaltige Panik krachte wie ein Tsunami auf sie nieder. Jetzt war alles aus! Ein Bild flackerte in ihrem Bewusstsein auf. „Wir schicken Boten an die übrigen Städte und Dörfer und warnen sie! Maga est!“ Der dickliche Herr schien wieder zu seiner Selbstsicherheit zurückzufinden.
„Mich kannst du nicht hinters Licht führen mit deinen Künsten. Eine Hexe bist du! Eine Dämonin!“ Die Griffe um Rubinas Handgelenke verstärkten sich; sie spürte, dass das Blut sich staute, nicht mehr richtig fließen konnte. Vor ihren Augen drehte sich alles. Zunichte, all ihre schönen Pläne. Zunichte gemacht war auch ihr Leben. Jetzt würde sie sterben. Jetzt war es aus. Vorbei.
„Führt sie ab, das Gericht wird entscheiden“, hörte sie Lupus’ kalte Stimme. Und dann hörte sie noch eine Stimme. Eine Stimme, die Rubina noch nie gehört hatte. Aber nachdem sie gesprochen hatte, wusste sie es. Das war die wahre Kaiserin Rubina gewesen: „Schämt Ihr Euch nicht, solches der Kaiserin eines fremden Landes vorzuwerfen, die in Eure Lande gekommen ist um den Schutz Roms zu erbitten?“ Donnernd hallte die Stimme in dem spiegelnden Raum. „Ich bin nicht Feind Eurer Götter. Ich habe meinen Gott, den Gott meines Landes und wie ich von Eurem Herrscher Trajan gehört habe, ist auch er nicht Feind anderer Götter. Dämonen? Ich schwor ihnen ab als ich noch in der Wiege lag. Ich bin nicht Euer Feind, darum, seid Ihr auch nicht meiner. Oder habe ich den Ruf des römischen Volkes, den Ruf von Gastlichkeit und Höflichkeit, falsch verstanden?“
Rubina war schockiert. Was kam da aus ihr heraus? Cornelius Lupus Augen weiteten sich. „Nein, doch... was in dieser Schrift steht... Ihr habt die Menschen mit Eurer Zauberei verblendet und dann seid Ihr geflüchtet!“
„Lasst mich erklären.“ Die Wachen lockerten ihren Griff und schließlich ließen sie ganz los. Rubina zwang sich, nicht ihre Handgelenke zu reiben, durch die stechende Schmerzen schossen, als das Blut wieder in die Hände zurück strömte. „Ich bin Kaiserin Rubina und komme von weit her. Mein Land liegt hinter mächtigen Bergen und riesigen Meeren. Barbaren drangen ein und drohten, Hunderte von Menschen zu töten, wenn ich nicht als Kaiserin abträte. Die eingefallen Armeen waren viel zu groß, als dass meine Leute ihnen standhalten hätte können. Also verließ ich den Thron und rettete somit eine Vielzahl an Menschen. Ich reiste durch die Lande, nahm unendliche Mühen auf mich und war immer auf der Hut. Die Männer glaubten, ich sei eine Hexe, weil ich Dinge dabeihatte, die Euch als Zauberei erscheinen, die in meinem Lande aber nicht selten sind. Dieses hier...“ Mit diesen Worten holte sie ihre Taschenlampe heraus, schaltete sie an und richtete den Strahl auf die Decke. Entsetzt wichen die vier Männer um sie zurück. „Was ist das für eine Teufelei?“, rief Lupus aus. „Keine Teufelei“, beschwichtigte Rubina und knipste die Lampe wieder aus. „Das ist eine Lampe. Sie leuchtet nur und tut nichts anderes. Dinge wie diese Lampe sind in meinem Lande üblich. Doch wenn Ihr wollt, werde ich all die harmlosen Dinge, die ich dabeihabe, zerstören, damit ich weiter unbehelligt durch die Lande reisen kann, ohne als Dämonin angeklagt zu werden.“
„Ich...“ Betreten blickte Lupus zu Boden. Dann sah er wieder auf. „Geht!“, fauchte er die Wachen an, die sich daraufhin schleunigst entfernten. Dem einfach gekleideten Mann neben ihm drückte er die Rolle in die Hand und knurrte: „Gebt Meldung, es war eine Dummheit, jemanden gleich als Hexe einzustufen. Sag, dass es Unsinn war und dass alles in bester Ordnung ist.“
Dann rief er nach einem Sklaven und befahl ihm: „Gib Kaiserin Rubina das beste Zimmer, dass in diesem Hause ist. Bring ihr Essen und Trinken in Fülle, sie wird hungrig sein nach dieser langen Reise.“ Er wandte sich wieder an Rubina. „Gestattet Ihr... Ich bin der Finanzminister des Statthalters Aurelius Pius. Mein Name ist Marcus Cornelius Lupus.“ Mit einer tiefen Verbeugung geleitete er die vermeintliche Kaiserin hinaus.
Während sie dem Sklaven folgte, der den Rucksack schleppte, merkte Rubina, dass immer noch jeder Muskel ihres Körpers gespannt war. Trotzdem lockerte sie sich nicht. Es konnte immer noch etwas passieren und es war immer besser, auf der Hut zu sein. Sie achtete nicht mehr darauf, wohin sie gingen, sie folgte nur noch dem Sklaven vor ihr. Die Schritte hallten in den hohen Fluren, aber auch darauf achtete sie nicht mehr. Als der Mann einen Vorhang zur Seite zog und die „Kaiserin“ hineinwies, ließ sie sich auf das Bett fallen und schloss die Augen. Beinahe sofort schlief sie ein und sie schlief bis tief in die Nacht hinein. Der harte Tag forderte seinen Tribut.
Marcus Cornelius Lupus
Rubina war von dem Prunk dieses Raumes so geblendet, dass sie anfangs gar nicht bemerkte, dass sich darin überhaupt jemand befand. Ein mächtiger, vergoldeter Kronleuchter sendete flackerndes Licht aus, das von spiegelglatten Marmorböden und –wänden reflektiert wurde und in glitzernden Facetten am Leuchter hängen blieb. Statuen, überall und verschlungene und geradlinige Verzierungen aus Gold und anderen Metallen, die Rubina nicht sofort erkannte. Dann wurde der Zauber jäh durchbrochen, als der Mann, der an einem ebenfalls marmornen, riesigen Schreibtisch gesessen war, sich erhob.
Er war sehr dick, eine Tatsache, die ihn wohl deutlich von der „unteren Schicht“ unterschied. Ein roter Purpurstreifen lief am Rand seiner Toga entlang, die um seinen beleibten Körper geschlungen war. Das glatte, braune Haar war sorgfältig gestutzt und das Gesicht glatt rasiert.
Rubina senkte den Blick nicht, als dessen dunkle, kalte Augen die ihren fixierten. Einer der Jungen rannte zu ihm und flüsterte ihm etwas zu; ehrfürchtig wagte er kaum, zu dem imposanten Mann aufzublicken, der in dieser Stadt offenbar ein ziemlich hohes Tier sein musste. „Ite!“, brummte der – „Geht!“ – und vollführte eine entsprechende Handbewegung.
Mit einem letzten, scheuen Blick auf Rubina huschten die beiden zur Tür hinaus und schlossen sie hinter sich.
Der Mann hub an zu reden und Rubina zollte seine Aufmerksamkeit wieder ihm. „Die Kinder sagten mir, Ihr würdet Euch als Kaiserin ausgeben. Doch wie jeder weiß, ist Trajan, ‚Imperator Caesar Divi Nerva Filius Nerva Traianus’, Kaiser des römischen Reiches. Was also maßt Ihr Euch an?“ Als Rubina ein Geräusch hinter sich vernahm und sich umwandte, sah sie, dass zwei römische Soldaten hinter sie getreten waren. „Ich bin nicht Kaiserin Roms“, beeilte sie sich, zu sagen. „Ich...“
Plötzlich jedoch wurde sie in ihrer Erklärung unterbrochen. Die Tür krachte auf und ein Mann stürzte herein, in der Hand eine Rolle Pergament. Er überreichte sie Marcus Cornelius Lupus und blieb neben ihm stehen, seine Blicke huschten über Rubina, von dem Turban bis zu dem Rucksack, die neben Rubinas Füßen stand. Der dickliche Herr entrollte die Botschaft; seine Augen glitten die Zeilen entlang, wobei er mehr und mehr erbleichte. Am Ende hatte sein Gesicht eine leicht grünliche Farbe angenommen.
„H... Haltet sie fest!“, befahl er den Soldaten mit wackliger Stimme. Wie vom Blitz getroffen rührte Rubina sich nicht vom Fleck. Gewaltige Panik krachte wie ein Tsunami auf sie nieder. Jetzt war alles aus! Ein Bild flackerte in ihrem Bewusstsein auf. „Wir schicken Boten an die übrigen Städte und Dörfer und warnen sie! Maga est!“ Der dickliche Herr schien wieder zu seiner Selbstsicherheit zurückzufinden.
„Mich kannst du nicht hinters Licht führen mit deinen Künsten. Eine Hexe bist du! Eine Dämonin!“ Die Griffe um Rubinas Handgelenke verstärkten sich; sie spürte, dass das Blut sich staute, nicht mehr richtig fließen konnte. Vor ihren Augen drehte sich alles. Zunichte, all ihre schönen Pläne. Zunichte gemacht war auch ihr Leben. Jetzt würde sie sterben. Jetzt war es aus. Vorbei.
„Führt sie ab, das Gericht wird entscheiden“, hörte sie Lupus’ kalte Stimme. Und dann hörte sie noch eine Stimme. Eine Stimme, die Rubina noch nie gehört hatte. Aber nachdem sie gesprochen hatte, wusste sie es. Das war die wahre Kaiserin Rubina gewesen: „Schämt Ihr Euch nicht, solches der Kaiserin eines fremden Landes vorzuwerfen, die in Eure Lande gekommen ist um den Schutz Roms zu erbitten?“ Donnernd hallte die Stimme in dem spiegelnden Raum. „Ich bin nicht Feind Eurer Götter. Ich habe meinen Gott, den Gott meines Landes und wie ich von Eurem Herrscher Trajan gehört habe, ist auch er nicht Feind anderer Götter. Dämonen? Ich schwor ihnen ab als ich noch in der Wiege lag. Ich bin nicht Euer Feind, darum, seid Ihr auch nicht meiner. Oder habe ich den Ruf des römischen Volkes, den Ruf von Gastlichkeit und Höflichkeit, falsch verstanden?“
Rubina war schockiert. Was kam da aus ihr heraus? Cornelius Lupus Augen weiteten sich. „Nein, doch... was in dieser Schrift steht... Ihr habt die Menschen mit Eurer Zauberei verblendet und dann seid Ihr geflüchtet!“
„Lasst mich erklären.“ Die Wachen lockerten ihren Griff und schließlich ließen sie ganz los. Rubina zwang sich, nicht ihre Handgelenke zu reiben, durch die stechende Schmerzen schossen, als das Blut wieder in die Hände zurück strömte. „Ich bin Kaiserin Rubina und komme von weit her. Mein Land liegt hinter mächtigen Bergen und riesigen Meeren. Barbaren drangen ein und drohten, Hunderte von Menschen zu töten, wenn ich nicht als Kaiserin abträte. Die eingefallen Armeen waren viel zu groß, als dass meine Leute ihnen standhalten hätte können. Also verließ ich den Thron und rettete somit eine Vielzahl an Menschen. Ich reiste durch die Lande, nahm unendliche Mühen auf mich und war immer auf der Hut. Die Männer glaubten, ich sei eine Hexe, weil ich Dinge dabeihatte, die Euch als Zauberei erscheinen, die in meinem Lande aber nicht selten sind. Dieses hier...“ Mit diesen Worten holte sie ihre Taschenlampe heraus, schaltete sie an und richtete den Strahl auf die Decke. Entsetzt wichen die vier Männer um sie zurück. „Was ist das für eine Teufelei?“, rief Lupus aus. „Keine Teufelei“, beschwichtigte Rubina und knipste die Lampe wieder aus. „Das ist eine Lampe. Sie leuchtet nur und tut nichts anderes. Dinge wie diese Lampe sind in meinem Lande üblich. Doch wenn Ihr wollt, werde ich all die harmlosen Dinge, die ich dabeihabe, zerstören, damit ich weiter unbehelligt durch die Lande reisen kann, ohne als Dämonin angeklagt zu werden.“
„Ich...“ Betreten blickte Lupus zu Boden. Dann sah er wieder auf. „Geht!“, fauchte er die Wachen an, die sich daraufhin schleunigst entfernten. Dem einfach gekleideten Mann neben ihm drückte er die Rolle in die Hand und knurrte: „Gebt Meldung, es war eine Dummheit, jemanden gleich als Hexe einzustufen. Sag, dass es Unsinn war und dass alles in bester Ordnung ist.“
Dann rief er nach einem Sklaven und befahl ihm: „Gib Kaiserin Rubina das beste Zimmer, dass in diesem Hause ist. Bring ihr Essen und Trinken in Fülle, sie wird hungrig sein nach dieser langen Reise.“ Er wandte sich wieder an Rubina. „Gestattet Ihr... Ich bin der Finanzminister des Statthalters Aurelius Pius. Mein Name ist Marcus Cornelius Lupus.“ Mit einer tiefen Verbeugung geleitete er die vermeintliche Kaiserin hinaus.
Während sie dem Sklaven folgte, der den Rucksack schleppte, merkte Rubina, dass immer noch jeder Muskel ihres Körpers gespannt war. Trotzdem lockerte sie sich nicht. Es konnte immer noch etwas passieren und es war immer besser, auf der Hut zu sein. Sie achtete nicht mehr darauf, wohin sie gingen, sie folgte nur noch dem Sklaven vor ihr. Die Schritte hallten in den hohen Fluren, aber auch darauf achtete sie nicht mehr. Als der Mann einen Vorhang zur Seite zog und die „Kaiserin“ hineinwies, ließ sie sich auf das Bett fallen und schloss die Augen. Beinahe sofort schlief sie ein und sie schlief bis tief in die Nacht hinein. Der harte Tag forderte seinen Tribut.
oho.... ich liebe diese Geschichte.
Und ich will unbedingt wissen, wie es weiter geht. Hoffentlich kommen jetzt wieder öfters solche kleinen Abschnitte? hm... du willst bestimmt Kritik oder irgendetwas in der Richtung hören. Tut mir ja leid, aber ich habe leider nichts gefunden. Keinerlei Logikfehler oder etwas in der Richtung^^
Ich denke da kann man nur sagen: weiter so!
Und ich will unbedingt wissen, wie es weiter geht. Hoffentlich kommen jetzt wieder öfters solche kleinen Abschnitte? hm... du willst bestimmt Kritik oder irgendetwas in der Richtung hören. Tut mir ja leid, aber ich habe leider nichts gefunden. Keinerlei Logikfehler oder etwas in der Richtung^^
Ich denke da kann man nur sagen: weiter so!
Endlich habe ich es auch gelesen und muss sagen, dass es mir nach wie vor gefällt. Kritik habe ich momentan eigentlich keine.
Danke!! Hehe, ihr ahnt nicht wieviele Bücher über Römer ich in den letzten Tagen gelesen habe. Geschichten schreiben kann ganz schön anstrengend sein!!
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Rubina wälzte sich unruhig hin und her, ihre Augenlider flackerten, dann öffneten sich ihre meergrünen Augen und blickten im Raum umher. Stöhnend richtete sich Rubina auf und stützte sich auf beide Hände. Wo war sie hier? Nie hatte sie solches gesehen! Ein Zackenmuster aus roter und gelber Farbe säumte die Wände, vor ihr an der Wand hing ein roter Vorhang und als sie sich umdrehte, starrte sie ebenfalls einem hellroten Vorhang entgegen. Im dem dämmrigen Licht, das durch den Vorhang, der vorher zu ihrem Rücken hing, schimmerte ließ gerade soviel erkennen, dass sie sich in einem reichen Zimmer befinden musste. Sie saß auf einem Bett, dass in eine steinerne Fassung gelassen war. Sie zog die Decke beiseite und strich über das mit Flaumfedern gefüllte Kissen, während ihre Augen weiter durch das Zimmer glitten. Ein großer, vergoldeter Ständer trug drei Kerzen, mitten im Raum hatte ein seltsames Ding, eine art Schirm aus geschnitztem Holz und Stoff, seinen Platz. An der Wand hing ein mächtiger Spiegel mit ebenfalls goldenem Rahmen und darunter stand ein Tisch aus dunklem Ebenholz mit gedrechselten Beinen. Auf ihm reihten sich kleine Fläschchen und Döschen aneinander sowie einige verzierte Kämme. Rubina schüttelte den Kopf, wobei ihr ihre roten Haare um das Gesicht flogen. Als sie sich streckte und dann erhob, fiel ihr noch etwas auf: Sie trug nicht das, was sie gestern noch getragen hatte. Ein Gewand aus weichem, weißem Stoff reichte ihr bis zu den Knöcheln.
Noch immer wusste sie nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Ihr Gehirn schien auf eine merkwürdige Art nicht denken zu wollen. Nicht begreifen zu wollen. Stück für Stück tauchten Erinnerungen auf, nur Bruchstücke aus einem Wandgemälde, wo langsam der Putz abfiel. Zwei kleine Jungen, einer mit einem Römerhelm auf dem Kopf. Ihr Spiegelbild im Fluss, mit dem Turban auf dem Kopf, den sie sich aus einem Handtuch geschlungen hatte. Dann der dicke Mann mit der weißen Toga. Wände, Wände, die an ihr vorbeizogen.
Endlich hatte sie das Gesamtbild zusammengefügt. Sie war in der Vergangenheit. Sie war... in einer römischen Kolonie! Germanien? „Germania Superior“, ertönte eine Stimme und Rubina zuckte zusammen und drehte sich hastig um. Der Vorhang war zur Seite geglitten und eine junge Frau stand im... ja, im „Türrahmen“, die etwas, das aussah wie ein Ballen Stoff, auf dem Arm trug. Rubina hatte wieder ihre Gedanken ausgesprochen, ohne es zu merken. Sie fühlte sich irgendwie ertappt, doch sie war eine Kaiserin und als solche durfte sie sich nicht den Hauch einer Unsicherheit anmerken lassen. Rubina biss also unmerklich die Zähne zusammen und starrte der Frau entgegen.
Die Sklavin verbeugte sich. „Ich habe mir erlaubt, Domina Rubina ein Schlafgewand anzuziehen. Hier bringe ich neue Kleidung für die Domina. Erlaubt Ihr, dass ich die Vorhänge aufziehe?“ Stumm nickte Rubina, da sie sich keinen anderen Rat wusste. Ihre erstaunten Augen verfolgten die Sklavin, als diese mit schnellen Schritten den Raum durchquerte und die Vorhänge zurückzog. Grelles Sonnenlicht fiel in dichten, gebündelten Strahlen in den Raum und ein kühler Luftzug streifte Rubinas blasse Haut.
Wie viel wollte Rubina wissen! Fragen über Fragen schienen ihren Kopf beinahe zu sprengen. In welchem Jahr war sie jetzt? In welchem Teil des Landes war sie? Was war das für Kleidung, die sie da anziehen sollte? Schließlich gab sie sich einen Ruck und sagte: „Ich bin weit gereist und habe das Gefühl für die Zeit verloren. Welches Jahr ist es und in welchem Teil des Landes bin ich?“ Die Sklavin trat vom Fenster zurück. Sie war sehr hübsch, hatte braunes, lockiges Haar und feine Gesichtszüge, doch sie blickte traurig und um ihren Mund lag ein verbitterter Zug. „Wir befinden uns im Jahre 865 ab urbe condito und in der Kolonie Germania Superior. Gestattet Ihr, dass ich Euch beim ankleiden helfe?“ „Natürlich“, murmelte Rubina. Das war ihr sogar sehr recht, denn alleine wäre sie mit diesen seltsamen Kleidungsstücken sicher nicht zurechtgekommen.
Sie erhob sich und folgte der Sklavin, die sich als Barbara vorstellte, hinter den seltsamen Schirm. Es behagte Rubina nicht, sich vor einem fremden Menschen auszuziehen, doch sie sagte sich, dass sie ja unter Frauen wären und offenbar war das bei den alten Römern durchaus so üblich. Ihre Unterwäsche ließ sie jedoch an, anscheinend gab es bei den alten Römern nämlich keine. Eine knöchellange Tunika aus hellgelbem, fließendem Stoff wurde ihr übergestreift, darüber kam eine dottergelbe Stola, die an den Ärmeln oben geschlitzt war und ein Gürtel mit goldener Schnalle schloss die Stola um die Taille.
Die Sklavin bedeutete Rubina, sich auf den kleinen, samtbezogenen Hocker zu setzten und Rubina tat es. Barbara öffnete Schubladen und Schränke, holte Perlen und Ketten und Broschen mit edlen Steinen, aus Gold, Silber, Kupfer und anderen Metallen heraus und begann, sie Rubina anzulegen. Rubina überlief es heiß und kalt, als sie das schwere Geschmeide auf ihrer Brust spürte. Noch nie, noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie solchen Schmuck auch nur berührt! Sie hielt ganz still und ließ das alles über sich ergehen, wobei sich ihre Gefühle überschlugen. Das ganze war wohl doch ein völlig absurder Traum!
Wie leichtgläubig doch die Römer waren! Gleich beim ersten Mal, als Rubina ihre Geschichte erzählt hatte, hatte man ihr jedes Wort geglaubt! Ihr Blick fiel auf den Rucksack, der an den gemeißelten Bettrahmen gelehnt war, welcher wohl ein Opferfest darstellen sollte.
Schließlich war auch der Schmuck geschafft und Rubina meinte, jetzt müsste es zu Ende sein, aber weit gefehlt! Sie hatte nicht das aufwendigste und zeitraubendste bedacht: die Frisur! Fast eine Dreiviertelstunde sah sie im Spiegel zu, wie etwas entstand, das wohl mehr ein Kunstwerk war als eine Frisur. Goldene Metallringe und farbige Bänder wurde um formvollendete Knoten und Löckchen geschlungen und Perlen darin eingeflochten... Als das Meisterwerk schließlich und endlich vervollständigt war, fühlte sich Rubina, als hätte sie eine lange Reise hinter sich.
Noch war sie aber nicht zu Ende, die Verwandlung von dem armen Mädchen Rubina in eine mächtige Kaiserin. Mit einem breiten Pinsel aus Tierhaaren wurde ihr Puder auf dem ganzen Gesicht verteilt, ein helles Rosarot auf ihre Wangen gepudert und schwarze Farbe auf Brauen und Augenlider gemalt. Als Rubina, Kaiserin Rubina, sich nun im Spiegel erblickte, erstarrte sie und traute sich kaum mehr zu atmen. Das war nicht die Rubina, die sie kannte, und sie wusste nicht, ob ihr diese Veränderung gefiel.
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Rubina wälzte sich unruhig hin und her, ihre Augenlider flackerten, dann öffneten sich ihre meergrünen Augen und blickten im Raum umher. Stöhnend richtete sich Rubina auf und stützte sich auf beide Hände. Wo war sie hier? Nie hatte sie solches gesehen! Ein Zackenmuster aus roter und gelber Farbe säumte die Wände, vor ihr an der Wand hing ein roter Vorhang und als sie sich umdrehte, starrte sie ebenfalls einem hellroten Vorhang entgegen. Im dem dämmrigen Licht, das durch den Vorhang, der vorher zu ihrem Rücken hing, schimmerte ließ gerade soviel erkennen, dass sie sich in einem reichen Zimmer befinden musste. Sie saß auf einem Bett, dass in eine steinerne Fassung gelassen war. Sie zog die Decke beiseite und strich über das mit Flaumfedern gefüllte Kissen, während ihre Augen weiter durch das Zimmer glitten. Ein großer, vergoldeter Ständer trug drei Kerzen, mitten im Raum hatte ein seltsames Ding, eine art Schirm aus geschnitztem Holz und Stoff, seinen Platz. An der Wand hing ein mächtiger Spiegel mit ebenfalls goldenem Rahmen und darunter stand ein Tisch aus dunklem Ebenholz mit gedrechselten Beinen. Auf ihm reihten sich kleine Fläschchen und Döschen aneinander sowie einige verzierte Kämme. Rubina schüttelte den Kopf, wobei ihr ihre roten Haare um das Gesicht flogen. Als sie sich streckte und dann erhob, fiel ihr noch etwas auf: Sie trug nicht das, was sie gestern noch getragen hatte. Ein Gewand aus weichem, weißem Stoff reichte ihr bis zu den Knöcheln.
Noch immer wusste sie nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Ihr Gehirn schien auf eine merkwürdige Art nicht denken zu wollen. Nicht begreifen zu wollen. Stück für Stück tauchten Erinnerungen auf, nur Bruchstücke aus einem Wandgemälde, wo langsam der Putz abfiel. Zwei kleine Jungen, einer mit einem Römerhelm auf dem Kopf. Ihr Spiegelbild im Fluss, mit dem Turban auf dem Kopf, den sie sich aus einem Handtuch geschlungen hatte. Dann der dicke Mann mit der weißen Toga. Wände, Wände, die an ihr vorbeizogen.
Endlich hatte sie das Gesamtbild zusammengefügt. Sie war in der Vergangenheit. Sie war... in einer römischen Kolonie! Germanien? „Germania Superior“, ertönte eine Stimme und Rubina zuckte zusammen und drehte sich hastig um. Der Vorhang war zur Seite geglitten und eine junge Frau stand im... ja, im „Türrahmen“, die etwas, das aussah wie ein Ballen Stoff, auf dem Arm trug. Rubina hatte wieder ihre Gedanken ausgesprochen, ohne es zu merken. Sie fühlte sich irgendwie ertappt, doch sie war eine Kaiserin und als solche durfte sie sich nicht den Hauch einer Unsicherheit anmerken lassen. Rubina biss also unmerklich die Zähne zusammen und starrte der Frau entgegen.
Die Sklavin verbeugte sich. „Ich habe mir erlaubt, Domina Rubina ein Schlafgewand anzuziehen. Hier bringe ich neue Kleidung für die Domina. Erlaubt Ihr, dass ich die Vorhänge aufziehe?“ Stumm nickte Rubina, da sie sich keinen anderen Rat wusste. Ihre erstaunten Augen verfolgten die Sklavin, als diese mit schnellen Schritten den Raum durchquerte und die Vorhänge zurückzog. Grelles Sonnenlicht fiel in dichten, gebündelten Strahlen in den Raum und ein kühler Luftzug streifte Rubinas blasse Haut.
Wie viel wollte Rubina wissen! Fragen über Fragen schienen ihren Kopf beinahe zu sprengen. In welchem Jahr war sie jetzt? In welchem Teil des Landes war sie? Was war das für Kleidung, die sie da anziehen sollte? Schließlich gab sie sich einen Ruck und sagte: „Ich bin weit gereist und habe das Gefühl für die Zeit verloren. Welches Jahr ist es und in welchem Teil des Landes bin ich?“ Die Sklavin trat vom Fenster zurück. Sie war sehr hübsch, hatte braunes, lockiges Haar und feine Gesichtszüge, doch sie blickte traurig und um ihren Mund lag ein verbitterter Zug. „Wir befinden uns im Jahre 865 ab urbe condito und in der Kolonie Germania Superior. Gestattet Ihr, dass ich Euch beim ankleiden helfe?“ „Natürlich“, murmelte Rubina. Das war ihr sogar sehr recht, denn alleine wäre sie mit diesen seltsamen Kleidungsstücken sicher nicht zurechtgekommen.
Sie erhob sich und folgte der Sklavin, die sich als Barbara vorstellte, hinter den seltsamen Schirm. Es behagte Rubina nicht, sich vor einem fremden Menschen auszuziehen, doch sie sagte sich, dass sie ja unter Frauen wären und offenbar war das bei den alten Römern durchaus so üblich. Ihre Unterwäsche ließ sie jedoch an, anscheinend gab es bei den alten Römern nämlich keine. Eine knöchellange Tunika aus hellgelbem, fließendem Stoff wurde ihr übergestreift, darüber kam eine dottergelbe Stola, die an den Ärmeln oben geschlitzt war und ein Gürtel mit goldener Schnalle schloss die Stola um die Taille.
Die Sklavin bedeutete Rubina, sich auf den kleinen, samtbezogenen Hocker zu setzten und Rubina tat es. Barbara öffnete Schubladen und Schränke, holte Perlen und Ketten und Broschen mit edlen Steinen, aus Gold, Silber, Kupfer und anderen Metallen heraus und begann, sie Rubina anzulegen. Rubina überlief es heiß und kalt, als sie das schwere Geschmeide auf ihrer Brust spürte. Noch nie, noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie solchen Schmuck auch nur berührt! Sie hielt ganz still und ließ das alles über sich ergehen, wobei sich ihre Gefühle überschlugen. Das ganze war wohl doch ein völlig absurder Traum!
Wie leichtgläubig doch die Römer waren! Gleich beim ersten Mal, als Rubina ihre Geschichte erzählt hatte, hatte man ihr jedes Wort geglaubt! Ihr Blick fiel auf den Rucksack, der an den gemeißelten Bettrahmen gelehnt war, welcher wohl ein Opferfest darstellen sollte.
Schließlich war auch der Schmuck geschafft und Rubina meinte, jetzt müsste es zu Ende sein, aber weit gefehlt! Sie hatte nicht das aufwendigste und zeitraubendste bedacht: die Frisur! Fast eine Dreiviertelstunde sah sie im Spiegel zu, wie etwas entstand, das wohl mehr ein Kunstwerk war als eine Frisur. Goldene Metallringe und farbige Bänder wurde um formvollendete Knoten und Löckchen geschlungen und Perlen darin eingeflochten... Als das Meisterwerk schließlich und endlich vervollständigt war, fühlte sich Rubina, als hätte sie eine lange Reise hinter sich.
Noch war sie aber nicht zu Ende, die Verwandlung von dem armen Mädchen Rubina in eine mächtige Kaiserin. Mit einem breiten Pinsel aus Tierhaaren wurde ihr Puder auf dem ganzen Gesicht verteilt, ein helles Rosarot auf ihre Wangen gepudert und schwarze Farbe auf Brauen und Augenlider gemalt. Als Rubina, Kaiserin Rubina, sich nun im Spiegel erblickte, erstarrte sie und traute sich kaum mehr zu atmen. Das war nicht die Rubina, die sie kannte, und sie wusste nicht, ob ihr diese Veränderung gefiel.
Hehe, ihr ahnt nicht wieviele Bücher über Römer ich in den letzten Tagen gelesen habe. Geschichten schreiben kann ganz schön anstrengend sein!!
Ich weiss was du meinst. @.@ Etwas in der Art mache ich grade zum Thema "Naturvölker" durch.
So, hab bis auf weiteres alles gelesen, aber weils sehr viel war (meine Augen! <.<)und ich noch anderen Texten hinterher jage, kann ich erst beim nächsten Post mehr sagen. Abgesehen davon finde ich, dass du bisher ohnehin keine schwerwiegenden Fehler begangen hast, von daher.. nur weiter so!
LG
Ich weiss was du meinst. @.@ Etwas in der Art mache ich grade zum Thema "Naturvölker" durch.
So, hab bis auf weiteres alles gelesen, aber weils sehr viel war (meine Augen! <.<)und ich noch anderen Texten hinterher jage, kann ich erst beim nächsten Post mehr sagen. Abgesehen davon finde ich, dass du bisher ohnehin keine schwerwiegenden Fehler begangen hast, von daher.. nur weiter so!
LG
na dann wollen wir uns mal revanchieren. Dieses Mal habe ich extra aufmerksam nach Fehlern gesucht. Immerhin muss man auch mal etwas zurück geben, von dem, was andere einem geben. In diesem Fall Kritik und Lob. Aber zuerst zur Kritik:
1. Stöhnend richtete sich Rubina auf und stützte sich auf beide Hände.
An sich habe ich nichts an dem Satz auszusetzten. Aber mir ist dabei augfgefallen, dass du anstatt "Rubina" vielleicht besser "sie" schreiben könntest, um die Wiederholung ihres Namens zu vermeiden. Außerdem stolpert man ein bisschen darüber, dass du zweimal "sich auf" geschriebn hast.
2. Ein Zackenmuster aus roter und gelber Farbe säumte die Wände, vor ihr an der Wand hing ein roter Vorhangund als sie sich umdrehte, starrte sie ebenfalls einem hellroten Vorhang entgegen. In dem dämmrigen Licht, dass durch den Vorhang, der vorher zu ihrem Rücken hing, schimmerte[c=red), ließ gerade so viel erkennen, dass sie sich in einem reichen Zimmer befinden musste.
So, das war jetzt ein langer Satz (der besser zwei^^). Ich schreibe ihn eigentlich auch nur auf, weil er mch stutzen ließ. Erstens hat du zweimal hintereinander "Wände" bzw "Wand" geschrieben. Wenn es geht solltest du das irgendwie streichen. Dann bin ich fast an dem Wort "Vorhang" und alles, was mit ihm zu tun hat erstickt^^ so viel zum "Vorhang der vorher hing, wo ein Vorhang gehangen hatte" ! (um deinen Satz ein wenig zu missbrauchen.)
Sonst hast du nur ein komma vergessen. Und so viel zusammengeschrieben, wobei ich nicht weiß, wie das mit der Rechtschreibung jetzt genau geregelt ist *schäm*.
3. [...]eine Art Schirm[...]
Art muss groß (mein ich zumindest)
So... jetzt zum Lob. Man konnte sich den Raum wirklich gut vortsellen, besonders die römischen Rituale vom Anziehen bis zum Schminken waren gelungen. Hoffentlich geht's bald weiter. Mich interessiert vor allem, aws Rubina jetzt machen will, wo sie in der Vergangenheit gelandet ist^^
1. Stöhnend richtete sich Rubina auf und stützte sich auf beide Hände.
An sich habe ich nichts an dem Satz auszusetzten. Aber mir ist dabei augfgefallen, dass du anstatt "Rubina" vielleicht besser "sie" schreiben könntest, um die Wiederholung ihres Namens zu vermeiden. Außerdem stolpert man ein bisschen darüber, dass du zweimal "sich auf" geschriebn hast.
2. Ein Zackenmuster aus roter und gelber Farbe säumte die Wände, vor ihr an der Wand hing ein roter Vorhangund als sie sich umdrehte, starrte sie ebenfalls einem hellroten Vorhang entgegen. In dem dämmrigen Licht, dass durch den Vorhang, der vorher zu ihrem Rücken hing, schimmerte[c=red), ließ gerade so viel erkennen, dass sie sich in einem reichen Zimmer befinden musste.
So, das war jetzt ein langer Satz (der besser zwei^^). Ich schreibe ihn eigentlich auch nur auf, weil er mch stutzen ließ. Erstens hat du zweimal hintereinander "Wände" bzw "Wand" geschrieben. Wenn es geht solltest du das irgendwie streichen. Dann bin ich fast an dem Wort "Vorhang" und alles, was mit ihm zu tun hat erstickt^^ so viel zum "Vorhang der vorher hing, wo ein Vorhang gehangen hatte" ! (um deinen Satz ein wenig zu missbrauchen.)
Sonst hast du nur ein komma vergessen. Und so viel zusammengeschrieben, wobei ich nicht weiß, wie das mit der Rechtschreibung jetzt genau geregelt ist *schäm*.
3. [...]eine Art Schirm[...]
Art muss groß (mein ich zumindest)
So... jetzt zum Lob. Man konnte sich den Raum wirklich gut vortsellen, besonders die römischen Rituale vom Anziehen bis zum Schminken waren gelungen. Hoffentlich geht's bald weiter. Mich interessiert vor allem, aws Rubina jetzt machen will, wo sie in der Vergangenheit gelandet ist^^
Das wirst du bald erfahren!
Also zuerst mal zur Kritik: In allen drei Punkten hast du vollkommen Recht, ich werde das ganze wohl nochmal überarbeiten müssen. Und ja, Art gehört groß *schäm*
(VorhangVorhangVorhang ähm... ich glaub da würd ich selber durcheinanderkommen^^)
Also vielen Dank für deine Kritik und dein Lob!! :)
Also zuerst mal zur Kritik: In allen drei Punkten hast du vollkommen Recht, ich werde das ganze wohl nochmal überarbeiten müssen. Und ja, Art gehört groß *schäm*
(VorhangVorhangVorhang ähm... ich glaub da würd ich selber durcheinanderkommen^^)
Also vielen Dank für deine Kritik und dein Lob!! :)
So, habs jetzt verbessert:
Stöhnend erhob sich das Mädchen, wobei sie sich mit beiden Händen abstützte.
Ist so besser?
dann:
Ein Zackenmuster aus roter und gelber Farbe säumte die Wände, vor ihr an der beige gestrichenen Mauer hing ein roter Vorhang und als sie sich umdrehte, starrte sie ebenfalls einem hellroten Behang entgegen. Das dämmrige Licht, das durch den faltenwerfenden Samtstoff schimmerte, ließ gerade soviel erkennen, dass sie sich in einem sehr edlen Zimmer befinden musste.
Rubina saß auf einem Bett, das in eine marmorne Fassung gelassen war. Sie zog die weiche Decke beiseite und strich über das mit Flaumfedern gefüllte Kissen, während ihre Blicke weiter durch das Zimmer glitten.
Hab auch bei den darauffolgenden Sätzen was verändert wie du siehst.
Stöhnend erhob sich das Mädchen, wobei sie sich mit beiden Händen abstützte.
Ist so besser?
dann:
Ein Zackenmuster aus roter und gelber Farbe säumte die Wände, vor ihr an der beige gestrichenen Mauer hing ein roter Vorhang und als sie sich umdrehte, starrte sie ebenfalls einem hellroten Behang entgegen. Das dämmrige Licht, das durch den faltenwerfenden Samtstoff schimmerte, ließ gerade soviel erkennen, dass sie sich in einem sehr edlen Zimmer befinden musste.
Rubina saß auf einem Bett, das in eine marmorne Fassung gelassen war. Sie zog die weiche Decke beiseite und strich über das mit Flaumfedern gefüllte Kissen, während ihre Blicke weiter durch das Zimmer glitten.
Hab auch bei den darauffolgenden Sätzen was verändert wie du siehst.
@ira: ich erlaube mir mal, deine Kritik zu loben:)
@Lamproly: Eigentlich habe ich ira nichts hinzuzufügen, die Wiederholungen in den Sätzen sind mir auch aufgefallen, aber eben, am Ende gibts sowieso (wie bei allen Texten) ein Streichkonzert, also lass dich nicht entmutigen. Zudem finde ich es super, dass du recherchiert hast, das ist nämlich unter Hobby-Autoren noch lange nicht selbstverständlich! Das beweist auch, dass du dir wirklich Mühe gibst und nicht einfach irgendwas dahinschreibst. Sehr schön, sehr schön^^. *zufrieden nickt*
Und ich bin höchst erfreut darüber, dass es hier immer wie professioneller zu und her geht^^. Unser schönes Kritiker/Autoren-Team scheint sich von Tag zu Tag zu steigern:). Also frohen Mutes weiter so!^^
@Lamproly: Eigentlich habe ich ira nichts hinzuzufügen, die Wiederholungen in den Sätzen sind mir auch aufgefallen, aber eben, am Ende gibts sowieso (wie bei allen Texten) ein Streichkonzert, also lass dich nicht entmutigen. Zudem finde ich es super, dass du recherchiert hast, das ist nämlich unter Hobby-Autoren noch lange nicht selbstverständlich! Das beweist auch, dass du dir wirklich Mühe gibst und nicht einfach irgendwas dahinschreibst. Sehr schön, sehr schön^^. *zufrieden nickt*
Und ich bin höchst erfreut darüber, dass es hier immer wie professioneller zu und her geht^^. Unser schönes Kritiker/Autoren-Team scheint sich von Tag zu Tag zu steigern:). Also frohen Mutes weiter so!^^
@Lamproly: genial. perfekter geht es glaub ich nicht! Es leust sicnh schon gleich viel besser^^
@RPGamer: wir wollen doch hoffen, dass es NOCH profesioneller geht oO ;)
@RPGamer: wir wollen doch hoffen, dass es NOCH profesioneller geht oO ;)
Es leust sicnh^^ jenau^^
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Plötzlich meldete sich ihr Magen mit einem schmerzhaften Knurren. „Ihr habt nichts gegessen, Domina“, sagte die Sklavin, während sie der Kaiserin ein Paar Sandalen überstreifte und sie festzurrte. Es war keine Frage gewesen, sondern eine Feststellung. Rubina nickte nur. „Im Triclinium nebenan findet Ihr Speisen und Getränke. Ihr müsst sehr hungrig sein, nachdem Ihr gestern keine cena eingenommen habt! Ich werde Euch einen Flötenspieler schicken.“ Verwirrt strich sich Rubina über die Stirn. „Wie spät ist es jetzt?“ „Um die fünfte Stunde. Ich ziehe mich zurück.“ Mit einer neuerlichen Verbeugung verschwand sie aus der Tür hinaus. Der Vorhang schwang zurück und „Kaiserin Rubina“ starrte ihn an, bis er sich beruhigt hatte und wieder so glatt hing wie vorher. Nur mit Mühe löste sie ihren Blick von dem samtroten Stoff.
Sie wusste, dass die Römer von sechs Uhr aufwärts rechneten. Also war es jetzt ungefähr zehn Uhr. das Triclinium war wahrscheinlich das Esszimmer. Auch wusste Rubina, dass die Römer am späten Nachmittag die cena einnahmen, ein reichhaltiges Abendessen. Abermals traf ihr Blick den Spiegel. Eine Weile stand sie nur davor und vergaß den Raum in dem sie stand. Nein, das war nicht sie und das würde sie nie sein. Hoffentlich. Einen Augenblick lang war sie versucht, sich mit dem Ärmel über das Gesicht zu wischen, aber dann ließ sie die Hand wieder sinken. „Ich muss so schnell wie möglich weiterziehen“, erkannte sie. Das war die einzige Lösung. Sie wusste nicht, wie man sich als Kaiserin benahm und zu reisen würde ihr helfen, davor zu fliehen. Sie hatte darüber gelesen, wie es bei reichen Römern aussah. Diese ganzen Festgelage... Wahrscheinlich würde ihr das Essen gar nicht schmecken, das die Römer als Delikatesse bezeichneten. Obwohl... Sie dachte an das Essen im Waisenhaus und musste schmunzeln.
Seufzend setzte sich Rubina in Bewegung, zog den Vorhang zur Seite und trat in das nächste Zimmer. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, doch war sie so geblendet, als sie in das Büro des Finanzministers getreten war, so war sie jetzt beinahe enttäuscht, als sie das Triclinium vor sich liegen sah. Drei Liegen mit dottergelbem Überwurf standen um einen viereckigen Tisch aus Ebenholz, auf dem sich wahre Berge von Essen türmten. Bis auf dies, einige Hocker und zwei Marmorbüsten war der Raum leer, doch die Wandmalereien, die zum einen Jagdszenen und zum anderen Bauern und Tiere bei der Arbeit zeigten, gaben einen leichten Anschein von Fülle. Rubinas Augen glitten über die Malereien und blieben schließlich an dem kleinen Tisch hängen. Neugierig trat sie näher heran. Ihr Magen ließ ein weiteres Knurren vernehmen und zog sich schmerzhaft zusammen, als sie all die Köstlichkeiten erblickte. Alle Arten von Früchten lagen dort: Äpfel, Weintrauben, Datteln, Oliven, Orangen und Birnen, Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen. Ohne den Blick von diesen Früchten zu wenden, ließ sich Rubina auf einer der Liegen nieder und griff nach einer Aprikose. Natürlich hatte sie vergessen sich nach Art der Römer zu legen und so hockte sie sich wie immer aufrecht an den Tisch und begann zu essen.
Nie, schien es, hatte ihr etwas so gut geschmeckt wie diese Aprikose. Nach der ersten verschlang sie noch eine und noch eine, probierte der Reihe nach alle Früchte und schwelgte im Überfluss. Sie hatte sich eben aus der kleinen Amphore etwas zu trinken eingegossen, als süße Flötentöne erklangen. Rubina erstarrte mitten in der Bewegung, die Amphore zurückzustellen und lauschte. Die Töne waren sanft, geschmeidig und schienen in der Luft Reigen zu tanzen. Noch nie hatte Rubina solches gehört. Langsam merkte sie, wie die Anspannung von ihr abfiel. Sie legte die Hände in den Schoß und lauschte nur noch verzückt der Melodie, die so beruhigend, fast traurig wirkte und sie schloss einen Moment die Augen.
Dann jedoch öffnete sie sie wieder, mit einer ruckartigen Bewegung drehte sie sich um und starrte einem Mann entgegen, der mit dem Rücken zur Wand stand, die Augen gesenkt, und auf einer seltsamen Flöte spielte, die eigentlich zwei Flöten war.
Wie dumm von ihr, schalt sie sich selbst. Wo hatte sie denn gedacht, wo die Musik herkam? Aus dem Himmel? Der Mann schlug die Augen auf und blickte sie an, durchdringend. Rubina sog scharf die Luft ein und wandte sich ab. Es war der Sklave, den sie schon am Tor gesehen hatte. Einen Herzschlag lang dachte sie, er hätte ihre ganze Maskerade durchschaut. Sie wollte den kleinen Kelch an die Lippen setzen, doch dann bemerkte sie, dass das, was in der Amphore war, Wein war, und ließ es wieder sinken. Wieder drehte sie sich zu dem Mann um, holte tief Luft und sagte ruhig: „Könntet Ihr mir etwas Wasser bringen, guter Mann?“
Dieser setzte die Flöte ab, woraufhin die Musik verklang, verneigte sich leicht, ohne dabei jedoch den Blick zu senken, und verschwand durch den Türrahmen. Der Vorhang schwang sanft hinter ihm zurück.
Plötzlich war es unnatürlich still. Es schien, als hielte die Welt den Atem an. Rubina strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und zwang sich, weiterzuessen, doch auf einmal fehlte ihr die rechte Lust dazu und so aß sie ohne jeden Appetit. Als schließlich das Loch in ihrem Bauch gefüllt war, sah sie das saftige Steak, gewürzt mit einer Zitronenscheibe; doch jetzt war es zu spät, jetzt war sie satt. Achselzuckend ließ sie das Steak liegen, zog ihre Beine hinauf, legte sich quer über die Liege und streckte ihre Glieder aus. Auch die Decke war in einem sanften beige gestrichen. Rubinas Blick bohrte sich in diese Decke, als sie nachdachte. Das half ihr, ihre Gedanken zu ordnen. „Ich bin Rubina Mays“, dachte sie. „Ich bin irgendwie in die Vergangenheit geraten. Ich habe mich als Kaiserin ausgegeben und alle haben mir geglaubt. Ich muss weiterreisen. Die Fragen, die zu klären sind, sind also gar nicht so viele. Wie bin ich hierhergeraten aus der Gegenwart? Wie komme ich hier wieder heraus? Und WARUM bin ich hier?“ Drei Fragen. Drei kurze Fragen. Und doch hatte Rubina nicht den Hauch einer Ahnung, wo die Antworten auf diese Fragen zu finden waren.
In diesem Moment kam der Sklave zurück, in den Händen eine Kanne aus Kupfer und einen weiteren Kelch, was er beides auf den Tisch stellte, sich verneigte, ein paar Schritte zurücktrat und wieder das spielen anfing. Die Luft war erfüllt von Flötenklängen und schwebenden Melodien und Rubina vergaß die Einsamkeit wieder, die sie kurz zuvor so deutlich gespürt hatte. Eine Weile saß sie so da und lauschte und ihr Atem ging so ruhig, als wenn sie schliefe. Nachdem sie endlich den Kelch ergriffen und ihren Durst gestillt hatte, drehte sie sich wieder um und sah den Flötenspieler an. Ihre Blicke trafen sich, doch Rubina hielt seinem Blick stand. Irgendwann setzte dieser die Flöte ab. Sein Blick war nicht von der Stelle gewichen. Rubina wollte es wissen. Sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, als wüsste er, dass sie in Wirklichkeit gar keine Kaiserin war. Sie musste es wissen! Jetzt!
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Plötzlich meldete sich ihr Magen mit einem schmerzhaften Knurren. „Ihr habt nichts gegessen, Domina“, sagte die Sklavin, während sie der Kaiserin ein Paar Sandalen überstreifte und sie festzurrte. Es war keine Frage gewesen, sondern eine Feststellung. Rubina nickte nur. „Im Triclinium nebenan findet Ihr Speisen und Getränke. Ihr müsst sehr hungrig sein, nachdem Ihr gestern keine cena eingenommen habt! Ich werde Euch einen Flötenspieler schicken.“ Verwirrt strich sich Rubina über die Stirn. „Wie spät ist es jetzt?“ „Um die fünfte Stunde. Ich ziehe mich zurück.“ Mit einer neuerlichen Verbeugung verschwand sie aus der Tür hinaus. Der Vorhang schwang zurück und „Kaiserin Rubina“ starrte ihn an, bis er sich beruhigt hatte und wieder so glatt hing wie vorher. Nur mit Mühe löste sie ihren Blick von dem samtroten Stoff.
Sie wusste, dass die Römer von sechs Uhr aufwärts rechneten. Also war es jetzt ungefähr zehn Uhr. das Triclinium war wahrscheinlich das Esszimmer. Auch wusste Rubina, dass die Römer am späten Nachmittag die cena einnahmen, ein reichhaltiges Abendessen. Abermals traf ihr Blick den Spiegel. Eine Weile stand sie nur davor und vergaß den Raum in dem sie stand. Nein, das war nicht sie und das würde sie nie sein. Hoffentlich. Einen Augenblick lang war sie versucht, sich mit dem Ärmel über das Gesicht zu wischen, aber dann ließ sie die Hand wieder sinken. „Ich muss so schnell wie möglich weiterziehen“, erkannte sie. Das war die einzige Lösung. Sie wusste nicht, wie man sich als Kaiserin benahm und zu reisen würde ihr helfen, davor zu fliehen. Sie hatte darüber gelesen, wie es bei reichen Römern aussah. Diese ganzen Festgelage... Wahrscheinlich würde ihr das Essen gar nicht schmecken, das die Römer als Delikatesse bezeichneten. Obwohl... Sie dachte an das Essen im Waisenhaus und musste schmunzeln.
Seufzend setzte sich Rubina in Bewegung, zog den Vorhang zur Seite und trat in das nächste Zimmer. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, doch war sie so geblendet, als sie in das Büro des Finanzministers getreten war, so war sie jetzt beinahe enttäuscht, als sie das Triclinium vor sich liegen sah. Drei Liegen mit dottergelbem Überwurf standen um einen viereckigen Tisch aus Ebenholz, auf dem sich wahre Berge von Essen türmten. Bis auf dies, einige Hocker und zwei Marmorbüsten war der Raum leer, doch die Wandmalereien, die zum einen Jagdszenen und zum anderen Bauern und Tiere bei der Arbeit zeigten, gaben einen leichten Anschein von Fülle. Rubinas Augen glitten über die Malereien und blieben schließlich an dem kleinen Tisch hängen. Neugierig trat sie näher heran. Ihr Magen ließ ein weiteres Knurren vernehmen und zog sich schmerzhaft zusammen, als sie all die Köstlichkeiten erblickte. Alle Arten von Früchten lagen dort: Äpfel, Weintrauben, Datteln, Oliven, Orangen und Birnen, Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen. Ohne den Blick von diesen Früchten zu wenden, ließ sich Rubina auf einer der Liegen nieder und griff nach einer Aprikose. Natürlich hatte sie vergessen sich nach Art der Römer zu legen und so hockte sie sich wie immer aufrecht an den Tisch und begann zu essen.
Nie, schien es, hatte ihr etwas so gut geschmeckt wie diese Aprikose. Nach der ersten verschlang sie noch eine und noch eine, probierte der Reihe nach alle Früchte und schwelgte im Überfluss. Sie hatte sich eben aus der kleinen Amphore etwas zu trinken eingegossen, als süße Flötentöne erklangen. Rubina erstarrte mitten in der Bewegung, die Amphore zurückzustellen und lauschte. Die Töne waren sanft, geschmeidig und schienen in der Luft Reigen zu tanzen. Noch nie hatte Rubina solches gehört. Langsam merkte sie, wie die Anspannung von ihr abfiel. Sie legte die Hände in den Schoß und lauschte nur noch verzückt der Melodie, die so beruhigend, fast traurig wirkte und sie schloss einen Moment die Augen.
Dann jedoch öffnete sie sie wieder, mit einer ruckartigen Bewegung drehte sie sich um und starrte einem Mann entgegen, der mit dem Rücken zur Wand stand, die Augen gesenkt, und auf einer seltsamen Flöte spielte, die eigentlich zwei Flöten war.
Wie dumm von ihr, schalt sie sich selbst. Wo hatte sie denn gedacht, wo die Musik herkam? Aus dem Himmel? Der Mann schlug die Augen auf und blickte sie an, durchdringend. Rubina sog scharf die Luft ein und wandte sich ab. Es war der Sklave, den sie schon am Tor gesehen hatte. Einen Herzschlag lang dachte sie, er hätte ihre ganze Maskerade durchschaut. Sie wollte den kleinen Kelch an die Lippen setzen, doch dann bemerkte sie, dass das, was in der Amphore war, Wein war, und ließ es wieder sinken. Wieder drehte sie sich zu dem Mann um, holte tief Luft und sagte ruhig: „Könntet Ihr mir etwas Wasser bringen, guter Mann?“
Dieser setzte die Flöte ab, woraufhin die Musik verklang, verneigte sich leicht, ohne dabei jedoch den Blick zu senken, und verschwand durch den Türrahmen. Der Vorhang schwang sanft hinter ihm zurück.
Plötzlich war es unnatürlich still. Es schien, als hielte die Welt den Atem an. Rubina strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und zwang sich, weiterzuessen, doch auf einmal fehlte ihr die rechte Lust dazu und so aß sie ohne jeden Appetit. Als schließlich das Loch in ihrem Bauch gefüllt war, sah sie das saftige Steak, gewürzt mit einer Zitronenscheibe; doch jetzt war es zu spät, jetzt war sie satt. Achselzuckend ließ sie das Steak liegen, zog ihre Beine hinauf, legte sich quer über die Liege und streckte ihre Glieder aus. Auch die Decke war in einem sanften beige gestrichen. Rubinas Blick bohrte sich in diese Decke, als sie nachdachte. Das half ihr, ihre Gedanken zu ordnen. „Ich bin Rubina Mays“, dachte sie. „Ich bin irgendwie in die Vergangenheit geraten. Ich habe mich als Kaiserin ausgegeben und alle haben mir geglaubt. Ich muss weiterreisen. Die Fragen, die zu klären sind, sind also gar nicht so viele. Wie bin ich hierhergeraten aus der Gegenwart? Wie komme ich hier wieder heraus? Und WARUM bin ich hier?“ Drei Fragen. Drei kurze Fragen. Und doch hatte Rubina nicht den Hauch einer Ahnung, wo die Antworten auf diese Fragen zu finden waren.
In diesem Moment kam der Sklave zurück, in den Händen eine Kanne aus Kupfer und einen weiteren Kelch, was er beides auf den Tisch stellte, sich verneigte, ein paar Schritte zurücktrat und wieder das spielen anfing. Die Luft war erfüllt von Flötenklängen und schwebenden Melodien und Rubina vergaß die Einsamkeit wieder, die sie kurz zuvor so deutlich gespürt hatte. Eine Weile saß sie so da und lauschte und ihr Atem ging so ruhig, als wenn sie schliefe. Nachdem sie endlich den Kelch ergriffen und ihren Durst gestillt hatte, drehte sie sich wieder um und sah den Flötenspieler an. Ihre Blicke trafen sich, doch Rubina hielt seinem Blick stand. Irgendwann setzte dieser die Flöte ab. Sein Blick war nicht von der Stelle gewichen. Rubina wollte es wissen. Sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, als wüsste er, dass sie in Wirklichkeit gar keine Kaiserin war. Sie musste es wissen! Jetzt!
„Was seht ihr mich so an?“, fragte sie etwas unwirsch. Der Sklave antwortete nicht, aber er sah auch nicht weg. Sein Blick schien den ihren festzunageln. „Ihr zweifelt“, sagte sie nur. Leise. Fragend. Jetzt sagte er zum ersten Mal etwas. „Ich maße mir nicht an, meine Gedanken auszusprechen. Sie sind für einen Mann meines Ranges unwürdig.“ Damit verbeugte er sich leicht. Die Stimme dieses Mannes war ohne jegliche Gefühlsschwankung. Eine Stimme, die es Rubina unmöglich machte, irgendetwas daraus zu lesen. War es ironisch gemeint? Oder doch ernst? Auch sein Gesicht wirkte wieder wie eine Maske. Endlich senkte der Spieler die Augen, doch nur um seine Flöte wieder an die Lippen zu setzten und eine leise Melodie zu spielen. Er warf den Speisen, die sich noch immer auf dem Tisch türmten, einen Blick zu und Rubina vermeinte, in seinen Augen so etwas wie Hunger zu erkennen.
Ohne zu zögern sprach sie es aus. Sie als Kaiserin konnte es sich anmaßen. „Ihr seht hungrig aus. Ich habe gegessen und bin nun satt, nun könnt Ihr essen, da ich jetzt Euren Hunger erst bemerke.“ Der Sklave hielt in seinem Spiel inne und starrte sie an als wäre sie ein Geist, doch weiterhin blieb er stumm wie ein Fisch. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf Rubinas Lippen ob des verdutzten Gesichtsausdruckes. „Wie ist Euer Name?“ „Allan.“ „Esst, Allan! Ich werde mich zurückziehen.“
Damit erhob sie sich von der Liege und ging mit großen Schritten in ihr Zimmer zurück. Das Mädchen trat ans Fenster und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Sie wusste nicht, wieso, aber dieser Mensch war ihr unheimlich. Und immer vermeinte sie in seinen Augen einen inneren Hass gegen sie zu sehen. Leise ging sie zurück zum Türrahmen und blickte durch einen Spalt im Vorhang zu dem Tisch hinüber. Der Sklave namens Allan blickte starr vor sich hin, als könne er nicht fassen, was gerade geschehen war. Eine Weile stand er nur da, dann ließ er sich vorsichtig auf eine der drei gepolsterten Liegen nieder. Sein Zögern war offensichtlich. Dann streckte er die Hand aus. Langsam, bedächtig, und seine Finger schlossen sich um eine der grünen Birnen. Er betrachtete sie, fuhr mit der Fingerkuppe darüber und schließlich biss er hinein, wieder und wieder, bis von der Birne nichts mehr außer dem Stängel übrig war. Allan ergriff eine weitere Birne, konnte nicht aufhören zu essen.
Der Vorhang auf der anderen Seite des Raumes bewegte sich leicht und plötzlich trat Marcus Cornelius Lupus herein. Als er den Sklaven sah, wie er Kaiserin Rubinas Mahlzeit aufaß, schwoll seine Stirnader an und sein Gesicht übergoss sich mit roter Farbe. Allan zuckte so heftig zusammen, dass ihm die Orange aus der Hand fiel, als eine Stimme dröhnte: „Was denkst du dir, du schäbige Made, dass du Kaiserin Rubinas Mahlzeit auffrisst!“ Seine dicke Hand holte zum Schlag aus.
Vor Empörung blieb Rubina der Mund offen stehen. Das war zu viel! Er hatte eine Seite in Rubina geweckt, die sie bisher noch nie gekannt hatte. Eine Seite, die vor Wut und Hass nur so brodelte. Mit einer heftigen Bewegung zog sie den roten Behang zur Seite, trat mit zwei großen Schritten in das Triclinium und donnerte: „Bei allem Respekt, Marcus Cornelius Lupus! Ihr habt kein Recht, einen Menschen derart zu behandeln, stehe er noch so niedrig.“ Mitten in der Bewegung erstarrte der Finanzminister und seine Augen weiteten sich. Rubinas Stimme wurde jetzt zwar leiser, aber auch kälter. „Ich erlaubte Allan, zu essen, denn mein Hunger ist gestillt. Vielleicht solltet Ihr Euch vorher erkundigen, bevor Ihr zum Schlag ausholt!“ Das Gesicht des Mannes verfärbte sich von rot auf einen leicht lilafarbenen Ton. Seine Hand sank immer mehr, bis er sich schließlich etwas unbeholfen verneigte, eine Entschuldigung murmelte und sich wieder umdrehte, um so schnell wie möglich aus dem Raum zu huschen. „Marcus Cornelius Lupus“, ließ sich Rubina vernehmen. Der Gerufene machte auf dem Absatz kehrt. „Ich habe vor, schon heute weiterzureisen. Ich werde später in Euer Büro kommen, um alles weitere zu besprechen.“ Marcus Lupus setzte an, etwas zu sagen, doch dann überlegte er es sich anders, nickte kurz, verneigte sich wieder und verschwand nun vollständig durch den Vorhang.
Rubina füllte ihre Lungen mit Luft und stieß sie wieder aus. Der Blick, mit dem Allan die Kaiserin anblickte, war undurchdringlich. Er schien mit sich zu ringen, dann stieß er ein kurzes, abgehacktes „Danke“ hervor und setzte die Flöte an. Auf einmal wollte Rubina aus irgendeinem Grund diesen Flötentönen entfliehen. Sie hatte das Gefühl, die Musik wolle sie festhalten, sie verzaubern und umgarnen, doch davor wollte sie flüchten und so folgte sie Marcus Lupus durch den Türrahmen und trat auf einen Säulengang hinaus, der sich nach rechts und links erstreckte. Direkt vor ihr beleuchteten warme Sonnenstrahlen das dunkle Grün eines Lorbeerbaumes und ein kleiner Garten, in dem ein Brunnen plätscherte, bot Abwechslung von dem immerwährenden Marmor im Gebäude.
Ohne zu zögern sprach sie es aus. Sie als Kaiserin konnte es sich anmaßen. „Ihr seht hungrig aus. Ich habe gegessen und bin nun satt, nun könnt Ihr essen, da ich jetzt Euren Hunger erst bemerke.“ Der Sklave hielt in seinem Spiel inne und starrte sie an als wäre sie ein Geist, doch weiterhin blieb er stumm wie ein Fisch. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf Rubinas Lippen ob des verdutzten Gesichtsausdruckes. „Wie ist Euer Name?“ „Allan.“ „Esst, Allan! Ich werde mich zurückziehen.“
Damit erhob sie sich von der Liege und ging mit großen Schritten in ihr Zimmer zurück. Das Mädchen trat ans Fenster und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Sie wusste nicht, wieso, aber dieser Mensch war ihr unheimlich. Und immer vermeinte sie in seinen Augen einen inneren Hass gegen sie zu sehen. Leise ging sie zurück zum Türrahmen und blickte durch einen Spalt im Vorhang zu dem Tisch hinüber. Der Sklave namens Allan blickte starr vor sich hin, als könne er nicht fassen, was gerade geschehen war. Eine Weile stand er nur da, dann ließ er sich vorsichtig auf eine der drei gepolsterten Liegen nieder. Sein Zögern war offensichtlich. Dann streckte er die Hand aus. Langsam, bedächtig, und seine Finger schlossen sich um eine der grünen Birnen. Er betrachtete sie, fuhr mit der Fingerkuppe darüber und schließlich biss er hinein, wieder und wieder, bis von der Birne nichts mehr außer dem Stängel übrig war. Allan ergriff eine weitere Birne, konnte nicht aufhören zu essen.
Der Vorhang auf der anderen Seite des Raumes bewegte sich leicht und plötzlich trat Marcus Cornelius Lupus herein. Als er den Sklaven sah, wie er Kaiserin Rubinas Mahlzeit aufaß, schwoll seine Stirnader an und sein Gesicht übergoss sich mit roter Farbe. Allan zuckte so heftig zusammen, dass ihm die Orange aus der Hand fiel, als eine Stimme dröhnte: „Was denkst du dir, du schäbige Made, dass du Kaiserin Rubinas Mahlzeit auffrisst!“ Seine dicke Hand holte zum Schlag aus.
Vor Empörung blieb Rubina der Mund offen stehen. Das war zu viel! Er hatte eine Seite in Rubina geweckt, die sie bisher noch nie gekannt hatte. Eine Seite, die vor Wut und Hass nur so brodelte. Mit einer heftigen Bewegung zog sie den roten Behang zur Seite, trat mit zwei großen Schritten in das Triclinium und donnerte: „Bei allem Respekt, Marcus Cornelius Lupus! Ihr habt kein Recht, einen Menschen derart zu behandeln, stehe er noch so niedrig.“ Mitten in der Bewegung erstarrte der Finanzminister und seine Augen weiteten sich. Rubinas Stimme wurde jetzt zwar leiser, aber auch kälter. „Ich erlaubte Allan, zu essen, denn mein Hunger ist gestillt. Vielleicht solltet Ihr Euch vorher erkundigen, bevor Ihr zum Schlag ausholt!“ Das Gesicht des Mannes verfärbte sich von rot auf einen leicht lilafarbenen Ton. Seine Hand sank immer mehr, bis er sich schließlich etwas unbeholfen verneigte, eine Entschuldigung murmelte und sich wieder umdrehte, um so schnell wie möglich aus dem Raum zu huschen. „Marcus Cornelius Lupus“, ließ sich Rubina vernehmen. Der Gerufene machte auf dem Absatz kehrt. „Ich habe vor, schon heute weiterzureisen. Ich werde später in Euer Büro kommen, um alles weitere zu besprechen.“ Marcus Lupus setzte an, etwas zu sagen, doch dann überlegte er es sich anders, nickte kurz, verneigte sich wieder und verschwand nun vollständig durch den Vorhang.
Rubina füllte ihre Lungen mit Luft und stieß sie wieder aus. Der Blick, mit dem Allan die Kaiserin anblickte, war undurchdringlich. Er schien mit sich zu ringen, dann stieß er ein kurzes, abgehacktes „Danke“ hervor und setzte die Flöte an. Auf einmal wollte Rubina aus irgendeinem Grund diesen Flötentönen entfliehen. Sie hatte das Gefühl, die Musik wolle sie festhalten, sie verzaubern und umgarnen, doch davor wollte sie flüchten und so folgte sie Marcus Lupus durch den Türrahmen und trat auf einen Säulengang hinaus, der sich nach rechts und links erstreckte. Direkt vor ihr beleuchteten warme Sonnenstrahlen das dunkle Grün eines Lorbeerbaumes und ein kleiner Garten, in dem ein Brunnen plätscherte, bot Abwechslung von dem immerwährenden Marmor im Gebäude.
Naiiiin jetzt kann ichs nicht mehr ändern!!
Hab Allan nämlich jetzt in Corvin umbenannt. Werd ihn vielleicht noch mal öfter umbenennen, weil ich bin immer noch nicht zufrieden.
Hab Allan nämlich jetzt in Corvin umbenannt. Werd ihn vielleicht noch mal öfter umbenennen, weil ich bin immer noch nicht zufrieden.
öhm... meinung geändert. Ich belass es bei Allan.
;) jetz bin grade voll im Stress hab morgen Theateraufführung komm nicht mal zu den Hausaufgaben...
Also in nen paar Tagen kommt der nächste Teil...
;) jetz bin grade voll im Stress hab morgen Theateraufführung komm nicht mal zu den Hausaufgaben...
Also in nen paar Tagen kommt der nächste Teil...
hey... ich meld mich auch mal wieder zurück. Ich habe zwar noch nicht auf Fehler geachtet (und auch nichts Wirkliches gefunden ^^). Auf jeden Fall wird es immer besser und auch interessanter (nicht dass es uninteressant gewesen wäre^^) aber jetzt wartet man wirklich darauf, was noch kommt :) hoffentlich passiert noch was mit dem Sklaven^^.
P.S. Ich finde Allan auch besser. Aber wenn du wirklich was suchst, dann sieh doch in Lateinbücern nach. Das habe ich für ein oder zwei Nachnamen gemacht ;)
P.S. Ich finde Allan auch besser. Aber wenn du wirklich was suchst, dann sieh doch in Lateinbücern nach. Das habe ich für ein oder zwei Nachnamen gemacht ;)
Nay lass dich überraschen^^
ne, des muss ja nen germanischer Name sein. Von "Allan" weiß ich glaub ich als einziges, dass es germanisch ist^^
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Allan gegen eine Taschenlampe
Seufzend ließ sich Rubina an dem kleinen Brunnen nieder und spielte mit ihrer Hand im Wasser. Was war nur mit ihr los? So kannte sie sich gar nicht, so... befehlend und streng! Nein, Rubina war immer schüchtern und zurückhaltend gewesen und das war sie auch weiterhin. Doch schon zwei Mal war die Kaiserin aus ihr herausgebrochen. Was war nur los?
Plötzlich ertönte Kinderlachen und zwei kleine Jungs und ein Mädchen tollten, sich gegenseitig neckend, herbei.
Hastig richtete sich Rubina auf. Als sie in das Blickfeld der Kinder geriet, verstummten diese und das Mädchen, das offenbar das älteste war, zog ihre beiden Brüder zurück in den Schatten des Säulenganges. Rubina wandte sich ab. Sie hatte das Gefühl, nicht frei atmen zu können. Diese Mauern zu allen Seiten erdrückten sie. So setzte sie einfach ihre Füße in Bewegung und eilte auf einen kleinen Durchgang zu, der wohl in einen weiteren Hof führte.
Rubinas Blut schien beinahe zu erstarren und den Bruchteil einer Sekunde lang hörte ihr Herz auf, zu schlagen. Sie fühlte etwas Warmes auf ihrem Arm... Eine Hand! Rubina wirbelte herum und starrte in zwei dunkelbraune Augen, Augen, die Rubina kannte. Es war Allan. Die braunen Finger seiner rechten Hand umschlossen die Flöte, die eigentlich zwei war. Allans Augen waren nicht mehr so undurchdringlich wie anfangs, doch der Ausdruck, der in ihnen lag, verwirrte Rubina. War es Angst? Wut? Unverständnis? Entschlossenheit?
„Ihr seid mir eine Spur zu schreckhaft für eine Kaiserin!“, zischte Allan durch die geschlossenen Zähne. Als müsse es die versäumte Zeit nachholen, schlug Rubinas Herz plötzlich fast doppelt so schnell. Sie spürte, wie ihre Hände zu zittern begannen und versuchte krampfhaft, sie zu beruhigen, doch es klappte nicht. Also doch! Es war Gewissheit, was ihr bisher nur Vermutung gewesen war. Er glaubte ihr nicht! Von Anfang an hatte er nie daran geglaubt! „Andererseits zeigen Eure Hände keine Anzeichen von schwerer Arbeit. Wer seid Ihr?“
Rubina antwortete nicht. Eine tiefe Panik breitete sich in ihrem Inneren aus, dort, wo eigentlich ihre Gedanken sitzen mussten. Nur noch dieses schreckliche Gefühl. Gefährliche Schwärze drohte wieder, von ihrem Bewusstsein Besitz zu ergreifen. Sie durfte sich nicht fallen lassen! Nicht... fallen lassen! Ruckartig öffnete sie die Augen und nahm jetzt erst wahr, dass sie sie zugekniffen hatte. Noch immer dieses gebräunte Gesicht vor ihr. Die dunklen Augen, die blonden Locken. „Wer bin ich?“, dachte Rubina. „Was tue ich hier? Wie bin ich hier hergeraten? WAS SOLL DAS ALLES??“
Die Stimme schallte von den Wänden zurück. Erschrocken sah sich Rubina um. Sie hatte wieder gesprochen! Wieder! So etwas durfte nie wieder geschehen! „Non maga sum!“, hauchte sie. Ein paar Sekunden lang war es still, dann antwortete der Sklave erst. „Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, was ich glauben soll! Aber Ihr seid KEINE Kaiserin!“
Er sagte es bestimmt. Durchdringend. Er wusste genau, was er sagte. Und deshalb beschloss Rubina die Flucht nach vorne. Was konnte sie schon verlieren? Außer ihr erbärmliches Leben doch nichts! Langsam schüttelte sie den Kopf und wartete, was geschah. Wartete darauf, dass Allan zu Lupus lief und alles erzählte, wartete auf die Wachen, wartete auf den Scharfrichter mit seinem in der Sonne gleißenden Beil. Doch nichts dergleichen geschah. Der Sklave blieb einfach vor ihr stehen und fixierte ihre aquamarinen Augen. „Wohin soll ich gehen?“, fragte Rubina und sah zu Boden.
„Zu Falk“, kam die Antwort. „Wie bitte?“ Rubina starrte entgeistert den jungen Mann vor ihr an. „Zu Falk“, wiederholte Allan beharrlich. „Er weiß alles. Zumindest glaube ich das.“ „Wer ist Falk?“, fragte sie und ihre Gedanken wurden wieder mit einem Hieb zerschlagen, dass sie nach allen Seiten auseinanderstoben. „Falk ist das Oberhaupt meines Stammes. Er hat einmal eine große Dürre vorausgesagt, die auch wirklich kam. Und er wird auch sagen können, was Ihr wissen wollt.“
Wohin sollte sie sonst gehen? Rubinas Gedanken umkreisten sich immer mehr und ihre Beine wurden irgendwie schwammig, sodass sie einfach niedersackte und sich auf dem Boden hockte. Kurze Gedanken!, mahnte sich Rubina. Kurze, einfache Gedanken! Doch der Sturm aus Gedankenfetzen drehte sich nur noch mehr. Allan hatte sie durchschaut. Sofort. Er wusste, dass sie keine Kaiserin war. Und er verklagte sie nicht. Allan. Falk. Wahrsagen. Hexe. Verurteilen! Nein... nein... nicht verurteilen! Heftig schüttelte Rubina den Kopf. Tatsächlich half ihr das. Sie würde weiter unentdeckt bleiben! Sie würde weiter als Kaiserin durch die Lande reisen! Sie würde zu Falk gehen, wie Allan es vorgeschlagen hatte. Wohin sollte sie sonst? Wohin? Es blieb ihr keine Wahl.
Stumm nickte sie und versuchte, das restliche Misstrauen gegenüber Allan hinunterzuschlucken. Aber es klappte nicht. „Wie finde ich Falk?“, fragte sie stattdessen. Der junge Mann verzog die Mundwinkel zu einem gequälten Lächeln. „Ich würde es Euch zeigen, aber ich habe das Pech, Sklave zu sein.“ Rubina biss sich auf die Unterlippe. Ihre Gedanken schossen hin und her, ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Sie musste Allan freikaufen. Nur... wie? Sie besaß kein Geld... nun ja... schon... nur das würde ihr wenig helfen, da es nicht aus Gold und Silber war! Ihre Habseligkeiten? Vielleicht konnte sie einige davon entbehren! Nur, wenn der Sklave sie dann doch betrogen hatte? Wenn er sie in einem unbedachten Augenblick ausraubte? Sie tötete?
Zarte Töne schwebten über den Garten hinweg. Flötentöne. Allan stand mit geschlossenen Augen da und seine Finger legten sich auf die kleinen Löcher. Sanft wiegte sich sein Körper im Rhythmus der Musik. Nein. Nein, Allan könnte nie jemanden ausrauben oder töten. „Kommt mit!“, sagte sie kurz angebunden, drehte sich auf dem Absatz um und eilte in ihr Zimmer zurück. Dort stand ihr Rucksack noch, wo er vorher gestanden hatte. Mit einem leisen Stöhnen, weil sie das Gewicht schon nicht mehr gewohnt war, hob sie ihn auf und wollte gerade durch die Träger schlüpfen, als Allan sich in leicht spöttischem Ton vernehmen ließ: „Eine Kaiserin, die ihr Gepäck selber trägt! Wo hat man das schon gesehen?“ Rubina lief puterrot an und ließ den Rucksack wieder auf den Boden plumpsen. „Ich trage das“, sagte Allan, steckte seine Flöte in eine längliche Tasche, die von seinem schmalen Gürtel hing und nahm das Gepäck auf. „Sagt...“, setzte Rubina an und hielt dann verlegen inne. „Ja?“ „Könnt Ihr mich zu Marcus Lupus Büro führen? Ich weiß den Weg nicht mehr!“ Wieder färbte sich ihr Gesicht rot. „Natürlich. Folgt mir nur!“
ne, des muss ja nen germanischer Name sein. Von "Allan" weiß ich glaub ich als einziges, dass es germanisch ist^^
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Allan gegen eine Taschenlampe
Seufzend ließ sich Rubina an dem kleinen Brunnen nieder und spielte mit ihrer Hand im Wasser. Was war nur mit ihr los? So kannte sie sich gar nicht, so... befehlend und streng! Nein, Rubina war immer schüchtern und zurückhaltend gewesen und das war sie auch weiterhin. Doch schon zwei Mal war die Kaiserin aus ihr herausgebrochen. Was war nur los?
Plötzlich ertönte Kinderlachen und zwei kleine Jungs und ein Mädchen tollten, sich gegenseitig neckend, herbei.
Hastig richtete sich Rubina auf. Als sie in das Blickfeld der Kinder geriet, verstummten diese und das Mädchen, das offenbar das älteste war, zog ihre beiden Brüder zurück in den Schatten des Säulenganges. Rubina wandte sich ab. Sie hatte das Gefühl, nicht frei atmen zu können. Diese Mauern zu allen Seiten erdrückten sie. So setzte sie einfach ihre Füße in Bewegung und eilte auf einen kleinen Durchgang zu, der wohl in einen weiteren Hof führte.
Rubinas Blut schien beinahe zu erstarren und den Bruchteil einer Sekunde lang hörte ihr Herz auf, zu schlagen. Sie fühlte etwas Warmes auf ihrem Arm... Eine Hand! Rubina wirbelte herum und starrte in zwei dunkelbraune Augen, Augen, die Rubina kannte. Es war Allan. Die braunen Finger seiner rechten Hand umschlossen die Flöte, die eigentlich zwei war. Allans Augen waren nicht mehr so undurchdringlich wie anfangs, doch der Ausdruck, der in ihnen lag, verwirrte Rubina. War es Angst? Wut? Unverständnis? Entschlossenheit?
„Ihr seid mir eine Spur zu schreckhaft für eine Kaiserin!“, zischte Allan durch die geschlossenen Zähne. Als müsse es die versäumte Zeit nachholen, schlug Rubinas Herz plötzlich fast doppelt so schnell. Sie spürte, wie ihre Hände zu zittern begannen und versuchte krampfhaft, sie zu beruhigen, doch es klappte nicht. Also doch! Es war Gewissheit, was ihr bisher nur Vermutung gewesen war. Er glaubte ihr nicht! Von Anfang an hatte er nie daran geglaubt! „Andererseits zeigen Eure Hände keine Anzeichen von schwerer Arbeit. Wer seid Ihr?“
Rubina antwortete nicht. Eine tiefe Panik breitete sich in ihrem Inneren aus, dort, wo eigentlich ihre Gedanken sitzen mussten. Nur noch dieses schreckliche Gefühl. Gefährliche Schwärze drohte wieder, von ihrem Bewusstsein Besitz zu ergreifen. Sie durfte sich nicht fallen lassen! Nicht... fallen lassen! Ruckartig öffnete sie die Augen und nahm jetzt erst wahr, dass sie sie zugekniffen hatte. Noch immer dieses gebräunte Gesicht vor ihr. Die dunklen Augen, die blonden Locken. „Wer bin ich?“, dachte Rubina. „Was tue ich hier? Wie bin ich hier hergeraten? WAS SOLL DAS ALLES??“
Die Stimme schallte von den Wänden zurück. Erschrocken sah sich Rubina um. Sie hatte wieder gesprochen! Wieder! So etwas durfte nie wieder geschehen! „Non maga sum!“, hauchte sie. Ein paar Sekunden lang war es still, dann antwortete der Sklave erst. „Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, was ich glauben soll! Aber Ihr seid KEINE Kaiserin!“
Er sagte es bestimmt. Durchdringend. Er wusste genau, was er sagte. Und deshalb beschloss Rubina die Flucht nach vorne. Was konnte sie schon verlieren? Außer ihr erbärmliches Leben doch nichts! Langsam schüttelte sie den Kopf und wartete, was geschah. Wartete darauf, dass Allan zu Lupus lief und alles erzählte, wartete auf die Wachen, wartete auf den Scharfrichter mit seinem in der Sonne gleißenden Beil. Doch nichts dergleichen geschah. Der Sklave blieb einfach vor ihr stehen und fixierte ihre aquamarinen Augen. „Wohin soll ich gehen?“, fragte Rubina und sah zu Boden.
„Zu Falk“, kam die Antwort. „Wie bitte?“ Rubina starrte entgeistert den jungen Mann vor ihr an. „Zu Falk“, wiederholte Allan beharrlich. „Er weiß alles. Zumindest glaube ich das.“ „Wer ist Falk?“, fragte sie und ihre Gedanken wurden wieder mit einem Hieb zerschlagen, dass sie nach allen Seiten auseinanderstoben. „Falk ist das Oberhaupt meines Stammes. Er hat einmal eine große Dürre vorausgesagt, die auch wirklich kam. Und er wird auch sagen können, was Ihr wissen wollt.“
Wohin sollte sie sonst gehen? Rubinas Gedanken umkreisten sich immer mehr und ihre Beine wurden irgendwie schwammig, sodass sie einfach niedersackte und sich auf dem Boden hockte. Kurze Gedanken!, mahnte sich Rubina. Kurze, einfache Gedanken! Doch der Sturm aus Gedankenfetzen drehte sich nur noch mehr. Allan hatte sie durchschaut. Sofort. Er wusste, dass sie keine Kaiserin war. Und er verklagte sie nicht. Allan. Falk. Wahrsagen. Hexe. Verurteilen! Nein... nein... nicht verurteilen! Heftig schüttelte Rubina den Kopf. Tatsächlich half ihr das. Sie würde weiter unentdeckt bleiben! Sie würde weiter als Kaiserin durch die Lande reisen! Sie würde zu Falk gehen, wie Allan es vorgeschlagen hatte. Wohin sollte sie sonst? Wohin? Es blieb ihr keine Wahl.
Stumm nickte sie und versuchte, das restliche Misstrauen gegenüber Allan hinunterzuschlucken. Aber es klappte nicht. „Wie finde ich Falk?“, fragte sie stattdessen. Der junge Mann verzog die Mundwinkel zu einem gequälten Lächeln. „Ich würde es Euch zeigen, aber ich habe das Pech, Sklave zu sein.“ Rubina biss sich auf die Unterlippe. Ihre Gedanken schossen hin und her, ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Sie musste Allan freikaufen. Nur... wie? Sie besaß kein Geld... nun ja... schon... nur das würde ihr wenig helfen, da es nicht aus Gold und Silber war! Ihre Habseligkeiten? Vielleicht konnte sie einige davon entbehren! Nur, wenn der Sklave sie dann doch betrogen hatte? Wenn er sie in einem unbedachten Augenblick ausraubte? Sie tötete?
Zarte Töne schwebten über den Garten hinweg. Flötentöne. Allan stand mit geschlossenen Augen da und seine Finger legten sich auf die kleinen Löcher. Sanft wiegte sich sein Körper im Rhythmus der Musik. Nein. Nein, Allan könnte nie jemanden ausrauben oder töten. „Kommt mit!“, sagte sie kurz angebunden, drehte sich auf dem Absatz um und eilte in ihr Zimmer zurück. Dort stand ihr Rucksack noch, wo er vorher gestanden hatte. Mit einem leisen Stöhnen, weil sie das Gewicht schon nicht mehr gewohnt war, hob sie ihn auf und wollte gerade durch die Träger schlüpfen, als Allan sich in leicht spöttischem Ton vernehmen ließ: „Eine Kaiserin, die ihr Gepäck selber trägt! Wo hat man das schon gesehen?“ Rubina lief puterrot an und ließ den Rucksack wieder auf den Boden plumpsen. „Ich trage das“, sagte Allan, steckte seine Flöte in eine längliche Tasche, die von seinem schmalen Gürtel hing und nahm das Gepäck auf. „Sagt...“, setzte Rubina an und hielt dann verlegen inne. „Ja?“ „Könnt Ihr mich zu Marcus Lupus Büro führen? Ich weiß den Weg nicht mehr!“ Wieder färbte sich ihr Gesicht rot. „Natürlich. Folgt mir nur!“
Und tatsächlich tat sie auch nichts anderes. Sie sah sich nicht um, bewunderte nicht die Pracht überall, sondern sie überlegte sich nur, was sie gegen Allan eintauschen sollte. Im Geiste ging sie all ihre Habseligkeiten durch. Was brauchte sie wohl noch in dieser Welt? Sie hatte den kleinen Topf, das Besteck, ihre Kleidung... vielleicht... nein... wer sollte denn schon ihre Kleidung wollen? Rubina zählte weiter auf. Das Zelt und den Schlafsack, aber das brauchte sie vielleicht noch, die Taschenlampe... Die Taschenlampe! In dieser Welt fiel das sowieso zu stark auf, mit solch einem „Teufelszeug“ herumzulaufen. Vielleicht konnte sie Allan gegen die Taschenlampe eintauschen! Nun, ein Versuch war es wert. Vielleicht sollte sie auch einfach den Rucksack selbst eintauschen? Das Tagebuch wollte sie auf jeden Fall behalten, auch den Block und die Stifte.
„Nun, wir werden sehen“, dachte Rubina und straffte die Schultern. Ihre Überzeugungskräfte musste sie nun voll ausspielen. Als die beiden vor der Türe standen und Allan energisch pochte, atmete Rubina noch einmal tief ein und aus. Die Figuren standen immer noch dort, unbewegt. Doch... wer weiß... vielleicht erwachten sie in der Nacht und streiften durchs Haus... Rubina schüttelte sich und verscheuchte das gruselige Bild. Endlich scholl Marcus Stimme durch die dicke, beschlagene Tür: „Tretet ein!“ Allan drückte die eiserne Klinke nieder und öffnete die Tür, damit Rubina eintreten konnte. Diesmal zögerte sie erst, warf Allan einen Blick zu, bedeutete ihm, mitzukommen und tätigte drei Schritte, dass sie unmittelbar im Raum stand. Ihren Blick hielt sie eisern auf den dicken Mann vor ihr gerichtet.
Dieser zeigte seine Zähne in einem breiten, wenn auch künstlich wirkenden Lächeln und verkündete: „Ah, Imperata! Ich habe Euch erwartet. Setzt Euch!“ Mit einem kurzen Kopfschütteln meinte sie: „Das ist nicht nötig, ich bleibe nicht lange.“ Das Lächeln erstarb. Rubina beachtete es nicht, sie war voll konzentriert, nichts Falsches zu sagen. „Wie ich schon sagte, habe ich vor, noch heute weiterzureisen. Damit ich nicht ganz alleine und ohne Schutz reisen muss, möchte ich diesen Sklaven kaufen, wenn es Euch recht ist.“ Sie warf einen kurzen Blick zu Allan, dem vor Überraschung der Mund offen stehen geblieben war. Rasch klappte er ihn wieder zu, doch seine Augen blieben auf Rubina geheftet. „Das, was bei uns Geld ist, ist hier wertlos, doch ich biete euch als Tausch diese wertvolle Lampe an.“ Damit holte sie die Taschenlampe aus dem Rucksack und hielt sie Marcus Cornelius Lupus vors Gesicht.
Dieser nahm zögerlich die Lampe entgegen, drehte sie einige Male und hielt sie ins Licht, das von dem spiegelnden Metall reflektiert wurde. Es sah so aus, als wollte Lupus seine Begeisterung unterdrücken. „Es ist ein großartiges Wunderding. Dafür gebe ich Euch sogar noch ein Pferd mit! Sucht Euch eines heraus, der Sklave wird Euch zeigen, wo die Stallungen zu finden sind. Ich lasse anordnen, dass Euch Vorräte auf die Reise mitgegeben werden und einige neue Kleider.“ Er verneigte sich tief und seine Augen hingen wie gebannt an der Taschenlampe in seiner Hand. Er tätigte den Schalter und seine sonst so kalten Augen glänzten wie die eines begeisterten kleinen Knabens, als der Lichtstrahl die Decke berührte. Als Rubina und Allan wieder aus dem Raum traten, machte Marcus Cornelius Lupus ein Gesicht, als hätte er soeben ein brillantes Geschäft gemacht.
Rubinas Herz überschlug sich vor Freude und sie musste an sich halten, nicht laut aufzulachen oder einen Jubelschrei auszustoßen. Sogar ein Pferd bekam sie dazu! Langsam merkte sie sogar, wie ihr reihenweise lateinische Wörter einfielen, die in der langen, öden Zeit im Waisenhaus in Vergessenheit geraten waren. „Vielleicht war es doch Schicksal!“, dachte sie sich. „Dass ich mit Latein aufgewachsen bin. Vielleicht gehört das alles in dieses unnatürliche Glücksspiel, in das ich geraten bin.“
Allan ging wieder voran. Seine Glieder zitterten seltsam und er schien nicht zu wissen, ob er lachen oder weinen sollte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Rubina besorgt. Aber Allan hörte sie nicht. Vielleicht hatte Rubina zu leise gesprochen? Trotzdem wiederholte sie die Worte nicht.
Sie gingen den Säulengang entlang, am Garten vorbei und wollten gerade durch den kleinen Durchgang, den Rubina schon vorher gesehen hatte und aus dem ihnen würziger Stallduft entgegenschlug, als ihnen die Kinder wieder entgegenkamen, ihnen voran eine gut gekleidete Frau mit ebenso komplizierter Frisur wie Rubina, doch etwas tiefes, Trauriges lag in ihren Augen. Sie blieb vor Allan stehen und musterte ihn besorgt. „Geht es dir gut, Allan? Hat Severus wieder...“ „Nein, nein“, unterbrach sie der Sklave schnell. „Severus kann mir jetzt nichts mehr.“ „Wer ist Severus?“, wollte Rubina neugierig wissen. „Ach, Ihr müsst Kaiserin Rubina sein!“ Die blasse Frau verneigte sich leicht. „Und Ihr seid Marcus Cornelius Lupus’ Frau“, mutmaßte Rubina. „Marcia Quinta, so ist es! Severus ist einer der Sklavenaufseher. Er schlägt und erniedrigt Allan des Öfteren, wie er es mit allen Sklaven tut. Ich will ihm immer Einhalt gebieten, doch Marcus gibt Severus immer Recht und ich kann nichts gegen meinen Mann ausrichten.“ Sie seufzte schwer und senkte den Blick. „Keine Sorge, Allan gehört jetzt mir“, sagte Rubina. Die Frau tat ihr Leid. Die Ehefrau von solch einem Mann zu sein, war sicher kein Zuckerschlecken. Ein Lächeln schlich sich auf deren Gesicht, wenn es auch von einer Spur Bitterkeit durchzogen war. „Ich freue mich für dich, Allan! Leb wohl!“ Sie legte dem Sklaven die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Dann verneigte sie sich abermals vor Rubina, wünschte eine gute Reise und entfernte sich mit ihrer Schar Kinder. „Arme Frau!“, murmelte Rubina, als sie Marcia Quinta nachsah. „Sie ist so nett.“
„Das ist sie in der Tat. Dort sind die Ställe!“ Als wollte Allan ablenken, zeigte er auf das niedrige Gebäude, das einen weiteren Hof einschloss. Ein Tor führte nach draußen und gab die Sicht auf saftige Wiesen und sich langsam golden färbende Weizenfelder frei. Allan stellte den Rucksack ab und ging zielstrebig auf eine alte Holztür zu, die wohl zu den Boxen führte. „Hana!“, rief er in die Düsternis. Statt der erwarteten Antwort erscholl ein Wiehern. „Hana?“ „Ja, ja, komm nur rein!“, klang eine Stimme zu ihnen herüber. „Lyzor ist nur gerade etwas bockig!“ Allan trat, dicht gefolgt von Rubina, in den niedrigen Bau. Einzelheiten erkannte Rubina erst, als ihre Augen sich an das dämmrige Licht gewöhnten, das durch das kleine, offene Fenster kurz unter der Decke sickerte. Wieder erfüllte Wiehern den langgezogenen Raum. Tatsächlich sah der Stall ähnlich aus, wie bei ihr zuhause. An beiden Seiten waren etwa zehn Boxen durch halbhohe Holzwände voneinander abgetrennt, in denen Pferde aller Art dösten und ab und zu ein Schnauben von sich gaben.
Allans Stimme riss ihre Gedanken zurück. Er sagte etwas auf einer seltsamen Sprache, die leicht abgehackt wirkte. Rubina runzelte die Stirn. So hatte er auch schon mit den beiden Jungen geredet, die sie hierher geführt hatten. Doch sie fragte nicht danach, sondern begutachtete den anderen Mann, der gerade ein schnaubendes, großes Pferd am Zügel hielt, das unruhig hin und her tänzelte. Der Mann war groß und schlaksig, hatte hellbraunes, halblanges Haar, das etwas spröde schien und trug, wie Allan auch, eine grauweiße Tunika. Sein Gesicht wirkte jungenhaft mit den hohen Augenbrauen und den blauen, strahlenden Augen.
„Nun, wir werden sehen“, dachte Rubina und straffte die Schultern. Ihre Überzeugungskräfte musste sie nun voll ausspielen. Als die beiden vor der Türe standen und Allan energisch pochte, atmete Rubina noch einmal tief ein und aus. Die Figuren standen immer noch dort, unbewegt. Doch... wer weiß... vielleicht erwachten sie in der Nacht und streiften durchs Haus... Rubina schüttelte sich und verscheuchte das gruselige Bild. Endlich scholl Marcus Stimme durch die dicke, beschlagene Tür: „Tretet ein!“ Allan drückte die eiserne Klinke nieder und öffnete die Tür, damit Rubina eintreten konnte. Diesmal zögerte sie erst, warf Allan einen Blick zu, bedeutete ihm, mitzukommen und tätigte drei Schritte, dass sie unmittelbar im Raum stand. Ihren Blick hielt sie eisern auf den dicken Mann vor ihr gerichtet.
Dieser zeigte seine Zähne in einem breiten, wenn auch künstlich wirkenden Lächeln und verkündete: „Ah, Imperata! Ich habe Euch erwartet. Setzt Euch!“ Mit einem kurzen Kopfschütteln meinte sie: „Das ist nicht nötig, ich bleibe nicht lange.“ Das Lächeln erstarb. Rubina beachtete es nicht, sie war voll konzentriert, nichts Falsches zu sagen. „Wie ich schon sagte, habe ich vor, noch heute weiterzureisen. Damit ich nicht ganz alleine und ohne Schutz reisen muss, möchte ich diesen Sklaven kaufen, wenn es Euch recht ist.“ Sie warf einen kurzen Blick zu Allan, dem vor Überraschung der Mund offen stehen geblieben war. Rasch klappte er ihn wieder zu, doch seine Augen blieben auf Rubina geheftet. „Das, was bei uns Geld ist, ist hier wertlos, doch ich biete euch als Tausch diese wertvolle Lampe an.“ Damit holte sie die Taschenlampe aus dem Rucksack und hielt sie Marcus Cornelius Lupus vors Gesicht.
Dieser nahm zögerlich die Lampe entgegen, drehte sie einige Male und hielt sie ins Licht, das von dem spiegelnden Metall reflektiert wurde. Es sah so aus, als wollte Lupus seine Begeisterung unterdrücken. „Es ist ein großartiges Wunderding. Dafür gebe ich Euch sogar noch ein Pferd mit! Sucht Euch eines heraus, der Sklave wird Euch zeigen, wo die Stallungen zu finden sind. Ich lasse anordnen, dass Euch Vorräte auf die Reise mitgegeben werden und einige neue Kleider.“ Er verneigte sich tief und seine Augen hingen wie gebannt an der Taschenlampe in seiner Hand. Er tätigte den Schalter und seine sonst so kalten Augen glänzten wie die eines begeisterten kleinen Knabens, als der Lichtstrahl die Decke berührte. Als Rubina und Allan wieder aus dem Raum traten, machte Marcus Cornelius Lupus ein Gesicht, als hätte er soeben ein brillantes Geschäft gemacht.
Rubinas Herz überschlug sich vor Freude und sie musste an sich halten, nicht laut aufzulachen oder einen Jubelschrei auszustoßen. Sogar ein Pferd bekam sie dazu! Langsam merkte sie sogar, wie ihr reihenweise lateinische Wörter einfielen, die in der langen, öden Zeit im Waisenhaus in Vergessenheit geraten waren. „Vielleicht war es doch Schicksal!“, dachte sie sich. „Dass ich mit Latein aufgewachsen bin. Vielleicht gehört das alles in dieses unnatürliche Glücksspiel, in das ich geraten bin.“
Allan ging wieder voran. Seine Glieder zitterten seltsam und er schien nicht zu wissen, ob er lachen oder weinen sollte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Rubina besorgt. Aber Allan hörte sie nicht. Vielleicht hatte Rubina zu leise gesprochen? Trotzdem wiederholte sie die Worte nicht.
Sie gingen den Säulengang entlang, am Garten vorbei und wollten gerade durch den kleinen Durchgang, den Rubina schon vorher gesehen hatte und aus dem ihnen würziger Stallduft entgegenschlug, als ihnen die Kinder wieder entgegenkamen, ihnen voran eine gut gekleidete Frau mit ebenso komplizierter Frisur wie Rubina, doch etwas tiefes, Trauriges lag in ihren Augen. Sie blieb vor Allan stehen und musterte ihn besorgt. „Geht es dir gut, Allan? Hat Severus wieder...“ „Nein, nein“, unterbrach sie der Sklave schnell. „Severus kann mir jetzt nichts mehr.“ „Wer ist Severus?“, wollte Rubina neugierig wissen. „Ach, Ihr müsst Kaiserin Rubina sein!“ Die blasse Frau verneigte sich leicht. „Und Ihr seid Marcus Cornelius Lupus’ Frau“, mutmaßte Rubina. „Marcia Quinta, so ist es! Severus ist einer der Sklavenaufseher. Er schlägt und erniedrigt Allan des Öfteren, wie er es mit allen Sklaven tut. Ich will ihm immer Einhalt gebieten, doch Marcus gibt Severus immer Recht und ich kann nichts gegen meinen Mann ausrichten.“ Sie seufzte schwer und senkte den Blick. „Keine Sorge, Allan gehört jetzt mir“, sagte Rubina. Die Frau tat ihr Leid. Die Ehefrau von solch einem Mann zu sein, war sicher kein Zuckerschlecken. Ein Lächeln schlich sich auf deren Gesicht, wenn es auch von einer Spur Bitterkeit durchzogen war. „Ich freue mich für dich, Allan! Leb wohl!“ Sie legte dem Sklaven die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Dann verneigte sie sich abermals vor Rubina, wünschte eine gute Reise und entfernte sich mit ihrer Schar Kinder. „Arme Frau!“, murmelte Rubina, als sie Marcia Quinta nachsah. „Sie ist so nett.“
„Das ist sie in der Tat. Dort sind die Ställe!“ Als wollte Allan ablenken, zeigte er auf das niedrige Gebäude, das einen weiteren Hof einschloss. Ein Tor führte nach draußen und gab die Sicht auf saftige Wiesen und sich langsam golden färbende Weizenfelder frei. Allan stellte den Rucksack ab und ging zielstrebig auf eine alte Holztür zu, die wohl zu den Boxen führte. „Hana!“, rief er in die Düsternis. Statt der erwarteten Antwort erscholl ein Wiehern. „Hana?“ „Ja, ja, komm nur rein!“, klang eine Stimme zu ihnen herüber. „Lyzor ist nur gerade etwas bockig!“ Allan trat, dicht gefolgt von Rubina, in den niedrigen Bau. Einzelheiten erkannte Rubina erst, als ihre Augen sich an das dämmrige Licht gewöhnten, das durch das kleine, offene Fenster kurz unter der Decke sickerte. Wieder erfüllte Wiehern den langgezogenen Raum. Tatsächlich sah der Stall ähnlich aus, wie bei ihr zuhause. An beiden Seiten waren etwa zehn Boxen durch halbhohe Holzwände voneinander abgetrennt, in denen Pferde aller Art dösten und ab und zu ein Schnauben von sich gaben.
Allans Stimme riss ihre Gedanken zurück. Er sagte etwas auf einer seltsamen Sprache, die leicht abgehackt wirkte. Rubina runzelte die Stirn. So hatte er auch schon mit den beiden Jungen geredet, die sie hierher geführt hatten. Doch sie fragte nicht danach, sondern begutachtete den anderen Mann, der gerade ein schnaubendes, großes Pferd am Zügel hielt, das unruhig hin und her tänzelte. Der Mann war groß und schlaksig, hatte hellbraunes, halblanges Haar, das etwas spröde schien und trug, wie Allan auch, eine grauweiße Tunika. Sein Gesicht wirkte jungenhaft mit den hohen Augenbrauen und den blauen, strahlenden Augen.
*heul* mein Thread vereinsamt! Ich weiß ich weiß, ich muss schneller schreiben *schreibschreib*
nein.... er vereinsamt doch nicht... Du kriegst nur keine Antworten, weil wir alle gebannt auf die Fortsetzung warten^^
Übrigens wieder mal sehr gut^^
Übrigens wieder mal sehr gut^^
Hallo Lampro!
Es kann ja nicht sein, dass ich nur dauern liebe Worte von dir höre und du aber nie welche von mir! Leider kann ich dir noch nicht viel zu "Kaiserin Rubinia" sagen, weil ich nicht fertig werde mit dem Lesen! Du musst wohl noch warten, bis ich alles nachgeholt hab! =) Aber einen Verbesserungsvorschlag hab ich derweil. Oder besser gesagt: Einen Hinweis ... Wenn du drei Punkte machst, als Auslassungspunkte für ein ganzes Wort oder einen Satzteil, dann gehört davor und dahinter (sofern dahinter kein "!" oder "?" kommt) ein Abstand gesetzt. Wenn du Wortteile auslässt, DANN gehört KEIN Abstand, so wie bspw. "Hm..." oder "Das ist ni..." So, das ist auch schon alles, was mir bis jetzt einfällt! Hervorzuheben wäre aber noch deine Beharrlichkeit: Es ist schön zu sehen, wie viel Energie ein Mensch in ein Buch stecken kann! Ich glaube, ich bekomme das nie hin! Ich bleibe wohl bei meinen Kurzgeschichten, bis ich dort etwas fester bin ... Dann kann ich mich wohl auch zu größerem wagen!
Jedenfalls weiter so und liebe Grüße!
Arach
Es kann ja nicht sein, dass ich nur dauern liebe Worte von dir höre und du aber nie welche von mir! Leider kann ich dir noch nicht viel zu "Kaiserin Rubinia" sagen, weil ich nicht fertig werde mit dem Lesen! Du musst wohl noch warten, bis ich alles nachgeholt hab! =) Aber einen Verbesserungsvorschlag hab ich derweil. Oder besser gesagt: Einen Hinweis ... Wenn du drei Punkte machst, als Auslassungspunkte für ein ganzes Wort oder einen Satzteil, dann gehört davor und dahinter (sofern dahinter kein "!" oder "?" kommt) ein Abstand gesetzt. Wenn du Wortteile auslässt, DANN gehört KEIN Abstand, so wie bspw. "Hm..." oder "Das ist ni..." So, das ist auch schon alles, was mir bis jetzt einfällt! Hervorzuheben wäre aber noch deine Beharrlichkeit: Es ist schön zu sehen, wie viel Energie ein Mensch in ein Buch stecken kann! Ich glaube, ich bekomme das nie hin! Ich bleibe wohl bei meinen Kurzgeschichten, bis ich dort etwas fester bin ... Dann kann ich mich wohl auch zu größerem wagen!
Jedenfalls weiter so und liebe Grüße!
Arach
Danke :-)
und mit dem "..." is des jetzt WIRKLICH wahr?? Erzählst du keinen Schrott? Sicher? So ein Mist wieso wusste ich das nicht? Also wenn ein Satz mehr oder weniger zu Ende ist aber nicht Punkt Aus Ende dann ist "..." also z.B. bei ner Überlegung... falsch gedacht? *verzweifel* dann muss ich ja ALLES umändern^^
PS: Will nochn anderen Titel für des folgende Kapitel ausdenken...
______________________________
Schließlich wandte dieser sich zu Kaiserin Rubina. „Ich danke Euch vielmals, dass ihr meinen Freund gekauft habt! Dieser Lupus würde ihn noch zugrunde richten! So viel Großmut hätte ich nie von einer Kaiserin erwartet, eher Härte und Strenge...“ Diese Offenheit überraschte sie. „Eine große Königin zu sein, bedeutet, ein großes Herz zu haben“, sagte Rubina und fragte sich im selben Moment, woher sie diese Worte nahm. Die Augen Hanas wurden noch größer, aber dann schüttelte er den Kopf, wie um dumme Gedanken loszuwerden, und sprach mit einer Verbeugung lateinisch weiter: „Wohl denn, edle Kaiserin! Wählt Euch ein Pferd! Dieses hier...“ Er zeigte zu einer Box, in der ein sehniger, schlanker Apfelschimmel stand und gerade aus einem Bottich Wasser soff. „ist Zoltan, ein besonders gutes und ausdauerndes Tier über längere Strecken. Sehr zu empfehlen. Und das dort...“ Rubina unterbrach ihn jäh. Ihr war das Tier namens Lyzor ins Auge gefallen. Dunkelbraun war der Hengst, mit zwei weißen Fesseln an den Vorderhufen und einer wilden Mähne.
Lyzor
„Was ist mit diesem da?“, fragte sie und wollte sich dem Pferd nähern, als der Knecht schnell erklärte: „Nun, das würde ich nicht nehmen. Ich denke, der junge Lyzor muss noch einmal richtig erzogen werden, bevor er geritten werden kann. Er ist noch sehr verstockt. Wir fanden ihn auf einem der Äcker; er muss wohl von irgendwo ausgerissen sein.“ Rubina fesselte den dunklen Blick des Pferdes mit dem ihren. „Es ist ein seltsames Tier“, murmelte sie nachdenklich. „Ich glaube doch, der junge Lyzor ist sehr stolz, oder nicht?“ „Das ist er in der Tat“, seufzte Hana und versuchte wieder, das störrische Pferd in seine Box zurückzuziehen. „Er will einfach nicht!“, stöhnte er in Verzweiflung auf. Rubina schüttelte den Kopf. „Nein, nein, Ihr dürft nicht so ziehen! Ich denke eher, dass er ein wenig Hochachtung braucht. Und er braucht einen richtigen Herrn, den er auch als seinen Herrn ansehen kann.“ Rubina wusste das genau. Im Stall bei Herrn Anderson hatte sie viel gelernt, sie hatte die Pferde als ihre einzigen Freunde angesehen. Irgendwie... fühlte sie sich mit ihnen so verbunden, dass sie einen Teil der Wünsche aus deren Augen ablesen konnte. Wieder fixierte sie Lyzors Augen.
„He, Lyzor!“, rief sie leise. „Wieso willst du nicht in deine Box? Willst du wieder nach draußen an die Luft?“ Das Pferd schnaubte nur und trat weiterhin von der einen Hufe auf die andere. Aber die leise Stimme des Mädchens beruhigte ihn. Rubina streckte die Hände aus, aber der Hengst wich zurück und warf den Kopf in die Luft, dass seine Mähne wehte. „He! Ruhig, Lyzor! Ich will dir nichts!“ Rubina atmete tief ein und aus, versuchte, ihren Herzschlag wieder zu beruhigen. Sie ging seitwärts an dem Pferd vorbei und stellte sich in dessen Box. Wieder streckte sie die Hände aus, aber Lyzor machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen. Mit tiefen Atemzügen zwang sich Rubina zur Geduld. Pferde spürten es, wenn Menschen ungeduldig oder zornig waren.
„Lyzor! Komm in deine Box! Ich kann dir nicht drohen, denn darauf hörst du nicht. Ich kann dir nur versprechen, dass dir nichts geschehen wird und dass du ganz alleine in der Welt nicht überleben würdest. Rubina sagte das leise, langsam und klar, in vollem Bewusstsein, dass die beiden Sklaven sie anstarrten und vielleicht für verrückt hielten, dass sie so mit einem Pferd sprach. Aber die Sklaven blendete sie aus. Jetzt gab es nur noch Lyzor und sie. „Komm her, Lyzor. Ich werde dich belohnen!“ An ihren Händen schienen unsichtbare Gewischte zu hängen, die von Moment zu Moment immer schwerer zu werden schienen. Aber krampfhaft hielt Rubina sie oben. Wenn sie jetzt Vertrauen zu diesem scheuen Pferd fassen sollte, musste sie sich auch dafür anstrengen. Und einfach aufgeben, das war nicht ihr Ding. Zumindest gerade eben nicht. „Komm, Lyzor. Du bist ein schönes, starkes Pferd. Aber du brauchst jemanden!“ Das Tier stand nur da und sah sie an. Nur seine Ohren bewegten sich, hektisch, jeden Ton aufzufangen. Rubina bewegte lockend ihre Hände. „Na, komm, Lyzor!“
Und tatsächlich – Rubina konnte es selbst kaum glauben – senkte der Hengst das Haupt, trat erst einen Schritt zögerlich auf sie zu, dann den nächsten, und dann berührten Rubinas Finger endlich die weichen Nüstern. Zärtlich streichelte sie Lyzors noch etwas hartes Fell und spürte, wie das Tier unter ihren Händen langsam ruhiger wurde. Es fasste Vertrauen zu dem rothaarigen Mädchen. Rubina atmete auf. Der erste Widerstand war gebrochen. Sie fragte sich nur, ob man denn auch auf Lyzor reiten konnte, ob er schon so weit war. Kurzerhand beschloss sie, es einfach auszuprobieren. Mit den Händen sanft über die Flanke streichend, ging Rubina um ihn herum, bis sie sich in der richtigen Stellung befand, ihre Hand glitt wie zufällig zu dem Haarbüschel am Nacken des Pferdes, schloss sich darum und dann schwang sich Rubina auf den glatten Rücken. Vor Schreck und Überraschung stieß der Hengst ein helles Wiehern aus und bäumte sich auf, sodass Rubina nach Luft schnappte und sich entsetzt an der Mähne festklammerte. Geistesgegenwärtig beugte sie sich weit nach vorne, um nicht herunterzurutschen. „Ruhig!“, sagte sie mit leicht zitternder Stimme und verscheuchte die Starre aus ihren Gliedern, die der Schreck ihnen eingejagt hatte.
Sanft, aber fest strich sie Lyzor über den Rücken. Damit wollte sie vermitteln: „Ich bin dein Herr und ich behandle dich gut.“ Einige Male warf der Braune noch den Kopf in den Nacken und schnaubte, doch unter dem beständigen Streicheln beruhigte er sich langsam und brummte schließlich wohlig vor sich hin.
Rubina griff nach dem Seil, das achtlos auf dem Boden schleifte. Kurz stieß sie ihre Fersen in Lyzors Flanken und als hätte das Pferd nur darauf gewartet, setzte es einen Huf vor den anderen, bis er einen Kreis in seiner Box gedreht hatte. Ihr schien es wie ein Traum. Vielleicht war das alles hier ein Traum! Oder es gehörte alles in dieses Spiel, in dieses unwirkliche Spiel, in dem der Weg zum Ziel in Schatten und Nebel lag. Wer wusste das schon? Unwillkürlich lenkte sie den Brauen aus seiner Box, ließ ihn antraben und schließlich durch den ganzen Stall galoppieren. Es war wie ein Wunder. Lyzor hatte seinen Herrn gefunden!
und mit dem "..." is des jetzt WIRKLICH wahr?? Erzählst du keinen Schrott? Sicher? So ein Mist wieso wusste ich das nicht? Also wenn ein Satz mehr oder weniger zu Ende ist aber nicht Punkt Aus Ende dann ist "..." also z.B. bei ner Überlegung... falsch gedacht? *verzweifel* dann muss ich ja ALLES umändern^^
PS: Will nochn anderen Titel für des folgende Kapitel ausdenken...
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Schließlich wandte dieser sich zu Kaiserin Rubina. „Ich danke Euch vielmals, dass ihr meinen Freund gekauft habt! Dieser Lupus würde ihn noch zugrunde richten! So viel Großmut hätte ich nie von einer Kaiserin erwartet, eher Härte und Strenge...“ Diese Offenheit überraschte sie. „Eine große Königin zu sein, bedeutet, ein großes Herz zu haben“, sagte Rubina und fragte sich im selben Moment, woher sie diese Worte nahm. Die Augen Hanas wurden noch größer, aber dann schüttelte er den Kopf, wie um dumme Gedanken loszuwerden, und sprach mit einer Verbeugung lateinisch weiter: „Wohl denn, edle Kaiserin! Wählt Euch ein Pferd! Dieses hier...“ Er zeigte zu einer Box, in der ein sehniger, schlanker Apfelschimmel stand und gerade aus einem Bottich Wasser soff. „ist Zoltan, ein besonders gutes und ausdauerndes Tier über längere Strecken. Sehr zu empfehlen. Und das dort...“ Rubina unterbrach ihn jäh. Ihr war das Tier namens Lyzor ins Auge gefallen. Dunkelbraun war der Hengst, mit zwei weißen Fesseln an den Vorderhufen und einer wilden Mähne.
Lyzor
„Was ist mit diesem da?“, fragte sie und wollte sich dem Pferd nähern, als der Knecht schnell erklärte: „Nun, das würde ich nicht nehmen. Ich denke, der junge Lyzor muss noch einmal richtig erzogen werden, bevor er geritten werden kann. Er ist noch sehr verstockt. Wir fanden ihn auf einem der Äcker; er muss wohl von irgendwo ausgerissen sein.“ Rubina fesselte den dunklen Blick des Pferdes mit dem ihren. „Es ist ein seltsames Tier“, murmelte sie nachdenklich. „Ich glaube doch, der junge Lyzor ist sehr stolz, oder nicht?“ „Das ist er in der Tat“, seufzte Hana und versuchte wieder, das störrische Pferd in seine Box zurückzuziehen. „Er will einfach nicht!“, stöhnte er in Verzweiflung auf. Rubina schüttelte den Kopf. „Nein, nein, Ihr dürft nicht so ziehen! Ich denke eher, dass er ein wenig Hochachtung braucht. Und er braucht einen richtigen Herrn, den er auch als seinen Herrn ansehen kann.“ Rubina wusste das genau. Im Stall bei Herrn Anderson hatte sie viel gelernt, sie hatte die Pferde als ihre einzigen Freunde angesehen. Irgendwie... fühlte sie sich mit ihnen so verbunden, dass sie einen Teil der Wünsche aus deren Augen ablesen konnte. Wieder fixierte sie Lyzors Augen.
„He, Lyzor!“, rief sie leise. „Wieso willst du nicht in deine Box? Willst du wieder nach draußen an die Luft?“ Das Pferd schnaubte nur und trat weiterhin von der einen Hufe auf die andere. Aber die leise Stimme des Mädchens beruhigte ihn. Rubina streckte die Hände aus, aber der Hengst wich zurück und warf den Kopf in die Luft, dass seine Mähne wehte. „He! Ruhig, Lyzor! Ich will dir nichts!“ Rubina atmete tief ein und aus, versuchte, ihren Herzschlag wieder zu beruhigen. Sie ging seitwärts an dem Pferd vorbei und stellte sich in dessen Box. Wieder streckte sie die Hände aus, aber Lyzor machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen. Mit tiefen Atemzügen zwang sich Rubina zur Geduld. Pferde spürten es, wenn Menschen ungeduldig oder zornig waren.
„Lyzor! Komm in deine Box! Ich kann dir nicht drohen, denn darauf hörst du nicht. Ich kann dir nur versprechen, dass dir nichts geschehen wird und dass du ganz alleine in der Welt nicht überleben würdest. Rubina sagte das leise, langsam und klar, in vollem Bewusstsein, dass die beiden Sklaven sie anstarrten und vielleicht für verrückt hielten, dass sie so mit einem Pferd sprach. Aber die Sklaven blendete sie aus. Jetzt gab es nur noch Lyzor und sie. „Komm her, Lyzor. Ich werde dich belohnen!“ An ihren Händen schienen unsichtbare Gewischte zu hängen, die von Moment zu Moment immer schwerer zu werden schienen. Aber krampfhaft hielt Rubina sie oben. Wenn sie jetzt Vertrauen zu diesem scheuen Pferd fassen sollte, musste sie sich auch dafür anstrengen. Und einfach aufgeben, das war nicht ihr Ding. Zumindest gerade eben nicht. „Komm, Lyzor. Du bist ein schönes, starkes Pferd. Aber du brauchst jemanden!“ Das Tier stand nur da und sah sie an. Nur seine Ohren bewegten sich, hektisch, jeden Ton aufzufangen. Rubina bewegte lockend ihre Hände. „Na, komm, Lyzor!“
Und tatsächlich – Rubina konnte es selbst kaum glauben – senkte der Hengst das Haupt, trat erst einen Schritt zögerlich auf sie zu, dann den nächsten, und dann berührten Rubinas Finger endlich die weichen Nüstern. Zärtlich streichelte sie Lyzors noch etwas hartes Fell und spürte, wie das Tier unter ihren Händen langsam ruhiger wurde. Es fasste Vertrauen zu dem rothaarigen Mädchen. Rubina atmete auf. Der erste Widerstand war gebrochen. Sie fragte sich nur, ob man denn auch auf Lyzor reiten konnte, ob er schon so weit war. Kurzerhand beschloss sie, es einfach auszuprobieren. Mit den Händen sanft über die Flanke streichend, ging Rubina um ihn herum, bis sie sich in der richtigen Stellung befand, ihre Hand glitt wie zufällig zu dem Haarbüschel am Nacken des Pferdes, schloss sich darum und dann schwang sich Rubina auf den glatten Rücken. Vor Schreck und Überraschung stieß der Hengst ein helles Wiehern aus und bäumte sich auf, sodass Rubina nach Luft schnappte und sich entsetzt an der Mähne festklammerte. Geistesgegenwärtig beugte sie sich weit nach vorne, um nicht herunterzurutschen. „Ruhig!“, sagte sie mit leicht zitternder Stimme und verscheuchte die Starre aus ihren Gliedern, die der Schreck ihnen eingejagt hatte.
Sanft, aber fest strich sie Lyzor über den Rücken. Damit wollte sie vermitteln: „Ich bin dein Herr und ich behandle dich gut.“ Einige Male warf der Braune noch den Kopf in den Nacken und schnaubte, doch unter dem beständigen Streicheln beruhigte er sich langsam und brummte schließlich wohlig vor sich hin.
Rubina griff nach dem Seil, das achtlos auf dem Boden schleifte. Kurz stieß sie ihre Fersen in Lyzors Flanken und als hätte das Pferd nur darauf gewartet, setzte es einen Huf vor den anderen, bis er einen Kreis in seiner Box gedreht hatte. Ihr schien es wie ein Traum. Vielleicht war das alles hier ein Traum! Oder es gehörte alles in dieses Spiel, in dieses unwirkliche Spiel, in dem der Weg zum Ziel in Schatten und Nebel lag. Wer wusste das schon? Unwillkürlich lenkte sie den Brauen aus seiner Box, ließ ihn antraben und schließlich durch den ganzen Stall galoppieren. Es war wie ein Wunder. Lyzor hatte seinen Herrn gefunden!
Nein, du hast das falsch verstanden. Wenn das "..." für Teile eines SATZES steht oder für ein GANZES WORT, die/das ausgelassen wurde/n, dann gehört ein Abstand, z.B.: "Lass mich doch gehen ...!" od. "Kannst du denn nicht einmal ...?" Aber wenn das "..." für ausgelassene WORTTEILE oder BUCHSTABEN steht, dann gehört KEIN Abstand, wie z.B. "Samarit...", "Donaudampfschiffa...", "Hmm..." "Musenk...", "Lyd...", "Kaiserin Robi...". Ich hoffe, du hast es jetzt halbwegs verstanden =) Falls es noch nicht ganz klar ist, schau einfach im Duden oder im Österreichischen Wörterbuch nach, da steht's wunderbar beschrieben auf den ersten Seiten!
Liebe Grüße! Küsschen!
Arach
Liebe Grüße! Küsschen!
Arach
So, jetzt wurde es langsam aber wirklich Zeit, auch hier vorbeizuschauen:)
Also ich muss sagen, dass mir hier vorallem der letzte Teil sehr gefällt. Man hat irgendwie Rubinas Aufregung gespürt, als sie auf das Pferd gestiegen ist, und man konnte sich sehr gut hineinversetzen.
Ein einziger Kritikpunkt: vielleicht solltest du manchmal ein wenig weniger Adjektive einsetzen.
Aber das war auch schon alles von meiner Seite und ich warte gespannt auf die Fortsetzung.
Also ich muss sagen, dass mir hier vorallem der letzte Teil sehr gefällt. Man hat irgendwie Rubinas Aufregung gespürt, als sie auf das Pferd gestiegen ist, und man konnte sich sehr gut hineinversetzen.
Ein einziger Kritikpunkt: vielleicht solltest du manchmal ein wenig weniger Adjektive einsetzen.
Aber das war auch schon alles von meiner Seite und ich warte gespannt auf die Fortsetzung.
Oje... *überleg* also ich glaube, Arach, wir reden da grade ziemlich aneinander vorbei. Ich habe verstanden was du meinst, aber bei mir ist das meistens so, dass ich keinen Teil des Satzes auslassen will, sondern nur den Eindruck erwecken, dass der Satz so im Raum steht oder irgendwie darüber weiter nachgedacht wird, verstehst du was ich meine? Aber du magst wohl Recht haben, ich werde zumindest irgendeinen Duden auftreiben und nachschauen.
@RPGamer: Hm, jetzt da du's sagst, ist es mir auch aufgefallen. Also ich versuch, drauf zu achten, nicht immer so dick aufzutragen^^
Danke für die Hinweise an beide!!
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Mit einer fließenden Bewegung glitt sie wieder von dem glänzenden Pferderücken und tätschelte den Hals des Tieres. „Aber Allan braucht noch ein Pferd!“ Es war für sie keine Frage mehr, dass Lyzor das einzige Pferd war, das sie reiten würde. „Was ist mit Zoltan?“
Hana musste sich erst wieder fassen, seine Gedanken ordnen und seinen Mund wieder zuklappen, bis er sich räusperte und Zoltan als gute Wahl lobte. Der Apfelschimmel wandte seinen Kopf, als sein Name fiel, und trat nahe ans Gatter.
„Da gibt es nur noch ein Problem“, sagte Allan und sein Gesicht verfinsterte sich, bis es eher einem Gewitterhimmel glich als einem Gesichtsausdruck. Mit gerunzelter Stirn sah Rubina zu ihm hinüber. „Was denn?“ „Lupus hat Euch nur erlaubt, EIN Pferd mitzunehmen. Von zweien hat er nichts gesagt.“
Rubinas Herz sank deutlich schneller in die Tunika, als es eben aufgestiegen war. Erst fand sie gar keine Worte, dann schüttelte sie verzweifelt den Kopf und erklärte mit dünner Stimme: „Ich habe zwar Geld, doch das ist nicht aus Silber und Gold, also ist es hier nichts wert. Was soll ich noch entbehren?“ Zerknirscht hockte sie sich auf den Boden und kramte in ihrem Rucksack herum. „Das Zelt und den Schlafsack brauche ich noch.“ – Dabei fiel ihr gar nicht ein, dass es die Worte „Zelt“ und „Schlafsack“ im Lateinischen Wortschatz gar nicht gab ... – „Auch den Block, das Tagebuch und die Stifte brauche ich.“ – Auch diese Worte gab es nicht, aber das war in diesem Moment ziemlich zweitrangig ... – „Die kleine Pfanne? Naja, wenn es nötig ist, werde ich wohl ohne ihr auskommen müssen. Ein Pferd ist wichtiger. Das Besteck... Notfalls muss ich auch das loswerden, ich hab ja das Taschenmesser meines Vaters.“ Beständig murmelte Rubina vor sich hin, tief in Gedanken versunken und sämtliche Dinge aus dem Rucksack holend und auf dem Stallboden ausbreitend. „Nur noch meine Kleidung, ich bekomme ja eh römische Kleider. Aber wer will schon meine Kleidung?“
Stumm die Lippen bewegend zählte Rubina alle Dinge ab. „Also in Frage kommen nur die Pfanne, das Besteck und meine Kleidung.“ „Und Eure Tasche“, warf Allan geistesgegenwärtig ein. Verwirrt und ein wenig erstaunt sah Rubina auf. „Wirklich? Ich meine, wo bringe ich dann die ganzen Sachen unter?“ „In anderen Taschen. Satteltaschen, Säcken ... Wie man es sonst eben immer macht.“
„Wir könnten Severus fragen“, schlug Hana vor und hob die Augenbrauen noch höher, wodurch ein etwas komischer Ausdruck auf seinem Gesicht entstand. „Severus?“ Allan lachte trocken. “Da musst du schon Lupus fragen, der hat immerhin den ‘Oberbefehl’ über das alles hier.“
„Dann frage ich eben noch mal Lupus“, sagte Rubina kurz entschlossen, wollte die vier Dinge aufheben, doch Allan kam ihr zuvor. Ergeben seufzend zuckte Rubina die Achseln, worauf Allan in einem breiten Grinsen die Zähne zeigte. Unwillkürlich musste Rubina lächeln. Das hatte sie schon lange nicht mehr getan.
So schritten sie nun dahin, die Flure entlang, zum zweiten Mal zum Zimmer des Marcus Cornelius Lupus. Zum dritten Mal standen sie vor der großen, beschlagenen Tür, aber diesmal sah Rubina nicht zu den Figuren auf. Nach der Aufforderung Lupus’ trat sie ein und blieb dann vor dem sehr erstaunt wirkenden dicken Finanzminister stehen. „Noch einmal komme ich in Eure Gemächer, um ein weiteres Pferd zu erbitten. Natürlich nicht umsonst. Ich biete als Tausch einige meiner Sachen an.“
Aufbruch zu fremden Orten
Es war so einfach gegangen! So einfach, dass es wie ein schwebender Traum zu sein schien. Rubina hatte den Schmuck abgelegt. Sie wollte ihn nicht. Wozu auch? Er würde nur hinderlich sein. Das Haar trug sie wieder offen, von drei blauen Bändern aus der Stirn gehalten und sie trug einen weißen, wollenen Reisemantel mit einer rot-gelben, breiten Borte. Allan bekam den Jagdbogen zurück, den die Römer ihm bei seiner Gefangenname abgenommen hatten und er erhielt auf Rubinas Geheiß hin eine neue Tunika.
Etwas Weiches stieß an Rubinas Arm und sie schrak zurück, doch es war nur Lyzor, der wohl scharf auf den Apfel war, den seine Herrin in der Hand hielt, um ihn gerade weiterzuessen. Ein Glucksen entrang sich ihrer Kehle, was Rubina überraschte. Wie lange hatte sie schon nicht mehr gelacht? Seit Allond. Das Mädchen lehnte ihre Stirn gegen Lyzors und quietschte leise auf, als dieser ihr mit der kratzigen Zunge über die Wange fuhr. „Domina?“
Noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sie sich um und sah ihrem Sklaven entgegen. Ihr Sklave... Rubina warf den Gedanken von sich, wollte nicht daran denken. Er war nicht ihr „Sklave“! Zumindest theoretisch nicht. „Zoltan ist ebenfalls bereit.“ Die Reise begann also. Die zweite große Reise, die ins Ungewisse führte. In Dunkel und viele unbekannte Gefahren. Die eine in der Gegenwart, die andere in der Vergangenheit. Es schien vertauscht. Gegenwart, Vergangenheit, was war das? Wieder dieser Gedanke an den Traum, daran, dass alles ein Traum sei. Nein, das Kapitel war abgehakt. „Du musst lernen, mit der Situation fertig zu werden“, mahnte ihr Gewissen und Rubina schluckte es.
Allan umarmte seinen Freund Hana, kniete ein letztes Mal vor Marcia Quinta nieder zum Zeichen seiner Ehrerbietung, strich dem Jüngsten ihrer Söhne übers dunkle Haar und schließlich saß er auf. Zoltan wollte schon gen Ausgang laufen, ungeduldig. Er spürte, dass es auf eine Reise ging und war voller Bewegungsdrang, doch sein Reiter befahl ihm mit strenger Hand zu bleiben.
Kaiserin Rubina spürte, dass sie noch etwas sagen musste, bevor sie ritt. Also trat sie vor Marcia Quinta, nickte ihr zu und sprach frei heraus: „Ihr müsst viel für die Sklaven getan haben oder versucht haben, zu tun, damit ihr Leben nicht ganz so kläglich ist. Dafür danke ich Euch. Und lasst Euch nicht unterkriegen, Ihr seid eine Frau und Ihr seid stark!“ Irgendwie hatte sie das dumpfe Gefühl, dass die Worte an sie selbst gerichtet waren... Die Überraschung ihres Gegenüber nahm Rubina nicht im Geringsten wahr, sie wandte sich zu Allans Freund. „Ihr werdet Euren Kameraden bald wiedersehen“, tröstete sie den traurig dreinblickenden Mann, doch dieser wusste nicht, ob er sich sorgen oder freuen sollte.
@RPGamer: Hm, jetzt da du's sagst, ist es mir auch aufgefallen. Also ich versuch, drauf zu achten, nicht immer so dick aufzutragen^^
Danke für die Hinweise an beide!!
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Mit einer fließenden Bewegung glitt sie wieder von dem glänzenden Pferderücken und tätschelte den Hals des Tieres. „Aber Allan braucht noch ein Pferd!“ Es war für sie keine Frage mehr, dass Lyzor das einzige Pferd war, das sie reiten würde. „Was ist mit Zoltan?“
Hana musste sich erst wieder fassen, seine Gedanken ordnen und seinen Mund wieder zuklappen, bis er sich räusperte und Zoltan als gute Wahl lobte. Der Apfelschimmel wandte seinen Kopf, als sein Name fiel, und trat nahe ans Gatter.
„Da gibt es nur noch ein Problem“, sagte Allan und sein Gesicht verfinsterte sich, bis es eher einem Gewitterhimmel glich als einem Gesichtsausdruck. Mit gerunzelter Stirn sah Rubina zu ihm hinüber. „Was denn?“ „Lupus hat Euch nur erlaubt, EIN Pferd mitzunehmen. Von zweien hat er nichts gesagt.“
Rubinas Herz sank deutlich schneller in die Tunika, als es eben aufgestiegen war. Erst fand sie gar keine Worte, dann schüttelte sie verzweifelt den Kopf und erklärte mit dünner Stimme: „Ich habe zwar Geld, doch das ist nicht aus Silber und Gold, also ist es hier nichts wert. Was soll ich noch entbehren?“ Zerknirscht hockte sie sich auf den Boden und kramte in ihrem Rucksack herum. „Das Zelt und den Schlafsack brauche ich noch.“ – Dabei fiel ihr gar nicht ein, dass es die Worte „Zelt“ und „Schlafsack“ im Lateinischen Wortschatz gar nicht gab ... – „Auch den Block, das Tagebuch und die Stifte brauche ich.“ – Auch diese Worte gab es nicht, aber das war in diesem Moment ziemlich zweitrangig ... – „Die kleine Pfanne? Naja, wenn es nötig ist, werde ich wohl ohne ihr auskommen müssen. Ein Pferd ist wichtiger. Das Besteck... Notfalls muss ich auch das loswerden, ich hab ja das Taschenmesser meines Vaters.“ Beständig murmelte Rubina vor sich hin, tief in Gedanken versunken und sämtliche Dinge aus dem Rucksack holend und auf dem Stallboden ausbreitend. „Nur noch meine Kleidung, ich bekomme ja eh römische Kleider. Aber wer will schon meine Kleidung?“
Stumm die Lippen bewegend zählte Rubina alle Dinge ab. „Also in Frage kommen nur die Pfanne, das Besteck und meine Kleidung.“ „Und Eure Tasche“, warf Allan geistesgegenwärtig ein. Verwirrt und ein wenig erstaunt sah Rubina auf. „Wirklich? Ich meine, wo bringe ich dann die ganzen Sachen unter?“ „In anderen Taschen. Satteltaschen, Säcken ... Wie man es sonst eben immer macht.“
„Wir könnten Severus fragen“, schlug Hana vor und hob die Augenbrauen noch höher, wodurch ein etwas komischer Ausdruck auf seinem Gesicht entstand. „Severus?“ Allan lachte trocken. “Da musst du schon Lupus fragen, der hat immerhin den ‘Oberbefehl’ über das alles hier.“
„Dann frage ich eben noch mal Lupus“, sagte Rubina kurz entschlossen, wollte die vier Dinge aufheben, doch Allan kam ihr zuvor. Ergeben seufzend zuckte Rubina die Achseln, worauf Allan in einem breiten Grinsen die Zähne zeigte. Unwillkürlich musste Rubina lächeln. Das hatte sie schon lange nicht mehr getan.
So schritten sie nun dahin, die Flure entlang, zum zweiten Mal zum Zimmer des Marcus Cornelius Lupus. Zum dritten Mal standen sie vor der großen, beschlagenen Tür, aber diesmal sah Rubina nicht zu den Figuren auf. Nach der Aufforderung Lupus’ trat sie ein und blieb dann vor dem sehr erstaunt wirkenden dicken Finanzminister stehen. „Noch einmal komme ich in Eure Gemächer, um ein weiteres Pferd zu erbitten. Natürlich nicht umsonst. Ich biete als Tausch einige meiner Sachen an.“
Aufbruch zu fremden Orten
Es war so einfach gegangen! So einfach, dass es wie ein schwebender Traum zu sein schien. Rubina hatte den Schmuck abgelegt. Sie wollte ihn nicht. Wozu auch? Er würde nur hinderlich sein. Das Haar trug sie wieder offen, von drei blauen Bändern aus der Stirn gehalten und sie trug einen weißen, wollenen Reisemantel mit einer rot-gelben, breiten Borte. Allan bekam den Jagdbogen zurück, den die Römer ihm bei seiner Gefangenname abgenommen hatten und er erhielt auf Rubinas Geheiß hin eine neue Tunika.
Etwas Weiches stieß an Rubinas Arm und sie schrak zurück, doch es war nur Lyzor, der wohl scharf auf den Apfel war, den seine Herrin in der Hand hielt, um ihn gerade weiterzuessen. Ein Glucksen entrang sich ihrer Kehle, was Rubina überraschte. Wie lange hatte sie schon nicht mehr gelacht? Seit Allond. Das Mädchen lehnte ihre Stirn gegen Lyzors und quietschte leise auf, als dieser ihr mit der kratzigen Zunge über die Wange fuhr. „Domina?“
Noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sie sich um und sah ihrem Sklaven entgegen. Ihr Sklave... Rubina warf den Gedanken von sich, wollte nicht daran denken. Er war nicht ihr „Sklave“! Zumindest theoretisch nicht. „Zoltan ist ebenfalls bereit.“ Die Reise begann also. Die zweite große Reise, die ins Ungewisse führte. In Dunkel und viele unbekannte Gefahren. Die eine in der Gegenwart, die andere in der Vergangenheit. Es schien vertauscht. Gegenwart, Vergangenheit, was war das? Wieder dieser Gedanke an den Traum, daran, dass alles ein Traum sei. Nein, das Kapitel war abgehakt. „Du musst lernen, mit der Situation fertig zu werden“, mahnte ihr Gewissen und Rubina schluckte es.
Allan umarmte seinen Freund Hana, kniete ein letztes Mal vor Marcia Quinta nieder zum Zeichen seiner Ehrerbietung, strich dem Jüngsten ihrer Söhne übers dunkle Haar und schließlich saß er auf. Zoltan wollte schon gen Ausgang laufen, ungeduldig. Er spürte, dass es auf eine Reise ging und war voller Bewegungsdrang, doch sein Reiter befahl ihm mit strenger Hand zu bleiben.
Kaiserin Rubina spürte, dass sie noch etwas sagen musste, bevor sie ritt. Also trat sie vor Marcia Quinta, nickte ihr zu und sprach frei heraus: „Ihr müsst viel für die Sklaven getan haben oder versucht haben, zu tun, damit ihr Leben nicht ganz so kläglich ist. Dafür danke ich Euch. Und lasst Euch nicht unterkriegen, Ihr seid eine Frau und Ihr seid stark!“ Irgendwie hatte sie das dumpfe Gefühl, dass die Worte an sie selbst gerichtet waren... Die Überraschung ihres Gegenüber nahm Rubina nicht im Geringsten wahr, sie wandte sich zu Allans Freund. „Ihr werdet Euren Kameraden bald wiedersehen“, tröstete sie den traurig dreinblickenden Mann, doch dieser wusste nicht, ob er sich sorgen oder freuen sollte.
Oke, ist jetzt vielleicht ein bisschen viel auf einmal... habe mich ja auch lange nicht mehr gemeldet^^
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Rubina saß auf und ergriff die Zügel. Voll freudiger Erwartung machte das Pferd einige Schritte rückwärts und warf den Kopf in den Nacken. Ohne ein weiteres Wort wendete sie Lyzor und lenkte ihn auf das offen stehenden Tor auf den staubigen Weg hinaus, der sich zwischen Äckern wand, eine Weile am Fluss entlanglief und schließlich vom dichten Unterholz des nahen Mischwaldes verschluckt wurde. „Freiheit.“ Das Wort bildete sich in Rubinas Kopf und sie spielte damit wie mit einem Ball. Ja, sie war frei. Nach all diesen Jahren war sie endlich frei! Sie musste nicht in die Schule, brauchte es nicht. Alles, was sie brauchte, hatte sie. Sie wurde nicht gehänselt, beleidigt und geschubst. Das Gegenteil war eingetreten, sie wurde geachtet, gefürchtet und bewundert. Wie lange würde das wohl halten? Wie lange würde sie noch Glück haben?
Das frische Gras leuchtete einladend und der Fluss bewegte sich langsam ohne Hast, als hätte er lange, lange Zeit um sein Ziel zu erreichen. Genau wie Rubina. Ohne Hast. Langsam. Fröhlich und unbeschwert müsste sie sein. Ja, sie war frei, der Wind strich ihr ums Gesicht und ließ ihr Haar flattern, doch fröhlich war sie nicht. Vielleicht hatte sie es verlernt. Oder es fehlte noch etwas. Die Unwissenheit ließ die Fröhlichkeit nicht vorscheinen. Die Unwissenheit ob diese Welt ein Traum, eine Zeitreise oder gar noch etwas anderes war und weshalb sie hier war. Es musste doch irgendeinen Grund haben!
Inzwischen merkte Rubina, dass sie die Zügel fahren gelassen hatte und Lyzor nur noch Zoltan und Allan folgte. Als hätte dieser ihren Blick gespürt, wandte er sich um und erklärte: „Wir kommen bald auf eine richtige Straße, auf der wir eine ganze Weile weiterreiten müssen und am großen Donar-Denkmal, wo sich zwei Wege kreuzen, müssen wir links abbiegen.“ Rubina fiel nichts ein, was sie darauf erwidern sollte, also nickte sie einfach. Endlich erreichten sie den kühlen Schatten des Waldes und ritten nun gemächlichen Schrittes zwischen dem dichten Blätterwerk zur Rechten und zur Linken dahin. Jetzt in Frühsommer war alles noch eifrig am wachsen und Ranken, hohes Gras und stachelige Büsche verwuchsen sich ineinander und versperrten den Weg ins Unterholz. Hie und da entdeckten Rubinas umherstreifende Blicke eine weiße Blüte oder ein blaues Veilchen, nur ein kleiner Tupfen im ewigen grün.
Je weiter sie in den Wald vordrangen, desto stärker schienen sich Allans Muskeln anzuspannen. Irgendwann nahm er den Bogen zur Hand und hielt ihn immer schussbereit vor sich, die Rechte immer bereit, im nächsten Augenblick einen Pfeil zu packen. „Wozu diese Vorsicht?“, fragte Rubina, als sie es nicht länger aushielt, zu schweigen.
„Wisst Ihr denn nicht?“, fragte Allan leise, aber leicht erstaunt, „welche Gefahren der Wald zu bieten hat? Räuber lauern an jeder Ecke und eine schöne und edle Jungfrau wie Ihr es seid, sollte mit mindestens fünf Mann reisen, um sicher ans Ziel zu gelangen.“ Rubina spürte, wie sie fast so rot wurde wie ihr Haar. „Wir sollten jetzt nur noch wenig reden und keine Rast machen, bis wir aus dem Wald wieder draußen sind“, sagte Allan, sein Gesicht war immer noch finster wie vorher, seine braunen Augen hatten fast ihren weichen Klang verloren. Sie schienen die eines Raubvogels nachahmen zu wollen, um auch die kleinste Bewegung wahrzunehmen. Schweigsam und voller Spannung ritten sie dahin, immer geradeaus, der Weg machte keine Biegung. Wie ein gespannter Faden zog er sich zwischen den Stämmen dahin, bis ins Unendliche weiter. Lyzor wurde unruhig, er spürte, dass deutlich Spannung in der Luft lag.
Die Gegend war nicht geheuer, das wusste jeder und so wurde der Wald so weit es ging gemieden. „In dieser Zeit gibt es besonders viele Räuber“, murmelte Allan vor sich hin. „Die Römer haben schlechten Einfluss auf uns Germanen.“ Rubina legte die Stirn in Falten und versuchte, den Sinn aus Allans Worten zu ziehen. Irgendwann gab sie es auf. Aber sie wollte nicht fragen jetzt. Das Pferd unter ihr wurde immer unruhiger, ab und zu schnaubte es. Sanft und bemüht, nicht zu zittern, streichelte sie über Lyzors Hals und über seine Schultern, bis er sich wieder einigermaßen entspannte. Eine Ewigkeit schien es zu gehen, die Minuten zu verstreichen. Rubina verlor das Zeitgefühl völlig; sie hatte ja nicht gelernt, die Zeit an der Sonne abzulesen, welche tanzende, goldene Lichtflecken auf den Boden malte.
Auf einmal riss Allan vor ihr seinen Bogen hoch, zog einen Pfeil aus dem Köcher auf seinem Rücken und spannte die Sehne. Ein Geräusch, Rascheln und Knacksen, wurde im Gebüsch laut. Sofort zog Rubina an Lyzors Zügeln. Verboten laut hörte sie ihren eigenen Atem und ihre Hände begannen, zu schwitzen. Fahrig glitt ihr Blick über das Unterholz zu ihrer Linken und suchte vergeblich nach einem Angreifer.
Und ganz plötzlich, ohne jegliche Anzeichen, brach ein großes Etwas aus dem Gebüsch hervor und galoppierte direkt vor ihnen über den Weg. Ein Lachen scholl durch den Wald und panisch sah sich Rubina um, mit keuchendem Atem, bis sie bemerkte, dass es Allan war, der gelacht hatte, weil der Angreifer nichts als ein Hirsch gewesen war. Zischend wie eine Schlange stieß Rubina die Luft aus und versuchte, ihre zitternden Glieder wieder unter Kontrolle zu bringen. Allan schien mitbekommen zu haben, was Rubina eben für einen Schock erlitten hatte, und schlug vor: „Wir sollten ein bisschen traben, um aus dem Wald hier endlich wieder rauszukommen.“ Freudig wurde dieser Rat angenommen und also trabten Zoltan und Lyzor nebeneinander her, bis sie an die Straße kamen und auf ihr weiterritten, bis schließlich und endlich ein Licht schien und das Ende des Waldes nahte. So froh, so übermütig war Rubina, endlich aus diesem Gefängnis der Angst und Unsicherheit auszubrechen, dass sie Lyzor die Sporen gab und dieser kurz wieherte, die Mähne schüttelte und anfing zu galoppieren. Die Schwelle kam immer näher, die Bäume standen immer weiter auseinander; das gleißende Sonnenlicht schien Rubina in einen warmen Mantel zu hüllen, als sie direkt hineingaloppierte in dieses Meer aus Helligkeit.
Vorbei war es. Keine Angst mehr vor Räubern zu haben, dieses beengende Getrüpp hinter sich zu lassen... was war das für ein Gefühl von Freiheit! Kurzerhand lenkte sie Lyzor auf die Wiese und ließ ihn neben der Straße weitergaloppieren, damit seine Hufe geschont wurden. Wind schlug ihr ins Gesicht, sein Rauschen war alles, was Rubinas Ohren aufnehmen konnten.
Irgendwann stoppte Rubina und spürte ihr Herz noch rasen. Sie wartete auf Allan, der gerade auf halbem Wege zwischen dem Wald und ihr war. Zoltan galoppierte noch, aber schon verlangsamte er sein Tempo und trabte langsam aus, bis er bei Rubina und Lyzor angekommen war.
„Ihr reitet wie ein Dämon“, stieß er schwer atmend hervor. Rubina zuckte zusammen. Wie ein Peitschehieb knallte das Wort auf sie nieder, das beinahe ihr Schicksal besiegelt hätte. „Maga!“ Rubina drehte den Kopf und blickte wieder auf den Weg, ja, sie starrte ihn fast in Grund und Boden. „Das ist jetzt vorbei“, redete sie sich zu. Auf Deutsch. Allan verstand es nicht und das war gut so. Kurzerhand stieß sie die Fersen in Lyzors Flanken, dass er wieder einen Fuß vor den anderen setzte und sich so dem nächsten Dorf näherte.
Den ganzen Tag über hing Schweigen zwischen den beiden ungleichen Menschen, die nebeneinander herritten als kannten sie sich nicht. Ab und zu rasteten sie und aßen ein wenig Trockenobst und Brot, dann setzten sie die Reise fort. Langsam kroch die Dunkelheit wie ein schützender schwarzer Mantel über das Land und brachte einen kühlen Hauch mit, der die Hitze des Tages langsam vertrieb. Mitten auf einer Wiese stiegen sie ab, banden die Pferde an einen einsam stehenden Baum in der Nähe und da sie noch kein bisschen müde waren, holte Allan aus einem Wäldchen zweihundert Meter weiter Feuerholz, während Rubina ihr Zelt errichtete.
Gerade hatte sie den letzten Stab befestigt, als Allan mit einem Stoß Zweigen unterm Arm zurückkam, wie vom Blitz getroffen stehenblieb, dann mit einem Sirnrunzeln das Holz ablegte, sich vor das Zelt stellte und es von allen Seiten begutachtete. Rubina musste an sich halten, um nicht laut loszulachen, doch als Allan die Zeltplane berührte, sie befühlte und dann völlig verdutzt fragte: „Was ist das?“, prustete sie einfach los. Lachend schüttelte sie den Kopf und erklärte, nachdem der Anfall vorüber war, dass das ein Zelt sei. „Wieso ist es so rund?“, fragte er weiter, wie ein kleines Kind. „Damit das Wasser besser ablaufen kann, wenn es regnet.“ Ob das stimmte, wusste Rubina selbst nicht, aber es war das, was ihr am natürlichsten erschien. „Das ist nämlich kein normaler Stoff, weißt du? Das ist ein Stoff, der Wasser abhalten kann.“ Allans Augen wurden noch größer, aber dann fasste er sich, schüttelte den Kopf und begann, die Zweige aufzuschichten und das Lagerfeuer zu entzünden.
Das Mädchen zuckte die Schultern und kramte aus einer der Satteltaschen Brot, Dörrfleisch und Äpfel. Während des Essens, als die Flammen vor ihnen tanzten und flackerten, herrschte wieder lastendes Schweigen zwischen ihnen. Jeder schien in seine eigenen Gedanken versunken zu sein, doch niemand wollte sie aussprechen. Schließlich war der Hunger gestillt und der Durst gelöscht, aber noch immer sprach niemand ein Wort. In die Stille drang der Gesang einer Nachtigall leise und melancholisch und Rubina lauschte, schweigend, während die Gedanken in ihr immer mehr Gestalt annahmen, sich die ungleichen Steine langsam zu einem Mosaik zusammenfügten.
Sie war frei. Ewig frei. Sie hatte keine Pflichten mehr, nicht eine! Und sie konnte tun was sie wollte. Fast machte es ihr Angst, diese unendliche Weite, auf die ihre Füße plötzlich gestellt wurden. Sollte sie sich jetzt eher fürchten als freuen? Was sollte sie mit der Zeit anfangen, die ihr gegeben war? Jeder Mensch brauchte eine Aufgabe, die er zu lösen sucht. Und sie hatte keine Aufgabe. Sie war... fundamentlos. Schwebend in einem Meer aus Nichts.
„Ihr sagtet mir, Ihr seid keine Kaiserin.“ Allans Stimme kam so plötzlich, dass Rubina wie unter einem Schlag zusammenzuckte. „Wer aber seid Ihr dann? Woher kommt Ihr?“
„Ich komme aus einem Land hinter ewigen Meeren und riesigen Bergen ...“, murmelte Rubina vor sich hin. Heftig entgegnete Allan: „Ihr könnt mich nicht mehr anlügen! Eure Geschichte klingt mir zu sehr nach einem Märchen, als das ich sie glauben könnte!“ Er war aufgesprungen und funkelte sie nun aus seinen dunklen Augen an, dass Rubina zurückzuckte. „Was ...“, stieß sie hervor. „Nichts, ist schon gut“, sagte Allan etwas ruhiger, atmete einige Male tief durch und ließ sich dann wieder im Schneidersitz nieder. „Ich will nur wissen, wer Ihr seid. Endlich und endgültig. Ihr könnt mir nichts vormachen, ‚Kaiserin’!“ Das letzte Wort stieß er mit solchem Hohn aus, dass Rubina zurückwich und ihn aus ängstlichen Augen ins Gesicht sah. War am Ende ihr treuherziges Vertrauen doch ein riesiger Fehler gewesen? Dieser Mann schien ein rasendes Temperament zu haben, vielleicht vergaß er sich irgendwann? Sie hatte ihn als Schutz gekauft, aber vielleicht musste sie eher sich selbst vor IHM schützen!
Allan seufzte schwer. „Ich will nichts Böses, ehrlich. Das meinte ich mit ‚schreckhaft’.“ Resigniert schüttelte Rubina den Kopf. Was würde es noch weiter bringen, alle zu belügen?
„Ich bin tatsächlich aus einer anderen Welt“, fing sie nach einigem Zögern an. „Aus einer Welt, die von hier aus weit in der Zukunft liegt. Ja, ich komme aus der Zukunft. Deshalb die seltsamen Dinge, die ich teilweise nicht einmal selbst erklären kann weil sie so komplex sind, dass nicht allzu viele Menschen sich damit auskennen. Deshalb meine Angst und meine Unsicherheit, deshalb keine Zeichen von Arbeit an meinen Händen. In der Zukunft arbeiten wir eher mit dem Kopf, unser Denken ist mehr wert als unser Handeln. Die meisten Dinge werden von Maschinen gefertigt, Instrumenten aus Eisen und anderen Metallen. Aber das alles zu erklären, würde zu lange dauern. Du fragst dich, warum ich so schreckhaft bin? Nun, das war eigentlich schon immer so, nur... kannst du dir vorstellen, was in mir vorgeht, wenn ich als Hexe angeklagt werde, wenn Menschen mit Spitzhacken auf mich zugehen, wenn man die ganze Zeit auf der Flucht ist vor der Wahrheit und vor den feindseligen Blicken der anderen, mein ganzes Leben lang!“
Haltlos rannen ihr die Tränen übers Gesicht. Vergeblich versuchte sie, sie aufzuhalten, sie endgültig zum versiegen zu bringen. Kein stummes Flehen half, sie flossen einfach weiter. Mit einem verzweifelten Schluchzer barg sie das Gesicht in den Armen. Wie lange sollte das noch gehen, dieses Verlorensein? Wie lange sollte sie im Dunkeln schweben, heimatlos?
„Das ist doch irgendein Spiel, oder?“, flüsterte sie erstickt. „Irgendjemand spielt mit mir.“
Allan saß schweigend und starrte in die Flammen. Die Lippen hatte er zusammengepresst und seine Augen schimmerten und blitzten gleichzeitig, wie Mitleid und Argwohn gleichzeitig. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Ein Drängen wuchs in ihm, irgendetwas zu sagen, das Mädchen mit irgendeinem Wort zu trösten, obwohl er nicht ganz verstand. Aber ein innerer Widerstand stellte sich ihm in den Weg. Was war es? Stolz? Einfach nur Unbehagen, ein Mädchen anzurühren? Was waren das nur für jungenhafte Gedanken!
Darum schwieg er. Kein Wort entrang sich seinem Denken. Ihm fiel einfach nichts ein. Einige Male setzte er an, etwas zu sagen, doch dann presste er die Lippen wieder aufeinander und starrte in die Flammen, bis sie vor seinen Augen verschwammen und sein gesamtes Sichtfeld ausfüllten. Ein Vorhang aus unwirklichen Farben, rot, gelb ... So saß er einfach nur und wartete, bis Rubinas Schluchzer leiser wurden und schließlich ganz verebbten. „Ihr könnt auch ins Zelt kommen, da seid Ihr geschützter vor Wind und Wetter“, sagte Rubina schließlich leise. Dann packte sie ihr Tagebuch aus und schrieb. Schrieb und schrieb sich die Seele aus dem Leib. Als alles in Buchstaben und Worten vor ihr stand, schien eine unendlich große Last von ihrem Herzen abgefallen zu sein.
Als sie ins Zelt gekrochen, sich in ihre Decken gewickelt hatte und ihr Tagebuch die Erlebnisse fest in sich schloss, fielen ihr die Augen zu als wären sie schwer wie Blei und der Wind und die Nachtigall bildeten eine leise Melodie, die sie sanft in den Schlaf wiegte. Dass Allan nicht ins Zelt kam, sondern unter freiem Himmel davor schlief, das bekam sie nicht mehr mit.
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Rubina saß auf und ergriff die Zügel. Voll freudiger Erwartung machte das Pferd einige Schritte rückwärts und warf den Kopf in den Nacken. Ohne ein weiteres Wort wendete sie Lyzor und lenkte ihn auf das offen stehenden Tor auf den staubigen Weg hinaus, der sich zwischen Äckern wand, eine Weile am Fluss entlanglief und schließlich vom dichten Unterholz des nahen Mischwaldes verschluckt wurde. „Freiheit.“ Das Wort bildete sich in Rubinas Kopf und sie spielte damit wie mit einem Ball. Ja, sie war frei. Nach all diesen Jahren war sie endlich frei! Sie musste nicht in die Schule, brauchte es nicht. Alles, was sie brauchte, hatte sie. Sie wurde nicht gehänselt, beleidigt und geschubst. Das Gegenteil war eingetreten, sie wurde geachtet, gefürchtet und bewundert. Wie lange würde das wohl halten? Wie lange würde sie noch Glück haben?
Das frische Gras leuchtete einladend und der Fluss bewegte sich langsam ohne Hast, als hätte er lange, lange Zeit um sein Ziel zu erreichen. Genau wie Rubina. Ohne Hast. Langsam. Fröhlich und unbeschwert müsste sie sein. Ja, sie war frei, der Wind strich ihr ums Gesicht und ließ ihr Haar flattern, doch fröhlich war sie nicht. Vielleicht hatte sie es verlernt. Oder es fehlte noch etwas. Die Unwissenheit ließ die Fröhlichkeit nicht vorscheinen. Die Unwissenheit ob diese Welt ein Traum, eine Zeitreise oder gar noch etwas anderes war und weshalb sie hier war. Es musste doch irgendeinen Grund haben!
Inzwischen merkte Rubina, dass sie die Zügel fahren gelassen hatte und Lyzor nur noch Zoltan und Allan folgte. Als hätte dieser ihren Blick gespürt, wandte er sich um und erklärte: „Wir kommen bald auf eine richtige Straße, auf der wir eine ganze Weile weiterreiten müssen und am großen Donar-Denkmal, wo sich zwei Wege kreuzen, müssen wir links abbiegen.“ Rubina fiel nichts ein, was sie darauf erwidern sollte, also nickte sie einfach. Endlich erreichten sie den kühlen Schatten des Waldes und ritten nun gemächlichen Schrittes zwischen dem dichten Blätterwerk zur Rechten und zur Linken dahin. Jetzt in Frühsommer war alles noch eifrig am wachsen und Ranken, hohes Gras und stachelige Büsche verwuchsen sich ineinander und versperrten den Weg ins Unterholz. Hie und da entdeckten Rubinas umherstreifende Blicke eine weiße Blüte oder ein blaues Veilchen, nur ein kleiner Tupfen im ewigen grün.
Je weiter sie in den Wald vordrangen, desto stärker schienen sich Allans Muskeln anzuspannen. Irgendwann nahm er den Bogen zur Hand und hielt ihn immer schussbereit vor sich, die Rechte immer bereit, im nächsten Augenblick einen Pfeil zu packen. „Wozu diese Vorsicht?“, fragte Rubina, als sie es nicht länger aushielt, zu schweigen.
„Wisst Ihr denn nicht?“, fragte Allan leise, aber leicht erstaunt, „welche Gefahren der Wald zu bieten hat? Räuber lauern an jeder Ecke und eine schöne und edle Jungfrau wie Ihr es seid, sollte mit mindestens fünf Mann reisen, um sicher ans Ziel zu gelangen.“ Rubina spürte, wie sie fast so rot wurde wie ihr Haar. „Wir sollten jetzt nur noch wenig reden und keine Rast machen, bis wir aus dem Wald wieder draußen sind“, sagte Allan, sein Gesicht war immer noch finster wie vorher, seine braunen Augen hatten fast ihren weichen Klang verloren. Sie schienen die eines Raubvogels nachahmen zu wollen, um auch die kleinste Bewegung wahrzunehmen. Schweigsam und voller Spannung ritten sie dahin, immer geradeaus, der Weg machte keine Biegung. Wie ein gespannter Faden zog er sich zwischen den Stämmen dahin, bis ins Unendliche weiter. Lyzor wurde unruhig, er spürte, dass deutlich Spannung in der Luft lag.
Die Gegend war nicht geheuer, das wusste jeder und so wurde der Wald so weit es ging gemieden. „In dieser Zeit gibt es besonders viele Räuber“, murmelte Allan vor sich hin. „Die Römer haben schlechten Einfluss auf uns Germanen.“ Rubina legte die Stirn in Falten und versuchte, den Sinn aus Allans Worten zu ziehen. Irgendwann gab sie es auf. Aber sie wollte nicht fragen jetzt. Das Pferd unter ihr wurde immer unruhiger, ab und zu schnaubte es. Sanft und bemüht, nicht zu zittern, streichelte sie über Lyzors Hals und über seine Schultern, bis er sich wieder einigermaßen entspannte. Eine Ewigkeit schien es zu gehen, die Minuten zu verstreichen. Rubina verlor das Zeitgefühl völlig; sie hatte ja nicht gelernt, die Zeit an der Sonne abzulesen, welche tanzende, goldene Lichtflecken auf den Boden malte.
Auf einmal riss Allan vor ihr seinen Bogen hoch, zog einen Pfeil aus dem Köcher auf seinem Rücken und spannte die Sehne. Ein Geräusch, Rascheln und Knacksen, wurde im Gebüsch laut. Sofort zog Rubina an Lyzors Zügeln. Verboten laut hörte sie ihren eigenen Atem und ihre Hände begannen, zu schwitzen. Fahrig glitt ihr Blick über das Unterholz zu ihrer Linken und suchte vergeblich nach einem Angreifer.
Und ganz plötzlich, ohne jegliche Anzeichen, brach ein großes Etwas aus dem Gebüsch hervor und galoppierte direkt vor ihnen über den Weg. Ein Lachen scholl durch den Wald und panisch sah sich Rubina um, mit keuchendem Atem, bis sie bemerkte, dass es Allan war, der gelacht hatte, weil der Angreifer nichts als ein Hirsch gewesen war. Zischend wie eine Schlange stieß Rubina die Luft aus und versuchte, ihre zitternden Glieder wieder unter Kontrolle zu bringen. Allan schien mitbekommen zu haben, was Rubina eben für einen Schock erlitten hatte, und schlug vor: „Wir sollten ein bisschen traben, um aus dem Wald hier endlich wieder rauszukommen.“ Freudig wurde dieser Rat angenommen und also trabten Zoltan und Lyzor nebeneinander her, bis sie an die Straße kamen und auf ihr weiterritten, bis schließlich und endlich ein Licht schien und das Ende des Waldes nahte. So froh, so übermütig war Rubina, endlich aus diesem Gefängnis der Angst und Unsicherheit auszubrechen, dass sie Lyzor die Sporen gab und dieser kurz wieherte, die Mähne schüttelte und anfing zu galoppieren. Die Schwelle kam immer näher, die Bäume standen immer weiter auseinander; das gleißende Sonnenlicht schien Rubina in einen warmen Mantel zu hüllen, als sie direkt hineingaloppierte in dieses Meer aus Helligkeit.
Vorbei war es. Keine Angst mehr vor Räubern zu haben, dieses beengende Getrüpp hinter sich zu lassen... was war das für ein Gefühl von Freiheit! Kurzerhand lenkte sie Lyzor auf die Wiese und ließ ihn neben der Straße weitergaloppieren, damit seine Hufe geschont wurden. Wind schlug ihr ins Gesicht, sein Rauschen war alles, was Rubinas Ohren aufnehmen konnten.
Irgendwann stoppte Rubina und spürte ihr Herz noch rasen. Sie wartete auf Allan, der gerade auf halbem Wege zwischen dem Wald und ihr war. Zoltan galoppierte noch, aber schon verlangsamte er sein Tempo und trabte langsam aus, bis er bei Rubina und Lyzor angekommen war.
„Ihr reitet wie ein Dämon“, stieß er schwer atmend hervor. Rubina zuckte zusammen. Wie ein Peitschehieb knallte das Wort auf sie nieder, das beinahe ihr Schicksal besiegelt hätte. „Maga!“ Rubina drehte den Kopf und blickte wieder auf den Weg, ja, sie starrte ihn fast in Grund und Boden. „Das ist jetzt vorbei“, redete sie sich zu. Auf Deutsch. Allan verstand es nicht und das war gut so. Kurzerhand stieß sie die Fersen in Lyzors Flanken, dass er wieder einen Fuß vor den anderen setzte und sich so dem nächsten Dorf näherte.
Den ganzen Tag über hing Schweigen zwischen den beiden ungleichen Menschen, die nebeneinander herritten als kannten sie sich nicht. Ab und zu rasteten sie und aßen ein wenig Trockenobst und Brot, dann setzten sie die Reise fort. Langsam kroch die Dunkelheit wie ein schützender schwarzer Mantel über das Land und brachte einen kühlen Hauch mit, der die Hitze des Tages langsam vertrieb. Mitten auf einer Wiese stiegen sie ab, banden die Pferde an einen einsam stehenden Baum in der Nähe und da sie noch kein bisschen müde waren, holte Allan aus einem Wäldchen zweihundert Meter weiter Feuerholz, während Rubina ihr Zelt errichtete.
Gerade hatte sie den letzten Stab befestigt, als Allan mit einem Stoß Zweigen unterm Arm zurückkam, wie vom Blitz getroffen stehenblieb, dann mit einem Sirnrunzeln das Holz ablegte, sich vor das Zelt stellte und es von allen Seiten begutachtete. Rubina musste an sich halten, um nicht laut loszulachen, doch als Allan die Zeltplane berührte, sie befühlte und dann völlig verdutzt fragte: „Was ist das?“, prustete sie einfach los. Lachend schüttelte sie den Kopf und erklärte, nachdem der Anfall vorüber war, dass das ein Zelt sei. „Wieso ist es so rund?“, fragte er weiter, wie ein kleines Kind. „Damit das Wasser besser ablaufen kann, wenn es regnet.“ Ob das stimmte, wusste Rubina selbst nicht, aber es war das, was ihr am natürlichsten erschien. „Das ist nämlich kein normaler Stoff, weißt du? Das ist ein Stoff, der Wasser abhalten kann.“ Allans Augen wurden noch größer, aber dann fasste er sich, schüttelte den Kopf und begann, die Zweige aufzuschichten und das Lagerfeuer zu entzünden.
Das Mädchen zuckte die Schultern und kramte aus einer der Satteltaschen Brot, Dörrfleisch und Äpfel. Während des Essens, als die Flammen vor ihnen tanzten und flackerten, herrschte wieder lastendes Schweigen zwischen ihnen. Jeder schien in seine eigenen Gedanken versunken zu sein, doch niemand wollte sie aussprechen. Schließlich war der Hunger gestillt und der Durst gelöscht, aber noch immer sprach niemand ein Wort. In die Stille drang der Gesang einer Nachtigall leise und melancholisch und Rubina lauschte, schweigend, während die Gedanken in ihr immer mehr Gestalt annahmen, sich die ungleichen Steine langsam zu einem Mosaik zusammenfügten.
Sie war frei. Ewig frei. Sie hatte keine Pflichten mehr, nicht eine! Und sie konnte tun was sie wollte. Fast machte es ihr Angst, diese unendliche Weite, auf die ihre Füße plötzlich gestellt wurden. Sollte sie sich jetzt eher fürchten als freuen? Was sollte sie mit der Zeit anfangen, die ihr gegeben war? Jeder Mensch brauchte eine Aufgabe, die er zu lösen sucht. Und sie hatte keine Aufgabe. Sie war... fundamentlos. Schwebend in einem Meer aus Nichts.
„Ihr sagtet mir, Ihr seid keine Kaiserin.“ Allans Stimme kam so plötzlich, dass Rubina wie unter einem Schlag zusammenzuckte. „Wer aber seid Ihr dann? Woher kommt Ihr?“
„Ich komme aus einem Land hinter ewigen Meeren und riesigen Bergen ...“, murmelte Rubina vor sich hin. Heftig entgegnete Allan: „Ihr könnt mich nicht mehr anlügen! Eure Geschichte klingt mir zu sehr nach einem Märchen, als das ich sie glauben könnte!“ Er war aufgesprungen und funkelte sie nun aus seinen dunklen Augen an, dass Rubina zurückzuckte. „Was ...“, stieß sie hervor. „Nichts, ist schon gut“, sagte Allan etwas ruhiger, atmete einige Male tief durch und ließ sich dann wieder im Schneidersitz nieder. „Ich will nur wissen, wer Ihr seid. Endlich und endgültig. Ihr könnt mir nichts vormachen, ‚Kaiserin’!“ Das letzte Wort stieß er mit solchem Hohn aus, dass Rubina zurückwich und ihn aus ängstlichen Augen ins Gesicht sah. War am Ende ihr treuherziges Vertrauen doch ein riesiger Fehler gewesen? Dieser Mann schien ein rasendes Temperament zu haben, vielleicht vergaß er sich irgendwann? Sie hatte ihn als Schutz gekauft, aber vielleicht musste sie eher sich selbst vor IHM schützen!
Allan seufzte schwer. „Ich will nichts Böses, ehrlich. Das meinte ich mit ‚schreckhaft’.“ Resigniert schüttelte Rubina den Kopf. Was würde es noch weiter bringen, alle zu belügen?
„Ich bin tatsächlich aus einer anderen Welt“, fing sie nach einigem Zögern an. „Aus einer Welt, die von hier aus weit in der Zukunft liegt. Ja, ich komme aus der Zukunft. Deshalb die seltsamen Dinge, die ich teilweise nicht einmal selbst erklären kann weil sie so komplex sind, dass nicht allzu viele Menschen sich damit auskennen. Deshalb meine Angst und meine Unsicherheit, deshalb keine Zeichen von Arbeit an meinen Händen. In der Zukunft arbeiten wir eher mit dem Kopf, unser Denken ist mehr wert als unser Handeln. Die meisten Dinge werden von Maschinen gefertigt, Instrumenten aus Eisen und anderen Metallen. Aber das alles zu erklären, würde zu lange dauern. Du fragst dich, warum ich so schreckhaft bin? Nun, das war eigentlich schon immer so, nur... kannst du dir vorstellen, was in mir vorgeht, wenn ich als Hexe angeklagt werde, wenn Menschen mit Spitzhacken auf mich zugehen, wenn man die ganze Zeit auf der Flucht ist vor der Wahrheit und vor den feindseligen Blicken der anderen, mein ganzes Leben lang!“
Haltlos rannen ihr die Tränen übers Gesicht. Vergeblich versuchte sie, sie aufzuhalten, sie endgültig zum versiegen zu bringen. Kein stummes Flehen half, sie flossen einfach weiter. Mit einem verzweifelten Schluchzer barg sie das Gesicht in den Armen. Wie lange sollte das noch gehen, dieses Verlorensein? Wie lange sollte sie im Dunkeln schweben, heimatlos?
„Das ist doch irgendein Spiel, oder?“, flüsterte sie erstickt. „Irgendjemand spielt mit mir.“
Allan saß schweigend und starrte in die Flammen. Die Lippen hatte er zusammengepresst und seine Augen schimmerten und blitzten gleichzeitig, wie Mitleid und Argwohn gleichzeitig. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Ein Drängen wuchs in ihm, irgendetwas zu sagen, das Mädchen mit irgendeinem Wort zu trösten, obwohl er nicht ganz verstand. Aber ein innerer Widerstand stellte sich ihm in den Weg. Was war es? Stolz? Einfach nur Unbehagen, ein Mädchen anzurühren? Was waren das nur für jungenhafte Gedanken!
Darum schwieg er. Kein Wort entrang sich seinem Denken. Ihm fiel einfach nichts ein. Einige Male setzte er an, etwas zu sagen, doch dann presste er die Lippen wieder aufeinander und starrte in die Flammen, bis sie vor seinen Augen verschwammen und sein gesamtes Sichtfeld ausfüllten. Ein Vorhang aus unwirklichen Farben, rot, gelb ... So saß er einfach nur und wartete, bis Rubinas Schluchzer leiser wurden und schließlich ganz verebbten. „Ihr könnt auch ins Zelt kommen, da seid Ihr geschützter vor Wind und Wetter“, sagte Rubina schließlich leise. Dann packte sie ihr Tagebuch aus und schrieb. Schrieb und schrieb sich die Seele aus dem Leib. Als alles in Buchstaben und Worten vor ihr stand, schien eine unendlich große Last von ihrem Herzen abgefallen zu sein.
Als sie ins Zelt gekrochen, sich in ihre Decken gewickelt hatte und ihr Tagebuch die Erlebnisse fest in sich schloss, fielen ihr die Augen zu als wären sie schwer wie Blei und der Wind und die Nachtigall bildeten eine leise Melodie, die sie sanft in den Schlaf wiegte. Dass Allan nicht ins Zelt kam, sondern unter freiem Himmel davor schlief, das bekam sie nicht mehr mit.
Allan – Friede
Ein kühler Luftzug weckte Rubina und frierend zog sie sich ihren Schlafsack und die Decken enger um den Leib. Die kalte Morgensonne schimmerte bereits durch die dünnen Zeltwände und kündigten einen neuen Tag an – ihren dritten Tag in der Vergangenheit. Gähnend reckte sie sich, streckte ihre Muskeln und fühlte, dass sie vom langen Reiten in den Beinen Muskelkater hatte. Doch das nahm sie nur am Rande wahr. Rubina zog sich die Stola über und gürtete sie.
Dann öffnete sie die Zeltplane und ließ ihre Nase vom frischen Wind des Morgens umwehen. Der Tau glitzerte auf den dunkelgrünen Grashalmen und ließen Spinnennetze wie feine Perlengewebe aussehen. Rubina fühlte sich gut, erfrischt. Der gestrige Tag hatte seine Spuren nur im Tagebuch hinterlegt und in ihrem Herz war sie sowieso schon eingebrannt, seit Ewigkeiten.
Etwas war falsch, das wusste sie. Etwas fehlte. Der Baum war leer, kein Lyzor, kein Zoltan standen friedlich dort, niemand. Vor Erbitterung stöhnte sie laut auf. Es war so klar gewesen! Er hatte sie verlassen, er war einfach abgehauen mit den Pferden! Er hatte sie betrogen!
„Wie kannst du nur?“, presste sie hervor; ihre Rechte zitterte, sodass sie sie mit der anderen Hand umklammerte, als wäre es ein Hebel, mit dem man alles rückgängig machen könne. Wieder stand sie alleine da, und diesmal war es noch schlimmer als vorher. Die Einsamkeit krachte wieder auf sie nieder, als hätte sie nur darauf gewartet. Mit Tränen der Verzweiflung in den Augen blickte Rubina hinüber zum Waldrand, als wolle sie dort irgendeinen Hinweis finden, einen Hinweis, der erklärte, warum sie wieder allein sein musste.
Und, so seltsam es klingt, dieser Hinweis erschien auch dort am Waldrand! Noch war es ein dunkler Fleck im feuchten Morgennebel, doch nach und nach kamen auch die Konturen zum Vorschein. Ein Pferd hob sich vom noch verschleierten Grün des Waldes ab, ein zweites, und ein Mann.
Rubina konnte es nicht fassen. „Es ist nur ein Nebelstreif“, versuchte sie sich einzureden. Wie beim Erlkönig. Aber irgendwann musste sie sich eingestehen, dass sie sich keine Sorgen hätte machen brauchen. „Ich habe die Pferde getränkt und die Wasserschläuche gefüllt, falls Ihr Euch waschen wollt ... im Wald ist eine Quelle“, verkündete Allan, als er seine Herrin erreicht hatte.
Rubinas schüttelte den Kopf. Nicht als Antwort, sondern nur aus Erleichterung; und um ihrem Ärger auf sich selbst loszuwerden, beschloss sie, ein kaltes Bad im Bach zu nehmen.
Also schnappte sie sich ihr Handtuch und machte sich auf den Weg zum Wald. Bei jedem Schritt stiff ihre Füße kalter Tau. Die Sonne kam hinter einer Wolke vor und ihre Strahlen bündelten sich in den kleinen, spiegelnden Tropfen, die die ganze Wiese wie ein Netz aus Myriaden winziger Perlen erscheinen ließ. Gefangen von dem Anblick blieb Rubina eine Weile dort stehen und trank die reine Luft, die sie umgab.
Schließlich erreichte sie den Waldrand, trat in den kühlen Schatten des Waldes und lief immer geradeaus, bis sie auf den Bachlauf stieß.
Nachdem sie die eisige Kälte überwunden hatte, sich und die Haare gewaschen und die Kleider wieder übergezogen hatte, atmete sie tief den Waldgeruch ein und schloss die Augen. Als hätte das kalte Wasser ihre Sorgen einfach fortgewaschen. Nur noch stille Freude über das Leben war in ihr, in ihrem Herzen. Verwirrt schüttelte sie den Kopf, wieder und wieder. Noch niemals, seit ihre Erinnerungen zurückreichten, hatte sie derartiges gespürt und dieses Gefühl macht ihr Angst. Keine richtige, doch ein seltsames Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
Seufzend trat sie den Rückweg zum Zelt an, wo Allan schon die Pferde gesattelt und einen Teil der Vorräte wieder in diverse Taschen gepackt und aufgeladen hatte. Rubina erledigte den Rest, indem sie das Zelt abbaute und es ebenfalls in einer der Taschen verstaute.
Schweigend saßen sie auf, schweigend ritten sie nebeneinander her, schweigend versank jeder in sich selbst. Ab und zu sah Rubina zu Allan hinüber, der mit gesenktem Kopf und dunklem Blick nur die Straße fixierte. Pflasterstein um Pflastersteintogen an seinem Blick vorüber.
„Via semper abit, via semper abit, abscendo ab isti ubi vivere vitam debui.
Via semper abit, via semper abit, abscendo ab isti ubi omnes colores tardus canescant.
Abscendo ab Carlos, abscendo a orbo domo, tertius mea patria numquam erat.
Abscendo ab Amy, abscendo ab Allond, abscendo ab meo caelo, abscendo ab meo abysso.
Via semper abit, via semper abit, quorsum, quorsum, non scio!
Via semper abit, via semper abit, intermittere non debeo!”
Rubina sang leise. So leise, dass Allan es nicht hörte. Vorerst nicht. Es dauerte eine Weile, bis er darauf aufmerksam wurde. Aber er sagte nichts. Er hörte einfach nur zu. Und irgendwann nahm er, ohne ein Wort, seine Flöte vom Gürtel und begann, die Melodie mitzuspielen. Rubina war so überrascht, dass sie verstummte. Die Melodie verklang, der Wind verstrich und immer noch sprach niemand ein Wort. Dieses Schweigen hing zwischen ihnen wie eine gläserne Wand, eine schillernde, gläserne Wand, in deren Richtung man nicht lange sehen konnte. Allan war es schließlich, der sie durch diese Wand hindurch ansah. Und das Schweigen brach. „Es ist nicht mehr weit bis zu meinem Dorf. Noch ein Tagesritt etwa. Das Donar-Denkmal sollte bald erscheinen und dann geht es wieder in den Wald.“ „Räuber?“, fragte Rubina nur. Allan nickte düster. „Hast du außer dem Bogen noch eine Waffe?“ Allan lachte laut auf. „Als ob die Römer mir Sklave noch ein Schwert geschenkt hätten!“ Verbitterung lag in seinen schwarzen Augen, Verbitterung und dunkle Erinnerungen an schlimme Zeiten. Rubina blickte auf den Weg zu Lyzors Füßen und versuchte den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, herunterzuschlucken.
„Aber ... was ist, wenn wir überfallen werden? Und wenn sie viele sind?“ Allan sagte nichts. Dann sah er geradeaus, starr und mit ausdruckslosem Gesicht. „Dann ist es meine Pflicht, für Euch zu sterben.“ Er sagte es endgültig, als ob er ein Urteil ausgesprochen hätte. Rubina schüttelte den Kopf. Ihre Augen hingen an den seinen, versuchten, zu ergründen, was in ihnen vorging. „Das müsst Ihr nicht“, sagte sie schließlich leise, aber in Wirklichkeit wusste sie doch, dass es für einen Sklaven so war. Für seinen Herrn musste er sterben. Und dagegen konnte sie nichts tun.
Wieder senkte sich Schweigen auf sie herab, aber vergeblich versuchte Rubina, es aufzuhalten und irgendetwas zu sagen. Sie bildete Worte, die der Wind noch vor dem Aussprechen mit sich riss.
Lange ritten sie so mit dieser unsichtbaren Spannung zwischen ihnen. Bis der Wald schließlich in Sicht kam und Allan nach vorne zeigte und sagte: „Das Donar-Denkmal.“
Es war ein riesiger, aufragender Felsblock, der von zwei kleineren an den Seiten gestützt wurde, und ein riesiger Hammer war darin eingemeißelt. Allan glitt von seinem Apfelschimmel und kniete vor dem Denkmal nieder. Er sagte etwas in seiner Sprache, dann ging er zu Zoltan, kramte einige Trockenfrüchte und Rinderfleisch heraus und legte es vor dem Denkmal nieder. Aus den Worten, die er nun ruhig und besonnen sprach, hörte Rubina nur das Wort „Donar“ heraus. Rubina verfolgte jede seiner Bewegungen mit wachsamen Augen, doch selbst rührte sie kein Glied. Ihre Hand glitt wie selbstverständlich über Lyzors Fell, immer wieder, doch ihre Augen hingen wie gebannt an Allans Lippen und versuchten, zu verstehen, was er dem Gott sagen wollte. Nachdem der junge Mann seinem Gott die ihm zustehenden Ehren erwiesen hatte, erhob er sich feierlich, ging zu seinem Pferd Zoltan, saß auf und meinte: „Wir können weiterreiten. Ich hoffe, Donar ist uns gut gesinnt und wir werden auf keine Räuber treffen.“
Eine erdige Landstraße kreuzte die Straße, auf der sie bis jetzt immer geradeaus geritten waren, Stein um Stein, Meter um Meter des monotonen Wegs. Der Wald um sie wurde immer dichter und dunkler, die Baumstämme rückten näher zusammen als wollten sie sich gegenseitig schützen und ihre Kronen verwuchsen sich zu einem einzigen, undurchdringlichen Blätterdach. Jetzt im Wald wagte Allan es nicht, auf seiner Flöte zu spielen, um keine Banditen aufmerksam zu machen. Der erhoffte Gesang der Vögel blieb immer mehr aus und schließlich hörten die beiden Reisenden nichts mehr außer ab und zu leises Rascheln im Gebüsch. Eine lastende Stille schien Rubina beinahe zu erdrücken. Sie brauchte etwas... etwas, woran sie sich festhalten konnte. Stimmen. Ob die von Tieren oder von Menschen, war egal. Irgendetwas, was von Lebendigem herrührte. Ihre Gedanken umkreisten sich, wieder und wieder.
„Hoffentlich weiß Falk wirklich eine Antwort auf diese ‚Zeitreise’“, murmelte Rubina bei sich. Eichen und Eschen zogen an ihr vorbei, Buchen und Fichten. Bäume, von denen sie den Namen nicht wusste. „Ist ‚Allan’ germanisch?“, fragte sie schließlich. Die Frage hatte ihr plötzlich auf der Zunge gelegen, aus dem Nichts kommend, nur, um diese ausgestorbene Stille zu vertreiben. „Ja“, sagte er. „Als ob ich einen römischen Namen annehmen würde!“ Er schnaubte verächtlich. „’Friede’ bedeutet er. Aber die Römer haben uns keinen Frieden gebracht. Versklavt wurden wir! Sie haben sich einfach genommen, was sie wollten und brauchten. Uns starke Männer für das Feld, unsere Frauen für sich und unsere Kinder als Diener.“ Seine Faust schloss sich noch fester um das weiche Holz des Bogens, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Aber ... haben euch die Römer denn nicht die Zivilisation gebracht? Den Reichtum? Ihr seid doch jetzt auch Teil Roms, oder nicht?“
„Bis wir Teil Roms sind muss noch viel Zeit vergehen“, fuhr Allan auf. „Der Reichtum bleibt den Römern vorenthalten, wir sehen davon kein Stück! Auf unsere Kosten entsteht ihr Reichtum, uns beuten sie aus. Eines Tages werden wir sie in die Flucht schlagen, dieses unglückselige Volk!“ Allans dunkle Augen blitzen und es schien, als flackere ein Feuer darin, das nur darauf wartete, auszubrechen. Rubina sah zu Boden. Wie konnte es anders sein, als dass er die Römer hasste? Er hatte sie von der schlimmen Seite kennengelernt.
Es war still im Wald. Unnatürlich still. Und es wurde immer dunkler. Das Blätterdach verdickte sich immer mehr, wurde zunehmend ein stabiles Geflecht aus gegenseitig verschlungen Zweigen und Ästen. Keiner der wärmenden Sonnenstrahlen erreichte den Boden.
Ein kühler Luftzug weckte Rubina und frierend zog sie sich ihren Schlafsack und die Decken enger um den Leib. Die kalte Morgensonne schimmerte bereits durch die dünnen Zeltwände und kündigten einen neuen Tag an – ihren dritten Tag in der Vergangenheit. Gähnend reckte sie sich, streckte ihre Muskeln und fühlte, dass sie vom langen Reiten in den Beinen Muskelkater hatte. Doch das nahm sie nur am Rande wahr. Rubina zog sich die Stola über und gürtete sie.
Dann öffnete sie die Zeltplane und ließ ihre Nase vom frischen Wind des Morgens umwehen. Der Tau glitzerte auf den dunkelgrünen Grashalmen und ließen Spinnennetze wie feine Perlengewebe aussehen. Rubina fühlte sich gut, erfrischt. Der gestrige Tag hatte seine Spuren nur im Tagebuch hinterlegt und in ihrem Herz war sie sowieso schon eingebrannt, seit Ewigkeiten.
Etwas war falsch, das wusste sie. Etwas fehlte. Der Baum war leer, kein Lyzor, kein Zoltan standen friedlich dort, niemand. Vor Erbitterung stöhnte sie laut auf. Es war so klar gewesen! Er hatte sie verlassen, er war einfach abgehauen mit den Pferden! Er hatte sie betrogen!
„Wie kannst du nur?“, presste sie hervor; ihre Rechte zitterte, sodass sie sie mit der anderen Hand umklammerte, als wäre es ein Hebel, mit dem man alles rückgängig machen könne. Wieder stand sie alleine da, und diesmal war es noch schlimmer als vorher. Die Einsamkeit krachte wieder auf sie nieder, als hätte sie nur darauf gewartet. Mit Tränen der Verzweiflung in den Augen blickte Rubina hinüber zum Waldrand, als wolle sie dort irgendeinen Hinweis finden, einen Hinweis, der erklärte, warum sie wieder allein sein musste.
Und, so seltsam es klingt, dieser Hinweis erschien auch dort am Waldrand! Noch war es ein dunkler Fleck im feuchten Morgennebel, doch nach und nach kamen auch die Konturen zum Vorschein. Ein Pferd hob sich vom noch verschleierten Grün des Waldes ab, ein zweites, und ein Mann.
Rubina konnte es nicht fassen. „Es ist nur ein Nebelstreif“, versuchte sie sich einzureden. Wie beim Erlkönig. Aber irgendwann musste sie sich eingestehen, dass sie sich keine Sorgen hätte machen brauchen. „Ich habe die Pferde getränkt und die Wasserschläuche gefüllt, falls Ihr Euch waschen wollt ... im Wald ist eine Quelle“, verkündete Allan, als er seine Herrin erreicht hatte.
Rubinas schüttelte den Kopf. Nicht als Antwort, sondern nur aus Erleichterung; und um ihrem Ärger auf sich selbst loszuwerden, beschloss sie, ein kaltes Bad im Bach zu nehmen.
Also schnappte sie sich ihr Handtuch und machte sich auf den Weg zum Wald. Bei jedem Schritt stiff ihre Füße kalter Tau. Die Sonne kam hinter einer Wolke vor und ihre Strahlen bündelten sich in den kleinen, spiegelnden Tropfen, die die ganze Wiese wie ein Netz aus Myriaden winziger Perlen erscheinen ließ. Gefangen von dem Anblick blieb Rubina eine Weile dort stehen und trank die reine Luft, die sie umgab.
Schließlich erreichte sie den Waldrand, trat in den kühlen Schatten des Waldes und lief immer geradeaus, bis sie auf den Bachlauf stieß.
Nachdem sie die eisige Kälte überwunden hatte, sich und die Haare gewaschen und die Kleider wieder übergezogen hatte, atmete sie tief den Waldgeruch ein und schloss die Augen. Als hätte das kalte Wasser ihre Sorgen einfach fortgewaschen. Nur noch stille Freude über das Leben war in ihr, in ihrem Herzen. Verwirrt schüttelte sie den Kopf, wieder und wieder. Noch niemals, seit ihre Erinnerungen zurückreichten, hatte sie derartiges gespürt und dieses Gefühl macht ihr Angst. Keine richtige, doch ein seltsames Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
Seufzend trat sie den Rückweg zum Zelt an, wo Allan schon die Pferde gesattelt und einen Teil der Vorräte wieder in diverse Taschen gepackt und aufgeladen hatte. Rubina erledigte den Rest, indem sie das Zelt abbaute und es ebenfalls in einer der Taschen verstaute.
Schweigend saßen sie auf, schweigend ritten sie nebeneinander her, schweigend versank jeder in sich selbst. Ab und zu sah Rubina zu Allan hinüber, der mit gesenktem Kopf und dunklem Blick nur die Straße fixierte. Pflasterstein um Pflastersteintogen an seinem Blick vorüber.
„Via semper abit, via semper abit, abscendo ab isti ubi vivere vitam debui.
Via semper abit, via semper abit, abscendo ab isti ubi omnes colores tardus canescant.
Abscendo ab Carlos, abscendo a orbo domo, tertius mea patria numquam erat.
Abscendo ab Amy, abscendo ab Allond, abscendo ab meo caelo, abscendo ab meo abysso.
Via semper abit, via semper abit, quorsum, quorsum, non scio!
Via semper abit, via semper abit, intermittere non debeo!”
Rubina sang leise. So leise, dass Allan es nicht hörte. Vorerst nicht. Es dauerte eine Weile, bis er darauf aufmerksam wurde. Aber er sagte nichts. Er hörte einfach nur zu. Und irgendwann nahm er, ohne ein Wort, seine Flöte vom Gürtel und begann, die Melodie mitzuspielen. Rubina war so überrascht, dass sie verstummte. Die Melodie verklang, der Wind verstrich und immer noch sprach niemand ein Wort. Dieses Schweigen hing zwischen ihnen wie eine gläserne Wand, eine schillernde, gläserne Wand, in deren Richtung man nicht lange sehen konnte. Allan war es schließlich, der sie durch diese Wand hindurch ansah. Und das Schweigen brach. „Es ist nicht mehr weit bis zu meinem Dorf. Noch ein Tagesritt etwa. Das Donar-Denkmal sollte bald erscheinen und dann geht es wieder in den Wald.“ „Räuber?“, fragte Rubina nur. Allan nickte düster. „Hast du außer dem Bogen noch eine Waffe?“ Allan lachte laut auf. „Als ob die Römer mir Sklave noch ein Schwert geschenkt hätten!“ Verbitterung lag in seinen schwarzen Augen, Verbitterung und dunkle Erinnerungen an schlimme Zeiten. Rubina blickte auf den Weg zu Lyzors Füßen und versuchte den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, herunterzuschlucken.
„Aber ... was ist, wenn wir überfallen werden? Und wenn sie viele sind?“ Allan sagte nichts. Dann sah er geradeaus, starr und mit ausdruckslosem Gesicht. „Dann ist es meine Pflicht, für Euch zu sterben.“ Er sagte es endgültig, als ob er ein Urteil ausgesprochen hätte. Rubina schüttelte den Kopf. Ihre Augen hingen an den seinen, versuchten, zu ergründen, was in ihnen vorging. „Das müsst Ihr nicht“, sagte sie schließlich leise, aber in Wirklichkeit wusste sie doch, dass es für einen Sklaven so war. Für seinen Herrn musste er sterben. Und dagegen konnte sie nichts tun.
Wieder senkte sich Schweigen auf sie herab, aber vergeblich versuchte Rubina, es aufzuhalten und irgendetwas zu sagen. Sie bildete Worte, die der Wind noch vor dem Aussprechen mit sich riss.
Lange ritten sie so mit dieser unsichtbaren Spannung zwischen ihnen. Bis der Wald schließlich in Sicht kam und Allan nach vorne zeigte und sagte: „Das Donar-Denkmal.“
Es war ein riesiger, aufragender Felsblock, der von zwei kleineren an den Seiten gestützt wurde, und ein riesiger Hammer war darin eingemeißelt. Allan glitt von seinem Apfelschimmel und kniete vor dem Denkmal nieder. Er sagte etwas in seiner Sprache, dann ging er zu Zoltan, kramte einige Trockenfrüchte und Rinderfleisch heraus und legte es vor dem Denkmal nieder. Aus den Worten, die er nun ruhig und besonnen sprach, hörte Rubina nur das Wort „Donar“ heraus. Rubina verfolgte jede seiner Bewegungen mit wachsamen Augen, doch selbst rührte sie kein Glied. Ihre Hand glitt wie selbstverständlich über Lyzors Fell, immer wieder, doch ihre Augen hingen wie gebannt an Allans Lippen und versuchten, zu verstehen, was er dem Gott sagen wollte. Nachdem der junge Mann seinem Gott die ihm zustehenden Ehren erwiesen hatte, erhob er sich feierlich, ging zu seinem Pferd Zoltan, saß auf und meinte: „Wir können weiterreiten. Ich hoffe, Donar ist uns gut gesinnt und wir werden auf keine Räuber treffen.“
Eine erdige Landstraße kreuzte die Straße, auf der sie bis jetzt immer geradeaus geritten waren, Stein um Stein, Meter um Meter des monotonen Wegs. Der Wald um sie wurde immer dichter und dunkler, die Baumstämme rückten näher zusammen als wollten sie sich gegenseitig schützen und ihre Kronen verwuchsen sich zu einem einzigen, undurchdringlichen Blätterdach. Jetzt im Wald wagte Allan es nicht, auf seiner Flöte zu spielen, um keine Banditen aufmerksam zu machen. Der erhoffte Gesang der Vögel blieb immer mehr aus und schließlich hörten die beiden Reisenden nichts mehr außer ab und zu leises Rascheln im Gebüsch. Eine lastende Stille schien Rubina beinahe zu erdrücken. Sie brauchte etwas... etwas, woran sie sich festhalten konnte. Stimmen. Ob die von Tieren oder von Menschen, war egal. Irgendetwas, was von Lebendigem herrührte. Ihre Gedanken umkreisten sich, wieder und wieder.
„Hoffentlich weiß Falk wirklich eine Antwort auf diese ‚Zeitreise’“, murmelte Rubina bei sich. Eichen und Eschen zogen an ihr vorbei, Buchen und Fichten. Bäume, von denen sie den Namen nicht wusste. „Ist ‚Allan’ germanisch?“, fragte sie schließlich. Die Frage hatte ihr plötzlich auf der Zunge gelegen, aus dem Nichts kommend, nur, um diese ausgestorbene Stille zu vertreiben. „Ja“, sagte er. „Als ob ich einen römischen Namen annehmen würde!“ Er schnaubte verächtlich. „’Friede’ bedeutet er. Aber die Römer haben uns keinen Frieden gebracht. Versklavt wurden wir! Sie haben sich einfach genommen, was sie wollten und brauchten. Uns starke Männer für das Feld, unsere Frauen für sich und unsere Kinder als Diener.“ Seine Faust schloss sich noch fester um das weiche Holz des Bogens, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Aber ... haben euch die Römer denn nicht die Zivilisation gebracht? Den Reichtum? Ihr seid doch jetzt auch Teil Roms, oder nicht?“
„Bis wir Teil Roms sind muss noch viel Zeit vergehen“, fuhr Allan auf. „Der Reichtum bleibt den Römern vorenthalten, wir sehen davon kein Stück! Auf unsere Kosten entsteht ihr Reichtum, uns beuten sie aus. Eines Tages werden wir sie in die Flucht schlagen, dieses unglückselige Volk!“ Allans dunkle Augen blitzen und es schien, als flackere ein Feuer darin, das nur darauf wartete, auszubrechen. Rubina sah zu Boden. Wie konnte es anders sein, als dass er die Römer hasste? Er hatte sie von der schlimmen Seite kennengelernt.
Es war still im Wald. Unnatürlich still. Und es wurde immer dunkler. Das Blätterdach verdickte sich immer mehr, wurde zunehmend ein stabiles Geflecht aus gegenseitig verschlungen Zweigen und Ästen. Keiner der wärmenden Sonnenstrahlen erreichte den Boden.
Da niemand was sagt *mit zaunpfahl wink*, poste ich mal noch den nächsten Abschnitt:
_______________________________
Als Jäger war es Allan, der als erstes das Rascheln in den Baumkronen über ihnen hörte. Mit einer Bewegung, die so flink war, dass es das Auge nur als verschwommenen Schemen erkannte, zog er einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an. Und ohne, dass irgendjemand noch wusste, was geschehen war, war der Pfeil abgeschwirrt. Ein leiser Ton beim Zurückschnalzen der Sehne, nicht mehr. Und dieses große Etwas, das vor ihnen aus den Bäumen fiel und vor ihnen auf dem Weg landete. Allan zog einen weiteren Pfeil, legte ihn an. Und während er die Bäume über ihnen vergeblich absuchte, erkannte Rubina, was da vor ihnen, mit verrenkten Gliedmaßen, auf dem Weg lag. Es war, als hätte ihr jemand einen heftigen Stoß in die Magengegend gegeben. Ihre Augen weiteten sich, doch sie konnten sich von dem schrecklichen Anblick nicht losreißen, waren wie gefesselt von dem Grauen, das sie sah. Starr geöffnete Augen blickten ihr entgegen. Ein halb geöffneter Mund, mitten im Schock erstarrt. Rubina musste einen Würgereiz unterdrücken und stützte sich auf ihr Pferd. Noch niemals, niemals, hatte sie einen toten Menschen gesehen. Einen Menschen, aus dem der letzte Lebenshauch durch die Hand eines anderen Mannes gewichen war. Im selben Augenblick hasste sie Allan. Sie hasste ihn dafür, dass er ihr die Seiten aufzeigen musste, die es in dieser alten Welt unweigerlich gegeben hatte. Tod. Mord und Totschlag.
Ein Schrei riss ihren Kopf herum und sie sah gerade noch, wie Allan unter einem weiteren Mann vom Pferd stürzte und hart auf dem Boden aufkam. Lyzor wieherte mit schreckgeweiteten Augen und bäumte sich auf. Rubina wusste, dass er stieg. Und mit blindem Schrecken krallte sie sich in seine Mähne, bevor er losgaloppierte. Die Bäume rasten an ihnen vorbei und Rubina spürte, dass sie falsch saß. Sie hatte keinen Halt mehr. Jetzt würde sie ...
Ihre Finger verkrampften sich um die braune Mähne. Immer weiter rutschte sie ab und dann dachte Rubina nur noch: „Leb wohl!“ Und spürte, wie sie fiel.
Ein heftiger Schmerz schoss ihr wie ein glühender Blitz durch den Schädel und dann war es nur noch dunkel. Schwarz. Nacht. Fort, immer weiter glitt sie. Farben umkreisten sich.
Irgendwann spürte sie einen leichten Stoß an ihrer Schulter und langsam kam sie wieder zu sich. Die Farben wurden klarer und die Umrisse schärfer, und ihre Reflexe setzten wieder ein. Halb noch im Ohnmachttaumel zuckte sie zurück und wollte sich aufrappeln, aber ein glühender Pfeil schien ihren Schädel beinahe zu spalten. „Die lebt ja doch noch!“, hörte sie eine Stimme über sich. Die Stimme eines Mannes. „Was ist mit dem Burschen dahinten?“ „Der wird uns keinen Ärger mehr machen.“ Eine andere Stimme antwortete. Er lachte grausam und zog seinen Dolch. Rubinas Sinne schienen zu schwinden. Die Welt drehte sich in langsam dunkler werdenden Farben. ‚Allan ist tot? Nein ... nein, er darf nicht tot sein!’ Die Welt hörte auf, sich zu drehen. Plötzlich sah Rubina wieder klar. Klare Umrisse und klare Farben. Und sie spürte, wie die Energie in ihre Venen zurückströmte. Mit einem Ruck entriss sie sich dem Griff des Räubers und richtete sich auf. Mit einer ruhigen Bewegung wischte sie sich die rubinroten Haarstränen aus dem Gesicht.
„Den Zorn der Götter werdet Ihr auf Euch laden, Gesindel!“, sagte sie und ihre meergrünen Augen durchbohrten die ihres Gegenübers. Seinen Leib bedeckte eine schmutzverkrustete Tunika. Römer! „Mein Name ist Rubina, Tochter Jupiters und Galateas. Wenn Ihr eine Halbgöttin angreifen wollt, so seid gewiss dabei, dass mein Vater Jupiter Eure Tat grausam rächen wird.“
Allan hörte ihre Stimme aus der Ferne und atmete tief ein. Die Klinge, die ihn töten sollte, hatte sein Herz verfehlt. Bei jedem Atemzug schien ein Dolch seine Lunge zu zerfetzen, aber er wuchtete sich hoch, richtete sich auf. Langsam erhob er sich auf beide Beine. Rotes Blut troff aus der Wunde neben seinem Herz, sickerte in die sich rot färbende Erde. Rubina sah es nicht, sie stand mit dem Rücken zu Allan. Aber die Räuber sahen es. Sahen, wie sich der vermeintlich Tote regte, sich erhob und auf beiden Beinen stand. Ein undefinierbares Geräusch entrang sich der Kehle des einen, er trat einen Schritt zurück. Und dann drehte er sich um und rannte. Rannte einfach nur kopflos den Weg entlang bis er vom Unterholz verschluckt wurde und nur noch in der Ferne Äste krachten. Der andere folgte, verschwand zwischen den Stämmen. Nur noch die Furcht, die aus seinen Augen sprach, blieb in Rubinas Gedächtnis hängen. Ein grauenvoller Schrecken hatte darin gelegen. Und das war wohl auch der Grund, warum sich Rubina umdrehte.
Allan wankte leicht, dann gaben seine Knie nach. Er sackte zusammen und blieb reglos liegen in einer roten Lache, die sich langsam immer mehr ausbreitete ... „Oh mein Gott!“ Nur ein Hauch entrang sich Rubinas Kehle. Sie lief zu ihm und drehte ihn auf den Rücken, sodass sie die Wunde sehen konnte, die der Dolch des Räubers ihm gerissen hatte. Ihre blassen Hände zitterten, als sie ihren Kopf auf Allans Brust legte. Ein leises Pochen vernahm sie, nur schwach, aber dennoch. Hastig riss sie ihren Umhang von den Schultern und wickelte ihn um Allans Brustkorb so gut es ging, um die Blutung zu stoppen. Rubina sah sich um und Verzweiflung stieg in ihr auf. Wie sollte sie Allan zum nächsten Dorf schaffen? Er brauchte Hilfe, und zwar so schnell wie möglich; sonst würde er sterben, das spürte sie. Aber kein Pferd war in Sicht, weder Lyzor noch Zoltan. Sie versuchte, Allans schweren Körper zu heben, aber dies stellte sich als aussichtsloses Unterfangen heraus. Ihre Blicke schweiften umher, ruhelos, suchten nach etwas, das ihr weiterhelfen könnte. Sie befand sich im Wald, Äste gab es also zuhauf. Vielleicht konnte sie ein Gerüst bauen, auf dem sie Allan den Weg entlang ziehen konnte! Aber was als Seil benutzen? Ihr Blick traf auf den Dolch, den einer der Banditen hatte fallen lassen. Womöglich ... ja, so MUSSTE es gehen! Es war zwar keine besonders gute Idee und sie wusste nicht, ob es klappen würde, aber es war das Beste, was ihr im Moment einfiel.
„Not macht erfinderisch“, dachte Rubina und stand auf. Irgendwo hatte sie gehört, dass man Verletzte nicht auf den Rücken, sondern auf die Seite legen sollte, deshalb drehte sie Allan auf die Seite und begann dann, den Wald nach geeigneten Ästen abzusuchen. Unter Aufwand all ihrer Kräfte brach sie von einer Esche zwei einigermaßen starke Äste ab, die sie für stabil genug hielt, und vier etwas dünnere. Nachdem sie diese von allen überflüssigen Zweigen befreit hatte, trat sie zu dem breiten Dolch, auf dessen Schneide noch immer dunkelrot schimmerndes Blut klebte. Das Mädchen zögerte. Ihre Finger schienen sich zu weigern, diese Waffe zu berühren, die schon so viele Menschenleben gekostet haben musste. Aber schließlich siegte das Bewusstsein, dass sie nicht länger zögern durfte, wenn sie Allans Leben retten wollte, und sie nahm den Dolch auf. Behutsam wickelte sie ihren Umhang von Allans Leib und trennte mit der Klinge einige Streifen Stoffes ab, darunter einen breiteren, den sie als Zugseil verwenden wollte. Mit dem Rest verband sie wieder Allans Wunde und verknotete es.
Die zwei großen Äste legte sie parallel nebeneinander und darüber legte sie die vier dünneren Äste, die sie mit den abgeschnittenen Stoffstreifen an den dickeren, etwas gebogenen Ästen befestigte. Den dickeren Streifen knotete sie an den beiden Enden fest.
Rubina wischte sich den Schweiß von der Stirn und betrachtete ihr Werk. Jetzt musste es nur noch halten. Und sie musste durchhalten. Irgendwie schaffte sie es, Allans schweren Körper auf das improvisierte Gerüst zu hieven und ihn dort mit den zwei übrigen Stoffstreifen einigermaßen „festzuschnallen“. Den längeren Streifen legte sie sich über die Brust. Sie zog ein wenig daran – es hielt. Dann versuchte sie einen Schritt nach vorne, aber ihre Last bewegte sich nicht von der Stelle. Noch einmal versuchte sie es, diesmal mit einem Ruck, und diesmal klappte es. Aber es war schwer. Rubina biss die Zähne zusammen und setzte Schritt um Schritt, zog ihren Sklaven den Weg entlang.
Steine lagen auf dem Weg herum, einzelne Äste, das Laub vom Vorjahr. Keine Anhaltspunkte, keine Abwechslung. Manchmal fragte sich Rubina, ob sie überhaupt weiterkam oder ob sie nur auf der Stelle lief. Bisweilen wurde der Weg so holperig, dass Rubina diese Stellen nur mit Mühe überbrücken konnte. Aber sie gönnte sich keine Pause, keine Rast, nicht einmal anzuhalten getraute sie sich. Viel zu groß war die Angst, Allan könnte einfach die Welt der Lebenden verlassen, bevor sie das nächste Dorf erreicht hatte.
Der Schweiß rann ihr den Nacken hinab, über ihr Gesicht. Denken konnte sie nicht mehr, denn die Energie, die das Denken erfordern würde, brauchte sie für die Kraft, Allan zu ziehen.
Aber er schien immer schwerer zu werden, schien von Minute zu Minute an Gewicht zuzunehmen. Rubinas Beine wollten nicht mehr, versuchten, sich zu verankern oder einfach nachzugeben, aber das ließ Rubina nicht zu. Allan hatte sie gerettet, indem er aufgestanden war. Indem er sich erhoben hatte, obwohl seine Verletzung es nicht hätte zulassen können. Sie KONNTE ihn jetzt nicht einfach sterben lassen!
In Rubinas Schläfen pochte das Blut. Sie spürte, wie ihr Herz schlug, immer weiter, weiter, weiter. Langsam flammte der Schmerz wieder in ihrem Kopf auf, als würde die Schädeldecke langsam entzweigerissen werden, Stück für Stück. Ihre Füße schienen mit Steinen beschwert worden zu sein, so schwer bekam Rubina sie von der Stelle. Auf ihre Umgebung achtete sie nicht. Vielleicht gab es noch mehr Räuber in diesem Wald. Aber was kümmerte sie es? Sie hatte nichts mehr, was man ihr stehlen könnte. Nur sie selbst und Allan gab es. Mehr nicht. Zwei Leben, verloren in einem Wald der Hoffnungslosigkeit. Vielleicht war es ganz sinnlos, Allan immer weiter zu ziehen. Vielleicht würde er so oder so sterben, egal, was Rubina tat. Sollte sie ihn liegen lassen? Zulassen, dass die Wölfe ihn zerrissen?
Ein Zittern lief durch Rubinas Körper, unangekündigt und unbegründet. Ein sinnloses Spiel um Leben und Tod, um Glück und Schicksal. Schwärze vor Rubina. Nichts weiter als Schwärze und manchmal aufhuschende Farben, braun, grün ... Dann wieder ein Wirbeln in die Finsternis. Glühende Pfeile durchbohrten ihre Beine, wie aus dem Nichts ein Pfeilhagel schwirrte. Die Sonne wanderte ihren Pfad entlang und Rubina den ihren. Aber niemand sah den des anderen.
Ein Licht erschien weit vorne. Ein Licht ... was war das? Langsam wurde es größer. Langsam, unendlich langsam. Rubina streckte ihre Hände aus, soweit es ging, wollte dieses Licht ergreifen, sich daran festhalten, um nicht zu fallen. Endlich war alles hell. Helligkeit, ewig weite Helligkeit hüllte Rubina in einen Mantel aus Hoffnung. Sie erkannte nichts mehr, sie fühlte nur noch weiches Gras und Erde unter sich. Das Licht verebbte, machte langsam einer traumlosen Dunkelheit Platz. Sanft gekrochen kam sie, um Rubina zu entführen in das Nichts, in eine endlose weiche Decke, die sie wärmte und einhüllte, bis sie schlussendlich nichts mehr spürte.
_______________________________
Als Jäger war es Allan, der als erstes das Rascheln in den Baumkronen über ihnen hörte. Mit einer Bewegung, die so flink war, dass es das Auge nur als verschwommenen Schemen erkannte, zog er einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an. Und ohne, dass irgendjemand noch wusste, was geschehen war, war der Pfeil abgeschwirrt. Ein leiser Ton beim Zurückschnalzen der Sehne, nicht mehr. Und dieses große Etwas, das vor ihnen aus den Bäumen fiel und vor ihnen auf dem Weg landete. Allan zog einen weiteren Pfeil, legte ihn an. Und während er die Bäume über ihnen vergeblich absuchte, erkannte Rubina, was da vor ihnen, mit verrenkten Gliedmaßen, auf dem Weg lag. Es war, als hätte ihr jemand einen heftigen Stoß in die Magengegend gegeben. Ihre Augen weiteten sich, doch sie konnten sich von dem schrecklichen Anblick nicht losreißen, waren wie gefesselt von dem Grauen, das sie sah. Starr geöffnete Augen blickten ihr entgegen. Ein halb geöffneter Mund, mitten im Schock erstarrt. Rubina musste einen Würgereiz unterdrücken und stützte sich auf ihr Pferd. Noch niemals, niemals, hatte sie einen toten Menschen gesehen. Einen Menschen, aus dem der letzte Lebenshauch durch die Hand eines anderen Mannes gewichen war. Im selben Augenblick hasste sie Allan. Sie hasste ihn dafür, dass er ihr die Seiten aufzeigen musste, die es in dieser alten Welt unweigerlich gegeben hatte. Tod. Mord und Totschlag.
Ein Schrei riss ihren Kopf herum und sie sah gerade noch, wie Allan unter einem weiteren Mann vom Pferd stürzte und hart auf dem Boden aufkam. Lyzor wieherte mit schreckgeweiteten Augen und bäumte sich auf. Rubina wusste, dass er stieg. Und mit blindem Schrecken krallte sie sich in seine Mähne, bevor er losgaloppierte. Die Bäume rasten an ihnen vorbei und Rubina spürte, dass sie falsch saß. Sie hatte keinen Halt mehr. Jetzt würde sie ...
Ihre Finger verkrampften sich um die braune Mähne. Immer weiter rutschte sie ab und dann dachte Rubina nur noch: „Leb wohl!“ Und spürte, wie sie fiel.
Ein heftiger Schmerz schoss ihr wie ein glühender Blitz durch den Schädel und dann war es nur noch dunkel. Schwarz. Nacht. Fort, immer weiter glitt sie. Farben umkreisten sich.
Irgendwann spürte sie einen leichten Stoß an ihrer Schulter und langsam kam sie wieder zu sich. Die Farben wurden klarer und die Umrisse schärfer, und ihre Reflexe setzten wieder ein. Halb noch im Ohnmachttaumel zuckte sie zurück und wollte sich aufrappeln, aber ein glühender Pfeil schien ihren Schädel beinahe zu spalten. „Die lebt ja doch noch!“, hörte sie eine Stimme über sich. Die Stimme eines Mannes. „Was ist mit dem Burschen dahinten?“ „Der wird uns keinen Ärger mehr machen.“ Eine andere Stimme antwortete. Er lachte grausam und zog seinen Dolch. Rubinas Sinne schienen zu schwinden. Die Welt drehte sich in langsam dunkler werdenden Farben. ‚Allan ist tot? Nein ... nein, er darf nicht tot sein!’ Die Welt hörte auf, sich zu drehen. Plötzlich sah Rubina wieder klar. Klare Umrisse und klare Farben. Und sie spürte, wie die Energie in ihre Venen zurückströmte. Mit einem Ruck entriss sie sich dem Griff des Räubers und richtete sich auf. Mit einer ruhigen Bewegung wischte sie sich die rubinroten Haarstränen aus dem Gesicht.
„Den Zorn der Götter werdet Ihr auf Euch laden, Gesindel!“, sagte sie und ihre meergrünen Augen durchbohrten die ihres Gegenübers. Seinen Leib bedeckte eine schmutzverkrustete Tunika. Römer! „Mein Name ist Rubina, Tochter Jupiters und Galateas. Wenn Ihr eine Halbgöttin angreifen wollt, so seid gewiss dabei, dass mein Vater Jupiter Eure Tat grausam rächen wird.“
Allan hörte ihre Stimme aus der Ferne und atmete tief ein. Die Klinge, die ihn töten sollte, hatte sein Herz verfehlt. Bei jedem Atemzug schien ein Dolch seine Lunge zu zerfetzen, aber er wuchtete sich hoch, richtete sich auf. Langsam erhob er sich auf beide Beine. Rotes Blut troff aus der Wunde neben seinem Herz, sickerte in die sich rot färbende Erde. Rubina sah es nicht, sie stand mit dem Rücken zu Allan. Aber die Räuber sahen es. Sahen, wie sich der vermeintlich Tote regte, sich erhob und auf beiden Beinen stand. Ein undefinierbares Geräusch entrang sich der Kehle des einen, er trat einen Schritt zurück. Und dann drehte er sich um und rannte. Rannte einfach nur kopflos den Weg entlang bis er vom Unterholz verschluckt wurde und nur noch in der Ferne Äste krachten. Der andere folgte, verschwand zwischen den Stämmen. Nur noch die Furcht, die aus seinen Augen sprach, blieb in Rubinas Gedächtnis hängen. Ein grauenvoller Schrecken hatte darin gelegen. Und das war wohl auch der Grund, warum sich Rubina umdrehte.
Allan wankte leicht, dann gaben seine Knie nach. Er sackte zusammen und blieb reglos liegen in einer roten Lache, die sich langsam immer mehr ausbreitete ... „Oh mein Gott!“ Nur ein Hauch entrang sich Rubinas Kehle. Sie lief zu ihm und drehte ihn auf den Rücken, sodass sie die Wunde sehen konnte, die der Dolch des Räubers ihm gerissen hatte. Ihre blassen Hände zitterten, als sie ihren Kopf auf Allans Brust legte. Ein leises Pochen vernahm sie, nur schwach, aber dennoch. Hastig riss sie ihren Umhang von den Schultern und wickelte ihn um Allans Brustkorb so gut es ging, um die Blutung zu stoppen. Rubina sah sich um und Verzweiflung stieg in ihr auf. Wie sollte sie Allan zum nächsten Dorf schaffen? Er brauchte Hilfe, und zwar so schnell wie möglich; sonst würde er sterben, das spürte sie. Aber kein Pferd war in Sicht, weder Lyzor noch Zoltan. Sie versuchte, Allans schweren Körper zu heben, aber dies stellte sich als aussichtsloses Unterfangen heraus. Ihre Blicke schweiften umher, ruhelos, suchten nach etwas, das ihr weiterhelfen könnte. Sie befand sich im Wald, Äste gab es also zuhauf. Vielleicht konnte sie ein Gerüst bauen, auf dem sie Allan den Weg entlang ziehen konnte! Aber was als Seil benutzen? Ihr Blick traf auf den Dolch, den einer der Banditen hatte fallen lassen. Womöglich ... ja, so MUSSTE es gehen! Es war zwar keine besonders gute Idee und sie wusste nicht, ob es klappen würde, aber es war das Beste, was ihr im Moment einfiel.
„Not macht erfinderisch“, dachte Rubina und stand auf. Irgendwo hatte sie gehört, dass man Verletzte nicht auf den Rücken, sondern auf die Seite legen sollte, deshalb drehte sie Allan auf die Seite und begann dann, den Wald nach geeigneten Ästen abzusuchen. Unter Aufwand all ihrer Kräfte brach sie von einer Esche zwei einigermaßen starke Äste ab, die sie für stabil genug hielt, und vier etwas dünnere. Nachdem sie diese von allen überflüssigen Zweigen befreit hatte, trat sie zu dem breiten Dolch, auf dessen Schneide noch immer dunkelrot schimmerndes Blut klebte. Das Mädchen zögerte. Ihre Finger schienen sich zu weigern, diese Waffe zu berühren, die schon so viele Menschenleben gekostet haben musste. Aber schließlich siegte das Bewusstsein, dass sie nicht länger zögern durfte, wenn sie Allans Leben retten wollte, und sie nahm den Dolch auf. Behutsam wickelte sie ihren Umhang von Allans Leib und trennte mit der Klinge einige Streifen Stoffes ab, darunter einen breiteren, den sie als Zugseil verwenden wollte. Mit dem Rest verband sie wieder Allans Wunde und verknotete es.
Die zwei großen Äste legte sie parallel nebeneinander und darüber legte sie die vier dünneren Äste, die sie mit den abgeschnittenen Stoffstreifen an den dickeren, etwas gebogenen Ästen befestigte. Den dickeren Streifen knotete sie an den beiden Enden fest.
Rubina wischte sich den Schweiß von der Stirn und betrachtete ihr Werk. Jetzt musste es nur noch halten. Und sie musste durchhalten. Irgendwie schaffte sie es, Allans schweren Körper auf das improvisierte Gerüst zu hieven und ihn dort mit den zwei übrigen Stoffstreifen einigermaßen „festzuschnallen“. Den längeren Streifen legte sie sich über die Brust. Sie zog ein wenig daran – es hielt. Dann versuchte sie einen Schritt nach vorne, aber ihre Last bewegte sich nicht von der Stelle. Noch einmal versuchte sie es, diesmal mit einem Ruck, und diesmal klappte es. Aber es war schwer. Rubina biss die Zähne zusammen und setzte Schritt um Schritt, zog ihren Sklaven den Weg entlang.
Steine lagen auf dem Weg herum, einzelne Äste, das Laub vom Vorjahr. Keine Anhaltspunkte, keine Abwechslung. Manchmal fragte sich Rubina, ob sie überhaupt weiterkam oder ob sie nur auf der Stelle lief. Bisweilen wurde der Weg so holperig, dass Rubina diese Stellen nur mit Mühe überbrücken konnte. Aber sie gönnte sich keine Pause, keine Rast, nicht einmal anzuhalten getraute sie sich. Viel zu groß war die Angst, Allan könnte einfach die Welt der Lebenden verlassen, bevor sie das nächste Dorf erreicht hatte.
Der Schweiß rann ihr den Nacken hinab, über ihr Gesicht. Denken konnte sie nicht mehr, denn die Energie, die das Denken erfordern würde, brauchte sie für die Kraft, Allan zu ziehen.
Aber er schien immer schwerer zu werden, schien von Minute zu Minute an Gewicht zuzunehmen. Rubinas Beine wollten nicht mehr, versuchten, sich zu verankern oder einfach nachzugeben, aber das ließ Rubina nicht zu. Allan hatte sie gerettet, indem er aufgestanden war. Indem er sich erhoben hatte, obwohl seine Verletzung es nicht hätte zulassen können. Sie KONNTE ihn jetzt nicht einfach sterben lassen!
In Rubinas Schläfen pochte das Blut. Sie spürte, wie ihr Herz schlug, immer weiter, weiter, weiter. Langsam flammte der Schmerz wieder in ihrem Kopf auf, als würde die Schädeldecke langsam entzweigerissen werden, Stück für Stück. Ihre Füße schienen mit Steinen beschwert worden zu sein, so schwer bekam Rubina sie von der Stelle. Auf ihre Umgebung achtete sie nicht. Vielleicht gab es noch mehr Räuber in diesem Wald. Aber was kümmerte sie es? Sie hatte nichts mehr, was man ihr stehlen könnte. Nur sie selbst und Allan gab es. Mehr nicht. Zwei Leben, verloren in einem Wald der Hoffnungslosigkeit. Vielleicht war es ganz sinnlos, Allan immer weiter zu ziehen. Vielleicht würde er so oder so sterben, egal, was Rubina tat. Sollte sie ihn liegen lassen? Zulassen, dass die Wölfe ihn zerrissen?
Ein Zittern lief durch Rubinas Körper, unangekündigt und unbegründet. Ein sinnloses Spiel um Leben und Tod, um Glück und Schicksal. Schwärze vor Rubina. Nichts weiter als Schwärze und manchmal aufhuschende Farben, braun, grün ... Dann wieder ein Wirbeln in die Finsternis. Glühende Pfeile durchbohrten ihre Beine, wie aus dem Nichts ein Pfeilhagel schwirrte. Die Sonne wanderte ihren Pfad entlang und Rubina den ihren. Aber niemand sah den des anderen.
Ein Licht erschien weit vorne. Ein Licht ... was war das? Langsam wurde es größer. Langsam, unendlich langsam. Rubina streckte ihre Hände aus, soweit es ging, wollte dieses Licht ergreifen, sich daran festhalten, um nicht zu fallen. Endlich war alles hell. Helligkeit, ewig weite Helligkeit hüllte Rubina in einen Mantel aus Hoffnung. Sie erkannte nichts mehr, sie fühlte nur noch weiches Gras und Erde unter sich. Das Licht verebbte, machte langsam einer traumlosen Dunkelheit Platz. Sanft gekrochen kam sie, um Rubina zu entführen in das Nichts, in eine endlose weiche Decke, die sie wärmte und einhüllte, bis sie schlussendlich nichts mehr spürte.
So, ich habe mir endlich wieder einmal die Zeit genommen, deine Geschichte weitezulesen.
Und ich muss sagen, dass sie mir immer noch gefällt. Du hast dich verbessert im Gegensatz zum Anfang:). Du benutzt mehr interessante Konstruktionen, Metaphern und die Sätze sind so zusammengeschweisst, dass es angenehm zu lesen ist.
Kritik: Ich weiss nicht, ob ich mich wiederhole, aber man hat das mit den vielen Adjektiven wieder bemerkt. Du setzt sie oft ein, das ist auch gut so, aber man sollte es nicht übertreiben. Etwas, was mir ebenfalls noch aufgefallen ist, sind gewisse Teilsätze, die man unter Umständen weglassen könnte. Hier ein Beispiel:
Eine Ewigkeit schien es zu gehen, die Minuten zu verstreichen. Rubina verlor das Zeitgefühl völlig; sie hatte ja nicht gelernt, die Zeit an der Sonne abzulesen, welche tanzende, goldene Lichtflecken auf den Boden malte.
Der letzte Teil hängt mit der vorigen Tatsache nur bedingt zusammen, es wäre also besser, einen anderen Satz daraus zu machen. Eine andere Lösung wäre, den Teilsatz umzuformen, sodass er sich z.B. auf das Ablesen der Zeit bezieht. Ich habe sowas glaub' auch schon mal gesagt: ein Satz sollte eine sinnvolle, zusammenhängende Einheit bilden (und irgendwie klinge ich ja schon wie ein Pseudoweisheiten verbreitender Tattergreis^^)
Die Gespräche zwischen Allan und Rubina gefallen mir hingegen sehr gut. In den Dialogen machst du wirklich Fortschritte.
An ein oder zwei Stellen wechselst du in die Perspektive von Allan, was mich ein wenig verwirrt hat, da ich bisher dachte, die Geschichte sei personal nur auf Rubina bezogen. Bleib vielleicht wenn möglichst bei ihr und versuche, seine äusserer Reaktionen sprechen zu lassen, was dir v.a. in diesen Teilen ja auch häufig gelungen ist.
Schreibfehler tauchten hie und da auf, aber ein Autor muss ja selbst auch noch was zu suchen/korrigieren haben :P. Ist aber nichts Gravierendes
In diesem Sinne: weiter so!
Und ich muss sagen, dass sie mir immer noch gefällt. Du hast dich verbessert im Gegensatz zum Anfang:). Du benutzt mehr interessante Konstruktionen, Metaphern und die Sätze sind so zusammengeschweisst, dass es angenehm zu lesen ist.
Kritik: Ich weiss nicht, ob ich mich wiederhole, aber man hat das mit den vielen Adjektiven wieder bemerkt. Du setzt sie oft ein, das ist auch gut so, aber man sollte es nicht übertreiben. Etwas, was mir ebenfalls noch aufgefallen ist, sind gewisse Teilsätze, die man unter Umständen weglassen könnte. Hier ein Beispiel:
Eine Ewigkeit schien es zu gehen, die Minuten zu verstreichen. Rubina verlor das Zeitgefühl völlig; sie hatte ja nicht gelernt, die Zeit an der Sonne abzulesen, welche tanzende, goldene Lichtflecken auf den Boden malte.
Der letzte Teil hängt mit der vorigen Tatsache nur bedingt zusammen, es wäre also besser, einen anderen Satz daraus zu machen. Eine andere Lösung wäre, den Teilsatz umzuformen, sodass er sich z.B. auf das Ablesen der Zeit bezieht. Ich habe sowas glaub' auch schon mal gesagt: ein Satz sollte eine sinnvolle, zusammenhängende Einheit bilden (und irgendwie klinge ich ja schon wie ein Pseudoweisheiten verbreitender Tattergreis^^)
Die Gespräche zwischen Allan und Rubina gefallen mir hingegen sehr gut. In den Dialogen machst du wirklich Fortschritte.
An ein oder zwei Stellen wechselst du in die Perspektive von Allan, was mich ein wenig verwirrt hat, da ich bisher dachte, die Geschichte sei personal nur auf Rubina bezogen. Bleib vielleicht wenn möglichst bei ihr und versuche, seine äusserer Reaktionen sprechen zu lassen, was dir v.a. in diesen Teilen ja auch häufig gelungen ist.
Schreibfehler tauchten hie und da auf, aber ein Autor muss ja selbst auch noch was zu suchen/korrigieren haben :P. Ist aber nichts Gravierendes
In diesem Sinne: weiter so!
Danke erstmal für die ausführliche Kritik!
Ja, das mit den Adjektiven hast du schonmal erwähnt, aber ich weiß noch nicht genau, wie ich das verstehen soll und an welchen Stellen das so gehäuft vorkommt. Vielleicht könntest du einfach ein Beispiel geben ...
Und ... ja, ist wahrscheinlich besser wenn ich bei Rubina bleibe.
Dann gehts mal weiter:
_____________________________
Falk
Rubina öffnete die Augen nach einer langen Zeit. In einem steinernen Kamin flackerte ein wärmendes Feuer, das ein dämmriges Licht im Raum verbreitete. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit und sie machte Balken über sich aus, Lehmwände neben sich. Verwirrt stützte sie sich auf die Ellbogen und versuchte, sich aufzurichten, aber ein greller Schmerz zuckte ihr durch den Kopf, weshalb sie stöhnend wieder auf ihr Lager zurücksank.
Den zweiten Versuch startete sie langsamer und dieser gelang. Eine braune Wolldecke wärmte ihre Beine und sie lag auf einem Bett aus Stroh.
Rubina schlug die Decke zurück und setzte sich auf die Bettkante. Ein höllischer Durst brannte in ihrer Kehle. Als sie sich langsam erheben wollte, begann sich alles um sie zu drehen und resigniert setzte sie sich wieder.
Aus der Dunkelheit klang plötzlich eine Stimme, die etwas sage, was Rubina nicht verstand. Sie drehte den Kopf und gewahrte eine alte Frau, die in sich versunken in einer Ecke der Hütte saß; ein Mantel mit Karomustern hing ihr über die Schultern und ihre ergrauten Haare waren zu einem langen Zopf geflochten. Rubina war zuerst so überrascht, dass sie überhaut nichts sagte. Die rundliche Frau stand auf, ging zu einem töpfernen Krug hinüber und goss daraus etwas in ein Trinkhorn. Das Horn reichte sie Rubina und sagte dazu: "Laukaz!" Mit großen Augen blickte Rubina in das faltendurchsetzte Gesicht. Die blauen, wässrig schimmernden Augen der Frau blickten zurück, auffordernd, während sie dem Mädchen das Horn unter die Nase hielt. Zögernd schlossen sich ihre Finger um das blanke Kuhhorn, auf dem sich der Widerschein des Feuers spiegelte. Sie roch an der Flüssigkeit; es schien Wasser zu sein. Rubina setzte das Horn an die Lippen und trank das klare Wasser, bis sich ihm kein Tropfen mehr entringen ließ. Die alte Frau füllte das Horn erneut, und gab es Rubina, dann schlug sie einen wollenen Vorhang zurück und verschwand nach draußen in die Nacht.
Als Rubinas Durst gestillt war, erhob sie sich langsam. Ihre Beine schmerzten als wäre sie hunderte von Kilometern gelaufen. Ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen, als sie versuchte, zu gehen. Ihre Blicke schweiften im Raum umher und blieben an dem Bett an der Wand rechts neben ihr hängen. Allan! Rasch lief sie zu ihm und legte ihre Hände auf seine Brust, die in weiße Bandagen gewickelt war. Er atmete. Viel zu flach. Seine Locken lagen wie schillerndes Silber auf dem wollenen, braunen Kissen.
Rubina schreckte auf, als plötzlich der Vorhang wieder zurückgeschlagen wurde und die Frau in die Hütte trat, in Begleitung eines mindestens ebenso alten, aber um einiges hagereren Mannes. Dieser trug eine Hose, die am Schienbein mit Stoffstreifen festgeschnürt war, eine grüne Leinentunika und einen Pelzmantel aus rotbraunem Fuchsfell. Sein noch braunes, mit vielen grauen Strähnen durchsetztes Haar wurde von einem Lederband aus dem Gesicht gehalten und der glatte Bart fiel bis auf seine Brust. Die hellgrauen Augen leuchteten schwach in der Dunkelheit, als er das Mädchen mit den rubinroten Haaren eindringlich musterte. Seine Blicke lösten ein seltsames Gefühl von Furcht und gleichzeitig Schutz in Rubina aus, dass es ihr im Nacken kribbelte wie ein leiser Schauer.
Die alte Frau ging zu Allan hinüber und sagte wieder etwas, was Rubina nicht verstand. Dann begann der Mann zu sprechen. Auf Latein. "Allan schwebt zwischen Himmel und Erde, sagt sie. Es steht nicht gut um ihn." Er hatte eine tiefe, warme Stimme, aber im Moment lag in ihr mehr als nur Sorge. Rubina biss die Zähne aufeinander und hinderte die Tränen mit aller Macht am Aufsteigen. War das ihre Schuld? "Wir haben zwei Pferde entdeckt. Gehören sie zu Euch?" "Pferde?", fragte Rubina und hob den Kopf, den sie unwillkürlich hatte sinken lassen. "Ein braunes und ein weiß-schwarz geflecktes", bestätigte der Mann. "Lyzor und Zoltan", schoss es Rubina durch den Kopf. "Ja, das sind unsere. Wo ... wo bin ich hier?"
"Du bist in meinem Dorf, in Allans Dorf. Mein Name ist Falk." Falk ... Der Mann, der alles wusste, wie Allan gesagt hatte. Es ist drei Jahre her ... Da verschwanden Allan und die beiden anderen jungen Männer, die auf der Jagd waren. Es freut mich sehr, ihn wiederzusehen, jedoch nicht in einem solchen Zustand. Erklärt mir, wie es dazu kam!"
Während die alte Frau, es war wohl die Heilerin des Dorfes, Allans Bandage erneuerte und die Wunde mit Kräutern und Salben wieder verband, erzählte Rubina Falk alles, von ihrem Treffen mit Allan bei M. C. Lupus, bis zu dem Überfall der Räuber und ihrem Versuch, Allan in das nächste Dorf zu schaffen.
Falk nickte langsam, als sie geendet hatte. "Wir fanden Euch und Euren Sklaven am Waldrand auf dem Weg liegend. Im Wald hätten wir euch wohl nicht so schnell entdeckt. Es war am späten Nachmittag, jetzt ist es etwa um die Mittnachtsstunde. Naudhiz wird Euch noch etwas zu Essen bringen. Ich danke Euch für alles, was Ihr für Allan getan habt. Jetzt bleibt nur noch die geringe Hoffnung, dass er überlebt." Falk wandte sich zum Gehen, hielt dann jedoch noch einmal inne und sagte zu Rubina gewand: "Ihr solltet nun von der Reise ruhen. Morgen wird mehr Zeit für ein Gedankenaustausch sein und vielleicht werden einige Eurer Fragen geklärt." Er lächelte ob Rubinas verwirrten Gesichtsausdruckes, was unzählige winzige Falten auf sein Gesicht zauberte. 'Woher weiß er davon, von meinen Fragen?', wunderte sich Rubina, aber sie fragte nicht. Falk ging nun endgültig zur Tür hinaus und ließ im Gegenzug einen kühlen Lufthauch hineinwehen.
Naudhiz, die die ganze Zeit über Rubinas Gefährten gepflegt hatte, stand nun auf, hob eine Klappe, wie die einer Falltüre, vom Boden und kam nach kurzer Zeit mit einigen Streifen Fleisch, Brot, Wein und einigen gelben Rüben wieder. Sie forderte ihren Gast auf, zu essen, und Rubina tat es. Das Brot schmeckte nach Roggen und die Karotten ... nun ja, eben nach Karotten. "Es ist gar nicht so unterschiedlich von der Gegenwart", dachte sich Rubina, während sie herzhaft in das Brot biss und danach ein Stück getrocknetes Fleisch kaute. Fast musste sie lachen. Was war schon die Gegenwart? Sie vermisste ein wenig die warme Dusche und die Toilette, aber daran würde sie sich nur zu schnell gewöhnen. Und ... wer weiß, vielleicht würde sie eines Tages die Gegenwart vergessen.
Schnell war alles aufgegessen und der Hunger gestillt. Sie dankte Naudhiz. Auf Latein. Sie wusste nicht, ob die alte Frau verstanden hatte - obwohl sie genickt hatte. Rubina stand auf von ihrem Bett und trat zur Türöffnung. Es war fast Vollmond. Bleiches Licht breitete sich über die Landschaft in dieser klaren, laue Nacht. Sie fror nicht; die Stola wärmte genug. Ein sanfter Wind ließ eine rote Haarsträhne vor ihr Gesicht wehen und Rubina merkte, dass sie ihre goldene Haarspange verloren hatte. Nicht die schöne Messingspange ihrer Mutter, sondern die, die sie aus der Villa des Lupus bekommen hatte. Es störte sie nicht.
Weites Grasland erstreckte sich zwischen bewaldeten Hügeln. Schlafende Kühe und Schafe lagen vor ihr auf einer eingezäunten Weide. Links und rechts von ihr sah sie langgestreckte, niedrige Gebäude, mit Lehm verputzt und mit Stroh gedeckt, und neben der Weide lagen einige kleine Felder, auf denen Weizen, Gerste und Roggen ihre kleinen Köpfe dem Mond entgegenreckten. Nicht weit von ihr entfernt, jedoch nicht vor ihr, waren hölzerne Palisaden errichtet, lange Stämme, an den Enden zugespitzt.
Und direkt vor ihr, an einen Pfosten des hölzernen Zauns gebunden, standen Lyzor und Zoltan friedlich und kauten ein wenig Gras. Freudig lief sie zu ihm und ließ sich von einem Wiehern begrüßen, das verboten laut über die Häuser schallte. Seine raue Zunge leckte ihr übers Gesicht und Rubinas Hand glitt wie selbstverständlich über seinen Hals. Auch Zoltan wurde kurz gestreichelt, dann suchte das Mädchen nach den Satteltaschen. Jedoch sie waren nicht auffindbar. Wahrscheinlich hatte sie jemand in irgendein Haus gebracht. Rubina sorgte sich nicht um ihre Sachen, aber sie hätte gerne ihrem unbekannten Leser alles über den Überfall und ihr Treffen mit Falk erzählt. Ihrem unsichtbaren Freund ... Da dachte sie wieder an Amy. Sie weinte nicht, aber ihr Blick wurde traurig und sie blickte über die mondbeschienenen Felder ohne etwas zu sehen. Allond, Amy ... Vielleicht würden sie für immer verloren sein. Aber eines war sicher. Wenn sie irgendwie zurückkam, würde ihr niemand glauben. Nur Amy würde sie das Buch zurückgeben, und sie würde glauben.
Eine Zeitlang blieb sie so neben ihrem Pferd stehen, an dessen Seite gelehnt und seinen Hals, seinen Kopf streichelnd, dann besann sie sich irgendwann, kehrte zurück in die Hütte und legte sich auf ihr Bett. Naudhiz saß versunken vor Allans Liege und rührte sich nicht; sie schien zu schlafen. Und nach vielen Gedanken, die träge in ihrem Kopf herumkreisten, sank sie langsam in den Schlaf.
Ja, das mit den Adjektiven hast du schonmal erwähnt, aber ich weiß noch nicht genau, wie ich das verstehen soll und an welchen Stellen das so gehäuft vorkommt. Vielleicht könntest du einfach ein Beispiel geben ...
Und ... ja, ist wahrscheinlich besser wenn ich bei Rubina bleibe.
Dann gehts mal weiter:
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Falk
Rubina öffnete die Augen nach einer langen Zeit. In einem steinernen Kamin flackerte ein wärmendes Feuer, das ein dämmriges Licht im Raum verbreitete. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit und sie machte Balken über sich aus, Lehmwände neben sich. Verwirrt stützte sie sich auf die Ellbogen und versuchte, sich aufzurichten, aber ein greller Schmerz zuckte ihr durch den Kopf, weshalb sie stöhnend wieder auf ihr Lager zurücksank.
Den zweiten Versuch startete sie langsamer und dieser gelang. Eine braune Wolldecke wärmte ihre Beine und sie lag auf einem Bett aus Stroh.
Rubina schlug die Decke zurück und setzte sich auf die Bettkante. Ein höllischer Durst brannte in ihrer Kehle. Als sie sich langsam erheben wollte, begann sich alles um sie zu drehen und resigniert setzte sie sich wieder.
Aus der Dunkelheit klang plötzlich eine Stimme, die etwas sage, was Rubina nicht verstand. Sie drehte den Kopf und gewahrte eine alte Frau, die in sich versunken in einer Ecke der Hütte saß; ein Mantel mit Karomustern hing ihr über die Schultern und ihre ergrauten Haare waren zu einem langen Zopf geflochten. Rubina war zuerst so überrascht, dass sie überhaut nichts sagte. Die rundliche Frau stand auf, ging zu einem töpfernen Krug hinüber und goss daraus etwas in ein Trinkhorn. Das Horn reichte sie Rubina und sagte dazu: "Laukaz!" Mit großen Augen blickte Rubina in das faltendurchsetzte Gesicht. Die blauen, wässrig schimmernden Augen der Frau blickten zurück, auffordernd, während sie dem Mädchen das Horn unter die Nase hielt. Zögernd schlossen sich ihre Finger um das blanke Kuhhorn, auf dem sich der Widerschein des Feuers spiegelte. Sie roch an der Flüssigkeit; es schien Wasser zu sein. Rubina setzte das Horn an die Lippen und trank das klare Wasser, bis sich ihm kein Tropfen mehr entringen ließ. Die alte Frau füllte das Horn erneut, und gab es Rubina, dann schlug sie einen wollenen Vorhang zurück und verschwand nach draußen in die Nacht.
Als Rubinas Durst gestillt war, erhob sie sich langsam. Ihre Beine schmerzten als wäre sie hunderte von Kilometern gelaufen. Ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen, als sie versuchte, zu gehen. Ihre Blicke schweiften im Raum umher und blieben an dem Bett an der Wand rechts neben ihr hängen. Allan! Rasch lief sie zu ihm und legte ihre Hände auf seine Brust, die in weiße Bandagen gewickelt war. Er atmete. Viel zu flach. Seine Locken lagen wie schillerndes Silber auf dem wollenen, braunen Kissen.
Rubina schreckte auf, als plötzlich der Vorhang wieder zurückgeschlagen wurde und die Frau in die Hütte trat, in Begleitung eines mindestens ebenso alten, aber um einiges hagereren Mannes. Dieser trug eine Hose, die am Schienbein mit Stoffstreifen festgeschnürt war, eine grüne Leinentunika und einen Pelzmantel aus rotbraunem Fuchsfell. Sein noch braunes, mit vielen grauen Strähnen durchsetztes Haar wurde von einem Lederband aus dem Gesicht gehalten und der glatte Bart fiel bis auf seine Brust. Die hellgrauen Augen leuchteten schwach in der Dunkelheit, als er das Mädchen mit den rubinroten Haaren eindringlich musterte. Seine Blicke lösten ein seltsames Gefühl von Furcht und gleichzeitig Schutz in Rubina aus, dass es ihr im Nacken kribbelte wie ein leiser Schauer.
Die alte Frau ging zu Allan hinüber und sagte wieder etwas, was Rubina nicht verstand. Dann begann der Mann zu sprechen. Auf Latein. "Allan schwebt zwischen Himmel und Erde, sagt sie. Es steht nicht gut um ihn." Er hatte eine tiefe, warme Stimme, aber im Moment lag in ihr mehr als nur Sorge. Rubina biss die Zähne aufeinander und hinderte die Tränen mit aller Macht am Aufsteigen. War das ihre Schuld? "Wir haben zwei Pferde entdeckt. Gehören sie zu Euch?" "Pferde?", fragte Rubina und hob den Kopf, den sie unwillkürlich hatte sinken lassen. "Ein braunes und ein weiß-schwarz geflecktes", bestätigte der Mann. "Lyzor und Zoltan", schoss es Rubina durch den Kopf. "Ja, das sind unsere. Wo ... wo bin ich hier?"
"Du bist in meinem Dorf, in Allans Dorf. Mein Name ist Falk." Falk ... Der Mann, der alles wusste, wie Allan gesagt hatte. Es ist drei Jahre her ... Da verschwanden Allan und die beiden anderen jungen Männer, die auf der Jagd waren. Es freut mich sehr, ihn wiederzusehen, jedoch nicht in einem solchen Zustand. Erklärt mir, wie es dazu kam!"
Während die alte Frau, es war wohl die Heilerin des Dorfes, Allans Bandage erneuerte und die Wunde mit Kräutern und Salben wieder verband, erzählte Rubina Falk alles, von ihrem Treffen mit Allan bei M. C. Lupus, bis zu dem Überfall der Räuber und ihrem Versuch, Allan in das nächste Dorf zu schaffen.
Falk nickte langsam, als sie geendet hatte. "Wir fanden Euch und Euren Sklaven am Waldrand auf dem Weg liegend. Im Wald hätten wir euch wohl nicht so schnell entdeckt. Es war am späten Nachmittag, jetzt ist es etwa um die Mittnachtsstunde. Naudhiz wird Euch noch etwas zu Essen bringen. Ich danke Euch für alles, was Ihr für Allan getan habt. Jetzt bleibt nur noch die geringe Hoffnung, dass er überlebt." Falk wandte sich zum Gehen, hielt dann jedoch noch einmal inne und sagte zu Rubina gewand: "Ihr solltet nun von der Reise ruhen. Morgen wird mehr Zeit für ein Gedankenaustausch sein und vielleicht werden einige Eurer Fragen geklärt." Er lächelte ob Rubinas verwirrten Gesichtsausdruckes, was unzählige winzige Falten auf sein Gesicht zauberte. 'Woher weiß er davon, von meinen Fragen?', wunderte sich Rubina, aber sie fragte nicht. Falk ging nun endgültig zur Tür hinaus und ließ im Gegenzug einen kühlen Lufthauch hineinwehen.
Naudhiz, die die ganze Zeit über Rubinas Gefährten gepflegt hatte, stand nun auf, hob eine Klappe, wie die einer Falltüre, vom Boden und kam nach kurzer Zeit mit einigen Streifen Fleisch, Brot, Wein und einigen gelben Rüben wieder. Sie forderte ihren Gast auf, zu essen, und Rubina tat es. Das Brot schmeckte nach Roggen und die Karotten ... nun ja, eben nach Karotten. "Es ist gar nicht so unterschiedlich von der Gegenwart", dachte sich Rubina, während sie herzhaft in das Brot biss und danach ein Stück getrocknetes Fleisch kaute. Fast musste sie lachen. Was war schon die Gegenwart? Sie vermisste ein wenig die warme Dusche und die Toilette, aber daran würde sie sich nur zu schnell gewöhnen. Und ... wer weiß, vielleicht würde sie eines Tages die Gegenwart vergessen.
Schnell war alles aufgegessen und der Hunger gestillt. Sie dankte Naudhiz. Auf Latein. Sie wusste nicht, ob die alte Frau verstanden hatte - obwohl sie genickt hatte. Rubina stand auf von ihrem Bett und trat zur Türöffnung. Es war fast Vollmond. Bleiches Licht breitete sich über die Landschaft in dieser klaren, laue Nacht. Sie fror nicht; die Stola wärmte genug. Ein sanfter Wind ließ eine rote Haarsträhne vor ihr Gesicht wehen und Rubina merkte, dass sie ihre goldene Haarspange verloren hatte. Nicht die schöne Messingspange ihrer Mutter, sondern die, die sie aus der Villa des Lupus bekommen hatte. Es störte sie nicht.
Weites Grasland erstreckte sich zwischen bewaldeten Hügeln. Schlafende Kühe und Schafe lagen vor ihr auf einer eingezäunten Weide. Links und rechts von ihr sah sie langgestreckte, niedrige Gebäude, mit Lehm verputzt und mit Stroh gedeckt, und neben der Weide lagen einige kleine Felder, auf denen Weizen, Gerste und Roggen ihre kleinen Köpfe dem Mond entgegenreckten. Nicht weit von ihr entfernt, jedoch nicht vor ihr, waren hölzerne Palisaden errichtet, lange Stämme, an den Enden zugespitzt.
Und direkt vor ihr, an einen Pfosten des hölzernen Zauns gebunden, standen Lyzor und Zoltan friedlich und kauten ein wenig Gras. Freudig lief sie zu ihm und ließ sich von einem Wiehern begrüßen, das verboten laut über die Häuser schallte. Seine raue Zunge leckte ihr übers Gesicht und Rubinas Hand glitt wie selbstverständlich über seinen Hals. Auch Zoltan wurde kurz gestreichelt, dann suchte das Mädchen nach den Satteltaschen. Jedoch sie waren nicht auffindbar. Wahrscheinlich hatte sie jemand in irgendein Haus gebracht. Rubina sorgte sich nicht um ihre Sachen, aber sie hätte gerne ihrem unbekannten Leser alles über den Überfall und ihr Treffen mit Falk erzählt. Ihrem unsichtbaren Freund ... Da dachte sie wieder an Amy. Sie weinte nicht, aber ihr Blick wurde traurig und sie blickte über die mondbeschienenen Felder ohne etwas zu sehen. Allond, Amy ... Vielleicht würden sie für immer verloren sein. Aber eines war sicher. Wenn sie irgendwie zurückkam, würde ihr niemand glauben. Nur Amy würde sie das Buch zurückgeben, und sie würde glauben.
Eine Zeitlang blieb sie so neben ihrem Pferd stehen, an dessen Seite gelehnt und seinen Hals, seinen Kopf streichelnd, dann besann sie sich irgendwann, kehrte zurück in die Hütte und legte sich auf ihr Bett. Naudhiz saß versunken vor Allans Liege und rührte sich nicht; sie schien zu schlafen. Und nach vielen Gedanken, die träge in ihrem Kopf herumkreisten, sank sie langsam in den Schlaf.
Ich habe den Abschnitt (wie immer wieder mal) verspätet gelesen und kann diesmal (wieder mal) praktisch nichts aussetzen. Es ist wirklich wunderbar zu lesen, ich bewundere dich:). Es ist toll, wie du es schaffst, diesen guten Lesefluss beizubehalten.
Das mit den Adjektiven ist wohl jetzt eher subjektiv von mir aus gesehen manchmal ein Problem.
Die hellgrauen Augen leuchteten schwach in der Dunkelheit, als er das Mädchen mit den rubinroten Haaren eindringlich musterte.
Hier ist so ein Beispiel^^. Eigentlich gibt es ja da auch nichts wirklich daran auszusetzen, nur sind es mir hin und wieder ein wenig zu viele Farben^^.
Aber eben, eigentlich sage ich das jetzt nur, um noch ein wenig mehr schreiben zu können. Der Satz ist beileibe kein Fehler, nur etwas, was mir allgemein zum Schreibstil aufgefallen ist.
Du bist wirklich gut, mach daraus doch auch ein Buch^^.
Das mit den Adjektiven ist wohl jetzt eher subjektiv von mir aus gesehen manchmal ein Problem.
Die hellgrauen Augen leuchteten schwach in der Dunkelheit, als er das Mädchen mit den rubinroten Haaren eindringlich musterte.
Hier ist so ein Beispiel^^. Eigentlich gibt es ja da auch nichts wirklich daran auszusetzen, nur sind es mir hin und wieder ein wenig zu viele Farben^^.
Aber eben, eigentlich sage ich das jetzt nur, um noch ein wenig mehr schreiben zu können. Der Satz ist beileibe kein Fehler, nur etwas, was mir allgemein zum Schreibstil aufgefallen ist.
Du bist wirklich gut, mach daraus doch auch ein Buch^^.
danke :-) Ich glaube zwar nicht, dass es gut genug für ein Buch ist, aber weiterschreiben werde ich trotzdem ... Also ich war entsetzlich faul in letzter Zeit (liegt wohl an meiner neuen Freizeitbeschäftigung (LARP)). Dass ich auch immer nach Ausreden suchen muss, sowas ... ^^
Also, weiter gehts:
_________________________
Rubina erwachte von Hundegebell und Kinderlachen. Gähnend reckte sie sich und blinzelte in die grelle Morgensonne, die durch die kleine Öffnung unterm Dachfirst fiel. Sie fühlte weiches unter sich ... Die Wolldecke. Allan ... Ruckartig richtete sie sich auf und sah zum anderen Bett hinüber. Er lag immer noch dort. Mit geschlossenen Augen und nassem Gesicht.
Rubina sprang auf, lief zu ihrem Sklaven hinüber und legte ihm die Hand auf die Stirne. Sie war heiß, viel zu heiß. Rubina sah sich um. An den Scheiten im steinernen Kamin leckten ab und zu rötliche Flammenzungen hoch, eine Bank, an den Beinen mit Schnitzereien verziert, stand an einer Seite des Raumes, ein kleiner, rechteckiger Tisch in der Mitte. An den Wänden hingen zwei kleine Sicheln und Schnüre mit aufgereihten Kräuterbüscheln, ein hoher Webstuhl stand in der Ecke und davor ein kleiner Schemel, und einige Truhen und Kisten standen im Raum herum. Und neben der Falltür, die anscheinend in eine unterirdische Vorratskammer führte, stand ein hölzerner Eimer, mit Wasser gefüllt und einem sauberen Lappen über den Rand hängend. Kurz entschlossen stand Rubina auf, ergriff den Eimer am eisernen Henkel und schleppte ihn zu Allans Liege. Er war schwerer, als sie gedacht hatte, aber das musste wohl an den Eisenbändern liegen, die um das Holz gespannt waren.
Den Stofflappen tauchte sie in das kalte Nass und wischte dann vorsichtig Allans heiße Stirn ab. Seine Augen zuckten, als träume er, aber er wachte nicht auf und regte sonst kein Glied. Stumm sah Rubina ihn an, sah seine schweißnassen Wangen, während sie mit der Linken den Lappen auf seiner Stirn hielt. Jetzt sah er so verletzlich aus, so hilflos ...
Hastig drehte sie sich um, als sie dumpfe Schritte hinter sich vernahm, und sah Naudhiz, die mit frischen Kräutern durch die Tür trat, kurz verharrte und Rubina musterte, und dann ging sie zum Kamin, hängte ein kleines, kupfernes Kesselchen übers Feuer und goss etwas Wasser hinein. Rubina war aufgestanden und hatte nur stumm dieser alten Frau zugesehen, die jeden Handgriff bedacht setzte, als könnte ein Fehlgriff Schlimmes anrichten.
Dann trat sie aus der Tür, blinzelte ins Sonnenlicht und versuchte, sich zu orientieren. Lyzor begrüßte sie mit einem freudigen Wiehern, das seine Herrin mit zärtlichem Streicheln erwiderte. Sie legte ihren Kopf an seinen Hals und blickte den erdigen Weg entlang, der rechts von goldenen Feldern gesäumt wurde und links hinter einem langgestreckten Haus aus Lehm und Reet verschwand. Ein kleiner Garten schmiegte sich dicht an die Hütte der Heilerin, in dem Salat und Kräuter aller Art gediehen Ein struppiger Hund schoss um die Ecke, dicht gefolgt von zwei kleinen Jungen, die mit Gejohle hinter ihm herliefen und sich dann auf ihn warfen, als sei er ihr Spielgefährte. Und tatsächlich war er das auch! Kläffend rollte er sich auf dem staubigen Boden und balgte sich mit den Kindern, als sei das sein liebster Zeitvertreib.
Rubina musste lächeln und flüsterte Lyzor zu: "Was die wohl sagen würden, wenn WIR uns balgen würden!", woraufhin dieser ihr einmal übers ganze Gesicht schleckte. Lachend schob sie den großen Kopf zur Seite und beobachtete wieder die Kinder. "Wie arglos und unbekümmert sie doch sind", dachte sie. Allan ... dieser Mann schlich sich immer wieder in seine Gedanken. Rubina wurde aus ihm nicht schlau. Einerseits dieses Flötenspiel das von Freude, von Unschuld, von Trauer und Zärtlichkeit erzählte, andererseits dieses plötzliche Auffahren und dieser jähe Zorn, der von ihm Besitz ergriff. Diese Vertrauensseligkeit und Offenheit, und dann die Verschlossenheit und das Schweigen, in das er sich hüllte. Rubina konnte ihn nicht einordnen und nie konnte sie wohl wissen, was als nächstes an die Reihe kam: der offene, ruhige Allan oder der temperamentvolle, wütende Allan?
Aber hatte sie nicht selbst auch verschiedene Seiten? Was war das mit der Kaiserin? Mit der Stärke, die ab und zu aus der schüchternen, schweigsamen Rubina hervorbrach?
Erschrocken wirbelte sie herum als sie hinter sich eine Stimme vernahm. "Die Ernte muss bald eingefahren werden. Einige Wochen noch, dann wird das Dorf voller Betriebsamkeit sein." Es war Falk, der in seiner bortengezierten Tunika vor ihr stand. Seine Falten wirkten im hellen Tageslicht nicht ganz so tief wie in der Dunkelheit der Hütte und die silbernen Strähnen seines Haares glänzten in der Sonne. Sonst war sein Haar von einer tiefen, schokoladenbraunen Farbe. Die knorrigen Hände hatte er um einen Stock geschlungen, in dessen oberes viertel reliefartig Runen geschnitzt waren.
Rubina wusste nicht was sie sagen sollte, also wünschte sie ihm nur einen guten Morgen. Falks Blick strich über die Felder, fast zärtlich, und verharrte am Waldrand. Sein Gehirn schien Gedanke um Gedanke fortzuspinnen, bis er sich schließlich besann und meinte: "Kommt mit zu meinem Haus, bei einem Becher guten Met werdet Ihr mir Eure Fragen stellen können." Und ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging los, in dem Gewissen, dass Rubina ihm folgen würde. Das tat sie auch ohne Weiteres. Der Stab mit den Runen pochte auf die festgetretene Erde. Ein eintöniges Klopfen, doch jeder Schlag erschütterte Rubinas Innerstes, erweckte Stück für Stück Erinnerungen. Und die Fragen. Sie wusste, was sie fragen würde. 'Warum?'
Falk stützte sich nicht auf den Stab. Er ging fast aufrecht trotz seines hohen Alters. Denn obgleich Rubina es für die damalige Zeit nur schwer einschätzen konnte, musste er verhältnismäßig sehr alt, ja, fast ein Greis sei. Diesmal hatte er nicht seinen Fuchsfellmantel an, sondern ein grob gewebter, dünner Umhang hing über seine knochige Schultern, an der rechten mit einer schmiedeeisernen Fibel gehalten. Als Rubina einen Blick nach links warf, sah sie einige Männer mit nacktem Oberkörper, die den Wall ausbesserten. Zwei Männer legten einen geraden Stamm auf zwei hölzerne Stützen und begannen, die Rinde abzuschälen, während drei andere einen bereits fertig angespitzten Stamm aufrichteten und tief in die Erde trieben. Davor weideten auf einer saftigen, hohen Wiese kleinwüchsige Rinder und Schafe, daneben sprang ein junges Fohlen ausgelassen um seine Mutter und ein Junge trieb vor ihnen eine Schar Gänse über die Straße. Es schien ein idyllischer Landstrich zu sein, fern von der römischen Zivilisation und friedlich. Nur der Wall zeugte davon, dass sie nicht für immer in Frieden lebten.
Also, weiter gehts:
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Rubina erwachte von Hundegebell und Kinderlachen. Gähnend reckte sie sich und blinzelte in die grelle Morgensonne, die durch die kleine Öffnung unterm Dachfirst fiel. Sie fühlte weiches unter sich ... Die Wolldecke. Allan ... Ruckartig richtete sie sich auf und sah zum anderen Bett hinüber. Er lag immer noch dort. Mit geschlossenen Augen und nassem Gesicht.
Rubina sprang auf, lief zu ihrem Sklaven hinüber und legte ihm die Hand auf die Stirne. Sie war heiß, viel zu heiß. Rubina sah sich um. An den Scheiten im steinernen Kamin leckten ab und zu rötliche Flammenzungen hoch, eine Bank, an den Beinen mit Schnitzereien verziert, stand an einer Seite des Raumes, ein kleiner, rechteckiger Tisch in der Mitte. An den Wänden hingen zwei kleine Sicheln und Schnüre mit aufgereihten Kräuterbüscheln, ein hoher Webstuhl stand in der Ecke und davor ein kleiner Schemel, und einige Truhen und Kisten standen im Raum herum. Und neben der Falltür, die anscheinend in eine unterirdische Vorratskammer führte, stand ein hölzerner Eimer, mit Wasser gefüllt und einem sauberen Lappen über den Rand hängend. Kurz entschlossen stand Rubina auf, ergriff den Eimer am eisernen Henkel und schleppte ihn zu Allans Liege. Er war schwerer, als sie gedacht hatte, aber das musste wohl an den Eisenbändern liegen, die um das Holz gespannt waren.
Den Stofflappen tauchte sie in das kalte Nass und wischte dann vorsichtig Allans heiße Stirn ab. Seine Augen zuckten, als träume er, aber er wachte nicht auf und regte sonst kein Glied. Stumm sah Rubina ihn an, sah seine schweißnassen Wangen, während sie mit der Linken den Lappen auf seiner Stirn hielt. Jetzt sah er so verletzlich aus, so hilflos ...
Hastig drehte sie sich um, als sie dumpfe Schritte hinter sich vernahm, und sah Naudhiz, die mit frischen Kräutern durch die Tür trat, kurz verharrte und Rubina musterte, und dann ging sie zum Kamin, hängte ein kleines, kupfernes Kesselchen übers Feuer und goss etwas Wasser hinein. Rubina war aufgestanden und hatte nur stumm dieser alten Frau zugesehen, die jeden Handgriff bedacht setzte, als könnte ein Fehlgriff Schlimmes anrichten.
Dann trat sie aus der Tür, blinzelte ins Sonnenlicht und versuchte, sich zu orientieren. Lyzor begrüßte sie mit einem freudigen Wiehern, das seine Herrin mit zärtlichem Streicheln erwiderte. Sie legte ihren Kopf an seinen Hals und blickte den erdigen Weg entlang, der rechts von goldenen Feldern gesäumt wurde und links hinter einem langgestreckten Haus aus Lehm und Reet verschwand. Ein kleiner Garten schmiegte sich dicht an die Hütte der Heilerin, in dem Salat und Kräuter aller Art gediehen Ein struppiger Hund schoss um die Ecke, dicht gefolgt von zwei kleinen Jungen, die mit Gejohle hinter ihm herliefen und sich dann auf ihn warfen, als sei er ihr Spielgefährte. Und tatsächlich war er das auch! Kläffend rollte er sich auf dem staubigen Boden und balgte sich mit den Kindern, als sei das sein liebster Zeitvertreib.
Rubina musste lächeln und flüsterte Lyzor zu: "Was die wohl sagen würden, wenn WIR uns balgen würden!", woraufhin dieser ihr einmal übers ganze Gesicht schleckte. Lachend schob sie den großen Kopf zur Seite und beobachtete wieder die Kinder. "Wie arglos und unbekümmert sie doch sind", dachte sie. Allan ... dieser Mann schlich sich immer wieder in seine Gedanken. Rubina wurde aus ihm nicht schlau. Einerseits dieses Flötenspiel das von Freude, von Unschuld, von Trauer und Zärtlichkeit erzählte, andererseits dieses plötzliche Auffahren und dieser jähe Zorn, der von ihm Besitz ergriff. Diese Vertrauensseligkeit und Offenheit, und dann die Verschlossenheit und das Schweigen, in das er sich hüllte. Rubina konnte ihn nicht einordnen und nie konnte sie wohl wissen, was als nächstes an die Reihe kam: der offene, ruhige Allan oder der temperamentvolle, wütende Allan?
Aber hatte sie nicht selbst auch verschiedene Seiten? Was war das mit der Kaiserin? Mit der Stärke, die ab und zu aus der schüchternen, schweigsamen Rubina hervorbrach?
Erschrocken wirbelte sie herum als sie hinter sich eine Stimme vernahm. "Die Ernte muss bald eingefahren werden. Einige Wochen noch, dann wird das Dorf voller Betriebsamkeit sein." Es war Falk, der in seiner bortengezierten Tunika vor ihr stand. Seine Falten wirkten im hellen Tageslicht nicht ganz so tief wie in der Dunkelheit der Hütte und die silbernen Strähnen seines Haares glänzten in der Sonne. Sonst war sein Haar von einer tiefen, schokoladenbraunen Farbe. Die knorrigen Hände hatte er um einen Stock geschlungen, in dessen oberes viertel reliefartig Runen geschnitzt waren.
Rubina wusste nicht was sie sagen sollte, also wünschte sie ihm nur einen guten Morgen. Falks Blick strich über die Felder, fast zärtlich, und verharrte am Waldrand. Sein Gehirn schien Gedanke um Gedanke fortzuspinnen, bis er sich schließlich besann und meinte: "Kommt mit zu meinem Haus, bei einem Becher guten Met werdet Ihr mir Eure Fragen stellen können." Und ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging los, in dem Gewissen, dass Rubina ihm folgen würde. Das tat sie auch ohne Weiteres. Der Stab mit den Runen pochte auf die festgetretene Erde. Ein eintöniges Klopfen, doch jeder Schlag erschütterte Rubinas Innerstes, erweckte Stück für Stück Erinnerungen. Und die Fragen. Sie wusste, was sie fragen würde. 'Warum?'
Falk stützte sich nicht auf den Stab. Er ging fast aufrecht trotz seines hohen Alters. Denn obgleich Rubina es für die damalige Zeit nur schwer einschätzen konnte, musste er verhältnismäßig sehr alt, ja, fast ein Greis sei. Diesmal hatte er nicht seinen Fuchsfellmantel an, sondern ein grob gewebter, dünner Umhang hing über seine knochige Schultern, an der rechten mit einer schmiedeeisernen Fibel gehalten. Als Rubina einen Blick nach links warf, sah sie einige Männer mit nacktem Oberkörper, die den Wall ausbesserten. Zwei Männer legten einen geraden Stamm auf zwei hölzerne Stützen und begannen, die Rinde abzuschälen, während drei andere einen bereits fertig angespitzten Stamm aufrichteten und tief in die Erde trieben. Davor weideten auf einer saftigen, hohen Wiese kleinwüchsige Rinder und Schafe, daneben sprang ein junges Fohlen ausgelassen um seine Mutter und ein Junge trieb vor ihnen eine Schar Gänse über die Straße. Es schien ein idyllischer Landstrich zu sein, fern von der römischen Zivilisation und friedlich. Nur der Wall zeugte davon, dass sie nicht für immer in Frieden lebten.
Falks Haus war die zweite der zwei kleinen Hütten dieses Dorfes, alle anderen Häuser waren langgestreckt und erinnerten an Stallungen. Dass sie keine Fenster besaßen, überraschte Rubina. Die einzigen Öffnungen waren die Türen und ein Loch unter dem Dachfirst, aus dem der Rauch des offenen Feuers entwich. Der alte Mann trat durch die Türöffnung und lehnte seinen Stab an die Wand, bevor er sich auf einen der drei schlichten Hocker niederließ und Rubina bedeutete, sich ebenfalls zu setzen. Ein grob gezimmerter Tisch bildete das Zentrum des Raumes, an der Wand stand wie bei der Heilerin Naudhiz ein einfach gemauerter Kamin, doch ein Teil des Raumes wurde durch einen dunklen Vorhang abgetrennt. Falk deutete in die Ecke und meinte: "Das sind die Satteltaschen eurer Pferde, ich habe dafür gesorgt, dass niemand sie anrührt." Sie schienen unversehrt zu sein. Rubina drängte es, sie zu durchsuchen, ob nicht doch etwas fehlte, aber sie dachte sich, dass das Gespräch mit Falk wohl wichtiger sei als ihre Sachen. Ein kurzer Moment herrschte Stille. Rubina wusste nicht, wie sie anfangen sollte, und ob sie schon erzählten konnte, dass sie aus der Zukunft kam.
Sie sah dem alten Mann in die Augen. Sie blickten zurück, sanft und weich, und doch scharf und misstrauisch. Rubina öffnete den Mund und schloss ihn wieder. "Allan sagte, dass Ihr die Antwort auf viele Fragen wisst", begann sie schließlich. "Auf einige vielleicht", erwiderte er. "Doch sicher nicht auf alle." "Er ... er meinte, dass die Römer schlechten Einfluss auf die Germanen hätten. Aber sie bringen doch viel Gutes, oder nicht?" Falk wiegte den Kopf. "Ja", sagte er dann. "Ja, das tun sie tatsächlich. Dass sie viel Gutes bringen, meine ich. Allan hasst die Römer, das verschleiert seinen Blick. Dass er in der Sklaverei gelebt hat und von früh bis spät gedemütigt wurde ... ich kann es ihm nicht verdenken. Die Sklaverei ist ein Akt der Römer, den ich mit Argwohn betrachte. Aber ja, sie haben viel Gutes gebracht. Ihre Bauwerke sind gewaltig und standhaft, sie bringen Zivilisation und Aquädukte, Strukturierung und dergleichen, sie bringen Sprache, Bildung, Wissen und Wissenschaften, Medizin ... sie bringen Fortschritt, zweifellos. Doch ist die Frage, ob Fortschritt immer gut ist. Einige sehen das nämlich anders. Ich glaube nicht, dass die Römer noch aufzuhalten sind, obwohl viele gegen sie kämpfen wollen. Ihre Macht und ihr Einfluss sind zu groß. Und die, die in den Genuss der römischen Vorzüge gekommen sind, wechseln ohne Frage auf ihre Seite. Ich denke, man muss sich mit ihnen verbünden und nur so viel von ihnen mitnehmen wie auch gut ist." Er seufzte schwer und richtete seinen Blick auf das Mädchen.
Er musterte ihr Haar, das nach dem Schlafen noch ein wenig zerzaust aussah. Sein Blick wurde seltsam. "Ich habe noch nie eine solche Haarfarbe gesehen", sagte er dann, doch seine Stimme war undurchdringlich und nichts, nicht einmal die kleinste Gefühlsregung las man aus ihr. Rubina blieb die Antwort im Halse stecken. Was sollte sie antworten? Aber Falk schien gar nicht darauf zu warten, sondern fuhr fort: "Ihr kommt sicher von weit her. Doch was ich seltsam finde ..." Er sagte dies frei heraus, ohne jegliche Scheu. Vielleicht war das ihr Glück, denn sonst hätte sie nicht gewagt, die Wahrheit auszusprechen. "Doch was ich seltsam finde ist, dass Ihr kein Gold bei Euch habt, keine Gefolgschaft und kein Tier ... und diese merkwürdigen Dinge." Er hielt inne und seine Augen bohrten sich in ihre.
"Es gibt eine Prophezeiung", sagte er langsam. "Und ein Buch." Falk stand so abrupt auf, dass Rubina zurückschrak und verschwand hinter dem Vorhang, der diesen Raum vom nächsten trennte. Rubina atmete tief ein und stieß die Luft dann wieder aus. "Prophezeiung." Das Wort klang in ihren Ohren nach. Eine Prophezeiung ... und sie betraf SIE? Rubina? Ein Spiel ... ein verrücktes Spiel oder eine Prophezeiung?
Falk kehrte zurück, in der einen Hand eine abgegriffene Rolle Pergament, in der anderen ein Buch mit sprödem Ledereinband. Er hielt es Rubina hin und sie ergriff es mit zitternden Fingern und legte es in ihren Schoß.
"Warte!", sagte Falk plötzlich. Rubina sah auf. Er entrollte das Pergament. Kurz und vielsagend blickte er Rubina an, senkte dann den Blick und begann, zu lesen, und seine Stimme klang als erfüllte sie den Raum, das Land, sprach ein mächtiges Schicksal.
"Die Zukunft wird schreiten in die Vergangenheit. Es wird kommen ein Mädchen mit rubinrotem Haar, zu retten Rom, zu retten die Völker Germaniens, zu retten viele Leben, bevor das Ende kommt."
Sie sah dem alten Mann in die Augen. Sie blickten zurück, sanft und weich, und doch scharf und misstrauisch. Rubina öffnete den Mund und schloss ihn wieder. "Allan sagte, dass Ihr die Antwort auf viele Fragen wisst", begann sie schließlich. "Auf einige vielleicht", erwiderte er. "Doch sicher nicht auf alle." "Er ... er meinte, dass die Römer schlechten Einfluss auf die Germanen hätten. Aber sie bringen doch viel Gutes, oder nicht?" Falk wiegte den Kopf. "Ja", sagte er dann. "Ja, das tun sie tatsächlich. Dass sie viel Gutes bringen, meine ich. Allan hasst die Römer, das verschleiert seinen Blick. Dass er in der Sklaverei gelebt hat und von früh bis spät gedemütigt wurde ... ich kann es ihm nicht verdenken. Die Sklaverei ist ein Akt der Römer, den ich mit Argwohn betrachte. Aber ja, sie haben viel Gutes gebracht. Ihre Bauwerke sind gewaltig und standhaft, sie bringen Zivilisation und Aquädukte, Strukturierung und dergleichen, sie bringen Sprache, Bildung, Wissen und Wissenschaften, Medizin ... sie bringen Fortschritt, zweifellos. Doch ist die Frage, ob Fortschritt immer gut ist. Einige sehen das nämlich anders. Ich glaube nicht, dass die Römer noch aufzuhalten sind, obwohl viele gegen sie kämpfen wollen. Ihre Macht und ihr Einfluss sind zu groß. Und die, die in den Genuss der römischen Vorzüge gekommen sind, wechseln ohne Frage auf ihre Seite. Ich denke, man muss sich mit ihnen verbünden und nur so viel von ihnen mitnehmen wie auch gut ist." Er seufzte schwer und richtete seinen Blick auf das Mädchen.
Er musterte ihr Haar, das nach dem Schlafen noch ein wenig zerzaust aussah. Sein Blick wurde seltsam. "Ich habe noch nie eine solche Haarfarbe gesehen", sagte er dann, doch seine Stimme war undurchdringlich und nichts, nicht einmal die kleinste Gefühlsregung las man aus ihr. Rubina blieb die Antwort im Halse stecken. Was sollte sie antworten? Aber Falk schien gar nicht darauf zu warten, sondern fuhr fort: "Ihr kommt sicher von weit her. Doch was ich seltsam finde ..." Er sagte dies frei heraus, ohne jegliche Scheu. Vielleicht war das ihr Glück, denn sonst hätte sie nicht gewagt, die Wahrheit auszusprechen. "Doch was ich seltsam finde ist, dass Ihr kein Gold bei Euch habt, keine Gefolgschaft und kein Tier ... und diese merkwürdigen Dinge." Er hielt inne und seine Augen bohrten sich in ihre.
"Es gibt eine Prophezeiung", sagte er langsam. "Und ein Buch." Falk stand so abrupt auf, dass Rubina zurückschrak und verschwand hinter dem Vorhang, der diesen Raum vom nächsten trennte. Rubina atmete tief ein und stieß die Luft dann wieder aus. "Prophezeiung." Das Wort klang in ihren Ohren nach. Eine Prophezeiung ... und sie betraf SIE? Rubina? Ein Spiel ... ein verrücktes Spiel oder eine Prophezeiung?
Falk kehrte zurück, in der einen Hand eine abgegriffene Rolle Pergament, in der anderen ein Buch mit sprödem Ledereinband. Er hielt es Rubina hin und sie ergriff es mit zitternden Fingern und legte es in ihren Schoß.
"Warte!", sagte Falk plötzlich. Rubina sah auf. Er entrollte das Pergament. Kurz und vielsagend blickte er Rubina an, senkte dann den Blick und begann, zu lesen, und seine Stimme klang als erfüllte sie den Raum, das Land, sprach ein mächtiges Schicksal.
"Die Zukunft wird schreiten in die Vergangenheit. Es wird kommen ein Mädchen mit rubinrotem Haar, zu retten Rom, zu retten die Völker Germaniens, zu retten viele Leben, bevor das Ende kommt."
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