Vom Jäger zum Gejagten (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

Vom Jäger zum Gejagten (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

So, hiermit poste ich eine (kurze) Kurzgeschichte von mir. Genauer gesagt ist es ein Aufsatz, den wir einmal vor 2 Jahren schreiben mussten, und ich wollte einfach Mal wissen, was ihr davon haltet. Dem Lehrer hat es auf jeden Fall gefallen:). Das ging so: Er zeigte uns ein Bild eines alten, fleckigen Schuhs und es lag an uns, zu schreiben, was alles mit diesem Schuh passiert sein könnte.
Nebenbei angemerkt: Damals war mein Schreibstil noch ziemlich anders als heute, seid also nicht überrascht, wenn es ein bisschen "einfacher" klingt.

Vom Jäger zum Gejagten

Es war Winter geworden in den Rocky Mountains, die Bäume und die steinigen Gipfel waren schneebedeckt, der Fluss führte eisiges Wasser mit sich, es schneite schon seit mehreren Monden ununterbrochen. Die Jagd hatte begonnen. Ich trabte einem Waldrand entlang, auf der Suche nach meiner Beute. Der Wind pfiff um meine haarbedeckten Ohren, der herab fallende Schnee setzte sich in meinem Fell fest. Während ich so dahintrabte, dachte ich über mein trauriges Schicksal nach. Ich, einst stolzes Alphatier eines grossen Rudels, war nun zum ziellos umherstreunenden Einzelgänger geworden. Beim Gedanken an diesen Emporkömmling, der meinen Platz eingenommen hatte, kam unbeschreibliche Wut in mir auf. Doch ich musste mich nun auf das Wesentliche konzentrieren, denn ich jagte nicht Schatten der Vergangenheit nach, sondern echter Beute aus Fleisch und Blut. Die Nase dicht am Boden, nahm ich plötzlich einen seltsamen Geruch wahr, den ich noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Obwohl ich wusste, dass dieser Geruch nicht natürlichen Ursprungs sein konnte, war die Neugier stärker. Ich liess von der Fährte des Kaninchens ab und folgte ihm. Je näher ich dem Ursprung kam, desto stärker wurde der Geruch. Plötzlich hörte ich ein Rauschen. Dieses Geräusch jedoch war mir bekannt, es war der Fluss, der nahe an einer Menschensiedlung vorbei führte. Da sah ich es. Am Flussufer lag ein nur ein alter, schmutziger Schuh. Trotzdem näherte ich mich ihm. Es war verwunderlich. Wieso übte der Schuh eine solche Faszination auf mich aus? Das Leder war nicht mehr im besten Zustand, an vielen Stellen hatte der Schuh Löcher. Er war ausserdem vom vielen Tragen weich geworden, und Schnürsenkel fehlten ebenfalls. Da wusste ich es. Nicht der Schuh war es, der mich magisch anzog, sondern der Geruch desselben hatte mich hergeführt. Unwillkürlich packte ich den Schuh und wollte ihn davontragen, da ertönte plötzlich eine Stimme: „Haha, sieh mal einer an, John, wen wir da angelockt haben!“ – „Ja, genau, dieser Wolf wird unser Vieh in Zukunft nicht mehr belästigen! Los, nimm dein Gewehr und knall diese Bestie ab!“ Hastig schaute ich mich um. Voller Entsetzen stellte ich fest, dass zwei Menschen hinter einem Felsen aufgetaucht waren, und offenbar machten sie Anstalten, auf mich zu schiessen! Ich drehte mich um und rannte so schnell ich nur konnte. Mein Herz raste. Es war eine Falle gewesen! Der Duft des Schuhs war demnach einfach dazu da, um mich und meine Artgenossen anzulocken! Verzweifelt versuchte ich, in den Wald zu gelangen. Doch im Grunde meines Herzens wusste ich, dass diese Aktion fehlschlagen würde. Es war unmöglich, so lange den Schüssen entgehen zu können. Da ertönte ein ohrenbetäubender Knall, der erste Schuss. Ich spürte regelrecht, wie das Geschoss an meinem Ohr vorbei zischte, aber ich rannte weiter. Hinter mir konnte ich leises Fluchen vernehmen. Der Waldrand war nur noch einige Meter entfernt, mein Ziel war nahe. Doch dann fiel der zweite Schuss, und dieser verfehlte sein Ziel nicht.

Ein unvorstellbar heftiger Schmerz durchfuhr meinen Körper, ich überschlug mich und der Schuh, den ich mitgetragen hatte, fiel aus meiner Schnauze vor mir in den Schnee. Er war, blutüberströmt, zu meinem Verhängnis geworden. Die Welt um mich herum wurde trüb, und ich schloss meine Augen. Es war Zeit, in die ewigen Jagdgründe zu gehen. Dort jedenfalls würde ich nicht mehr einsam sein.
Ja, originelle Idee, hübsch geschrieben....
Vll. als Kritikpunkt: Wenn "Vom Jäger zum Gejagten" der Kerninhalt des Textes ist, dann kommt das thematisch nicht so gut rüber. Also daher find ich eher den Titel etwas unpassend :o)

...Aber was ist dann passiert? *neugierig werd* Was ist dann mit dem Schuh geschehen? Hm,...*selber Ideen hab*

PS: Brauchst du den Thread sonst noch? Ansonsten würde ich, falls ich eine Geschichte zu diesem Thema hab, so frei sein und sie hier posten, ok? Wahrscheinlich kommt eh nix, aber mal schauen;)
Nunja, ich brauche den Thread eigentlich nicht mehr:) Poste ruhig, ich hab nichts dagegen. Ja, der Titel hat zugegebenermassen nicht viel mit dem Sinn des Aufsatzes (der Aufgabe) zu tun, was den Schuh anbelangt. Mehr dachte ich, dass der Wolf, auch wenn er kein Kaninchen u.ä. wirklich schlussendlich jagt, trotzdem ein "Jäger" ist. So als typisches Bild, welches wir vom Wolf als Tier haben, sozusagen. Es ist aber, als hätte ich den Schuh als Gegenstand noch irgendwie notdürftig hineingebastelt^^. Aber wie gesagt, schreib ruhig, wenn du willst *achselzuck*.
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