Also hier ist er! Der andere Thread wird natürlich noch fortgesetzt, wer interesse an dem Weiteren Verlauf meiner Geschichte hat, sollte da weiterlesen. Ich setze alles Neue in Farbe rein.
Kapitel 1
Schritte hallten auf dem Gang wieder, Schatten, die seinen und die der flackernden Kerzen kreuzten seinen Weg. Wegen des spärlichen Lichts konnte er kaum etwas erkennen, hörte nur, wie das Wachs der Lampen in einem Regen auf den kühlen glatten Boden fiel. Sein Bild wurde von keinem der zahlreichen Fenster reflektiert, einzig die Nacht starte von draußen auf ihn herab. Mond und Sterne warfen ihren fahlen Schein auf sein Gesicht. Eine gespenstische Ruhe lag auf den Zinnen dieses Schlosses, durch die der pfeifende Wind blies. Der Junge Mann zog den Kragen seines Mantels weiter ins Gesicht. Er hatte, trotz der Wärme das Gefühl, zu frieren. Selten wandte sich sein Blick von dem, in Finsternis verborgenen Weg ab.
Es war Zeit, da ihm seine nächste Aufgabe bevorstand, sie musste gewaltig und von äußerster Wichtigkeit gewesen sein.
Kite hatte ein Gespür für diese Dinge entwickelt. Schon als Kind hatte er die Gefahr gewittert, als andere sich noch in Sicherheit gewogen hatten. Er hatte diese Gabe seinem Vater zu verdanken. Sie wuchs ihm mit den Jahren immer weiter zu, nun, da er bereits achtzehn Winter zählte, kleidete sie ihn wie eine zweite Haut.
Sie war es auch, der er seinen Status am Hofe zu verdanken, mit dem man ihn behandelte.
Kite war gebildet und klug. Sein scharfer Verstand ermöglichte es ihm, Eindrücke auch nach wochenlangen Ritten wiederzugeben und minuziös zu beschreiben.
Es verging eine Weile, bis er den Korridor endlich verlassen konnte und einer der Treppen folgte. Es sollte noch eine Weile dauern, da er den vereinbarten Treffpunkt im höchsten Gebäude erreichen würde, den Turm, den Kite hinter einer der bläulichen Mosaikengläsern erkennen konnte. Dunkle Ziegel zierten seine Spitze, Lichter schimmerten in den kleinen Fenstern. Hunderte von Metern tiefer erahnte er bereits den flachen See. Der dunstige Nebel, der von ihm ausging, schien bis hier her aufzusteigen. Kite verlor sich einen Moment lang in diesem Anblick, verfolgte die Raben, die aus einer Krone der zahlreichen Nadelbäume in die Lüfte aufstoben. Dann setzte er seines Weges fort.
Noch immer war nichts von den Angestellten zu sehen, die sonst über die Flure huschten, sie mussten schon längst zu Bett gegangen sein. Seltsame Blicke musterten ihn, wenn der ein oder andere ihm doch begegnete. Er ignorierte sie, um dann wieder im Zwielicht zu verschwinden.
Ein seltsames Gefühl legte sich auf seinen Magen, wie immer, wenn ein Geheimnis in der Luft lag und er fühlte sich wie in einen Traum versetzt, als er die nächste Flügeltür öffnete.
Gleißendes Licht brannte in seinen Augen, nur unter größter Anstrengung gelang es ihm, sie offen zuhalten. Der Arm, den er schützend vors Gesicht hielt, senkte sich langsam und die zunächst verschwommene Sicht klärte sich langsam.
Was sich vor ihm abspielte, passte nicht zu dem Bild, das er bisher im Hinterkopf gehabt hatte.
Mit Kristallen versetzte Kronleuchter hingen von der Decke hinab, strahlten mit dem Glanz der Kerzenhalter unter den langen, bunten Fenstern. Ungläubig beobachtete Kite die Menschen, edle Leute in schönen Gewändern, die angeregt plauderten, oder über das helle Parkett tanzten. Er konnte sich vorstellen, aufzufallen, in seiner dunklen Kleidung, noch bemerkte man ihn jedoch nicht. Erst, als er den nächsten Schritt in diese Richtung machte, verstummte es um ihn herum. Man beäugte ihn mehr verblüfft als argwöhnisch, selbst die Musiker hatten die Instrumente vergessen und schauten zu ihm hinüber.
Kite räusperte sich höflich. Die Wichtigkeit dieser Menschen konnte er nur erschließen, und doch redete er ohne Zurückhaltung mit ihnen.
„Es stand nicht in meinem Sinne sie zu stören.“, begann er und fügte ohne umschweife hinzu, „Aber ich suche den König. Es ist von äußerster Dringlichkeit.“
Kite tadelte sich insgeheim. Er hatte schon zu viel gesagt, obgleich alles hätte geheim bleiben sollen. Es war schon geschehen, Kite versuchte nicht, die Menge zur Ruhe zu bringen. Schon längst ging ein tiefes Raunen um. Erwartungsvoll blieb er stehen, schaute sie eingehend an.
Außer Zurufen wie „Was macht ein Jüngling wie du hier? Dies ist kein Ort für dich!“, empfing er nichts. Da der König nicht anwesend zu sein schien, ging er eiligen Schrittes durch den Saal, beobachtet von den tuschelnden Gästen. Bald erkannte er noch eine Tür, die im Schatten verborgen lag. Er beschloss, nicht noch mehr Zeit zu verlieren und öffnete sie mit einer Handbewegung es war keine Zeit zu verlieren
Ist noch nicht so viel, aber für den Anfang reicht es hoffentlich.
Kapitel 1
Schritte hallten auf dem Gang wieder, Schatten, die seinen und die der flackernden Kerzen kreuzten seinen Weg. Wegen des spärlichen Lichts konnte er kaum etwas erkennen, hörte nur, wie das Wachs der Lampen in einem Regen auf den kühlen glatten Boden fiel. Sein Bild wurde von keinem der zahlreichen Fenster reflektiert, einzig die Nacht starte von draußen auf ihn herab. Mond und Sterne warfen ihren fahlen Schein auf sein Gesicht. Eine gespenstische Ruhe lag auf den Zinnen dieses Schlosses, durch die der pfeifende Wind blies. Der Junge Mann zog den Kragen seines Mantels weiter ins Gesicht. Er hatte, trotz der Wärme das Gefühl, zu frieren. Selten wandte sich sein Blick von dem, in Finsternis verborgenen Weg ab.
Es war Zeit, da ihm seine nächste Aufgabe bevorstand, sie musste gewaltig und von äußerster Wichtigkeit gewesen sein.
Kite hatte ein Gespür für diese Dinge entwickelt. Schon als Kind hatte er die Gefahr gewittert, als andere sich noch in Sicherheit gewogen hatten. Er hatte diese Gabe seinem Vater zu verdanken. Sie wuchs ihm mit den Jahren immer weiter zu, nun, da er bereits achtzehn Winter zählte, kleidete sie ihn wie eine zweite Haut.
Sie war es auch, der er seinen Status am Hofe zu verdanken, mit dem man ihn behandelte.
Kite war gebildet und klug. Sein scharfer Verstand ermöglichte es ihm, Eindrücke auch nach wochenlangen Ritten wiederzugeben und minuziös zu beschreiben.
Es verging eine Weile, bis er den Korridor endlich verlassen konnte und einer der Treppen folgte. Es sollte noch eine Weile dauern, da er den vereinbarten Treffpunkt im höchsten Gebäude erreichen würde, den Turm, den Kite hinter einer der bläulichen Mosaikengläsern erkennen konnte. Dunkle Ziegel zierten seine Spitze, Lichter schimmerten in den kleinen Fenstern. Hunderte von Metern tiefer erahnte er bereits den flachen See. Der dunstige Nebel, der von ihm ausging, schien bis hier her aufzusteigen. Kite verlor sich einen Moment lang in diesem Anblick, verfolgte die Raben, die aus einer Krone der zahlreichen Nadelbäume in die Lüfte aufstoben. Dann setzte er seines Weges fort.
Noch immer war nichts von den Angestellten zu sehen, die sonst über die Flure huschten, sie mussten schon längst zu Bett gegangen sein. Seltsame Blicke musterten ihn, wenn der ein oder andere ihm doch begegnete. Er ignorierte sie, um dann wieder im Zwielicht zu verschwinden.
Ein seltsames Gefühl legte sich auf seinen Magen, wie immer, wenn ein Geheimnis in der Luft lag und er fühlte sich wie in einen Traum versetzt, als er die nächste Flügeltür öffnete.
Gleißendes Licht brannte in seinen Augen, nur unter größter Anstrengung gelang es ihm, sie offen zuhalten. Der Arm, den er schützend vors Gesicht hielt, senkte sich langsam und die zunächst verschwommene Sicht klärte sich langsam.
Was sich vor ihm abspielte, passte nicht zu dem Bild, das er bisher im Hinterkopf gehabt hatte.
Mit Kristallen versetzte Kronleuchter hingen von der Decke hinab, strahlten mit dem Glanz der Kerzenhalter unter den langen, bunten Fenstern. Ungläubig beobachtete Kite die Menschen, edle Leute in schönen Gewändern, die angeregt plauderten, oder über das helle Parkett tanzten. Er konnte sich vorstellen, aufzufallen, in seiner dunklen Kleidung, noch bemerkte man ihn jedoch nicht. Erst, als er den nächsten Schritt in diese Richtung machte, verstummte es um ihn herum. Man beäugte ihn mehr verblüfft als argwöhnisch, selbst die Musiker hatten die Instrumente vergessen und schauten zu ihm hinüber.
Kite räusperte sich höflich. Die Wichtigkeit dieser Menschen konnte er nur erschließen, und doch redete er ohne Zurückhaltung mit ihnen.
„Es stand nicht in meinem Sinne sie zu stören.“, begann er und fügte ohne umschweife hinzu, „Aber ich suche den König. Es ist von äußerster Dringlichkeit.“
Kite tadelte sich insgeheim. Er hatte schon zu viel gesagt, obgleich alles hätte geheim bleiben sollen. Es war schon geschehen, Kite versuchte nicht, die Menge zur Ruhe zu bringen. Schon längst ging ein tiefes Raunen um. Erwartungsvoll blieb er stehen, schaute sie eingehend an.
Außer Zurufen wie „Was macht ein Jüngling wie du hier? Dies ist kein Ort für dich!“, empfing er nichts. Da der König nicht anwesend zu sein schien, ging er eiligen Schrittes durch den Saal, beobachtet von den tuschelnden Gästen. Bald erkannte er noch eine Tür, die im Schatten verborgen lag. Er beschloss, nicht noch mehr Zeit zu verlieren und öffnete sie mit einer Handbewegung es war keine Zeit zu verlieren
Ist noch nicht so viel, aber für den Anfang reicht es hoffentlich.
^^
*Daumen heb*
SUPERTOLL^^
wie immer....
XD
Deine Story gefällt mir immer besser, also...
Schrieb shcnell weiter sonst krieg ich Entzug^^
*Daumen heb*
SUPERTOLL^^
wie immer....
XD
Deine Story gefällt mir immer besser, also...
Schrieb shcnell weiter sonst krieg ich Entzug^^
Ich schliesse mich an. Das is wirklich sehr hübsch.
Wenn es erwünscht is, geb ich meistens noch eine kleine Kritik von mir:
Einzig das Wort "Angestellte" blieb mir während des Textes im Kopf hängen. Zuerst war da so eine mysteriöse Stimmung, und dann kommt plötzlich "angestellte" herein geplatzt. Gut, es is ein bisschen gar pingelig, aber mich hats einfach ein klein bisschen gestört. Diener oder der Hof, obwohl, dass sind auch nicht gerade schöne Musterbeispiele.
Ich finde die Geschichte wirklich toll. Kann ich auch einfach hier mitlesen, ohne deine andere Geschichte gelesen zu haben?
Wenn es erwünscht is, geb ich meistens noch eine kleine Kritik von mir:
Einzig das Wort "Angestellte" blieb mir während des Textes im Kopf hängen. Zuerst war da so eine mysteriöse Stimmung, und dann kommt plötzlich "angestellte" herein geplatzt. Gut, es is ein bisschen gar pingelig, aber mich hats einfach ein klein bisschen gestört. Diener oder der Hof, obwohl, dass sind auch nicht gerade schöne Musterbeispiele.
Ich finde die Geschichte wirklich toll. Kann ich auch einfach hier mitlesen, ohne deine andere Geschichte gelesen zu haben?
@Kualquappe
Mal sehen, ich habe diesen Teil sowieso noch mal neu geschrieben, aber das poste ich jetzt nicht noch mal.
Und: Ja du kannst mitlesen, wenn ich Zeit habe, schreibe ich hier die Geschichte noch ganz rein.
@Drachenmond & E-glänzender Flügelmann
Fortsetzung kommt noch, ich muss sie aber irgendwie in meinem Computer verlegt haben *such such*
Bis später dann vielleicht.
Mal sehen, ich habe diesen Teil sowieso noch mal neu geschrieben, aber das poste ich jetzt nicht noch mal.
Und: Ja du kannst mitlesen, wenn ich Zeit habe, schreibe ich hier die Geschichte noch ganz rein.
@Drachenmond & E-glänzender Flügelmann
Fortsetzung kommt noch, ich muss sie aber irgendwie in meinem Computer verlegt haben *such such*
Bis später dann vielleicht.
So, ich hab sie mir jetzt auch mal durchgelesen und mag hiermit meine Kritik abgeben:
Du hast Kite meiner Meinung nach gut eingebracht, kurze Charakterbeschreibung, die das Wesentliche umreißt. Allerdings tauchen schon im Anfang einige logische Fehler auf:
...Schatten, die seinen und die der flackernden Kerzen kreuzten seinen Weg.
Du bist der dritte, der bereits diesen Fehler macht, aber Kerzen, die angezündet sind, werfen keine Schatten ;-)
... hörte nur, wie das Wachs der Lampen in einem Regen auf den kühlen glatten Boden fiel.
Nette Metapher, aber Wachs ist an sich eher zähflüssig und hast du schonmal eine Kerze gesehen, deren Wachs "wie Regen" von ihr abtropft? Wenn ja, können die Dinger aber nicht allzu lange brennen oder?
Was ich aber wirklich gut finde, ist diese Beschreibung einer "zweiten Haut", sehr schön verbildlicht.
Die Sache mit den "Angestellten", die Kualquappe angesprochen hat...hm, das kommt drauf an. Ich selbst hätte wohl eher "Bedienstete" genommen, wenn diese Leute für ihre Dienste aber materiell entlohnt werden, dann stimmt "Angestellte" aber durchaus ;-)
Ein bisschen ungewöhnlich verhalten sich die "Feiernden", insbesondere, wenn man sich diesen Satz ins Gedächtnis ruft:
Sie war es auch, der er seinen Status am Hofe zu verdanken, mit dem man ihn behandelte.
Das heißt, dass Kite eine gewisse Autorität am Hof inne hat, weshalb ich die recht forsche und unfreundliche Weise, mit der er abgewimmelt wird, etwas unpassend finde...
Aber, soweit ist es gut und auch ich bin auf die Fortsetzung gespannt^^,
Bis dahin
Du hast Kite meiner Meinung nach gut eingebracht, kurze Charakterbeschreibung, die das Wesentliche umreißt. Allerdings tauchen schon im Anfang einige logische Fehler auf:
...Schatten, die seinen und die der flackernden Kerzen kreuzten seinen Weg.
Du bist der dritte, der bereits diesen Fehler macht, aber Kerzen, die angezündet sind, werfen keine Schatten ;-)
... hörte nur, wie das Wachs der Lampen in einem Regen auf den kühlen glatten Boden fiel.
Nette Metapher, aber Wachs ist an sich eher zähflüssig und hast du schonmal eine Kerze gesehen, deren Wachs "wie Regen" von ihr abtropft? Wenn ja, können die Dinger aber nicht allzu lange brennen oder?
Was ich aber wirklich gut finde, ist diese Beschreibung einer "zweiten Haut", sehr schön verbildlicht.
Die Sache mit den "Angestellten", die Kualquappe angesprochen hat...hm, das kommt drauf an. Ich selbst hätte wohl eher "Bedienstete" genommen, wenn diese Leute für ihre Dienste aber materiell entlohnt werden, dann stimmt "Angestellte" aber durchaus ;-)
Ein bisschen ungewöhnlich verhalten sich die "Feiernden", insbesondere, wenn man sich diesen Satz ins Gedächtnis ruft:
Sie war es auch, der er seinen Status am Hofe zu verdanken, mit dem man ihn behandelte.
Das heißt, dass Kite eine gewisse Autorität am Hof inne hat, weshalb ich die recht forsche und unfreundliche Weise, mit der er abgewimmelt wird, etwas unpassend finde...
Aber, soweit ist es gut und auch ich bin auf die Fortsetzung gespannt^^,
Bis dahin
Ich hatte gehofft, dass du mal schreibst!^^
Endlich mal Kritik. (Bin ja selber nicht anders, von daher)
Aber mit den Feiernden:
Ich meine damit, das er sich am Hofe des Königs einen Status erarbeitet hat, die anderen sind ihm nicht bekannt. Aber das sollte ich noch mehr betonen. Kommt noch!
Endlich mal Kritik. (Bin ja selber nicht anders, von daher)
Aber mit den Feiernden:
Ich meine damit, das er sich am Hofe des Königs einen Status erarbeitet hat, die anderen sind ihm nicht bekannt. Aber das sollte ich noch mehr betonen. Kommt noch!
Hinter diesem Durchgang befand sich nichts als ein weiterer, scheinbar endloser Korridor, den Kite zielstrebig betrat. Seine Schritte prasselten auf den Boden nieder, die Feiernden hörten sie sicher noch vom weiten, klar und durchdringend wie sie waren. Obwohl er sich bemühte, seinen Gang beschleunigte, ragte zu seiner rechten immer noch der Turm auf, immer noch klein und verborgen im Nebel, als käme er um kein Haar voran. Kite gab nicht auf und hielt sich an die Lichter des Gebäudes, bis sich seine Augen endlich an die Dunkelheit gewöhnten, Fugen im Mauerwerk tauchten um ihn herum auf, Gemälde, deren Bedeutung er nicht verstand oder verstehen wollte, Türen zu seiner Linken. Nichts jedoch, schloss darauf, dass dieser Gang ein Ende nehmen würde. Kite sah sich um. Der Weg zurück war wohl noch länger oder kam es ihm nur so vor? Er sollte Recht behalten, denn erleichtert bemerkte er, dass vor ihm ein Tor bis unter die wohl unendlich hohe Decke ragte. Kite rechnete fast damit, in einen selben, eintönigen Flur zu gelangen, stattdessen fand er sich wieder in einem kleinen Zimmer, um nicht zu sagen, einem Kämmerchen. Die Fenster gaben keinen Ausschluss mehr darauf doch... Kite konnte auf die Schlosswand sehen, an der er gerade noch vorbei geeilt war und trat weiter an die Scheibe heran. Kurzerhand öffnete er sie, stützte sich auf den Sims und streckte den Kopf aus dem Fenster. Kühle, feuchte Nachtluft schlug ihm entgegen, zerzauste sein dunkles Haar noch mehr. Er wandte den Blick nach Links und erkannte den Turm, all seine von Tautropfen benetzten Fugen, darunter in einiger Entfernung den schwarzen See. Er schien tatsächlich am Ziel zu sein und zog seinen Kopf wieder hinein. Dann musste dies wohl eine Art Verbindungsraum sein, Kite sah sich um, halb niedergebrannte Kerzen waren auf dem Tisch entzündet, gaben den Blick auf ein Bücherregal. Betrog seine Nase ihn, oder lag wirklich ein leichter Geruch von Tee in der Luft? Seine Sinne täuschten ihn nicht, denn eine schmale, braunhaarige Gestalt mit funkelnden Grünen Augen betrat das Zimmer. Beinahe wäre ihr vor Schreck das Kännchen, von dem der verheißungsvolle Rauch aufstieg, aus der Hand gefallen, doch sie fing sich wieder und fragte unsicher: „Wer seid Ihr?“
Die Frau, eigentlich das Mädchen, um die Siebzehn musste sie sein, musterte ihn neugierig. „Sagt mir euren Namen, Fremder!“ Sie machte einen gepflegten Eindruck, obwohl ihre Gesichtszüge erschöpft wirkten. Sie war wohl ein Mädchen des Hauses und konnte daher nichts über seine Identität wissen. Er hatte nicht vor, etwas daran zu ändern und erwiderte „Den kann ich dir nicht verraten, doch sei sicher, ich bin kein Feind! Ich komme in der Bitte des Königs.“ Nun zuckte sie merklich zusammen, offenbar überrascht. „Der König empfängt euch?“ Dann leuchteten ihre Augen scharf auf. „Wie kommt es, dass ihr nicht am Tage hier wart, so wie jeder, der Audienz verlangt?“ „Wenn du es nicht weißt, wirst du es von mir nicht erfahren.“, gab er gelassen zurück. Zu verwundert über den Ton, den er angeschlagen hatte, war sie nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Ohne zu fragen ging er durch eine andere Tür und schloss sie schwungvoll hinter sich.
Der Weg führte ihn hinauf auf eine Wendeltreppe, dass er die Nacht nicht sah, beunruhigte ihn mit der Zeit, ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihm aus. Immer wieder führten die Stufen um eine Kurve er konnte sie nicht zählen, so viele waren es, sollten es noch werden, und so zählte er dir Minuten, die er in dieser unseligen Runde fest hing.
Kite atmete tief aus, als er den letzten Absatz erreicht hatte und klopfte an Hinter diesem Durchgang befand sich nichts als ein weiterer, scheinbar endloser Korridor, den Kite zielstrebig betrat. Seine Schritte prasselten auf den Boden nieder, die Feiernden hörten sie sicher noch vom weiten, klar und durchdringend wie sie waren. Obwohl er sich bemühte, seinen Gang beschleunigte, ragte zu seiner rechten immer noch der Turm auf, immer noch klein und verborgen im Nebel, als käme er um kein Haar voran. Kite gab nicht auf und hielt sich an die Lichter des Gebäudes, bis sich seine Augen endlich an die Dunkelheit gewöhnten, Fugen im Mauerwerk tauchten um ihn herum auf, Gemälde, deren Bedeutung er nicht verstand oder verstehen wollte, Türen zu seiner Linken. Nichts jedoch, schloss darauf, dass dieser Gang ein Ende nehmen würde. Kite sah sich um. Der Weg zurück war wohl noch länger oder kam es ihm nur so vor? Er sollte Recht behalten, denn erleichtert bemerkte er, dass vor ihm ein Tor bis unter die wohl unendlich hohe Decke ragte. Kite rechnete fast damit, in einen selben, eintönigen Flur zu gelangen, stattdessen fand er sich wieder in einem kleinen Zimmer, um nicht zu sagen, einem Kämmerchen. Die Fenster gaben keinen Ausschluss mehr darauf doch... Kite konnte auf die Schlosswand sehen, an der er gerade noch vorbei geeilt war und trat weiter an die Scheibe heran. Kurzerhand öffnete er sie, stützte sich auf den Sims und streckte den Kopf aus dem Fenster. Kühle, feuchte Nachtluft schlug ihm entgegen, zerzauste sein dunkles Haar noch mehr. Er wandte den Blick nach Links und erkannte den Turm, all seine von Tautropfen benetzten Fugen, darunter in einiger Entfernung den schwarzen See. Er schien tatsächlich am Ziel zu sein und zog seinen Kopf wieder hinein. Dann musste dies wohl eine Art Verbindungsraum sein, Kite sah sich um, halb niedergebrannte Kerzen waren auf dem Tisch entzündet, gaben den Blick auf ein Bücherregal. Betrog seine Nase ihn, oder lag wirklich ein leichter Geruch von Tee in der Luft? Seine Sinne täuschten ihn nicht, denn eine schmale, braunhaarige Gestalt mit funkelnden Grünen Augen betrat das Zimmer. Beinahe wäre ihr vor Schreck das Kännchen, von dem der verheißungsvolle Rauch aufstieg, aus der Hand gefallen, doch sie fing sich wieder und fragte unsicher: „Wer seid Ihr?“
Die Frau, eigentlich das Mädchen, um die Siebzehn musste sie sein, musterte ihn neugierig. „Sagt mir euren Namen, Fremder!“ Sie machte einen gepflegten Eindruck, obwohl ihre Gesichtszüge erschöpft wirkten. Sie war wohl ein Mädchen des Hauses und konnte daher nichts über seine Identität wissen. Er hatte nicht vor, etwas daran zu ändern und erwiderte „Den kann ich dir nicht verraten, doch sei sicher, ich bin kein Feind! Ich komme in der Bitte des Königs.“ Nun zuckte sie merklich zusammen, offenbar überrascht. „Der König empfängt euch?“ Dann leuchteten ihre Augen scharf auf. „Wie kommt es, dass ihr nicht am Tage hier wart, so wie jeder, der Audienz verlangt?“ „Wenn du es nicht weißt, wirst du es von mir nicht erfahren.“, gab er gelassen zurück. Zu verwundert über den Ton, den er angeschlagen hatte, war sie nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Ohne zu fragen ging er durch eine andere Tür und schloss sie schwungvoll hinter sich.
Der Weg führte ihn hinauf auf eine Wendeltreppe, dass er die Nacht nicht sah, beunruhigte ihn mit der Zeit, ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihm aus. Immer wieder führten die Stufen um eine Kurve er konnte sie nicht zählen, so viele waren es, sollten es noch werden, und so zählte er dir Minuten, die er in dieser unseligen Runde fest hing.
Kite atmete tief aus, als er den letzten Absatz erreicht hatte und klopfte an Hinter diesem Durchgang befand sich nichts als ein weiterer, scheinbar endloser Korridor, den Kite zielstrebig betrat. Seine Schritte prasselten auf den Boden nieder, die Feiernden hörten sie sicher noch vom weiten, klar und durchdringend wie sie waren. Obwohl er sich bemühte, seinen Gang beschleunigte, ragte zu seiner rechten immer noch der Turm auf, immer noch klein und verborgen im Nebel, als käme er um kein Haar voran. Kite gab nicht auf und hielt sich an die Lichter des Gebäudes, bis sich seine Augen endlich an die Dunkelheit gewöhnten, Fugen im Mauerwerk tauchten um ihn herum auf, Gemälde, deren Bedeutung er nicht verstand oder verstehen wollte, Türen zu seiner Linken. Nichts jedoch, schloss darauf, dass dieser Gang ein Ende nehmen würde. Kite sah sich um. Der Weg zurück war wohl noch länger oder kam es ihm nur so vor? Er sollte Recht behalten, denn erleichtert bemerkte er, dass vor ihm ein Tor bis unter die wohl unendlich hohe Decke ragte. Kite rechnete fast damit, in einen selben, eintönigen Flur zu gelangen, stattdessen fand er sich wieder in einem kleinen Zimmer, um nicht zu sagen, einem Kämmerchen. Die Fenster gaben keinen Ausschluss mehr darauf doch... Kite konnte auf die Schlosswand sehen, an der er gerade noch vorbei geeilt war und trat weiter an die Scheibe heran. Kurzerhand öffnete er sie, stützte sich auf den Sims und streckte den Kopf aus dem Fenster. Kühle, feuchte Nachtluft schlug ihm entgegen, zerzauste sein dunkles Haar noch mehr. Er wandte den Blick nach Links und erkannte den Turm, all seine von Tautropfen benetzten Fugen, darunter in einiger Entfernung den schwarzen See. Er schien tatsächlich am Ziel zu sein und zog seinen Kopf wieder hinein. Dann musste dies wohl eine Art Verbindungsraum sein, Kite sah sich um, halb niedergebrannte Kerzen waren auf dem Tisch entzündet, gaben den Blick auf ein Bücherregal. Betrog seine Nase ihn, oder lag wirklich ein leichter Geruch von Tee in der Luft? Seine Sinne täuschten ihn nicht, denn eine schmale, braunhaarige Gestalt mit funkelnden Grünen Augen betrat das Zimmer. Beinahe wäre ihr vor Schreck das Kännchen, von dem der verheißungsvolle Rauch aufstieg, aus der Hand gefallen, doch sie fing sich wieder und fragte unsicher: „Wer seid Ihr?“
Die Frau, eigentlich das Mädchen, um die Siebzehn musste sie sein, musterte ihn neugierig. „Sagt mir euren Namen, Fremder!“ Sie machte einen gepflegten Eindruck, obwohl ihre Gesichtszüge erschöpft wirkten. Sie war wohl ein Mädchen des Hauses und konnte daher nichts über seine Identität wissen. Er hatte nicht vor, etwas daran zu ändern und erwiderte „Den kann ich dir nicht verraten, doch sei sicher, ich bin kein Feind! Ich komme in der Bitte des Königs.“ Nun zuckte sie merklich zusammen, offenbar überrascht. „Der König empfängt euch?“ Dann leuchteten ihre Augen scharf auf. „Wie kommt es, dass ihr nicht am Tage hier wart, so wie jeder, der Audienz verlangt?“ „Wenn du es nicht weißt, wirst du es von mir nicht erfahren.“, gab er gelassen zurück. Zu verwundert über den Ton, den er angeschlagen hatte, war sie nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Ohne zu fragen ging er durch eine andere Tür und schloss sie schwungvoll hinter sich.
Der Weg führte ihn hinauf auf eine Wendeltreppe, dass er die Nacht nicht sah, beunruhigte ihn mit der Zeit, ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihm aus. Immer wieder führten die Stufen um eine Kurve er konnte sie nicht zählen, so viele waren es, sollten es noch werden, und so zählte er dir Minuten, die er in dieser unseligen Runde fest hing.
Kite atmete tief aus, als er den letzten Absatz erreicht hatte und klopfte an, doch auch nach einer Weile öffnete ihm niemand. War der König nicht da? Nein, dass konnte nicht sein, so war es vereinbart, und der König hielt bekanntlich sein Wort. Ungeduld erwachte in ihm, doch was würde geschehen, wenn er ohne Erlaubnis eintrat?
Die Frau, eigentlich das Mädchen, um die Siebzehn musste sie sein, musterte ihn neugierig. „Sagt mir euren Namen, Fremder!“ Sie machte einen gepflegten Eindruck, obwohl ihre Gesichtszüge erschöpft wirkten. Sie war wohl ein Mädchen des Hauses und konnte daher nichts über seine Identität wissen. Er hatte nicht vor, etwas daran zu ändern und erwiderte „Den kann ich dir nicht verraten, doch sei sicher, ich bin kein Feind! Ich komme in der Bitte des Königs.“ Nun zuckte sie merklich zusammen, offenbar überrascht. „Der König empfängt euch?“ Dann leuchteten ihre Augen scharf auf. „Wie kommt es, dass ihr nicht am Tage hier wart, so wie jeder, der Audienz verlangt?“ „Wenn du es nicht weißt, wirst du es von mir nicht erfahren.“, gab er gelassen zurück. Zu verwundert über den Ton, den er angeschlagen hatte, war sie nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Ohne zu fragen ging er durch eine andere Tür und schloss sie schwungvoll hinter sich.
Der Weg führte ihn hinauf auf eine Wendeltreppe, dass er die Nacht nicht sah, beunruhigte ihn mit der Zeit, ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihm aus. Immer wieder führten die Stufen um eine Kurve er konnte sie nicht zählen, so viele waren es, sollten es noch werden, und so zählte er dir Minuten, die er in dieser unseligen Runde fest hing.
Kite atmete tief aus, als er den letzten Absatz erreicht hatte und klopfte an Hinter diesem Durchgang befand sich nichts als ein weiterer, scheinbar endloser Korridor, den Kite zielstrebig betrat. Seine Schritte prasselten auf den Boden nieder, die Feiernden hörten sie sicher noch vom weiten, klar und durchdringend wie sie waren. Obwohl er sich bemühte, seinen Gang beschleunigte, ragte zu seiner rechten immer noch der Turm auf, immer noch klein und verborgen im Nebel, als käme er um kein Haar voran. Kite gab nicht auf und hielt sich an die Lichter des Gebäudes, bis sich seine Augen endlich an die Dunkelheit gewöhnten, Fugen im Mauerwerk tauchten um ihn herum auf, Gemälde, deren Bedeutung er nicht verstand oder verstehen wollte, Türen zu seiner Linken. Nichts jedoch, schloss darauf, dass dieser Gang ein Ende nehmen würde. Kite sah sich um. Der Weg zurück war wohl noch länger oder kam es ihm nur so vor? Er sollte Recht behalten, denn erleichtert bemerkte er, dass vor ihm ein Tor bis unter die wohl unendlich hohe Decke ragte. Kite rechnete fast damit, in einen selben, eintönigen Flur zu gelangen, stattdessen fand er sich wieder in einem kleinen Zimmer, um nicht zu sagen, einem Kämmerchen. Die Fenster gaben keinen Ausschluss mehr darauf doch... Kite konnte auf die Schlosswand sehen, an der er gerade noch vorbei geeilt war und trat weiter an die Scheibe heran. Kurzerhand öffnete er sie, stützte sich auf den Sims und streckte den Kopf aus dem Fenster. Kühle, feuchte Nachtluft schlug ihm entgegen, zerzauste sein dunkles Haar noch mehr. Er wandte den Blick nach Links und erkannte den Turm, all seine von Tautropfen benetzten Fugen, darunter in einiger Entfernung den schwarzen See. Er schien tatsächlich am Ziel zu sein und zog seinen Kopf wieder hinein. Dann musste dies wohl eine Art Verbindungsraum sein, Kite sah sich um, halb niedergebrannte Kerzen waren auf dem Tisch entzündet, gaben den Blick auf ein Bücherregal. Betrog seine Nase ihn, oder lag wirklich ein leichter Geruch von Tee in der Luft? Seine Sinne täuschten ihn nicht, denn eine schmale, braunhaarige Gestalt mit funkelnden Grünen Augen betrat das Zimmer. Beinahe wäre ihr vor Schreck das Kännchen, von dem der verheißungsvolle Rauch aufstieg, aus der Hand gefallen, doch sie fing sich wieder und fragte unsicher: „Wer seid Ihr?“
Die Frau, eigentlich das Mädchen, um die Siebzehn musste sie sein, musterte ihn neugierig. „Sagt mir euren Namen, Fremder!“ Sie machte einen gepflegten Eindruck, obwohl ihre Gesichtszüge erschöpft wirkten. Sie war wohl ein Mädchen des Hauses und konnte daher nichts über seine Identität wissen. Er hatte nicht vor, etwas daran zu ändern und erwiderte „Den kann ich dir nicht verraten, doch sei sicher, ich bin kein Feind! Ich komme in der Bitte des Königs.“ Nun zuckte sie merklich zusammen, offenbar überrascht. „Der König empfängt euch?“ Dann leuchteten ihre Augen scharf auf. „Wie kommt es, dass ihr nicht am Tage hier wart, so wie jeder, der Audienz verlangt?“ „Wenn du es nicht weißt, wirst du es von mir nicht erfahren.“, gab er gelassen zurück. Zu verwundert über den Ton, den er angeschlagen hatte, war sie nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Ohne zu fragen ging er durch eine andere Tür und schloss sie schwungvoll hinter sich.
Der Weg führte ihn hinauf auf eine Wendeltreppe, dass er die Nacht nicht sah, beunruhigte ihn mit der Zeit, ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihm aus. Immer wieder führten die Stufen um eine Kurve er konnte sie nicht zählen, so viele waren es, sollten es noch werden, und so zählte er dir Minuten, die er in dieser unseligen Runde fest hing.
Kite atmete tief aus, als er den letzten Absatz erreicht hatte und klopfte an Hinter diesem Durchgang befand sich nichts als ein weiterer, scheinbar endloser Korridor, den Kite zielstrebig betrat. Seine Schritte prasselten auf den Boden nieder, die Feiernden hörten sie sicher noch vom weiten, klar und durchdringend wie sie waren. Obwohl er sich bemühte, seinen Gang beschleunigte, ragte zu seiner rechten immer noch der Turm auf, immer noch klein und verborgen im Nebel, als käme er um kein Haar voran. Kite gab nicht auf und hielt sich an die Lichter des Gebäudes, bis sich seine Augen endlich an die Dunkelheit gewöhnten, Fugen im Mauerwerk tauchten um ihn herum auf, Gemälde, deren Bedeutung er nicht verstand oder verstehen wollte, Türen zu seiner Linken. Nichts jedoch, schloss darauf, dass dieser Gang ein Ende nehmen würde. Kite sah sich um. Der Weg zurück war wohl noch länger oder kam es ihm nur so vor? Er sollte Recht behalten, denn erleichtert bemerkte er, dass vor ihm ein Tor bis unter die wohl unendlich hohe Decke ragte. Kite rechnete fast damit, in einen selben, eintönigen Flur zu gelangen, stattdessen fand er sich wieder in einem kleinen Zimmer, um nicht zu sagen, einem Kämmerchen. Die Fenster gaben keinen Ausschluss mehr darauf doch... Kite konnte auf die Schlosswand sehen, an der er gerade noch vorbei geeilt war und trat weiter an die Scheibe heran. Kurzerhand öffnete er sie, stützte sich auf den Sims und streckte den Kopf aus dem Fenster. Kühle, feuchte Nachtluft schlug ihm entgegen, zerzauste sein dunkles Haar noch mehr. Er wandte den Blick nach Links und erkannte den Turm, all seine von Tautropfen benetzten Fugen, darunter in einiger Entfernung den schwarzen See. Er schien tatsächlich am Ziel zu sein und zog seinen Kopf wieder hinein. Dann musste dies wohl eine Art Verbindungsraum sein, Kite sah sich um, halb niedergebrannte Kerzen waren auf dem Tisch entzündet, gaben den Blick auf ein Bücherregal. Betrog seine Nase ihn, oder lag wirklich ein leichter Geruch von Tee in der Luft? Seine Sinne täuschten ihn nicht, denn eine schmale, braunhaarige Gestalt mit funkelnden Grünen Augen betrat das Zimmer. Beinahe wäre ihr vor Schreck das Kännchen, von dem der verheißungsvolle Rauch aufstieg, aus der Hand gefallen, doch sie fing sich wieder und fragte unsicher: „Wer seid Ihr?“
Die Frau, eigentlich das Mädchen, um die Siebzehn musste sie sein, musterte ihn neugierig. „Sagt mir euren Namen, Fremder!“ Sie machte einen gepflegten Eindruck, obwohl ihre Gesichtszüge erschöpft wirkten. Sie war wohl ein Mädchen des Hauses und konnte daher nichts über seine Identität wissen. Er hatte nicht vor, etwas daran zu ändern und erwiderte „Den kann ich dir nicht verraten, doch sei sicher, ich bin kein Feind! Ich komme in der Bitte des Königs.“ Nun zuckte sie merklich zusammen, offenbar überrascht. „Der König empfängt euch?“ Dann leuchteten ihre Augen scharf auf. „Wie kommt es, dass ihr nicht am Tage hier wart, so wie jeder, der Audienz verlangt?“ „Wenn du es nicht weißt, wirst du es von mir nicht erfahren.“, gab er gelassen zurück. Zu verwundert über den Ton, den er angeschlagen hatte, war sie nicht in der Lage, ihn aufzuhalten. Ohne zu fragen ging er durch eine andere Tür und schloss sie schwungvoll hinter sich.
Der Weg führte ihn hinauf auf eine Wendeltreppe, dass er die Nacht nicht sah, beunruhigte ihn mit der Zeit, ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihm aus. Immer wieder führten die Stufen um eine Kurve er konnte sie nicht zählen, so viele waren es, sollten es noch werden, und so zählte er dir Minuten, die er in dieser unseligen Runde fest hing.
Kite atmete tief aus, als er den letzten Absatz erreicht hatte und klopfte an, doch auch nach einer Weile öffnete ihm niemand. War der König nicht da? Nein, dass konnte nicht sein, so war es vereinbart, und der König hielt bekanntlich sein Wort. Ungeduld erwachte in ihm, doch was würde geschehen, wenn er ohne Erlaubnis eintrat?
Wunderschöner Text. Spannend zum Lesen und so;) Mein Kommi:
Du hast wahrscheinlich gesehn, dass du ein kleines Durcheinander mit dem Text hast; egal.
Seine Schritte prasselten auf den Boden nieder, die Feiernden hörten sie sicher noch vom weiten, klar und durchdringend wie sie waren.
Nicht unbedingt falsch. Stilistisch etwas sonderbar. Aber wenn du's haben willst, lass es ruhig.
Beinahe wäre ihr vor Schreck das Kännchen, von dem der verheißungsvolle Rauch aufstieg, aus der Hand gefallen, doch sie fing sich wieder und fragte unsicher:...
Also mit diesem Satz hat sich für mich die Spannung in Luft aufgelöst;) Mit kürzeren Sätzen hättest du sie beibehalten können. Ist aber auch nicht so schlimm.
Abgesehen davon, hast du das Mädchen stark charakterisiert. Wenn du es nie mehr in der Geschichte erwähnst, ist es ein wenig übertrieben beschrieben.
Naja, das alte Sprichwort: Nur OS abwarten, der räumt schon auf!;)
Du hast wahrscheinlich gesehn, dass du ein kleines Durcheinander mit dem Text hast; egal.
Seine Schritte prasselten auf den Boden nieder, die Feiernden hörten sie sicher noch vom weiten, klar und durchdringend wie sie waren.
Nicht unbedingt falsch. Stilistisch etwas sonderbar. Aber wenn du's haben willst, lass es ruhig.
Beinahe wäre ihr vor Schreck das Kännchen, von dem der verheißungsvolle Rauch aufstieg, aus der Hand gefallen, doch sie fing sich wieder und fragte unsicher:...
Also mit diesem Satz hat sich für mich die Spannung in Luft aufgelöst;) Mit kürzeren Sätzen hättest du sie beibehalten können. Ist aber auch nicht so schlimm.
Abgesehen davon, hast du das Mädchen stark charakterisiert. Wenn du es nie mehr in der Geschichte erwähnst, ist es ein wenig übertrieben beschrieben.
Naja, das alte Sprichwort: Nur OS abwarten, der räumt schon auf!;)
Ähm? ist dir da irgendwi ein Fehler passiert oder ist das ABsicht, dass sich alles wiederholt?
ANsonsten gefällt es mir wie immer (welche Überraschug) supergut^^
p.s. ich hab zwar ein paar fehlercen entdeckt aber O.S. wird sicher ncith auf sich warten lassen^^
ANsonsten gefällt es mir wie immer (welche Überraschug) supergut^^
p.s. ich hab zwar ein paar fehlercen entdeckt aber O.S. wird sicher ncith auf sich warten lassen^^
Sry als ich aufgerufen ahbe war dein Beitrag ncith da
aber die Retourkutsche ist unlustig lass dir doch mal selber was einfallen.
aber die Retourkutsche ist unlustig lass dir doch mal selber was einfallen.
Ach, jetzt wird mir schon vorgeworfen ich sei unoriginell?;)
Ne, lassen wir das spammen. Ich werd die Klappe halten.
Ne, lassen wir das spammen. Ich werd die Klappe halten.
Denkt euch den letzten Absatz "Kite atmete tief aus... usw." weg, da ist ein Fehler beim Kopieren aufgetreten und ich dachte ich hätte ihn schon behoben. Naja, dann hier:
Kite atmete tief aus, als er den letzten Absatz bestieg, klopfte und kündigte sich an. In der Zeit in der er wartete, schaute er immer wieder über das Geländer nach unten, eine Ewigkeit trennte ihn vom Boden. Das Mädchen schien ihm nicht gefolgt zu sein, stellte er zufrieden fest. Der gepflegte Ton, den er den Menschen hier angeschlagen hatte, das war nicht sein Klang, seine Stimme, und doch eignete er sich ihn immer wieder an, um Situationen wie diesen zu entkommen und beherrschte ihn mittlerweile so gut, dass er als Königssohn hätte in Erscheinung treten können. Während er nachdachte, öffnete man noch immer nicht, und so klopfte er wieder, eingehender und lauter. War dies überhaupt der Raum, in dem sich der König befand? Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, wenn er ohne Erlaubnis die Tür aufschlug, weiter hier zu verharren, missfiel ihm jedoch ebenfalls. Was hätte er tun können. „Der König muss es erfahren.“, redete er sich ein, „Wenn nicht, dann..“
Kite stoß gegen das dunkle Holz, das sich mit einem Klicken aus dem Schloss löste. Knarrend ging sie weiter auf, gab Stück für Stück einen Blick auf das nächste Zimmer frei. Kite beobachtete es aufmerksam. Sessel und Polstermöbel erschienen, allerdings saß niemand in ihnen. War er allein hier? Kite runzelte die Stirn, trat ein und lugte um die Ecken. Der Raum war nicht größer gewesen als der unten, nur sehr viel stilvoller. Verzierter Stoff war auf ein kleines Sofa gespannt, Kite glaubte, eingenähtes Gold darin zu erkennen, war sich jedoch nicht sicher. Es stand hinter einem Tisch aus Ebenholz, auf dem keinerlei Lichter brannten. Jemand musste doch hier sein, rief er sich ins Gedächtnis. „So hat man es mir gesagt.“, fluchte er innerlich
Kite rief sich zurück. Wie in aus einem Traum erwacht, versetzte er sich in diese, seine missliche Lage zurück. Hatte ihn soeben jemand angerufen? Er sah sich um und suchte nach einem Hinweis, einer Nachricht, als er eine Schemenhafte Gestalt, die er von hier aus kaum erkennen konnte, so wenig wie die Treppe, von der sie zu kommen schien. Erst bei genauerem Hinsehen wusste Kite, er war es! „Kite, wie ich sehe, bist du da.“, sprach der König in väterlichem Ton zu dem Jungen. Eine gedrungene Gestalt tauchte zu seiner Rechten auf. Er wirkte arm und bemitleidenswert, seinem stolzen Herrn gegenüber, doch Kite spürte, dass er wichtiger sein musste, als es den Anschein hatte.
„Ja.“, erwiderte er, und überlegte angestrengt, wie er dem König in diesem Mauern hätte seine Ehrerbietung machen können. Er beschloss, dass es das beste war, man rührte sich nicht und wartete auf Anweisungen, so wie er es in seiner Ausbildung gelernt hatte.
„Wenn ich mir die Frage erlauben darf,“, räusperte er sich, „was waren das für Menschen dort unten im Saal?“
Er blickte nach draußen, hinab auf die Festhalle, die selbst von ihr oben ersichtlich war.
„Ein unwichtiger Anlass. Meine Nichte feiert zutage ihren Geburtstag, sie zählt nun vierzehn Sommer.“
„Ein unwichtiger Anlass?“, wiederholte Kite verblüfft. Nie hatte er gehört, dass der König in so nebensächlichem Ton von seiner Familie berichtete. „Ich nehme an, was du zu melden versuchst, muss wesentlich wichtiger sein, sonst hättest du uns nicht erst zu so später Stunde ersuchen wollen.“
„Wie ihr meint.“, antwortete Kite leise. Ihm wurde ein Platz zugewiesen und er setzte sich ohne zu widersprechen. Sie warteten einen Moment auf das Dienstmädchen, es warf ihm einen regelrecht vernichtenden Blick zu, vermutlich über die Empörung, die es immer noch empfand, während es edles Geschirr auf dem Tisch abstellte, Tee in die Tassen goss. Sobald sie verschwunden war, griff Kite danach, eilig und doch gesittet und nahm einen tiefen Zug. Seine Kehle war trocken gewesen, er hatte das Gefühl, ewig nicht mehr getrunken zu haben und einen unbeschreiblichen Hunger, den er jedoch verschwieg.
„So denn.“, fuhr der König fort, „Was gedenkst du nun, mir zu berichten?“
Kite holte ein letztes Mal Luft. „Es hat mit den Angelegenheiten zwischen Euch und Aluca zu tun.“ Die Wörter flossen nur zögernd aus seinem Mund, er erhielt die Reaktion, die er erwartet, befürchtet hatte. Das freundliche Lächeln auf dem Gesicht seines Gegenübers verstarb, wurde bleich, mit angespannten Zügen.
„Hoheit?“, vergewisserte er sich eingehend.
Er lachte voller Bitternis. „Ich hatte geahnt, dass so etwas geschehen würde, dass es noch lange nicht vorbei sein würde.“
„Wie meint ihr...“
Zum ersten Mal ergriff nun auch der Berater das Wort, fiel in das seine, noch bevor er seine Frage aussprechen konnte. Bisher hatte er geschwiegen, machte jetzt aber von jener Weisheit Gebrauch, die ihm längst ins Gesicht geschrieben stand. „Das wäre eine Katastrophe, Herr.“, sagte er in ruhigem Tone. Sichtlich verärgert stand der König auf. „Darüber bin ich mir selbst im Klaren.“ Kite schaute durch den Vorhang seiner zerzausten, rabenschwarzen Haare auf in das Gesicht des Mannes. Gewöhnlich war der König dafür bekannt gewesen, in jeder erdenklichen Lagen einen Kühlen Kopf zu bewahren, doch heute verhielt er sich aus einem ihm unbekannten Grund anders. Heute war seine Haut Weiß wie der Nebel, der an der Turmsäule hing, Augenringe zeichneten sich ihm ab, Merkmale, die Kite zunächst kaum wahrgenommen hatte, sie schienen plötzlich gekommen zu sein, wie mit einem Pinsel gezeichnet. Sie ähnelten mehr aufgerissenen Wunden und mit einem Schlag kam es ihm in den Sinn. Wusste der König mehr, als er geglaubt hatte? Über Aluca, den rätselhaften Mann, von dem selbst Amon, sein Ziehvater, wenn man es so nennen wollte, ihm keinen Bericht erstattet hatte? Was hatte es damit auf sich?
„Woher weißt du von Aluca?“, fragte der Alte weiterhin. Kite begann zu erzählen, von den Gesprächen verdächtiger Gruppen, die er hatte belauschen sollen, ungewöhnlichem Gerede, dessen Bedeutung er zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte.
„Findet ihr es angemessen, dem Jungen alles anzuvertrauen?“, wandte er sich plötzlich wieder an den König, der bis dahin nicht wieder etwas verlautet hatte. Er nickte stumm, sah versonnen aus dem Fenster.
„Es ereignete sich vor mehr als einer Dekade. Wie du sicher weißt, gab es unzählige Kriege zwischen Dur und dem unseren Land Dur und dem Außerhalb.“ Er bejahte. Wie oft schon, hatte er über die Völker und ihre Schlachten gelesen, die sich häufig in unerwartetem, magischem Ende bewegten, sich so in den Schleier der Mythen kleideten. Als Kind hatte er sich gefragt, ob sie wohl wahr waren, heute erschienen sie ihm unwahrscheinlicher denn je. „Hast du auch von der Legende gehört, das Land habe sich gespalten, sei zerbrochen?“
Nun fuhr er auf. Was für einen Unsinn gab der Alte da von sich? „Das verstehe ich nicht.“, antwortete Kite, „Ich habe nie von einem Solchen Geschehen gehört. Was soll passiert sein?“
Der Alte erhob sich mühsam aus seinem Sessel und fuhr mit der Hand über eines der nahen Bücherregale. Scheinbar suchte er und zog in der Tat nach einer Weile einen dicken Wälzer, ein in rotes Papier gewickeltes Buch.
Aerowen stand darauf geschrieben zusammen mit einer Reihe andere Symbole und Verästelungen, die er zu entziffern allerdings nicht in den Lage war. Gespannt erwartete er, was der Greis als nächstes würde vorhaben, er durchkämmte die halb zerfallenen Seiten offenbar nach einer Passage, die er sich aufmerksam durchlas.
„Du hast nie von ihnen erfahren? Von den Schlachten um Aerowen?“
Kite sah auf, er erinnerte sich doch. „Die Stadt in den Wolken? Natürlich, jeder weis um ihren Inhalt. Aber ich hatte das bisher für eine Legende gehalten.“
„Jaja, du bist kein naives Kind mehr, doch glaube mir, hinter all dem verbirgt sich mehr als du annimmst.“
„Das ist unmöglich!“, wandte Kite scharf ein, „Es gibt keine Magie
„Du magst Recht haben, in unserer Welt gibt es tatsächlich keine Magie. Nicht mehr... Sie ist aus dem Lande und dem Herzen der Menschen verschwunden, zumindest geschwächt.“
Kite nahm an, das dies das Geschwätz eines Verrückten sein musste, und doch war dort etwas, das ihn glauben ließ. Innerlich verlachte er sich jetzt für seine Naivität, obwohl er gefallen daran fand. Die Vorstellung, es gebe so etwas wie das Übernatürliche war verlockend und erschreckend zu gleich. Er überlegte, was für eine Wirkung eine solche Macht auf die Menschen haben würde, was man mit ihr hätte erreichen können. Dann triumphierte wieder die Vernunft über ihn. „Ich kann zwar nicht daran glauben.“, sagte er schließlich, „Aber ich werde ausführen, was ihr mir auferlegt. Was habt Ihr nun vor?“ „Es wäre zu viel der Erklärung auf einmal.“, erwiderte nun der König, „Aber ich will, dass du in die Wälder gehst.“ „In die Wälder?“, fragte Kite überrascht, soweit ihm bekannt war, hatten die Waldleute sich bisher immer aus allem heraus gehalten. Was sollte ihn dort erwarten? „Auch wenn es merkwürdig erscheint...“, erwiderte sein Herr, als hätte er seine Gedanken lesen können, „Aber wir brauchen etwas, das seit Jahrhunderten in den Wäldern verborgen wird.“ Er reichte ihm eine Karte, Kite nahm sie neugierig entgegen. Sein genaueres Ziel war darauf eingezeichnet. „Das ist alles?“, fragte er, „Es würde mir leichter fallen, hätte ich...“ „Erklärungen? Die wirst du schon noch bekommen, alles zu seiner Zeit.“ Kite erhob sich noch immer skeptisch. Sein Tatendrang hätte ihn am liebsten sofort aufbrechen lassen, doch es war spät und die Nacht ungewiss. Das Dienstmädchen betrat erneut den Raum, befehligt, ihm ein Zimmer zuzuweisen und mit ihr verließ er das Zimmer. Der Alte verlor sich in den Flammen, die an der Rückwand des Kamins leckten und schwarze Rußflecken heraufbeschworen. „Oh ja, Kite.“, flüsterte er, „Es gibt dieses Land. Und du bist einer der besten Beweise dafür.“
*
Wie ein grauer Vorhang lag der Regen über der Ebene, es nieselte schon seit Stunden, in tiefen Senken und dort, wo sich die Rinnsale zwischen Fichten und Eichen wanden, hatten sich dichte Nebel niedergelassen. Der Karren jedoch, rumpelte unbeeindruckt über den nassen Waldweg, mit der selben Gleichgültigkeit der zwei ziehenden Maultiere, die fortwährend weitertrotteten. Oben auf dem Bock, saßen zwei graubraun gekleidete Gestalten, in Mäntel und Decken gehüllt, um von der Kälte des Aprilmorgens so wenig wie möglich an Belästigung zu erfahren. „Wie weit is´ es noch?“, fragte der eine und seine laute Stimme erhellte den gesamten Wald. Wie sein Gefährte hatte er seine Kapuze weit in die Stirn gezogen, nur das Doppelkinn und die wulstigen Lippen waren noch zu erkennen. „Ich weiß nicht. Dieser verdammte Regen...“, murmelte der jüngere, wesentlich schmalere von Beiden. Sein helles, braunes Haar lugte unter dem Rand seiner Kopfbedeckung hervor, so wie die warmen Rehaugen, die sich verzweifelt einen Weg durch das verschwommene Bild suchten.
Während Blatt- und Buschwerk zunächst Großteile des Wassers von ihren Häuptern abgehalten hatten, prasselte es nun, das sie die Waldgrenze überquert und ins Freie gekommen waren, noch stärker auf sie ein. Der junge Mann vergrub seine Hände unter einem Tuch, hinter ihm holperte und rüttelte es immer mehr. „Noah, wir können wohl kaum im Freien übernachten.“, bemerkte sein Kamerad und er musste zustimmen. „Du hast Recht. Aber ich erinnere mich wieder... Irgendwo in der Nähe gibt es eine Stadt, an dessen Wirtshaus ich des Öfteren ausgeliefert habe.“ „Denkst du, wir können das bezahlen?“ „Weshalb nicht? Er drückt sicher ein Auge zu, wenn er mich sieht. Außerdem kennt er meinen Vater.“ „Wie du meinst.“, gab der andere zurück.
Sie erreichten das Dorf bald nach Abend, wobei der wolkenverhangene Regen Tag und Nacht nicht voneinander unterscheiden ließ. Noah zog sich die Kapuze vom Kopf, als sie das Lokal betraten. Trotz des Schutzes war das zerzauste Haar völlig durchnässt, die schmalen Wangen blass, nicht braungebrannt, wie sonst. Er schüttelte ein paar Strähnen aus den Schläfen, bevor er den Barmann ansprach. „Noah!“, erwiderte dieser und erkannte ihn sogleich wieder. „Es ist lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben, du hast dich verändert.“ Noah lächelte, diese Reaktion hatte er sich erhofft. „Wir suchen Unterkunft, haben aber kein Geld bei uns. Es wäre nur diese eine Nacht.“ „Selbstverständlich.“, entgegnete der Wirt ohne langes Zögern, offenbar kannten sie sich tatsächlich bestens. „Jetzt setzt euch erstmal, ich mache euch etwas zu trinken.“ Zurück kam er mit dampfenden Krügen und Tellern, auf denen sich Hühnerkeulen fanden. „Habt ihr es schon gehört?“, fragte er. „Was?“, erwiderte Noah mit vollem Munde. „Es soll Angriffe auf die östlichen Dörfer gegeben haben.“ Dem Jungen blieb beinahe das Essen im Hals stecken und er prustete: „Das ist nicht möglich, in Irm hätten wir etwas mitbekommen müssen.“ „Das hättet ihr, aber die Anschläge sollen alle Gestern Nacht stattgefunden haben.“ Noah schluckte, Irm, sein Heimatdorf, befand sich nicht allzu weit vom Osten entfernt, war vielleicht etwas geschehen? „In deiner Stadt geht alles seinen gewohnten Gang.“, sagte der Wirt, als hätte er seine Gedanken lesen können. „Aber wer hat dir das erzählt?“, fragte er weiterhin. Der Mann deutete auf eine Gestalt, die sich im hinteren Teil des Gasthofes aufhielt. Noah würdigte ihn eines abschätzenden Blickes, bevor er sich wieder nach vorn wandte. „Das ist doch sicher ein Kerl aus dem Wald, nicht?“, bemerkte er herablassend, „Die sind bekannt für den Unsinn, den sie verbreiten.“ „Dessen wäre ich mir nicht so sicher.“, entgegnete sein Gefährte nun, „Vom Wald aus, können sie es gar nicht übersehen haben.“ „Ich glaube nicht wirklich daran, aber wir sollten trotzdem schnell nach Hause kommen.“ „Was würdest du denn unternehmen, sollte tatsächlich etwas passieren? Selbst diese Dörfer, die sie um einiges mehr an Soldaten aufzuweisen hatten, sind dem Erdboden gleichgemacht worden. Was soll ein Örtchen wie Irm dagegen unternehmen?“ „Lach du nur.“, rief Noah herausfordernd, „Das mag daran liegen, dass viele unserer Kräfte an die Grenzen geschickt worden sind.“ „Zur Zeit werden unzählige Revolten gegen unser Land geführt, es war das einzig Richtige.“ „Ach, meinst du?“, meldete sich plötzlich ein Fremder vom Nachbartisch zu Wort, „Was kümmert es den König schon, was mit unseren Dörfern geschieht?“ „Er hat recht!“, sandte ein nächster aus. Noahs Gefährte seufzte, er war nicht darauf bedacht, einen Tumult in diesem Geschäft heraufzubeschwören und erklärte seinem jungen Begleiter, dass es Zeit war, zu Bett zu gehen. „Wir werden vor Morgengrauen aufbrechen.“, entschied er und Noah stimmte wortlos zu. Der Barmann führte sie in eines der Zimmer im ersten Stock. Sogleich ließ der Jüngling sich auf das weiche Bett fallen und streifte sich die Stiefel von den von Muskelkater geplagten, langen Beinen. Bald schon bemerkte er, wie sich Müdigkeit in seine Augen schlich und obschon er sich noch Gedanken über das Gespräch machen wollte, schlief er sofort ein.
Sonnenlicht viel ihm auf das Gesicht, dass an diesem Morgen um einiges an Farbe zurückgewonnen hatte, als er zum Fenster hinaus sah, erblickte er weite, grüne Ebenen und darüber einen klaren Blauen Himmel. Beste Voraussetzungen also, um einiges an Weg zu bewältigen. So dachte wohl auch sein Begleiter, der unten bereits damit beschäftigt war, den Karren aufzuladen und den Tieren das Zaumzeug anzuspannen. Gähnend streckte Noah die schwachen Gliedmaßen und zog sich die Schuhe an. Auf die noch immer feuchte Jacke verzichtete er, nahm sie in die Hand und ging aus der Tür. Starke kalte Windzüge, wie sie für den Frühlingsmorgen üblich waren, streiften seine Wangen und die Spitze Nase, als er sich zu den beiden Männern gesellte und das weiche Fell der zwei Braunen streichelte. „Es wird Zeit, Noah, du hast schon genug vergeudet.“, tadelte man ihn und er saß stöhnend auf. Nach einem kurzen Wort der Danksagung, setzte sich der Wagen auch schon in Bewegung, rumpelte weiter gen Osten. „Ich frage mich, ob an der Sache etwas dran ist. Aber warum sollte es jemand auf die kleineren Städtchen abgesehen haben? Simon?“ Der Stämmige schreckte aus seiner Erstarrung auf, in der er den Karren gelenkt hatte. „Ich habe keine Ahnung. Aber es macht mir Sorgen, auch wenn ich den Waldleuten kein wahrhaftiges Vertrauen schenken kann. Wir werden sehen, was das zu bedeuten hatte.“
*
Vorsichtig und langsam, bei jedem Griff die Höhe suchend, arbeitete sich Kite von Astgabel zu Astgabel aufwärts. Seine Kleidung und seine schlanken, langen Finger waren Grün und schmutzig, Moos fiel von den oberen Gabeln auf ihn herab, er blinzelte sie aus seinen dunklen Augen. Es half nichts, dieser Weg war zwar mühsam, doch um liegende Hügelkette war zu hoch, als dass er vom Boden aus auf den Wald hatte blicken können. Jetzt schaute er direkt auf ihn herab, die Bäume lagen noch ein gutes Stück von ihm entfernt, also schwang er sich mit einer Bewegung wieder zur Erde und stieg auf sein Pferd. Den ganzen Tag war er unterwegs gewesen, meist im Sattel, nun freute er sich, endlich wieder im Schatten reiten und der Hitze entkommen zu können. Mit einem Tritt in die Flanken, trieb er sein Pferd erneut an.
So nebenbeiL: Könnte mir jemand von euch verraten, was Zaróc in Eragon kann? Ich glaube, aber ich hoffe es ist nicht so, dass ein paar Parallelen zu meiner Geschichte auftreten könnten. Abgeguckt habe ich nicht, so weit habe ich das Buch noch gar nicht gelesen.
Also bis dann!
Kite atmete tief aus, als er den letzten Absatz bestieg, klopfte und kündigte sich an. In der Zeit in der er wartete, schaute er immer wieder über das Geländer nach unten, eine Ewigkeit trennte ihn vom Boden. Das Mädchen schien ihm nicht gefolgt zu sein, stellte er zufrieden fest. Der gepflegte Ton, den er den Menschen hier angeschlagen hatte, das war nicht sein Klang, seine Stimme, und doch eignete er sich ihn immer wieder an, um Situationen wie diesen zu entkommen und beherrschte ihn mittlerweile so gut, dass er als Königssohn hätte in Erscheinung treten können. Während er nachdachte, öffnete man noch immer nicht, und so klopfte er wieder, eingehender und lauter. War dies überhaupt der Raum, in dem sich der König befand? Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, wenn er ohne Erlaubnis die Tür aufschlug, weiter hier zu verharren, missfiel ihm jedoch ebenfalls. Was hätte er tun können. „Der König muss es erfahren.“, redete er sich ein, „Wenn nicht, dann..“
Kite stoß gegen das dunkle Holz, das sich mit einem Klicken aus dem Schloss löste. Knarrend ging sie weiter auf, gab Stück für Stück einen Blick auf das nächste Zimmer frei. Kite beobachtete es aufmerksam. Sessel und Polstermöbel erschienen, allerdings saß niemand in ihnen. War er allein hier? Kite runzelte die Stirn, trat ein und lugte um die Ecken. Der Raum war nicht größer gewesen als der unten, nur sehr viel stilvoller. Verzierter Stoff war auf ein kleines Sofa gespannt, Kite glaubte, eingenähtes Gold darin zu erkennen, war sich jedoch nicht sicher. Es stand hinter einem Tisch aus Ebenholz, auf dem keinerlei Lichter brannten. Jemand musste doch hier sein, rief er sich ins Gedächtnis. „So hat man es mir gesagt.“, fluchte er innerlich
Kite rief sich zurück. Wie in aus einem Traum erwacht, versetzte er sich in diese, seine missliche Lage zurück. Hatte ihn soeben jemand angerufen? Er sah sich um und suchte nach einem Hinweis, einer Nachricht, als er eine Schemenhafte Gestalt, die er von hier aus kaum erkennen konnte, so wenig wie die Treppe, von der sie zu kommen schien. Erst bei genauerem Hinsehen wusste Kite, er war es! „Kite, wie ich sehe, bist du da.“, sprach der König in väterlichem Ton zu dem Jungen. Eine gedrungene Gestalt tauchte zu seiner Rechten auf. Er wirkte arm und bemitleidenswert, seinem stolzen Herrn gegenüber, doch Kite spürte, dass er wichtiger sein musste, als es den Anschein hatte.
„Ja.“, erwiderte er, und überlegte angestrengt, wie er dem König in diesem Mauern hätte seine Ehrerbietung machen können. Er beschloss, dass es das beste war, man rührte sich nicht und wartete auf Anweisungen, so wie er es in seiner Ausbildung gelernt hatte.
„Wenn ich mir die Frage erlauben darf,“, räusperte er sich, „was waren das für Menschen dort unten im Saal?“
Er blickte nach draußen, hinab auf die Festhalle, die selbst von ihr oben ersichtlich war.
„Ein unwichtiger Anlass. Meine Nichte feiert zutage ihren Geburtstag, sie zählt nun vierzehn Sommer.“
„Ein unwichtiger Anlass?“, wiederholte Kite verblüfft. Nie hatte er gehört, dass der König in so nebensächlichem Ton von seiner Familie berichtete. „Ich nehme an, was du zu melden versuchst, muss wesentlich wichtiger sein, sonst hättest du uns nicht erst zu so später Stunde ersuchen wollen.“
„Wie ihr meint.“, antwortete Kite leise. Ihm wurde ein Platz zugewiesen und er setzte sich ohne zu widersprechen. Sie warteten einen Moment auf das Dienstmädchen, es warf ihm einen regelrecht vernichtenden Blick zu, vermutlich über die Empörung, die es immer noch empfand, während es edles Geschirr auf dem Tisch abstellte, Tee in die Tassen goss. Sobald sie verschwunden war, griff Kite danach, eilig und doch gesittet und nahm einen tiefen Zug. Seine Kehle war trocken gewesen, er hatte das Gefühl, ewig nicht mehr getrunken zu haben und einen unbeschreiblichen Hunger, den er jedoch verschwieg.
„So denn.“, fuhr der König fort, „Was gedenkst du nun, mir zu berichten?“
Kite holte ein letztes Mal Luft. „Es hat mit den Angelegenheiten zwischen Euch und Aluca zu tun.“ Die Wörter flossen nur zögernd aus seinem Mund, er erhielt die Reaktion, die er erwartet, befürchtet hatte. Das freundliche Lächeln auf dem Gesicht seines Gegenübers verstarb, wurde bleich, mit angespannten Zügen.
„Hoheit?“, vergewisserte er sich eingehend.
Er lachte voller Bitternis. „Ich hatte geahnt, dass so etwas geschehen würde, dass es noch lange nicht vorbei sein würde.“
„Wie meint ihr...“
Zum ersten Mal ergriff nun auch der Berater das Wort, fiel in das seine, noch bevor er seine Frage aussprechen konnte. Bisher hatte er geschwiegen, machte jetzt aber von jener Weisheit Gebrauch, die ihm längst ins Gesicht geschrieben stand. „Das wäre eine Katastrophe, Herr.“, sagte er in ruhigem Tone. Sichtlich verärgert stand der König auf. „Darüber bin ich mir selbst im Klaren.“ Kite schaute durch den Vorhang seiner zerzausten, rabenschwarzen Haare auf in das Gesicht des Mannes. Gewöhnlich war der König dafür bekannt gewesen, in jeder erdenklichen Lagen einen Kühlen Kopf zu bewahren, doch heute verhielt er sich aus einem ihm unbekannten Grund anders. Heute war seine Haut Weiß wie der Nebel, der an der Turmsäule hing, Augenringe zeichneten sich ihm ab, Merkmale, die Kite zunächst kaum wahrgenommen hatte, sie schienen plötzlich gekommen zu sein, wie mit einem Pinsel gezeichnet. Sie ähnelten mehr aufgerissenen Wunden und mit einem Schlag kam es ihm in den Sinn. Wusste der König mehr, als er geglaubt hatte? Über Aluca, den rätselhaften Mann, von dem selbst Amon, sein Ziehvater, wenn man es so nennen wollte, ihm keinen Bericht erstattet hatte? Was hatte es damit auf sich?
„Woher weißt du von Aluca?“, fragte der Alte weiterhin. Kite begann zu erzählen, von den Gesprächen verdächtiger Gruppen, die er hatte belauschen sollen, ungewöhnlichem Gerede, dessen Bedeutung er zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte.
„Findet ihr es angemessen, dem Jungen alles anzuvertrauen?“, wandte er sich plötzlich wieder an den König, der bis dahin nicht wieder etwas verlautet hatte. Er nickte stumm, sah versonnen aus dem Fenster.
„Es ereignete sich vor mehr als einer Dekade. Wie du sicher weißt, gab es unzählige Kriege zwischen Dur und dem unseren Land Dur und dem Außerhalb.“ Er bejahte. Wie oft schon, hatte er über die Völker und ihre Schlachten gelesen, die sich häufig in unerwartetem, magischem Ende bewegten, sich so in den Schleier der Mythen kleideten. Als Kind hatte er sich gefragt, ob sie wohl wahr waren, heute erschienen sie ihm unwahrscheinlicher denn je. „Hast du auch von der Legende gehört, das Land habe sich gespalten, sei zerbrochen?“
Nun fuhr er auf. Was für einen Unsinn gab der Alte da von sich? „Das verstehe ich nicht.“, antwortete Kite, „Ich habe nie von einem Solchen Geschehen gehört. Was soll passiert sein?“
Der Alte erhob sich mühsam aus seinem Sessel und fuhr mit der Hand über eines der nahen Bücherregale. Scheinbar suchte er und zog in der Tat nach einer Weile einen dicken Wälzer, ein in rotes Papier gewickeltes Buch.
Aerowen stand darauf geschrieben zusammen mit einer Reihe andere Symbole und Verästelungen, die er zu entziffern allerdings nicht in den Lage war. Gespannt erwartete er, was der Greis als nächstes würde vorhaben, er durchkämmte die halb zerfallenen Seiten offenbar nach einer Passage, die er sich aufmerksam durchlas.
„Du hast nie von ihnen erfahren? Von den Schlachten um Aerowen?“
Kite sah auf, er erinnerte sich doch. „Die Stadt in den Wolken? Natürlich, jeder weis um ihren Inhalt. Aber ich hatte das bisher für eine Legende gehalten.“
„Jaja, du bist kein naives Kind mehr, doch glaube mir, hinter all dem verbirgt sich mehr als du annimmst.“
„Das ist unmöglich!“, wandte Kite scharf ein, „Es gibt keine Magie
„Du magst Recht haben, in unserer Welt gibt es tatsächlich keine Magie. Nicht mehr... Sie ist aus dem Lande und dem Herzen der Menschen verschwunden, zumindest geschwächt.“
Kite nahm an, das dies das Geschwätz eines Verrückten sein musste, und doch war dort etwas, das ihn glauben ließ. Innerlich verlachte er sich jetzt für seine Naivität, obwohl er gefallen daran fand. Die Vorstellung, es gebe so etwas wie das Übernatürliche war verlockend und erschreckend zu gleich. Er überlegte, was für eine Wirkung eine solche Macht auf die Menschen haben würde, was man mit ihr hätte erreichen können. Dann triumphierte wieder die Vernunft über ihn. „Ich kann zwar nicht daran glauben.“, sagte er schließlich, „Aber ich werde ausführen, was ihr mir auferlegt. Was habt Ihr nun vor?“ „Es wäre zu viel der Erklärung auf einmal.“, erwiderte nun der König, „Aber ich will, dass du in die Wälder gehst.“ „In die Wälder?“, fragte Kite überrascht, soweit ihm bekannt war, hatten die Waldleute sich bisher immer aus allem heraus gehalten. Was sollte ihn dort erwarten? „Auch wenn es merkwürdig erscheint...“, erwiderte sein Herr, als hätte er seine Gedanken lesen können, „Aber wir brauchen etwas, das seit Jahrhunderten in den Wäldern verborgen wird.“ Er reichte ihm eine Karte, Kite nahm sie neugierig entgegen. Sein genaueres Ziel war darauf eingezeichnet. „Das ist alles?“, fragte er, „Es würde mir leichter fallen, hätte ich...“ „Erklärungen? Die wirst du schon noch bekommen, alles zu seiner Zeit.“ Kite erhob sich noch immer skeptisch. Sein Tatendrang hätte ihn am liebsten sofort aufbrechen lassen, doch es war spät und die Nacht ungewiss. Das Dienstmädchen betrat erneut den Raum, befehligt, ihm ein Zimmer zuzuweisen und mit ihr verließ er das Zimmer. Der Alte verlor sich in den Flammen, die an der Rückwand des Kamins leckten und schwarze Rußflecken heraufbeschworen. „Oh ja, Kite.“, flüsterte er, „Es gibt dieses Land. Und du bist einer der besten Beweise dafür.“
*
Wie ein grauer Vorhang lag der Regen über der Ebene, es nieselte schon seit Stunden, in tiefen Senken und dort, wo sich die Rinnsale zwischen Fichten und Eichen wanden, hatten sich dichte Nebel niedergelassen. Der Karren jedoch, rumpelte unbeeindruckt über den nassen Waldweg, mit der selben Gleichgültigkeit der zwei ziehenden Maultiere, die fortwährend weitertrotteten. Oben auf dem Bock, saßen zwei graubraun gekleidete Gestalten, in Mäntel und Decken gehüllt, um von der Kälte des Aprilmorgens so wenig wie möglich an Belästigung zu erfahren. „Wie weit is´ es noch?“, fragte der eine und seine laute Stimme erhellte den gesamten Wald. Wie sein Gefährte hatte er seine Kapuze weit in die Stirn gezogen, nur das Doppelkinn und die wulstigen Lippen waren noch zu erkennen. „Ich weiß nicht. Dieser verdammte Regen...“, murmelte der jüngere, wesentlich schmalere von Beiden. Sein helles, braunes Haar lugte unter dem Rand seiner Kopfbedeckung hervor, so wie die warmen Rehaugen, die sich verzweifelt einen Weg durch das verschwommene Bild suchten.
Während Blatt- und Buschwerk zunächst Großteile des Wassers von ihren Häuptern abgehalten hatten, prasselte es nun, das sie die Waldgrenze überquert und ins Freie gekommen waren, noch stärker auf sie ein. Der junge Mann vergrub seine Hände unter einem Tuch, hinter ihm holperte und rüttelte es immer mehr. „Noah, wir können wohl kaum im Freien übernachten.“, bemerkte sein Kamerad und er musste zustimmen. „Du hast Recht. Aber ich erinnere mich wieder... Irgendwo in der Nähe gibt es eine Stadt, an dessen Wirtshaus ich des Öfteren ausgeliefert habe.“ „Denkst du, wir können das bezahlen?“ „Weshalb nicht? Er drückt sicher ein Auge zu, wenn er mich sieht. Außerdem kennt er meinen Vater.“ „Wie du meinst.“, gab der andere zurück.
Sie erreichten das Dorf bald nach Abend, wobei der wolkenverhangene Regen Tag und Nacht nicht voneinander unterscheiden ließ. Noah zog sich die Kapuze vom Kopf, als sie das Lokal betraten. Trotz des Schutzes war das zerzauste Haar völlig durchnässt, die schmalen Wangen blass, nicht braungebrannt, wie sonst. Er schüttelte ein paar Strähnen aus den Schläfen, bevor er den Barmann ansprach. „Noah!“, erwiderte dieser und erkannte ihn sogleich wieder. „Es ist lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben, du hast dich verändert.“ Noah lächelte, diese Reaktion hatte er sich erhofft. „Wir suchen Unterkunft, haben aber kein Geld bei uns. Es wäre nur diese eine Nacht.“ „Selbstverständlich.“, entgegnete der Wirt ohne langes Zögern, offenbar kannten sie sich tatsächlich bestens. „Jetzt setzt euch erstmal, ich mache euch etwas zu trinken.“ Zurück kam er mit dampfenden Krügen und Tellern, auf denen sich Hühnerkeulen fanden. „Habt ihr es schon gehört?“, fragte er. „Was?“, erwiderte Noah mit vollem Munde. „Es soll Angriffe auf die östlichen Dörfer gegeben haben.“ Dem Jungen blieb beinahe das Essen im Hals stecken und er prustete: „Das ist nicht möglich, in Irm hätten wir etwas mitbekommen müssen.“ „Das hättet ihr, aber die Anschläge sollen alle Gestern Nacht stattgefunden haben.“ Noah schluckte, Irm, sein Heimatdorf, befand sich nicht allzu weit vom Osten entfernt, war vielleicht etwas geschehen? „In deiner Stadt geht alles seinen gewohnten Gang.“, sagte der Wirt, als hätte er seine Gedanken lesen können. „Aber wer hat dir das erzählt?“, fragte er weiterhin. Der Mann deutete auf eine Gestalt, die sich im hinteren Teil des Gasthofes aufhielt. Noah würdigte ihn eines abschätzenden Blickes, bevor er sich wieder nach vorn wandte. „Das ist doch sicher ein Kerl aus dem Wald, nicht?“, bemerkte er herablassend, „Die sind bekannt für den Unsinn, den sie verbreiten.“ „Dessen wäre ich mir nicht so sicher.“, entgegnete sein Gefährte nun, „Vom Wald aus, können sie es gar nicht übersehen haben.“ „Ich glaube nicht wirklich daran, aber wir sollten trotzdem schnell nach Hause kommen.“ „Was würdest du denn unternehmen, sollte tatsächlich etwas passieren? Selbst diese Dörfer, die sie um einiges mehr an Soldaten aufzuweisen hatten, sind dem Erdboden gleichgemacht worden. Was soll ein Örtchen wie Irm dagegen unternehmen?“ „Lach du nur.“, rief Noah herausfordernd, „Das mag daran liegen, dass viele unserer Kräfte an die Grenzen geschickt worden sind.“ „Zur Zeit werden unzählige Revolten gegen unser Land geführt, es war das einzig Richtige.“ „Ach, meinst du?“, meldete sich plötzlich ein Fremder vom Nachbartisch zu Wort, „Was kümmert es den König schon, was mit unseren Dörfern geschieht?“ „Er hat recht!“, sandte ein nächster aus. Noahs Gefährte seufzte, er war nicht darauf bedacht, einen Tumult in diesem Geschäft heraufzubeschwören und erklärte seinem jungen Begleiter, dass es Zeit war, zu Bett zu gehen. „Wir werden vor Morgengrauen aufbrechen.“, entschied er und Noah stimmte wortlos zu. Der Barmann führte sie in eines der Zimmer im ersten Stock. Sogleich ließ der Jüngling sich auf das weiche Bett fallen und streifte sich die Stiefel von den von Muskelkater geplagten, langen Beinen. Bald schon bemerkte er, wie sich Müdigkeit in seine Augen schlich und obschon er sich noch Gedanken über das Gespräch machen wollte, schlief er sofort ein.
Sonnenlicht viel ihm auf das Gesicht, dass an diesem Morgen um einiges an Farbe zurückgewonnen hatte, als er zum Fenster hinaus sah, erblickte er weite, grüne Ebenen und darüber einen klaren Blauen Himmel. Beste Voraussetzungen also, um einiges an Weg zu bewältigen. So dachte wohl auch sein Begleiter, der unten bereits damit beschäftigt war, den Karren aufzuladen und den Tieren das Zaumzeug anzuspannen. Gähnend streckte Noah die schwachen Gliedmaßen und zog sich die Schuhe an. Auf die noch immer feuchte Jacke verzichtete er, nahm sie in die Hand und ging aus der Tür. Starke kalte Windzüge, wie sie für den Frühlingsmorgen üblich waren, streiften seine Wangen und die Spitze Nase, als er sich zu den beiden Männern gesellte und das weiche Fell der zwei Braunen streichelte. „Es wird Zeit, Noah, du hast schon genug vergeudet.“, tadelte man ihn und er saß stöhnend auf. Nach einem kurzen Wort der Danksagung, setzte sich der Wagen auch schon in Bewegung, rumpelte weiter gen Osten. „Ich frage mich, ob an der Sache etwas dran ist. Aber warum sollte es jemand auf die kleineren Städtchen abgesehen haben? Simon?“ Der Stämmige schreckte aus seiner Erstarrung auf, in der er den Karren gelenkt hatte. „Ich habe keine Ahnung. Aber es macht mir Sorgen, auch wenn ich den Waldleuten kein wahrhaftiges Vertrauen schenken kann. Wir werden sehen, was das zu bedeuten hatte.“
*
Vorsichtig und langsam, bei jedem Griff die Höhe suchend, arbeitete sich Kite von Astgabel zu Astgabel aufwärts. Seine Kleidung und seine schlanken, langen Finger waren Grün und schmutzig, Moos fiel von den oberen Gabeln auf ihn herab, er blinzelte sie aus seinen dunklen Augen. Es half nichts, dieser Weg war zwar mühsam, doch um liegende Hügelkette war zu hoch, als dass er vom Boden aus auf den Wald hatte blicken können. Jetzt schaute er direkt auf ihn herab, die Bäume lagen noch ein gutes Stück von ihm entfernt, also schwang er sich mit einer Bewegung wieder zur Erde und stieg auf sein Pferd. Den ganzen Tag war er unterwegs gewesen, meist im Sattel, nun freute er sich, endlich wieder im Schatten reiten und der Hitze entkommen zu können. Mit einem Tritt in die Flanken, trieb er sein Pferd erneut an.
So nebenbeiL: Könnte mir jemand von euch verraten, was Zaróc in Eragon kann? Ich glaube, aber ich hoffe es ist nicht so, dass ein paar Parallelen zu meiner Geschichte auftreten könnten. Abgeguckt habe ich nicht, so weit habe ich das Buch noch gar nicht gelesen.
Also bis dann!
Super. Respekt, ich hätte das nicht mal mit Glück so spannend hinkriegen können. Ich versuch trotzdem was anzumerken:
Die Wörter flossen nur zögernd aus seinem Mund,...
Naja, ich finde >fliessen< hier mit "zögernd" nicht angebracht.
Das einzige, was mir noch aufgefallen is, ist dass Noah's Begleiter ein bisschen gar zurückhalten ist im Gespräch. Für das, das er einen relativ autoritären Eindruck macht.
Aber das is wirklich sehr gut! Sowas macht einfach Spass zu lesen;)
Die Wörter flossen nur zögernd aus seinem Mund,...
Naja, ich finde >fliessen< hier mit "zögernd" nicht angebracht.
Das einzige, was mir noch aufgefallen is, ist dass Noah's Begleiter ein bisschen gar zurückhalten ist im Gespräch. Für das, das er einen relativ autoritären Eindruck macht.
Aber das is wirklich sehr gut! Sowas macht einfach Spass zu lesen;)
Das habe ich mir auch überlegt, aber in der Hinsicht, dass Noah der Sohn des Bürgermeisters ist (klärt sich noch), finde ich, es geht. Ich stelle den König bei ihrem Treffen auch noch in den Vordergrund.
Also zum ersten Beitrag kann ich nur sagen respekt. Wenn ich versuche so etwas zu schreiben geht das immer vll daneben!
Okay, hier kommt die Fortsetzung, obwohl alle meine Ansprechpartner irgendwie verschwunden sind *das ist ein Vorwurf*
Ich brauch euch ja gar nicht! *lüg* ^^
Egal... mit dem Abschluss des ersten Kapitels bind ich noch nicht so glücklich, ich poste ihn trotzdem erst einmal, damit ich weiterschreiben kann.
Also:
Außerdem konnte er so unerkannt weiter ziehen, was auf ihn wartete, konnte man in diesem Lande nie wissen. Oft war es ihm von Amon eingeredet worden, der Lehrer hatte seinen Schüler in eine harte Schule genommen, mit täglicher Übung; er wurde gelobt, getadelt, geprüft und von Mal zu Mal wurden seine Fähigkeiten besser. Er hatte ihn des Häufigen auf seinen Ritten begleitet, auf diesen weiten schweifenden Gängen und Kite hatte die Wesen zu nennen, die hier hausten, Mensch und Tier und so war auch sein Selbstvertrauen von Monat zu Monat gewachsen. Es kam der Tag, an dem er Amon mitgeteilt hatte: nun seien Dinge zu erledigen, die Suche nach seinem Vater, dem Mörder, wie man ihn wollte, zunächst sträubte Kite sich gegen diese Vorstellung, bis sie auch über ihn gesiegt hatte. Nun hatte sie ihn an den König geführt, ihn zu einem seiner Krieger gemacht und es erfüllte Kite mit stolz, im Dienste des Landes zu stehen.
Kite verinnerlichte sich noch einmal die Sätze des Königs, vielmehr die des Alten, auch wenn es ihm missfiel. „So etwas wie Zauberei gibt es nicht.“, sagte er sich fest entschlossen, „Ich habe keine Ahnung, was der König vorhat, aber meinen Dienst kann ich ihm nicht abschlagen.“ Zögernd versetzte er seinem Pferd einen Stoß in die Flanken, das Tier gab einen Schrei von sich und flog dem Waldrand entgegen. Unheil lag über diesem Ort, dessen war er sich sicher. „Die Waldleute glauben an Magie.“, dachte er und es bereitete ihm Kopfschütteln. Sie waren es, die Gerüchte durch die Welt ziehen ließen, warum also ihnen glauben, dass sie die Rettung in den Händen hielten? Kite beschloss, nicht weiter darüber zu urteilen, zumal er ja nicht einmal wusste, worin die Gefahr bestand. Warum stellte der König kein Heer auf, um gegen die Feinde zu kämpfen?
Er seufzte und ließ das Tier einen kleinen Hang hinauf klettern, seine hagere, hochgewachsene Gestalt verschwand in der Dunkelheit zwischen den Tannen.
*
Das Wetter hatte sich bereits geklärt, als sie die höheren Ebenen des Landes erreichten, Noah und sein Gefährte Simon streiften erleichtert die dicke Kleidung ab. „Bald sind wir daheim.“, versprach der Mann seinem Begleiter. Normalerweise zog er, der Sohn des Bürgermeisters, zu gern durch das Land, half den Dorfbewohnern bei ihrer Arbeit und dem Ausliefern von Waren, heute aber, konnte der Junge es kaum erwarten, nach hause zu kommen, das Gespräch mit dem Wirt stimmte ihn immer noch unruhig. „Ihnen wird nichts passiert sein.“, sagte Simon plötzlich, als hätte er seine Gedanken erraten können, „Du weißt doch, einem aus dem Wald kann man nicht trauen.“ Noah nickte. „Du hast wohl Recht.“, stimmte er ihm zu. Dann machten seine Augen eine andere Bemerkung: Dort oben am Waldrand bewegte sich etwas, der Schatten eines Tieres? Nein, dazu war er zu groß. „Siehst du das?“, rief er aus, aber der andere schüttelte den Kopf. „Ich sehe gar nichts.“ „Oh.“ Noah verfiel in bedrücktes Schweigen, obwohl dieser Schatten gewiss nichts Gutes bedeuten konnte, er fühlte es, ein beklemmendes Gefühl legte sich auf seine Brust. „Irgendetwas stimmt hier nicht.“, sagte er sich.
Der Tag verging in ihrer Reise, es dämmerte und sie beschlossen, ihr Lager aufzuschlagen. Simon, er war von Berufswegen Schmied, entzündete in Windeseile ein Feuer und trug ihren Proviant herbei. Lustlos kaute Noah auf einem trockenem Stück Brot, griff hin und wieder zu seinem Wasserschlauch. Dann hielt er es nicht mehr aus. „Warum hätte der Mann lügen sollen?“ Simon stöhnte. „Ich dachte, dass wäre erledigt. Ich sage dir es noch einmal, den Waldleuten darf man keinen Glauben schenken! Weißt du noch? Sie behaupteten schon, die Armee arbeite nicht für den König. Unerhört!“ Noah nickte stumm, daran erinnerte er sich noch. Es war vor sieben Jahren dieses Gerücht umhergegangen. Jetzt, da er sechzehn Sommer zählte, waren die Verschwörungen gegen das Waldvolk schärfer denn je. Aber was, wenn sie doch die Wahrheit sprachen? „Hör zu Noah. Wahrscheinlich haben sie einen Brand beobachtet, der aus der Hitze entstanden ist. Das kommt vor hier zu Lande.“ „Aber es soll vorgestern Nacht passiert sein.“, entgegnete Noah leise. Der Schmied schwieg einen Augenblick, er wusste nichts zu erwidern, doch dann setzte er mit scharfer Stimme hinzu: „Selbst wenn es so ist, unser Dorf liegt zwar in selber Richtung, aber um einiges entfernt von ihnen. Wenn es dich doch beruhigt: Wir fahren so früh wie möglich weiter, jetzt solltest du aber schlafen.“ „Ja.“, pflichtete Noah ihm bei. Ihn fröstelte, obwohl die Nacht noch warm war, und er sein sonnengebräuntes Gesicht nur so weit von den Flammen entfernt hielt, dass sie ihn nicht erreichen und verzerren konnten. Zu der Kälte kamen die ihm sonst so vertrauten Geräusche der Nacht, die auf einmal störend wirkten und so fiel er erst nach Stunden in einen leichten, unruhigen Schlaf.
Simon weckte ihn beim ersten, morgendlichen Nebel. Gähnend hob Noah sich zurück auf das Brett, das provisorisch über den Karren gespannt war, dem Drang, nach einer der darunterliegenden Decken zu greifen widerstand er mit einer mürrischen Grimasse, der Stoff war noch kalt und feucht vom Tau. In seiner Müdigkeit verzichtete er auf große Worte und beobachtete mit schläfrigen Blick die Landschaft um ihn herum, die in ein bläuliches Licht getaucht war, nach Stunden wieder verschwand und Platz für die Abendröte schaffte. Der Tag endete wie er gekommen war, weitere sollten folgen.
*
Kite saß im Gras. Wie gewöhnlich beobachtete er den Eintritt der Nacht, rupfte dabei mit den schlanken, langen Fingern ein paar Halme aus dem Boden und schwieg. Er nach Stundenlangen Wanderungen, er hatte sein Pferd durch das knackende und berstende Unterholz führen müssen, beschloss er nun doch, den Pfad querfeldein zu nehmen. Ihm gefiel das gleißende Licht der Sonne zwar nicht, aber dies war der kürzeste Weg.
Die intelligenten, firmamentblauen Augen schauten sich in alle Richtungen um, er musste ständig auf der Hut sein, auch wenn er von seiner Freundin, der Dämmerung hatte Schutz erwarten können, daher wäre es wohl das Beste gewesen, die Reise nach Einbruch der Dunkelheit fortzusetzen, aber er verwarf diese Idee. Die Müdigkeit lastete bereits auf ihm, er schloss die brennenden Lider, die Hand stets an der Scheide des zierlichen Dolches, den er an seinem Gürtel hing.
Sterne kamen, Sterne verblassten am Himmel und Kite wurde von erster Morgenröte geweckt. Sofort erhob er sich und band sein Pferd von einem Baum los. Das Tier schien regelrecht darauf gewartet zu haben, durstig und voller Tatendrang, wie es war. Kite führte es zu der Senke des nahegelegenen Flusses, dem Irm, wie sein geübtes Auge beurteilen konnte. Der kleine Bach hatte seinen Quell in den Bergen, um von dort aus durch das ganze Land und in einem reißenden Strom ins Meer zu fließen. Das Bett war an dieser Stelle eher schmal, er musste bald an seinem Ziel sein. Wenn alles gut verlief, würde er sich schon in zwei Tagen im Wald wieder finden. Er ließ das Tier eine Weile grasen, erlaubte sich selbst ein mageres Frühstück und machte sich dann guten Mutes auf den Weg.
*
Der Irm kreuzte ihren Weg, Berge ragten vor ihnen empor und der Wald hatte nun imposante Ausmaße angenommen. Sie befanden sich geradewegs in Richtung Heimat. Noahs Laune hatte sich nicht gerade gebessert, er schwieg beharrlich und war erpicht darauf, die ersten Dörfer Hinter den Hügeln zu sehen. Hätte das Rauschen der Wassermühlen nicht schon längst an sein Ohr vordringen müssen? Stattdessen durchschnitt der stille Gesang des Windes die Luft, gefolgt von drückender Stille. „Unsinn! Ich bilde mir das nur ein. Daran ist nur dieses Pack aus dem Wald schuld!“, schimpfte er insgeheim. Dabei war es wie eine Vorahnung, die schon die ganze Woche auf ihm lag. Er zwang seine Gedanken in eine andere Bahn. Bald würde er seine Schwester und seinen Vater wiedersehen, und den Geschichtenerzähler, dem er in seiner Kindheit immer gern gelauscht hatte, und der seine Mären auch jetzt noch weiter gab, die Erinnerung hauchte ein Lächeln auf sein Gesicht, das so schnell erstarb, wie es gekommen war, er wurde kreidebleich und starrte mit Entsetzen gen Osten.
„Grundgütiger.“, flüsterte er.
Dort vor ihnen lag Yurna, aber es war nicht das Dorf, das sie kannten. Der Schmied trieb sein Vieh mit ein paar Trensenhieben voran, hielt aber sogleich wieder. „Steig ab, wir gehen zu Fuß weiter. Noah nickte stumm und stutzte, als er ihm eins seiner Werkzeuge in die Hand drückte. „Bleib hinter mir.“, brummte er und gab ihm den Wink zum Folgen. Rauchschwaden erhoben sich vor ihnen in den Himmel, grau und schwer, Noah ächzte, gefangen in diesem undurchdringlichen Nebel. Hatte es hier gebrannt? Das konnte nicht sein, zumindest rührte er nicht von der Sommerhitze her, es war keine Menschenseele zu sehen, kein Fluchen, niemand schrie nach mehr Wasser. Wo waren seine Bewohner? Nervös schloss der Junge die Finger enger um das Eisen, es lag schwer und sperrig in seiner Hand. Er zog den Hemdkragen weiter ins Gesicht, und starrte angestrengt auf die vor ihm liegende Straße. Dann sah er es: Das Zentrum, wenn man es noch so nennen konnte, lag unter einem Trümmerhaufen, Marktstände, Hausmauern waren eingerissen, ohne zu zögern kämpfte sich Noah weiter durch den Schutt. „Was ist hier passiert?“, murmelte er in Qualm, doch es antwortete ihm niemand. Erschrocken sah er sich um, von seinem Gefährten war nicht die geringste Spur. Noah rief seinen Namen ins Ungewisse hinaus, zwang sich aber sofort, inne zu halten. „Vielleicht sind die Schuldigen noch hier.“, schoss es ihm durch den Kopf. Er musste auf der Hut sein, Simon finden, aber wie? Der Nebel war gerade so licht, dass Noah bis auf die gegenüberliegenden Mauerwerke schauen konnte, sofern sie vorhanden waren. Seinen Freund konnte er jedoch nirgendwo sehen. Er untersuchte jeden Winkel, doch was er sah, raubte ihm den Atem. Das, was da unten auf dem Boden lag, war erschien durch die dreckige Luft zwar dunkelgrau, doch es war zweifellos Blut, regelrechte Larchen, in die er seine Stiefel gesetzt hatte. Erschrocken taumelte er einen Schritt zurück, fasste sich aber sogleich wieder. Trotz diesem Blutmeer, das mit Sicherheit Tote gefordert hatte, konnte er keine Leichen entdecken. Nur ein Gedanke kam ihm in den Sinn, er machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Gasse entlang. Die Stimme in seinem Kopf bat Simon um Verzeihung. „Ich muss nach Irm!“, hallte es in ihm wider.
Keuchend und mit Ruflecken auf der Kleidung, erreichte er schließlich die Anhöhe und band eins der Maultiere von ihrem Gefährt los, sprang auf und stieß ihm in die Flanken.
„Ich muss nach Irm, nach Irm!“, schoss es ihm wieder und wieder durch den Kopf. „Vielleicht kann ich sie warnen, bevor...“ Er wagte es nicht, seinen Gedanken zu Ende zu bringen. Stattdessen warf er sich vor, seinen Freund im Stich gelassen zu haben, Tränen des Zorns und der Hilflosigkeit stiegen ihm in die Augen, aber er zwang sie zurück. Er wusste nicht, was diese Angriffe zu bedeuten hatten, aber vielleicht ließen sie sich wenigstens diesmal, wenigstens in Irm verhindern. „Yurna liegt noch vor Irm. Wenn alles im Osten begannen hat, ist es möglicherweise schon...“ Noah wollte es sich nicht vorstellen...
Es mochte eine Stunde vergangen sein, da hatte er die letzte Hügelkuppe erreicht. Das Tier schnaubte und keuchte, aber setzte noch einmal mit den Hacken seiner Stiefel nach. Es stürmte die Anhöhe hinauf, doch das donnern seiner Hufe erreichte Noah wie aus weiter Ferne. Entgeistert schaute er auf das Land hinab, das vor ihm lag. Das Dorf brannte tatsächlich, sein geliebtes Dorf, das Tal, selbst der Fluss schien in Flammen zu stehen. Der Rauch war noch nicht so hoch gestiegen, als dass er es vom Weiten hätte sehen können, aber schon so hoch, dass er seine unsichtbaren Finger um seinen Hals legen, und ihm die Kehle zu schnüren konnten. „Nein!“, brüllte er, und seine Stimme überschlug sich, als sie den Hang hinab preschten. Wie in Yurna erbot sich ihm ein riesiges Meer aus Schutt und Asche. „Ich habe es gewusst, ich wusste es!“, dachte er verzweifelt, „Das kann nicht sein!“ Das Pferd machte halt, grub seine Hufe in den Boden und warf Noah beinahe von seinem Rücken, doch der Junge fing sich wieder und sprang ab. Er ließ das nervös tänzelnde Tier hinter sich und folgte zu Fuß dem Pfad, der durch das Tor führte. Zwischen Tränen und Staub erkannte er, wie der Ort wirklich zugerichtet war. Dichter schwarzer Qualm hing über den lichterloh brennenden Scheunen, er hörte Tiere, die angsterfüllte Schreie von sich gaben. Die Wohnhäuser waren völlig zerstört, er erkannte Teile von Einrichtungsgegenständen, Bretter, die sich in Mengen stapelten. Verzweifelt trat Noah gegen einen eingestürzten Balken, sein Knie schmerzte unter der Wucht des Aufpralls und er viel zu Boden. „Das ist unmöglich!“, flüsterte er und senkte für einen Moment das Kinn, um dann wieder aufzusehen. Wo waren alle? Er sah weder Flüchtende, noch Verletzte oder Leichen. Der Junge rief Namen aus, ohne ein Echo zu erhalten. Jäh keimte in ihm ein Hoffnungsschimmer. Hatten sie die Stadt vielleicht schon verlassen? Er beschloss nachzusehen, rannte ins Zentrum des Dorfes. Der Geruch wurde stärker und beißend. Dort musste er seinen Ursprung haben. An einem Gebäude, oder dessen Überresten, machte Noah halt. Es war Simons Schmiede, das Haus, in dem all seine Leidenschaft gesteckt hatte. Es war untergegangen, genauso wie Simon. Ein beklemmendes Gefühl legte sich auf seine Brust, aber er versuchte, sich zusammenzunehmen. „Vielleicht finde ich eine Waffe darin, etwas, dass mich schützt.“, murmelte er mit erstickter Stimme. Er räumte Mauerreste und Holzpfosten beiseite, zunächst ohne etwas brauchbares zu entdecken, doch dann las er etwas auf, das im entferntesten an ein Schwert erinnerte. Das Blatt wölbte sich, als er es unter einem Brocken hervorzuziehen versuchte. „Immerhin.“, seufzte er.
Noah schritt mutig voran, erhobenen Hauptes, den Blick in alle Richtungen wendend. Vielleicht war er nicht allein. Er sollte Recht behalten, denn etwas zerstörte die Atmosphäre, die von knisternden Flammen beherrscht wurde. Er traute seinen Ohren kaum, waren das die Klänge einer Glocke? „Viele Glöckchen.“, dachte er wie in Trance, drohte, sich in diesen Geräuschen zu verlieren. „Hier stimmt etwas nicht.“, bemerkte er und befreite sich von diesem sonderbaren Gefühl. Das Läuten nahm nicht ab, im Gegenteil, es wurde lauter und eindringlicher. Es näherte sich ihm. Die Angst ließ sein Herz bis zum Halse schlagen, und doch ging er weiter. Vor ihm lag nur die nebelverhangene Gasse, niemand kam ihm entgegen, aber er war zweifelsohne nicht allein hier. „Moment...“, sagte er und seine Augen weiteten sich vor Erschrecken, als etwas die Luft zerschnitt. Instinktiv duckte er sich und eine Art Feuerball schoss über ihn hinweg, versenkte seine Haarspitzen. Das war keine Stichflamme gewesen, das war ein Angriff! Noah wandte sich über den Boden kriechend herum. Was er sah, ließ ihn nach Luft ringen. Dieses Wesen wenn man es so nennen wollte, wirkte alles andere als menschlich. Es hielt einen Bogen in der Hand, in der Sehne bereits einen weiteren, lodernden Pfeil gespannt. Die Haut, die sich größtenteils unter einem, mit merkwürdigen Runen bestickten Umhang verbarg, war blass, ein wenig gelblich vielleicht. War es Haut? Noahs Augen verrenkten sich angestrengt. Die Gestalt warf die Ärmel ihrer Robe zurück und entblößte ihre Gliedmaßen. Er stutzte, unfähig, etwas zu empfinden, außer unendlicher Verwunderung. Das Wesen hatte keine wirklichen Arme, bis auf unförmige Hände und Röhren, die anstatt über Gelenke, mithilfe von kleinen und großen Kugeln miteinander verbunden Waren und bei jeder steifen Bewegung ein dunkles Glockenläuten aussandte.
Noah schaute weiter an ihm auf. „Es hat kein Gesicht!“, stellte er fest. Offensichtlich schränkte das seine Sinne nicht im Geringsten ein, es spannte den Pfeil und schoss ab. Dass Noah ausweichen konnte, kam einem Wunder gleich. Er hatte zu sich zurückgefunden, sprang auf, um sein Heil in der Flucht zu suchen. Die Gestalt jedoch, war agiler als erwartet, Weglaufen nützte nichts, es holte ihn schon bald ein. Abrupt machte er kehrt und holte mit seinem Schwert zum Schlag aus. Die Klinge klirrte, als sie den kalten Körper berührte, Noahs Atme bebten. Was diesen Körper bedeckte war in der Tat kein Fleisch. Es war hart, wie Stein. „Ton?“, flüsterte der Jüngling fassungslos, für einen Moment lang lag Ruhe zwischen den beiden. Bevor Noah wusste, wie ihm geschah holte die lebendige Statue zum Schlag aus. Um zu parieren, war es zu spät, die steinerne Faust traf ihn in der Magengrube. Er keuchte, begann zu taumeln, Tränen schossen ihm in die Augen und ein Würgereiz überkam ihn. Doch anstatt aufzugeben, erwachte ein jähes Gefühl der Entschlossenheit in ihm. Er kochte vor Wut, und diese Wut war es, die ihn stärker machte. Vor dieser Kreatur würde er nicht resignieren, eine solche Genugtuung, würde sie von ihm nicht erlangen, darum ging er erneut zum Angriff über. Während Noah sich auf seinen Gegner stürzte, breitete sich in ihm ein sonderbares Selbstvertrauen aus. Obwohl dieses Wesen übermenschlich war und er mit einem krummen Schwert kämpfte, schien er aus unerfindlichen Gründen vom Gelingen seines Vorhabens völlig überzeugt zu sein. Dieses Selbstvertrauen beflügelte ihn, er leitete es in seine Waffe, und rammte sie mit aller Macht in den breiten, harten Körper. Doch das Schwert zerbarst in seinen Händen Noah schloss die Augen, als eine Scherbe um Haaresbreite an seiner Wange vorbeifuhr und einen feinen Schnitt nach sich zog. „Ich habe verloren.“, dachte er, bis er bemerkte, dass nicht nur die Klinge zerstört war. Er schaute auf, als er ein leises Knacken vernahm. Unter dem Mantel entstanden schmale Risse auf der „Haut“ des Ungeheuers. Sie vernetzten sich, erreichten sein Gesicht. Das Geschöpf fiel in sich zusammen wie eine zerbrochene Vase. Hatte er es geschafft? Noah betrachtete verblüfft die Überreste, die dort vor ausgebreitet lagen, scheute sich jedoch, sie zu berühren. Noch immer wusste er nicht, was es mit all dem auf sich hatte, aber es erschien ihm vorerst unwichtig. Egal wer diese Figuren waren, oder wer sie geschickt hatte, es war sicher Blut vergossen worden. Er sprang auf und setzte seinen Lauf gegen die Zeit und den Tod fort. Eine böse Vorahnung beschlich ihn...
Keuchend und mit stechender Brust erreichte er die Stadtmitte. Derselbe modrige Nebel lag über dem Platz, wie es auch in Yurna der Fall gewesen war, und trotzdem anders. Es roch nach verbranntem Fleisch, würgend zog er den Kragen seines Wamses über die Nase. Bald schon entdeckte er, was diesen Gestank ausgeströmt hatte, und es machte ihn starr vor Schock und Ungläubigkeit. Da lagen sie, sie alle, die Dorfleute, seine Freunde. Noah sank auf die Knie. Er erkannte sie alle wieder, wie sie da lagen, mit trüben Blick, die Glieder des einen oder anderen aus den Gelenken gezerrt, blutige Brandwunden auf der Haut. Tränen verwischten seine Sicht, Dreck brannte in seinen Augen. Er brüllte etwas unverständliches, dann spürte er plötzlich einen dumpfen Schlag auf dem Hinterkopf. Der Junge fiel vorwärts, vor Schmerz benebelt, sah er auf. „Was zum...“, murmelte er, und spürte alsbald, wie ein neuer Schlag auf seinen Körper einhieb. „Was soll das?“, schrie er aus und fuhr herum. Er war allein. „Erst dieses Monstrum, und dann so etwas.“, bemerkte er mürrisch und vergaß über seine Verärgerung beinahe das Massaker um ihn herum. „Ich träume.“, dachte er überzeugt, obwohl ihm dieser Traum wirklicher denn je vor kam. Ebenso, wie der Stoß, der in selben Moment in seinen Magen fuhr. Mit mehr verblüffter, als verzerrter Miene stand er da, und beobachtete das Feld. Es sah ganz so aus, als hätte der Wind ihn angegriffen. „Unmöglich...“, flüsterte Noah, dann verschwamm sein Blickfeld und ihm wurde schwarz vor Augen.
KAPITEL 2
Als Noah die Augen aufschlug, war er für einen Moment lang verwirrt und geriet in Panik. „Wo bin ich?“, fragte er sich, während das Blut in seinem Kopf pulsierte und einen stechenden Schmerz zurückließ. Er strich sich über die Stirn uns stellte mit Schrecken fest, dass etwas Blut an seinen Fingern hängen blieb. Er zog eine Grimasse. „Was ist denn bloß passiert?“ Er wollte aufstehen, sank aber keuchend wieder zurück ins weiche Gras, Sonnenstrahlen neckten seine verschmutzen Wangen, als sie auf die grünbelaubten Äste einer Eiche trafen. Er hielt sich schützend die Hände vors Gesicht, um sich vor ihrer Kraft zu schützen und rollte sich auf die Seite. Da bemerkte er, dass er nicht alleine war. Noah verrenkte die Augen zu Schlitzen, dort drüben an einem Abhang, saß eine dunkelhaarige, hagere Gestalt, den Rücken zu ihm gewandt, die blassen Hände warfen Holz in ein kleines Feuer. Dünne Rauchwolken stiegen in die Luft, den entkräfteten Jüngling durchfuhr ein unheilvolles Gefühl bei diesem Anblick. Was war nur geschehen? Noah kroch langsam ein wenig näher, das Gesicht verzerrt, wenn seine Rippen eine unebene Stelle am Boden streiften. Er hielt inne, als sich der Fremde zu ihm umdrehte und ihn mit zwei klugen, nachtschwarzen Augen musterte. „Wer...?“, brachte er hervor, doch der junge Mann fiel ihm ins Wort: „Ich wollte dir schon eher helfen, aber in deiner Bewusstlosigkeit hast du ständig um dich getreten.“ Der schwarzhaarige stand auf und kniete sich neben ihm zu Boden. „Dafür sollten wir uns jetzt beeilen, du siehst wirklich mitgenommen aus. Noah stützte sich mühsam auf seine Ellenbogen. „Wer bist du?“, wiederholte er schnaubend. „Das ist unwichtig.“, gab der andere zurück, „Ich erkläre es dir später.“ Er griff ihm unter die Arme und lehnte ihn an den Stamm des Baumes. Ächzend fasste sich Noah an die Brust. Der Fremde musterte seinen Oberkörper genauer und verzog beunruhigender Weise das Gesicht. „Du hast eine angebrochene Rippe, mindestens eine. Was haben sie mit dir gemacht?“ „Wer? Was ist passiert?“ Der Junge schien zu überlegen. „Du erinnerst dich nicht? Da tust du gut dran. Von mir wirst du es jedenfalls nicht erfahren.“ Er stand auf und ging zu seinem Pferd, das grasend an einer abfallenden Fläche stand, zurück kam er mit einer Decke, die er kurzerhand in Fetzen riss. Noah schaute stumm zu, die Gedanken in seinem Kopf ließen sich nicht ordnen, Fragen warfen sich ihm auf. Warum sagte er nichts? Am liebsten hätte er ihn angebrüllt oder geschlagen, aber er war kaum in der Lage, sich zu rühren und seine Zukunft viel zu ungewiss. So ließ er sich eine Art, aus Stoff und Holz gemachte, Schiene anlegen und hinüber ans Lagerfeuer helfen. Er fiel schwer atmend zu Boden. „Es ist schlimmer als ich erwartet habe.“, bemerkte sein Helfer sachlich. „Wie ist dein Name?“, wiederholte Noah leise. „Kite.“, erwiderte er knapp, während er das Feuer fütterte. „Gut. Dann bring mich zurück in mein Dorf.“ Kite schaute mit strengem Blick auf ihn herab. „Nein.“, sagte er entschieden, „Es würde dich nicht glücklich machen, glaube mir. Und da ich dich nicht mehr alleine lassen werde, hast du wohl keine andere Wahl, als mit mir zu kommen.“ Noah wollte widersprechen, schlug dann jedoch die trüben Augen nieder. „In den nächsten Tagen werde ich wohl nirgendwo hingehen.“, dachte er mürrisch. „Schlaf jetzt, Noah. Vertrau mir.“, murmelte Kite, das Gesicht an die Flammen gewandt. „Woher weißt du wie ich...“, brachte Noah hervor, dann spürte er, wie seine Augenlider schwerer wurden und sank abrupt in einen der Ohnmacht ähnelnden Schlaf.
Als Noah aus gleichem wieder erwachte, zeichnete sich bereits das erste Abendrot am Horizont ab. Obwohl der Tag noch warm war, begann er zu frieren, und schleppte sich weiter näher an das Feuer, gerade so weit, dass die Flammen in nicht verzerren konnten. Es roch nach gärendem Fleisch, er hob ein wenig das Gesicht. Ein kleiner Körper dünstete über dem Feuer, Kite war im Begriff, ein zweites zu häuten, und Noah fühlte den Hunger in seinem Magen knurren, wie ein Tier, das begierig auf Nahrung lauerte.
Er nahm es dankend entgegen, als Kite es ihm reichte, der geduldig auf seine eigene Mahlzeit wartete und aus
der Satteltasche zwei Wasserschläuche hervor holte. Das Essen schmeckte köstlicher als vermutet, gesättigt und erholt, lehnte sich Noah zurück ins Gras, den Blick in den bereits nächtlichen Himmel gerichtet. „Du hast mich gerettet.“, fiel es ihm plötzlich wieder ein, „Warum?“ „Es gab Brände in deinem Dorf. Ich wollte nach dem Rechten sehen, doch ich fand nur dich und habe dich hierher gebracht.“ „Bring mich zurück!“, bat Noah abermals. „Du warst allein“, log er, er wollte den Jungen nicht in noch größere Verwirrung stoßen, „daher würde es dir ohnehin nichts nützen, ich weis nicht, wohin deine Freunde geflohen sind.“ Noah gab einen resignierten Laut von sich. „Bis deine Verletzungen verheilt sind, lasse ich dich jedenfalls nicht mehr aus den Augen. Also?“ „War das eine Frage?“, gab der Jüngling missmutig zurück, schließlich fügte er sich jedoch. Er wusste nicht, wohin er hätte gehen sollen, zudem war ihm ein Gefährte, wie seltsam er auch sein mochte, willkommen. „Gut. Ich komme mit dir. Wenn du mir nur sagen würdest, wohin.“ „Ins Walddorf.“ Noah drehte sich entsetzt in seine Richtung, immer darauf bedacht, seine Rippen nicht noch mehr zu belasten. „Du bist verrückt!“, eröffnete er, „Was hast du dort verloren?“ „Ich habe einen Auftrag.“, erwiderte Kite, und gab ihm zu verstehen, dass das Gespräch hiermit beendet war. Er warf ihm eine Decke zu, selbst nur mit seinem schwarzen Wams bedeckt. „Wie du meinst.“, seufzte Noah und schloss die Augen.
Kite weckte ihn im frühesten Morgengrauen, noch bevor die Sonne über die Spitzen der Berge lugen konnte, das Feuer zu seinen Füßen rauchte noch. „Glaubst du, du kannst so reiten?“, erkundigte er sich und schaute auf seinen neuen Gefährten herab, der sich mit steifen Bewegungen erhob. „Ich denke schon, aber nur im Schritt.“ „Und wenn schon, ich werde ohnehin laufen müssen.“ Mit Müdigkeit, und ohne viele Worte machten sie sich auf den Weg. Noahs Körper schmerzte unter jedem Schritt, den das Pferd tat, auch wenn er versuchte, die Bewegungen auszubalancieren, er richtete den verzerrten Blick auf den Boden. „Was ist das für ein Auftrag?“, fragte er nach einer Weile, „Für den du ins Walddorf geschickt wirst?“ Er konnte seine Abneigung kaum verbergen. „Darüber bin ich mir selbst noch nicht im Klaren.“, gab Kite zu, „Der König verschweigt es.“ Er erinnerte sich an die Begegnung mit dem alten Mann, an das Buch, in dem er nicht hatte lesen dürfen. Ungeduld erfasste ihn während Noah erwiderte: „Du arbeitest für den König?“ Seine Stimme bahnte sich einen Weg um das Nadelholz. Kite zischte. „Du weist hoffentlich, dass das nicht für Jedermanns Ohren bestimmt ist.“, tadelte er und Noah senkte seinen Ton. „Wie bist du an den König geraten?“ „Mach dir darüber keine Gedanken.“ Noah brummte etwas unverständliches, um dann wieder in tiefes Schweigen zu verfallen. „Er glaubt wohl, er sei etwas Besonderes.“, dachte er bei sich und schalt sich im nächsten Moment für seine Unverschämtheit. Schließlich hatte dieser Mann ihn gerettet, er stand in seiner Schuld, die ihn schließlich akzeptieren ließ, dass Kite das Ein oder Andere lieber für sich behielt. Diese Abmachung missfiel ihm zwar, doch er musste in den nächsten zwei Tagen feststellen, dass sie funktionierte.
Der Morgen des dritten Tages brachte noch immer nichts neues mit sich, die Umgebung war dieselbe, mit Ausnahme einiger Laubbäume, die sich hin und wieder zu den Tannen schlichen, und aus dem Nadel- einen Mischwald machten. Ihre Reise begann wie immer früh und endete spät, die Zeit verging wie im Flug. Noah erkannte schnell, dass es durchaus Vorteile hatte, im Dienste des Königs zu stehen. Er lauschte interessiert, den Geschichten, die Kite ihm über die Gebiete des Königreiches erzählte, über die Verbindungen, die Adelige untereinander hegten. Obwohl Kite erst achtzehn Herbste zählte, wie er nach einer Unterhaltung erfuhr, brachte er es zu all diesem Wissen. „Wo hast du das gelernt?“ Kite schwieg, während er die Bergspitzen beobachtete die näher gerückt, und dennoch eine Ewigkeit entfernt zu liegen schienen. Seine Vergangenheit... Für Noah ein Buch mit sieben Siegeln, er wusste nur, dass Kite bei Adoptiveltern aufgewachsen war, um dann in die Reihen des Königs zu wechseln. Er war ermüdet davon, den Jungen auszufragen, außerdem wurde es dunkel, die Bäume hüllten sich in gespenstisches Licht und seine Brust, von der er glaubte, sie hätte ich sich in den letzten Nächten erholt, sandte erneut heftige Stiche aus. „Machen wir Halt.“, schlug Kite vor, Noah nickte und ließ sich vorsichtig vom Pferderücken gleiten. Er staunte über die Ausdauer seines Gefährten, er wirkte weder erschöpft, noch verschlafen, dazu schaffte er es, nach all den Stunden Wanderung auf die Jagd zu gehen, und ihnen Essen zuzubereiten. Noah hingegen, begnügte sich unmutig damit, auf seine baldige Genesung zu hoffen.
An diesem Abend jedoch, lag er aus unerfindlichen Gründen länger wach als sonst. Mit dem Gedanken, austreten zu müssen, entfernte er sich von der Lichtung, auf der sie ihr Lager geschlagen hatten. Der Wald und die Finsternis behagten ihm nicht, ihm fehlte das Gewicht eines Schwertes an seiner Hüfte, trotzdem wagte er es, einen kleinen Spaziergang zu machen. Er stolperte über das verworrene Unterholz, seine Stiefel rutschten über feuchtes Moos, aber Noah setzte unbeirrt einen Schritt nach dem anderen. „Merkwürdig.“, überlegte er nach einiger Zeit, „Irgendetwas stimmt hier nicht.“ Es kam ihm vor, als riefe jemand nach ihm, es war nicht Kites Stimme. Es war keine Stimme, aber es lockte, verlangte nach ihm.. „Was geht hier vor?“, dachte er verwundert, immer darauf bedacht, nicht von einem Abhang zu stürzen, angestrengt spähend und lauschend, während er wie von unsichtbarer Hand weiter ins Innere des Waldes eindrang. „Ich sollte nicht hier sein.“, entschied er, war aber nicht stark genug, um dem Griff zu entkommen. Bis er an einen kleinen Teich kam und am Ufer innehalten konnte. Er betrachtete sein Spiegelbild, das schemenhaft unter einem Nebelschleier zu erkennen war. Sein Haar war strähnig, sein Blick schwach, Schmutz hing an seinem spitzen Kinn. Er kniete nieder, um sich ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht zu schütten, zuckte aber heftig zusammen, als er das Knacken von vertrockneten Ästen vernahm. Er schnellte in die Höhe, seine Hand verkrampft an die Brust klammernd. Mit zu Schlitzen verrenkten Blick starrte er ausharrend ins Dickicht, als er etwas an den Bäumen entlang huschen sah. Ihm stockte der Atem, als die Schatten auch über den See schlichen, er machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Anhöhe hinauf, Zweige schlugen ihm gegen die Stirn, seine Hände vergruben sich in der kalten Erde, über die Spinnen huschten. Noah schauderte, befahl seinen Beinen jedoch, so schnell wie möglich fortzulaufen. Er stolperte über einen schmalen Trampelpfad, stürzte zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Die Schienen waren zerbrochen, trieben Holzsplitter in seine Haut, doch der Junge sprang auf die Beine und setzte seinen Weg fort. Die Angst vor dem Unbekannten war größer als sein Leid, und so dachte er verzweifelt nach, was er hatte tun können. „Ich finde den Rückweg nicht.“, bemerkte er, „Aber zurück zur Lichtung darf ich nicht. Ich würde ihnen Kite geradewegs präsentieren.“ Er wagte nicht, sich umzudrehen, dafür drang unheimliches Summen und Keuchen an sein Ohr, das dumpfe Geräusch marschierender Schritte, es war hypnotisierend, gleichzeitig beschleunigte es ihn noch. „Sie verfolgen mich tatsächlich.“, bestätigte er sich panisch und schlug einen Haken. „Wo bin ich hier? Selbst wenn ich sie abhinge, ich fände mich niemals zurecht.“ Er schaute in jede erdenkliche Richtung, nur nicht zurück, in der Hoffnung, auf irgendeinen Hinweis zu stoßen, etwas Vertrautes, doch die Dunkelheit verbarg die Landschaft, und er konzentrierte sich wieder auf seine Schritte, den Schmerz über die Anstrengung weitestgehend ignorierend, bis...
Noah stieß gegen etwas, doch es war kein Baumstamm, es war ein Mensch, er prallte förmlich daran ab und taumelte. Erschrocken schaute er auf, war er umzingelt worden? Die Person vor ihm war in Schwarz gekleidet, so wie seine Verfolger, aber schmal und schmächtig. Mit zum Zerreißen gespannten Nerven versuchte er, mehr zu erkennen, dann blitzte der Blick zweier dunkler Augen auf, versteckt unter zerzaustem, dunklen Haar. Mehr oder weniger erleichtert stand er auf, es war Kite, lässig an einen Baum gelehnt, mit verschränkten Armen und prüfendem Blick. „Hier bist du also.“, flüsterte er scharf, darauf wartend, dass sich der Junge erholte. „Kite, da sind...“ „Fremde? Ja, ich weis.“ „Woher?“, fragte Noah staunend, von ihrem Lager aus, konnte er sie unmöglich gehört haben. „Sagen wir, ich habe ein Gespür für so etwas. Vielleicht interessiert es dich, ich habe auch gespürt, dass du aufgestanden bist. Ich wollte dir nachgehen, aber ich dachte, du kommst von selbst zurück.“ Noah entschuldigte sich schlechten Gewissens, sich dem Missmut seines Gefährten durchaus bewusst, doch es blieb ihm keine Zeit für Erklärungen. Von den Männern war vorübergehend nichts zu hören oder zu sehen, aber er war der Überzeugung, sie würden nicht lange auf sich warten lassen. Als hätte Kite seine Gedanken lesen können, zog er ihn in einen ausgetrockneten, schmalen Graben, ohne Mitleid für sein schmerzerfülltes Gesicht. „Gib ja keinen Laut von dir!“, raunte er Noah zu, und reckte vorsichtig seinen Hals. Ein Pfeil schoss jäh in diesem Moment an ihm vorbei und streifte seinen Oberarm, um sich dann in einem zierlichen, jungen Baum zu versenken. „Wie hat er...? Aus diesem Winkel...“, murmelte er überrascht, vor Schmerz zusammengekauert. „Sie können uns nicht entdeckt haben.“, bemerkte Noah, während seine Hand nach Kites Schulter griff. „Siehst du?“ Er hob den Kopf. Es flogen noch mehr Geschütze, jedoch ohne ersichtliches Ziel. „Gut.“, antwortete Kite. Ein überraschter Ton kam seinem Gefährten über die Lippen. „Dann haben wir noch etwas Zeit.“ „Wozu?“, zischte er, verwarf die Frage aber sogleich wieder, denn Kite zog etwas aus seiner Gürteltasche. Erst bei näherem Hinsehen erkannte Noah, dass es sich um eine Art Nadeln handeln musste, sechs an der Zahl, allerdings einen zu wenig, um ihre Widersacher zu besiegen, die nun deutlich zu erahnen waren. Überraschender Weise warf Kite sie nicht selbst, sondern gab sie an ihn weiter. „Glaubst du, du kannst zielen?“, flüsterte er, die zitternden Finger um seine Wunde gelegt. „Du bist verrückt! Wie soll ich...“ „Versuch es!“, murrte Kite, der Junge schluckte. „Das ist doch unmöglich.“, brummte er und nahm die Nadeln in die andere Hand. „Vielleicht kannst du so etwas, aber ich...“ „Mach schon! Bevor sie uns bemerken, es würde mich wundern, hätten sie es nicht schon längst getan.“ Tatsächlich kamen die Gestalten immer weiter auf die jungen Männer zu, und Kite unternahm nichts, um dies zu verhindern, im Gegenteil. Er löste seine Hand für einen Augenblick und pfiff auf seinen Fingern. Die „Kreaturen“ schlugen nun ein und dieselbe Richtung ein, Noah konnte ihren Atem hören. „Was tust du?“, schimpfte er entsetzt. „Das wird es dir wohl erleichtern. Solltest du nicht treffen, können wir immer noch hoffen, unser Heil in der Flucht zu finden.“ „Sehr beruhigend.“, gab Noah ironisch zurück. So unter Druck gesetzt, begann sein ganzer Körper zu zittern, sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb und ließ ihn so die alten Wunden spüren. Trotzdem warf er und traf, alle, bis auf einen, die Nadel verfehlte ihn um Haaresbreite. Er kniff die Augen zusammen und senkte den Blick, in der Erwartung, das Wesen würde nun seinen Tribut fordern, da durchschnitt etwas anderes die Luft. Er schaute langsam wieder auf, beobachtete, wie er zu Boden ging. Ein schlanker, verzierter Dolch ragte aus seiner Brust, er atmete stoßweise seine letzten Züge, um dann endlich einzuschlafen. Verblüfft wandte sich Noah an Kite, der mit erhobener Hand da lag. An seiner Hüfte baumelte eine leere, kurze Scheide. „Warum hast du nicht gleich geworfen?“, fragte er leicht verärgert und betrachtete den leblosen Körper vor ihm, den die Waffe zielsicher im Herzen getroffen hatte. „Mit der Linken?“ Er kroch ein Stück voran, und erhob mit einer einzigen Bewegung. Er ging auf die Leichen zu und tastete ihre gelähmten Körper nach den Waffen ab. „Du wirfst gut.“, erklärte er, und Noah zuckte zusammen, als er die Geschosse mit einem Ruck aus ihrem Fleisch löste. „War ja nicht schwer.“, log er ohne falsche Bescheidenheit, „Aber warum sind sie so schnell gestorben?“
Fahles Mondlicht überflutete die Lichtung, als sich eine Wolken Mauer endlich von ihm gelöst hatte und Kite nutzte den kurzen Moment, um an Noahs Seite zu treten. Er drückte das Ende einer Nadel auf seinen ausgestreckten Zeigefinger und der Junge beobachte interessiert, wie sich eine Flüssigkeit wie brennendes Bernstein darauf sammelte. „Giftpfeile?“, fragte er. Kite nickte, dann drückte er ihm die Waffen in die Hand. „Nimm du sie.“ Er zog eine Grimasse, als das Fremde Blut seine Finger benetzte. „Kite?“, bemerkte er plötzlich. Der junge Mann hielt sich die Schulter, während er begann zu taumeln. Er fiel und spürte die nasse Erde an seiner Wange, hörte Noah, der besorgt seinen Namen rief, dann wurde es still um ihn herum.
Kite schreckte keuchend aus dem Schlaf, und fuhr sich über die verschwitzte Stirn. Mit müdem, vernebeltem Blick schaute er sich um. Die Sonne stand hoch im Zenit, die Vögel zwitscherten. Stöhnend hielt er sich den schmerzenden Kopf. „Was ist passiert?“, wandte er sich an Noah. Der Junge antwortete nicht gleich, er war damit beschäftigt, Tücher in einer Flasche zu kochen. „Du warst noch mal im Wald?“, schalt Kite, dann begegnete er dem Blick seines Gefährten. Die braunen Augen waren rot unterlaufen, seine Züge so starr wie die einer Maske. Er reichte den dampfenden Stoff an Kite weiter, der seine Wunde sogleich seine Wunde säuberte. „Du bist einfach umgefallen. Es kostete viel Zeit, aber ich habe uns wieder zurück hierher gebracht. Es tut mir Leid, dass ich dir nicht früher helfen konnte, ich war die ganze Nacht damit beschäftigt, Wache zu halten. Und da ich nicht ein annähernd so guter Jäger bin wie du, müssen wir wohl kalt essen.“ Kite nickte und ging hinüber zu seinem Pferd.
Ich brauch euch ja gar nicht! *lüg* ^^
Egal... mit dem Abschluss des ersten Kapitels bind ich noch nicht so glücklich, ich poste ihn trotzdem erst einmal, damit ich weiterschreiben kann.
Also:
Außerdem konnte er so unerkannt weiter ziehen, was auf ihn wartete, konnte man in diesem Lande nie wissen. Oft war es ihm von Amon eingeredet worden, der Lehrer hatte seinen Schüler in eine harte Schule genommen, mit täglicher Übung; er wurde gelobt, getadelt, geprüft und von Mal zu Mal wurden seine Fähigkeiten besser. Er hatte ihn des Häufigen auf seinen Ritten begleitet, auf diesen weiten schweifenden Gängen und Kite hatte die Wesen zu nennen, die hier hausten, Mensch und Tier und so war auch sein Selbstvertrauen von Monat zu Monat gewachsen. Es kam der Tag, an dem er Amon mitgeteilt hatte: nun seien Dinge zu erledigen, die Suche nach seinem Vater, dem Mörder, wie man ihn wollte, zunächst sträubte Kite sich gegen diese Vorstellung, bis sie auch über ihn gesiegt hatte. Nun hatte sie ihn an den König geführt, ihn zu einem seiner Krieger gemacht und es erfüllte Kite mit stolz, im Dienste des Landes zu stehen.
Kite verinnerlichte sich noch einmal die Sätze des Königs, vielmehr die des Alten, auch wenn es ihm missfiel. „So etwas wie Zauberei gibt es nicht.“, sagte er sich fest entschlossen, „Ich habe keine Ahnung, was der König vorhat, aber meinen Dienst kann ich ihm nicht abschlagen.“ Zögernd versetzte er seinem Pferd einen Stoß in die Flanken, das Tier gab einen Schrei von sich und flog dem Waldrand entgegen. Unheil lag über diesem Ort, dessen war er sich sicher. „Die Waldleute glauben an Magie.“, dachte er und es bereitete ihm Kopfschütteln. Sie waren es, die Gerüchte durch die Welt ziehen ließen, warum also ihnen glauben, dass sie die Rettung in den Händen hielten? Kite beschloss, nicht weiter darüber zu urteilen, zumal er ja nicht einmal wusste, worin die Gefahr bestand. Warum stellte der König kein Heer auf, um gegen die Feinde zu kämpfen?
Er seufzte und ließ das Tier einen kleinen Hang hinauf klettern, seine hagere, hochgewachsene Gestalt verschwand in der Dunkelheit zwischen den Tannen.
*
Das Wetter hatte sich bereits geklärt, als sie die höheren Ebenen des Landes erreichten, Noah und sein Gefährte Simon streiften erleichtert die dicke Kleidung ab. „Bald sind wir daheim.“, versprach der Mann seinem Begleiter. Normalerweise zog er, der Sohn des Bürgermeisters, zu gern durch das Land, half den Dorfbewohnern bei ihrer Arbeit und dem Ausliefern von Waren, heute aber, konnte der Junge es kaum erwarten, nach hause zu kommen, das Gespräch mit dem Wirt stimmte ihn immer noch unruhig. „Ihnen wird nichts passiert sein.“, sagte Simon plötzlich, als hätte er seine Gedanken erraten können, „Du weißt doch, einem aus dem Wald kann man nicht trauen.“ Noah nickte. „Du hast wohl Recht.“, stimmte er ihm zu. Dann machten seine Augen eine andere Bemerkung: Dort oben am Waldrand bewegte sich etwas, der Schatten eines Tieres? Nein, dazu war er zu groß. „Siehst du das?“, rief er aus, aber der andere schüttelte den Kopf. „Ich sehe gar nichts.“ „Oh.“ Noah verfiel in bedrücktes Schweigen, obwohl dieser Schatten gewiss nichts Gutes bedeuten konnte, er fühlte es, ein beklemmendes Gefühl legte sich auf seine Brust. „Irgendetwas stimmt hier nicht.“, sagte er sich.
Der Tag verging in ihrer Reise, es dämmerte und sie beschlossen, ihr Lager aufzuschlagen. Simon, er war von Berufswegen Schmied, entzündete in Windeseile ein Feuer und trug ihren Proviant herbei. Lustlos kaute Noah auf einem trockenem Stück Brot, griff hin und wieder zu seinem Wasserschlauch. Dann hielt er es nicht mehr aus. „Warum hätte der Mann lügen sollen?“ Simon stöhnte. „Ich dachte, dass wäre erledigt. Ich sage dir es noch einmal, den Waldleuten darf man keinen Glauben schenken! Weißt du noch? Sie behaupteten schon, die Armee arbeite nicht für den König. Unerhört!“ Noah nickte stumm, daran erinnerte er sich noch. Es war vor sieben Jahren dieses Gerücht umhergegangen. Jetzt, da er sechzehn Sommer zählte, waren die Verschwörungen gegen das Waldvolk schärfer denn je. Aber was, wenn sie doch die Wahrheit sprachen? „Hör zu Noah. Wahrscheinlich haben sie einen Brand beobachtet, der aus der Hitze entstanden ist. Das kommt vor hier zu Lande.“ „Aber es soll vorgestern Nacht passiert sein.“, entgegnete Noah leise. Der Schmied schwieg einen Augenblick, er wusste nichts zu erwidern, doch dann setzte er mit scharfer Stimme hinzu: „Selbst wenn es so ist, unser Dorf liegt zwar in selber Richtung, aber um einiges entfernt von ihnen. Wenn es dich doch beruhigt: Wir fahren so früh wie möglich weiter, jetzt solltest du aber schlafen.“ „Ja.“, pflichtete Noah ihm bei. Ihn fröstelte, obwohl die Nacht noch warm war, und er sein sonnengebräuntes Gesicht nur so weit von den Flammen entfernt hielt, dass sie ihn nicht erreichen und verzerren konnten. Zu der Kälte kamen die ihm sonst so vertrauten Geräusche der Nacht, die auf einmal störend wirkten und so fiel er erst nach Stunden in einen leichten, unruhigen Schlaf.
Simon weckte ihn beim ersten, morgendlichen Nebel. Gähnend hob Noah sich zurück auf das Brett, das provisorisch über den Karren gespannt war, dem Drang, nach einer der darunterliegenden Decken zu greifen widerstand er mit einer mürrischen Grimasse, der Stoff war noch kalt und feucht vom Tau. In seiner Müdigkeit verzichtete er auf große Worte und beobachtete mit schläfrigen Blick die Landschaft um ihn herum, die in ein bläuliches Licht getaucht war, nach Stunden wieder verschwand und Platz für die Abendröte schaffte. Der Tag endete wie er gekommen war, weitere sollten folgen.
*
Kite saß im Gras. Wie gewöhnlich beobachtete er den Eintritt der Nacht, rupfte dabei mit den schlanken, langen Fingern ein paar Halme aus dem Boden und schwieg. Er nach Stundenlangen Wanderungen, er hatte sein Pferd durch das knackende und berstende Unterholz führen müssen, beschloss er nun doch, den Pfad querfeldein zu nehmen. Ihm gefiel das gleißende Licht der Sonne zwar nicht, aber dies war der kürzeste Weg.
Die intelligenten, firmamentblauen Augen schauten sich in alle Richtungen um, er musste ständig auf der Hut sein, auch wenn er von seiner Freundin, der Dämmerung hatte Schutz erwarten können, daher wäre es wohl das Beste gewesen, die Reise nach Einbruch der Dunkelheit fortzusetzen, aber er verwarf diese Idee. Die Müdigkeit lastete bereits auf ihm, er schloss die brennenden Lider, die Hand stets an der Scheide des zierlichen Dolches, den er an seinem Gürtel hing.
Sterne kamen, Sterne verblassten am Himmel und Kite wurde von erster Morgenröte geweckt. Sofort erhob er sich und band sein Pferd von einem Baum los. Das Tier schien regelrecht darauf gewartet zu haben, durstig und voller Tatendrang, wie es war. Kite führte es zu der Senke des nahegelegenen Flusses, dem Irm, wie sein geübtes Auge beurteilen konnte. Der kleine Bach hatte seinen Quell in den Bergen, um von dort aus durch das ganze Land und in einem reißenden Strom ins Meer zu fließen. Das Bett war an dieser Stelle eher schmal, er musste bald an seinem Ziel sein. Wenn alles gut verlief, würde er sich schon in zwei Tagen im Wald wieder finden. Er ließ das Tier eine Weile grasen, erlaubte sich selbst ein mageres Frühstück und machte sich dann guten Mutes auf den Weg.
*
Der Irm kreuzte ihren Weg, Berge ragten vor ihnen empor und der Wald hatte nun imposante Ausmaße angenommen. Sie befanden sich geradewegs in Richtung Heimat. Noahs Laune hatte sich nicht gerade gebessert, er schwieg beharrlich und war erpicht darauf, die ersten Dörfer Hinter den Hügeln zu sehen. Hätte das Rauschen der Wassermühlen nicht schon längst an sein Ohr vordringen müssen? Stattdessen durchschnitt der stille Gesang des Windes die Luft, gefolgt von drückender Stille. „Unsinn! Ich bilde mir das nur ein. Daran ist nur dieses Pack aus dem Wald schuld!“, schimpfte er insgeheim. Dabei war es wie eine Vorahnung, die schon die ganze Woche auf ihm lag. Er zwang seine Gedanken in eine andere Bahn. Bald würde er seine Schwester und seinen Vater wiedersehen, und den Geschichtenerzähler, dem er in seiner Kindheit immer gern gelauscht hatte, und der seine Mären auch jetzt noch weiter gab, die Erinnerung hauchte ein Lächeln auf sein Gesicht, das so schnell erstarb, wie es gekommen war, er wurde kreidebleich und starrte mit Entsetzen gen Osten.
„Grundgütiger.“, flüsterte er.
Dort vor ihnen lag Yurna, aber es war nicht das Dorf, das sie kannten. Der Schmied trieb sein Vieh mit ein paar Trensenhieben voran, hielt aber sogleich wieder. „Steig ab, wir gehen zu Fuß weiter. Noah nickte stumm und stutzte, als er ihm eins seiner Werkzeuge in die Hand drückte. „Bleib hinter mir.“, brummte er und gab ihm den Wink zum Folgen. Rauchschwaden erhoben sich vor ihnen in den Himmel, grau und schwer, Noah ächzte, gefangen in diesem undurchdringlichen Nebel. Hatte es hier gebrannt? Das konnte nicht sein, zumindest rührte er nicht von der Sommerhitze her, es war keine Menschenseele zu sehen, kein Fluchen, niemand schrie nach mehr Wasser. Wo waren seine Bewohner? Nervös schloss der Junge die Finger enger um das Eisen, es lag schwer und sperrig in seiner Hand. Er zog den Hemdkragen weiter ins Gesicht, und starrte angestrengt auf die vor ihm liegende Straße. Dann sah er es: Das Zentrum, wenn man es noch so nennen konnte, lag unter einem Trümmerhaufen, Marktstände, Hausmauern waren eingerissen, ohne zu zögern kämpfte sich Noah weiter durch den Schutt. „Was ist hier passiert?“, murmelte er in Qualm, doch es antwortete ihm niemand. Erschrocken sah er sich um, von seinem Gefährten war nicht die geringste Spur. Noah rief seinen Namen ins Ungewisse hinaus, zwang sich aber sofort, inne zu halten. „Vielleicht sind die Schuldigen noch hier.“, schoss es ihm durch den Kopf. Er musste auf der Hut sein, Simon finden, aber wie? Der Nebel war gerade so licht, dass Noah bis auf die gegenüberliegenden Mauerwerke schauen konnte, sofern sie vorhanden waren. Seinen Freund konnte er jedoch nirgendwo sehen. Er untersuchte jeden Winkel, doch was er sah, raubte ihm den Atem. Das, was da unten auf dem Boden lag, war erschien durch die dreckige Luft zwar dunkelgrau, doch es war zweifellos Blut, regelrechte Larchen, in die er seine Stiefel gesetzt hatte. Erschrocken taumelte er einen Schritt zurück, fasste sich aber sogleich wieder. Trotz diesem Blutmeer, das mit Sicherheit Tote gefordert hatte, konnte er keine Leichen entdecken. Nur ein Gedanke kam ihm in den Sinn, er machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Gasse entlang. Die Stimme in seinem Kopf bat Simon um Verzeihung. „Ich muss nach Irm!“, hallte es in ihm wider.
Keuchend und mit Ruflecken auf der Kleidung, erreichte er schließlich die Anhöhe und band eins der Maultiere von ihrem Gefährt los, sprang auf und stieß ihm in die Flanken.
„Ich muss nach Irm, nach Irm!“, schoss es ihm wieder und wieder durch den Kopf. „Vielleicht kann ich sie warnen, bevor...“ Er wagte es nicht, seinen Gedanken zu Ende zu bringen. Stattdessen warf er sich vor, seinen Freund im Stich gelassen zu haben, Tränen des Zorns und der Hilflosigkeit stiegen ihm in die Augen, aber er zwang sie zurück. Er wusste nicht, was diese Angriffe zu bedeuten hatten, aber vielleicht ließen sie sich wenigstens diesmal, wenigstens in Irm verhindern. „Yurna liegt noch vor Irm. Wenn alles im Osten begannen hat, ist es möglicherweise schon...“ Noah wollte es sich nicht vorstellen...
Es mochte eine Stunde vergangen sein, da hatte er die letzte Hügelkuppe erreicht. Das Tier schnaubte und keuchte, aber setzte noch einmal mit den Hacken seiner Stiefel nach. Es stürmte die Anhöhe hinauf, doch das donnern seiner Hufe erreichte Noah wie aus weiter Ferne. Entgeistert schaute er auf das Land hinab, das vor ihm lag. Das Dorf brannte tatsächlich, sein geliebtes Dorf, das Tal, selbst der Fluss schien in Flammen zu stehen. Der Rauch war noch nicht so hoch gestiegen, als dass er es vom Weiten hätte sehen können, aber schon so hoch, dass er seine unsichtbaren Finger um seinen Hals legen, und ihm die Kehle zu schnüren konnten. „Nein!“, brüllte er, und seine Stimme überschlug sich, als sie den Hang hinab preschten. Wie in Yurna erbot sich ihm ein riesiges Meer aus Schutt und Asche. „Ich habe es gewusst, ich wusste es!“, dachte er verzweifelt, „Das kann nicht sein!“ Das Pferd machte halt, grub seine Hufe in den Boden und warf Noah beinahe von seinem Rücken, doch der Junge fing sich wieder und sprang ab. Er ließ das nervös tänzelnde Tier hinter sich und folgte zu Fuß dem Pfad, der durch das Tor führte. Zwischen Tränen und Staub erkannte er, wie der Ort wirklich zugerichtet war. Dichter schwarzer Qualm hing über den lichterloh brennenden Scheunen, er hörte Tiere, die angsterfüllte Schreie von sich gaben. Die Wohnhäuser waren völlig zerstört, er erkannte Teile von Einrichtungsgegenständen, Bretter, die sich in Mengen stapelten. Verzweifelt trat Noah gegen einen eingestürzten Balken, sein Knie schmerzte unter der Wucht des Aufpralls und er viel zu Boden. „Das ist unmöglich!“, flüsterte er und senkte für einen Moment das Kinn, um dann wieder aufzusehen. Wo waren alle? Er sah weder Flüchtende, noch Verletzte oder Leichen. Der Junge rief Namen aus, ohne ein Echo zu erhalten. Jäh keimte in ihm ein Hoffnungsschimmer. Hatten sie die Stadt vielleicht schon verlassen? Er beschloss nachzusehen, rannte ins Zentrum des Dorfes. Der Geruch wurde stärker und beißend. Dort musste er seinen Ursprung haben. An einem Gebäude, oder dessen Überresten, machte Noah halt. Es war Simons Schmiede, das Haus, in dem all seine Leidenschaft gesteckt hatte. Es war untergegangen, genauso wie Simon. Ein beklemmendes Gefühl legte sich auf seine Brust, aber er versuchte, sich zusammenzunehmen. „Vielleicht finde ich eine Waffe darin, etwas, dass mich schützt.“, murmelte er mit erstickter Stimme. Er räumte Mauerreste und Holzpfosten beiseite, zunächst ohne etwas brauchbares zu entdecken, doch dann las er etwas auf, das im entferntesten an ein Schwert erinnerte. Das Blatt wölbte sich, als er es unter einem Brocken hervorzuziehen versuchte. „Immerhin.“, seufzte er.
Noah schritt mutig voran, erhobenen Hauptes, den Blick in alle Richtungen wendend. Vielleicht war er nicht allein. Er sollte Recht behalten, denn etwas zerstörte die Atmosphäre, die von knisternden Flammen beherrscht wurde. Er traute seinen Ohren kaum, waren das die Klänge einer Glocke? „Viele Glöckchen.“, dachte er wie in Trance, drohte, sich in diesen Geräuschen zu verlieren. „Hier stimmt etwas nicht.“, bemerkte er und befreite sich von diesem sonderbaren Gefühl. Das Läuten nahm nicht ab, im Gegenteil, es wurde lauter und eindringlicher. Es näherte sich ihm. Die Angst ließ sein Herz bis zum Halse schlagen, und doch ging er weiter. Vor ihm lag nur die nebelverhangene Gasse, niemand kam ihm entgegen, aber er war zweifelsohne nicht allein hier. „Moment...“, sagte er und seine Augen weiteten sich vor Erschrecken, als etwas die Luft zerschnitt. Instinktiv duckte er sich und eine Art Feuerball schoss über ihn hinweg, versenkte seine Haarspitzen. Das war keine Stichflamme gewesen, das war ein Angriff! Noah wandte sich über den Boden kriechend herum. Was er sah, ließ ihn nach Luft ringen. Dieses Wesen wenn man es so nennen wollte, wirkte alles andere als menschlich. Es hielt einen Bogen in der Hand, in der Sehne bereits einen weiteren, lodernden Pfeil gespannt. Die Haut, die sich größtenteils unter einem, mit merkwürdigen Runen bestickten Umhang verbarg, war blass, ein wenig gelblich vielleicht. War es Haut? Noahs Augen verrenkten sich angestrengt. Die Gestalt warf die Ärmel ihrer Robe zurück und entblößte ihre Gliedmaßen. Er stutzte, unfähig, etwas zu empfinden, außer unendlicher Verwunderung. Das Wesen hatte keine wirklichen Arme, bis auf unförmige Hände und Röhren, die anstatt über Gelenke, mithilfe von kleinen und großen Kugeln miteinander verbunden Waren und bei jeder steifen Bewegung ein dunkles Glockenläuten aussandte.
Noah schaute weiter an ihm auf. „Es hat kein Gesicht!“, stellte er fest. Offensichtlich schränkte das seine Sinne nicht im Geringsten ein, es spannte den Pfeil und schoss ab. Dass Noah ausweichen konnte, kam einem Wunder gleich. Er hatte zu sich zurückgefunden, sprang auf, um sein Heil in der Flucht zu suchen. Die Gestalt jedoch, war agiler als erwartet, Weglaufen nützte nichts, es holte ihn schon bald ein. Abrupt machte er kehrt und holte mit seinem Schwert zum Schlag aus. Die Klinge klirrte, als sie den kalten Körper berührte, Noahs Atme bebten. Was diesen Körper bedeckte war in der Tat kein Fleisch. Es war hart, wie Stein. „Ton?“, flüsterte der Jüngling fassungslos, für einen Moment lang lag Ruhe zwischen den beiden. Bevor Noah wusste, wie ihm geschah holte die lebendige Statue zum Schlag aus. Um zu parieren, war es zu spät, die steinerne Faust traf ihn in der Magengrube. Er keuchte, begann zu taumeln, Tränen schossen ihm in die Augen und ein Würgereiz überkam ihn. Doch anstatt aufzugeben, erwachte ein jähes Gefühl der Entschlossenheit in ihm. Er kochte vor Wut, und diese Wut war es, die ihn stärker machte. Vor dieser Kreatur würde er nicht resignieren, eine solche Genugtuung, würde sie von ihm nicht erlangen, darum ging er erneut zum Angriff über. Während Noah sich auf seinen Gegner stürzte, breitete sich in ihm ein sonderbares Selbstvertrauen aus. Obwohl dieses Wesen übermenschlich war und er mit einem krummen Schwert kämpfte, schien er aus unerfindlichen Gründen vom Gelingen seines Vorhabens völlig überzeugt zu sein. Dieses Selbstvertrauen beflügelte ihn, er leitete es in seine Waffe, und rammte sie mit aller Macht in den breiten, harten Körper. Doch das Schwert zerbarst in seinen Händen Noah schloss die Augen, als eine Scherbe um Haaresbreite an seiner Wange vorbeifuhr und einen feinen Schnitt nach sich zog. „Ich habe verloren.“, dachte er, bis er bemerkte, dass nicht nur die Klinge zerstört war. Er schaute auf, als er ein leises Knacken vernahm. Unter dem Mantel entstanden schmale Risse auf der „Haut“ des Ungeheuers. Sie vernetzten sich, erreichten sein Gesicht. Das Geschöpf fiel in sich zusammen wie eine zerbrochene Vase. Hatte er es geschafft? Noah betrachtete verblüfft die Überreste, die dort vor ausgebreitet lagen, scheute sich jedoch, sie zu berühren. Noch immer wusste er nicht, was es mit all dem auf sich hatte, aber es erschien ihm vorerst unwichtig. Egal wer diese Figuren waren, oder wer sie geschickt hatte, es war sicher Blut vergossen worden. Er sprang auf und setzte seinen Lauf gegen die Zeit und den Tod fort. Eine böse Vorahnung beschlich ihn...
Keuchend und mit stechender Brust erreichte er die Stadtmitte. Derselbe modrige Nebel lag über dem Platz, wie es auch in Yurna der Fall gewesen war, und trotzdem anders. Es roch nach verbranntem Fleisch, würgend zog er den Kragen seines Wamses über die Nase. Bald schon entdeckte er, was diesen Gestank ausgeströmt hatte, und es machte ihn starr vor Schock und Ungläubigkeit. Da lagen sie, sie alle, die Dorfleute, seine Freunde. Noah sank auf die Knie. Er erkannte sie alle wieder, wie sie da lagen, mit trüben Blick, die Glieder des einen oder anderen aus den Gelenken gezerrt, blutige Brandwunden auf der Haut. Tränen verwischten seine Sicht, Dreck brannte in seinen Augen. Er brüllte etwas unverständliches, dann spürte er plötzlich einen dumpfen Schlag auf dem Hinterkopf. Der Junge fiel vorwärts, vor Schmerz benebelt, sah er auf. „Was zum...“, murmelte er, und spürte alsbald, wie ein neuer Schlag auf seinen Körper einhieb. „Was soll das?“, schrie er aus und fuhr herum. Er war allein. „Erst dieses Monstrum, und dann so etwas.“, bemerkte er mürrisch und vergaß über seine Verärgerung beinahe das Massaker um ihn herum. „Ich träume.“, dachte er überzeugt, obwohl ihm dieser Traum wirklicher denn je vor kam. Ebenso, wie der Stoß, der in selben Moment in seinen Magen fuhr. Mit mehr verblüffter, als verzerrter Miene stand er da, und beobachtete das Feld. Es sah ganz so aus, als hätte der Wind ihn angegriffen. „Unmöglich...“, flüsterte Noah, dann verschwamm sein Blickfeld und ihm wurde schwarz vor Augen.
KAPITEL 2
Als Noah die Augen aufschlug, war er für einen Moment lang verwirrt und geriet in Panik. „Wo bin ich?“, fragte er sich, während das Blut in seinem Kopf pulsierte und einen stechenden Schmerz zurückließ. Er strich sich über die Stirn uns stellte mit Schrecken fest, dass etwas Blut an seinen Fingern hängen blieb. Er zog eine Grimasse. „Was ist denn bloß passiert?“ Er wollte aufstehen, sank aber keuchend wieder zurück ins weiche Gras, Sonnenstrahlen neckten seine verschmutzen Wangen, als sie auf die grünbelaubten Äste einer Eiche trafen. Er hielt sich schützend die Hände vors Gesicht, um sich vor ihrer Kraft zu schützen und rollte sich auf die Seite. Da bemerkte er, dass er nicht alleine war. Noah verrenkte die Augen zu Schlitzen, dort drüben an einem Abhang, saß eine dunkelhaarige, hagere Gestalt, den Rücken zu ihm gewandt, die blassen Hände warfen Holz in ein kleines Feuer. Dünne Rauchwolken stiegen in die Luft, den entkräfteten Jüngling durchfuhr ein unheilvolles Gefühl bei diesem Anblick. Was war nur geschehen? Noah kroch langsam ein wenig näher, das Gesicht verzerrt, wenn seine Rippen eine unebene Stelle am Boden streiften. Er hielt inne, als sich der Fremde zu ihm umdrehte und ihn mit zwei klugen, nachtschwarzen Augen musterte. „Wer...?“, brachte er hervor, doch der junge Mann fiel ihm ins Wort: „Ich wollte dir schon eher helfen, aber in deiner Bewusstlosigkeit hast du ständig um dich getreten.“ Der schwarzhaarige stand auf und kniete sich neben ihm zu Boden. „Dafür sollten wir uns jetzt beeilen, du siehst wirklich mitgenommen aus. Noah stützte sich mühsam auf seine Ellenbogen. „Wer bist du?“, wiederholte er schnaubend. „Das ist unwichtig.“, gab der andere zurück, „Ich erkläre es dir später.“ Er griff ihm unter die Arme und lehnte ihn an den Stamm des Baumes. Ächzend fasste sich Noah an die Brust. Der Fremde musterte seinen Oberkörper genauer und verzog beunruhigender Weise das Gesicht. „Du hast eine angebrochene Rippe, mindestens eine. Was haben sie mit dir gemacht?“ „Wer? Was ist passiert?“ Der Junge schien zu überlegen. „Du erinnerst dich nicht? Da tust du gut dran. Von mir wirst du es jedenfalls nicht erfahren.“ Er stand auf und ging zu seinem Pferd, das grasend an einer abfallenden Fläche stand, zurück kam er mit einer Decke, die er kurzerhand in Fetzen riss. Noah schaute stumm zu, die Gedanken in seinem Kopf ließen sich nicht ordnen, Fragen warfen sich ihm auf. Warum sagte er nichts? Am liebsten hätte er ihn angebrüllt oder geschlagen, aber er war kaum in der Lage, sich zu rühren und seine Zukunft viel zu ungewiss. So ließ er sich eine Art, aus Stoff und Holz gemachte, Schiene anlegen und hinüber ans Lagerfeuer helfen. Er fiel schwer atmend zu Boden. „Es ist schlimmer als ich erwartet habe.“, bemerkte sein Helfer sachlich. „Wie ist dein Name?“, wiederholte Noah leise. „Kite.“, erwiderte er knapp, während er das Feuer fütterte. „Gut. Dann bring mich zurück in mein Dorf.“ Kite schaute mit strengem Blick auf ihn herab. „Nein.“, sagte er entschieden, „Es würde dich nicht glücklich machen, glaube mir. Und da ich dich nicht mehr alleine lassen werde, hast du wohl keine andere Wahl, als mit mir zu kommen.“ Noah wollte widersprechen, schlug dann jedoch die trüben Augen nieder. „In den nächsten Tagen werde ich wohl nirgendwo hingehen.“, dachte er mürrisch. „Schlaf jetzt, Noah. Vertrau mir.“, murmelte Kite, das Gesicht an die Flammen gewandt. „Woher weißt du wie ich...“, brachte Noah hervor, dann spürte er, wie seine Augenlider schwerer wurden und sank abrupt in einen der Ohnmacht ähnelnden Schlaf.
Als Noah aus gleichem wieder erwachte, zeichnete sich bereits das erste Abendrot am Horizont ab. Obwohl der Tag noch warm war, begann er zu frieren, und schleppte sich weiter näher an das Feuer, gerade so weit, dass die Flammen in nicht verzerren konnten. Es roch nach gärendem Fleisch, er hob ein wenig das Gesicht. Ein kleiner Körper dünstete über dem Feuer, Kite war im Begriff, ein zweites zu häuten, und Noah fühlte den Hunger in seinem Magen knurren, wie ein Tier, das begierig auf Nahrung lauerte.
Er nahm es dankend entgegen, als Kite es ihm reichte, der geduldig auf seine eigene Mahlzeit wartete und aus
der Satteltasche zwei Wasserschläuche hervor holte. Das Essen schmeckte köstlicher als vermutet, gesättigt und erholt, lehnte sich Noah zurück ins Gras, den Blick in den bereits nächtlichen Himmel gerichtet. „Du hast mich gerettet.“, fiel es ihm plötzlich wieder ein, „Warum?“ „Es gab Brände in deinem Dorf. Ich wollte nach dem Rechten sehen, doch ich fand nur dich und habe dich hierher gebracht.“ „Bring mich zurück!“, bat Noah abermals. „Du warst allein“, log er, er wollte den Jungen nicht in noch größere Verwirrung stoßen, „daher würde es dir ohnehin nichts nützen, ich weis nicht, wohin deine Freunde geflohen sind.“ Noah gab einen resignierten Laut von sich. „Bis deine Verletzungen verheilt sind, lasse ich dich jedenfalls nicht mehr aus den Augen. Also?“ „War das eine Frage?“, gab der Jüngling missmutig zurück, schließlich fügte er sich jedoch. Er wusste nicht, wohin er hätte gehen sollen, zudem war ihm ein Gefährte, wie seltsam er auch sein mochte, willkommen. „Gut. Ich komme mit dir. Wenn du mir nur sagen würdest, wohin.“ „Ins Walddorf.“ Noah drehte sich entsetzt in seine Richtung, immer darauf bedacht, seine Rippen nicht noch mehr zu belasten. „Du bist verrückt!“, eröffnete er, „Was hast du dort verloren?“ „Ich habe einen Auftrag.“, erwiderte Kite, und gab ihm zu verstehen, dass das Gespräch hiermit beendet war. Er warf ihm eine Decke zu, selbst nur mit seinem schwarzen Wams bedeckt. „Wie du meinst.“, seufzte Noah und schloss die Augen.
Kite weckte ihn im frühesten Morgengrauen, noch bevor die Sonne über die Spitzen der Berge lugen konnte, das Feuer zu seinen Füßen rauchte noch. „Glaubst du, du kannst so reiten?“, erkundigte er sich und schaute auf seinen neuen Gefährten herab, der sich mit steifen Bewegungen erhob. „Ich denke schon, aber nur im Schritt.“ „Und wenn schon, ich werde ohnehin laufen müssen.“ Mit Müdigkeit, und ohne viele Worte machten sie sich auf den Weg. Noahs Körper schmerzte unter jedem Schritt, den das Pferd tat, auch wenn er versuchte, die Bewegungen auszubalancieren, er richtete den verzerrten Blick auf den Boden. „Was ist das für ein Auftrag?“, fragte er nach einer Weile, „Für den du ins Walddorf geschickt wirst?“ Er konnte seine Abneigung kaum verbergen. „Darüber bin ich mir selbst noch nicht im Klaren.“, gab Kite zu, „Der König verschweigt es.“ Er erinnerte sich an die Begegnung mit dem alten Mann, an das Buch, in dem er nicht hatte lesen dürfen. Ungeduld erfasste ihn während Noah erwiderte: „Du arbeitest für den König?“ Seine Stimme bahnte sich einen Weg um das Nadelholz. Kite zischte. „Du weist hoffentlich, dass das nicht für Jedermanns Ohren bestimmt ist.“, tadelte er und Noah senkte seinen Ton. „Wie bist du an den König geraten?“ „Mach dir darüber keine Gedanken.“ Noah brummte etwas unverständliches, um dann wieder in tiefes Schweigen zu verfallen. „Er glaubt wohl, er sei etwas Besonderes.“, dachte er bei sich und schalt sich im nächsten Moment für seine Unverschämtheit. Schließlich hatte dieser Mann ihn gerettet, er stand in seiner Schuld, die ihn schließlich akzeptieren ließ, dass Kite das Ein oder Andere lieber für sich behielt. Diese Abmachung missfiel ihm zwar, doch er musste in den nächsten zwei Tagen feststellen, dass sie funktionierte.
Der Morgen des dritten Tages brachte noch immer nichts neues mit sich, die Umgebung war dieselbe, mit Ausnahme einiger Laubbäume, die sich hin und wieder zu den Tannen schlichen, und aus dem Nadel- einen Mischwald machten. Ihre Reise begann wie immer früh und endete spät, die Zeit verging wie im Flug. Noah erkannte schnell, dass es durchaus Vorteile hatte, im Dienste des Königs zu stehen. Er lauschte interessiert, den Geschichten, die Kite ihm über die Gebiete des Königreiches erzählte, über die Verbindungen, die Adelige untereinander hegten. Obwohl Kite erst achtzehn Herbste zählte, wie er nach einer Unterhaltung erfuhr, brachte er es zu all diesem Wissen. „Wo hast du das gelernt?“ Kite schwieg, während er die Bergspitzen beobachtete die näher gerückt, und dennoch eine Ewigkeit entfernt zu liegen schienen. Seine Vergangenheit... Für Noah ein Buch mit sieben Siegeln, er wusste nur, dass Kite bei Adoptiveltern aufgewachsen war, um dann in die Reihen des Königs zu wechseln. Er war ermüdet davon, den Jungen auszufragen, außerdem wurde es dunkel, die Bäume hüllten sich in gespenstisches Licht und seine Brust, von der er glaubte, sie hätte ich sich in den letzten Nächten erholt, sandte erneut heftige Stiche aus. „Machen wir Halt.“, schlug Kite vor, Noah nickte und ließ sich vorsichtig vom Pferderücken gleiten. Er staunte über die Ausdauer seines Gefährten, er wirkte weder erschöpft, noch verschlafen, dazu schaffte er es, nach all den Stunden Wanderung auf die Jagd zu gehen, und ihnen Essen zuzubereiten. Noah hingegen, begnügte sich unmutig damit, auf seine baldige Genesung zu hoffen.
An diesem Abend jedoch, lag er aus unerfindlichen Gründen länger wach als sonst. Mit dem Gedanken, austreten zu müssen, entfernte er sich von der Lichtung, auf der sie ihr Lager geschlagen hatten. Der Wald und die Finsternis behagten ihm nicht, ihm fehlte das Gewicht eines Schwertes an seiner Hüfte, trotzdem wagte er es, einen kleinen Spaziergang zu machen. Er stolperte über das verworrene Unterholz, seine Stiefel rutschten über feuchtes Moos, aber Noah setzte unbeirrt einen Schritt nach dem anderen. „Merkwürdig.“, überlegte er nach einiger Zeit, „Irgendetwas stimmt hier nicht.“ Es kam ihm vor, als riefe jemand nach ihm, es war nicht Kites Stimme. Es war keine Stimme, aber es lockte, verlangte nach ihm.. „Was geht hier vor?“, dachte er verwundert, immer darauf bedacht, nicht von einem Abhang zu stürzen, angestrengt spähend und lauschend, während er wie von unsichtbarer Hand weiter ins Innere des Waldes eindrang. „Ich sollte nicht hier sein.“, entschied er, war aber nicht stark genug, um dem Griff zu entkommen. Bis er an einen kleinen Teich kam und am Ufer innehalten konnte. Er betrachtete sein Spiegelbild, das schemenhaft unter einem Nebelschleier zu erkennen war. Sein Haar war strähnig, sein Blick schwach, Schmutz hing an seinem spitzen Kinn. Er kniete nieder, um sich ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht zu schütten, zuckte aber heftig zusammen, als er das Knacken von vertrockneten Ästen vernahm. Er schnellte in die Höhe, seine Hand verkrampft an die Brust klammernd. Mit zu Schlitzen verrenkten Blick starrte er ausharrend ins Dickicht, als er etwas an den Bäumen entlang huschen sah. Ihm stockte der Atem, als die Schatten auch über den See schlichen, er machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Anhöhe hinauf, Zweige schlugen ihm gegen die Stirn, seine Hände vergruben sich in der kalten Erde, über die Spinnen huschten. Noah schauderte, befahl seinen Beinen jedoch, so schnell wie möglich fortzulaufen. Er stolperte über einen schmalen Trampelpfad, stürzte zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Die Schienen waren zerbrochen, trieben Holzsplitter in seine Haut, doch der Junge sprang auf die Beine und setzte seinen Weg fort. Die Angst vor dem Unbekannten war größer als sein Leid, und so dachte er verzweifelt nach, was er hatte tun können. „Ich finde den Rückweg nicht.“, bemerkte er, „Aber zurück zur Lichtung darf ich nicht. Ich würde ihnen Kite geradewegs präsentieren.“ Er wagte nicht, sich umzudrehen, dafür drang unheimliches Summen und Keuchen an sein Ohr, das dumpfe Geräusch marschierender Schritte, es war hypnotisierend, gleichzeitig beschleunigte es ihn noch. „Sie verfolgen mich tatsächlich.“, bestätigte er sich panisch und schlug einen Haken. „Wo bin ich hier? Selbst wenn ich sie abhinge, ich fände mich niemals zurecht.“ Er schaute in jede erdenkliche Richtung, nur nicht zurück, in der Hoffnung, auf irgendeinen Hinweis zu stoßen, etwas Vertrautes, doch die Dunkelheit verbarg die Landschaft, und er konzentrierte sich wieder auf seine Schritte, den Schmerz über die Anstrengung weitestgehend ignorierend, bis...
Noah stieß gegen etwas, doch es war kein Baumstamm, es war ein Mensch, er prallte förmlich daran ab und taumelte. Erschrocken schaute er auf, war er umzingelt worden? Die Person vor ihm war in Schwarz gekleidet, so wie seine Verfolger, aber schmal und schmächtig. Mit zum Zerreißen gespannten Nerven versuchte er, mehr zu erkennen, dann blitzte der Blick zweier dunkler Augen auf, versteckt unter zerzaustem, dunklen Haar. Mehr oder weniger erleichtert stand er auf, es war Kite, lässig an einen Baum gelehnt, mit verschränkten Armen und prüfendem Blick. „Hier bist du also.“, flüsterte er scharf, darauf wartend, dass sich der Junge erholte. „Kite, da sind...“ „Fremde? Ja, ich weis.“ „Woher?“, fragte Noah staunend, von ihrem Lager aus, konnte er sie unmöglich gehört haben. „Sagen wir, ich habe ein Gespür für so etwas. Vielleicht interessiert es dich, ich habe auch gespürt, dass du aufgestanden bist. Ich wollte dir nachgehen, aber ich dachte, du kommst von selbst zurück.“ Noah entschuldigte sich schlechten Gewissens, sich dem Missmut seines Gefährten durchaus bewusst, doch es blieb ihm keine Zeit für Erklärungen. Von den Männern war vorübergehend nichts zu hören oder zu sehen, aber er war der Überzeugung, sie würden nicht lange auf sich warten lassen. Als hätte Kite seine Gedanken lesen können, zog er ihn in einen ausgetrockneten, schmalen Graben, ohne Mitleid für sein schmerzerfülltes Gesicht. „Gib ja keinen Laut von dir!“, raunte er Noah zu, und reckte vorsichtig seinen Hals. Ein Pfeil schoss jäh in diesem Moment an ihm vorbei und streifte seinen Oberarm, um sich dann in einem zierlichen, jungen Baum zu versenken. „Wie hat er...? Aus diesem Winkel...“, murmelte er überrascht, vor Schmerz zusammengekauert. „Sie können uns nicht entdeckt haben.“, bemerkte Noah, während seine Hand nach Kites Schulter griff. „Siehst du?“ Er hob den Kopf. Es flogen noch mehr Geschütze, jedoch ohne ersichtliches Ziel. „Gut.“, antwortete Kite. Ein überraschter Ton kam seinem Gefährten über die Lippen. „Dann haben wir noch etwas Zeit.“ „Wozu?“, zischte er, verwarf die Frage aber sogleich wieder, denn Kite zog etwas aus seiner Gürteltasche. Erst bei näherem Hinsehen erkannte Noah, dass es sich um eine Art Nadeln handeln musste, sechs an der Zahl, allerdings einen zu wenig, um ihre Widersacher zu besiegen, die nun deutlich zu erahnen waren. Überraschender Weise warf Kite sie nicht selbst, sondern gab sie an ihn weiter. „Glaubst du, du kannst zielen?“, flüsterte er, die zitternden Finger um seine Wunde gelegt. „Du bist verrückt! Wie soll ich...“ „Versuch es!“, murrte Kite, der Junge schluckte. „Das ist doch unmöglich.“, brummte er und nahm die Nadeln in die andere Hand. „Vielleicht kannst du so etwas, aber ich...“ „Mach schon! Bevor sie uns bemerken, es würde mich wundern, hätten sie es nicht schon längst getan.“ Tatsächlich kamen die Gestalten immer weiter auf die jungen Männer zu, und Kite unternahm nichts, um dies zu verhindern, im Gegenteil. Er löste seine Hand für einen Augenblick und pfiff auf seinen Fingern. Die „Kreaturen“ schlugen nun ein und dieselbe Richtung ein, Noah konnte ihren Atem hören. „Was tust du?“, schimpfte er entsetzt. „Das wird es dir wohl erleichtern. Solltest du nicht treffen, können wir immer noch hoffen, unser Heil in der Flucht zu finden.“ „Sehr beruhigend.“, gab Noah ironisch zurück. So unter Druck gesetzt, begann sein ganzer Körper zu zittern, sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb und ließ ihn so die alten Wunden spüren. Trotzdem warf er und traf, alle, bis auf einen, die Nadel verfehlte ihn um Haaresbreite. Er kniff die Augen zusammen und senkte den Blick, in der Erwartung, das Wesen würde nun seinen Tribut fordern, da durchschnitt etwas anderes die Luft. Er schaute langsam wieder auf, beobachtete, wie er zu Boden ging. Ein schlanker, verzierter Dolch ragte aus seiner Brust, er atmete stoßweise seine letzten Züge, um dann endlich einzuschlafen. Verblüfft wandte sich Noah an Kite, der mit erhobener Hand da lag. An seiner Hüfte baumelte eine leere, kurze Scheide. „Warum hast du nicht gleich geworfen?“, fragte er leicht verärgert und betrachtete den leblosen Körper vor ihm, den die Waffe zielsicher im Herzen getroffen hatte. „Mit der Linken?“ Er kroch ein Stück voran, und erhob mit einer einzigen Bewegung. Er ging auf die Leichen zu und tastete ihre gelähmten Körper nach den Waffen ab. „Du wirfst gut.“, erklärte er, und Noah zuckte zusammen, als er die Geschosse mit einem Ruck aus ihrem Fleisch löste. „War ja nicht schwer.“, log er ohne falsche Bescheidenheit, „Aber warum sind sie so schnell gestorben?“
Fahles Mondlicht überflutete die Lichtung, als sich eine Wolken Mauer endlich von ihm gelöst hatte und Kite nutzte den kurzen Moment, um an Noahs Seite zu treten. Er drückte das Ende einer Nadel auf seinen ausgestreckten Zeigefinger und der Junge beobachte interessiert, wie sich eine Flüssigkeit wie brennendes Bernstein darauf sammelte. „Giftpfeile?“, fragte er. Kite nickte, dann drückte er ihm die Waffen in die Hand. „Nimm du sie.“ Er zog eine Grimasse, als das Fremde Blut seine Finger benetzte. „Kite?“, bemerkte er plötzlich. Der junge Mann hielt sich die Schulter, während er begann zu taumeln. Er fiel und spürte die nasse Erde an seiner Wange, hörte Noah, der besorgt seinen Namen rief, dann wurde es still um ihn herum.
Kite schreckte keuchend aus dem Schlaf, und fuhr sich über die verschwitzte Stirn. Mit müdem, vernebeltem Blick schaute er sich um. Die Sonne stand hoch im Zenit, die Vögel zwitscherten. Stöhnend hielt er sich den schmerzenden Kopf. „Was ist passiert?“, wandte er sich an Noah. Der Junge antwortete nicht gleich, er war damit beschäftigt, Tücher in einer Flasche zu kochen. „Du warst noch mal im Wald?“, schalt Kite, dann begegnete er dem Blick seines Gefährten. Die braunen Augen waren rot unterlaufen, seine Züge so starr wie die einer Maske. Er reichte den dampfenden Stoff an Kite weiter, der seine Wunde sogleich seine Wunde säuberte. „Du bist einfach umgefallen. Es kostete viel Zeit, aber ich habe uns wieder zurück hierher gebracht. Es tut mir Leid, dass ich dir nicht früher helfen konnte, ich war die ganze Nacht damit beschäftigt, Wache zu halten. Und da ich nicht ein annähernd so guter Jäger bin wie du, müssen wir wohl kalt essen.“ Kite nickte und ging hinüber zu seinem Pferd.
Oha.... Mein Post kommt später. Du musst halt ein bisschen kleinere Abschnitte bringen :-P
Hast du schon mal in Drachenmonds Thread geguckt? ^^
Das nenn ich große Abschnitte.
Naja, es reicht auch, wenn du erst mal den blauen Teil liest. ^^'
Das nenn ich große Abschnitte.
Naja, es reicht auch, wenn du erst mal den blauen Teil liest. ^^'
Er hat mein Originaldokument er muss nciht in den Thread gucken^^
Und da sind dann auch noch evrschiedne Schrifttypen und Kursivschriften kurz es ist besser *weiterles*
Und da sind dann auch noch evrschiedne Schrifttypen und Kursivschriften kurz es ist besser *weiterles*
Sooo alles gelesen Sooo viel wars ja auch nciht... Was soll cih sagen super nur kann es sein, dass Noahs reittier in seienr art zwischen pferd und Maultier wechselt? O.o
Und Eragons schweert? Ihc kann mich ncithe rinnern, dass das überhaupt etwa sbesonderes konnte, bisher außer magie speichern oder?
Und Eragons schweert? Ihc kann mich ncithe rinnern, dass das überhaupt etwa sbesonderes konnte, bisher außer magie speichern oder?
Ich weis, ich wollte nicht ständig "Maultier" schreiben. Super, dann kannst du ja auch den nächsten Teil lesen, sind zwei Seiten kurz genug?^^
Ja, ich hab das Buch jetzt durch und bin ziemlich beruhigt, dass es nur ein normales Schwert ist.
Und ich grüble immer noch über deinen Post in Letsches Thread nach, kannst du mir noch mal erklären, was ich falsches Gesagt habe? O.O
Ja, ich hab das Buch jetzt durch und bin ziemlich beruhigt, dass es nur ein normales Schwert ist.
Und ich grüble immer noch über deinen Post in Letsches Thread nach, kannst du mir noch mal erklären, was ich falsches Gesagt habe? O.O
Ich hab bis hier shcon alles gelesen ;-)
Du hast nichts falsches gesagt und ich habe es auch nciht böse gemeint, aber weil du gesagt hast nur ncoh einen teil der Geschichte zu bewerten wollte ich nur klarstellen, dass ich das in dieser weise ncith zulassen würde, das gilt aber für jeden. Zumal es wichtiger ist das Letsche Kommis erhält als ich, er braucht mehr slebstvertrauen. Aber keine Angst ich bin nicht böse auf dich^^
Also kein grund zum grübeln schrieb lieber ich will mehr XD(und das hat dir gefehlt? O.o)
Du hast nichts falsches gesagt und ich habe es auch nciht böse gemeint, aber weil du gesagt hast nur ncoh einen teil der Geschichte zu bewerten wollte ich nur klarstellen, dass ich das in dieser weise ncith zulassen würde, das gilt aber für jeden. Zumal es wichtiger ist das Letsche Kommis erhält als ich, er braucht mehr slebstvertrauen. Aber keine Angst ich bin nicht böse auf dich^^
Also kein grund zum grübeln schrieb lieber ich will mehr XD(und das hat dir gefehlt? O.o)
Sorry, hat etwas länger gedauert, MP ließ sich nicht öffnen, aber hier...
Zurück kam er mit einem schmächtigen Leib Brot, und brach es in der Mitte. Noah kaute eine Zeit lang darauf, die Kruste war ungenießbar, und so schlug er vor: „Wir machen uns jetzt besser auf den Weg.“ „Nein, du musst schlafen!“, widersprach sein Gefährte. „Ich... kann im Sattel schlafen, ich will keine Sekunde mehr an diesem Ort verbringen.“ Die Furcht ließ sich förmlich von seinem Gesicht ablesen. „Wie du meinst. Dann werde ich das Pferd für dich führen.“, seufzte Kite daher und führte das Pferd an seine Seite. Der Junge zog sich langsam daran auf.
„Was ist mit dir passiert?“, fragte er, als Kite das Feuer austrat und sein leichtes Gepäck vom Boden auflas. Er lachte bitter. „Die Pfeile waren wohl mit Gift versehen. Seit er mich getroffen hatte, War mir schwindelig, ich hätte es besser wissen sollen.“ Noah hörte kaum noch hin, er wurde schläfrig und schmiegte sich an den weichen Pferdehals. Bald darauf schloss er die Lider.
„Noah!“ Noah brummte grimmig, die Augen weiterhin fest versiegelt. Er fühlte sich um keinen Deut besser, seine Glieder waren versteift, geradezu unbeweglich. So schaffte er es mit Mühen, sich auf die andere Seite zu drehen und die Hände über die Ohren zu schlagen. „Noah!“ „Lasst mich.“, flüsterte er fröstelnd, „Ich kann nicht...“
„NOAH!“ Endlich löste er sich aus seiner Versteinerung. „Wo bin ich?“, fragte er sich, dies war gewiss nicht der Ort, an dem er eingeschlafen war. Noah erhob sich, freudig feststellend, das jeglicher Schmerz von ihm gewichen war. Dieser Glücksmoment erstarb jedoch sogleich wieder, als sein Blick auf die Schuttberge fiel, die einen imposanten Ring um ihn bildeten. Er entfernte sich entsetzt von den Mauern, immer darauf bedacht, nicht über Hindernisse zu stolpern, die sich ihm vereinzelt in den Weg stellten. Da rief es abermals und fast flehend seinen Namen. Noch bevor Noah sich umschauen konnte, stieß sein Rücken gegen etwas. Er fuhr herum. „Mereìn!“, sandte er aus, doch seine Schwester teilte seine Freude nicht. Er wollte sie in den Arm nehmen, doch sie rückte weiter von ihm fern, hilflos schreiend. „Noah!“ Blut, vermischt mit Tränen legten eine Spur auf dem Weg, den sie machte. Sie riss die Arme in die Höhe, versuchte, nach seinen zu greifen, ihre braunen Augen vor Schmerz und Entsetzen verzerrt. „Warum bleibst du nicht stehen?“, fragte er schwach, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, ein Stich durchfuhr seine Schläfen und ließen ihn taumeln. „Komm hierher r!“ Aber das Mädchen hörte ihn nicht. Es verschwand hinter einer Wegebiegung, um ein wenig später verstört aufzuschreien…
Es war, als rissen ihn die Offenbarungen seines Traumes aus seiner Benommenheit. „Wie lang habe ich geschlafen?“, fragte er sich verwirrt, denn das Abendrot loderte bereits über den Bergen dabei erschien es ihm, als hätte er nur wenige Minuten gedöst. Verstört erinnerte er sich an das Gesehene. Es war mehr als ein Traum gewesen, es war anders, so realistisch… eine Vision. Immer noch schlug sein Herz bis zum Halse, er wischte sich mit zittrigen Fingern über die schweißnasse Stirn und wagte vorsichtig, einen Blick hinab auf Kite zu werfen. Er seufzte, er gab seine Schwäche ungern preis, doch es war schon zu spät, um sie zu verbergen, denn der junge Mann beäugte ihn bereits eindringlich. Noah senkte das Kinn. Dann plötzlich, fragte er laut: „Was ist wirklich mit meinem Dorf geschehen?“ Er wusste nicht, was ihn zu seinem Aufbrausen verleitet hatte, zugleich aber, bereute er es nicht. Er erinnerte sich an die vorangegangene Nacht, an ihren Kampf im Wald, an die Hilfe, die er von ihm erfahren hatte, obwohl sie aneinander völlig fremd waren, hatte er in ihm bereits einen Verbündeten gesehen. Seine Hände klammerten sich in die Mähne des Pferdes. War es ein Fehler, ihm vertraut zu haben? Oder hatte der Traum ihn nur belogen, machte ihm das Geschehene immer noch zu schaffen? „Nein.“, sagte er sich voller Überzeugung, „Meinen Freunden ist etwas Schreckliches zugestoßen. Und er verheimlicht es mir!“ In ihm brodelte plötzlich die Wut, Kite dagegen, blieb beunruhigend gelassen. Er hob gerade zum Sprechen an, als ihm etwas in die Augen gefallen zu sein schien. Misstrauisch hielt er das Pferd an. „Wer ist da?“, rief er aus, Noahs Frage einfach übergehend, ihn so noch mehr erzürnend. „Was soll dort sein?“, murrte der Junge, doch seine Augen beugten sich und folgten dem Blick seines Gefährten. In seiner Miene spiegelte sich plötzliche Verblüffung wieder. Er sah Schatten über die Baumstämme schleichen, seine Muskeln verkrampften sich, er verstummte und wartete. Die schmalen, in die Länge gezogenen Kreaturen tanzten im Licht, und lösten Unbehagen in ihm aus.
*
„Komm bald zurück!“
Die Worte ihrer Großmutter hallten in Mireílles Kopf wider, als sie aus der alten, auf robusten Pfeilern erbauten Holzhütte trat. Ein Windspiel läutete hell hinter ihrem Rücken, das Wetter war angenehm, die rauschenden Blätter der großen Eichen summten hypnotisch. Von ihren Lockrufen und der Wärme der Mittagssonne getrieben, machte sich das Mädchen mit einem leeren Wasserkrug auf den Weg. Ihre Großmutter Isma… Sie war gewiss nicht mehr in vollem Besitz ihrer geistigen Kräfte, daran bestand kein Zweifel. Mireílle seufzte, von schlechtem Gewissen geplagt. Stets hatte sie die Denkweise der anderen verabscheut, ihre Großmutter mit aller Macht verteidigt. Heute schlich sich zum ersten Mal Überzeugung in ihren Verstand. Was war nur in sie gefahren? „Sie begehen einen großen Fehler!“, hatte die Alte am Morgen ausgerufen, nachdem sie aus einem Fiebertrauma erwacht war. Ihre schrille Stimme bereitete Mireílle immer noch Gänsehaut. Sie begann trotz des Sommerwindes zu frösteln und beschleunigte ihre Schritte, nicht auf die Dorfbewohner achtend, die ihr mit argwöhnischen Blicken nachsahen. Mit einer völlig unnötigen Geste zupfte sie im Laufen ihren grünen, gewickelten Sommerrock und die Bluse, die von ein paar Hölzernen Nadeln zusammengehalten wurden zu Recht und huschte auf den Waldweg. Schon bald knackte erstes feuchtes Holz unter ihren dünnen Lederstiefeln, von den anderen war kaum noch etwas zu erkennen.
Mireílle atmete erleichtert auf, hier zwischen den Tannen, deren Nadeln ihr einen angenehmen, scharfen Geruch zusandten, fühlte sie sich noch immer am wohlsten. Da wurde die Stille von einem Plätschern durchbrochen. Das Mädchen machte verträumt an dem kleinen Bach Halt, der in diesem Moment ihren Weg schnitt.
Sie beugte sich hinab und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser. Das blonde Haar fiel in schwungvollen, engelsgleichen Locken auf ihre Schultern, von denen jede eine eigene Schattierung besaß, meist golden schimmernd. Ihre Züge waren zart und zerbrechlich, wie aus Porzellan und trugen noch zu ihrer flüchtigen Erscheinung bei. Sie ließ ihre blassgrünen Augen über die Umgebung schweifen, dann kam es ihr wieder in den Sinn, sie schöpfte Wasser aus dem Rinnsal und erhob sich wieder.
Mit einem plötzlichen Kribbeln im Rücken, wandte sie sich um. In Gedanken versunken, betrachtete sie den Pfad, der sich an Bäumen vorbei einen Weg nach Osten bahnte. Mireílle zögerte, es war weder der Pfad, über den sie hierher gekommen war, noch war er in irgendeiner Weise abkürzender als der andere, es hätte keinen Sinn gemacht, ihn zu nehmen. Trotzdem machte sie instinktiv einen Schritt darauf zu, dann noch einen, sie spürte nicht die Stiche, den ihr die Traubensträucher, die die Umgebung zu beiden Seiten hin flankierten, zufügten, und die dünnen Beine zerkratzten, kurzerhand verließ sie die Lichtung und watete immer weiter nach Süden durch den Morast von Unterholz, das Wasser sprang in kleinen Tropfen auf ihre Bluse, als sie die Kanne unachtsam hin und her schwenkte, doch sie schenkte ihm keinen Gedanken.
Nach einer Weile legten sich die Hindernisse vor ihr, sie erreichte eine kleine Lichtung, geblendet von dem gleißenden Licht verrenkte sie die Augen und betrachtete das Gebilde, das sich vor ihr auftat. Sie war an den Waldschrein gekommen, der Ort, an dem Shintai, der Dorfälteste und seine Sippe den alten Göttern huldigten, vor allem aber stand er im Zentrum des Konfliktes, den er und Isma austrugen. Sie war mit anderen Gelöbnissen aufgewachsen, glaubte an die gleichen Götter, jedoch in ihrer Weise und ihren Sitten, die sie schließlich auch an Mireílle weitergegeben hatte.
Die Gegenwart dieses heiligen Ortes war für sie nichts Neues, oft hatte sie ihn mit ihrer Großmutter besucht, oder allein, obgleich es der alten Frau zuwider war. Mireílle ging näher auf den Eingang zu, es war die Darstellung der vier Völker, die sie am meisten faszinierte, Drachen, Zwerge und Melissen waren darauf zu sehen, ihnen voran gestellt eine Gruppe anmutiger Elfen. Sie strich mit der Hand darüber, träumte sich in eine Welt, in der es diese Wesen tatsächlich gab und war umso enttäuschter, als die Gegenwart sie einzuholen versuchte. Mireílle schaute durch eins der runden Mosaikenfenster, eine Hand wie einen Schirm über die Augen haltend, um von der Sonne so wenig wie möglich belästigt zu werden. Sie gewahrte nichts außer einem Raum im Halbschatten, erahnte sich jedoch schon den Altar, auf dem außer Früchten, auch schon Tiere geopfert, Blut vergossen worden war.
Ein Geräusch weckte sie aus ihren düsteren Gedanken, ungewöhnlich auffallend, es konnte unmöglich von flüchtenden Rehen stammen. Es näherte sich ihr jemand, sie wollte sich von der Scheibe lösen und weglaufen, doch dazu war es zu spät. Sie stieß einen ungewollt spitzen Schrei aus, als sich eine knorrige Hand um ihren Unterarm schloss und fest zudrückte, sie spürte beinahe die finsteren Energien, die aus diesem Griff strömten, sie musterte den Arm, ihr Blick wanderte aufwärts, da erkannte sie, mit wem sie es zu tun hatte. Es war Shintai. Sein strenger Ausdruck leitete seine Kälte auf das Mädchen über, Mireílle wollte sich losreißen und flüchten, doch der Druck auf ihrem Handgelenk verstärkte sich noch. Wie konnte er so lange unentdeckt geblieben sein? War sie so in ihren Gedanken versunken gewesen?
„Was macht ein dummes Gör wie du hier?“, zischte er scharf, „Junge Dinger wie du haben hier nichts verloren. Vor allem du nicht!“ Seine Worte erfüllten sie mit Wut, sie rüttelte noch einmal an seinem Arm, doch er zog sie wie ein strafender Vater näher zu sich heran und ließ sie seinen heißen Atem spüren. Mireílle wollte sich weiter zu ihm umdrehen, doch der Greis löste seine Finger und verpasste ihr gleichzeitig mit dem langen Nagel einen so heftigen Stich in den Rücken, dass sie taumelnd über die Stiege nach unten viel. Benommen rappelte sie sich wieder auf. „Mach, dass du fort kommst!“, keifte er, das Mädchen fuhr herum, doch sie kam nicht weit, ohne dass Shintai ihr noch etwas mit auf den Weg gab. „Und vergiss das hier nicht!“ Mit einer Kraft, die sie dem labilen Alten kaum zugetraut hätte, schleuderte er den Wasserkrug ein paar Fuß neben ihr ins Unterholz. Sie griff verschreckt danach. In ihrer Aufregung stolperte sie über den Pfad zurück, über den sie gekommen war und fluchte über ihre Unvorsichtigkeit. „Ich hätte nicht hierher kommen dürfen.“, gestand sie sich ein. „Vor allem nicht jetzt, wo es Großmutter so schlecht geht.“ Sie wusste nicht, welche Folgen die Begegnung mit Shintai auf sich ziehen würde, konnte sie sich, wenn es die Situation verlangte, vor ihm schützen? Als sie die Wegebiegung erreichte, blieb sie stehen und lauschte auf Schritte, doch Shintai war ihr nicht gefolgt. Sie strich sich laut ausatmend eine Locke aus dem Gesicht.
„Mireílle, was machst du hier?“ Seufzend schaute sie in die Richtung, aus der die Stimme, es war die eines jungen Mannes, „Nicht schon wieder.“, dachte sie, bemerkte aber verblüfft, dass die Aufmerksamkeit diesmal nicht ihr galt. Es war die Gruppe, die Shintai am Morgen zur Jagd geschickt hatte. Neben den muskulösen Männern fielen die zwei Fremden kaum auf, sie waren schmal gebaut und groß. Sie stutzte. „Wer…?“, wagte sie zu fragen. „Dafür ist keine Zeit.“, herrschte der andere, „Wo ist Shintai?“ Sie antwortete ihm nicht gleich, ein bitteres Lächeln flog ihr über die Lippen. „Er ist zum Schrein gegangen.“ Der Jäger seufzte. „Dann bringen wir sie gleich ins Dorf.“ Das Mädchen schloss sich ihnen wortlos an, den leeren Krug in den Armen umklammernd und die Jungen musternd, die sich nicht sonderbar für sie zu interessieren scheinen. Sie stellte mit Besorgnis fest, dass die beiden verletzt sein mussten, wollte gerade zu sprechen anheben, schwieg dann jedoch verzagt. Im Dorf würde man sich gewiss um sie kümmern.
Sie erreichten es unter großem Aufsehen, wie zu erwarten war, denn die Dorfbewohner waren Besuch, vor allem in diesen Tagen nicht gewohnt. Argwöhnische Blicke lasteten auf den jungen Fremden, als sie in ein Haus geführt wurden, dass am Rande der Lichtung lag. „Ihr wartet hier, bis unser Oberhaupt eintrifft.“ Die Miene des Braunhaarigen verzerrte sich mürrisch. Sie wurden doch tatsächlich eingesperrt! Mireílle wollte protestieren, doch ehe sie sich versah, schlug man die Tür zu und verwehrte ihr die Sicht.
Zurück kam er mit einem schmächtigen Leib Brot, und brach es in der Mitte. Noah kaute eine Zeit lang darauf, die Kruste war ungenießbar, und so schlug er vor: „Wir machen uns jetzt besser auf den Weg.“ „Nein, du musst schlafen!“, widersprach sein Gefährte. „Ich... kann im Sattel schlafen, ich will keine Sekunde mehr an diesem Ort verbringen.“ Die Furcht ließ sich förmlich von seinem Gesicht ablesen. „Wie du meinst. Dann werde ich das Pferd für dich führen.“, seufzte Kite daher und führte das Pferd an seine Seite. Der Junge zog sich langsam daran auf.
„Was ist mit dir passiert?“, fragte er, als Kite das Feuer austrat und sein leichtes Gepäck vom Boden auflas. Er lachte bitter. „Die Pfeile waren wohl mit Gift versehen. Seit er mich getroffen hatte, War mir schwindelig, ich hätte es besser wissen sollen.“ Noah hörte kaum noch hin, er wurde schläfrig und schmiegte sich an den weichen Pferdehals. Bald darauf schloss er die Lider.
„Noah!“ Noah brummte grimmig, die Augen weiterhin fest versiegelt. Er fühlte sich um keinen Deut besser, seine Glieder waren versteift, geradezu unbeweglich. So schaffte er es mit Mühen, sich auf die andere Seite zu drehen und die Hände über die Ohren zu schlagen. „Noah!“ „Lasst mich.“, flüsterte er fröstelnd, „Ich kann nicht...“
„NOAH!“ Endlich löste er sich aus seiner Versteinerung. „Wo bin ich?“, fragte er sich, dies war gewiss nicht der Ort, an dem er eingeschlafen war. Noah erhob sich, freudig feststellend, das jeglicher Schmerz von ihm gewichen war. Dieser Glücksmoment erstarb jedoch sogleich wieder, als sein Blick auf die Schuttberge fiel, die einen imposanten Ring um ihn bildeten. Er entfernte sich entsetzt von den Mauern, immer darauf bedacht, nicht über Hindernisse zu stolpern, die sich ihm vereinzelt in den Weg stellten. Da rief es abermals und fast flehend seinen Namen. Noch bevor Noah sich umschauen konnte, stieß sein Rücken gegen etwas. Er fuhr herum. „Mereìn!“, sandte er aus, doch seine Schwester teilte seine Freude nicht. Er wollte sie in den Arm nehmen, doch sie rückte weiter von ihm fern, hilflos schreiend. „Noah!“ Blut, vermischt mit Tränen legten eine Spur auf dem Weg, den sie machte. Sie riss die Arme in die Höhe, versuchte, nach seinen zu greifen, ihre braunen Augen vor Schmerz und Entsetzen verzerrt. „Warum bleibst du nicht stehen?“, fragte er schwach, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, ein Stich durchfuhr seine Schläfen und ließen ihn taumeln. „Komm hierher r!“ Aber das Mädchen hörte ihn nicht. Es verschwand hinter einer Wegebiegung, um ein wenig später verstört aufzuschreien…
Es war, als rissen ihn die Offenbarungen seines Traumes aus seiner Benommenheit. „Wie lang habe ich geschlafen?“, fragte er sich verwirrt, denn das Abendrot loderte bereits über den Bergen dabei erschien es ihm, als hätte er nur wenige Minuten gedöst. Verstört erinnerte er sich an das Gesehene. Es war mehr als ein Traum gewesen, es war anders, so realistisch… eine Vision. Immer noch schlug sein Herz bis zum Halse, er wischte sich mit zittrigen Fingern über die schweißnasse Stirn und wagte vorsichtig, einen Blick hinab auf Kite zu werfen. Er seufzte, er gab seine Schwäche ungern preis, doch es war schon zu spät, um sie zu verbergen, denn der junge Mann beäugte ihn bereits eindringlich. Noah senkte das Kinn. Dann plötzlich, fragte er laut: „Was ist wirklich mit meinem Dorf geschehen?“ Er wusste nicht, was ihn zu seinem Aufbrausen verleitet hatte, zugleich aber, bereute er es nicht. Er erinnerte sich an die vorangegangene Nacht, an ihren Kampf im Wald, an die Hilfe, die er von ihm erfahren hatte, obwohl sie aneinander völlig fremd waren, hatte er in ihm bereits einen Verbündeten gesehen. Seine Hände klammerten sich in die Mähne des Pferdes. War es ein Fehler, ihm vertraut zu haben? Oder hatte der Traum ihn nur belogen, machte ihm das Geschehene immer noch zu schaffen? „Nein.“, sagte er sich voller Überzeugung, „Meinen Freunden ist etwas Schreckliches zugestoßen. Und er verheimlicht es mir!“ In ihm brodelte plötzlich die Wut, Kite dagegen, blieb beunruhigend gelassen. Er hob gerade zum Sprechen an, als ihm etwas in die Augen gefallen zu sein schien. Misstrauisch hielt er das Pferd an. „Wer ist da?“, rief er aus, Noahs Frage einfach übergehend, ihn so noch mehr erzürnend. „Was soll dort sein?“, murrte der Junge, doch seine Augen beugten sich und folgten dem Blick seines Gefährten. In seiner Miene spiegelte sich plötzliche Verblüffung wieder. Er sah Schatten über die Baumstämme schleichen, seine Muskeln verkrampften sich, er verstummte und wartete. Die schmalen, in die Länge gezogenen Kreaturen tanzten im Licht, und lösten Unbehagen in ihm aus.
*
„Komm bald zurück!“
Die Worte ihrer Großmutter hallten in Mireílles Kopf wider, als sie aus der alten, auf robusten Pfeilern erbauten Holzhütte trat. Ein Windspiel läutete hell hinter ihrem Rücken, das Wetter war angenehm, die rauschenden Blätter der großen Eichen summten hypnotisch. Von ihren Lockrufen und der Wärme der Mittagssonne getrieben, machte sich das Mädchen mit einem leeren Wasserkrug auf den Weg. Ihre Großmutter Isma… Sie war gewiss nicht mehr in vollem Besitz ihrer geistigen Kräfte, daran bestand kein Zweifel. Mireílle seufzte, von schlechtem Gewissen geplagt. Stets hatte sie die Denkweise der anderen verabscheut, ihre Großmutter mit aller Macht verteidigt. Heute schlich sich zum ersten Mal Überzeugung in ihren Verstand. Was war nur in sie gefahren? „Sie begehen einen großen Fehler!“, hatte die Alte am Morgen ausgerufen, nachdem sie aus einem Fiebertrauma erwacht war. Ihre schrille Stimme bereitete Mireílle immer noch Gänsehaut. Sie begann trotz des Sommerwindes zu frösteln und beschleunigte ihre Schritte, nicht auf die Dorfbewohner achtend, die ihr mit argwöhnischen Blicken nachsahen. Mit einer völlig unnötigen Geste zupfte sie im Laufen ihren grünen, gewickelten Sommerrock und die Bluse, die von ein paar Hölzernen Nadeln zusammengehalten wurden zu Recht und huschte auf den Waldweg. Schon bald knackte erstes feuchtes Holz unter ihren dünnen Lederstiefeln, von den anderen war kaum noch etwas zu erkennen.
Mireílle atmete erleichtert auf, hier zwischen den Tannen, deren Nadeln ihr einen angenehmen, scharfen Geruch zusandten, fühlte sie sich noch immer am wohlsten. Da wurde die Stille von einem Plätschern durchbrochen. Das Mädchen machte verträumt an dem kleinen Bach Halt, der in diesem Moment ihren Weg schnitt.
Sie beugte sich hinab und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser. Das blonde Haar fiel in schwungvollen, engelsgleichen Locken auf ihre Schultern, von denen jede eine eigene Schattierung besaß, meist golden schimmernd. Ihre Züge waren zart und zerbrechlich, wie aus Porzellan und trugen noch zu ihrer flüchtigen Erscheinung bei. Sie ließ ihre blassgrünen Augen über die Umgebung schweifen, dann kam es ihr wieder in den Sinn, sie schöpfte Wasser aus dem Rinnsal und erhob sich wieder.
Mit einem plötzlichen Kribbeln im Rücken, wandte sie sich um. In Gedanken versunken, betrachtete sie den Pfad, der sich an Bäumen vorbei einen Weg nach Osten bahnte. Mireílle zögerte, es war weder der Pfad, über den sie hierher gekommen war, noch war er in irgendeiner Weise abkürzender als der andere, es hätte keinen Sinn gemacht, ihn zu nehmen. Trotzdem machte sie instinktiv einen Schritt darauf zu, dann noch einen, sie spürte nicht die Stiche, den ihr die Traubensträucher, die die Umgebung zu beiden Seiten hin flankierten, zufügten, und die dünnen Beine zerkratzten, kurzerhand verließ sie die Lichtung und watete immer weiter nach Süden durch den Morast von Unterholz, das Wasser sprang in kleinen Tropfen auf ihre Bluse, als sie die Kanne unachtsam hin und her schwenkte, doch sie schenkte ihm keinen Gedanken.
Nach einer Weile legten sich die Hindernisse vor ihr, sie erreichte eine kleine Lichtung, geblendet von dem gleißenden Licht verrenkte sie die Augen und betrachtete das Gebilde, das sich vor ihr auftat. Sie war an den Waldschrein gekommen, der Ort, an dem Shintai, der Dorfälteste und seine Sippe den alten Göttern huldigten, vor allem aber stand er im Zentrum des Konfliktes, den er und Isma austrugen. Sie war mit anderen Gelöbnissen aufgewachsen, glaubte an die gleichen Götter, jedoch in ihrer Weise und ihren Sitten, die sie schließlich auch an Mireílle weitergegeben hatte.
Die Gegenwart dieses heiligen Ortes war für sie nichts Neues, oft hatte sie ihn mit ihrer Großmutter besucht, oder allein, obgleich es der alten Frau zuwider war. Mireílle ging näher auf den Eingang zu, es war die Darstellung der vier Völker, die sie am meisten faszinierte, Drachen, Zwerge und Melissen waren darauf zu sehen, ihnen voran gestellt eine Gruppe anmutiger Elfen. Sie strich mit der Hand darüber, träumte sich in eine Welt, in der es diese Wesen tatsächlich gab und war umso enttäuschter, als die Gegenwart sie einzuholen versuchte. Mireílle schaute durch eins der runden Mosaikenfenster, eine Hand wie einen Schirm über die Augen haltend, um von der Sonne so wenig wie möglich belästigt zu werden. Sie gewahrte nichts außer einem Raum im Halbschatten, erahnte sich jedoch schon den Altar, auf dem außer Früchten, auch schon Tiere geopfert, Blut vergossen worden war.
Ein Geräusch weckte sie aus ihren düsteren Gedanken, ungewöhnlich auffallend, es konnte unmöglich von flüchtenden Rehen stammen. Es näherte sich ihr jemand, sie wollte sich von der Scheibe lösen und weglaufen, doch dazu war es zu spät. Sie stieß einen ungewollt spitzen Schrei aus, als sich eine knorrige Hand um ihren Unterarm schloss und fest zudrückte, sie spürte beinahe die finsteren Energien, die aus diesem Griff strömten, sie musterte den Arm, ihr Blick wanderte aufwärts, da erkannte sie, mit wem sie es zu tun hatte. Es war Shintai. Sein strenger Ausdruck leitete seine Kälte auf das Mädchen über, Mireílle wollte sich losreißen und flüchten, doch der Druck auf ihrem Handgelenk verstärkte sich noch. Wie konnte er so lange unentdeckt geblieben sein? War sie so in ihren Gedanken versunken gewesen?
„Was macht ein dummes Gör wie du hier?“, zischte er scharf, „Junge Dinger wie du haben hier nichts verloren. Vor allem du nicht!“ Seine Worte erfüllten sie mit Wut, sie rüttelte noch einmal an seinem Arm, doch er zog sie wie ein strafender Vater näher zu sich heran und ließ sie seinen heißen Atem spüren. Mireílle wollte sich weiter zu ihm umdrehen, doch der Greis löste seine Finger und verpasste ihr gleichzeitig mit dem langen Nagel einen so heftigen Stich in den Rücken, dass sie taumelnd über die Stiege nach unten viel. Benommen rappelte sie sich wieder auf. „Mach, dass du fort kommst!“, keifte er, das Mädchen fuhr herum, doch sie kam nicht weit, ohne dass Shintai ihr noch etwas mit auf den Weg gab. „Und vergiss das hier nicht!“ Mit einer Kraft, die sie dem labilen Alten kaum zugetraut hätte, schleuderte er den Wasserkrug ein paar Fuß neben ihr ins Unterholz. Sie griff verschreckt danach. In ihrer Aufregung stolperte sie über den Pfad zurück, über den sie gekommen war und fluchte über ihre Unvorsichtigkeit. „Ich hätte nicht hierher kommen dürfen.“, gestand sie sich ein. „Vor allem nicht jetzt, wo es Großmutter so schlecht geht.“ Sie wusste nicht, welche Folgen die Begegnung mit Shintai auf sich ziehen würde, konnte sie sich, wenn es die Situation verlangte, vor ihm schützen? Als sie die Wegebiegung erreichte, blieb sie stehen und lauschte auf Schritte, doch Shintai war ihr nicht gefolgt. Sie strich sich laut ausatmend eine Locke aus dem Gesicht.
„Mireílle, was machst du hier?“ Seufzend schaute sie in die Richtung, aus der die Stimme, es war die eines jungen Mannes, „Nicht schon wieder.“, dachte sie, bemerkte aber verblüfft, dass die Aufmerksamkeit diesmal nicht ihr galt. Es war die Gruppe, die Shintai am Morgen zur Jagd geschickt hatte. Neben den muskulösen Männern fielen die zwei Fremden kaum auf, sie waren schmal gebaut und groß. Sie stutzte. „Wer…?“, wagte sie zu fragen. „Dafür ist keine Zeit.“, herrschte der andere, „Wo ist Shintai?“ Sie antwortete ihm nicht gleich, ein bitteres Lächeln flog ihr über die Lippen. „Er ist zum Schrein gegangen.“ Der Jäger seufzte. „Dann bringen wir sie gleich ins Dorf.“ Das Mädchen schloss sich ihnen wortlos an, den leeren Krug in den Armen umklammernd und die Jungen musternd, die sich nicht sonderbar für sie zu interessieren scheinen. Sie stellte mit Besorgnis fest, dass die beiden verletzt sein mussten, wollte gerade zu sprechen anheben, schwieg dann jedoch verzagt. Im Dorf würde man sich gewiss um sie kümmern.
Sie erreichten es unter großem Aufsehen, wie zu erwarten war, denn die Dorfbewohner waren Besuch, vor allem in diesen Tagen nicht gewohnt. Argwöhnische Blicke lasteten auf den jungen Fremden, als sie in ein Haus geführt wurden, dass am Rande der Lichtung lag. „Ihr wartet hier, bis unser Oberhaupt eintrifft.“ Die Miene des Braunhaarigen verzerrte sich mürrisch. Sie wurden doch tatsächlich eingesperrt! Mireílle wollte protestieren, doch ehe sie sich versah, schlug man die Tür zu und verwehrte ihr die Sicht.
Ja guck mal im Stammlesertreff, dann weißt du warum^^
Keine Farbe diesmal? ;-)
Na ja ist trotzdme super, wie immer warum muss ich das eignetlcih imemr schreiben obwohl andere auch keine lust haben? nur weil es böse menshcen gibt, die mir ahnung nachsagen *seufz* na ja egal
ichw arte auf mehr :-P
Keine Farbe diesmal? ;-)
Na ja ist trotzdme super, wie immer warum muss ich das eignetlcih imemr schreiben obwohl andere auch keine lust haben? nur weil es böse menshcen gibt, die mir ahnung nachsagen *seufz* na ja egal
ichw arte auf mehr :-P
Ah so, ist mir erst grad eben aufgefallen, aber der Ausfall war meinerseits auch nicht weiter schlimm, weil ich mich mit Kriegskunst beschäftigt habe, da in meiner Story voraussichtlich auch Schlachten geschlagen werden.
?
Ich komm grad ncith mit... Meinst du die Zeit, in der du ncith schreiben konntest?
Na ja wie auch immer, auch wenn deien Handlung ageblich zu kompliziert für mcih ist :-P
Wenn du hilfe barcuhst bei irgendwas: ich versuch es zumindest ;-)
Ich komm grad ncith mit... Meinst du die Zeit, in der du ncith schreiben konntest?
Na ja wie auch immer, auch wenn deien Handlung ageblich zu kompliziert für mcih ist :-P
Wenn du hilfe barcuhst bei irgendwas: ich versuch es zumindest ;-)
Habe ich das gesagt, nein ich meinte, dass ich an einer Stelle feststecke, die bestimmt zehn Seiten weiter liegt, und da du so weit noch nicht gelesen hast, kann ich dich wohl schlecht um Hilfe bitten.
Zu kompliziert für dich... ich wäre schön blöd, das zu behaupten. <.<°
Zu kompliziert für dich... ich wäre schön blöd, das zu behaupten. <.<°
^^
Dann schick mir doch einfach den Text XD
wenn du ihn noich ncith psoten willst ich bin im Besitz einer E-Mail adresse ;-)
Ist nru ein ANgebot, du musst also nicht^^
Dann schick mir doch einfach den Text XD
wenn du ihn noich ncith psoten willst ich bin im Besitz einer E-Mail adresse ;-)
Ist nru ein ANgebot, du musst also nicht^^
Geht schlecht, ich müsste an den Computer meiner Nachbarin und die erlaubt das nicht, sonst gern. Oo
*möpp*
Aber wenn du mir nicht antwortest, bloß nicht(!), dann gern... *please*
*möpp*
Aber wenn du mir nicht antwortest, bloß nicht(!), dann gern... *please*
Ach warte, ich könnt ja auch von der Adresse von Mamas Freund. Mal sehen, ich müsst fragen, okay?
Ok sag mir dann bescheid^^
Am besten... Ich bin unter dem nick "Fin" im Chat noch eine ganze weile nehm ich an, fals du heute noch dazu komst sag mri dann dort einfach bescheid, damit ich dir meine Emailadresse geben kann, ich möchte sie nur ungern hier im Forzum posten oder zeitweise in mein Profil schrieben, wenn es nciht anders geht, mahc ich e natürlich ;-)
Am besten... Ich bin unter dem nick "Fin" im Chat noch eine ganze weile nehm ich an, fals du heute noch dazu komst sag mri dann dort einfach bescheid, damit ich dir meine Emailadresse geben kann, ich möchte sie nur ungern hier im Forzum posten oder zeitweise in mein Profil schrieben, wenn es nciht anders geht, mahc ich e natürlich ;-)
Ja cool, mach ich dann, wenn er wieder hier ist, ich muss nur noch fragen, aber ich denke mal, dass das geht. Ich benutz Naruu dann auch da, okay?
ok
ich warte auf dich^^
*wart*
DU warst eben da oder?
Bist du geflogen? In dem Fall: nochmal probieren, das passiert mitunter ;-)
ich warte auf dich^^
*wart*
DU warst eben da oder?
Bist du geflogen? In dem Fall: nochmal probieren, das passiert mitunter ;-)
Nee, ich wollt nur gucken, ob Java noch funktioniert, normalerweise müsste. Ich bekomme nämlich ständig Meldungen.
Kann sich nur noch um Stunden handeln, Mama ist noch nicht wieder da.
Kann sich nur noch um Stunden handeln, Mama ist noch nicht wieder da.
Okich versuche zu warten aber wenn du wilslt komm doch jetzt shconmal^^
Shadow und kualquappe sind auch da^^ ist lustig XD
ok?
Shadow und kualquappe sind auch da^^ ist lustig XD
ok?
Noch eine Frage:
Was glaubst du, zu welchem Charakter diese Rede besser passt:
"Nur ich entscheide, wohin ich gehe, oder was ich tue, und wem ich vertraue. Sacrém merí kant!"
Kite oder Noah? Kite sagt etwas ähnliches, es würde gut dazu passen, aber Noah ist mehr der Typ dafür. Außerdem wäre da eine schöne Szene...
Rein Charaktertechnisch wohl eher Noah oder, wenn man bedenkt, wie eigensinnig er ist? oO
Sacrém merí kant-Ich gehöre nur mir!
Woher er die alte Sprache kennt, wird später noch mal erklärt.
Was glaubst du, zu welchem Charakter diese Rede besser passt:
"Nur ich entscheide, wohin ich gehe, oder was ich tue, und wem ich vertraue. Sacrém merí kant!"
Kite oder Noah? Kite sagt etwas ähnliches, es würde gut dazu passen, aber Noah ist mehr der Typ dafür. Außerdem wäre da eine schöne Szene...
Rein Charaktertechnisch wohl eher Noah oder, wenn man bedenkt, wie eigensinnig er ist? oO
Sacrém merí kant-Ich gehöre nur mir!
Woher er die alte Sprache kennt, wird später noch mal erklärt.
Und hier ist noch ein Teil.
„Sie haben uns hier eingeschlossen!“, rief Noah und rüttelte am Türknauf. Kite suchte sich unterdessen eine Ecke, in der er sich niederließ. Sitzgelegenheiten gab es nicht, spärliches Licht erfüllte den Raum. „Es ist kein Wunder.“, gab er unvermittelt zurück, „Der Wald gehört zwar noch zum Herrschaftsgebiet des Königs, doch haben sich ihm die hier Lebenden nie wirklich unterworfen. Darum schenken sie meinen Worten keine Beachtung, als ich ihnen sagte, in welchem Auftrag ich komme.“ „Das wäre möglich.“, erwiderte Noah gereizt, „Vielleicht haben sie aber auch erkannt, was für ein Lügner du bist! So wie du mir verschwiegen hast, was in meinem Dorf passiert ist.“ Kite stutzte. „Wie kommst du auf die Idee?“, fragte er ausweichend. „Ich habe davon geträumt.“, antwortete Noah und ging auf ihn zu. Kite lachte. „Du hattest einen Alptraum und hängst wie ein Kind deinen Glauben daran?“ Noah begann vor Wut zu kochen, er wusste, dass sein Gefährte Recht hatte, und es verletzte ihn in seinem Stolz. Er näherte sich ihm bis auf wenige Zoll und wollte zum Schlag ausholen, doch Kite war schneller auf den Beinen, als er gedacht hatte und warf ihn mit einer einzigen, abwehrenden Bewegung zu Boden. „Beruhige dich!“, sagte er, und ließ den Jungen sich wieder aufrappeln. „Zweimal, zweimal seit unserer Begegnung habe ich dich gerettet, und so dankst du mir das?“ Noah wich ein Stück zurück. „Du hättest das nicht tun müssen.“, japste er trotzig, „Nichts hat dich dazu gezwungen!“ Kite war sichtlich amüsiert und erzürnte ihn noch mehr. „Ich arbeite für den König, Junge. Was hätte ich sonst tun sollen?“ Noah schwieg, er wusste nicht, was er hätte erwidern können, eine Zeit lang schwiegen sie einander ein, dann räusperte sich Kite plötzlich. „Setz dich wieder hin!“ Er kroch verdrossen in die Ecke zurück und zog die Beine an. „Wenn du die Wahrheit hören willst, dann unterbrich mich nicht, das würde alles noch komplizierter machen.“ Er nickte, und Kite berichtete über die Verwüstung des Dorfes, die Parallelen, die er mit anderen Orten, denen Gleiches passiert war, verzeichnen konnte, überdies verschwieg er aber, was mit den Dorfbewohnern geschehen war. „Ich weis es nicht.“, log er, „So wenig, wie ich über die Angreifer weis, du musst nur wissen...“ Und er zögerte, aber Noah hackte nach. „Sie sind tot.“, flüsterte er und senkte den Blick.
Sein Gefährte umschlang seine Beine mit den Armen, legte den Kopf auf die Knie und begann, nach vorn und zurück zu wippen. Auch wenn er fast damit gerechnet hatte, er konnte nicht glauben, was er soeben gehört hatte, diese Worte waren wie Stiche ins Herz gewesen, sie rissen es entzwei. Es wollten ihm Tränen in die Augen steigen, doch vor Kite hielt er sie tapfer zurück. „Welches Recht hast du dir genommen, dass du es vor mir verschwiegen hast?“, fragte er mit brüchiger Stimme. „Ich hatte befürchtet, du würdest dich selbst überzeugen wollen. Das durfte ich nicht zulassen, an solchen todgeweihten Orten ist es sehr gefährlich.“ Noah stellte sich vor, wie sein geliebtes Dorf zur Unterflucht von Räubern und Kriminellen wurde, er hatte gehört, so wäre es schon um andere Städte geschehen, und wieder stürzten seine Gedanken unter einer Schmerzenswelle in sich zusammen. „Sie sind alle tot? Alle?“, vergewisserte er sich und dachte verzweifelt an seine Schwester.
„Ich denke schon.“
Er grübelte eine Weile nach, aber das Geräusch des klickenden Schlosses riss ihn aus seiner Erstarrung. Sie schauten zur Tür, es war das Mädchen von vorhin, ihre tiefen smaragdgrünen Augen blickten in die Runde, dann räusperte sie sich vorsichtig. „Unser Dorfältester wird sich um Euch kümmern, wenn er eintrifft. Er ist sehr beschäftigt.“ Sie stellte ein Tablett mit Speisen auf den Boden und bot es ihnen an. Noah klaubte sich verzagt seinen Teil zusammen und drängte sich wieder in der Ecke. Der Brotlaib brannte auf seinen trockenen Lippen, und war daher ungenießbar. Er schob ihn beiseite und griff nach seinem Wasserschlauch, schwer schluckend zog er daran. Sein Blick streifte für einen Moment den des Mädchens, das daraufhin wie nebenbei bemerkte: „Mein Name ist Mireílle. Ich soll mich um Eure Verletzungen kümmern. Würdet ihr mitkommen?“ Kite stand auf, Noah hingegen rührte sich nicht von der Stelle, sie brauchte sich nicht um ihn zu kümmern, denn die Schmerzen, die ihm die angebrochenen Rippen zufügten waren nichts im Vergleich zu den Schmerzen in seinem Inneren. „Lasst mich allein.“, flehte er insgeheim, doch Mireílle betrachtete ihn mitleidig, gefesselt von seinen traurigen, hellen Augen, die starr zu ihr aufsahen. Von ihr überredet, fügte er sich letztendlich doch. Kite machte sie höflich einander bekannt, dann traten sie hinaus ins Freie.
Bei ihrer ersten Wanderung durch das Dorf, war es ihm nicht aufgefallen, aber die Umgebung war nahezu wunderschön, die Luft zersetzt von Vogelzwitschern, die Sonnenstrahlen waren warm und fielen in liebevoll hergerichtete Bauten, die vorwiegend auf Holzstämmen standen und völlig in das Bild des Waldes eingegliedert waren. Er fragte sich, ob sich der Aufruhr um sie gelegt hatte, zunächst davon überzeugt, bis er bemerkte, dass die Umstehenden sie immer noch genaustens beobachteten. Mireílle kümmerte sich nicht um sie, also wollte er es ihr gleich tun, zudem beschäftigten ihn andere Gedanken.
Beinahe wäre er über eine Stiege gestolpert, die sich jäh vor ihm bis in etwa fünf Fuß Höhe erstreckte, und an einen Vorhang grenzte, in den Bernsteinfarbene Muscheln eingeflochten waren. Mit bewundernden Ausdrücken auf den Gesichtern, setzten die beiden Jungen einen Fuß auf die untersten Stufen. Als sie die Muscheln beiseite schoben, klimperten diese glockenhell.
Dieses Häuschen, wenn man es so nennen wollte, war wohl unbewohnt, und musste von äußerster Wichtigkeit sein. Darin war es warm, sorgfältig bestickte, bunte Teppiche hingen von den Wänden, die aus hellem Holz bestanden. Mireílle rückte ein paar großer, violetter Kissen herbei und gebot ihnen, Platz zu nehmen. „Shintai und sein Rat halten hier Versammlungen ab.“, erklärte sie. „Shintai? Ist das euer...“ „Ja.“, fiel ihm das Mädchen ins Wort, dann fügte sie mit gedämpfter Stimme hinzu: „Nehmt euch vor ihm in Acht!“ Er lächelte versichernd, und wurde von ihr gebeten, das Wams abzulegen. Es kamen Muskeln zum Vorschein, die man dem schmächtigen jungen Mann nicht zugetraut hätte. Sie begutachtete seinen sehnigen Oberarm, auf dem die Tätowierung eines blauen Vogels prangte, sichtlich verwirrt, auch Noah betrachtete das Bild mit neuer Verwunderung. Sie nahm das Tuch ab, mit dem die Verletzung notdürftig bandagiert war. „Was hast du gemacht?“, fragte sie verblüfft, sein Arm machte nicht im geringsten den Eindruck, in den nächsten Tagen zu verheilen, immer noch blutete sie, das Mädchen tupfte sie fürsorglich ab und eilte zu einem Schränkchen, aus dem sie in eine Flüssigkeit getränkte Tücher zog und sie mit einigen geschickten Griffen um seine Schulter legte. „Wer hat dir das beigebracht?“, erkundigte er sich anerkennend, die Wunde pochte schon nach kurzer Zeit nicht mehr. „Meine Großmutter brachte mir vieles über die Wirkung von Kräutern bei.“, erwiderte sie. „Dann spreche deiner Großmutter meinen Dank aus.“, entgegnete er, während er sich sein Hemd überstreifte. Sie senkte aus ihm unerfindlichen Gründen betrübt das Kinn, doch anstatt noch tiefer in sich zu versinken, schaute sie plötzlich hinüber zum Eingang. Von zwei Paaren lebhafter, jadegrüner Kinderaugen wurden sie angestarrt. Mireílle lächelte wieder, als die kleinen Mädchen auf sie zustürmten. „Was macht ihr hier?“, fragte sie sanft tadelnd. „Mia! Mia!“, schallte es von unten her, „Erzählst du uns eine Geschichte?“ Selbst Noah verzog die Mundwinkel für einen kurzen Moment zu einem kaum sichtbaren Grinsen, erheitert von ihren kapriziösen Stimmen, dann richtete er seinen Blick erneut wie in unergründliche Ferne. „Dafür habe ich jetzt keine Zeit.“, erklärte Mireílle unterdessen, „Ihr sollt zudem nicht herkommen, wenn Shintai euch sieht. Ksch!“ Sie scheuchte die Kinder fort. „Mia?“, wiederholte Kite, während er dem Trippeln lauschte, das draußen auf den Holzplanken trommelte und mit jeder Sekunde leiser wurde. „Sie nennen mich so.“, erklärte Mireílle vergnügt, „Meine Großmutter nannte mich so, als ich noch ein kleines Mädchen war. Das Wort kommt aus einer alten Sprache.“ „Und was heißt es?“ „Es heißt Elfe.“ Sie schaute umher, ihre Großmutter... Das Mädchen gab einen erschreckten Laut von sich, sie hatte die alte Frau völlig vergessen. Sie wandte sich an Noah. „Glaubst du, du hältst es noch ein wenig aus?“ Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. Verblüfft über seine Reaktion lief sie nach draußen.
KAPITEL 3
-Offenbarung am Waldschrein-
Mireílle grüßte noch einmal die kleinen Mädchen, dann beschleunigte sie ihren Gang, als sie dem Haus näherkam. Es war gewissermaßen ein wenig heruntergekommen, ohne die Hilfe ihrer Großmutter schaffte sie es nicht, es instand zu halten. Die Vorhänge waren zugezogen, die Luft abgestanden und kalt, als sie aus ihren Stiefeln schlüpfte und hinein ging. Sie zog die bestickten Stoffe von den Fenstern, als auch schon eine zittrige Stimme ihren Namen rief. Mireílle fröstelte. Ihr Ton war schwach wie immer, doch hatte er heute etwas Klagendes an sich. Sie stürzte an das Bett der alten Frau. Das Gesicht, in dem jeder Weg, den sie in ihrem langen Leben getan hatte, eine tiefe Falte hinterlassen hatte. „Mireílle!“ keuchte sie fiebernd, „Mireílle, mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Lass nicht zu, dass sie einen Fehler machen!“ Das Mädchen drückte ihre flaumige, weiche Hand. „Großmutter, so darfst du nicht reden!“, versetzte sie verzweifelt. Eine ungute Vorahnung beschlich sie, seit Tagen redete sie über ihren Tod, doch nie war es ihr so ernst gewesen. „Ich werde den Tag der Zeremonie nicht mehr überleben. Ich kann Shintai nicht aufhalten, aber du musst es tun!“ „Wie?“ Unter die Furcht, die sie empfand, mischte sich ein Funke Verblüffung. „Shintai wird einen Fehler machen!“ „Aber Großmutter, Shintai lässt uns nicht an der Zeremonie teilnehmen. Wie sollte ich etwas verhindern können? Was soll ich verhindern? Was kann ein Mädchen wie ich ausrichten?“ „Hol zurück, was dir beschert ist! Lass nicht zu, dass es in falsche Hände gerät.“ Sie verstand kein Wort, von dem Gesprochenen, setzte sie dem Irrsinn einer Sterbenden gleich. „Was verlangt sie von mir? Ich könnte Shintai niemals etwas entgegensetzten.“, dachte sie bei sich und ein Nachhall des Gefühls, von Shintais knorriger Hand umklammert zu werden, rief ihr einen Schreck in die Glieder. Sie bemerkte, dass die Augen ihrer Großmutter immer trüber wurden. „Du darfst nicht sterben!“, hauchte Mireílle, da ergriff die Alte ihre Schultern. „Wohin ich gehe ist unwichtig!“, rief sie mit plötzlicher Eindringlichkeit, „Wichtig ist nur, was aus dir wird. Du bist ausersehen, großes zu vollbringen. Du bist keines dieser Mädchen, Mireílle, du gehörst nicht hierher!“ „Aber gewiss tue ich das!“, widersprach sie wimmernd. „Versprich mir etwas!“, keuchte die Alte. „Ja, Oma, ich verspreche dir alles, aber ruhe dich aus!“ „Versprich mir, dass du mir am Tag meines Todes noch einmal Gehör schenken wirst... und mir glaubst..“
Die anderen Kapitel haben auch Namen, nur weis ich nocht nicht so Recht, welche! ^^°
Und fragt nicht wegen der Uhrzeit.
„Sie haben uns hier eingeschlossen!“, rief Noah und rüttelte am Türknauf. Kite suchte sich unterdessen eine Ecke, in der er sich niederließ. Sitzgelegenheiten gab es nicht, spärliches Licht erfüllte den Raum. „Es ist kein Wunder.“, gab er unvermittelt zurück, „Der Wald gehört zwar noch zum Herrschaftsgebiet des Königs, doch haben sich ihm die hier Lebenden nie wirklich unterworfen. Darum schenken sie meinen Worten keine Beachtung, als ich ihnen sagte, in welchem Auftrag ich komme.“ „Das wäre möglich.“, erwiderte Noah gereizt, „Vielleicht haben sie aber auch erkannt, was für ein Lügner du bist! So wie du mir verschwiegen hast, was in meinem Dorf passiert ist.“ Kite stutzte. „Wie kommst du auf die Idee?“, fragte er ausweichend. „Ich habe davon geträumt.“, antwortete Noah und ging auf ihn zu. Kite lachte. „Du hattest einen Alptraum und hängst wie ein Kind deinen Glauben daran?“ Noah begann vor Wut zu kochen, er wusste, dass sein Gefährte Recht hatte, und es verletzte ihn in seinem Stolz. Er näherte sich ihm bis auf wenige Zoll und wollte zum Schlag ausholen, doch Kite war schneller auf den Beinen, als er gedacht hatte und warf ihn mit einer einzigen, abwehrenden Bewegung zu Boden. „Beruhige dich!“, sagte er, und ließ den Jungen sich wieder aufrappeln. „Zweimal, zweimal seit unserer Begegnung habe ich dich gerettet, und so dankst du mir das?“ Noah wich ein Stück zurück. „Du hättest das nicht tun müssen.“, japste er trotzig, „Nichts hat dich dazu gezwungen!“ Kite war sichtlich amüsiert und erzürnte ihn noch mehr. „Ich arbeite für den König, Junge. Was hätte ich sonst tun sollen?“ Noah schwieg, er wusste nicht, was er hätte erwidern können, eine Zeit lang schwiegen sie einander ein, dann räusperte sich Kite plötzlich. „Setz dich wieder hin!“ Er kroch verdrossen in die Ecke zurück und zog die Beine an. „Wenn du die Wahrheit hören willst, dann unterbrich mich nicht, das würde alles noch komplizierter machen.“ Er nickte, und Kite berichtete über die Verwüstung des Dorfes, die Parallelen, die er mit anderen Orten, denen Gleiches passiert war, verzeichnen konnte, überdies verschwieg er aber, was mit den Dorfbewohnern geschehen war. „Ich weis es nicht.“, log er, „So wenig, wie ich über die Angreifer weis, du musst nur wissen...“ Und er zögerte, aber Noah hackte nach. „Sie sind tot.“, flüsterte er und senkte den Blick.
Sein Gefährte umschlang seine Beine mit den Armen, legte den Kopf auf die Knie und begann, nach vorn und zurück zu wippen. Auch wenn er fast damit gerechnet hatte, er konnte nicht glauben, was er soeben gehört hatte, diese Worte waren wie Stiche ins Herz gewesen, sie rissen es entzwei. Es wollten ihm Tränen in die Augen steigen, doch vor Kite hielt er sie tapfer zurück. „Welches Recht hast du dir genommen, dass du es vor mir verschwiegen hast?“, fragte er mit brüchiger Stimme. „Ich hatte befürchtet, du würdest dich selbst überzeugen wollen. Das durfte ich nicht zulassen, an solchen todgeweihten Orten ist es sehr gefährlich.“ Noah stellte sich vor, wie sein geliebtes Dorf zur Unterflucht von Räubern und Kriminellen wurde, er hatte gehört, so wäre es schon um andere Städte geschehen, und wieder stürzten seine Gedanken unter einer Schmerzenswelle in sich zusammen. „Sie sind alle tot? Alle?“, vergewisserte er sich und dachte verzweifelt an seine Schwester.
„Ich denke schon.“
Er grübelte eine Weile nach, aber das Geräusch des klickenden Schlosses riss ihn aus seiner Erstarrung. Sie schauten zur Tür, es war das Mädchen von vorhin, ihre tiefen smaragdgrünen Augen blickten in die Runde, dann räusperte sie sich vorsichtig. „Unser Dorfältester wird sich um Euch kümmern, wenn er eintrifft. Er ist sehr beschäftigt.“ Sie stellte ein Tablett mit Speisen auf den Boden und bot es ihnen an. Noah klaubte sich verzagt seinen Teil zusammen und drängte sich wieder in der Ecke. Der Brotlaib brannte auf seinen trockenen Lippen, und war daher ungenießbar. Er schob ihn beiseite und griff nach seinem Wasserschlauch, schwer schluckend zog er daran. Sein Blick streifte für einen Moment den des Mädchens, das daraufhin wie nebenbei bemerkte: „Mein Name ist Mireílle. Ich soll mich um Eure Verletzungen kümmern. Würdet ihr mitkommen?“ Kite stand auf, Noah hingegen rührte sich nicht von der Stelle, sie brauchte sich nicht um ihn zu kümmern, denn die Schmerzen, die ihm die angebrochenen Rippen zufügten waren nichts im Vergleich zu den Schmerzen in seinem Inneren. „Lasst mich allein.“, flehte er insgeheim, doch Mireílle betrachtete ihn mitleidig, gefesselt von seinen traurigen, hellen Augen, die starr zu ihr aufsahen. Von ihr überredet, fügte er sich letztendlich doch. Kite machte sie höflich einander bekannt, dann traten sie hinaus ins Freie.
Bei ihrer ersten Wanderung durch das Dorf, war es ihm nicht aufgefallen, aber die Umgebung war nahezu wunderschön, die Luft zersetzt von Vogelzwitschern, die Sonnenstrahlen waren warm und fielen in liebevoll hergerichtete Bauten, die vorwiegend auf Holzstämmen standen und völlig in das Bild des Waldes eingegliedert waren. Er fragte sich, ob sich der Aufruhr um sie gelegt hatte, zunächst davon überzeugt, bis er bemerkte, dass die Umstehenden sie immer noch genaustens beobachteten. Mireílle kümmerte sich nicht um sie, also wollte er es ihr gleich tun, zudem beschäftigten ihn andere Gedanken.
Beinahe wäre er über eine Stiege gestolpert, die sich jäh vor ihm bis in etwa fünf Fuß Höhe erstreckte, und an einen Vorhang grenzte, in den Bernsteinfarbene Muscheln eingeflochten waren. Mit bewundernden Ausdrücken auf den Gesichtern, setzten die beiden Jungen einen Fuß auf die untersten Stufen. Als sie die Muscheln beiseite schoben, klimperten diese glockenhell.
Dieses Häuschen, wenn man es so nennen wollte, war wohl unbewohnt, und musste von äußerster Wichtigkeit sein. Darin war es warm, sorgfältig bestickte, bunte Teppiche hingen von den Wänden, die aus hellem Holz bestanden. Mireílle rückte ein paar großer, violetter Kissen herbei und gebot ihnen, Platz zu nehmen. „Shintai und sein Rat halten hier Versammlungen ab.“, erklärte sie. „Shintai? Ist das euer...“ „Ja.“, fiel ihm das Mädchen ins Wort, dann fügte sie mit gedämpfter Stimme hinzu: „Nehmt euch vor ihm in Acht!“ Er lächelte versichernd, und wurde von ihr gebeten, das Wams abzulegen. Es kamen Muskeln zum Vorschein, die man dem schmächtigen jungen Mann nicht zugetraut hätte. Sie begutachtete seinen sehnigen Oberarm, auf dem die Tätowierung eines blauen Vogels prangte, sichtlich verwirrt, auch Noah betrachtete das Bild mit neuer Verwunderung. Sie nahm das Tuch ab, mit dem die Verletzung notdürftig bandagiert war. „Was hast du gemacht?“, fragte sie verblüfft, sein Arm machte nicht im geringsten den Eindruck, in den nächsten Tagen zu verheilen, immer noch blutete sie, das Mädchen tupfte sie fürsorglich ab und eilte zu einem Schränkchen, aus dem sie in eine Flüssigkeit getränkte Tücher zog und sie mit einigen geschickten Griffen um seine Schulter legte. „Wer hat dir das beigebracht?“, erkundigte er sich anerkennend, die Wunde pochte schon nach kurzer Zeit nicht mehr. „Meine Großmutter brachte mir vieles über die Wirkung von Kräutern bei.“, erwiderte sie. „Dann spreche deiner Großmutter meinen Dank aus.“, entgegnete er, während er sich sein Hemd überstreifte. Sie senkte aus ihm unerfindlichen Gründen betrübt das Kinn, doch anstatt noch tiefer in sich zu versinken, schaute sie plötzlich hinüber zum Eingang. Von zwei Paaren lebhafter, jadegrüner Kinderaugen wurden sie angestarrt. Mireílle lächelte wieder, als die kleinen Mädchen auf sie zustürmten. „Was macht ihr hier?“, fragte sie sanft tadelnd. „Mia! Mia!“, schallte es von unten her, „Erzählst du uns eine Geschichte?“ Selbst Noah verzog die Mundwinkel für einen kurzen Moment zu einem kaum sichtbaren Grinsen, erheitert von ihren kapriziösen Stimmen, dann richtete er seinen Blick erneut wie in unergründliche Ferne. „Dafür habe ich jetzt keine Zeit.“, erklärte Mireílle unterdessen, „Ihr sollt zudem nicht herkommen, wenn Shintai euch sieht. Ksch!“ Sie scheuchte die Kinder fort. „Mia?“, wiederholte Kite, während er dem Trippeln lauschte, das draußen auf den Holzplanken trommelte und mit jeder Sekunde leiser wurde. „Sie nennen mich so.“, erklärte Mireílle vergnügt, „Meine Großmutter nannte mich so, als ich noch ein kleines Mädchen war. Das Wort kommt aus einer alten Sprache.“ „Und was heißt es?“ „Es heißt Elfe.“ Sie schaute umher, ihre Großmutter... Das Mädchen gab einen erschreckten Laut von sich, sie hatte die alte Frau völlig vergessen. Sie wandte sich an Noah. „Glaubst du, du hältst es noch ein wenig aus?“ Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. Verblüfft über seine Reaktion lief sie nach draußen.
KAPITEL 3
-Offenbarung am Waldschrein-
Mireílle grüßte noch einmal die kleinen Mädchen, dann beschleunigte sie ihren Gang, als sie dem Haus näherkam. Es war gewissermaßen ein wenig heruntergekommen, ohne die Hilfe ihrer Großmutter schaffte sie es nicht, es instand zu halten. Die Vorhänge waren zugezogen, die Luft abgestanden und kalt, als sie aus ihren Stiefeln schlüpfte und hinein ging. Sie zog die bestickten Stoffe von den Fenstern, als auch schon eine zittrige Stimme ihren Namen rief. Mireílle fröstelte. Ihr Ton war schwach wie immer, doch hatte er heute etwas Klagendes an sich. Sie stürzte an das Bett der alten Frau. Das Gesicht, in dem jeder Weg, den sie in ihrem langen Leben getan hatte, eine tiefe Falte hinterlassen hatte. „Mireílle!“ keuchte sie fiebernd, „Mireílle, mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Lass nicht zu, dass sie einen Fehler machen!“ Das Mädchen drückte ihre flaumige, weiche Hand. „Großmutter, so darfst du nicht reden!“, versetzte sie verzweifelt. Eine ungute Vorahnung beschlich sie, seit Tagen redete sie über ihren Tod, doch nie war es ihr so ernst gewesen. „Ich werde den Tag der Zeremonie nicht mehr überleben. Ich kann Shintai nicht aufhalten, aber du musst es tun!“ „Wie?“ Unter die Furcht, die sie empfand, mischte sich ein Funke Verblüffung. „Shintai wird einen Fehler machen!“ „Aber Großmutter, Shintai lässt uns nicht an der Zeremonie teilnehmen. Wie sollte ich etwas verhindern können? Was soll ich verhindern? Was kann ein Mädchen wie ich ausrichten?“ „Hol zurück, was dir beschert ist! Lass nicht zu, dass es in falsche Hände gerät.“ Sie verstand kein Wort, von dem Gesprochenen, setzte sie dem Irrsinn einer Sterbenden gleich. „Was verlangt sie von mir? Ich könnte Shintai niemals etwas entgegensetzten.“, dachte sie bei sich und ein Nachhall des Gefühls, von Shintais knorriger Hand umklammert zu werden, rief ihr einen Schreck in die Glieder. Sie bemerkte, dass die Augen ihrer Großmutter immer trüber wurden. „Du darfst nicht sterben!“, hauchte Mireílle, da ergriff die Alte ihre Schultern. „Wohin ich gehe ist unwichtig!“, rief sie mit plötzlicher Eindringlichkeit, „Wichtig ist nur, was aus dir wird. Du bist ausersehen, großes zu vollbringen. Du bist keines dieser Mädchen, Mireílle, du gehörst nicht hierher!“ „Aber gewiss tue ich das!“, widersprach sie wimmernd. „Versprich mir etwas!“, keuchte die Alte. „Ja, Oma, ich verspreche dir alles, aber ruhe dich aus!“ „Versprich mir, dass du mir am Tag meines Todes noch einmal Gehör schenken wirst... und mir glaubst..“
Die anderen Kapitel haben auch Namen, nur weis ich nocht nicht so Recht, welche! ^^°
Und fragt nicht wegen der Uhrzeit.
Hm ich würde auch eher Noah sagen, gerade weil er bisweilen so eigensinnig ist, dieses leicht trotzige passt gut zu ihm und Kite ist da nciht so offen^^
Der neue Teil ist wieder mal gelungen die überarbeitung hat sich sehr gelohnt muss ich sagen und wegen der Kapitelnamen... Du siehst ich habe keine Kapitel und teile sie auch erst nach ABschluss des Manuskripts ein, mach dich deshalb also nicht verrückt. Und wegen der Zeit? Was ist daran ungewöhnlich O.o?
Der neue Teil ist wieder mal gelungen die überarbeitung hat sich sehr gelohnt muss ich sagen und wegen der Kapitelnamen... Du siehst ich habe keine Kapitel und teile sie auch erst nach ABschluss des Manuskripts ein, mach dich deshalb also nicht verrückt. Und wegen der Zeit? Was ist daran ungewöhnlich O.o?
Na denne ist gut. (ich überprüfe gerade, ob ich noch posten kann, nicht wundern. ^^°)
Aso hab deine Mail )recht apruptes ende) Na ja soll ich dir eigentlcih zurückschrieben doer ncih? ode rkomste in den chat?
Weiter war bin ich auch noch nicht und wie man sieht ist das auch noch nicht die Überarbeitung von der Überarbeitung.
Du hast sie bekommen? Erst dachte ich, es wäre die falsche Adresse, weil mein Computer die nicht gespeichert hatte und ich sie mir aus´m Gedächtnis saugen musste. <.<
Und dann schreibt GMX es seien Fehler aufgetreten. Oo
Und: Ja, du kannst zurückschreiben. ^^ Bittöö.
Du hast sie bekommen? Erst dachte ich, es wäre die falsche Adresse, weil mein Computer die nicht gespeichert hatte und ich sie mir aus´m Gedächtnis saugen musste. <.<
Und dann schreibt GMX es seien Fehler aufgetreten. Oo
Und: Ja, du kannst zurückschreiben. ^^ Bittöö.
Du hast sie gelesen? Cool!^^
Ich dachte, Drachenmond wäre mein einziger Freund! T.T *noch ein neues Lieblingssmiley hat*
Ich hoffe doch, du liest noch weiter! ^^ *funkelnde Augen hat*
Ich dachte, Drachenmond wäre mein einziger Freund! T.T *noch ein neues Lieblingssmiley hat*
Ich hoffe doch, du liest noch weiter! ^^ *funkelnde Augen hat*
Hier steckt er wohl auch nicht unser Keo? *mühsamweiterschlepp*
Sry, ich würd deine Geschichte gerne lesen, aber einige milderne Umstände verhindern dies-.-
Sry, ich würd deine Geschichte gerne lesen, aber einige milderne Umstände verhindern dies-.-
Oh ja, in den Chat kommen ist wohl n bisschen Late, Drachenmond! ^^°
Naja, ich hoffe, diesmal hast du alles bekommen.
Ach Lyra, hier ist noch etwas:
Kite wartete auf Mireílles Rückkehr, auch Noah behielt die Vorhänge mit starrem, ausdruckslosen Blick im Auge, was nun jedoch eintrat, war gewiss nicht das Mädchen, ein gebeugter, alter Glatzkopf kam in den Raum und musterte sie mit einem Anflug von Erschrecken. „Wer seid ihr?“, zischte er ohne Vorwarnung und während er sich aufsetzte erwidere Kite: „Ich komme im Auftrag des Königs.“ Das Gesicht des Greises verzog sich jäh zu einem schelmischen Grinsen. „So? Was will der König von uns?“ Kite zögerte einen Augenblick, diese schrille Stimme behagte ihm ganz und gar nicht. „Man munkelt, Ihr seiet in der Lage, mögliche Landesfeinde zu bekämpfen, der König wünscht eine Verbindung zu euch.“ Jetzt lachte er schallend. „Das ist wohl wahr. Aber was geht euch das an? Etwa eine Dekade ist es her, da hat man uns verspottet, unsere Wege gemieden. Warum sollten wir euch helfen wollen?“ Kite verrenkte die Augen zu zwei schwarzen Schlitzen. „Ihr habt keine andere Wahl. Der Wald fällt immer noch ins Herrschaftsgebiet des Königs. Seine Feinde sind also Eure Feinde, und ich bezweifle, dass Ihr allein ihnen etwas entgegen bringen könntet.“ „Seltsam, vor einem Augenblick konnten wir es noch.“ Kite hielt seinem Blick herausfordernd stand. „Wenn Ihr Euch weigert, mit dem König einen Bund zu schließen wohl kaum.“ Er wirkte verärgert. „Willst du mich etwa zwingen? Glaubst du, du könntest mir drohen?“ „Ich habe nichts dergleichen gesagt, noch nicht. Aber ich warne Euch, treibt es nicht zu weit, ich überrasche die Menschen nicht gern.“ Er lachte und Noah, endlich aus seiner Trance erwacht, machte einen Schritt zurück, als es hinter Shintai rasselte. Kite wich an die Wand, die gegenüber dem Eingang lag. Mit einer Bewegung, die selbst er nicht hatte vorhersagen können, stürmte ein Krieger an dem Grauen vorbei und drückte ihm ein Messer an die Kehle. „Was wollt ihr nun ausrichten?“, grollte Shintai, Kite lugte über die Schulter des Unholds, als es von hinten her hallte: „An deiner Stelle würde ich es nicht wagen, Junge.“ Er sah, dass Noah seine Giftnadeln in der Faust hielt, dann stemmte er sich nach diesem kurzen Blick an der Wand auf, denn der Krieger, offenbar war er einer der Jäger gewesen, verstärkte den Druck seiner Schneide noch. Shintai wandte sich erneut an Noah. „Wer hat euch hierher gebracht?“ Er zögerte, war es richtig, den Namen des Mädchens preiszugeben? Kite gab einen gurgelnden Laut von sich, als die Klinge über seinen Hals zog, Blut floss in dünnen Rinnsalen über sein Schlüsselbein herab. „Ich glaube, ihr Name war Mia.“, japste Noah. „Dann musst du dich verhört haben, dummer Junge, ein solches Mädchen lebt nicht im Dorf.“ Der Jäger löste dennoch das Messer aus seiner Lage und ergriff die Handgelenke des jungen Mannes, um sie auf seinem Rücken zusammenzuschnüren. Ein anderer, der nun ebenfalls an die Seite seines Meisters getreten war, legte auch Noah in Fesseln. Ihren Griffen waren sie völlig ausgeliefert.
Mireílle hätte gerne noch ein wenig mehr Zeit mit der Alten verbracht, doch es gab Aufgaben, die sie zu erledigen hatte, wie etwa die Versorgung des Verletzten. Sie rannte über den Platz und erschrak, als der Vorhang an der Hütte klimperte und seine Pailletten mit dem Licht spielten. Dahinter erkannte sie eine gekrümmte Gestalt, es konnte unmöglich einer der beiden Jungen gewesen sein. Es war Shintai, darin bestand kein Zweifel.
Das Mädchen kam schlitternd zum Stehen und brachte sich unter den Säulen des Hauses in Deckung. Hatte der Alte sie vielleicht schon gesehen? Das konnte nicht sein, er verließ das Gebäude ohne sich umzusehen, gefolgt von zwei Jägern, und den Fremden. Ihr Herz verkrampfte sich, was hatten sie mit ihnen vor?
Sie kroch eilig aus ihrem Versteck hervor, als die Traube in sicherer Ferne gerückt war. Sie knüpfte sorgfältig die Bluse neu und wischte sich den Staub von ihrem Sommerrock und den Beinen. So konnte sie Shintai nicht unter die Augen treten, denn so weit sie sich entsann, gab es nicht Irgendetwas, das man dem Grauen verheimlichen konnte. Sie beschloss, dass es das Beste war, ihm heute nicht mehr über den Weg zu laufen und huschte um die Ecke, als sie ihn und seine Gefährten zurückkommen sah, in der Hoffnung, sie mochten ihren wallenden, blonden Schopf nicht erkannt haben.
*
Noah lehnte sich an eine der hölzernen Mauern und glitt daran herab. Er hatte mit einem Schlag seine Leidenschaft zurückgewonnen, seine Augen loderten, doch diesmal hielt er seine Gefühle in Zaum. „Das Mädchen hatte nicht die Aufgabe, sich um uns zu kümmern, sie hat gelogen.“, murmelte er. Kite setzte sich auf den harten Boden und wischte sich mit dem Saum seines Hemdes das Blut von der Kehle. „Ja.“, stimmte er zu. „Also ist sie Schuld an unserem Unglück!“, behauptete sein Gefährte, doch der junge Mann winkte ab. „Früher oder später wären wir Shintai ohnehin begegnet. An unserer Lage bin also einzig und allein ich Schuld.“ „Das ist nicht war.“, erwiderte Noah, „Wenn du mich fragst... Der Alte ist verrückt! So wie alle in diesem Dorf, die Bekanntschaften, die wir geschlossen haben, reichen mir völlig.“ Kite lächelte flüchtig, „Wie du meinst.“ Dann versank er in seinen Gedanken. Noah starrte in den blauen Himmel, der durch ein kleines Fenster zu sehen war. Er dachte an das Mädchen, warum war sie nicht zurückgekehrt? „Dann wären wir in all den Ärger gar nicht hineingeraten.“, stellte er insgeheim fest, „Wie lange wir wohl noch hier eingesperrt bleiben?“ Er empfand keinen Groll für Mireílle, schließlich hatte sie ihm helfen wollen. Mit dieser Überlegung keimte Schmerz erneut in seinem Brustkorb. Vor wenigen Tagen erst, hatte man ihm die Rippen gebrochen und wegen der Anstrengung, die er über sich hatte ergehen lassen, war es einer Meinung nach nicht weiter verwunderlich, dass seine Knochen wie von Feuer und tausend Nadelstichen gejagt, brannten. Warum verspürte er diese Pein dann ständig so spät? „Es ist wie Magie.“, murmelte Noah mürrisch, „Wie ein Zauber, der kleine Kinder von der Wirklichkeit ablenkt. Die beiden haben gemacht, was er wollte, ohne dass er ein Wort darüber hatte verlauten lassen, es war merkwürdig.“ „Was hast du gesagt?“ „Denk nach!“, entgegnete Noah eindringlich, „Die merkwürdigen Gestalten im Wald, ein Dorf, das den Schlüssel zum Sieg in den Händen hält, obwohl es gänzlich arm ist. Und...“ Er schluckte, „...plötzlich gibt es Angriffe auf die Dörfer, ohne dass irgendjemand auch nur einen Verdächtigen gesehen hat. Es passieren zurzeit seltsame Dinge, nicht nur bei uns, scheinbar im ganzen Land. Was sind das für Feinde?“ Kite zuckte mit den Schultern, den Blick abwesend umherschweifen lassend. Plötzlich kamen ihm die Worte des Beraters wieder in den Sinn: „Du magst Recht haben, in unserer Welt gibt es tatsächlich keine Magie. Nicht mehr... Sie ist aus dem Lande und dem Herzen der Menschen verschwunden, zumindest geschwächt.“
Ihn schauderte; was hatte das alles zu bedeuten? Von diesem Zimmer aus, ließ es sich jedenfalls nicht herausfinden. „Was glaubst du, wie lange sie uns hier lassen?“, bemerkte Noah, als hätte er seine Gedanken lesen können. „Ich weis es nicht.“, murmelte er, „Wir sollten abwarten.“
*
Mireílle wagte nicht, die beiden noch einmal zu befreien. Sie schlich sich aus dem Schatten zweier Bäume bis an die Rückwand des Hauses. Die Wände waren dünn, sie hörte das Klopfen von Schritten und die Stimmen, die in jenem Moment durch die Fenster hallten. Tiefe, knarrende Stimmen, unverständliches Gemurmel, warum hatte Shintai die Ältesten zusammengerufen? Das Mädchen legte vorsichtig ein Ohr an die Bretter, immer darauf bedacht, keine störenden Geräusche zu verursachen. Ein Lachen erschallte. „Habt ihr das gehört, meine Freunde? Der König will unsere Hilfe.“ Spöttische Rufe folgten seiner Rede, ihr stellten sich die Haare auf. Sie hasste Shintais Sippe, wusste aber, dass man es sich mit ihnen besser nicht verdarb. Ihre Gedanken verstummten und ließen mürrische Züge auf ihrem Gesicht zurück, als Shintai erneut anhob. „Die Gefahr steht also vor der Tür, es wird Zeit.“ „Am Tage der Zeremonie wird es soweit sein. Bis dahin können wir nur abwarten.“ Mireílle konnte den Klang dieser Stimme nicht ihrem Besitzer zuordnen, doch sie löste tiefe Furcht in ihr aus. Was hatte ihre Großmutter gesagt? „Ich werde den Tag der Zeremonie nicht mehr überleben. Ich kann Shintai nicht aufhalten, aber du musst es tun!“ Was hatte Shintai vor? „Er wird einen Fehler machen...“, wiederholte sie, ohne, dass der Satz einen Sinn zu machen schien. Du bist ausersehen, großes zu vollbringen. Du bist keines dieser Mädchen, Mireílle, du gehörst nicht hierher! „Meine Aufgabe?“, flüsterte sie, hielt dann jedoch erschrocken die Hand vor den Mund und schlüpfte in das Versteck, das ihr schon einmal gute Dienste erwiesen hatte. Von oben her, hörte sie das Klicken sich öffnender Scharniere. „Hier ist niemand.“ „Seltsam, ich dachte, ich hätte eine Mädchenstimme vernommen.“
Das Fenster schloss sich und Mireílle erhob sich mit pochendem Herzen und vereistem Blut. „Nimm dich zusammen!“, rief sie sich im Geiste selbst tadelnd zu. Als die Unterhaltung in eine scheinbar endlose Diskussion mündete, entschied sie, dass es Zeit war zum Gehen. Sie schlug einen großen Bogen um das Haus und brachte sich auf den Pfad zurück, da rief jemand ihren Namen. Ihre Adern schienen nun gänzlich zu erstarren, langsam und mit steifen Bewegungen wandte sie sich um. „Sorn?“, flüsterte sie verunsichert, der Graue schaute von der Spitze der Stiege argwöhnisch auf sie herab. Sie verabscheute ihn. Er besaß, nicht seinem Alter, durchaus aber seiner Position entsprechend, drei Frauen, zwei davon nicht älter als Mireílle selbst, aber alle wahre Schönheiten, denen sie wohl nichts entgegenzubringen hatte, und das ließ Sorn sie bei jeder ihrer Begegnungen spüren. „Was ist?“, fragte sie trotzig, bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. „Sag deiner Großmutter, sie soll sich mit meinem Essen ein wenig schicken, das letzte schmeckte, als hätte Ungeziefer darauf seine Notdurft verrichtet.“ Sie atmete mehr oder weniger erleichtert auf, um dann vor Wut bebend den Kopf herum zu werfen und davon zu marschieren. „Deine Weiber können dich nicht umsorgen, das hatte ich vergessen.“, flüsterte sie, sich sicher, dass er es nicht hätte hören können. Doch bald schon, legte sich ihr Zorn wieder. „Ich werde herausfinden, was sie planen.“, schwor sie sich entschlossen und lief nach Hause.
Die nächste Woche war ins Land gezogen, Mireílle beobachtete, das Sterbebett ihrer Großmutter im Rücken, wie Dorfbewohner, hin und wieder sogar Sorns Frauen, hinüber zur Hütte gingen, um karges Essen zu bringen. Beklommen wanderte ihr Blick hinüber zu Shintais Hütte, es war still um sie herum, und selbst wenn eine Versammlung stattfand, und sie von ihrem gewohnten Versteck aus lauschte, so erfuhr sie nichts über das Ziel der Zeremonie. Sie musste von äußerster Wichtigkeit gewesen sein, gleichzeitig hüllten sich die Dorfbewohner zu dieser Zeit in Schweigen, bestimmt oder unwissend, wussten sie vielleicht genauso wenig wie sie? Mireílle zog resigniert die Vorhänge zu. Sie würde es wohl erst auf der Feier herausfinden. „Soll ich wirklich gehen?“ Sie wandte sich um und betrachtete die schlafenden, fast regungslosen Züge ihrer Großmutter, deren Atem einzig und allein verriet, dass sie noch lebte. Seit heute morgen war sie in eine Bewusstlosigkeit gesunken und seitdem nicht mehr aufgewacht. Mireílle ergriff ihre Hand, so wie sie es schon auf Kindesbeinen getan hatte, wenn sie Rat suchte, doch sie fühlte nur eine unendliche Leere und so löste sie die Finger wieder von ihrem Gelenk. „Großmutter...“
Mireílle schreckte auf, als sie ein leises Räuspern vernahm. „Großmutter!“, rief sie, „Großmutter! Gott sei dank, du bist wieder wach!“ „Wie gut hab ich geschlafen...“ Dann wandelte sich ihr Blick wie jäh in völlige Klarheit. Eindringlich durchbohrten Mireílle die Augen, von denen sie das unendliche Grün geerbt hatte. „Mireílle, Mireílle. Mein Auftrag, Mireílle.“ Sie sank zurück in ihr Kissen. „Still, Großmutter. Sei still. Sprich jetzt nicht mehr, das strengt dich zu sehr an. Aber keine Sorge, morgen wirst du wieder aufstehen. Du wirst sehen, es lohnt sich. Morgen, Oma.“ Mireílle sprach mit erstickter Stimme, verzweifelt versuchend, ein Schluchzen zu unterdrücken. „Mein Kind, ich möchte nur noch ein paar Tage leben. Was danach kommt ist mir gleich, aber ich habe einen Auftrag. Wenn ich sterbe, wer wird dann vollenden, was vollendet werden muss?“ Kopfschüttelnd löste sich Mireílle aus ihrer Versteifung, ihre Hände berührten zitternd die faltige Stirn der alten Frau. Sie glühte.
Jede weitere Minute, die ihre Großmutter dem Tod abrang, kam einem Wunder gleich. Seit dem vorgestrigen Tag, an dem das Mädchen an ihr Bett geeilt war, bestand kein Zweifel an ihrem Ende, es war endgültig. Heute ging es ihr besonders schlecht, das Fieber war stärker als je zuvor und doch klammerte sie sich mit aller Macht an ihr Leben. „Heute ist es so weit.“, murmelte sie, die Augen fest versiegelt, die Lippen spröde. Mireílle blieb Tag und Nacht an ihrer Seite, schlief nicht mehr und aß nur noch, wenn er Hunger sie am Abend übermannte.
Die Sonne war bereits untergegangen. Sie musste unbedingt aus ihrer Ohnmacht erwachen. „Sie wird leben, sie wird leben...“, wiederholte Mireílle mit unzerstörbarer Gewißheit. „So lange sie atmet...“ „Mireílle...“ Die Kranke war tatsächlich wieder zu sich gekommen. „Oma! Oh, Oma...“ „Ich bin glücklich, Kind.“, keuchte sie, „Dass ich den Tag der Zeremonie miterleben darf.“ Mireílles Augen weiteten sich, ihr Blick wanderte zum Fenster. Die Stimme der Alten trieb ihr Schauer über den Rücken. „Geh jetzt!“, befahl ihre Großmutter plötzlich. „Und nimm an, was zu vollbringen dir bestimmt ist. Wie spät ist es?“ Verwundert über die plötzliche Wendung ihres Gespräches, doch Mireílle sagte es ihr mehr oder minder erleichtert. „Ich schaffe es, Mireílle, es ist bald so weit. Und doch kann ich es kaum erwarte, davonzugehen, den Schmerz zu vergessen...“ Tränen traten dem Mädchen in die Augen, war es nun wirklich so weit? Ihre Großmutter nahm alle ihr noch verbleibenden Kräfte zusammen und fuhr fort: „Mireílle... Kind... ich spüre, dass du mir nicht glaubst... Aber ich phantasiere nicht! Du musst an der Zeremonie teilnehmen, damit du annehmen kannst, was dir gehört! Du musst dich auf den Weg machen! Du wirst es schaffen, Mireílle!“ „Das soll warten! Ich möchte dich nicht verlassen, Oma! Du brauchst mich!“ „Jetzt nicht mehr. Ich gehe. Sowie du deinen Platz finden sollst. Du kennst den Weg zum Waldschrein und den Steinkreisen.“ „Ich weis wo das ist.“, stimmte Mireílle zu, ihr Herz schlug schnell und heftig, ihre Brust schmerzte vor Aufregung. „Aber ich will dich nicht verlassen, ich kann nicht gehen!“ „Vertrau mir, sei stark, du brauchst mich nicht mehr. Für mich ist es an der Zeit...“ „Oma!“, rief das Mädchen entsetzt, als sich die Züge ihres alten Gesichtes entspannten. Sie war für immer ins Land des Schlafes eingezogen, wortlos und ohne Schmerzen. Ein zufriedenes Lächeln erfüllte ihr Antlitz.
Mit Tränen im Blick schloss Mireílle die Haustür und schlich über die Stiege hinab. Ihr Herz raste, als sie über den Dorfplatz huschte, den Sternenhimmel über dem Haupt, dessen Lichter immer wieder von den Wipfeln der Tannen gebrochen wurden. Obgleich niemand mehr zu sehen war, wandte sie sich rechts um und versteckte sich im Schatten der Bäume, sie wollte sich nicht ausmalen, was geschah, würde man sie an dem heiligen Ort entdecken. Nicht lange war es her, als sie eine Wegbiegung erreichte, und seltsame Singsange über den Waldboden hallten. Auch wenn sie sich sicher war, dass man sie, versteckt im Dickicht, nicht hören konnte, schlug sie die Hände vor den Mund um ein Schluchzen zu unterdrücken. Sie ließ sich vom Rauschen des Flusses leiten, sie rannte ihm nach, sein Gesang schenkte ihr Trost, gleichzeitig fürchtete sie sich vor dem nachtschwarzen Gewässer, das ihr im Dickicht so fremd erschien. In sicherer Entfernung, um nicht versehentlich abzurutschen und zu stürzen, wanderte sie ein Stück Lauf aufwärts, bis sie an den Pfad gelangte. Die Stimmen wurden Lauter und Mireílle zuckte bei jedem Knacken, den das von Tau benetzte Unterholz von sich gab, zusammen, so versuchte sie, auf allen Vieren weiter zu gehen, ihre Hände gruben sich in bitter riechende Erde. Der Geruch nach Wasser und Moos erlosch jedoch so jäh, wie er gekommen war. Ein scharfer Duft, würziger noch als der der Nadelbäume, schlug ihr entgegen, er war geradewegs beißend. Mireílle verzog für einen Moment das Gesicht, dann setzte sie sich erneut in Bewegung, die Lichtung kam näher und mit ihr die Gefahr, erkannt zu werden. Aus dem ursprünglichen Stimmenwirrwarr wurden klare Lyriken, wobei weder sie, noch die untermalenden Trommelschläge einen Sinn zu machen schienen. Sie erblickte ein schwaches, in allen Farben loderndes Licht, gerade so hell und klar, dass sie die Versammlung erkennen konnte. Mir zum Zerreißen gespannten Nerven musterte sie die Gestalten, bunte Masken bedeckten ihre Gesichter, doch Mireílle bemerkte zweifellos, dass es die Dorfältesten waren, die sich hinter ihnen verbargen. Ihr Gesang thronte über dem der anderen Dorfbewohner, die summend einen Kreis um sie geschlossen hatten. In der Mitte des geheimnisvollen Steinkreisres, dessen einzelne Glieder ihr einen ungefähren Blick schenkten, war eine Art Altar aufgebaut. Warum nutzten sie nicht wie gewöhnlich den, der im Inneren des Schreines aufgebaut war? Eine rasselnde Stimme führte sie zurück in das Geschehen. „Es ist so weit.“ Shintais Laut war unverkennbar, ein Greuel suchte sie heim. Trotz wagte das Mädchen, sich an die Rückwand des Häuschens zu schleichen, um besser zu sehen und zu lauschen. Die Neugier übertrumpfte die Angst, sie lehnte sich ein Stück um die Ecke, die Leute sahen sie nicht, weiter starr in die Flammen schauend, in die einer der Männer seltsamen Staub warf. Sofort schossen grüne oder violette Feuerbälle in den nächtlichen Himmel. „Vor Jahrhunderten ist uns bestimmt worden, was heute zu erfüllen ist. Noch diese Nacht will, dass eine solche Versammlung wie die unsere nach genauen Ritualen vollzogen wird, wenn ein Freiwilliger sich bereit erklärt, die Ridém Miarém auf die Probe zu stellen. Der Furchtlose, der sich als erster bereit erklärt hat, ist Ran.“
Ein junger Jäger trat mit süffisanter Miene vor und warf sich stolz in seine Brust. „Wenn es ihm gelingt“, setzte Shintai hinzu, „So wird ihm eine Ehre zu Teil, die ihm bis hier noch nicht offenbart wart. Sollte es ihm jedoch misslingen, kann jeder in dieser Runde sein Glück versuchen.“ Dann warf er seinen Blick wieder auf Ran. „Bist du bereit, dieses Schmuckstück zu berühren? Bist du dir der damit verbundenen Gefahr bewusst? Überlege es dir gut, stimmst du zu, so ist deine Entscheidung endgültig.“ „Ich will mich ihr stellen.“, verkündete Ran hochmütig mit einem flüchtigen Seitenblick in Mireílles Richtung, die erschrocken den Kopf zurückzog. Sie atmete erleichtert auf, zum Glück hatte er sie nicht gesehen. „So sei es bestimmt, doch bevor wir diesem mutigen jungen Mann das Medaillon überreichen, will ich kurz die anderen Tapferen unter euch aufklären, was es mit der Ridém Miarém auf sich hat.“ Seine Hand glitt über die Steinerne Platte des Altars, Mireílle verkniff die Augen und sah ein Amulett, dessen Schönheit sie sich nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Der Rahmen war aus glänzendem, verschnörkeltem Silber, die Kette war mit ebenso metallenen Blättern verziert. Das beeindruckendste war jedoch der darin eingefasste Stein. „Ein Smaragd.“, beobachtete Mireílle fasziniert. Im Schein des grünen Feuers erkannte sie deutlich eine schwarze Rose, die in seine Oberfläche geschliffen war. Shintai hob erneut zu sprechen an. „Es birgt einen mächtigen Bann in sich und kann die bösen Seelen von den reinen und tüchtigen unterscheiden. Je abtrünniger ein Mensch ist, desto gnadenloser erweist sich das Medaillon ihm gegenüber, denn er duldet nichts als Unschuld und Gerechtigkeit. Das bedeutet allerdings nicht, dass ein ehrlicher Mann von ihm verschont wird, auch er muss mit Folgen rechnen. Daher wiederhole ich nur: Überlegt euch reiflich, was ihr tut.“ Ein mysteriöser Schatten huschte über seine bizarre Maskerade, bevor er fortfuhr: „Das kostbare Stück wurde zudem Erschaffen, um den Erwählten zu finden.“ Ein rauhes Murmeln brach aus, doch der Alte gebot ihnen Einhalt. Das Medaillon wurde geschaffen, um den Erwählten zu finden. Mireílle spürte, dass sie vor Aufregung zitterte. Was hatte ihre Großmutter vor ihrem Tod gesagt? Du bist ausersehen, großes zu vollbringen. „Das ist unmöglich!“, redete sie sich ein, dann verfolgte sie weiter das Geschehen. Die jüngste von Sorns Frauen trat herbei und legte es in ihren Handschuh. „Nur der Erwählte ist in der Lage, das Amulett auf der Haut zu tragen.“, erklärte Shintai, „Allen anderen wird es Verbrennungen und Schlimmeres antun.“ „Von jeher weiß ich, dass ich der Erwählte bin.“, entgegnete der Jüngling, „Ich habe mich nie als einfachen Jäger empfunden, deshalb macht mir die Prüfung auch keine Angst.“
Nun lies das hübsche, junge Mädchen den Stein von ihren schlanken Händen in die seinen gleiten. Mireílle wollte nicht glauben, was sie sah. Der fein ziselierte Ring, der das Juwel umgab, verflüssigte sich in Sekunden, und rankte sich um die Innenflächen seiner Hand, bis über den Unterarm. Die wachsende Angst war ihm deutlich anzusehen, die weit aufgerissenen Augen zeugten von Schmerz. Nach und nach wandelte sich das Metall in jadegrüne Ketten, die sich tief in sein Fleisch bohrten. Und silbrige Spuren hinterließen. Er schrie mit schmerzverzerrter Miene auf und versuchte, das Geflecht abzustreifen, doch es gelang ihm nicht. „So befreit mich doch von diesem Stein!“, rief er, „Ich ertrage es nicht! Habt Mitleid! Ich flehe euch an, helft mir!“ „Das ist unmöglich.“, erwiderte Shintai enttäuscht, und auch Mireílle war unfähig, sich zu bewegen. Die Flammen schlugen höher, leckten gierig an der Hand des Jägers, aber das Mädchen war gebannt von diesem Anblick: Er widerte sie an, gleichzeitig konnte sie die Augen nicht davon abwenden. „Er hat es so verdient.“, dachte sie, als das Geschmeide schließlich mit einem dumpfen Klang zu Boden fiel. „Nur wenige straft die Rose mit solcher Grausamkeit.“, versetzte der Alte leise. Die junge Frau hob das Amulett wieder auf, während sich der Jäger kleinlaut wieder in die Reihen begab. Für einen Augenblick herrschte Schweigen, dann erhob ein anderer das Wort: „Ich will mein Glück versuchen!“ Shintai lobte ihn. „Wenn du nicht der Erwählte bist, so ist kein anderer dieses Titels würdig.“ Mit entschlossenem Gesichtsausdruck trat er vor und reichte dem Mädchen seine vernarbte Hand. Doch entgegen aller Erwartung, wiederholte sich das Schauspiel, Flammen und Blitze leckten an seinem Arm. Einzig und allein der düstere Schatten, der um seine Nase tanzte, ließ die Qual erahnen, die ihn heimsuchte. Das Medaillon fiel zu Boden, seine Hand war allerdings unversehrt. „Du bist nicht der Erwählte.“, erklärte Shintai feierlich, „Aber du bist dennoch ein tüchtiger Mann.“ Der Jäger nickte. „Gibt es noch jemanden, der sich der Ridém Miarém stellen möchte?“, sandte er aus, aber es meldete sich niemand. Die Gesellschaft schwieg und wich, Mireílle hielt den Atem an. „Sie entdecken mich!“, sagte sie sich panisch, und setzte einen Fuß zurück, doch es war zu spät, ein Zweig barst so geräuschvoll unter ihrem Stiefel, dass sich Ran zu ihr umdrehte. „Was willst du hier?“, rief er kaum überhörbar, Seltsamerweise weckte das nicht ihre Unsicherheit, sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Ihm blieb Keine Zeit für eine ähnlich scharfe Geste, die Umstehenden starrten sie mit seltsamen Mienen an, Augenpaare blitzten in dem perlfarbenen Nebel, der sie umgab. Mireílle drückte sich an die Hauswand und senkte wie vorahnend das Kinn. „Du!“, donnerte Shintai, und riss sich die Maske vom Haupt. Das Gesicht loderte vor Zorn. „Du weißt wie hart die Strafe für Unwürdige ausfällt, für die, die sich gegen das Gesetz unserer Götter wenden. So sei es auch deiner Großmutter bestimmt!“ Mireílle hob den Kopf, die funkelnden, grünen Augen auf ihn gerichtet. In ihrem Geiste sah sie das Bild der Verstorbenen vor sich, doch jegliche Trauer war mit einem Schlag von ihr gewichen, ließ Platz für das Verlangen nach Vergeltung und der Strafung solcher, die die Arme Frau stets verspottet hatten. „Meine Großmutter ist tot.“, erwiderte sie aufrechten Hauptes, und in den Augen der Dörfler ließ sich ein Anflug von Mitleid verzeichnen. So jedoch nicht Shintai, es schien, als schenkte er ihren Worten keinerlei Beachtung. Mireílle schluckte, als sich ein verschmitztes Lächeln auf seinem Antlitz breitmachte. „Was hat er vor?“, dachte sie, wohl so laut, dass er ihr sogleich eine Antwort gewährte. „Da du unserer Versammlung unbedingt beiwohnen wolltest, nehme ich an, du hattest vor, dich als Freiwillige zu melden.“
Naja, ich hoffe, diesmal hast du alles bekommen.
Ach Lyra, hier ist noch etwas:
Kite wartete auf Mireílles Rückkehr, auch Noah behielt die Vorhänge mit starrem, ausdruckslosen Blick im Auge, was nun jedoch eintrat, war gewiss nicht das Mädchen, ein gebeugter, alter Glatzkopf kam in den Raum und musterte sie mit einem Anflug von Erschrecken. „Wer seid ihr?“, zischte er ohne Vorwarnung und während er sich aufsetzte erwidere Kite: „Ich komme im Auftrag des Königs.“ Das Gesicht des Greises verzog sich jäh zu einem schelmischen Grinsen. „So? Was will der König von uns?“ Kite zögerte einen Augenblick, diese schrille Stimme behagte ihm ganz und gar nicht. „Man munkelt, Ihr seiet in der Lage, mögliche Landesfeinde zu bekämpfen, der König wünscht eine Verbindung zu euch.“ Jetzt lachte er schallend. „Das ist wohl wahr. Aber was geht euch das an? Etwa eine Dekade ist es her, da hat man uns verspottet, unsere Wege gemieden. Warum sollten wir euch helfen wollen?“ Kite verrenkte die Augen zu zwei schwarzen Schlitzen. „Ihr habt keine andere Wahl. Der Wald fällt immer noch ins Herrschaftsgebiet des Königs. Seine Feinde sind also Eure Feinde, und ich bezweifle, dass Ihr allein ihnen etwas entgegen bringen könntet.“ „Seltsam, vor einem Augenblick konnten wir es noch.“ Kite hielt seinem Blick herausfordernd stand. „Wenn Ihr Euch weigert, mit dem König einen Bund zu schließen wohl kaum.“ Er wirkte verärgert. „Willst du mich etwa zwingen? Glaubst du, du könntest mir drohen?“ „Ich habe nichts dergleichen gesagt, noch nicht. Aber ich warne Euch, treibt es nicht zu weit, ich überrasche die Menschen nicht gern.“ Er lachte und Noah, endlich aus seiner Trance erwacht, machte einen Schritt zurück, als es hinter Shintai rasselte. Kite wich an die Wand, die gegenüber dem Eingang lag. Mit einer Bewegung, die selbst er nicht hatte vorhersagen können, stürmte ein Krieger an dem Grauen vorbei und drückte ihm ein Messer an die Kehle. „Was wollt ihr nun ausrichten?“, grollte Shintai, Kite lugte über die Schulter des Unholds, als es von hinten her hallte: „An deiner Stelle würde ich es nicht wagen, Junge.“ Er sah, dass Noah seine Giftnadeln in der Faust hielt, dann stemmte er sich nach diesem kurzen Blick an der Wand auf, denn der Krieger, offenbar war er einer der Jäger gewesen, verstärkte den Druck seiner Schneide noch. Shintai wandte sich erneut an Noah. „Wer hat euch hierher gebracht?“ Er zögerte, war es richtig, den Namen des Mädchens preiszugeben? Kite gab einen gurgelnden Laut von sich, als die Klinge über seinen Hals zog, Blut floss in dünnen Rinnsalen über sein Schlüsselbein herab. „Ich glaube, ihr Name war Mia.“, japste Noah. „Dann musst du dich verhört haben, dummer Junge, ein solches Mädchen lebt nicht im Dorf.“ Der Jäger löste dennoch das Messer aus seiner Lage und ergriff die Handgelenke des jungen Mannes, um sie auf seinem Rücken zusammenzuschnüren. Ein anderer, der nun ebenfalls an die Seite seines Meisters getreten war, legte auch Noah in Fesseln. Ihren Griffen waren sie völlig ausgeliefert.
Mireílle hätte gerne noch ein wenig mehr Zeit mit der Alten verbracht, doch es gab Aufgaben, die sie zu erledigen hatte, wie etwa die Versorgung des Verletzten. Sie rannte über den Platz und erschrak, als der Vorhang an der Hütte klimperte und seine Pailletten mit dem Licht spielten. Dahinter erkannte sie eine gekrümmte Gestalt, es konnte unmöglich einer der beiden Jungen gewesen sein. Es war Shintai, darin bestand kein Zweifel.
Das Mädchen kam schlitternd zum Stehen und brachte sich unter den Säulen des Hauses in Deckung. Hatte der Alte sie vielleicht schon gesehen? Das konnte nicht sein, er verließ das Gebäude ohne sich umzusehen, gefolgt von zwei Jägern, und den Fremden. Ihr Herz verkrampfte sich, was hatten sie mit ihnen vor?
Sie kroch eilig aus ihrem Versteck hervor, als die Traube in sicherer Ferne gerückt war. Sie knüpfte sorgfältig die Bluse neu und wischte sich den Staub von ihrem Sommerrock und den Beinen. So konnte sie Shintai nicht unter die Augen treten, denn so weit sie sich entsann, gab es nicht Irgendetwas, das man dem Grauen verheimlichen konnte. Sie beschloss, dass es das Beste war, ihm heute nicht mehr über den Weg zu laufen und huschte um die Ecke, als sie ihn und seine Gefährten zurückkommen sah, in der Hoffnung, sie mochten ihren wallenden, blonden Schopf nicht erkannt haben.
*
Noah lehnte sich an eine der hölzernen Mauern und glitt daran herab. Er hatte mit einem Schlag seine Leidenschaft zurückgewonnen, seine Augen loderten, doch diesmal hielt er seine Gefühle in Zaum. „Das Mädchen hatte nicht die Aufgabe, sich um uns zu kümmern, sie hat gelogen.“, murmelte er. Kite setzte sich auf den harten Boden und wischte sich mit dem Saum seines Hemdes das Blut von der Kehle. „Ja.“, stimmte er zu. „Also ist sie Schuld an unserem Unglück!“, behauptete sein Gefährte, doch der junge Mann winkte ab. „Früher oder später wären wir Shintai ohnehin begegnet. An unserer Lage bin also einzig und allein ich Schuld.“ „Das ist nicht war.“, erwiderte Noah, „Wenn du mich fragst... Der Alte ist verrückt! So wie alle in diesem Dorf, die Bekanntschaften, die wir geschlossen haben, reichen mir völlig.“ Kite lächelte flüchtig, „Wie du meinst.“ Dann versank er in seinen Gedanken. Noah starrte in den blauen Himmel, der durch ein kleines Fenster zu sehen war. Er dachte an das Mädchen, warum war sie nicht zurückgekehrt? „Dann wären wir in all den Ärger gar nicht hineingeraten.“, stellte er insgeheim fest, „Wie lange wir wohl noch hier eingesperrt bleiben?“ Er empfand keinen Groll für Mireílle, schließlich hatte sie ihm helfen wollen. Mit dieser Überlegung keimte Schmerz erneut in seinem Brustkorb. Vor wenigen Tagen erst, hatte man ihm die Rippen gebrochen und wegen der Anstrengung, die er über sich hatte ergehen lassen, war es einer Meinung nach nicht weiter verwunderlich, dass seine Knochen wie von Feuer und tausend Nadelstichen gejagt, brannten. Warum verspürte er diese Pein dann ständig so spät? „Es ist wie Magie.“, murmelte Noah mürrisch, „Wie ein Zauber, der kleine Kinder von der Wirklichkeit ablenkt. Die beiden haben gemacht, was er wollte, ohne dass er ein Wort darüber hatte verlauten lassen, es war merkwürdig.“ „Was hast du gesagt?“ „Denk nach!“, entgegnete Noah eindringlich, „Die merkwürdigen Gestalten im Wald, ein Dorf, das den Schlüssel zum Sieg in den Händen hält, obwohl es gänzlich arm ist. Und...“ Er schluckte, „...plötzlich gibt es Angriffe auf die Dörfer, ohne dass irgendjemand auch nur einen Verdächtigen gesehen hat. Es passieren zurzeit seltsame Dinge, nicht nur bei uns, scheinbar im ganzen Land. Was sind das für Feinde?“ Kite zuckte mit den Schultern, den Blick abwesend umherschweifen lassend. Plötzlich kamen ihm die Worte des Beraters wieder in den Sinn: „Du magst Recht haben, in unserer Welt gibt es tatsächlich keine Magie. Nicht mehr... Sie ist aus dem Lande und dem Herzen der Menschen verschwunden, zumindest geschwächt.“
Ihn schauderte; was hatte das alles zu bedeuten? Von diesem Zimmer aus, ließ es sich jedenfalls nicht herausfinden. „Was glaubst du, wie lange sie uns hier lassen?“, bemerkte Noah, als hätte er seine Gedanken lesen können. „Ich weis es nicht.“, murmelte er, „Wir sollten abwarten.“
*
Mireílle wagte nicht, die beiden noch einmal zu befreien. Sie schlich sich aus dem Schatten zweier Bäume bis an die Rückwand des Hauses. Die Wände waren dünn, sie hörte das Klopfen von Schritten und die Stimmen, die in jenem Moment durch die Fenster hallten. Tiefe, knarrende Stimmen, unverständliches Gemurmel, warum hatte Shintai die Ältesten zusammengerufen? Das Mädchen legte vorsichtig ein Ohr an die Bretter, immer darauf bedacht, keine störenden Geräusche zu verursachen. Ein Lachen erschallte. „Habt ihr das gehört, meine Freunde? Der König will unsere Hilfe.“ Spöttische Rufe folgten seiner Rede, ihr stellten sich die Haare auf. Sie hasste Shintais Sippe, wusste aber, dass man es sich mit ihnen besser nicht verdarb. Ihre Gedanken verstummten und ließen mürrische Züge auf ihrem Gesicht zurück, als Shintai erneut anhob. „Die Gefahr steht also vor der Tür, es wird Zeit.“ „Am Tage der Zeremonie wird es soweit sein. Bis dahin können wir nur abwarten.“ Mireílle konnte den Klang dieser Stimme nicht ihrem Besitzer zuordnen, doch sie löste tiefe Furcht in ihr aus. Was hatte ihre Großmutter gesagt? „Ich werde den Tag der Zeremonie nicht mehr überleben. Ich kann Shintai nicht aufhalten, aber du musst es tun!“ Was hatte Shintai vor? „Er wird einen Fehler machen...“, wiederholte sie, ohne, dass der Satz einen Sinn zu machen schien. Du bist ausersehen, großes zu vollbringen. Du bist keines dieser Mädchen, Mireílle, du gehörst nicht hierher! „Meine Aufgabe?“, flüsterte sie, hielt dann jedoch erschrocken die Hand vor den Mund und schlüpfte in das Versteck, das ihr schon einmal gute Dienste erwiesen hatte. Von oben her, hörte sie das Klicken sich öffnender Scharniere. „Hier ist niemand.“ „Seltsam, ich dachte, ich hätte eine Mädchenstimme vernommen.“
Das Fenster schloss sich und Mireílle erhob sich mit pochendem Herzen und vereistem Blut. „Nimm dich zusammen!“, rief sie sich im Geiste selbst tadelnd zu. Als die Unterhaltung in eine scheinbar endlose Diskussion mündete, entschied sie, dass es Zeit war zum Gehen. Sie schlug einen großen Bogen um das Haus und brachte sich auf den Pfad zurück, da rief jemand ihren Namen. Ihre Adern schienen nun gänzlich zu erstarren, langsam und mit steifen Bewegungen wandte sie sich um. „Sorn?“, flüsterte sie verunsichert, der Graue schaute von der Spitze der Stiege argwöhnisch auf sie herab. Sie verabscheute ihn. Er besaß, nicht seinem Alter, durchaus aber seiner Position entsprechend, drei Frauen, zwei davon nicht älter als Mireílle selbst, aber alle wahre Schönheiten, denen sie wohl nichts entgegenzubringen hatte, und das ließ Sorn sie bei jeder ihrer Begegnungen spüren. „Was ist?“, fragte sie trotzig, bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. „Sag deiner Großmutter, sie soll sich mit meinem Essen ein wenig schicken, das letzte schmeckte, als hätte Ungeziefer darauf seine Notdurft verrichtet.“ Sie atmete mehr oder weniger erleichtert auf, um dann vor Wut bebend den Kopf herum zu werfen und davon zu marschieren. „Deine Weiber können dich nicht umsorgen, das hatte ich vergessen.“, flüsterte sie, sich sicher, dass er es nicht hätte hören können. Doch bald schon, legte sich ihr Zorn wieder. „Ich werde herausfinden, was sie planen.“, schwor sie sich entschlossen und lief nach Hause.
Die nächste Woche war ins Land gezogen, Mireílle beobachtete, das Sterbebett ihrer Großmutter im Rücken, wie Dorfbewohner, hin und wieder sogar Sorns Frauen, hinüber zur Hütte gingen, um karges Essen zu bringen. Beklommen wanderte ihr Blick hinüber zu Shintais Hütte, es war still um sie herum, und selbst wenn eine Versammlung stattfand, und sie von ihrem gewohnten Versteck aus lauschte, so erfuhr sie nichts über das Ziel der Zeremonie. Sie musste von äußerster Wichtigkeit gewesen sein, gleichzeitig hüllten sich die Dorfbewohner zu dieser Zeit in Schweigen, bestimmt oder unwissend, wussten sie vielleicht genauso wenig wie sie? Mireílle zog resigniert die Vorhänge zu. Sie würde es wohl erst auf der Feier herausfinden. „Soll ich wirklich gehen?“ Sie wandte sich um und betrachtete die schlafenden, fast regungslosen Züge ihrer Großmutter, deren Atem einzig und allein verriet, dass sie noch lebte. Seit heute morgen war sie in eine Bewusstlosigkeit gesunken und seitdem nicht mehr aufgewacht. Mireílle ergriff ihre Hand, so wie sie es schon auf Kindesbeinen getan hatte, wenn sie Rat suchte, doch sie fühlte nur eine unendliche Leere und so löste sie die Finger wieder von ihrem Gelenk. „Großmutter...“
Mireílle schreckte auf, als sie ein leises Räuspern vernahm. „Großmutter!“, rief sie, „Großmutter! Gott sei dank, du bist wieder wach!“ „Wie gut hab ich geschlafen...“ Dann wandelte sich ihr Blick wie jäh in völlige Klarheit. Eindringlich durchbohrten Mireílle die Augen, von denen sie das unendliche Grün geerbt hatte. „Mireílle, Mireílle. Mein Auftrag, Mireílle.“ Sie sank zurück in ihr Kissen. „Still, Großmutter. Sei still. Sprich jetzt nicht mehr, das strengt dich zu sehr an. Aber keine Sorge, morgen wirst du wieder aufstehen. Du wirst sehen, es lohnt sich. Morgen, Oma.“ Mireílle sprach mit erstickter Stimme, verzweifelt versuchend, ein Schluchzen zu unterdrücken. „Mein Kind, ich möchte nur noch ein paar Tage leben. Was danach kommt ist mir gleich, aber ich habe einen Auftrag. Wenn ich sterbe, wer wird dann vollenden, was vollendet werden muss?“ Kopfschüttelnd löste sich Mireílle aus ihrer Versteifung, ihre Hände berührten zitternd die faltige Stirn der alten Frau. Sie glühte.
Jede weitere Minute, die ihre Großmutter dem Tod abrang, kam einem Wunder gleich. Seit dem vorgestrigen Tag, an dem das Mädchen an ihr Bett geeilt war, bestand kein Zweifel an ihrem Ende, es war endgültig. Heute ging es ihr besonders schlecht, das Fieber war stärker als je zuvor und doch klammerte sie sich mit aller Macht an ihr Leben. „Heute ist es so weit.“, murmelte sie, die Augen fest versiegelt, die Lippen spröde. Mireílle blieb Tag und Nacht an ihrer Seite, schlief nicht mehr und aß nur noch, wenn er Hunger sie am Abend übermannte.
Die Sonne war bereits untergegangen. Sie musste unbedingt aus ihrer Ohnmacht erwachen. „Sie wird leben, sie wird leben...“, wiederholte Mireílle mit unzerstörbarer Gewißheit. „So lange sie atmet...“ „Mireílle...“ Die Kranke war tatsächlich wieder zu sich gekommen. „Oma! Oh, Oma...“ „Ich bin glücklich, Kind.“, keuchte sie, „Dass ich den Tag der Zeremonie miterleben darf.“ Mireílles Augen weiteten sich, ihr Blick wanderte zum Fenster. Die Stimme der Alten trieb ihr Schauer über den Rücken. „Geh jetzt!“, befahl ihre Großmutter plötzlich. „Und nimm an, was zu vollbringen dir bestimmt ist. Wie spät ist es?“ Verwundert über die plötzliche Wendung ihres Gespräches, doch Mireílle sagte es ihr mehr oder minder erleichtert. „Ich schaffe es, Mireílle, es ist bald so weit. Und doch kann ich es kaum erwarte, davonzugehen, den Schmerz zu vergessen...“ Tränen traten dem Mädchen in die Augen, war es nun wirklich so weit? Ihre Großmutter nahm alle ihr noch verbleibenden Kräfte zusammen und fuhr fort: „Mireílle... Kind... ich spüre, dass du mir nicht glaubst... Aber ich phantasiere nicht! Du musst an der Zeremonie teilnehmen, damit du annehmen kannst, was dir gehört! Du musst dich auf den Weg machen! Du wirst es schaffen, Mireílle!“ „Das soll warten! Ich möchte dich nicht verlassen, Oma! Du brauchst mich!“ „Jetzt nicht mehr. Ich gehe. Sowie du deinen Platz finden sollst. Du kennst den Weg zum Waldschrein und den Steinkreisen.“ „Ich weis wo das ist.“, stimmte Mireílle zu, ihr Herz schlug schnell und heftig, ihre Brust schmerzte vor Aufregung. „Aber ich will dich nicht verlassen, ich kann nicht gehen!“ „Vertrau mir, sei stark, du brauchst mich nicht mehr. Für mich ist es an der Zeit...“ „Oma!“, rief das Mädchen entsetzt, als sich die Züge ihres alten Gesichtes entspannten. Sie war für immer ins Land des Schlafes eingezogen, wortlos und ohne Schmerzen. Ein zufriedenes Lächeln erfüllte ihr Antlitz.
Mit Tränen im Blick schloss Mireílle die Haustür und schlich über die Stiege hinab. Ihr Herz raste, als sie über den Dorfplatz huschte, den Sternenhimmel über dem Haupt, dessen Lichter immer wieder von den Wipfeln der Tannen gebrochen wurden. Obgleich niemand mehr zu sehen war, wandte sie sich rechts um und versteckte sich im Schatten der Bäume, sie wollte sich nicht ausmalen, was geschah, würde man sie an dem heiligen Ort entdecken. Nicht lange war es her, als sie eine Wegbiegung erreichte, und seltsame Singsange über den Waldboden hallten. Auch wenn sie sich sicher war, dass man sie, versteckt im Dickicht, nicht hören konnte, schlug sie die Hände vor den Mund um ein Schluchzen zu unterdrücken. Sie ließ sich vom Rauschen des Flusses leiten, sie rannte ihm nach, sein Gesang schenkte ihr Trost, gleichzeitig fürchtete sie sich vor dem nachtschwarzen Gewässer, das ihr im Dickicht so fremd erschien. In sicherer Entfernung, um nicht versehentlich abzurutschen und zu stürzen, wanderte sie ein Stück Lauf aufwärts, bis sie an den Pfad gelangte. Die Stimmen wurden Lauter und Mireílle zuckte bei jedem Knacken, den das von Tau benetzte Unterholz von sich gab, zusammen, so versuchte sie, auf allen Vieren weiter zu gehen, ihre Hände gruben sich in bitter riechende Erde. Der Geruch nach Wasser und Moos erlosch jedoch so jäh, wie er gekommen war. Ein scharfer Duft, würziger noch als der der Nadelbäume, schlug ihr entgegen, er war geradewegs beißend. Mireílle verzog für einen Moment das Gesicht, dann setzte sie sich erneut in Bewegung, die Lichtung kam näher und mit ihr die Gefahr, erkannt zu werden. Aus dem ursprünglichen Stimmenwirrwarr wurden klare Lyriken, wobei weder sie, noch die untermalenden Trommelschläge einen Sinn zu machen schienen. Sie erblickte ein schwaches, in allen Farben loderndes Licht, gerade so hell und klar, dass sie die Versammlung erkennen konnte. Mir zum Zerreißen gespannten Nerven musterte sie die Gestalten, bunte Masken bedeckten ihre Gesichter, doch Mireílle bemerkte zweifellos, dass es die Dorfältesten waren, die sich hinter ihnen verbargen. Ihr Gesang thronte über dem der anderen Dorfbewohner, die summend einen Kreis um sie geschlossen hatten. In der Mitte des geheimnisvollen Steinkreisres, dessen einzelne Glieder ihr einen ungefähren Blick schenkten, war eine Art Altar aufgebaut. Warum nutzten sie nicht wie gewöhnlich den, der im Inneren des Schreines aufgebaut war? Eine rasselnde Stimme führte sie zurück in das Geschehen. „Es ist so weit.“ Shintais Laut war unverkennbar, ein Greuel suchte sie heim. Trotz wagte das Mädchen, sich an die Rückwand des Häuschens zu schleichen, um besser zu sehen und zu lauschen. Die Neugier übertrumpfte die Angst, sie lehnte sich ein Stück um die Ecke, die Leute sahen sie nicht, weiter starr in die Flammen schauend, in die einer der Männer seltsamen Staub warf. Sofort schossen grüne oder violette Feuerbälle in den nächtlichen Himmel. „Vor Jahrhunderten ist uns bestimmt worden, was heute zu erfüllen ist. Noch diese Nacht will, dass eine solche Versammlung wie die unsere nach genauen Ritualen vollzogen wird, wenn ein Freiwilliger sich bereit erklärt, die Ridém Miarém auf die Probe zu stellen. Der Furchtlose, der sich als erster bereit erklärt hat, ist Ran.“
Ein junger Jäger trat mit süffisanter Miene vor und warf sich stolz in seine Brust. „Wenn es ihm gelingt“, setzte Shintai hinzu, „So wird ihm eine Ehre zu Teil, die ihm bis hier noch nicht offenbart wart. Sollte es ihm jedoch misslingen, kann jeder in dieser Runde sein Glück versuchen.“ Dann warf er seinen Blick wieder auf Ran. „Bist du bereit, dieses Schmuckstück zu berühren? Bist du dir der damit verbundenen Gefahr bewusst? Überlege es dir gut, stimmst du zu, so ist deine Entscheidung endgültig.“ „Ich will mich ihr stellen.“, verkündete Ran hochmütig mit einem flüchtigen Seitenblick in Mireílles Richtung, die erschrocken den Kopf zurückzog. Sie atmete erleichtert auf, zum Glück hatte er sie nicht gesehen. „So sei es bestimmt, doch bevor wir diesem mutigen jungen Mann das Medaillon überreichen, will ich kurz die anderen Tapferen unter euch aufklären, was es mit der Ridém Miarém auf sich hat.“ Seine Hand glitt über die Steinerne Platte des Altars, Mireílle verkniff die Augen und sah ein Amulett, dessen Schönheit sie sich nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Der Rahmen war aus glänzendem, verschnörkeltem Silber, die Kette war mit ebenso metallenen Blättern verziert. Das beeindruckendste war jedoch der darin eingefasste Stein. „Ein Smaragd.“, beobachtete Mireílle fasziniert. Im Schein des grünen Feuers erkannte sie deutlich eine schwarze Rose, die in seine Oberfläche geschliffen war. Shintai hob erneut zu sprechen an. „Es birgt einen mächtigen Bann in sich und kann die bösen Seelen von den reinen und tüchtigen unterscheiden. Je abtrünniger ein Mensch ist, desto gnadenloser erweist sich das Medaillon ihm gegenüber, denn er duldet nichts als Unschuld und Gerechtigkeit. Das bedeutet allerdings nicht, dass ein ehrlicher Mann von ihm verschont wird, auch er muss mit Folgen rechnen. Daher wiederhole ich nur: Überlegt euch reiflich, was ihr tut.“ Ein mysteriöser Schatten huschte über seine bizarre Maskerade, bevor er fortfuhr: „Das kostbare Stück wurde zudem Erschaffen, um den Erwählten zu finden.“ Ein rauhes Murmeln brach aus, doch der Alte gebot ihnen Einhalt. Das Medaillon wurde geschaffen, um den Erwählten zu finden. Mireílle spürte, dass sie vor Aufregung zitterte. Was hatte ihre Großmutter vor ihrem Tod gesagt? Du bist ausersehen, großes zu vollbringen. „Das ist unmöglich!“, redete sie sich ein, dann verfolgte sie weiter das Geschehen. Die jüngste von Sorns Frauen trat herbei und legte es in ihren Handschuh. „Nur der Erwählte ist in der Lage, das Amulett auf der Haut zu tragen.“, erklärte Shintai, „Allen anderen wird es Verbrennungen und Schlimmeres antun.“ „Von jeher weiß ich, dass ich der Erwählte bin.“, entgegnete der Jüngling, „Ich habe mich nie als einfachen Jäger empfunden, deshalb macht mir die Prüfung auch keine Angst.“
Nun lies das hübsche, junge Mädchen den Stein von ihren schlanken Händen in die seinen gleiten. Mireílle wollte nicht glauben, was sie sah. Der fein ziselierte Ring, der das Juwel umgab, verflüssigte sich in Sekunden, und rankte sich um die Innenflächen seiner Hand, bis über den Unterarm. Die wachsende Angst war ihm deutlich anzusehen, die weit aufgerissenen Augen zeugten von Schmerz. Nach und nach wandelte sich das Metall in jadegrüne Ketten, die sich tief in sein Fleisch bohrten. Und silbrige Spuren hinterließen. Er schrie mit schmerzverzerrter Miene auf und versuchte, das Geflecht abzustreifen, doch es gelang ihm nicht. „So befreit mich doch von diesem Stein!“, rief er, „Ich ertrage es nicht! Habt Mitleid! Ich flehe euch an, helft mir!“ „Das ist unmöglich.“, erwiderte Shintai enttäuscht, und auch Mireílle war unfähig, sich zu bewegen. Die Flammen schlugen höher, leckten gierig an der Hand des Jägers, aber das Mädchen war gebannt von diesem Anblick: Er widerte sie an, gleichzeitig konnte sie die Augen nicht davon abwenden. „Er hat es so verdient.“, dachte sie, als das Geschmeide schließlich mit einem dumpfen Klang zu Boden fiel. „Nur wenige straft die Rose mit solcher Grausamkeit.“, versetzte der Alte leise. Die junge Frau hob das Amulett wieder auf, während sich der Jäger kleinlaut wieder in die Reihen begab. Für einen Augenblick herrschte Schweigen, dann erhob ein anderer das Wort: „Ich will mein Glück versuchen!“ Shintai lobte ihn. „Wenn du nicht der Erwählte bist, so ist kein anderer dieses Titels würdig.“ Mit entschlossenem Gesichtsausdruck trat er vor und reichte dem Mädchen seine vernarbte Hand. Doch entgegen aller Erwartung, wiederholte sich das Schauspiel, Flammen und Blitze leckten an seinem Arm. Einzig und allein der düstere Schatten, der um seine Nase tanzte, ließ die Qual erahnen, die ihn heimsuchte. Das Medaillon fiel zu Boden, seine Hand war allerdings unversehrt. „Du bist nicht der Erwählte.“, erklärte Shintai feierlich, „Aber du bist dennoch ein tüchtiger Mann.“ Der Jäger nickte. „Gibt es noch jemanden, der sich der Ridém Miarém stellen möchte?“, sandte er aus, aber es meldete sich niemand. Die Gesellschaft schwieg und wich, Mireílle hielt den Atem an. „Sie entdecken mich!“, sagte sie sich panisch, und setzte einen Fuß zurück, doch es war zu spät, ein Zweig barst so geräuschvoll unter ihrem Stiefel, dass sich Ran zu ihr umdrehte. „Was willst du hier?“, rief er kaum überhörbar, Seltsamerweise weckte das nicht ihre Unsicherheit, sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Ihm blieb Keine Zeit für eine ähnlich scharfe Geste, die Umstehenden starrten sie mit seltsamen Mienen an, Augenpaare blitzten in dem perlfarbenen Nebel, der sie umgab. Mireílle drückte sich an die Hauswand und senkte wie vorahnend das Kinn. „Du!“, donnerte Shintai, und riss sich die Maske vom Haupt. Das Gesicht loderte vor Zorn. „Du weißt wie hart die Strafe für Unwürdige ausfällt, für die, die sich gegen das Gesetz unserer Götter wenden. So sei es auch deiner Großmutter bestimmt!“ Mireílle hob den Kopf, die funkelnden, grünen Augen auf ihn gerichtet. In ihrem Geiste sah sie das Bild der Verstorbenen vor sich, doch jegliche Trauer war mit einem Schlag von ihr gewichen, ließ Platz für das Verlangen nach Vergeltung und der Strafung solcher, die die Arme Frau stets verspottet hatten. „Meine Großmutter ist tot.“, erwiderte sie aufrechten Hauptes, und in den Augen der Dörfler ließ sich ein Anflug von Mitleid verzeichnen. So jedoch nicht Shintai, es schien, als schenkte er ihren Worten keinerlei Beachtung. Mireílle schluckte, als sich ein verschmitztes Lächeln auf seinem Antlitz breitmachte. „Was hat er vor?“, dachte sie, wohl so laut, dass er ihr sogleich eine Antwort gewährte. „Da du unserer Versammlung unbedingt beiwohnen wolltest, nehme ich an, du hattest vor, dich als Freiwillige zu melden.“
Du, ich darf nicht mehr, ich hoffe, du hast meine Mail bekommen.
Öhm Quappi, du musst dich schon ranhalten mit lesen. ^^° Wenn nicht, ist auch kein Untergang.
Öhm Quappi, du musst dich schon ranhalten mit lesen. ^^° Wenn nicht, ist auch kein Untergang.
Ja ich hab die Mail^^ Ihc les es mir durhc sobald cih kann und überleg mri was^^ ich shcick dir dann en mail ok?
SIe haben post^^
Bin durhc und es gefällt mir gut^^
Dass da ein paar jkleine Fehler drin sind wießt du sihcer selber
wenn mal die Rechtschreibung hapert ode rein Wort an eienr Stelle steht, wo´s ncith hingehört ;-)
Aber das ist normal und deshalb mach dir keine SOrgen. Das ist bei mir mit sicherheit nciht anders ;-)
Dazu gibt es für den Fall, dass du es verlegen lassen willst die nette Berufsgruppe der Korrekturleser^^
Bin durhc und es gefällt mir gut^^
Dass da ein paar jkleine Fehler drin sind wießt du sihcer selber
wenn mal die Rechtschreibung hapert ode rein Wort an eienr Stelle steht, wo´s ncith hingehört ;-)
Aber das ist normal und deshalb mach dir keine SOrgen. Das ist bei mir mit sicherheit nciht anders ;-)
Dazu gibt es für den Fall, dass du es verlegen lassen willst die nette Berufsgruppe der Korrekturleser^^
Also, dann schick ich dir die Hintergründe, wenn du möchtest. Dauert aber noch nen bisschen.
Und die anderen könnten auch mal ein paar Kommis bringen, damit es nciht so aussieht, als würden wir spammen. ^^ (Tun wir ja gar nicht^^)
Also bittteee!!
Und die anderen könnten auch mal ein paar Kommis bringen, damit es nciht so aussieht, als würden wir spammen. ^^ (Tun wir ja gar nicht^^)
Also bittteee!!
Wir doch nicht es geht hier um den Thread betreffende Themen udn selbst wenne s ist dein Thread und so lange du mitspammst dürfen wir das ;-)
Hihi, ich weis zwar nicht genau, was du mit Zelda meinst, wenn es ist, was ich glaube, dann frage ich mich: Wann hast du eine zweisame Nacht mit Shiek erlebt? xD
Auf jeden Fall danke fürs Lesen.
Dann stell ich mal den nächsten Teil rein, und @Kualquappe, wenn du möchtest, guck bei animexx rein, das steht sie auch, Kapitel für Kapitel, so dass du mir da einen Kommi schreiben kannst.
Auf jeden Fall danke fürs Lesen.
Dann stell ich mal den nächsten Teil rein, und @Kualquappe, wenn du möchtest, guck bei animexx rein, das steht sie auch, Kapitel für Kapitel, so dass du mir da einen Kommi schreiben kannst.
Vielleicht kann ich es mir runterladen, kann man das Pop-Up, das beim Starten eingeblendet wird eigentlich auch wegmachen? Dann könnte ich es geheim halten, Mama will nicht, dass ich es mir downloade. Naruu auf geheimer Mission. ^^ *lied von mission impossible pfeif*
Damit cih dich in emine Kontakiste aufnehmen kann(habs seit ehute)
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