So wie gesagt hier geht´s dann weiter.
Jetzt nur ein bisschen muss gleich zur Aufführugn außerdem sollte das im alten Thread ja erst einmal für ne Weile reichen.
„Ich möchte dich verstehen können, und ich möchte, dass du mir vertraust, so wie ich es tue.“ Da hatte sie mich mit einem äußerst seltsamen Blick bedacht, „du vertraust mir also, vertraust du mir auch, wenn ich dir sage, dass es nicht der rechte Zeitpunkt ist, mehr über mich zu erfahren?“ „Ja.“, hatte ich ihr damals unerschütterlich bestätigt und es auch so gemeint. Wohin war dieses Vertrauen verschwunden? Sternenglut hatte recht. Langsam setzte ich mich in Bewegung und folgte dem Wolf nach draußen, es gab so vieles, das ich nicht verstand, obwohl ich es mir wünschte, doch ich musste darauf vertrauen, dass sie das Richtige tat, wenn sie schwieg. Sie hatte mich noch nie getäuscht, ich schämte mich plötzlich für mein Misstrauen, hatte ich ihr nicht selbst gerade erst gesagt, dass sie uns keine Erklärung schulde, dass das Vergangene nicht wichtig sei, nicht jetzt?
Ich brauchte nicht lange um die anderen einzuholen, Samantha warf Sternenglut einen dankbaren Blick zu, sagte aber nichts. Zurück in den dunklen, zerfallenen Gassen rings um die Bibliothek schlugen wir dieses Mal einen anderen Weg ein. Wir durchquerten das Gebiet und drangen dann in eines der besser erhaltenen Gebäude ein, wie es aussah, hatte es sich dabei einmal um eine Schmiede gehandelt. In der hinteren Wand des großen Raumes, der das gesamte Erdgeschoss einzunehmen schien, befand sich ein großes Loch, von dort führte ein grobbehauener Tunnel zurück in Richtung Stadt.
Samantha sprach den Namen des Feuers und beschwor so eine kleine Flamme, es war das einzige Licht, welches uns den Weg durch den dunklen Tunnelgang leuchtete. Wir mussten nicht sehr lange laufen, nach etwa zweieinhalb Meilen endete der Tunnel scheinbar abrupt, doch bei der vermeintlichen Wand handelte es sich lediglich um einen Wandteppich, der den Tunnel verbergen sollte. Wir schoben ihn zur Seite und betraten eine große Halle.
Einen Augenblick erschien es mir, als ertränke ich in Rot. Alles hier, der Boden, die Decke, die Wände, die Vorhänge an den großen Bogenfenstern, der Wandteppich, der Sandstein des großen Kamins, ja sogar die Kronleuchter prangte in unterschiedlichen Rottönen. Erst, als sich meine Augen an die Eintönigkeit der Farben gewöhnt hatte, erkannte ich, dass wir hier in jenem Raum standen, der das Gegenstück zu Tu´tam´chamú´ns Thronsaal in Tak´enó bildete. Auch hier erhob sich der Boden auf der andern Seite des Saales zu einer Empore, allerdings wurde diese von nur einem Thron gekrönt. Dieser bestand, welche Überraschung, aus rotem Holz. Er war eher zweckmäßig denn schön, es waren keine Verzierungen zu entdecken außer den bestickten Rändern der purpurnen Polster.
Der Elf kletterte jetzt langsam von Nykis Rücken, er war sehr groß und schlank, selbst für einen Elfen, doch er wies nicht die zeitlosen Züge seiner Rasse auf, das Gesicht war jetzt schmerzverzerrt, doch man sah, dass es von Kummer und Entbehrung gezeichnet war, tiefe Furchen waren ein Zeugnis für die oft bitteren Erfahrungen und trügerischen Hoffnungen einer langen Regentschaft. Seine Augen waren von einem ungewöhnlich intensiven Blau, Ruhe und Kraft lagen in diesem Blick, aber auch stille Verzweiflung. Das fedrige Haar war von einem hellen blond und wurde normalerweise von einem schmalen Silberreif gehalten, jetzt war dieser verrutscht und die Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Obwohl er Waffen bei sich gehabt hatte, trug der Elf keine Rüstung, er war in feine Samtgewänder gekleidet, die einmal schwarz gewesen waren, bevor der Staub die Farben hatte erblinden lassen. Samantha sagte jetzt etwas zu dem Elf, ich konnte es nicht verstehen doch er nickte und sie murmelte das Wort des Heilens, woraufhin sich die Seitenwunde ohne eine Spur zu hinterlassen schloss. Der Elf nickte ihr nochmals zu und nahm dann erschöpft auf dem Thron Platz.
Erst jetzt erinnerte ich mich an den Zwerg, er hatte mit finsterer Miene neben dem Wandteppich Stellung bezogen. Er schien noch verhältnismäßig jung zu sein, der kurze Bart und sein Haar waren von rotblonder Farbe, doch die Augen brannten unter dem Haar dunkelrot, wie die unsteten Flammen eines Feuers. Er trug eine lange, dunkelbraune Wohlhose und ein ärmelloses Kettenhemd, die nackten Arme wiesen eindrucksvolle Muskeln auf. Um seinen Hals hing ein eigentümliches Medaillon, es war aus einem grünschillernden Metall gefertigt und hatte annähernd die Form eines fliegenden Greifs. Über seine Brust zog sich ein breiter Ledergurt, an dem er die Axt und eine weitere, leere Halterung befestigt hatte. Nyki hatte sich wieder zurückgezogen und stand mit Lynn und Sternenglut abseits in einer Ecke des Saales, Samantha war dem Elf zum Thron gefolgt und redete scheinbar ärgerlich auf ihn ein. Ich zögerte kurz, ehe ich mich zu ihnen gesellte, ich wollte wissen, worüber meine Gefährtin so erbost war.
„...Aber ihr müsstet es doch am besten wissen! Ohne einen Hüter die verbotene Stadt aufzusuchen! Schon alleine das ist verantwortungslos und noch einiges mehr, vom Betreten der Bibliothek einmal abgesehen!“ „Es gibt keine Hüter mehr.“, antwortete der Elf es klang kummervoll, Samantha stockte kurz, „wieso? Was ist mit... Xheo, Mahita, Ceris, Eldor, Ceunon, Kirtan, Ilia, Melian, Fläm, Narda… Was ist mit ihnen geschehen?” „Sie sind tot oder verschwunden, sie und alle anderen selbst Méra.“ „Méra auch? Aber wie konnte das passieren? Was ist geschehen?“ „Wir wissen es nicht, von einem Tag zum andern waren alle Hüter tot oder verschwunden, sie, sie wiesen keine Verletzungen auf oder ähnliches, sie waren... Einfach nur tot.“, er presste den Kopf in die Hände, „was hätte ich tun sollen? Die Dämonen überrennen mein Königreich, alle Dörfer und kleineren Städte wurden niedergemetzelt, wer fliehen konnte ist hier, Toross ist unsere letzte Zuflucht und das verbotene Wissen der letzte Weg!“ „Ich verstehe eure Lage und werde tun, was ich kann, doch ich kann nicht erlauben, dass irgendjemand diesen Ort benutzt, wenn es einen Weg gibt, dieser ist es nicht.“ „Aber was sollen wir denn tun? Unsere Truppen sind stark dezimiert, die Kampfmoral am Boden, die Wenigsten können noch kämpfen, ganz zu schweigen davon, ob sie es auch wollen! Wir haben hier mehr Verwundete als Gesunde und unsere Vorräte gehen langsam aber sicher zur Neige, wir müssen etwas tun! Ansonsten gehen wir zu Grunde!“ „Ihr habt recht, es muss etwas getan werden, und es wird etwas getan werden. Doch ihr wisst sehr gut, was es bedeuten würde, die verbotene Stadt zu öffnen.“ Der Elf senkte den Kopf, „ich weiß, doch wir glauben schon lange nicht mehr an den Sieg und wenn wir schon untergehen wollten wir die Feinde mit in den Tod reißen, außerdem war da noch irgendwo eine Hoffnung, was wenn die Prophezeiung sich nicht erfüllt? Wenn das Orakel sich geirrt hat?“ „Darauf zu hoffen ist etwas, das ein Narr täte... Trotzdem, ich glaube, ich bringe interessante Neuigkeiten, so wie ich das Sehe, gibt es noch eine Möglichkeit Toross zu rette... Ihr müsst mir etwas sagen, Fëon die Dämonen... Um welche Arten handelt es sich?“ Der Elf, es handelte sich also um König Fëon betrachtete sie irritiert und dachte dann nach. „Savyna, Moogl, Sílthrim, Osilon Jadijah, Anõra, Nardæ und Kuasta, des weiteren kleine Gruppen von Orthíad und Cithrí Dämonen.“, erklang eine tiefe, leicht raue Stimme, noch ehe der Elfenkönig etwas sagen konnte. Fëon nickte dem Zwerg zu, „danke. Also,“, wandte er sich wieder an Samantha, „diese Arten sind es wohl, aber was soll daran so besonderes sein?“ Samantha lächelte, „es ist genau, wie ich es mir dachte.“
„Was meinst du?“, fragte ich vorsichtig, Fëon zuckte zusammen, er schien meine Anwesenheit bis dahin noch nicht bemerkt zu haben. „Du müsstest doch eigentlich am ehesten wissen, worauf ich hinauswill.“ „Ich? Wieso?“ „Weil du mir von der Schlacht von Djiia erzählt hast, alles genannten Arten, mit Ausnahme der beiden letzten, würde man zu den, wie du es genannt hast „Tier-Dämonen“ zählen.“ Jetzt ging mir ein Licht auf, „du glaubst, dass wieder ein Schatten dahinter steckt?“ „Nicht unbedingt ein Schatten, doch ich vermute, dass die Situation die Gleiche ist.“ „Verzeiht, doch ich fürchte, ich kann dem nicht ganz folgen.“, der König schaute verwirrt von einem zum anderen, rasch erklärte ich ihm, was in Djiia geschehen war. Fëon nickte langsam, „verstehe, doch wenn es kein Schatten ist, wer oder was dann? Welches Wesen könnte stark genug sein, ein Heer von abertausenden von Dämonen unter seine Kontrolle zu zwingen?“ „Ein Gott.“ Er starrte sie an, „ein Gott? Aber was... Shur´tugal! Sag nicht das...“ „Doch, der Herr des Eises ist wiedererwacht. Und ich glaube, er ist der Ursprung allen Übels, gelingt es uns ihn zu besiegen, werden sich die anderen Probleme vermutlich von selbst auflösen. Ich werde das natürlich erst noch prüfen.“ „Ich kann es nicht glauben... Wenn Shur´tugal wirklich wiedererwacht ist... Moment, wie gedenkst du das zu „prüfen“?“ „Ich werde den Machtfluss betreten. Das war vermutlich der Grund, warum die Hüter verschwanden, damit niemand mehr hier ist, der die Zusammenhänge erspüren und so dem Eisgott auf die Schliche kommen könnte.“ „Was? Nein, das kann ich nicht zulassen, es ist zu gefährlich, was, wenn du an der Rückkehr gehindert wirst? Er könnte dich bemerken und für immer festhalten!“ „Dieses Risiko muss ich eingehen. Es ist Toross´ letzte Chance, unsere einzige Möglichkeit, wenn wir auf die falsche Karte setzen und verlieren, sind die Stadt und das Königreich verloren, ich muss Gewissheit haben.“ „Ich kann das nicht erlauben.“ „Ich brauche euer Einverständnis nicht, ihr wisst das ebenso gut wie ich. Meine Entscheidung steht fest, zuviel steht auf dem Spiel. Doch ich würde es vorziehen, wenn ihr euch entschließen könntet mit mir, anstatt gegen mich zu arbeiten.“ „Gibt es keine Möglichkeit dich davon abzubringen? Du weißt, was ich Smaragd versprach.“ „Ich weiß und ich achte euer Wort, doch ihr könnt mich nicht vor meinem Schicksal schützen, ich werde gehen und wenn es der Wille der Götter ist, werde ich siegen.“
„Wovon sprecht ihr?“, ich war beunruhigt, was hatte Samantha vor, dass Fëon versuchte, sie davon abzubringen? Was bedeutete es, den Machtfluss zu betreten? Niemand gab mir Antwort, Samantha und der König sahen einander beharrlich in die Augen, dann gab der König auf und senkte den Blick, „nun, gut, ich sehe, dass ich dich nicht halten kann, ich werde alles nötige veranlassen, doch um meines Schwurs Willen bitte ich dich, sei vorsichtig.“ Samantha nickte langsam, „das werde ich. Es müssen keine weiteren Vorbereitungen getroffen werden, ich habe alles, was ich brauche. Kann ich den Zeremoniesaal benutzen?“ Der König nickte zögernd und reichte ihr einen kleinen Silberschlüssel, er sagte nichts mehr, doch in seinem Blick lag eine stumme Bitte.
Samantha ignorierte es und wandte sich noch mir zu, „ich werde bald zurück sein.“ Sie wollte gehen, doch rasch packte ich sie am Arm, „warte! Was hast du vor?“ „Informationen sammeln.“ „Das meine ich nicht! Was bedeutete es, in den „Machtfluss einzutreten“? Ist das gefährlich?“ „Das kommt darauf an, wer es wann wo warum tut.“ „Du weichst mir aus, ist das, was du jetzt und hier vorhast zu tun gefährlich?“ Sie schaute weg, ich verharrt und wartete auf die Antwort, ich wusste, dass sie nicht lügen würde. „Ja.“, entgegnete sie schließlich, „man kann nie wissen wie sehr, doch hier ist das Risiko recht hoch.“ „Warum tust du es dann? Warum lässt du nicht wenigstens zu, dass wir dir helfen?“ flehend sah ich sie an, noch immer erwiderte sie meinen Blick nicht, „ich tue es, weil ich es für richtig halte, weil ich glaube dass es getan werden muss. Und ihr könnt mir nicht helfen, es gibt Dinge, bei denen Niemand helfen kann. Dies ist eines davon.“ „Aber...“, ich suchte den Blick ihrer Augen, diesmal sah sie nicht weg, „ihr müsst an mich glauben Nico, ihr müsst daran glauben, dass ich es schaffen werde, doch ich muss diesen Weg alleine gehen.“ Einen Augenblick lang sahen wir uns an, dann nickte ich langsam, „du wirst es schaffen.“ Ein Lächeln umspielte ihre Züge, als sie zur Tür ging und dahinter verschwand. Ich sah ihr nach und hoffte das Richtige getan zu haben.
„Ich kenne dich nicht, würdest du mir wohl deinen Namen verraten?“, ich fuhr herum und wurde rot, „na-natürlich euer Majestät... Ich... Mein Name ist Nico.“ Fëon nickte wohlwollend, „ich habe dich beobachtet, du scheinst mir ein ausgezeichneter Schwertkämpfer zu sein, woher kommst du?“ „Aus Terra.“ „Terra? Tatsächlich, hm? Ich habe Gerüchte gehört, das Portal es...“ „Es ist verschlossen.“, unhörbar war Lynn von hinten heran getreten. „Aber wie bist du dann hierher gekommen?“ Ich zuckte mit den Schultern, „das Portal ist kurzzeitig geöffnet worden.“ „Ah so.“, er wandte sich Lynn zu, „und du bist...?“ Der Halb-Elf deutete eine Verbeugung an, „ich heiße Lynn.“ „Ah, nun, trotz der Umstände, willkommen in Toross, Nico, Lynn und...“ „Nyki.“, der Drache gesellte sich ebenfalls zu uns, Sternenglut folgte ihm. Fëon nickte, „es freut mich eure Bekanntschaft zu machen.
Dann herrschte Schweigen, niemand wusste mehr etwas zu sagen und die Zeit kroch im Schneckentempo dahin, während wir auf Samanthas Rückkehr warteten. „Was ist, wenn ihr etwas zugestoßen ist? Wenn sie es nicht geschafft hat?“, fragte ich mich leise, irgendwie viel es mir schwer, mir vorzustellen, dass es etwas geben sollte, das Samantha nicht irgendwie schaffte, „sie ist schon so lange weg...“ „Hab Geduld“, der Blick des Wolfes war auf die Tür gerichtet, „diese Dinge brauchen Zeit.“ „Diese Dinge? Was genau tut sie eigentlich?“ „Ich kann es dir nicht erklären, denn ich verstehe es selbst nicht. Es ist irgendwie die Kunst, den Geist vom Körper zu lösen und dann frei umherzuschweben, ein Teil des Weltgefüges zu werden. Wenn man ein solcher Teil ist, kann man erfahren, was überall geschieht und man spürt, was in den Welten vor sich geht.“ „Das scheint mir... Schwierig.“ „Das ist es auch, außerdem besteht die Gefahr, dass man nicht mehr zurückfindet, oder dass man zulange bleibt und nicht mehr die Kraft hat zurückzukehren, denn mit jedem Augenblick, der verstreicht wird man mehr und mehr eins mit den Welten, irgendwann ist man unwiderruflich ein fester Bestandteil von ihnen.“ „Aber warum?“ „Das weiß niemand, glaube ich, man verliert seinen Namen, vergisst seine Erinnerung... Jemand, der keinen Namen hat existiert nicht länger, also ist man gezwungen den Namen der Welt anzunehmen und eins mit ihr zu werden, oder zu vergehen.“ „Das klingt grausam... Was meinte Fëon, als er sagte, „er könnte dich bemerken und für immer festhalten“?“ „Manche Wesen, insbesondere jene, die ohnehin auf gewisse Weise Teil des Weltgefüges sind, also Magier, Elementarlisten oder eben Götter, spüren es, wenn sich das Gleichgewicht um sie herum ändert. Und wenn sie die Stelle ausfindig machen, sagen wir, es sei ein Kieselstein, können sie den Geist darin festhalten, bis... Bis es zu spät ist.“ „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Shur´tugal Samantha nicht bemerkt?“, eine seltsame Leere breitete sich in mir aus. „Nicht sehr hoch.“, in der Stimme des Wolfes lag eine tiefe Hilflosigkeit, „wenn sie jedoch schnell genug ist, oder den stärkern Willen hat, kann sie verhindern, dass er sie festhält.“ „Im Prinzip haben wir sie also in den sicheren Tod geschickt...“ „Nicht in den Tod, das Schlimmste wäre das Vergessen, doch ich glaube nicht, dass es dazu kommt, Samantha ist geübt darin im Machtfluss zu wandeln, auch wenn sie keine Meisterin dieses Fachs ist, so sind ihre Fähigkeiten doch überdurchschnittlich ausgeprägt.“ „Danke, aber das ist auch kein Trost. Ich hätte es wissen müssen! Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass sie geht!“ „Glaubst du wirklich, dass du sie hättest aufhalten können? Samantha geht ihren Weg, so ist es immer gewesen, so wird es wohl auch immer sein, dich trifft keine Schuld.“ Ich blickte zu Boden, Verzweiflung umkrampfte mein Herz, warum konnten Sorge und Angst nie ein Ende finden? Warum konnte ich nie wirklich zur Ruhe kommen? „Nico...“ „Es ist nichts... Mir geht es gut, ich habe nur Angst…” „Das brauchst du nicht, hast du vergessen, was sie gesagt hat? Du musst an sie glauben, an sie und ihren Erfolg. Auch du bist ein Teil des Weltgefüges und ich bin sicher, dass deine Kraft sie irgendwie erreichen und ihr helfen kann.“
Ich wusste nicht, ob Sternenglut das nur sagte um mich zu beruhigen, oder ob es wahr war, doch nichtsdestotrotz zwang ich mich meine Angst zu vergessen und konzentrierte mich nur darauf, Samantha zu unterstützen, wo auch immer sie jetzt sein mochte, denn immerhin war es eine Hoffnung.
Was haltet ihr eigentlich davon? Alsogesamt. Was ist eure Lieblingsstelle und euer Lieblingschara? Was müsste eurer Meinung irgendwann noch passieren? Bitte schreibt mal das würde mich echt brennend interessieren.
Jetzt nur ein bisschen muss gleich zur Aufführugn außerdem sollte das im alten Thread ja erst einmal für ne Weile reichen.
„Ich möchte dich verstehen können, und ich möchte, dass du mir vertraust, so wie ich es tue.“ Da hatte sie mich mit einem äußerst seltsamen Blick bedacht, „du vertraust mir also, vertraust du mir auch, wenn ich dir sage, dass es nicht der rechte Zeitpunkt ist, mehr über mich zu erfahren?“ „Ja.“, hatte ich ihr damals unerschütterlich bestätigt und es auch so gemeint. Wohin war dieses Vertrauen verschwunden? Sternenglut hatte recht. Langsam setzte ich mich in Bewegung und folgte dem Wolf nach draußen, es gab so vieles, das ich nicht verstand, obwohl ich es mir wünschte, doch ich musste darauf vertrauen, dass sie das Richtige tat, wenn sie schwieg. Sie hatte mich noch nie getäuscht, ich schämte mich plötzlich für mein Misstrauen, hatte ich ihr nicht selbst gerade erst gesagt, dass sie uns keine Erklärung schulde, dass das Vergangene nicht wichtig sei, nicht jetzt?
Ich brauchte nicht lange um die anderen einzuholen, Samantha warf Sternenglut einen dankbaren Blick zu, sagte aber nichts. Zurück in den dunklen, zerfallenen Gassen rings um die Bibliothek schlugen wir dieses Mal einen anderen Weg ein. Wir durchquerten das Gebiet und drangen dann in eines der besser erhaltenen Gebäude ein, wie es aussah, hatte es sich dabei einmal um eine Schmiede gehandelt. In der hinteren Wand des großen Raumes, der das gesamte Erdgeschoss einzunehmen schien, befand sich ein großes Loch, von dort führte ein grobbehauener Tunnel zurück in Richtung Stadt.
Samantha sprach den Namen des Feuers und beschwor so eine kleine Flamme, es war das einzige Licht, welches uns den Weg durch den dunklen Tunnelgang leuchtete. Wir mussten nicht sehr lange laufen, nach etwa zweieinhalb Meilen endete der Tunnel scheinbar abrupt, doch bei der vermeintlichen Wand handelte es sich lediglich um einen Wandteppich, der den Tunnel verbergen sollte. Wir schoben ihn zur Seite und betraten eine große Halle.
Einen Augenblick erschien es mir, als ertränke ich in Rot. Alles hier, der Boden, die Decke, die Wände, die Vorhänge an den großen Bogenfenstern, der Wandteppich, der Sandstein des großen Kamins, ja sogar die Kronleuchter prangte in unterschiedlichen Rottönen. Erst, als sich meine Augen an die Eintönigkeit der Farben gewöhnt hatte, erkannte ich, dass wir hier in jenem Raum standen, der das Gegenstück zu Tu´tam´chamú´ns Thronsaal in Tak´enó bildete. Auch hier erhob sich der Boden auf der andern Seite des Saales zu einer Empore, allerdings wurde diese von nur einem Thron gekrönt. Dieser bestand, welche Überraschung, aus rotem Holz. Er war eher zweckmäßig denn schön, es waren keine Verzierungen zu entdecken außer den bestickten Rändern der purpurnen Polster.
Der Elf kletterte jetzt langsam von Nykis Rücken, er war sehr groß und schlank, selbst für einen Elfen, doch er wies nicht die zeitlosen Züge seiner Rasse auf, das Gesicht war jetzt schmerzverzerrt, doch man sah, dass es von Kummer und Entbehrung gezeichnet war, tiefe Furchen waren ein Zeugnis für die oft bitteren Erfahrungen und trügerischen Hoffnungen einer langen Regentschaft. Seine Augen waren von einem ungewöhnlich intensiven Blau, Ruhe und Kraft lagen in diesem Blick, aber auch stille Verzweiflung. Das fedrige Haar war von einem hellen blond und wurde normalerweise von einem schmalen Silberreif gehalten, jetzt war dieser verrutscht und die Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Obwohl er Waffen bei sich gehabt hatte, trug der Elf keine Rüstung, er war in feine Samtgewänder gekleidet, die einmal schwarz gewesen waren, bevor der Staub die Farben hatte erblinden lassen. Samantha sagte jetzt etwas zu dem Elf, ich konnte es nicht verstehen doch er nickte und sie murmelte das Wort des Heilens, woraufhin sich die Seitenwunde ohne eine Spur zu hinterlassen schloss. Der Elf nickte ihr nochmals zu und nahm dann erschöpft auf dem Thron Platz.
Erst jetzt erinnerte ich mich an den Zwerg, er hatte mit finsterer Miene neben dem Wandteppich Stellung bezogen. Er schien noch verhältnismäßig jung zu sein, der kurze Bart und sein Haar waren von rotblonder Farbe, doch die Augen brannten unter dem Haar dunkelrot, wie die unsteten Flammen eines Feuers. Er trug eine lange, dunkelbraune Wohlhose und ein ärmelloses Kettenhemd, die nackten Arme wiesen eindrucksvolle Muskeln auf. Um seinen Hals hing ein eigentümliches Medaillon, es war aus einem grünschillernden Metall gefertigt und hatte annähernd die Form eines fliegenden Greifs. Über seine Brust zog sich ein breiter Ledergurt, an dem er die Axt und eine weitere, leere Halterung befestigt hatte. Nyki hatte sich wieder zurückgezogen und stand mit Lynn und Sternenglut abseits in einer Ecke des Saales, Samantha war dem Elf zum Thron gefolgt und redete scheinbar ärgerlich auf ihn ein. Ich zögerte kurz, ehe ich mich zu ihnen gesellte, ich wollte wissen, worüber meine Gefährtin so erbost war.
„...Aber ihr müsstet es doch am besten wissen! Ohne einen Hüter die verbotene Stadt aufzusuchen! Schon alleine das ist verantwortungslos und noch einiges mehr, vom Betreten der Bibliothek einmal abgesehen!“ „Es gibt keine Hüter mehr.“, antwortete der Elf es klang kummervoll, Samantha stockte kurz, „wieso? Was ist mit... Xheo, Mahita, Ceris, Eldor, Ceunon, Kirtan, Ilia, Melian, Fläm, Narda… Was ist mit ihnen geschehen?” „Sie sind tot oder verschwunden, sie und alle anderen selbst Méra.“ „Méra auch? Aber wie konnte das passieren? Was ist geschehen?“ „Wir wissen es nicht, von einem Tag zum andern waren alle Hüter tot oder verschwunden, sie, sie wiesen keine Verletzungen auf oder ähnliches, sie waren... Einfach nur tot.“, er presste den Kopf in die Hände, „was hätte ich tun sollen? Die Dämonen überrennen mein Königreich, alle Dörfer und kleineren Städte wurden niedergemetzelt, wer fliehen konnte ist hier, Toross ist unsere letzte Zuflucht und das verbotene Wissen der letzte Weg!“ „Ich verstehe eure Lage und werde tun, was ich kann, doch ich kann nicht erlauben, dass irgendjemand diesen Ort benutzt, wenn es einen Weg gibt, dieser ist es nicht.“ „Aber was sollen wir denn tun? Unsere Truppen sind stark dezimiert, die Kampfmoral am Boden, die Wenigsten können noch kämpfen, ganz zu schweigen davon, ob sie es auch wollen! Wir haben hier mehr Verwundete als Gesunde und unsere Vorräte gehen langsam aber sicher zur Neige, wir müssen etwas tun! Ansonsten gehen wir zu Grunde!“ „Ihr habt recht, es muss etwas getan werden, und es wird etwas getan werden. Doch ihr wisst sehr gut, was es bedeuten würde, die verbotene Stadt zu öffnen.“ Der Elf senkte den Kopf, „ich weiß, doch wir glauben schon lange nicht mehr an den Sieg und wenn wir schon untergehen wollten wir die Feinde mit in den Tod reißen, außerdem war da noch irgendwo eine Hoffnung, was wenn die Prophezeiung sich nicht erfüllt? Wenn das Orakel sich geirrt hat?“ „Darauf zu hoffen ist etwas, das ein Narr täte... Trotzdem, ich glaube, ich bringe interessante Neuigkeiten, so wie ich das Sehe, gibt es noch eine Möglichkeit Toross zu rette... Ihr müsst mir etwas sagen, Fëon die Dämonen... Um welche Arten handelt es sich?“ Der Elf, es handelte sich also um König Fëon betrachtete sie irritiert und dachte dann nach. „Savyna, Moogl, Sílthrim, Osilon Jadijah, Anõra, Nardæ und Kuasta, des weiteren kleine Gruppen von Orthíad und Cithrí Dämonen.“, erklang eine tiefe, leicht raue Stimme, noch ehe der Elfenkönig etwas sagen konnte. Fëon nickte dem Zwerg zu, „danke. Also,“, wandte er sich wieder an Samantha, „diese Arten sind es wohl, aber was soll daran so besonderes sein?“ Samantha lächelte, „es ist genau, wie ich es mir dachte.“
„Was meinst du?“, fragte ich vorsichtig, Fëon zuckte zusammen, er schien meine Anwesenheit bis dahin noch nicht bemerkt zu haben. „Du müsstest doch eigentlich am ehesten wissen, worauf ich hinauswill.“ „Ich? Wieso?“ „Weil du mir von der Schlacht von Djiia erzählt hast, alles genannten Arten, mit Ausnahme der beiden letzten, würde man zu den, wie du es genannt hast „Tier-Dämonen“ zählen.“ Jetzt ging mir ein Licht auf, „du glaubst, dass wieder ein Schatten dahinter steckt?“ „Nicht unbedingt ein Schatten, doch ich vermute, dass die Situation die Gleiche ist.“ „Verzeiht, doch ich fürchte, ich kann dem nicht ganz folgen.“, der König schaute verwirrt von einem zum anderen, rasch erklärte ich ihm, was in Djiia geschehen war. Fëon nickte langsam, „verstehe, doch wenn es kein Schatten ist, wer oder was dann? Welches Wesen könnte stark genug sein, ein Heer von abertausenden von Dämonen unter seine Kontrolle zu zwingen?“ „Ein Gott.“ Er starrte sie an, „ein Gott? Aber was... Shur´tugal! Sag nicht das...“ „Doch, der Herr des Eises ist wiedererwacht. Und ich glaube, er ist der Ursprung allen Übels, gelingt es uns ihn zu besiegen, werden sich die anderen Probleme vermutlich von selbst auflösen. Ich werde das natürlich erst noch prüfen.“ „Ich kann es nicht glauben... Wenn Shur´tugal wirklich wiedererwacht ist... Moment, wie gedenkst du das zu „prüfen“?“ „Ich werde den Machtfluss betreten. Das war vermutlich der Grund, warum die Hüter verschwanden, damit niemand mehr hier ist, der die Zusammenhänge erspüren und so dem Eisgott auf die Schliche kommen könnte.“ „Was? Nein, das kann ich nicht zulassen, es ist zu gefährlich, was, wenn du an der Rückkehr gehindert wirst? Er könnte dich bemerken und für immer festhalten!“ „Dieses Risiko muss ich eingehen. Es ist Toross´ letzte Chance, unsere einzige Möglichkeit, wenn wir auf die falsche Karte setzen und verlieren, sind die Stadt und das Königreich verloren, ich muss Gewissheit haben.“ „Ich kann das nicht erlauben.“ „Ich brauche euer Einverständnis nicht, ihr wisst das ebenso gut wie ich. Meine Entscheidung steht fest, zuviel steht auf dem Spiel. Doch ich würde es vorziehen, wenn ihr euch entschließen könntet mit mir, anstatt gegen mich zu arbeiten.“ „Gibt es keine Möglichkeit dich davon abzubringen? Du weißt, was ich Smaragd versprach.“ „Ich weiß und ich achte euer Wort, doch ihr könnt mich nicht vor meinem Schicksal schützen, ich werde gehen und wenn es der Wille der Götter ist, werde ich siegen.“
„Wovon sprecht ihr?“, ich war beunruhigt, was hatte Samantha vor, dass Fëon versuchte, sie davon abzubringen? Was bedeutete es, den Machtfluss zu betreten? Niemand gab mir Antwort, Samantha und der König sahen einander beharrlich in die Augen, dann gab der König auf und senkte den Blick, „nun, gut, ich sehe, dass ich dich nicht halten kann, ich werde alles nötige veranlassen, doch um meines Schwurs Willen bitte ich dich, sei vorsichtig.“ Samantha nickte langsam, „das werde ich. Es müssen keine weiteren Vorbereitungen getroffen werden, ich habe alles, was ich brauche. Kann ich den Zeremoniesaal benutzen?“ Der König nickte zögernd und reichte ihr einen kleinen Silberschlüssel, er sagte nichts mehr, doch in seinem Blick lag eine stumme Bitte.
Samantha ignorierte es und wandte sich noch mir zu, „ich werde bald zurück sein.“ Sie wollte gehen, doch rasch packte ich sie am Arm, „warte! Was hast du vor?“ „Informationen sammeln.“ „Das meine ich nicht! Was bedeutete es, in den „Machtfluss einzutreten“? Ist das gefährlich?“ „Das kommt darauf an, wer es wann wo warum tut.“ „Du weichst mir aus, ist das, was du jetzt und hier vorhast zu tun gefährlich?“ Sie schaute weg, ich verharrt und wartete auf die Antwort, ich wusste, dass sie nicht lügen würde. „Ja.“, entgegnete sie schließlich, „man kann nie wissen wie sehr, doch hier ist das Risiko recht hoch.“ „Warum tust du es dann? Warum lässt du nicht wenigstens zu, dass wir dir helfen?“ flehend sah ich sie an, noch immer erwiderte sie meinen Blick nicht, „ich tue es, weil ich es für richtig halte, weil ich glaube dass es getan werden muss. Und ihr könnt mir nicht helfen, es gibt Dinge, bei denen Niemand helfen kann. Dies ist eines davon.“ „Aber...“, ich suchte den Blick ihrer Augen, diesmal sah sie nicht weg, „ihr müsst an mich glauben Nico, ihr müsst daran glauben, dass ich es schaffen werde, doch ich muss diesen Weg alleine gehen.“ Einen Augenblick lang sahen wir uns an, dann nickte ich langsam, „du wirst es schaffen.“ Ein Lächeln umspielte ihre Züge, als sie zur Tür ging und dahinter verschwand. Ich sah ihr nach und hoffte das Richtige getan zu haben.
„Ich kenne dich nicht, würdest du mir wohl deinen Namen verraten?“, ich fuhr herum und wurde rot, „na-natürlich euer Majestät... Ich... Mein Name ist Nico.“ Fëon nickte wohlwollend, „ich habe dich beobachtet, du scheinst mir ein ausgezeichneter Schwertkämpfer zu sein, woher kommst du?“ „Aus Terra.“ „Terra? Tatsächlich, hm? Ich habe Gerüchte gehört, das Portal es...“ „Es ist verschlossen.“, unhörbar war Lynn von hinten heran getreten. „Aber wie bist du dann hierher gekommen?“ Ich zuckte mit den Schultern, „das Portal ist kurzzeitig geöffnet worden.“ „Ah so.“, er wandte sich Lynn zu, „und du bist...?“ Der Halb-Elf deutete eine Verbeugung an, „ich heiße Lynn.“ „Ah, nun, trotz der Umstände, willkommen in Toross, Nico, Lynn und...“ „Nyki.“, der Drache gesellte sich ebenfalls zu uns, Sternenglut folgte ihm. Fëon nickte, „es freut mich eure Bekanntschaft zu machen.
Dann herrschte Schweigen, niemand wusste mehr etwas zu sagen und die Zeit kroch im Schneckentempo dahin, während wir auf Samanthas Rückkehr warteten. „Was ist, wenn ihr etwas zugestoßen ist? Wenn sie es nicht geschafft hat?“, fragte ich mich leise, irgendwie viel es mir schwer, mir vorzustellen, dass es etwas geben sollte, das Samantha nicht irgendwie schaffte, „sie ist schon so lange weg...“ „Hab Geduld“, der Blick des Wolfes war auf die Tür gerichtet, „diese Dinge brauchen Zeit.“ „Diese Dinge? Was genau tut sie eigentlich?“ „Ich kann es dir nicht erklären, denn ich verstehe es selbst nicht. Es ist irgendwie die Kunst, den Geist vom Körper zu lösen und dann frei umherzuschweben, ein Teil des Weltgefüges zu werden. Wenn man ein solcher Teil ist, kann man erfahren, was überall geschieht und man spürt, was in den Welten vor sich geht.“ „Das scheint mir... Schwierig.“ „Das ist es auch, außerdem besteht die Gefahr, dass man nicht mehr zurückfindet, oder dass man zulange bleibt und nicht mehr die Kraft hat zurückzukehren, denn mit jedem Augenblick, der verstreicht wird man mehr und mehr eins mit den Welten, irgendwann ist man unwiderruflich ein fester Bestandteil von ihnen.“ „Aber warum?“ „Das weiß niemand, glaube ich, man verliert seinen Namen, vergisst seine Erinnerung... Jemand, der keinen Namen hat existiert nicht länger, also ist man gezwungen den Namen der Welt anzunehmen und eins mit ihr zu werden, oder zu vergehen.“ „Das klingt grausam... Was meinte Fëon, als er sagte, „er könnte dich bemerken und für immer festhalten“?“ „Manche Wesen, insbesondere jene, die ohnehin auf gewisse Weise Teil des Weltgefüges sind, also Magier, Elementarlisten oder eben Götter, spüren es, wenn sich das Gleichgewicht um sie herum ändert. Und wenn sie die Stelle ausfindig machen, sagen wir, es sei ein Kieselstein, können sie den Geist darin festhalten, bis... Bis es zu spät ist.“ „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Shur´tugal Samantha nicht bemerkt?“, eine seltsame Leere breitete sich in mir aus. „Nicht sehr hoch.“, in der Stimme des Wolfes lag eine tiefe Hilflosigkeit, „wenn sie jedoch schnell genug ist, oder den stärkern Willen hat, kann sie verhindern, dass er sie festhält.“ „Im Prinzip haben wir sie also in den sicheren Tod geschickt...“ „Nicht in den Tod, das Schlimmste wäre das Vergessen, doch ich glaube nicht, dass es dazu kommt, Samantha ist geübt darin im Machtfluss zu wandeln, auch wenn sie keine Meisterin dieses Fachs ist, so sind ihre Fähigkeiten doch überdurchschnittlich ausgeprägt.“ „Danke, aber das ist auch kein Trost. Ich hätte es wissen müssen! Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass sie geht!“ „Glaubst du wirklich, dass du sie hättest aufhalten können? Samantha geht ihren Weg, so ist es immer gewesen, so wird es wohl auch immer sein, dich trifft keine Schuld.“ Ich blickte zu Boden, Verzweiflung umkrampfte mein Herz, warum konnten Sorge und Angst nie ein Ende finden? Warum konnte ich nie wirklich zur Ruhe kommen? „Nico...“ „Es ist nichts... Mir geht es gut, ich habe nur Angst…” „Das brauchst du nicht, hast du vergessen, was sie gesagt hat? Du musst an sie glauben, an sie und ihren Erfolg. Auch du bist ein Teil des Weltgefüges und ich bin sicher, dass deine Kraft sie irgendwie erreichen und ihr helfen kann.“
Ich wusste nicht, ob Sternenglut das nur sagte um mich zu beruhigen, oder ob es wahr war, doch nichtsdestotrotz zwang ich mich meine Angst zu vergessen und konzentrierte mich nur darauf, Samantha zu unterstützen, wo auch immer sie jetzt sein mochte, denn immerhin war es eine Hoffnung.
Was haltet ihr eigentlich davon? Alsogesamt. Was ist eure Lieblingsstelle und euer Lieblingschara? Was müsste eurer Meinung irgendwann noch passieren? Bitte schreibt mal das würde mich echt brennend interessieren.
Was genau menst du mit gesamt? Also wenn du die Geschichte gesamthaft meinst, da kennst du ja meine Meinung :) :
SUPER!!!
Meine Lieblingsstelle? ... hm ... Ich habe nicht direkt eine Lieblingsstelle. Ich finde alles gut. Ich habe das Gefühl, der absolute Höhepunkt kommt erst noch. Aber mir gafallen die Stellen wo Emotionen zum Ausdruck kommen sehr gut.
Wegen dem Gewinnspiel, Shadow 27 hat mal gesagt:
ich würde vielleicht mit der Spinne in der Ursprache reden oder per Gedanken-übermittlung, vielleicht kann man sie so besänftigen oder so was ähnliches
Ich denke das war die beste Idee! Was denkt ihr? Man hört in letzter Zeit so wenig von euch.
SUPER!!!
Meine Lieblingsstelle? ... hm ... Ich habe nicht direkt eine Lieblingsstelle. Ich finde alles gut. Ich habe das Gefühl, der absolute Höhepunkt kommt erst noch. Aber mir gafallen die Stellen wo Emotionen zum Ausdruck kommen sehr gut.
Wegen dem Gewinnspiel, Shadow 27 hat mal gesagt:
ich würde vielleicht mit der Spinne in der Ursprache reden oder per Gedanken-übermittlung, vielleicht kann man sie so besänftigen oder so was ähnliches
Ich denke das war die beste Idee! Was denkt ihr? Man hört in letzter Zeit so wenig von euch.
Eben, deshalb bin ich so furchtbar traurig.
Ich enthalte mich noch wegen, des spiels ich geb meine meinug als letztes aber danke schon mal.
Sag ruhig, welche Situation hat dir gut gefallen (oder mehrere) der Kampf gegen dern Dracyr, die Gnom,ensache, was auch immer und wer ist nun dein Lieeblingschara? Übrigens, von wegen gefühle hab ich was für dich und was den Höhepunkt angeht, hast du sowas von Recht, das glaubst du gar nicht. *Te 13 verschwörerisch zublinzelt*
Mit leisem Knarren öffnete sich die Tür, ich schrak hoch, wie viel Zeit war vergangen? Samantha kam herein, tiefe Schatten lagen unter ihren Augen, als hätte sie nächtelang nicht geschlafen, sie war leichenblass und ihr Schritt taumelte, doch aus ihrem Blick strahlten Entschlossenheit und Beharrlichkeit, „es ist Shur´tugal, er ist der Schlüssel. Er ist sehr stark, wir müssen ihn schnell besiegen, wenn seine Kraft weiterwächst... Ist es... Zu spät.“, erklärte sie und brach zusammen, sofort war ich bei ihr, „Samantha!“ Eine Hand legte sich auf meine Schulter, es war Fëon, „sie wird dich nicht hören mein Junge, sie braucht jetzt Ruhe, was sie getan hat muss sehr anstrengend gewesen sein, anstrengender als du und ich ermessen könnten, es ist fast unmöglich den Kräften eines Gottes zu trotzen.“ „Aber...“, der Zwerg kam auf Wink des Elfen herbei und stieß mich unsanft zur Seite, vorsichtig hob er Samanthas leblosen Körper auf und trug sie hinaus. „Was geschieht jetzt mit ihr?“, erkundigte sich Lynn nervös, tiefe Sorge lag in seinem Gesicht, immerhin hatte sich Samantha gerade erst wieder erholt. „Der Zwerg bringt sie in meine Gemächer, sie wird jetzt schlafen. Ihr müsst euch nicht sorgen, jetzt kann nichts mehr geschehen, ihr Geist braucht nur... Eine Pause, sie war lange fort.“ Zögernd nickten wir. Der König bot uns an, in der Zwischenzeit etwas zu Essen, erst jetzt bemerkte ich, wie hungrig ich war. Freudig stimmten wir zu, denn den anderen ging es nicht anders als mir.
Fëon führte uns in einen weiteren Saal, dieser war ganz in blau gehalten. Neben dem Kamin waren ein großer, langer Tisch für bis zu fünfzig Personen mit zugehörigen Stühlen und ein kleiner Schrank die einzigen Einrichtungsgegenstände. Wie als hätten sie schon lange vorher Bescheid gewusst, obgleich ihnen meines Wissens niemand etwas erzählt hatte, kamen kurz darauf mehrere Diener, es handelte sich ausschließlich um Elfen, in blauen Uniformen und trugen die Speisen auf. Zugleich kehrte auch der Zwerg zurück und nahm Platz, seine finstere Miene hatte sich noch immer nicht aufgehellt. Das Essen schmeckte unerwartet gut, es gab gegrilltes Spanferkel und diverse Beilagen, am meisten jedoch genoss ich die Kartoffeln und verschiedenen Gemüsesorten, die zum Fleisch gereicht wurden und das ganze abrundeten, es war lange her, dass ich etwas anderes gegessen hatte als selbsterjagtes Wild, sei es nun als Brühe oder Braten, oder Trockenfleisch und Brot aus unseren Vorräten. Fëon sah unseren Heißhunger mit Wohlwollen, selbst Nyki, dem man eigens eine große Platte nach Drachengeschmack hergerichtet hatte, aß wie ausgehungert und das obwohl er sonst immer darauf beharrte, dass ein Drache nicht so oft fressen müsse. Gleichzeitig regte sich ein schlechtes Gewissen, wie mochte es Samantha gehen? Doch der König hatte gesagt, dass alles in Ordnung sein und Sternenglut war bei ihr, der Wolf hatte sich die Zeit genommen, eine große Portion rohen Fleisches nach Wolfsmanier hinunterzuschlingen und war dann zu ihr gelaufen, um über ihren Schlaf zu wachen.
Ich nippte gerade an meinem Kelch, der Wein schmeckte zwar nicht übel, aber ich wollte lieber nicht das Risiko eingehen mir einen Rausch anzutrinken, als Fëon seinen Kelch erhob, „ich hoffe es hat euch geschmeckt. Ich möchte euch danken, dass ihr mich in der Bibliothek gerettet habt.“ „Wir haben euch nicht gerettet,“, wandte Lynn vorsichtig ein, „es war Sam, die uns alle, wie auch immer, gerettet hat.“ „Trotzdem habt auch ihr in den Kampf eingegriffen und niemand weiß, wie er ausgegangen wäre, hättet ihr das nicht getan. Nein, ihr könnt stolz auf das sein, was ihr getan habt und ich bekenne, dass ich und damit das östliche Eisland in eurer Schuld steht. Trotzdem muss ich euch noch einmal um eure Unterstützung bitten, wenn es zur entscheidenden Schlacht kommt und wir tatsächlich gegen den Herrn der Schneeebenen antreten müssen, seid ihr bereit, mir dann noch einmal beizustehen?“ Es war schon seltsam, dass jemand, den wir erst vor wenigen Stunden kennen gelernt hatten jetzt das Schicksal seines Reiches mehr oder weniger in unsere Hände legen wollte, dennoch konnte sich keiner von uns dem Zauber dieser Worte entziehen, einer nach dem anderen nickten wir zustimmend. Fëon strahlte, „dann lasst uns darauf anstoßen.“ Wir hoben die Kelche, ein seltsames Klirren, das so gar nicht nach Metall klingen mochte, erfüllte die Luft, als sie aufeinander stießen. Ich warf alle Bedenken über Bord und leerte den Becher mit einem Zug, eine angenehm prickelnde Wärme breitete sich in meinem Körper aus, zugleich verspürte ich Beklemmung, jetzt war es also offiziell, bald schon würde ich erneut auf dem Schlachtfeld stehen.
Der Abend wurde noch lang, denn Fëon bat uns, ihm von unseren Abenteuern zu berichten, zum ersten Mal wurde mir klar, was wir schon alles erlebt hatten, es schien mir plötzlich unendlich lange her zu sein, dass ich Terra verlassen hatte. Nachdem ich bemerkt hatte, dass es mir leicht schwindelte, rührte ich den Wein nicht mehr an, einen Kater konnte ich überhaupt nicht brauchen. Der Morgen hatte längst schon wieder gedämmert, als Fëon die Tafel schließlich aufhob. Er wies jedem von uns ein Gästezimmer zu und obwohl es eigentlich helllichter Tag war, schlief ich ein, kaum dass ich mich in das weiche Himmelbett gelegt hatte, schließlich hatten wir ja auch in der Nacht hart gearbeitet, na ja, zumindest in einem Teil davon.
„Ehrwürdiger Herr! Es ist Zeit aufzustehen.“ „Was?“, verschlafen hob ich den Kopf aus den Kissen und blickte in das Antlitz eines Kwiqs. Kwiqs sind kleine, menschenähnliche Wesen, normalerweise leben sie in Wäldern. Sie sind sehr verspielt und spielen den Wanderern gerne Streiche. Ich betrachtete den Kwiq, das Männchen ging mir wohl etwa bis zur Hüfte und sah aus, als habe ein wenig talentierter Künstler versucht, aus einem Stück Holz einen Menschen zu schnitzen. Seine Haut war dunkelbraun und rissig, ganz wie die Rinde eines Baumes und statt Haaren Spross auf seinem Kopf ein Blätterkranz. Dunkelgrüne Knopfaugen blitzten schelmisch unter dichten Blätterbrauen, gekleidet war der Kwiq in eine Art Toga aus grünem Wollstoff. „Seine Majestät bat mich, euch zu wecken, ihr und eure Gefährten möchtet in den Speisesaal kommen.“, die Stimme des Männchens klang wie das erboste Fiepen einer Maus, verwirrt nickte ich, „ist gut.“ Der Kwiq grinste breit, verbeugte sich und verschwand dann, als wäre er nie da gewesen.
Ich schüttelte den Kopf und kletterte aus dem Bett, Dampf waberte durch den Raum, irgendjemand hatte das Waschbecken mit warmen Wasser gefüllt und Seife und Handtuch bereit gelegt. Als ich mich jedoch gewaschen hatte, musste ich feststellen, dass meine Rüstung und die Sachen, die ich am Abend in aller Eile über einen Stuhl geworfen hatte verschwunden und nur mein Dolch und das Lichtschwert zurückgeblieben waren. Stattdessen lagen dort neue, saubere Kleider bereit. Leinene Unterwäsche und dicke, bequeme Wollkleidung, rasch zog ich mich an. Dann zögerte ich kurz, ehe ich mir sowohl das Schwert als auch den Dolch umschnallte, es war besser, auf alles vorbereitet zu sein.
Als ich den blauen Saal erneut betrat, schien es mir zunächst, als sei er leer, doch dann sah ich Samantha vor dem brennenden Kamin auf dem Boden sitzen, Sternenglut lag neben ihr und hatte alle Viere von sich gestreckt, während sie das weiße Fell kraulte.
„Sam!“, rief ich glücklich, „es geht dir also wieder besser:“ Sie drehte sich um und lächelte, ich bemerkte, dass auch sie jetzt ähnliche Sachen trug wie ich, „hallo Nico. Natürlich geht es mir gut, ich war bloß... Müde. Es tut mir Leid, wenn ich euch Sorgen bereitet haben sollte.“ Ich grinste, „macht nichts, Hauptsache es ist alles wieder, wie es sein soll, irgendwie bin ich es inzwischen fast gewöhnt, dass ich mir ständig um irgendwen oder irgendwas Sorgen machen muss.“ Ich setzte mich zu ihr, einen Augenblick herrschte schweigen. „Was genau hast du eigentlich gemacht? Es muss ein sehr schwieriger Zauber gewesen sein, erschöpft wie du warst.“ „Ein Zauber? Oh nein!“, sie lachte, „wenn es sich dabei um Magie gehandelt hätte, wäre ich fein raus gewesen. Nein, das Wandeln im Weltengefüge hat mit Magie nichts zu tun.“ „Nicht? Aber was ist es dann?“ „Hmm...“, sie zog die Stirn in Falten, „ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, ich kann dir nicht sagen, wie man es nennen könnte. Ein Hüter könnte deine Frage vielleicht beantworten...“ „Was ist ein Hüter?“ „Noch so eine Frage, die ich nicht beantworten kann, ich weiß nur, dass normalerweise niemand, der kein Hüter ist, allzu lange im Machtfluss bestehen kann, eigentlich benötigt man eine spezielle Ausbildung...“ „Du kannst in den... Machtfluss eintreten, macht dich das zu einem Hüter?“ Sie überlegte kurz, „nein, ich glaube nicht, ich habe niemals die nötige Ausbildung erfahren und stamme auch nicht von den Hütern ab, normalerweise ist diese Gabe erblich bedingt.“ „Also können das nur sehr wenige.“ „Ja, ich glaube allerdings, manche Fabelwesen sind grundsätzlich dazu in der Lage, genaueres weiß ich allerdings auch nicht.“ „Wie lange machst du das schon?“ „Wie lange? Beim ersten Mal war ich acht.“ „Und da hast du dir nie diese Fragen gestellt und nach den Antworten gesucht?“ „Nein... Eigentlich nicht, ich... Wenn ich alles, in meinem Leben hinterfragen wollte... Ich wüsste nicht, wo das enden sollte. Mit das erste, das ich gelernt habe war es, dass manche Dinge eben so sind, wie sie nun einmal sind, und dass man sie man sie wohl oder übel so akzeptieren muss.“
„Wir müssen also tatsächlich gegen einen Gott antreten...“ „Es sieht ganz danach aus und vielleicht nicht zum letzten Mal...“ „Was meinst du?“ „Ich habe das Gefühl, dass dieser „Damon“ in dem ganzen Elend eine größere Rolle spielt als wir glauben, vielleicht läuft es am Ende darauf hinaus, dass wir ihm gegenüberstehen.“ „Hast du denn gar keine Angst?“ „Wovor sollte ich Angst haben?“, fragte sie mit unbewegter Stimme. „Vor dem, was geschehen kann, was mit uns geschehen wird, davor, dass wir scheitern, oder dass es sich am Ende herausstellt, dass alles umsonst war! Angst davor, dass wir einender vielleicht eines Tages gegenüberstehen.“ Sie blickte lange in die tänzelnden Flammen, „natürlich habe ich Angst, ich wäre eine Närrin, hätte ich keine. Doch was auch immer ich tue, welche Gestalt ich auch annehmen mag, in mir fließt Drachenblut und es ist nicht die Art der Drachen, ihre Ängste zu zeigen oder sich von ihnen beeinflussen zu lassen. Ganz gleich was geschieht, zur Umkehr ist es zu spät, für jeden von uns.“ „Das klingt so... Endgültig.“ „Es ist endgültig, wenn wir scheitern haben wir die Wahl zwischen dem Tod oder dem Missbrauch durch unsere Gegner. Entweder wir verraten uns selbst, oder wir sterben für das, woran wir glauben.“ Ich schluckte, „fürchtest du dich nicht vor dem Tod?“ „Vielleicht, nein, es gibt schlimmeres. Aber sehr viele sind schon für ihren Glauben gestorben, wahrer Mut ist es, weiterzuleben und für das, woran man glaubt zu kämpfen, egal unter welchen Bedingungen.“ „Du würdest dich also eher deinem Vater anschließen, als zu sterben?“ „Nein, niemals freiwillig, doch ich werde den Kampf nicht aufgeben, solange noch das kleinste Bisschen Leben in mir ist.“ „Das...“ „Ich kann nicht verlangen, dass du das verstehst. Vielleicht lernst du irgendwann, es zu verstehen, obwohl ich dir nur wünschen kann, dass dies nie der Fall sein wird.“ „Ich...“
„Ihr seid schon wach?“, die verschlafene Stimme des Halb-Elfen unterbrach unser Gespräch, Lynn war soeben durch die Tür getreten, Nyki folge ihm dichtauf, „Morgen Nico, Hallo Samantha.“ „Hallo Nyki, Hallo Lynn, „Morgen“ ist gut, ich würde sagen, es geht gegen Nachmittag.“ Samantha nickte den beiden nur zu und wandte sich dann wieder ab, ich hätte viel dafür gegeben, zu wissen, was ihr jetzt durch den Kopf ging, es gibt schlimmeres als den Tod.... Ich wollte gar nicht wissen, was das sein mochte. Fëon erschien kurze Zeit später gemeinsam mit dem Zwerg, er begrüßte uns und wir nahmen einmal mehr an der blauen Tafel Platz.
„Ich hoffe, ihr konntet euch gut erholen.“, begann der König, doch es wird allmählich Zeit, einen Schlachtplan zu entwerfen. Wie es aussieht, werden wir tatsächlich dem Gott des Eises gegenübertreten müssen...“ „Ja, das müssen wir wohl,“, bestätigte Lynn, Samantha starrte noch immer abwesend ins Feuer, „doch zuvor gilt es noch ein anderes Problem zu lösen, „es gibt nur eine einzige Waffe, die Shur´tugal zu verwunden vermag...“ „Das stimmt nicht ganz,“, widersprach ihm der Zwerg ruhig, sein finsterer Blick ruhte auf einem der Kerzenleuchter, die in der Mitte der Tafel standen, „es sind die Legenden jenes Volkes, dem einst auch ich angehörte, von denen wir hier sprechen, Carvahall war und ist keineswegs unverwundbar, jede Waffe vermag ihm zu schaden, doch nur unter dem Schutz des Reliktes meiner Vorfahren, der Vulkanaxt, ist ein Sterblicher in der Lage, seiner Macht lange genug standzuhalten, um ihm wirklich Schaden zufügen zu können. Jeder, der der brennenden Kälte ungeschützt zu trotzen versucht, ist von Anfang an zum scheitern verdammt.“ „Aber wir haben diese verdammte Axt nicht! Und vermutlich weiß auch niemand, wo sie zu finden ist! Es muss noch eine andere Lösung geben!“, beinahe verzweifelt sah der Drache in die Runde. „Das ist nicht wahr.“ „Was?“ „Es ist nicht wahr, dass wir nicht wissen, wo sich die Vulkanaxt befindet.”, wiederholte Samantha und stand auf, „Dinge können verborgen werden, von jenen, die sie schützen wollen, doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, da die alten Kräfte wieder entfacht werden müssen.“ „Wovon sprichst du?“, fragte Lynn ratlos, sie beachtete ihn nicht und stellte sich vor den Zwerg, „wie lautet dein Name?“ „Ich habe keinen, ich bin ein Namenloser, ausgestoßen aus dem Clan, eine lebende Schande für die Welt.“ „Auch das ist nicht wahr.“, erwiderte sie sanft, „du hast sehr wohl einen Namen, er liegt nur im Verborgenen.“ Der Zwerg stand auf, „das muss ich mir nicht länger anhören, „meine Schuld ist längst gesühnt, alle meine Gefährten gaben ihr Leben im Kampf, ich gehe. Tut was ihr wollt.“ „Nein!“, rief Fëon verzweifelt, „wir brauchen deine Hilfe, begreifst du nicht? Wenn wir unterliegen wird nach und nach ganz Runenland Shur´tugal zum Opfer fallen! Auch deine Heimat ist bedroht!“ „Heimat?“, der Zwerg spuckte das Wort regelrecht aus, „ich habe keine Heimat, keine Herkunft, ich verlor sie zugleich mit meinem Namen!“ er sah Samantha herausfordernd an, dann ging er, ganz langsam und zögernd an ihr vorbei, sie rührte sich nicht und auch der Zwerg hielt inne, „du versuchst nicht, mich aufzuhalten?“, es klang erstaunt. „Weshalb sollte ich? Man kann vor fast allem fliehen, nicht aber vor sich selbst. Das mussten wie auch ich schon viele vor dir erfahren, deine Bestimmung liegt hier, davor kannst du dich nicht verstecken, Fayn Feuerklinge.“ Der Zwerg wirbelte herum, „wie hast du mich genannt?“ „Bei deinem Namen, Fayn, denn wenngleich er nicht dein wahrer Name ist, so offenbart er doch dein Schicksal.“ „Wer bist du?“ „Wer weiß es schon? Es spielt keine Rolle. Gib mir deine Axt.“ Der Zwerg gehorchte, zögernd zwar, doch er tat es, „was hast du vor?“ Samantha antwortete ihm nicht und legte die rechte Hand auf die Klinge, „pytr illierya cyvxijavyn wartrymvard müyrssare zahir demstrorere, tjis laäsyrr fy Porymptemp cyrarryvyare, glaedr fy tramavyllan Ajihadar te Doijill prygra vyterdonlladd ynanrell."
In einem Strahl gleißenden Lichts entflammte das rote Glühen der Klinge, eingebrannte Runen wurden sichtbar und kaltes Feuer umloderte die Waffe ohne jedoch irgendetwas zu verbrennen. Dem Zwerg blieb vor staunen der Mund offen stehen, „das... Das kann... Das ist...“ „Das ist die Vulkanaxt und du bist der Doijindar, der Feuerträger, und damit Toross` letzte Hoffnung.“ Als wäre nichts geschehen, wandte sie sich ab und nahm wieder Platz. Der Zwerg verharrte kurz, dann ging ihr zu ihr, er stellte sich vor sie und sah sie prüfend an, und verneigte er sich vor ihr, „ihr gabt mir meinen Namen und meine Identität zurück, von heute an, für alle Zeit werde ich in euren Diensten stehen.“ Samantha sah ziemlich überrascht aus, tatsächlich schien sie nicht zu wissen, was sie daraufhin sagen sollte. Fayn erhob sich wieder und sah sie erwartungsvoll an, „Fayn... Das... Ich kann es nicht annehmen.“ „Ihr müsst.“ „Nein, ich gab dir deinen Namen nicht zurück, damit du ihn erneut verlierst, wahre deine Freiheit, denn sie ist dein höchstes Gut. Ein gefährlicher Weg liegt vor uns und ich wäre froh, zu wissen, dass ich Freunde und Mitstreiter habe, die mir helfen werden, denn ich habe eingesehen, dass ich Hilfe brauche. Freunde Fayn, keine Diener.“ Der Zwerg nickte langsam, der Missmut verschwand aus seinem Gesicht und machte großer Freude Platz. „wenn dem so ist, wäre es mir eine große Freude, von heute an dazu gezählt zu werden.“ Samantha nickte langsam, „wirst du uns dann auch helfen, gegen Shur´tugal vorzugehen? Du wirst nicht alleine kämpfen, zumindest ich werde an deiner Seite sein.“ „Natürlich, ich bin jetzt wieder ein Teil dieser Welt, somit ist es meine Pflicht, sie zu schützen.“
„Gut...“, ergriff Fëon nach einem Moment des Zögerns das Wort, „ich habe noch etwa fünfhundert einsatzbereite Soldaten, eine größere Garnison kann ich nicht mehr aufbieten, wenn wir...“ „Haltet eure Männer zurück, ihr werdet sie noch dringend brauchen.“ „aber ich kann dich und deine Freunde doch nicht...“ „Was könnten euere Männer tun? Unsere Aufgabe ist es, zu Shur´tugal vorzudringen und ihn zu vernichten, die Soldaten könnten höchstens hier vor der Stadt ein großes Blutbad mit den Dämonen anrichten. Wenn es uns gelingt, den Herrn des Eises zu bezwingen, wird das Dämonenheer zerfallen, da der bindende Zauber erlischt, sie werden sich gegenseitig umbringen, dann sollet ihr eingreifen und die Überlebenden endgültig aufreiben und euer Land zurückerobern, sollten wir jedoch scheitern, könnten diese Soldaten eure letzte Chance sein, nicht zum Sieg, aber vielleicht zur Flucht.“ Der König schwieg, man sah, dass dies ihm missfiel, er aber nichts einzuwenden wusste. „Lasst uns überlegen, wie wir uns am besten aufteilen, es steht fest, dass Fayn und ich gehen werden, Nyki wird uns zu Shur´tugal bringen müssen, nachdem ich diesen aufgespürt habe, wie viele von uns kannst du zusätzlich tragen, wenn du trotzdem noch in der Lage sein musst, möglichen Angriffen auszuweichen?“ Der Drache überlegte kurz, „nur einen noch fürchte ich.“, antwortete er dann, „ich nehme an, Sternenglut bleibt ohnehin hier, also Nico oder Lynn.“ Ich tauschte einen Blick mit dem Halb-Elfen, „jetzt stehen wir vor der Frage, was uns mehr nutzen kann, Lynns Fähigkeit das Feuer zu beschwören, oder... Meine Magie.“ Der Halb-Elf nickte, dann wandte er sich seiner Schwester zu, „entscheide du Sam.“ Ihr Blick wanderte zwischen uns hin und her, „warum eigentlich immer ich?“ „Na ja,“, ihr Bruder grinste, „irgendwie hat es sich wohl so ergeben, dass du die Anführerin dieses Unternehmens bist.“ Samantha verdrehte nur die Augen, „wenn es denn unbedingt sein muss... Wir müssen auch den Fall unserer Niederlage bedenken, falls dies eintritt, ist Lynn der einzige, der die Wesen hier noch retten kann.“ „Wieso ich?“ „Die Dämonen stehen unter Shur´tugals Einfluss, reagieren also wie er, du bist der einzige von uns, der sie im Fall einer Flucht aufhalten kann, Nico oder ich könnten zwar sicher ein paar hundert von ihnen töten, aber sobald unsere Kräfte aufgezehrt sind, wären Fëon und sein Volk verloren.“ „Du meinst also, dass ich hier bleiben sollte.“ „Ich kann dir nicht befehlen, doch ich halte es für das Beste.“ „Dann soll es so sein, ich vertraue deinem Urteil.“ Sie nickte, „du weißt, du kannst uns trotzdem helfen, solange ich dort bin.“ Lynn erbleichte, „du meinst doch nicht?!“ „Doch, falls es die letzte Möglichkeit sein sollte bin ich auch dazu bereit.“ „Aber Sam! Es könnte dich umbringen!“ Sie lächelte gezwungen, „wenn ich jedes Mal, wenn mir vorher irgendwer diese Worte gesagt hat, wirklich gestorben wäre, dann wäre ich ein medizinisches Wunder. Wenn wir versagen, unter anderen Umständen ziehe ich es ja gar nicht in Betracht, dann läuft ohnehin über kurz oder lang alles auf den Tod hinaus. Ich versprechen dir, dass ich es nicht tun werde, solange noch eine andere Möglichkeit besteht, versprich du mir, dass du tust, was getan werden muss.“ Lynn senkte den Kopf, „ich... Ich werde tun, was nötig ist.“
„Wovon sprecht ihr?“, wollte Nyki wissen, auch mir brannte diese Frage auf dem Herzen. „Wir beide...“, sie tauschte einen Blick mit ihrem Bruder, „ähnlich wie ich im Gebirge meine Magie auf Nico übertragen habe um handeln zu können, obwohl ich noch zu weit weg war, sind wir in der Lage unsere Kräfte auf den jeweils anderen zu übertragen.“ „Aber wieso sollte dich das umbringen?“, erkundigte ich mich besorgt. „Lynns Kräfte sind anderer Natur als die meinen, sie kosten mich ein Vielfaches mehr an Kraft, und ich weiß nicht, in welcher Verfassung ich mich nach dem Kampf befinden werde.“ „Das gefällt mir nicht.“, erklärte Fayn, der Zwerg hatte bis dahin geschwiegen. „Mir auch nicht.“, entgegnete sie, „aber wenn es nicht anders, geht müssen wir eben auch Dinge tun, die uns missfallen, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dir die Vorstellung behagt, auf dem Rücken eines Drache zu reisen.“ „Unsere Völker mögen seit Urzeiten verfeindet sein, doch yê`vânõ dæç Ýawþiñ xhð, der Felsen wandelt sich, ich bin nicht „die Zwerge“ und Nyki ist nicht „die Drachen“, wir sind jetzt, wohl oder übel, Gefährten, und werden doch wohl in der Lage sein, einen Zwist beizulegen, der so alt ist, dass wir nicht einmal mehr seine Gründe kennen.“ Nyki nickte langsam, „so soll es sein, was auch immer wir von der Rasse des anderen denken mögen, wir müssen miteinander auskommen, es wird nicht einfach sein, doch es gibt nichts wichtigeres, als unser Ziel zu erreichen, egal unter welchen Umständen.“ „Gut, hat noch jemand etwas zu sagen?“, niemand regte sich, nicht einmal Fëon, „gut, dann sollten wir gehen und uns vorbereiten, wir brechen bei Sonnenuntergang auf, in der Dunkelheit der Nacht ist das Feuer am stärksten.“ Niemand sagte etwas, als wir uns auf ihre Worte hin erhoben, sie verließ als erstes den Raum, ich eilte ihr nach, und holte sie in der Mitte des Ganges ein,
„wie hast du das ernst gemeint?“ „Was meinst du?“ „Dass du eingesehen hättest, dass du Freunde brauchst, dass du uns brauchst.“ „Ja, mir ist klar geworden, dass ich diesen Kampf nicht alleine gewinnen kann, dazu reicht nicht einmal meine Kraft. Manchmal kann man jene, die einem nahe stehen nur schützen, indem man an ihrer Seite kämpft. Es ist nicht leicht für mich, doch das ist es für keinen von uns, schon lange nicht mehr, ich werde mich damit abfinden, dass wir dieses aberwitzige Abenteuer meistern müssen, wir alle. Was dann geschieht...“, sie zuckte mit den Schultern. „Was auch immer geschieht, wir werden Freunde sein, nicht wahr?“ „Ja,“, sie drehte sich zu mir um, „merke dir eins Nico, Freundschaft und Vertrauen sind schwer zu erlangen, doch nennst du sie einmal dein eigen, schenken sie dir große Macht. Was auch immer geschehen mag, unsere Freundschaft ist wie ein Band, das uns auf ewig verbindet, in gewisser Weise werden wir immer für einander da sein.“ Ich schüttelte den Kopf, „ich glaube nicht, dass ich das verstehe.“ Sie lachte leise, „oh doch Nico, da bin ich mir ganz sicher, vielleicht musst du einfach nur einmal richtig darüber nachdenken.“
Sie nickte mir zu und verschwand, verwirrt blieb ich stehen, ich weiß nicht wie lange, ehe ich benommen den Kopf schüttelte, und in mein Zimmer zurücklief. Dass erste, was ich sah, waren meine Sachen, die ausgebessert und gesäubert auf dem Tisch bereitlagen, rasch zog ich mich um und bemerkte dabei, wie vertraut mir das Gefühl der Rüstung bereits geworden war, wer hätte je gedacht, dass aus mir ein Magier und Schwertkämpfer werden würde? Ich blickte aus dem Fenster, nur strahlendes weiß war zu sehen, irgendwie erschien es mir, als sei dies alles eine Geschichte oder ein Film, wie ich sie immer gern gelesen oder gesehen hatte. Mir wurde bewusst, dass wir irgendwann auch nach Terra gehen, und dass ich später vielleicht für immer nach Hause zurückkehren würde... „Zu Hause“, das klang so... Nein, es war nicht das richtige Wort, ich dachte an meine Mutter, die berühmt und beschäftigt wie sie war doch nie Zeit für mich hatte, eigentlich war ich für sie nur ein Aushängeschild, war ich jemals glücklich gewesen? Ich war jetzt glücklich, stellte ich fest, trotz all dem Grauen und dem Schmerz, die ich hatte ertragen müssen, hier hatte ich Freunde und eine Aufgabe. Sollte ich wirklich zurückgehen? Wollte ich das überhaupt? Ich wusste es nicht und energisch verbannte ich diese Gedanken aus meinem Kopf, es war zu früh darüber nachzudenken, viel zu früh, wer wusste ob ich überhaupt so lange leben würde? Das einzige was ich wusste, war, dass ich nie mehr in mein altes Leben würde zurückkehren können, zu viel war geschehen.
„Nico?“, vorsichtig öffnete sich die Tür und Lynn betrat den Raum. „Ja?“, ich war überrascht, das muss ich zugeben. „Versprichst du mir etwas?“ „Was sollte ich dir versprechen?“ „Samantha, versprich mir, dass du auf sie aufpasst.“ Einen Moment lang war ich sprachlos, „du willst, dass ich auf Samantha aufpasse? Lynn! Seit ich sie kenne, ist es stets andersherum gewesen.“ „Ich weiß, und es sind auch nicht irgendwelche Gegner, um die ich mir Sorgen mache, aber manchmal braucht sie jemanden, der sie vor sich selbst beschützt.“ „Wovon redest du?“ „Ich kann es dir nicht erklären Nico, aber Sam vertaut dir, und um eurer und unserer Freundschaft Willen, lass sie nicht im Stich.“ „Natürlich nicht. Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Lynn und das gebe ich auch zu, aber niemals würde ich Samantha im Stich lassen oder sie aufgeben, ich denke, das habe ich bewiesen.“ „Das hast du, und nur deshalb habe es überhaupt gewagt, diese Bitte an dich zu richten.“ „Ich werde alles tun, um ihr zu entsprechen.“ Wir schwiegen, keiner wusste mehr etwas zu sagen.
„Lynn?“, ergriff ich schließlich das Wort, „es gibt etwas, dass ich dich fragen möchte, als Nyki und ich Samantha und Sternenglut im Heiligtum des Silberdrachen trafen... Nach dem ersten Kampf gegen den Schatten, da sagte sie uns, sie sei gekommen, weil ein Prophet in Kenio ihr vorhergesagt habe, dass sie den Wächtern zum Lichtschwert verhelfen werde, dieser Prophet... Warst das du?“ „Ja, doch ich wusste die Vision nicht zu deuten, und ich ahnte auch nicht, dass sie dazu in der Lage gewesen war, sonst hätte ich niemals zugelassen, dass sie alleine aufbrach. Seit ich sie kenne, hat sie versucht alle zu schützen, besonders jene, die ihr nahe standen. Doch sie hat nie begriffen, dass sie damit Gefahren heraufbeschwor, die vielleicht noch größer waren, Einsamkeit, Verzweiflung und Angst.“ Ich dachte an das, was Samantha mir gesagt hatte, „ich bin sicher, dass sich das von jetzt an ändern wird.“ „Ich hoffe es.“, der Halb-Elf warf einen Blick aus dem Fenster, „es wird Zeit für mich zu gehen, ich danke dir Nico.“ „Das brauchst du nicht.“, erwiderte ich leise, er hielt in der Tür noch einmal inne, um mir zuzuhören, „dazu hat man schließlich Freunde.“
*
„Seid ihr alle soweit?“ Ich nickte und zog meinen Fellmantel enger um mich, wir standen auf dem schneebedeckten Dach des Südturms und der Sturmwind schlug uns kalt entgegen, trieb uns kleine, harte Graupelkörner ins Gesicht. Unter uns bot sich ein Bild, das aus einem Alptraum hätte stammen können, so weit das Auge reichte war der Boden schwarz von unzähligen Dämonenleibern, sie hatten sich teilweise gegenseitig zu Tode getrampelt! Nicht auszudenken, was geschehen mochte, wenn sich diese Kreaturen zum Angriff entschlossen, sie würden Toross überrollen, eine Flut aus schwarzen Leibern… „Gut, dann los.“ Ich betrachtete Samantha, während sie als letzte auf Nykis Rücken kletterte, sie trug lediglich ihre normalen Sachen, hätte ich nicht gewusst, dass in ihren Adern Drachenblut floss, wäre ich der festen Überzeugung gewesen, dass sie hätte erfrieren müssen. Fayn saß hinter mir und klammerte sich mit allem fest, was er hatte, der Zwerg hatte panische Angst, das sah man deutlich und meine Achtung vor ihm stieg. Wir schwiegen, während Samantha ihren Geist aussandte und sich bemühte, Shur´tugal aufzuspüren. Minuten verstrichen, „flieg nach Süden.“, erklärte sie dann, ohne die Verbindung zu lösen.
Ohne zu zögern kam Nyki ihrem Befehl nach, der Sturm umfing uns, wirbelnder Schnee nahm uns die Sicht, und trotz des magischen Schutzes durchdrang uns die beißende Kälte bis auf die Knochen, plötzliche Böen und Fallwinde erschwerten Nyki den Flug, der Drache wankte hin und her, von der Kraft des Elementes aus dem Gleichgewicht gebracht und Fayn wurde immer blasser. Ein paar Dämonen schauten uns mit stumpfen Blick hinterher, ohne zu handeln, vermutlich ohne überhaupt zu begreifen. Der Flug dauerte nur ein paar Minuten, doch es erschien mir, als währe er Tage. Als Nyki auf Samanthas Anweisung hin jenseits des Dämonenheeres landete, war ich unglaublich froh. „Wohin jetzt?“, erkundigte sich Fayn, er war noch ziemlich wacklig auf den Beinen, was nach diesem Flug jedoch nicht verwunderlich war, und musste beinahe schreien, um verstanden zu werden. „Hier entlang.“, Samantha ging voraus, mir fiel auf, dass die gesamte Umgebung nicht nur mit Schnee und Eis bedeckt war, nein, sie bestand aus Schnee und Eis, irgendetwas oder irgendwer hatte die Pflanzen des Waldes in Eisskulpturen verwandelt. Ich trat zwischen ihnen hindurch und taumelte, von einem Schritt zum anderen hatten wir den Sturm hinter uns gelassen, um uns herum tobte er weiter mit unverminderter Kraft, doch hier, auf einer kleinen Lichtung von annähernd fünfzig Schritt Durchmesser, war der Himmel über uns klar. Der Schnee glitzerte rosa im sinkenden Schein der Abendsonne, entflammte in ihren letzten Strahlen, während langsam die Sterne ihren Platz am Himmel einnahmen. Samantha sah sich unruhig um, „wir sind da, wir haben die Quelle erreicht, aber wo…?“
„Willkommen, ich habe euch bereits erwartet.“, wie aus dem nichts erschien Shur´tugal auf der Lichtung, der alte Mann betrachtete uns abschätzend, „ich sagte doch, dass ihr keine Wahl habt, ihr würdet zurückkommen, das war von Anfang an klar.“ Samantha schwieg und zog ihr Schwert, ich tat es ihr nach, Fayn hielt die Vulkanaxt bereits in der Hand. „Ihr wollt tatsächlich kämpfen, ihr seid größere Narren, als ich angenommen hatte.“, sein Blick fiel auf Fayns Waffe, ein bösartiges Grinsen verzog sein Gesicht, „ein neues Spielzeug habt ihr auch mitgebracht, glaubt ihr wirklich, dass dieses… Kräuterbeil mir zu schaden vermag?“ „Sie hat es einst getan und sie wird es wieder tun, bei meinen Ahnen! Ich lasse nicht zu, dass du Chaos über die Welten bringst!“, das Feuer in Fayns Augen schien ebenso hell zu lodern, wie das seiner Waffe. Der Eisgott machte eine wegwerfende Handbewegung, „dazu ist es zu spät, ich habe die Welt bereits ins Chaos gestürzt und die anderen werden folgen, es gibt nichts, dass ein paar einfache Sterbliche wie ihr dagegen tun könntet.“ „Wir werden sehen, einfache Sterbliche haben oft genug den Göttern die Stirn geboten und das nicht ohne Erfolg.“ Sein Blick blieb an ihr hängen, sein Grinsen wurde breiter, „ah, ich glaube fast, das könnte interessant werden, du hast Mut, ich mag das, vielleicht lasse ich deine Freunde am Leben, wenn du zur Vernunft kommst. Wer auch immer du sein magst, Mädchen und wie auch immer es dir gelingt dich meinem Einfluss zu entzeihen, du kannst mir nicht ewig trotzen, am Ende wirst du aufgeben müssen, und es kann sein, dass du dann sehr bereust, was du jetzt vorhast zu tun.“ „Ich bin sicher, dass hier jemand seine Taten bereuen wird, vorausgesetzt, er hat noch Gelegenheit dazu, doch ich wage zu bezweifeln, dass das ich sein werde.“ „So glaubst du, ja? Wie wäre es dann, wenn wir herausfinden, wer von uns beiden der Stärkere ist? Nur du und ich, in einem fairen Kampf.“ Samantha zögerte, „ich wäre ein Narr, wollte ich dir trauen.“ „Du glaubst mir nicht, ist das alles? Wenn du es willst schwöre ich in der Ursprache, dass dieser Kampf nur zwischen uns beiden ausgetragen wird, meinetwegen auch ohne den Gebrauch von Magie.“
Samantha starrte ihn an, damit hatte sie nicht gerechnet, ein Schwur, der in der Ursprache erbracht wurde, war absolut bindend, er konnte gar nicht gebrochen werden. Das musste eine Falle sein etwas anderes war gar nicht möglich, ihr gesamtes Bewusstsein schrie ihr eine Warnung entgegen, doch sie konnte den Fehler nicht erkennen.
„Sam nicht!“, beschwor ich sie in Gedanken, „das ist eine Falle.“ „Ich weiß.“, antwortete sie auf die gleiche Weise, „aber ich weiß nicht, was ich tun soll, ich habe mit viel gerechnet, aber nicht damit.“ „Willst du seine Herausforderung etwa annehmen?“ „Eigentlich nicht, denn er würde sie nicht nennen, wenn auch nur der geringste Zweifel an seinem Sieg bestünde, aber ich weiß nicht, ob ich eine Wahl habe.“ „Weil du sonst deine Ehre verlierst?“, ich hoffte sie wütend zu machen, und so von diesem Gedanken abzubringen. „Ehre? Was nutzt mir das? Ich pfeife auf Ehre, nein das Problem liegt woanders…“ „Nun?“, der Herr des Eises beobachtete sie erwartungsvoll, „um es dir ein wenig leichter zu machen, ich verspreche dir noch etwas, falls du unterliegst, werde ich deinen Freunden nichts tun.“
Hatte er das wirklich gesagt? Samanthas Geist arbeitete fieberhaft, war auch das eine Falle? Oder hatte er nicht begriffen, welche Möglichkeit er ihr, oder vielmehr uns damit eröffnete? Sie öffnete ihren Geist, sodass wir sie alle hören konnten, „ich werde es tun.“ „Sam nicht…“, wandte ich ein, sie ließ mich nicht ausreden, „bitte Nico meine Entscheidung steht.“ „Glaubst du wirklich, ihn besiegen zu können?“, zweifelte Nyki. „Nein, ich gehe im Gegenteil vielmehr davon aus, dass ich verlieren werde.“ „Warum willst du diese Wagnis dann eingehen?“, fragte Fayn erbittert, er hatte bis dahin geschwiegen. „Habt ihr nicht gehört, was er eben gesagt hat, er wird euch nichts tun, das heißt, dass ihr ihn angreifen und vernichten könnt, er ist an seinen Schwur gebunden und darf sich nicht wehren.“ Einen Moment lang herrschte schweigen, wir ließen uns das durch den Kopf gehen, und konnten keinen Fehler in ihrem Plan erkennen, dennoch hatte ich kein gutes Gefühl. „Haltet euch bereit.“, übermittelte sie uns noch, ehe sie die Verbindung wieder löste.
„Ich werde gegen dich kämpfen, leiste den Schwur, doch du musst schwören, dass nicht nur du, sondern auch keiner deiner Lakaien meinen Freunden etwas antun wird.“ „So sei es denn, sythecth shude Nyrmyr aramanth fin fynn Cestrell, shirr forna synm tycsaa drim fym Clynym, minnsh brgynen Gna ohmbrac yjoris Tzyvanha dsugruezushr, fin fhäidarue, ornya xyrvah Frecyrynm toe ijjiad xyrvha Fyrenierhä zeroo Öuhion Ryähr shudh Lyam quärym fy Lyam brgyncs shudrr Rrebathylc Djvlyvnmhö mutrase müyrssarr. Zufrieden?“ „Sie übersetzte die Worte im Geiste und nickte dann langsam, der Schwur war komplett, es gab keine Möglichkeit, ihn auszuweiten oder umzukehren. Nicht einmal für einen Gott. „Jedoch müssen wir noch ein Abkommen treffen,“, erklärte der Eisgott sodann, „jeder von uns soll einen Zauber sprechen, einen, nicht mehr, denn ich brauche mein Schwert. Bist du einverstanden?“ Sie zögerte, dann nickte sie, „ja, ansonsten käme wohl kaum ein fairer Kampf zustande.“ In Wirklichkeit spielte es für sie keine Rolle, sie würde ihr bestes geben, doch diesmal lag es ich den Händen anderer.
„Gut. Clynym illoun.“, der schwarze Stab fiel achtlos in den Schnee, falls es möglich war, wurde die Luft noch kälter, während er die Worte sprach, in seiner Hand manifestierte sich ein wuchtiges Schwert aus purem Eis, es war fast so groß wie der Alte und mutete in seinen Händen einfach nur lächerlich an. „Das ist also Dracyvnar,“, sie betrachtete die Klinge aufmerksam, „das flammende Eis, gut. Vyähnar ingradijä.“ Tanzende Flammen umschlossen die Drachenklinge, ähnlich wie Fayns Axt. Shur´tugal lachte, „denkst du etwa, das Feuer deines Schwertes könne das meine zum schmelzen bringen?“ „Nein, das denke ich nicht, doch die Flammen werden das Eis bekämpfen, die Elemente neutralisieren sich und es ist wieder, als kämpften wir mit gewöhnlichen Klingen, niemand hat mehr einen Vorteil.“ Der Eisgott schwieg einen Moment, dann musterte er sie mit neuem Respekt, „du bist klüger, als ich dachte, um so besser.“ Samantha umklammerte den Griff ihres Schwertes, was sollten all diese Andeutungen? Shur´tugal hatte etwas vor, da war sie sicher, doch was? War es ein Fehler gewesen, sich auf den Kampf einzulassen? Sie schob die Zweifel hinfort, es war zu spät, sie konnte nicht mehr zurück.
Sorry war zu weit, das mit den Gefühlen kommt aber bald.
Pytr illierya cyvxijavyn wartrymvard müyrssare zahir demstrorere, tjis laäsyrr fy Porymptemp cyrarryvyare, glaedr fy tramavyllan Ajihadar te Doijill prygra vyterdonlladd ynanrell.
Was lange verborgen blieb soll sich zeigen, es ist die Zeit gekommen, da die schlummernden Geister des Feuers wieder erwachen müssen.
Doijindar
Feuerträger
Sythecth shude Nyrmyr aramanth fin fynn Cestrell, shirr forna synm tycsaa drim fym Clynym, minnsh brgynen Gna ohmbrac yjoris Tzyvanha dsugruezushr, fin fhäidarue, ornya xyrvah Frecyrynm toe ijjiad xyrvha Fyrenierhä zeroo Öuhion Ryähr shudh Lyam quärym fy Lyam brgyncs shudrr Rrebathylc Djvlyvnmhö mutrase müyrssarr.
Bei meinem Namen leiste ich den Eid, hier und jetzt nur mit dem Schwert, alleine einen Kampf gegen dieses Mädchen auszufechten. Ich schwöre, dass ihren Freunden im Falle ihrer Niederlage kein Leid durch meine Hand oder die Hand eines meiner Untertannen zugefügt werden soll.
Clynym illoun.
Schwert erscheine.
Vyähnar ingradijä.
Klinge entflamme.
Viel Spass und bitte gebt mal wieder Kommis ab ich will mich ja auch mal verbessern.
Ich enthalte mich noch wegen, des spiels ich geb meine meinug als letztes aber danke schon mal.
Sag ruhig, welche Situation hat dir gut gefallen (oder mehrere) der Kampf gegen dern Dracyr, die Gnom,ensache, was auch immer und wer ist nun dein Lieeblingschara? Übrigens, von wegen gefühle hab ich was für dich und was den Höhepunkt angeht, hast du sowas von Recht, das glaubst du gar nicht. *Te 13 verschwörerisch zublinzelt*
Mit leisem Knarren öffnete sich die Tür, ich schrak hoch, wie viel Zeit war vergangen? Samantha kam herein, tiefe Schatten lagen unter ihren Augen, als hätte sie nächtelang nicht geschlafen, sie war leichenblass und ihr Schritt taumelte, doch aus ihrem Blick strahlten Entschlossenheit und Beharrlichkeit, „es ist Shur´tugal, er ist der Schlüssel. Er ist sehr stark, wir müssen ihn schnell besiegen, wenn seine Kraft weiterwächst... Ist es... Zu spät.“, erklärte sie und brach zusammen, sofort war ich bei ihr, „Samantha!“ Eine Hand legte sich auf meine Schulter, es war Fëon, „sie wird dich nicht hören mein Junge, sie braucht jetzt Ruhe, was sie getan hat muss sehr anstrengend gewesen sein, anstrengender als du und ich ermessen könnten, es ist fast unmöglich den Kräften eines Gottes zu trotzen.“ „Aber...“, der Zwerg kam auf Wink des Elfen herbei und stieß mich unsanft zur Seite, vorsichtig hob er Samanthas leblosen Körper auf und trug sie hinaus. „Was geschieht jetzt mit ihr?“, erkundigte sich Lynn nervös, tiefe Sorge lag in seinem Gesicht, immerhin hatte sich Samantha gerade erst wieder erholt. „Der Zwerg bringt sie in meine Gemächer, sie wird jetzt schlafen. Ihr müsst euch nicht sorgen, jetzt kann nichts mehr geschehen, ihr Geist braucht nur... Eine Pause, sie war lange fort.“ Zögernd nickten wir. Der König bot uns an, in der Zwischenzeit etwas zu Essen, erst jetzt bemerkte ich, wie hungrig ich war. Freudig stimmten wir zu, denn den anderen ging es nicht anders als mir.
Fëon führte uns in einen weiteren Saal, dieser war ganz in blau gehalten. Neben dem Kamin waren ein großer, langer Tisch für bis zu fünfzig Personen mit zugehörigen Stühlen und ein kleiner Schrank die einzigen Einrichtungsgegenstände. Wie als hätten sie schon lange vorher Bescheid gewusst, obgleich ihnen meines Wissens niemand etwas erzählt hatte, kamen kurz darauf mehrere Diener, es handelte sich ausschließlich um Elfen, in blauen Uniformen und trugen die Speisen auf. Zugleich kehrte auch der Zwerg zurück und nahm Platz, seine finstere Miene hatte sich noch immer nicht aufgehellt. Das Essen schmeckte unerwartet gut, es gab gegrilltes Spanferkel und diverse Beilagen, am meisten jedoch genoss ich die Kartoffeln und verschiedenen Gemüsesorten, die zum Fleisch gereicht wurden und das ganze abrundeten, es war lange her, dass ich etwas anderes gegessen hatte als selbsterjagtes Wild, sei es nun als Brühe oder Braten, oder Trockenfleisch und Brot aus unseren Vorräten. Fëon sah unseren Heißhunger mit Wohlwollen, selbst Nyki, dem man eigens eine große Platte nach Drachengeschmack hergerichtet hatte, aß wie ausgehungert und das obwohl er sonst immer darauf beharrte, dass ein Drache nicht so oft fressen müsse. Gleichzeitig regte sich ein schlechtes Gewissen, wie mochte es Samantha gehen? Doch der König hatte gesagt, dass alles in Ordnung sein und Sternenglut war bei ihr, der Wolf hatte sich die Zeit genommen, eine große Portion rohen Fleisches nach Wolfsmanier hinunterzuschlingen und war dann zu ihr gelaufen, um über ihren Schlaf zu wachen.
Ich nippte gerade an meinem Kelch, der Wein schmeckte zwar nicht übel, aber ich wollte lieber nicht das Risiko eingehen mir einen Rausch anzutrinken, als Fëon seinen Kelch erhob, „ich hoffe es hat euch geschmeckt. Ich möchte euch danken, dass ihr mich in der Bibliothek gerettet habt.“ „Wir haben euch nicht gerettet,“, wandte Lynn vorsichtig ein, „es war Sam, die uns alle, wie auch immer, gerettet hat.“ „Trotzdem habt auch ihr in den Kampf eingegriffen und niemand weiß, wie er ausgegangen wäre, hättet ihr das nicht getan. Nein, ihr könnt stolz auf das sein, was ihr getan habt und ich bekenne, dass ich und damit das östliche Eisland in eurer Schuld steht. Trotzdem muss ich euch noch einmal um eure Unterstützung bitten, wenn es zur entscheidenden Schlacht kommt und wir tatsächlich gegen den Herrn der Schneeebenen antreten müssen, seid ihr bereit, mir dann noch einmal beizustehen?“ Es war schon seltsam, dass jemand, den wir erst vor wenigen Stunden kennen gelernt hatten jetzt das Schicksal seines Reiches mehr oder weniger in unsere Hände legen wollte, dennoch konnte sich keiner von uns dem Zauber dieser Worte entziehen, einer nach dem anderen nickten wir zustimmend. Fëon strahlte, „dann lasst uns darauf anstoßen.“ Wir hoben die Kelche, ein seltsames Klirren, das so gar nicht nach Metall klingen mochte, erfüllte die Luft, als sie aufeinander stießen. Ich warf alle Bedenken über Bord und leerte den Becher mit einem Zug, eine angenehm prickelnde Wärme breitete sich in meinem Körper aus, zugleich verspürte ich Beklemmung, jetzt war es also offiziell, bald schon würde ich erneut auf dem Schlachtfeld stehen.
Der Abend wurde noch lang, denn Fëon bat uns, ihm von unseren Abenteuern zu berichten, zum ersten Mal wurde mir klar, was wir schon alles erlebt hatten, es schien mir plötzlich unendlich lange her zu sein, dass ich Terra verlassen hatte. Nachdem ich bemerkt hatte, dass es mir leicht schwindelte, rührte ich den Wein nicht mehr an, einen Kater konnte ich überhaupt nicht brauchen. Der Morgen hatte längst schon wieder gedämmert, als Fëon die Tafel schließlich aufhob. Er wies jedem von uns ein Gästezimmer zu und obwohl es eigentlich helllichter Tag war, schlief ich ein, kaum dass ich mich in das weiche Himmelbett gelegt hatte, schließlich hatten wir ja auch in der Nacht hart gearbeitet, na ja, zumindest in einem Teil davon.
„Ehrwürdiger Herr! Es ist Zeit aufzustehen.“ „Was?“, verschlafen hob ich den Kopf aus den Kissen und blickte in das Antlitz eines Kwiqs. Kwiqs sind kleine, menschenähnliche Wesen, normalerweise leben sie in Wäldern. Sie sind sehr verspielt und spielen den Wanderern gerne Streiche. Ich betrachtete den Kwiq, das Männchen ging mir wohl etwa bis zur Hüfte und sah aus, als habe ein wenig talentierter Künstler versucht, aus einem Stück Holz einen Menschen zu schnitzen. Seine Haut war dunkelbraun und rissig, ganz wie die Rinde eines Baumes und statt Haaren Spross auf seinem Kopf ein Blätterkranz. Dunkelgrüne Knopfaugen blitzten schelmisch unter dichten Blätterbrauen, gekleidet war der Kwiq in eine Art Toga aus grünem Wollstoff. „Seine Majestät bat mich, euch zu wecken, ihr und eure Gefährten möchtet in den Speisesaal kommen.“, die Stimme des Männchens klang wie das erboste Fiepen einer Maus, verwirrt nickte ich, „ist gut.“ Der Kwiq grinste breit, verbeugte sich und verschwand dann, als wäre er nie da gewesen.
Ich schüttelte den Kopf und kletterte aus dem Bett, Dampf waberte durch den Raum, irgendjemand hatte das Waschbecken mit warmen Wasser gefüllt und Seife und Handtuch bereit gelegt. Als ich mich jedoch gewaschen hatte, musste ich feststellen, dass meine Rüstung und die Sachen, die ich am Abend in aller Eile über einen Stuhl geworfen hatte verschwunden und nur mein Dolch und das Lichtschwert zurückgeblieben waren. Stattdessen lagen dort neue, saubere Kleider bereit. Leinene Unterwäsche und dicke, bequeme Wollkleidung, rasch zog ich mich an. Dann zögerte ich kurz, ehe ich mir sowohl das Schwert als auch den Dolch umschnallte, es war besser, auf alles vorbereitet zu sein.
Als ich den blauen Saal erneut betrat, schien es mir zunächst, als sei er leer, doch dann sah ich Samantha vor dem brennenden Kamin auf dem Boden sitzen, Sternenglut lag neben ihr und hatte alle Viere von sich gestreckt, während sie das weiße Fell kraulte.
„Sam!“, rief ich glücklich, „es geht dir also wieder besser:“ Sie drehte sich um und lächelte, ich bemerkte, dass auch sie jetzt ähnliche Sachen trug wie ich, „hallo Nico. Natürlich geht es mir gut, ich war bloß... Müde. Es tut mir Leid, wenn ich euch Sorgen bereitet haben sollte.“ Ich grinste, „macht nichts, Hauptsache es ist alles wieder, wie es sein soll, irgendwie bin ich es inzwischen fast gewöhnt, dass ich mir ständig um irgendwen oder irgendwas Sorgen machen muss.“ Ich setzte mich zu ihr, einen Augenblick herrschte schweigen. „Was genau hast du eigentlich gemacht? Es muss ein sehr schwieriger Zauber gewesen sein, erschöpft wie du warst.“ „Ein Zauber? Oh nein!“, sie lachte, „wenn es sich dabei um Magie gehandelt hätte, wäre ich fein raus gewesen. Nein, das Wandeln im Weltengefüge hat mit Magie nichts zu tun.“ „Nicht? Aber was ist es dann?“ „Hmm...“, sie zog die Stirn in Falten, „ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, ich kann dir nicht sagen, wie man es nennen könnte. Ein Hüter könnte deine Frage vielleicht beantworten...“ „Was ist ein Hüter?“ „Noch so eine Frage, die ich nicht beantworten kann, ich weiß nur, dass normalerweise niemand, der kein Hüter ist, allzu lange im Machtfluss bestehen kann, eigentlich benötigt man eine spezielle Ausbildung...“ „Du kannst in den... Machtfluss eintreten, macht dich das zu einem Hüter?“ Sie überlegte kurz, „nein, ich glaube nicht, ich habe niemals die nötige Ausbildung erfahren und stamme auch nicht von den Hütern ab, normalerweise ist diese Gabe erblich bedingt.“ „Also können das nur sehr wenige.“ „Ja, ich glaube allerdings, manche Fabelwesen sind grundsätzlich dazu in der Lage, genaueres weiß ich allerdings auch nicht.“ „Wie lange machst du das schon?“ „Wie lange? Beim ersten Mal war ich acht.“ „Und da hast du dir nie diese Fragen gestellt und nach den Antworten gesucht?“ „Nein... Eigentlich nicht, ich... Wenn ich alles, in meinem Leben hinterfragen wollte... Ich wüsste nicht, wo das enden sollte. Mit das erste, das ich gelernt habe war es, dass manche Dinge eben so sind, wie sie nun einmal sind, und dass man sie man sie wohl oder übel so akzeptieren muss.“
„Wir müssen also tatsächlich gegen einen Gott antreten...“ „Es sieht ganz danach aus und vielleicht nicht zum letzten Mal...“ „Was meinst du?“ „Ich habe das Gefühl, dass dieser „Damon“ in dem ganzen Elend eine größere Rolle spielt als wir glauben, vielleicht läuft es am Ende darauf hinaus, dass wir ihm gegenüberstehen.“ „Hast du denn gar keine Angst?“ „Wovor sollte ich Angst haben?“, fragte sie mit unbewegter Stimme. „Vor dem, was geschehen kann, was mit uns geschehen wird, davor, dass wir scheitern, oder dass es sich am Ende herausstellt, dass alles umsonst war! Angst davor, dass wir einender vielleicht eines Tages gegenüberstehen.“ Sie blickte lange in die tänzelnden Flammen, „natürlich habe ich Angst, ich wäre eine Närrin, hätte ich keine. Doch was auch immer ich tue, welche Gestalt ich auch annehmen mag, in mir fließt Drachenblut und es ist nicht die Art der Drachen, ihre Ängste zu zeigen oder sich von ihnen beeinflussen zu lassen. Ganz gleich was geschieht, zur Umkehr ist es zu spät, für jeden von uns.“ „Das klingt so... Endgültig.“ „Es ist endgültig, wenn wir scheitern haben wir die Wahl zwischen dem Tod oder dem Missbrauch durch unsere Gegner. Entweder wir verraten uns selbst, oder wir sterben für das, woran wir glauben.“ Ich schluckte, „fürchtest du dich nicht vor dem Tod?“ „Vielleicht, nein, es gibt schlimmeres. Aber sehr viele sind schon für ihren Glauben gestorben, wahrer Mut ist es, weiterzuleben und für das, woran man glaubt zu kämpfen, egal unter welchen Bedingungen.“ „Du würdest dich also eher deinem Vater anschließen, als zu sterben?“ „Nein, niemals freiwillig, doch ich werde den Kampf nicht aufgeben, solange noch das kleinste Bisschen Leben in mir ist.“ „Das...“ „Ich kann nicht verlangen, dass du das verstehst. Vielleicht lernst du irgendwann, es zu verstehen, obwohl ich dir nur wünschen kann, dass dies nie der Fall sein wird.“ „Ich...“
„Ihr seid schon wach?“, die verschlafene Stimme des Halb-Elfen unterbrach unser Gespräch, Lynn war soeben durch die Tür getreten, Nyki folge ihm dichtauf, „Morgen Nico, Hallo Samantha.“ „Hallo Nyki, Hallo Lynn, „Morgen“ ist gut, ich würde sagen, es geht gegen Nachmittag.“ Samantha nickte den beiden nur zu und wandte sich dann wieder ab, ich hätte viel dafür gegeben, zu wissen, was ihr jetzt durch den Kopf ging, es gibt schlimmeres als den Tod.... Ich wollte gar nicht wissen, was das sein mochte. Fëon erschien kurze Zeit später gemeinsam mit dem Zwerg, er begrüßte uns und wir nahmen einmal mehr an der blauen Tafel Platz.
„Ich hoffe, ihr konntet euch gut erholen.“, begann der König, doch es wird allmählich Zeit, einen Schlachtplan zu entwerfen. Wie es aussieht, werden wir tatsächlich dem Gott des Eises gegenübertreten müssen...“ „Ja, das müssen wir wohl,“, bestätigte Lynn, Samantha starrte noch immer abwesend ins Feuer, „doch zuvor gilt es noch ein anderes Problem zu lösen, „es gibt nur eine einzige Waffe, die Shur´tugal zu verwunden vermag...“ „Das stimmt nicht ganz,“, widersprach ihm der Zwerg ruhig, sein finsterer Blick ruhte auf einem der Kerzenleuchter, die in der Mitte der Tafel standen, „es sind die Legenden jenes Volkes, dem einst auch ich angehörte, von denen wir hier sprechen, Carvahall war und ist keineswegs unverwundbar, jede Waffe vermag ihm zu schaden, doch nur unter dem Schutz des Reliktes meiner Vorfahren, der Vulkanaxt, ist ein Sterblicher in der Lage, seiner Macht lange genug standzuhalten, um ihm wirklich Schaden zufügen zu können. Jeder, der der brennenden Kälte ungeschützt zu trotzen versucht, ist von Anfang an zum scheitern verdammt.“ „Aber wir haben diese verdammte Axt nicht! Und vermutlich weiß auch niemand, wo sie zu finden ist! Es muss noch eine andere Lösung geben!“, beinahe verzweifelt sah der Drache in die Runde. „Das ist nicht wahr.“ „Was?“ „Es ist nicht wahr, dass wir nicht wissen, wo sich die Vulkanaxt befindet.”, wiederholte Samantha und stand auf, „Dinge können verborgen werden, von jenen, die sie schützen wollen, doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, da die alten Kräfte wieder entfacht werden müssen.“ „Wovon sprichst du?“, fragte Lynn ratlos, sie beachtete ihn nicht und stellte sich vor den Zwerg, „wie lautet dein Name?“ „Ich habe keinen, ich bin ein Namenloser, ausgestoßen aus dem Clan, eine lebende Schande für die Welt.“ „Auch das ist nicht wahr.“, erwiderte sie sanft, „du hast sehr wohl einen Namen, er liegt nur im Verborgenen.“ Der Zwerg stand auf, „das muss ich mir nicht länger anhören, „meine Schuld ist längst gesühnt, alle meine Gefährten gaben ihr Leben im Kampf, ich gehe. Tut was ihr wollt.“ „Nein!“, rief Fëon verzweifelt, „wir brauchen deine Hilfe, begreifst du nicht? Wenn wir unterliegen wird nach und nach ganz Runenland Shur´tugal zum Opfer fallen! Auch deine Heimat ist bedroht!“ „Heimat?“, der Zwerg spuckte das Wort regelrecht aus, „ich habe keine Heimat, keine Herkunft, ich verlor sie zugleich mit meinem Namen!“ er sah Samantha herausfordernd an, dann ging er, ganz langsam und zögernd an ihr vorbei, sie rührte sich nicht und auch der Zwerg hielt inne, „du versuchst nicht, mich aufzuhalten?“, es klang erstaunt. „Weshalb sollte ich? Man kann vor fast allem fliehen, nicht aber vor sich selbst. Das mussten wie auch ich schon viele vor dir erfahren, deine Bestimmung liegt hier, davor kannst du dich nicht verstecken, Fayn Feuerklinge.“ Der Zwerg wirbelte herum, „wie hast du mich genannt?“ „Bei deinem Namen, Fayn, denn wenngleich er nicht dein wahrer Name ist, so offenbart er doch dein Schicksal.“ „Wer bist du?“ „Wer weiß es schon? Es spielt keine Rolle. Gib mir deine Axt.“ Der Zwerg gehorchte, zögernd zwar, doch er tat es, „was hast du vor?“ Samantha antwortete ihm nicht und legte die rechte Hand auf die Klinge, „pytr illierya cyvxijavyn wartrymvard müyrssare zahir demstrorere, tjis laäsyrr fy Porymptemp cyrarryvyare, glaedr fy tramavyllan Ajihadar te Doijill prygra vyterdonlladd ynanrell."
In einem Strahl gleißenden Lichts entflammte das rote Glühen der Klinge, eingebrannte Runen wurden sichtbar und kaltes Feuer umloderte die Waffe ohne jedoch irgendetwas zu verbrennen. Dem Zwerg blieb vor staunen der Mund offen stehen, „das... Das kann... Das ist...“ „Das ist die Vulkanaxt und du bist der Doijindar, der Feuerträger, und damit Toross` letzte Hoffnung.“ Als wäre nichts geschehen, wandte sie sich ab und nahm wieder Platz. Der Zwerg verharrte kurz, dann ging ihr zu ihr, er stellte sich vor sie und sah sie prüfend an, und verneigte er sich vor ihr, „ihr gabt mir meinen Namen und meine Identität zurück, von heute an, für alle Zeit werde ich in euren Diensten stehen.“ Samantha sah ziemlich überrascht aus, tatsächlich schien sie nicht zu wissen, was sie daraufhin sagen sollte. Fayn erhob sich wieder und sah sie erwartungsvoll an, „Fayn... Das... Ich kann es nicht annehmen.“ „Ihr müsst.“ „Nein, ich gab dir deinen Namen nicht zurück, damit du ihn erneut verlierst, wahre deine Freiheit, denn sie ist dein höchstes Gut. Ein gefährlicher Weg liegt vor uns und ich wäre froh, zu wissen, dass ich Freunde und Mitstreiter habe, die mir helfen werden, denn ich habe eingesehen, dass ich Hilfe brauche. Freunde Fayn, keine Diener.“ Der Zwerg nickte langsam, der Missmut verschwand aus seinem Gesicht und machte großer Freude Platz. „wenn dem so ist, wäre es mir eine große Freude, von heute an dazu gezählt zu werden.“ Samantha nickte langsam, „wirst du uns dann auch helfen, gegen Shur´tugal vorzugehen? Du wirst nicht alleine kämpfen, zumindest ich werde an deiner Seite sein.“ „Natürlich, ich bin jetzt wieder ein Teil dieser Welt, somit ist es meine Pflicht, sie zu schützen.“
„Gut...“, ergriff Fëon nach einem Moment des Zögerns das Wort, „ich habe noch etwa fünfhundert einsatzbereite Soldaten, eine größere Garnison kann ich nicht mehr aufbieten, wenn wir...“ „Haltet eure Männer zurück, ihr werdet sie noch dringend brauchen.“ „aber ich kann dich und deine Freunde doch nicht...“ „Was könnten euere Männer tun? Unsere Aufgabe ist es, zu Shur´tugal vorzudringen und ihn zu vernichten, die Soldaten könnten höchstens hier vor der Stadt ein großes Blutbad mit den Dämonen anrichten. Wenn es uns gelingt, den Herrn des Eises zu bezwingen, wird das Dämonenheer zerfallen, da der bindende Zauber erlischt, sie werden sich gegenseitig umbringen, dann sollet ihr eingreifen und die Überlebenden endgültig aufreiben und euer Land zurückerobern, sollten wir jedoch scheitern, könnten diese Soldaten eure letzte Chance sein, nicht zum Sieg, aber vielleicht zur Flucht.“ Der König schwieg, man sah, dass dies ihm missfiel, er aber nichts einzuwenden wusste. „Lasst uns überlegen, wie wir uns am besten aufteilen, es steht fest, dass Fayn und ich gehen werden, Nyki wird uns zu Shur´tugal bringen müssen, nachdem ich diesen aufgespürt habe, wie viele von uns kannst du zusätzlich tragen, wenn du trotzdem noch in der Lage sein musst, möglichen Angriffen auszuweichen?“ Der Drache überlegte kurz, „nur einen noch fürchte ich.“, antwortete er dann, „ich nehme an, Sternenglut bleibt ohnehin hier, also Nico oder Lynn.“ Ich tauschte einen Blick mit dem Halb-Elfen, „jetzt stehen wir vor der Frage, was uns mehr nutzen kann, Lynns Fähigkeit das Feuer zu beschwören, oder... Meine Magie.“ Der Halb-Elf nickte, dann wandte er sich seiner Schwester zu, „entscheide du Sam.“ Ihr Blick wanderte zwischen uns hin und her, „warum eigentlich immer ich?“ „Na ja,“, ihr Bruder grinste, „irgendwie hat es sich wohl so ergeben, dass du die Anführerin dieses Unternehmens bist.“ Samantha verdrehte nur die Augen, „wenn es denn unbedingt sein muss... Wir müssen auch den Fall unserer Niederlage bedenken, falls dies eintritt, ist Lynn der einzige, der die Wesen hier noch retten kann.“ „Wieso ich?“ „Die Dämonen stehen unter Shur´tugals Einfluss, reagieren also wie er, du bist der einzige von uns, der sie im Fall einer Flucht aufhalten kann, Nico oder ich könnten zwar sicher ein paar hundert von ihnen töten, aber sobald unsere Kräfte aufgezehrt sind, wären Fëon und sein Volk verloren.“ „Du meinst also, dass ich hier bleiben sollte.“ „Ich kann dir nicht befehlen, doch ich halte es für das Beste.“ „Dann soll es so sein, ich vertraue deinem Urteil.“ Sie nickte, „du weißt, du kannst uns trotzdem helfen, solange ich dort bin.“ Lynn erbleichte, „du meinst doch nicht?!“ „Doch, falls es die letzte Möglichkeit sein sollte bin ich auch dazu bereit.“ „Aber Sam! Es könnte dich umbringen!“ Sie lächelte gezwungen, „wenn ich jedes Mal, wenn mir vorher irgendwer diese Worte gesagt hat, wirklich gestorben wäre, dann wäre ich ein medizinisches Wunder. Wenn wir versagen, unter anderen Umständen ziehe ich es ja gar nicht in Betracht, dann läuft ohnehin über kurz oder lang alles auf den Tod hinaus. Ich versprechen dir, dass ich es nicht tun werde, solange noch eine andere Möglichkeit besteht, versprich du mir, dass du tust, was getan werden muss.“ Lynn senkte den Kopf, „ich... Ich werde tun, was nötig ist.“
„Wovon sprecht ihr?“, wollte Nyki wissen, auch mir brannte diese Frage auf dem Herzen. „Wir beide...“, sie tauschte einen Blick mit ihrem Bruder, „ähnlich wie ich im Gebirge meine Magie auf Nico übertragen habe um handeln zu können, obwohl ich noch zu weit weg war, sind wir in der Lage unsere Kräfte auf den jeweils anderen zu übertragen.“ „Aber wieso sollte dich das umbringen?“, erkundigte ich mich besorgt. „Lynns Kräfte sind anderer Natur als die meinen, sie kosten mich ein Vielfaches mehr an Kraft, und ich weiß nicht, in welcher Verfassung ich mich nach dem Kampf befinden werde.“ „Das gefällt mir nicht.“, erklärte Fayn, der Zwerg hatte bis dahin geschwiegen. „Mir auch nicht.“, entgegnete sie, „aber wenn es nicht anders, geht müssen wir eben auch Dinge tun, die uns missfallen, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dir die Vorstellung behagt, auf dem Rücken eines Drache zu reisen.“ „Unsere Völker mögen seit Urzeiten verfeindet sein, doch yê`vânõ dæç Ýawþiñ xhð, der Felsen wandelt sich, ich bin nicht „die Zwerge“ und Nyki ist nicht „die Drachen“, wir sind jetzt, wohl oder übel, Gefährten, und werden doch wohl in der Lage sein, einen Zwist beizulegen, der so alt ist, dass wir nicht einmal mehr seine Gründe kennen.“ Nyki nickte langsam, „so soll es sein, was auch immer wir von der Rasse des anderen denken mögen, wir müssen miteinander auskommen, es wird nicht einfach sein, doch es gibt nichts wichtigeres, als unser Ziel zu erreichen, egal unter welchen Umständen.“ „Gut, hat noch jemand etwas zu sagen?“, niemand regte sich, nicht einmal Fëon, „gut, dann sollten wir gehen und uns vorbereiten, wir brechen bei Sonnenuntergang auf, in der Dunkelheit der Nacht ist das Feuer am stärksten.“ Niemand sagte etwas, als wir uns auf ihre Worte hin erhoben, sie verließ als erstes den Raum, ich eilte ihr nach, und holte sie in der Mitte des Ganges ein,
„wie hast du das ernst gemeint?“ „Was meinst du?“ „Dass du eingesehen hättest, dass du Freunde brauchst, dass du uns brauchst.“ „Ja, mir ist klar geworden, dass ich diesen Kampf nicht alleine gewinnen kann, dazu reicht nicht einmal meine Kraft. Manchmal kann man jene, die einem nahe stehen nur schützen, indem man an ihrer Seite kämpft. Es ist nicht leicht für mich, doch das ist es für keinen von uns, schon lange nicht mehr, ich werde mich damit abfinden, dass wir dieses aberwitzige Abenteuer meistern müssen, wir alle. Was dann geschieht...“, sie zuckte mit den Schultern. „Was auch immer geschieht, wir werden Freunde sein, nicht wahr?“ „Ja,“, sie drehte sich zu mir um, „merke dir eins Nico, Freundschaft und Vertrauen sind schwer zu erlangen, doch nennst du sie einmal dein eigen, schenken sie dir große Macht. Was auch immer geschehen mag, unsere Freundschaft ist wie ein Band, das uns auf ewig verbindet, in gewisser Weise werden wir immer für einander da sein.“ Ich schüttelte den Kopf, „ich glaube nicht, dass ich das verstehe.“ Sie lachte leise, „oh doch Nico, da bin ich mir ganz sicher, vielleicht musst du einfach nur einmal richtig darüber nachdenken.“
Sie nickte mir zu und verschwand, verwirrt blieb ich stehen, ich weiß nicht wie lange, ehe ich benommen den Kopf schüttelte, und in mein Zimmer zurücklief. Dass erste, was ich sah, waren meine Sachen, die ausgebessert und gesäubert auf dem Tisch bereitlagen, rasch zog ich mich um und bemerkte dabei, wie vertraut mir das Gefühl der Rüstung bereits geworden war, wer hätte je gedacht, dass aus mir ein Magier und Schwertkämpfer werden würde? Ich blickte aus dem Fenster, nur strahlendes weiß war zu sehen, irgendwie erschien es mir, als sei dies alles eine Geschichte oder ein Film, wie ich sie immer gern gelesen oder gesehen hatte. Mir wurde bewusst, dass wir irgendwann auch nach Terra gehen, und dass ich später vielleicht für immer nach Hause zurückkehren würde... „Zu Hause“, das klang so... Nein, es war nicht das richtige Wort, ich dachte an meine Mutter, die berühmt und beschäftigt wie sie war doch nie Zeit für mich hatte, eigentlich war ich für sie nur ein Aushängeschild, war ich jemals glücklich gewesen? Ich war jetzt glücklich, stellte ich fest, trotz all dem Grauen und dem Schmerz, die ich hatte ertragen müssen, hier hatte ich Freunde und eine Aufgabe. Sollte ich wirklich zurückgehen? Wollte ich das überhaupt? Ich wusste es nicht und energisch verbannte ich diese Gedanken aus meinem Kopf, es war zu früh darüber nachzudenken, viel zu früh, wer wusste ob ich überhaupt so lange leben würde? Das einzige was ich wusste, war, dass ich nie mehr in mein altes Leben würde zurückkehren können, zu viel war geschehen.
„Nico?“, vorsichtig öffnete sich die Tür und Lynn betrat den Raum. „Ja?“, ich war überrascht, das muss ich zugeben. „Versprichst du mir etwas?“ „Was sollte ich dir versprechen?“ „Samantha, versprich mir, dass du auf sie aufpasst.“ Einen Moment lang war ich sprachlos, „du willst, dass ich auf Samantha aufpasse? Lynn! Seit ich sie kenne, ist es stets andersherum gewesen.“ „Ich weiß, und es sind auch nicht irgendwelche Gegner, um die ich mir Sorgen mache, aber manchmal braucht sie jemanden, der sie vor sich selbst beschützt.“ „Wovon redest du?“ „Ich kann es dir nicht erklären Nico, aber Sam vertaut dir, und um eurer und unserer Freundschaft Willen, lass sie nicht im Stich.“ „Natürlich nicht. Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Lynn und das gebe ich auch zu, aber niemals würde ich Samantha im Stich lassen oder sie aufgeben, ich denke, das habe ich bewiesen.“ „Das hast du, und nur deshalb habe es überhaupt gewagt, diese Bitte an dich zu richten.“ „Ich werde alles tun, um ihr zu entsprechen.“ Wir schwiegen, keiner wusste mehr etwas zu sagen.
„Lynn?“, ergriff ich schließlich das Wort, „es gibt etwas, dass ich dich fragen möchte, als Nyki und ich Samantha und Sternenglut im Heiligtum des Silberdrachen trafen... Nach dem ersten Kampf gegen den Schatten, da sagte sie uns, sie sei gekommen, weil ein Prophet in Kenio ihr vorhergesagt habe, dass sie den Wächtern zum Lichtschwert verhelfen werde, dieser Prophet... Warst das du?“ „Ja, doch ich wusste die Vision nicht zu deuten, und ich ahnte auch nicht, dass sie dazu in der Lage gewesen war, sonst hätte ich niemals zugelassen, dass sie alleine aufbrach. Seit ich sie kenne, hat sie versucht alle zu schützen, besonders jene, die ihr nahe standen. Doch sie hat nie begriffen, dass sie damit Gefahren heraufbeschwor, die vielleicht noch größer waren, Einsamkeit, Verzweiflung und Angst.“ Ich dachte an das, was Samantha mir gesagt hatte, „ich bin sicher, dass sich das von jetzt an ändern wird.“ „Ich hoffe es.“, der Halb-Elf warf einen Blick aus dem Fenster, „es wird Zeit für mich zu gehen, ich danke dir Nico.“ „Das brauchst du nicht.“, erwiderte ich leise, er hielt in der Tür noch einmal inne, um mir zuzuhören, „dazu hat man schließlich Freunde.“
*
„Seid ihr alle soweit?“ Ich nickte und zog meinen Fellmantel enger um mich, wir standen auf dem schneebedeckten Dach des Südturms und der Sturmwind schlug uns kalt entgegen, trieb uns kleine, harte Graupelkörner ins Gesicht. Unter uns bot sich ein Bild, das aus einem Alptraum hätte stammen können, so weit das Auge reichte war der Boden schwarz von unzähligen Dämonenleibern, sie hatten sich teilweise gegenseitig zu Tode getrampelt! Nicht auszudenken, was geschehen mochte, wenn sich diese Kreaturen zum Angriff entschlossen, sie würden Toross überrollen, eine Flut aus schwarzen Leibern… „Gut, dann los.“ Ich betrachtete Samantha, während sie als letzte auf Nykis Rücken kletterte, sie trug lediglich ihre normalen Sachen, hätte ich nicht gewusst, dass in ihren Adern Drachenblut floss, wäre ich der festen Überzeugung gewesen, dass sie hätte erfrieren müssen. Fayn saß hinter mir und klammerte sich mit allem fest, was er hatte, der Zwerg hatte panische Angst, das sah man deutlich und meine Achtung vor ihm stieg. Wir schwiegen, während Samantha ihren Geist aussandte und sich bemühte, Shur´tugal aufzuspüren. Minuten verstrichen, „flieg nach Süden.“, erklärte sie dann, ohne die Verbindung zu lösen.
Ohne zu zögern kam Nyki ihrem Befehl nach, der Sturm umfing uns, wirbelnder Schnee nahm uns die Sicht, und trotz des magischen Schutzes durchdrang uns die beißende Kälte bis auf die Knochen, plötzliche Böen und Fallwinde erschwerten Nyki den Flug, der Drache wankte hin und her, von der Kraft des Elementes aus dem Gleichgewicht gebracht und Fayn wurde immer blasser. Ein paar Dämonen schauten uns mit stumpfen Blick hinterher, ohne zu handeln, vermutlich ohne überhaupt zu begreifen. Der Flug dauerte nur ein paar Minuten, doch es erschien mir, als währe er Tage. Als Nyki auf Samanthas Anweisung hin jenseits des Dämonenheeres landete, war ich unglaublich froh. „Wohin jetzt?“, erkundigte sich Fayn, er war noch ziemlich wacklig auf den Beinen, was nach diesem Flug jedoch nicht verwunderlich war, und musste beinahe schreien, um verstanden zu werden. „Hier entlang.“, Samantha ging voraus, mir fiel auf, dass die gesamte Umgebung nicht nur mit Schnee und Eis bedeckt war, nein, sie bestand aus Schnee und Eis, irgendetwas oder irgendwer hatte die Pflanzen des Waldes in Eisskulpturen verwandelt. Ich trat zwischen ihnen hindurch und taumelte, von einem Schritt zum anderen hatten wir den Sturm hinter uns gelassen, um uns herum tobte er weiter mit unverminderter Kraft, doch hier, auf einer kleinen Lichtung von annähernd fünfzig Schritt Durchmesser, war der Himmel über uns klar. Der Schnee glitzerte rosa im sinkenden Schein der Abendsonne, entflammte in ihren letzten Strahlen, während langsam die Sterne ihren Platz am Himmel einnahmen. Samantha sah sich unruhig um, „wir sind da, wir haben die Quelle erreicht, aber wo…?“
„Willkommen, ich habe euch bereits erwartet.“, wie aus dem nichts erschien Shur´tugal auf der Lichtung, der alte Mann betrachtete uns abschätzend, „ich sagte doch, dass ihr keine Wahl habt, ihr würdet zurückkommen, das war von Anfang an klar.“ Samantha schwieg und zog ihr Schwert, ich tat es ihr nach, Fayn hielt die Vulkanaxt bereits in der Hand. „Ihr wollt tatsächlich kämpfen, ihr seid größere Narren, als ich angenommen hatte.“, sein Blick fiel auf Fayns Waffe, ein bösartiges Grinsen verzog sein Gesicht, „ein neues Spielzeug habt ihr auch mitgebracht, glaubt ihr wirklich, dass dieses… Kräuterbeil mir zu schaden vermag?“ „Sie hat es einst getan und sie wird es wieder tun, bei meinen Ahnen! Ich lasse nicht zu, dass du Chaos über die Welten bringst!“, das Feuer in Fayns Augen schien ebenso hell zu lodern, wie das seiner Waffe. Der Eisgott machte eine wegwerfende Handbewegung, „dazu ist es zu spät, ich habe die Welt bereits ins Chaos gestürzt und die anderen werden folgen, es gibt nichts, dass ein paar einfache Sterbliche wie ihr dagegen tun könntet.“ „Wir werden sehen, einfache Sterbliche haben oft genug den Göttern die Stirn geboten und das nicht ohne Erfolg.“ Sein Blick blieb an ihr hängen, sein Grinsen wurde breiter, „ah, ich glaube fast, das könnte interessant werden, du hast Mut, ich mag das, vielleicht lasse ich deine Freunde am Leben, wenn du zur Vernunft kommst. Wer auch immer du sein magst, Mädchen und wie auch immer es dir gelingt dich meinem Einfluss zu entzeihen, du kannst mir nicht ewig trotzen, am Ende wirst du aufgeben müssen, und es kann sein, dass du dann sehr bereust, was du jetzt vorhast zu tun.“ „Ich bin sicher, dass hier jemand seine Taten bereuen wird, vorausgesetzt, er hat noch Gelegenheit dazu, doch ich wage zu bezweifeln, dass das ich sein werde.“ „So glaubst du, ja? Wie wäre es dann, wenn wir herausfinden, wer von uns beiden der Stärkere ist? Nur du und ich, in einem fairen Kampf.“ Samantha zögerte, „ich wäre ein Narr, wollte ich dir trauen.“ „Du glaubst mir nicht, ist das alles? Wenn du es willst schwöre ich in der Ursprache, dass dieser Kampf nur zwischen uns beiden ausgetragen wird, meinetwegen auch ohne den Gebrauch von Magie.“
Samantha starrte ihn an, damit hatte sie nicht gerechnet, ein Schwur, der in der Ursprache erbracht wurde, war absolut bindend, er konnte gar nicht gebrochen werden. Das musste eine Falle sein etwas anderes war gar nicht möglich, ihr gesamtes Bewusstsein schrie ihr eine Warnung entgegen, doch sie konnte den Fehler nicht erkennen.
„Sam nicht!“, beschwor ich sie in Gedanken, „das ist eine Falle.“ „Ich weiß.“, antwortete sie auf die gleiche Weise, „aber ich weiß nicht, was ich tun soll, ich habe mit viel gerechnet, aber nicht damit.“ „Willst du seine Herausforderung etwa annehmen?“ „Eigentlich nicht, denn er würde sie nicht nennen, wenn auch nur der geringste Zweifel an seinem Sieg bestünde, aber ich weiß nicht, ob ich eine Wahl habe.“ „Weil du sonst deine Ehre verlierst?“, ich hoffte sie wütend zu machen, und so von diesem Gedanken abzubringen. „Ehre? Was nutzt mir das? Ich pfeife auf Ehre, nein das Problem liegt woanders…“ „Nun?“, der Herr des Eises beobachtete sie erwartungsvoll, „um es dir ein wenig leichter zu machen, ich verspreche dir noch etwas, falls du unterliegst, werde ich deinen Freunden nichts tun.“
Hatte er das wirklich gesagt? Samanthas Geist arbeitete fieberhaft, war auch das eine Falle? Oder hatte er nicht begriffen, welche Möglichkeit er ihr, oder vielmehr uns damit eröffnete? Sie öffnete ihren Geist, sodass wir sie alle hören konnten, „ich werde es tun.“ „Sam nicht…“, wandte ich ein, sie ließ mich nicht ausreden, „bitte Nico meine Entscheidung steht.“ „Glaubst du wirklich, ihn besiegen zu können?“, zweifelte Nyki. „Nein, ich gehe im Gegenteil vielmehr davon aus, dass ich verlieren werde.“ „Warum willst du diese Wagnis dann eingehen?“, fragte Fayn erbittert, er hatte bis dahin geschwiegen. „Habt ihr nicht gehört, was er eben gesagt hat, er wird euch nichts tun, das heißt, dass ihr ihn angreifen und vernichten könnt, er ist an seinen Schwur gebunden und darf sich nicht wehren.“ Einen Moment lang herrschte schweigen, wir ließen uns das durch den Kopf gehen, und konnten keinen Fehler in ihrem Plan erkennen, dennoch hatte ich kein gutes Gefühl. „Haltet euch bereit.“, übermittelte sie uns noch, ehe sie die Verbindung wieder löste.
„Ich werde gegen dich kämpfen, leiste den Schwur, doch du musst schwören, dass nicht nur du, sondern auch keiner deiner Lakaien meinen Freunden etwas antun wird.“ „So sei es denn, sythecth shude Nyrmyr aramanth fin fynn Cestrell, shirr forna synm tycsaa drim fym Clynym, minnsh brgynen Gna ohmbrac yjoris Tzyvanha dsugruezushr, fin fhäidarue, ornya xyrvah Frecyrynm toe ijjiad xyrvha Fyrenierhä zeroo Öuhion Ryähr shudh Lyam quärym fy Lyam brgyncs shudrr Rrebathylc Djvlyvnmhö mutrase müyrssarr. Zufrieden?“ „Sie übersetzte die Worte im Geiste und nickte dann langsam, der Schwur war komplett, es gab keine Möglichkeit, ihn auszuweiten oder umzukehren. Nicht einmal für einen Gott. „Jedoch müssen wir noch ein Abkommen treffen,“, erklärte der Eisgott sodann, „jeder von uns soll einen Zauber sprechen, einen, nicht mehr, denn ich brauche mein Schwert. Bist du einverstanden?“ Sie zögerte, dann nickte sie, „ja, ansonsten käme wohl kaum ein fairer Kampf zustande.“ In Wirklichkeit spielte es für sie keine Rolle, sie würde ihr bestes geben, doch diesmal lag es ich den Händen anderer.
„Gut. Clynym illoun.“, der schwarze Stab fiel achtlos in den Schnee, falls es möglich war, wurde die Luft noch kälter, während er die Worte sprach, in seiner Hand manifestierte sich ein wuchtiges Schwert aus purem Eis, es war fast so groß wie der Alte und mutete in seinen Händen einfach nur lächerlich an. „Das ist also Dracyvnar,“, sie betrachtete die Klinge aufmerksam, „das flammende Eis, gut. Vyähnar ingradijä.“ Tanzende Flammen umschlossen die Drachenklinge, ähnlich wie Fayns Axt. Shur´tugal lachte, „denkst du etwa, das Feuer deines Schwertes könne das meine zum schmelzen bringen?“ „Nein, das denke ich nicht, doch die Flammen werden das Eis bekämpfen, die Elemente neutralisieren sich und es ist wieder, als kämpften wir mit gewöhnlichen Klingen, niemand hat mehr einen Vorteil.“ Der Eisgott schwieg einen Moment, dann musterte er sie mit neuem Respekt, „du bist klüger, als ich dachte, um so besser.“ Samantha umklammerte den Griff ihres Schwertes, was sollten all diese Andeutungen? Shur´tugal hatte etwas vor, da war sie sicher, doch was? War es ein Fehler gewesen, sich auf den Kampf einzulassen? Sie schob die Zweifel hinfort, es war zu spät, sie konnte nicht mehr zurück.
Sorry war zu weit, das mit den Gefühlen kommt aber bald.
Pytr illierya cyvxijavyn wartrymvard müyrssare zahir demstrorere, tjis laäsyrr fy Porymptemp cyrarryvyare, glaedr fy tramavyllan Ajihadar te Doijill prygra vyterdonlladd ynanrell.
Was lange verborgen blieb soll sich zeigen, es ist die Zeit gekommen, da die schlummernden Geister des Feuers wieder erwachen müssen.
Doijindar
Feuerträger
Sythecth shude Nyrmyr aramanth fin fynn Cestrell, shirr forna synm tycsaa drim fym Clynym, minnsh brgynen Gna ohmbrac yjoris Tzyvanha dsugruezushr, fin fhäidarue, ornya xyrvah Frecyrynm toe ijjiad xyrvha Fyrenierhä zeroo Öuhion Ryähr shudh Lyam quärym fy Lyam brgyncs shudrr Rrebathylc Djvlyvnmhö mutrase müyrssarr.
Bei meinem Namen leiste ich den Eid, hier und jetzt nur mit dem Schwert, alleine einen Kampf gegen dieses Mädchen auszufechten. Ich schwöre, dass ihren Freunden im Falle ihrer Niederlage kein Leid durch meine Hand oder die Hand eines meiner Untertannen zugefügt werden soll.
Clynym illoun.
Schwert erscheine.
Vyähnar ingradijä.
Klinge entflamme.
Viel Spass und bitte gebt mal wieder Kommis ab ich will mich ja auch mal verbessern.
Shur´tugal stürmte mit unverhoffter Schnelligkeit vor, und ein Schwertkampf entbrannte, der fast zu schnell vonstatten ging, als dass man ihn hätte verfolgen können. Die Klingen klirrten in so kurzen Abständen aufeinander, dass die es wie ein einziger, langgezogener Ton anmutete. In unregelmäßigen Abständen tropfte Blut zu Boden und verfärbte den Schnee, die Kämpfenden waren nur ein schattenhafter Wirbel, unmöglich festzustellen, von wem es stammte.
„Es muss Carvahalls Blut sein.“, hörte ich Fayn murmeln, überrascht sah ich ihn an, der Zwerg beantwortete meine Frage, ehe ich sie stellen konnte, „wäre sie verwunden, wäre der Kampf vorbei, wen Dracyvnar berührt, der erstarrt zu Eis.“ „Das klingt nicht sehr ermutigend. Glaubst du, sie hat eine Chance?“ „Wie soll ich das wissen? Ich kenne ihre Fähigkeiten nicht. Doch wenn sie selbst davon ausgeht, zu verlieren, können wir wohl nicht auf ihren Sieg hoffen, wir müssen bereit sein.“ Ich nickte, Fayn hatte recht, dennoch wagte ich zu hoffen, Samantha hatte so vieles vollbracht, warum nicht auch das? „Nico?“, die Stimme drang schwach in mein Bewusstsein, es schien als käme sie von weit her. „Was geht da vor sich? Ich bin nicht mehr in der Lage, zu Sam vorzudringen.“ „Lynn? Bist du das?“ „Wer sonst? Also, was ist los?“ „Sie kämpft gerade gegen Shur´tugal.“ „Was? Wieso? Was meinst du überhaupt mit „sie kämpft“, kämpft ihr anderen denn nicht auch?“ „Nein, er hat sie zum Duell gefordert und daraufhin...“, rasch erklärte ich ihm den Sachverhalt, der Halb-Elf fluchte leise, „dass ist nicht gut.“ „Ich weiß, aber ich war machtlos.“ „Ich gebe dir ja auch nicht die Schuld, oder? Glaub mir, ich kenne ihren Dickkopf... Wie sieht es im Augenblick aus?“ „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, der Kampf geht irrsinnig schnell vonstatten, ich bin gerade mal in der Lage, Umrisse zu erkennen, allerdings muss zumindest einer von beiden verletzt sein, es tropft Blut zu Boden. Allerdings sagte Fayn...“ „Dracyvnar wirkt nicht auf sie, die meisten magischen Waffen wirken nicht auf sie, frag mich nicht warum, es ist einfach so, ich weiß allerdings nicht ob das gut oder schlecht ist, es nimmt uns zwar das sichere Wissen ob ihrer Unverletztheit, doch vielleicht bewahrt es sie vor schlimmeren. Halte mich auf dem Laufenden.“, der Halb-Elf zog sich zurück, bis ich sein Bewusstsein nurmehr am Rande wahrzunehmen vermochte.
Jetzt schienen die Kämpfenden mit aller Wucht gegeneinander zu prallen, beide wurden zurückgeschleudert, der alte Mann zog eine Bremsspur im Schnee und ging sogleich wieder in Kampfposition, Samantha benötigte länger um wieder festen Stand zu gewinnen, Lynn hatte recht gehabt, das Blut stammte von ihr. Überall zogen sich Schnitte und Schrammen über ihre Haut, doch die Wunden waren allesamt nicht tief und völlig ungefährlich, es schien fast so, als hätte ihr Gegner genau darauf geachtet, sie nicht wirklich zu verletzen. Ihr Atem ging schwer und keuchend, während Shur´tugal nicht im Mindesten angestrengt schien, dennoch hielt sie ihr Schwert fest in der linken Hand...
Ich stutzte, wieso links? Dann erst bemerkte ich die klafterlange Wunde, die sich über den rechten Arm zog, sie war bis zu zwei Zentimeter breit und fest verschorft, konnte eine Wunde von solchen Ausmaßen sich in so kurzer Zeit geschlossen haben? Nein, im selben Moment fiel es mir ein, die Verletzung stammte nicht aus diesem Kampf, ich sah noch einmal die Szene aus der Bücherei vor mir, warum hatte sie den Schnitt nicht geheilt? War er gegen Magie immun? Nein, das konnte nicht sein, Fëons Wunde hatte sie geheilt...
„Nico!“, Lynns ungeduldige Stimme schreckte mich aus den Gedanken, die Kämpfer standen einander ruhig gegenüber, rasch beschrieb ich dem Halb-Elfen die Situation.
„Hast du genug? Siehst du deine Niederlage ein und gibst auf?“ „Nein, aber ich verstehe jetzt den Namen Carvahall, „Herr der tanzenden Klinge“.“ „Du könntest mich besiegen, warum kämpfst du nicht mit voller Kraft? Warum machst du dir nicht die Macht in deinem Inneren zunutze?“ „Weil ich dann genau das täte, worauf du es abgesehen hast, weil die Zeit noch nicht gekommen ist und ich meinen Schwur nicht brechen werde.“ „Das ist keine Magie.“ „Ich weiß, und es ist ein anderer Schwur von dem ich sprach.“ Shur´tugal lachte, doch es klang ärgerlich, „begreifst du nicht, wann du verloren hast, oder bist du zu stolz, um es einzusehen? Ist es die Ehre der Menschen, die dich treibt?“ „Sie existiert nicht, eine Ehre, die nur solange besteht, bis man besiegt wird, kann nicht bestehen, denn irgendjemand ist immer stärker.“ „Du bist kein Mensch, nicht nur, dazu bist du zu weise... Ich frage dich noch einmal, und mit der richtigen Antwort gewinnst du vielleicht meine Gnade, wer oder was bist du?“ Samantha schwieg verbissen, Shur´tugals Miene verdüsterte sich, „schön, dann nicht, ich werde es erfahren, es dauert nicht mehr lange, die Aufwärmphase ist vorbei, jetzt beginnt der richtige Kampf.“
Und der Eisgott machte seine Worte wahr, obgleich jetzt langsamer, wurden die Angriffe immer heftiger und unabwendbarer. Es war eine stumme Qual, mitansehen zu müssen, wie es Samantha gerade noch gelang die meisten Hiebe irgendwie abzublocken oder umzulenken, an einen Gegenangriff war nicht einmal zu denken. Ich spürte wie warme Flüssigkeit über meine Handballen lief, Blut, ich spürte keinen Schmerz, bemerkte erst jetzt, dass ich meine Hände derart zur Faust geballt hatte, dass sich die Fingernägel ins Fleisch der Handinnenflächen gruben. „Wir müssen doch etwas tun!“, auch Nyki beobachtete den Kampf sorgenvoll, Fayn sagte nichts, schaute nur gebannt auf das Schauspiel. „Ich weiß, aber was? Wir dürfen ihr nicht helfen.“ „Wieso? Sie hat diesen Schwur doch gar nicht abgelegt.“ „Schon, aber in dem Moment, da er ihn sprach war auch sie daran gebunden, wenn sie ihn bricht, ist er nicht mehr daran gebunden und ich fürchte das wäre ihr endgültiger Untergang.“ „Wir können also wirklich absolut nichts unternehmen, nicht ohne alles nur noch schlimmer zu machen. Das ist doch grausam.“ Ich wiedersprach ihm nicht, war insgeheim zu der selben Ansicht gelangt.
Plötzlich glomm der Funke des Triumphs in Shur´tugals Augen auf, mit einem einzigen wuchtigen Hieb, stieß er Samantha nach hinten, diesmal konnte sie sich nicht aufrecht halten und stürzte in den Schnee, sekundenlang kämpfte sie angestrengt darum wieder auf die Beine zu kommen, dann sank sie zurück und blieb liegen.
„Sam!“, ich wollte schnellstmöglich zu ihr, doch Shur´tugal stellte sich mir in den Weg, „das lässt du schön bleiben, um euch kümmere ich mich gleich.“ Er musste meinen fassungslosen Blick bemerkt haben und fuhr hämisch fort, „glaubst du wirklich, der Schwur hielte mich davon ab? Nun, zugegeben, das würde er, wenn es wirklich ich gewesen wäre, der ihn gesprochen hätte.“ Er schnippt mit den Fingern, und abermals hallte es über die Lichtung, „sythecth shude Nyrmyr aramanth fin fynn Cestrell, shirr forna synm tycsaa drim fym Clynym, minnsh brgynen Gna ohmbrac yjoris Tzyvanha dsugruezushr, fin fhäidarue, ornya xyrvah Frecyrynm toe ijjiad xyrvha Fyrenierhä zeroo Öuhion Ryähr shudh Lyam quärym fy Lyam brgyncs shudrr Rrebathylc Djvlyvnmhö mutrase müyrssarr.“ Diesmal war ganz deutlich zu vernehmen, dass es von irgendwo, zwischen den Bäumen herklang. Ich sah zu Samantha hin, sie lag noch immer regungslos, doch ihre Augen waren auf ihn gerichtet, und aus ihrem Blick sprach blanker Hass und Wut, darüber dass sie sich hatte täuschen lassen. Jedoch war nicht die leiseste Spur von jenem Gefühl zu erblicken, das mich jetzt packte, Angst vor dem, was kommen würde. Shur´tugal ging vor Samantha in Stellung, Fayn der den Moment nutzen wollte und von hinten auf ihn losstürmt um ihm die Axt in den Rücken zu rammen, schüttelte er mit einer einzigen Handbewegung ab, als sei er eine Fliege und der Zwerg flog ein paar Meter durch die Luft, ehe der Stamm einer Kiefer seinem Flug unsanft ein Ende setzte.
„Vosc vya!“ Samantha rührte sich nicht. „So, du weigerst dich also? Es wird dir nur nichts nutzen. Syrriji xyrvah velnyr! Fryrrebar itel!“ „Argh.“, Samantha wand sich in Qualen am Boden, als die Luft um sie herum zu flimmern begann, Shur´tugal versank in tiefer Konzentration, sein Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung, ich begriff, dass hier und jetzt ein Duell der Willen stattfand. Jetzt erhob sich Samantha langsam aus dem Schnee, oder vielmehr ihr Körper handelte entgegen ihres Willens, und Genugtuung überzog das Gesicht des Eiskönigs, „sehr gut, mouräar xyrvah!“ ,die auffordernde Handbewegung, mit der er dabei auf uns deutete, und die Tatsache dass das Drachenmal zu glühen begann, ließen keine Zweifel an der Bedeutung seiner Worte. Samantha trat einen Schritt nach vorn, noch einen, dann zeriss sie mit einem Aufschrei, einem letzten, verzweifelten Aufbäumen ihres Willens, das Band, stürzte erneut vornüber in den Schnee, das silberne Glühen der Magie erlosch. Shur´tugal war fassungslos, „nein! Das ist unmöglich! Gut, dann kümmere ich mich persönlich um, sie, doch glaube nicht, dass du entkommen kannst!“
Noch während er sprach, stürzte sich Nyki mit einem Wutschrei auf ihn, eine einzige Handbewegung und der mächtige Drache lag regungslos inmitten umgeknickter Bäume. Fayn, der es Nyki hatte nachtun wollen, erstarrte aus vollem Lauf, doch er bekam gar nicht erst die Zeit, sich eine andere Vorgehensweise zu überlegen, ein Schwenk mit dem eisigen Schwert und der Zwerg leistete Nyki Gesellschaft, die Vulkanaxt flog zur Seite.
Ich umfasste den Griff des Lichtschwertes, es war hoffnungslos, dennoch war ich bereit zu kämpfen, immerhin hatte ich zwei Schatten besiegt, auch wenn hier kein Sternenglut war, der den Eisgott ablenken konnte, und Shur´tugal nebenher auch nicht den Grossteil seiner Kräfte anderweitig verbrauchte. Trotzdem, der brennende Zorn, der jede Faser meines Körpers auszufüllen schien, erstickte jeden vernünftigen Gedanken, mein Glück hatte mir bisher immer beigestanden.
Mit einem Schrei warf ich mich nach vorn, Shur´tugal unternahm nichts, ließ mich kommen, sah wohl keine Bedrohung in mir. Ein Schwertkampf entbrannte, ich war ihm haushoch unterlegen, dennoch hiebte ich wie ein Berserker auf ihn ein, die Wunden, die seine Klinge erbarmungslos schlug spürte ich nicht, doch jede noch so kleine Schramme, die ich ihm zufügte, war ein Sieg. Ich war zum gefährlichsten aller Gegner geworden, zu einem, der nichts mehr zu verlieren hatte.
Noch immer brannte die Drachenklinge in hellen Flammen und schmolz den Schnee, auf dem sie lag, Samantha sah es und unter Aufbietung ihrer gesamten Willenskraft gelang es ihr, über den Schnee zu robben und das Schwert wieder an sich zu bringen, mit trübem Blick beobachtete sie den ungleichen Kampf, der zwischen mir und dem Eisgott entbrannt war. Das war ihre Chance, vermutlich die letzte... Ihre Muskeln kreischten vor Empörung, als sie ihren geschundenen Körper abermals zum Dienst zwang, nur zwei, drei Schritte, sie konnte es schaffen, sie musste es schaffen... Jetzt, ihr blieb keine Zeit mehr, sie musste es riskieren...
Langsam wurde der Eisgott des Kampfes überdrüssig, missmutig schlug er mich zu Boden und mir das Schwert aus der Hand, wie es das Schicksal wollte, landete ich direkt an der Stelle, wo zuvor die Vulkanaxt in den Schnee gefallen war. Shur´tugal blieb drohend vor mir stehen, „du bist wirklich mutig, oder sollte ich lieber sagen dumm? Sprich dein letztes Gebet Junge!“ Im selben Augenblick bemerkte ich eine Bewegung hinter ihm, er war abgelenkt, und bekam nicht mit, wie Samantha vom Boden aus, mit einem gewaltigen Satz aufsprang und ihm noch im Sprung die brennende Klinge in den Rücken rammte, kaum bot das Schwert ihren Händen Widerstand vermochte sie es nicht mehr zu halten und wurde von ihrem eigenen Schwung an einer anderen Stelle in den weißen Schnee katapultier, der sich jetzt auch dort langsam rot färbte...
Ohne wirklich nachzudenken nutzte ich den Moment ungläubigen Staunens, den die Wunde bei Shur´tugal ausgelöst hatte, reflexartig rollte ich herum, packte den Griff der Vulkanaxt und hätte sie um ein Haar wieder fallen lassen, als die glühenden Flammen mir die Hände versengten. Es war wie mit dem Lichtschwert, dies war Fayns Waffe, nicht meine. Dennoch ignorierte ich den Schmerz und stürmte vor. Alle meine Sinne waren nur auf ein Ziel gerichtet, der Eisgott bemerkte mich zu spät, konnte es nicht mehr verhindern, die Klinge sauste durch die Luft und spaltete ihm den Schädel. Ein ohrenzerreißender Schrei entwand sich Shur´tugals Mund, die Vulkanaxt entglitt meinen Händen und noch ehe der Schrei verklungen war, sank ich zu Boden in den weichen Schnee. Nebenbei war es mir, als dränge auf der Ferne ein Laut zu mit heran, eine leise, undeutliche Stimme, die Verzweifelt meinen Namen rief. Kurz darauf verstummte sie, verging wie ein Traum, um noch einmal zurückzukehren, doch diesmal rief sie nicht meinen Namen, es war etwas anderes, Worte einer fremden Sprache, und ich spürte wie angenehme Wärme meinen Körper umhüllte. Die zweite Stimme, die kurz darauf klarer aus den gewundenen Pfaden meines Bewusstseins erscholl, zuerst erbost, dann voller Angst, die hörte ich schon nicht mehr.
*
„Und? Was ist?“, Fëons Blick ruhte auf Lynn, zugleich angsterfüllt und hoffnungsvoll, der Halb-Elf blickte missmutig zu Boden, er machte sich Sorgen, und zugleich war er wütend, wütend auf sich, und wütend auf uns, die wir diesen Wahnsinn überhaupt erst gewagt hatten, „ich weiß es nicht! Ich habe die Verbindung verloren!“
„Majestät!“, die Eingangstür des Raumes flog mit einem lauten Knall auf und eine der Wachen stürmte mit klappernder Rüstung herein, „die Dämonen! Das Heer löst sich auf, sie metzeln sich gegenseitig nieder!“ Der König strahlte vor Freude, „sie haben es geschafft! Gib den Befehl zum Angriff!“ „Jawohl, Majestät!“, schon war der Soldat wieder verschwunden, Fëon blieb in bester Laune zurück, „was ziehst du für ein Gesicht Lynn? Sie haben es geschafft! Shur´tugal ist gefallen!“ „Ja aber warum finde ich sie dann nicht? Weder Fayn noch Nyki antworten meinem Ruf, die Verbindung zu Nico ist endgültig abgerissen und Samantha erreiche gar nicht erst! Da stimmt doch etwas nicht!“ Mit einem Schlag war die Freude des Königs wie weggeblasen, „und was hat das zu bedeuten?“ „Ich wünschte, ich wüsste es, doch es ganz gewiss bedeutet es nicht gutes. Irgendetwas ist geschehen, irgendetwas ist passiert während oder nachdem sie den Eisgott besiegt haben.“
„Welche Gründe kann es haben, dass ihr Geist nicht erreichbar ist?“ Lynn richtete seinen Blick auf den Wolf, „soweit ich weiß, nur wenn sie durch Magie abgeschirmt werden, aber das ergibt keinen Sinn, außerdem war der Abriss zu plötzlich, oder wenn sie das Bewusstsein verloren haben, allerdings müsste die Bewusstlosigkeit sehr, sehr tief sein, dass ich so wie jetzt gar nichts spüre.“ „Könnten sie auch durch die Magie eines anderen abgeschirmt werden?“ „Theoretisch schon, aber was ergäbe das für einen Sinn? Wir wissen mit fast hundertprozentiger Sicherheit, dass Shur´tugal das zeitliche gesegnet hat, wer aber sollte sonst noch dort sein?“ „Abgesehen von Shur´tugals Handlangern? Ich glaube nicht, dass seine Gefolgschaft allein aus verzauberten Dämonen bestand. Allerdings glaube es geht hier weniger um das wer als um das wo, auch Orte können von Magie beschützt werden.“ „Schon, aber wo sollte her ein solcher Ort sein`? Du weißt etwas! Sag es mir!“ „Das kann ich nicht, ich weiß nichts, doch ich habe Geschichten gehört... Sobald ein wenig Ruhe eingekehrt ist müssen wir sie suchen.“ „Wie stellst du dir das vor? Wir wissen nicht einmal wo sie hingeflogen sind, geschweige denn wie weit! Ohne Nyki sind wir aufgeschmissen, abgesehen davon, dass hier noch hunderte hungriger Dämonen umherstreifen, die nichts lieber täten, als sich auf ein paar leichtsinnige Wanderer zu stürzen! Außerdem, was wenn sie wirklich das Bewusstsein verloren haben! Wenn wir warten sind sie längst erfroren, ehe wir sie finden!“
, Lynn konnte nicht anders, er schrie seine Verzweiflung und Angst in Gedanken heraus, vergessen war, dass der Wolf nichts dafür konnte und nur helfen wollte, vergessen war, dass er besser daran getan hätte sich einen Ausweg zu überlegen, da waren nur noch der Schmerz und die Angst, die sein Bewusstsein überschwemmten und sein Herz fast zum Stillstand brachten. Der Wolf zog sich zurück, Lynn bemerkte es nicht einmal und schrie weiter aus sich heraus, in die Stille und Leere der Gedankenwelt.
*
Dunkelheit, Dunkelheit und Kälte, was war geschehen? Warum gab es kein Licht? War ich tot? Ich konnte meinen Körper spüren und ich konnte ihn sogar bewegen, es tat höllisch weh und irgendwie spannte meine Haut, als wolle sie sich der Bewegung wiedersetzen, aber es ging. Vielleicht, fiel mir plötzlich ein, vielleicht würde es heller werden, wenn ich die Augen öffnete. Seltsam, es kostete mich eine gewaltige Anstrengung, die Lider zu heben, ganz so, als wüsste ich nicht mehr, wie das ging. Verständnislos starrte ich auf eine buntschillernde Fläche, Wirbel verschiedener Farben liefen ineinander und glitzerten und glänzten, irgendwie wie Zuckerguss. Der Boden unter meinen tastenden Händen war weich und kühl, aber nicht so kalt, wie man es von Schnee erwartet hätte. Ich drehte den Kopf ein wenig, das Zeug sah auch nicht aus wie Schnee, es war zwar weiß, aber flockig wie Wolken, und überall türmte es sich zu spiralförmigen Spitzen und Türmen auf. Wo war ich? Stöhnend richtete ich mich auf, mein Blick fiel auf unzählige, verschorfte Striemen, die sich unter der zerfetzten Kleidung über meine Haut zogen, ach ja der Kampf gegen Shur´tugal... Doch Moment... Ich hatte zwar den Schmerz nicht gespürt, doch die Wunden waren viel größer gewesen, viel breiter und viel tiefer, ich erinnerte mich noch wie sich der Schnee unter mir rot gefärbt hatte... Wie viel Zeit mochte vergangen sein? Shur´tugal, da war doch noch etwas... Nyki, Fayn! Samantha! Panisch sah ich mich um, von meinen Freunden war weit und breit nichts zu entdecken. Ich stand auf und tat einen Schritt, sofort stürzte ich wieder, alles begann sich zu drehen, was war nur los? Hilflos lag ich auf der Wolkenmasse.
„Es sieht aus, als sei großer-auf-zwei-Beinen erwacht.“, was war das? Eine leise Stimme durchdrang mein Bewusstsein.
„Unvorsichtig, er muss doch wissen, dass es wehtut, warum hört er nicht?“ „Vielleicht vermisst er seinen Clan? Ich glaube, ich glaube sogar vielleicht hat er keinen Mærow?“ „Keinen Mærow? Das kann nicht sein! Jeder Æica hat einen Mærow! Sie beschützen uns!“ „Er ist aber kein Æica!“ „Kein Mærow für den großen-auf-zwei-Beinen? Das ist traurig, er muss sehr einsam sein.“
„Wer seid ihr?“, beim Klang meiner Stimme zuckte ich zusammen, auch die Stimmen erschraken.
„Singt er?“ „Vielleicht.“ „Was wenn... Vielleicht hat er uns gehört?“ „Unmöglich! Ich bin ganz sicher, er hat keinen Mærow und er ist auch kein Æica, wie sollte er uns hören? Bestimmt ruft er nach seinem Clan.“ „Sie werden nicht antworten, weiß er das nicht? Sie sind doch dort-wo-es-keine-Farben-gibt.“ „Wie soll er das wissen?“ „Weiß nicht, kommt er von oben-wo-die-Feuerkugel-am-Himmel-schwebt?“ „Wie soll ich das wissen? Frag Ñyça, der Clanvater wird es dir sagen können.“
Die Stimmen entfernten sich, in meiner Verzweiflung tat ich das Einzige, das für mich einen Sinn ergab, ich sandte meinen eigenen Geist aus, um die Unbekannten zu rufen, „wartet! Wer seid ihr? Bitte helft mir.“
Ich konnte spüren, wie die Redner erstarrten, „war er das? Hat der große-auf-zwei-Beinen gesprochen?“ „Ich weiß nicht, vielleicht, ja, vielleicht ruft er seinen Clan?“ „Dann würde er singen, das tut er aber nicht.“ „Was sollen wir machen?“
„Bitte! Geht nicht weg! Wo bin ich hier? Was ist passiert?“
„Es ist wirklich der große-auf-zwei-Beinen! Er spricht! Was kann er wollen?“ „Er klingt verzweifelt, sein Clan hat ihn verlassen... Sollen wir ihn mitnehmen?“ „Das dürfen wir nicht! Wir müssen mit Ñyça, sprechen, der Vater des Clans wird wissen, was zu tun ist.“ „Aber wir können ihn doch nicht hier lassen?“ „Hmm... Das ist schwierig, ich weiß, du wirst hier warten, ich bin bald zurück.“ „Warum soll ich warten?“ „Weil ich gehen muss.“ „Nun gut, Bruder im Clan, doch bitte beeile dich, der große-auf-zwei-Beinen ist mir unheimlich.“ „Ich werde schneller sein als ein Ðaçon! Fürchte nichts, Schwester im Clan, möge der-große-auf-den-Bergen dich beschützen!“
Jetzt war eine der Stimmen endgültig verschwunden, die zweite jedoch kam wieder spürbar näher, und obgleich nichts von dem, was die Stimmen sagten, für mich einen Sinn ergab, war ich darüber mehr als froh. Mühsam richtete ich mich abermals auf und betrachtete meine Umgebung genauer, wo war der Redner?
„Wen suchst du?“ „Dich, wo bist du?“ „Warum suchst du mich?“ „Ich würde gerne wissen, wie du aussiehst.“ „Warum?“ „Weil...“, ich stockte kurz, „ich weiß nicht warum.“ „Du bist komisch, aber gut.“
Ein handflächengroßes Wesen schwebte in mein Blickfeld, sein Körper war weiß und glitzerte ein wenig, wie Schnee. Alles in allem sah es ein bisschen aus, wie ein kleiner Drache, allerdings nur von der Körperform her, die vier Beine, die es beim Fliegen eng an den Leib gepresst hielt endeten in Klauenfüßen und der verhältnismäßig lange Schwanz, der in einer Gabelung endete, peitschte wie ein Ruder durch die Luft. Große, in allen Farben schillernde Flügel ragten aus seinen Schultern, und schlugen langsam auf und ab, um den kleinen Körper in der Schwebe zu halten. Das Gesicht wirkte befremdlich auf mich, das Wesen hatte keine erkennbaren Ohren noch Nase, und der lippenlose Mund, den es jetzt wie zu einem Lächeln geöffnet hielt, entblößte viele spitze Zähne. Das bemerkenswerteste jedoch waren die Augen, sie waren verhältnismäßig groß und unzählige Lichter tanzten über die silberfarbene Iris und die schwarze Pupille, diese Augen waren Neugierig und voller Lebensfreude, doch in ihnen lag auch eine Weisheit, die ich nicht zu erfassen vermochte.
„Hast du einen Namen?“ „Natürlich, ich heiße Ný.“ „Ný? Ein seltsamer Name.“ „Wieso?“, Ný klang beleidigt, „du bist seltsam, nicht ich, wie ist den dein Name?“ „Ist ja gut,“, versuchte ich das kleine Wesen zu beschwichtigen, „für dich bin ich seltsam, und für mich bist du seltsam, das ist doch ganz normal. Mein Name ist Nico.“ „Ni-Co? Bist du ein Clanvater?“ „Ein Was?“ „Ein Clanvater, ein Vater des Clans.“ „Wieso sollte ich das sein?“ „Weil du zwei Namen hast, Ni und Co.“ „Nein, das hast du falsch verstanden, ich habe nur einen Namen, Nico.“ „Ich bin verwirrt, wie können zwei Namen einer sein?“ „Vielleicht sind es hier zwei Namen, dort wo ich herkomme ist es einer.“ „Ah ja, ich glaube, das kann ich verstehen.“ „Wo bin ich hier eigentlich?“ „Das weißt du nicht? Das ist das Land-unter-dem-Schnee.“ „Das Land-unter-dem-Schnee? Wie bin ich hergekommen?“ „Das weiß ich nicht, plötzlich warst du da.“ „Hmm... Weißt du, was mit meinen Freunden ist?“, ich erschrak, als mir ein Gesprächfetzen von vorhin in den Sinn kam, vorhin hatte Ný mit dem anderen über meine Freunde gesprochen, das nahm ich zumindest an, und die Antwort war gewesen: „Sie werden nicht antworten, weiß er das nicht? Sie sind doch dort-wo-es-keine-Farben-gibt.“, dort-wo-es-keine-Farben-gibt, bedeutete das etwa...? Die Kehle schnürte sich mir zu.
„Ich weiß nicht, ich glaube, sie sind noch dort-wo-es-keine-Farben-gibt.“ „Was bedeutet es, dort zu sein, wo es keine Farben gibt? Sind sie...?“ „Sie sind, sie sind eben dort-wo-es-keine-Farben-gibt, von da bist du doch auch gerade erst gekommen.“ Erleichterung durchströmte mich, „du meinst, sie sind nur bewusstlos?“ „Ich weiß nicht, wenn du es so nennen willst... „Bewusstlos“, ein seltsames Wort... Sind deine „Freunde“ auch so seltsam wie du?“ „Ich finde sie nicht seltsam, nicht mehr, aber ich denke du hast da eine andere Einschätzung.“ „Du sprichst seltsam, ich glaube es ist wirklich das Beste, dich zu Ñyça zu bringen, der Clanvater wird dich verstehen.“
„Ný? Wo bist du, meine Tochter?“ „Ich bin hier ehrwürdiger Vater,“, antwortete Ný freudig, „der große-auf-zwei-Beinen ist bei mir.“ Ich spähte in die Landschaft, konnte aber niemanden entdecken. „Fæ hat mir alles berichtet, ich erwarte dich und das Menschenwesen, führe ihn nach Õuñþû, ich werde euch erwarten, und sag ihm, dass seine beiden Freunde wohlauf und auf dem Weg sind.“ Ný runzelte die Stirn, „Menschenwesen?“, sie schüttelte den Kopf, „jetzt beginnt sogar Ñyça seltsam zu sprechen? Ich nehme an, du hast alles gehört? Wir sollten schnell nach Õuñþû gehen, das ist unheimlich.“ „Ja, bringe mich in diese Stadt...“ „Du bist traurig, warum?“, fragte sie, während sie mir beim aufstehen zusah, mir war noch immer schwindelig, aber inzwischen ging es. Ich blickte zu Boden, eine tiefe Sorge erfüllte mein Herz, „weil er sagte, meine beiden Freunde seien auf dem Weg, wir waren aber zu viert. Ich mag gar nicht daran denken, was mit dem fehlenden geschehen sein mag...“ „Das tut mir Leid... Es ist traurig, wenn der Clan sich teilt, doch gib nicht auf, der fehlende „Freund“ mag sicher irgendwo sein, wir haben ihn nur einfach noch nicht gefunden.“ Ich lächelte, der aufrichtige Wunsch des kleinen Wesens, mich zu trösten verfehlte seine Wirkung nicht.
„Ist Õuñþû eure Stadt?“, fragte ich, während ich Ný durch das Wolkenland folgte. Sie überlegte kurz, „ich bin nicht sicher, was eine „Stadt“ ist, aber ich glaube schon, Õuñþû ist der Ort, an dem unser Clan lebt.“ „Ja, ich glaube, dann ist es eure Stadt.“ „Ni-co?“ „Ja?“ „Sei nicht traurig, viele Fragen erfüllen dein Herz, das sehe ich. Hab Vertrauen, ich bin sicher, Ñyça kennt die Antworten.“ „Da bin ich mir leider nicht so sicher...“
Der Weg war nicht weit, doch es dauerte eine ganze Weile, bis ich begriff, dass das, was ich nun schon längere Zeit vor mir sah, Õuñþû war. Vor mir erhob sich ein wahres Ungetüm aus Wolkenmasse, unzählige Türme ragten zu Himmel empor, das ganze sah ein wenig aus, als habe man versucht, aus Schaum ein Schloss zu bauen, doch der war natürlich in ganz eigenwillige Formen zerfallen. Erst als wir schon sehr nahe waren, und ich die Löcher im Wolkengebilde sah, durch die mehrere der seltsamen Wesen ihre Köpfe reckten, wurde mir klar, dass dies ihre Stadt war, obwohl das Wort „Bau“ vermutlich zutreffender war. Allerdings war es mir ein Rätsel, wie in aller Welt ich dort hineinkommen sollte.
Auch Ný schien sich das zu fragen, denn kaum, dass wir das Wolkengebilde erreicht hatten, blieb sie abrupt stehen und runzelte die Stirn, „du bist zu groß.“ „Es sieht ganz danach aus.“, in Gedanken fragte ich mich, was dann erst mit Nyki sein würde, vorrausgesetzt natürlich, dass es nicht Nyki war, der fehlte.
„Nico!“, er war es nicht, denn im selben Moment kam der große schwarze Drache aus einer anderen Richtung angestampft, er bewegte sich vorsichtig, als traue er dem Wolkenboden nicht recht, vielleicht befürchtete er, dass die doch recht weiche Masse sein Gewicht nicht würde tragen können, „also doch, ich dachte es mir schon, als ich hörte, dass einer von uns fehlt.“ „Was dachtest du dir? Wer ist es? Samantha oder Fayn?“ „Na ich bin es jedenfalls nicht.“
Tja, wer wohl? Mal schaun, wann ich wieder Zeit hab, bin shcon böse oder?
„Es muss Carvahalls Blut sein.“, hörte ich Fayn murmeln, überrascht sah ich ihn an, der Zwerg beantwortete meine Frage, ehe ich sie stellen konnte, „wäre sie verwunden, wäre der Kampf vorbei, wen Dracyvnar berührt, der erstarrt zu Eis.“ „Das klingt nicht sehr ermutigend. Glaubst du, sie hat eine Chance?“ „Wie soll ich das wissen? Ich kenne ihre Fähigkeiten nicht. Doch wenn sie selbst davon ausgeht, zu verlieren, können wir wohl nicht auf ihren Sieg hoffen, wir müssen bereit sein.“ Ich nickte, Fayn hatte recht, dennoch wagte ich zu hoffen, Samantha hatte so vieles vollbracht, warum nicht auch das? „Nico?“, die Stimme drang schwach in mein Bewusstsein, es schien als käme sie von weit her. „Was geht da vor sich? Ich bin nicht mehr in der Lage, zu Sam vorzudringen.“ „Lynn? Bist du das?“ „Wer sonst? Also, was ist los?“ „Sie kämpft gerade gegen Shur´tugal.“ „Was? Wieso? Was meinst du überhaupt mit „sie kämpft“, kämpft ihr anderen denn nicht auch?“ „Nein, er hat sie zum Duell gefordert und daraufhin...“, rasch erklärte ich ihm den Sachverhalt, der Halb-Elf fluchte leise, „dass ist nicht gut.“ „Ich weiß, aber ich war machtlos.“ „Ich gebe dir ja auch nicht die Schuld, oder? Glaub mir, ich kenne ihren Dickkopf... Wie sieht es im Augenblick aus?“ „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, der Kampf geht irrsinnig schnell vonstatten, ich bin gerade mal in der Lage, Umrisse zu erkennen, allerdings muss zumindest einer von beiden verletzt sein, es tropft Blut zu Boden. Allerdings sagte Fayn...“ „Dracyvnar wirkt nicht auf sie, die meisten magischen Waffen wirken nicht auf sie, frag mich nicht warum, es ist einfach so, ich weiß allerdings nicht ob das gut oder schlecht ist, es nimmt uns zwar das sichere Wissen ob ihrer Unverletztheit, doch vielleicht bewahrt es sie vor schlimmeren. Halte mich auf dem Laufenden.“, der Halb-Elf zog sich zurück, bis ich sein Bewusstsein nurmehr am Rande wahrzunehmen vermochte.
Jetzt schienen die Kämpfenden mit aller Wucht gegeneinander zu prallen, beide wurden zurückgeschleudert, der alte Mann zog eine Bremsspur im Schnee und ging sogleich wieder in Kampfposition, Samantha benötigte länger um wieder festen Stand zu gewinnen, Lynn hatte recht gehabt, das Blut stammte von ihr. Überall zogen sich Schnitte und Schrammen über ihre Haut, doch die Wunden waren allesamt nicht tief und völlig ungefährlich, es schien fast so, als hätte ihr Gegner genau darauf geachtet, sie nicht wirklich zu verletzen. Ihr Atem ging schwer und keuchend, während Shur´tugal nicht im Mindesten angestrengt schien, dennoch hielt sie ihr Schwert fest in der linken Hand...
Ich stutzte, wieso links? Dann erst bemerkte ich die klafterlange Wunde, die sich über den rechten Arm zog, sie war bis zu zwei Zentimeter breit und fest verschorft, konnte eine Wunde von solchen Ausmaßen sich in so kurzer Zeit geschlossen haben? Nein, im selben Moment fiel es mir ein, die Verletzung stammte nicht aus diesem Kampf, ich sah noch einmal die Szene aus der Bücherei vor mir, warum hatte sie den Schnitt nicht geheilt? War er gegen Magie immun? Nein, das konnte nicht sein, Fëons Wunde hatte sie geheilt...
„Nico!“, Lynns ungeduldige Stimme schreckte mich aus den Gedanken, die Kämpfer standen einander ruhig gegenüber, rasch beschrieb ich dem Halb-Elfen die Situation.
„Hast du genug? Siehst du deine Niederlage ein und gibst auf?“ „Nein, aber ich verstehe jetzt den Namen Carvahall, „Herr der tanzenden Klinge“.“ „Du könntest mich besiegen, warum kämpfst du nicht mit voller Kraft? Warum machst du dir nicht die Macht in deinem Inneren zunutze?“ „Weil ich dann genau das täte, worauf du es abgesehen hast, weil die Zeit noch nicht gekommen ist und ich meinen Schwur nicht brechen werde.“ „Das ist keine Magie.“ „Ich weiß, und es ist ein anderer Schwur von dem ich sprach.“ Shur´tugal lachte, doch es klang ärgerlich, „begreifst du nicht, wann du verloren hast, oder bist du zu stolz, um es einzusehen? Ist es die Ehre der Menschen, die dich treibt?“ „Sie existiert nicht, eine Ehre, die nur solange besteht, bis man besiegt wird, kann nicht bestehen, denn irgendjemand ist immer stärker.“ „Du bist kein Mensch, nicht nur, dazu bist du zu weise... Ich frage dich noch einmal, und mit der richtigen Antwort gewinnst du vielleicht meine Gnade, wer oder was bist du?“ Samantha schwieg verbissen, Shur´tugals Miene verdüsterte sich, „schön, dann nicht, ich werde es erfahren, es dauert nicht mehr lange, die Aufwärmphase ist vorbei, jetzt beginnt der richtige Kampf.“
Und der Eisgott machte seine Worte wahr, obgleich jetzt langsamer, wurden die Angriffe immer heftiger und unabwendbarer. Es war eine stumme Qual, mitansehen zu müssen, wie es Samantha gerade noch gelang die meisten Hiebe irgendwie abzublocken oder umzulenken, an einen Gegenangriff war nicht einmal zu denken. Ich spürte wie warme Flüssigkeit über meine Handballen lief, Blut, ich spürte keinen Schmerz, bemerkte erst jetzt, dass ich meine Hände derart zur Faust geballt hatte, dass sich die Fingernägel ins Fleisch der Handinnenflächen gruben. „Wir müssen doch etwas tun!“, auch Nyki beobachtete den Kampf sorgenvoll, Fayn sagte nichts, schaute nur gebannt auf das Schauspiel. „Ich weiß, aber was? Wir dürfen ihr nicht helfen.“ „Wieso? Sie hat diesen Schwur doch gar nicht abgelegt.“ „Schon, aber in dem Moment, da er ihn sprach war auch sie daran gebunden, wenn sie ihn bricht, ist er nicht mehr daran gebunden und ich fürchte das wäre ihr endgültiger Untergang.“ „Wir können also wirklich absolut nichts unternehmen, nicht ohne alles nur noch schlimmer zu machen. Das ist doch grausam.“ Ich wiedersprach ihm nicht, war insgeheim zu der selben Ansicht gelangt.
Plötzlich glomm der Funke des Triumphs in Shur´tugals Augen auf, mit einem einzigen wuchtigen Hieb, stieß er Samantha nach hinten, diesmal konnte sie sich nicht aufrecht halten und stürzte in den Schnee, sekundenlang kämpfte sie angestrengt darum wieder auf die Beine zu kommen, dann sank sie zurück und blieb liegen.
„Sam!“, ich wollte schnellstmöglich zu ihr, doch Shur´tugal stellte sich mir in den Weg, „das lässt du schön bleiben, um euch kümmere ich mich gleich.“ Er musste meinen fassungslosen Blick bemerkt haben und fuhr hämisch fort, „glaubst du wirklich, der Schwur hielte mich davon ab? Nun, zugegeben, das würde er, wenn es wirklich ich gewesen wäre, der ihn gesprochen hätte.“ Er schnippt mit den Fingern, und abermals hallte es über die Lichtung, „sythecth shude Nyrmyr aramanth fin fynn Cestrell, shirr forna synm tycsaa drim fym Clynym, minnsh brgynen Gna ohmbrac yjoris Tzyvanha dsugruezushr, fin fhäidarue, ornya xyrvah Frecyrynm toe ijjiad xyrvha Fyrenierhä zeroo Öuhion Ryähr shudh Lyam quärym fy Lyam brgyncs shudrr Rrebathylc Djvlyvnmhö mutrase müyrssarr.“ Diesmal war ganz deutlich zu vernehmen, dass es von irgendwo, zwischen den Bäumen herklang. Ich sah zu Samantha hin, sie lag noch immer regungslos, doch ihre Augen waren auf ihn gerichtet, und aus ihrem Blick sprach blanker Hass und Wut, darüber dass sie sich hatte täuschen lassen. Jedoch war nicht die leiseste Spur von jenem Gefühl zu erblicken, das mich jetzt packte, Angst vor dem, was kommen würde. Shur´tugal ging vor Samantha in Stellung, Fayn der den Moment nutzen wollte und von hinten auf ihn losstürmt um ihm die Axt in den Rücken zu rammen, schüttelte er mit einer einzigen Handbewegung ab, als sei er eine Fliege und der Zwerg flog ein paar Meter durch die Luft, ehe der Stamm einer Kiefer seinem Flug unsanft ein Ende setzte.
„Vosc vya!“ Samantha rührte sich nicht. „So, du weigerst dich also? Es wird dir nur nichts nutzen. Syrriji xyrvah velnyr! Fryrrebar itel!“ „Argh.“, Samantha wand sich in Qualen am Boden, als die Luft um sie herum zu flimmern begann, Shur´tugal versank in tiefer Konzentration, sein Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung, ich begriff, dass hier und jetzt ein Duell der Willen stattfand. Jetzt erhob sich Samantha langsam aus dem Schnee, oder vielmehr ihr Körper handelte entgegen ihres Willens, und Genugtuung überzog das Gesicht des Eiskönigs, „sehr gut, mouräar xyrvah!“ ,die auffordernde Handbewegung, mit der er dabei auf uns deutete, und die Tatsache dass das Drachenmal zu glühen begann, ließen keine Zweifel an der Bedeutung seiner Worte. Samantha trat einen Schritt nach vorn, noch einen, dann zeriss sie mit einem Aufschrei, einem letzten, verzweifelten Aufbäumen ihres Willens, das Band, stürzte erneut vornüber in den Schnee, das silberne Glühen der Magie erlosch. Shur´tugal war fassungslos, „nein! Das ist unmöglich! Gut, dann kümmere ich mich persönlich um, sie, doch glaube nicht, dass du entkommen kannst!“
Noch während er sprach, stürzte sich Nyki mit einem Wutschrei auf ihn, eine einzige Handbewegung und der mächtige Drache lag regungslos inmitten umgeknickter Bäume. Fayn, der es Nyki hatte nachtun wollen, erstarrte aus vollem Lauf, doch er bekam gar nicht erst die Zeit, sich eine andere Vorgehensweise zu überlegen, ein Schwenk mit dem eisigen Schwert und der Zwerg leistete Nyki Gesellschaft, die Vulkanaxt flog zur Seite.
Ich umfasste den Griff des Lichtschwertes, es war hoffnungslos, dennoch war ich bereit zu kämpfen, immerhin hatte ich zwei Schatten besiegt, auch wenn hier kein Sternenglut war, der den Eisgott ablenken konnte, und Shur´tugal nebenher auch nicht den Grossteil seiner Kräfte anderweitig verbrauchte. Trotzdem, der brennende Zorn, der jede Faser meines Körpers auszufüllen schien, erstickte jeden vernünftigen Gedanken, mein Glück hatte mir bisher immer beigestanden.
Mit einem Schrei warf ich mich nach vorn, Shur´tugal unternahm nichts, ließ mich kommen, sah wohl keine Bedrohung in mir. Ein Schwertkampf entbrannte, ich war ihm haushoch unterlegen, dennoch hiebte ich wie ein Berserker auf ihn ein, die Wunden, die seine Klinge erbarmungslos schlug spürte ich nicht, doch jede noch so kleine Schramme, die ich ihm zufügte, war ein Sieg. Ich war zum gefährlichsten aller Gegner geworden, zu einem, der nichts mehr zu verlieren hatte.
Noch immer brannte die Drachenklinge in hellen Flammen und schmolz den Schnee, auf dem sie lag, Samantha sah es und unter Aufbietung ihrer gesamten Willenskraft gelang es ihr, über den Schnee zu robben und das Schwert wieder an sich zu bringen, mit trübem Blick beobachtete sie den ungleichen Kampf, der zwischen mir und dem Eisgott entbrannt war. Das war ihre Chance, vermutlich die letzte... Ihre Muskeln kreischten vor Empörung, als sie ihren geschundenen Körper abermals zum Dienst zwang, nur zwei, drei Schritte, sie konnte es schaffen, sie musste es schaffen... Jetzt, ihr blieb keine Zeit mehr, sie musste es riskieren...
Langsam wurde der Eisgott des Kampfes überdrüssig, missmutig schlug er mich zu Boden und mir das Schwert aus der Hand, wie es das Schicksal wollte, landete ich direkt an der Stelle, wo zuvor die Vulkanaxt in den Schnee gefallen war. Shur´tugal blieb drohend vor mir stehen, „du bist wirklich mutig, oder sollte ich lieber sagen dumm? Sprich dein letztes Gebet Junge!“ Im selben Augenblick bemerkte ich eine Bewegung hinter ihm, er war abgelenkt, und bekam nicht mit, wie Samantha vom Boden aus, mit einem gewaltigen Satz aufsprang und ihm noch im Sprung die brennende Klinge in den Rücken rammte, kaum bot das Schwert ihren Händen Widerstand vermochte sie es nicht mehr zu halten und wurde von ihrem eigenen Schwung an einer anderen Stelle in den weißen Schnee katapultier, der sich jetzt auch dort langsam rot färbte...
Ohne wirklich nachzudenken nutzte ich den Moment ungläubigen Staunens, den die Wunde bei Shur´tugal ausgelöst hatte, reflexartig rollte ich herum, packte den Griff der Vulkanaxt und hätte sie um ein Haar wieder fallen lassen, als die glühenden Flammen mir die Hände versengten. Es war wie mit dem Lichtschwert, dies war Fayns Waffe, nicht meine. Dennoch ignorierte ich den Schmerz und stürmte vor. Alle meine Sinne waren nur auf ein Ziel gerichtet, der Eisgott bemerkte mich zu spät, konnte es nicht mehr verhindern, die Klinge sauste durch die Luft und spaltete ihm den Schädel. Ein ohrenzerreißender Schrei entwand sich Shur´tugals Mund, die Vulkanaxt entglitt meinen Händen und noch ehe der Schrei verklungen war, sank ich zu Boden in den weichen Schnee. Nebenbei war es mir, als dränge auf der Ferne ein Laut zu mit heran, eine leise, undeutliche Stimme, die Verzweifelt meinen Namen rief. Kurz darauf verstummte sie, verging wie ein Traum, um noch einmal zurückzukehren, doch diesmal rief sie nicht meinen Namen, es war etwas anderes, Worte einer fremden Sprache, und ich spürte wie angenehme Wärme meinen Körper umhüllte. Die zweite Stimme, die kurz darauf klarer aus den gewundenen Pfaden meines Bewusstseins erscholl, zuerst erbost, dann voller Angst, die hörte ich schon nicht mehr.
*
„Und? Was ist?“, Fëons Blick ruhte auf Lynn, zugleich angsterfüllt und hoffnungsvoll, der Halb-Elf blickte missmutig zu Boden, er machte sich Sorgen, und zugleich war er wütend, wütend auf sich, und wütend auf uns, die wir diesen Wahnsinn überhaupt erst gewagt hatten, „ich weiß es nicht! Ich habe die Verbindung verloren!“
„Majestät!“, die Eingangstür des Raumes flog mit einem lauten Knall auf und eine der Wachen stürmte mit klappernder Rüstung herein, „die Dämonen! Das Heer löst sich auf, sie metzeln sich gegenseitig nieder!“ Der König strahlte vor Freude, „sie haben es geschafft! Gib den Befehl zum Angriff!“ „Jawohl, Majestät!“, schon war der Soldat wieder verschwunden, Fëon blieb in bester Laune zurück, „was ziehst du für ein Gesicht Lynn? Sie haben es geschafft! Shur´tugal ist gefallen!“ „Ja aber warum finde ich sie dann nicht? Weder Fayn noch Nyki antworten meinem Ruf, die Verbindung zu Nico ist endgültig abgerissen und Samantha erreiche gar nicht erst! Da stimmt doch etwas nicht!“ Mit einem Schlag war die Freude des Königs wie weggeblasen, „und was hat das zu bedeuten?“ „Ich wünschte, ich wüsste es, doch es ganz gewiss bedeutet es nicht gutes. Irgendetwas ist geschehen, irgendetwas ist passiert während oder nachdem sie den Eisgott besiegt haben.“
„Welche Gründe kann es haben, dass ihr Geist nicht erreichbar ist?“ Lynn richtete seinen Blick auf den Wolf, „soweit ich weiß, nur wenn sie durch Magie abgeschirmt werden, aber das ergibt keinen Sinn, außerdem war der Abriss zu plötzlich, oder wenn sie das Bewusstsein verloren haben, allerdings müsste die Bewusstlosigkeit sehr, sehr tief sein, dass ich so wie jetzt gar nichts spüre.“ „Könnten sie auch durch die Magie eines anderen abgeschirmt werden?“ „Theoretisch schon, aber was ergäbe das für einen Sinn? Wir wissen mit fast hundertprozentiger Sicherheit, dass Shur´tugal das zeitliche gesegnet hat, wer aber sollte sonst noch dort sein?“ „Abgesehen von Shur´tugals Handlangern? Ich glaube nicht, dass seine Gefolgschaft allein aus verzauberten Dämonen bestand. Allerdings glaube es geht hier weniger um das wer als um das wo, auch Orte können von Magie beschützt werden.“ „Schon, aber wo sollte her ein solcher Ort sein`? Du weißt etwas! Sag es mir!“ „Das kann ich nicht, ich weiß nichts, doch ich habe Geschichten gehört... Sobald ein wenig Ruhe eingekehrt ist müssen wir sie suchen.“ „Wie stellst du dir das vor? Wir wissen nicht einmal wo sie hingeflogen sind, geschweige denn wie weit! Ohne Nyki sind wir aufgeschmissen, abgesehen davon, dass hier noch hunderte hungriger Dämonen umherstreifen, die nichts lieber täten, als sich auf ein paar leichtsinnige Wanderer zu stürzen! Außerdem, was wenn sie wirklich das Bewusstsein verloren haben! Wenn wir warten sind sie längst erfroren, ehe wir sie finden!“
, Lynn konnte nicht anders, er schrie seine Verzweiflung und Angst in Gedanken heraus, vergessen war, dass der Wolf nichts dafür konnte und nur helfen wollte, vergessen war, dass er besser daran getan hätte sich einen Ausweg zu überlegen, da waren nur noch der Schmerz und die Angst, die sein Bewusstsein überschwemmten und sein Herz fast zum Stillstand brachten. Der Wolf zog sich zurück, Lynn bemerkte es nicht einmal und schrie weiter aus sich heraus, in die Stille und Leere der Gedankenwelt.
*
Dunkelheit, Dunkelheit und Kälte, was war geschehen? Warum gab es kein Licht? War ich tot? Ich konnte meinen Körper spüren und ich konnte ihn sogar bewegen, es tat höllisch weh und irgendwie spannte meine Haut, als wolle sie sich der Bewegung wiedersetzen, aber es ging. Vielleicht, fiel mir plötzlich ein, vielleicht würde es heller werden, wenn ich die Augen öffnete. Seltsam, es kostete mich eine gewaltige Anstrengung, die Lider zu heben, ganz so, als wüsste ich nicht mehr, wie das ging. Verständnislos starrte ich auf eine buntschillernde Fläche, Wirbel verschiedener Farben liefen ineinander und glitzerten und glänzten, irgendwie wie Zuckerguss. Der Boden unter meinen tastenden Händen war weich und kühl, aber nicht so kalt, wie man es von Schnee erwartet hätte. Ich drehte den Kopf ein wenig, das Zeug sah auch nicht aus wie Schnee, es war zwar weiß, aber flockig wie Wolken, und überall türmte es sich zu spiralförmigen Spitzen und Türmen auf. Wo war ich? Stöhnend richtete ich mich auf, mein Blick fiel auf unzählige, verschorfte Striemen, die sich unter der zerfetzten Kleidung über meine Haut zogen, ach ja der Kampf gegen Shur´tugal... Doch Moment... Ich hatte zwar den Schmerz nicht gespürt, doch die Wunden waren viel größer gewesen, viel breiter und viel tiefer, ich erinnerte mich noch wie sich der Schnee unter mir rot gefärbt hatte... Wie viel Zeit mochte vergangen sein? Shur´tugal, da war doch noch etwas... Nyki, Fayn! Samantha! Panisch sah ich mich um, von meinen Freunden war weit und breit nichts zu entdecken. Ich stand auf und tat einen Schritt, sofort stürzte ich wieder, alles begann sich zu drehen, was war nur los? Hilflos lag ich auf der Wolkenmasse.
„Es sieht aus, als sei großer-auf-zwei-Beinen erwacht.“, was war das? Eine leise Stimme durchdrang mein Bewusstsein.
„Unvorsichtig, er muss doch wissen, dass es wehtut, warum hört er nicht?“ „Vielleicht vermisst er seinen Clan? Ich glaube, ich glaube sogar vielleicht hat er keinen Mærow?“ „Keinen Mærow? Das kann nicht sein! Jeder Æica hat einen Mærow! Sie beschützen uns!“ „Er ist aber kein Æica!“ „Kein Mærow für den großen-auf-zwei-Beinen? Das ist traurig, er muss sehr einsam sein.“
„Wer seid ihr?“, beim Klang meiner Stimme zuckte ich zusammen, auch die Stimmen erschraken.
„Singt er?“ „Vielleicht.“ „Was wenn... Vielleicht hat er uns gehört?“ „Unmöglich! Ich bin ganz sicher, er hat keinen Mærow und er ist auch kein Æica, wie sollte er uns hören? Bestimmt ruft er nach seinem Clan.“ „Sie werden nicht antworten, weiß er das nicht? Sie sind doch dort-wo-es-keine-Farben-gibt.“ „Wie soll er das wissen?“ „Weiß nicht, kommt er von oben-wo-die-Feuerkugel-am-Himmel-schwebt?“ „Wie soll ich das wissen? Frag Ñyça, der Clanvater wird es dir sagen können.“
Die Stimmen entfernten sich, in meiner Verzweiflung tat ich das Einzige, das für mich einen Sinn ergab, ich sandte meinen eigenen Geist aus, um die Unbekannten zu rufen, „wartet! Wer seid ihr? Bitte helft mir.“
Ich konnte spüren, wie die Redner erstarrten, „war er das? Hat der große-auf-zwei-Beinen gesprochen?“ „Ich weiß nicht, vielleicht, ja, vielleicht ruft er seinen Clan?“ „Dann würde er singen, das tut er aber nicht.“ „Was sollen wir machen?“
„Bitte! Geht nicht weg! Wo bin ich hier? Was ist passiert?“
„Es ist wirklich der große-auf-zwei-Beinen! Er spricht! Was kann er wollen?“ „Er klingt verzweifelt, sein Clan hat ihn verlassen... Sollen wir ihn mitnehmen?“ „Das dürfen wir nicht! Wir müssen mit Ñyça, sprechen, der Vater des Clans wird wissen, was zu tun ist.“ „Aber wir können ihn doch nicht hier lassen?“ „Hmm... Das ist schwierig, ich weiß, du wirst hier warten, ich bin bald zurück.“ „Warum soll ich warten?“ „Weil ich gehen muss.“ „Nun gut, Bruder im Clan, doch bitte beeile dich, der große-auf-zwei-Beinen ist mir unheimlich.“ „Ich werde schneller sein als ein Ðaçon! Fürchte nichts, Schwester im Clan, möge der-große-auf-den-Bergen dich beschützen!“
Jetzt war eine der Stimmen endgültig verschwunden, die zweite jedoch kam wieder spürbar näher, und obgleich nichts von dem, was die Stimmen sagten, für mich einen Sinn ergab, war ich darüber mehr als froh. Mühsam richtete ich mich abermals auf und betrachtete meine Umgebung genauer, wo war der Redner?
„Wen suchst du?“ „Dich, wo bist du?“ „Warum suchst du mich?“ „Ich würde gerne wissen, wie du aussiehst.“ „Warum?“ „Weil...“, ich stockte kurz, „ich weiß nicht warum.“ „Du bist komisch, aber gut.“
Ein handflächengroßes Wesen schwebte in mein Blickfeld, sein Körper war weiß und glitzerte ein wenig, wie Schnee. Alles in allem sah es ein bisschen aus, wie ein kleiner Drache, allerdings nur von der Körperform her, die vier Beine, die es beim Fliegen eng an den Leib gepresst hielt endeten in Klauenfüßen und der verhältnismäßig lange Schwanz, der in einer Gabelung endete, peitschte wie ein Ruder durch die Luft. Große, in allen Farben schillernde Flügel ragten aus seinen Schultern, und schlugen langsam auf und ab, um den kleinen Körper in der Schwebe zu halten. Das Gesicht wirkte befremdlich auf mich, das Wesen hatte keine erkennbaren Ohren noch Nase, und der lippenlose Mund, den es jetzt wie zu einem Lächeln geöffnet hielt, entblößte viele spitze Zähne. Das bemerkenswerteste jedoch waren die Augen, sie waren verhältnismäßig groß und unzählige Lichter tanzten über die silberfarbene Iris und die schwarze Pupille, diese Augen waren Neugierig und voller Lebensfreude, doch in ihnen lag auch eine Weisheit, die ich nicht zu erfassen vermochte.
„Hast du einen Namen?“ „Natürlich, ich heiße Ný.“ „Ný? Ein seltsamer Name.“ „Wieso?“, Ný klang beleidigt, „du bist seltsam, nicht ich, wie ist den dein Name?“ „Ist ja gut,“, versuchte ich das kleine Wesen zu beschwichtigen, „für dich bin ich seltsam, und für mich bist du seltsam, das ist doch ganz normal. Mein Name ist Nico.“ „Ni-Co? Bist du ein Clanvater?“ „Ein Was?“ „Ein Clanvater, ein Vater des Clans.“ „Wieso sollte ich das sein?“ „Weil du zwei Namen hast, Ni und Co.“ „Nein, das hast du falsch verstanden, ich habe nur einen Namen, Nico.“ „Ich bin verwirrt, wie können zwei Namen einer sein?“ „Vielleicht sind es hier zwei Namen, dort wo ich herkomme ist es einer.“ „Ah ja, ich glaube, das kann ich verstehen.“ „Wo bin ich hier eigentlich?“ „Das weißt du nicht? Das ist das Land-unter-dem-Schnee.“ „Das Land-unter-dem-Schnee? Wie bin ich hergekommen?“ „Das weiß ich nicht, plötzlich warst du da.“ „Hmm... Weißt du, was mit meinen Freunden ist?“, ich erschrak, als mir ein Gesprächfetzen von vorhin in den Sinn kam, vorhin hatte Ný mit dem anderen über meine Freunde gesprochen, das nahm ich zumindest an, und die Antwort war gewesen: „Sie werden nicht antworten, weiß er das nicht? Sie sind doch dort-wo-es-keine-Farben-gibt.“, dort-wo-es-keine-Farben-gibt, bedeutete das etwa...? Die Kehle schnürte sich mir zu.
„Ich weiß nicht, ich glaube, sie sind noch dort-wo-es-keine-Farben-gibt.“ „Was bedeutet es, dort zu sein, wo es keine Farben gibt? Sind sie...?“ „Sie sind, sie sind eben dort-wo-es-keine-Farben-gibt, von da bist du doch auch gerade erst gekommen.“ Erleichterung durchströmte mich, „du meinst, sie sind nur bewusstlos?“ „Ich weiß nicht, wenn du es so nennen willst... „Bewusstlos“, ein seltsames Wort... Sind deine „Freunde“ auch so seltsam wie du?“ „Ich finde sie nicht seltsam, nicht mehr, aber ich denke du hast da eine andere Einschätzung.“ „Du sprichst seltsam, ich glaube es ist wirklich das Beste, dich zu Ñyça zu bringen, der Clanvater wird dich verstehen.“
„Ný? Wo bist du, meine Tochter?“ „Ich bin hier ehrwürdiger Vater,“, antwortete Ný freudig, „der große-auf-zwei-Beinen ist bei mir.“ Ich spähte in die Landschaft, konnte aber niemanden entdecken. „Fæ hat mir alles berichtet, ich erwarte dich und das Menschenwesen, führe ihn nach Õuñþû, ich werde euch erwarten, und sag ihm, dass seine beiden Freunde wohlauf und auf dem Weg sind.“ Ný runzelte die Stirn, „Menschenwesen?“, sie schüttelte den Kopf, „jetzt beginnt sogar Ñyça seltsam zu sprechen? Ich nehme an, du hast alles gehört? Wir sollten schnell nach Õuñþû gehen, das ist unheimlich.“ „Ja, bringe mich in diese Stadt...“ „Du bist traurig, warum?“, fragte sie, während sie mir beim aufstehen zusah, mir war noch immer schwindelig, aber inzwischen ging es. Ich blickte zu Boden, eine tiefe Sorge erfüllte mein Herz, „weil er sagte, meine beiden Freunde seien auf dem Weg, wir waren aber zu viert. Ich mag gar nicht daran denken, was mit dem fehlenden geschehen sein mag...“ „Das tut mir Leid... Es ist traurig, wenn der Clan sich teilt, doch gib nicht auf, der fehlende „Freund“ mag sicher irgendwo sein, wir haben ihn nur einfach noch nicht gefunden.“ Ich lächelte, der aufrichtige Wunsch des kleinen Wesens, mich zu trösten verfehlte seine Wirkung nicht.
„Ist Õuñþû eure Stadt?“, fragte ich, während ich Ný durch das Wolkenland folgte. Sie überlegte kurz, „ich bin nicht sicher, was eine „Stadt“ ist, aber ich glaube schon, Õuñþû ist der Ort, an dem unser Clan lebt.“ „Ja, ich glaube, dann ist es eure Stadt.“ „Ni-co?“ „Ja?“ „Sei nicht traurig, viele Fragen erfüllen dein Herz, das sehe ich. Hab Vertrauen, ich bin sicher, Ñyça kennt die Antworten.“ „Da bin ich mir leider nicht so sicher...“
Der Weg war nicht weit, doch es dauerte eine ganze Weile, bis ich begriff, dass das, was ich nun schon längere Zeit vor mir sah, Õuñþû war. Vor mir erhob sich ein wahres Ungetüm aus Wolkenmasse, unzählige Türme ragten zu Himmel empor, das ganze sah ein wenig aus, als habe man versucht, aus Schaum ein Schloss zu bauen, doch der war natürlich in ganz eigenwillige Formen zerfallen. Erst als wir schon sehr nahe waren, und ich die Löcher im Wolkengebilde sah, durch die mehrere der seltsamen Wesen ihre Köpfe reckten, wurde mir klar, dass dies ihre Stadt war, obwohl das Wort „Bau“ vermutlich zutreffender war. Allerdings war es mir ein Rätsel, wie in aller Welt ich dort hineinkommen sollte.
Auch Ný schien sich das zu fragen, denn kaum, dass wir das Wolkengebilde erreicht hatten, blieb sie abrupt stehen und runzelte die Stirn, „du bist zu groß.“ „Es sieht ganz danach aus.“, in Gedanken fragte ich mich, was dann erst mit Nyki sein würde, vorrausgesetzt natürlich, dass es nicht Nyki war, der fehlte.
„Nico!“, er war es nicht, denn im selben Moment kam der große schwarze Drache aus einer anderen Richtung angestampft, er bewegte sich vorsichtig, als traue er dem Wolkenboden nicht recht, vielleicht befürchtete er, dass die doch recht weiche Masse sein Gewicht nicht würde tragen können, „also doch, ich dachte es mir schon, als ich hörte, dass einer von uns fehlt.“ „Was dachtest du dir? Wer ist es? Samantha oder Fayn?“ „Na ich bin es jedenfalls nicht.“
Tja, wer wohl? Mal schaun, wann ich wieder Zeit hab, bin shcon böse oder?
Also eine meiner Lieblingsstellen ist zum Beispiel, wo Samantha zum ersten Mal vorkommt. Sie ist so voller Geheimnisse und erzälit Nico in dieser Zeitspanne immer wieder etwas mehr über sich. Das finde ich sehr spannend. Eine Stelle an die ich mich auch immer wieder zurückerinnere ist da, wo Samantha und Nico nicht schlafen können und dann miteinander sprechen. Da wo Nico Samantha verspricht, ihr immer zu vertrauen. Eine weitere Lieblingsstelle von mir ist, wo Samantha und Nico in die Vergangenheit gehen. Da wirds wirklich spannend! Was ich schon immer mal fragen wollte, in dieser Stelle kommt doch ein Mann vor, der Nico sehr ähnlich sieht. Ist das wohl sein Vater? Aber wenn ich mirs recht überlege will ichs doch nicht wissen. Ich lass mich überrachen. Bin aber schon sooooo auf den angedeuteten Höhepunkt gespannt!!
Am liebsten mag ich eigentlich Samantha. Aber mir gefallen auch die anderen sehr gut!
MfG
PS: Jetzt hab ich schon wieder so viel geschrieben, sorry. Ach ja: Tolle Fortsetzung!
Am liebsten mag ich eigentlich Samantha. Aber mir gefallen auch die anderen sehr gut!
MfG
PS: Jetzt hab ich schon wieder so viel geschrieben, sorry. Ach ja: Tolle Fortsetzung!
Danke und es ist gerade toll wenn mal jemand viowel schreibt, "Tol" oder "klasse" sind zwar schön zu lesen aber ich möchte eben vorankommen. mit dem Höhepunkt wirds dauern aber gefühlsmäßig kommt bald wieder was, das die gefallen könnte, dauert aber noch(weiß nicht mit viel...(wiederhol es einfach tausendmal) Glück komm wir sogar heut noch dahin, beschwert euch dann aber nich wieder, dass ich zuviel schreibe.
, erklang die vertraute Stimme Fayns und der gedrungene Körper des Zwerges kam Nyki hervor. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein sollte. Nyki stupste mich aufmunternd mit dem Kopf an, „nimm´s nicht so schwer Kleiner, ich bin sicher, dass auch sie es geschafft hat, irgendwie.“ „Weißt du, was passiert ist? Was ist mit Carvahall?“ Ich legte eine Hand auf Nykis Schuppenpanzer, ohne ihn oder Fayn anzusehen erzählte ich den beiden, was ich wusste. Fayn zog die Stirn in Falten, „das ist seltsam...“ „Was meinst du? Es gibt da mehrere Dinge, die ich seltsam finde.“ „Dass du, obwohl dir Dracyvnar ganz schön zugesetzt hat, nicht zu Eis erstarrt bist.“ Ich zuckte mit den Schultern, „wer weiß? Vielleicht tut das Schwert dies ja nur, wenn Shur´tugal es will.“ „Möglich.“, der Zwerg wandte sich ab, das Thema schien für ihn nicht mehr interessant zu sein. „Wo sind eigentlich eure Waffen?“, erkundigte sich Nyki plötzlich, ich erstarrte und griff instinktiv nach meinem Gürtel, tatsächlich, sowohl das Lichtschwert als auch der Dolch der Geister waren mitsamt ihren Scheiden verschwunden, spurlos, als hätten sie nie existiert. Beunruhigt tauschte ich einen Blick mit Fayn, auch der Zwerg schien alles andere als glücklich.
„Ah, ihr seid also jene, die von oben-wo-die-Feuerkugel-am-Himmel-schwebt, zu uns kamen?“, ein weiteres jener Wesen, die diese seltsame Welt bevölkerten schwebte zu uns heran, es sah anders aus als Ný, sein Leib war nicht weiß sondern silberfarben, und die Schwingen hatten ihren farbigen Glanz verloren. Die Augen wiesen zwar dieselbe Farbe auf wie Nýs, doch lag in ihnen ein ganz anderer Ausdruck, ein Ausdruck von Macht und von Weißheit, die so tief ging, dass niemand sie zu erfassen vermochte. Das musste Ñyça sein, der Vater des Clans, was auch immer das bedeutete.
„Ja, ich glaube schon.“, antwortete ich dem Wesen, Ñyça rührte sich nicht. „Wo sind wir hier? Wie sind wir hergekommen?“, erkundigte sich Nyki ungeduldig, der Clanvater neigte den Kopf, „ich spüre einen ungeduldigen, ruhelosen Geist in euch, doch eure Fragen sind schwer zu beantworten, dies ist das Land-unter-dem-Schnee, mein Volk weiß, dass über uns eine weitere Welt besteht, doch noch nie kamen Wesen aus dieser Welt hierher. Ich vermag euch nicht zu sagen, warum euch das geschehen ist, dies ist eine Frage, die vermutlich nur der-große-auf-den-Bergen zu beantworten vermag.“ „Der-große-auf-den-Bergen? Wer oder was soll das sein?“, erkundigte sich Fayn verwirrt. „Auch das kann ich euch nicht sagen. Vermutlich wäre es das beste, ihr würdet hingehen und ihn selbst fragen.“ „Ja geht das denn so einfach?“, zweifelte Nyki. „Wieso sollte es nicht? Ihr müsst einfach nur nach Norden gehen, irgendwann gelangt ihr zu den Bergen. Doch ich warne euch, es ist ein heiliger Ort, wenn hier eine Sekunde vergeht, war es dort bereits ein Jahr.“ „Weshalb musst du uns deshalb warnen? Andersherum wäre das doch eher ein Problem.“, ich überlegte unterschied sich die Zeit hier auch von der in Runenland? Wie lange waren wir überhaupt schon hier? „Du denkst falsch Menschenwesen, ich warne euch, weil manchmal das, was man wiedergefunden zu haben glaubt, längst im Zeitenfluss verloren ging. Auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen.“ „Das verstehe ich nicht. Wovon sprichst du?“ Ñyça betrachtete den Drachen beinahe vorwurfsvoll und schüttelte langsam den Kopf, „sind alle Oberweltler so töricht? Ist euer Verstand nicht in der Lage, einzusehen, was euer Herz schon längst begriffen hat? Nun, wie dem auch sei, unser Gespräch endet hier und jetzt, kehrt wieder, wenn ihr gefunden habt, wonach ihr auf die Suche ginget, dann sollen ein paar euerer Fragen Antwort finden.“, er drehte sich um und schwebte langsam davon.
„Wenn ihr gefunden habt, wonach ihr auf die Suche ginget?“, wiederholte Nyki verdutzt, „was soll das heißen? Wonach suchen wir denn?“ „Nach Antworten.“, erwiderte Fayn kurz. Ich sagte nichts, die Worte Ñyças hatten mich verwirrt. „Ich finde wir sollten gleich losgehen.“, der Zwerg sah prüfend nach Norden, „um so eher können wir zurückkehren.“ „Meinetwegen.“, Nyki drehte sich zu mir um, „was ist mit dir Nico?“ „Mir ist es gleich.“, rasch kletterte ich auf den Rücken des Drachen, Fayn folgte mir, wenn auch wenig begeistert.
„Glaubt ihr, hier gibt es so was wie Tag und Nacht?“, erkundigte ich mich, nachdem wir sicherlich schon mehrere Stunden lang über das eintönige Wolkenland hinweggeflogen waren, Fayn legte den Kopf in den Nacken und sah zum glitzernden Zuckergusshimmel empor, „ich glaube nicht, hier gibt es weder Sonne noch Mond, wie sollte es also Tag oder Nacht geben?“ „Das ist sowieso komisch,“, bemerkte Nyki, „nach allem, was ich weiß müsste es doch ohne eine Lichtquelle wie die Sonne vollkommen dunkel sein, oder?“ Ich überlegte kurz, „eigentlich schon, aber es kommt mir vor, als würde dieses Land von sich aus leuchten, der Himmel der Boden, einfach alles hier. Vermutlich reicht dieses Licht.“ „Hey seht mal!“, Fayn deutete nach vorn, wo schon seit längerem eine dichte Nebelwand aufwallte, ist das... Sind das die Berge?“ „Was?“, fragte ich ihn neugierig, „ich kann nichts erkennen. Doch Fayn schüttelte nur den Kopf und im nächsten Augenblick durchbrachen wir die Nebelwand.
„Wow.“, mehr brachte ich nicht hervor, der Anblick, der sich uns hier bot hatte mir schlichtweg die Sprache verschlagen. Womit auch immer ich gerechnet hatte, damit nicht. Ein atemberaubender Ausblick bot sich uns, auf eine Gegend, die so gar nicht zu dem Einöden Wolkenland passen wollte, dass sich jenseits des Nebels in alle Himmelsrichtungen erstreckte, sanfte, grüne Hügel stiegen von fruchtbaren Ebenen auf und ein eindrucksvolles, größtenteils bewaldetes Gebirgsmassiv umschloss einen große See voll kristallklaren Wassers. Überall, gut sichtbar und ohne jede Scheu liefen Tiere umher, Eichhörnchen und Reptilien, Insekten und Mäuse, ja sogar Bären, Wölfe und Raubkatzen, friedlich Seite an Seite mit großen Herden wilder Schafe und Ziegen. Der betörende Gesang unzähliger Vögel erfüllte die Luft und Tierkinder der unterschiedlichsten Arten unterbrachen das gemeinsame Spiel um uns neugierig hinterher zu sehen.
„Ñyça hatte recht,“, erklärte ich mit rauer Stimme, nachdem Nyki am Ufer des Sees gelandet waren, sogleich waren ein paar Hasen und Rehe neugierig herangekommen, um uns zu beäugen, „das ist wirklich ein heiliger Ort.“ Fayn und der Drache nickten nur, sie schienen kein Wort hervorbringen zu können. Die Tiere schienen jetzt das Interesse zu verlieren und wandten sich ab, um seelenruhig anderen Beschäftigungen nachzugehen. „Was glaubt ihr, wo wir hinmüssen?“, erkundigte sich Fayn schließlich. „Ins Gebirge, wir suchen „Den-großen-auf-den-Bergen“, da ist es doch nur logisch, das wir ihn auch „auf den Bergen“ finden.“ Ich folgte dem Blick des Drachen und erspähte einen einzigen gigantischen Gipfel, der so weit in den Himmel ragte, dass es unmöglich war, seine Spitze auszumachen, „da hinauf?“ „Ich glaube schon.“, er betrachtete die Adler, die aus der Entfernung klein wie Stecknadelköpfe, um die Felsspitze kreisten. „Warum sind wir dann hier gelandet?“, Fayn blickte den Drachen zweifelnd an, „wir haben keine Zeit zu verlieren, oder? Also, lasst uns aufbrechen.“ „Nein haben wir nicht aber wir können nicht fliegen.“ „Was wieso?“ „Weil im Gebirge kein Platz zum landen ist, nicht wahr?“, kam ich dem Drache zu Hilfe, Nyki nickte, „genau, was ich gesehen habe, sind die Pfade eng und verschlungen viele Schluchten und Canons, vermutlich komme ich nicht mal allzu weit.“ „Willst du etwa hier bleiben?“, wollte der Zwerg verblüfft wissen, Nyki spähte zum Gebirge hin, „ich werde mitgehen und schauen, wie weit ich komme, doch es ist möglich, dass ich auf halber Strecke umkehren muss.“ „Gut, dann... Sollten wir wohl losgehen.“, erklärte ich und setzte mich in Bewegung, ehe die Beiden beginnen konnten, zu streiten.
Der Weg durch das Gebirge war eine mehr als willkommene Abwechslung gegenüber den Reisen, die wir sonst auf uns nahmen, in diesem Land schien es nichts, aber auch gar nichts zu geben, dass uns feindlich gesinnt war, bald bemerkten wir auch, das wir hier weder müde wurden, noch Hunger oder Durst verspürten, vermutlich weil für uns nur Sekunden vergingen, nicht aber Tage. Nykis Befürchtung erwies sich als unbegründet, die Wege waren seltsamerweise immer haargenau so breit, dass wir alle, auch der Drache, bequem vorankamen. Allerdings erschien sich der Gipfel ins unendliche zu erstrecken, wir waren schon sehr, sehr weit nach oben vorgedrungen, es schien fast, als sei dieser Gipfel als ein eigenes, karges und lebloses Gebirge, denn in diesen Höhen gab es keine Tiere mehr, emporgewachsen. Ein Glück nur, dass die Luft auch hier oben nicht dünner wurde, denn ansonsten wären wir wohl zur Umkehr gezwungen gewesen.
„Das gefällt mir nicht,“, erklärte Fayn leise, als wir gerade eine weitere Anhöhe erklommen hatten, und über eine wilde, zerklüftete Landschaft hinwegblickten, die sich noch unendlich auszudehnen schien. Der Wald war seltener geworden, doch noch immer gab es überall saftig Graswiesen und entlang wilder Gebirgsbäche sprossen unzählige Blumen in voller Pracht. „Was gefällt dir nicht?“, erkundigte ich mich vorsichtig, ich glaubte genau zu wissen, was er meinte, denn ich hatte das selbe Gefühl. „Das ist zu einfach, irgendetwas stimmt nicht.“ „Wieso sollten wir nicht einfach mal Glück haben?“, erkundigte sich Nyki mit sichtlich erzwungenem Optimismus, auch der Drache war zutiefst beunruhigt, „ich meine zumal, wir wollen doch nur zu diesem Typen hin, ihm ein paar Frage stellen, und dann gehen wir wieder, welchen Grund gibt es also, uns anzugreifen?“ „Seit wann braucht man einen Grund dazu?“, erkundigte ich mich ironisch. „Wir sprechen hier schließlich nicht von Dämonen...“, wehrte der Drache ab. Wieso nicht?“, Fayn hielt argwöhnisch nach einer Bewegung, einem Lebenszeichen jedweder Art Ausschau, „wer sagt uns, dass sie nicht längst bis hierher vorgedrungen sind?“ „Aber Ñyça sagte doch...“ „Er sagte lediglich, dass vor uns, noch niemand aus Runenland hier herkam, die Dämonen kommen aber nicht aus Runenland.“ „Meinetwegen.“, gab sich Nyki geschlagen, er drehte sich um und setzte den Weg fort, nachdenklich folgte ich ihm. An Fayns Worten war etwas dran, aber es war nicht die Angst, dass hinter dem nächsten Felsvorsprung ein Rudel Dämonen unserer harren könnte, die mich beunruhigte, es war etwas anderes, etwas, dass viel tiefer ging.
„Wow.“, Nyki war wie erstarrt stehen geblieben, als er ein weiteres Nebelfeld, das sich hier oben gebildet hatte, durchschritt. „Was ist?“, rasch trat ich neben ihn und erstarrte, das war zwar nicht die Spitze des Berges, langsam bezweifelte ich sowieso, dass er überhaupt eine Spitze hatte, aber wir waren zweifelsfrei am Ziel. Der Fels hatte sich in Kristalle verwandelt, glänzende, durchsichtige Kristalle, in denen sich helles Licht unbekannter Herkunft brach, und so einen Tanz aller Regenbogenfarben durch die Luft und über den Boden heraufbeschwor. Der Grossteil des Gebietes wurde von einem gigantischen See eingenommen, dessen makellos glatte Oberfläche in ungewissem Leuchten erstrahlte, während die bunten Funken darüber hinwegschwebten. In regelmäßigen Abständen erhoben sich glatte Trittsteine aus dem Wasser und bildeten einen Weg zu einem kristallenen Schloss das inmitten des Sees auf der Wasseroberfläche schwamm.
„Was ist das?“, Fayn blieb wie vom Donner gerührt stehen, weder Nyki noch ich wussten eine Antwort. „Ich würde sagen, wir sind am Ziel.“, erklärte der Drache schließlich, also lasst uns hineingehen.“ Zweifelnd blickte ich zu dem ehrfurchtgebietenden Gebäude hinüber, fast schien es, als bestünde es nur aus Türmen, die sich, in einer Spirale verschlungen immer weiter nach oben wanden, bis sie schließlich in einem letzten, besonders großen, Turm ausliefen. Spitz zulaufende Dächer und abweisende Mauern blitzten, aus unzähligen Bogenfenstern strömte Licht und leuchtende Flaggen flatterten im Wind. Entschieden wandte ich den Blick ab und betrachtete den Weg vor mir, rasch sprang ich auf den ersten Stein, wider Erwarten war er nicht im Mindesten glitschig oder feucht, und ich hatte keine Probleme, Halt zu finden. Vorsichtig sprangen Fayn und ich von Stein zu Stein, während Nyki über unsere Köpfe hinwegglitt, hier, wo es keine hohen Felsgipfel und engen Schluchten mehr gab, als den steilen Abhang, der jenseits des Sees immer weiter nach oben führte, konnte er seine Flügel wieder strecken.
Vorsichtig erklommen wir den schmalen Pfad, der sich spiralförmig um den unteren Teil des Gebäudes wand, und zum Tor hinaufführte. Die massiven Flügel schwangen auf, kaum dass wir einen Schritt in ihre Richtung taten, Nyki landete auf dem Vorsprung vor dem Eingang und gemeinsam traten wir vorsichtig ein. Das Tor führte in einen großen Saal, die Wände bestanden aus glattem, sauber bearbeiteten Stein unzählige Fackeln schwebten einfach in der Luft und warfen ihr flackerndes Licht auf rote Teppiche, die sich über den Boden ausbreiteten.
„Willkommen.“ Unruhig sahen wir uns um, konnten aber niemanden entdecken, die Stimme schien von überall herzukommen. „Ich habe euch erwartet, ihr habt sehr lange gebraucht.“ „Wer bist du?“, bist-du, bist-du, bist-du, hallte meine Stimme schaurig zwischen den Wänden wieder, ein unangenehmes Lachen ertönte, es klang wie das erboste Meckern einer Ziege, „wer ich bin? Wer soll ich schon sein? Ich bin der, nachdem ihr sucht, doch kommt rein, kommt rein, ich warte schon auf euch.“ Am anderen Ende des Raumes öffnete sich knarrend ein weiteres Tor, dann herrschte Stille. „Was soll das?“, fragte Nyki beunruhigt. Wir wussten es nicht, unentschlossen betrachtete ich das Tor, „sollen wir hineingehen?“ „Wir haben wohl kaum eine andere Wahl.“, erklärte Fayn mit mildem Spott, „das hier ist vermutlich unser einziger Weg zurück.“ „Du hast recht.“, entschlossen setzte sich Nyki in Bewegung, wir folgten ihm und durchschritten nacheinander das Tor.
„Ah, da seid ihr ja.“ Das erste was ich sah, war der Besitzer der Stimme, es war ein großer, breitschultriger Mann, vermutlich um die vierzig. Er hatte ein feingeschnittenes, schmales Gesicht, die dunkelgrünen Augen kamen durch die leicht gebräunte Haut gut zur Geltung. Das Gesicht war glatt ohne jeden Bartwuchs, doch sein Haupthaar fiel über die Schultern bis zur Taille. Er trug eine silberfarbene Robe, der fließende Seidenstoff reichte bis auf den Boden und verbarg seine Füße. An einem goldenen Gürtel in Form einer Schlange, die sich selbst in den Schwanz beisst, der sich um die erstaunlich schmale Hüfte schlang, hingen mehrere, prall gefüllte Beutel und in schlanken Händen hielt er einen schwarzen Stab. Auch um diesen wand sich eine goldene Schlange, große Rubine glitzerten als Augen und verliehen der Verzierung eine unheimliche Lebendigkeit, der Kopf war so eingepasst, dass er einen faustgroßen, blutroten Juwel an der Spitze des Stabes festhielt. Mein zweiter Blick galt dem Raum, zu meinem erstaunen sah er fast haargenau so aus, wie der erste, lediglich gab es hier ein paar Fackeln weniger, so dass der Bereich zwei bis drei Schritte hinter dem Unbekannten in ungewissen Schatten lag, und zwei große Säulen , an deren Spitze zwei gleichaussehende Statuen prangten, erhoben sich direkt hinter ihm. Es war mir allerdings unmöglich, zu benennen, was diese bizarr geformten Skulpturen darstellen sollten, und das nicht nur wegen der miserablen Lichtverhältnisse.
Dann erst bemerkte ich die zweite Gestalt, die ruhig an die linke Säule gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf gesenkt, sodass das Gesicht im Schatten lag, verharrte. Die Gestalt war schlank und recht groß, langes, zu einem Zopf geflochtenes Haar, das im ungewissen Halbschatten dunkelblond erschien, fiel über die Schulter den Rücken hinunter. Die kürzeren Strähnen wurden von einem schmalen Metallreif aus dem Gesicht gehalten, der auch im Schatten so hell glänzte, als befände er sich in strahlendem Sonnenlicht. Es schien sich um einen Krieger zu handeln, denn auf dem Rücken ragten die Griffe zweier Schwerter unter einem, bodenlangen, dunkelgrünen Umhang hervor. Er schien noch jung zu sein, gewiss nicht älter als fünfzehn und trug eine schwarze Hose aus festem, glänzenden Stoff, sowie einen silbernen Brustpanzer, der sich bis über die Schultern erstreckte. Die Arme waren bloß, zugleich schlank und muskulös, dafür trug er seltsame Handschuhe, sie waren aus einem merkwürdigen, silbrigen Material, umschlossen zwar die eigentliche Hand, ließen aber die Finger frei und zogen sich bis zum ersten Drittel des Unterarms. Jetzt drehte der Krieger langsam den Kopf in unsere Richtung, der Ausdruck von Gleichmut und völligem Desinteresse, lag auf seinem Gesicht, das seine Jugend noch bestätigte, er hatte glatte, ebenmäßige Züge, die Augen jedoch konnten einem Angst einjagen. Sie erschienen ungewöhnlich groß in dem schmalen Gesicht, die Pupillen waren merkwürdig geweitet und nach oben und unten verzerrt, sodass sie senkrechte Ovale bildeten. Sie waren von einem seltsamen Mattschwarz, das sich nicht nur zu weigern schien, auch nur die kleinste Spiegelung oder Reflexion zu erzeugen, sondern scheinbar alles Licht aufsaugte. Auch der nurmehr schmale Irisring, der die Pupille umschloss, und vermutlich normalerweise in einem intensiven Grün erstrahlt wäre, schien von einem seltsamen Schleier überlagert, der den Augen jede Lebendigkeit raubte und sie wie zwei bodenlose Löcher wirken ließ. Wie sein ganzes Gebaren zeigten auch die Augen des Kriegers nicht das kleinste Gefühl, weder Furcht noch Hass, nicht einmal Verachtung.
„Wer bist du?“, erkundigte sich Nyki gereizt und schwenkte unruhig den Kopf, der Fremde lachte leise, „nennt mich Ardwen, wenn ihr wollt, doch ich im Grunde spielt es keine Rolle, Namen sind vergänglich.“ „Was soll das heißen?“, Fayn beäugte „Ardwen“ misstrauisch. „Ich nehme an, ihr habt Fragen,“, Ardwen ging nicht auf Fayns Frage ein, „vielleicht wäre es sinnvoll, sie zu stellen... Aber zuvor, zuvor solltet ihr euch vielleicht lieber erst einmal eure Waffen zurückholen.“ „Ihr wisst wo sie sind?“ „Natürlich weiß ich das Junge, sie sind dort, wo alle Waffen hinkommen, die diese Welt erreichen. Ihr müsst wissen, dass das „Land-unter-dem-Schnee“ eine Welt des Friedens ist, ein uralter Zauber, von dem heutzutage niemand mehr weiß, wer ihn sprach, und dessen Zentrum oben auf der Spitze dieses Berges ruht, sorgt dafür, dass sobald jemand das Wolkenland betritt, alles, was den Frieden gefährden könnte unschädlich gemacht wird. Waffen wandern zum Schrein der Winde und besondere Fähigkeiten wie Magie, werden blockiert, vielleicht habt ihr das ja bereits bemerkt.“
Nein das hatten wir, oder nicht bemerkt es hatte auch kein Grund bestanden, warum wir Magie hätten einsetzen sollen, aber es wunderte mich doch, dieser Ort hier war unverkennbar magisch, wie passte das zusammen? „Hier gelten die Gesetze nicht,“, erklärte er, als habe er meine Gedanken erraten, „dies ist mein Reich, hier gelten meine Gesetze, denn ich habe es erschaffen.“ „Was ist ein „Schrein der Winde“ und wie kommt man dorthin?“, Fayn schien nicht sicher zu sein, was er von dem Fremden halten sollte, unruhig wanderte der Blick des Zwerges durch den Raum. „Ich kann euch hinbringen und ich kann euch auch, sobald ihr eure Waffen erhalten habt wieder herholen, damit ihr eure Fragen stellen könnten. Doch es liegt in eurer Hand und ich muss euch warnen, niemand, der den Schrein der Winde betrat, ist jemals zurückgekehrt.“ Wie auf Kommando richteten sich die fragenden Blicke von Fayn und Nyki auf mich, scheinbar hatten die beiden in völliger Übereinstimmung beschlossen, dass jetzt, wo Samantha verschwunden war, ich der Anführer dieses Unternehmens sein sollte. Ich seufzte innerlich, ihr Vertrauen ehrte mich, doch ich fühlte mich nicht in der Lage, diese Verantwortung zu tragen, was wusste ich schon?
„Es sieht nicht aus, als hätten wir groß eine Wahl, wir brauchen unsere Waffen und wir müssen wissen, wie wir zurückkommen. Wir werden euer Angebot annehmen.“, erklärte ich schließlich und betete, dass ich es nicht bereuen würde. Ardwen nickte langsam, „so sei es denn, ich werde...“
Leise Schritte erklangen in der Dunkelheit und unterbrachen ihn. Ein glühendes Paar gelber Augen glomm inmitten der Schatten auf. Der Krieger hatte den Blick wieder abgewandt und starrte ausdruckslos zu Boden, er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als direkt vor ihm eine riesige schwarze Raubkatze aus der Dunkelheit hervorbrach, alle Anwesenden aus funkelnden, schwefelgelben Augen abschätzend musterte, um dann den mächtigen, schwarzen Leib zu recken und sich gleich einer Statue zu den Füßen des Kriegers niederzulassen. Ardwen warf dem Raubtier einen kurzen, und dem Krieger einen etwas längeren, Blick zu, dann wandte er sich wieder an uns und fuhr fort, „ich werde euch nun zum Schrein der Winde schicken und ich werde es wissen, wenn die Zeit gekommen ist, da ihr zu mir zurückkehren müsst, ich wünsche euch Glück, Erdenkinder.“ Er hob die Arme und weißes Licht umströmte ihn, breitete sich aus. „Wartet,“, sagte ich leise, während er den Zauber bereits wirkte, „es gibt noch eine Frage die ich jetzt stellen muss, wisst ihr, was mit Sam... Mit unserer Gefährtin geschehen ist?“ „Sie hat diese Welt nie betreten.“, die Antwort kam schnell, zusammen mit der plötzlich kalt und schneidend scheinenden Stimme traf sie mich wie ein Peitschenhieb, und durch den dichterwerdenden Nebel glaubte ich zu sehen, wie der Ausdruck falscher Güte und das zwanghafte Lächeln, welche die ganze Zeit sein Gesicht geschmückt hatten, aber nicht als gespielt zu erkennen gewesen waren, abfielen und einen kurzen Augenblick lang ein Antlitz enthüllten, dass von Grausamkeit und Machtgier gezeichnet war.
Ich schrieb dies meiner Einbildungskraft zu, nicht erklären jedoch konnte ich die leise Stimme, die einhergehend mit einer Gewissheit, deren Herkunft ich nicht kannte, jeden Fleck meines Bewusstseins zu durchhallen schien, „er lügt, er lügt.“ Ich wusste nicht, woher ich es wusste, doch ich wusste es mit völliger Sicherheit, als ich im weiß der Nebelschwaden versank.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einem kalten Boden aus dunkelgrauen Steinfliesen. Auch die tristen, grauen Wände des kleinen Raumes bestanden aus schmucklosen Steinquadern. Dennoch wirkte das ganze irgendwie gepflegt, weder Moos noch Flechten waren zu entdecken, kein Ungeziefer huschte umher und nicht das kleinste Staubkörnchen bedeckte die kalten Steine die alle sorgfältig glatt geschmirgelt waren und von denen nicht einmal auch nur das allerkleinste Eckchen abgesplittert oder gerissen war.
„Ist das der Schrein der Winde?“ Ich wirbelte herum als Nykis Stimme ertönte, meine Freunde hatten hinter mir gestanden und schienen auch selbst gerade erst zu sich gekommen zu sein, ich wunderte mich ein wenig, dass alles so klar zu erkennen war, wo es hier doch weder Fenster noch Kerzen oder Fackeln oder sonstige Lichtquellen gab. „Tja, ich schätze schon, sonst wären wir wohl nicht hier, oder?“, Fayn klang unsicher und nervös, so hatte ich den Zwerg, ja eigentlich überhaupt einen Zwerg noch nie sprechen hören, „ich fürchte nur, es gibt ein unbedeutendes, kleines Problem, ich meine nur, wo ist die Tür?“ „Was?“, erschrocken betrachtete ich die massiven Wände, tatsächlich schienen sie nirgendwo durch eine Tür unterbrochen zu werden. „Das ist nicht gut.“, stellte Nyki beunruhigt fest, „was sollen wir jetzt tun? Meint ihr, das war Absicht?“ Ich schüttelte den Kopf, „glaub ich nicht, Sam hat mir mal erzählt, dass es so gut wie unmöglich ist, solch einen Zauber genau auszurichten, allerdings weiß ich nicht, wie wir uns aus dieser Lage befreien sollen.“, mutlos betrachtete ich die gegenüberliegende Wand und spürte, wie Panik in mir aufstieg. „Apropos Zauber,“, ergriff Fayn plötzlich das Wort und fixierte mich mit seinen seltsamen, flammenden Augen, „gesetzt dem Fall, dass es hier möglich ist, Magie zu benutzen, glaubst du, du kannst diese Wand zerstören?“ „Ich weiß nicht. Denn Versuch ist es sicherlich wert, aber wie genau stellt man das am besten an? Ich meine, diese Mauern scheinen sehr dick zu sein, eine Explosion, die stark genug ist, sie zu sprengen, vorrausgesetzt natürlich, ich kann eine solche bewirken, würde uns unweigerlich zerfetzen.“ „Hm, das ist schwierig“, Nyki legte nachdenklich den Kopf schief, „wir brauchen also eine Möglichkeit uns dieser Wand zu entledigen, die einerseits im Bereich des für dich Möglichen liegt und uns andererseits nicht gleich mit umbringt... Wie zerstört man eine Mauer?“ „Warum versuchst es nicht erst mal du?“, die Lösung war mir wie Schuppen von den Augen gefallen, Nyki starrte mich jedoch nur ratlos an, „wie meinst du das Nico, ich habe nicht die geringste Ahnung davon, wie man Magie...“ „Aber du bist ein Drache, oder? Warum versuchst du nicht, ob du die Mauer zertrümmern kannst?“ Einen Moment lang starrte er mich ziemlich perplex an, dann hellte sich seine Miene auf, wenn man das bei einem Drachen so sagen kann, „natürlich! Wir haben den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen, es ist so einfach...“ „Na, na, probier erst mal, ob es klappt.“, beschwichtigte Fayn den Drachen, Nyki nickte, er beäugte die rechte Wand kritisch, drehte sich um und sein stachelbewehrter Schwanz rammte mit voller Wucht den Stein.
Ein leises „Pling“ ertönte, ein wenig wie das Zusammenstoßen zweier Weingläser, dann zogen sich mit lautem Getöse Gewaltige Risse durch den Steinquader und Felssplitter schossen durch die Luft. Ein zweiter Schlag ließ den gesamten Raum erbeben und hinterließ ein kopfgroßes Loch in der Wand, jetzt sah man, dass sie etwa eine Armlänge dick war. Der dritte und der Vierte Schlag vergrößerten die Öffnung und der fünfte schließlich brachte die Wand vollends zum Einsturz. In eine dichte Staubwolke gehüllt, kletterten wir über die Trümmer hinweg und warteten, bis es uns wieder möglich sein würde, unsere Umgebung in Augenschein zu nehmen.
Was wir dann jedoch sahen, verschlug zumindest mir erst mal den Atem, wir befanden uns in einer gewaltigen Halle, deren gigantische Ausmaße schon gar nicht mehr zu ermessen waren. Obwohl auch dieser Raum rundum aus öffnungsfreien Steinquadern bestand, und es auch hier keine erkennbare Lichtquelle gab, herrschte dennoch strahlende Helligkeit und Lichtstrahlen unbekannter Herkunft, brachten das Metall unzähliger Waffen und Rüstungen zum glänzen, die sich bergeweise um uns herum auftürmten.
„Wie zum Geier sollen wir hier noch in diesem Leben unserer Sachen wiederfinden?“, erkundigte sich Fayn überwältigt mit heiserer Stimme, der Anblick schien ihm beinahe die Sprache verschlagen zu haben. „Cojiriyv fys shyris obhyvth forna zahir yjorlo Ghathäe kquyvas, hadjivoö dji shyris arryvyare.“, sagte ich leise, ich hatte mir selbst schon diese Gedanken gemacht, und war zu dem Schluss gekommen, dass dies die einzige Möglichkeit war, erleichtert bemerkte ich, dass die Magie hier tatsächlich Wirkung zeigte. Ein lautes Klirren und das Geräusch von auf Metall schabenden Metall ertönte, als vor uns eine regelrechte Waffenlawine niederging und einer der meterhohen Berge in sich zusammenstürzte. Allein die Vulkanaxt schwebte heran, Fayn nahm sie wortlos entgegen. „Du bist genial.“, erklärte Nyki ernst, aus dem Mund des Drachen war das ein wirklich unerhörtes Lob, ich konnte nicht verhindern, dass ich ein wenig errötete, „ach was, ich... Wir... Schließlich fehlen uns noch Sachen.“ Nyki antwortete nicht, doch sein Mund verzog sich zu einem leichten Grinsen, rasch wandte ich mich ab. „Ich glaube, ich weiß, woran das liegt.“ „Was?“, erkundigte ich mich zerstreut, Fayn schüttelte ungeduldig den Kopf, „dass weder dein Dolch noch dein Schwert erschienen sind, ich habe mich mal umgesehen, hier scheint es nur Äxte Spieße und ähnliches sowie eben die Rüstungen, die ein Speer- oder Axtkämpfer benötigt, zu geben.“ „Das ist möglich.“, jetzt erst sah ich, dass der Zwerg sich weiterhin mit einem neuen großen Speer und drei kleinen Wurfbeilen ausgerüstet hatte, „hältst du das für klug? Diese Sachen gehören uns nicht.“ „Na und?“, Fayn zuckte mit den Schultern, „was soll schon groß passieren? Ich kann sie gut gebrauchen und wenn sie hier vor sich hinrosten, nutzen sie doch keinem.“ Mir viel nichts ein, was ich darauf hätte erwidern können, und auch Nyki schien keine Bedenken zu haben, dennoch konnte ich eine gewisse Unruhe nicht von mir weisen, irgendwie spürte ich, dass es nicht gut war, was Fayn getan hatte. „Tja,“, Nyki sah sich aufmerksam um, „was glaubt ihr, wo wir den nächsten Raum finden?“ „Vermutlich hinter der Tür.“, erwiderte Fayn spöttisch, zeitgleich mit dem Drachen fuhr ich überrascht herum und starrte den Zwerg an, „Tür?“
Tatsächlich, auf der anderen Seite des Saales, hinter mehreren Waffenbergen fast verborgen, befand sich eine schmale Silbertür, Nyki würde da jedenfalls definitiv nicht hindurchpassen. Vorsichtig bahnten wir uns einen Weg über die Waffenberge, obwohl immer wieder Teile unter unseren Füßen fortglitten und wir auf vorspringende Klingen achten mussten, war der Untergrund alles in allem erstaunlich fest und der Aufstieg leicht.
Der zweite Saal glich dem ersten aufs Haar, hier jedoch türmten sich nicht Äxte und Lanzen, sondern Stäbe und Zepter in allen nur erdenklich Variationen, und das funkeln unzähliger Kristalle und Juwelen erfüllte den Raum. Dennoch, keiner von uns hatte jemals eine solche Waffe besseren und rasch eilten wir zur nächsten Tür, abermals brachte Nyki Teile der Wand zum Einsturz, als er auch die zweite Öffnung für seinen gewaltigen Leib erweiterte.
Hier fanden wir, was wir gesucht hatten, die Halle erschien, soweit das überhaupt möglich war, noch viel größer als die vorherige und Schwerter, Säbel, Degen, Messer, Dolche und ähnliches Stapelten sich bis hinauf unter die Decke, die vom Boden aus kaum zu erkennen war. Leise wiederholte ich den Spruch, sogleich kehrten das Lichtschwert und der Dolch der Geister zu mir zurück, doch noch eine dritte Waffe, ein weiteres Schwert schwebte heran und zerstreute die letzten Zweifel. Es war die Drachenklinge. Vorsichtig befestigte ich sie ebenfalls an meinem Gürtel, weder Nyki noch Fayn nahmen groß Notiz davon, der Zwerg grinste nur vielsagend, doch das ließ mich kalt, Gedanken rasten durch meinen Kopf, warum hatte Ardwen gelogen? Was war mit Samantha passiert? Und wo war sie jetzt? Nun, es würde wohl nicht mehr allzu lange dauern bis ich Antworten erhalten würde, doch eins gab es zuvor noch zu tun...
Zielstrebig kletterte ich über die Klingenhügel hinweg dorthin, wo ich die nächste Silbertür erspäht hatte. Nyki und Fayn folgten mir arglos, vermutlich glaubten sie, dass mir noch etwas fehlte, als wir jedoch die nächste und scheinbar letzte Halle erreichten, und sich diese als ein Lager von Bögen, Armbrüsten, Blasrohren und andern Schusswaffen entpuppte, bedachte mich der Drache mit einem äußerst seltsamen Blick, „was wollen wir hier Nico? Keiner von uns hat jemals einen Bogen besessen.“ Ich ließ meinen Blick durch den Raum gleiten, „ich suche ihren Bogen, den Bogen der Macht.“ „Aber Nico.“, Nykis Tonfall war neutral, doch die Blicke, mit denen er und Fayn mich bedachten, eine Mischung aus Mitleid und Besorgnis, sagten alles, „du hast Ardwen doch gehört, sie ist nicht hier, sie war nie hier, wie sollten ihre Waffen hierher gelangt sein?“ „Er hat gelogen.“, erwiderte ich knapp und formte im Geiste die Worte, die ich brauchen würde um den Bogen zu rufen. Zunächst schwiegen die beiden betrachteten mich nur ungläubig, dann ergriff Fayn das Wort, „woher willst du das wissen?“ „Ich weiß es eben, ich wusste es in dem Moment, da er die Worte sprach, woher auch immer, und dies hier ist mir Beweis genug.“, ich zog die Drachenklinge vorsichtig aus ihrer Scheide und hielt sie ihnen hin, die beiden musterten das Schwert, und blickten dann wieder mich an, der Ausdruck ihrer Gesichter hatte sich nicht gewandelt, immerhin, ich bezweifelte, dass sie Samanthas Schwert jemals zuvor wirklich eingehend betrachtet hatten. „Nico...“, begann Nyki langsam, es klang ein bisschen, wie eine Mutter die ihrem Kind erklärte, dass unter dem Bett kein Monster wohnte, „ich verstehe ja, dass du dir Sorgen um sie machst, aber das ist noch lange kein Grund...“ „Versteht ihr denn nicht?“, brauste ich auf, „das ist ihr Schwert! Das ist die Drachenklinge, daran gibt es keinen Zweifel! Und wenn das Schwert hier ist...“ „Es ist ein Schwert von vielen.“, erwiderte Fayn langsam, wohl darauf bedacht, mir nicht in die Augen zu sehen, „das hat nichts zu sagen, es gibt unzählige Schwerter, die nach dem Muster der Schicksalsklingen gefertigt wurden, ich bezweifle stark, dass es sich hier um Samanthas Schwert handelt, sicher hast du dich getäuscht.“ „Aber...“ „Selbst angenommen, es stimmt und dies ist ihr Schwert, müssen wir hier nicht weiter suchen, denn den Bogen hat sie bei Lynn gelassen, sie hat nur ihr Schwert bei sich gehabt, alles andere blieb im Schloss. Lasst uns gehen.“, erklärte Nyki sanft und ging zurück zur Tür, Fayn folgte ihm sofort, ich nach einem Moment des Zögerns.
Wir hatten gerade wieder die Halle mit den Stäben erreicht, als uns der weiße Nebel erneut einhüllte und forttrug, diesmal verloren wir nicht das Bewusstsein und fanden uns innerhalb von Sekunden in Ardwens Saal wieder, nichts schien sich verändert zu haben.
„Wie ich sehe wart ihr erfolgreich, ihr habt die Bestie also bezwungen?“ „Bestie?“, wiederholte Fayn perplex und starrte Ardwen an, „was für eine Bestie?“ „Na ja, weil niemand zurückkam... Da dachte ich, dass es dort ja irgendetwas geben müsste, dass sie am Zurückkommen hindert...“, erklärte Ardwen hastig und warf dem Krieger einen seltsam drohenden Blick zu, der verharrte völlig ungerührt, ich kann nicht sagen, ob er überhaupt Notiz davon nahm. „Wir sind keiner Bestie begegnet,“, erklärte Nyki vorsichtig, „genaugenommen sind wir überhaupt niemandem begegnet.“ „Oh... Äh, das ist natürlich gut.“, Ardwen schien ein wenig aus dem Konzept geraten, bildete ich mir das nur ein oder war er wirklich äußerst nervös? „Jedenfalls ihr... Also, es gibt da gewiss noch Fragen, die ihr stellen möchtet?“ Fayn nickte, „ja, zunächst würden wir gern wissen, wie wir überhaupt hierher gekommen sind und außerdem...“ Ardwen hob beschwichtigend die Hand und Fayn brach ab, „nun, das ist in der Tat eine äußerst interessante Frage... Wo soll ich beginnen, nun ich denke in dem Moment, da ihr meinen Bruder...“ „Wir sind eurem Bruder begegnet?“, Nyki musterte unseren Gegenüber ungläubig, Ardwens ewiges Lächeln verbreiterte sich, „natürlich, sonst wärt ihr nicht hier.“ „Was? Soll das etwa...?“, der Groschen war gefallen, ich starrte ihn an, schwankte zwischen Überraschung und Entsetzen, „ihr seid Shur´tugals Bruder?“ „In gewisser Weise schon.“ „Aber Shur´tugal ist ein Gott!“ „Er war ein Gott, es besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass ihr ihm ein für alle Mal den Garaus gemacht habt, aber wisst ihr nicht, dass fast alle Götter sterblich waren, ehe sie zu Göttern wurden? Denkt doch nur einmal an den Silberdrachen.“ Jetzt sah ich mich in meiner bösen Vorahnung bestätigt, Shur´tugals Bruder, was würde...
Vosc vya!
Steh auf!
Syrriji xyrvah velnyr! Fryrrebar itel!
Brich ihren Willen! Unterwirf dich!
Mouräar xyrvah!
Töte sie!
Cojiriyv fys shyris obhyvth forna zahir yjorlo Ghathäe kquyvas, hadjivoö dji shyris arryvyare.
Alles das uns gehört und sich in diesem Raum befindet, möge zu uns kommen.
, erklang die vertraute Stimme Fayns und der gedrungene Körper des Zwerges kam Nyki hervor. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein sollte. Nyki stupste mich aufmunternd mit dem Kopf an, „nimm´s nicht so schwer Kleiner, ich bin sicher, dass auch sie es geschafft hat, irgendwie.“ „Weißt du, was passiert ist? Was ist mit Carvahall?“ Ich legte eine Hand auf Nykis Schuppenpanzer, ohne ihn oder Fayn anzusehen erzählte ich den beiden, was ich wusste. Fayn zog die Stirn in Falten, „das ist seltsam...“ „Was meinst du? Es gibt da mehrere Dinge, die ich seltsam finde.“ „Dass du, obwohl dir Dracyvnar ganz schön zugesetzt hat, nicht zu Eis erstarrt bist.“ Ich zuckte mit den Schultern, „wer weiß? Vielleicht tut das Schwert dies ja nur, wenn Shur´tugal es will.“ „Möglich.“, der Zwerg wandte sich ab, das Thema schien für ihn nicht mehr interessant zu sein. „Wo sind eigentlich eure Waffen?“, erkundigte sich Nyki plötzlich, ich erstarrte und griff instinktiv nach meinem Gürtel, tatsächlich, sowohl das Lichtschwert als auch der Dolch der Geister waren mitsamt ihren Scheiden verschwunden, spurlos, als hätten sie nie existiert. Beunruhigt tauschte ich einen Blick mit Fayn, auch der Zwerg schien alles andere als glücklich.
„Ah, ihr seid also jene, die von oben-wo-die-Feuerkugel-am-Himmel-schwebt, zu uns kamen?“, ein weiteres jener Wesen, die diese seltsame Welt bevölkerten schwebte zu uns heran, es sah anders aus als Ný, sein Leib war nicht weiß sondern silberfarben, und die Schwingen hatten ihren farbigen Glanz verloren. Die Augen wiesen zwar dieselbe Farbe auf wie Nýs, doch lag in ihnen ein ganz anderer Ausdruck, ein Ausdruck von Macht und von Weißheit, die so tief ging, dass niemand sie zu erfassen vermochte. Das musste Ñyça sein, der Vater des Clans, was auch immer das bedeutete.
„Ja, ich glaube schon.“, antwortete ich dem Wesen, Ñyça rührte sich nicht. „Wo sind wir hier? Wie sind wir hergekommen?“, erkundigte sich Nyki ungeduldig, der Clanvater neigte den Kopf, „ich spüre einen ungeduldigen, ruhelosen Geist in euch, doch eure Fragen sind schwer zu beantworten, dies ist das Land-unter-dem-Schnee, mein Volk weiß, dass über uns eine weitere Welt besteht, doch noch nie kamen Wesen aus dieser Welt hierher. Ich vermag euch nicht zu sagen, warum euch das geschehen ist, dies ist eine Frage, die vermutlich nur der-große-auf-den-Bergen zu beantworten vermag.“ „Der-große-auf-den-Bergen? Wer oder was soll das sein?“, erkundigte sich Fayn verwirrt. „Auch das kann ich euch nicht sagen. Vermutlich wäre es das beste, ihr würdet hingehen und ihn selbst fragen.“ „Ja geht das denn so einfach?“, zweifelte Nyki. „Wieso sollte es nicht? Ihr müsst einfach nur nach Norden gehen, irgendwann gelangt ihr zu den Bergen. Doch ich warne euch, es ist ein heiliger Ort, wenn hier eine Sekunde vergeht, war es dort bereits ein Jahr.“ „Weshalb musst du uns deshalb warnen? Andersherum wäre das doch eher ein Problem.“, ich überlegte unterschied sich die Zeit hier auch von der in Runenland? Wie lange waren wir überhaupt schon hier? „Du denkst falsch Menschenwesen, ich warne euch, weil manchmal das, was man wiedergefunden zu haben glaubt, längst im Zeitenfluss verloren ging. Auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen.“ „Das verstehe ich nicht. Wovon sprichst du?“ Ñyça betrachtete den Drachen beinahe vorwurfsvoll und schüttelte langsam den Kopf, „sind alle Oberweltler so töricht? Ist euer Verstand nicht in der Lage, einzusehen, was euer Herz schon längst begriffen hat? Nun, wie dem auch sei, unser Gespräch endet hier und jetzt, kehrt wieder, wenn ihr gefunden habt, wonach ihr auf die Suche ginget, dann sollen ein paar euerer Fragen Antwort finden.“, er drehte sich um und schwebte langsam davon.
„Wenn ihr gefunden habt, wonach ihr auf die Suche ginget?“, wiederholte Nyki verdutzt, „was soll das heißen? Wonach suchen wir denn?“ „Nach Antworten.“, erwiderte Fayn kurz. Ich sagte nichts, die Worte Ñyças hatten mich verwirrt. „Ich finde wir sollten gleich losgehen.“, der Zwerg sah prüfend nach Norden, „um so eher können wir zurückkehren.“ „Meinetwegen.“, Nyki drehte sich zu mir um, „was ist mit dir Nico?“ „Mir ist es gleich.“, rasch kletterte ich auf den Rücken des Drachen, Fayn folgte mir, wenn auch wenig begeistert.
„Glaubt ihr, hier gibt es so was wie Tag und Nacht?“, erkundigte ich mich, nachdem wir sicherlich schon mehrere Stunden lang über das eintönige Wolkenland hinweggeflogen waren, Fayn legte den Kopf in den Nacken und sah zum glitzernden Zuckergusshimmel empor, „ich glaube nicht, hier gibt es weder Sonne noch Mond, wie sollte es also Tag oder Nacht geben?“ „Das ist sowieso komisch,“, bemerkte Nyki, „nach allem, was ich weiß müsste es doch ohne eine Lichtquelle wie die Sonne vollkommen dunkel sein, oder?“ Ich überlegte kurz, „eigentlich schon, aber es kommt mir vor, als würde dieses Land von sich aus leuchten, der Himmel der Boden, einfach alles hier. Vermutlich reicht dieses Licht.“ „Hey seht mal!“, Fayn deutete nach vorn, wo schon seit längerem eine dichte Nebelwand aufwallte, ist das... Sind das die Berge?“ „Was?“, fragte ich ihn neugierig, „ich kann nichts erkennen. Doch Fayn schüttelte nur den Kopf und im nächsten Augenblick durchbrachen wir die Nebelwand.
„Wow.“, mehr brachte ich nicht hervor, der Anblick, der sich uns hier bot hatte mir schlichtweg die Sprache verschlagen. Womit auch immer ich gerechnet hatte, damit nicht. Ein atemberaubender Ausblick bot sich uns, auf eine Gegend, die so gar nicht zu dem Einöden Wolkenland passen wollte, dass sich jenseits des Nebels in alle Himmelsrichtungen erstreckte, sanfte, grüne Hügel stiegen von fruchtbaren Ebenen auf und ein eindrucksvolles, größtenteils bewaldetes Gebirgsmassiv umschloss einen große See voll kristallklaren Wassers. Überall, gut sichtbar und ohne jede Scheu liefen Tiere umher, Eichhörnchen und Reptilien, Insekten und Mäuse, ja sogar Bären, Wölfe und Raubkatzen, friedlich Seite an Seite mit großen Herden wilder Schafe und Ziegen. Der betörende Gesang unzähliger Vögel erfüllte die Luft und Tierkinder der unterschiedlichsten Arten unterbrachen das gemeinsame Spiel um uns neugierig hinterher zu sehen.
„Ñyça hatte recht,“, erklärte ich mit rauer Stimme, nachdem Nyki am Ufer des Sees gelandet waren, sogleich waren ein paar Hasen und Rehe neugierig herangekommen, um uns zu beäugen, „das ist wirklich ein heiliger Ort.“ Fayn und der Drache nickten nur, sie schienen kein Wort hervorbringen zu können. Die Tiere schienen jetzt das Interesse zu verlieren und wandten sich ab, um seelenruhig anderen Beschäftigungen nachzugehen. „Was glaubt ihr, wo wir hinmüssen?“, erkundigte sich Fayn schließlich. „Ins Gebirge, wir suchen „Den-großen-auf-den-Bergen“, da ist es doch nur logisch, das wir ihn auch „auf den Bergen“ finden.“ Ich folgte dem Blick des Drachen und erspähte einen einzigen gigantischen Gipfel, der so weit in den Himmel ragte, dass es unmöglich war, seine Spitze auszumachen, „da hinauf?“ „Ich glaube schon.“, er betrachtete die Adler, die aus der Entfernung klein wie Stecknadelköpfe, um die Felsspitze kreisten. „Warum sind wir dann hier gelandet?“, Fayn blickte den Drachen zweifelnd an, „wir haben keine Zeit zu verlieren, oder? Also, lasst uns aufbrechen.“ „Nein haben wir nicht aber wir können nicht fliegen.“ „Was wieso?“ „Weil im Gebirge kein Platz zum landen ist, nicht wahr?“, kam ich dem Drache zu Hilfe, Nyki nickte, „genau, was ich gesehen habe, sind die Pfade eng und verschlungen viele Schluchten und Canons, vermutlich komme ich nicht mal allzu weit.“ „Willst du etwa hier bleiben?“, wollte der Zwerg verblüfft wissen, Nyki spähte zum Gebirge hin, „ich werde mitgehen und schauen, wie weit ich komme, doch es ist möglich, dass ich auf halber Strecke umkehren muss.“ „Gut, dann... Sollten wir wohl losgehen.“, erklärte ich und setzte mich in Bewegung, ehe die Beiden beginnen konnten, zu streiten.
Der Weg durch das Gebirge war eine mehr als willkommene Abwechslung gegenüber den Reisen, die wir sonst auf uns nahmen, in diesem Land schien es nichts, aber auch gar nichts zu geben, dass uns feindlich gesinnt war, bald bemerkten wir auch, das wir hier weder müde wurden, noch Hunger oder Durst verspürten, vermutlich weil für uns nur Sekunden vergingen, nicht aber Tage. Nykis Befürchtung erwies sich als unbegründet, die Wege waren seltsamerweise immer haargenau so breit, dass wir alle, auch der Drache, bequem vorankamen. Allerdings erschien sich der Gipfel ins unendliche zu erstrecken, wir waren schon sehr, sehr weit nach oben vorgedrungen, es schien fast, als sei dieser Gipfel als ein eigenes, karges und lebloses Gebirge, denn in diesen Höhen gab es keine Tiere mehr, emporgewachsen. Ein Glück nur, dass die Luft auch hier oben nicht dünner wurde, denn ansonsten wären wir wohl zur Umkehr gezwungen gewesen.
„Das gefällt mir nicht,“, erklärte Fayn leise, als wir gerade eine weitere Anhöhe erklommen hatten, und über eine wilde, zerklüftete Landschaft hinwegblickten, die sich noch unendlich auszudehnen schien. Der Wald war seltener geworden, doch noch immer gab es überall saftig Graswiesen und entlang wilder Gebirgsbäche sprossen unzählige Blumen in voller Pracht. „Was gefällt dir nicht?“, erkundigte ich mich vorsichtig, ich glaubte genau zu wissen, was er meinte, denn ich hatte das selbe Gefühl. „Das ist zu einfach, irgendetwas stimmt nicht.“ „Wieso sollten wir nicht einfach mal Glück haben?“, erkundigte sich Nyki mit sichtlich erzwungenem Optimismus, auch der Drache war zutiefst beunruhigt, „ich meine zumal, wir wollen doch nur zu diesem Typen hin, ihm ein paar Frage stellen, und dann gehen wir wieder, welchen Grund gibt es also, uns anzugreifen?“ „Seit wann braucht man einen Grund dazu?“, erkundigte ich mich ironisch. „Wir sprechen hier schließlich nicht von Dämonen...“, wehrte der Drache ab. Wieso nicht?“, Fayn hielt argwöhnisch nach einer Bewegung, einem Lebenszeichen jedweder Art Ausschau, „wer sagt uns, dass sie nicht längst bis hierher vorgedrungen sind?“ „Aber Ñyça sagte doch...“ „Er sagte lediglich, dass vor uns, noch niemand aus Runenland hier herkam, die Dämonen kommen aber nicht aus Runenland.“ „Meinetwegen.“, gab sich Nyki geschlagen, er drehte sich um und setzte den Weg fort, nachdenklich folgte ich ihm. An Fayns Worten war etwas dran, aber es war nicht die Angst, dass hinter dem nächsten Felsvorsprung ein Rudel Dämonen unserer harren könnte, die mich beunruhigte, es war etwas anderes, etwas, dass viel tiefer ging.
„Wow.“, Nyki war wie erstarrt stehen geblieben, als er ein weiteres Nebelfeld, das sich hier oben gebildet hatte, durchschritt. „Was ist?“, rasch trat ich neben ihn und erstarrte, das war zwar nicht die Spitze des Berges, langsam bezweifelte ich sowieso, dass er überhaupt eine Spitze hatte, aber wir waren zweifelsfrei am Ziel. Der Fels hatte sich in Kristalle verwandelt, glänzende, durchsichtige Kristalle, in denen sich helles Licht unbekannter Herkunft brach, und so einen Tanz aller Regenbogenfarben durch die Luft und über den Boden heraufbeschwor. Der Grossteil des Gebietes wurde von einem gigantischen See eingenommen, dessen makellos glatte Oberfläche in ungewissem Leuchten erstrahlte, während die bunten Funken darüber hinwegschwebten. In regelmäßigen Abständen erhoben sich glatte Trittsteine aus dem Wasser und bildeten einen Weg zu einem kristallenen Schloss das inmitten des Sees auf der Wasseroberfläche schwamm.
„Was ist das?“, Fayn blieb wie vom Donner gerührt stehen, weder Nyki noch ich wussten eine Antwort. „Ich würde sagen, wir sind am Ziel.“, erklärte der Drache schließlich, also lasst uns hineingehen.“ Zweifelnd blickte ich zu dem ehrfurchtgebietenden Gebäude hinüber, fast schien es, als bestünde es nur aus Türmen, die sich, in einer Spirale verschlungen immer weiter nach oben wanden, bis sie schließlich in einem letzten, besonders großen, Turm ausliefen. Spitz zulaufende Dächer und abweisende Mauern blitzten, aus unzähligen Bogenfenstern strömte Licht und leuchtende Flaggen flatterten im Wind. Entschieden wandte ich den Blick ab und betrachtete den Weg vor mir, rasch sprang ich auf den ersten Stein, wider Erwarten war er nicht im Mindesten glitschig oder feucht, und ich hatte keine Probleme, Halt zu finden. Vorsichtig sprangen Fayn und ich von Stein zu Stein, während Nyki über unsere Köpfe hinwegglitt, hier, wo es keine hohen Felsgipfel und engen Schluchten mehr gab, als den steilen Abhang, der jenseits des Sees immer weiter nach oben führte, konnte er seine Flügel wieder strecken.
Vorsichtig erklommen wir den schmalen Pfad, der sich spiralförmig um den unteren Teil des Gebäudes wand, und zum Tor hinaufführte. Die massiven Flügel schwangen auf, kaum dass wir einen Schritt in ihre Richtung taten, Nyki landete auf dem Vorsprung vor dem Eingang und gemeinsam traten wir vorsichtig ein. Das Tor führte in einen großen Saal, die Wände bestanden aus glattem, sauber bearbeiteten Stein unzählige Fackeln schwebten einfach in der Luft und warfen ihr flackerndes Licht auf rote Teppiche, die sich über den Boden ausbreiteten.
„Willkommen.“ Unruhig sahen wir uns um, konnten aber niemanden entdecken, die Stimme schien von überall herzukommen. „Ich habe euch erwartet, ihr habt sehr lange gebraucht.“ „Wer bist du?“, bist-du, bist-du, bist-du, hallte meine Stimme schaurig zwischen den Wänden wieder, ein unangenehmes Lachen ertönte, es klang wie das erboste Meckern einer Ziege, „wer ich bin? Wer soll ich schon sein? Ich bin der, nachdem ihr sucht, doch kommt rein, kommt rein, ich warte schon auf euch.“ Am anderen Ende des Raumes öffnete sich knarrend ein weiteres Tor, dann herrschte Stille. „Was soll das?“, fragte Nyki beunruhigt. Wir wussten es nicht, unentschlossen betrachtete ich das Tor, „sollen wir hineingehen?“ „Wir haben wohl kaum eine andere Wahl.“, erklärte Fayn mit mildem Spott, „das hier ist vermutlich unser einziger Weg zurück.“ „Du hast recht.“, entschlossen setzte sich Nyki in Bewegung, wir folgten ihm und durchschritten nacheinander das Tor.
„Ah, da seid ihr ja.“ Das erste was ich sah, war der Besitzer der Stimme, es war ein großer, breitschultriger Mann, vermutlich um die vierzig. Er hatte ein feingeschnittenes, schmales Gesicht, die dunkelgrünen Augen kamen durch die leicht gebräunte Haut gut zur Geltung. Das Gesicht war glatt ohne jeden Bartwuchs, doch sein Haupthaar fiel über die Schultern bis zur Taille. Er trug eine silberfarbene Robe, der fließende Seidenstoff reichte bis auf den Boden und verbarg seine Füße. An einem goldenen Gürtel in Form einer Schlange, die sich selbst in den Schwanz beisst, der sich um die erstaunlich schmale Hüfte schlang, hingen mehrere, prall gefüllte Beutel und in schlanken Händen hielt er einen schwarzen Stab. Auch um diesen wand sich eine goldene Schlange, große Rubine glitzerten als Augen und verliehen der Verzierung eine unheimliche Lebendigkeit, der Kopf war so eingepasst, dass er einen faustgroßen, blutroten Juwel an der Spitze des Stabes festhielt. Mein zweiter Blick galt dem Raum, zu meinem erstaunen sah er fast haargenau so aus, wie der erste, lediglich gab es hier ein paar Fackeln weniger, so dass der Bereich zwei bis drei Schritte hinter dem Unbekannten in ungewissen Schatten lag, und zwei große Säulen , an deren Spitze zwei gleichaussehende Statuen prangten, erhoben sich direkt hinter ihm. Es war mir allerdings unmöglich, zu benennen, was diese bizarr geformten Skulpturen darstellen sollten, und das nicht nur wegen der miserablen Lichtverhältnisse.
Dann erst bemerkte ich die zweite Gestalt, die ruhig an die linke Säule gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf gesenkt, sodass das Gesicht im Schatten lag, verharrte. Die Gestalt war schlank und recht groß, langes, zu einem Zopf geflochtenes Haar, das im ungewissen Halbschatten dunkelblond erschien, fiel über die Schulter den Rücken hinunter. Die kürzeren Strähnen wurden von einem schmalen Metallreif aus dem Gesicht gehalten, der auch im Schatten so hell glänzte, als befände er sich in strahlendem Sonnenlicht. Es schien sich um einen Krieger zu handeln, denn auf dem Rücken ragten die Griffe zweier Schwerter unter einem, bodenlangen, dunkelgrünen Umhang hervor. Er schien noch jung zu sein, gewiss nicht älter als fünfzehn und trug eine schwarze Hose aus festem, glänzenden Stoff, sowie einen silbernen Brustpanzer, der sich bis über die Schultern erstreckte. Die Arme waren bloß, zugleich schlank und muskulös, dafür trug er seltsame Handschuhe, sie waren aus einem merkwürdigen, silbrigen Material, umschlossen zwar die eigentliche Hand, ließen aber die Finger frei und zogen sich bis zum ersten Drittel des Unterarms. Jetzt drehte der Krieger langsam den Kopf in unsere Richtung, der Ausdruck von Gleichmut und völligem Desinteresse, lag auf seinem Gesicht, das seine Jugend noch bestätigte, er hatte glatte, ebenmäßige Züge, die Augen jedoch konnten einem Angst einjagen. Sie erschienen ungewöhnlich groß in dem schmalen Gesicht, die Pupillen waren merkwürdig geweitet und nach oben und unten verzerrt, sodass sie senkrechte Ovale bildeten. Sie waren von einem seltsamen Mattschwarz, das sich nicht nur zu weigern schien, auch nur die kleinste Spiegelung oder Reflexion zu erzeugen, sondern scheinbar alles Licht aufsaugte. Auch der nurmehr schmale Irisring, der die Pupille umschloss, und vermutlich normalerweise in einem intensiven Grün erstrahlt wäre, schien von einem seltsamen Schleier überlagert, der den Augen jede Lebendigkeit raubte und sie wie zwei bodenlose Löcher wirken ließ. Wie sein ganzes Gebaren zeigten auch die Augen des Kriegers nicht das kleinste Gefühl, weder Furcht noch Hass, nicht einmal Verachtung.
„Wer bist du?“, erkundigte sich Nyki gereizt und schwenkte unruhig den Kopf, der Fremde lachte leise, „nennt mich Ardwen, wenn ihr wollt, doch ich im Grunde spielt es keine Rolle, Namen sind vergänglich.“ „Was soll das heißen?“, Fayn beäugte „Ardwen“ misstrauisch. „Ich nehme an, ihr habt Fragen,“, Ardwen ging nicht auf Fayns Frage ein, „vielleicht wäre es sinnvoll, sie zu stellen... Aber zuvor, zuvor solltet ihr euch vielleicht lieber erst einmal eure Waffen zurückholen.“ „Ihr wisst wo sie sind?“ „Natürlich weiß ich das Junge, sie sind dort, wo alle Waffen hinkommen, die diese Welt erreichen. Ihr müsst wissen, dass das „Land-unter-dem-Schnee“ eine Welt des Friedens ist, ein uralter Zauber, von dem heutzutage niemand mehr weiß, wer ihn sprach, und dessen Zentrum oben auf der Spitze dieses Berges ruht, sorgt dafür, dass sobald jemand das Wolkenland betritt, alles, was den Frieden gefährden könnte unschädlich gemacht wird. Waffen wandern zum Schrein der Winde und besondere Fähigkeiten wie Magie, werden blockiert, vielleicht habt ihr das ja bereits bemerkt.“
Nein das hatten wir, oder nicht bemerkt es hatte auch kein Grund bestanden, warum wir Magie hätten einsetzen sollen, aber es wunderte mich doch, dieser Ort hier war unverkennbar magisch, wie passte das zusammen? „Hier gelten die Gesetze nicht,“, erklärte er, als habe er meine Gedanken erraten, „dies ist mein Reich, hier gelten meine Gesetze, denn ich habe es erschaffen.“ „Was ist ein „Schrein der Winde“ und wie kommt man dorthin?“, Fayn schien nicht sicher zu sein, was er von dem Fremden halten sollte, unruhig wanderte der Blick des Zwerges durch den Raum. „Ich kann euch hinbringen und ich kann euch auch, sobald ihr eure Waffen erhalten habt wieder herholen, damit ihr eure Fragen stellen könnten. Doch es liegt in eurer Hand und ich muss euch warnen, niemand, der den Schrein der Winde betrat, ist jemals zurückgekehrt.“ Wie auf Kommando richteten sich die fragenden Blicke von Fayn und Nyki auf mich, scheinbar hatten die beiden in völliger Übereinstimmung beschlossen, dass jetzt, wo Samantha verschwunden war, ich der Anführer dieses Unternehmens sein sollte. Ich seufzte innerlich, ihr Vertrauen ehrte mich, doch ich fühlte mich nicht in der Lage, diese Verantwortung zu tragen, was wusste ich schon?
„Es sieht nicht aus, als hätten wir groß eine Wahl, wir brauchen unsere Waffen und wir müssen wissen, wie wir zurückkommen. Wir werden euer Angebot annehmen.“, erklärte ich schließlich und betete, dass ich es nicht bereuen würde. Ardwen nickte langsam, „so sei es denn, ich werde...“
Leise Schritte erklangen in der Dunkelheit und unterbrachen ihn. Ein glühendes Paar gelber Augen glomm inmitten der Schatten auf. Der Krieger hatte den Blick wieder abgewandt und starrte ausdruckslos zu Boden, er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als direkt vor ihm eine riesige schwarze Raubkatze aus der Dunkelheit hervorbrach, alle Anwesenden aus funkelnden, schwefelgelben Augen abschätzend musterte, um dann den mächtigen, schwarzen Leib zu recken und sich gleich einer Statue zu den Füßen des Kriegers niederzulassen. Ardwen warf dem Raubtier einen kurzen, und dem Krieger einen etwas längeren, Blick zu, dann wandte er sich wieder an uns und fuhr fort, „ich werde euch nun zum Schrein der Winde schicken und ich werde es wissen, wenn die Zeit gekommen ist, da ihr zu mir zurückkehren müsst, ich wünsche euch Glück, Erdenkinder.“ Er hob die Arme und weißes Licht umströmte ihn, breitete sich aus. „Wartet,“, sagte ich leise, während er den Zauber bereits wirkte, „es gibt noch eine Frage die ich jetzt stellen muss, wisst ihr, was mit Sam... Mit unserer Gefährtin geschehen ist?“ „Sie hat diese Welt nie betreten.“, die Antwort kam schnell, zusammen mit der plötzlich kalt und schneidend scheinenden Stimme traf sie mich wie ein Peitschenhieb, und durch den dichterwerdenden Nebel glaubte ich zu sehen, wie der Ausdruck falscher Güte und das zwanghafte Lächeln, welche die ganze Zeit sein Gesicht geschmückt hatten, aber nicht als gespielt zu erkennen gewesen waren, abfielen und einen kurzen Augenblick lang ein Antlitz enthüllten, dass von Grausamkeit und Machtgier gezeichnet war.
Ich schrieb dies meiner Einbildungskraft zu, nicht erklären jedoch konnte ich die leise Stimme, die einhergehend mit einer Gewissheit, deren Herkunft ich nicht kannte, jeden Fleck meines Bewusstseins zu durchhallen schien, „er lügt, er lügt.“ Ich wusste nicht, woher ich es wusste, doch ich wusste es mit völliger Sicherheit, als ich im weiß der Nebelschwaden versank.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einem kalten Boden aus dunkelgrauen Steinfliesen. Auch die tristen, grauen Wände des kleinen Raumes bestanden aus schmucklosen Steinquadern. Dennoch wirkte das ganze irgendwie gepflegt, weder Moos noch Flechten waren zu entdecken, kein Ungeziefer huschte umher und nicht das kleinste Staubkörnchen bedeckte die kalten Steine die alle sorgfältig glatt geschmirgelt waren und von denen nicht einmal auch nur das allerkleinste Eckchen abgesplittert oder gerissen war.
„Ist das der Schrein der Winde?“ Ich wirbelte herum als Nykis Stimme ertönte, meine Freunde hatten hinter mir gestanden und schienen auch selbst gerade erst zu sich gekommen zu sein, ich wunderte mich ein wenig, dass alles so klar zu erkennen war, wo es hier doch weder Fenster noch Kerzen oder Fackeln oder sonstige Lichtquellen gab. „Tja, ich schätze schon, sonst wären wir wohl nicht hier, oder?“, Fayn klang unsicher und nervös, so hatte ich den Zwerg, ja eigentlich überhaupt einen Zwerg noch nie sprechen hören, „ich fürchte nur, es gibt ein unbedeutendes, kleines Problem, ich meine nur, wo ist die Tür?“ „Was?“, erschrocken betrachtete ich die massiven Wände, tatsächlich schienen sie nirgendwo durch eine Tür unterbrochen zu werden. „Das ist nicht gut.“, stellte Nyki beunruhigt fest, „was sollen wir jetzt tun? Meint ihr, das war Absicht?“ Ich schüttelte den Kopf, „glaub ich nicht, Sam hat mir mal erzählt, dass es so gut wie unmöglich ist, solch einen Zauber genau auszurichten, allerdings weiß ich nicht, wie wir uns aus dieser Lage befreien sollen.“, mutlos betrachtete ich die gegenüberliegende Wand und spürte, wie Panik in mir aufstieg. „Apropos Zauber,“, ergriff Fayn plötzlich das Wort und fixierte mich mit seinen seltsamen, flammenden Augen, „gesetzt dem Fall, dass es hier möglich ist, Magie zu benutzen, glaubst du, du kannst diese Wand zerstören?“ „Ich weiß nicht. Denn Versuch ist es sicherlich wert, aber wie genau stellt man das am besten an? Ich meine, diese Mauern scheinen sehr dick zu sein, eine Explosion, die stark genug ist, sie zu sprengen, vorrausgesetzt natürlich, ich kann eine solche bewirken, würde uns unweigerlich zerfetzen.“ „Hm, das ist schwierig“, Nyki legte nachdenklich den Kopf schief, „wir brauchen also eine Möglichkeit uns dieser Wand zu entledigen, die einerseits im Bereich des für dich Möglichen liegt und uns andererseits nicht gleich mit umbringt... Wie zerstört man eine Mauer?“ „Warum versuchst es nicht erst mal du?“, die Lösung war mir wie Schuppen von den Augen gefallen, Nyki starrte mich jedoch nur ratlos an, „wie meinst du das Nico, ich habe nicht die geringste Ahnung davon, wie man Magie...“ „Aber du bist ein Drache, oder? Warum versuchst du nicht, ob du die Mauer zertrümmern kannst?“ Einen Moment lang starrte er mich ziemlich perplex an, dann hellte sich seine Miene auf, wenn man das bei einem Drachen so sagen kann, „natürlich! Wir haben den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen, es ist so einfach...“ „Na, na, probier erst mal, ob es klappt.“, beschwichtigte Fayn den Drachen, Nyki nickte, er beäugte die rechte Wand kritisch, drehte sich um und sein stachelbewehrter Schwanz rammte mit voller Wucht den Stein.
Ein leises „Pling“ ertönte, ein wenig wie das Zusammenstoßen zweier Weingläser, dann zogen sich mit lautem Getöse Gewaltige Risse durch den Steinquader und Felssplitter schossen durch die Luft. Ein zweiter Schlag ließ den gesamten Raum erbeben und hinterließ ein kopfgroßes Loch in der Wand, jetzt sah man, dass sie etwa eine Armlänge dick war. Der dritte und der Vierte Schlag vergrößerten die Öffnung und der fünfte schließlich brachte die Wand vollends zum Einsturz. In eine dichte Staubwolke gehüllt, kletterten wir über die Trümmer hinweg und warteten, bis es uns wieder möglich sein würde, unsere Umgebung in Augenschein zu nehmen.
Was wir dann jedoch sahen, verschlug zumindest mir erst mal den Atem, wir befanden uns in einer gewaltigen Halle, deren gigantische Ausmaße schon gar nicht mehr zu ermessen waren. Obwohl auch dieser Raum rundum aus öffnungsfreien Steinquadern bestand, und es auch hier keine erkennbare Lichtquelle gab, herrschte dennoch strahlende Helligkeit und Lichtstrahlen unbekannter Herkunft, brachten das Metall unzähliger Waffen und Rüstungen zum glänzen, die sich bergeweise um uns herum auftürmten.
„Wie zum Geier sollen wir hier noch in diesem Leben unserer Sachen wiederfinden?“, erkundigte sich Fayn überwältigt mit heiserer Stimme, der Anblick schien ihm beinahe die Sprache verschlagen zu haben. „Cojiriyv fys shyris obhyvth forna zahir yjorlo Ghathäe kquyvas, hadjivoö dji shyris arryvyare.“, sagte ich leise, ich hatte mir selbst schon diese Gedanken gemacht, und war zu dem Schluss gekommen, dass dies die einzige Möglichkeit war, erleichtert bemerkte ich, dass die Magie hier tatsächlich Wirkung zeigte. Ein lautes Klirren und das Geräusch von auf Metall schabenden Metall ertönte, als vor uns eine regelrechte Waffenlawine niederging und einer der meterhohen Berge in sich zusammenstürzte. Allein die Vulkanaxt schwebte heran, Fayn nahm sie wortlos entgegen. „Du bist genial.“, erklärte Nyki ernst, aus dem Mund des Drachen war das ein wirklich unerhörtes Lob, ich konnte nicht verhindern, dass ich ein wenig errötete, „ach was, ich... Wir... Schließlich fehlen uns noch Sachen.“ Nyki antwortete nicht, doch sein Mund verzog sich zu einem leichten Grinsen, rasch wandte ich mich ab. „Ich glaube, ich weiß, woran das liegt.“ „Was?“, erkundigte ich mich zerstreut, Fayn schüttelte ungeduldig den Kopf, „dass weder dein Dolch noch dein Schwert erschienen sind, ich habe mich mal umgesehen, hier scheint es nur Äxte Spieße und ähnliches sowie eben die Rüstungen, die ein Speer- oder Axtkämpfer benötigt, zu geben.“ „Das ist möglich.“, jetzt erst sah ich, dass der Zwerg sich weiterhin mit einem neuen großen Speer und drei kleinen Wurfbeilen ausgerüstet hatte, „hältst du das für klug? Diese Sachen gehören uns nicht.“ „Na und?“, Fayn zuckte mit den Schultern, „was soll schon groß passieren? Ich kann sie gut gebrauchen und wenn sie hier vor sich hinrosten, nutzen sie doch keinem.“ Mir viel nichts ein, was ich darauf hätte erwidern können, und auch Nyki schien keine Bedenken zu haben, dennoch konnte ich eine gewisse Unruhe nicht von mir weisen, irgendwie spürte ich, dass es nicht gut war, was Fayn getan hatte. „Tja,“, Nyki sah sich aufmerksam um, „was glaubt ihr, wo wir den nächsten Raum finden?“ „Vermutlich hinter der Tür.“, erwiderte Fayn spöttisch, zeitgleich mit dem Drachen fuhr ich überrascht herum und starrte den Zwerg an, „Tür?“
Tatsächlich, auf der anderen Seite des Saales, hinter mehreren Waffenbergen fast verborgen, befand sich eine schmale Silbertür, Nyki würde da jedenfalls definitiv nicht hindurchpassen. Vorsichtig bahnten wir uns einen Weg über die Waffenberge, obwohl immer wieder Teile unter unseren Füßen fortglitten und wir auf vorspringende Klingen achten mussten, war der Untergrund alles in allem erstaunlich fest und der Aufstieg leicht.
Der zweite Saal glich dem ersten aufs Haar, hier jedoch türmten sich nicht Äxte und Lanzen, sondern Stäbe und Zepter in allen nur erdenklich Variationen, und das funkeln unzähliger Kristalle und Juwelen erfüllte den Raum. Dennoch, keiner von uns hatte jemals eine solche Waffe besseren und rasch eilten wir zur nächsten Tür, abermals brachte Nyki Teile der Wand zum Einsturz, als er auch die zweite Öffnung für seinen gewaltigen Leib erweiterte.
Hier fanden wir, was wir gesucht hatten, die Halle erschien, soweit das überhaupt möglich war, noch viel größer als die vorherige und Schwerter, Säbel, Degen, Messer, Dolche und ähnliches Stapelten sich bis hinauf unter die Decke, die vom Boden aus kaum zu erkennen war. Leise wiederholte ich den Spruch, sogleich kehrten das Lichtschwert und der Dolch der Geister zu mir zurück, doch noch eine dritte Waffe, ein weiteres Schwert schwebte heran und zerstreute die letzten Zweifel. Es war die Drachenklinge. Vorsichtig befestigte ich sie ebenfalls an meinem Gürtel, weder Nyki noch Fayn nahmen groß Notiz davon, der Zwerg grinste nur vielsagend, doch das ließ mich kalt, Gedanken rasten durch meinen Kopf, warum hatte Ardwen gelogen? Was war mit Samantha passiert? Und wo war sie jetzt? Nun, es würde wohl nicht mehr allzu lange dauern bis ich Antworten erhalten würde, doch eins gab es zuvor noch zu tun...
Zielstrebig kletterte ich über die Klingenhügel hinweg dorthin, wo ich die nächste Silbertür erspäht hatte. Nyki und Fayn folgten mir arglos, vermutlich glaubten sie, dass mir noch etwas fehlte, als wir jedoch die nächste und scheinbar letzte Halle erreichten, und sich diese als ein Lager von Bögen, Armbrüsten, Blasrohren und andern Schusswaffen entpuppte, bedachte mich der Drache mit einem äußerst seltsamen Blick, „was wollen wir hier Nico? Keiner von uns hat jemals einen Bogen besessen.“ Ich ließ meinen Blick durch den Raum gleiten, „ich suche ihren Bogen, den Bogen der Macht.“ „Aber Nico.“, Nykis Tonfall war neutral, doch die Blicke, mit denen er und Fayn mich bedachten, eine Mischung aus Mitleid und Besorgnis, sagten alles, „du hast Ardwen doch gehört, sie ist nicht hier, sie war nie hier, wie sollten ihre Waffen hierher gelangt sein?“ „Er hat gelogen.“, erwiderte ich knapp und formte im Geiste die Worte, die ich brauchen würde um den Bogen zu rufen. Zunächst schwiegen die beiden betrachteten mich nur ungläubig, dann ergriff Fayn das Wort, „woher willst du das wissen?“ „Ich weiß es eben, ich wusste es in dem Moment, da er die Worte sprach, woher auch immer, und dies hier ist mir Beweis genug.“, ich zog die Drachenklinge vorsichtig aus ihrer Scheide und hielt sie ihnen hin, die beiden musterten das Schwert, und blickten dann wieder mich an, der Ausdruck ihrer Gesichter hatte sich nicht gewandelt, immerhin, ich bezweifelte, dass sie Samanthas Schwert jemals zuvor wirklich eingehend betrachtet hatten. „Nico...“, begann Nyki langsam, es klang ein bisschen, wie eine Mutter die ihrem Kind erklärte, dass unter dem Bett kein Monster wohnte, „ich verstehe ja, dass du dir Sorgen um sie machst, aber das ist noch lange kein Grund...“ „Versteht ihr denn nicht?“, brauste ich auf, „das ist ihr Schwert! Das ist die Drachenklinge, daran gibt es keinen Zweifel! Und wenn das Schwert hier ist...“ „Es ist ein Schwert von vielen.“, erwiderte Fayn langsam, wohl darauf bedacht, mir nicht in die Augen zu sehen, „das hat nichts zu sagen, es gibt unzählige Schwerter, die nach dem Muster der Schicksalsklingen gefertigt wurden, ich bezweifle stark, dass es sich hier um Samanthas Schwert handelt, sicher hast du dich getäuscht.“ „Aber...“ „Selbst angenommen, es stimmt und dies ist ihr Schwert, müssen wir hier nicht weiter suchen, denn den Bogen hat sie bei Lynn gelassen, sie hat nur ihr Schwert bei sich gehabt, alles andere blieb im Schloss. Lasst uns gehen.“, erklärte Nyki sanft und ging zurück zur Tür, Fayn folgte ihm sofort, ich nach einem Moment des Zögerns.
Wir hatten gerade wieder die Halle mit den Stäben erreicht, als uns der weiße Nebel erneut einhüllte und forttrug, diesmal verloren wir nicht das Bewusstsein und fanden uns innerhalb von Sekunden in Ardwens Saal wieder, nichts schien sich verändert zu haben.
„Wie ich sehe wart ihr erfolgreich, ihr habt die Bestie also bezwungen?“ „Bestie?“, wiederholte Fayn perplex und starrte Ardwen an, „was für eine Bestie?“ „Na ja, weil niemand zurückkam... Da dachte ich, dass es dort ja irgendetwas geben müsste, dass sie am Zurückkommen hindert...“, erklärte Ardwen hastig und warf dem Krieger einen seltsam drohenden Blick zu, der verharrte völlig ungerührt, ich kann nicht sagen, ob er überhaupt Notiz davon nahm. „Wir sind keiner Bestie begegnet,“, erklärte Nyki vorsichtig, „genaugenommen sind wir überhaupt niemandem begegnet.“ „Oh... Äh, das ist natürlich gut.“, Ardwen schien ein wenig aus dem Konzept geraten, bildete ich mir das nur ein oder war er wirklich äußerst nervös? „Jedenfalls ihr... Also, es gibt da gewiss noch Fragen, die ihr stellen möchtet?“ Fayn nickte, „ja, zunächst würden wir gern wissen, wie wir überhaupt hierher gekommen sind und außerdem...“ Ardwen hob beschwichtigend die Hand und Fayn brach ab, „nun, das ist in der Tat eine äußerst interessante Frage... Wo soll ich beginnen, nun ich denke in dem Moment, da ihr meinen Bruder...“ „Wir sind eurem Bruder begegnet?“, Nyki musterte unseren Gegenüber ungläubig, Ardwens ewiges Lächeln verbreiterte sich, „natürlich, sonst wärt ihr nicht hier.“ „Was? Soll das etwa...?“, der Groschen war gefallen, ich starrte ihn an, schwankte zwischen Überraschung und Entsetzen, „ihr seid Shur´tugals Bruder?“ „In gewisser Weise schon.“ „Aber Shur´tugal ist ein Gott!“ „Er war ein Gott, es besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass ihr ihm ein für alle Mal den Garaus gemacht habt, aber wisst ihr nicht, dass fast alle Götter sterblich waren, ehe sie zu Göttern wurden? Denkt doch nur einmal an den Silberdrachen.“ Jetzt sah ich mich in meiner bösen Vorahnung bestätigt, Shur´tugals Bruder, was würde...
Vosc vya!
Steh auf!
Syrriji xyrvah velnyr! Fryrrebar itel!
Brich ihren Willen! Unterwirf dich!
Mouräar xyrvah!
Töte sie!
Cojiriyv fys shyris obhyvth forna zahir yjorlo Ghathäe kquyvas, hadjivoö dji shyris arryvyare.
Alles das uns gehört und sich in diesem Raum befindet, möge zu uns kommen.
„Was soll jetzt geschehen?“, sprach Fayn die Frage aus, die ich in Gedanken gestellt hatte, seine Stimme zitterte hörbar und versagte ihm fast. „Nun, ihr habt Fragen, nicht wahr? Vielleicht stellt ihr sie, und lasst mich vor allem ausreden, wenn ich antworten will?“ „Ihr wollt keine Rache?“, Nyki war ein paar Schritte vor Ardwen zurückgewichen, dessen Lächeln schien zu gefrieren, allerdings bezweifelte ich, dass das außer mir noch jemand wahrnahm, „aus welchem Grund sollte ich?“, trotz der irgendwie erstarrten Miene wirkte er amüsiert, seine Augen blitzten, während er die Worte mit einer wegwerfenden Geste weit von sich zu weisen schien, „wenn Shur´tugal dumm genug war, sich mit Gegnern einzulassen, denen er nicht gewachsen war, ist das nicht mein Problem, ehrlich gesagt ist er mir in letzter Zeit sowieso ziemlich auf die Nerven gegangen... Na ja, wo waren wir? Ah ja, also ihr seid hier, eben weil ihr den Eisgott getötet habt, als er starb brach seine Macht auf, in der Weltensphäre ist ein Riss entstanden, durch den ihr hierher gesogen wurdet, denn dies ist der Ort, an den mein Bruder verbannt wurde.“ „Aber warum seid ihr dann hier?“, Nyki neigte den Kopf zur Seite, „seid ihr auch ein Gott?“ „Hmm... Das ist schwierig, ehrlich gesagt weiß ich nicht recht, was ich bin. Und warum ich hier bin? Nun vielleicht wisst ihr, dass die Zeit hier sehr sehr langsam verstreicht, zumindest für einen Köper aus eine andern Welt so wie mich, für meinen Geist aber war jedes der unzähligen Jahre, die ich hier studierte wirklich.“, abwesend ließ er seinen Blick durch den Raum gleiten, „es ist das Wesen der Magie sich zu vermehren, mit der Zeit zu wachsen welcher Ort könnte besser geeignet sein, als die ultimativen Kräfte zu entwickeln?“ „Und was gedenkt ihr mit diesen Kräften zu tun?“, ich traute ihm von Sekunde zu Sekunde weniger, Ardwen schien meinen zunehmenden Unwillen nicht zu bemerken, oder aber er wollte ihn schlicht und einfach nicht wahrnehmen. „Muss man immer etwas tun, immer etwas vorhaben? Ich strebe nach Wissen, denn Wissen ist Macht... Aber Macht? Nun, es ist wohl einfach menschlich danach zu streben, es gibt vieles, das man mit genügend Macht tun kann.“ „Wie auch immer.“, Fayn schüttelte entschieden den Kopf, wie um gewisse Gedanken loszuwerden, „wie...“ „Wie kann es sein, dass Samantha nicht hierher gelangte?“, unterbrach ich ihn rasch, Ardwen sah aus, als wollte er lachen, doch als er sprach war seine Stimme ernst und irgendwie feierlich, „auch ich weiß nicht alles, junger Drachenreiter. Manche Dinge bleiben selbst mir verborgen.“
Wieder dieses Gefühl und die Stimme durchhallte erneut mein Bewusstsein, „er lügt, er lügt.“ Was sollte das? Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren, dennoch irgendetwas war hier faul... „Wie können wir zurückkommen?“, hörte ich Fayn fragen, das weckte meine Aufmerksamkeit und holte mich ganz in die Wirklichkeit zurück, wie auch meine Freunde starrte ich gespannt in Ardwens Gesicht, der jedoch verzog keine Miene, „es ist nicht möglich, jedenfalls...“ „Was?!“, Nyki schrie fast, „wir können nicht zurück? Aber das kann nicht wahr sein! Es muss einen Weg geben!“ „Natürlich gibt es den.“, Ardwen lächelte dem Drachen beruhigend zu, „doch es ist so einfach nicht, lasst mich euch erklären... Der einzige Weg zurück, es sei denn natürlich, einer von euch beherrscht „Armageddon“, einen Zauber, der es ermöglicht neue Portale zu öffnen, was ich aber stark bezweifle, ist der, wie wir ihn nennen, „wandelnde Pfad“. Doch er kann nur zu einer ganz bestimmten Zeit beschritten werden, denn er öffnet sich nur, wenn die Himmelsgestirne eine ganz bestimmte Position aufweisen.“, er warf einen Blick zur rechten Seitenwand, wo auf einmal ein hohes Bogenfenster erschienen war, das den Blick auf die am klaren, mitternachtsblauen, Himmel hellfunkelnden Sterne freigab, „die Zeit ist fast gekommen, ihr habt großes Glück, doch noch ist es nicht soweit. So es euer Wunsch ist, mögt ihr für die Zeit des Wartens meine Gäste sein.“
Seine Gäste? Und das ganz ohne Vorbehalt, natürlich. Oh nein, daran hatte ich überhaupt kein Interesse, im Gegenteil, mit jeder Minute, die verstrich, erschien es mir, als zöge sich ein unsichtbarer Kreis enger um uns. Leider jedoch bezweifelte ich, oder war mir ehrlich gesagt sicher, dass niemand meine Ansicht teilen würde. Gerade nahm Fayn das Angebot dankend an und Nyki tat seine Zustimmung kund, hatten die beiden denn alle Vorsicht vergessen?
„Und wie lange wird das dauern?“, fragte Nyki jetzt, Ardwen neigte abwägend den Kopf, „lass mich überlegen... Ein paar Monate noch glaube ich, vielleicht auch eins, zwei Jahre, die Zeit spielt für mich schon längst keine Rolle mehr und ich fürchte, ich bin nicht mehr in der Lage sie richtig einzuschätzen... Keine Angst,“, in anbetracht unserer, aufs Äußerste entsetzten, Gesichter, hob er abermals beschwichtigend die Hand, „das mag euch jetzt wie eine sehr, sehr lange Zeit erscheinen, doch bedenkt, dass in eurer Welt schließlich nurmehr Sekunden vergehen. Ihr gewinnt also eine Menge Zeit, Zeit, die ihr nutzen könnt, um euch zu erholen, oder eure Fähigkeiten zu verfeinern. Doch kommt jetzt, ich will euch zeigen, wo ihr wohnen könnt.“
Wie auf Kommando loderten sämtliche Fackeln hell empor, und erleuchteten den gesamten Raum. Im Schatten hinter den Säulen befand sich lediglich ein massives Eichenholzportal. Der junge Krieger hatte uns jetzt erneut den Kopf zugewandt und blickte zu uns hin. Ein Hauch von Interesse zog sich über sein unnatürlich bleiches Gesicht, doch er verging so schnell, dass ich es nicht beschworen hätte. Ich sah jetzt, dass es sich bei dem glänzenden Stirnreif um eine verkleinerte Darstellung von Ardwens Gürtel handelte, allerdings war bei diesem Schmuckstück die Gravur um einiges aufwendiger gestaltet worden. Um den Hals trug er einen Anhänger, eine goldene Schlange mit funkelnden Rubinaugen, die sich um einen blutroten Kristall wand, und unwillkürlich drängte sich mir eine Frage auf, die ich weder beantworten, noch ignorieren konnte, was bedeutete dieses Zeichen?
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„Leav!“, sofort erhob sich der schwere Kleiderschrank aus Birkenholz in die Luft und blieb etwa einen Handbreit über dem Boden schweben. Viel Zeit war vergangen, Tage, Wochen, Monate, ich vermochte es längst nicht mehr zu sagen. Ardwen hatte uns eine Menge Übungsmaterial zur Verfügung gestellt und obwohl ich ihm noch immer misstraute, konnte ich nicht bestreiten, dass ich ihm einiges verdankte. Meine Kenntnisse der Ursprache und der Magie waren bemerkenswert angewachsen, ich war sicher, dass Samantha stolz auf mich gewesen wäre. „Nico?“ Schwungvoll öffnete sich die Tür und Fayn trat ein, ich drehte mich um und ließ den Schrank mit einem lauten Knall wieder zu Boden fallen. „Was treibst du schon wieder?“ „Ich übe,“, erwiderte ich bissig, „im Gegensatz zu gewissen Zwergen, die ich nicht beim Namen nennen möchte, nehme ich das hier ernst.“ „Ich nehme das ernst.“, protestierte Fayn schwach, es klang nicht sehr überzeugend, „ich mache doch diese Übungskämpfe mit, oder?“ „Aber auch nur meinetwegen.“, ich wandte mich ab und trat zu dem großen Schreibpult, das seinen Platz unter einem gewaltigen Regal voll alter, verstaubter Bücher hatte. Im Moment war allerdings von dem Pult selbst nicht viel zu erkennen, die Platte war derart mit diversen Büchern und Pergamenten bedeckt, das man kaum noch Holz sah. Ich ließ meinen Blick über das Durcheinander gleiten und zog dann das Lichtschwert unter einem Stapel Schriftrollen hervor. Rasch band ich mir die Scheide an den Gürtel und ging zurück zu Fayn, der bereits wartete, „weißt du...“, er beäugte mich vorsichtig, meine Nerven lagen blank und in letzter Zeit war ich sehr aufbrausend gewesen, „vielleicht nimmst du das einfach zu ernst... Ich meine, wir sitzen hier fest, also sollten wir das beste daraus machen. Und so schlecht finde ich es gar nicht, ich meine, wir bekommen doch alles, was wir wollen, oder?“ Ich antwortete nicht, blickte nur stur geradeaus und folgte dem Korridor zum Übungssaal, Fayn folgte mir, „ich weiß wirklich nicht, was dein Problem ist, was fehlt dir? Hier kann man es doch prima aushalten!“ Ja, was fehlte mir? Ich wusste es nicht, ich wusste nur, dass die Zeit bis hierher, die von dem Moment an, da ich Terra betreten hatte, bis zu unserer unverhofften Ankunft im Wolkenreich, die schönste meines Lebens gewesen war. Ich wollte nicht bleiben, ich wollte nicht hier verharren, tagaus, tagein. Ich wollte etwas tun, ich, wir hatten eine Aufgabe, die wollte ich erfüllen.
Fayn und ich betraten den Übungssaal, wir hatten uns angewöhnt jeden Tag ein paar Übungskämpfe durchzuführen, Schwert gegen Axt. Auch darin war ich besser geworden, denn der Zwerg hatte sich als guter Lehrer erwiesen. Diesmal jedoch wollte es nicht recht klappen, und bald schon verabschiedete sich Fayn wieder, vermutlich ging er zu Nyki, um dem sein Leid zu klagen. Auch der Drache hatte sich verändert, von seinem wilden Temperament und dem unbändigen Freiheitsdrang war kaum noch etwas zu spüren, manchmal, wenn ich mit ihm sprach, erschien es mir, als sei er innerlich ganz weit weg, tatsächlich, wenn ich so darüber nachdachte, verhielt er sich ein wenig wie in Trance... Nun, viel seltsames war geschehen. Ardwen hatte als er uns hierher brachte, gesagt, dass wir diesen Teil des Schlosses nicht verlassen sollten, zu unserer eigenen Sicherheit, wie er es ausdrückte. Dass er die Tür vorsichtshalber auch gleich magisch versiegelte, das bemerkte ich erst später. Glücklicherweise gelang es mir, die Magie zu umgehen und je mehr ich mich mit meinen Freunden entfremdete, je einsamer ich mich fühlte, desto öfter brach ich zu heimlichen Rundgängen durch das Schloss auf. Ich sah und fand vieles, das zu verstehen mir nicht möglich war. Doch mehr und mehr verhärtete sich mein Verdacht, dass Ardwen etwas vorhatte, weshalb besaß er erstaunlich genaue Aufzeichnungen darüber, was in den Welten vorging oder vorgegangen war? Weshalb fand ich eine Art Labor, in dem er scheinbar mit Dämonen experimentiert und ihnen noch größere Gefährlichkeit verliehen hatte? Und warum fanden sich überall Hinweise auf diverse Prophezeiungen und Legenden? Einmal fand ich gar eine Schriftrolle, die eine genaue Darstellung des Drachenmals und eine Zeichnung enthielt, die Samantha erstaunlich ähnlich sah, was war das für ein Spiel, das Ardwen mit uns trieb? Ich vermutete, dass sich die Antwort hinter der letzten Tür zum höchsten Turm befand, doch trotz aller Bemühungen blieb mir diese Tür stets verschlossen.
Ich lehnte mich gegen die Wand und dachte an den Rest unserer kleinen Gruppe, ich hatte es längst aufgegeben, über Samanthas Verschwinden zu grübeln, doch ich dachte an Sternenglut und an Lynn... Und ich fühlte mich schuldig. Ich hatte dem Halb-Elfen versprochen, auf Sam aufzupassen und ich war kläglich gescheitert. Wenn doch nur...
Leise Schritte rissen mich aus meinen Gedanken, ich sah auf, und erkannte erstaunt, dass es der junge Krieger aus der Halle war, der sich langsam näherte. Im Gegensatz zu Ardwen, der immer Mal wieder erschienen war und der schwarzen Raubkatze, die ab und an die Gänge durchstreifte, hatte ich ihn bisher kein weiteres Mal gesehen. Er beachtete mich nicht, ging einfach an mir vorbei und trat an eines der Fenster um hinauszusehen, es schien als erwartete er jemanden... Mein Herzschlag beschleunigte sich, sollte ich Glück haben? War das endlich meine Gelegenheit mehr herauszufinden als aus Schriften, die entweder in der Ursprache geschrieben und deshalb für mich nur halbverständlich oder in einer gänzlich fremden Sprache verfasst waren, mir sagen konnten? Mein Gefühl sagte mir, dass es so war, ich musste nur dafür sorgen, dass sie mich nicht bemerkten... Ohne weiter darüber nachzudenken, wirkte ich den Spruch, das Jagdfieber hatte mich gepackt. Doch als kurz darauf die schwarze Katze aus der Dunkelheit trat und sich wie zufällig direkt neben mir niederlegte, da wurde mir doch ein wenig flau. Aber jetzt war es zu spät.
Es vergingen noch einmal ein paar Minuten, dann betrat Ardwen den Raum, diesmal lächelte er nicht im Gegenteil, seine Miene war so, wie ich sie einen kurzen Moment lang gesehen zu haben glaubte, grausam und gierig, und verbittert, wie ich jetzt sah. Meine Nackenhaare sträubten sich, warum trafen die sich ausgerechnet hier? „Wie es scheint sind alle anwesend,“, Ardwen sah sich um, auch seine Stimme war nicht mehr im Geringsten freundlich oder gar melodisch, sie war kalt und schneidend. Aber was bedeutete das? Seine Worte schienen absolut keinen Sinn zu ergeben! „Vielleicht sollten wir zunächst unseren Ehrengast begrüßen? Tritt vor, es schickt sich nicht, abseits in der Ecke zu stehen, Drachenreiter!“ Ein eisiger Schreck durchpeitschte mich, wie konnte er es wissen? Meine Gedanken wirbelten in einem völligen Chaos durcheinander, dennoch hielt ich krampfhaft an meinem Zauber fest, dessen Magie mir zu entgleiten begann. Wenn ich mich nur ruhig verhielt, vielleicht würde er... „Es ist genug.“, mit einer Handbewegung wischte er den Schutzwall fort, „deine Magie mag dir genutzt haben, um hier herumzuschnüffeln und Dinge zu finden, die du niemals hättest sehen dürfen, doch jetzt kann sie dich nicht schützen.“ Mühsam brachte ich meine zitternden Beine unter Kontrolle, und trat vor, ich gab mir alle Mühe nicht allzu eingeschüchtert zu wirken, und sah Ardwen direkt in die Augen. Die Katze stand auf und folgte mir, ohne jedoch drohend zu wirken. „Was willst du von mir?“ „Was ich will? Bist du wirklich so naiv? Du bist anders als deine Freunde Nico, mein Zauber, der sie mehr und mehr in seinen Bann zieht hat scheinbar keine Wirkung auf dich, du wehrst dich, du vertraust nicht und du weißt zu viel, du bist zu einer Gefahr geworden.“ „Eine Gefahr wofür?“, erkundigte ich mich trotzig und fühlte Zorn in mir aufwallen. „Eine Gefahr für mich, für meine Pläne, eine Gefahr, die aus einer anderen Gefahr, die ich zu bannen versuchte entstanden ist.“ „Was?“, die Frage war mir herausgerutscht, ehe ich es hatte verhindern können, das Durcheinander meiner Gedanken hatte sich zwar ein wenig geklärt, doch ich hatte nichts von dem, das Ardwen gerade gesagt hatte auch nur ansatzweise verstanden. „Eure kleine Reisegruppe war die erste Gefahr, ihr wart entschieden zu erfolgreich, zu stark. Ich bin daraufangewiesen, dass der Dämonenfürst die Welten ins Chaos stürzt, also benutzte ich meinen Bruder um euch zu trennen und zugleich den Schlüssel in die Hände zu bekommen, es dauert nicht mehr lange und deine Freunde werden vollends vergessen haben, wer sie eigentlich sind, sie werden zu Werkzeugen werden, zu meinen Werkzeugen, du aber... Ich habe zu lange gewartet, als das ich riskieren könnte, dass meine Pläne durchkreuzt werden, dafür verweile ich seit Jahrtausenden an diesem Ort, damit ich, wenn Damon die Herrschaft über die Welten ergreift stark genug bin, den Gott der Vernichtung zu stürzen.“ „Aber das ist Wahnsinn!“, rief ich aus, ich war lauter gewesen als beabsichtigt und meine Stimme hallte durch den Saal, „wenn der Dämonenfürst siegt, wird es nichts mehr geben, über das man herrschen kann!“ „Sagt wer?“, jetzt lächelte er wieder, es war ein zugleich herablassendes und amüsiertes Lächeln, „wir alle sind nur kleine Teile zum Ganzen, Figuren in einem Spiel der Götter und des Schicksals, ich werde den Spieß nun umdrehen, die Götter zu meinen Figuren machen, um jeden Preis. Natürlich stellt ihr auch so keine allzu große Gefahr mehr dar, nicht mehr, nicht jetzt, da sich der Schlüssel in meiner Hand befindet.“ „Was soll das heißen?“, blinde Verzweiflung erfasst mich, „was ist dieser Schlüssel?“ „Der Schlüssel ist die letzte Hoffung für die Welt und zugleich ist er ihr Tod. Was auch geschieht, am Ende läuft alles auf ihn hinaus, hängt alles davon ab.“, er ließ seinen Blick durch die Halle schweifen, „der Schlüssel ist ein Schicksal, eine Fleisch gewordene Prophezeiung... Nur er allein wird am Ende über Leben und Tod entscheiden, und wem es gelingt, in sich zu Nutze zu machen, der wird als Sieger aus dieser Schlacht hervorgehen. Die Zeit ist gekommen, da die Schlacht, die seit Anbeginn der Zeit tobt, ein Ende finden wird!“ „Was soll das heißen?“, diesmal brüllte ich regelrecht, Ardwen schien es nicht mehr wahrzunehmen, ein irrer Glanz war in seine Augen getreten. „Gib es auf Junge, er ist wahnsinnig das ist alles.“, ich wirbelte herum und blickte in das Gesicht der Katze, sie hatte gesprochen? Jetzt sah sie mich an und neigte den Kopf, „glaub es ruhig, und fürchte dich nicht, ich bin nicht dein Feind.“, anmutig sprang sie auf und stellte sich vor mich, Ardwen schien wieder zu sich zu finden und warf ihr einen überraschten Blick zu, „du willst ihn also schützen? Alle beide, ich verstehe... Natürlich es sind verwandte Seelen, sie kämpfen, doch sie können nicht gewinnen, niemand kann das, das weißt du.“ Nur ein Fauchen war die Antwort und Ardwen wandte sich mit leisem Kopfschütteln wieder an mich, „du weißt es also wirklich nicht? Du hast es nicht begriffen, obwohl du direkt davor gestanden hast? Hast du die Macht nicht gespürt? Leben und Tod verschmolzen, eins. Hast du nicht erkannt, was sie sich weigert anzuerkennen? Hast du das Schicksal nicht gesehen? Du musst doch wissen, wer es ist, wer zugleich Opfer und Henker ist! Du magst etwas besonderes sein, doch du bist blind, du willst es oder kannst es nicht sehen, du bist nicht in der Lage, zu erkennen!“ „Das genügt!“, ich begriff nicht wovon er sprach, keines seiner Worte ergab für mich einen Sinn, doch ich hatte begriffen, dass dieser Mann bereit war, alles und jeden in Leid und Unglück zu stürzen, um ein Chaos zu erschaffen, aus dem eine Neue Welt geboren werden sollte, seine Welt. Vielleicht war er wahnsinnig, vor allem aber war er gefährlich, „fezyr xyrr ij Partyms!“
Noch ehe die gewaltige Welle silbernen Lichtes, die aus mir hervorbrach Ardwen auch nur berührte, sprang mit unglaublicher Schnelligkeit der junge Krieger dazwischen, mit einer einzigen Handbewegung wischte er die Magie weg und verharrte dann ruhig an Ort und Stelle, den Kopf gesenkt, sodass sein Gesicht erneut im Schatten lag. Entsetzen packte mich, wer war das, dass er eine solche Menge Energie einfach so brechen konnte? „Netter Versuch, doch ich fürchte, damit hast du dein Leben endgültig verspielt, ich würde mir ja selbst die Mühe machen, doch ich denke, dass dies sehr interessant werden könnte. Töte ihn!“ Der Krieger rührte sich nicht weiter, drehte nur den Kopf und warf Ardwen einen Blick zu, war es... Hass? Der Magier knurrte ärgerlich, sein Gesicht verzerrte sich vor geistiger Anstrengung, „töte ihn!“
Ganz langsam wandte der Junge den Kopf ab und hob die Hand, ich begriff, wer immer das auch war, er tat nicht freiwillig, was Ardwen verlangte, stand vielmehr unter dessen Kontrolle, wenn auch nicht gänzlich. Nutzte mir diese Erkenntnis?
„Vorsicht Junge!“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ein roter Blitz auf mich zuschoss, reflexartig warf ich mich zur Seite, davor hatte mich die Katze also warnen wollen... Rasch kam ich wieder auf die Beine, der Krieger stand etwa drei Schritte vor mir, er verharrte ruhig, hatte die Augen ein wenig zusammengekniffen, als er mich musterte, doch sein Gesicht war wieder völlig ausdruckslos. Ich spürte, wie mein Körper erbebte und mich erneut Panik ergriff, eine Aura von Macht umgab diesen Jungen, und durchdrang jede Faser meines Körpers. Sie war beängstigend, aber nicht fremd. Magie... „Nicht schlecht, das muss ich sagen, mehr als ich erwartet hätte, doch wie ich sehe, hast du noch immer nicht begriffen...“, ich sah, dass sich auf Ardwens Stirn feine Schweißperlen gebildet hatten, „nun, dann wirst du eben als Narr sterben.“
Verzweifelt sandte ich meinen Geist aus, „Nyki? Fayn!“, ich brauchte dringend Hilfe, doch sie würden mir keine geben können, sie waren selbst in Ardwens Gewalt, „Samantha?“, rief ich auf einen beinahe aberwitzigen Gedanken hin, doch wenn sie hier war, wenn sie mich hören konnte... Dann würde sie... „Samantha!“ Nichts, ich erhielt keine Antwort, ich bemerkte, dass auch ich zu zittern begonnen hatte, doch ich würde nicht aufgeben, wenn ich schon sterben musste, dann nicht kampflos!
„Los, setz dem endlich ein Ende!“ Der Krieger sandte mir einen todbringenden Flammenstrahl entgegen, verzweifelt versuchte ich mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was Samantha mir jemals über die Magie erzählt hatte, irgendwie gelang es mir, die Attacke abzuwehren und zu kontern, doch der Krieger hob einfach nur die Hand, die Energiewelle teilte sich und rauscht wirkungslos links und rechts an ihm vorbei. Rasch erschuf ich einen magischen Schild, der nächste Angriff ließ meine Muskeln erzittern, ich spürte welche ungeheure Kraft dahinter stand. Mir war nur allzu klar, dass ich so keine Chance hatte, wenn es mir doch nur irgendwie gelänge, die Konzentration Ardwens zu brechen, wenn seine Magie zu wirken aufhörte...
Die Gelegenheit kam so schnell, dass ich sie kaum erfassen konnte, die Katze sprang mit unerwarteter Gewandtheit vor, wie um sich auf den Jungen zu stürzen, und lenkte ihn so von mir ab. Ein rascher Seitwärtsschritt brachte mich von ihm weg zu Ardwen hin, dieser war so in seiner angestrengten Konzentration versunken, dass er mich nicht zu bemerken schien, „fezyr xyrr ij Partyms!“ Im letzten Moment öffnete er die Augen und wich mit scheinbarer Leichtigkeit aus. Ich fluchte leise, eine zweite Chance würde ich nicht bekommen. Die Katze war wieder an meiner Seite, doch im selben Moment, da sie erneut zum Sprung ansetzte schleuderte sie der Krieger mit einer einzigen Handbewegung quer durch den Saal, sodass sie liegen blieb. Dann nahm er die beiden Schwerter, die Klinge der linken Waffe deutete auf meine Kehle und die rechte verhinderte, dass ich nach hinten auswich, noch ehe meine Hand auch nur den Griff des Lichtschwertes berührt hatte. Jetzt gab es nur noch einen Weg, ich bezweifelte, dass ich es schaffen würde, aber ich war wildentschlossen, es zumindest zu versuchen, letzten Endes würde es egal sein, was mich umbrachte. Abermals erweiterte ich meinen Geist und versuchte in den meines Gegenüber einzudringen, zu meiner Überraschung gelang es ohne Widerstand, doch alles was ich fand war eine weite, endlose Leere, ganz so, als besäße der Krieger keinen Geist, keine Seele...
„Argh!“, stechender Schmerz holte mich in die Wirklichkeit zurück, es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass ich selbst geschrieen hatte, und einen weiteren, ehe mir klar wurde, dass ich am Boden kniete. Eine der Klingen schwebte drohend über mir, ich spürte, wie mir ein warmer Blutstrom über das Gesicht lief, doch aus irgendeinem Grund zögerte der Krieger, trübe, graue Punkte tanzten durch mein Blickfeld, als ich zu Ardwen hinblickte. Warum gab er nicht endlich das letzte Kommando? Dann würde es wenigstens vorbei sein... „Warte.“, hörte ich die Stimme Ardwens, seine nächsten Worte waren nur noch eine unverständliche Aneinanderreihung sinnloser Laute. Ein schemenhafter Gegenstand raste auf mich zu und in meinem Schädel explodierte ein Feuerwerk der Schmerzen.
„Nico?“, vorsichtig schob Nyki seinen gewaltigen Körper durch den Gang und spähte in den leeren Raum, „Nico?“ „Er ist nicht da.“, Fayn kam dem Drachen von der anderen Seite des Korridors her entgegen, „ich suche ihn auch schon die ganze Zeit und dachte jetzt, er wäre vielleicht bei dir.“ „Nein ist er nicht. Genau genommen habe ich ihn seit gestern Abend nicht mehr zu Gesicht bekommen.“ „Ich seit heute morgen, wir na ja... Wir haben uns gestritten und ehrlich gesagt war ich nicht gerade freundlich zu ihm...“ „Er vermutlich auch nicht.“, Nyki grinste, „das war er in letzter Zeit nie.“ „Schon aber... Wenn er etwas dummes angestellt hat... Wenn ihm etwas passiert ist... Dann ist das meine Schuld.“ „Ist es nicht, er ist ja wohl alt und vernünftig genug, um auf sich selbst aufpassen zu können. Ich weiß nicht... Er hat sich verändert, findest du nicht?“ „Ich bin nicht sicher, schließlich kenne ich ihn bei weitem noch nicht so lange wie du, aber ich finde schon, ja.“
„Vielleicht seid es ja auch ihr, die sich verändert haben?“, die beiden erstarrten, als die unbekannte Stimme scheinbar aus dem Nichts erklang. „Wer bist du?“, die Stimme des Drachen zitterte, etwas, das er früher niemals zugelassen hätte. Als Antwort kam die schwarze Katze aus der Dunkelheit des Schattens, das ehemals seidige, glänzend schwarze Fell war staubig und zerzaust, stellenweise hatte geronnenes Blut, das aus klaffenden Rissen geströmt war, die feinen Haare verklebt. Sie hinkte und zog das rechte Hinterbein nach, der kräftige Schwanz schleifte traurig im Dreck, doch in den gelben Augen stand nach wie vor der Ausdruck stiller, ungebrochener Würde, durchzogen von einer Spur Hochmut. „Wer oder was bist du?“, Fayn starrte das Raubtier an, als hätte er gerade ein Gespenst gesehen. „Spielt das eine Rolle?“ „Schön, dann hast du eben keinen Namen, aber warum bist du hier, und was wolltest du uns eben sagen?“ „Ist es nicht offensichtlich?“, sie musterte den Drachen mit dem Ausdruck kühler Überlegenheit, „es ist der Zauber, der euch verändert, der Bann des Turmes. Seht euch an, überlegt euch, was ihr tut und dann erinnert euch, wer ihr wirklich seid.“
„Wir... Ich...“, einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann schüttelte der Drache ratlos den Kopf. „Ihr vergesst, wer ihr seid,“, es klang mitleidig, „ihr verliert euch selbst. Nicht mehr lange und es wird endgültig sein, dies ist meine Warnung. Euer Freund ist anders, er war nicht bereit, zu geben, wovon der Zauber lebt, doch seine Neugier und sein Kampfgeist haben ihm letzten Endes das Genick gebrochen.“ „Sie haben was? Nico soll das heißen...? Ist er...?“, blinde Panik hallte in Nykis Stimme wieder und ein tiefes Schuldgefühl begann in ihm zu nagen. „Noch lebt er, er ist dem Tod im letzten Moment von der Schippe gesprungen, doch ich weiß nicht, was mit ihm geschehen wird.“ „Was ist passiert?“, krächzte Fayn mit vor Furcht heisere Stimme, die Katze fletschte ihre weißen Fangzähne, es schien als lächelte sie, „er ist dem Herrn des Turms in die Quere gekommen.“ „Dem Herrn des Turms? Ardwen?“ „Nenn ihn so, wenn du es wünschst.“, gelbe Augen bohrten sich in die roten, deren Feuer fast erloschen war, „doch ich fürchte, wenn ihr noch lange verweilt und Fragen stellt, die doch niemand einschlägig beantworten kann, dann ist es bald zu spät.“
Mehr als ein Blick, den Zwerg und Drache in völliger Übereinkunft austauschten, war nicht nötig, um sie sogleich, ohne ein weiteres Wort zu verlieren zum Ende des Ganges, zur Tür eilen zu lassen, die jedoch war nach wie vor verschlossen. Ratlos betrachteten die beiden den schimmernden Lichtschild, der die Tür umgab und es schlichtweg unmöglich machte, sich ihr auf mehr als drei Schritte zu nähern. „Was jetzt? Ich glaube nicht, dass du etwas dagegen tun kannst oder?“ „Nein.“, der Drache schüttelte mutlos den Kopf, Magie ist Nicos oder vielmehr Samanthas Spezialgebiet, ich habe im Grunde keine Ahnung davon.“ „Die Lösung liegt direkt vor euch, der Schutz war für euren Freund gemacht, doch er hat ihn überwunden, nutzt eure Identität.“ „Was?“, verständnislos betrachtete Fayn die ausdruckslose Miene der Katze, die ihnen nachgeschlichen war. „Wo keine Türen sind, kann man dennoch welche schaffen.“ Der Groschen war gefallen und Nyki strahlte, „die Wand! Ich kann die Wand einreißen, wie im Schrein.“, er sagte es nicht nur, sondern machte sich sofort an die Arbeit, Minuten später eilten sie unter Führung der Katze durch die tristen Gänge des Schlosses, vorbei an düsteren Laboratorien und endlosen Bibliotheken. Hindurch durch Räume, die mit Käfigen voll schwarzer, oder missgestalteter Kreaturen waren und an großen Glasbehältern in denen seltsame Geschöpfe in farbigen Lösungen schwammen, ohne alldem auch nur einen zweiten Blick zu schenken.
„Ist es das? Hier?“, Fayn kam schlitternd zum stehen und rang nach Atem, die Blicke aller drei, Fayns, Nykis und auch der Katze waren auf die letzte Tür gerichtet, jene Tür, vor der auch ich stets hatte verharren müssen. „Und,“, fragte Nyki düster, „wie kommen wir da hinein?“
„Bist du wach? Ich habe dich etwas gefragt! Komm zu dir!“ Ich spürte, wie ich grob geschüttelt wurde, mein Körper fühlte sich seltsam taub an, was ging hier vor sich? Langsam öffnete ich die Augen, die Welt schien grau in grau, trübe Schleier durchtanzten mein Blickfeld, sosehr ich auch blinzelte, meine Sicht wollte sich nicht klären. „Na also, geht doch.“, die Stimme war kalt, kalt und unfreundlich, ohne recht zu wissen weshalb fasste ich eine tiefe Abneigung gegen den Sprecher. Ein Summen stieg in meine Ohren und das grau verschwamm, löste sich auf. Wieder hörte ich die Stimme, doch die Worte, die sie sprach klangen fremd und drangen nicht bis zu mir durch. Plötzlich brach der Redefluss ab, zeitgleich ertönte ein lauter Knall, und ein schriller Schrei entrang sich der Kehle des Fremden. Das Summen schwoll an, vertrieb alle anderen Geräusche, bis nur noch gedämpfte Laute, die nicht mehr zuzuordnen waren, zu mir drangen.
Leav!
Schwebe/erhebe dich!
Fezyr xyrr ij Partyms!
Reiß ihn in Stücke/zerfetze ihn!
Alle Angaben wie immer ohne Gewähr ;) bin viel zu faul die Vojabeln nochmal zu prüfen und grad bei den Imperativen kann ja soviel net passieren.
Wieder dieses Gefühl und die Stimme durchhallte erneut mein Bewusstsein, „er lügt, er lügt.“ Was sollte das? Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren, dennoch irgendetwas war hier faul... „Wie können wir zurückkommen?“, hörte ich Fayn fragen, das weckte meine Aufmerksamkeit und holte mich ganz in die Wirklichkeit zurück, wie auch meine Freunde starrte ich gespannt in Ardwens Gesicht, der jedoch verzog keine Miene, „es ist nicht möglich, jedenfalls...“ „Was?!“, Nyki schrie fast, „wir können nicht zurück? Aber das kann nicht wahr sein! Es muss einen Weg geben!“ „Natürlich gibt es den.“, Ardwen lächelte dem Drachen beruhigend zu, „doch es ist so einfach nicht, lasst mich euch erklären... Der einzige Weg zurück, es sei denn natürlich, einer von euch beherrscht „Armageddon“, einen Zauber, der es ermöglicht neue Portale zu öffnen, was ich aber stark bezweifle, ist der, wie wir ihn nennen, „wandelnde Pfad“. Doch er kann nur zu einer ganz bestimmten Zeit beschritten werden, denn er öffnet sich nur, wenn die Himmelsgestirne eine ganz bestimmte Position aufweisen.“, er warf einen Blick zur rechten Seitenwand, wo auf einmal ein hohes Bogenfenster erschienen war, das den Blick auf die am klaren, mitternachtsblauen, Himmel hellfunkelnden Sterne freigab, „die Zeit ist fast gekommen, ihr habt großes Glück, doch noch ist es nicht soweit. So es euer Wunsch ist, mögt ihr für die Zeit des Wartens meine Gäste sein.“
Seine Gäste? Und das ganz ohne Vorbehalt, natürlich. Oh nein, daran hatte ich überhaupt kein Interesse, im Gegenteil, mit jeder Minute, die verstrich, erschien es mir, als zöge sich ein unsichtbarer Kreis enger um uns. Leider jedoch bezweifelte ich, oder war mir ehrlich gesagt sicher, dass niemand meine Ansicht teilen würde. Gerade nahm Fayn das Angebot dankend an und Nyki tat seine Zustimmung kund, hatten die beiden denn alle Vorsicht vergessen?
„Und wie lange wird das dauern?“, fragte Nyki jetzt, Ardwen neigte abwägend den Kopf, „lass mich überlegen... Ein paar Monate noch glaube ich, vielleicht auch eins, zwei Jahre, die Zeit spielt für mich schon längst keine Rolle mehr und ich fürchte, ich bin nicht mehr in der Lage sie richtig einzuschätzen... Keine Angst,“, in anbetracht unserer, aufs Äußerste entsetzten, Gesichter, hob er abermals beschwichtigend die Hand, „das mag euch jetzt wie eine sehr, sehr lange Zeit erscheinen, doch bedenkt, dass in eurer Welt schließlich nurmehr Sekunden vergehen. Ihr gewinnt also eine Menge Zeit, Zeit, die ihr nutzen könnt, um euch zu erholen, oder eure Fähigkeiten zu verfeinern. Doch kommt jetzt, ich will euch zeigen, wo ihr wohnen könnt.“
Wie auf Kommando loderten sämtliche Fackeln hell empor, und erleuchteten den gesamten Raum. Im Schatten hinter den Säulen befand sich lediglich ein massives Eichenholzportal. Der junge Krieger hatte uns jetzt erneut den Kopf zugewandt und blickte zu uns hin. Ein Hauch von Interesse zog sich über sein unnatürlich bleiches Gesicht, doch er verging so schnell, dass ich es nicht beschworen hätte. Ich sah jetzt, dass es sich bei dem glänzenden Stirnreif um eine verkleinerte Darstellung von Ardwens Gürtel handelte, allerdings war bei diesem Schmuckstück die Gravur um einiges aufwendiger gestaltet worden. Um den Hals trug er einen Anhänger, eine goldene Schlange mit funkelnden Rubinaugen, die sich um einen blutroten Kristall wand, und unwillkürlich drängte sich mir eine Frage auf, die ich weder beantworten, noch ignorieren konnte, was bedeutete dieses Zeichen?
*
„Leav!“, sofort erhob sich der schwere Kleiderschrank aus Birkenholz in die Luft und blieb etwa einen Handbreit über dem Boden schweben. Viel Zeit war vergangen, Tage, Wochen, Monate, ich vermochte es längst nicht mehr zu sagen. Ardwen hatte uns eine Menge Übungsmaterial zur Verfügung gestellt und obwohl ich ihm noch immer misstraute, konnte ich nicht bestreiten, dass ich ihm einiges verdankte. Meine Kenntnisse der Ursprache und der Magie waren bemerkenswert angewachsen, ich war sicher, dass Samantha stolz auf mich gewesen wäre. „Nico?“ Schwungvoll öffnete sich die Tür und Fayn trat ein, ich drehte mich um und ließ den Schrank mit einem lauten Knall wieder zu Boden fallen. „Was treibst du schon wieder?“ „Ich übe,“, erwiderte ich bissig, „im Gegensatz zu gewissen Zwergen, die ich nicht beim Namen nennen möchte, nehme ich das hier ernst.“ „Ich nehme das ernst.“, protestierte Fayn schwach, es klang nicht sehr überzeugend, „ich mache doch diese Übungskämpfe mit, oder?“ „Aber auch nur meinetwegen.“, ich wandte mich ab und trat zu dem großen Schreibpult, das seinen Platz unter einem gewaltigen Regal voll alter, verstaubter Bücher hatte. Im Moment war allerdings von dem Pult selbst nicht viel zu erkennen, die Platte war derart mit diversen Büchern und Pergamenten bedeckt, das man kaum noch Holz sah. Ich ließ meinen Blick über das Durcheinander gleiten und zog dann das Lichtschwert unter einem Stapel Schriftrollen hervor. Rasch band ich mir die Scheide an den Gürtel und ging zurück zu Fayn, der bereits wartete, „weißt du...“, er beäugte mich vorsichtig, meine Nerven lagen blank und in letzter Zeit war ich sehr aufbrausend gewesen, „vielleicht nimmst du das einfach zu ernst... Ich meine, wir sitzen hier fest, also sollten wir das beste daraus machen. Und so schlecht finde ich es gar nicht, ich meine, wir bekommen doch alles, was wir wollen, oder?“ Ich antwortete nicht, blickte nur stur geradeaus und folgte dem Korridor zum Übungssaal, Fayn folgte mir, „ich weiß wirklich nicht, was dein Problem ist, was fehlt dir? Hier kann man es doch prima aushalten!“ Ja, was fehlte mir? Ich wusste es nicht, ich wusste nur, dass die Zeit bis hierher, die von dem Moment an, da ich Terra betreten hatte, bis zu unserer unverhofften Ankunft im Wolkenreich, die schönste meines Lebens gewesen war. Ich wollte nicht bleiben, ich wollte nicht hier verharren, tagaus, tagein. Ich wollte etwas tun, ich, wir hatten eine Aufgabe, die wollte ich erfüllen.
Fayn und ich betraten den Übungssaal, wir hatten uns angewöhnt jeden Tag ein paar Übungskämpfe durchzuführen, Schwert gegen Axt. Auch darin war ich besser geworden, denn der Zwerg hatte sich als guter Lehrer erwiesen. Diesmal jedoch wollte es nicht recht klappen, und bald schon verabschiedete sich Fayn wieder, vermutlich ging er zu Nyki, um dem sein Leid zu klagen. Auch der Drache hatte sich verändert, von seinem wilden Temperament und dem unbändigen Freiheitsdrang war kaum noch etwas zu spüren, manchmal, wenn ich mit ihm sprach, erschien es mir, als sei er innerlich ganz weit weg, tatsächlich, wenn ich so darüber nachdachte, verhielt er sich ein wenig wie in Trance... Nun, viel seltsames war geschehen. Ardwen hatte als er uns hierher brachte, gesagt, dass wir diesen Teil des Schlosses nicht verlassen sollten, zu unserer eigenen Sicherheit, wie er es ausdrückte. Dass er die Tür vorsichtshalber auch gleich magisch versiegelte, das bemerkte ich erst später. Glücklicherweise gelang es mir, die Magie zu umgehen und je mehr ich mich mit meinen Freunden entfremdete, je einsamer ich mich fühlte, desto öfter brach ich zu heimlichen Rundgängen durch das Schloss auf. Ich sah und fand vieles, das zu verstehen mir nicht möglich war. Doch mehr und mehr verhärtete sich mein Verdacht, dass Ardwen etwas vorhatte, weshalb besaß er erstaunlich genaue Aufzeichnungen darüber, was in den Welten vorging oder vorgegangen war? Weshalb fand ich eine Art Labor, in dem er scheinbar mit Dämonen experimentiert und ihnen noch größere Gefährlichkeit verliehen hatte? Und warum fanden sich überall Hinweise auf diverse Prophezeiungen und Legenden? Einmal fand ich gar eine Schriftrolle, die eine genaue Darstellung des Drachenmals und eine Zeichnung enthielt, die Samantha erstaunlich ähnlich sah, was war das für ein Spiel, das Ardwen mit uns trieb? Ich vermutete, dass sich die Antwort hinter der letzten Tür zum höchsten Turm befand, doch trotz aller Bemühungen blieb mir diese Tür stets verschlossen.
Ich lehnte mich gegen die Wand und dachte an den Rest unserer kleinen Gruppe, ich hatte es längst aufgegeben, über Samanthas Verschwinden zu grübeln, doch ich dachte an Sternenglut und an Lynn... Und ich fühlte mich schuldig. Ich hatte dem Halb-Elfen versprochen, auf Sam aufzupassen und ich war kläglich gescheitert. Wenn doch nur...
Leise Schritte rissen mich aus meinen Gedanken, ich sah auf, und erkannte erstaunt, dass es der junge Krieger aus der Halle war, der sich langsam näherte. Im Gegensatz zu Ardwen, der immer Mal wieder erschienen war und der schwarzen Raubkatze, die ab und an die Gänge durchstreifte, hatte ich ihn bisher kein weiteres Mal gesehen. Er beachtete mich nicht, ging einfach an mir vorbei und trat an eines der Fenster um hinauszusehen, es schien als erwartete er jemanden... Mein Herzschlag beschleunigte sich, sollte ich Glück haben? War das endlich meine Gelegenheit mehr herauszufinden als aus Schriften, die entweder in der Ursprache geschrieben und deshalb für mich nur halbverständlich oder in einer gänzlich fremden Sprache verfasst waren, mir sagen konnten? Mein Gefühl sagte mir, dass es so war, ich musste nur dafür sorgen, dass sie mich nicht bemerkten... Ohne weiter darüber nachzudenken, wirkte ich den Spruch, das Jagdfieber hatte mich gepackt. Doch als kurz darauf die schwarze Katze aus der Dunkelheit trat und sich wie zufällig direkt neben mir niederlegte, da wurde mir doch ein wenig flau. Aber jetzt war es zu spät.
Es vergingen noch einmal ein paar Minuten, dann betrat Ardwen den Raum, diesmal lächelte er nicht im Gegenteil, seine Miene war so, wie ich sie einen kurzen Moment lang gesehen zu haben glaubte, grausam und gierig, und verbittert, wie ich jetzt sah. Meine Nackenhaare sträubten sich, warum trafen die sich ausgerechnet hier? „Wie es scheint sind alle anwesend,“, Ardwen sah sich um, auch seine Stimme war nicht mehr im Geringsten freundlich oder gar melodisch, sie war kalt und schneidend. Aber was bedeutete das? Seine Worte schienen absolut keinen Sinn zu ergeben! „Vielleicht sollten wir zunächst unseren Ehrengast begrüßen? Tritt vor, es schickt sich nicht, abseits in der Ecke zu stehen, Drachenreiter!“ Ein eisiger Schreck durchpeitschte mich, wie konnte er es wissen? Meine Gedanken wirbelten in einem völligen Chaos durcheinander, dennoch hielt ich krampfhaft an meinem Zauber fest, dessen Magie mir zu entgleiten begann. Wenn ich mich nur ruhig verhielt, vielleicht würde er... „Es ist genug.“, mit einer Handbewegung wischte er den Schutzwall fort, „deine Magie mag dir genutzt haben, um hier herumzuschnüffeln und Dinge zu finden, die du niemals hättest sehen dürfen, doch jetzt kann sie dich nicht schützen.“ Mühsam brachte ich meine zitternden Beine unter Kontrolle, und trat vor, ich gab mir alle Mühe nicht allzu eingeschüchtert zu wirken, und sah Ardwen direkt in die Augen. Die Katze stand auf und folgte mir, ohne jedoch drohend zu wirken. „Was willst du von mir?“ „Was ich will? Bist du wirklich so naiv? Du bist anders als deine Freunde Nico, mein Zauber, der sie mehr und mehr in seinen Bann zieht hat scheinbar keine Wirkung auf dich, du wehrst dich, du vertraust nicht und du weißt zu viel, du bist zu einer Gefahr geworden.“ „Eine Gefahr wofür?“, erkundigte ich mich trotzig und fühlte Zorn in mir aufwallen. „Eine Gefahr für mich, für meine Pläne, eine Gefahr, die aus einer anderen Gefahr, die ich zu bannen versuchte entstanden ist.“ „Was?“, die Frage war mir herausgerutscht, ehe ich es hatte verhindern können, das Durcheinander meiner Gedanken hatte sich zwar ein wenig geklärt, doch ich hatte nichts von dem, das Ardwen gerade gesagt hatte auch nur ansatzweise verstanden. „Eure kleine Reisegruppe war die erste Gefahr, ihr wart entschieden zu erfolgreich, zu stark. Ich bin daraufangewiesen, dass der Dämonenfürst die Welten ins Chaos stürzt, also benutzte ich meinen Bruder um euch zu trennen und zugleich den Schlüssel in die Hände zu bekommen, es dauert nicht mehr lange und deine Freunde werden vollends vergessen haben, wer sie eigentlich sind, sie werden zu Werkzeugen werden, zu meinen Werkzeugen, du aber... Ich habe zu lange gewartet, als das ich riskieren könnte, dass meine Pläne durchkreuzt werden, dafür verweile ich seit Jahrtausenden an diesem Ort, damit ich, wenn Damon die Herrschaft über die Welten ergreift stark genug bin, den Gott der Vernichtung zu stürzen.“ „Aber das ist Wahnsinn!“, rief ich aus, ich war lauter gewesen als beabsichtigt und meine Stimme hallte durch den Saal, „wenn der Dämonenfürst siegt, wird es nichts mehr geben, über das man herrschen kann!“ „Sagt wer?“, jetzt lächelte er wieder, es war ein zugleich herablassendes und amüsiertes Lächeln, „wir alle sind nur kleine Teile zum Ganzen, Figuren in einem Spiel der Götter und des Schicksals, ich werde den Spieß nun umdrehen, die Götter zu meinen Figuren machen, um jeden Preis. Natürlich stellt ihr auch so keine allzu große Gefahr mehr dar, nicht mehr, nicht jetzt, da sich der Schlüssel in meiner Hand befindet.“ „Was soll das heißen?“, blinde Verzweiflung erfasst mich, „was ist dieser Schlüssel?“ „Der Schlüssel ist die letzte Hoffung für die Welt und zugleich ist er ihr Tod. Was auch geschieht, am Ende läuft alles auf ihn hinaus, hängt alles davon ab.“, er ließ seinen Blick durch die Halle schweifen, „der Schlüssel ist ein Schicksal, eine Fleisch gewordene Prophezeiung... Nur er allein wird am Ende über Leben und Tod entscheiden, und wem es gelingt, in sich zu Nutze zu machen, der wird als Sieger aus dieser Schlacht hervorgehen. Die Zeit ist gekommen, da die Schlacht, die seit Anbeginn der Zeit tobt, ein Ende finden wird!“ „Was soll das heißen?“, diesmal brüllte ich regelrecht, Ardwen schien es nicht mehr wahrzunehmen, ein irrer Glanz war in seine Augen getreten. „Gib es auf Junge, er ist wahnsinnig das ist alles.“, ich wirbelte herum und blickte in das Gesicht der Katze, sie hatte gesprochen? Jetzt sah sie mich an und neigte den Kopf, „glaub es ruhig, und fürchte dich nicht, ich bin nicht dein Feind.“, anmutig sprang sie auf und stellte sich vor mich, Ardwen schien wieder zu sich zu finden und warf ihr einen überraschten Blick zu, „du willst ihn also schützen? Alle beide, ich verstehe... Natürlich es sind verwandte Seelen, sie kämpfen, doch sie können nicht gewinnen, niemand kann das, das weißt du.“ Nur ein Fauchen war die Antwort und Ardwen wandte sich mit leisem Kopfschütteln wieder an mich, „du weißt es also wirklich nicht? Du hast es nicht begriffen, obwohl du direkt davor gestanden hast? Hast du die Macht nicht gespürt? Leben und Tod verschmolzen, eins. Hast du nicht erkannt, was sie sich weigert anzuerkennen? Hast du das Schicksal nicht gesehen? Du musst doch wissen, wer es ist, wer zugleich Opfer und Henker ist! Du magst etwas besonderes sein, doch du bist blind, du willst es oder kannst es nicht sehen, du bist nicht in der Lage, zu erkennen!“ „Das genügt!“, ich begriff nicht wovon er sprach, keines seiner Worte ergab für mich einen Sinn, doch ich hatte begriffen, dass dieser Mann bereit war, alles und jeden in Leid und Unglück zu stürzen, um ein Chaos zu erschaffen, aus dem eine Neue Welt geboren werden sollte, seine Welt. Vielleicht war er wahnsinnig, vor allem aber war er gefährlich, „fezyr xyrr ij Partyms!“
Noch ehe die gewaltige Welle silbernen Lichtes, die aus mir hervorbrach Ardwen auch nur berührte, sprang mit unglaublicher Schnelligkeit der junge Krieger dazwischen, mit einer einzigen Handbewegung wischte er die Magie weg und verharrte dann ruhig an Ort und Stelle, den Kopf gesenkt, sodass sein Gesicht erneut im Schatten lag. Entsetzen packte mich, wer war das, dass er eine solche Menge Energie einfach so brechen konnte? „Netter Versuch, doch ich fürchte, damit hast du dein Leben endgültig verspielt, ich würde mir ja selbst die Mühe machen, doch ich denke, dass dies sehr interessant werden könnte. Töte ihn!“ Der Krieger rührte sich nicht weiter, drehte nur den Kopf und warf Ardwen einen Blick zu, war es... Hass? Der Magier knurrte ärgerlich, sein Gesicht verzerrte sich vor geistiger Anstrengung, „töte ihn!“
Ganz langsam wandte der Junge den Kopf ab und hob die Hand, ich begriff, wer immer das auch war, er tat nicht freiwillig, was Ardwen verlangte, stand vielmehr unter dessen Kontrolle, wenn auch nicht gänzlich. Nutzte mir diese Erkenntnis?
„Vorsicht Junge!“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ein roter Blitz auf mich zuschoss, reflexartig warf ich mich zur Seite, davor hatte mich die Katze also warnen wollen... Rasch kam ich wieder auf die Beine, der Krieger stand etwa drei Schritte vor mir, er verharrte ruhig, hatte die Augen ein wenig zusammengekniffen, als er mich musterte, doch sein Gesicht war wieder völlig ausdruckslos. Ich spürte, wie mein Körper erbebte und mich erneut Panik ergriff, eine Aura von Macht umgab diesen Jungen, und durchdrang jede Faser meines Körpers. Sie war beängstigend, aber nicht fremd. Magie... „Nicht schlecht, das muss ich sagen, mehr als ich erwartet hätte, doch wie ich sehe, hast du noch immer nicht begriffen...“, ich sah, dass sich auf Ardwens Stirn feine Schweißperlen gebildet hatten, „nun, dann wirst du eben als Narr sterben.“
Verzweifelt sandte ich meinen Geist aus, „Nyki? Fayn!“, ich brauchte dringend Hilfe, doch sie würden mir keine geben können, sie waren selbst in Ardwens Gewalt, „Samantha?“, rief ich auf einen beinahe aberwitzigen Gedanken hin, doch wenn sie hier war, wenn sie mich hören konnte... Dann würde sie... „Samantha!“ Nichts, ich erhielt keine Antwort, ich bemerkte, dass auch ich zu zittern begonnen hatte, doch ich würde nicht aufgeben, wenn ich schon sterben musste, dann nicht kampflos!
„Los, setz dem endlich ein Ende!“ Der Krieger sandte mir einen todbringenden Flammenstrahl entgegen, verzweifelt versuchte ich mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was Samantha mir jemals über die Magie erzählt hatte, irgendwie gelang es mir, die Attacke abzuwehren und zu kontern, doch der Krieger hob einfach nur die Hand, die Energiewelle teilte sich und rauscht wirkungslos links und rechts an ihm vorbei. Rasch erschuf ich einen magischen Schild, der nächste Angriff ließ meine Muskeln erzittern, ich spürte welche ungeheure Kraft dahinter stand. Mir war nur allzu klar, dass ich so keine Chance hatte, wenn es mir doch nur irgendwie gelänge, die Konzentration Ardwens zu brechen, wenn seine Magie zu wirken aufhörte...
Die Gelegenheit kam so schnell, dass ich sie kaum erfassen konnte, die Katze sprang mit unerwarteter Gewandtheit vor, wie um sich auf den Jungen zu stürzen, und lenkte ihn so von mir ab. Ein rascher Seitwärtsschritt brachte mich von ihm weg zu Ardwen hin, dieser war so in seiner angestrengten Konzentration versunken, dass er mich nicht zu bemerken schien, „fezyr xyrr ij Partyms!“ Im letzten Moment öffnete er die Augen und wich mit scheinbarer Leichtigkeit aus. Ich fluchte leise, eine zweite Chance würde ich nicht bekommen. Die Katze war wieder an meiner Seite, doch im selben Moment, da sie erneut zum Sprung ansetzte schleuderte sie der Krieger mit einer einzigen Handbewegung quer durch den Saal, sodass sie liegen blieb. Dann nahm er die beiden Schwerter, die Klinge der linken Waffe deutete auf meine Kehle und die rechte verhinderte, dass ich nach hinten auswich, noch ehe meine Hand auch nur den Griff des Lichtschwertes berührt hatte. Jetzt gab es nur noch einen Weg, ich bezweifelte, dass ich es schaffen würde, aber ich war wildentschlossen, es zumindest zu versuchen, letzten Endes würde es egal sein, was mich umbrachte. Abermals erweiterte ich meinen Geist und versuchte in den meines Gegenüber einzudringen, zu meiner Überraschung gelang es ohne Widerstand, doch alles was ich fand war eine weite, endlose Leere, ganz so, als besäße der Krieger keinen Geist, keine Seele...
„Argh!“, stechender Schmerz holte mich in die Wirklichkeit zurück, es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass ich selbst geschrieen hatte, und einen weiteren, ehe mir klar wurde, dass ich am Boden kniete. Eine der Klingen schwebte drohend über mir, ich spürte, wie mir ein warmer Blutstrom über das Gesicht lief, doch aus irgendeinem Grund zögerte der Krieger, trübe, graue Punkte tanzten durch mein Blickfeld, als ich zu Ardwen hinblickte. Warum gab er nicht endlich das letzte Kommando? Dann würde es wenigstens vorbei sein... „Warte.“, hörte ich die Stimme Ardwens, seine nächsten Worte waren nur noch eine unverständliche Aneinanderreihung sinnloser Laute. Ein schemenhafter Gegenstand raste auf mich zu und in meinem Schädel explodierte ein Feuerwerk der Schmerzen.
„Nico?“, vorsichtig schob Nyki seinen gewaltigen Körper durch den Gang und spähte in den leeren Raum, „Nico?“ „Er ist nicht da.“, Fayn kam dem Drachen von der anderen Seite des Korridors her entgegen, „ich suche ihn auch schon die ganze Zeit und dachte jetzt, er wäre vielleicht bei dir.“ „Nein ist er nicht. Genau genommen habe ich ihn seit gestern Abend nicht mehr zu Gesicht bekommen.“ „Ich seit heute morgen, wir na ja... Wir haben uns gestritten und ehrlich gesagt war ich nicht gerade freundlich zu ihm...“ „Er vermutlich auch nicht.“, Nyki grinste, „das war er in letzter Zeit nie.“ „Schon aber... Wenn er etwas dummes angestellt hat... Wenn ihm etwas passiert ist... Dann ist das meine Schuld.“ „Ist es nicht, er ist ja wohl alt und vernünftig genug, um auf sich selbst aufpassen zu können. Ich weiß nicht... Er hat sich verändert, findest du nicht?“ „Ich bin nicht sicher, schließlich kenne ich ihn bei weitem noch nicht so lange wie du, aber ich finde schon, ja.“
„Vielleicht seid es ja auch ihr, die sich verändert haben?“, die beiden erstarrten, als die unbekannte Stimme scheinbar aus dem Nichts erklang. „Wer bist du?“, die Stimme des Drachen zitterte, etwas, das er früher niemals zugelassen hätte. Als Antwort kam die schwarze Katze aus der Dunkelheit des Schattens, das ehemals seidige, glänzend schwarze Fell war staubig und zerzaust, stellenweise hatte geronnenes Blut, das aus klaffenden Rissen geströmt war, die feinen Haare verklebt. Sie hinkte und zog das rechte Hinterbein nach, der kräftige Schwanz schleifte traurig im Dreck, doch in den gelben Augen stand nach wie vor der Ausdruck stiller, ungebrochener Würde, durchzogen von einer Spur Hochmut. „Wer oder was bist du?“, Fayn starrte das Raubtier an, als hätte er gerade ein Gespenst gesehen. „Spielt das eine Rolle?“ „Schön, dann hast du eben keinen Namen, aber warum bist du hier, und was wolltest du uns eben sagen?“ „Ist es nicht offensichtlich?“, sie musterte den Drachen mit dem Ausdruck kühler Überlegenheit, „es ist der Zauber, der euch verändert, der Bann des Turmes. Seht euch an, überlegt euch, was ihr tut und dann erinnert euch, wer ihr wirklich seid.“
„Wir... Ich...“, einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann schüttelte der Drache ratlos den Kopf. „Ihr vergesst, wer ihr seid,“, es klang mitleidig, „ihr verliert euch selbst. Nicht mehr lange und es wird endgültig sein, dies ist meine Warnung. Euer Freund ist anders, er war nicht bereit, zu geben, wovon der Zauber lebt, doch seine Neugier und sein Kampfgeist haben ihm letzten Endes das Genick gebrochen.“ „Sie haben was? Nico soll das heißen...? Ist er...?“, blinde Panik hallte in Nykis Stimme wieder und ein tiefes Schuldgefühl begann in ihm zu nagen. „Noch lebt er, er ist dem Tod im letzten Moment von der Schippe gesprungen, doch ich weiß nicht, was mit ihm geschehen wird.“ „Was ist passiert?“, krächzte Fayn mit vor Furcht heisere Stimme, die Katze fletschte ihre weißen Fangzähne, es schien als lächelte sie, „er ist dem Herrn des Turms in die Quere gekommen.“ „Dem Herrn des Turms? Ardwen?“ „Nenn ihn so, wenn du es wünschst.“, gelbe Augen bohrten sich in die roten, deren Feuer fast erloschen war, „doch ich fürchte, wenn ihr noch lange verweilt und Fragen stellt, die doch niemand einschlägig beantworten kann, dann ist es bald zu spät.“
Mehr als ein Blick, den Zwerg und Drache in völliger Übereinkunft austauschten, war nicht nötig, um sie sogleich, ohne ein weiteres Wort zu verlieren zum Ende des Ganges, zur Tür eilen zu lassen, die jedoch war nach wie vor verschlossen. Ratlos betrachteten die beiden den schimmernden Lichtschild, der die Tür umgab und es schlichtweg unmöglich machte, sich ihr auf mehr als drei Schritte zu nähern. „Was jetzt? Ich glaube nicht, dass du etwas dagegen tun kannst oder?“ „Nein.“, der Drache schüttelte mutlos den Kopf, Magie ist Nicos oder vielmehr Samanthas Spezialgebiet, ich habe im Grunde keine Ahnung davon.“ „Die Lösung liegt direkt vor euch, der Schutz war für euren Freund gemacht, doch er hat ihn überwunden, nutzt eure Identität.“ „Was?“, verständnislos betrachtete Fayn die ausdruckslose Miene der Katze, die ihnen nachgeschlichen war. „Wo keine Türen sind, kann man dennoch welche schaffen.“ Der Groschen war gefallen und Nyki strahlte, „die Wand! Ich kann die Wand einreißen, wie im Schrein.“, er sagte es nicht nur, sondern machte sich sofort an die Arbeit, Minuten später eilten sie unter Führung der Katze durch die tristen Gänge des Schlosses, vorbei an düsteren Laboratorien und endlosen Bibliotheken. Hindurch durch Räume, die mit Käfigen voll schwarzer, oder missgestalteter Kreaturen waren und an großen Glasbehältern in denen seltsame Geschöpfe in farbigen Lösungen schwammen, ohne alldem auch nur einen zweiten Blick zu schenken.
„Ist es das? Hier?“, Fayn kam schlitternd zum stehen und rang nach Atem, die Blicke aller drei, Fayns, Nykis und auch der Katze waren auf die letzte Tür gerichtet, jene Tür, vor der auch ich stets hatte verharren müssen. „Und,“, fragte Nyki düster, „wie kommen wir da hinein?“
„Bist du wach? Ich habe dich etwas gefragt! Komm zu dir!“ Ich spürte, wie ich grob geschüttelt wurde, mein Körper fühlte sich seltsam taub an, was ging hier vor sich? Langsam öffnete ich die Augen, die Welt schien grau in grau, trübe Schleier durchtanzten mein Blickfeld, sosehr ich auch blinzelte, meine Sicht wollte sich nicht klären. „Na also, geht doch.“, die Stimme war kalt, kalt und unfreundlich, ohne recht zu wissen weshalb fasste ich eine tiefe Abneigung gegen den Sprecher. Ein Summen stieg in meine Ohren und das grau verschwamm, löste sich auf. Wieder hörte ich die Stimme, doch die Worte, die sie sprach klangen fremd und drangen nicht bis zu mir durch. Plötzlich brach der Redefluss ab, zeitgleich ertönte ein lauter Knall, und ein schriller Schrei entrang sich der Kehle des Fremden. Das Summen schwoll an, vertrieb alle anderen Geräusche, bis nur noch gedämpfte Laute, die nicht mehr zuzuordnen waren, zu mir drangen.
Leav!
Schwebe/erhebe dich!
Fezyr xyrr ij Partyms!
Reiß ihn in Stücke/zerfetze ihn!
Alle Angaben wie immer ohne Gewähr ;) bin viel zu faul die Vojabeln nochmal zu prüfen und grad bei den Imperativen kann ja soviel net passieren.
„Nico?“ „Hmm?“, langsam öffnete ich die Augen und erblickte die vertraute Umgebung meines Zimmers, über mir schwebte das gütige Gesicht eines Mannes im fortgeschrittenen Alter, das graue Haar war kurzgeschnitten und stand in alle Himmelsrichtungen über den Wangen lag ein deutlicher Bartschatten, doch die goldbraunen Augen hinter den halbmondförmigen Gläsern einer silbernen Brille betrachteten mich aufmerksam und irgendwie besorgt. „Doc? Was tun sie hier?“ Er lachte, seine Stimme klang seltsam rau, ganz so als hätte er geweint, „ich wollte mir ein Lexikon ausleihen, Junge! Du hast fast eine Woche im Fieber gelegen, was werde ich hier wohl tun kleiner Freund?“ „Was? Wo ist Mum?“ er seufzte schwer, sein Gesichtsausdruck bezeugte, wie wenig er von meiner Mutter hielt, „in Kalifornien, San Diego glaube ich, da war ein neues Projekt und sie meinte, ich würde mich schon um dich kümmern, schließlich merktest du ja gar nicht, ob sie da war...“ „Oh...“, ich hatte etwas ähnliches erwartet, dennoch war ich traurig, „na ja, so ist sie eben.“
„Wuff!“, schwanzwedelnd kam Arco ins Zimmer gestürmt und stützte die Pfoten auf den Bettrand, lächelnd kraulte ich das dichte Fell, während seine feuchte Zunge wie ein Waschlappen über meine Wange fuhr, „ist schon gut Arco, ich bin ja wieder da...“
Wieder da? Es traf mich wie ein Schlag, wieso war ich hier? Wieso war ich nicht in Runenland oder vielmehr im Land-unter-dem-Schnee? Was in aller Welt war geschehen? Ich durfte nicht hier sein... Nyki und Fayn! Ich musste sie doch warnen, bevor sie Ardwen endgültig erlagen...
„Nico? Alles in Ordnung?“ „Ja... Ich meine nein, ich dürfte nicht hier sein.“ „Wovon sprichst du Junge?“ „Ich muss zurück.“, ruckartig richtete ich mich auf, „meine Freunde brauchen mich!“ „Nico du fantasierst,“, er packte mich sanft an den Schultern und drückte mich zurück aufs Bett, „du bist nirgendwo gewesen, du hast eine Woche lang fiebernd im Bett gelegen und wie es schien allen möglichen Unsinn geträumt. Nichts davon ist wirklich Junge, das sind nur Fieberfantasien.“ „Das kann nicht sein! Es war viel zu wirklich, ich... Ich war in Runenland, ich bin der Wächter, Nyki, Lynn, Fayn Samantha und ich wir müssen...“ „Du hast Sternenglut vergessen.“ „Was?“ „diese Namen hast du des öfteren vor dich hin gemurmelt, glaub mir, es war nur ein Traum, eine verkorkste Fantasie.“ „Aber… Die Narben! Sie sind der Beweis.“ „Welche Narben?“ „Na die...“, hastig krempelte ich den Ärmel meines Schlafanzuges hoch, keine Narben, der Arm, den mir der Schatten in Djiia aufschlitzt hatte, war völlig unverletzt. Fassungslos starrte ich auf die glatte Haut. „Begreifst du es endlich? Es gibt kein Runenland, keine Drachen. Das sind nur Legenden, alte Geschichten die man sich erzählt. Vergiss es einfach und freu dich lieber, nächste Woche ist schließlich dein Geburtstag.“ „Mein Geburtstag?“, fragte ich tonlos, er nickte, schien mein Entsetzten nicht deuten zu können, „weißt du schon, wie du es halten willst? Immerhin wird man nicht jeden Tag dreizehn.“
Mein dreizehnter Geburtstag? Aber das würde ja bedeuten... Das ich wirklich, das alles... Nur ein Traum gewesen war? Ein seltsames Gefühl des Verlustes stieg in meiner Brust auf, wie konnte das sein? Warum durfte das sein?
„Doc?“ „Ja?“ „Was... Was habe ich noch alles gesagt... Ich meine, als ich...“ „Das ist nicht wichtig, du musst das vergessen, du musst das alles vergessen.“ „Aber wieso? Es mag nur ein Traum gewesen sein, aber...“, mein Herz verkrampfte sich, „es war schön.“ Mein Freund, der pensionierte Arzt Doktor Mericher wandte den Kopf ab, „weil es nicht gut ist, Träumen nachzuhängen, es hält uns vom Leben ab.“, seine Stimme war plötzlich ganz kalt und unpersönlich, „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir wirklich gefallen hat. Fandest du es wirklich schön, Menschen zu töten?“ „Nein! Das meine ich auch nicht aber... Ich hatte Freunde, ich hatte eine Aufgabe, ich wusste zum ersten mal, wo ich hingehöre!“ „Freunde? Schöne Freunde nach allem, was ich mitbekommen habe. Aber es ist egal, es war ein Traum, es ist vorbei, wir wollen nicht mehr darüber reden, nie mehr. Noch einmal, vergiss es einfach.“ „Ich...“, ich schwieg und dachte nach, „das kann ich nicht.“, erklärte ich schließlich, „ich kann das nicht einfach vergessen, es wäre... Als ob ich einen Teil von mir selbst vergessen wollte.“ „Das ist nicht war, du willst es nur nicht vergessen, du willst daran festhalten, nicht wahr? Du hoffst immer noch, dass es wahr ist nicht wahr?“ „Ich... Ja, irgendwie schon.“ „Nun, wenn es so nicht geht...“, seine Stimme veränderte sich, wurde dumpfer, rauer, bis sie klang, wie das drohende Zischen einer Schlange. „Doc?“, fragte ich besorgt, „was ist?“ Als Antwort drehte er den Kopf und sah mir ins Gesicht, entsetzt prallte ich zurück, ich blickte in das Antlitz eines Schattens. „Du willst nicht aufgeben, nicht wahr? Du willst nicht vergessen wer du bist? Nun, dann muss ich dein Selbst vernichten.“ „Nein, das kann nicht... Verschwinde! Geh weg!“, schrie ich in Panik, der Schatten grinste nur höhnisch und kam näher... Jetzt streckte er die Hand aus, ich wich zurück, prallte gegen die Wand und starrte der drohenden Hand entgegen,
„Neeeeeiiiinnn!!!“, mein eigener Schrei und ein stechender Schmerz, der meinen Ganzen Körper erfasst hatte um dann schlagartig zu verschwinden, weckten mich. „Uff.“, ich war noch immer benommen und mein Körper nach wie vor taub, er fühlte sich irgendwie an, als würde er gar nicht richtig zu mir gehören, doch immerhin konnte ich wieder klar sehen. Ich befand mich in einem großen, Kreisrunden Saal, alles hier schien aus Gold zu bestehen, Wände, Decke Boden, die allesamt mit irgendwelchen Ornamenten, die ich mir jedoch nicht näher besah, verziert waren, sowie der riesige Altar, der zugleich das Herzstück des Raumes sowie seinen einzigen Inhalt darstellte. Er war auch das einzige hier, das nicht allein golden war, denn waren doch die unzähligen Schlangendarstellungen, die ihn bedeckten, mit prachtvollen Edelsteinen in allen Größen und Farben bedeckt, in seiner Mitte ragte eine besonders große Statue empor, sie wand sich um eine kopfgroße, rötliche Kristallkugel, in der ein Feuer zu brennen schien.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand und den Altar betrachtete, dessen Zauber mich in seinen Bann schlug, irgendwann veranlassten lautes Gepolter und hallende Schreie mich dazu, den Kopf abzuwenden und mich umzudrehen, erst jetzt erfasst mein gelähmtes Denken, dass ich überhaupt nicht allein war, im Gegenteil, auf der anderen Seite des Saales, vielleicht zwanzig Fuß von mir entfernt, schien ein heftiger Kampf entbrannt zu sein. Unsicheren Schrittes trat ich näher, und obwohl das alles so unwirklich erschien, erfasste ich sofort, was sich abspielte und auch das, was ich vorhin gehört hatte, ergab einen Sinn.
Die goldene Tür des Saales hing schief und zertrümmert in den Angeln, war scheinbar mit Gewalt aufgebrochen worden. Nyki und Fayn waren in einen verzweifelten Kampf gegen Ardwen verstrickt, der Klauen- und Axthiebe gleichermaßen abblockte und seinen Stab schneller durch die Luft sausen ließ als jedes Schwert. Obwohl die Waffe nur schemenhaft zu erkennen war, konnte ich deutlich sehen, dass der rote Kristall in gleißendem, unruhig pulsierenden Licht entflammt war. Einen schwarzen Schatten schließlich, der wild um die Kämpfenden herumsprang, ohne eine Möglichkeit zu haben, selbst eingreifen zu können, identifizierte ich schließlich als die schwarze Raubkatze. Von dem Krieger jedoch war nichts zu sehen.
Jetzt sauste der Stab auf Nyki nieder, durchdrang mühelos den harten Schuppenpanzer des Drachen und hinterließ einen hässlichen Schnitt auf Nykis linker Flanke. Zugleich loderte das Feuer der Kristallkugel gleißend empor, verwirrt sah ich vom einem zum anderen, standen die Kristalle in Verbindung? Aufmerksam beobachtete ich den Kampf, tatsächlich, jedes Mal, wenn etwas mit dem Stab geschah, schien die Kugel zu reagieren... Unsicher betrachtete ich den runden Kristall, wenn ich ihn zerstörte, würde dann...?
„Sæn!“, obwohl Ardwen das Wort eher gesagt, denn gerufen hatte, durchhallte seine Stimme den ganzen Raum und vermutlich auch noch darüber hinaus, denn sekundenspäter kam mit gezückten Schwertern der Krieger durch die Tür gestürmt. Jetzt gab es keine Wahl mehr für mich, ich warf der Kampf einen letzten, unsicheren Blick zu, ehe ich langsam auf die Kugel zuging. Ich hatte sie fast erreicht, als Ardwen auf mich aufmerksam zu werden schien, „halte ihn auf!“ Sofort ließ Sæn von Nyki und Fayn ab um auf mich zuzustürmen, ich wusste, dass mir nurmehr Sekunden blieben... Ein Sprung brachte mich neben die Kugel, Sæn hatte mich fast erreicht, rasch packte ich den Griff meines Schwertes und schwang es, in der Absicht, die Kugel zu zertrümmern, doch es war nicht das Lichtschwert, das ich in den Händen hielt, es war die Drachenklinge. Ehe ich noch irgendetwas tun konnte, war der Krieger da und schlug mir die Waffe aus der Hand, Samanthas Schwert flog quer durch den Saal und durch eines der Fenster nach draußen, Sæn stand drohend zwischen mir und der Kugel.
Aus, dachte ich, jetzt ist es vorbei, wir können nicht... Mein Blick fiel auf eine lange Wunde, die sich über den rechten Arm des Kriegers zog, es fiel mir wie Schuppen von den Augen, deshalb also hatte Ardwen gelogen...
„Sam? Samantha, bist du es?“, hin und her gerissen zwischen bangen und hoffen, betrachtete ich Sæn, er verzog keine Miene, nur über seine seltsamen Augen legte sich ein Schleier von Verwirrung, „wie nanntest du mich? Ich kenne diesen Namen nicht. Verschwinde von hier, sonst wirst du sterben.“, seine Stimme klang merkwürdig, sie war wie seine Augen, wie sein Geist, als wäre der, zu dem all das eigentlich gehörte, ganz weit weg und hätte mit all dem nichts mehr zu tun. Ich schluckte, aus dem Augenwinkel schielte ich zur Kugel hin, ein einziger Sprung, wenn ich schnell genug war...
Du bist doch ein Magier, oder?, natürlich! Beinahe hätte ich ärgerlich den Kopf geschüttelte, wieso vergaß ich das ständig? Wenn ich Sæn mit einem Zauber ablenken konnte, würde mir das die Zeit geben, zur Seite zu springen und... Es war ein Versuch, vermutlich der letzte.
„Ingradijä toe Dracyrdoijin!“, noch während ich sprach stieß ich mich ab und zog das Schwert noch im Sprung, mit aller Kraft ließ ich die Klinge auf die Kugel niedersausen, um im nächsten Moment vom Schwert Sæns, das selbst den Brustpanzer aus Mythrill durchdrang und mir die Seite aufschlitzte, gegen die rückwärtige Wand geschleudert zu werden. Ich schnappte nach Luft und richtete meinen Blick beinahe beschwörend auf die Kugel, zunächst schien es, als wäre meine Attacke völlig wirkungslos geblieben und mir sank der Mut, dann jedoch erstrahlte sie noch einmal mit solcher Heftigkeit, dass sie zu bersten drohte, ein Netz haarfeiner Risse überzog sie unter Knirschen und Knistern und dann zerfiel sie zu Staub.
Zugleich mit der Kugel wurde auch Ardwens Stab zerstört, dieser jedoch zerfiel nicht einfach nur, nein, er explodierte mit solcher Wucht, dass es den Magier in tausend Stücke riss. Sæn, der sich nach dem Angriff wieder von mir abgewandt hatte, wurde zwar nicht getötet, als das Amulett um seinen Hals hochging, doch da er gerade neben einem der Fenster gestanden hatte, wurde er durch die Wucht der Explosion hinausgeschleudert, durch genau dasselbe Fenster, durch das er zuvor Samanthas Schwert hinausbefördert hatte... Das Herz wurde mir schwer, einen Sturz aus solcher Höhe konnte niemand überleben, auch nicht, wenn dort unten Wasser war...
„Krach!“, der Boden unter mir erzitterte, die Wände begannen zu bröckeln und der Altar zerfiel, ruckartig versuchte ich auf die Beine zu kommen, konnte mich aber auf dem schwankenden Boden kaum halten. Was ging hier vor sich? Ein gewaltiges Stück der Decke fiel hinunter und zersplitterte direkt vor meinen Füßen, auf der anderen Seite des Saales zerfiel gerade die Innenwand zu Staub. „Nico! Wir müssen hier weg, das Schloss stürzt ein!“, obwohl der Sprechende zu schreien schien, konnte ich die Stimme kaum verstehen, als ich jedoch gleich darauf von hinten gepackt wurde erschrak ich, glücklicherweise so sehr, dass ich vergaß, mich zu wehren. Es war Fayn, der mich auf den Rücken des Drachen zerrte. Nyki wartete kurz, bis ich festen Halt gefunden hatte, dann legte er los. Mit einer Geschwindigkeit, die mir die Tränen in die Augen trieb rasten wir durch Öffnungen und Spalte, die so schnell entstanden und sich wieder schlossen, dass es das reinste Glücksspiel war, sie zu durchqueren. Ich erinnere mich nur noch vage an den rasanten Flug durch die einstürzenden Gänge, dem sicheren Ausgang entgegen, während Nyki alles mögliche tat, um den herunterfallenden Gesteinsbrocken auszuweichen.
Als es uns schließlich um Haaresbreite gelang, durch das zerfallende Portal hindurchzusausen, blieb Nyki an einen Felsvorsprung hängen und überschlug sich in der Luft, was dazu führte, das wir alle zunächst ein Bad in dem Kristallsee nahmen. Zunächst war ich durch das plötzliche Eintauchen in das eisigkalte Wasser zu geschockt, um zu reagieren, dann begann ich wild zu strampeln, um an die Oberfläche zurückzukommen. Nachdem mein Kopf aus dem Wasser geschossen war und ich tief Luft geholt hatte, galt mein erster Blick dem Schloss, oder vielmehr dem Platz, wo sich das Schloss befunden hatte, denn nichts, nicht einmal der kleinste Kristallsplitter war zurückgeblieben, um von der vergangenen Pracht zu zeugen, die ganze Herrlichkeit hatte sich aufgelöst und die Trümmer mochten verstreut am Grunde des Sees liegen. Rasch schwamm ich zum Ufer, wo ich bereits von einem triefendnassen Fayn erwartet wurde, auch Nyki ließ nicht auf sich warten.
„Seid ihr alle in Ordnung?“, erkundigte sich der Drache, einzelne Wassertropfen glänzten wie Diamanten auf der Oberfläche seiner Schuppen. Fayn und ich nickten. „Nico...“, der Zwerg blickte zu Boden, „es tut mir Leid, du hast die ganze Zeit über recht gehabt...“ „Ja hab ich wohl.“, ich hörte kaum zu, als er und der Drache eine für beide ungewöhnlich wortreiche Entschuldigung an mich richteten, meine Gedanken weilten bei Sæn, ich war mir so sicher gewesen... Nein, ich war mir sicher, noch immer. Ñyças Worte kamen mir wieder in den Sinn, „Du denkst falsch Menschenwesen, ich warne euch, weil manchmal das, was man wiedergefunden zu haben glaubt, längst im Zeitenfluss verloren ging. Auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen.“ Das Herz wurde mir schwer und ich blickte über den See, als mit leisem Klirren etwas glänzendes vor meine Füße ans Ufer geschwemmt wurde. Vorsichtig nahm ich die Drachenklinge, die Smaragdaugen der Gravur funkelten anklagen, unglücklich schob ich die Waffe zurück in ihre Scheide, die nach wie vor an meinem Gürtel hing, Nyki war neben mich getreten, er schien bemerkt zu haben, dass ich überhaupt nicht zuhörte, sein Blick ruhte auf dem Schwert. „Was hast du? Glaubst du immer noch, dass es das ihre ist?“ „Ich glaube es nicht.“, entgegnete ich leise, „ich weiß es, genauso wie ich weiß, dass Ardwen log, als er sagte, dass sie nie hier gewesen sei. Nyki, ich glaube sie...“, wie eine Flut brachen die Worte aus mir heraus, Nyki hörte still zu, dann drehte er langsam den Kopf und sah mir in die Augen, Trauer aber auch Entschlossenheit lagen in diesem Blick, „wenn sie es wirklich war, dann muss etwas schreckliches geschehen sein, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihm freiwillig gefolgt wäre... Es tut weh, niemand kann einen solchen Sturz überleben... Aber vielleicht war es das beste so...“ „Wie kannst du das sagen?“, meine Stimme bebte verräterisch, ich senkte den Kopf um die Tränen zu verbergen, jetzt, da wir darüber sprachen, hatte die Sache etwas endgültiges. „Erinnerst du dich an Ñyças Worte?“, fuhr der Drache fort, ohne sich unterbrechen zu lassen, „„Du denkst falsch Menschenwesen, ich warne euch, weil manchmal das, was man wiedergefunden zu haben glaubt, längst im Zeitenfluss verloren ging. Auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen.“, wenn es wirklich so ist, dann war es das, was er meinte. Wenn sie es war, war sie verloren, ich bin sicher, dass sie lieber gestorben wäre, als ihren Feinden zu dienen...“ „Wäre sie nicht... Wir... Sie hat mit mir darüber gesprochen.“, meine Gedanken reisten in der Zeit zurück, zu jenem Moment im blauen Saal, es schien mir so unendlich lange her zu sein...
„Hast du denn gar keine Angst?“, hatte ich gefragt. „Wovor sollte ich Angst haben?“, war ihre Antwort gewesen. „Vor dem, was geschehen kann, was mit uns geschehen wird, davor, dass wir scheitern, oder dass es sich am Ende herausstellt, dass alles umsonst war! Angst davor, dass wir einender vielleicht eines Tages gegenüberstehen.“ Sie hatte lange in die tänzelnden Flammen des Feuers geblickt, „natürlich habe ich Angst, ich wäre eine Närrin, hätte ich keine. Doch was auch immer ich tue, welche Gestalt ich auch annehmen mag, in mir fließt Drachenblut und es ist nicht die Art der Drachen, ihre Ängste zu zeigen oder sich von ihnen beeinflussen zu lassen. Ganz gleich was geschieht, zur Umkehr ist es zu spät, für jeden von uns.“ „Das klingt so... Endgültig.“ „Es ist endgültig, wenn wir scheitern haben wir die Wahl zwischen dem Tod oder dem Missbrauch durch unsere Gegner. Entweder wir verraten uns selbst, oder wir sterben für das, woran wir glauben.“ „Fürchtest du dich nicht vor dem Tod?“ „Vielleicht, nein, es gibt schlimmeres. Aber sehr viele sind schon für ihren Glauben gestorben, wahrer Mut ist es, weiterzuleben und für das, woran man glaubt zu kämpfen, egal unter welchen Bedingungen.“ „Du würdest dich also eher deinem Vater anschließen, als zu sterben?“ „Nein, niemals freiwillig, doch ich werde den Kampf nicht aufgeben, solange noch das kleinste Bisschen Leben in mir ist.“
Diesmal war es Nyki der nicht zuhörte, oder nicht zuhören wollte, „aber ich glaube nicht, dass sie es ist, ich will es nicht glauben. Wir haben die Hoffnung schon einmal aufgegeben, und es war ein Irrtum.“
Fayn hatte sich ebenfalls neben mich gestellt, er schwieg, ohne zu wissen warum starrten wir gemeinsam auf die spiegelglatte Oberfläche des Sees, doch nichts rührte sich. „Sollten wir, sollten wir nicht zurück? Ñyça sagte doch, wir sollen wiederkommen, wenn wir gefunden hätten, wonach wir auf die Suche gingen, unsere Antworten haben wir, oder?“ „Na ja, nicht wirklich, wir haben unsere Sachen wieder, und wir wissen weshalb wir hier sind, aber wir wissen nicht, wie wir zurückkommen.“, wandte Nyki ein, „allerdings, ich wage zu bezweifeln, dass es hier noch jemanden gibt, der uns das sagen kann... Ja, lasst uns gehen.“ „einen Augenblick noch.“, bat ich und ließ meinen Blick ein letztes Mal über den See gleiten, sie taten mir den Gefallen. Ich sah nach unten und wie durch Zufall, fiel mein Blick auf Nykis Flanke, eben jene Stelle, die Ardwens Stab aufgeschlitzt hatte, doch die Wunde war verschwunden, es schien, als hätte es niemals eine Verletzung gegeben... Ich sah an mir hinunter, meine Seite war unversehrt, selbst die Rüstung wies nicht einmal einen Kratzer auf.
„Was soll das?“ „Was denn?“, Fayn betrachtete mich beunruhigt. „Unsere Wunden, sie sind, sie sind ganz einfach weg!“ „Was?“ Erst jetzt fiel es den beiden auf. “Was bedeutet das?”, Nyki war beunruhigt. „Ich glaube, ich glaube das hat mit dem See zu tun.“, ich spürte, wie Hoffnung in mir aufwallte, ehe mich die beiden daran hindern konnten nahm ich den Dolch und ritzte die Haut meiner linken Hand, als ich die Hand daraufhin ins Wasser tauchte, verschwand die Wunde ohne jede Spur. „Tatsächlich, der See.“, Nyki schien meine Hoffnung nicht zu teilen, aber sehr genau zu wissen, was in mir vorging, „es reicht nicht Wunden zu heilen, er müsste die Toten zurückholen können, Nico. Sie ist längst tot gewesen, ehe sie das Wasser erreichte.“
Ich wusste das er recht hatte, dennoch verharrte ich still am Ufer, Zeit verstrich, Stunden, vielleicht Tage, die Hoffnung schwand vollends, und als wir schließlich aufbrachen und das Gebirge wieder hinabstiegen, fühlte ich mich völlig leer.
Ingradijä toe Dracyrdoijin!
Entflamme im Höllenfeuer!
Traurig nicht? *schluchtz* aber sowas muss ja auch mal sein...
„Wuff!“, schwanzwedelnd kam Arco ins Zimmer gestürmt und stützte die Pfoten auf den Bettrand, lächelnd kraulte ich das dichte Fell, während seine feuchte Zunge wie ein Waschlappen über meine Wange fuhr, „ist schon gut Arco, ich bin ja wieder da...“
Wieder da? Es traf mich wie ein Schlag, wieso war ich hier? Wieso war ich nicht in Runenland oder vielmehr im Land-unter-dem-Schnee? Was in aller Welt war geschehen? Ich durfte nicht hier sein... Nyki und Fayn! Ich musste sie doch warnen, bevor sie Ardwen endgültig erlagen...
„Nico? Alles in Ordnung?“ „Ja... Ich meine nein, ich dürfte nicht hier sein.“ „Wovon sprichst du Junge?“ „Ich muss zurück.“, ruckartig richtete ich mich auf, „meine Freunde brauchen mich!“ „Nico du fantasierst,“, er packte mich sanft an den Schultern und drückte mich zurück aufs Bett, „du bist nirgendwo gewesen, du hast eine Woche lang fiebernd im Bett gelegen und wie es schien allen möglichen Unsinn geträumt. Nichts davon ist wirklich Junge, das sind nur Fieberfantasien.“ „Das kann nicht sein! Es war viel zu wirklich, ich... Ich war in Runenland, ich bin der Wächter, Nyki, Lynn, Fayn Samantha und ich wir müssen...“ „Du hast Sternenglut vergessen.“ „Was?“ „diese Namen hast du des öfteren vor dich hin gemurmelt, glaub mir, es war nur ein Traum, eine verkorkste Fantasie.“ „Aber… Die Narben! Sie sind der Beweis.“ „Welche Narben?“ „Na die...“, hastig krempelte ich den Ärmel meines Schlafanzuges hoch, keine Narben, der Arm, den mir der Schatten in Djiia aufschlitzt hatte, war völlig unverletzt. Fassungslos starrte ich auf die glatte Haut. „Begreifst du es endlich? Es gibt kein Runenland, keine Drachen. Das sind nur Legenden, alte Geschichten die man sich erzählt. Vergiss es einfach und freu dich lieber, nächste Woche ist schließlich dein Geburtstag.“ „Mein Geburtstag?“, fragte ich tonlos, er nickte, schien mein Entsetzten nicht deuten zu können, „weißt du schon, wie du es halten willst? Immerhin wird man nicht jeden Tag dreizehn.“
Mein dreizehnter Geburtstag? Aber das würde ja bedeuten... Das ich wirklich, das alles... Nur ein Traum gewesen war? Ein seltsames Gefühl des Verlustes stieg in meiner Brust auf, wie konnte das sein? Warum durfte das sein?
„Doc?“ „Ja?“ „Was... Was habe ich noch alles gesagt... Ich meine, als ich...“ „Das ist nicht wichtig, du musst das vergessen, du musst das alles vergessen.“ „Aber wieso? Es mag nur ein Traum gewesen sein, aber...“, mein Herz verkrampfte sich, „es war schön.“ Mein Freund, der pensionierte Arzt Doktor Mericher wandte den Kopf ab, „weil es nicht gut ist, Träumen nachzuhängen, es hält uns vom Leben ab.“, seine Stimme war plötzlich ganz kalt und unpersönlich, „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir wirklich gefallen hat. Fandest du es wirklich schön, Menschen zu töten?“ „Nein! Das meine ich auch nicht aber... Ich hatte Freunde, ich hatte eine Aufgabe, ich wusste zum ersten mal, wo ich hingehöre!“ „Freunde? Schöne Freunde nach allem, was ich mitbekommen habe. Aber es ist egal, es war ein Traum, es ist vorbei, wir wollen nicht mehr darüber reden, nie mehr. Noch einmal, vergiss es einfach.“ „Ich...“, ich schwieg und dachte nach, „das kann ich nicht.“, erklärte ich schließlich, „ich kann das nicht einfach vergessen, es wäre... Als ob ich einen Teil von mir selbst vergessen wollte.“ „Das ist nicht war, du willst es nur nicht vergessen, du willst daran festhalten, nicht wahr? Du hoffst immer noch, dass es wahr ist nicht wahr?“ „Ich... Ja, irgendwie schon.“ „Nun, wenn es so nicht geht...“, seine Stimme veränderte sich, wurde dumpfer, rauer, bis sie klang, wie das drohende Zischen einer Schlange. „Doc?“, fragte ich besorgt, „was ist?“ Als Antwort drehte er den Kopf und sah mir ins Gesicht, entsetzt prallte ich zurück, ich blickte in das Antlitz eines Schattens. „Du willst nicht aufgeben, nicht wahr? Du willst nicht vergessen wer du bist? Nun, dann muss ich dein Selbst vernichten.“ „Nein, das kann nicht... Verschwinde! Geh weg!“, schrie ich in Panik, der Schatten grinste nur höhnisch und kam näher... Jetzt streckte er die Hand aus, ich wich zurück, prallte gegen die Wand und starrte der drohenden Hand entgegen,
„Neeeeeiiiinnn!!!“, mein eigener Schrei und ein stechender Schmerz, der meinen Ganzen Körper erfasst hatte um dann schlagartig zu verschwinden, weckten mich. „Uff.“, ich war noch immer benommen und mein Körper nach wie vor taub, er fühlte sich irgendwie an, als würde er gar nicht richtig zu mir gehören, doch immerhin konnte ich wieder klar sehen. Ich befand mich in einem großen, Kreisrunden Saal, alles hier schien aus Gold zu bestehen, Wände, Decke Boden, die allesamt mit irgendwelchen Ornamenten, die ich mir jedoch nicht näher besah, verziert waren, sowie der riesige Altar, der zugleich das Herzstück des Raumes sowie seinen einzigen Inhalt darstellte. Er war auch das einzige hier, das nicht allein golden war, denn waren doch die unzähligen Schlangendarstellungen, die ihn bedeckten, mit prachtvollen Edelsteinen in allen Größen und Farben bedeckt, in seiner Mitte ragte eine besonders große Statue empor, sie wand sich um eine kopfgroße, rötliche Kristallkugel, in der ein Feuer zu brennen schien.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand und den Altar betrachtete, dessen Zauber mich in seinen Bann schlug, irgendwann veranlassten lautes Gepolter und hallende Schreie mich dazu, den Kopf abzuwenden und mich umzudrehen, erst jetzt erfasst mein gelähmtes Denken, dass ich überhaupt nicht allein war, im Gegenteil, auf der anderen Seite des Saales, vielleicht zwanzig Fuß von mir entfernt, schien ein heftiger Kampf entbrannt zu sein. Unsicheren Schrittes trat ich näher, und obwohl das alles so unwirklich erschien, erfasste ich sofort, was sich abspielte und auch das, was ich vorhin gehört hatte, ergab einen Sinn.
Die goldene Tür des Saales hing schief und zertrümmert in den Angeln, war scheinbar mit Gewalt aufgebrochen worden. Nyki und Fayn waren in einen verzweifelten Kampf gegen Ardwen verstrickt, der Klauen- und Axthiebe gleichermaßen abblockte und seinen Stab schneller durch die Luft sausen ließ als jedes Schwert. Obwohl die Waffe nur schemenhaft zu erkennen war, konnte ich deutlich sehen, dass der rote Kristall in gleißendem, unruhig pulsierenden Licht entflammt war. Einen schwarzen Schatten schließlich, der wild um die Kämpfenden herumsprang, ohne eine Möglichkeit zu haben, selbst eingreifen zu können, identifizierte ich schließlich als die schwarze Raubkatze. Von dem Krieger jedoch war nichts zu sehen.
Jetzt sauste der Stab auf Nyki nieder, durchdrang mühelos den harten Schuppenpanzer des Drachen und hinterließ einen hässlichen Schnitt auf Nykis linker Flanke. Zugleich loderte das Feuer der Kristallkugel gleißend empor, verwirrt sah ich vom einem zum anderen, standen die Kristalle in Verbindung? Aufmerksam beobachtete ich den Kampf, tatsächlich, jedes Mal, wenn etwas mit dem Stab geschah, schien die Kugel zu reagieren... Unsicher betrachtete ich den runden Kristall, wenn ich ihn zerstörte, würde dann...?
„Sæn!“, obwohl Ardwen das Wort eher gesagt, denn gerufen hatte, durchhallte seine Stimme den ganzen Raum und vermutlich auch noch darüber hinaus, denn sekundenspäter kam mit gezückten Schwertern der Krieger durch die Tür gestürmt. Jetzt gab es keine Wahl mehr für mich, ich warf der Kampf einen letzten, unsicheren Blick zu, ehe ich langsam auf die Kugel zuging. Ich hatte sie fast erreicht, als Ardwen auf mich aufmerksam zu werden schien, „halte ihn auf!“ Sofort ließ Sæn von Nyki und Fayn ab um auf mich zuzustürmen, ich wusste, dass mir nurmehr Sekunden blieben... Ein Sprung brachte mich neben die Kugel, Sæn hatte mich fast erreicht, rasch packte ich den Griff meines Schwertes und schwang es, in der Absicht, die Kugel zu zertrümmern, doch es war nicht das Lichtschwert, das ich in den Händen hielt, es war die Drachenklinge. Ehe ich noch irgendetwas tun konnte, war der Krieger da und schlug mir die Waffe aus der Hand, Samanthas Schwert flog quer durch den Saal und durch eines der Fenster nach draußen, Sæn stand drohend zwischen mir und der Kugel.
Aus, dachte ich, jetzt ist es vorbei, wir können nicht... Mein Blick fiel auf eine lange Wunde, die sich über den rechten Arm des Kriegers zog, es fiel mir wie Schuppen von den Augen, deshalb also hatte Ardwen gelogen...
„Sam? Samantha, bist du es?“, hin und her gerissen zwischen bangen und hoffen, betrachtete ich Sæn, er verzog keine Miene, nur über seine seltsamen Augen legte sich ein Schleier von Verwirrung, „wie nanntest du mich? Ich kenne diesen Namen nicht. Verschwinde von hier, sonst wirst du sterben.“, seine Stimme klang merkwürdig, sie war wie seine Augen, wie sein Geist, als wäre der, zu dem all das eigentlich gehörte, ganz weit weg und hätte mit all dem nichts mehr zu tun. Ich schluckte, aus dem Augenwinkel schielte ich zur Kugel hin, ein einziger Sprung, wenn ich schnell genug war...
Du bist doch ein Magier, oder?, natürlich! Beinahe hätte ich ärgerlich den Kopf geschüttelte, wieso vergaß ich das ständig? Wenn ich Sæn mit einem Zauber ablenken konnte, würde mir das die Zeit geben, zur Seite zu springen und... Es war ein Versuch, vermutlich der letzte.
„Ingradijä toe Dracyrdoijin!“, noch während ich sprach stieß ich mich ab und zog das Schwert noch im Sprung, mit aller Kraft ließ ich die Klinge auf die Kugel niedersausen, um im nächsten Moment vom Schwert Sæns, das selbst den Brustpanzer aus Mythrill durchdrang und mir die Seite aufschlitzte, gegen die rückwärtige Wand geschleudert zu werden. Ich schnappte nach Luft und richtete meinen Blick beinahe beschwörend auf die Kugel, zunächst schien es, als wäre meine Attacke völlig wirkungslos geblieben und mir sank der Mut, dann jedoch erstrahlte sie noch einmal mit solcher Heftigkeit, dass sie zu bersten drohte, ein Netz haarfeiner Risse überzog sie unter Knirschen und Knistern und dann zerfiel sie zu Staub.
Zugleich mit der Kugel wurde auch Ardwens Stab zerstört, dieser jedoch zerfiel nicht einfach nur, nein, er explodierte mit solcher Wucht, dass es den Magier in tausend Stücke riss. Sæn, der sich nach dem Angriff wieder von mir abgewandt hatte, wurde zwar nicht getötet, als das Amulett um seinen Hals hochging, doch da er gerade neben einem der Fenster gestanden hatte, wurde er durch die Wucht der Explosion hinausgeschleudert, durch genau dasselbe Fenster, durch das er zuvor Samanthas Schwert hinausbefördert hatte... Das Herz wurde mir schwer, einen Sturz aus solcher Höhe konnte niemand überleben, auch nicht, wenn dort unten Wasser war...
„Krach!“, der Boden unter mir erzitterte, die Wände begannen zu bröckeln und der Altar zerfiel, ruckartig versuchte ich auf die Beine zu kommen, konnte mich aber auf dem schwankenden Boden kaum halten. Was ging hier vor sich? Ein gewaltiges Stück der Decke fiel hinunter und zersplitterte direkt vor meinen Füßen, auf der anderen Seite des Saales zerfiel gerade die Innenwand zu Staub. „Nico! Wir müssen hier weg, das Schloss stürzt ein!“, obwohl der Sprechende zu schreien schien, konnte ich die Stimme kaum verstehen, als ich jedoch gleich darauf von hinten gepackt wurde erschrak ich, glücklicherweise so sehr, dass ich vergaß, mich zu wehren. Es war Fayn, der mich auf den Rücken des Drachen zerrte. Nyki wartete kurz, bis ich festen Halt gefunden hatte, dann legte er los. Mit einer Geschwindigkeit, die mir die Tränen in die Augen trieb rasten wir durch Öffnungen und Spalte, die so schnell entstanden und sich wieder schlossen, dass es das reinste Glücksspiel war, sie zu durchqueren. Ich erinnere mich nur noch vage an den rasanten Flug durch die einstürzenden Gänge, dem sicheren Ausgang entgegen, während Nyki alles mögliche tat, um den herunterfallenden Gesteinsbrocken auszuweichen.
Als es uns schließlich um Haaresbreite gelang, durch das zerfallende Portal hindurchzusausen, blieb Nyki an einen Felsvorsprung hängen und überschlug sich in der Luft, was dazu führte, das wir alle zunächst ein Bad in dem Kristallsee nahmen. Zunächst war ich durch das plötzliche Eintauchen in das eisigkalte Wasser zu geschockt, um zu reagieren, dann begann ich wild zu strampeln, um an die Oberfläche zurückzukommen. Nachdem mein Kopf aus dem Wasser geschossen war und ich tief Luft geholt hatte, galt mein erster Blick dem Schloss, oder vielmehr dem Platz, wo sich das Schloss befunden hatte, denn nichts, nicht einmal der kleinste Kristallsplitter war zurückgeblieben, um von der vergangenen Pracht zu zeugen, die ganze Herrlichkeit hatte sich aufgelöst und die Trümmer mochten verstreut am Grunde des Sees liegen. Rasch schwamm ich zum Ufer, wo ich bereits von einem triefendnassen Fayn erwartet wurde, auch Nyki ließ nicht auf sich warten.
„Seid ihr alle in Ordnung?“, erkundigte sich der Drache, einzelne Wassertropfen glänzten wie Diamanten auf der Oberfläche seiner Schuppen. Fayn und ich nickten. „Nico...“, der Zwerg blickte zu Boden, „es tut mir Leid, du hast die ganze Zeit über recht gehabt...“ „Ja hab ich wohl.“, ich hörte kaum zu, als er und der Drache eine für beide ungewöhnlich wortreiche Entschuldigung an mich richteten, meine Gedanken weilten bei Sæn, ich war mir so sicher gewesen... Nein, ich war mir sicher, noch immer. Ñyças Worte kamen mir wieder in den Sinn, „Du denkst falsch Menschenwesen, ich warne euch, weil manchmal das, was man wiedergefunden zu haben glaubt, längst im Zeitenfluss verloren ging. Auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen.“ Das Herz wurde mir schwer und ich blickte über den See, als mit leisem Klirren etwas glänzendes vor meine Füße ans Ufer geschwemmt wurde. Vorsichtig nahm ich die Drachenklinge, die Smaragdaugen der Gravur funkelten anklagen, unglücklich schob ich die Waffe zurück in ihre Scheide, die nach wie vor an meinem Gürtel hing, Nyki war neben mich getreten, er schien bemerkt zu haben, dass ich überhaupt nicht zuhörte, sein Blick ruhte auf dem Schwert. „Was hast du? Glaubst du immer noch, dass es das ihre ist?“ „Ich glaube es nicht.“, entgegnete ich leise, „ich weiß es, genauso wie ich weiß, dass Ardwen log, als er sagte, dass sie nie hier gewesen sei. Nyki, ich glaube sie...“, wie eine Flut brachen die Worte aus mir heraus, Nyki hörte still zu, dann drehte er langsam den Kopf und sah mir in die Augen, Trauer aber auch Entschlossenheit lagen in diesem Blick, „wenn sie es wirklich war, dann muss etwas schreckliches geschehen sein, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihm freiwillig gefolgt wäre... Es tut weh, niemand kann einen solchen Sturz überleben... Aber vielleicht war es das beste so...“ „Wie kannst du das sagen?“, meine Stimme bebte verräterisch, ich senkte den Kopf um die Tränen zu verbergen, jetzt, da wir darüber sprachen, hatte die Sache etwas endgültiges. „Erinnerst du dich an Ñyças Worte?“, fuhr der Drache fort, ohne sich unterbrechen zu lassen, „„Du denkst falsch Menschenwesen, ich warne euch, weil manchmal das, was man wiedergefunden zu haben glaubt, längst im Zeitenfluss verloren ging. Auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen.“, wenn es wirklich so ist, dann war es das, was er meinte. Wenn sie es war, war sie verloren, ich bin sicher, dass sie lieber gestorben wäre, als ihren Feinden zu dienen...“ „Wäre sie nicht... Wir... Sie hat mit mir darüber gesprochen.“, meine Gedanken reisten in der Zeit zurück, zu jenem Moment im blauen Saal, es schien mir so unendlich lange her zu sein...
„Hast du denn gar keine Angst?“, hatte ich gefragt. „Wovor sollte ich Angst haben?“, war ihre Antwort gewesen. „Vor dem, was geschehen kann, was mit uns geschehen wird, davor, dass wir scheitern, oder dass es sich am Ende herausstellt, dass alles umsonst war! Angst davor, dass wir einender vielleicht eines Tages gegenüberstehen.“ Sie hatte lange in die tänzelnden Flammen des Feuers geblickt, „natürlich habe ich Angst, ich wäre eine Närrin, hätte ich keine. Doch was auch immer ich tue, welche Gestalt ich auch annehmen mag, in mir fließt Drachenblut und es ist nicht die Art der Drachen, ihre Ängste zu zeigen oder sich von ihnen beeinflussen zu lassen. Ganz gleich was geschieht, zur Umkehr ist es zu spät, für jeden von uns.“ „Das klingt so... Endgültig.“ „Es ist endgültig, wenn wir scheitern haben wir die Wahl zwischen dem Tod oder dem Missbrauch durch unsere Gegner. Entweder wir verraten uns selbst, oder wir sterben für das, woran wir glauben.“ „Fürchtest du dich nicht vor dem Tod?“ „Vielleicht, nein, es gibt schlimmeres. Aber sehr viele sind schon für ihren Glauben gestorben, wahrer Mut ist es, weiterzuleben und für das, woran man glaubt zu kämpfen, egal unter welchen Bedingungen.“ „Du würdest dich also eher deinem Vater anschließen, als zu sterben?“ „Nein, niemals freiwillig, doch ich werde den Kampf nicht aufgeben, solange noch das kleinste Bisschen Leben in mir ist.“
Diesmal war es Nyki der nicht zuhörte, oder nicht zuhören wollte, „aber ich glaube nicht, dass sie es ist, ich will es nicht glauben. Wir haben die Hoffnung schon einmal aufgegeben, und es war ein Irrtum.“
Fayn hatte sich ebenfalls neben mich gestellt, er schwieg, ohne zu wissen warum starrten wir gemeinsam auf die spiegelglatte Oberfläche des Sees, doch nichts rührte sich. „Sollten wir, sollten wir nicht zurück? Ñyça sagte doch, wir sollen wiederkommen, wenn wir gefunden hätten, wonach wir auf die Suche gingen, unsere Antworten haben wir, oder?“ „Na ja, nicht wirklich, wir haben unsere Sachen wieder, und wir wissen weshalb wir hier sind, aber wir wissen nicht, wie wir zurückkommen.“, wandte Nyki ein, „allerdings, ich wage zu bezweifeln, dass es hier noch jemanden gibt, der uns das sagen kann... Ja, lasst uns gehen.“ „einen Augenblick noch.“, bat ich und ließ meinen Blick ein letztes Mal über den See gleiten, sie taten mir den Gefallen. Ich sah nach unten und wie durch Zufall, fiel mein Blick auf Nykis Flanke, eben jene Stelle, die Ardwens Stab aufgeschlitzt hatte, doch die Wunde war verschwunden, es schien, als hätte es niemals eine Verletzung gegeben... Ich sah an mir hinunter, meine Seite war unversehrt, selbst die Rüstung wies nicht einmal einen Kratzer auf.
„Was soll das?“ „Was denn?“, Fayn betrachtete mich beunruhigt. „Unsere Wunden, sie sind, sie sind ganz einfach weg!“ „Was?“ Erst jetzt fiel es den beiden auf. “Was bedeutet das?”, Nyki war beunruhigt. „Ich glaube, ich glaube das hat mit dem See zu tun.“, ich spürte, wie Hoffnung in mir aufwallte, ehe mich die beiden daran hindern konnten nahm ich den Dolch und ritzte die Haut meiner linken Hand, als ich die Hand daraufhin ins Wasser tauchte, verschwand die Wunde ohne jede Spur. „Tatsächlich, der See.“, Nyki schien meine Hoffnung nicht zu teilen, aber sehr genau zu wissen, was in mir vorging, „es reicht nicht Wunden zu heilen, er müsste die Toten zurückholen können, Nico. Sie ist längst tot gewesen, ehe sie das Wasser erreichte.“
Ich wusste das er recht hatte, dennoch verharrte ich still am Ufer, Zeit verstrich, Stunden, vielleicht Tage, die Hoffnung schwand vollends, und als wir schließlich aufbrachen und das Gebirge wieder hinabstiegen, fühlte ich mich völlig leer.
Ingradijä toe Dracyrdoijin!
Entflamme im Höllenfeuer!
Traurig nicht? *schluchtz* aber sowas muss ja auch mal sein...
Das Gebirge selbst hatte sich nicht verändert, mit Ausnahme der Richtung und der Stimmung unterschied sich der Rückweg nach Õuñþû nicht vom Herweg. Ich spürte, dass auch Nyki und Fayn, obwohl sie stets kritisch geblieben waren, was meine Vermutung, die für mich eine Gewissheit war, betraf, trauerten, wenn auch auf andere Art.
„Ni-Co! Ihr seid wieder da?“, ein weißes etwas sauste uns entgegen, es dauerte einen Moment, ehe ich erkannte, dass es Ný war. Ich antwortete nicht, die „Æica“ blickte mich lange mit ihren seltsamen Augen an, dann schwebte sie näher und setzte sich auf meine Schulter, „ich sehe, dass noch viel mehr Traurigkeit dein Herz erfüllt, was ist geschehen?“ „Wo ist Ñyça?“, fragte Fayn, ehe ich Ný Antwort geben konnte. „Ich grüße dich Fa-Yn,“, bemerkte Ný steif, „der Clanvater ist auf dem Weg. Ich soll euch vorerst nach Õuñþû bringen.“ „Äh... Na gut.“, der abweisende Ton von Nýs Gedankenstimme irritierte den Zwerg, „dann werden wir auf ihn warten...“ „Ihr seid voller Fragen und Ängste... Wir glaubten euch als Freunde zu haben, dennoch tragt ihr Waffen...“ „Es ist nicht wie du denkst Ný.“, ließ ich sie wissen, „aber wir wollen dorthin zurückgehen, wo wir hergekommen sind, dort brauchen wir die Waffen, dem Clan soll durch unsere Hand kein Leid geschehen, das verspreche ich dir.“ Das Drachenwesen legte den Kopf schief, dann nickte es, „ich war voreilig, es tut mir Leid, doch Waffen wie diese brachten einst großes Leid über den Clan, seither fürchten wir sie.“ „Das verstehe ich, doch das braucht ihr nicht, keiner von uns ist gewillt, euch Gewalt anzutun.“ „Ich glaube euch Ny-Ki, doch lasst uns nun nach Õuñþû zurückkehren, der Clanvater erwartet euch bereits.“, Ný spannte die Flügel an und erhob sich wieder in die Luft, um uns voraus in die Stadt zu schweben erneut blieben wir am Eingang des Baus stehen und warteten auf Ñyça.
Er ließ nicht lange auf sich warten, sagte jedoch zunächst nichts und musterte uns nur beinahe vorwurfsvoll, „habt ihr meine Worte vergessen? Ich sagte euch, ihr solltet erst zurückkehren, wenn ihr gefunden hättet, wonach ihr auf der Suche wart... Jetzt steht ihr vor mir, ohne diese Aufgabe erfüllt zu haben.“ „Wir haben Antworten gesucht,“, erwiderte Nyki rasch, während Fayn und ich schuldbewusst den Kopf gesenkt hatten, „und ein paar haben wir erhalten. Wir wissen jetzt, weshalb wir hier sind und wir haben unsere Waffen wieder, wir müssen nur noch herausfinden, wie wir wieder zurückkommen. Ich fürchte jedoch, dass Ardwen... Dass der-große-auf-den-Bergen uns die fehlenden Antworten nicht mehr geben kann, er... “ „Er ist tot, ich weiß. Doch...“, Ñyça schüttelte langsam den Kopf, er schien enttäuscht zu sein, „ihr habt es nicht verstanden, oder aber euer Geist will nicht begreifen, was euer Herz bereits in völliger Klarheit weiß. Ich habe so gehofft, dass ihr mit der Zeit verstehen würdet...“ „Wovon in aller Welt redest du? Ich kann diese ganzen Andeutungen nicht mehr haben, erkläre dich!“ Ñyça sah mich an, ich zuckte unter seinem Blick zurück, ohne dass ich sagen könnte, weshalb. „Erinnerst du dich an meine Worte Menschenkind? Auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen...? Du musst lernen loszulassen, sonst wirst du daran zerbrechen. Ich sehe den Sturm, der in deinem Inneren tobt, für einen solchen Sturm kann es nur eine Heilung geben.“ „Möglich.“, gab ich kurz zurück, „aber darum geht es hier nicht, du hast uns Antworten versprochen!“ „Ich versprach lediglich, dass einige euerer Fragen Antworten finden würden, wenn ihr zu mir zurückkehren würdet, nachdem ihr gefunden hättet, wonach ihr auf die Suche ginget, ihr habt den Vertrag gebrochen, nicht ich.“ „Schön,“, unterbrach Fayn das Gespräch, „wir werden von dir also nichts erfahren, es wäre gut gewesen, wenn du das gleich gesagt hättest aber es ist egal.“ „Nein ist es nicht und es stimmt auch nicht, ihr werdet erfahren, was ihr wissen müsst, doch es wäre alles einfacher gewesen wenn...“
Ein plötzliches Beben erschütterte den Boden, ich verlor den Halt und fiel gegen Nyki, an der Seite des Drachen konnte ich mich abstützen, während immer neue Eruptionen die Wolkenmasse erschütterten. „Was ist das?“, schrie Fayn gegen ein gewaltiges Getöse an, das entstand, als im selben Moment Õuñþû in sich zusammenstürzte, im letzten Moment flohen die Æica zu Dutzenden durch die Fenster und Türöffnungen, um sich dann panisch in alle Himmelsrichtungen zu verstreuen, nur Ñyça und Ný blieben bei uns zurück. „Ich weiß es nicht!“, rief Nyki zur Antwort auf Fayns Frage, die Erschütterungen wurden immer heftiger und reißende Winde waren aufgekommen.
„IIICH HAAABEEE EEEUUUCH GEEEFUUUNDEEEN! EEENDLIIICH HAAABEEE IIICH EEEUUUCH GEEEFUUUNDEEEN!“
„Was?“, verwirrt sah ich mich um und streckte im nächsten Moment die Hand aus, um die beiden Æica aufzufangen die vom Wind auf den Boden gepresst und durch die Erdstöße wieder nach oben geschleudert worden waren. Auch Nyki und Fayn forschten verwirrt nach dem Ursprung der dröhnenden Stimme. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, wenn ich doch bloß gewusst hätte, woher...
„IIIHR GLAAAUUUBT, IIIHR HÄÄÄTTEEET MIIICH BEEESIIIEEEGT? IIIHR GLAAAUUUBT WIIIRKLIIICH, IIIHR HÄÄÄTTEEET EEES GEEESCHAAAFFT? NAAARREEEN! NIIIEEEMAAAND KAAANN MIIICH BEEESIIIEEEGEEEN! IIICH BIIIN DIIIEEE WEEELT! WAAAS BRAAAUUUCHEEE IIICH MAAAGIIIEEE, WAAAS BRAAAUUUCHEEE IIICH MAAACHT? BAAALD WEEERDEEE IIICH DAAAS UUUNIIIVEEERSUUUM SEEELBEEER SEEIIIN! WOOOLLT IIIHR NIIICHT STEEERBEN? HAAABT IIIHR AAANGST VOOOR DEEEM TOOOD? DEEER TOOOD IIIST EEETWAAAS WUUUNDEEERBAAAREEES! AAABEEER IIIHR KÖÖÖNNT LEEEBEEEN! KOOOMMT ZUUU MIIIR, LAAASST EEEUUUCH VEEERSCHLIIINGEEEN, DAAANN WEEERDEEET IIIHR LEEEBEEEN, IIIN MIIIR!“
Abermals erstarb die Stimme, der Boden erbebte mit nie gekannter Heftigkeit, selbst Nyki war nicht mehr in der Lage den heftigen Stößen zu trotzen. Vor uns geriet die Wolkenmasse in Bewegung, schneller und schneller drehte sie sich. Ein gewaltiger Strudel von gewiss zweihundert Fuß Durchmesser tat sich auf.
„IIICH WEEERDEEE EEEUUUCH VEEERSCHLIIINGEEEN! IIICH WEEERDEEE MIIICH RÄÄÄCHEEEN! AAAN EEEUUUCH, DIIIEEE IIIHR MIIICH GEEETÖÖÖTEEET HAAABT!“
Etwas großes, behaartes erhob sich aus den Tiefen des Strudels, ein Entsetzensschrei, der sich nur als gequältes Stöhnen meiner Kehle entrang entfuhr mir, es war ein Kopf und als er höher stieg und sich mehr und mehr materialisierte, erkannte ich auch, wessen Kopf. Obwohl seine Züge in unbeschreiblicher Weise aufs Grausamste entstellt waren und sich sein Gesicht zu einer bleichen Maske aus Hass und Verachtung verzogen hatte, war es unverkennbar. Ardwens Gesicht, es konnte keinen Zweifel geben. An der Stirn, über den aufgerissenen Augen und fast verdeckt von den langen Haaren, die wie der gesamte Kopf ein marmornes Weiß angenommen hatte und vom Winde hin und her gerissen wurden, prangte in gold und rot, das Schlangensymbol. Mit Ausnahme der Augen, die eine ganz seltsame Farbe angenommen hatten, die einer blutbesudelten Frühlingswiese, war es das einzig farbige in dem teuflischen Antlitz, Jetzt war er vollständig aufgestiegen, der Strudel war verschwunden und der Kopf wuchs direkt aus der Wolkenmasse heraus und schwenkte zornig hin und her, als pendle er auf einem viel zu langen Hals.
Die Schreierrei bezieht sich ausschließlich auf nuico und die anderen also bloß nicht missverstehen *ohnehin nicht gklaubt, dass irgendwer hier so doof sein könnte*
„Ni-Co! Ihr seid wieder da?“, ein weißes etwas sauste uns entgegen, es dauerte einen Moment, ehe ich erkannte, dass es Ný war. Ich antwortete nicht, die „Æica“ blickte mich lange mit ihren seltsamen Augen an, dann schwebte sie näher und setzte sich auf meine Schulter, „ich sehe, dass noch viel mehr Traurigkeit dein Herz erfüllt, was ist geschehen?“ „Wo ist Ñyça?“, fragte Fayn, ehe ich Ný Antwort geben konnte. „Ich grüße dich Fa-Yn,“, bemerkte Ný steif, „der Clanvater ist auf dem Weg. Ich soll euch vorerst nach Õuñþû bringen.“ „Äh... Na gut.“, der abweisende Ton von Nýs Gedankenstimme irritierte den Zwerg, „dann werden wir auf ihn warten...“ „Ihr seid voller Fragen und Ängste... Wir glaubten euch als Freunde zu haben, dennoch tragt ihr Waffen...“ „Es ist nicht wie du denkst Ný.“, ließ ich sie wissen, „aber wir wollen dorthin zurückgehen, wo wir hergekommen sind, dort brauchen wir die Waffen, dem Clan soll durch unsere Hand kein Leid geschehen, das verspreche ich dir.“ Das Drachenwesen legte den Kopf schief, dann nickte es, „ich war voreilig, es tut mir Leid, doch Waffen wie diese brachten einst großes Leid über den Clan, seither fürchten wir sie.“ „Das verstehe ich, doch das braucht ihr nicht, keiner von uns ist gewillt, euch Gewalt anzutun.“ „Ich glaube euch Ny-Ki, doch lasst uns nun nach Õuñþû zurückkehren, der Clanvater erwartet euch bereits.“, Ný spannte die Flügel an und erhob sich wieder in die Luft, um uns voraus in die Stadt zu schweben erneut blieben wir am Eingang des Baus stehen und warteten auf Ñyça.
Er ließ nicht lange auf sich warten, sagte jedoch zunächst nichts und musterte uns nur beinahe vorwurfsvoll, „habt ihr meine Worte vergessen? Ich sagte euch, ihr solltet erst zurückkehren, wenn ihr gefunden hättet, wonach ihr auf der Suche wart... Jetzt steht ihr vor mir, ohne diese Aufgabe erfüllt zu haben.“ „Wir haben Antworten gesucht,“, erwiderte Nyki rasch, während Fayn und ich schuldbewusst den Kopf gesenkt hatten, „und ein paar haben wir erhalten. Wir wissen jetzt, weshalb wir hier sind und wir haben unsere Waffen wieder, wir müssen nur noch herausfinden, wie wir wieder zurückkommen. Ich fürchte jedoch, dass Ardwen... Dass der-große-auf-den-Bergen uns die fehlenden Antworten nicht mehr geben kann, er... “ „Er ist tot, ich weiß. Doch...“, Ñyça schüttelte langsam den Kopf, er schien enttäuscht zu sein, „ihr habt es nicht verstanden, oder aber euer Geist will nicht begreifen, was euer Herz bereits in völliger Klarheit weiß. Ich habe so gehofft, dass ihr mit der Zeit verstehen würdet...“ „Wovon in aller Welt redest du? Ich kann diese ganzen Andeutungen nicht mehr haben, erkläre dich!“ Ñyça sah mich an, ich zuckte unter seinem Blick zurück, ohne dass ich sagen könnte, weshalb. „Erinnerst du dich an meine Worte Menschenkind? Auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen...? Du musst lernen loszulassen, sonst wirst du daran zerbrechen. Ich sehe den Sturm, der in deinem Inneren tobt, für einen solchen Sturm kann es nur eine Heilung geben.“ „Möglich.“, gab ich kurz zurück, „aber darum geht es hier nicht, du hast uns Antworten versprochen!“ „Ich versprach lediglich, dass einige euerer Fragen Antworten finden würden, wenn ihr zu mir zurückkehren würdet, nachdem ihr gefunden hättet, wonach ihr auf die Suche ginget, ihr habt den Vertrag gebrochen, nicht ich.“ „Schön,“, unterbrach Fayn das Gespräch, „wir werden von dir also nichts erfahren, es wäre gut gewesen, wenn du das gleich gesagt hättest aber es ist egal.“ „Nein ist es nicht und es stimmt auch nicht, ihr werdet erfahren, was ihr wissen müsst, doch es wäre alles einfacher gewesen wenn...“
Ein plötzliches Beben erschütterte den Boden, ich verlor den Halt und fiel gegen Nyki, an der Seite des Drachen konnte ich mich abstützen, während immer neue Eruptionen die Wolkenmasse erschütterten. „Was ist das?“, schrie Fayn gegen ein gewaltiges Getöse an, das entstand, als im selben Moment Õuñþû in sich zusammenstürzte, im letzten Moment flohen die Æica zu Dutzenden durch die Fenster und Türöffnungen, um sich dann panisch in alle Himmelsrichtungen zu verstreuen, nur Ñyça und Ný blieben bei uns zurück. „Ich weiß es nicht!“, rief Nyki zur Antwort auf Fayns Frage, die Erschütterungen wurden immer heftiger und reißende Winde waren aufgekommen.
„IIICH HAAABEEE EEEUUUCH GEEEFUUUNDEEEN! EEENDLIIICH HAAABEEE IIICH EEEUUUCH GEEEFUUUNDEEEN!“
„Was?“, verwirrt sah ich mich um und streckte im nächsten Moment die Hand aus, um die beiden Æica aufzufangen die vom Wind auf den Boden gepresst und durch die Erdstöße wieder nach oben geschleudert worden waren. Auch Nyki und Fayn forschten verwirrt nach dem Ursprung der dröhnenden Stimme. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, wenn ich doch bloß gewusst hätte, woher...
„IIIHR GLAAAUUUBT, IIIHR HÄÄÄTTEEET MIIICH BEEESIIIEEEGT? IIIHR GLAAAUUUBT WIIIRKLIIICH, IIIHR HÄÄÄTTEEET EEES GEEESCHAAAFFT? NAAARREEEN! NIIIEEEMAAAND KAAANN MIIICH BEEESIIIEEEGEEEN! IIICH BIIIN DIIIEEE WEEELT! WAAAS BRAAAUUUCHEEE IIICH MAAAGIIIEEE, WAAAS BRAAAUUUCHEEE IIICH MAAACHT? BAAALD WEEERDEEE IIICH DAAAS UUUNIIIVEEERSUUUM SEEELBEEER SEEIIIN! WOOOLLT IIIHR NIIICHT STEEERBEN? HAAABT IIIHR AAANGST VOOOR DEEEM TOOOD? DEEER TOOOD IIIST EEETWAAAS WUUUNDEEERBAAAREEES! AAABEEER IIIHR KÖÖÖNNT LEEEBEEEN! KOOOMMT ZUUU MIIIR, LAAASST EEEUUUCH VEEERSCHLIIINGEEEN, DAAANN WEEERDEEET IIIHR LEEEBEEEN, IIIN MIIIR!“
Abermals erstarb die Stimme, der Boden erbebte mit nie gekannter Heftigkeit, selbst Nyki war nicht mehr in der Lage den heftigen Stößen zu trotzen. Vor uns geriet die Wolkenmasse in Bewegung, schneller und schneller drehte sie sich. Ein gewaltiger Strudel von gewiss zweihundert Fuß Durchmesser tat sich auf.
„IIICH WEEERDEEE EEEUUUCH VEEERSCHLIIINGEEEN! IIICH WEEERDEEE MIIICH RÄÄÄCHEEEN! AAAN EEEUUUCH, DIIIEEE IIIHR MIIICH GEEETÖÖÖTEEET HAAABT!“
Etwas großes, behaartes erhob sich aus den Tiefen des Strudels, ein Entsetzensschrei, der sich nur als gequältes Stöhnen meiner Kehle entrang entfuhr mir, es war ein Kopf und als er höher stieg und sich mehr und mehr materialisierte, erkannte ich auch, wessen Kopf. Obwohl seine Züge in unbeschreiblicher Weise aufs Grausamste entstellt waren und sich sein Gesicht zu einer bleichen Maske aus Hass und Verachtung verzogen hatte, war es unverkennbar. Ardwens Gesicht, es konnte keinen Zweifel geben. An der Stirn, über den aufgerissenen Augen und fast verdeckt von den langen Haaren, die wie der gesamte Kopf ein marmornes Weiß angenommen hatte und vom Winde hin und her gerissen wurden, prangte in gold und rot, das Schlangensymbol. Mit Ausnahme der Augen, die eine ganz seltsame Farbe angenommen hatten, die einer blutbesudelten Frühlingswiese, war es das einzig farbige in dem teuflischen Antlitz, Jetzt war er vollständig aufgestiegen, der Strudel war verschwunden und der Kopf wuchs direkt aus der Wolkenmasse heraus und schwenkte zornig hin und her, als pendle er auf einem viel zu langen Hals.
Die Schreierrei bezieht sich ausschließlich auf nuico und die anderen also bloß nicht missverstehen *ohnehin nicht gklaubt, dass irgendwer hier so doof sein könnte*
So, die Stelle die ich meinte ist noch nicth da, sorry aber die mit dem tödlichen Sturz hat ja auch was dramatisches... Wie findet ihr´s ? Heute gibt´s(leider?) nix mehr, wahrscheinlich morgen wieder(es sei denn ich komm heut abend nochmal ran Tschau also)
Bitte schreibt mal wieder Kommentare, wenn außer Te 13 überhaupt noch wer da ist.
Bitte schreibt mal wieder Kommentare, wenn außer Te 13 überhaupt noch wer da ist.
Stimmt, das war wirklich dramatisch! Ich brenne schon darauf zu erfahren wies weitergeht!
Also wenn sich nicht bald wieder jemand anders meldet muss ich echt was unternehmen!
Also Colleen ist ja in den Ferien oder? Und Ashari hat irgendwo mal geschrieben, dass sie nich mehr so viel an den PC darf, aber was ist mit dem Rest??
HAAAALOOOO?!
Sie melden sich bestimmt bald wieder *Mut mach*
Also wenn sich nicht bald wieder jemand anders meldet muss ich echt was unternehmen!
Also Colleen ist ja in den Ferien oder? Und Ashari hat irgendwo mal geschrieben, dass sie nich mehr so viel an den PC darf, aber was ist mit dem Rest??
HAAAALOOOO?!
Sie melden sich bestimmt bald wieder *Mut mach*
Ich habe mir die ganzen Sachen zwar nicht durchgelesen, aber ich sage einfach mal HALLo. Muss ja auch mal sein, oder? Schließlich soll te 13 nicht der einzige Leser sein...
Der Rest heißt doch Shadow 23, oder? Vielleicht darf sie auch nicht mehr so oft an den PC??
mfG Azshari
PS: Hoffentlich sind bald Sommerferien...
Der Rest heißt doch Shadow 23, oder? Vielleicht darf sie auch nicht mehr so oft an den PC??
mfG Azshari
PS: Hoffentlich sind bald Sommerferien...
Ja stimmt, es ist Shadow 27( wie konnt ich das nur vergessen) ich hab sie ja vorgeschalgen wegen dem Gewinnspeil.*schuldbewusst dreinguckt* Sorry
Ja ich hab mioch auch schon gefragt, was mit Shadow ist icvh hatte doch eigentlich den Eindruck, dass ihr meine Story gefällt *nachdenklich guck*, na ja. Ich freu mich auch auf die Ferien, schon weil Azshari und Colleen dann wieder da sind!
Jedenfalls wenn du brennst Te 13, sollte ich dich wohl mal löschen, am beseten hiermit:
„Das kann nicht sein!“, Nykis Stimme klang so entsetzt, wie ich mich fühlte. „Der See!“, rief Fayn plötzlich von irgendwo, die Erdbeben waren zu einer Art Wellengang angewachsen, die Erde gebarte sich wie die tosende See, „scheinbar konnte er tatsächlich Tote zurückholen, wenn auch auf andere Weise...“ Diese Worte riefen eine Neue Angst in mir wach, eine die noch viel tiefer ging. Wenn Ardwen zurückgekommen war, würde dann auch... Angst davor, dass wir einander vielleicht eines Tages gegenüberstehen...
„IIIHR HAAABT MEEEIIINEEEN BRUUUDEEER GEEETÖÖÖTEEET, IIIHR HAAABT MIIICH GEEETÖÖÖTEEET, JEEETZT WEEERDEEET IIIHR SEEELBST STEEERBEEEN! WEEER BRAAAUUUCHT SCHOOON GÖÖÖTTTEEER? KOOOMMT UUUND SAAAGT DIEEESER EEERBÄÄÄRMLIIICHEEEN WEEELT LEEEBEEEWOOOHL!“
Mit einem Schlag erstarrte der Boden und wir kamen schwankend und durchgeschüttelt wieder auf die Beine, der Kopf musterte uns höhnisch,
„WAAAS HAAABT IIIHR? SEEEHEEE IIICH EEETWAAA AAANGST IIIN EEEUUUREEEN AAAAUUUGEEEN?“
„Darauf kannst du lange warten!“, Nyki stürmte überraschend vor und zog seine scharfen Klauen quer über das monströse Gesicht. Es gab ein Geräusch, als ob ein Dutzend Fingernägel über eine Schiefertafel kratzte, die Krallen schlugen regelrecht Funken, während sie über die seltsame Masse hinweg schabten, doch nicht einmal der feinste Kratzer blieb zurück, die Haut musste unglaublich hart sein.
Das Gesicht verzog sich zu einem dröhnenden Lachen, „NAAARREEEN! IIIHR KÖÖÖNNT MIIICH NIIICHT VEEERLEEETZEEEN! IIIHR KÖÖÖNNT MIIICH NIIICHT BEEESIIIEEEGEEEN! NIIIEEEMAAAND KAAANN DAAAS! IIICH BIIIN DIIIEEE WEEELT! IIICH WEEERDEEE DEEEM JEEETZT EEEIIIN EEENDEEE SEEETZEEEN!“
Um seine Worte sogleich wahr zu machen, atmete er einen Flammenstoß aus, der jedem Drachen zur Ehre gereicht hätte, mit einem Vorsicht-Schrei riss Fayn mich zu Boden, ehe der tödliche Hauch mich berührte, dennoch spürte ich wie die brennende Hitze meine Haut versengte.
Der Feueratem, die Erdbeben und die Sturmwinde waren jedoch nicht die einzige Waffe, des scheinbar unverwüstlichen Wesens, bis dahin hatte ich die Behauptung, dass gewisse Wesen und Personen im Besitz eines „Laserblicks“ seien, immer für die Fantasie eines weltentrückten Science-Fiction-Autors gehalten, und es wäre mir auch lieber gewesen, wenn es dabei geblieben wäre, denn die dünnen roten Strahlen, die aus Ardwens Pupillen brachen und qualmende Löcher in den schwankenden Boden brannten, waren alles andere als hilfreich.
„GEEEBT AAAUUUF! SEEEHT EEENDLIIICH EEEIIIN, DAAASS IIIHR VEEERLOOOREEEN HAAABT! KOOOMMT ZUUU MIIIR! WEEERDEEET EEEIIINS MIIIT MIIIR UUUND IIIHR KÖÖÖNNT LEEEBEEEN!“
Inzwischen konnten wir uns dem Todbringenden Kopf nicht einmal mehr nähern, denn kaum betrug der Abstand weniger als fünf Schritte, waren ein Erdstoss oder ein Windschub zur Stelle, die uns erbarmungslos zurückschleuderten.
„GEEEBT EEES AAAUUUF! IIIHR SEEEIIID FLIIIEEEGEEEN! NUUUR LÄÄÄSTIIIGEEE FLIIIEEEGEEEN UUUND IIICH WEEERDEEE EEEUUUCH ZEEERQUUUEEETSCHEEEN!“
„Das hat keinen Sinn!“, rief Nyki entmutigt, weder Klauen noch Zähne, noch Wurfbeil, Speer, Vulkanaxt, Lichtschwert, oder Magie hatten dem Ding etwas anhaben können, immer vorrausgesetzt, sie waren überhaupt zu ihm durchgedrungen, den Dolch versuchte ich gar nicht erst, das war von vornherein aussichtslos. „Aber wir dürfen nicht aufgeben!“, antwortete ich, so leise, dass ich bezweifelte, ob es überhaupt jemand gehört hatte. Vielleicht war es auch besser so, die Worte hatten nicht sehr überzeugt geklungen, ehrlich gesagt konnte mich der Gedanke an den Tod längst nicht mehr schrecken, vielmehr erschien mir, das, was Ardwen sagte, gar nicht mal so schlecht, einfach sterben... Wenn man tot war, brauchten einen die Belange der Welten nicht länger zu kümmern, dann würden sich andere damit herumschlagen müssen... „Du hast recht Nico, aber was sollen wir tun?“, Fayns verzweifelte Stimme riss mich aus den Gedanken, scheinbar hatte er mich trotz allem gehört, was war eigentlich aus Ñyça und Ný geworden?
„IIIHR KÖÖÖNNT NIIICHTS TUUUN! IIIHR SEEEIIID VEEERDAAAMMT! DIIIEEE WEEELTEEEN SIIIND VEEERDAAAMMT! KOOOMMT ZU MIIIR, IIICH BIIIN DIIIEEE WEEELT!“
„Möglich, aber Welten können zerstört werden und untergehen!“ Wer war das? Mühelos und völlig ohne zu schreien hatte sich die Stimme über den tosenden Wind, die krachende Erde und die dröhnende Stimme des Kopfes hinweggesetzt. Für einen Augenblick brach die verzerrte Maske des Gesichtes auf und ließ mich einen Blick auf eine Grimasse voller Angst erhaschen, dann hatte sich Ardwen wieder im Griff.
„SAAÆEEN! DUUU EEELEEENDEEER BAAASTAAARD! WOOO BIIIST DUUU?“
„Zum letzten Mal, mein Name ist nicht Sæn!“, die fremde Stimme war kraftvoll und zornig, doch nach wie vor war der Sprecher nirgends zu entdecken, „ich heiße Samantha!“ Ein metallischer Blitz zuckte durch die Luft und ein Schwert bohrte sich direkt zwischen die Augen des Kolosses, die Klinge war mit solcher Wucht eingeschlagen, dass nurmehr der Griff zu sehen war. Grobe Risse zogen sich spinnennetzförmig von der Stichstelle über den Schädel, wobei sie immer feiner wurden und schließlich ausliefen. Und dann war sie da, es war tatsächlich Samantha, mit ein paar Schnitten und Kratzern mehr, aber scheinbar sonst unverletzt und vor allem unverändert. Sie starrte den Kopf an, in den Händen hielt sie ein zweites Schwert, doch so froh ich war, ich machte mir keine große Hoffnung, Ardwen hatte beim Eintritt des Schwertes nicht auch nur das geringste Zeichen von Schmerz gezeigt, genaugenommen hatte er überhaupt nicht reagiert, vermutlich war es schlichtweg unmöglich ihn in dieser Form zu besiegen. „Schwerter aus Himmelsmetall...“, sie fixierte die blutunterlaufenen Augen, „du hast dir dein eigenes Grab geschaufelt.“
„SCHWEEEIIIG DUUU WUUURM! WAAAS WEEEIIIßT DUUU SCHOOON? WAAAS KAAANNST DUUU SCHOOON TUUUN? IIICH WEEERDEEE DIIICH VEEERNIIICHTEEEN, DIIICH VEEERSCHLIIINGEEEN, DIIICH UUUND DEEEIIINEEE FREEEUUUNDEEE!“
„Das bezweifle ich...“, sie schloss kurz die Augen, „hier hat es begonnen, hier wird es enden, man sagt nicht umsonst, alle guten Dinge seien drei, diese, unsere dritte Begegnung wird auch unsere letzte sein!“
Abermals brach der Koloss in Gelächter aus, doch dieses Mal klang es nicht höhnisch-überlegen, sondern hysterisch und angsterfüllt, „WAAAS GLAAAUUUBST DUUU, WEEER DUUU BIIIST? WAAAS GLAAAUUUBST DUUU TUUUN ZUUU KÖÖÖNNEEEN? DUUU KAAANNST MIIICH NIIICHT BEEESIIIEEEGEEEN, DUUU NIIICHT UUUND AAAUUUCH NIIIEEEMAAAND SOOONST!“
„Bist du dir da auch ganz sicher?“, sie neigte den Kopf ein wenig und wog abschätzend das zweite Schwert in der Hand, dann glitt ihr Blick musternd zu dem Schlangenmal, falls es möglich war, erbleichte das Gesicht. „Wir können es gerne darauf ankommen lassen, es wäre mir eine Freude.“
Jetzt verzog sich das Gesicht zu einer Grimasse blanker Angst, die dröhnende Stimme bebte unüberhörbar und so heftig, wie zuvor die Erde, „NEEEIIIN DAAAS KAAANNST DUUU NIIICHT, DAAAS WIIIRST DUUU NIIICHT! WEEELCHEEEN GRUUUND SOOOLLTEEEST DUUU HAAABEEEN?“
„Einen Grund?!“, Samantha stand kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, „du willst einen Grund?! Du willst mir wirklich erzählen, dass du noch einen Grund brauchst? Schön es gibt tausende!“
„IIICH HIIIEEELT DIIICH STEEETS FÜÜÜR ÜÜÜBEEER DEEEN HAAASS EEERHAAABEEEN, DOOOCH DUUU...“
„Wer bin ich, dass ich solches von mir behaupten sollte?“, entgegnete sie heftig, „ich bin kein Gott und wollte auch nie einer sein, ich lebe und fühle, und so wie ich lieben kann, kann ich auch hassen! Doch es spielt keine Rolle, das Spiel ist vorüber, du hast verloren und wirst jetzt den Preis dafür zahlen, letzten Endes war es doch ich, die Recht behalten hat! Verschwindet!“ „Was?“, es dauerte einen Moment, ehe ich begriff, dass wir gemeint waren. „Verschwindet, bringt euch in Sicherheit! Wenn erstirbt werden unermessliche Energien freigesetzt, das wird fatale Folgen haben, also flieht!“ „Das werden wir nicht!“, entgegnete ich entschlossen und wartete darauf, dass sie meinen Blicke erwidern würde, doch sie wandte den Blick nicht von Ardwen ab. „Du...“ „Mir wird nichts geschehen. Ich werde nachkommen, geht jetzt.“ „Aber...“ „Geht!“, das war keine Aufforderung mehr, das war ein klarer Befehl, widerwillig doch ohne weiteren Widerspruch befolgten wir ihn und flogen auf dem Rücken des Drachen in Sicherheit. Nach einer Strecke von annähernd zehn Meilen setzte Nyki zur Landung an, „das sollte genügen.“ Ich kletterte stumm von seinem Rücken und blickte in die Richtung, aus der wir gekommen waren, erst geschah nichts, dann brach ein wahres Inferno los.
Eine gewaltige Explosion erschütterte die Welt und ein wahrer Flammensturm wallte zum Himmel auf. Abermals erbebte der Boden aufs heftigste, während bunte Funken und Blitze umhersausten und die Luft geladen knisterte. Am Kampfplatz war eine Feuersbrunst entfacht worden, die sich bis kurz vor unseren Aufenthaltsort erstreckte, und die auch dann noch nicht erlosch, als sich innerhalb eines Zeitraums, der sich über Sekunden oder auch Stunden hätte ausgedehnt haben können, sämtliche andere Abnormalitäten, ins Nichts auflösten. Noch immer gellten mir die Ohren vom Knall der Explosion und von einem unbeschreiblichen Schrei, der kurz zuvor eingesetzt hatte und mit dem Knall zu Ende gegangen war, vermutlich Ardwens Todesschrei, während ich fassungslos zu dem Chaos blickte, wo sich schon jetzt das gewaltige Ausmaß der Zerstörung unter dem Flammenmeer deutlich abzeichnete.
„Fatale Folgen?“, wiederholte Nyki mit heiserer Stimme, er rang merklich um Fassung, „das war leicht untertrieben, kann das sein?“ Ich nickte nur, Fayn schien überhaupt nicht zugehört zu haben, noch immer starrte er fassungslos auf die dicken schwarzen Rauchwolken, welche den ehemaligen Kampfplatz bereits völlig verhüllten, „wie sollte jemand diese Hölle überleben können?“
„Nichts ist unmöglich.“, erwiderte eine wohlbekannte Stimme leichthin, vor uns teilten sich die lodernden Flammen und Samantha trat hervor, ein wenig angesengt zwar, und rußverschmiert, aber ansonsten unversehrt. Die ersten Sekunden des Wiedersehens vergingen damit, dass wir alle drei sie anstarrten, als hätten wir einen Geist vor uns. „Du tauchst aber auch immer nur dann auf, wenn es am nötigsten ist oder?“, Fayn kämpfte mit seinem Staunen und schüttelte den Kopf, Samantha lächelte leicht, „dazu sind Freunde gut, oder? Wäre doch ziemlich unpraktisch, wenn ich jedes Mal zu spät käme.“ Zunächst sah ich sie einfach nur erstaunt an, der Grund dafür war vor allem die Tatsache, dass nichts, aber auch wirklich rein gar nichts an ihrer Erscheinung darauf hindeutete, dass zwischenzeitlich etwas geschehen war. Sah man vom Grad und der Platzierung verschiedener Verletzungen ab, sah sie noch genau so aus, wie direkt nach dem Kampf gegen Shur´tugal...
„Sam was ist geschehen?“, fragte ich, nachdem ich die Sprache wiedergefunden hatte. „Was meinst du?“, sie musterte mich forschend. „Im Übungssaal... In diesem Altarraum, überhaupt in diesem Schloss... Ich wollte wissen was...“ „Wovon redest du?“, unterbrach sie mich verständnislos, ich suchte den Blick ihrer Augen, die so gar keine Ähnlichkeit mit den schwarzen Löchern Sæns hatten, doch auch von dort sahen mir nur Unverständnis und Verwirrung entgegen, ich seufzt tief, „ich meine als Ardwen mich... Als wir uns dort... Du...“, resigniert brach ich ab, als ich ihre wachsende Verwirrung bemerkte, ich dachte an die leeren, seelenlosen Augen und den fehlenden Geist, „du... Kannst du dich nicht erinnern?“ Langsam schüttelte sie den Kopf, ich konnte spüren, wie Verzweiflung die Verwirrung überrollte, „nein, ich... Nach dem Kampf gegen den Eisgott, nachdem du Shur´tugal Fayns Axt in den Schädel gerammt hast... Ich weiß noch, dass ich dich gerufen habe, du antwortetest nicht, ich habe versucht deine Wunden zu verschließen, da du zu verbluten drohtest... Als nächstes... Ich, ich war im Kristallschloss, Ardwen, wie du ihn nennst... Er war dort, und es kam zum Kampf. Dann...“, abermals schüttelte sie den Kopf hilfesuchend sah sie von einem zum anderen, „dann ist alles völlig verschwommen und durcheinander, ich hatte eine menge seltsamer Träume, ich kann mich kaum erinnern, geschweige denn, dass ich sagen könnte, was tatsächlich Traum war, und was Realität.“ Beruhigend legte ich meine Hand auf ihre Schulter, was sie gerade erzählt hatte, kam mir auf unheimliche Weise bekannt vor...
„Das nächste, das nächste woran ich mich wirklich klar erinnern kann, ist, wie ich mich klatschnass am Ufer des Kristallsees im Tal wiederfand, vielleicht bin ich beim Schloss in den Spiegelteich gestürzt und durch einen unterirdischen Wasserfall dorthin gelangt, ich weiß es nicht. Die Tiere erzählten mir, dass das Schloss zerstört worden war, doch ich spürte, dass noch etwas anderes geschehen war, etwas, dass schwerwiegende Folgen haben würde... Und ich spürte, dass Yã... Dass Ardwen, Böses im Schilde führte, also nahm ich die Schwerter die ganze in der Nähe lagen, und bin ihm gefolgt, ich habe recht behalten.“ Nyki, Fayn und ich tauschten einen kurzen Blick, ohne es auch nur zu ahnen oder gar untereinander abgesprochen zu haben, waren wir insgeheim zu der selben Einsicht gelangt, in diesem Moment schlossen wir eine stille Übereinkunft, die aus unserem Gegenseitigen Verständnis und unserer Freundschaft entstanden war, wenn sie wirklich nicht wusste, was geschehen war, dann sollte sie es auch niemals erfahren. Nicht, solange es nicht wichtig war, nicht von uns. Es würde besser so sein, besser für sie. Und als hätte sie verstanden blickte sie uns zwar fragend-misstrauisch an, sagte aber nichts.
„Eine weise Entscheidung, endlich scheint ihr verstanden zu haben, auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen, mir scheint als hättet ihr es gerade vor einem Schmerz bewahrt, dass ihm den Todesstoß hätte versetzen können.“, das war Ñyça, er und Ný waren ebenfalls unverletzt und vor allem unbemerkt zurückgekehrt. „Wo wart ihr?“, fragte ich das kleine Wesen neugierig. „Wer seid ihr?“, erkundigte sich Samantha und musterte die Wesen zugleich befremdet und erstaunt, „seid ihr... Gehört ihr etwa zum Clan, seid ihr Æica?“ „Du kennst uns, Menschenkind?“, jetzt war es am Clanvater, überrascht zu sein, Ný musterte Samantha mit unverhohlenem Interesse, „Wie heißt du?“, fragte sie neugierig. „Samantha.“ „Sa-ma-nt-ha?“ „Nenn mich einfach Sam.“, verbesserte sie sich hastig, als sie bemerkte, dass das kleine Wesen mit ihrem langen Namen völlig überfordert war, Ný nickte dankbar und erleichtert, „ja, das ist besser.“
„Schön, da dies nun geklärt sein dürfte... Wie soll es nun weitergehen?“, Nyki legte den Kopf schief und betrachtete den silbernen Æica neugierig und forschend. Fayn nickte zustimmend, „ja, das würde ich auch gerne wissen, es gibt doch sicher einen Grund dafür, weshalb wir zurückkommen sollten.“
„Immer mit der Ruhe,“, erklärte Ñyça bedächtig, „ihr sollt alles erfahren. Aus verschiedenen Gründen log ich, als ich euch sagte, dass vor euch nie Wesen aus anderen Welten zu uns gekommen seien, im Gegenteil, viele Oberweltler waren bereits hier, der-große-auf-den-Bergen war nur einer von ihnen, doch leider waren die wenigsten freundlich gesinnt und nachdem mehrere grausame Kriege unsere Welt erschütterten, wurde ein mächtiger Zauber gewirkt,“, jetzt bedachte er Samantha mit einem seltsamen Blick, doch da sie nicht reagierte, mochte es Einbildung gewesen sein, „verlorene Mächte längst vergessener Götter erwachten, die Welt wurde gespalten, der Schrein der Winde und der Schicksalsberg erschaffen. Viele Völker kamen um oder leben heute in einem anderen Splitter, einem anderen Bruchstück der Welt. Wir blieben hier, um den Schicksalsberg zu bewachen, den heiligen Platz, an dessen Spitze das Artefakt der Götter ruht. Ich kann wohl sagen, dass wir ein weises Volk sind, wir wissen Dinge, die selbst den Urvölkern verloren gingen, und wir wissen sehr gut, was in den anderen Welten vor sich geht. Verzeiht, dass ich lügen musste, doch ihr hattet eine Aufgabe zu erfüllen, ehe diese Worte an eure Ohren dringen durften. Euer Weg ist der richtige, es liegt in euren Händen, ob es noch eine Rettung für die Welten gibt, ihr und eure anderen Freunde, in gewisser Weise seid ihr eins, ihr seid unsere Hoffnung, unsere letzte Hoffnung, das dürft ihr niemals vergessen. Ein Band der Freundschaft und des Vertrauens bindet euch, lasst nicht zu, dass dieses Band reißt.“, langsam glitt sein Blick über uns hinweg, „viele Kämpfe habt ihr bereits bestanden, viele werdet ihr noch bestehen müssen. Es ist wichtig, dass ihr wisst, dass ihr alle, nur ihr alle gemeinsam dem Bösen widerstehen könnt. Der Schicksalsberg, wenn die Zeit kommt, da die Not am größten ist und ihr einen Schlüssel sucht zu einer Tür ohne Schloss, dann kehrt hierher zurück, und der, der auserwählt ist, wird die Göttermacht erhalten, um neue Wege zu öffnen. Ich wünsche euch Glück Kinder des Schicksals, und ich freue mich auf den Tag unseres Wiedersehens. Viel habt ihr für mein Volk getan, mehr als ich jemals vergelten könnte, doch nun lebt wohl und kehrt heim, man erwartet euch.“
„Was soll....“, noch ehe Nyki seine Frage beenden konnte, befanden wir uns schlagartig wieder auf Shur´tugals Lichtung, diesmal waren kein Nebel und kein Verschwimmen der Farben Warnung für den Zauber gewesen, dementsprechend überrumpelt waren wir. „Wir sind zurück.“, beinahe ungläubig musterte Fayn unsere Umgebung, den zertrampelte, blutige Schnee, die Eisskulpturen, die einst Pflanzen gewesen waren, und den Leichnam des Eisgottes. Rasch drehte ich mich weg, das war ein Bild des Grauens, dass ich nicht ertragen mochte, und während der Zwerg näher trat um den toten Leib zu beäugen, drehte ich mich zum Waldrand hin und stellte fest, dass der Schneesturm sich ins nichts aufgelöst hatte. Auch die Temperatur war gestiegen, es war zwar noch immer kalt, doch die Kälte war erträglich, vorher war sie... Unnatürlich gewesen. „Wir haben es geschafft.“, sagte Samantha leise lächelnd und trat neben mich, „wir haben einen Gott besiegt.“ „Zwei, oder?“ „Ich bin nicht sicher, was Ardwen eigentlich war, aber vielleicht ja.“ „Wir sollten schnell zum Schloss zurückkehren.“, erklärte Nyki plötzlich, „wer weiß, wie viel Zeit vergangen ist, Lynn wird sich Sorgen machen.“
Ohne ein weiteres Wort nickten wir einander zu und machten uns auf den Rückweg, die Straßen Toross’ waren wie leergefegt, als wir völlig unbehelligt auf dem Marktplatz landeten. Unruhig kletterte Samantha vom Rücken des Drachen, „etwas stimmt nicht... Wo sind sie alle?“ „Ich weiß nicht.“, unsicher musterte ich die verlassenen Häuser. Beklommenheit machte sich breit, als wir gemeinsam zum Schloss schritten, das Portal stand weit offen doch weit und breit waren keine Wachen in Sicht. Im Eilschritt, durchquerten wir unzählige verlassene Korridore, Säle und Treppen des Schlosses, bis wir wieder in den Roten Thronsaal gelangten, auch hier war keine Menschen- Elfen- oder was auch immer- Seele zu sehen. Entmutigt verharrten wir vor dem leeren Thron.
„Das darf doch nicht wahr sein, sollte die Stadt etwa gefallen sein, obwohl wir den Eisgott bezwungen haben?“, Nykis Stimme schwankte hörbar, doch Samantha schüttelte entschieden den Kopf, „dann würde hier kein Stein mehr auf dem anderen stehen, die Dämonen würden Toross überrannt und in Schutt und Asche gelegt haben.“, erklärte sie ernst. „Aber was ist geschehen?“, fragte ich, während wir nach draußen zurückkehrten, niemand gab mir Antwort, und ich wusste, dass sich die anderen mit der selben Frage befassten.
Schweigend trotteten wir durch den frisch gefallenen Schnee, die Stadt war leer, die Tore standen offen. Das ehemals dämonenbedeckte Feld wies zwar Kampfesspuren auf, doch da sich Dämonenleichen meist nach kurzer Zeit auflösen, lagen nur wenige der schwarzen Körper herum, die jedoch waren zweifelsfrei von Artgenossen zerfetzt worden. Andere Kadaver, oder Waffen, überhaupt irgendein Hinweis auf den Verbleib der Bewohner von Toross war nirgends zu entdecken, wie erwartet schien sich das Dämonenheer selbst zerstört zu haben, wo aber waren die Stadtbewohner?
„Ich verstehe das nicht.“, ratlos blickte Samantha durch eines der Bogenfenster im Thronsaal, mit Einbruch der Nacht waren wir in Fëons Schloss zurückgekehrt, doch an schlafen dachte niemand, vielmehr saßen wir unruhig beisammen und zerbrachen uns die Köpfe darüber, was geschehen sein mochte. Wir wussten inzwischen, dass nicht mehr als ein paar Tage vergangen sein konnten, was war also geschehen und vor allem, wo waren alle? „Welchen Grund könnte es geben, dass all diese Wesen derart überstürzt ihre Häuser, ihre Stadt verlassen sollten? Ich meine ihr habt es auch gesehen, es sieht alles so aus, als wären sie völlig überstürzt aufgebrochen, Sachen und halbfertige Arbeiten liegen herum, als wären sie einfach nur mal rausgegangen, um einen Nachbarn zu begrüßen oder so und hätten dabei alles stehen und liegen lassen.“ „Ich weiß was du meinst,“, gedankenverloren sah ich aus dem Fenster, „alles erweckt den Anschein als ob... Hey was war das?“ Mit einem Satz war ich auf den Beinen und am Fenster, dennoch kam Samantha mir zuvor, Seite an Seite beugten wir uns vor, um durch die beschlagende Scheibe nach draußen zu sehen, tatsächlich, ich hatte mich nicht getäuscht, die dunkle Schneelandschaft dort unten wurde von flackernden Lichtern durchtanzt, mehr als man zählen konnte waren überall verteilt.
„Was ist das?“, Fayn und Nyki hatten sich an einem zweiten Fenster weingefunden, gebannt betrachteten sie die Lichter, der Zwerg hatte die Nase gegen die kühle Glasscheibe gepresst, „sind das Irrlichter?“ „Kaum,“, Samantha schüttelte den Kopf, „Irrlichter könnten hier nicht überleben, der Manafluss ist zu schwach, außerdem sehen sie anders aus und treten niemals in solchen Mengen auf, wenn ihr mich fragt, das sind Feuer. Vermutlich Fackeln.“ „Fackeln?“, wiederholte Nyki erstaunt, „wer ist denn so dämlich um diese Zeit mit einer Fackel durch die Ödnis zu rennen?“ „Scheinbar gibt es viele, die so dämlich sind, fragt sich nur warum?“, ich betrachtete den Tanz der Lichter, sie schienen unaufhörlich spiralenförmige Kreise nach außen zu ziehen, ich wurde nicht schlau daraus. „Sie scheinen etwas zu suchen.“, erklärte Nyki plötzlich, „es sieht aus, als würden sie etwas suchen!“
„Oder jemanden.“, entgegnete Samantha trocken, doch die Erleichterung, die aus ihren Augen strahlte, sagte mehr als tausend Worte. „Jemanden?“, Fayns Augen weiteten sich, „du meinst...“ Mehr als ein Nicken war nicht nötig, wir alle hatten begriffen, was gemeint war. „Rührend.“, erklärte Nyki, jetzt wo klar war, dass nichts schlimmes geschehen war, schien der Drache die Sache amüsant zu finden, „ihre Siegesfeier zu verschieben und ohne Unterlass durch Schnee und Eis zu stapfen, nur um uns zu finden...“ „Allerdings.“, bestätigte Samantha, „doch langsam finde ich, sollten wir dieser unsinnigen Sucherei ein Ende setzten, an der sich, wie es scheint, vom Kleinkind bis zum Greis wirklich jeder beteiligt.“ „Ja, das sollten wir.“, stimmte ich zu, „allerdings wie stellen wir das am besten an? Wir können schließlich nicht jeden einzeln aufsuchen...“ „Müssen wir nicht.“, Samantha wandte sich vom Fenster ab, „sie haben bestimmt ein Signal festgelegt, für den Fall, dass wir gefunden werden. Das beste wird sein, wenn wir schnurstracks entweder zu meinem lieben Herrn Bruder oder zu Fëon gehen.“ „Klingt vernünftig.“, befand Nyki, „also los.“ „Wieso müssen wir eigentlich alle hin?“, erkundigte sich Fayn, man sah ihm an, was er dachte, fliegen würde wohl niemals seine Lieblingsbeschäftigung werden... „Müssen wir nicht.“, beruhigte Samantha den Zwerg, sie schien sehr genau zu wissen, was in ihm vorging, „es st Okay, wenn du hier bleibst, im Grunde würde es schon reichen, wenn nur Nyki ginge, aber ich möchte mir Lynns dummes Gesicht einfach nicht entgehen lassen. Was ist mit dir Nico?“ „Ich komme auch mit.“, erklärte ich rasch, „vielleicht hat sich etwas neues ergeben, etwas wichtiges.“ Sie nickte, „also los.“
Wir ließen Fayn im blauen Saal zurück und gingen wieder nach draußen, rasch kletterten wir auf Nykis Rücken, der Drache breitete die Schwingen aus und wir glitten zum Sternenhimmel leuchtenden empor.
Wie es das Schicksal wollte, herrschte Neumond, sodass der schwarze Drache trotz des hellen Sternenlichtes kaum zu sehen war. Die Suchmannschaften jedenfalls schienen ihn nicht zu bemerken. „Ach so, Sam?“ „Ja was denn?“ Vorsichtig löste ich die Scheide der Drachenklinge von meinem Gürtel und reichte sie ihr, „ich glaube das gehört dir.“ Zunächst betrachtete sie sowohl mich, als auch die Waffe überrascht, dann nickte sie mir dankbar zu, und legte die Klinge an. „Was ist eigentlich passiert?“, fragte sie plötzlich, ich zuckt zusammen, „nichts. Nichts wichtiges.“ Sie musterte mich argwöhnisch, „wirklich?“ „Ja.“ Sie wandte sich wieder ab, ohne weiter in mich einzudringen, komisch, ich war ziemlich sicher, dass sie mir nicht geglaubt hatte...
„Dort unten.“, sagte Nyki plötzlich und setzte auch schon zur Landung an, hätte der Wald hier nicht gerade geendet, sodass wir auf der Ebene landen konnten, hätte das sicherlich ein paar Bäumen das Leben gekostet. Der Drache sah keine Notwendigkeit, sich zwischen den Bäumen hindurchzuquetschen und versprach deshalb an Ort und Stelle zu warten, also betraten Samantha und ich den Wald. Tatsächlich stießen wir bald schon auf Lynn, der Halb-Elf schien allein unterwegs zu sein, und wirkte ziemlich besorgt, das Feuer seiner Fackel flackerte unruhig, mir war früher schon aufgefallen, dass die Elemente allgemein auf die eine oder andere Weise auf seine Stimmungen zu reagieren schienen. Ein paar Sekunden vergingen, Lynn kam näher und ich bemerkte, dass er leise vor sich hinfluchte, zwar verstand ich nur Bruchteile des Gesagten, doch ließen diese Fragmente keinen Zweifel daran offen, dass der ärgerliche Monolog allein uns galt. Samantha warf mir einen vielsagenden Blick zu, ehe sie aus dem Dickicht schlüpfte und sich ihrem Halbbruder langsam von hinten näherte.
„Wenn suchst du?“ Lynn, der sie bis zu diesem Moment nicht bemerkt zu haben schien, wirbelte erschrocken herum und fuhr sie ärgerlich an, „wen wohl du... Sam!“, seine Überraschung war ihm anzusehen, mit aufgerissenen Augen musterte er Samantha und auch mich, der ich im selben Moment zwischen den Bäumen hervorgetreten war, als hätte er Gespenster vor sich oder könne schlicht und einfach nicht glauben, was er sah. „Du... Ihr... Seid wieder da?“, seine Stimme war nurmehr ein heiseres Krächzen, als er endlich, scheinbar mühevoll, einen Ton hervorbrachte. „Wie du siehst.“ „Aber was... Was ist geschehen?“ Sie legte den Kopf schief, „meinst du nicht, dass du erst einmal dafür sorgen solltest, dass diese... Sucherei ein Ende findet?“ „Ja...“, antwortete er langsam, „ja, du hast wohl recht nur... Eins noch, wo sind Nyki und Fayn? Sind sie...?“ „Ihnen geht es gut, erklärte ich rasch, „Nyki wartet jenseits der Bäume und Fayn im Schloss.“ „Okay, dann will ich mal...“
Ein lautes Rascheln im Geäst unterbrach ihn, „Lynn? Was ist, warum suchst du nicht weiter? Wenn wir sie nicht bald finden, habe ich keine Hoffnung mehr...“, Fëon zwängte sich zwischen den Dichten Zweigen eines Immergrünstrauchs hervor, als sein Blick auf mich und Samantha fiel, fielen ihm fast die Augen raus, er wirkte fast erschreckt, allerdings im positiven Sinne, „ihr...? Ihr seid...? Ein erstickter Aufschrei und ein weiteres rascheln im Gebüsch, ließen auch den König nicht zuende kommen, gemäßigten Schrittes, kam eine kleine, ziemlich rundliche Frau aus dem Gestrüpp stolziert, „Samantha!“ Jetzt war es an der Halb-Drachin überrascht zu sein, obwohl „entsetzt“ wohl das richtige Wort gewesen wäre, „Méra?“, es klang gequält. „Höchstpersönlich.“
Méra? Diesen Namen hatte ich schon einmal gehört, er war doch in Fëons Thronsaal gefallen? Diese Frau war also ein „Hüterin“... Ich musterte sie unauffällig, sie mochte Mitte dreißig sein, hatte schulterlanges, seidig glänzendes Haar, in der Farbe von Ebenholz. Das rundliche Mondgesicht hätte nett aussehen können, wäre es nicht mit Unmengen Make-up, oder etwas ähnlichem, in dem vergeblichen Versuch, Schönheit heraufzubeschwören, verunstaltet worden. Die Augen unter schmalen, fein säuberlich gezupften Brauen waren von einem hellen, verwaschenen blau, sie wirkte träge und irgendwie hochmütig. Die Kleidung der kleinen Frau wollte so gar nicht zu ihrem gezierten Auftreten passen, denn sie trug eine Art Mönchskutte von grelloranger Farbe, an der die blassrosanen Spitzensäumchen, die mit Sicherheit nachträglich angenäht worden waren, einfach nur lächerlich anmuteten. Sie war mit Schmuck aus Silber, versetzt mit rosa Steinchen, scheinbar ihre Lieblingsfarbe, behängt, zwar nicht so sehr, wie Tu´tam´chamú´n, aber es reichte. Den Kopf hatte sie in den Nacken gelegt, scheinbar um größer zu wirken und ihre schrille Stimme klang ein wenig, als hätte sie Schnupfen. Keine allzu erfreuliche Gestalt also, Samanthas Gesichtsausdruck bestätigte diese Theorie ebenso wie die Tatsache, dass Lynn und selbst Fëon nach Méras Eintreffen eine Grimasse schnitten.
„Was tust du hier? Ich dachte die Hüter sind...“, hilfesuchend wandte sie sich an Fëon und Lynn, der König zuckte mit den Schultern, „nachdem die Dämonen verschwunden waren, sind all jene Hüter, die sich scheinbar ins nichts aufgelöst hatten, wieder aufgetaucht.“ „Wer?“, möglichst unauffällig brachte sie einen Abstand von mehreren Schritten zwischen sich und Méra. „Von den alten Hütern nur Kirtan, Ceris und Xheo. Dann noch fünf oder sechs Adjutanten.“ „Und natürlich ich.“, bemerkte Méra unüberhörbar, diese Frau schien ziemlich eingebildet zu sein, von Minute zu Minute konnte ich sie weniger ausstehen.
„Nun, es könnte schlimmer sein, wer hat das Amt des Caudillo übernommen?“ „Ceris ist jetzt Caudilla...“, erklärte Fëon zögernd und behielt Samantha dabei genau im Auge, als befürchtete er, ihr könne diese Wahl missfallen, doch sie nickte zustimmend, „gut, das ist wohl das beste, Kirtan und Xheo wären wohl einfach zu ungeduldig.“
„Das will ich aber jetzt nicht gehört haben!“, zwei Junge Männer in indigofarbenen Kutten gesellten sich zu uns, sie mochten ein wenig jünger sein als Méra, wirkten aber ungleich sympathischer. Der Sprecher war hochgewachsen und schlank, sein kurzes, windzerzaustes Haar war braunblond und voller Schnee, das schmale Gesicht mit unregelmäßigen Bartstoppeln besetzt. Seine Augen waren mandelförmig und von einem Intensiven zyanblau, sie strahlten Ruhe und Selbstbewusstsein aus. Im rechten Ohr trug er einen kleinen Goldring, ich bemerkte, dass seine Ohren nach oben leicht spitz zuliefen, ein Elf? Nein, das nicht aber sicher auch kein Mensch. Vielleicht, mein Blick glitt zu Lynn, ein Halb-Elf? Das war möglich. Sein Gefährte war einen guten Kopf kleiner und ziemlich stämmig, er schien ständig irgendwie in Bewegung zu sein. Das Haar des anderen war kurzgeschoren und dunkelbraun. Auch die lebendigen braunen Augen desselben schienen nie stillzustehen, aus ihnen blitzten Herzlichkeit und Offenheit. Sein Gesicht war glattrasiert, die linke Augenbraue wurde von einer schmalen Narbe geteilt. Beide Männer trugen um den Hals einen goldenen Anhänger, das Symbol eines Stundenglases.
„Sei still Kirtan! Ich habe schließlich nichts gesagt, was nicht auch auf mich selbst zutreffen würde.“, Samantha lächelte, sie schien sich aufrichtig zu freuen, die beiden zu sehen. Der Kleinere, bei dem es sich wohl um Xheo handelte, grinste, „das sieht die ähnlich, wir suchen uns zu Tode und hältst hier einen netten Plausch...“ Samantha musterte ihn mit gespieltem Ernst, „besonders tot siehst du mir aber nicht aus...“ „Das täuscht.“, Kirtan, der wirklich ein Halb-Elf war, nämlich der Sohn Fëons und der Menschenfrau Aya, die selbst eine Hüterin gewesen war, ging an Méra vorbei als wäre diese nicht da und legte Samantha die Hand auf die Schulter, „danke.“, er schwieg einen Moment und mustert sie stumm, „es ist schön dich wiederzusehen.“ „Gleichfalls, aber langsam sollte sich wirklich irgendwer die Mühe zu machen, mitzuteilen, dass man uns gefunden hat, damit diese sinnlose Suche, an der sich ja scheinbar das gesamte Königreich beteiligt, ein Ende finden kann.“
Lynn nickte seiner Schwester zu und verschwand. „Wieso ist unsere Suche sinnlos?“, erkundigte sich Xheo milde entrüstet, „wenn, wie du richtig erkannt hast, ein ganzes Königreich auf die Suche geht, du glaubst nicht, was man da so alles findet.“ „Darüber möchte ich mich jetzt nicht auslassen, vielleicht ein andermal...“ „Ihr kommt doch noch mit ins Schloss?“, erkundigte sich Fëon und weil nicht ganz klar war, wen er meinte, nickten wir alle. Lynn kehrte bald schon gemeinsam mit Sternenglut zurück und erklärte, dass sich Fëons Untertanen nach Toross zurück begäben. Der König nickte und drängte nun seinerseits zum Aufbruch, wir vereinbarten, einander im schloss wiederzutreffen.
Lynn war sichtlich froh, auch Nyki wohlbehalten wiederzusehen, während wir zum Schloss zurückkehrten, erzählte er uns, was geschehen war.
Nachdem sie erfahren hatten, dass das Dämonenheer sich aufgelöst hatte, hatte der König seine letzten Männer nach draußen Geschickt, um die Überlebenden des entbrannten Gemetzels zu beseitigen, anschließend hatte sie den Rat des Wolfes befolgt und waren auf die Suche gegangen, und die gesamte Bevölkerung, die ihren Rettern wenigstens diesmal beistehen wollte, mit ihnen. Die Hüter waren einen Tag später zurückgekehrt, niemand wusste um das wie und warum, auch sie selbst nicht, doch schnell war man zu dem Entschluss gekommen, dass diese Frage zweitrangig war und hatte die Suche fortgesetzt.
„Tja, und dann seit ihr hier aufgetaucht.“, schloss der Halb-Elf seinen Bericht, wir hatten es und gemeinsam mit Fayn im blauen Saal gemütlich gemacht, bisher war noch niemand wieder in Toross angekommen. „Was für ein Chaos.“, Samantha schüttelte den Kopf, „eigentlich müssten wir uns geehrt fühlen, wo doch sogar der König höchstpersönlich losgezogen ist, um uns zu suchen.“ Fayn grinste vielsagend, „na ja, Fëon ist nicht unbedingt ein typischer König, viele hätten sich vermutlich nicht weiter um unser Schicksal geschert, er hatte ja erreicht was er wollte, Shur´tugal ist zur Hölle gefahren, und die Dämonen mit ihm.“ „Ich hoffe die beeilen sich langsam, ich will endlich wissen, was passiert ist!“
Wir hatten uns darauf geeinigt, unsere Geschichte erst im Beisein aller zu erzählen, damit wir sie nicht zehnmal wiederholen mussten, jetzt wartete der Halb-Elf voller Ungeduld auf unseren Bericht. Es dauerte eine knappe Stunde, ehe unsere Versammlungsrunde, bestehend aus Samantha, Nyki, Fayn, Lynn, Sternenglut, mir, Fëon und den Hütern Xheo, Kirtan und Ceris, die sich als ein junge Frau von neunzehn Jahren entpuppte, zu Stande kam.
„Also, was ist dann geschehen?“, fragte Fëon, nachdem wir den Kampf gegen Shur´tugal in allen Einzelheiten geschildert hatte, sein Blick ruhte erwartungsvoll auf Samantha doch die schüttelte den Kopf, „mich dürft ihr nicht fragen, ich weiß es nicht.“
Also erzählte ich, nach stummer Aufforderung durch Nyki und Fayn, eine stark zensierte Zusammenfassung der Geschehnisse. Bis zu dem Moment, da wir Ardwens Schloss betreten hatten, blieb ich bei der Wahrheit und berichtete in aller Ausführlichkeit, Sæns Anwesenheit jedoch sparte ich komplett aus, genauso wie die Stimme, die mir verraten hatte, das Ardwen log. Das Auffinden von Samanthas Schwert im Schrein der Winde stellte ich als Zufall dar und natürlich war es Ardwen selbst gewesen, der sich mir im Übungssaal entgegengestellt und mich besiegt hatte. Auch der Kampf in der Altarhalle wurde leicht ummodeliert, die anschließende Flucht durch das einstürzende Schloss und die unsanfte Landung im See beschrieb ich wieder Wahrheitsgemäß. Das anschließende Gespräch über meinen Verdacht ließ ich aus, nicht jedoch, wie wir erstaunt festgestellt hatten, dass der See unsere Wunden heilte, und wie wir schließlich nach Õuñþû zurückgekehrt waren. Wie schon das erste, gab ich das Gespräch mit Ñyça und Ný nur bruchstückenhaft wieder, umso detaillierter beschrieb ich die Wiederauferstehung Ardwens und unsere Machtlosigkeit gegenüber dem Koloss. Als ich die Stelle erreichte, da Samantha auf den Plan getreten war, überließ ich es ihr weiterzuerzählen, und berichtete nur am Ende noch, wie erleichtert wir gewesen waren, als sie wohlbehalten aus dem Flammenmeer zurückgekehrt war, und was Ñyça uns über die Göttermacht erzählt hatte. Nyki übernahm es zu erklären, was nach unserer Rückkehr geschehen war, und nachdem auch er geendet hatte, herrschte zunächst Schweigen.
Ich ging die Geschichte noch mal durch, unleugbare Lücken hatten sich aufgetan, doch glücklicherweise fragte niemand danach, ich musste an Lynns Worte denken, manchmal braucht sie jemanden, der sie vor sich selbst beschützt... War dies so eine Situation?
„Die Göttermacht?“, Kirtan sah seinen Vater fragend an, „gibt es da nicht eine Legende?“ „Möglich.“, der König zuckte mit den Schultern, „es gibt in dieser Gegend, eine Menge Legenden, ich habe längst den Überblick verloren.“ „Wir sollten versuchen, diese Legende aufzutreiben.“, erklärte Ceris bedächtig, ihre Augen funkelten im Fackelschein, als sie ihren Blick durch die Runde schweifen ließ, „vielleicht gibt sie uns einen Hinweis darauf, wie wir „den, der auserwählt ist“, finden können.“ „Ja, vielleicht wäre es hilfreich, wenn ihr euch darum kümmern könntet.“, stimmte ihr Samantha zu. „Wieso wir“, erkundigte sich Kirtan, mir war aufgefallen, dass er sie ständig im Blick behielt, als fürchtete er, sie könne sich plötzlich in Luft auflösen. „Wir müssen weiter.“, erklärte sie ernst, „wir haben nicht einmal die Hälfte der Feuer hier in Runenland versiegelt, von den anderen Welten ganz zu schweigen.“ „Ihr wollt gehen?“, es klang betroffen, sein Blick hatte etwas flehendes, „hat es nicht noch ein wenig Zeit? Ich meine... Wir, die Hüter sind fast ausgelöscht worden, wir könnten deine Hilfe gebrauchen...“ „Ich bin kein Hüter.“, erwiderte sie sanft, „ich habe die Ausbildung niemals beendet.“ „Das ließe sich nachholen, bestimmt...“ „Nein Kirtan, selbst wenn ich es wollte, sogar Ilia ist verzweifelt, als sie versuchte, es mir beizubringen.“ „Aber es ist der letzte Schritt, alles andere kannst du. Du brauchst nur ein wenig mehr Geduld und...“ Sie schüttelte den Kopf, „mit ein wenig mehr Geduld ist es nicht getan, finde dich einfach damit ab, ich bin und bleibe ein hoffnungsloser Fall.“ „Eines Tages könnte dein Leben davon abhängen!“ Jetzt lächelte sie, während er sich immer mehr ereiferte, „möglich, und vermutlich wird es dann das erste und das letzte Mal sein, dass es mir gelingt. Bitte Kirtan, lass es gut sein.“ Der Halb-Elf hatte den Mund schon geöffnet um ihr zu wiedersprechen, jetzt klappte er ihn wieder zu und nickte bedrückt.
„Was ist eigentlich mit dieser Méra?“, fragte ich arglos, als sich eine drückende Stille breit zu machen drohte, meine Frage löste einen unerwarteten Heiterkeitssturm aus. „Méra ist die hoffnungsloseste Hüterin seit mehreren Jahrtausenden, deshalb hatte ich es ja so besonders betont, dass sogar sie verschwunden sei,“, erklärte Fëon, als er endlich aufgehört hatte zu lachen und wischte sich die Tränen aus den Augen, „sie ist nämlich absolut nutzlos.“ „Ja, sie hat in der Tat nicht die allergeringste Ahnung von den Künsten.“, bestätigte Ceris, um Ernsthaftigkeit bemüht, „deshalb ist sie auch nie über den Rang eines Adjutanten hinausgekommen.“ „Was eigentlich nur Mitleid ist, ein normaler Adjutant kann bereits an seinem ersten Tag mehr als sie.“, bestätigte Xheo, auch er hatte Tränen in den Augen. „Außerdem wirst du nirgends eine größere Nervensäge und eingebildetere Dilettantin finden, noch dazu eine, die der festen Überzeugung ist, alles, aber auch wirklich alles besser zu wissen und zu können.“ Fügte Samantha hinzu, es klang leicht gequält, dennoch löste der Kommentar einen weiteren Ausbruch aus, während die andern noch vergeblich um Fassung rangen, erkundigte ich mich, in welcher Beziehung Samantha denn zu dieser Dilettantin stünde. „Ich habe es versäumt ihr rechtzeitig das Maul zu stopfen, was sie glauben ließ, ich sei die geeignete Ansprechperson für ihre Beschwerden, wobei man wissen sollte, dass sie niemals redet, ohne sich dabei über irgendwen oder irgendwas zu beschweren. Leider ist es mir nie gelungen, sie vom Gegenteil zu überzeugen, und ich habe nicht wenig versucht.“ „Warst du denn schon öfter hier?“ „Oh ja, meine Mutter war eng mit Fëon befreundet.“
„Gut, ich glaube, es ist alles geklärt oder?“, Fëon erhob sich, wir sollten nun zu Bett gehen, eure Zimmer sind hergerichtet worden, ich wünsche euch allen eine gute Nacht.“ Wir erwiderten den Gruß und verschwanden in Richtung Gästeflügel, vor der Tür zu dem Zimmer, in dem ich das letzte Mal geschlafen hatte, holte Samantha mich ein, „was ist geschehen?“ „Was meinst du?“, fragte ich völlig überrascht. „Das weißt du sehr gut, ich bin nicht blöd Nico, eure Geschichte hatte mehr Löcher als ein Gnomenbau, ihr verschweigt etwas.“ „Warum fragst du nicht Fayn oder Nyki?“, versuchte ich auszuweichen, ich spürte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte, warum hatte es nicht einfach gut sein können? „Weil ich die schon gefragt habe, und jeder der beiden mir irgendwelchen Blödsinn erzählt hat, der noch nicht einmal übereinstimmte.“ „Ah ja...“, ich musste Zeit gewinnen, Zeit um mir zu überlegen, wie ich mich aus dieser Situation rauswinden konnte, schließlich hatte selbst Ñyça uns zugestimmt, als wir beschlossen hatten, dass sie es nicht erfahren sollte... Allerdings, jetzt da ich darüber nachdachte vielen mir auch in ihrer Geschichte einige Lücken auf, wieso hatte sie zum Beispiel gewusst, dass die Schwerter von Ardwen gewesen waren? Sollte ich das sagen? Nein, das würde nur Misstrauen hervorbringen, es ab nur ein was ich sagen konnte, die Wahrheit.
„Ich kann es dir nicht sagen.“ „Warum nicht?“, es klang verzweifelt, rasch wandte ich den Blick ab um mich nicht diesen anklagenden, grünen Augen gegenübersehen zu müssen. „Erinnerst du dich, was du zu mir gesagt hast, am Abend bevor wir den Wald der verdammten betraten? Diesmal möchte ich, dass du mir vertraust Sam, glaub mir. Es ist besser so“, ich hatte fast ihre eigenen Worte gebraucht, und sie hatte es bemerkt, sie zögerte, dann nickte sie, „wenn du es sagst, dann glaube ich dir.“ „Gut.“ Das war mehr als ich hatte erwarten können, erhofft hatte ich natürlich etwas anderes, aber immerhin akzeptierte sie es.
„Samantha?“, suchend kam Kirtan den Gang entlang, er lächelte uns zu, „oh, ich habe dich gesucht, könnte ich dich sprechen? Unter vier Augen?“, er warf mir einen bittenden Blick zu, ich nickte, „klar, ich wollte sowieso gerade gehen.“ Ich öffnete die Tür und betrat den Raum, das Bett wirkte ungeheuer einladend auf mich. Drei Tage... Ich wusste zwar nicht, wie viel davon ich bewusstlos gewesen war, doch den Rest der Zeit hatten wir wach zugebracht, in Ardwens Schloss hatte es keine Müdigkeit gegeben... Drei Tage ohne Schlaf... Kein Wunder, dass ich so müde war. Rasch legte ich meine Sachen ab und unterzog mich einer Katzenwäsche, dann schlüpfte ich aufatmend unter die Decke, kaum dass man Kopf das Kissen berührte schlief ich auch schon.
„Was möchtest du?“, Samantha betrachtete Kirtan aufmerksam, Fëons Sohn sah sie unverwandt an, „Samantha, ich...“, verlegen brach er ab, sie seufzte abgrundtief, „mach dich nicht unglücklich, ich habe es dir schon mehrfach gesagt, es geht nicht.“ „Aber warum nicht? Hast du jemand anderen?“, er starrte vielsagend zu jener Tür, die ich soeben durchschritten hatte, Samantha musste gegen ihren Willen lachen, „Nico? Nein. Wir sind nur Freunde, ich habe niemand anderen Kirtan.“ „Aber was spricht dann dagegen, du magst mich doch, oder?“ „Natürlich mag ich dich, schließlich sind wir Freunde. Aber ich fürchte, mehr ist es nicht, und selbst wenn, es ist unmöglich.“ „Wieso? Wir würden doch prima zusammenpassen, du bist Magierin ich Hüter, sogar unsere Lebensspannen stimmen ungefähr überein.“ „Wenn du dich da nicht täuschst...“, sagte sie leise, sodass er es nicht hören konnte, „ich habe ein Schicksal zu erfüllen und ich darf nicht zulassen, dass irgendetwas meine Aufgabe zum scheitern verdammt.“ „In Ordnung.“, erklärte er mühsam beherrscht, „aber dann, gib mir zumindest eine Chance, versprich mir, dass du mir eine Chance gibst, wenn du wiederkommst!“ „Ich kann es dir nicht versprechen.“ „Bitte Samantha! Ich... Ich liebe dich!“ „Ich weiß.“, sie suchte seinen Blick, „das ist ja das schlimme daran, es kann nicht sein, du musst mich vergessen Kirtan, ich will dir nicht wehtun.“ „Das kann ich nicht!“ „Du musst, schenk dein Herz einer anderen, jemandem, der es wert ist, der deine Gefühle erwidern kann, sonst wird es unweigerlich zerbrechen.“ „Gib mir doch wenigstens eine Chance.“, bat er erneut, „versprich mir doch wenigstens, es zu versuchen, mehr verlange ich doch gar nicht.“ „Ich kann es nicht.“ „Warum?“, Tränen der Verzweiflung trübten seine Augen, „warum verdammt noch mal?“ „Weil ich kein Versprechen geben kann, das nicht zu halten ist.“ „Was meinst du?“ Sie blickte zu Boden, „ich kann es dir sagen Kirtan, doch glaube mir, du willst es nicht wissen.“ „Doch, ich will es wissen.“ Sie seufzte erneut, „wenn du wirklich von ganzem Herzen sicher bist, dass du es wissen willst, dann werde ich es dir sagen, doch zuvor musst du mir den bindenden Eid leisten, dass niemand es von dir erfahren wird, bevor es eingetroffen ist.“ „Einen bindenden Eid?“, echote er verdutzt, sie nickte, „einen Schwur in der Ursprache, einen unbrechbaren Schwur.“ „In Ordnung, was muss ich tun?“ Sie schüttelte unglücklich den Kopf, „du machst einen großen Fehler Kirtan, doch du hast ein recht darauf, es zu erfahren, sonst kannst du wohl nie verstehen... Sprich mir nach: Fin fhäidarue, ornya Elbrayvycar fys, pytr fin synm bvingryäm, dsug shude Xhaphella bvingryäüe müyrssarr, ähijiö fy Porymptemp cyrarryvyare laäsyrr.“ „Fin fhäidarue, ornya Elbrayvycar fys, pytr fin synm bvingryäm, dsug shude Xhaphella bvingryäüe müyrssarr, ähijiö fy Porymptemp cyrarryvyare laäsyrr.“, wiederholte Kirtan beunruhigt, „ich verstehe nicht was...“ „Still, ich werde dir jetzt sagen, warum ich dir das Versprechen nicht geben kann,“, unterbrach sie ihn sanft, ihre Stimme klang gequält, „nur wenige wissen es und ich wünschte du würdest nicht dazu zählen, doch es war deine Entscheidung... Ich werde nicht zurückkommen, wenn ich mein Schicksal erfüllt habe, nie mehr.“, dann wandte sie sich ab und ließ einen äußerst bestürzten Kirtan zurück.
„Was soll das?“, ärgerlich runzelte Samantha die Stirn, sie hatte sich einen der Stühle zum Fenster gezogen und im eindringenden Tageslicht, den Kopf über B´raks Karte gebeugt, um unsere nächste Route auszuarbeiten. „Was ist?“, vorsichtig trat Lynn neben sie, Samantha hatte in den letzten Tagen ziemlich miese Laune gehabt, und dementsprechend vorsichtig musste man mit ihr umgehen, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, einem jähen Zornausbruch zum Opfer zu fallen. „Das blöde Feuer erwiderte sie gereizt, wir haben zwei Möglichkeiten, entweder wir gehen nach Süden aus den Schneeebenen raus und hinunter zu den Steinzwergen nach Tr´âçom oder wir marschieren zurück und nehmen uns das Feuer in der Yuccatan-Wüste vor.“ „In der Yuccatan-Wüste?“, schaltete sich Nyki ein, der Drache hatte es sich vor dem großen Kamin gemütlich gemacht, nicht weil er fror, sondern weil er so uns anderen am wenigsten im Weg war, „hier oder auf Arkaan?“ „Sowohl als auch.“ „Wie?“, erkundigte sich Fayn irritiert, „dann sind es doch wohl zwei Feuer oder?“ Sie schüttelte missmutig den Kopf, „es ist nur eins,“, entgegnete sie knapp, „aber es springt ständig zwischen den Kontinenten hin und her.“ „Ein springendes Feuer?“, wiederholte ich wenig begeistert, ich wollte gar nicht wissen, was für ein fauler Zauber sich dahinter jetzt wieder verbarg... „Nein danke.“ „Das ist auch meine Meinung,“, stimmte Lynn mir zu, wir sollten lieber zunächst nach Tr´âçom gehen und uns das Wüstenfeuer aufsparen, wir können uns immer noch darum kümmern, von Arkaan aus.“ „Das habe ich mir ja auch gedacht.“, erklärte Samantha ungeduldig, „und das ist auch gar nicht mein Problem.“ „Was denn dann?“, wollte Fayn wissen. „Mein Problem ist, dass das Feuer bei den Steinzwergen sich schlichtweg weigert, stillzuhalten, damit ich die beste Route festlegen kann.“ „Was meinst du, wenn du sagst, „es weigert sich, stillzuhalten“?“, Nyki legte den Kopf schief, „das ist mir nicht ganz klar.“ „Ich meine damit, was ich sage, es bewegt sich. Nicht sehr schnell, aber beständig. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, es wird umhergetragen.“ „Aber das, das kann doch nicht sein oder?“, Lynn schwankte zwischen Entsetzen und Unglauben, über ihre Schulter warf er ebenfalls einen Blick auf das Pergament. „Ich weiß es nicht. Unmöglich ist sicher nicht, aber viel mehr als das wie, gibt mir das wer zu denken.“ „Du hast recht,“, Lynn wandte den Blick nicht von der Karte, „es bewegt sich wirklich, aber warum bloß?“ „Na ja,“, ich zuckte mit den Schultern und versuchte nicht zu zeigen, wie sehr mich die Vorstellung an ein wanderndes Feuer und den Wächter, der damit verknüpft sein mochte, beunruhigte, „ich schätze wir werden es bald herausfinden, oder etwa nicht?“ „Natürlich, wir brechen wie abgesprochen Morgenfrüh auf.“, Samantha wandte sich jetzt an Nyki, „ich denke wir sollten erst mal Tr´âçom selbst als unser Ziel festlegen, der Rest ergibt sich dann schon, was schätzt du, wie lange wir brauchen werden?“ „Hmm... Schwer zu sagen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich euch alle werde tragen müssen, und wir deshalb täglich nur ein paar Stunden fliegen können und den Rest marschieren müssen, würde ich sagen unter den bestmöglichen Bedingungen an die sechs Wochen.“ Samantha nickte, „gut, also sollten wir mit acht rechnen... Wir müssen genug Proviant mitnehmen, denn dazwischen liegen wenn überhaupt nur eins, zwei Dörfer und solange wir die Schneeebenen noch nicht verlassen haben, besteht wenig Aussicht auf einen guten Jagderfolg.“, der Gedanke an unsere bevorstehende Abreise schien ihre Laune zu bessern, was mochte vorgefallen sein?
so, da war auch die STelle, die ich gemeint hab ich glaubm, es ist klar welche.
Wenn du da bist Shadow27 meld dich mal, du wirst vermisst!
Jedenfalls wenn du brennst Te 13, sollte ich dich wohl mal löschen, am beseten hiermit:
„Das kann nicht sein!“, Nykis Stimme klang so entsetzt, wie ich mich fühlte. „Der See!“, rief Fayn plötzlich von irgendwo, die Erdbeben waren zu einer Art Wellengang angewachsen, die Erde gebarte sich wie die tosende See, „scheinbar konnte er tatsächlich Tote zurückholen, wenn auch auf andere Weise...“ Diese Worte riefen eine Neue Angst in mir wach, eine die noch viel tiefer ging. Wenn Ardwen zurückgekommen war, würde dann auch... Angst davor, dass wir einander vielleicht eines Tages gegenüberstehen...
„IIIHR HAAABT MEEEIIINEEEN BRUUUDEEER GEEETÖÖÖTEEET, IIIHR HAAABT MIIICH GEEETÖÖÖTEEET, JEEETZT WEEERDEEET IIIHR SEEELBST STEEERBEEEN! WEEER BRAAAUUUCHT SCHOOON GÖÖÖTTTEEER? KOOOMMT UUUND SAAAGT DIEEESER EEERBÄÄÄRMLIIICHEEEN WEEELT LEEEBEEEWOOOHL!“
Mit einem Schlag erstarrte der Boden und wir kamen schwankend und durchgeschüttelt wieder auf die Beine, der Kopf musterte uns höhnisch,
„WAAAS HAAABT IIIHR? SEEEHEEE IIICH EEETWAAA AAANGST IIIN EEEUUUREEEN AAAAUUUGEEEN?“
„Darauf kannst du lange warten!“, Nyki stürmte überraschend vor und zog seine scharfen Klauen quer über das monströse Gesicht. Es gab ein Geräusch, als ob ein Dutzend Fingernägel über eine Schiefertafel kratzte, die Krallen schlugen regelrecht Funken, während sie über die seltsame Masse hinweg schabten, doch nicht einmal der feinste Kratzer blieb zurück, die Haut musste unglaublich hart sein.
Das Gesicht verzog sich zu einem dröhnenden Lachen, „NAAARREEEN! IIIHR KÖÖÖNNT MIIICH NIIICHT VEEERLEEETZEEEN! IIIHR KÖÖÖNNT MIIICH NIIICHT BEEESIIIEEEGEEEN! NIIIEEEMAAAND KAAANN DAAAS! IIICH BIIIN DIIIEEE WEEELT! IIICH WEEERDEEE DEEEM JEEETZT EEEIIIN EEENDEEE SEEETZEEEN!“
Um seine Worte sogleich wahr zu machen, atmete er einen Flammenstoß aus, der jedem Drachen zur Ehre gereicht hätte, mit einem Vorsicht-Schrei riss Fayn mich zu Boden, ehe der tödliche Hauch mich berührte, dennoch spürte ich wie die brennende Hitze meine Haut versengte.
Der Feueratem, die Erdbeben und die Sturmwinde waren jedoch nicht die einzige Waffe, des scheinbar unverwüstlichen Wesens, bis dahin hatte ich die Behauptung, dass gewisse Wesen und Personen im Besitz eines „Laserblicks“ seien, immer für die Fantasie eines weltentrückten Science-Fiction-Autors gehalten, und es wäre mir auch lieber gewesen, wenn es dabei geblieben wäre, denn die dünnen roten Strahlen, die aus Ardwens Pupillen brachen und qualmende Löcher in den schwankenden Boden brannten, waren alles andere als hilfreich.
„GEEEBT AAAUUUF! SEEEHT EEENDLIIICH EEEIIIN, DAAASS IIIHR VEEERLOOOREEEN HAAABT! KOOOMMT ZUUU MIIIR! WEEERDEEET EEEIIINS MIIIT MIIIR UUUND IIIHR KÖÖÖNNT LEEEBEEEN!“
Inzwischen konnten wir uns dem Todbringenden Kopf nicht einmal mehr nähern, denn kaum betrug der Abstand weniger als fünf Schritte, waren ein Erdstoss oder ein Windschub zur Stelle, die uns erbarmungslos zurückschleuderten.
„GEEEBT EEES AAAUUUF! IIIHR SEEEIIID FLIIIEEEGEEEN! NUUUR LÄÄÄSTIIIGEEE FLIIIEEEGEEEN UUUND IIICH WEEERDEEE EEEUUUCH ZEEERQUUUEEETSCHEEEN!“
„Das hat keinen Sinn!“, rief Nyki entmutigt, weder Klauen noch Zähne, noch Wurfbeil, Speer, Vulkanaxt, Lichtschwert, oder Magie hatten dem Ding etwas anhaben können, immer vorrausgesetzt, sie waren überhaupt zu ihm durchgedrungen, den Dolch versuchte ich gar nicht erst, das war von vornherein aussichtslos. „Aber wir dürfen nicht aufgeben!“, antwortete ich, so leise, dass ich bezweifelte, ob es überhaupt jemand gehört hatte. Vielleicht war es auch besser so, die Worte hatten nicht sehr überzeugt geklungen, ehrlich gesagt konnte mich der Gedanke an den Tod längst nicht mehr schrecken, vielmehr erschien mir, das, was Ardwen sagte, gar nicht mal so schlecht, einfach sterben... Wenn man tot war, brauchten einen die Belange der Welten nicht länger zu kümmern, dann würden sich andere damit herumschlagen müssen... „Du hast recht Nico, aber was sollen wir tun?“, Fayns verzweifelte Stimme riss mich aus den Gedanken, scheinbar hatte er mich trotz allem gehört, was war eigentlich aus Ñyça und Ný geworden?
„IIIHR KÖÖÖNNT NIIICHTS TUUUN! IIIHR SEEEIIID VEEERDAAAMMT! DIIIEEE WEEELTEEEN SIIIND VEEERDAAAMMT! KOOOMMT ZU MIIIR, IIICH BIIIN DIIIEEE WEEELT!“
„Möglich, aber Welten können zerstört werden und untergehen!“ Wer war das? Mühelos und völlig ohne zu schreien hatte sich die Stimme über den tosenden Wind, die krachende Erde und die dröhnende Stimme des Kopfes hinweggesetzt. Für einen Augenblick brach die verzerrte Maske des Gesichtes auf und ließ mich einen Blick auf eine Grimasse voller Angst erhaschen, dann hatte sich Ardwen wieder im Griff.
„SAAÆEEN! DUUU EEELEEENDEEER BAAASTAAARD! WOOO BIIIST DUUU?“
„Zum letzten Mal, mein Name ist nicht Sæn!“, die fremde Stimme war kraftvoll und zornig, doch nach wie vor war der Sprecher nirgends zu entdecken, „ich heiße Samantha!“ Ein metallischer Blitz zuckte durch die Luft und ein Schwert bohrte sich direkt zwischen die Augen des Kolosses, die Klinge war mit solcher Wucht eingeschlagen, dass nurmehr der Griff zu sehen war. Grobe Risse zogen sich spinnennetzförmig von der Stichstelle über den Schädel, wobei sie immer feiner wurden und schließlich ausliefen. Und dann war sie da, es war tatsächlich Samantha, mit ein paar Schnitten und Kratzern mehr, aber scheinbar sonst unverletzt und vor allem unverändert. Sie starrte den Kopf an, in den Händen hielt sie ein zweites Schwert, doch so froh ich war, ich machte mir keine große Hoffnung, Ardwen hatte beim Eintritt des Schwertes nicht auch nur das geringste Zeichen von Schmerz gezeigt, genaugenommen hatte er überhaupt nicht reagiert, vermutlich war es schlichtweg unmöglich ihn in dieser Form zu besiegen. „Schwerter aus Himmelsmetall...“, sie fixierte die blutunterlaufenen Augen, „du hast dir dein eigenes Grab geschaufelt.“
„SCHWEEEIIIG DUUU WUUURM! WAAAS WEEEIIIßT DUUU SCHOOON? WAAAS KAAANNST DUUU SCHOOON TUUUN? IIICH WEEERDEEE DIIICH VEEERNIIICHTEEEN, DIIICH VEEERSCHLIIINGEEEN, DIIICH UUUND DEEEIIINEEE FREEEUUUNDEEE!“
„Das bezweifle ich...“, sie schloss kurz die Augen, „hier hat es begonnen, hier wird es enden, man sagt nicht umsonst, alle guten Dinge seien drei, diese, unsere dritte Begegnung wird auch unsere letzte sein!“
Abermals brach der Koloss in Gelächter aus, doch dieses Mal klang es nicht höhnisch-überlegen, sondern hysterisch und angsterfüllt, „WAAAS GLAAAUUUBST DUUU, WEEER DUUU BIIIST? WAAAS GLAAAUUUBST DUUU TUUUN ZUUU KÖÖÖNNEEEN? DUUU KAAANNST MIIICH NIIICHT BEEESIIIEEEGEEEN, DUUU NIIICHT UUUND AAAUUUCH NIIIEEEMAAAND SOOONST!“
„Bist du dir da auch ganz sicher?“, sie neigte den Kopf ein wenig und wog abschätzend das zweite Schwert in der Hand, dann glitt ihr Blick musternd zu dem Schlangenmal, falls es möglich war, erbleichte das Gesicht. „Wir können es gerne darauf ankommen lassen, es wäre mir eine Freude.“
Jetzt verzog sich das Gesicht zu einer Grimasse blanker Angst, die dröhnende Stimme bebte unüberhörbar und so heftig, wie zuvor die Erde, „NEEEIIIN DAAAS KAAANNST DUUU NIIICHT, DAAAS WIIIRST DUUU NIIICHT! WEEELCHEEEN GRUUUND SOOOLLTEEEST DUUU HAAABEEEN?“
„Einen Grund?!“, Samantha stand kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, „du willst einen Grund?! Du willst mir wirklich erzählen, dass du noch einen Grund brauchst? Schön es gibt tausende!“
„IIICH HIIIEEELT DIIICH STEEETS FÜÜÜR ÜÜÜBEEER DEEEN HAAASS EEERHAAABEEEN, DOOOCH DUUU...“
„Wer bin ich, dass ich solches von mir behaupten sollte?“, entgegnete sie heftig, „ich bin kein Gott und wollte auch nie einer sein, ich lebe und fühle, und so wie ich lieben kann, kann ich auch hassen! Doch es spielt keine Rolle, das Spiel ist vorüber, du hast verloren und wirst jetzt den Preis dafür zahlen, letzten Endes war es doch ich, die Recht behalten hat! Verschwindet!“ „Was?“, es dauerte einen Moment, ehe ich begriff, dass wir gemeint waren. „Verschwindet, bringt euch in Sicherheit! Wenn erstirbt werden unermessliche Energien freigesetzt, das wird fatale Folgen haben, also flieht!“ „Das werden wir nicht!“, entgegnete ich entschlossen und wartete darauf, dass sie meinen Blicke erwidern würde, doch sie wandte den Blick nicht von Ardwen ab. „Du...“ „Mir wird nichts geschehen. Ich werde nachkommen, geht jetzt.“ „Aber...“ „Geht!“, das war keine Aufforderung mehr, das war ein klarer Befehl, widerwillig doch ohne weiteren Widerspruch befolgten wir ihn und flogen auf dem Rücken des Drachen in Sicherheit. Nach einer Strecke von annähernd zehn Meilen setzte Nyki zur Landung an, „das sollte genügen.“ Ich kletterte stumm von seinem Rücken und blickte in die Richtung, aus der wir gekommen waren, erst geschah nichts, dann brach ein wahres Inferno los.
Eine gewaltige Explosion erschütterte die Welt und ein wahrer Flammensturm wallte zum Himmel auf. Abermals erbebte der Boden aufs heftigste, während bunte Funken und Blitze umhersausten und die Luft geladen knisterte. Am Kampfplatz war eine Feuersbrunst entfacht worden, die sich bis kurz vor unseren Aufenthaltsort erstreckte, und die auch dann noch nicht erlosch, als sich innerhalb eines Zeitraums, der sich über Sekunden oder auch Stunden hätte ausgedehnt haben können, sämtliche andere Abnormalitäten, ins Nichts auflösten. Noch immer gellten mir die Ohren vom Knall der Explosion und von einem unbeschreiblichen Schrei, der kurz zuvor eingesetzt hatte und mit dem Knall zu Ende gegangen war, vermutlich Ardwens Todesschrei, während ich fassungslos zu dem Chaos blickte, wo sich schon jetzt das gewaltige Ausmaß der Zerstörung unter dem Flammenmeer deutlich abzeichnete.
„Fatale Folgen?“, wiederholte Nyki mit heiserer Stimme, er rang merklich um Fassung, „das war leicht untertrieben, kann das sein?“ Ich nickte nur, Fayn schien überhaupt nicht zugehört zu haben, noch immer starrte er fassungslos auf die dicken schwarzen Rauchwolken, welche den ehemaligen Kampfplatz bereits völlig verhüllten, „wie sollte jemand diese Hölle überleben können?“
„Nichts ist unmöglich.“, erwiderte eine wohlbekannte Stimme leichthin, vor uns teilten sich die lodernden Flammen und Samantha trat hervor, ein wenig angesengt zwar, und rußverschmiert, aber ansonsten unversehrt. Die ersten Sekunden des Wiedersehens vergingen damit, dass wir alle drei sie anstarrten, als hätten wir einen Geist vor uns. „Du tauchst aber auch immer nur dann auf, wenn es am nötigsten ist oder?“, Fayn kämpfte mit seinem Staunen und schüttelte den Kopf, Samantha lächelte leicht, „dazu sind Freunde gut, oder? Wäre doch ziemlich unpraktisch, wenn ich jedes Mal zu spät käme.“ Zunächst sah ich sie einfach nur erstaunt an, der Grund dafür war vor allem die Tatsache, dass nichts, aber auch wirklich rein gar nichts an ihrer Erscheinung darauf hindeutete, dass zwischenzeitlich etwas geschehen war. Sah man vom Grad und der Platzierung verschiedener Verletzungen ab, sah sie noch genau so aus, wie direkt nach dem Kampf gegen Shur´tugal...
„Sam was ist geschehen?“, fragte ich, nachdem ich die Sprache wiedergefunden hatte. „Was meinst du?“, sie musterte mich forschend. „Im Übungssaal... In diesem Altarraum, überhaupt in diesem Schloss... Ich wollte wissen was...“ „Wovon redest du?“, unterbrach sie mich verständnislos, ich suchte den Blick ihrer Augen, die so gar keine Ähnlichkeit mit den schwarzen Löchern Sæns hatten, doch auch von dort sahen mir nur Unverständnis und Verwirrung entgegen, ich seufzt tief, „ich meine als Ardwen mich... Als wir uns dort... Du...“, resigniert brach ich ab, als ich ihre wachsende Verwirrung bemerkte, ich dachte an die leeren, seelenlosen Augen und den fehlenden Geist, „du... Kannst du dich nicht erinnern?“ Langsam schüttelte sie den Kopf, ich konnte spüren, wie Verzweiflung die Verwirrung überrollte, „nein, ich... Nach dem Kampf gegen den Eisgott, nachdem du Shur´tugal Fayns Axt in den Schädel gerammt hast... Ich weiß noch, dass ich dich gerufen habe, du antwortetest nicht, ich habe versucht deine Wunden zu verschließen, da du zu verbluten drohtest... Als nächstes... Ich, ich war im Kristallschloss, Ardwen, wie du ihn nennst... Er war dort, und es kam zum Kampf. Dann...“, abermals schüttelte sie den Kopf hilfesuchend sah sie von einem zum anderen, „dann ist alles völlig verschwommen und durcheinander, ich hatte eine menge seltsamer Träume, ich kann mich kaum erinnern, geschweige denn, dass ich sagen könnte, was tatsächlich Traum war, und was Realität.“ Beruhigend legte ich meine Hand auf ihre Schulter, was sie gerade erzählt hatte, kam mir auf unheimliche Weise bekannt vor...
„Das nächste, das nächste woran ich mich wirklich klar erinnern kann, ist, wie ich mich klatschnass am Ufer des Kristallsees im Tal wiederfand, vielleicht bin ich beim Schloss in den Spiegelteich gestürzt und durch einen unterirdischen Wasserfall dorthin gelangt, ich weiß es nicht. Die Tiere erzählten mir, dass das Schloss zerstört worden war, doch ich spürte, dass noch etwas anderes geschehen war, etwas, dass schwerwiegende Folgen haben würde... Und ich spürte, dass Yã... Dass Ardwen, Böses im Schilde führte, also nahm ich die Schwerter die ganze in der Nähe lagen, und bin ihm gefolgt, ich habe recht behalten.“ Nyki, Fayn und ich tauschten einen kurzen Blick, ohne es auch nur zu ahnen oder gar untereinander abgesprochen zu haben, waren wir insgeheim zu der selben Einsicht gelangt, in diesem Moment schlossen wir eine stille Übereinkunft, die aus unserem Gegenseitigen Verständnis und unserer Freundschaft entstanden war, wenn sie wirklich nicht wusste, was geschehen war, dann sollte sie es auch niemals erfahren. Nicht, solange es nicht wichtig war, nicht von uns. Es würde besser so sein, besser für sie. Und als hätte sie verstanden blickte sie uns zwar fragend-misstrauisch an, sagte aber nichts.
„Eine weise Entscheidung, endlich scheint ihr verstanden zu haben, auch das stärkste Herz erträgt kein unbegrenztes Maß an Schmerzen, mir scheint als hättet ihr es gerade vor einem Schmerz bewahrt, dass ihm den Todesstoß hätte versetzen können.“, das war Ñyça, er und Ný waren ebenfalls unverletzt und vor allem unbemerkt zurückgekehrt. „Wo wart ihr?“, fragte ich das kleine Wesen neugierig. „Wer seid ihr?“, erkundigte sich Samantha und musterte die Wesen zugleich befremdet und erstaunt, „seid ihr... Gehört ihr etwa zum Clan, seid ihr Æica?“ „Du kennst uns, Menschenkind?“, jetzt war es am Clanvater, überrascht zu sein, Ný musterte Samantha mit unverhohlenem Interesse, „Wie heißt du?“, fragte sie neugierig. „Samantha.“ „Sa-ma-nt-ha?“ „Nenn mich einfach Sam.“, verbesserte sie sich hastig, als sie bemerkte, dass das kleine Wesen mit ihrem langen Namen völlig überfordert war, Ný nickte dankbar und erleichtert, „ja, das ist besser.“
„Schön, da dies nun geklärt sein dürfte... Wie soll es nun weitergehen?“, Nyki legte den Kopf schief und betrachtete den silbernen Æica neugierig und forschend. Fayn nickte zustimmend, „ja, das würde ich auch gerne wissen, es gibt doch sicher einen Grund dafür, weshalb wir zurückkommen sollten.“
„Immer mit der Ruhe,“, erklärte Ñyça bedächtig, „ihr sollt alles erfahren. Aus verschiedenen Gründen log ich, als ich euch sagte, dass vor euch nie Wesen aus anderen Welten zu uns gekommen seien, im Gegenteil, viele Oberweltler waren bereits hier, der-große-auf-den-Bergen war nur einer von ihnen, doch leider waren die wenigsten freundlich gesinnt und nachdem mehrere grausame Kriege unsere Welt erschütterten, wurde ein mächtiger Zauber gewirkt,“, jetzt bedachte er Samantha mit einem seltsamen Blick, doch da sie nicht reagierte, mochte es Einbildung gewesen sein, „verlorene Mächte längst vergessener Götter erwachten, die Welt wurde gespalten, der Schrein der Winde und der Schicksalsberg erschaffen. Viele Völker kamen um oder leben heute in einem anderen Splitter, einem anderen Bruchstück der Welt. Wir blieben hier, um den Schicksalsberg zu bewachen, den heiligen Platz, an dessen Spitze das Artefakt der Götter ruht. Ich kann wohl sagen, dass wir ein weises Volk sind, wir wissen Dinge, die selbst den Urvölkern verloren gingen, und wir wissen sehr gut, was in den anderen Welten vor sich geht. Verzeiht, dass ich lügen musste, doch ihr hattet eine Aufgabe zu erfüllen, ehe diese Worte an eure Ohren dringen durften. Euer Weg ist der richtige, es liegt in euren Händen, ob es noch eine Rettung für die Welten gibt, ihr und eure anderen Freunde, in gewisser Weise seid ihr eins, ihr seid unsere Hoffnung, unsere letzte Hoffnung, das dürft ihr niemals vergessen. Ein Band der Freundschaft und des Vertrauens bindet euch, lasst nicht zu, dass dieses Band reißt.“, langsam glitt sein Blick über uns hinweg, „viele Kämpfe habt ihr bereits bestanden, viele werdet ihr noch bestehen müssen. Es ist wichtig, dass ihr wisst, dass ihr alle, nur ihr alle gemeinsam dem Bösen widerstehen könnt. Der Schicksalsberg, wenn die Zeit kommt, da die Not am größten ist und ihr einen Schlüssel sucht zu einer Tür ohne Schloss, dann kehrt hierher zurück, und der, der auserwählt ist, wird die Göttermacht erhalten, um neue Wege zu öffnen. Ich wünsche euch Glück Kinder des Schicksals, und ich freue mich auf den Tag unseres Wiedersehens. Viel habt ihr für mein Volk getan, mehr als ich jemals vergelten könnte, doch nun lebt wohl und kehrt heim, man erwartet euch.“
„Was soll....“, noch ehe Nyki seine Frage beenden konnte, befanden wir uns schlagartig wieder auf Shur´tugals Lichtung, diesmal waren kein Nebel und kein Verschwimmen der Farben Warnung für den Zauber gewesen, dementsprechend überrumpelt waren wir. „Wir sind zurück.“, beinahe ungläubig musterte Fayn unsere Umgebung, den zertrampelte, blutige Schnee, die Eisskulpturen, die einst Pflanzen gewesen waren, und den Leichnam des Eisgottes. Rasch drehte ich mich weg, das war ein Bild des Grauens, dass ich nicht ertragen mochte, und während der Zwerg näher trat um den toten Leib zu beäugen, drehte ich mich zum Waldrand hin und stellte fest, dass der Schneesturm sich ins nichts aufgelöst hatte. Auch die Temperatur war gestiegen, es war zwar noch immer kalt, doch die Kälte war erträglich, vorher war sie... Unnatürlich gewesen. „Wir haben es geschafft.“, sagte Samantha leise lächelnd und trat neben mich, „wir haben einen Gott besiegt.“ „Zwei, oder?“ „Ich bin nicht sicher, was Ardwen eigentlich war, aber vielleicht ja.“ „Wir sollten schnell zum Schloss zurückkehren.“, erklärte Nyki plötzlich, „wer weiß, wie viel Zeit vergangen ist, Lynn wird sich Sorgen machen.“
Ohne ein weiteres Wort nickten wir einander zu und machten uns auf den Rückweg, die Straßen Toross’ waren wie leergefegt, als wir völlig unbehelligt auf dem Marktplatz landeten. Unruhig kletterte Samantha vom Rücken des Drachen, „etwas stimmt nicht... Wo sind sie alle?“ „Ich weiß nicht.“, unsicher musterte ich die verlassenen Häuser. Beklommenheit machte sich breit, als wir gemeinsam zum Schloss schritten, das Portal stand weit offen doch weit und breit waren keine Wachen in Sicht. Im Eilschritt, durchquerten wir unzählige verlassene Korridore, Säle und Treppen des Schlosses, bis wir wieder in den Roten Thronsaal gelangten, auch hier war keine Menschen- Elfen- oder was auch immer- Seele zu sehen. Entmutigt verharrten wir vor dem leeren Thron.
„Das darf doch nicht wahr sein, sollte die Stadt etwa gefallen sein, obwohl wir den Eisgott bezwungen haben?“, Nykis Stimme schwankte hörbar, doch Samantha schüttelte entschieden den Kopf, „dann würde hier kein Stein mehr auf dem anderen stehen, die Dämonen würden Toross überrannt und in Schutt und Asche gelegt haben.“, erklärte sie ernst. „Aber was ist geschehen?“, fragte ich, während wir nach draußen zurückkehrten, niemand gab mir Antwort, und ich wusste, dass sich die anderen mit der selben Frage befassten.
Schweigend trotteten wir durch den frisch gefallenen Schnee, die Stadt war leer, die Tore standen offen. Das ehemals dämonenbedeckte Feld wies zwar Kampfesspuren auf, doch da sich Dämonenleichen meist nach kurzer Zeit auflösen, lagen nur wenige der schwarzen Körper herum, die jedoch waren zweifelsfrei von Artgenossen zerfetzt worden. Andere Kadaver, oder Waffen, überhaupt irgendein Hinweis auf den Verbleib der Bewohner von Toross war nirgends zu entdecken, wie erwartet schien sich das Dämonenheer selbst zerstört zu haben, wo aber waren die Stadtbewohner?
„Ich verstehe das nicht.“, ratlos blickte Samantha durch eines der Bogenfenster im Thronsaal, mit Einbruch der Nacht waren wir in Fëons Schloss zurückgekehrt, doch an schlafen dachte niemand, vielmehr saßen wir unruhig beisammen und zerbrachen uns die Köpfe darüber, was geschehen sein mochte. Wir wussten inzwischen, dass nicht mehr als ein paar Tage vergangen sein konnten, was war also geschehen und vor allem, wo waren alle? „Welchen Grund könnte es geben, dass all diese Wesen derart überstürzt ihre Häuser, ihre Stadt verlassen sollten? Ich meine ihr habt es auch gesehen, es sieht alles so aus, als wären sie völlig überstürzt aufgebrochen, Sachen und halbfertige Arbeiten liegen herum, als wären sie einfach nur mal rausgegangen, um einen Nachbarn zu begrüßen oder so und hätten dabei alles stehen und liegen lassen.“ „Ich weiß was du meinst,“, gedankenverloren sah ich aus dem Fenster, „alles erweckt den Anschein als ob... Hey was war das?“ Mit einem Satz war ich auf den Beinen und am Fenster, dennoch kam Samantha mir zuvor, Seite an Seite beugten wir uns vor, um durch die beschlagende Scheibe nach draußen zu sehen, tatsächlich, ich hatte mich nicht getäuscht, die dunkle Schneelandschaft dort unten wurde von flackernden Lichtern durchtanzt, mehr als man zählen konnte waren überall verteilt.
„Was ist das?“, Fayn und Nyki hatten sich an einem zweiten Fenster weingefunden, gebannt betrachteten sie die Lichter, der Zwerg hatte die Nase gegen die kühle Glasscheibe gepresst, „sind das Irrlichter?“ „Kaum,“, Samantha schüttelte den Kopf, „Irrlichter könnten hier nicht überleben, der Manafluss ist zu schwach, außerdem sehen sie anders aus und treten niemals in solchen Mengen auf, wenn ihr mich fragt, das sind Feuer. Vermutlich Fackeln.“ „Fackeln?“, wiederholte Nyki erstaunt, „wer ist denn so dämlich um diese Zeit mit einer Fackel durch die Ödnis zu rennen?“ „Scheinbar gibt es viele, die so dämlich sind, fragt sich nur warum?“, ich betrachtete den Tanz der Lichter, sie schienen unaufhörlich spiralenförmige Kreise nach außen zu ziehen, ich wurde nicht schlau daraus. „Sie scheinen etwas zu suchen.“, erklärte Nyki plötzlich, „es sieht aus, als würden sie etwas suchen!“
„Oder jemanden.“, entgegnete Samantha trocken, doch die Erleichterung, die aus ihren Augen strahlte, sagte mehr als tausend Worte. „Jemanden?“, Fayns Augen weiteten sich, „du meinst...“ Mehr als ein Nicken war nicht nötig, wir alle hatten begriffen, was gemeint war. „Rührend.“, erklärte Nyki, jetzt wo klar war, dass nichts schlimmes geschehen war, schien der Drache die Sache amüsant zu finden, „ihre Siegesfeier zu verschieben und ohne Unterlass durch Schnee und Eis zu stapfen, nur um uns zu finden...“ „Allerdings.“, bestätigte Samantha, „doch langsam finde ich, sollten wir dieser unsinnigen Sucherei ein Ende setzten, an der sich, wie es scheint, vom Kleinkind bis zum Greis wirklich jeder beteiligt.“ „Ja, das sollten wir.“, stimmte ich zu, „allerdings wie stellen wir das am besten an? Wir können schließlich nicht jeden einzeln aufsuchen...“ „Müssen wir nicht.“, Samantha wandte sich vom Fenster ab, „sie haben bestimmt ein Signal festgelegt, für den Fall, dass wir gefunden werden. Das beste wird sein, wenn wir schnurstracks entweder zu meinem lieben Herrn Bruder oder zu Fëon gehen.“ „Klingt vernünftig.“, befand Nyki, „also los.“ „Wieso müssen wir eigentlich alle hin?“, erkundigte sich Fayn, man sah ihm an, was er dachte, fliegen würde wohl niemals seine Lieblingsbeschäftigung werden... „Müssen wir nicht.“, beruhigte Samantha den Zwerg, sie schien sehr genau zu wissen, was in ihm vorging, „es st Okay, wenn du hier bleibst, im Grunde würde es schon reichen, wenn nur Nyki ginge, aber ich möchte mir Lynns dummes Gesicht einfach nicht entgehen lassen. Was ist mit dir Nico?“ „Ich komme auch mit.“, erklärte ich rasch, „vielleicht hat sich etwas neues ergeben, etwas wichtiges.“ Sie nickte, „also los.“
Wir ließen Fayn im blauen Saal zurück und gingen wieder nach draußen, rasch kletterten wir auf Nykis Rücken, der Drache breitete die Schwingen aus und wir glitten zum Sternenhimmel leuchtenden empor.
Wie es das Schicksal wollte, herrschte Neumond, sodass der schwarze Drache trotz des hellen Sternenlichtes kaum zu sehen war. Die Suchmannschaften jedenfalls schienen ihn nicht zu bemerken. „Ach so, Sam?“ „Ja was denn?“ Vorsichtig löste ich die Scheide der Drachenklinge von meinem Gürtel und reichte sie ihr, „ich glaube das gehört dir.“ Zunächst betrachtete sie sowohl mich, als auch die Waffe überrascht, dann nickte sie mir dankbar zu, und legte die Klinge an. „Was ist eigentlich passiert?“, fragte sie plötzlich, ich zuckt zusammen, „nichts. Nichts wichtiges.“ Sie musterte mich argwöhnisch, „wirklich?“ „Ja.“ Sie wandte sich wieder ab, ohne weiter in mich einzudringen, komisch, ich war ziemlich sicher, dass sie mir nicht geglaubt hatte...
„Dort unten.“, sagte Nyki plötzlich und setzte auch schon zur Landung an, hätte der Wald hier nicht gerade geendet, sodass wir auf der Ebene landen konnten, hätte das sicherlich ein paar Bäumen das Leben gekostet. Der Drache sah keine Notwendigkeit, sich zwischen den Bäumen hindurchzuquetschen und versprach deshalb an Ort und Stelle zu warten, also betraten Samantha und ich den Wald. Tatsächlich stießen wir bald schon auf Lynn, der Halb-Elf schien allein unterwegs zu sein, und wirkte ziemlich besorgt, das Feuer seiner Fackel flackerte unruhig, mir war früher schon aufgefallen, dass die Elemente allgemein auf die eine oder andere Weise auf seine Stimmungen zu reagieren schienen. Ein paar Sekunden vergingen, Lynn kam näher und ich bemerkte, dass er leise vor sich hinfluchte, zwar verstand ich nur Bruchteile des Gesagten, doch ließen diese Fragmente keinen Zweifel daran offen, dass der ärgerliche Monolog allein uns galt. Samantha warf mir einen vielsagenden Blick zu, ehe sie aus dem Dickicht schlüpfte und sich ihrem Halbbruder langsam von hinten näherte.
„Wenn suchst du?“ Lynn, der sie bis zu diesem Moment nicht bemerkt zu haben schien, wirbelte erschrocken herum und fuhr sie ärgerlich an, „wen wohl du... Sam!“, seine Überraschung war ihm anzusehen, mit aufgerissenen Augen musterte er Samantha und auch mich, der ich im selben Moment zwischen den Bäumen hervorgetreten war, als hätte er Gespenster vor sich oder könne schlicht und einfach nicht glauben, was er sah. „Du... Ihr... Seid wieder da?“, seine Stimme war nurmehr ein heiseres Krächzen, als er endlich, scheinbar mühevoll, einen Ton hervorbrachte. „Wie du siehst.“ „Aber was... Was ist geschehen?“ Sie legte den Kopf schief, „meinst du nicht, dass du erst einmal dafür sorgen solltest, dass diese... Sucherei ein Ende findet?“ „Ja...“, antwortete er langsam, „ja, du hast wohl recht nur... Eins noch, wo sind Nyki und Fayn? Sind sie...?“ „Ihnen geht es gut, erklärte ich rasch, „Nyki wartet jenseits der Bäume und Fayn im Schloss.“ „Okay, dann will ich mal...“
Ein lautes Rascheln im Geäst unterbrach ihn, „Lynn? Was ist, warum suchst du nicht weiter? Wenn wir sie nicht bald finden, habe ich keine Hoffnung mehr...“, Fëon zwängte sich zwischen den Dichten Zweigen eines Immergrünstrauchs hervor, als sein Blick auf mich und Samantha fiel, fielen ihm fast die Augen raus, er wirkte fast erschreckt, allerdings im positiven Sinne, „ihr...? Ihr seid...? Ein erstickter Aufschrei und ein weiteres rascheln im Gebüsch, ließen auch den König nicht zuende kommen, gemäßigten Schrittes, kam eine kleine, ziemlich rundliche Frau aus dem Gestrüpp stolziert, „Samantha!“ Jetzt war es an der Halb-Drachin überrascht zu sein, obwohl „entsetzt“ wohl das richtige Wort gewesen wäre, „Méra?“, es klang gequält. „Höchstpersönlich.“
Méra? Diesen Namen hatte ich schon einmal gehört, er war doch in Fëons Thronsaal gefallen? Diese Frau war also ein „Hüterin“... Ich musterte sie unauffällig, sie mochte Mitte dreißig sein, hatte schulterlanges, seidig glänzendes Haar, in der Farbe von Ebenholz. Das rundliche Mondgesicht hätte nett aussehen können, wäre es nicht mit Unmengen Make-up, oder etwas ähnlichem, in dem vergeblichen Versuch, Schönheit heraufzubeschwören, verunstaltet worden. Die Augen unter schmalen, fein säuberlich gezupften Brauen waren von einem hellen, verwaschenen blau, sie wirkte träge und irgendwie hochmütig. Die Kleidung der kleinen Frau wollte so gar nicht zu ihrem gezierten Auftreten passen, denn sie trug eine Art Mönchskutte von grelloranger Farbe, an der die blassrosanen Spitzensäumchen, die mit Sicherheit nachträglich angenäht worden waren, einfach nur lächerlich anmuteten. Sie war mit Schmuck aus Silber, versetzt mit rosa Steinchen, scheinbar ihre Lieblingsfarbe, behängt, zwar nicht so sehr, wie Tu´tam´chamú´n, aber es reichte. Den Kopf hatte sie in den Nacken gelegt, scheinbar um größer zu wirken und ihre schrille Stimme klang ein wenig, als hätte sie Schnupfen. Keine allzu erfreuliche Gestalt also, Samanthas Gesichtsausdruck bestätigte diese Theorie ebenso wie die Tatsache, dass Lynn und selbst Fëon nach Méras Eintreffen eine Grimasse schnitten.
„Was tust du hier? Ich dachte die Hüter sind...“, hilfesuchend wandte sie sich an Fëon und Lynn, der König zuckte mit den Schultern, „nachdem die Dämonen verschwunden waren, sind all jene Hüter, die sich scheinbar ins nichts aufgelöst hatten, wieder aufgetaucht.“ „Wer?“, möglichst unauffällig brachte sie einen Abstand von mehreren Schritten zwischen sich und Méra. „Von den alten Hütern nur Kirtan, Ceris und Xheo. Dann noch fünf oder sechs Adjutanten.“ „Und natürlich ich.“, bemerkte Méra unüberhörbar, diese Frau schien ziemlich eingebildet zu sein, von Minute zu Minute konnte ich sie weniger ausstehen.
„Nun, es könnte schlimmer sein, wer hat das Amt des Caudillo übernommen?“ „Ceris ist jetzt Caudilla...“, erklärte Fëon zögernd und behielt Samantha dabei genau im Auge, als befürchtete er, ihr könne diese Wahl missfallen, doch sie nickte zustimmend, „gut, das ist wohl das beste, Kirtan und Xheo wären wohl einfach zu ungeduldig.“
„Das will ich aber jetzt nicht gehört haben!“, zwei Junge Männer in indigofarbenen Kutten gesellten sich zu uns, sie mochten ein wenig jünger sein als Méra, wirkten aber ungleich sympathischer. Der Sprecher war hochgewachsen und schlank, sein kurzes, windzerzaustes Haar war braunblond und voller Schnee, das schmale Gesicht mit unregelmäßigen Bartstoppeln besetzt. Seine Augen waren mandelförmig und von einem Intensiven zyanblau, sie strahlten Ruhe und Selbstbewusstsein aus. Im rechten Ohr trug er einen kleinen Goldring, ich bemerkte, dass seine Ohren nach oben leicht spitz zuliefen, ein Elf? Nein, das nicht aber sicher auch kein Mensch. Vielleicht, mein Blick glitt zu Lynn, ein Halb-Elf? Das war möglich. Sein Gefährte war einen guten Kopf kleiner und ziemlich stämmig, er schien ständig irgendwie in Bewegung zu sein. Das Haar des anderen war kurzgeschoren und dunkelbraun. Auch die lebendigen braunen Augen desselben schienen nie stillzustehen, aus ihnen blitzten Herzlichkeit und Offenheit. Sein Gesicht war glattrasiert, die linke Augenbraue wurde von einer schmalen Narbe geteilt. Beide Männer trugen um den Hals einen goldenen Anhänger, das Symbol eines Stundenglases.
„Sei still Kirtan! Ich habe schließlich nichts gesagt, was nicht auch auf mich selbst zutreffen würde.“, Samantha lächelte, sie schien sich aufrichtig zu freuen, die beiden zu sehen. Der Kleinere, bei dem es sich wohl um Xheo handelte, grinste, „das sieht die ähnlich, wir suchen uns zu Tode und hältst hier einen netten Plausch...“ Samantha musterte ihn mit gespieltem Ernst, „besonders tot siehst du mir aber nicht aus...“ „Das täuscht.“, Kirtan, der wirklich ein Halb-Elf war, nämlich der Sohn Fëons und der Menschenfrau Aya, die selbst eine Hüterin gewesen war, ging an Méra vorbei als wäre diese nicht da und legte Samantha die Hand auf die Schulter, „danke.“, er schwieg einen Moment und mustert sie stumm, „es ist schön dich wiederzusehen.“ „Gleichfalls, aber langsam sollte sich wirklich irgendwer die Mühe zu machen, mitzuteilen, dass man uns gefunden hat, damit diese sinnlose Suche, an der sich ja scheinbar das gesamte Königreich beteiligt, ein Ende finden kann.“
Lynn nickte seiner Schwester zu und verschwand. „Wieso ist unsere Suche sinnlos?“, erkundigte sich Xheo milde entrüstet, „wenn, wie du richtig erkannt hast, ein ganzes Königreich auf die Suche geht, du glaubst nicht, was man da so alles findet.“ „Darüber möchte ich mich jetzt nicht auslassen, vielleicht ein andermal...“ „Ihr kommt doch noch mit ins Schloss?“, erkundigte sich Fëon und weil nicht ganz klar war, wen er meinte, nickten wir alle. Lynn kehrte bald schon gemeinsam mit Sternenglut zurück und erklärte, dass sich Fëons Untertanen nach Toross zurück begäben. Der König nickte und drängte nun seinerseits zum Aufbruch, wir vereinbarten, einander im schloss wiederzutreffen.
Lynn war sichtlich froh, auch Nyki wohlbehalten wiederzusehen, während wir zum Schloss zurückkehrten, erzählte er uns, was geschehen war.
Nachdem sie erfahren hatten, dass das Dämonenheer sich aufgelöst hatte, hatte der König seine letzten Männer nach draußen Geschickt, um die Überlebenden des entbrannten Gemetzels zu beseitigen, anschließend hatte sie den Rat des Wolfes befolgt und waren auf die Suche gegangen, und die gesamte Bevölkerung, die ihren Rettern wenigstens diesmal beistehen wollte, mit ihnen. Die Hüter waren einen Tag später zurückgekehrt, niemand wusste um das wie und warum, auch sie selbst nicht, doch schnell war man zu dem Entschluss gekommen, dass diese Frage zweitrangig war und hatte die Suche fortgesetzt.
„Tja, und dann seit ihr hier aufgetaucht.“, schloss der Halb-Elf seinen Bericht, wir hatten es und gemeinsam mit Fayn im blauen Saal gemütlich gemacht, bisher war noch niemand wieder in Toross angekommen. „Was für ein Chaos.“, Samantha schüttelte den Kopf, „eigentlich müssten wir uns geehrt fühlen, wo doch sogar der König höchstpersönlich losgezogen ist, um uns zu suchen.“ Fayn grinste vielsagend, „na ja, Fëon ist nicht unbedingt ein typischer König, viele hätten sich vermutlich nicht weiter um unser Schicksal geschert, er hatte ja erreicht was er wollte, Shur´tugal ist zur Hölle gefahren, und die Dämonen mit ihm.“ „Ich hoffe die beeilen sich langsam, ich will endlich wissen, was passiert ist!“
Wir hatten uns darauf geeinigt, unsere Geschichte erst im Beisein aller zu erzählen, damit wir sie nicht zehnmal wiederholen mussten, jetzt wartete der Halb-Elf voller Ungeduld auf unseren Bericht. Es dauerte eine knappe Stunde, ehe unsere Versammlungsrunde, bestehend aus Samantha, Nyki, Fayn, Lynn, Sternenglut, mir, Fëon und den Hütern Xheo, Kirtan und Ceris, die sich als ein junge Frau von neunzehn Jahren entpuppte, zu Stande kam.
„Also, was ist dann geschehen?“, fragte Fëon, nachdem wir den Kampf gegen Shur´tugal in allen Einzelheiten geschildert hatte, sein Blick ruhte erwartungsvoll auf Samantha doch die schüttelte den Kopf, „mich dürft ihr nicht fragen, ich weiß es nicht.“
Also erzählte ich, nach stummer Aufforderung durch Nyki und Fayn, eine stark zensierte Zusammenfassung der Geschehnisse. Bis zu dem Moment, da wir Ardwens Schloss betreten hatten, blieb ich bei der Wahrheit und berichtete in aller Ausführlichkeit, Sæns Anwesenheit jedoch sparte ich komplett aus, genauso wie die Stimme, die mir verraten hatte, das Ardwen log. Das Auffinden von Samanthas Schwert im Schrein der Winde stellte ich als Zufall dar und natürlich war es Ardwen selbst gewesen, der sich mir im Übungssaal entgegengestellt und mich besiegt hatte. Auch der Kampf in der Altarhalle wurde leicht ummodeliert, die anschließende Flucht durch das einstürzende Schloss und die unsanfte Landung im See beschrieb ich wieder Wahrheitsgemäß. Das anschließende Gespräch über meinen Verdacht ließ ich aus, nicht jedoch, wie wir erstaunt festgestellt hatten, dass der See unsere Wunden heilte, und wie wir schließlich nach Õuñþû zurückgekehrt waren. Wie schon das erste, gab ich das Gespräch mit Ñyça und Ný nur bruchstückenhaft wieder, umso detaillierter beschrieb ich die Wiederauferstehung Ardwens und unsere Machtlosigkeit gegenüber dem Koloss. Als ich die Stelle erreichte, da Samantha auf den Plan getreten war, überließ ich es ihr weiterzuerzählen, und berichtete nur am Ende noch, wie erleichtert wir gewesen waren, als sie wohlbehalten aus dem Flammenmeer zurückgekehrt war, und was Ñyça uns über die Göttermacht erzählt hatte. Nyki übernahm es zu erklären, was nach unserer Rückkehr geschehen war, und nachdem auch er geendet hatte, herrschte zunächst Schweigen.
Ich ging die Geschichte noch mal durch, unleugbare Lücken hatten sich aufgetan, doch glücklicherweise fragte niemand danach, ich musste an Lynns Worte denken, manchmal braucht sie jemanden, der sie vor sich selbst beschützt... War dies so eine Situation?
„Die Göttermacht?“, Kirtan sah seinen Vater fragend an, „gibt es da nicht eine Legende?“ „Möglich.“, der König zuckte mit den Schultern, „es gibt in dieser Gegend, eine Menge Legenden, ich habe längst den Überblick verloren.“ „Wir sollten versuchen, diese Legende aufzutreiben.“, erklärte Ceris bedächtig, ihre Augen funkelten im Fackelschein, als sie ihren Blick durch die Runde schweifen ließ, „vielleicht gibt sie uns einen Hinweis darauf, wie wir „den, der auserwählt ist“, finden können.“ „Ja, vielleicht wäre es hilfreich, wenn ihr euch darum kümmern könntet.“, stimmte ihr Samantha zu. „Wieso wir“, erkundigte sich Kirtan, mir war aufgefallen, dass er sie ständig im Blick behielt, als fürchtete er, sie könne sich plötzlich in Luft auflösen. „Wir müssen weiter.“, erklärte sie ernst, „wir haben nicht einmal die Hälfte der Feuer hier in Runenland versiegelt, von den anderen Welten ganz zu schweigen.“ „Ihr wollt gehen?“, es klang betroffen, sein Blick hatte etwas flehendes, „hat es nicht noch ein wenig Zeit? Ich meine... Wir, die Hüter sind fast ausgelöscht worden, wir könnten deine Hilfe gebrauchen...“ „Ich bin kein Hüter.“, erwiderte sie sanft, „ich habe die Ausbildung niemals beendet.“ „Das ließe sich nachholen, bestimmt...“ „Nein Kirtan, selbst wenn ich es wollte, sogar Ilia ist verzweifelt, als sie versuchte, es mir beizubringen.“ „Aber es ist der letzte Schritt, alles andere kannst du. Du brauchst nur ein wenig mehr Geduld und...“ Sie schüttelte den Kopf, „mit ein wenig mehr Geduld ist es nicht getan, finde dich einfach damit ab, ich bin und bleibe ein hoffnungsloser Fall.“ „Eines Tages könnte dein Leben davon abhängen!“ Jetzt lächelte sie, während er sich immer mehr ereiferte, „möglich, und vermutlich wird es dann das erste und das letzte Mal sein, dass es mir gelingt. Bitte Kirtan, lass es gut sein.“ Der Halb-Elf hatte den Mund schon geöffnet um ihr zu wiedersprechen, jetzt klappte er ihn wieder zu und nickte bedrückt.
„Was ist eigentlich mit dieser Méra?“, fragte ich arglos, als sich eine drückende Stille breit zu machen drohte, meine Frage löste einen unerwarteten Heiterkeitssturm aus. „Méra ist die hoffnungsloseste Hüterin seit mehreren Jahrtausenden, deshalb hatte ich es ja so besonders betont, dass sogar sie verschwunden sei,“, erklärte Fëon, als er endlich aufgehört hatte zu lachen und wischte sich die Tränen aus den Augen, „sie ist nämlich absolut nutzlos.“ „Ja, sie hat in der Tat nicht die allergeringste Ahnung von den Künsten.“, bestätigte Ceris, um Ernsthaftigkeit bemüht, „deshalb ist sie auch nie über den Rang eines Adjutanten hinausgekommen.“ „Was eigentlich nur Mitleid ist, ein normaler Adjutant kann bereits an seinem ersten Tag mehr als sie.“, bestätigte Xheo, auch er hatte Tränen in den Augen. „Außerdem wirst du nirgends eine größere Nervensäge und eingebildetere Dilettantin finden, noch dazu eine, die der festen Überzeugung ist, alles, aber auch wirklich alles besser zu wissen und zu können.“ Fügte Samantha hinzu, es klang leicht gequält, dennoch löste der Kommentar einen weiteren Ausbruch aus, während die andern noch vergeblich um Fassung rangen, erkundigte ich mich, in welcher Beziehung Samantha denn zu dieser Dilettantin stünde. „Ich habe es versäumt ihr rechtzeitig das Maul zu stopfen, was sie glauben ließ, ich sei die geeignete Ansprechperson für ihre Beschwerden, wobei man wissen sollte, dass sie niemals redet, ohne sich dabei über irgendwen oder irgendwas zu beschweren. Leider ist es mir nie gelungen, sie vom Gegenteil zu überzeugen, und ich habe nicht wenig versucht.“ „Warst du denn schon öfter hier?“ „Oh ja, meine Mutter war eng mit Fëon befreundet.“
„Gut, ich glaube, es ist alles geklärt oder?“, Fëon erhob sich, wir sollten nun zu Bett gehen, eure Zimmer sind hergerichtet worden, ich wünsche euch allen eine gute Nacht.“ Wir erwiderten den Gruß und verschwanden in Richtung Gästeflügel, vor der Tür zu dem Zimmer, in dem ich das letzte Mal geschlafen hatte, holte Samantha mich ein, „was ist geschehen?“ „Was meinst du?“, fragte ich völlig überrascht. „Das weißt du sehr gut, ich bin nicht blöd Nico, eure Geschichte hatte mehr Löcher als ein Gnomenbau, ihr verschweigt etwas.“ „Warum fragst du nicht Fayn oder Nyki?“, versuchte ich auszuweichen, ich spürte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte, warum hatte es nicht einfach gut sein können? „Weil ich die schon gefragt habe, und jeder der beiden mir irgendwelchen Blödsinn erzählt hat, der noch nicht einmal übereinstimmte.“ „Ah ja...“, ich musste Zeit gewinnen, Zeit um mir zu überlegen, wie ich mich aus dieser Situation rauswinden konnte, schließlich hatte selbst Ñyça uns zugestimmt, als wir beschlossen hatten, dass sie es nicht erfahren sollte... Allerdings, jetzt da ich darüber nachdachte vielen mir auch in ihrer Geschichte einige Lücken auf, wieso hatte sie zum Beispiel gewusst, dass die Schwerter von Ardwen gewesen waren? Sollte ich das sagen? Nein, das würde nur Misstrauen hervorbringen, es ab nur ein was ich sagen konnte, die Wahrheit.
„Ich kann es dir nicht sagen.“ „Warum nicht?“, es klang verzweifelt, rasch wandte ich den Blick ab um mich nicht diesen anklagenden, grünen Augen gegenübersehen zu müssen. „Erinnerst du dich, was du zu mir gesagt hast, am Abend bevor wir den Wald der verdammten betraten? Diesmal möchte ich, dass du mir vertraust Sam, glaub mir. Es ist besser so“, ich hatte fast ihre eigenen Worte gebraucht, und sie hatte es bemerkt, sie zögerte, dann nickte sie, „wenn du es sagst, dann glaube ich dir.“ „Gut.“ Das war mehr als ich hatte erwarten können, erhofft hatte ich natürlich etwas anderes, aber immerhin akzeptierte sie es.
„Samantha?“, suchend kam Kirtan den Gang entlang, er lächelte uns zu, „oh, ich habe dich gesucht, könnte ich dich sprechen? Unter vier Augen?“, er warf mir einen bittenden Blick zu, ich nickte, „klar, ich wollte sowieso gerade gehen.“ Ich öffnete die Tür und betrat den Raum, das Bett wirkte ungeheuer einladend auf mich. Drei Tage... Ich wusste zwar nicht, wie viel davon ich bewusstlos gewesen war, doch den Rest der Zeit hatten wir wach zugebracht, in Ardwens Schloss hatte es keine Müdigkeit gegeben... Drei Tage ohne Schlaf... Kein Wunder, dass ich so müde war. Rasch legte ich meine Sachen ab und unterzog mich einer Katzenwäsche, dann schlüpfte ich aufatmend unter die Decke, kaum dass man Kopf das Kissen berührte schlief ich auch schon.
„Was möchtest du?“, Samantha betrachtete Kirtan aufmerksam, Fëons Sohn sah sie unverwandt an, „Samantha, ich...“, verlegen brach er ab, sie seufzte abgrundtief, „mach dich nicht unglücklich, ich habe es dir schon mehrfach gesagt, es geht nicht.“ „Aber warum nicht? Hast du jemand anderen?“, er starrte vielsagend zu jener Tür, die ich soeben durchschritten hatte, Samantha musste gegen ihren Willen lachen, „Nico? Nein. Wir sind nur Freunde, ich habe niemand anderen Kirtan.“ „Aber was spricht dann dagegen, du magst mich doch, oder?“ „Natürlich mag ich dich, schließlich sind wir Freunde. Aber ich fürchte, mehr ist es nicht, und selbst wenn, es ist unmöglich.“ „Wieso? Wir würden doch prima zusammenpassen, du bist Magierin ich Hüter, sogar unsere Lebensspannen stimmen ungefähr überein.“ „Wenn du dich da nicht täuschst...“, sagte sie leise, sodass er es nicht hören konnte, „ich habe ein Schicksal zu erfüllen und ich darf nicht zulassen, dass irgendetwas meine Aufgabe zum scheitern verdammt.“ „In Ordnung.“, erklärte er mühsam beherrscht, „aber dann, gib mir zumindest eine Chance, versprich mir, dass du mir eine Chance gibst, wenn du wiederkommst!“ „Ich kann es dir nicht versprechen.“ „Bitte Samantha! Ich... Ich liebe dich!“ „Ich weiß.“, sie suchte seinen Blick, „das ist ja das schlimme daran, es kann nicht sein, du musst mich vergessen Kirtan, ich will dir nicht wehtun.“ „Das kann ich nicht!“ „Du musst, schenk dein Herz einer anderen, jemandem, der es wert ist, der deine Gefühle erwidern kann, sonst wird es unweigerlich zerbrechen.“ „Gib mir doch wenigstens eine Chance.“, bat er erneut, „versprich mir doch wenigstens, es zu versuchen, mehr verlange ich doch gar nicht.“ „Ich kann es nicht.“ „Warum?“, Tränen der Verzweiflung trübten seine Augen, „warum verdammt noch mal?“ „Weil ich kein Versprechen geben kann, das nicht zu halten ist.“ „Was meinst du?“ Sie blickte zu Boden, „ich kann es dir sagen Kirtan, doch glaube mir, du willst es nicht wissen.“ „Doch, ich will es wissen.“ Sie seufzte erneut, „wenn du wirklich von ganzem Herzen sicher bist, dass du es wissen willst, dann werde ich es dir sagen, doch zuvor musst du mir den bindenden Eid leisten, dass niemand es von dir erfahren wird, bevor es eingetroffen ist.“ „Einen bindenden Eid?“, echote er verdutzt, sie nickte, „einen Schwur in der Ursprache, einen unbrechbaren Schwur.“ „In Ordnung, was muss ich tun?“ Sie schüttelte unglücklich den Kopf, „du machst einen großen Fehler Kirtan, doch du hast ein recht darauf, es zu erfahren, sonst kannst du wohl nie verstehen... Sprich mir nach: Fin fhäidarue, ornya Elbrayvycar fys, pytr fin synm bvingryäm, dsug shude Xhaphella bvingryäüe müyrssarr, ähijiö fy Porymptemp cyrarryvyare laäsyrr.“ „Fin fhäidarue, ornya Elbrayvycar fys, pytr fin synm bvingryäm, dsug shude Xhaphella bvingryäüe müyrssarr, ähijiö fy Porymptemp cyrarryvyare laäsyrr.“, wiederholte Kirtan beunruhigt, „ich verstehe nicht was...“ „Still, ich werde dir jetzt sagen, warum ich dir das Versprechen nicht geben kann,“, unterbrach sie ihn sanft, ihre Stimme klang gequält, „nur wenige wissen es und ich wünschte du würdest nicht dazu zählen, doch es war deine Entscheidung... Ich werde nicht zurückkommen, wenn ich mein Schicksal erfüllt habe, nie mehr.“, dann wandte sie sich ab und ließ einen äußerst bestürzten Kirtan zurück.
„Was soll das?“, ärgerlich runzelte Samantha die Stirn, sie hatte sich einen der Stühle zum Fenster gezogen und im eindringenden Tageslicht, den Kopf über B´raks Karte gebeugt, um unsere nächste Route auszuarbeiten. „Was ist?“, vorsichtig trat Lynn neben sie, Samantha hatte in den letzten Tagen ziemlich miese Laune gehabt, und dementsprechend vorsichtig musste man mit ihr umgehen, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, einem jähen Zornausbruch zum Opfer zu fallen. „Das blöde Feuer erwiderte sie gereizt, wir haben zwei Möglichkeiten, entweder wir gehen nach Süden aus den Schneeebenen raus und hinunter zu den Steinzwergen nach Tr´âçom oder wir marschieren zurück und nehmen uns das Feuer in der Yuccatan-Wüste vor.“ „In der Yuccatan-Wüste?“, schaltete sich Nyki ein, der Drache hatte es sich vor dem großen Kamin gemütlich gemacht, nicht weil er fror, sondern weil er so uns anderen am wenigsten im Weg war, „hier oder auf Arkaan?“ „Sowohl als auch.“ „Wie?“, erkundigte sich Fayn irritiert, „dann sind es doch wohl zwei Feuer oder?“ Sie schüttelte missmutig den Kopf, „es ist nur eins,“, entgegnete sie knapp, „aber es springt ständig zwischen den Kontinenten hin und her.“ „Ein springendes Feuer?“, wiederholte ich wenig begeistert, ich wollte gar nicht wissen, was für ein fauler Zauber sich dahinter jetzt wieder verbarg... „Nein danke.“ „Das ist auch meine Meinung,“, stimmte Lynn mir zu, wir sollten lieber zunächst nach Tr´âçom gehen und uns das Wüstenfeuer aufsparen, wir können uns immer noch darum kümmern, von Arkaan aus.“ „Das habe ich mir ja auch gedacht.“, erklärte Samantha ungeduldig, „und das ist auch gar nicht mein Problem.“ „Was denn dann?“, wollte Fayn wissen. „Mein Problem ist, dass das Feuer bei den Steinzwergen sich schlichtweg weigert, stillzuhalten, damit ich die beste Route festlegen kann.“ „Was meinst du, wenn du sagst, „es weigert sich, stillzuhalten“?“, Nyki legte den Kopf schief, „das ist mir nicht ganz klar.“ „Ich meine damit, was ich sage, es bewegt sich. Nicht sehr schnell, aber beständig. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, es wird umhergetragen.“ „Aber das, das kann doch nicht sein oder?“, Lynn schwankte zwischen Entsetzen und Unglauben, über ihre Schulter warf er ebenfalls einen Blick auf das Pergament. „Ich weiß es nicht. Unmöglich ist sicher nicht, aber viel mehr als das wie, gibt mir das wer zu denken.“ „Du hast recht,“, Lynn wandte den Blick nicht von der Karte, „es bewegt sich wirklich, aber warum bloß?“ „Na ja,“, ich zuckte mit den Schultern und versuchte nicht zu zeigen, wie sehr mich die Vorstellung an ein wanderndes Feuer und den Wächter, der damit verknüpft sein mochte, beunruhigte, „ich schätze wir werden es bald herausfinden, oder etwa nicht?“ „Natürlich, wir brechen wie abgesprochen Morgenfrüh auf.“, Samantha wandte sich jetzt an Nyki, „ich denke wir sollten erst mal Tr´âçom selbst als unser Ziel festlegen, der Rest ergibt sich dann schon, was schätzt du, wie lange wir brauchen werden?“ „Hmm... Schwer zu sagen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich euch alle werde tragen müssen, und wir deshalb täglich nur ein paar Stunden fliegen können und den Rest marschieren müssen, würde ich sagen unter den bestmöglichen Bedingungen an die sechs Wochen.“ Samantha nickte, „gut, also sollten wir mit acht rechnen... Wir müssen genug Proviant mitnehmen, denn dazwischen liegen wenn überhaupt nur eins, zwei Dörfer und solange wir die Schneeebenen noch nicht verlassen haben, besteht wenig Aussicht auf einen guten Jagderfolg.“, der Gedanke an unsere bevorstehende Abreise schien ihre Laune zu bessern, was mochte vorgefallen sein?
so, da war auch die STelle, die ich gemeint hab ich glaubm, es ist klar welche.
Wenn du da bist Shadow27 meld dich mal, du wirst vermisst!
„Ah, hier seid ihr also.“, die Tür hatte sich lautlos geöffnet und Fëon und Kirtan waren eingetreten, Ceris und Xheo folgten ihnen. Mir fiel auf, dass der Halb-Elf ziemlich blass war und verbissen zu Boden blickte, auch er hatte sich in den letzten Tagen sehr seltsam verhalten, war irgendwie nicht ganz bei sich selbst gewesen, als ob eine zentnerschwere Last auf seinen Schultern ruhte. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, kam mir diese Parallele doch seltsam vor, mein Blick ging zwischen Kirtan und Samantha, die es ihrerseits tunlichst vermieden einander anzusehen, hin und her. Es passte zusammen, die beiden hatten begonnen sich so seltsam zu benehmen, nachdem ich am Abend davor Kirtan mit Samantha allein auf dem Gang zurückgelassen hatte, etwas musste vorgefallen sein, aber was war geschehen? Hatten sie gestritten? Und falls ja weshalb? Nein... Sie waren nicht zornig aufeinander, es war etwas anderes... Nur leider wusste ich beim besten Willen nicht, was.
„Es stimmt also.“, Fëons Blick ruhte auf der Karte in Samanthas Händen, „ihr wollt uns verlassen.“ „Morgenfrüh.“, bestätigte Lynn, „wir haben eure Gastfreundschaft sehr genossen und danken euch dafür, doch...“ „Mit der Bezwingung des Eisgottes haben wir nur ein Teilziel erreicht,“, Samantha blickte in die tanzenden Flammen des Kaminfeuers, „unser Weg ist noch lang, und er verkürzt sich nicht, wenn wir zögern, außerdem wird mit jeder Minute, die wir uns hier aufhalten die Gefahr für euch größer.“ „Das war mir von vornherein klar, sowohl das es eine Gefahr ist, euch hier zuhaben, als auch die Tatsache, dass ihr uns wieder verlassen würdet, trotzdem stimmt es mich traurig. Ihr habt mein Volk gerettet und ich stehe auf ewig in euerer Schuld, wisset, dass hier jederzeit willkommen seid. Gibt es noch etwas, das wir für euch tun können?“ „Das ist ein großzügiges Angebot, das ihr uns da macht, bei entsprechender Gelegenheit werden wir vielleicht darauf zurückgreifen müssen. Tatsächlich gibt es noch etwas, das ihr für uns tun könntet...“ „Ein schwieriger Wegabschnitt liegt vor uns.“, schnitt ihr Fayn das Wort ab, „wir brauchen Proviant und Ausrüstung.“ Der König nickte, „ich werde dafür sorgen, dass bis zum Morgengrauen alles bereit ist, Kirtan...“, er nickte seinem Sohn zu, welcher mit beinahe erleichtertem Gesichtsausdruck verschwand.
Dann wandte sich Fëon wieder dem Zwerg zu, „du verlässt uns also?“ „Ja, nun, da ich meine Bestimmung kenne, werde ich mit Nico und seinen Freunden ziehen.“ „So sei es, ich danke dir für die Dienste, die du mir und meinem Reich erwiesen hast, ich wünsche dir Glück Fayn Feuerklinge.“ Fayn verneigte sich kurz, „danke Majestät.“ „Euer nächstes Ziel ist Tr´âçom?“, Ceris war hinter Samantha getreten und hatte über deren Schulter hinweg einen Blick auf die Karte geworfen.“ „Ja,“, entgegnete Samantha und musterte die zierliche Menschenfrau, deren unergründliche hyazinthblaue Augen auf dem Drachenkind ruhten. „Was ist Ceris?“ „Was sollte sein?”, sie neigte den Kopf zur Seite, dass Wellen ihres langen, schwarzblauen Haares nach vorn vielen und ihr Gesicht beschatteten. „Das weiß ich nicht, sonst würde ich nicht fragen.“ „Bist du da sicher?“ Samantha schien ihre ohnehin schon schwindend geringe Geduld endgültig zu verlieren, „ja.“, fauchte sie in ziemlich unfreundlichem Ton, Ceris jedoch verharrte ungerührt, Stille war eingetreten. „In Böses dringen, um Gutes zufinden... Um Opfer zu bringen, die schließlich verbinden...“, zitierte Ceris leise, ich spitzte die Ohren, das war ein Teil der Prophezeiung des Silberdrachen, woher kannte die oberste Hüterin ihn?
Samantha verzog keine Miene, doch in ihren Augen blitze es gefährlich, „willst du mir damit irgendetwas sagen?“ „Ja, das möchte ich, doch vermutlich ist es nicht in deinem Interesse, dies hier vor allen zu klären.“ Wenn du meinst.“, Samantha legte die Karte zur Seite und stand auf, dann verließ sie mit Ceris den Raum.
„Was soll das? Worum geht es da?“, erkundigte sich Lynn erstaunt, bei Xheo, der nervös neben Fëon stehen geblieben war. Der Hüter zuckte hilflos mit den Schultern, „ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber so, wie die beiden sich verhalten haben, muss es ziemlich wichtig sein.“ „Das gefällt mir nicht, Fëon blickte stirnrunzelnd zum Kamin, „das bedeutet, dass Ceris mir etwas verschweigt, von Smaragds Tochter bin ich das ja gewohnt, doch als oberste der Hüter...“ „Sie wird ihre Gründe haben.“, wurde er von Fayn unterbrochen, „zugegeben, ich hatte nicht viel Zeit, sie kennenzulernen, doch sie erschien mir sehr gewissenhaft.“ „Ja.“, erklärte der König langsam, „ja, das ist sie...“, er schüttelte den Kopf, „wie auch immer wir sollt...“ Das knarren der Tür unterbrach ihn, Kirtan war zurückgekehrt. „Es ist alles geklärt, die Verpflegung wird bei Morgengrauen bereitstehen.“, erklärte der Halb-Elf und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, er schien überrascht, als er das Fehlen von Ceris und Samantha bemerkte.
Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis die beiden zurückkehrten, in dieser Zeit sprachen wir über Belanglosigkeiten, doch sobald sich die Tür erneut öffnete, waren sämtliche Blicke auf die Hereinkommenden gerichtet. Ceris ging voraus, sie wirkte enttäuscht und erbittert, ihr sonst so freundliches Gesicht war von Unmut verzerrt. Samantha hingegen war wenig anzusehen, sie wirkte verschlossener denn je, allerdings, war ich der Meinung, dass sie ein wenig blasser war, als zuvor, als sei sie nur um Haaresbreite einer Katastrophe entronnen. Ich sollte nie erfahren, was die beiden Besprochen hatten, der Hintergrund des Gespräches jedoch würde sich mir viel zu früh offenbaren.
Wie vereinbart brachen wir mit dem Morgengrauen auf, der Abschied war herzlich, auch wenn einige Missklänge die gute Laune trübten. Jetzt befanden wir uns, großzügig mit allerlei Lebensnotwendigkeiten versorgt, auf dem Weg nach Tr´âçom zu den Steinzwergen, über die es mir noch immer nicht gelungen, war, genaueres herauszufinden. Laut Nyki waren diese Wesen eigentlich nur Legende, keiner schien etwas darüber zu wissen, oder wollte zumindest, wie ich in Samanthas und vielleicht auch Fayns Fall argwöhnte, nichts darüber sagen.
Die erste Zeit der Reise verlief reibungslos, die Schneeebenen lagen bereits hinter uns. Samantha hatte recht behalten, tatsächlich hatten wir während der gesamten Zeit, die sich inzwischen auf etwa vier Wochen belief nur ein einziges Dorf passiert, allerdings hatten wir es uns gespart, dort Station zu machen, denn schon von weitem war zu sehen gewesen, dass das Dorf völlig zerstört worden war, das schien Shannams Handschrift zu sein.
Wir hatten die Regelung getroffen, den ersten Teil des Tages zu marschieren und dann nachmittags bis Abends zu fliegen, es war Lynns Vorschlag gewesen, da wir auf diese Weise unsere Kräfte am wenigsten beanspruchen würden. Als wir jedoch den Nebelwald erreichten, einen tiefen Wald, der so dicht war, dass das Sonnenlicht niemals bis zu seinem Boden drang, weshalb dieser in ewigem Nebel lag, blieben uns nur zwei Optionen, entweder es gelang uns, in zu überfliegen oder wir würden ihn durchqueren müssen, landen und starten würde zwischen den dichtstehenden Bäumen, für den Drachen unmöglich sein.
„Traust du es dir zu, uns hinüberzutragen?“ „Ich weiß nicht, wie groß ist er?“ „Das weiß niemand,“, schaltete sich Samantha in das Gespräch zwischen Halb-Elf und Drache ein, „dieser Wald es heißt, sein Name komme nicht nur von den ewigen Nebelschwaden, die ihn verhüllen, man sagt er selbst sei wie der Nebel, unstet und nicht zu greifen. Es ist zweifelsfrei ein Ort voller Magie, wenn es stimmt was man sich erzählt, dann ist es unmöglich abzuschätzen, wie weit der Flug sein wird.“ „Klingt nicht sehr ermutigend.“, befand Nyki, „was ist, wenn ich die Strecke nicht bewältigen kann, es wird keine Möglichkeit geben, zu landen.“ „Also laufen wir?“, erkundigte sich Fayn erleichtert, das Gesicht des Zwerges hatte während des vorherigen Gesprächs eine ungesunden Grünton angenommen. Alle Blicke richteten sich auf den schwarzen Drachen, der nickte zögernd, „ich glaube, das wäre sicherer.“, ihm war anzusehen, wie ungern er zugab, dass etwas seine Fähigkeiten überstieg, aber das war wohl der Stolz der Drachen.
„Was haben wir von diesem Wald zu erwarten?“, erkundigte ich mich und rührte weiter in dem Eintopf, der über dem Feuer vor sich hinköchelte, der Fund einiger wilder Kartoffeln war wohl ein echter Glücksfall gewesen. „Ich weiß es nicht.“, erwiderte Samantha, „ich war erst... Ich habe diesen Wald noch nie betreten, aber es soll sich dort wohl allerhand herumtreiben, von harmlosen Wesen wie Kwiqs und Gnomen bis hin zu Trollen und Ogern.“ „Dämonen?“, fragte Lynn nur, sie zuckte mit den Schultern, „vermutlich. Außerdem warte, ich glaube eine alte Magierin lebt seit einiger Zeit hier. Ihr Name war... Thalia?“, ein seltsamer Ausdruck trat in ihre Augen, als hätte der Name in ihr selbst etwas wachgerufen, „ja, ich glaube, es war Thalia. Wir sollten bis Sonnenaufgang warten, ehe wir losziehen, das Licht dringt zwar vermutlich kaum durch, aber wenig Licht ist immer noch besser als gar keins.“
Als wir am Morgen, wie geplant den Wald betraten, zeigte sich, dass er seinen Namen durchaus zurecht trug. Kaum hatten wir die ersten Schritte getan, wurden wir in einen trüben grauen Schleier eingehüllt und unsere Umgebung, Baumstämme oder Pflanzen waren nur mehr dunkle Schemen. Der Wald war nicht still, so wie der schwarze Wald vor Yania, doch das Rauschen der Blätter und Ächzen des Geästs, das unheilvolle Knistern im Dickicht und das trockene Krachen, wenn ein Zweig unter unseren Füßen brach, nahmen dem Wald genauso wenig seine Unheimlichkeit, wie das Zirpen und Knarren einsamer Insekten oder die verirrten Vogelschreie, die dann und wann dumpf durch das Gehölz hallten. Die Sicht betrug nur wenige Schritte, alles was sich über unter oder neben uns befand konnte man bestenfalls anhand verschiedener Schatten erahnen. Im Dämmerlicht erschienen unsere Gesichter fahl und ungesund, die Stimmung des Waldes hatte zwar nichts bedrohliches, doch sie verursachte dennoch ein ungutes Gefühl, es war, es war ein Gefühl des Beobachtetseins, als würden im Schatten tausende von Augen lauern, die ganz genau überprüften, wer und was den Wald betrat.
„Ein seltsamer Ort.“, Lynns Stimme, deren Echo sich im Wald verfing und uns als langgezogener Klageruf noch lange nacheilte jagte mir einen Schauer über den Rücken, auch der Halb-Elf selbst zuckte zusammen. „Ja.“, erwiderte Samantha leise, „ja, das ist er, aber ich kann nichts wirklich bedrohliches spüren, seine Aura hat etwas... Abwartendes.“ „Was meinst du damit?“, erkundigte sich Fayn und fuhr sogleich herum, um eine Stelle in Augenschein zu nehmen, wo zuvor ein lautes Rascheln ertönt war, wir anderen hatten es längst aufgegeben, die Herkunft der mysteriösen Geräusche, die beharrlich unseren Weg begleiteten, erforschen zu wollen, da wir ja doch nie etwas sahen als dicke Nebelschwaden und die Schatten argloser Pflanzen. „Ich kann es nicht erklären, es ist nur so ein Gefühl, ein Gefühl als wäre da etwas, irgendwo hinter dem Nebel und wartete nur darauf, dass wir irgendetwas bestimmtes tun.“, sie schüttelte den Kopf, „ich kann nicht einmal sagen, ob uns dieses „etwas“ freundlich oder feindlich gesinnt ist.“
Ich kann unmöglich sagen, wie lange wir durch den Nebel gingen und es ist mir schleierhaft, wie es Samantha gelang, die Richtung zu halten. Meine Beine waren schwer wie Blei und mein ganzer Körper schrie nach einer Pause, doch der Gedanke hier zu verharren erschien mir nicht sonderlich einladend. Also ging ich weiter, ein Schritt nach dem nächsten, für unsere schattenhafte Umgebung hatte ich längst den Blick verloren, ich lief immer in Samanthas Spur, der es wie durch ein Wunder gelang, sämtlichen Wurzeln Ästen und Stämmen auszuweichen, mit denen ich sonst unweigerlich eine unangenehme Bekanntschaft geschlossen hätte, wie mochte es da erst Nyki ergehen?
Ein dumpfer Aufprall und ein gedämpfter Schmerzlaut erklangen von hinten, sofort drehte ich mich um, was war geschehen? Es war Lynn, der Halb-Elf hatte, müde wie wir alle nicht mehr richtig auf den Weg geachtet, sich in einigen Dornenranken verfangen und war gestürzt.
„Alles in Ordnung Lynn?“, Samantha half ihrem Halbbruder wieder auf die Beine, Lynn nickte und versuchte recht erfolglos, sich das Blut von der zerschrammten Haut zu wischen, „es tut mir Leid, aber ich fürchte ich kann nicht mehr.“ „Nein, mir tut es Leid, ich habe nicht bedacht, dass ihr ein anderes Leistungsvermögen habt als ich, ein wenig weiter vorn ist eine... Na ja, Lichtung würde ich es nicht nennen, sagen wir ein größerer Fleck unbewachsenen Bodens. Dort können wir rasten.“ Lynn nickte erleichtert, auch Fayn schien ziemlich froh, allerdings hätte der Zwerg das wohl nie zugegeben. Ich selbst nahm die Nachricht mit gemischten Gefühlen auf, noch immer widerstrebte mir dieser Ort, doch ich war klug genug, um mir darüber im Klaren zu sein, dass ich früher oder später zusammenbrechen würde, es war wohl besser das zu umgehen.
So wie man sagt, Hunger sei der beste Koch, so müsste man auch sagen, dass Erschöpfung das beste Schlafmittel ist, wider jeglichen Erwartens, hatte selbst in dieser trüben Düsternis niemand Probleme einzuschlafen. Vielleicht lag es daran, dass wir völlig beruhigt sein konnten, wo Samantha doch Wache hielt, wahrscheinlicher aber ist, das wir einfach zu müde waren und wie Fayn es ausdrückte, selbst auf dem Schlachtfeld mitten im Kampf hätten schlafen können. Am nächsten Morgen, oder vielmehr zu dem Zeitpunkt, da Samantha uns weckte, setzten wir unseren Marsch durch den Nebel fort.
Wegen des unheimlichen Echo und der Entdeckungsgefahr, ein Kampf unter diesen Bedingungen war das letzte, was wir wollten, vermieden wir es, miteinander zu reden und mir blieb eine Menge Zeit um nachzudenken. Insbesondere beschäftigte mich dabei etwas, das ich mehrfach erfolglos aus meinen Gedanken zu verbannen suchte, in dem Moment, da wir beschlossen hatten, dass Samantha niemals erfahren sollte, was im Land-unter-dem-Schnee vorgefallen war, hatten wir auch dafür gesorgt, dass wir wohl nie erfahren würden, was es mit Ardwen und Sæn auf sich hatte, dennoch ließ diese Frage mich so schnell nicht los außerdem, war ich mir sicher, dass Sam mehr wusste, als sie zugegeben hatte, doch nichts schien zusammenzupassen, ich hätte viel dafür gegeben, erfahren zu können, was geschehen war.
Es dauerte wohl eine ganze Weile, bis ich bemerkte, dass Sternenglut neben mir lief ich warf dem Wolf einen erstaunten Blick zu, was wollte er?
„Was hast du Sternenglut?“ „Was sollte ich haben?“ „Woher soll ich das wissen? Ich nehme nur an, dass es einen Grund dafür gibt, dass du nicht mit Sam läufst.“ „Ja den gibt es,“, die Gedankenstimme des Wolfes hatte einen Unterton, den man als erbost hätte bezeichnen können, „sie ist in letzter Zeit unausstehlich.“ „Übertreibst du nicht?“ „Nein, das tue ich nicht, und vor allem weigert sie sich, mir zu sagen, was geschehen ist.“ „Wundert dich das?“ „Nein, aber ich möchte ihr helfen, ich spüre doch, dass sie sich sorgt.“ „Nicht nur du, aber aus irgendeinem Grund fällt es ihr sehr schwer sich anderen anzuvertrauen, ich wüsste oft gerne, was sie denkt. Es ist nicht schön, aber wenn sie nicht bereit ist, zu reden, sollten wir sie nicht zwingen. Ich glaube so in etwa hast du das ausgedrückt.“ „Ja.“, der Wolf stieß einen Laut aus, der wie ein gequältes Seufzen klang, „du bist ihr sehr ähnlich, weißt du das Nico?“ „Ich?“, erwiderte ich ungläubig, „wieso sollte ich ihr ähnlich sein?“ Der Wolf zog die Lefzen zurück, dass es aussah, als grinse er, „du bist es, vermutlich mehr, als ihr beide denkt.“, damit verschwand er wieder im Nebel und ließ mich äußerst verwirrt zurück, was zum Teufel hatte er gemeint?
Obwohl es unmöglich war, im Nebelwald den Verlauf der Zeit festzustellen, so war doch sicher, dass wir uns bereits seid mehreren Tagen durch das Dickicht kämpften, und ein Ende war nach wie vor nicht abzusehen. Allerdings konnten wir zu unserer Erleichterung festzustellen, dass hier zumindest ganz normale Tiere lebten, wie ich feststellte auch solche, von denen ich in Terra noch niemals gehört hatte, oder die dort als ausgestorben galten. Magische Kreaturen jedoch, harmlos oder nicht, bekamen wir zunächst keine zu Gesicht. Es ist fraglich, ob das ein Nachteil oder ein Vorteil war.
„Wie lange mögen wir jetzt hier sein?“, Fayn versuchte erfolglos den Nebel zu durchdringen. „Keine Ahnung.“, erwiderte Lynn und verkorkte seine Flasche, wir hatten Glück gehabt und einen seichten Bach gefunden, an dem wir unsere Wasservorräte, die zu Ende gegangen waren, auffüllen konnten. „Was meinst du Sam?“ „Hmm?“, Samantha hatte sich in B´raks Karte vertieft, in der Hoffnung, dass diese uns aus dieser misslichen Lage befreien oder uns doch zumindest ein paar Informationen schenken würde, das jedoch war nicht der Fall, der Karte nach hatten wir uns nämlich nicht vom Fleck bewegt, was wohl an der Magie des Waldes liegen mochte. „Vier Tage würde ich sagen, vielleicht mehr, vielleicht weniger.“ „Vier Tage?“, wiederholte Nyki beherrscht, „und wie lange braucht man normalerweise?“ „Ich habe es euch doch erklärt, es gibt kein „normalerweise“. Soweit ich weiß gibt es nicht einmal zwei Reisende, die diesen Wald in gleicher Zeit durchquerten.“ „Und was war das längste?“, der Drache blickte unruhig nach hinten in den Nebel wo soeben ein seltsames Stöhnen erklungen war, vermutlich der Wind. „Am längsten blieben die, die nie mehr zurückgekehrt sind.“, erwiderte Samantha düster, „das längste, was lebend geschafft wurde, war soweit ich weiß vier Wochen.“ „Na ja, dann haben wir immerhin noch ein bisschen Zeit, oder?“, Lynn sah von einem zum anderen, „sollen wir weitergehen?“ Ein allgemeines Nicken war die Antwort.
„Was hast du Nico?“ Ich schrak zusammen, ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass Samantha sich zu mir gesellt hatte und jetzt neben mir herlief. „Warum sollte ich etwas haben?“ „Ich weiß nicht, du bist in letzter Zeit sehr still.“ „Möglich, ich, ich habe eine Menge nachgedacht.“ „Aha.“, sie lächelte, „und wer war es, der zu mir gesagt hat, ich würde zuviel denken?“ „Keine Ahnung wen du meinst.“, erwiderte ich und musste grinsen. „Darf man erfahren, worüber du nachdenkst?“ „Über vieles, aber am meisten beschäftigt mich, was Sternenglut letztens zu mir gesagt hat.“ „Aha.“, sie seufzte, „wieder dieser Wolf, manchmal gehört er wirklich abgeschossen... Also was hat der große Philosoph gesagt?“ „Er sagte, dass ich dir ähnlich sei, vermutlich mehr, als wir beide dächten. Jetzt zerbreche ich mir den Kopf darüber, was er gemeint haben könnte.“ „Hm... Vielleicht ist unsere Herkunft ähnlich, das weiß ich nicht, oder aber er meinte bestimmte Eigenschaften und Charakterzüge.“ „Zum Beispiel?“ „Na ja, wir sind beide Magier, schleppen beide die Macht und das Vermächtnis eines uralten Artefakts mit uns herum, tragen beide eine der Schicksalsklingen und uns beiden wurde jeweils ein gefährliches, ungewisses Schicksal aufgehalst, ohne dass wir vorher gefragt worden wären.“ „Das sind also die Eigenschaften,“, ich spürte wie meine Laune sich schlagartig besserte, ohne dass ich hätte sagen können, weshalb, „wie sieht’s mit den Charakterzügen aus?“ „Na ja, ich würde sagen wir sind beide ziemlich ehrlich und lügen nur, wenn wir es für wirklich unabdingbar halten. Na ja, du bist ein guter Freund und würdest niemals jemanden im Stich lassen...“ „Genau wie du.“ „Vermutlich, außerdem bist du ziemlich mutig...“ Jetzt musste ich doch tatsächlich lachen, „mutig ich? Sam! Du bist mutig, aber ich kann mich an kaum einen Kampf oder ähnliches erinnern, da ich nicht innerlich vor Angst gebebt hätte!“ „Und weiter? Nico, was verstehst du unter Mut?“ „Ich... Na ja...“ „Das dachte ich mir, in Terra scheint der Glaube verbreitet, Mut, das Bedeute frei von Angst zu sein, mutig zu sein bedeutet aber nicht keine Angst zu kennen, sondern seine Angst überwinden zu können, wenn es darauf ankommt.“ „Das hat Lynn mir auch schon erklärt.“ „Und was glaubst du, von wem er das hat?“ „Schön, dann bin ich eben mutig, wenn du darauf bestehst.“ „Gut. Hmm... Worin sind wir einander noch ähnlich? Vielleicht...“
„Halt!“ „Was?“, erschrocken sah Samantha sich um, die fremde Stimme war überraschend erklungen und sie hatte uns erreicht, lange bevor wir einen verschwommenen Schemen im Nebel ausmachen konnten, eine ziemlich stämmige Gestalt stand einige Meter vor uns und versperrte uns den Weg. „Wer bist du?“, erkundigte sich Samantha forsch, Lynn, Fayn und Sternenglut waren zu uns aufgerückt, Nyki hielt sich gezwungenermaßen im Hintergrund. „Dein Tod.“, erwiderte die Gestalt, ihre Stimme war leise und dennoch problemlos zu verstehen, der kalte, grausame Tonfall ließ einem das Blut in den Adern gefrieren, „oder sagen wir besser, dein Verderben.“ Die Gestalt trat vor, viel deutlicher war sie deshalb nicht zu sehen, wurde doch ihr Körper gänzlich von einem schwarzen Kapuzenumhang verhüllt. Einzig der mehr als reichbestückte Waffengurt war zu sehen, kein sehr ermutigender Anblick, um ehrlich zu sein.
„Ein Assassine!“, Lynns Stimme war heiser vor Entsetzen und ich kam mir wieder einmal ziemlich begriffsstutzig vor, „was ist ein Asasine?“ „Ein Assassine.“, verbesserte mich Sternenglut und fügte grimmig hinzu, „Assassinen sind die gefährlichsten und grausamsten Wesen, die es im Diesseits gibt, sie leben an den Dunkelsten und verkommensten Orten, nähren sich von Angst, Verzweiflung und Wahnsinn. Gefühle kennen sie nicht, genauso wenig wie Erbarmen mit ihren Gegnern, obwohl sie ziemlich klug sein sollen, hat ihr Leben nur drei Zwecke, zu töten, sich zu vermehren und Reichtum zu erwerben und zu horten. Sie fürchten den Tod nicht und kennen keine Gnade, das macht sie zu perfekten Auftragskillern. Glücklicherweise gibt es nur sehr wenige von ihnen und nur wenige haben das Pech ihnen zu begegnen.“ „Assassinen sind starke magische Wesen,“, erklärte Samantha mit kühler Stimme als hätte sie den Vortrag des Wolfes mit angehört, „es ist so gut wie unmöglich sie zu töten. Lieber zehn Schatten als einen Assassinen, wer jemals einem begegnet ist, konnte nicht mehr davon berichten. Ein Wesen, das gegen Magie immun und Meister sämtlicher Waffen und Kampfarten, und dessen Panzer so gut wie undurchdringlich ist, ist das letzte, was man sich als Gegner wünschen sollte.“ „Also die perfekten Handlanger für deinen Vater.“, ich versuchte das Zittern meiner Stimme zu unterdrücken, dass was ich soeben erfahren hatte, jagte mir ganz schön Angst ein, „etwas das abgrundtief böse ist...“ „Oh nein, sie sind nicht böse, sie sind jenseits von gut und böse, und sie kämpfen nicht aus Überzeugung, sondern nur um den Gewinns wegen. Außerdem ordnen sie sich grundsätzlich niemandem unter, von meinem Vater kommt er sicher nicht.“, sie blickte zu der reglosen Gestalt des Assassinen, auf irgendetwas schien er zu warten...
Von meinem Vater kommt er sicher nicht..., ein Bild verirrte sich in ihren Geist, ein düsteres Arbeitzimmer, wenige Fackel erhellten die Wände, wohin man sah Bücher und in der Mitte ein großes Schreibpult. Dort standen zwei Gestalten, der Assassine und... „Shannam! Verdammt, wie konnte ich da vergessen?“, Samantha richtete ihren Blick auf den Assassinen, der neigte leicht den Kopf, „ich wusste, dass jemand dort war, hätte ich allerdings geahnt, dass du es gewesen bist, hätte ich die ganze Sache verkürzen können, nun, wie dem auch sei. Du weißt was jetzt geschehen wird.“ „Aber ich will sie lebendig, hörst du? Ich will jener ins Gesicht sehen, die meinen Bruder ermordete, das bin ich Oryon schuldig. Ihr soll das schlimmste Schicksal wiederfahren, das nur möglich ist.“, wiederholte Samantha leise Shannams Worte, ihre Stimme war fast nicht zu verstehen. „Genau.“, hätte man sein Gesicht gesehen, so hätte der Assassine vermutlich gegrinst. Entschlossen zog Samantha ihr Schwert, sofort waren Lynn und ich an ihrer Seite. „Nein.“, erklärte sie entschieden, „das hier ist meine Schuld, ich hätte niemals zurückkommen dürfen, er wird euch nichts tun, solange ihr euch ihm nicht in den Weg stellt.“ „Nein.“, erwiderte ich bestimmt, ganz abgesehen davon, dass es mir unmöglich war zu glauben, dass ein Wesen, dessen Lebensinhalt wohl erwiesenermaßen Töten war, uns einfach so verschonen sollte, wollte ich sie nicht im Stich lassen, „diesmal nicht.“ Lynn nickte und nahm sein Schwert. „Immerhin hast du selbst gesagt, dass du nicht alles alleine schaffen kannst.“, erklärte Fayn entschlossen und nahm die Vulkanaxt zur Hand.
Der Assassine lachte, ein Geräusch, dass einem das Mark in den Knochen gefrieren ließ und eines, dass auch nur annähernd zu beschreiben mir unmöglich ist. Samantha jedoch sah von einem zum andern und nickte dann dankbar, in ihren Augen glänzte es verräterisch.
„Was seid ihr doch für Narren.“, der Assassine schüttelte gelangweilt den Kopf, „wieso erdreistet ihr Sterblichen euch dauernd, es mit uns aufnehmen zu wollen?“
Niemand gab ihm Antwort, schweigend standen wir einander Gegenüber, jeder wartete darauf, dass der andere den ersten Schritt tun würde. Dann schien dem Assassinen der Geduldsfaden zu reißen, mit einem schrillen, animalischen Kampfschrei stürzte er nach vorn, als Waffe hatte er ein Kurzschwert gewählt, es gelang Samantha zwar, den Hieb abzublocken, doch ich sah, wie sie unter der Wucht des Schlages erzitterte, dieses Wesen musste unmenschliche Kräfte besitzen.
Das sollten wir alle bald zu spüren bekommen, der Assassine war so unglaublich schnell, dass man meinen konnte, er griff und alle zugleich an, jedem Hieb jedoch, den wir gegen ihn richteten, wich er mit Leichtigkeit aus, er trug nicht einmal einen Kratzer davon, während wir unangenehme Bekanntschaft mit seinen zahlreichen Waffen schlossen. Selbst Nyki, der trotz seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit sein möglichstes tat, war machtlos.
„Was soll das? Das kann doch nicht normal sein!“, rief Fayn mit schwankender Stimme, seine wachsende Furcht vermochte er nicht zu verbergen, es schien ganz so, als wäre es dem Zwerg unmöglich zu verstehen, wie der Assassine jedem seiner wuchtigen Axthiebe mit Leichtigkeit entgegenwirkte. „Wem sagst du das? Das ist mir schon seit längerem klar.“, erwiderte Samantha grimmig, sie war die einzige von uns, der es bisher ebenfalls gelungen war, unverletzt zu bleiben. Das aber wohl auch nur, weil sie über ein außergewöhnliches Reaktionsvermögen verfügte, dem Assassinen im punkto Schnelligkeit um nichts nachstand, und ihre Technik gar noch einen Hauch besser war. Der rohen Körperkraft des Meuchelmörders hatte sie dennoch nicht allzu viel entgegenzusetzen und ihre Muskeln erbebten unter der unerbittlichen Wucht seiner Hiebe.
Die Lage war hoffnungslos, wieder einmal, es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis wir dem drängenden Ansturm erlagen, wir brauchten einen anderen Weg, und zwar schnell!
„Es gibt keinen.“, Sternenglut schien wiedereinmal ganz genau zu wissen, was ich dachte. „Das kann nicht sein.“, erwiderte ich leise und unterdrückte mühsam das Zittern meiner Stimme, Angst konnte ich später noch haben, jetzt galt es zu handeln, wie auch immer, „es muss doch schon einmal jemandem gelungen sein so ein... So eine Kreatur zu besiegen.“ „Es gab und gibt nur eine einzige Person, der das gelungen ist.“ „Und wer? Oder nein, was viel wichtiger ist, wie ist es ihr gelungen?“ „Ich weiß nicht wie, vermutlich war es einfach nur Glück.“ „Verdammt... Also schön wer ist es gewesen? Vielleicht kann uns auch das irgendwie weiterhelfen.“ „Wer wohl? Es war...“
Das der Assassine mich angreifen würde, das war abzusehen, darauf war ich vorbereitet gewesen, der Hieb jedoch, den er gegen Sternenglut richtete um den Wolf so jenseits der Nebelwand ins Unterholz zu befördern, der kam völlig überraschend. Sofort drängten sich mir unzählige Fragen auf, zwei jedoch drängten sich besonders in den Vordergrund, hatte er unser Gespräch hören können? Und wenn ja, wieso hatte er dann verhindern wollen, dass ich den Namen jener Person erfuhr, die einst einen Angehörigen seiner Art besiegt hatte?
Ein Wesen, das gegen Magie immun und Meister sämtlicher Waffen und Kampfarten, und dessen Panzer so gut wie undurchdringlich ist, ist das letzte, was man sich als Gegner wünschen sollte... Ja, das war nicht zu bestreiten, verzweifelt forschte ich nach einem Anhaltspunkt, das Problem war, dass ich bis zu diesem Moment nichts, aber auch absolut nichts von oder über Assassinen gewusst hatte, und mir nur das wenige blieb, was ich soeben von den anderen erfahren hatte. Wie war das noch? Assassinen sind die gefährlichsten und grausamsten Wesen, die es im Diesseits gibt, sie leben an den dunkelsten und verkommensten Orten, nähren sich von Angst, Verzweiflung und Wahnsinn. Gefühle kennen sie nicht, genauso wenig wie Erbarmen mit ihren Gegnern, obwohl sie ziemlich klug sein sollen, hat ihr Leben nur drei Zwecke, zu töten, sich zu vermehren und Reichtum zu erwerben und zu horten. Sie fürchten den Tod nicht und kennen keine Gnade, das macht sie zu perfekten Auftragskillern. Glücklicherweise gibt es nur sehr wenige von ihnen und nur wenige haben das Pech ihnen zu begegnen. Hmm... Das half mir nicht. Immun gegen Magie... Ein Panzer... Moment, immun gegen Magie? Was aber wenn sich die Magie nicht gegen das Wesen selbst richtete, sondern beispielsweise gegen seine Waffen? Den Versuch war es alle Mal wert. Ich konzentrierte mich auf die Magie des Spirits, auch wenn ich nicht sicher sein konnte, ob der Assassine wusste, was ich dachte, so war es doch besser wenn ich nicht vorher verriet, was ich vorhatte.
„Klirr.“, die Klinge seines Schwertes barst mit einem hellen Laut, unzählige Splitter flogen umher, um sich dann im Schutz des Nebels in unschuldige Pflanzen zu bohren. Völlig überrascht starrte der Killer auf den klingenlosen Knauf seines Schwertes, obwohl die Verzögerung nur Sekunden betrug, wurde ihm genau das zum Verhängnis. Exakt in dem Moment, da seine Klinge zersprang, hatte Samantha die ihre vorgestoßen. Zunächst schien es, als könne sie nicht viel ausrichten, sie zerfetzte seinen Umhang, dann gab es ein seltsames Geräusch, als das Metall des Schwertes über eine anscheinend extrem harte Oberfläche kratzte, und unter dem zerfetzten Stoff blitzten sturmgraue, kristallartige Schuppen hervor, ähnlich denen eines Drachen. Dann jedoch, durchdrang die Drachenklinge den Panzer, gelbgrünes Blut spritzte umher und brannte wie Säure, wo es einen berührte. Der Assassine stieß einen weiteren Schrei aus, ähnlich dem Kampfschrei und doch anders, es schien sich endlos hinzuziehen, als wäre die Zeit erstarrt, doch das alles geschah in wenigen Sekunden.
„Das wirst du mir büßen.“, zischte der Assassine entzürnt, seine Stimme hatte mit einem Mal etwas schlangenhaftes, er presste die Hand auf den Schnitt, der sich vor unseren Augen zu schließen begann. Was sollte das? Was war dieses Wesen? Und vor allem, wie in aller Welt sollte man so etwas besiegen?
„Und wie du da büßen wirst, ich darf dich nicht töten noch nicht, doch du wirst Qualen erleiden wie sie sich kein Sterblicher vorzustellen vermag.“, er griff nach einer großen Streitaxt, Samantha wich ein wenig zurück, als er auf sie eindrang, dennoch brachte schon der erste Hieb ihr einen klaffenden Riss, der sich von der Seite über die Rippen nach vorn zog, ein. Mit ihrem Schwert hatte sie keine Chance gegen die schwere Axt. Unentschlossen und zugleich verzweifelt musterte ich den Meuchler, nutzte es irgendetwas, wenn ich auch seine zweite Waffe zerstörte?
„Oh ja, du wirst leiden, deine Freunde werden sterben, doch vielleicht haben sie damit das bessere Schicksal erfahren. Warte nur Menschling, du...“ „Ich fürchte, das wird warten müssen, ich finde, dass das jetzt fürs erste genügt.“, erklang eine klare Stimme, voll von Macht und Weißheit und ließ alle, auch den Assassinen erstarren. Eine weiße Frau löste sich aus dem Nebel, so schien es zumindest. Sie schien schon sehr, sehr alt zu sein, doch trotz des ausgeblichenen, weißen Haares, das zu einem Zopf geflochten war und von schlichten weißen Bändern zusammengehalten wurde, und der unzähligen Falten und Runzeln die das bleiche Gesicht durchzogen, das dennoch eine Ausstrahlung besaß, die fast nicht zu beschreiben war, wirkte sie nicht im mindesten verbraucht oder gebrechlich. Die Magierin, ihr Bodenlangen, schneeweißen Roben, die den Rest ihres ungebeugten Körpers verbargen kennzeichneten sie zweifelsfrei als solche, war ein Inbegriff des Guten, alles Guten und das spürte man, ganz von selbst ging die Saat der Hoffnung in unseren Herzen auf und begann zu keimen. „Dies ist mein Wald, du hast seine Gesetzte missachtet und bist hier nicht länger willkommen.“, sie sprach zu dem Assassinen, doch nicht zornig, nicht einmal wirklich streng, sie sprach wie zu einem ungehorsamen Kind, dem man doch nicht wirklich böse sein konnte, „geh jetzt und komm nie mehr zurück, es ist ein heiliger Ort, eine befleckte Seele hat hier keinen Platz.“
Der Nebel wallte auf, als sei er lebendig und verschluckte die Kreatur, ehe der Assassine auch nur ein weiteres Wort über die Lippen brachte, seine Streitaxt und die Überreste seines Schwertes blieben verloren am Boden zurück, Sternenglut kam zerzaust und zerkratzt aus dem Nebel gelaufen und eilte sofort an zu Samantha, die schwer atmend im Staub kniete und sich die Seite hielt, ich sah wie das Drachenmal leuchtete und ihr Gesicht sich vor Anstrengung und Schmerz verzerrte, doch die Wunde schloss sich nicht, sie schien eher noch breiter zu werden. „Krysagrengift!“, rief Lynn, als es ihm endlich gelungen war, seinen Blick von der weißen Frau abzuwenden, „Sam hör auf!“ Das hatte sie bereits sie kniff die Augen zusammen und sah zu der Frau hin die verharrte ruhig und musterte uns, einen nach dem anderen aus gütigen aber gerechten dunkelvioletten Augen. „Es ist Zeit, kommt.“, erklärte sie dann sanft, vollführte eine Handbewegung und der Nebel verdichtete sich.
Irgendwo inmitten des wabernden weiß sah ich ein silbernes Blitzen, „Sam?“, fragte ich auf gut Glück, tatsächlich tauchte sie vor mir im Nebel auf, sie stand jetzt aufrecht, der Schnitt sah wirklich übel aus, er war ziemlich tief, doch jetzt seltsamerweise geschlossen, das mochte das Silberblitzen gewesen sein...
„Und das Gift?“, ich merkte erst hinterher, dass ich laut gesprochen hatte, „Lynn sagte doch...“ Sie lächelte gequält, „es war kein Krysagr, etwas ähnliches zwar, aber glücklicherweise kein Krysagr, er durfte mich nicht töten, und das hätte diese Wunde unweigerlich getan, wenn die Klinge tatsächlich mit dem Gift benetzt gewesen wäre.“ „Warum eigentlich? Was war mit Shannam?“ „Als ich in seiner Festung war...“ Plötzlich kamen wir auf dem Boden auf und der Nebel verschwand, Samantha taumelte, fing sich dann aber, „als ich in der Festung war, habe ich ihn belauscht, als er dem Assassinen den Auftrag gab, mich zu finden und zu ihm zu bringen. Ich wusste es nicht mehr, deshalb konnte ich es dir in Ayllwnn nicht sagen.“
„Seid gegrüßt.“, das war die weiße Frau sie stand vor uns und musterte uns ruhig, erst jetzt betrachtete ich unsere Umgebung und staunte. Nicht nur, dass sich hier von Nebel keine Spur fand, sodass vereinzelte Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach des Waldes fielen und goldene Muster auf den Boden malten, das hier war auch nicht mehr einfach nur ein Wald. Es war ein schlichtweg wunderschöner Garten, unzählige Blumen in allen Farben gediehen hier, Dahlien waren darunter, Maiglöckchen, Stiefmütterchen, Rosen, Gänseblümchen, Orchideen und viele mehr auch einige, die ich nicht kannte, sie blühten bunt durcheinander und der farbige Teppich schien sich bis zum Horizont hinzuziehen. Nur an einer Stelle wurde das Blumenmeer unterbrochen, dort erhob sich ein kleines Haus zwischen den Blüten. Es war aus Backsteinen erbaut und weiß gestrichen, die roten Ziegel und blanken Scheiben blitzten freundlich im Sonnenlicht, die Tür, umrankt von wildem Wein, war einladend geöffnet.
„Thalia?“, ein wenig ungläubig musterte Samantha die weiße Robe, sie dachte daran, wie sie die Magierin zum ersten Mal erblickt hatte, Samantha war damals sechs gewesen und hatte nicht groß auf sie geachtet, doch später hatte sie die weise Frau besser kennen gelernt. Sie erschrak ein wenig, Thalia war alt geworden, älter als sie in sieben Jahren hätte werden dürfen, doch hatte sie nichts von ihrer Ausstrahlung verloren. Die weiße Frau antwortete nicht, musterte Samantha nur stumm, bis diese den Blick abwandte, etwas, das äußerst selten vorkam. „Kommt rein.“, lud uns Thalia schließlich ein, „ihr seid sicher erschöpft und deine Wunde muss versorgt werden.“ Letzteres galt Samantha, denn wir anderen hatten nur ein paar oberflächliche Schnitte und Kratzer abbekommen, die jedoch schüttelte den Kopf, „mir geht es gut.“, sie murmelte ein paar Worte und schloss den Spalt in ihren Sachen, dass man die Wunde nicht mehr sah.
„Es stimmt also.“, Fëons Blick ruhte auf der Karte in Samanthas Händen, „ihr wollt uns verlassen.“ „Morgenfrüh.“, bestätigte Lynn, „wir haben eure Gastfreundschaft sehr genossen und danken euch dafür, doch...“ „Mit der Bezwingung des Eisgottes haben wir nur ein Teilziel erreicht,“, Samantha blickte in die tanzenden Flammen des Kaminfeuers, „unser Weg ist noch lang, und er verkürzt sich nicht, wenn wir zögern, außerdem wird mit jeder Minute, die wir uns hier aufhalten die Gefahr für euch größer.“ „Das war mir von vornherein klar, sowohl das es eine Gefahr ist, euch hier zuhaben, als auch die Tatsache, dass ihr uns wieder verlassen würdet, trotzdem stimmt es mich traurig. Ihr habt mein Volk gerettet und ich stehe auf ewig in euerer Schuld, wisset, dass hier jederzeit willkommen seid. Gibt es noch etwas, das wir für euch tun können?“ „Das ist ein großzügiges Angebot, das ihr uns da macht, bei entsprechender Gelegenheit werden wir vielleicht darauf zurückgreifen müssen. Tatsächlich gibt es noch etwas, das ihr für uns tun könntet...“ „Ein schwieriger Wegabschnitt liegt vor uns.“, schnitt ihr Fayn das Wort ab, „wir brauchen Proviant und Ausrüstung.“ Der König nickte, „ich werde dafür sorgen, dass bis zum Morgengrauen alles bereit ist, Kirtan...“, er nickte seinem Sohn zu, welcher mit beinahe erleichtertem Gesichtsausdruck verschwand.
Dann wandte sich Fëon wieder dem Zwerg zu, „du verlässt uns also?“ „Ja, nun, da ich meine Bestimmung kenne, werde ich mit Nico und seinen Freunden ziehen.“ „So sei es, ich danke dir für die Dienste, die du mir und meinem Reich erwiesen hast, ich wünsche dir Glück Fayn Feuerklinge.“ Fayn verneigte sich kurz, „danke Majestät.“ „Euer nächstes Ziel ist Tr´âçom?“, Ceris war hinter Samantha getreten und hatte über deren Schulter hinweg einen Blick auf die Karte geworfen.“ „Ja,“, entgegnete Samantha und musterte die zierliche Menschenfrau, deren unergründliche hyazinthblaue Augen auf dem Drachenkind ruhten. „Was ist Ceris?“ „Was sollte sein?”, sie neigte den Kopf zur Seite, dass Wellen ihres langen, schwarzblauen Haares nach vorn vielen und ihr Gesicht beschatteten. „Das weiß ich nicht, sonst würde ich nicht fragen.“ „Bist du da sicher?“ Samantha schien ihre ohnehin schon schwindend geringe Geduld endgültig zu verlieren, „ja.“, fauchte sie in ziemlich unfreundlichem Ton, Ceris jedoch verharrte ungerührt, Stille war eingetreten. „In Böses dringen, um Gutes zufinden... Um Opfer zu bringen, die schließlich verbinden...“, zitierte Ceris leise, ich spitzte die Ohren, das war ein Teil der Prophezeiung des Silberdrachen, woher kannte die oberste Hüterin ihn?
Samantha verzog keine Miene, doch in ihren Augen blitze es gefährlich, „willst du mir damit irgendetwas sagen?“ „Ja, das möchte ich, doch vermutlich ist es nicht in deinem Interesse, dies hier vor allen zu klären.“ Wenn du meinst.“, Samantha legte die Karte zur Seite und stand auf, dann verließ sie mit Ceris den Raum.
„Was soll das? Worum geht es da?“, erkundigte sich Lynn erstaunt, bei Xheo, der nervös neben Fëon stehen geblieben war. Der Hüter zuckte hilflos mit den Schultern, „ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber so, wie die beiden sich verhalten haben, muss es ziemlich wichtig sein.“ „Das gefällt mir nicht, Fëon blickte stirnrunzelnd zum Kamin, „das bedeutet, dass Ceris mir etwas verschweigt, von Smaragds Tochter bin ich das ja gewohnt, doch als oberste der Hüter...“ „Sie wird ihre Gründe haben.“, wurde er von Fayn unterbrochen, „zugegeben, ich hatte nicht viel Zeit, sie kennenzulernen, doch sie erschien mir sehr gewissenhaft.“ „Ja.“, erklärte der König langsam, „ja, das ist sie...“, er schüttelte den Kopf, „wie auch immer wir sollt...“ Das knarren der Tür unterbrach ihn, Kirtan war zurückgekehrt. „Es ist alles geklärt, die Verpflegung wird bei Morgengrauen bereitstehen.“, erklärte der Halb-Elf und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, er schien überrascht, als er das Fehlen von Ceris und Samantha bemerkte.
Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis die beiden zurückkehrten, in dieser Zeit sprachen wir über Belanglosigkeiten, doch sobald sich die Tür erneut öffnete, waren sämtliche Blicke auf die Hereinkommenden gerichtet. Ceris ging voraus, sie wirkte enttäuscht und erbittert, ihr sonst so freundliches Gesicht war von Unmut verzerrt. Samantha hingegen war wenig anzusehen, sie wirkte verschlossener denn je, allerdings, war ich der Meinung, dass sie ein wenig blasser war, als zuvor, als sei sie nur um Haaresbreite einer Katastrophe entronnen. Ich sollte nie erfahren, was die beiden Besprochen hatten, der Hintergrund des Gespräches jedoch würde sich mir viel zu früh offenbaren.
Wie vereinbart brachen wir mit dem Morgengrauen auf, der Abschied war herzlich, auch wenn einige Missklänge die gute Laune trübten. Jetzt befanden wir uns, großzügig mit allerlei Lebensnotwendigkeiten versorgt, auf dem Weg nach Tr´âçom zu den Steinzwergen, über die es mir noch immer nicht gelungen, war, genaueres herauszufinden. Laut Nyki waren diese Wesen eigentlich nur Legende, keiner schien etwas darüber zu wissen, oder wollte zumindest, wie ich in Samanthas und vielleicht auch Fayns Fall argwöhnte, nichts darüber sagen.
Die erste Zeit der Reise verlief reibungslos, die Schneeebenen lagen bereits hinter uns. Samantha hatte recht behalten, tatsächlich hatten wir während der gesamten Zeit, die sich inzwischen auf etwa vier Wochen belief nur ein einziges Dorf passiert, allerdings hatten wir es uns gespart, dort Station zu machen, denn schon von weitem war zu sehen gewesen, dass das Dorf völlig zerstört worden war, das schien Shannams Handschrift zu sein.
Wir hatten die Regelung getroffen, den ersten Teil des Tages zu marschieren und dann nachmittags bis Abends zu fliegen, es war Lynns Vorschlag gewesen, da wir auf diese Weise unsere Kräfte am wenigsten beanspruchen würden. Als wir jedoch den Nebelwald erreichten, einen tiefen Wald, der so dicht war, dass das Sonnenlicht niemals bis zu seinem Boden drang, weshalb dieser in ewigem Nebel lag, blieben uns nur zwei Optionen, entweder es gelang uns, in zu überfliegen oder wir würden ihn durchqueren müssen, landen und starten würde zwischen den dichtstehenden Bäumen, für den Drachen unmöglich sein.
„Traust du es dir zu, uns hinüberzutragen?“ „Ich weiß nicht, wie groß ist er?“ „Das weiß niemand,“, schaltete sich Samantha in das Gespräch zwischen Halb-Elf und Drache ein, „dieser Wald es heißt, sein Name komme nicht nur von den ewigen Nebelschwaden, die ihn verhüllen, man sagt er selbst sei wie der Nebel, unstet und nicht zu greifen. Es ist zweifelsfrei ein Ort voller Magie, wenn es stimmt was man sich erzählt, dann ist es unmöglich abzuschätzen, wie weit der Flug sein wird.“ „Klingt nicht sehr ermutigend.“, befand Nyki, „was ist, wenn ich die Strecke nicht bewältigen kann, es wird keine Möglichkeit geben, zu landen.“ „Also laufen wir?“, erkundigte sich Fayn erleichtert, das Gesicht des Zwerges hatte während des vorherigen Gesprächs eine ungesunden Grünton angenommen. Alle Blicke richteten sich auf den schwarzen Drachen, der nickte zögernd, „ich glaube, das wäre sicherer.“, ihm war anzusehen, wie ungern er zugab, dass etwas seine Fähigkeiten überstieg, aber das war wohl der Stolz der Drachen.
„Was haben wir von diesem Wald zu erwarten?“, erkundigte ich mich und rührte weiter in dem Eintopf, der über dem Feuer vor sich hinköchelte, der Fund einiger wilder Kartoffeln war wohl ein echter Glücksfall gewesen. „Ich weiß es nicht.“, erwiderte Samantha, „ich war erst... Ich habe diesen Wald noch nie betreten, aber es soll sich dort wohl allerhand herumtreiben, von harmlosen Wesen wie Kwiqs und Gnomen bis hin zu Trollen und Ogern.“ „Dämonen?“, fragte Lynn nur, sie zuckte mit den Schultern, „vermutlich. Außerdem warte, ich glaube eine alte Magierin lebt seit einiger Zeit hier. Ihr Name war... Thalia?“, ein seltsamer Ausdruck trat in ihre Augen, als hätte der Name in ihr selbst etwas wachgerufen, „ja, ich glaube, es war Thalia. Wir sollten bis Sonnenaufgang warten, ehe wir losziehen, das Licht dringt zwar vermutlich kaum durch, aber wenig Licht ist immer noch besser als gar keins.“
Als wir am Morgen, wie geplant den Wald betraten, zeigte sich, dass er seinen Namen durchaus zurecht trug. Kaum hatten wir die ersten Schritte getan, wurden wir in einen trüben grauen Schleier eingehüllt und unsere Umgebung, Baumstämme oder Pflanzen waren nur mehr dunkle Schemen. Der Wald war nicht still, so wie der schwarze Wald vor Yania, doch das Rauschen der Blätter und Ächzen des Geästs, das unheilvolle Knistern im Dickicht und das trockene Krachen, wenn ein Zweig unter unseren Füßen brach, nahmen dem Wald genauso wenig seine Unheimlichkeit, wie das Zirpen und Knarren einsamer Insekten oder die verirrten Vogelschreie, die dann und wann dumpf durch das Gehölz hallten. Die Sicht betrug nur wenige Schritte, alles was sich über unter oder neben uns befand konnte man bestenfalls anhand verschiedener Schatten erahnen. Im Dämmerlicht erschienen unsere Gesichter fahl und ungesund, die Stimmung des Waldes hatte zwar nichts bedrohliches, doch sie verursachte dennoch ein ungutes Gefühl, es war, es war ein Gefühl des Beobachtetseins, als würden im Schatten tausende von Augen lauern, die ganz genau überprüften, wer und was den Wald betrat.
„Ein seltsamer Ort.“, Lynns Stimme, deren Echo sich im Wald verfing und uns als langgezogener Klageruf noch lange nacheilte jagte mir einen Schauer über den Rücken, auch der Halb-Elf selbst zuckte zusammen. „Ja.“, erwiderte Samantha leise, „ja, das ist er, aber ich kann nichts wirklich bedrohliches spüren, seine Aura hat etwas... Abwartendes.“ „Was meinst du damit?“, erkundigte sich Fayn und fuhr sogleich herum, um eine Stelle in Augenschein zu nehmen, wo zuvor ein lautes Rascheln ertönt war, wir anderen hatten es längst aufgegeben, die Herkunft der mysteriösen Geräusche, die beharrlich unseren Weg begleiteten, erforschen zu wollen, da wir ja doch nie etwas sahen als dicke Nebelschwaden und die Schatten argloser Pflanzen. „Ich kann es nicht erklären, es ist nur so ein Gefühl, ein Gefühl als wäre da etwas, irgendwo hinter dem Nebel und wartete nur darauf, dass wir irgendetwas bestimmtes tun.“, sie schüttelte den Kopf, „ich kann nicht einmal sagen, ob uns dieses „etwas“ freundlich oder feindlich gesinnt ist.“
Ich kann unmöglich sagen, wie lange wir durch den Nebel gingen und es ist mir schleierhaft, wie es Samantha gelang, die Richtung zu halten. Meine Beine waren schwer wie Blei und mein ganzer Körper schrie nach einer Pause, doch der Gedanke hier zu verharren erschien mir nicht sonderlich einladend. Also ging ich weiter, ein Schritt nach dem nächsten, für unsere schattenhafte Umgebung hatte ich längst den Blick verloren, ich lief immer in Samanthas Spur, der es wie durch ein Wunder gelang, sämtlichen Wurzeln Ästen und Stämmen auszuweichen, mit denen ich sonst unweigerlich eine unangenehme Bekanntschaft geschlossen hätte, wie mochte es da erst Nyki ergehen?
Ein dumpfer Aufprall und ein gedämpfter Schmerzlaut erklangen von hinten, sofort drehte ich mich um, was war geschehen? Es war Lynn, der Halb-Elf hatte, müde wie wir alle nicht mehr richtig auf den Weg geachtet, sich in einigen Dornenranken verfangen und war gestürzt.
„Alles in Ordnung Lynn?“, Samantha half ihrem Halbbruder wieder auf die Beine, Lynn nickte und versuchte recht erfolglos, sich das Blut von der zerschrammten Haut zu wischen, „es tut mir Leid, aber ich fürchte ich kann nicht mehr.“ „Nein, mir tut es Leid, ich habe nicht bedacht, dass ihr ein anderes Leistungsvermögen habt als ich, ein wenig weiter vorn ist eine... Na ja, Lichtung würde ich es nicht nennen, sagen wir ein größerer Fleck unbewachsenen Bodens. Dort können wir rasten.“ Lynn nickte erleichtert, auch Fayn schien ziemlich froh, allerdings hätte der Zwerg das wohl nie zugegeben. Ich selbst nahm die Nachricht mit gemischten Gefühlen auf, noch immer widerstrebte mir dieser Ort, doch ich war klug genug, um mir darüber im Klaren zu sein, dass ich früher oder später zusammenbrechen würde, es war wohl besser das zu umgehen.
So wie man sagt, Hunger sei der beste Koch, so müsste man auch sagen, dass Erschöpfung das beste Schlafmittel ist, wider jeglichen Erwartens, hatte selbst in dieser trüben Düsternis niemand Probleme einzuschlafen. Vielleicht lag es daran, dass wir völlig beruhigt sein konnten, wo Samantha doch Wache hielt, wahrscheinlicher aber ist, das wir einfach zu müde waren und wie Fayn es ausdrückte, selbst auf dem Schlachtfeld mitten im Kampf hätten schlafen können. Am nächsten Morgen, oder vielmehr zu dem Zeitpunkt, da Samantha uns weckte, setzten wir unseren Marsch durch den Nebel fort.
Wegen des unheimlichen Echo und der Entdeckungsgefahr, ein Kampf unter diesen Bedingungen war das letzte, was wir wollten, vermieden wir es, miteinander zu reden und mir blieb eine Menge Zeit um nachzudenken. Insbesondere beschäftigte mich dabei etwas, das ich mehrfach erfolglos aus meinen Gedanken zu verbannen suchte, in dem Moment, da wir beschlossen hatten, dass Samantha niemals erfahren sollte, was im Land-unter-dem-Schnee vorgefallen war, hatten wir auch dafür gesorgt, dass wir wohl nie erfahren würden, was es mit Ardwen und Sæn auf sich hatte, dennoch ließ diese Frage mich so schnell nicht los außerdem, war ich mir sicher, dass Sam mehr wusste, als sie zugegeben hatte, doch nichts schien zusammenzupassen, ich hätte viel dafür gegeben, erfahren zu können, was geschehen war.
Es dauerte wohl eine ganze Weile, bis ich bemerkte, dass Sternenglut neben mir lief ich warf dem Wolf einen erstaunten Blick zu, was wollte er?
„Was hast du Sternenglut?“ „Was sollte ich haben?“ „Woher soll ich das wissen? Ich nehme nur an, dass es einen Grund dafür gibt, dass du nicht mit Sam läufst.“ „Ja den gibt es,“, die Gedankenstimme des Wolfes hatte einen Unterton, den man als erbost hätte bezeichnen können, „sie ist in letzter Zeit unausstehlich.“ „Übertreibst du nicht?“ „Nein, das tue ich nicht, und vor allem weigert sie sich, mir zu sagen, was geschehen ist.“ „Wundert dich das?“ „Nein, aber ich möchte ihr helfen, ich spüre doch, dass sie sich sorgt.“ „Nicht nur du, aber aus irgendeinem Grund fällt es ihr sehr schwer sich anderen anzuvertrauen, ich wüsste oft gerne, was sie denkt. Es ist nicht schön, aber wenn sie nicht bereit ist, zu reden, sollten wir sie nicht zwingen. Ich glaube so in etwa hast du das ausgedrückt.“ „Ja.“, der Wolf stieß einen Laut aus, der wie ein gequältes Seufzen klang, „du bist ihr sehr ähnlich, weißt du das Nico?“ „Ich?“, erwiderte ich ungläubig, „wieso sollte ich ihr ähnlich sein?“ Der Wolf zog die Lefzen zurück, dass es aussah, als grinse er, „du bist es, vermutlich mehr, als ihr beide denkt.“, damit verschwand er wieder im Nebel und ließ mich äußerst verwirrt zurück, was zum Teufel hatte er gemeint?
Obwohl es unmöglich war, im Nebelwald den Verlauf der Zeit festzustellen, so war doch sicher, dass wir uns bereits seid mehreren Tagen durch das Dickicht kämpften, und ein Ende war nach wie vor nicht abzusehen. Allerdings konnten wir zu unserer Erleichterung festzustellen, dass hier zumindest ganz normale Tiere lebten, wie ich feststellte auch solche, von denen ich in Terra noch niemals gehört hatte, oder die dort als ausgestorben galten. Magische Kreaturen jedoch, harmlos oder nicht, bekamen wir zunächst keine zu Gesicht. Es ist fraglich, ob das ein Nachteil oder ein Vorteil war.
„Wie lange mögen wir jetzt hier sein?“, Fayn versuchte erfolglos den Nebel zu durchdringen. „Keine Ahnung.“, erwiderte Lynn und verkorkte seine Flasche, wir hatten Glück gehabt und einen seichten Bach gefunden, an dem wir unsere Wasservorräte, die zu Ende gegangen waren, auffüllen konnten. „Was meinst du Sam?“ „Hmm?“, Samantha hatte sich in B´raks Karte vertieft, in der Hoffnung, dass diese uns aus dieser misslichen Lage befreien oder uns doch zumindest ein paar Informationen schenken würde, das jedoch war nicht der Fall, der Karte nach hatten wir uns nämlich nicht vom Fleck bewegt, was wohl an der Magie des Waldes liegen mochte. „Vier Tage würde ich sagen, vielleicht mehr, vielleicht weniger.“ „Vier Tage?“, wiederholte Nyki beherrscht, „und wie lange braucht man normalerweise?“ „Ich habe es euch doch erklärt, es gibt kein „normalerweise“. Soweit ich weiß gibt es nicht einmal zwei Reisende, die diesen Wald in gleicher Zeit durchquerten.“ „Und was war das längste?“, der Drache blickte unruhig nach hinten in den Nebel wo soeben ein seltsames Stöhnen erklungen war, vermutlich der Wind. „Am längsten blieben die, die nie mehr zurückgekehrt sind.“, erwiderte Samantha düster, „das längste, was lebend geschafft wurde, war soweit ich weiß vier Wochen.“ „Na ja, dann haben wir immerhin noch ein bisschen Zeit, oder?“, Lynn sah von einem zum anderen, „sollen wir weitergehen?“ Ein allgemeines Nicken war die Antwort.
„Was hast du Nico?“ Ich schrak zusammen, ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass Samantha sich zu mir gesellt hatte und jetzt neben mir herlief. „Warum sollte ich etwas haben?“ „Ich weiß nicht, du bist in letzter Zeit sehr still.“ „Möglich, ich, ich habe eine Menge nachgedacht.“ „Aha.“, sie lächelte, „und wer war es, der zu mir gesagt hat, ich würde zuviel denken?“ „Keine Ahnung wen du meinst.“, erwiderte ich und musste grinsen. „Darf man erfahren, worüber du nachdenkst?“ „Über vieles, aber am meisten beschäftigt mich, was Sternenglut letztens zu mir gesagt hat.“ „Aha.“, sie seufzte, „wieder dieser Wolf, manchmal gehört er wirklich abgeschossen... Also was hat der große Philosoph gesagt?“ „Er sagte, dass ich dir ähnlich sei, vermutlich mehr, als wir beide dächten. Jetzt zerbreche ich mir den Kopf darüber, was er gemeint haben könnte.“ „Hm... Vielleicht ist unsere Herkunft ähnlich, das weiß ich nicht, oder aber er meinte bestimmte Eigenschaften und Charakterzüge.“ „Zum Beispiel?“ „Na ja, wir sind beide Magier, schleppen beide die Macht und das Vermächtnis eines uralten Artefakts mit uns herum, tragen beide eine der Schicksalsklingen und uns beiden wurde jeweils ein gefährliches, ungewisses Schicksal aufgehalst, ohne dass wir vorher gefragt worden wären.“ „Das sind also die Eigenschaften,“, ich spürte wie meine Laune sich schlagartig besserte, ohne dass ich hätte sagen können, weshalb, „wie sieht’s mit den Charakterzügen aus?“ „Na ja, ich würde sagen wir sind beide ziemlich ehrlich und lügen nur, wenn wir es für wirklich unabdingbar halten. Na ja, du bist ein guter Freund und würdest niemals jemanden im Stich lassen...“ „Genau wie du.“ „Vermutlich, außerdem bist du ziemlich mutig...“ Jetzt musste ich doch tatsächlich lachen, „mutig ich? Sam! Du bist mutig, aber ich kann mich an kaum einen Kampf oder ähnliches erinnern, da ich nicht innerlich vor Angst gebebt hätte!“ „Und weiter? Nico, was verstehst du unter Mut?“ „Ich... Na ja...“ „Das dachte ich mir, in Terra scheint der Glaube verbreitet, Mut, das Bedeute frei von Angst zu sein, mutig zu sein bedeutet aber nicht keine Angst zu kennen, sondern seine Angst überwinden zu können, wenn es darauf ankommt.“ „Das hat Lynn mir auch schon erklärt.“ „Und was glaubst du, von wem er das hat?“ „Schön, dann bin ich eben mutig, wenn du darauf bestehst.“ „Gut. Hmm... Worin sind wir einander noch ähnlich? Vielleicht...“
„Halt!“ „Was?“, erschrocken sah Samantha sich um, die fremde Stimme war überraschend erklungen und sie hatte uns erreicht, lange bevor wir einen verschwommenen Schemen im Nebel ausmachen konnten, eine ziemlich stämmige Gestalt stand einige Meter vor uns und versperrte uns den Weg. „Wer bist du?“, erkundigte sich Samantha forsch, Lynn, Fayn und Sternenglut waren zu uns aufgerückt, Nyki hielt sich gezwungenermaßen im Hintergrund. „Dein Tod.“, erwiderte die Gestalt, ihre Stimme war leise und dennoch problemlos zu verstehen, der kalte, grausame Tonfall ließ einem das Blut in den Adern gefrieren, „oder sagen wir besser, dein Verderben.“ Die Gestalt trat vor, viel deutlicher war sie deshalb nicht zu sehen, wurde doch ihr Körper gänzlich von einem schwarzen Kapuzenumhang verhüllt. Einzig der mehr als reichbestückte Waffengurt war zu sehen, kein sehr ermutigender Anblick, um ehrlich zu sein.
„Ein Assassine!“, Lynns Stimme war heiser vor Entsetzen und ich kam mir wieder einmal ziemlich begriffsstutzig vor, „was ist ein Asasine?“ „Ein Assassine.“, verbesserte mich Sternenglut und fügte grimmig hinzu, „Assassinen sind die gefährlichsten und grausamsten Wesen, die es im Diesseits gibt, sie leben an den Dunkelsten und verkommensten Orten, nähren sich von Angst, Verzweiflung und Wahnsinn. Gefühle kennen sie nicht, genauso wenig wie Erbarmen mit ihren Gegnern, obwohl sie ziemlich klug sein sollen, hat ihr Leben nur drei Zwecke, zu töten, sich zu vermehren und Reichtum zu erwerben und zu horten. Sie fürchten den Tod nicht und kennen keine Gnade, das macht sie zu perfekten Auftragskillern. Glücklicherweise gibt es nur sehr wenige von ihnen und nur wenige haben das Pech ihnen zu begegnen.“ „Assassinen sind starke magische Wesen,“, erklärte Samantha mit kühler Stimme als hätte sie den Vortrag des Wolfes mit angehört, „es ist so gut wie unmöglich sie zu töten. Lieber zehn Schatten als einen Assassinen, wer jemals einem begegnet ist, konnte nicht mehr davon berichten. Ein Wesen, das gegen Magie immun und Meister sämtlicher Waffen und Kampfarten, und dessen Panzer so gut wie undurchdringlich ist, ist das letzte, was man sich als Gegner wünschen sollte.“ „Also die perfekten Handlanger für deinen Vater.“, ich versuchte das Zittern meiner Stimme zu unterdrücken, dass was ich soeben erfahren hatte, jagte mir ganz schön Angst ein, „etwas das abgrundtief böse ist...“ „Oh nein, sie sind nicht böse, sie sind jenseits von gut und böse, und sie kämpfen nicht aus Überzeugung, sondern nur um den Gewinns wegen. Außerdem ordnen sie sich grundsätzlich niemandem unter, von meinem Vater kommt er sicher nicht.“, sie blickte zu der reglosen Gestalt des Assassinen, auf irgendetwas schien er zu warten...
Von meinem Vater kommt er sicher nicht..., ein Bild verirrte sich in ihren Geist, ein düsteres Arbeitzimmer, wenige Fackel erhellten die Wände, wohin man sah Bücher und in der Mitte ein großes Schreibpult. Dort standen zwei Gestalten, der Assassine und... „Shannam! Verdammt, wie konnte ich da vergessen?“, Samantha richtete ihren Blick auf den Assassinen, der neigte leicht den Kopf, „ich wusste, dass jemand dort war, hätte ich allerdings geahnt, dass du es gewesen bist, hätte ich die ganze Sache verkürzen können, nun, wie dem auch sei. Du weißt was jetzt geschehen wird.“ „Aber ich will sie lebendig, hörst du? Ich will jener ins Gesicht sehen, die meinen Bruder ermordete, das bin ich Oryon schuldig. Ihr soll das schlimmste Schicksal wiederfahren, das nur möglich ist.“, wiederholte Samantha leise Shannams Worte, ihre Stimme war fast nicht zu verstehen. „Genau.“, hätte man sein Gesicht gesehen, so hätte der Assassine vermutlich gegrinst. Entschlossen zog Samantha ihr Schwert, sofort waren Lynn und ich an ihrer Seite. „Nein.“, erklärte sie entschieden, „das hier ist meine Schuld, ich hätte niemals zurückkommen dürfen, er wird euch nichts tun, solange ihr euch ihm nicht in den Weg stellt.“ „Nein.“, erwiderte ich bestimmt, ganz abgesehen davon, dass es mir unmöglich war zu glauben, dass ein Wesen, dessen Lebensinhalt wohl erwiesenermaßen Töten war, uns einfach so verschonen sollte, wollte ich sie nicht im Stich lassen, „diesmal nicht.“ Lynn nickte und nahm sein Schwert. „Immerhin hast du selbst gesagt, dass du nicht alles alleine schaffen kannst.“, erklärte Fayn entschlossen und nahm die Vulkanaxt zur Hand.
Der Assassine lachte, ein Geräusch, dass einem das Mark in den Knochen gefrieren ließ und eines, dass auch nur annähernd zu beschreiben mir unmöglich ist. Samantha jedoch sah von einem zum andern und nickte dann dankbar, in ihren Augen glänzte es verräterisch.
„Was seid ihr doch für Narren.“, der Assassine schüttelte gelangweilt den Kopf, „wieso erdreistet ihr Sterblichen euch dauernd, es mit uns aufnehmen zu wollen?“
Niemand gab ihm Antwort, schweigend standen wir einander Gegenüber, jeder wartete darauf, dass der andere den ersten Schritt tun würde. Dann schien dem Assassinen der Geduldsfaden zu reißen, mit einem schrillen, animalischen Kampfschrei stürzte er nach vorn, als Waffe hatte er ein Kurzschwert gewählt, es gelang Samantha zwar, den Hieb abzublocken, doch ich sah, wie sie unter der Wucht des Schlages erzitterte, dieses Wesen musste unmenschliche Kräfte besitzen.
Das sollten wir alle bald zu spüren bekommen, der Assassine war so unglaublich schnell, dass man meinen konnte, er griff und alle zugleich an, jedem Hieb jedoch, den wir gegen ihn richteten, wich er mit Leichtigkeit aus, er trug nicht einmal einen Kratzer davon, während wir unangenehme Bekanntschaft mit seinen zahlreichen Waffen schlossen. Selbst Nyki, der trotz seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit sein möglichstes tat, war machtlos.
„Was soll das? Das kann doch nicht normal sein!“, rief Fayn mit schwankender Stimme, seine wachsende Furcht vermochte er nicht zu verbergen, es schien ganz so, als wäre es dem Zwerg unmöglich zu verstehen, wie der Assassine jedem seiner wuchtigen Axthiebe mit Leichtigkeit entgegenwirkte. „Wem sagst du das? Das ist mir schon seit längerem klar.“, erwiderte Samantha grimmig, sie war die einzige von uns, der es bisher ebenfalls gelungen war, unverletzt zu bleiben. Das aber wohl auch nur, weil sie über ein außergewöhnliches Reaktionsvermögen verfügte, dem Assassinen im punkto Schnelligkeit um nichts nachstand, und ihre Technik gar noch einen Hauch besser war. Der rohen Körperkraft des Meuchelmörders hatte sie dennoch nicht allzu viel entgegenzusetzen und ihre Muskeln erbebten unter der unerbittlichen Wucht seiner Hiebe.
Die Lage war hoffnungslos, wieder einmal, es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis wir dem drängenden Ansturm erlagen, wir brauchten einen anderen Weg, und zwar schnell!
„Es gibt keinen.“, Sternenglut schien wiedereinmal ganz genau zu wissen, was ich dachte. „Das kann nicht sein.“, erwiderte ich leise und unterdrückte mühsam das Zittern meiner Stimme, Angst konnte ich später noch haben, jetzt galt es zu handeln, wie auch immer, „es muss doch schon einmal jemandem gelungen sein so ein... So eine Kreatur zu besiegen.“ „Es gab und gibt nur eine einzige Person, der das gelungen ist.“ „Und wer? Oder nein, was viel wichtiger ist, wie ist es ihr gelungen?“ „Ich weiß nicht wie, vermutlich war es einfach nur Glück.“ „Verdammt... Also schön wer ist es gewesen? Vielleicht kann uns auch das irgendwie weiterhelfen.“ „Wer wohl? Es war...“
Das der Assassine mich angreifen würde, das war abzusehen, darauf war ich vorbereitet gewesen, der Hieb jedoch, den er gegen Sternenglut richtete um den Wolf so jenseits der Nebelwand ins Unterholz zu befördern, der kam völlig überraschend. Sofort drängten sich mir unzählige Fragen auf, zwei jedoch drängten sich besonders in den Vordergrund, hatte er unser Gespräch hören können? Und wenn ja, wieso hatte er dann verhindern wollen, dass ich den Namen jener Person erfuhr, die einst einen Angehörigen seiner Art besiegt hatte?
Ein Wesen, das gegen Magie immun und Meister sämtlicher Waffen und Kampfarten, und dessen Panzer so gut wie undurchdringlich ist, ist das letzte, was man sich als Gegner wünschen sollte... Ja, das war nicht zu bestreiten, verzweifelt forschte ich nach einem Anhaltspunkt, das Problem war, dass ich bis zu diesem Moment nichts, aber auch absolut nichts von oder über Assassinen gewusst hatte, und mir nur das wenige blieb, was ich soeben von den anderen erfahren hatte. Wie war das noch? Assassinen sind die gefährlichsten und grausamsten Wesen, die es im Diesseits gibt, sie leben an den dunkelsten und verkommensten Orten, nähren sich von Angst, Verzweiflung und Wahnsinn. Gefühle kennen sie nicht, genauso wenig wie Erbarmen mit ihren Gegnern, obwohl sie ziemlich klug sein sollen, hat ihr Leben nur drei Zwecke, zu töten, sich zu vermehren und Reichtum zu erwerben und zu horten. Sie fürchten den Tod nicht und kennen keine Gnade, das macht sie zu perfekten Auftragskillern. Glücklicherweise gibt es nur sehr wenige von ihnen und nur wenige haben das Pech ihnen zu begegnen. Hmm... Das half mir nicht. Immun gegen Magie... Ein Panzer... Moment, immun gegen Magie? Was aber wenn sich die Magie nicht gegen das Wesen selbst richtete, sondern beispielsweise gegen seine Waffen? Den Versuch war es alle Mal wert. Ich konzentrierte mich auf die Magie des Spirits, auch wenn ich nicht sicher sein konnte, ob der Assassine wusste, was ich dachte, so war es doch besser wenn ich nicht vorher verriet, was ich vorhatte.
„Klirr.“, die Klinge seines Schwertes barst mit einem hellen Laut, unzählige Splitter flogen umher, um sich dann im Schutz des Nebels in unschuldige Pflanzen zu bohren. Völlig überrascht starrte der Killer auf den klingenlosen Knauf seines Schwertes, obwohl die Verzögerung nur Sekunden betrug, wurde ihm genau das zum Verhängnis. Exakt in dem Moment, da seine Klinge zersprang, hatte Samantha die ihre vorgestoßen. Zunächst schien es, als könne sie nicht viel ausrichten, sie zerfetzte seinen Umhang, dann gab es ein seltsames Geräusch, als das Metall des Schwertes über eine anscheinend extrem harte Oberfläche kratzte, und unter dem zerfetzten Stoff blitzten sturmgraue, kristallartige Schuppen hervor, ähnlich denen eines Drachen. Dann jedoch, durchdrang die Drachenklinge den Panzer, gelbgrünes Blut spritzte umher und brannte wie Säure, wo es einen berührte. Der Assassine stieß einen weiteren Schrei aus, ähnlich dem Kampfschrei und doch anders, es schien sich endlos hinzuziehen, als wäre die Zeit erstarrt, doch das alles geschah in wenigen Sekunden.
„Das wirst du mir büßen.“, zischte der Assassine entzürnt, seine Stimme hatte mit einem Mal etwas schlangenhaftes, er presste die Hand auf den Schnitt, der sich vor unseren Augen zu schließen begann. Was sollte das? Was war dieses Wesen? Und vor allem, wie in aller Welt sollte man so etwas besiegen?
„Und wie du da büßen wirst, ich darf dich nicht töten noch nicht, doch du wirst Qualen erleiden wie sie sich kein Sterblicher vorzustellen vermag.“, er griff nach einer großen Streitaxt, Samantha wich ein wenig zurück, als er auf sie eindrang, dennoch brachte schon der erste Hieb ihr einen klaffenden Riss, der sich von der Seite über die Rippen nach vorn zog, ein. Mit ihrem Schwert hatte sie keine Chance gegen die schwere Axt. Unentschlossen und zugleich verzweifelt musterte ich den Meuchler, nutzte es irgendetwas, wenn ich auch seine zweite Waffe zerstörte?
„Oh ja, du wirst leiden, deine Freunde werden sterben, doch vielleicht haben sie damit das bessere Schicksal erfahren. Warte nur Menschling, du...“ „Ich fürchte, das wird warten müssen, ich finde, dass das jetzt fürs erste genügt.“, erklang eine klare Stimme, voll von Macht und Weißheit und ließ alle, auch den Assassinen erstarren. Eine weiße Frau löste sich aus dem Nebel, so schien es zumindest. Sie schien schon sehr, sehr alt zu sein, doch trotz des ausgeblichenen, weißen Haares, das zu einem Zopf geflochten war und von schlichten weißen Bändern zusammengehalten wurde, und der unzähligen Falten und Runzeln die das bleiche Gesicht durchzogen, das dennoch eine Ausstrahlung besaß, die fast nicht zu beschreiben war, wirkte sie nicht im mindesten verbraucht oder gebrechlich. Die Magierin, ihr Bodenlangen, schneeweißen Roben, die den Rest ihres ungebeugten Körpers verbargen kennzeichneten sie zweifelsfrei als solche, war ein Inbegriff des Guten, alles Guten und das spürte man, ganz von selbst ging die Saat der Hoffnung in unseren Herzen auf und begann zu keimen. „Dies ist mein Wald, du hast seine Gesetzte missachtet und bist hier nicht länger willkommen.“, sie sprach zu dem Assassinen, doch nicht zornig, nicht einmal wirklich streng, sie sprach wie zu einem ungehorsamen Kind, dem man doch nicht wirklich böse sein konnte, „geh jetzt und komm nie mehr zurück, es ist ein heiliger Ort, eine befleckte Seele hat hier keinen Platz.“
Der Nebel wallte auf, als sei er lebendig und verschluckte die Kreatur, ehe der Assassine auch nur ein weiteres Wort über die Lippen brachte, seine Streitaxt und die Überreste seines Schwertes blieben verloren am Boden zurück, Sternenglut kam zerzaust und zerkratzt aus dem Nebel gelaufen und eilte sofort an zu Samantha, die schwer atmend im Staub kniete und sich die Seite hielt, ich sah wie das Drachenmal leuchtete und ihr Gesicht sich vor Anstrengung und Schmerz verzerrte, doch die Wunde schloss sich nicht, sie schien eher noch breiter zu werden. „Krysagrengift!“, rief Lynn, als es ihm endlich gelungen war, seinen Blick von der weißen Frau abzuwenden, „Sam hör auf!“ Das hatte sie bereits sie kniff die Augen zusammen und sah zu der Frau hin die verharrte ruhig und musterte uns, einen nach dem anderen aus gütigen aber gerechten dunkelvioletten Augen. „Es ist Zeit, kommt.“, erklärte sie dann sanft, vollführte eine Handbewegung und der Nebel verdichtete sich.
Irgendwo inmitten des wabernden weiß sah ich ein silbernes Blitzen, „Sam?“, fragte ich auf gut Glück, tatsächlich tauchte sie vor mir im Nebel auf, sie stand jetzt aufrecht, der Schnitt sah wirklich übel aus, er war ziemlich tief, doch jetzt seltsamerweise geschlossen, das mochte das Silberblitzen gewesen sein...
„Und das Gift?“, ich merkte erst hinterher, dass ich laut gesprochen hatte, „Lynn sagte doch...“ Sie lächelte gequält, „es war kein Krysagr, etwas ähnliches zwar, aber glücklicherweise kein Krysagr, er durfte mich nicht töten, und das hätte diese Wunde unweigerlich getan, wenn die Klinge tatsächlich mit dem Gift benetzt gewesen wäre.“ „Warum eigentlich? Was war mit Shannam?“ „Als ich in seiner Festung war...“ Plötzlich kamen wir auf dem Boden auf und der Nebel verschwand, Samantha taumelte, fing sich dann aber, „als ich in der Festung war, habe ich ihn belauscht, als er dem Assassinen den Auftrag gab, mich zu finden und zu ihm zu bringen. Ich wusste es nicht mehr, deshalb konnte ich es dir in Ayllwnn nicht sagen.“
„Seid gegrüßt.“, das war die weiße Frau sie stand vor uns und musterte uns ruhig, erst jetzt betrachtete ich unsere Umgebung und staunte. Nicht nur, dass sich hier von Nebel keine Spur fand, sodass vereinzelte Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach des Waldes fielen und goldene Muster auf den Boden malten, das hier war auch nicht mehr einfach nur ein Wald. Es war ein schlichtweg wunderschöner Garten, unzählige Blumen in allen Farben gediehen hier, Dahlien waren darunter, Maiglöckchen, Stiefmütterchen, Rosen, Gänseblümchen, Orchideen und viele mehr auch einige, die ich nicht kannte, sie blühten bunt durcheinander und der farbige Teppich schien sich bis zum Horizont hinzuziehen. Nur an einer Stelle wurde das Blumenmeer unterbrochen, dort erhob sich ein kleines Haus zwischen den Blüten. Es war aus Backsteinen erbaut und weiß gestrichen, die roten Ziegel und blanken Scheiben blitzten freundlich im Sonnenlicht, die Tür, umrankt von wildem Wein, war einladend geöffnet.
„Thalia?“, ein wenig ungläubig musterte Samantha die weiße Robe, sie dachte daran, wie sie die Magierin zum ersten Mal erblickt hatte, Samantha war damals sechs gewesen und hatte nicht groß auf sie geachtet, doch später hatte sie die weise Frau besser kennen gelernt. Sie erschrak ein wenig, Thalia war alt geworden, älter als sie in sieben Jahren hätte werden dürfen, doch hatte sie nichts von ihrer Ausstrahlung verloren. Die weiße Frau antwortete nicht, musterte Samantha nur stumm, bis diese den Blick abwandte, etwas, das äußerst selten vorkam. „Kommt rein.“, lud uns Thalia schließlich ein, „ihr seid sicher erschöpft und deine Wunde muss versorgt werden.“ Letzteres galt Samantha, denn wir anderen hatten nur ein paar oberflächliche Schnitte und Kratzer abbekommen, die jedoch schüttelte den Kopf, „mir geht es gut.“, sie murmelte ein paar Worte und schloss den Spalt in ihren Sachen, dass man die Wunde nicht mehr sah.
Thalia schüttelte stumm den Kopf und ging voraus, wir folgten ihr und ich bemerkte, wie Samantha bei jedem Schritt zusammenzuckte, so gut wie sie tat ging es ihr ganz sicher nicht, auch ihr Gesicht war ziemlich bleich. Das kleine Haus war innen so riesig, dass das nur mit Magie hatte bewerkstelligt werden können, ich war mir ziemlich sicher, dass das Schloss von Toross bequem hineingepasst hätte und dabei hatten wir nur einen kleinen Teil gesehen, während Thalia und den Weg in einen großen Saal wies, den man in Terra wohl als „Wohnzimmer“ bezeichnet hätte. Die Wände waren in einem zarten Lindgrün gestrichen, und der weiche Teppich wies die Kräftige Farbe von Frühlingsgras auf. Bunte Sitzkissen waren auf dem Boden verteilt, ein paar antike Vitrinen und Regale aus dunklem Holz, die vornehmlich Geschirr und einige wenige Bücher enthielten, waren die einzigen Möbel im Raum. Ein paar Kerzen standen herum und eine Schale Räucherstäbchen, die den Raum mit angenehmen Duft erfüllte. Die rückwärtige Wand war eine Glasfront, die den Blick in den großartigen Garten freigab. Seltsamerweise war alles genau so groß konstruiert, dass auch Nyki sich mühelos bewegen konnte.
Ein wenig unsicher sahen wir uns um, weshalb waren wir hier? Was wollte die Magierin von uns? „Setzt euch.“, sagte sie ruhig und freundlich wie stets, doch es bestand kein Zweifel daran, dass das keine Bitte war, also ließen wir uns auf den Kissen nieder, Samantha konnte ein leises Ächzen nicht unterdrücken, verzog aber keine Miene, ich bewunderte sie um ihre Selbstbeherrschung. „Ich wusste, dass ihr kommen würdet, doch ihr habt lange gebraucht, länger als ich erwartet hatte. Meine Hoffnung war fast geschwunden, so bemerkte ich zu spät, dass ihr endlich angekommen wart, es tut mir Leid.“ Darauf wusste niemand etwas zu sagen. Wer war diese Frau? Samantha schien irgendetwas zu wissen, vermied es aber, Thalia anzusehen.
„Ich nehme an,“, bemerkte Samantha schließlich nach einer langen Zeit des Schweigens, „es gibt einen Grund für unser Hier sein?“ „Ja den gibt es.“, erwiderte Thalia würdevoll, dann schien die weiße Frau zu zögern, „aber ich bin der Meinung, dass das noch ein wenig Zeit hat, seid solange meine Gäste.“ Wir tauschten einen Blick untereinander. „Ich fürchte, das wird nicht gehen, „, erklärte Samantha schließlich leise, kein anderer getraute sich, zu der Magierin zu sprechen, ihre Aura erfüllte den Raum, „wir müssen weiter nach Tr´âçom, wir haben schon viel zu viel Zeit verloren.“ Thalia schüttelte lächelnd den Kopf, „ich mache euch ein Angebot, bleibt ein paar Tage, ruht euch aus und hört euch an, was ich zu sagen habe, dafür werde ich euch dann direkt nach Tr´âçom bringen, wenn ich schon sonst nur wenig für euch tun kann.“ Ein weiterer Blick machte die Runde, dann nickte Samantha, wenn auch zögernd, doch keiner von uns hatte wirklich das Gefühl, dass wir eine Wahl gehabt hätten. Thalia schien zufrieden, sie führte uns erneut durch das magische Haus, bis wir in einen Gang gelangten, von dem exakt fünf Türen abgingen, fünf Türen, fünf Zimmer, eines für jeden von uns, denn Sternenglut würde selbstverständlich bei Samantha bleiben.
Das Zimmer war, zumindest meiner Meinung nach ziemlich luxuriös eingerichtet, dabei meinte ich nicht einmal das wuchtige, brokatbehangene Himmelbett, diese Dinger schienen hier ja irgendwie Standart zu sein, die edlen, mit Schnitzereien und Blattgold verzierten Mahagoni Möbel, oder die goldgerahmten Porträts, die die weißen Wände säumten, sondern, na ja, ganz einfach die Stimmung, das alles erschien mir ein bisschen wie ein Museum. Ich wusste sowieso nicht recht, was ich von alldem halten sollte, und hoffte nur, dass es nicht wie bei den Elfen in Car´sysias enden würde. Die zweite Tür, die vom Zimmer abging bemerkte ich erst relativ spät, sie führte in ein Badezimmer, wie ich es hier in Runenland noch nie, ja nicht einmal zuvor in Terra gesehen hatte. Es war komplett eingerichtet, aber riesig, in der großen runden Badewanne konnte man zweifelsfrei schwimmen. Außerdem bestand alles, selbst die Kacheln an Wänden und Boden, aus verschiedenen Halbedelsteinen, vornehmlich Jade. Die verschiedenen Wasserhähne, waren chinesischen Drachen nachempfunden, aus deren Rachen der Wasserstrahl floss, überhaupt, erblickte man, wohin man auch sah, Drachen, als Figuren, Reliefe, Gravuren oder Mosaike. Seltsam. Nachdenklich verließ ich den Raum wieder und suchte meine Freunde auf, Lynn und Fayns Zimmer glichen dem meinen aufs Haar, Nyki war in einer großen Halle untergebracht, die einer natürlichen Tropfsteinhöhle nachempfunden war, hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich geglaubt es handelte sich tatsächlich um eine Höhle. Zuletzt öffnete ich die Tür zu Samanthas Zimmer, es sah genauso aus wie das meine, nur das hier alles aus hellem Holz bestand, welches mit Silber, nicht mit Gold beschlagen worden war. Samantha stand an dem großen Bogenfenster neben dem Himmelbett und starrte nachdenklich nach draußen.
„Samantha?“ Sie drehte sich zu mir um, schien nicht besonders überrascht, Sternenglut lag auf dem Bettvorleger aus Schaffell und wedelte matt. „Ja?“, sie war immer noch recht bleich und ich bemerkte, dass sie möglichst flach atmete, vermutlich um die Wunde nicht allzu sehr zu bewegen. „Diese Thalia, du scheinst sie zu kennen.“ „Jein.“, erwiderte sie sogleich, „sie war meine Lehrmeisterin in Nohad, aber im Grunde weiß ich fast nichts über sie.“
„Sam?“, auch Lynn und Fayn betraten das Zimmer, sie stellten die selbe Frage und Samantha erklärte ihnen, was sie auch mir schon gesagt hatte. „Du weißt also nicht, was sie vorhaben könnte?“, erkundigte sich Nyki, nachdem er sich mühsam in den Raum gequetscht hatte. „Nein.“, erwiderte sie kurz. „Kann es sein, dass du nicht so gut auf sie zu sprechen bist?“, erkundigte sich Fayn, Samantha zuckte mit den Schultern und sogleich schmerzhaft zusammen, „kann sein. Wenn, dann ist es nicht von Bedeutung.“ „Sam, bist du sicher, dass du in Ordnung bist?“, erkundigte sich Lynn besorgt, „diese Wunde sah wirklich ziemlich übel aus.“ „Mir geht es gut.“, wiederholte sie ungeduldig, dass ihr keiner glaubte ist klar, vermutlich hatte sie damit auch nicht gerechnet. Dennoch war das Thema damit vom Tisch, es herrschte Flaute, keiner wusste mehr etwas zu sagen, also verließen wir den Raum wieder, nur Lynn blieb zurück.
„Was möchtest du?“, Samantha ließ keinen Zweifel daran, dass sie lieber allein gewesen wäre, doch Lynn ließ sich nicht einschüchtern, „Sam... Was ist los? Ich spüre doch, dass etwas nicht stimmt, wenn die Tür auch verschlossen ist, so kann man doch noch immer durch das Schlüsselloch in den Raum sehen.“ Jetzt musste sie doch tatsächlich lächeln, „ihr Elfen habt wirklich eine seltsame Art euch auszudrücken.“ Lynn widersprach ihr nicht, sosehr er sonst darauf beharrte, dass er kein Elf sei, jetzt schwieg er. Samantha seufzte tief und fuhr mit leiser Stimme fort, „lass es mich so sagen, der Schlüssel zu dieser Tür ging vor langer Zeit verloren, er existiert nicht mehr.“ Lynn bedachte sie mit einem flehenden Blick, „bitte Sam. Ich, ich möchte dir helfen, wir alle wollen das.“ „Das tut ihr.“ „Warum stellst du dich dann so stur, warum kannst du uns nicht vertrauen?“ „Ich vertraue euch, ich vertraue euch mehr als sonst jemandem in den Welten, aber es gibt Dinge, die ich euch nicht sagen kann, das wusstet ihr von Anfang an, das war die Bedingung.“ „Aber warum?“ „Weil...“, sie seufzte erneut, „weil ich euch nicht wehtun möchte.“ „Was?“, Lynn betrachtete sie verständnislos, sie sah ihn nicht an, „ihr seid meine Gefährten, mehr noch, meine Freunde, seit langem seid ihr die ersten, denen es gelungen ist, so nahe an mich heranzukommen, aber gerade deshalb, gibt es vieles, das ich euch nicht sagen kann. Nicht heute, vielleicht werde ich es niemals können. Wissen kann sehr schmerzhaft sein und damit meine ich nicht den Preis, mit dem man es sich erkaufen muss.“ „Sam wir... Ich...“ „Bitte Lynn, lass es gut sein, es wird nicht besser, wenn wir immer und immer wieder darauf herumreiten.“ Lange sahen sie einander an, dann nickte der Halb-Elf und ging.
Samantha ließ sich vorsichtig zu Boden sinken, sofort war Sternenglut bei ihr, „alles in Ordnung?“ „Ja verdammt! Zum dritten Mal!“, erwiderte sie gereizt. „Meinst du nicht, dass du etwas dagegen tun solltest?“, erkundigte sich der Wolf mehrdeutig. „Du weißt, dass ich nichts dagegen tun kann.“, erwiderte sie und fügte dann, im Bezug auf den Schnitt hinzu, „diese Wunde zu schließen hat mich eine Menge Kraft gekostet, mehr noch als sonst, sie zu heilen übersteigt meine Möglichkeiten.“ Der Wolf schüttelte den Kopf, „wieso solltest du es nicht können? Wenn es zu dieser Tür keinen Schlüssel mehr gibt, dann musst du sie eben aufbrechen.“ „Das sagt sich so leicht.“, gab sie fast wehmütig zurück, dann herrschte Schweigen. „Immerhin hat er erreicht was er wollte.“, erklärte Samantha plötzlich, mehr für sich selbst, es klang bedrückt. „Hm? Wer? Was meinst du?“, der Wolf hatte ihren Gedankensprung nicht nachvollziehen können. „Der Assassine und damit auch Shannam.“, erwiderte sie düster, „er durfte mich nicht töten, da ich ihm lebend wohl zu gefährlich war, sorgte er dafür dass ich mich nächstes Mal nicht so einfach würde wehren können.“ „Willst du etwa aufgeben?“ Sie bedachte Sternenglut mit einem äußerst überraschten Blick, „wie kommst du darauf? Du solltest mich nun wirklich gut genug kennen, schließlich bin ich inzwischen ja fast so etwas wie ein Speziallist für hoffnungslose Situationen.“ „Manchmal glaube ich, dich zu kennen, zu wissen, was in dir vorgeht, dann tust du plötzlich etwas völlig unvorhersehbares und bist mir wieder so fremd, wie zuvor.“, antwortete der Wolf bedächtig, Samantha nickte langsam, „du hast recht, ich weiß es und kann dir nicht wiedersprechen, manchmal kenne ich mich ja selbst nicht mehr.“ „Samantha du... Du bist etwas ganz besonderes, ich hoffe das weißt du.“ „Ja das weiß ich, das weiß ich nur zu gut,“, erwiderte sie gequält, „und du kannst mir glauben, dass es wenig gab, was ich mir jemals mehr gewünscht hätte, als das nicht zu sein.“ „Das meine ich nicht, ich spreche nicht von irgendwelchen Legenden und Prophezeiungen, ich spreche von dir, ganz allein von dir wie ich dich kennen gelernt habe, als jemanden, der wahrhaft mutig ist, der seinem Herzen folgt und bereitwillig alles opfert um andern zu helfen. Als jemanden, dessen Wille stark genug ist, um jedes Hindernis zu überwinden, jemanden, der mehr als einmal das Unmögliche möglich gemacht hat, wenn es darauf ankam.“ „Bin ich so?“ „Das bist du, und wenn du es auch nicht immer warst, du bist es jetzt, du hast allen Grund, stolz auf dich zu sein.“ Sie blickte trübsinnig zu Boden und hielt den Kopf gesenkt, sie wiedersprach ihm nicht, doch sie konnte nicht glauben was er sagte, sie war nicht stolz auf sich, ganz gewiss nicht, so oft hatte sie versagt, trotz allem.
Knarrend öffnete sich die Tür, das Geräusch riss sie aus den Gedanken und ließ sie den Blick heben, Thalia betrat den Raum. Sofort stand Samantha auf und gab sich Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen und den Schmerz auch sonst nicht zu zeigen, ganz gelang es ihr nicht.
„Du bist es also wirklich.“, diesmal zwang sich Samantha, den Blick der weißen Magierin zu erwidern, „wer soll ich sein?“ „Früher nannten sie dich „Kind des Schicksals“ oder „Kind der Hoffnung“, was ist wohl heute aus dir geworden?“ „Ich bin kein Kind mehr.“, antwortete Samantha ruhig, Thalia nickte bekümmert, „das ist nur zu wahr... Du magst es gewesen sein, damals, als du gegangen bist, ein Kind ohne Hoffnung, verzweifelt und voller Angst. Doch viel muss geschehen sein, du bist es längst nicht mehr, im Geiste noch viel weniger, als dein Äußeres erscheinen lässt.“ Lange sahen sie einander an, die Luft zwischen ihnen schien vor Spannung zu knistern, diesmal war es Thalia, die schließlich Samanthas Blick nicht mehr zu ertragen vermochte und aufseufzend den Kopf senkte, „Samantha... Ich... Ich habe damals einen schweren Fehler gemacht, einen unverantwortlichen Fehler, ich weiß es und ich habe es immer gewusst. Doch ich war zu stolz es zuzugeben, zu hochmütig es einzugestehen oder auch nur vorher einmal richtig nachzudenken. Ich weiß wohl, dass das, was ich getan habe absolut unverzeihlich ist, doch ich habe einen hohen Preis bezahlt und schwer dafür gesühnt. Du siehst, was aus mir geworden ist, das war der Preis, den ich zahlen musste, um das Unheil das aus meinem Handeln heraufbeschworen wurde, abzuwenden. Du bist Smaragds Tochter und wenn du auch nur ein wenig so bist, wie es deine Mutter war, so bitte ich dich, vergib einer törichten alten Frau.“
Samantha war wie erstarrt, sie konnte es nicht fassen, was sie soeben gehört hatte und beäugte die Weiße Robe misstrauisch doch mit stiller Verwunderung. Thalia war nicht nur älter geworden, sie hatte sich verändert, ihr ganzes Wesen, das war nicht zu übersehen, die stolze Frau von einst würde sich niemals auch nur halbherzig entschuldigt haben, Ganz zu schweigen davon, dass sie ihre Schuld eingestanden hätte... Samantha war völlig überrumpelt, widerstreitende Gefühle verengten ihre Brust, das heiße Feuer des gerechten Zorns entflammte aus der Erinnerung und zugleich war da etwas wie... Wie Mitleid, Mitleid mit der alten Frau, die jetzt um Vergebung bittend vor ihr stand und so gar nichts mehr mit der unnahbaren Magierin von einst gemein zu haben schien, Samantha hätte niemals geglaubt, dass sie einmal Mitleid mit Thalia haben würde... Sie hätte auch niemals geglaubt, dass die Weiße Robe ihr Mitleid jemals nötig haben würde.
Thalia jedoch schien Samanthas unentschlossenes Schweigen falsch zu deuten, sie hob den Kopf und richtete den Blick bittend auf das Mädchen, inmitten des Violettes ihrer Augen glänzten Tränen, „ich weiß dass es nicht einfach ist, nicht einfach sein kann, nicht nach dem, was geschehen ist. Ich hoffe aufrichtig, dass du mir vergeben kannst, doch wenn du es nicht kannst... Wenn du es nicht kannst, wisse, dass ich es verstehe würde, denn ich bin mir selbst nicht gewiss, ob ich würde vergeben können. Wenn du es also nicht kannst, so bitte ich dich, deinen Groll für den Augenblick zu vergessen, und mich anzuhören, wir sind zu wenige und der Feind ist zu mächtig, als dass wir untereinander in Zwist liegen und uns so unnötig gefährden dürften.“ Samantha seufzte abgrundtief, in ihrem Kopf drehte sich alles, es kam so unerwartet, so verdammt unverhofft, doch sie wusste was sie zu tun hatte, es ging hier längst nicht mehr um sie, nicht mehr um sie, als die, die sie war, sie selbst. Thalia hatte recht, sie durfte nicht aus persönlichen Gründen alles in Gefahr bringen, so tief der Schmerz auch saß, sie würde ihn verbannen müssen, würde über ihren Schatten springen wie schon so viele Male zuvor...
„Ich kann es nicht vergessen, das werde ich niemals können, dafür sitzen der Schmerz und die Enttäuschung zu tief, ich habe mich niemals benutzen lassen, meine Selbstständigkeit und Freiheit waren stets mein höchstes Gut, ein solchen Angriff, wie er damals geschehen ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden, von niemandem, genauso wenig, wie ein solcher Vertrauensbruch jemals wieder zu verheilten vermag, es bleibt immer eine Narbe zurück. Doch ich nehme deine Entschuldigung an, du kannst ebenso wenig ungeschehen machen, was geschehen ist, doch ich verzeihe dir. Du wusstest es nicht besser, das ist mir schon seid langem klar, wir alle machen Fehler, doch wir müssen die Folgen dafür tragen, ich vergebe dir und werde mit dir und auch den anderen zusammenarbeiten soweit es nötig oder der Sache dienlich ist, doch sei dir darüber im Klaren, dass es niemals mehr so sein wird, es gibt Wunden, die die Zeit nicht heilen kann.“ Die Alte Frau nickte, man sah, dass sie mit den Tränen kämpfte, diesmal waren es Tränen der Rührung, „du bist wahrhaft ein würdiges Kind deiner Eltern, ich danke dir, du weißt nicht, was du damit für mich getan hast, ich...“ Jetzt wurde es Samantha doch äußerst unbehaglich, und sie unterbrach den Sermon rasch, ehe die Magierin sie weiter mit Dank überschütten würde, den sie nicht verdient zu haben glaubte, es war ihr sowieso unangenehm.
„Du sagtest vorhin, es gäbe etwas, dass wir erfahren müssten, du wolltest, dass wir zunächst hier verweilen, doch ich fürchte, das wird nicht möglich sein, wir müssen weiter und zwar schnell.“ „Weshalb? Der Assassine wird euch hier nicht finden, dies ist mein Reich, in der Welt ist meine Macht vergangen, doch hier vermag ich alles zu tun.“ „Das ist nicht der Grund, ich fürchte den Assassinen nicht, ich werde mich ihm stellen müssen, irgendwann wird das unweigerlich geschehen. Aber wir müssen uns beeilen, es liegt noch ein sehr weiter Weg vor uns und die Zeit drängt, ich kann spüren, dass sich böses zusammenbraut, der Wind trägt bedenkliche Botschaften heran.“ „Der Wind?“, Thalia stand wieder aufrecht und stolz, ihre Ausstrahlung kehrte zurück, während sie die junge Magierin anlächelte, doch in ihrem Blick lagen tiefer Respekt und Bewunderung, „ach ja, ich vergaß... Immerhin ist es sehr lange her, dass eine... Dass jemand wie du unter uns weilte und damals wusstest du es ja noch nicht.“ „Nein. Aber ich wäre froh, wenn das, wenn am besten alles, was mich oder meine Vergangenheit betrifft, geheim bleiben würde, ich vertraue meinen Freunden, doch ich will sie nicht mit noch mehr Dingen belasten, die sie doch nicht verstehen würden.“ Thalia nickte, „das kann ich verstehen, doch ich bin nach wie vor gegen eine sofortige Abreise, es steht in meiner Macht, euch direkt nach Tr´âçom bringen, das ist doch euer nächstes Ziel? Aber du kannst mir nichts vormachen, ich weiß sehr wohl, was es mit diesem Schnitt auf sich hat, auch wenn sonst niemand etwas bemerkt zu haben scheint.“ „Na und? Es ist nicht zu ändern, ich habe schon mit schlimmeren Wunden gekämpft.“ „Gegen einen Assassinen?“ Samantha öffnete den Mund um zu antworten, dann überlegte sie es sich und schwieg, es gab Dinge, über die es besser war, nicht zu sprechen.
Thalia betrachtete das Mädchen lange, sie spürte, Samanthas Entschlossenheit und wusste sehr wohl, dass sie dagegen nicht würde ankommen können, das war ihr nicht gelungen, als Samantha sechs gewesen war und würde ihr heute erst recht nicht gelingen. „Es gibt wohl nichts, womit ich dich umstimmen könnte.“ „Nein, das gibt es nicht, ich muss meinen Weg gehen.“ „Ich werde euch trotzdem nach Tr´âçom bringen, wenn ich schon nicht mehr tun kann, es ist ein schweres Schicksal, das du trägst.“ „Ich weiß.“, erwiderte Samantha leise, es klang traurig, „doch ich bin jetzt die einzige, die es zu tragen vermag, ich muss es annehmen wie es ist, und dafür sorgen, dass die Prophezeiung sich erfüllt, wer hätte gedacht, dass ein alter Name aus Kindertagen sich in solchem Maße bewahrheiten würde?“
Samantha setzte ihren Willen doch noch durch, denn es dauerte nicht lange, bis Thalia uns erneut in das „Wohnzimmer“ rief, und erklärte, sie würde uns einiges erklären müssen, ehe sie uns am nächsten Morgen nach Tr´âçom schicken konnte.
Die Magierin war jetzt wieder unnahbar und mächtig, nichts ließ darauf schließen, dass sie vor nicht einmal einer Stunde fast auf Knien gefleht hätte und selbst wenn Sam davon erzählt hätte, hätte es ihr in diesem Moment keiner von uns geglaubt. „Ihr habt viel erlitten um hierher zu kommen, und ihr habt euren Mut eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“, Thalia ließ ihren Blick über uns schweifen, ich war wohl der einzige, der bemerkte, das Samantha ihr nicht mehr auswich, allerdings registrierte auch ich das nur am Rande ohne mir darüber Gedanken zu machen. „Die Prüfungen mögen schwer gewesen sein, vielleicht auch manches Mal grausam, doch euer Gegner ist sehr mächtig. Ihr müsst euch beeilen, in den Welten bricht das Chaos aus, Nohad steht fast vollständig unter der Herrschaft des Dämonenfürsten, und ein anderer Mann, der sogenannte Drachenmeister, hat die Gelegenheit ergriffen, sich Dragom anzueignen.“, Thalia schüttelte betrübt den Kopf, „zu den anderen Welten ist der Kontakt mehr oder minder verloren, doch auch dort steht es schlimm und lange werden die Barrieren um Terra auch nicht mehr standhalten können. schwere Zeiten sind für und angebrochen. Deshalb hört gut zu, es ist sehr wichtig. Wenn die zwölf Feuer Runenlands erloschen sind, geht zurück zu Kalhar, es st sehr wichtig, dass der rechtmäßige Erbe den Thron besteigt, die Völker müssen lernen, in sich eins zu sein.“ „Was?“, Lynn runzelte die Stirn, was soll das heißen?“ „Befolgt meinen Rat, dann erfahrt ihr es, wenn ihr es vorher wüsstet, könnte das Schicksal keine Erfüllung finden.“ „Gut, verstehe ich das richtig?“, Samantha blickte nachdenklich aus dem Fenster, „wenn die Dämonfeuer versiegelt wurden müssen wir ins Königreich der Zwerge, um dafür zu sorgen, dass der rechtmäßige Erbe den Zwergenthron besteigt? Aber das würde bedeuten, das Kalhar...“, rasch brach sie ab und schüttelte entschieden den Kopf, „nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Thalia lächelte nachsichtig, „ihr werdet es wissen, wenn es soweit ist, nicht der Schein ist es, der zählt und vieles, was man glaubt erweißt sich im nachhinein als falsch.“
Ich tauschte einen Blick mit Nyki, langsam kam es mir vor, als sei Geheimniskrämerei eine Berufskrankheit der Magier, es gab so vieles, dass ich nicht verstand und zum ersten Mal fragte ich mich ernsthaft, warum ausgerechnet ich ausgewählt worden war, jemand der von all dem hier nichts wusste... Eine Hand legte sich auf meine Schulter, es war Samantha, „ich weiß, was du denkst.“, erklärte sie leise, „ich habe mich das Selbe oft genug gefragt, doch es gibt keine Antwort, nicht für uns, wir müssen einfach darauf vertrauen, dass es richtig war und alles tun, was wir können.“ Ich spürte wie mir Tränen in die Augen schossen, ohne dass ich wusste warum, und nickte beschämt, es gab keinen Grund zu weinen! Die anderen hatten es auch nicht leichter als ich! Rasch wischte ich mir mit dem Ärmel über die Augen und wandte mich wieder dem Gespräch zu, glücklicherweise schien niemand etwas bemerkt zu haben.
„Außerdem habe ich eine Nachricht zu überbringen, fragt nicht, was sie bedeutet, denn ich weiß es selbst nicht, allerdings muss ich euch warnen, sie ist unter äußerst seltsamen Umständen zu mir gelangt. Vor etwa drei Tagen kam ein Phönix in diesen Wald, er legte die Pergamentrolle mit der Nachricht vor meine Tür, wie ich von den Tieren erfuhr und verschwand dann ohne einen Laut. Ich fand das Pergament später, doch kaum dass ich es gelesen hatte, ging die Rolle in Flammen auf und verbrannte zu Asche. In der Nachricht wurde ich aufgefordert, „jenen die im Lichte des Schicksals bald den Ort erreichten.“ Ich nehme an, dass ihr gemeint wart, doch da ich nicht weiß, von wem die Botschaft kam...“ „Ein Phönix? Hmm... Phönixe sind starke magische Wesen, allerdings... Der Name „schwarzer Phönix“ lässt vielerlei Schlüsse offen.“ „Der schwarze Phönix? Wer soll das sein?“, keiner im Raum, der Samantha nicht erstaunt musterte, sie zuckte mit den Schultern, „es ist der Name, eines Schattenmagiers. Ich nehme an, dass er inzwischen im Dienst meines Vaters steht, wenn es jemandem gelingen könnte, einen Phönix zu manipulieren, dann ihm, die Nachricht könnte allerdings genauso gut echt sein.“ „Was verstehst du unter echt?“, erkundigte sich Fayn. „Na ja, dass sie von jemandem kommt, der auf unserer Seite steht, der uns wirklich etwas wichtiges mitzuteilen hat. War denn kein Siegel auf der Rolle?“ „Nein, kein Siegel, keine Unterschrift, nichts das auf den Absender oder den Empfänger hindeuten würde, außerdem ist die Botschaft ziemlich seltsam, vielleicht für den Fall, dass sie abgefangen würde, ich weiß es nicht.“ „Dann sollte wir sie uns wohl einfach anhören, oder?“, erkundigte ich mich unsicher, „wir können uns doch hinterher entscheiden, wie ernst wir sie nehmen wollen.“ „Ja, das halte ich für eine gute Idee, wartet, die Botschaft lautete:
Wenn der letzte bleiche Mond einsam seine Bahn am Himmel zieht,
jenseits des letzten verlorenen Sterns,
wenn die Nacht alles zu verschlingen droht,
und Vertrauen und Zuversicht sind den Herzen so fern.
Wenn die letzten Adler, am Himmel einsam ihre Kreise ziehen,
und der letzte verzweifelte Hilferuf ungehört in der Stille verhallt.
Wenn der letzte Rest Mut verschwunden ist,
während Hoffnung und Glaube tödlich verwundet in die Dunkelheit fliehen.
Wenn die Zukunft längst vergangen ist,
während unbeweint die Vergangenheit stirbt,
der Wunsch nach Leben längst im tödlichen Grauen vergessen ist,
und bewiesen wird, dass selbst ein Gott sich auch irrt.
Wenn die letzte verzweifelte Warnung,
übertönt von der Welten unhörbarem Todesschrei,
ohne Hoffnung in todwunden Herzen verklingt,
während um sie herum alles stirbt, eine letzte Botschaft im Winde verweht.
Dann schaut nach oben, zum düsteren Himmel empor,
wo ein leuchtender Pfad die tristen Wolken aufgerissen hat, und erblickt dort,
wo der letzte glitzernde Stern längst vom erloschnen Firmament verschwunden ist,
das strahlende Licht im Schicksal, das die Zeit zum Retter erkor.
Fünf im Inneren des Kerns,
sieben, die verzweifelt warten, während der Ruf in der Ferne vergeht.
Doch werden es neun sein, die im Himmelslicht begreifen, dass
aus einem Berg längst gebrochner Splitter, nicht einfach wieder ein Ganzes entsteht.
Fünf die erkennen, dass die Wahrheit weder gut noch böse ist,
eine verlorene Weisheit aus längst verflossener Zeit,
die erweist, dass beides stets das gleiche ist.
Weißt den Weg in eine neue Zeit, die längst vergangen war.
Neun, geboren aus Sieben und Fünf, die verzweifelt suchen und finden,
was allen längst unwiederbringlich verloren war,
sich mühen und die verstreuten Splitter verbinden,
damit es wie einst wieder ein ungebrochnes Ganzes ward.
Einer, zugestoßen im tiefsten Eis, keiner der Fünf,
doch der erste von sieben, der sein Geburtsrecht erhält.
Gerufen hinab in die Tiefen der Erde, unbeirrbar und stark wie ein Fels.
Entzündet im fünften Volk den hellen Schein des Flammenlichts.
Der zweite, einer der Fünf, als Feind geboren, zum Freunde gemacht,
wird eines fremden Volkes Anführer sein,
und zeigen, dass es weder Gut noch Böse gibt,
wenn der Hass im Sturm seiner Klinge vergeht.
Ein dritter, kein der Fünf, doch deren treuer Gefährte und Freund.
Einer, einst verstoßen, aus Angst vor seiner Absonderlichkeit,
der geboren im Licht der Elemente, sein Volk und die Welt,
vom trüben Schleier der Angst befreit.
Als viertes, einer der Fünf, verstoßen vom eigenen, verhassten Volk,
er, in dem das Lied der Element klingt, der niemals ein Teil gewesen ist,
von dem Volke, das er einst, vom Abgrund führt zurück,
um es zu lehren, wie man versteht.
Ein fünfter, dennoch keiner der Fünf, doch kreuzt er auch spät ihren Weg.
Im hellen Licht die Melodie verklingt, das Lied, das niemals vergeht.
Ein Ausgestoßener, ist stets seinem Herzen gefolgt, und macht sich nun auf,
seinem gespaltenem Volk zu beweisen, dass man gemeinsam vieles erreicht.
Der sechste, einer der Fünf, einer der ersten zwei.
Geboren unter den endlosen Weiten des Himmels, Abkömmling vergangener Zeit,
mit ausgebreiteten Schwingen zum Kampf gestellt, hat er längst bewiesen,
seines vergessenen Volkes würdig zu sein.
Ein siebter zuletzt, keiner der Fünf, doch unwiderruflich ein Teil,
vergessen in gebannter Erinnerung, Bruder und Meister der Kunst.
Führt sein Volk stolz unter dem Himmelszelt, und tritt ein schweres Erbe an, wohlbehütet unter dem Schutz des Geistes der Magie.
Diese sieben sollen vollbringen, was keinem vor ihnen lange gelang,
eine Zukunft und den Frieden zu bringen, in ein hoffnungslos verlorenes Land.
Doch wenn das Unmögliche gelingt, kehrt der Mut einst zurück,
Am Ende wird es das Schicksal bestimmen, was von allem bleibt zurück.
Bis dann der Achte kommt, den es eigentlich nicht mehr gibt,
der ein zersplittertes Volk vereint und an der Anderen Seite siegt. Keiner der Fünf, doch deren Kamerad und Freund, er wird es sein, der das siebte und letzte Volk,
das doch nicht mehr dazugehört, im Lichte des Weges zum Kampfe vereint.
Ja, das war der Wortlaut.“ Zunächst waren wir wie erschlagen, schon alleine, weil das Ganze so umfangreich war, und außerdem, auf den ersten Blick völlig unverständlich. Allerdings kann ich nicht leugnen, dass ich mich unwiderruflich an die Prophezeiung des Silberdrachen erinnert fühlte, überhaupt klang das Ganze sehr, als sei es selbst eine Prophezeiung.
„Wie war das?“, stirnrunzelnd wiederholte Samantha den Wortlaut, es ist mir schleierhaft, wie sie sich das hatte einprägen können, „und weiter stand da nichts?“ „Warte...“, Thalia überlegte kurz, „doch, ganz am Ende stand noch, „wenn du die Botschaft des Waldes erhalten hast, wirst du wissen, wessen Worte dies sind.“ Nicht, dass das verständlicher wäre.“ „Wenn du die Botschaft des Waldes erhalten hast...? Moment!“, rasch wandte sie sich mir zu, du hast mir doch in Ayllwnn erzählt, dass ihr im verbotenen Hain gewesen seid, und dass das Orakel der Wälder...“ „I´vina!“, unterbrach ich sie, „natürlich, die Nachricht! I´vinas Nachricht an dich!“ „Das könnte der Schlüssel sein.“, stimmte sie zu, „es gibt also nur eins zu tun.“ „Gut, was muss ich tun?“ „Bleib einfach stehen und lass mich gewähren, es könnte sein, dass es sich ein bisschen unangenehm anfühlt.“
Ich nickte und sie legte ihre Hand auf meine Stirn, wie es auch I´vina getan hatte und schloss die Augen, diesmal sah ich keinen weißen Nebel, keine wirren Bilder schlichen sich in meinen Geist und von den fremdartigen und doch zauberhaften Melodien, an die ich mich zu erinnern glaubte war nicht zu hören. Genaugenommen geschah eigentlich nichts weiter, jedenfalls nicht um mich herum. Allerdings hatte Samantha recht gehabt, als sie sagte, dass sich unangenehm anfühlen würde, es fühlte sich sehr seltsam an, ein wenig, wie ein Fieber, mir war heiß und kalt zugleich und dann spürte ich, wie etwas warmes aus meinem Körper floss, wie... Wachs, ja das trifft es am ehesten, es fühlte sich ein bisschen so an, wie flüssiges Wachs. Innerhalb von Sekunden war es vorbei, Samantha zog ihre Hand ruckartig zurück, als hätte sie einen Schlag bekommen, und das seltsame Gefühl verschwand.
„Sam was ist nun?“ Samantha war einen Moment wie weggetreten, dann klärte sich ihr Blick wieder und sie antwortete ihrem Bruder eher zögernd, „ich glaube die Nachricht ist echt.“ „Gut“, bemerkte Nyki, „deshalb verstehe ich sie trotzdem nicht, kann mir irgendwer auf die Sprünge helfen?“ Selbst Samantha schüttelte ratlos den Kopf, „nein, ich fürchte, ich weiß nicht, was gemeint ist, aber wenn es wirklich von dort kommt, wo ich denke, dass es her kommt, dann werden wir das über kurz oder lang erfahren.“
Ha, und wieder eine meiner berühmt-berüchtigten Prophezeiungen, wie fidnet ihr sie? Ein bisschen was kann ich auch erklären, wenns unklar ist, ohne zu viel zu verraten.
Ach so, da er ein magier sit wäre es zwar zwitlich möglich, aber weil das damalige Königreich ja untergegangen ist, sehr unwahrscheinlich, das Raven bis heute überlebt und vor dreizehnjahren nicos vater geworden sit. IOst er nciht, soviel kann ich verraten, mit Nicos Herkunft hat es nämlich eine ganz besondere Bewandtnis.
Ein wenig unsicher sahen wir uns um, weshalb waren wir hier? Was wollte die Magierin von uns? „Setzt euch.“, sagte sie ruhig und freundlich wie stets, doch es bestand kein Zweifel daran, dass das keine Bitte war, also ließen wir uns auf den Kissen nieder, Samantha konnte ein leises Ächzen nicht unterdrücken, verzog aber keine Miene, ich bewunderte sie um ihre Selbstbeherrschung. „Ich wusste, dass ihr kommen würdet, doch ihr habt lange gebraucht, länger als ich erwartet hatte. Meine Hoffnung war fast geschwunden, so bemerkte ich zu spät, dass ihr endlich angekommen wart, es tut mir Leid.“ Darauf wusste niemand etwas zu sagen. Wer war diese Frau? Samantha schien irgendetwas zu wissen, vermied es aber, Thalia anzusehen.
„Ich nehme an,“, bemerkte Samantha schließlich nach einer langen Zeit des Schweigens, „es gibt einen Grund für unser Hier sein?“ „Ja den gibt es.“, erwiderte Thalia würdevoll, dann schien die weiße Frau zu zögern, „aber ich bin der Meinung, dass das noch ein wenig Zeit hat, seid solange meine Gäste.“ Wir tauschten einen Blick untereinander. „Ich fürchte, das wird nicht gehen, „, erklärte Samantha schließlich leise, kein anderer getraute sich, zu der Magierin zu sprechen, ihre Aura erfüllte den Raum, „wir müssen weiter nach Tr´âçom, wir haben schon viel zu viel Zeit verloren.“ Thalia schüttelte lächelnd den Kopf, „ich mache euch ein Angebot, bleibt ein paar Tage, ruht euch aus und hört euch an, was ich zu sagen habe, dafür werde ich euch dann direkt nach Tr´âçom bringen, wenn ich schon sonst nur wenig für euch tun kann.“ Ein weiterer Blick machte die Runde, dann nickte Samantha, wenn auch zögernd, doch keiner von uns hatte wirklich das Gefühl, dass wir eine Wahl gehabt hätten. Thalia schien zufrieden, sie führte uns erneut durch das magische Haus, bis wir in einen Gang gelangten, von dem exakt fünf Türen abgingen, fünf Türen, fünf Zimmer, eines für jeden von uns, denn Sternenglut würde selbstverständlich bei Samantha bleiben.
Das Zimmer war, zumindest meiner Meinung nach ziemlich luxuriös eingerichtet, dabei meinte ich nicht einmal das wuchtige, brokatbehangene Himmelbett, diese Dinger schienen hier ja irgendwie Standart zu sein, die edlen, mit Schnitzereien und Blattgold verzierten Mahagoni Möbel, oder die goldgerahmten Porträts, die die weißen Wände säumten, sondern, na ja, ganz einfach die Stimmung, das alles erschien mir ein bisschen wie ein Museum. Ich wusste sowieso nicht recht, was ich von alldem halten sollte, und hoffte nur, dass es nicht wie bei den Elfen in Car´sysias enden würde. Die zweite Tür, die vom Zimmer abging bemerkte ich erst relativ spät, sie führte in ein Badezimmer, wie ich es hier in Runenland noch nie, ja nicht einmal zuvor in Terra gesehen hatte. Es war komplett eingerichtet, aber riesig, in der großen runden Badewanne konnte man zweifelsfrei schwimmen. Außerdem bestand alles, selbst die Kacheln an Wänden und Boden, aus verschiedenen Halbedelsteinen, vornehmlich Jade. Die verschiedenen Wasserhähne, waren chinesischen Drachen nachempfunden, aus deren Rachen der Wasserstrahl floss, überhaupt, erblickte man, wohin man auch sah, Drachen, als Figuren, Reliefe, Gravuren oder Mosaike. Seltsam. Nachdenklich verließ ich den Raum wieder und suchte meine Freunde auf, Lynn und Fayns Zimmer glichen dem meinen aufs Haar, Nyki war in einer großen Halle untergebracht, die einer natürlichen Tropfsteinhöhle nachempfunden war, hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich geglaubt es handelte sich tatsächlich um eine Höhle. Zuletzt öffnete ich die Tür zu Samanthas Zimmer, es sah genauso aus wie das meine, nur das hier alles aus hellem Holz bestand, welches mit Silber, nicht mit Gold beschlagen worden war. Samantha stand an dem großen Bogenfenster neben dem Himmelbett und starrte nachdenklich nach draußen.
„Samantha?“ Sie drehte sich zu mir um, schien nicht besonders überrascht, Sternenglut lag auf dem Bettvorleger aus Schaffell und wedelte matt. „Ja?“, sie war immer noch recht bleich und ich bemerkte, dass sie möglichst flach atmete, vermutlich um die Wunde nicht allzu sehr zu bewegen. „Diese Thalia, du scheinst sie zu kennen.“ „Jein.“, erwiderte sie sogleich, „sie war meine Lehrmeisterin in Nohad, aber im Grunde weiß ich fast nichts über sie.“
„Sam?“, auch Lynn und Fayn betraten das Zimmer, sie stellten die selbe Frage und Samantha erklärte ihnen, was sie auch mir schon gesagt hatte. „Du weißt also nicht, was sie vorhaben könnte?“, erkundigte sich Nyki, nachdem er sich mühsam in den Raum gequetscht hatte. „Nein.“, erwiderte sie kurz. „Kann es sein, dass du nicht so gut auf sie zu sprechen bist?“, erkundigte sich Fayn, Samantha zuckte mit den Schultern und sogleich schmerzhaft zusammen, „kann sein. Wenn, dann ist es nicht von Bedeutung.“ „Sam, bist du sicher, dass du in Ordnung bist?“, erkundigte sich Lynn besorgt, „diese Wunde sah wirklich ziemlich übel aus.“ „Mir geht es gut.“, wiederholte sie ungeduldig, dass ihr keiner glaubte ist klar, vermutlich hatte sie damit auch nicht gerechnet. Dennoch war das Thema damit vom Tisch, es herrschte Flaute, keiner wusste mehr etwas zu sagen, also verließen wir den Raum wieder, nur Lynn blieb zurück.
„Was möchtest du?“, Samantha ließ keinen Zweifel daran, dass sie lieber allein gewesen wäre, doch Lynn ließ sich nicht einschüchtern, „Sam... Was ist los? Ich spüre doch, dass etwas nicht stimmt, wenn die Tür auch verschlossen ist, so kann man doch noch immer durch das Schlüsselloch in den Raum sehen.“ Jetzt musste sie doch tatsächlich lächeln, „ihr Elfen habt wirklich eine seltsame Art euch auszudrücken.“ Lynn widersprach ihr nicht, sosehr er sonst darauf beharrte, dass er kein Elf sei, jetzt schwieg er. Samantha seufzte tief und fuhr mit leiser Stimme fort, „lass es mich so sagen, der Schlüssel zu dieser Tür ging vor langer Zeit verloren, er existiert nicht mehr.“ Lynn bedachte sie mit einem flehenden Blick, „bitte Sam. Ich, ich möchte dir helfen, wir alle wollen das.“ „Das tut ihr.“ „Warum stellst du dich dann so stur, warum kannst du uns nicht vertrauen?“ „Ich vertraue euch, ich vertraue euch mehr als sonst jemandem in den Welten, aber es gibt Dinge, die ich euch nicht sagen kann, das wusstet ihr von Anfang an, das war die Bedingung.“ „Aber warum?“ „Weil...“, sie seufzte erneut, „weil ich euch nicht wehtun möchte.“ „Was?“, Lynn betrachtete sie verständnislos, sie sah ihn nicht an, „ihr seid meine Gefährten, mehr noch, meine Freunde, seit langem seid ihr die ersten, denen es gelungen ist, so nahe an mich heranzukommen, aber gerade deshalb, gibt es vieles, das ich euch nicht sagen kann. Nicht heute, vielleicht werde ich es niemals können. Wissen kann sehr schmerzhaft sein und damit meine ich nicht den Preis, mit dem man es sich erkaufen muss.“ „Sam wir... Ich...“ „Bitte Lynn, lass es gut sein, es wird nicht besser, wenn wir immer und immer wieder darauf herumreiten.“ Lange sahen sie einander an, dann nickte der Halb-Elf und ging.
Samantha ließ sich vorsichtig zu Boden sinken, sofort war Sternenglut bei ihr, „alles in Ordnung?“ „Ja verdammt! Zum dritten Mal!“, erwiderte sie gereizt. „Meinst du nicht, dass du etwas dagegen tun solltest?“, erkundigte sich der Wolf mehrdeutig. „Du weißt, dass ich nichts dagegen tun kann.“, erwiderte sie und fügte dann, im Bezug auf den Schnitt hinzu, „diese Wunde zu schließen hat mich eine Menge Kraft gekostet, mehr noch als sonst, sie zu heilen übersteigt meine Möglichkeiten.“ Der Wolf schüttelte den Kopf, „wieso solltest du es nicht können? Wenn es zu dieser Tür keinen Schlüssel mehr gibt, dann musst du sie eben aufbrechen.“ „Das sagt sich so leicht.“, gab sie fast wehmütig zurück, dann herrschte Schweigen. „Immerhin hat er erreicht was er wollte.“, erklärte Samantha plötzlich, mehr für sich selbst, es klang bedrückt. „Hm? Wer? Was meinst du?“, der Wolf hatte ihren Gedankensprung nicht nachvollziehen können. „Der Assassine und damit auch Shannam.“, erwiderte sie düster, „er durfte mich nicht töten, da ich ihm lebend wohl zu gefährlich war, sorgte er dafür dass ich mich nächstes Mal nicht so einfach würde wehren können.“ „Willst du etwa aufgeben?“ Sie bedachte Sternenglut mit einem äußerst überraschten Blick, „wie kommst du darauf? Du solltest mich nun wirklich gut genug kennen, schließlich bin ich inzwischen ja fast so etwas wie ein Speziallist für hoffnungslose Situationen.“ „Manchmal glaube ich, dich zu kennen, zu wissen, was in dir vorgeht, dann tust du plötzlich etwas völlig unvorhersehbares und bist mir wieder so fremd, wie zuvor.“, antwortete der Wolf bedächtig, Samantha nickte langsam, „du hast recht, ich weiß es und kann dir nicht wiedersprechen, manchmal kenne ich mich ja selbst nicht mehr.“ „Samantha du... Du bist etwas ganz besonderes, ich hoffe das weißt du.“ „Ja das weiß ich, das weiß ich nur zu gut,“, erwiderte sie gequält, „und du kannst mir glauben, dass es wenig gab, was ich mir jemals mehr gewünscht hätte, als das nicht zu sein.“ „Das meine ich nicht, ich spreche nicht von irgendwelchen Legenden und Prophezeiungen, ich spreche von dir, ganz allein von dir wie ich dich kennen gelernt habe, als jemanden, der wahrhaft mutig ist, der seinem Herzen folgt und bereitwillig alles opfert um andern zu helfen. Als jemanden, dessen Wille stark genug ist, um jedes Hindernis zu überwinden, jemanden, der mehr als einmal das Unmögliche möglich gemacht hat, wenn es darauf ankam.“ „Bin ich so?“ „Das bist du, und wenn du es auch nicht immer warst, du bist es jetzt, du hast allen Grund, stolz auf dich zu sein.“ Sie blickte trübsinnig zu Boden und hielt den Kopf gesenkt, sie wiedersprach ihm nicht, doch sie konnte nicht glauben was er sagte, sie war nicht stolz auf sich, ganz gewiss nicht, so oft hatte sie versagt, trotz allem.
Knarrend öffnete sich die Tür, das Geräusch riss sie aus den Gedanken und ließ sie den Blick heben, Thalia betrat den Raum. Sofort stand Samantha auf und gab sich Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen und den Schmerz auch sonst nicht zu zeigen, ganz gelang es ihr nicht.
„Du bist es also wirklich.“, diesmal zwang sich Samantha, den Blick der weißen Magierin zu erwidern, „wer soll ich sein?“ „Früher nannten sie dich „Kind des Schicksals“ oder „Kind der Hoffnung“, was ist wohl heute aus dir geworden?“ „Ich bin kein Kind mehr.“, antwortete Samantha ruhig, Thalia nickte bekümmert, „das ist nur zu wahr... Du magst es gewesen sein, damals, als du gegangen bist, ein Kind ohne Hoffnung, verzweifelt und voller Angst. Doch viel muss geschehen sein, du bist es längst nicht mehr, im Geiste noch viel weniger, als dein Äußeres erscheinen lässt.“ Lange sahen sie einander an, die Luft zwischen ihnen schien vor Spannung zu knistern, diesmal war es Thalia, die schließlich Samanthas Blick nicht mehr zu ertragen vermochte und aufseufzend den Kopf senkte, „Samantha... Ich... Ich habe damals einen schweren Fehler gemacht, einen unverantwortlichen Fehler, ich weiß es und ich habe es immer gewusst. Doch ich war zu stolz es zuzugeben, zu hochmütig es einzugestehen oder auch nur vorher einmal richtig nachzudenken. Ich weiß wohl, dass das, was ich getan habe absolut unverzeihlich ist, doch ich habe einen hohen Preis bezahlt und schwer dafür gesühnt. Du siehst, was aus mir geworden ist, das war der Preis, den ich zahlen musste, um das Unheil das aus meinem Handeln heraufbeschworen wurde, abzuwenden. Du bist Smaragds Tochter und wenn du auch nur ein wenig so bist, wie es deine Mutter war, so bitte ich dich, vergib einer törichten alten Frau.“
Samantha war wie erstarrt, sie konnte es nicht fassen, was sie soeben gehört hatte und beäugte die Weiße Robe misstrauisch doch mit stiller Verwunderung. Thalia war nicht nur älter geworden, sie hatte sich verändert, ihr ganzes Wesen, das war nicht zu übersehen, die stolze Frau von einst würde sich niemals auch nur halbherzig entschuldigt haben, Ganz zu schweigen davon, dass sie ihre Schuld eingestanden hätte... Samantha war völlig überrumpelt, widerstreitende Gefühle verengten ihre Brust, das heiße Feuer des gerechten Zorns entflammte aus der Erinnerung und zugleich war da etwas wie... Wie Mitleid, Mitleid mit der alten Frau, die jetzt um Vergebung bittend vor ihr stand und so gar nichts mehr mit der unnahbaren Magierin von einst gemein zu haben schien, Samantha hätte niemals geglaubt, dass sie einmal Mitleid mit Thalia haben würde... Sie hätte auch niemals geglaubt, dass die Weiße Robe ihr Mitleid jemals nötig haben würde.
Thalia jedoch schien Samanthas unentschlossenes Schweigen falsch zu deuten, sie hob den Kopf und richtete den Blick bittend auf das Mädchen, inmitten des Violettes ihrer Augen glänzten Tränen, „ich weiß dass es nicht einfach ist, nicht einfach sein kann, nicht nach dem, was geschehen ist. Ich hoffe aufrichtig, dass du mir vergeben kannst, doch wenn du es nicht kannst... Wenn du es nicht kannst, wisse, dass ich es verstehe würde, denn ich bin mir selbst nicht gewiss, ob ich würde vergeben können. Wenn du es also nicht kannst, so bitte ich dich, deinen Groll für den Augenblick zu vergessen, und mich anzuhören, wir sind zu wenige und der Feind ist zu mächtig, als dass wir untereinander in Zwist liegen und uns so unnötig gefährden dürften.“ Samantha seufzte abgrundtief, in ihrem Kopf drehte sich alles, es kam so unerwartet, so verdammt unverhofft, doch sie wusste was sie zu tun hatte, es ging hier längst nicht mehr um sie, nicht mehr um sie, als die, die sie war, sie selbst. Thalia hatte recht, sie durfte nicht aus persönlichen Gründen alles in Gefahr bringen, so tief der Schmerz auch saß, sie würde ihn verbannen müssen, würde über ihren Schatten springen wie schon so viele Male zuvor...
„Ich kann es nicht vergessen, das werde ich niemals können, dafür sitzen der Schmerz und die Enttäuschung zu tief, ich habe mich niemals benutzen lassen, meine Selbstständigkeit und Freiheit waren stets mein höchstes Gut, ein solchen Angriff, wie er damals geschehen ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden, von niemandem, genauso wenig, wie ein solcher Vertrauensbruch jemals wieder zu verheilten vermag, es bleibt immer eine Narbe zurück. Doch ich nehme deine Entschuldigung an, du kannst ebenso wenig ungeschehen machen, was geschehen ist, doch ich verzeihe dir. Du wusstest es nicht besser, das ist mir schon seid langem klar, wir alle machen Fehler, doch wir müssen die Folgen dafür tragen, ich vergebe dir und werde mit dir und auch den anderen zusammenarbeiten soweit es nötig oder der Sache dienlich ist, doch sei dir darüber im Klaren, dass es niemals mehr so sein wird, es gibt Wunden, die die Zeit nicht heilen kann.“ Die Alte Frau nickte, man sah, dass sie mit den Tränen kämpfte, diesmal waren es Tränen der Rührung, „du bist wahrhaft ein würdiges Kind deiner Eltern, ich danke dir, du weißt nicht, was du damit für mich getan hast, ich...“ Jetzt wurde es Samantha doch äußerst unbehaglich, und sie unterbrach den Sermon rasch, ehe die Magierin sie weiter mit Dank überschütten würde, den sie nicht verdient zu haben glaubte, es war ihr sowieso unangenehm.
„Du sagtest vorhin, es gäbe etwas, dass wir erfahren müssten, du wolltest, dass wir zunächst hier verweilen, doch ich fürchte, das wird nicht möglich sein, wir müssen weiter und zwar schnell.“ „Weshalb? Der Assassine wird euch hier nicht finden, dies ist mein Reich, in der Welt ist meine Macht vergangen, doch hier vermag ich alles zu tun.“ „Das ist nicht der Grund, ich fürchte den Assassinen nicht, ich werde mich ihm stellen müssen, irgendwann wird das unweigerlich geschehen. Aber wir müssen uns beeilen, es liegt noch ein sehr weiter Weg vor uns und die Zeit drängt, ich kann spüren, dass sich böses zusammenbraut, der Wind trägt bedenkliche Botschaften heran.“ „Der Wind?“, Thalia stand wieder aufrecht und stolz, ihre Ausstrahlung kehrte zurück, während sie die junge Magierin anlächelte, doch in ihrem Blick lagen tiefer Respekt und Bewunderung, „ach ja, ich vergaß... Immerhin ist es sehr lange her, dass eine... Dass jemand wie du unter uns weilte und damals wusstest du es ja noch nicht.“ „Nein. Aber ich wäre froh, wenn das, wenn am besten alles, was mich oder meine Vergangenheit betrifft, geheim bleiben würde, ich vertraue meinen Freunden, doch ich will sie nicht mit noch mehr Dingen belasten, die sie doch nicht verstehen würden.“ Thalia nickte, „das kann ich verstehen, doch ich bin nach wie vor gegen eine sofortige Abreise, es steht in meiner Macht, euch direkt nach Tr´âçom bringen, das ist doch euer nächstes Ziel? Aber du kannst mir nichts vormachen, ich weiß sehr wohl, was es mit diesem Schnitt auf sich hat, auch wenn sonst niemand etwas bemerkt zu haben scheint.“ „Na und? Es ist nicht zu ändern, ich habe schon mit schlimmeren Wunden gekämpft.“ „Gegen einen Assassinen?“ Samantha öffnete den Mund um zu antworten, dann überlegte sie es sich und schwieg, es gab Dinge, über die es besser war, nicht zu sprechen.
Thalia betrachtete das Mädchen lange, sie spürte, Samanthas Entschlossenheit und wusste sehr wohl, dass sie dagegen nicht würde ankommen können, das war ihr nicht gelungen, als Samantha sechs gewesen war und würde ihr heute erst recht nicht gelingen. „Es gibt wohl nichts, womit ich dich umstimmen könnte.“ „Nein, das gibt es nicht, ich muss meinen Weg gehen.“ „Ich werde euch trotzdem nach Tr´âçom bringen, wenn ich schon nicht mehr tun kann, es ist ein schweres Schicksal, das du trägst.“ „Ich weiß.“, erwiderte Samantha leise, es klang traurig, „doch ich bin jetzt die einzige, die es zu tragen vermag, ich muss es annehmen wie es ist, und dafür sorgen, dass die Prophezeiung sich erfüllt, wer hätte gedacht, dass ein alter Name aus Kindertagen sich in solchem Maße bewahrheiten würde?“
Samantha setzte ihren Willen doch noch durch, denn es dauerte nicht lange, bis Thalia uns erneut in das „Wohnzimmer“ rief, und erklärte, sie würde uns einiges erklären müssen, ehe sie uns am nächsten Morgen nach Tr´âçom schicken konnte.
Die Magierin war jetzt wieder unnahbar und mächtig, nichts ließ darauf schließen, dass sie vor nicht einmal einer Stunde fast auf Knien gefleht hätte und selbst wenn Sam davon erzählt hätte, hätte es ihr in diesem Moment keiner von uns geglaubt. „Ihr habt viel erlitten um hierher zu kommen, und ihr habt euren Mut eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“, Thalia ließ ihren Blick über uns schweifen, ich war wohl der einzige, der bemerkte, das Samantha ihr nicht mehr auswich, allerdings registrierte auch ich das nur am Rande ohne mir darüber Gedanken zu machen. „Die Prüfungen mögen schwer gewesen sein, vielleicht auch manches Mal grausam, doch euer Gegner ist sehr mächtig. Ihr müsst euch beeilen, in den Welten bricht das Chaos aus, Nohad steht fast vollständig unter der Herrschaft des Dämonenfürsten, und ein anderer Mann, der sogenannte Drachenmeister, hat die Gelegenheit ergriffen, sich Dragom anzueignen.“, Thalia schüttelte betrübt den Kopf, „zu den anderen Welten ist der Kontakt mehr oder minder verloren, doch auch dort steht es schlimm und lange werden die Barrieren um Terra auch nicht mehr standhalten können. schwere Zeiten sind für und angebrochen. Deshalb hört gut zu, es ist sehr wichtig. Wenn die zwölf Feuer Runenlands erloschen sind, geht zurück zu Kalhar, es st sehr wichtig, dass der rechtmäßige Erbe den Thron besteigt, die Völker müssen lernen, in sich eins zu sein.“ „Was?“, Lynn runzelte die Stirn, was soll das heißen?“ „Befolgt meinen Rat, dann erfahrt ihr es, wenn ihr es vorher wüsstet, könnte das Schicksal keine Erfüllung finden.“ „Gut, verstehe ich das richtig?“, Samantha blickte nachdenklich aus dem Fenster, „wenn die Dämonfeuer versiegelt wurden müssen wir ins Königreich der Zwerge, um dafür zu sorgen, dass der rechtmäßige Erbe den Zwergenthron besteigt? Aber das würde bedeuten, das Kalhar...“, rasch brach sie ab und schüttelte entschieden den Kopf, „nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Thalia lächelte nachsichtig, „ihr werdet es wissen, wenn es soweit ist, nicht der Schein ist es, der zählt und vieles, was man glaubt erweißt sich im nachhinein als falsch.“
Ich tauschte einen Blick mit Nyki, langsam kam es mir vor, als sei Geheimniskrämerei eine Berufskrankheit der Magier, es gab so vieles, dass ich nicht verstand und zum ersten Mal fragte ich mich ernsthaft, warum ausgerechnet ich ausgewählt worden war, jemand der von all dem hier nichts wusste... Eine Hand legte sich auf meine Schulter, es war Samantha, „ich weiß, was du denkst.“, erklärte sie leise, „ich habe mich das Selbe oft genug gefragt, doch es gibt keine Antwort, nicht für uns, wir müssen einfach darauf vertrauen, dass es richtig war und alles tun, was wir können.“ Ich spürte wie mir Tränen in die Augen schossen, ohne dass ich wusste warum, und nickte beschämt, es gab keinen Grund zu weinen! Die anderen hatten es auch nicht leichter als ich! Rasch wischte ich mir mit dem Ärmel über die Augen und wandte mich wieder dem Gespräch zu, glücklicherweise schien niemand etwas bemerkt zu haben.
„Außerdem habe ich eine Nachricht zu überbringen, fragt nicht, was sie bedeutet, denn ich weiß es selbst nicht, allerdings muss ich euch warnen, sie ist unter äußerst seltsamen Umständen zu mir gelangt. Vor etwa drei Tagen kam ein Phönix in diesen Wald, er legte die Pergamentrolle mit der Nachricht vor meine Tür, wie ich von den Tieren erfuhr und verschwand dann ohne einen Laut. Ich fand das Pergament später, doch kaum dass ich es gelesen hatte, ging die Rolle in Flammen auf und verbrannte zu Asche. In der Nachricht wurde ich aufgefordert, „jenen die im Lichte des Schicksals bald den Ort erreichten.“ Ich nehme an, dass ihr gemeint wart, doch da ich nicht weiß, von wem die Botschaft kam...“ „Ein Phönix? Hmm... Phönixe sind starke magische Wesen, allerdings... Der Name „schwarzer Phönix“ lässt vielerlei Schlüsse offen.“ „Der schwarze Phönix? Wer soll das sein?“, keiner im Raum, der Samantha nicht erstaunt musterte, sie zuckte mit den Schultern, „es ist der Name, eines Schattenmagiers. Ich nehme an, dass er inzwischen im Dienst meines Vaters steht, wenn es jemandem gelingen könnte, einen Phönix zu manipulieren, dann ihm, die Nachricht könnte allerdings genauso gut echt sein.“ „Was verstehst du unter echt?“, erkundigte sich Fayn. „Na ja, dass sie von jemandem kommt, der auf unserer Seite steht, der uns wirklich etwas wichtiges mitzuteilen hat. War denn kein Siegel auf der Rolle?“ „Nein, kein Siegel, keine Unterschrift, nichts das auf den Absender oder den Empfänger hindeuten würde, außerdem ist die Botschaft ziemlich seltsam, vielleicht für den Fall, dass sie abgefangen würde, ich weiß es nicht.“ „Dann sollte wir sie uns wohl einfach anhören, oder?“, erkundigte ich mich unsicher, „wir können uns doch hinterher entscheiden, wie ernst wir sie nehmen wollen.“ „Ja, das halte ich für eine gute Idee, wartet, die Botschaft lautete:
Wenn der letzte bleiche Mond einsam seine Bahn am Himmel zieht,
jenseits des letzten verlorenen Sterns,
wenn die Nacht alles zu verschlingen droht,
und Vertrauen und Zuversicht sind den Herzen so fern.
Wenn die letzten Adler, am Himmel einsam ihre Kreise ziehen,
und der letzte verzweifelte Hilferuf ungehört in der Stille verhallt.
Wenn der letzte Rest Mut verschwunden ist,
während Hoffnung und Glaube tödlich verwundet in die Dunkelheit fliehen.
Wenn die Zukunft längst vergangen ist,
während unbeweint die Vergangenheit stirbt,
der Wunsch nach Leben längst im tödlichen Grauen vergessen ist,
und bewiesen wird, dass selbst ein Gott sich auch irrt.
Wenn die letzte verzweifelte Warnung,
übertönt von der Welten unhörbarem Todesschrei,
ohne Hoffnung in todwunden Herzen verklingt,
während um sie herum alles stirbt, eine letzte Botschaft im Winde verweht.
Dann schaut nach oben, zum düsteren Himmel empor,
wo ein leuchtender Pfad die tristen Wolken aufgerissen hat, und erblickt dort,
wo der letzte glitzernde Stern längst vom erloschnen Firmament verschwunden ist,
das strahlende Licht im Schicksal, das die Zeit zum Retter erkor.
Fünf im Inneren des Kerns,
sieben, die verzweifelt warten, während der Ruf in der Ferne vergeht.
Doch werden es neun sein, die im Himmelslicht begreifen, dass
aus einem Berg längst gebrochner Splitter, nicht einfach wieder ein Ganzes entsteht.
Fünf die erkennen, dass die Wahrheit weder gut noch böse ist,
eine verlorene Weisheit aus längst verflossener Zeit,
die erweist, dass beides stets das gleiche ist.
Weißt den Weg in eine neue Zeit, die längst vergangen war.
Neun, geboren aus Sieben und Fünf, die verzweifelt suchen und finden,
was allen längst unwiederbringlich verloren war,
sich mühen und die verstreuten Splitter verbinden,
damit es wie einst wieder ein ungebrochnes Ganzes ward.
Einer, zugestoßen im tiefsten Eis, keiner der Fünf,
doch der erste von sieben, der sein Geburtsrecht erhält.
Gerufen hinab in die Tiefen der Erde, unbeirrbar und stark wie ein Fels.
Entzündet im fünften Volk den hellen Schein des Flammenlichts.
Der zweite, einer der Fünf, als Feind geboren, zum Freunde gemacht,
wird eines fremden Volkes Anführer sein,
und zeigen, dass es weder Gut noch Böse gibt,
wenn der Hass im Sturm seiner Klinge vergeht.
Ein dritter, kein der Fünf, doch deren treuer Gefährte und Freund.
Einer, einst verstoßen, aus Angst vor seiner Absonderlichkeit,
der geboren im Licht der Elemente, sein Volk und die Welt,
vom trüben Schleier der Angst befreit.
Als viertes, einer der Fünf, verstoßen vom eigenen, verhassten Volk,
er, in dem das Lied der Element klingt, der niemals ein Teil gewesen ist,
von dem Volke, das er einst, vom Abgrund führt zurück,
um es zu lehren, wie man versteht.
Ein fünfter, dennoch keiner der Fünf, doch kreuzt er auch spät ihren Weg.
Im hellen Licht die Melodie verklingt, das Lied, das niemals vergeht.
Ein Ausgestoßener, ist stets seinem Herzen gefolgt, und macht sich nun auf,
seinem gespaltenem Volk zu beweisen, dass man gemeinsam vieles erreicht.
Der sechste, einer der Fünf, einer der ersten zwei.
Geboren unter den endlosen Weiten des Himmels, Abkömmling vergangener Zeit,
mit ausgebreiteten Schwingen zum Kampf gestellt, hat er längst bewiesen,
seines vergessenen Volkes würdig zu sein.
Ein siebter zuletzt, keiner der Fünf, doch unwiderruflich ein Teil,
vergessen in gebannter Erinnerung, Bruder und Meister der Kunst.
Führt sein Volk stolz unter dem Himmelszelt, und tritt ein schweres Erbe an, wohlbehütet unter dem Schutz des Geistes der Magie.
Diese sieben sollen vollbringen, was keinem vor ihnen lange gelang,
eine Zukunft und den Frieden zu bringen, in ein hoffnungslos verlorenes Land.
Doch wenn das Unmögliche gelingt, kehrt der Mut einst zurück,
Am Ende wird es das Schicksal bestimmen, was von allem bleibt zurück.
Bis dann der Achte kommt, den es eigentlich nicht mehr gibt,
der ein zersplittertes Volk vereint und an der Anderen Seite siegt. Keiner der Fünf, doch deren Kamerad und Freund, er wird es sein, der das siebte und letzte Volk,
das doch nicht mehr dazugehört, im Lichte des Weges zum Kampfe vereint.
Ja, das war der Wortlaut.“ Zunächst waren wir wie erschlagen, schon alleine, weil das Ganze so umfangreich war, und außerdem, auf den ersten Blick völlig unverständlich. Allerdings kann ich nicht leugnen, dass ich mich unwiderruflich an die Prophezeiung des Silberdrachen erinnert fühlte, überhaupt klang das Ganze sehr, als sei es selbst eine Prophezeiung.
„Wie war das?“, stirnrunzelnd wiederholte Samantha den Wortlaut, es ist mir schleierhaft, wie sie sich das hatte einprägen können, „und weiter stand da nichts?“ „Warte...“, Thalia überlegte kurz, „doch, ganz am Ende stand noch, „wenn du die Botschaft des Waldes erhalten hast, wirst du wissen, wessen Worte dies sind.“ Nicht, dass das verständlicher wäre.“ „Wenn du die Botschaft des Waldes erhalten hast...? Moment!“, rasch wandte sie sich mir zu, du hast mir doch in Ayllwnn erzählt, dass ihr im verbotenen Hain gewesen seid, und dass das Orakel der Wälder...“ „I´vina!“, unterbrach ich sie, „natürlich, die Nachricht! I´vinas Nachricht an dich!“ „Das könnte der Schlüssel sein.“, stimmte sie zu, „es gibt also nur eins zu tun.“ „Gut, was muss ich tun?“ „Bleib einfach stehen und lass mich gewähren, es könnte sein, dass es sich ein bisschen unangenehm anfühlt.“
Ich nickte und sie legte ihre Hand auf meine Stirn, wie es auch I´vina getan hatte und schloss die Augen, diesmal sah ich keinen weißen Nebel, keine wirren Bilder schlichen sich in meinen Geist und von den fremdartigen und doch zauberhaften Melodien, an die ich mich zu erinnern glaubte war nicht zu hören. Genaugenommen geschah eigentlich nichts weiter, jedenfalls nicht um mich herum. Allerdings hatte Samantha recht gehabt, als sie sagte, dass sich unangenehm anfühlen würde, es fühlte sich sehr seltsam an, ein wenig, wie ein Fieber, mir war heiß und kalt zugleich und dann spürte ich, wie etwas warmes aus meinem Körper floss, wie... Wachs, ja das trifft es am ehesten, es fühlte sich ein bisschen so an, wie flüssiges Wachs. Innerhalb von Sekunden war es vorbei, Samantha zog ihre Hand ruckartig zurück, als hätte sie einen Schlag bekommen, und das seltsame Gefühl verschwand.
„Sam was ist nun?“ Samantha war einen Moment wie weggetreten, dann klärte sich ihr Blick wieder und sie antwortete ihrem Bruder eher zögernd, „ich glaube die Nachricht ist echt.“ „Gut“, bemerkte Nyki, „deshalb verstehe ich sie trotzdem nicht, kann mir irgendwer auf die Sprünge helfen?“ Selbst Samantha schüttelte ratlos den Kopf, „nein, ich fürchte, ich weiß nicht, was gemeint ist, aber wenn es wirklich von dort kommt, wo ich denke, dass es her kommt, dann werden wir das über kurz oder lang erfahren.“
Ha, und wieder eine meiner berühmt-berüchtigten Prophezeiungen, wie fidnet ihr sie? Ein bisschen was kann ich auch erklären, wenns unklar ist, ohne zu viel zu verraten.
Ach so, da er ein magier sit wäre es zwar zwitlich möglich, aber weil das damalige Königreich ja untergegangen ist, sehr unwahrscheinlich, das Raven bis heute überlebt und vor dreizehnjahren nicos vater geworden sit. IOst er nciht, soviel kann ich verraten, mit Nicos Herkunft hat es nämlich eine ganz besondere Bewandtnis.
Wie komm ich nur immer auf solche ideen? Tja, schaut mal selbst.
Thalia hielt Wort, nachdem sie uns am nächsten Morgen mit einem ausgiebigen Frühstück verabschiedet hatte, beschwor sie erneut den weißen Nebel und als dieser verblasste, befanden wir uns auf der Spitze eines Bergpfades, der sich durch ein riesiges Gebirge schlängelte, wohin man sah Klippen, Spitzen Plateaus und Schluchten. Reißende Flüsse bahnten sich einen Weg durch die Staubige Felslandschaft. Direkt vor uns jedoch befand sich eine Stadt, bei der es sich wohl um Tr´âçom. Die Stadt fügte sich beinahe unsichtbar in das Gebirge ein, da die Häuser aus dessen Gestein erbaut waren, nur die schmale Holzbrücke, die über den breiten Fluss, der das Tal durchteilte, führte und Wäschestücke, die in der sengenden Sonne zwischen den Häusern zum trocknen aufgehängt worden waren, verrieten, dass das dort unten keine absonderlich gewachsenen Steingebilde waren. Niemand war zu sehen, drückende Schwüle lastete über dem Gebiet und ich bemerkte, dass ich in der Hitze schweißgebadet war, wo mochten die „Steinzwerge“ stecken?
„Das gefällt mir nicht.“, bemerkte Samantha unruhig, als wir die scheinbar unbewohnte Stadt beinahe erreicht hatten, „diese Stille ist direkt unheimlich, es muss etwas geschehen sein.“ „Das Feuer?“, Lynn ließ seinen Blick über die gottverlassenen Straßen schweifen, doch Samantha schüttelte den Kopf, „es ist nichts dergleichen zu spüren, keine böse Energie jedweder Art... Es...“ „Sind sie vielleicht vor dem Winter geflohen?“, erkundigte sich Fayn plötzlich, er kniete vor einem mächtigen Steinbogen, der zwar von Natur aus in dieser Form gewachsen später aber noch bearbeitet worden war. „Wie kommst du darauf?“, erkundigte sich Nyki verwirrt, „wie sollte bei dieser Hitze...“ „Deshalb.“, Fayn deutete auf den unteren Teil des Gesteins, das bis in einen halben Meter Höhe merklich dunkler gefärbt war, als der eigentliche Fels, „solche Ränder entstehen bei andauernder Feuchtigkeit, was bedeutet, dass entweder das Wasser über längere Zeit bis hier gestanden haben müsste, oder aber das Schnee gelegen hat.“ „Du glaubst also, dass die Schneeebenen bis hierher vorgedrungen waren?“, Samantha betrachtete ihrerseits den Stein. „Ich glaube nicht, dass das möglich ist.“, Nyki blickte sich zweifelnd um, „es muss ein Hochwasser gewesen sein, es ist hier viel zu heiß für Schnee.“ „Das hat nichts zu bedeuten. Im Todeskrater ist es mindestens genauso heiß, wie hier und auch der war komplett zugeschneit und vereist.“ „Ist das nicht egal? Warum auch immer, sie sind fort und wir sollten uns überlegen, was nun zu tun ist.“, bemerkte Lynn. „Du hast recht.“, stimmte Fayn ihm zu und stand auf, „seltsam ist es aber trotzdem.“
Weil in der ganzen Stadt tatsächlich niemand zu finden war, es aber auch keinerlei Anzeichen für einen plötzlichen, überstürzten Aufbruch gab, ließen wir das plötzliche Verschwinden der Steinzwerge auf uns beruhen und suchten uns einen schattigen Platz, wo wir, vor der brennenden Sonne geschützt, unsere Karte zu Rate ziehe und uns auf die Suche nach dem Feuer begeben konnten. Wie Samantha schon in Toross festgestellt hatte, bewegte sich das Feuer tatsächlich gemächlich dahin, schien aber unmittelbar auf uns zuzukommen. Wir beschloss zunächst abzuwarten, ob das Feuer tatsächlich zu uns kommen würde, denn das Flusstal, in dem sich die Stadt befand, war mit ziemlicher Sicherheit, weit und breit der vorteilhafteste Kampfplatz.
„Nico?“ Im Halbschlaf hörte ich die Stimme und spürte, wie jemand mich vorsichtig schüttelte, langsam wurde ich wach und blickte in Samanthas Gesicht, „hm? Was ist?“ Der Himmel über uns war mitternachtsblau und Wolkenlos, das prächtige Leuchten der Sterne und Monde tauchte unsere Umgebung in sanftes Licht. „Etwas stimmt nicht, spürst du es nicht?“ „Was?“ Nein ich...“, doch es war kalt geworden, sehr kalt, und unser Atem bildete kleine weiße Wolken, die Stille des Gebirges wirkte nicht mehr natürlich, sie hatte sich verändert, war bedrohlich geworden. „Du hast recht. Was ist das? Das Feuer?“ „Ich weiß es nicht.“, erwiderte sie leise, „aber es ist als würde einem das Herz erstarren.“ Ich wusste was sie meinte, mehr und mehr wurde ich von der eigentümlichen Kälte ergriffen, eisige Furcht lähmte meinen Körper. „Was ist mit den anderen?“ „Ich weiß es nicht, ich konnte sie nicht wecken.“ „Wenn es wirklich das Feuer ist... Verdammt!“, der Schrecken vertrieb die Kälte, wenn auch nur kurz, „wir haben das Siegel nicht!“ Samantha erbleichte und sie stieß einen deftigen Fluch aus, „wie konnten wir das vergessen? Aber vielleicht... Wenn wir Glück haben...“
Mit zitternden Fingern suchte sie die Karte hervor und entfaltete sie, wie immer war das Papierstück leer. „Zeig uns das Siegel zu diesem Feuer.“ Gebannt starrten wir auf das leere Pergament, bangten, hofften, während die Kälte unaufhaltsam zunahm, schon bildete sich Reif auf Nykis Schuppen, doch die Karte blieb weiß. „Es funktioniert nicht. Zeig uns alle Siegel in Runenland.“ Jetzt reagierte die Karte, feine Linien breiteten sich wie ein Spinnennetz über das Papier aus und zeichneten die Karte von Runenland. Samanthas Blick glitt fieberhaft darüber, „die sind versiegelt, das stimmt, bleiben neun... Da, nein, das ist das Lichtschwert... Halt, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht... Es sind nur acht! Das neunte Siegel, es existiert nicht.“ „Was? Das kann nicht sein.“ Verzweifelt horchte ich auf das donnern, das jetzt in der Ferne erklang, etwas großes kam näher. Hilfesuchend blickte ich, wer weiß warum, zum Himmel empor, und erstarrte, „Sam! Sie doch, die Monde!“ „Was?“ ,sie folgte meinem Blick und ihr Gesicht verlor auch das letzte bisschen Farbe, „nein, das kann nicht sein!“ Es war aber so, drei der Monde waren verschwunden.
„Hilf mir wir müssen die anderen irgendwie wach kriegen!“ Ich nickte nur, doch so sehr wir auch riefen und schüttelten, selbst als wir kaltes Wasser heraufbeschworen und es in ihre Gesichter spritzten, regten sich die anderen nicht, blieben liegen mit totenbleichen Gesichtern, und wenn da nicht die flachen, ohnehin kaum merklichen Atemzüge gewesen wären, hätte man meinen können sie wären tot. „Wir müssen doch irgendetwas tun!“, erklärte Samantha in Panik, das Licht veränderte sich, ein ungesundes, kaltes, blaues Leuchten stieg von dem Pfad vor uns empor, und nahm den Dingen ihre Farben. „Was ist das?“, ich spürte wie ich zitterte und meine Zähne klappernd aufeinander schlugen, doch nicht nur vor Kälte... „Ich weiß es nicht.“, Reif bedeckte Samanthas Haar und Rüstung, in ihren Wimpern und Augenbrauen bildeten sich Eiskristalle. Ein lautes Klagen hub an, erfüllte die Stille, als Musik konnte man es nicht bezeichnen, dennoch steckte eine Melodie dahinter, Töne und Klänge erfüllten die Luft, die einem die Haare zu Berge stehen ließen und etwas an sich hatten, das einem Glauben macht, man würde niemals mehr das Tageslicht erblicken.
„Da, da kommt etwas.“, Samanthas Stimme klang erstickt, auch sie konnte sich der Macht des Ortes nicht entziehen. Tatsächlich erhob sich jetzt dort, jenseits des Berges etwas, eingehüllt in das ungesunde blaue Leuchten, welches es unwirklich scheinen und verschwimmen ließ. Erst, als es ganz nahe war, höchstens noch fünfhundert Schritt entfernt, erkannte ich, was es war und wollte mich herumwerfen und von Angst gepeitscht fliehen, doch mein Körper und mein Denken waren wie gelähmt. Ein angstvolles Stöhnen aus Samanthas Richtung ließ mich wissen, dass auch sie erkannt hatte, was es war, das da unweigerlich näher kam.
In stummer, geisterhafter Prozession schritten mehrere totenbleiche Zwerge voran, leere gebrochene Blicke, waren fest nach vorn gerichtet, als würden sie, während sie von der grausigen Melodie begleitet dahinschritten, nichts wahrnehmen können, und als wäre kein Hindernis in der Lage, sich ihnen in den Weg zu stellen. Es handelte sich ausnahmslos um erwachsene, männliche Zwerge, die in zerfetzter Kleidung, eine blaue Kerze in der Hand voranschritten. Auch sie hatten keine Farbe außer das blau der Kerzen, sie schienen nicht einmal eine wirkliche Substanz zu haben, wie Geister, wie die Zwerge von Eynharrow, doch schienen sie gerade erst aus dem Leben gerissen worden zu sein. Hinter ihnen kamen zwölf weitere Zwerge, die einen großen schwarzen Sarg auf den Schultern trugen, in diesem Sarg loderte das Feuer in blauschwarzen Flammen. Die Melodie änderte sich, wurde von Stimmen erfüllt, die flehten und riefen und jeden eigenständigen Gedanken aus meinem Kopf verbannten, bis nur die Angst blieb, die Angst und das plötzliche Verlangen, mich ihnen anzuschließen. Hinter dem riesigen Sarg, dessen Flammen unheimliche Schatten in den durchdringenden Lichtschein warfen und ihn flackern und wabern ließen, lief eine große Schar aus Zwergenkindern und Frauen, sie sahen bleich und krank aus, auch ihre Kleider hingen in Fetzen und die Blicke waren beängstigend leer. Ihr Münder öffneten und schlossen sich, wie die von Fischen, die unter Wasser ihr stummes Lied sangen, es dauerte lange, bis ich begriff, dass sie es waren, die die seltsame klagende Melodie sangen, die jede Faser meines Körpers durchdrang.
Lautes Knirschen ertönte hinter mir, als würde etwas schweres über den Boden bewegt, und plötzlich stand wie ein Schatten Nyki neben mir, auf den schwarzen Schuppen glänzte der Reif frostig im blauen Licht, das Smaragdgrün seiner Augen war erloschen, sein Blick war genauso leer wie der der Zwerge. Betört hob der Drache den Kopf, dann breitete er seine Schwingen aus und flog hinauf zum Feuer, um fortan seine Kreise über dem schwarzen Sarg zu ziehen. Obwohl, was mich sonst verwundert und beängstigt hätte, nicht wirklich zu mir durchgedrungen war, spürte ich, wie das Bild mir einen Stich versetzte und die eisige Umklammerung der Kälte ein klein wenig lockerte, als der Drache hoch am Himmel das Maul öffnete und in die Melodie einstimmte. Jetzt drängten sich auch Lynn und Fayn an mir vorbei, wie Schlafwandler stolperten sie nach vorn, achteten nicht auf den Weg in ihrer Eile, sich dem Zug anzuschließen. Sternenglut zögerte, umgeben von einer Aura der Unsicherheit verharrte er zwischen uns, erneut spürte ich ein wenig der Magie schwinden, die mich hielt.
Erneut ertönte ein Geräusch neben mir, ein paar Steinchen und Erdklumpen rollten auf den Leichzug zu, der jetzt feierlich, in etwa zwanzig Fuß Entfernung vor und verharrte. Samantha hatte sich von dem eigentümliche Zauber losgerissen, stolperte nach vorn und fiel, zugleich spürte ich, wie auch meine Fessel brach, ich konnte die Melodie aus meinem Kopf verbannen und ich konnte wieder handeln und denken. Unter dem kalten Blick der Sargträger und aller, die sie begleiteten Half ich Samantha auf die Beine, dicht nebeneinander blieben wir stehen und sahen von Angst erfüllt zu der unheimlich Prozession.
„Wir müssen etwas tun. Wir können nicht zulassen das die anderen, dass sie...“, Samantha verstummte, sie erbebte unter der Machte des Zaubers. „Ich weiß.“, presste ich hervor, und versuchte verzweifelt zu verhindern, dass de lähmende Kälte mich erneut ergriff, „aber was sollen wir tun? Wenn es kein Siegel gibt können wir...“
Erneut begannen die Zwerge zu singen, diesmal war es ein richtiges Lied, der Text, der dumpf wie aus Gräbern durch das Gebirge scholl, hallte durch unsere Köpfe:
Nebelschwaden ziehen auf,
der Mond sein Antlitz verhüllt,
Der letzte Stern erlischt am Firmament,
wenn das Klagen der Flammen ein jedes Herz erfüllt.
Unwissend ersticken die Wesen,
in der eisigen Umarmung der Nacht,
in leeren Herzen befreit vom Glück,
ertönt ein stummer Gesang voller Macht.
Wütend, versengend, verschlingend,
lodern schwarze Flammen zum Himmel empor,
Zeichen, die Kunde vom Herrscher bringen,
den die Welt zu ihrem Rächer erkor.
In Angst erstarrt,
verlassen von Hoffnung und Mut,
sind selbst die letzten Feinde wehrlos ausgeliefert,
der tödlichen Flammen unbändiger Wut.
Doch bevor des Feuers letzte Warnung,
ungehört in der Kälte der Herzen verhallt,
Einen letzten Hinweis noch,
wir hoffen ihr seid bereit.
Ein Schlüssel der nicht existiert,
längst verloren ging im endlosen Lauf der Zeit,
ist doch dort, wo niemand sucht,
mit dem zerstörten Schloss, Seit an Seit.
Manches Feuer verlischt,
durch Erde Wasser und Wind,
Magie jedoch, ist wenn man begreift,
dass die eigenen Waffen die stärksten sind.
Die Zeit verstreicht,
verliert sich in den tiefen des schwärzesten Fluss,
wo das Schicksal endet, das Leben heißt,
mit der Todgeweihten letztem Gruß.
Die Stimmen verhallten, nachdem das Lied eine unermessliche Ewigkeit angedauert zu haben schien, verklang es jetzt in der Ferne und wurde abgelöst, von der alten, gespenstischen Melodie.
„Das ist es!“, flüsterte Samantha leise, ich konnte sie fast nicht verstehen, Wind kam auf und obwohl sein Heulen nicht zu vernehmen war, so riss er einem doch die Worte aus dem Mund. „Was? Was meinst du Sam?“ „Das Lied, das Lied hat es gesagt, „Manches Feuer verlischt, durch Erde Wasser und Wind, Magie jedoch, ist wenn man begreift, dass die eigenen Waffen die stärksten sind.“, es gibt kein Siegel, weil das Feuer nicht versiegelt werden kann, es muss zerstört werden, seine Quelle muss zerstört werden.“ „Seine Quelle? Was soll das sein?“ „Der Sarg.“, erwiderte sie mit tonloser Stimme, „wir müssen den Sarg zerstören.“
Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, ehe mir die Ungeheuerlichkeit ihrer Worte klar wurde, „wie stellst du dir das vor?“ „Ich weiß es nicht, ich habe nicht auch nur die allergeringste Ahnung, wie wir das schaffen sollen.“, ihre Zähne schlugen klappernd aufeinander, ich spürte wie die eisige Umklammerung wieder enger wurde. „Was wir auch tun, wir müssen es schnell tun.“ Sie nickte, „wenn ich nur wüsste... In Angst erstarrt, verlassen von Hoffnung und Mut, sind selbst die letzten Feinde wehrlos ausgeliefert, der tödlichen Flammen unbändiger Wut. Doch bevor des Feuers letzte Warnung, ungehört in der Kälte der Herzen verhallt, Einen letzten Hinweis noch, wir hoffen ihr seid bereit. Ein Schlüssel der nicht existiert, längst verloren ging im endlosen Lauf der Zeit, ist doch dort, wo niemand sucht, mit dem zerstörten Schloss, Seit an Seit. Manches Feuer verlischt, durch Erde Wasser und Wind, Magie jedoch, ist wenn man begreift, dass die eigenen Waffen die stärksten sind... Magie jedoch ist... Magie... Nico! Erinnerst du dich an den Kampf gegen Shannam? Vor Ayllwnn?“ „Natürlich.“, erwiderte ich verwirrt, ich konnte ihren Gedankengang nicht nachvollziehen. „damals haben wir unsere Kräfte verschmolzen, glaubst du, du schaffst es ein zweites Mal?“ „Ich denke schon... Aber was hast du vor?“ „Wenn man begreift, dass die eigene Waffe die stärkste ist... Was ist die wichtigste Eigenschaft des Feuers? Hitze. Wir müssen eine Hitze aufbringen, die stark genug ist, gegen die Kälte zu bestehen, alleine kann ich das nicht schaffen, doch wenn ich recht habe, und uns das gelingt, wird das Feuer zerstört.“ „Ich verstehe... Aber was ist wenn du dich irrst?“ „Das werden wir niemals erfahren, erwiderte sie düster, wir haben nur diese eine Chance.“
Seltsamerweise verspürte ich keine Angst, vielleicht war die schon aufgebraucht. Es musste wohl so sein, ich würde es versuchen und der Anblick, Nykis, Fayns und Lynns, die schon untrennbarer Teil des Leichenzugs geworden zu sein schienen, bestärkte mich in meinem Beschluss. „Ich bin bereit, wenn du es bist.“ Sie nickte und ich spürte, wie ihr Geist mit dem meinen verschmolz, von diesem Moment an waren wir nur noch ein Wesen, zwei Herzen, die im Gleichklang schlugen und zwei Seelen, die vom gleichen Verlangen erfüllt worden. Es schien mir, als sähe ich zugleich durch meine und ihre Augen, und die Energie die entstand, als unser beider Kräfte verschmolzen, war schier unermesslich.
„Jetzt?“, die Worte drangen im selben Moment bereits durch meinen Geist, da ich sie hörte. „Jetzt.“, bestätigte ich und entfesselte die Magie. Auf einem Schlag war die Verbindung gelöst, die Energie verschwunden, und auf einen Schlag begann der Zauber zu wirken. Wie eine riesige Welle auf den Strand, raste ein Wall aus Licht, weißem Licht und solcher Hitze, dass ich zu verglühen glaubte, obgleich er sich doch mehr und mehr entfernte, auf die Prozession zu. Die Schemenhaften Zwergengestalten lösten sich auf, kaum dass das Licht sie erreich hatte, und unsere Freunde stürzten wie gefällt zu Boden, während über ihnen der Sarg weiß zu glühen begann und dann mitsamt dem Feuer in einem bunten Funkenregen zerbarst. Die ganze Zeit über zog der Zauber mehr und mehr Energie aus meinem Körper, ich taumelte, geriet in Panik und versuchte mit aller Macht die vermeintlich tödliche Verbindung zu lösen, doch meine Anstrengungen führten zu nichts.
Ein einmal entfesselter Spruch kann nicht mehr gestoppt werden... Es war als würde mein Blut zu kochen beginnen, brennender Schmerz durchfloss meinen Körper, während ich selbst immer schwächer wurde und dann, als ich glaubte es nicht mehr ertragen zu können, war es vorbei. Samantha stand neben mir, hatte ihre Hand auf meine Schulter gelegt, von dem Sarg war nichts zurückgeblieben, die anderen lagen am Boden, es schien als schliefen sie. Ich bemerkte, das ich am Boden kniete, dass wir beide knieten, seltsam, ich konnte mich nicht erinnern, gefallen zu ein.
„Es tut mir Leid.“, brachte Samantha mühsam hervor. „Was?“, Erwiderte ich, das Sprechen schien unendlich viel Kraft zu kosten, „das du unser aller Leben gerettet hast?“ „Wir.“, korrigierte sie mich sanft, „wir haben es getan, dennoch wärst du beinahe gestorben.“ „Ich bin es aber nicht. Es ist nicht wichtig, was hätte sein können. Was ist, das zählt.“ Sie nickte und kam schwankend auf die Beine, doch schon nach wenigen Schritten stolperte sie erneut, um sogleich wieder aufzustehen und weiter zu taumeln. Unter Aufbietung aller Willenskraft erhob auch ich mich und wankte zu Nyki hinüber, der Drache lag noch so, wie er vom Himmel gefallen war, mit ausgebreiteten Schwingen. Das Eis war verschwunden, seine Augen geschlossen und sein Atem ging wieder normal, doch was viel wichtiger war, er war unverletzt. „Nyki? Nyki!“, neben mir hörte ich, wie Samantha leise Lynns Namen rief. Ich glaubte niemals so erleichtert gewesen zu sein, wie in dem Moment, da der Drache langsam die Augen öffnete, sich schlaftrunken aufrichtete und mich ziemlich verwirrt anschaute. „Nico? Was war das? So kalt... Was ist geschehen?“ „Das hat Zeit.“, erklärte ich ruhig und machte mich daran Fayn zu wecken, der Zwerg brauchte länger um zu sich zu kommen, Sternenglut und Lynn waren bereits wach. „Was ist geschehen? Und was?“, großäugig sah der Halb-Elf sich um, „was in aller Welt ist hier passiert?“ Verwirrt folgte ich seinem Blick und erstarrte, denn ich bemerkte nun etwas, dass mich das wahre Ausmaß unseres Zaubers ansatzweise begreifen ließ. Der Stein unter mir war, wie ich jetzt bemerkte unnatürlich glatt an manchen Stellen zwar rußgeschwärzt, ausnahmslos jedoch...
„Das kann nicht sein.“ „Ist es aber.“, Samantha sah sich nicht minder überrascht um, „mir ist nicht klar geworden, in welchem Ausmaß unsere Magie wirkte. Hitze schön und gut, aber dass sie Stein zum schmelzen bringt...“ So war es aber, im gesamten Tal und auf noch einem guten Stück des Weges waren zumindest die obersten Steinschichten geschmolzen, und Glas war entstanden. Dort wo es nicht schwarz und verbrannt war, schillerte es bunt in allen Farben und spiegelte das Licht der Sonne, die just in diesem Moment wie auf Kommando aufging und auch die letzte Reste des Nachtspuks fortwischte. Selbst die Häuser, deren Einrichtung, schlichtweg alles, das aus Stein oder Sand oder Erde bestanden hatte und demnach nicht zu Asche verbrannt war, war eingeschmolzen zu farbenprächtigen Gebilden aus Glas, dass zwar nicht durchsichtig war, sondern milchig, aber das Licht zu einem wunderschönen Farbentanz brach. Jetzt fiel mir auch auf, dass der Wasserstand des vorher so reißenden Gebirgsflusses sehr niedrig war...
„Ich verstehe rein gar nichts. Hätte irgendjemand die Güte, mir zu erklären, was passiert ist?“, erkundigte sich Fayn wütend und hinter uns antwortete ihm eine fremde Stimme, „es war das Schattenfeuer, das Schattenfeuer hat uns alle in seinen Bann gezogen.“ Es waren die Zwerge die hinter uns standen, oder besser ein paar der Zwerge, vielleicht ein Dutzend Männer und Frauen und vier oder fünf Kinder. Alle andern und es waren gewiss über hundert gewesen, lagen mehr oder minder verkohl bis hin zu völlig abgebrannt aber doch unweigerlich schon vorher tot, auf einem Haufen am Talausgang. Ich hörte irgendjemand hinter mir würgen und spürte, wie mir selbst bei diesem Anblick furchtbar übel wurde. Rasch wandte ich den Blick wieder auf den Sprecher der Lebenden Zwerge, deren Kleidung war zwar nach wie vor zerfetzt und teilweise leicht angesengt doch ansonsten schienen sie sonderbarerweise völlig unverletzt zu sein. Ich blickte in die rußverschmierte Gesichter der Überlebenden, die Steinzwerge unterschieden sich nicht von den „normalen“ Zwergen, wie Fayn, jedenfalls nicht äußerlich. Ihre Mienen wirkten verhärmt, waren gezeichnet, von Trauer, Not, Unverständnis, Angst und Entbehrung. Das Leben hier musste hart sein, obwohl das natürlich längst nicht alles war.
„Ich kenne eure Namen nicht, noch weiß ich, wer ihr seid,“, erklärte der Zwerg und musterte uns abwägend aus steingrauen Augen, er hatte eine angenehme, tiefe Stimme, „doch ich danke euch von ganzem Herzen, trotz allem.“ Er ließ seinen Blick durch das verwandelte Tal schweifen und lächelte traurig, „das Schattenfeuer hat vieles verändert, und zum Gedenken an den heutigen Tag, an den Tag, da ein ganzes Volk dem Bösen verfiel und den Tag, da ein ganzes Volk um ein Haar vollständig ausgelöscht wurde, soll dieser Ort fortan den Namen gläsernes Tal tragen. Dies ist nicht länger Tr´âçom, diese Stadt soll fortan Fyþð´œliš, die Stadt aus dem Schatten, heißen und aus dem heutigen Tage soll ein neues Volk hervorgehen, ein Volk des Guten und des Lichtes. Wir haben unsere Lektion gelernt und fast alles verloren, jetzt müssen wir von vorne beginnen.“ Die kleine Schar zollte den Worten des Redners Beifall, Samantha schüttelte bedrückt den Kopf, aus irgendeinem Grund schienen ihr die Worte des Zwerges zu missfallen. „Wie lauten eure Namen oh Helden, die ihr das Schattenfeuer zerstört und damit einen Neuen Anfang gesetzt habt?“ Die Blicke unserer Freunde richteten sich auf mich und Samantha, wir sahen einander an, es war uns beiden gleichfalls unangenehm, so im Mittelpunkt zu stehen, wir hatten getan, was hatte getan werden müssen, wir waren keine Helden, wir hatten uns und unsere Freunde ebenso gerettet wie die Zwerge und nebenbei noch ein bisschen die Welten. „Nico.“, erklärte ich zögernd, der Zwerg schwieg, nickte mir jedoch aufmunternd zu ehe er seinen Blick auf Samantha richtete. „Samantha.“, erklärte diese leise, wie durch ein Wunder rief ihr Name zumindest hier keine Reaktion hervor.
Die Zwerge verneigten sich jetzt vor uns, das ließ die ganze Szene noch viel unwirklicher erscheinen, ich konnte nicht recht begreifen was vor sich ging, es war, als wäre mein Geist hinter einen dicken Mauer verborgen, abgeschottet gegen alles und jeden. Irgendwann bemerkte ich, dass Samantha neben mir stand. „Lass uns gehen.“, sagte sie leise, ihre Stimme klang irgendwie traurig, ich nickte nur, ohne dass ich hätte sagen können, was zwischenzeitlich geschehen oder wie viel Zeit überhaupt erst vergangen war. Die Zwerge hatten begonnen sich in der „neuen“ Stadt einzurichten und debattierten gerade lautstark, darüber, wie man Leichname in gläsernem Fels vergraben könne, wisse doch jeder, dass die Kinder der Erde, wie die Zwerge gemeinhin genannt wurden, nach dem Tod zur Erde zurückkehren mussten, wollten sie jemals Ruhe finden. Wir liefen etwa eine Stunde, vermutlich nur, um Abstand zwischen uns und das gläserne Tal zu bringen auf einem staubigen Hochplateau hielten wir inne. Erleichtert ließ ich mich zu Boden sinken, die Erschöpfung, zunächst von Erleichterung und dann Entsetzen vertrieben machte sich wieder bemerkbar, auch bei Samantha, die sich müde gegen einen Teil der Steilwand lehnte, erst jetzt erzählten wir, was geschehen war, und allein der Gedanke an das Schattenfeuer, wie es die Zwerge genannt hatten, ließ Kälte und Angst in mir aufsteigen. Auch Samantha wirkte nicht eben glücklich, während sie den Text des Liedes wiederholte, die seltsame Totenmusik war etwas, das einem so leicht nicht mehr aus dem Kopf ging und vermutlich ein Leben lang für ein Höchstmaß an Angst stehen würde.
Ich glaube, zunächst konnten die anderen nicht recht glauben, was wir ihnen erzählten doch mit der Zeit wurde die Ungläubigkeit von Entsetzen abgelöst und als wir den Zauber beschrieben, dessen Folgen sie ja mit eigenen Augen gesehen hatten, waren längst alle Zweifel ausgeräumt. „Es ist kaum zu glauben, dass tatsächlich ihr beide dieses ganze Tal...“ „Es ist nicht zu glauben, dass wir allesamt dumm genug waren, einem Feuer entgegen zuziehen ohne im Besitz des Siegels zu sein oder auch nur die geringste Ahnung von dessen Aufenthaltsort zu haben.“, unterbrach Samantha den Drachen, man sah, dass sie sich noch immer Vorwürfe machte. Lynn schüttelte bedächtig den Kopf, „vergiss es, passiert ist passiert, es ist ja noch im Guten geendet, das nächste Mal sind wir schlauer, wie Nico sagte, es ist nicht wichtig, was hätte sein können. Was ist, das zählt.“ „Sollen wir für heute hier bleiben?“, erkundigte sich Fayn, und sämtliche Blicke richteten sich auf Samantha, die schüttelte den Kopf und zog B´raks Karte hervor.
„Das nächste Feuer liegt im Sichelmondsee auf Vhaharia, das übernächste auf den Nordwindinseln vor Œlonøra und das insgesamt zehnte im Tschðšhimœ-Eis auf Arkaan.“, erklärte sie, nachdem sie die Karte gründlich betrachtet hatte, „ein weiter Weg und wie es aussieht, wird es höchste Zeit, dass Goldfell und Nachtwind wieder zu uns stoßen.“ „Du weißt etwas von ihnen?“, Lynn hob überrascht den Kopf, „ich mache mir schon Sorgen, weil sie bereits so lange verschwunden sind.“ „Habe ich das nicht erzählt? Ich habe Nachtwind wiedergetroffen, allerdings habe ich, ihn kurz bevor wir wieder zusammengekommen sind, losgeschickt, um Goldfell zu suchen, seitdem hab ich nichts mehr von Beiden gehört.“ Lynn nickte, „immerhin, das ist besser, als wenn sie nach wie vor vollständig verschollen wären.“ „Wollen wir aufbrechen?“, unsicher blickte Nyki von einem zum anderen, Samantha nickte und wollte vorausgehen, doch Fayn packte ihren Arm und hielt sie fest, „nicht so schnell, ich bin der Ansicht, dass du und... Nico, dass ihr schon genug geleistet habt.“ „Der Meinung bin ich auch.“,. stimmte Nyki zu, „ich werde euch tragen.“ Ich muss vermutlich nicht sagen, wir erleichtert ich war, der Gedanke selbstständig eine größere Strecke zu bewältigen schien mir so fern wie sonst nur etwas. Samantha jedoch schüttelte Fayns Hand ab, „es geht mir bestens, danke, aber ich kann selber laufen.“ „Das wissen wir.“, erwiderte Lynn ernst, „aber wir haben nicht vergessen, dass du nach wie vor verletzt bist, und wenn du das, was du in Toross gesagt hast, wirklich ernst gemeint hast, dann musst du auch lernen, die Hilfe anderer anzunehmen.“ Samantha blickte vom einem zum anderen, doch sie sah ein, dass sie verloren hatte, „ich hätte das niemals sagen dürfen, ihr werdet es mir wohl bis an mein Lebensende unter die Nase reiben...“, aber so ganz konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie vorsichtig auf Nykis Rücken kletterte und es sich zwischen den Flügelansätzen bequem machte.
„Sagt mal, was ist eigentlich aus dem Assassinen geworden?“, schaudernd dachte ich an die grausige Kreatur, deren Anblick mich wohl ein Leben lang in meinen Alpträumen verfolgen würde. Samantha zuckte mit den Schultern, „Thalia hat ihn aus ihrem Wald geschmissen, ich bin sicher, dass er uns, dass er mir noch immer auf der Spur ist, und wenn er mich findet werde ich erneut kämpfen müssen.“ „Du spielst doch nicht etwa mit dem Gedanken fortzugehen, oder?“, erkundigte sich Lynn zugleich besorgt und misstrauisch, Samantha lachte unfroh, „ich hätte doch ohnehin keine Chance. Nein, ich fürchte, ich bleibe euch erhalten.“ Die Erleichterung war nicht nur Lynn anzusehen.
Glücklicherweise ließ der Assassine sich jedoch nicht blicken, nicht an diesem Tag noch in den nächsten. Tatsächlich begegneten wir, so unglaublich das scheinen mag, mehrere Wochen lang niemandem der uns böse gesinnt war und nichts gefährlicheres als ein paar Straßenräuber, die bei Nykis Anblick jedoch rasch die Flucht ergriffen, kreuzte unseren Weg. So kamen wir gut voran und als wir nach zwei oder drei Wochen bereits die Hafenstadt Tisça erreichten, erklärte Samantha, dass wir jetzt zusehen müssten, wie es uns gelingen könne, nach Vhaharia zu gelangen. Genaugenommen hatten wir zwei Optionen, entweder wir würden uns von Nyki hinübertragen lassen, was aber zur Folge haben würde, dass es zwei Tage dauern würde und wir uns aufteilen müssten, damit der Drache dies bewältigen konnte. Die zweite Option, die vor allem, Samantha mir und Nyki nicht schmecken wollte, war die, an Bord eines Schiffes zu gehen und so nach Vheraasen, in die Hauptstadt Vhaharias zu reisen. Nach längerer Diskussion entschieden wir uns für letzteres, die Schiffsreise würde zwar mehr Zeit in Anspruch nehmen, doch so war zumindest gewährleistet, dass wir einander in der kritischen Situation, in der wir uns befanden, nicht aus den Augen verloren. So sahen wir uns also ein zweites Mal der Herausforderung gegenüber, ein Schiff zu finden, dass auch einen Drachen an Bord nehmen würde, am besten noch ein etwas vertrauenserweckenderes als beim letzten Mal. Doch in einer großen Stadt, wie Tisça erwies sich ,dass dies gar keine Herausforderung war, das Problem war nämlich ein Schiff zu finden, dass zu dieser Jahreszeit die westliche Route nach Vheraasen befahren würde, denn all die großen Handelsschiffe waren schon vor Wochen aufgebrochen und der beginnenden Frühjahrsstürme wegen, die bald den Seeweg zwischen den beiden Hafenstädten erschüttern würden, wagte sich kein Seemann mehr, diese gefährliche Reise auf sich zu nehmen, nicht für alle Magie oder alles Geld, dass Samantha aus einer weiteren Festung ihres Vaters, die sich in einem verlassenen Waldgebiet zwischen Fyþð´œliš und Tisça befunden hatte, besorgt hatte, der Welt.
Wir hatten in einer kleinen Herberge am Hafen Unterkunft gefunden und uns nach mehrtägiger, erfolgloser Suche ratlos im Schankraum versammelt. Wir hatten zu diesem Zweck einen Fenstertisch gewählt, damit auch Nyki von draußen würde mitreden können. Leider jedoch wusste niemand von uns, wie es nun weitergehen sollte, und Fayns Vorschlag, den er unter Einfluss mehrerer Krüge Met machte, wir sollten Vheraasen Vheraasen sein lassen und die Meerenge nach Vhaharia einfach durchschwimmen, war nun wirklich nicht ernst zu nehmen. Es war nicht zu übersehen, dass die an sich ernste Beratung allmählich ausartete, auch Lynn war nicht mehr ganz nüchtern und Samantha betrachtete den Zwerg und den Halb-Elf amüsiert mit leichtem Kopfschütteln, ich selbst wusste absolut nicht was ich davon halten sollte, und Nyki hatte sich schon längst aus dem erfolglosen Rat verabschiedet.
„Tja was denkst du?“, erkundigte ich mich bei Samantha, und versuchte nebenbei Fayn zu ignorieren, der mit etwas begonnen hatte, was er wohl für Gesang halten würde, ich wollte gar nicht daran denken, wie peinlich mir die Situation an seiner Stelle gewesen wäre, und schob meinen eigenen unberührten Krug weit von mir. Auch Samantha hatte das Met nicht angerührt, nachdenklich sah sie durch das Fenster, „na ja, da die beiden...“, sei warf Lynn und Fayn einen etwas mitleidigen Blick zu, „nicht mehr ansprechbar sind, und Nyki sich verständlicherweise verzogen hat, müssen wohl wir beide zu eine Einigung kommen. Ich bin der Meinung, wir sollten ein paar Tage abwarten und es weiter versuchen, wenn sich nach... Sagen wir zwei Wochen nichts neues ergeben hat, müssen wir es eben doch auf eine zeitweilige Trennung ankommen lassen und einfach des Beste hoffen.“ „Wäre es nicht möglich, dass wir uns verwandeln? Dann müsste Nyki nur Fayn und Lynn tragen... Und Sternenglut.“, fügte ich hastig hinzu, als mein Blick auf den weißen Wolf gefallen war, der sich vor dem Kamin des verrauchten Schankraumes zusammengerollt hatte und von Gästen wie Angestellten gleichsam im größtmöglichen Bogen umschritten wurde, „das müsste doch gehen oder?“ Sie schüttelte den Kopf, „ich will dir nicht zu nahe treten, aber du bist noch längst nicht so weit, an Verwandlung auch nur zu denken. So geht es auf keinen Fall.“ Ich nickte bedrückt, doch ich vertraute auf ihr Urteil, „dann bleibt uns wohl nichts übrig als erst mal abzuwarten, vielleicht ergibt sich ja alles.“ „Ja, und jetzt lass uns die beiden Trunkenbolde hier rausschaffen.“
Thalia hielt Wort, nachdem sie uns am nächsten Morgen mit einem ausgiebigen Frühstück verabschiedet hatte, beschwor sie erneut den weißen Nebel und als dieser verblasste, befanden wir uns auf der Spitze eines Bergpfades, der sich durch ein riesiges Gebirge schlängelte, wohin man sah Klippen, Spitzen Plateaus und Schluchten. Reißende Flüsse bahnten sich einen Weg durch die Staubige Felslandschaft. Direkt vor uns jedoch befand sich eine Stadt, bei der es sich wohl um Tr´âçom. Die Stadt fügte sich beinahe unsichtbar in das Gebirge ein, da die Häuser aus dessen Gestein erbaut waren, nur die schmale Holzbrücke, die über den breiten Fluss, der das Tal durchteilte, führte und Wäschestücke, die in der sengenden Sonne zwischen den Häusern zum trocknen aufgehängt worden waren, verrieten, dass das dort unten keine absonderlich gewachsenen Steingebilde waren. Niemand war zu sehen, drückende Schwüle lastete über dem Gebiet und ich bemerkte, dass ich in der Hitze schweißgebadet war, wo mochten die „Steinzwerge“ stecken?
„Das gefällt mir nicht.“, bemerkte Samantha unruhig, als wir die scheinbar unbewohnte Stadt beinahe erreicht hatten, „diese Stille ist direkt unheimlich, es muss etwas geschehen sein.“ „Das Feuer?“, Lynn ließ seinen Blick über die gottverlassenen Straßen schweifen, doch Samantha schüttelte den Kopf, „es ist nichts dergleichen zu spüren, keine böse Energie jedweder Art... Es...“ „Sind sie vielleicht vor dem Winter geflohen?“, erkundigte sich Fayn plötzlich, er kniete vor einem mächtigen Steinbogen, der zwar von Natur aus in dieser Form gewachsen später aber noch bearbeitet worden war. „Wie kommst du darauf?“, erkundigte sich Nyki verwirrt, „wie sollte bei dieser Hitze...“ „Deshalb.“, Fayn deutete auf den unteren Teil des Gesteins, das bis in einen halben Meter Höhe merklich dunkler gefärbt war, als der eigentliche Fels, „solche Ränder entstehen bei andauernder Feuchtigkeit, was bedeutet, dass entweder das Wasser über längere Zeit bis hier gestanden haben müsste, oder aber das Schnee gelegen hat.“ „Du glaubst also, dass die Schneeebenen bis hierher vorgedrungen waren?“, Samantha betrachtete ihrerseits den Stein. „Ich glaube nicht, dass das möglich ist.“, Nyki blickte sich zweifelnd um, „es muss ein Hochwasser gewesen sein, es ist hier viel zu heiß für Schnee.“ „Das hat nichts zu bedeuten. Im Todeskrater ist es mindestens genauso heiß, wie hier und auch der war komplett zugeschneit und vereist.“ „Ist das nicht egal? Warum auch immer, sie sind fort und wir sollten uns überlegen, was nun zu tun ist.“, bemerkte Lynn. „Du hast recht.“, stimmte Fayn ihm zu und stand auf, „seltsam ist es aber trotzdem.“
Weil in der ganzen Stadt tatsächlich niemand zu finden war, es aber auch keinerlei Anzeichen für einen plötzlichen, überstürzten Aufbruch gab, ließen wir das plötzliche Verschwinden der Steinzwerge auf uns beruhen und suchten uns einen schattigen Platz, wo wir, vor der brennenden Sonne geschützt, unsere Karte zu Rate ziehe und uns auf die Suche nach dem Feuer begeben konnten. Wie Samantha schon in Toross festgestellt hatte, bewegte sich das Feuer tatsächlich gemächlich dahin, schien aber unmittelbar auf uns zuzukommen. Wir beschloss zunächst abzuwarten, ob das Feuer tatsächlich zu uns kommen würde, denn das Flusstal, in dem sich die Stadt befand, war mit ziemlicher Sicherheit, weit und breit der vorteilhafteste Kampfplatz.
„Nico?“ Im Halbschlaf hörte ich die Stimme und spürte, wie jemand mich vorsichtig schüttelte, langsam wurde ich wach und blickte in Samanthas Gesicht, „hm? Was ist?“ Der Himmel über uns war mitternachtsblau und Wolkenlos, das prächtige Leuchten der Sterne und Monde tauchte unsere Umgebung in sanftes Licht. „Etwas stimmt nicht, spürst du es nicht?“ „Was?“ Nein ich...“, doch es war kalt geworden, sehr kalt, und unser Atem bildete kleine weiße Wolken, die Stille des Gebirges wirkte nicht mehr natürlich, sie hatte sich verändert, war bedrohlich geworden. „Du hast recht. Was ist das? Das Feuer?“ „Ich weiß es nicht.“, erwiderte sie leise, „aber es ist als würde einem das Herz erstarren.“ Ich wusste was sie meinte, mehr und mehr wurde ich von der eigentümlichen Kälte ergriffen, eisige Furcht lähmte meinen Körper. „Was ist mit den anderen?“ „Ich weiß es nicht, ich konnte sie nicht wecken.“ „Wenn es wirklich das Feuer ist... Verdammt!“, der Schrecken vertrieb die Kälte, wenn auch nur kurz, „wir haben das Siegel nicht!“ Samantha erbleichte und sie stieß einen deftigen Fluch aus, „wie konnten wir das vergessen? Aber vielleicht... Wenn wir Glück haben...“
Mit zitternden Fingern suchte sie die Karte hervor und entfaltete sie, wie immer war das Papierstück leer. „Zeig uns das Siegel zu diesem Feuer.“ Gebannt starrten wir auf das leere Pergament, bangten, hofften, während die Kälte unaufhaltsam zunahm, schon bildete sich Reif auf Nykis Schuppen, doch die Karte blieb weiß. „Es funktioniert nicht. Zeig uns alle Siegel in Runenland.“ Jetzt reagierte die Karte, feine Linien breiteten sich wie ein Spinnennetz über das Papier aus und zeichneten die Karte von Runenland. Samanthas Blick glitt fieberhaft darüber, „die sind versiegelt, das stimmt, bleiben neun... Da, nein, das ist das Lichtschwert... Halt, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht... Es sind nur acht! Das neunte Siegel, es existiert nicht.“ „Was? Das kann nicht sein.“ Verzweifelt horchte ich auf das donnern, das jetzt in der Ferne erklang, etwas großes kam näher. Hilfesuchend blickte ich, wer weiß warum, zum Himmel empor, und erstarrte, „Sam! Sie doch, die Monde!“ „Was?“ ,sie folgte meinem Blick und ihr Gesicht verlor auch das letzte bisschen Farbe, „nein, das kann nicht sein!“ Es war aber so, drei der Monde waren verschwunden.
„Hilf mir wir müssen die anderen irgendwie wach kriegen!“ Ich nickte nur, doch so sehr wir auch riefen und schüttelten, selbst als wir kaltes Wasser heraufbeschworen und es in ihre Gesichter spritzten, regten sich die anderen nicht, blieben liegen mit totenbleichen Gesichtern, und wenn da nicht die flachen, ohnehin kaum merklichen Atemzüge gewesen wären, hätte man meinen können sie wären tot. „Wir müssen doch irgendetwas tun!“, erklärte Samantha in Panik, das Licht veränderte sich, ein ungesundes, kaltes, blaues Leuchten stieg von dem Pfad vor uns empor, und nahm den Dingen ihre Farben. „Was ist das?“, ich spürte wie ich zitterte und meine Zähne klappernd aufeinander schlugen, doch nicht nur vor Kälte... „Ich weiß es nicht.“, Reif bedeckte Samanthas Haar und Rüstung, in ihren Wimpern und Augenbrauen bildeten sich Eiskristalle. Ein lautes Klagen hub an, erfüllte die Stille, als Musik konnte man es nicht bezeichnen, dennoch steckte eine Melodie dahinter, Töne und Klänge erfüllten die Luft, die einem die Haare zu Berge stehen ließen und etwas an sich hatten, das einem Glauben macht, man würde niemals mehr das Tageslicht erblicken.
„Da, da kommt etwas.“, Samanthas Stimme klang erstickt, auch sie konnte sich der Macht des Ortes nicht entziehen. Tatsächlich erhob sich jetzt dort, jenseits des Berges etwas, eingehüllt in das ungesunde blaue Leuchten, welches es unwirklich scheinen und verschwimmen ließ. Erst, als es ganz nahe war, höchstens noch fünfhundert Schritt entfernt, erkannte ich, was es war und wollte mich herumwerfen und von Angst gepeitscht fliehen, doch mein Körper und mein Denken waren wie gelähmt. Ein angstvolles Stöhnen aus Samanthas Richtung ließ mich wissen, dass auch sie erkannt hatte, was es war, das da unweigerlich näher kam.
In stummer, geisterhafter Prozession schritten mehrere totenbleiche Zwerge voran, leere gebrochene Blicke, waren fest nach vorn gerichtet, als würden sie, während sie von der grausigen Melodie begleitet dahinschritten, nichts wahrnehmen können, und als wäre kein Hindernis in der Lage, sich ihnen in den Weg zu stellen. Es handelte sich ausnahmslos um erwachsene, männliche Zwerge, die in zerfetzter Kleidung, eine blaue Kerze in der Hand voranschritten. Auch sie hatten keine Farbe außer das blau der Kerzen, sie schienen nicht einmal eine wirkliche Substanz zu haben, wie Geister, wie die Zwerge von Eynharrow, doch schienen sie gerade erst aus dem Leben gerissen worden zu sein. Hinter ihnen kamen zwölf weitere Zwerge, die einen großen schwarzen Sarg auf den Schultern trugen, in diesem Sarg loderte das Feuer in blauschwarzen Flammen. Die Melodie änderte sich, wurde von Stimmen erfüllt, die flehten und riefen und jeden eigenständigen Gedanken aus meinem Kopf verbannten, bis nur die Angst blieb, die Angst und das plötzliche Verlangen, mich ihnen anzuschließen. Hinter dem riesigen Sarg, dessen Flammen unheimliche Schatten in den durchdringenden Lichtschein warfen und ihn flackern und wabern ließen, lief eine große Schar aus Zwergenkindern und Frauen, sie sahen bleich und krank aus, auch ihre Kleider hingen in Fetzen und die Blicke waren beängstigend leer. Ihr Münder öffneten und schlossen sich, wie die von Fischen, die unter Wasser ihr stummes Lied sangen, es dauerte lange, bis ich begriff, dass sie es waren, die die seltsame klagende Melodie sangen, die jede Faser meines Körpers durchdrang.
Lautes Knirschen ertönte hinter mir, als würde etwas schweres über den Boden bewegt, und plötzlich stand wie ein Schatten Nyki neben mir, auf den schwarzen Schuppen glänzte der Reif frostig im blauen Licht, das Smaragdgrün seiner Augen war erloschen, sein Blick war genauso leer wie der der Zwerge. Betört hob der Drache den Kopf, dann breitete er seine Schwingen aus und flog hinauf zum Feuer, um fortan seine Kreise über dem schwarzen Sarg zu ziehen. Obwohl, was mich sonst verwundert und beängstigt hätte, nicht wirklich zu mir durchgedrungen war, spürte ich, wie das Bild mir einen Stich versetzte und die eisige Umklammerung der Kälte ein klein wenig lockerte, als der Drache hoch am Himmel das Maul öffnete und in die Melodie einstimmte. Jetzt drängten sich auch Lynn und Fayn an mir vorbei, wie Schlafwandler stolperten sie nach vorn, achteten nicht auf den Weg in ihrer Eile, sich dem Zug anzuschließen. Sternenglut zögerte, umgeben von einer Aura der Unsicherheit verharrte er zwischen uns, erneut spürte ich ein wenig der Magie schwinden, die mich hielt.
Erneut ertönte ein Geräusch neben mir, ein paar Steinchen und Erdklumpen rollten auf den Leichzug zu, der jetzt feierlich, in etwa zwanzig Fuß Entfernung vor und verharrte. Samantha hatte sich von dem eigentümliche Zauber losgerissen, stolperte nach vorn und fiel, zugleich spürte ich, wie auch meine Fessel brach, ich konnte die Melodie aus meinem Kopf verbannen und ich konnte wieder handeln und denken. Unter dem kalten Blick der Sargträger und aller, die sie begleiteten Half ich Samantha auf die Beine, dicht nebeneinander blieben wir stehen und sahen von Angst erfüllt zu der unheimlich Prozession.
„Wir müssen etwas tun. Wir können nicht zulassen das die anderen, dass sie...“, Samantha verstummte, sie erbebte unter der Machte des Zaubers. „Ich weiß.“, presste ich hervor, und versuchte verzweifelt zu verhindern, dass de lähmende Kälte mich erneut ergriff, „aber was sollen wir tun? Wenn es kein Siegel gibt können wir...“
Erneut begannen die Zwerge zu singen, diesmal war es ein richtiges Lied, der Text, der dumpf wie aus Gräbern durch das Gebirge scholl, hallte durch unsere Köpfe:
Nebelschwaden ziehen auf,
der Mond sein Antlitz verhüllt,
Der letzte Stern erlischt am Firmament,
wenn das Klagen der Flammen ein jedes Herz erfüllt.
Unwissend ersticken die Wesen,
in der eisigen Umarmung der Nacht,
in leeren Herzen befreit vom Glück,
ertönt ein stummer Gesang voller Macht.
Wütend, versengend, verschlingend,
lodern schwarze Flammen zum Himmel empor,
Zeichen, die Kunde vom Herrscher bringen,
den die Welt zu ihrem Rächer erkor.
In Angst erstarrt,
verlassen von Hoffnung und Mut,
sind selbst die letzten Feinde wehrlos ausgeliefert,
der tödlichen Flammen unbändiger Wut.
Doch bevor des Feuers letzte Warnung,
ungehört in der Kälte der Herzen verhallt,
Einen letzten Hinweis noch,
wir hoffen ihr seid bereit.
Ein Schlüssel der nicht existiert,
längst verloren ging im endlosen Lauf der Zeit,
ist doch dort, wo niemand sucht,
mit dem zerstörten Schloss, Seit an Seit.
Manches Feuer verlischt,
durch Erde Wasser und Wind,
Magie jedoch, ist wenn man begreift,
dass die eigenen Waffen die stärksten sind.
Die Zeit verstreicht,
verliert sich in den tiefen des schwärzesten Fluss,
wo das Schicksal endet, das Leben heißt,
mit der Todgeweihten letztem Gruß.
Die Stimmen verhallten, nachdem das Lied eine unermessliche Ewigkeit angedauert zu haben schien, verklang es jetzt in der Ferne und wurde abgelöst, von der alten, gespenstischen Melodie.
„Das ist es!“, flüsterte Samantha leise, ich konnte sie fast nicht verstehen, Wind kam auf und obwohl sein Heulen nicht zu vernehmen war, so riss er einem doch die Worte aus dem Mund. „Was? Was meinst du Sam?“ „Das Lied, das Lied hat es gesagt, „Manches Feuer verlischt, durch Erde Wasser und Wind, Magie jedoch, ist wenn man begreift, dass die eigenen Waffen die stärksten sind.“, es gibt kein Siegel, weil das Feuer nicht versiegelt werden kann, es muss zerstört werden, seine Quelle muss zerstört werden.“ „Seine Quelle? Was soll das sein?“ „Der Sarg.“, erwiderte sie mit tonloser Stimme, „wir müssen den Sarg zerstören.“
Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, ehe mir die Ungeheuerlichkeit ihrer Worte klar wurde, „wie stellst du dir das vor?“ „Ich weiß es nicht, ich habe nicht auch nur die allergeringste Ahnung, wie wir das schaffen sollen.“, ihre Zähne schlugen klappernd aufeinander, ich spürte wie die eisige Umklammerung wieder enger wurde. „Was wir auch tun, wir müssen es schnell tun.“ Sie nickte, „wenn ich nur wüsste... In Angst erstarrt, verlassen von Hoffnung und Mut, sind selbst die letzten Feinde wehrlos ausgeliefert, der tödlichen Flammen unbändiger Wut. Doch bevor des Feuers letzte Warnung, ungehört in der Kälte der Herzen verhallt, Einen letzten Hinweis noch, wir hoffen ihr seid bereit. Ein Schlüssel der nicht existiert, längst verloren ging im endlosen Lauf der Zeit, ist doch dort, wo niemand sucht, mit dem zerstörten Schloss, Seit an Seit. Manches Feuer verlischt, durch Erde Wasser und Wind, Magie jedoch, ist wenn man begreift, dass die eigenen Waffen die stärksten sind... Magie jedoch ist... Magie... Nico! Erinnerst du dich an den Kampf gegen Shannam? Vor Ayllwnn?“ „Natürlich.“, erwiderte ich verwirrt, ich konnte ihren Gedankengang nicht nachvollziehen. „damals haben wir unsere Kräfte verschmolzen, glaubst du, du schaffst es ein zweites Mal?“ „Ich denke schon... Aber was hast du vor?“ „Wenn man begreift, dass die eigene Waffe die stärkste ist... Was ist die wichtigste Eigenschaft des Feuers? Hitze. Wir müssen eine Hitze aufbringen, die stark genug ist, gegen die Kälte zu bestehen, alleine kann ich das nicht schaffen, doch wenn ich recht habe, und uns das gelingt, wird das Feuer zerstört.“ „Ich verstehe... Aber was ist wenn du dich irrst?“ „Das werden wir niemals erfahren, erwiderte sie düster, wir haben nur diese eine Chance.“
Seltsamerweise verspürte ich keine Angst, vielleicht war die schon aufgebraucht. Es musste wohl so sein, ich würde es versuchen und der Anblick, Nykis, Fayns und Lynns, die schon untrennbarer Teil des Leichenzugs geworden zu sein schienen, bestärkte mich in meinem Beschluss. „Ich bin bereit, wenn du es bist.“ Sie nickte und ich spürte, wie ihr Geist mit dem meinen verschmolz, von diesem Moment an waren wir nur noch ein Wesen, zwei Herzen, die im Gleichklang schlugen und zwei Seelen, die vom gleichen Verlangen erfüllt worden. Es schien mir, als sähe ich zugleich durch meine und ihre Augen, und die Energie die entstand, als unser beider Kräfte verschmolzen, war schier unermesslich.
„Jetzt?“, die Worte drangen im selben Moment bereits durch meinen Geist, da ich sie hörte. „Jetzt.“, bestätigte ich und entfesselte die Magie. Auf einem Schlag war die Verbindung gelöst, die Energie verschwunden, und auf einen Schlag begann der Zauber zu wirken. Wie eine riesige Welle auf den Strand, raste ein Wall aus Licht, weißem Licht und solcher Hitze, dass ich zu verglühen glaubte, obgleich er sich doch mehr und mehr entfernte, auf die Prozession zu. Die Schemenhaften Zwergengestalten lösten sich auf, kaum dass das Licht sie erreich hatte, und unsere Freunde stürzten wie gefällt zu Boden, während über ihnen der Sarg weiß zu glühen begann und dann mitsamt dem Feuer in einem bunten Funkenregen zerbarst. Die ganze Zeit über zog der Zauber mehr und mehr Energie aus meinem Körper, ich taumelte, geriet in Panik und versuchte mit aller Macht die vermeintlich tödliche Verbindung zu lösen, doch meine Anstrengungen führten zu nichts.
Ein einmal entfesselter Spruch kann nicht mehr gestoppt werden... Es war als würde mein Blut zu kochen beginnen, brennender Schmerz durchfloss meinen Körper, während ich selbst immer schwächer wurde und dann, als ich glaubte es nicht mehr ertragen zu können, war es vorbei. Samantha stand neben mir, hatte ihre Hand auf meine Schulter gelegt, von dem Sarg war nichts zurückgeblieben, die anderen lagen am Boden, es schien als schliefen sie. Ich bemerkte, das ich am Boden kniete, dass wir beide knieten, seltsam, ich konnte mich nicht erinnern, gefallen zu ein.
„Es tut mir Leid.“, brachte Samantha mühsam hervor. „Was?“, Erwiderte ich, das Sprechen schien unendlich viel Kraft zu kosten, „das du unser aller Leben gerettet hast?“ „Wir.“, korrigierte sie mich sanft, „wir haben es getan, dennoch wärst du beinahe gestorben.“ „Ich bin es aber nicht. Es ist nicht wichtig, was hätte sein können. Was ist, das zählt.“ Sie nickte und kam schwankend auf die Beine, doch schon nach wenigen Schritten stolperte sie erneut, um sogleich wieder aufzustehen und weiter zu taumeln. Unter Aufbietung aller Willenskraft erhob auch ich mich und wankte zu Nyki hinüber, der Drache lag noch so, wie er vom Himmel gefallen war, mit ausgebreiteten Schwingen. Das Eis war verschwunden, seine Augen geschlossen und sein Atem ging wieder normal, doch was viel wichtiger war, er war unverletzt. „Nyki? Nyki!“, neben mir hörte ich, wie Samantha leise Lynns Namen rief. Ich glaubte niemals so erleichtert gewesen zu sein, wie in dem Moment, da der Drache langsam die Augen öffnete, sich schlaftrunken aufrichtete und mich ziemlich verwirrt anschaute. „Nico? Was war das? So kalt... Was ist geschehen?“ „Das hat Zeit.“, erklärte ich ruhig und machte mich daran Fayn zu wecken, der Zwerg brauchte länger um zu sich zu kommen, Sternenglut und Lynn waren bereits wach. „Was ist geschehen? Und was?“, großäugig sah der Halb-Elf sich um, „was in aller Welt ist hier passiert?“ Verwirrt folgte ich seinem Blick und erstarrte, denn ich bemerkte nun etwas, dass mich das wahre Ausmaß unseres Zaubers ansatzweise begreifen ließ. Der Stein unter mir war, wie ich jetzt bemerkte unnatürlich glatt an manchen Stellen zwar rußgeschwärzt, ausnahmslos jedoch...
„Das kann nicht sein.“ „Ist es aber.“, Samantha sah sich nicht minder überrascht um, „mir ist nicht klar geworden, in welchem Ausmaß unsere Magie wirkte. Hitze schön und gut, aber dass sie Stein zum schmelzen bringt...“ So war es aber, im gesamten Tal und auf noch einem guten Stück des Weges waren zumindest die obersten Steinschichten geschmolzen, und Glas war entstanden. Dort wo es nicht schwarz und verbrannt war, schillerte es bunt in allen Farben und spiegelte das Licht der Sonne, die just in diesem Moment wie auf Kommando aufging und auch die letzte Reste des Nachtspuks fortwischte. Selbst die Häuser, deren Einrichtung, schlichtweg alles, das aus Stein oder Sand oder Erde bestanden hatte und demnach nicht zu Asche verbrannt war, war eingeschmolzen zu farbenprächtigen Gebilden aus Glas, dass zwar nicht durchsichtig war, sondern milchig, aber das Licht zu einem wunderschönen Farbentanz brach. Jetzt fiel mir auch auf, dass der Wasserstand des vorher so reißenden Gebirgsflusses sehr niedrig war...
„Ich verstehe rein gar nichts. Hätte irgendjemand die Güte, mir zu erklären, was passiert ist?“, erkundigte sich Fayn wütend und hinter uns antwortete ihm eine fremde Stimme, „es war das Schattenfeuer, das Schattenfeuer hat uns alle in seinen Bann gezogen.“ Es waren die Zwerge die hinter uns standen, oder besser ein paar der Zwerge, vielleicht ein Dutzend Männer und Frauen und vier oder fünf Kinder. Alle andern und es waren gewiss über hundert gewesen, lagen mehr oder minder verkohl bis hin zu völlig abgebrannt aber doch unweigerlich schon vorher tot, auf einem Haufen am Talausgang. Ich hörte irgendjemand hinter mir würgen und spürte, wie mir selbst bei diesem Anblick furchtbar übel wurde. Rasch wandte ich den Blick wieder auf den Sprecher der Lebenden Zwerge, deren Kleidung war zwar nach wie vor zerfetzt und teilweise leicht angesengt doch ansonsten schienen sie sonderbarerweise völlig unverletzt zu sein. Ich blickte in die rußverschmierte Gesichter der Überlebenden, die Steinzwerge unterschieden sich nicht von den „normalen“ Zwergen, wie Fayn, jedenfalls nicht äußerlich. Ihre Mienen wirkten verhärmt, waren gezeichnet, von Trauer, Not, Unverständnis, Angst und Entbehrung. Das Leben hier musste hart sein, obwohl das natürlich längst nicht alles war.
„Ich kenne eure Namen nicht, noch weiß ich, wer ihr seid,“, erklärte der Zwerg und musterte uns abwägend aus steingrauen Augen, er hatte eine angenehme, tiefe Stimme, „doch ich danke euch von ganzem Herzen, trotz allem.“ Er ließ seinen Blick durch das verwandelte Tal schweifen und lächelte traurig, „das Schattenfeuer hat vieles verändert, und zum Gedenken an den heutigen Tag, an den Tag, da ein ganzes Volk dem Bösen verfiel und den Tag, da ein ganzes Volk um ein Haar vollständig ausgelöscht wurde, soll dieser Ort fortan den Namen gläsernes Tal tragen. Dies ist nicht länger Tr´âçom, diese Stadt soll fortan Fyþð´œliš, die Stadt aus dem Schatten, heißen und aus dem heutigen Tage soll ein neues Volk hervorgehen, ein Volk des Guten und des Lichtes. Wir haben unsere Lektion gelernt und fast alles verloren, jetzt müssen wir von vorne beginnen.“ Die kleine Schar zollte den Worten des Redners Beifall, Samantha schüttelte bedrückt den Kopf, aus irgendeinem Grund schienen ihr die Worte des Zwerges zu missfallen. „Wie lauten eure Namen oh Helden, die ihr das Schattenfeuer zerstört und damit einen Neuen Anfang gesetzt habt?“ Die Blicke unserer Freunde richteten sich auf mich und Samantha, wir sahen einander an, es war uns beiden gleichfalls unangenehm, so im Mittelpunkt zu stehen, wir hatten getan, was hatte getan werden müssen, wir waren keine Helden, wir hatten uns und unsere Freunde ebenso gerettet wie die Zwerge und nebenbei noch ein bisschen die Welten. „Nico.“, erklärte ich zögernd, der Zwerg schwieg, nickte mir jedoch aufmunternd zu ehe er seinen Blick auf Samantha richtete. „Samantha.“, erklärte diese leise, wie durch ein Wunder rief ihr Name zumindest hier keine Reaktion hervor.
Die Zwerge verneigten sich jetzt vor uns, das ließ die ganze Szene noch viel unwirklicher erscheinen, ich konnte nicht recht begreifen was vor sich ging, es war, als wäre mein Geist hinter einen dicken Mauer verborgen, abgeschottet gegen alles und jeden. Irgendwann bemerkte ich, dass Samantha neben mir stand. „Lass uns gehen.“, sagte sie leise, ihre Stimme klang irgendwie traurig, ich nickte nur, ohne dass ich hätte sagen können, was zwischenzeitlich geschehen oder wie viel Zeit überhaupt erst vergangen war. Die Zwerge hatten begonnen sich in der „neuen“ Stadt einzurichten und debattierten gerade lautstark, darüber, wie man Leichname in gläsernem Fels vergraben könne, wisse doch jeder, dass die Kinder der Erde, wie die Zwerge gemeinhin genannt wurden, nach dem Tod zur Erde zurückkehren mussten, wollten sie jemals Ruhe finden. Wir liefen etwa eine Stunde, vermutlich nur, um Abstand zwischen uns und das gläserne Tal zu bringen auf einem staubigen Hochplateau hielten wir inne. Erleichtert ließ ich mich zu Boden sinken, die Erschöpfung, zunächst von Erleichterung und dann Entsetzen vertrieben machte sich wieder bemerkbar, auch bei Samantha, die sich müde gegen einen Teil der Steilwand lehnte, erst jetzt erzählten wir, was geschehen war, und allein der Gedanke an das Schattenfeuer, wie es die Zwerge genannt hatten, ließ Kälte und Angst in mir aufsteigen. Auch Samantha wirkte nicht eben glücklich, während sie den Text des Liedes wiederholte, die seltsame Totenmusik war etwas, das einem so leicht nicht mehr aus dem Kopf ging und vermutlich ein Leben lang für ein Höchstmaß an Angst stehen würde.
Ich glaube, zunächst konnten die anderen nicht recht glauben, was wir ihnen erzählten doch mit der Zeit wurde die Ungläubigkeit von Entsetzen abgelöst und als wir den Zauber beschrieben, dessen Folgen sie ja mit eigenen Augen gesehen hatten, waren längst alle Zweifel ausgeräumt. „Es ist kaum zu glauben, dass tatsächlich ihr beide dieses ganze Tal...“ „Es ist nicht zu glauben, dass wir allesamt dumm genug waren, einem Feuer entgegen zuziehen ohne im Besitz des Siegels zu sein oder auch nur die geringste Ahnung von dessen Aufenthaltsort zu haben.“, unterbrach Samantha den Drachen, man sah, dass sie sich noch immer Vorwürfe machte. Lynn schüttelte bedächtig den Kopf, „vergiss es, passiert ist passiert, es ist ja noch im Guten geendet, das nächste Mal sind wir schlauer, wie Nico sagte, es ist nicht wichtig, was hätte sein können. Was ist, das zählt.“ „Sollen wir für heute hier bleiben?“, erkundigte sich Fayn, und sämtliche Blicke richteten sich auf Samantha, die schüttelte den Kopf und zog B´raks Karte hervor.
„Das nächste Feuer liegt im Sichelmondsee auf Vhaharia, das übernächste auf den Nordwindinseln vor Œlonøra und das insgesamt zehnte im Tschðšhimœ-Eis auf Arkaan.“, erklärte sie, nachdem sie die Karte gründlich betrachtet hatte, „ein weiter Weg und wie es aussieht, wird es höchste Zeit, dass Goldfell und Nachtwind wieder zu uns stoßen.“ „Du weißt etwas von ihnen?“, Lynn hob überrascht den Kopf, „ich mache mir schon Sorgen, weil sie bereits so lange verschwunden sind.“ „Habe ich das nicht erzählt? Ich habe Nachtwind wiedergetroffen, allerdings habe ich, ihn kurz bevor wir wieder zusammengekommen sind, losgeschickt, um Goldfell zu suchen, seitdem hab ich nichts mehr von Beiden gehört.“ Lynn nickte, „immerhin, das ist besser, als wenn sie nach wie vor vollständig verschollen wären.“ „Wollen wir aufbrechen?“, unsicher blickte Nyki von einem zum anderen, Samantha nickte und wollte vorausgehen, doch Fayn packte ihren Arm und hielt sie fest, „nicht so schnell, ich bin der Ansicht, dass du und... Nico, dass ihr schon genug geleistet habt.“ „Der Meinung bin ich auch.“,. stimmte Nyki zu, „ich werde euch tragen.“ Ich muss vermutlich nicht sagen, wir erleichtert ich war, der Gedanke selbstständig eine größere Strecke zu bewältigen schien mir so fern wie sonst nur etwas. Samantha jedoch schüttelte Fayns Hand ab, „es geht mir bestens, danke, aber ich kann selber laufen.“ „Das wissen wir.“, erwiderte Lynn ernst, „aber wir haben nicht vergessen, dass du nach wie vor verletzt bist, und wenn du das, was du in Toross gesagt hast, wirklich ernst gemeint hast, dann musst du auch lernen, die Hilfe anderer anzunehmen.“ Samantha blickte vom einem zum anderen, doch sie sah ein, dass sie verloren hatte, „ich hätte das niemals sagen dürfen, ihr werdet es mir wohl bis an mein Lebensende unter die Nase reiben...“, aber so ganz konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie vorsichtig auf Nykis Rücken kletterte und es sich zwischen den Flügelansätzen bequem machte.
„Sagt mal, was ist eigentlich aus dem Assassinen geworden?“, schaudernd dachte ich an die grausige Kreatur, deren Anblick mich wohl ein Leben lang in meinen Alpträumen verfolgen würde. Samantha zuckte mit den Schultern, „Thalia hat ihn aus ihrem Wald geschmissen, ich bin sicher, dass er uns, dass er mir noch immer auf der Spur ist, und wenn er mich findet werde ich erneut kämpfen müssen.“ „Du spielst doch nicht etwa mit dem Gedanken fortzugehen, oder?“, erkundigte sich Lynn zugleich besorgt und misstrauisch, Samantha lachte unfroh, „ich hätte doch ohnehin keine Chance. Nein, ich fürchte, ich bleibe euch erhalten.“ Die Erleichterung war nicht nur Lynn anzusehen.
Glücklicherweise ließ der Assassine sich jedoch nicht blicken, nicht an diesem Tag noch in den nächsten. Tatsächlich begegneten wir, so unglaublich das scheinen mag, mehrere Wochen lang niemandem der uns böse gesinnt war und nichts gefährlicheres als ein paar Straßenräuber, die bei Nykis Anblick jedoch rasch die Flucht ergriffen, kreuzte unseren Weg. So kamen wir gut voran und als wir nach zwei oder drei Wochen bereits die Hafenstadt Tisça erreichten, erklärte Samantha, dass wir jetzt zusehen müssten, wie es uns gelingen könne, nach Vhaharia zu gelangen. Genaugenommen hatten wir zwei Optionen, entweder wir würden uns von Nyki hinübertragen lassen, was aber zur Folge haben würde, dass es zwei Tage dauern würde und wir uns aufteilen müssten, damit der Drache dies bewältigen konnte. Die zweite Option, die vor allem, Samantha mir und Nyki nicht schmecken wollte, war die, an Bord eines Schiffes zu gehen und so nach Vheraasen, in die Hauptstadt Vhaharias zu reisen. Nach längerer Diskussion entschieden wir uns für letzteres, die Schiffsreise würde zwar mehr Zeit in Anspruch nehmen, doch so war zumindest gewährleistet, dass wir einander in der kritischen Situation, in der wir uns befanden, nicht aus den Augen verloren. So sahen wir uns also ein zweites Mal der Herausforderung gegenüber, ein Schiff zu finden, dass auch einen Drachen an Bord nehmen würde, am besten noch ein etwas vertrauenserweckenderes als beim letzten Mal. Doch in einer großen Stadt, wie Tisça erwies sich ,dass dies gar keine Herausforderung war, das Problem war nämlich ein Schiff zu finden, dass zu dieser Jahreszeit die westliche Route nach Vheraasen befahren würde, denn all die großen Handelsschiffe waren schon vor Wochen aufgebrochen und der beginnenden Frühjahrsstürme wegen, die bald den Seeweg zwischen den beiden Hafenstädten erschüttern würden, wagte sich kein Seemann mehr, diese gefährliche Reise auf sich zu nehmen, nicht für alle Magie oder alles Geld, dass Samantha aus einer weiteren Festung ihres Vaters, die sich in einem verlassenen Waldgebiet zwischen Fyþð´œliš und Tisça befunden hatte, besorgt hatte, der Welt.
Wir hatten in einer kleinen Herberge am Hafen Unterkunft gefunden und uns nach mehrtägiger, erfolgloser Suche ratlos im Schankraum versammelt. Wir hatten zu diesem Zweck einen Fenstertisch gewählt, damit auch Nyki von draußen würde mitreden können. Leider jedoch wusste niemand von uns, wie es nun weitergehen sollte, und Fayns Vorschlag, den er unter Einfluss mehrerer Krüge Met machte, wir sollten Vheraasen Vheraasen sein lassen und die Meerenge nach Vhaharia einfach durchschwimmen, war nun wirklich nicht ernst zu nehmen. Es war nicht zu übersehen, dass die an sich ernste Beratung allmählich ausartete, auch Lynn war nicht mehr ganz nüchtern und Samantha betrachtete den Zwerg und den Halb-Elf amüsiert mit leichtem Kopfschütteln, ich selbst wusste absolut nicht was ich davon halten sollte, und Nyki hatte sich schon längst aus dem erfolglosen Rat verabschiedet.
„Tja was denkst du?“, erkundigte ich mich bei Samantha, und versuchte nebenbei Fayn zu ignorieren, der mit etwas begonnen hatte, was er wohl für Gesang halten würde, ich wollte gar nicht daran denken, wie peinlich mir die Situation an seiner Stelle gewesen wäre, und schob meinen eigenen unberührten Krug weit von mir. Auch Samantha hatte das Met nicht angerührt, nachdenklich sah sie durch das Fenster, „na ja, da die beiden...“, sei warf Lynn und Fayn einen etwas mitleidigen Blick zu, „nicht mehr ansprechbar sind, und Nyki sich verständlicherweise verzogen hat, müssen wohl wir beide zu eine Einigung kommen. Ich bin der Meinung, wir sollten ein paar Tage abwarten und es weiter versuchen, wenn sich nach... Sagen wir zwei Wochen nichts neues ergeben hat, müssen wir es eben doch auf eine zeitweilige Trennung ankommen lassen und einfach des Beste hoffen.“ „Wäre es nicht möglich, dass wir uns verwandeln? Dann müsste Nyki nur Fayn und Lynn tragen... Und Sternenglut.“, fügte ich hastig hinzu, als mein Blick auf den weißen Wolf gefallen war, der sich vor dem Kamin des verrauchten Schankraumes zusammengerollt hatte und von Gästen wie Angestellten gleichsam im größtmöglichen Bogen umschritten wurde, „das müsste doch gehen oder?“ Sie schüttelte den Kopf, „ich will dir nicht zu nahe treten, aber du bist noch längst nicht so weit, an Verwandlung auch nur zu denken. So geht es auf keinen Fall.“ Ich nickte bedrückt, doch ich vertraute auf ihr Urteil, „dann bleibt uns wohl nichts übrig als erst mal abzuwarten, vielleicht ergibt sich ja alles.“ „Ja, und jetzt lass uns die beiden Trunkenbolde hier rausschaffen.“
Gut, das Samantha nciht gestorben ist, oder?
Als Fayn und Lynn am nächsten Morgen mit einem mächtigen Kater erwachten, erklärten sie sich nachträglich mit unserem Plan einverstanden und wir nahmen die Suche wieder auf. Diesmal zog es mich und Samantha in das finsterste Viertel des Hafens, da sie meinte, an einem solchen Ort, da man für Geld alles bekommen könne, ließe sich wohl am ehesten jemand finden, der für ein entsprechendes Sümmchen bereit war, die Überfahrt trotz Sturm zu wagen. Soviel also zum Thema Vertrauenswürdigkeit, ich seufzte innerlich. Doch auch hier sollten wir kein Glück haben, ob das nun ein Vor- oder Nachteil war, darüber konnte man streiten. Der letzte Tag der gesetzten Frist war angelaufen, und wir hatten inzwischen die gesamte Stadt systematisch durchkämt. Eigentlich ohne Hoffnung begaben wir uns ein letztes Mal zum, großen Hafen, doch die Veränderung viel uns sofort ins Auge. Ein neues Schiff war eingetroffen, eines, wie ich es auch in Terra nie zuvor erblickt hatte und das obwohl, das war der einzige Vorteil am Beruf meiner Mutter, ich sagen kann, doch ziemlich in der Welt herumgekommen zu sein. Eine riesige Galeere erhob sich majestätisch über die anderen Schiffe. Das mächtige Schiff war aus einem hellen Holz gefertigt, zwei Reihen Ruder ragten aus dem Rumpf, und Azurblaue Segel wölbten sich matt im Wind. Die Galionsfigur war ein prächtiger Stierkopf, prachtvoll bemalt und mit einem paar funkelnder Juwelen als Augen, die den Eindruck erweckten, die Bestie wäre wirklich Lebendig und starrte uns drohend entgegen. Unbehaglich wandte ich den Blick ab und musterte weiterhin das Schiff. Ich kante mich mit Seefahrt absolut nicht aus und schon gar nicht mit Schiffen aus dem letzten Jahrhundert, doch dieses gefiel mir, es wirkte sicher und vertrauenswürdig. Von der Mannschaft war niemand zu sehen, als Lynn und ich, nachdem wir uns durch einen Blick verständigt hatten, das Schiff betraten. Und uns auf die Suche nach dem Kapitän machten, auf der Tür zum Unterdeck wiederholte sich das Symbol der Flagge, ein Stierkopf, über dem ein Rabe kreist, zaghaft klopfte Lynn gegen das Holz. Von innen antwortete eine tiefe unfreundliche Stimme in einer absonderlich Sprache, es klang seltsamerweise wie das Schnauben und Brüllen eines gereizten Stieres, wie erstarrt verharrten wir einen Moment, ehe Lynn die Tür vorsichtig öffnete.
„Ähm Verzeihung wir...“, Lynn hatte nervös in den Raum hineingesehen und unseren Gesprächspartner erblickt, das hatte ihm wie auch mir schlichtweg die Sprache verschlagen. Denn was da vor uns stand, war nichts anderes als ein gut zwei Meter großer Minotaurus. Der Stiermensch betrachtete uns herabwürdigend und schnaubte vernehmlich durch seine, mit einem Eisenring verzierten Nüstern, „was wollt ihr?“, erkundigte er sich unfreundlich in recht dürftiger Umgangssprache, doch niemand antwortete, wir waren von der monströsen Erscheinung noch immer wie gebannt. Der Minotaurus trug etwas, dass wie abgerissene Menschenkleidung aussah, er stand aufrecht in stolze Haltung und unter dem glatten braunen Fell zeichneten sich mächtige Muskeln ab. „Noch einmal, ich hab gefragt, was ihr wollt!“, knurrte er jetzt äußerst ärgerlich, das löste die Erstarrung und Lynn beeilte sich zu antworten, „wir äh, wir suchen den Kapitän dieses Schiffes, weil wir eine Überfahr brauchen nach äh ja... Nach Vheraasen.“ „Sprich langsamer Elf!“, schnauzte der Minotaur, der sich erfolglos bemüht hatte, Lynns hastiges Gestammel zu verstehen. Lynn zuckte zusammen und wiederholte unser Anliegen noch mal langsamer. Der Minotaur, hörte zu, dann brach er in dröhnendes Gelächter aus. „das könnt ihr vergessen, kein Mensch, es sei den ein Sklave, kein dreckiger Elf oder Zwerg wir jemals auf diesem Schiff reisen! Verschwindet!“ Klar, dass wir dieser Aufforderung möglichst schnell nachkamen.
„Ein Minotaurenschiff?“, erkundigte sich Samantha nochmals, nachdem wir die anderen wiedergetroffen und ihnen von unserem Misserfolg berichtet hatten. „das wird doch zu schaffen sein...“ „Vergiss es.“, erwiderte Lynn mutlos, „wir sind gar nicht erst dazu gekommen, über Geld oder ähnliches zu reden, gegen den Stolz der Minotauren kommst nicht einmal du an.“ „Das werden wir sehen.“, erwiderte sie kampfeslustig, „es wäre nur von Vorteil, wenn ich wüsste, unter wessen Führung das Schiff genau steht...“ „Auf der Flagge war der Kopf eines Stiers oder vielmehr Minotaurus, über dem ein Rabe kreist.“, ließ ich sie wissen und zuckte mit den Schultern, „falls dir das weiterhilft...“ „Nein, leider nicht, dass ist das offizielle Zeichen der Minotauren, beschreibt noch mal, wie sah das Schiff aus?“ Wir taten ihr den Gefallen, und als ich die Galionsfigur schilderte, begannen ihre Augen zu leuchten, „waren die Edelsteine in den Augen des Kopfes zufällig Lapislazulisteine?“ „Keine Ahnung, sie waren blau, und ich weiß, das Lapislazuli blau ist, aber ehrlich gesagt kenn ich mich in Mineralogie nicht besonders aus.“ „Vraells Mhôrybôundt!“, mit einem Satz erhob sich Samantha von ihrem Sitz auf einem morschen, alten Geländer, „unsere Überfahrt ist so gut wie perfekt.“
Raschen Schrittes lief sie zum Hafen hinunter, wir hatten keine Ahnung, was vor sich ging, also folgten wir ihr. Als sie jedoch im Hafen, bei dem Minotaurenschiff „Mhôrybôundt“, wie sie es genannt hatte, anlangten und sie Anstalten machte, an Bord des noch immer augenscheinlich leeren Schiffes zu gehen, zögerten wir. Sie drehte sich um und lächelte, „keine Bange, ihr könnt ruhig mitkommen, es wird euch keiner hier den Kopf abreißen.“ Ich war mir da gar nicht so sicher, dennoch folgte ich ihr. Sie lief durch das Schiff, als gehöre es ihr, an besagter Tür machte sie nicht Halt um zu klopfen, sondern öffnete sie einfach und trat ein, glücklicherweise war der Minotaurus von vorhin nicht mehr da. Samantha sah sich stirnrunzelnd in den leeren Gängen um und führte uns dann zielsicher zur Kapitänskajüte, kein Zweifel, sie war schon mal hier gewesen. Diesmal verharrte sie und klopfte gegen die Tür. Es dauerte recht lange, ehe von drinnen eine Antwort erklang, ein unverständlicher laut, der vermutlich aus der Minotaurensprache stammte, furchtlos betrat Samantha die Kabine und als wir ihr folgten, sahen wir uns einem wahren Koloss von Minotaur gegenüber. Er Maß bestimmt zwei Meter fünfzig, sein dichtes Fell war pechschwarz und voller Staub, seine Muskeln noch viel stärker ausgebildet als die des Matrosen, dem Lynn und ich begegnet waren. Was jedoch sofort ins Auge fiel, waren die zahlreichen Narben des Minotaurus und die Tatsache, dass er nur noch ein Auge hatte. Auch er trug recht undefinierbare Kleidung, und einen Ring durch die Nase, dieser jedoch schien aus Platin zu sein. Mit seinem verbliebenen Auge musterte er uns und seinem Gesichtsausdruck nach, war er nicht eben begeistert von dem, was er sah.
„Wer seid ihr?“, erkundigte er sich mit einer leisen, rauen Stimme, die irgendwie heiser klang, fließend in der Gemeinsprache, „was wollt ihr und wie seid ihr hierhergekom... Du?“ „Hallo Vraell. Lange her, nicht wahr?“ Der Minotaur zuckte zusammen, sein Gesicht verzog sich zu einem erschreckenden Grinsen, „hätt nicht gedacht, dass ich dich noch mal zu sehen bekommen würde, was kann ich für dich tun?“ „Wir brauchen eine Überfahrt nach Vheraasen, doch wegen der Stürme wagt sich kein Einheimischer auf den Pfad zum Nordmaar.“ „Nach Vheraasen? Kein Problem, wir wollen nach Zrîcwø, da kommen wir unmittelbar vorbei.“ „Deine Mannschaft wird nicht begeistert sein.“ „Na und? Ist das mein Problem oder ihrs? Wenn die wüssten, was du damals getan hast, würden sie genauso denken, außerdem fallen vier Leute und ein Wolf?“, er runzelte die Stirn, „na ja egal, jedenfalls fallt ihr auf diesem Riesenkahn sowieso nicht auf.“ „Das möchte ich dann doch in Frage stellen, wir habe nämlich noch einen Drachen dabei.“ „Einen Drachen? Etwa einen von deinen...“ „Nein. Nichts dergleichen.“, unterbrach Samantha den Minotaurus hastig. „Nun, wie dem auch sei, ich weiß was ich, was mein Volk dir schuldet, in drei Tagen können wir Segel setzen.“ „Ich danke dir Vraell, bis in drei Tagen, Ðævon behüte dich.“ Der Minotaur nickte ihr zu und gemeinsam kehrten wir in die Herberge zurück.
„Was bitte war das eben?“, erkundigte sich Lynn, nachdem wir den Schankraum betreten hatten, er hatte während des Weges nur mühsam an sich gehalten, „was bitte hast du mit den Minotauren zu schaffen, was hast du damals für diese grobschlächtigen...“ „Du solltest die hüten, sie falsch zu beurteilen, die Minotauren haben eine sehr hoch entwickelte Kultur.“, wies Samantha den Halb-Elfen zurecht. „Schon, aber sie hassen Menschen, sie hassen Zwerge, sie hassen Elfen, sie hassen alle anderen Rassen mit Ausnahme vielleicht der Drachen und Zentauren, weil sie glauben, wir würden sie nicht anerkennen und weil sie sich für etwas besseres halten.“, empörte sich Fayn. Samantha schüttelte den Kopf, „hat sich einer von euch jemals wirklich mit einem Minotaurus unterhalten?“ „Nein, natürlich nicht.“ „Und wie könnt ihr dann ein Urteil über sie fällen?“ Jetzt schwiegen die beiden, Samantha hatte sie böse erwischt. „Mich würde trotzdem interessieren,“, erklärte ich neugierig, „was dieser... Vraell mit „damals“ meinte, das ganze kann doch nur ein paar Jahre her sein, oder?“ Samantha lachte leise, „genaugenommen ist es ein paar hundert Jahre her.“ „Was? Aber wie soll.... Eine Zeitreise?“ „Du hast es erfasst.“ „Aber wieso weiß er davon, leben Minotauren so lange?“ „Eigentlich nicht. Aber er kannte die Geschichte, von damals, und als ich ihm durch Zufall das erste Mal begegnete, hat er sehr schnell bemerkt, dass mit mir irgendetwas nicht stimmte, tja irgendwann ist er mir eben auf die Schliche gekommen.“ „Dann muss er wohl ziemlich klug sein, oder?“ „Entgegen der allgemeinen Meinung,“, sie warf Lynn und Fayn einen abschätzenden Blick zu, „sind Minotauren ziemlich klug. Es ist schwer etwas vor ihnen zu verbergen.“
Die drei Tage vergingen wie im Flug. Als wir Frühmorgens das Schiff Vraells betraten, tat ich dies mit gemischten Gefühlen, nachdem sie bemerkt hatten, dass ich über Minotauren so gut wie nichts wusste, hatten es Lynn, Fayn und später auch Nyki nicht lassen können, mir allerhand Schauergeschichten über die ach so grausamen Stiermenschen aufzutischen, doch wenn Samantha mir ein wenig aus ihrer Zeit im Land der Minotauren erzählte, dann klang das gleich ganz anders. Diesmal war das Schiff voller Leben, überall eilten Minotauren umher um das Schiff seetüchtig zu machen, für mich waren sie schlicht und einfach nicht auseinander zu halten, Samantha jedoch begrüßte einige mehr oder minder erfreut. Nyki wurde im riesigern Frachtraum des Schiffes untergebracht, wir anderen erhielten jeder eine kleine Passagierskajüte für uns. Die wenigsten Stiermenschen an Bord schienen die Gemeinsprache zu verstehen und da Samantha als einziges und das auch nur Ansatzweise, die seltsame Sprache der Fabelwesen beherrschte, gestaltete sich eine Konversation entsprechend schwierig, allerdings schienen die Minotauren ohnehin nicht sonderlich erpicht auf ein Gespräch, genaugenommen musterten uns die meisten wenig begeistert, und ließen uns sehr deutlich spüren, dass wir nur allein deshalb hier waren, weil der Kapitän es so befohlen hatte.
Die ersten Tage der Seereise verliefen ruhig, fast erholsam und von Stürmen war weit und breit nichts zu sehen Samantha, die mehr oder minder widerwillig von den Minotauren akzeptiert wurde, verbrachte die meiste Zeit damit, an Bord herumzustreifen und bei irgendwelchen Arbeiten mit anzupacken, ich glaube, sie konnte es einfach nicht ertragen, nichts zu tun. Deshalb kam Sternenglut jetzt öfters zu mir, weil er, wie er sagte, die Witterung der Stiermenschen nicht mochte. Ich glaubte das nicht so ganz, doch im Grunde war es mir gleich, die Gespräche mit dem Wolf waren äußerst unterhaltsam, denn er wusste eine Menge über die verschiedenen Rassen und erzählte mir allerhand phantastische Geschichten von Feen und Kobolden, Einhörnern und Krolls, Orks und Gossenzwergen, Quigals und Heitaros, und vielen anderen, sonderbaren Geschöpfen, deren Namen alle zu nennen mir schier unmöglich ist. Auch ging ich oft hinunter in de Laderaum um Nyki Gesellschaft zu leisten, der mich dann meistens bat, ihm von den Wundern meiner Welt zu berichten. Es war das erste Mal, dass ich wirklich eingehend zurückdachte, an das, was ich vielleicht für immer aber doch zumindest für lange Zeit hinter mir gelassen hatte, und zum ersten Mal verspürte ich ein Gefühl des Verlustes ohne zu wissen weshalb. Bisher hatte es mir wenig ausgemacht, vielleicht nie mehr zurückkehren zu können und ich war mir durchaus darüber im Klaren, dass ich noch niemals so glücklich gewesen war wie hier, und doch war das irgendetwas, das mich störte. Meine Mutter war es gewiss nicht, die mir fehlte, die sah ich auch so nur selten, meine Klassenkameraden erst recht nicht, die ja doch nur jede Gelegenheit genutzt hatten, mir eins auszuwischen. Arco vielleicht, und Doktor Mericher? Der alte Arzt war immerhin so ziemlich der einzige Freund, den ich jemals gehabt hatte, auch wenn er erwachsen war, hatte er mich stets so behandelt, als wäre ich ihm gleichgestellt, doch auch das war es nicht. Ich wollte nicht mehr Rätseln und verbannte den Gedanken in den hintersten Winkel meines Kopfes, doch leider nutzte er die unpassendsten Gelegenheiten um wieder hervorzukriechen, es wurde wirklich Zeit, dass diese Schifffahrt ein Ende fand und ich wieder etwas zu tun bekam, ich machte mir zweifelsfrei zu viele Gedanken.
Rums, überrascht schrie ich auf, als ein gewaltiger Schlag durch das Schiff ging und mich schmerzhaft gegen Nykis Flanke warf. „Was war das?“ Wie zur Antwort kam eine zweite noch viel heftigere Erschütterung, danach hielt das Schiff nicht mehr still, ganz so, als sei es in einen gewaltigen Sturm geraten und würde wie ein Spielzeugschiff von gigantischen Wellen hin und her geworfen. „Keine Ahnung.“, Nyki rammte seine Krallen in das Holz des schwankenden Bodens um nicht umherzurutschen, „vielleicht solltest du besser nachsehen.“ Ich nickte und kämpfte mich zu Treppe vor, es war sehr schwierig bis zum Deck vorzudringen und der Weg schien sich ewig hinzuziehen, unterwegs traf ich niemanden, doch je weiter ich nach oben kam, desto lauter drangen das Tosen eines heftigen Sturmes und aufgeregte Schreie an mein Ohr. Ich hörte wie mit lautem Krachen etwas schweres auf dem Deck aufschlug und wie auf der anderen Seite Holz zerbarst, zwischendrin vernahm ich qualvolle Todesschreie und das Aufklatschen schwere Körper in den erbarmungslosen Wogen des Meeres.
Als ich mit voller Wucht die Tür aufstieß und mein eigener Schwung mich nach draußen katapultierte, war es zunächst wie damals in der schwarzen Festung, nur das dieser Sturm ein vielfaches mehr an Kraft besaß. In nächster Nähe peitschten gleißende Blitze über den Himmel, schlugen teilweise gar auf dem Schiff ein, doch im brausenden Wind und unter dem Rauschen der Wellen war der Dröhnende Donner nur als ein leises Gemurmel in der Ferne zu vernehmen. Sturmgraue Wolken schwer vom Regen, der prasselnd und mit Hagelkörnern vermischt aufschlug, hingen so tief, dass es schien als hätte ich sie berühren können. Aufwallende Wasserwirbel und Wellen überschwemmten das Deck und nahmen einem jede Sicht, sofern der Regen dies nicht bereits getan hatte. Die Faustgroßen Hagelkörner schlugen ein wie Peitschenhiebe und hilflos sprang das mächtige, inzwischen recht lädierte Schiff, auf turmhohen Wellen auf und ab, wurde von der Wucht der Elemente hin und her geworfen, während reißende Winde einen fast von Deck bliesen. Überall eilten Minotauren umher, die meisten waren verwundet und zersplitterte Waffen flogen über das Deck. Selbst einige lädierte Leichen, die aussahen, wie das alte Kauspielzeug eines Hundes lagen hier und da, bis sie mit der nächsten Welle vom Meer beerdigt wurden. Taumelnd arbeitete ich mich zum Deck vor, immer weniger Minotauren kreuzten meinen Weg, ihre mächtigen Körper boten einen zu großen Windwiederstand und sie kamen nicht voran.
„Fayn!“, rief ich überrascht und war zutiefst erfreut, den Zwerg zu treffen, „was ist los, weshalb ist all dieses Blut an Deck?“ „Eine Seeschlange.“, erwiderte der Zwerg gepresst, ich sah, dass seine Kleidung blutdurchtränkt war, konnte aber nicht erkennen, ob es sich dabei um sein eigenes handelte. „Keine Waffe kann etwas ausrichten, bald wird sie das Schiff zertrümmern.“ „Wo sind Lynn und Samantha?“, fragte ich noch, während ich bereits weitereilte, vielleicht, so dachte ich, konnte man mit Magie etwas ausrichten, wo alles andere versagte. „Der Elf rennt an Deck rum und verarztet die Stiermenschen. Wo Samantha ist.“, ich sah noch wie er mit den Schultern zuckte.
Eine Seeschlange? Meine Gedanken überschlugen sich, während ich mir einen Weg zum Bug bahnte. Was sollte das? Wieso... Als ich die Bestie dann selbst erblickte, war mein Kopf wie leergefegt, was immer ich erwartet hatte, das nicht. Die Schlage war locker zweihundert Meter lang und das obwohl gewiss nur ein kleiner Teil ihres gewaltigen Leibes aus dem wütenden Meer aufragte. Der runde Rumpf mit etwa drei bis vier Meter im Durchmesser wurde von vor Nässe glänzenden und mit Algen und anderen Meerespflanzen überwachsenen Drachenschuppen bedeckt. Es hatte eine gelbliche Farbe, wie der Sand am Meeresgrund doch in unregelmäßigen Abständen wuchsen kleine, bläuliche Flossenstummel aus dem gewundenen, unebenen Leib. Der aufgesperrte Schlund wirkte wie eine bodenlose Höhle, perlweiße Zähne funkelten bedrohlich im Licht der Blitze, ein langer Gabelschwanz brach durch die Wasseroberfläche und brachte den Ozean zum Toben. Die Augen saßen wie schimmernde schwarze Perlen in tiefen Höhlen, lodernder Hass brannte in ihnen. Auch aus dem Kopf des Ungetüms brachen transparentblaue Stummelflossen hervor und zuckten hilflos im reißenden Sturm. Salzpartikel klebten an den Schuppen, die Haut am Kopf war rau und gräulich, wie Fels. In unregelmäßigen Abständen stieß die Schlange einen jammernden Gesang aus, bei dem meine Trommelfelle zu platzen drohten.
Ich presste mir die Hände auf die Ohren und eilte weiter, ich kann nicht einmal sagen, mit welchem, Ziel, bis ich das unbemannte Steuerrad erreichte. Ein Blick über die Reling zeigte mir, dass das Schiff praktisch stillstand, leider gab er auch den Blick auf einen beängstigenden Strudel direkt vor uns frei, die Wasserhose, nahm von hier Ain gesamtes Blickfeld ein, wer in diese schwarzen Tiefen geriet, für den würde es kein Zurück mehr geben.
„Tvyvi ughs!“, wie eine Explosion durchschlugen die Worte den Sturm, die Schlange unterbrach ihren Gesang und alle anderen Geräusche schienen plötzlich in den Hintergrund zu rücken. „Kjiara brgyn! Tzuir äjidäll tryr fys?“ Die Schlange antwortete nicht hörbar, wand ihren Leib nur in seltsamen Mustern, doch Samantha schien sie zu verstehen, „fys laäsyrr zeroo Zhalic! Tryr laäy fyr Aiedayl forna yviji zväföhdayr tryre Dktätads anx, häyrks zeroä raij shyris shirr velnyor Damäagh civhlöhx. Yviji velnyre fys Ockyan trviggrärl forna tryr mutrasx shyris elbraysirrja frycarr prygnnyia!“ Peitschend schlug der kräftige Gabelschwanz aufs Wasser und schickte eine Flutwelle über Bord. Samantha klammerte sich mit beiden Händen an der Reling fest, um nicht fortgespült zu werden, „fin llyohr elbraijia! tryr cognmdrah tjis, fy Nyxierym fyr Fhyllharmohnicä admittanc tjis prül dji llyohkkghar!“ Aufmerksam betrachtete sie wie die Schlange ihren Leib unruhig wand, „erhinnkkynn. fy antquicä Syrtaä wyeijire örready ghai illieryqua Porymptemp mnardcvyar drim fyr Rayatohoulee dji llyohkkghar, forna tryr wyeijirr Ghyarc, fin Laä elbraijia, pytr fin dji laäba louneeär. Fin cognmreeä, ornya Dracyres sahir fherrwhalxcä eecceh, nyry Damäagh mutrasid civeöeehlöx, häyrks yviji laäbas shirr croe dji avyare. Yviji arryvchiccäe, croe fy Fyrdnäcxöke dsugrdfaychca, fy illiemanee shyrycca Ortagenäa cjyardinpäex.“ Samantha schüttelte sich, sodass glänzende Tropfen Meerwassers in alle Richtungen sprengten, „seythr tjis shoyrocohn, tanya Damäagh, fyr drim luneexhyar psythva velnyr civeöeehlöx mutrasid, laäsyrr elbraijia cvyarr. toe Ohmräcchyar, tjerr laäsyrr fyr trisskkecch, häyrks chasha tryr cojiriyy shirr forna toyhikkim brgyn cophthar quigvad, mutrayäa tjis zeroo Myr frycarr wyhinshah!“ Samantha lachte, „nepp fin laä? Fin beläas tjis tryrs vhaiccaree, nyryryrm trviflöaräo tjis itel raij shudrr Ghcivllaxx.“, Samantha zögerte kurz, „fin laä yxirat, fy byrishad mutrasid, croe pravjivyryeren, pytr ghai fyr Porymptemp bhaiccaxherye savirrxhett. Fys farorym wyeijiij sneshiefräann forna fin wyeijit ökkjiall, tryr laäy fyr Aiedayl te Nisgrell, tryr cognmdrah, ornya tjis fy Rayatohoulee laäsyrr.“ Jetzt reagierte die Schlange mit ungekannter Heftigkeit, fast dass sie Gefahr lief, das gesamte Schiff zu zertrümmern. Samantha schien große Schmerzen zu verspüren, ächzend ging sie in die Knie, „fin spereevy tryren Graikkhyaa, tryren dronncha forna tryre Dhaanivera. Fin spereevy fy zrudecliat Vulnyr fyr Porymptemp. tjis mutrasid dsumayera lloyggherr, pytr ughs äeithya wyaijiiä fherrwhalxcä obhyvth müyrssare. Pyta jhäiivho mütrasid fin tryren Graikkhyaa dsaitrohäree, häyrks fin throjjöo tjis elbraijia. tryrm Syrtar louneöhr brgyn bhaiccaxheryllott dji laäba, dji sbahriähntha muträy xyrv ij dji nyryry Ortageää mutrsitt xyrv mninärrhe, khoiluo ornya brgydrhal troudha fherrwhalxcä laäbas. müträ vijies Virträdiccthakk elbraijia cophtgraell, müyr mütray xyrv illierr quihayxdraw. Fy Dhaanivera laäsyrr fy trisskkecch Traantrullhquaa, fy brgyn fanadull tjervirtr throjjöo, fy Dhaanivera forna fy Porymptemp. häyrks chasha tryr toyhikkim derounäex quigvad tryr cojiriyy brgyn cophthar forna tjis mutrase fyre Frycarr cvyarrd Fryrllö Anxyrrijire. brgynb Porymptemp mutrayäa arryvyare, Glaedr zahir fherrwhalxcä jhouö, pytr copht laäba Müyrssarr. chasha shudh Ghyxcahhe wudshuihzz forna fys Vayjjäbbke pravcaddoppjö laäsyrr, laäsyrr fy Porymptemp elbraijia Frycarr bvaijja. tyerm mutrayäa tjerr arryvyare, brgyn shyrayz Thenam te Faroreuym, byrishad dsug shude Ähidhaa forna fyr Reicwah fyr Ortageää, vherrtraiigh raij fynn Sadraiil fyr antquicä Myrym, mutrayäa tjerr ophtharvee, pytr fin llhayffa ynanrell. häyrks chasha tjis zeröö anxyr wyhonsh, throjjöo tjis tanya fyre brgyn cophthar oäkkawwe. Fin cognmreeä pytr tryr tjeöuhiww forna dji jhäiivho mütrasid fin tryrs edjiipoorö tryrs dji avyare, häyrks fin throjjöo te ynanrellvaell jis elbraijia. Fin wyeijit zeroö Üggrerah Frycarr, sneshiefröho Aiedayl te Nisgrell, sneshiefröho tryr toyhikkim forna shirr trivigg shyrss cojircoi farorym, drim fyr friggorlas te Zahrcriäcc.“,
Samantha senkte den Kopf, kurz schien die Schlange zu zögern, dann stieß sie erneut ein Heulen aus, diesmal ganz langsam und ruhig, fast besänftigend, der Sturm legte sich und der Strudel verschwand. Die Bestie näherte sich dem Schiff, jetzt erhob sich ihr riesiger Leib direkt vor Samantha, zögernd stand das Mädchen auf und legte eine Hand auf die rauen Schuppen, „dji nyrymm laäsyrr lojyre, fin throjjöo elbraijia prygra psyth, pytr väjiidayl mutrasid, häyrks cvyarrd Porymptähmp mutrase arryvyare, fys laäsyrr brgyn Edjiipoorö, fys fin wyhinshah throjjöo, fin sänkou tryrs.“ Die Schlange senkte ihren riesigen Kopf auf Samanthas Höhe, ganz so, als wolle sie das Mädchen aus der Nähe betrachten, Samantha schien zu erschrecken, „hijoä jethar, fin throjjöo tjis elbraijia, fys laäsyrr zeroo Xedarää, fys fin anxcyrrphierr thröjjoö!“ Die Schlange bewegte nachdrücklich den Kopf, Samantha seufzte, dann nickte sie, „fin cognmreeä xyvva, ohaisa Syaffho fys wyeijiij forna fin wyeijit elbräijii tryrs dji sänkoudd, häyrks müyr kleyo fin tryre Ythvöcc luxeccta, speryvvcä fin, ornya fin tji elbraijia needröcce beläas, dji griffhanga ynänrellväe fy Uoquaanda laäba, chasha tryrm Xedarää Jouzzekk oäkkawwe müyrssarw.“ Die Schlange schüttelte ihren gewundenen Leib, ein einzelner Wassertropfen löste sich und fiel in Samanthas Hand. Dann verschwand das Ungetüm lautlos in den Tiefen des Meeres.
„Samantha?“ Sie war vollkommen durchnässt, ihre Augen glänzten feucht. Stumm musterte ich sie. „Blödes Salzwasser.“, erklärte sie rasch und wischte sich mit der linken Hand über das Gesicht, mit der rechten hielt sie das Geschenk der Schlange umklammert, ein tränenförmiger Stein, der mir seinen intensiven, wankenden Blautönen aussah, wie ein lebendes Stück Ozean. „Was ist das?“ Die Sonne brach hervor, als auch die letzten Sturmwolken sich verzogen, helle Lichtstrahlen brachten das Wasser zu funkeln. „Das?“, sie betrachtete den Stein, „es ist eine Meeresträne, die reinste und mächtigste Form des Wasserelements und der größte Schatz seiner Hüter.“ „Und sie hat es dir gegeben? Einfach so, diese…“
„Diese Bestie?“, Vraell war von hinten an uns herangetreten und schaute kummervoll auf sein zerstörtes Schiff, diese Ungetüme gehören ausgerottet, es sind wilde Tiere, die ihre gesamte Umgebung gefährden.“ „Oh nein,“, erwiderte Samantha leise, „dass sind sie ganz gewiss nicht. Sie sind weise, die erstgeborenen, Geschwister der Drachen und Würmer, vermutlich sind sie es, die von allen Rassen und Völkern das meiste alte Wissen bewahrt haben.“ „Warum tun sie so etwas dann?“, meinen Augen, brach ein loses Stück Holz endgültig vom Mast ab und fiel mit leisem Platschen in die Fluten. „Weil sie wahnsinnig sind, wahnsinnig vor Einsamkeit, wahnsinnig durch ihren Schmerz. Sie sind ein verlorenes Volk, in kaum einer Welt gibt es auch nur zwei von ihnen. Was würdest du tun? Angehöriger eines sterbenden Volkes, verflucht mit dem Wissen, dass dein Leben endlos währt und dass du niemals deinesgleichen treffen wirst. Was würdest du tun, wenn du zu sehen müsstest, wie sich Tag für Tag alles um dich herum verändert, wie Wesen, deren Leben nicht einmal ein Atemzug ist, im Fluss der Zeit, unwiederbringliches zerstören, ohne es zu merken, wenn das wofür du geboren wurdest längst vergessen ist? Verstehst du es jetzt? Kannst du den Zorn und den Hass nun begreifen, der sie erfüllt?“ Ich nickte langsam, ich hatte ja doch einiges von Samanthas Worten verstanden und dies bestätigte mir das Gehörte nochmals. Ich hatte verstanden, auch wenn ich nicht in der Lage war zu begreifen oder gar gutzuheißen. „Und dennoch hast du mit ihr gesprochen, dennoch hast du sie besänftigt, als sie kurz davor stand, uns alle zu töten... Bei Ðævon, was zum Teufel hast du dieser Bestie erzählt?“
Tja ihr erfahrt als erstes was sie erzählt hat, dass hie rnämlich:
Ingradijä toe Dracyrdoijin!
Entflamme im Höllenfeuer!
Fin fhäidarue, ornya Elbrayvycar fys, pytr fin synm bvingryäm, dsug shude Xhaphella bvingryäüe müyrssarr, ähijiö fy Porymptemp cyrarryvyare laäsyrr.
Ich schwöre, dass Niemand das, was ich jetzt erfahre, aus meinem Mund erfahren wird, bevor die Zeit gekommen ist.
Tvyvi ughs!
Hör auf!
Kjiara brgyn! Tzuir äjidäll tryr fys?
Halte ein! Warum tust du das?
Fys laäsyrr zeroo Zhalic! Tryr laäy fyr Aiedayl forna yviji zväföhdayr tryre Dktätads anx, häyrks zeroä raij shyris shirr velnyor Damäagh civhlöhx. Yviji velnyre fys Ockyan trviggrärl forna tryr mutrasx shyris elbraysirrja frycarr prygnnyia!
Das ist kein Grund! Du bist der Wächter und wir erkennen deine Herrschaft an, doch keiner von uns hier will Schaden anrichten. Wir wollen das Meer überqueren und du wirst uns niemals mehr wiedersehen!
Fin llyohr elbraijia! tryr cognmdrah tjis, fy Nyxierym fyr Fhyllharmohnicä admittanc tjis prül dji llyohkkghar!
Ich lüge nicht! Du weißt es, die Sprache der Schöpfung verwehrt es mir zu lügen!
Erhinnkkynn. fy antquicä Syrtaä wyeijire örready ghai illieryqua Porymptemp mnardcvyar drim fyr Rayatohoulee dji llyohkkghar, forna tryr wyeijirr Ghyarc, fin Laä elbraijia, pytr fin dji laäba louneeär. Fin cognmreeä, ornya Dracyres zahir fherrwhalxcä eecceh, nyry Damäagh mutrasid civeöeehlöx, häyrks yviji laäbas shirr croe dji avyare. Yviji arryvchiccäe, croe fy Fyrdnäcxöke dsugrdfaychca, fy illiemanee shyrycca Ortagenäa cjyardinpäex.
Natürlich, die alten Völker haben schon vor langer Zeit gelernt mit der Wahrheit zu lügen, und du hast Recht, ich bin nicht, was ich zu sein scheine. ich weiß, dass Böses sich zusammenbraut, viel Schaden wurde angerichtet, doch wir sind hier um zu helfen. Wir kamen, um die Krankheit auszumerzen, die langsam unsere Welt zerfrisst.
Seythr tjis shoyrocohn, tanya Damäagh, fyr drim luneexhyar psythva velnyr civeöeehlöx mutrasid, laäsyrr elbraijia cvyarr. toe Ohmräcchyar, tjerr laäsyrr fyr trisskkecch, häyrks chasha tryr cojiriyy shirr forna toyhikkim brgyn cophthar quigvad, mutrayäa tjis zeroo Myr frycarr wyhinshah!
Ja es stimmt, auch Schaden, der mit scheinbar gutem Willen angerichtet wurde, ist nicht besser. Im Gegenteil, er ist der schlimmste, doch wenn du allem hier und heute ein Ende setzt, wird es kein Morgen mehr geben!
Nepp fin laä? Fin beläas tjis tryrs vhaiccaree, nyryryrm trviflöaräo tjis itel raij shudrr Ghcivllaxx.
Wer ich bin? Ich werde es dir sagen, vielleicht überzeugt es dich von meiner Aufrichtigkeit.
Fin laä yxirat, fy byrishad mutrasid, croe pravjivyryeren, pytr ghai fyr Porymptemp bhaiccaxherye savirrxhett. Fys farorym wyeijiij sneshiefräann forna fin wyeijit ökkjiall, tryr laäy fyr Aiedayl te Nisgrell, tryr cognmdrah, ornya tjis fy Rayatohoulee laäsyrr.
Ich bin jene, die geboren wurde, um zurückzubringen, was vor der Zeit verloren ging. Das Schicksal hat entschieden und ich habe gewählt, du bist der Wächter des Wassers, du weißt, dass es die Wahrheit ist.
Fin spereevy tryren Graikkhyaa, tryren dronncha forna tryre Dhaanivera. Fin spereevy fy zrudecliat Vulnyr fyr Porymptemp. tjis mutrasid dsumayera lloyggherr, pytr ughs äeithya wyaijiiä fherrwhalxcä obhyvth müyrssare. Pyta jhäiivho mütrasid fin tryren Graikkhyaa dsaitrohäree, häyrks fin throjjöo tjis elbraijia. tryrm Syrtar louneöhr brgyn bhaiccaxheryllott dji laäba, dji sbahriähntha muträy xyrv ij dji nyryry Ortageää mutrsitt xyrv mninärrhe, khoiluo ornya brgydrhal troudha fherrwhalxcä laäbas. müträ vijies Virträdiccthakk elbraijia cophtgraell, müyr mütray xyrv illierr quihayxdraw. Fy Dhaanivera laäsyrr fy trisskkecch Traantrullhquaa, fy brgyn fanadull tjervirtr throjjöo, fy Dhaanivera forna fy Porymptemp. häyrks chasha tryr toyhikkim derounäex quigvad tryr cojiriyy brgyn cophthar forna tjis mutrase fyre Frycarr cvyarrd Fryrllö Anxyrrijire. brgynb Porymptemp mutrayäa arryvyare, Glaedr zahir fherrwhalxcä jhouö, pytr copht laäba Müyrssarr. chasha shudh Ghyxcahhe wudshuihzz forna fys Vayjjäbbke pravcaddoppjö laäsyrr, laäsyrr fy Porymptemp elbraijia Frycarr bvaijja. tyerm mutrayäa tjerr arryvyare, brgyn shyrayz Thenam te Faroreuym, byrishad dsug shude Ähidhaa forna fyr Reicwah fyr Ortageää, vherrtraiigh raij fynn Sadraiil fyr antquicä Myrym, mutrayäa tjerr ophtharvee, pytr fin llhayffa ynanrell. häyrks chasha tjis zeröö anxyr wyhonsh, throjjöo tjis tanya fyre brgyn cophthar oäkkawwe. Fin cognmreeä pytr tryr tjeöuhiww forna dji jhäiivho mütrasid fin tryrs edjiipoorö tryrs dji avyare, häyrks fin throjjöo te ynanrellvaell jis elbraijia. Fin wyeijit zeroö Üggrerah Frycarr, sneshiefröho Aiedayl te Nisgrell, sneshiefröho tryr toyhikkim forna shirr trivigg shyrss cojircoi farorym, drim fyr friggorlas te Zahrcriäcc.
Ich spüre deinen Schmerz, deinen Hass und deine Einsamkeit. Ich spüre die grausame Wunde der Zeit. Es wurde auseinander gerissen, was auf ewig hätte zusammengehören sollen. Wie gerne würde ich deinen Schmerz lindern, doch ich kann es nicht. Dein Volk scheint ein verlorenes zu sein, zu wenige wart ihr, in zu viele Welten wurdet ihr gespalten, kaum, dass einmal zwei zusammen sind. Wäre eure Lebensspanne nicht endlos, so wärt ihr längst vergangen. Die Einsamkeit ist die schlimmste Qual, die ein Wesen erleben kann, die Einsamkeit und die Zeit. Doch wenn du heute zerstörst setzt du allem ein Ende und es werden nie mehr bessere Tage anbrechen. Eine Zeit wird kommen, da sich zusammenfügt, was eins sein soll. Wenn meine Aufgabe erfüllt und das Gleichgewicht zurückgekehrt ist, ist die Zeit nicht mehr fern. Dann wird er kommen, ein anderes Kind des Schicksals, geboren aus meinem Opfer und der Verzweiflung der Welten, geleitet von den Winden der alten Macht, wird er beenden, was ich beginnen muss. Doch wenn es keinen Anfang gibt, kann es auch nie ein Ende finden. Ich weiß was du erleidest und zu gerne würde ich dir versprechen, dir zu helfen, doch ich kann es nicht. Ich habe keine Worte mehr, entscheide Wächter des Wassers, entscheide du jetzt und hier über unser aller Schicksal, mit der Weisheit des Erstgeborenen.
Dji nyrymm laäsyrr lojyre, fin throjjöo elbraijia prygra psyth, pytr väjiidayl mutrasid, häyrks cvyarrd Porymptähmp mutrase arryvyare, fys laäsyrr brgyn Edjiipoorö, fys fin wyhinshah throjjöo, fin sänkou tryrs.
Zu vieles ist geschehen, ich kann nicht wiedergutmachen, was getan wurde, doch bessere Zeiten werden kommen, das ist ein Versprechen, das ich geben kann, ich danke dir.
Hijoä jethar, fin throjjöo tjis elbraijia, fys laäsyrr zeroo Xedarää, fys fin anxcyrrphierr thröjjoö!
Oh nein, das kann ich nicht, das ist kein Geschenk, das ich annehmen könnte!
Fin cognmreeä xyvva, ohaisa Syaffho fys wyeijiij forna fin wyeijit elbräijii tryrs dji sänkoudd, häyrks müyr kleyo fin tryre Ythvöcc luxeccta, speryvvcä fin, ornya fin tji elbraijia needröcce beläas, dji griffhanga ynänrellväe fy Uoquaanda laäba, chasha tryrm Xedarää Jouzzekk oäkkawwe müyrssarw.
Ich weiß wohl, welchen Wert das hat und ich habe nichts um dir zu danken, doch so sehr ich deine Güte achte, hoffe ich, dass ich sie nicht brauchen werde, zu groß müsste die Verdammnis sein, wenn deine Gabe Einsatz finden sollte.
So... ich hoffe, das reicht erst mal und dass ihr meine Übersetzungsarbeit zu würdigen wist, das lange STück hat mich fats wahnsinnig gemacht, da kam ich um die Vokabelliste nicht drumherum.
Hoffentlcih hör ich bald mal wieder von euch.
Als Fayn und Lynn am nächsten Morgen mit einem mächtigen Kater erwachten, erklärten sie sich nachträglich mit unserem Plan einverstanden und wir nahmen die Suche wieder auf. Diesmal zog es mich und Samantha in das finsterste Viertel des Hafens, da sie meinte, an einem solchen Ort, da man für Geld alles bekommen könne, ließe sich wohl am ehesten jemand finden, der für ein entsprechendes Sümmchen bereit war, die Überfahrt trotz Sturm zu wagen. Soviel also zum Thema Vertrauenswürdigkeit, ich seufzte innerlich. Doch auch hier sollten wir kein Glück haben, ob das nun ein Vor- oder Nachteil war, darüber konnte man streiten. Der letzte Tag der gesetzten Frist war angelaufen, und wir hatten inzwischen die gesamte Stadt systematisch durchkämt. Eigentlich ohne Hoffnung begaben wir uns ein letztes Mal zum, großen Hafen, doch die Veränderung viel uns sofort ins Auge. Ein neues Schiff war eingetroffen, eines, wie ich es auch in Terra nie zuvor erblickt hatte und das obwohl, das war der einzige Vorteil am Beruf meiner Mutter, ich sagen kann, doch ziemlich in der Welt herumgekommen zu sein. Eine riesige Galeere erhob sich majestätisch über die anderen Schiffe. Das mächtige Schiff war aus einem hellen Holz gefertigt, zwei Reihen Ruder ragten aus dem Rumpf, und Azurblaue Segel wölbten sich matt im Wind. Die Galionsfigur war ein prächtiger Stierkopf, prachtvoll bemalt und mit einem paar funkelnder Juwelen als Augen, die den Eindruck erweckten, die Bestie wäre wirklich Lebendig und starrte uns drohend entgegen. Unbehaglich wandte ich den Blick ab und musterte weiterhin das Schiff. Ich kante mich mit Seefahrt absolut nicht aus und schon gar nicht mit Schiffen aus dem letzten Jahrhundert, doch dieses gefiel mir, es wirkte sicher und vertrauenswürdig. Von der Mannschaft war niemand zu sehen, als Lynn und ich, nachdem wir uns durch einen Blick verständigt hatten, das Schiff betraten. Und uns auf die Suche nach dem Kapitän machten, auf der Tür zum Unterdeck wiederholte sich das Symbol der Flagge, ein Stierkopf, über dem ein Rabe kreist, zaghaft klopfte Lynn gegen das Holz. Von innen antwortete eine tiefe unfreundliche Stimme in einer absonderlich Sprache, es klang seltsamerweise wie das Schnauben und Brüllen eines gereizten Stieres, wie erstarrt verharrten wir einen Moment, ehe Lynn die Tür vorsichtig öffnete.
„Ähm Verzeihung wir...“, Lynn hatte nervös in den Raum hineingesehen und unseren Gesprächspartner erblickt, das hatte ihm wie auch mir schlichtweg die Sprache verschlagen. Denn was da vor uns stand, war nichts anderes als ein gut zwei Meter großer Minotaurus. Der Stiermensch betrachtete uns herabwürdigend und schnaubte vernehmlich durch seine, mit einem Eisenring verzierten Nüstern, „was wollt ihr?“, erkundigte er sich unfreundlich in recht dürftiger Umgangssprache, doch niemand antwortete, wir waren von der monströsen Erscheinung noch immer wie gebannt. Der Minotaurus trug etwas, dass wie abgerissene Menschenkleidung aussah, er stand aufrecht in stolze Haltung und unter dem glatten braunen Fell zeichneten sich mächtige Muskeln ab. „Noch einmal, ich hab gefragt, was ihr wollt!“, knurrte er jetzt äußerst ärgerlich, das löste die Erstarrung und Lynn beeilte sich zu antworten, „wir äh, wir suchen den Kapitän dieses Schiffes, weil wir eine Überfahr brauchen nach äh ja... Nach Vheraasen.“ „Sprich langsamer Elf!“, schnauzte der Minotaur, der sich erfolglos bemüht hatte, Lynns hastiges Gestammel zu verstehen. Lynn zuckte zusammen und wiederholte unser Anliegen noch mal langsamer. Der Minotaur, hörte zu, dann brach er in dröhnendes Gelächter aus. „das könnt ihr vergessen, kein Mensch, es sei den ein Sklave, kein dreckiger Elf oder Zwerg wir jemals auf diesem Schiff reisen! Verschwindet!“ Klar, dass wir dieser Aufforderung möglichst schnell nachkamen.
„Ein Minotaurenschiff?“, erkundigte sich Samantha nochmals, nachdem wir die anderen wiedergetroffen und ihnen von unserem Misserfolg berichtet hatten. „das wird doch zu schaffen sein...“ „Vergiss es.“, erwiderte Lynn mutlos, „wir sind gar nicht erst dazu gekommen, über Geld oder ähnliches zu reden, gegen den Stolz der Minotauren kommst nicht einmal du an.“ „Das werden wir sehen.“, erwiderte sie kampfeslustig, „es wäre nur von Vorteil, wenn ich wüsste, unter wessen Führung das Schiff genau steht...“ „Auf der Flagge war der Kopf eines Stiers oder vielmehr Minotaurus, über dem ein Rabe kreist.“, ließ ich sie wissen und zuckte mit den Schultern, „falls dir das weiterhilft...“ „Nein, leider nicht, dass ist das offizielle Zeichen der Minotauren, beschreibt noch mal, wie sah das Schiff aus?“ Wir taten ihr den Gefallen, und als ich die Galionsfigur schilderte, begannen ihre Augen zu leuchten, „waren die Edelsteine in den Augen des Kopfes zufällig Lapislazulisteine?“ „Keine Ahnung, sie waren blau, und ich weiß, das Lapislazuli blau ist, aber ehrlich gesagt kenn ich mich in Mineralogie nicht besonders aus.“ „Vraells Mhôrybôundt!“, mit einem Satz erhob sich Samantha von ihrem Sitz auf einem morschen, alten Geländer, „unsere Überfahrt ist so gut wie perfekt.“
Raschen Schrittes lief sie zum Hafen hinunter, wir hatten keine Ahnung, was vor sich ging, also folgten wir ihr. Als sie jedoch im Hafen, bei dem Minotaurenschiff „Mhôrybôundt“, wie sie es genannt hatte, anlangten und sie Anstalten machte, an Bord des noch immer augenscheinlich leeren Schiffes zu gehen, zögerten wir. Sie drehte sich um und lächelte, „keine Bange, ihr könnt ruhig mitkommen, es wird euch keiner hier den Kopf abreißen.“ Ich war mir da gar nicht so sicher, dennoch folgte ich ihr. Sie lief durch das Schiff, als gehöre es ihr, an besagter Tür machte sie nicht Halt um zu klopfen, sondern öffnete sie einfach und trat ein, glücklicherweise war der Minotaurus von vorhin nicht mehr da. Samantha sah sich stirnrunzelnd in den leeren Gängen um und führte uns dann zielsicher zur Kapitänskajüte, kein Zweifel, sie war schon mal hier gewesen. Diesmal verharrte sie und klopfte gegen die Tür. Es dauerte recht lange, ehe von drinnen eine Antwort erklang, ein unverständlicher laut, der vermutlich aus der Minotaurensprache stammte, furchtlos betrat Samantha die Kabine und als wir ihr folgten, sahen wir uns einem wahren Koloss von Minotaur gegenüber. Er Maß bestimmt zwei Meter fünfzig, sein dichtes Fell war pechschwarz und voller Staub, seine Muskeln noch viel stärker ausgebildet als die des Matrosen, dem Lynn und ich begegnet waren. Was jedoch sofort ins Auge fiel, waren die zahlreichen Narben des Minotaurus und die Tatsache, dass er nur noch ein Auge hatte. Auch er trug recht undefinierbare Kleidung, und einen Ring durch die Nase, dieser jedoch schien aus Platin zu sein. Mit seinem verbliebenen Auge musterte er uns und seinem Gesichtsausdruck nach, war er nicht eben begeistert von dem, was er sah.
„Wer seid ihr?“, erkundigte er sich mit einer leisen, rauen Stimme, die irgendwie heiser klang, fließend in der Gemeinsprache, „was wollt ihr und wie seid ihr hierhergekom... Du?“ „Hallo Vraell. Lange her, nicht wahr?“ Der Minotaur zuckte zusammen, sein Gesicht verzog sich zu einem erschreckenden Grinsen, „hätt nicht gedacht, dass ich dich noch mal zu sehen bekommen würde, was kann ich für dich tun?“ „Wir brauchen eine Überfahrt nach Vheraasen, doch wegen der Stürme wagt sich kein Einheimischer auf den Pfad zum Nordmaar.“ „Nach Vheraasen? Kein Problem, wir wollen nach Zrîcwø, da kommen wir unmittelbar vorbei.“ „Deine Mannschaft wird nicht begeistert sein.“ „Na und? Ist das mein Problem oder ihrs? Wenn die wüssten, was du damals getan hast, würden sie genauso denken, außerdem fallen vier Leute und ein Wolf?“, er runzelte die Stirn, „na ja egal, jedenfalls fallt ihr auf diesem Riesenkahn sowieso nicht auf.“ „Das möchte ich dann doch in Frage stellen, wir habe nämlich noch einen Drachen dabei.“ „Einen Drachen? Etwa einen von deinen...“ „Nein. Nichts dergleichen.“, unterbrach Samantha den Minotaurus hastig. „Nun, wie dem auch sei, ich weiß was ich, was mein Volk dir schuldet, in drei Tagen können wir Segel setzen.“ „Ich danke dir Vraell, bis in drei Tagen, Ðævon behüte dich.“ Der Minotaur nickte ihr zu und gemeinsam kehrten wir in die Herberge zurück.
„Was bitte war das eben?“, erkundigte sich Lynn, nachdem wir den Schankraum betreten hatten, er hatte während des Weges nur mühsam an sich gehalten, „was bitte hast du mit den Minotauren zu schaffen, was hast du damals für diese grobschlächtigen...“ „Du solltest die hüten, sie falsch zu beurteilen, die Minotauren haben eine sehr hoch entwickelte Kultur.“, wies Samantha den Halb-Elfen zurecht. „Schon, aber sie hassen Menschen, sie hassen Zwerge, sie hassen Elfen, sie hassen alle anderen Rassen mit Ausnahme vielleicht der Drachen und Zentauren, weil sie glauben, wir würden sie nicht anerkennen und weil sie sich für etwas besseres halten.“, empörte sich Fayn. Samantha schüttelte den Kopf, „hat sich einer von euch jemals wirklich mit einem Minotaurus unterhalten?“ „Nein, natürlich nicht.“ „Und wie könnt ihr dann ein Urteil über sie fällen?“ Jetzt schwiegen die beiden, Samantha hatte sie böse erwischt. „Mich würde trotzdem interessieren,“, erklärte ich neugierig, „was dieser... Vraell mit „damals“ meinte, das ganze kann doch nur ein paar Jahre her sein, oder?“ Samantha lachte leise, „genaugenommen ist es ein paar hundert Jahre her.“ „Was? Aber wie soll.... Eine Zeitreise?“ „Du hast es erfasst.“ „Aber wieso weiß er davon, leben Minotauren so lange?“ „Eigentlich nicht. Aber er kannte die Geschichte, von damals, und als ich ihm durch Zufall das erste Mal begegnete, hat er sehr schnell bemerkt, dass mit mir irgendetwas nicht stimmte, tja irgendwann ist er mir eben auf die Schliche gekommen.“ „Dann muss er wohl ziemlich klug sein, oder?“ „Entgegen der allgemeinen Meinung,“, sie warf Lynn und Fayn einen abschätzenden Blick zu, „sind Minotauren ziemlich klug. Es ist schwer etwas vor ihnen zu verbergen.“
Die drei Tage vergingen wie im Flug. Als wir Frühmorgens das Schiff Vraells betraten, tat ich dies mit gemischten Gefühlen, nachdem sie bemerkt hatten, dass ich über Minotauren so gut wie nichts wusste, hatten es Lynn, Fayn und später auch Nyki nicht lassen können, mir allerhand Schauergeschichten über die ach so grausamen Stiermenschen aufzutischen, doch wenn Samantha mir ein wenig aus ihrer Zeit im Land der Minotauren erzählte, dann klang das gleich ganz anders. Diesmal war das Schiff voller Leben, überall eilten Minotauren umher um das Schiff seetüchtig zu machen, für mich waren sie schlicht und einfach nicht auseinander zu halten, Samantha jedoch begrüßte einige mehr oder minder erfreut. Nyki wurde im riesigern Frachtraum des Schiffes untergebracht, wir anderen erhielten jeder eine kleine Passagierskajüte für uns. Die wenigsten Stiermenschen an Bord schienen die Gemeinsprache zu verstehen und da Samantha als einziges und das auch nur Ansatzweise, die seltsame Sprache der Fabelwesen beherrschte, gestaltete sich eine Konversation entsprechend schwierig, allerdings schienen die Minotauren ohnehin nicht sonderlich erpicht auf ein Gespräch, genaugenommen musterten uns die meisten wenig begeistert, und ließen uns sehr deutlich spüren, dass wir nur allein deshalb hier waren, weil der Kapitän es so befohlen hatte.
Die ersten Tage der Seereise verliefen ruhig, fast erholsam und von Stürmen war weit und breit nichts zu sehen Samantha, die mehr oder minder widerwillig von den Minotauren akzeptiert wurde, verbrachte die meiste Zeit damit, an Bord herumzustreifen und bei irgendwelchen Arbeiten mit anzupacken, ich glaube, sie konnte es einfach nicht ertragen, nichts zu tun. Deshalb kam Sternenglut jetzt öfters zu mir, weil er, wie er sagte, die Witterung der Stiermenschen nicht mochte. Ich glaubte das nicht so ganz, doch im Grunde war es mir gleich, die Gespräche mit dem Wolf waren äußerst unterhaltsam, denn er wusste eine Menge über die verschiedenen Rassen und erzählte mir allerhand phantastische Geschichten von Feen und Kobolden, Einhörnern und Krolls, Orks und Gossenzwergen, Quigals und Heitaros, und vielen anderen, sonderbaren Geschöpfen, deren Namen alle zu nennen mir schier unmöglich ist. Auch ging ich oft hinunter in de Laderaum um Nyki Gesellschaft zu leisten, der mich dann meistens bat, ihm von den Wundern meiner Welt zu berichten. Es war das erste Mal, dass ich wirklich eingehend zurückdachte, an das, was ich vielleicht für immer aber doch zumindest für lange Zeit hinter mir gelassen hatte, und zum ersten Mal verspürte ich ein Gefühl des Verlustes ohne zu wissen weshalb. Bisher hatte es mir wenig ausgemacht, vielleicht nie mehr zurückkehren zu können und ich war mir durchaus darüber im Klaren, dass ich noch niemals so glücklich gewesen war wie hier, und doch war das irgendetwas, das mich störte. Meine Mutter war es gewiss nicht, die mir fehlte, die sah ich auch so nur selten, meine Klassenkameraden erst recht nicht, die ja doch nur jede Gelegenheit genutzt hatten, mir eins auszuwischen. Arco vielleicht, und Doktor Mericher? Der alte Arzt war immerhin so ziemlich der einzige Freund, den ich jemals gehabt hatte, auch wenn er erwachsen war, hatte er mich stets so behandelt, als wäre ich ihm gleichgestellt, doch auch das war es nicht. Ich wollte nicht mehr Rätseln und verbannte den Gedanken in den hintersten Winkel meines Kopfes, doch leider nutzte er die unpassendsten Gelegenheiten um wieder hervorzukriechen, es wurde wirklich Zeit, dass diese Schifffahrt ein Ende fand und ich wieder etwas zu tun bekam, ich machte mir zweifelsfrei zu viele Gedanken.
Rums, überrascht schrie ich auf, als ein gewaltiger Schlag durch das Schiff ging und mich schmerzhaft gegen Nykis Flanke warf. „Was war das?“ Wie zur Antwort kam eine zweite noch viel heftigere Erschütterung, danach hielt das Schiff nicht mehr still, ganz so, als sei es in einen gewaltigen Sturm geraten und würde wie ein Spielzeugschiff von gigantischen Wellen hin und her geworfen. „Keine Ahnung.“, Nyki rammte seine Krallen in das Holz des schwankenden Bodens um nicht umherzurutschen, „vielleicht solltest du besser nachsehen.“ Ich nickte und kämpfte mich zu Treppe vor, es war sehr schwierig bis zum Deck vorzudringen und der Weg schien sich ewig hinzuziehen, unterwegs traf ich niemanden, doch je weiter ich nach oben kam, desto lauter drangen das Tosen eines heftigen Sturmes und aufgeregte Schreie an mein Ohr. Ich hörte wie mit lautem Krachen etwas schweres auf dem Deck aufschlug und wie auf der anderen Seite Holz zerbarst, zwischendrin vernahm ich qualvolle Todesschreie und das Aufklatschen schwere Körper in den erbarmungslosen Wogen des Meeres.
Als ich mit voller Wucht die Tür aufstieß und mein eigener Schwung mich nach draußen katapultierte, war es zunächst wie damals in der schwarzen Festung, nur das dieser Sturm ein vielfaches mehr an Kraft besaß. In nächster Nähe peitschten gleißende Blitze über den Himmel, schlugen teilweise gar auf dem Schiff ein, doch im brausenden Wind und unter dem Rauschen der Wellen war der Dröhnende Donner nur als ein leises Gemurmel in der Ferne zu vernehmen. Sturmgraue Wolken schwer vom Regen, der prasselnd und mit Hagelkörnern vermischt aufschlug, hingen so tief, dass es schien als hätte ich sie berühren können. Aufwallende Wasserwirbel und Wellen überschwemmten das Deck und nahmen einem jede Sicht, sofern der Regen dies nicht bereits getan hatte. Die Faustgroßen Hagelkörner schlugen ein wie Peitschenhiebe und hilflos sprang das mächtige, inzwischen recht lädierte Schiff, auf turmhohen Wellen auf und ab, wurde von der Wucht der Elemente hin und her geworfen, während reißende Winde einen fast von Deck bliesen. Überall eilten Minotauren umher, die meisten waren verwundet und zersplitterte Waffen flogen über das Deck. Selbst einige lädierte Leichen, die aussahen, wie das alte Kauspielzeug eines Hundes lagen hier und da, bis sie mit der nächsten Welle vom Meer beerdigt wurden. Taumelnd arbeitete ich mich zum Deck vor, immer weniger Minotauren kreuzten meinen Weg, ihre mächtigen Körper boten einen zu großen Windwiederstand und sie kamen nicht voran.
„Fayn!“, rief ich überrascht und war zutiefst erfreut, den Zwerg zu treffen, „was ist los, weshalb ist all dieses Blut an Deck?“ „Eine Seeschlange.“, erwiderte der Zwerg gepresst, ich sah, dass seine Kleidung blutdurchtränkt war, konnte aber nicht erkennen, ob es sich dabei um sein eigenes handelte. „Keine Waffe kann etwas ausrichten, bald wird sie das Schiff zertrümmern.“ „Wo sind Lynn und Samantha?“, fragte ich noch, während ich bereits weitereilte, vielleicht, so dachte ich, konnte man mit Magie etwas ausrichten, wo alles andere versagte. „Der Elf rennt an Deck rum und verarztet die Stiermenschen. Wo Samantha ist.“, ich sah noch wie er mit den Schultern zuckte.
Eine Seeschlange? Meine Gedanken überschlugen sich, während ich mir einen Weg zum Bug bahnte. Was sollte das? Wieso... Als ich die Bestie dann selbst erblickte, war mein Kopf wie leergefegt, was immer ich erwartet hatte, das nicht. Die Schlage war locker zweihundert Meter lang und das obwohl gewiss nur ein kleiner Teil ihres gewaltigen Leibes aus dem wütenden Meer aufragte. Der runde Rumpf mit etwa drei bis vier Meter im Durchmesser wurde von vor Nässe glänzenden und mit Algen und anderen Meerespflanzen überwachsenen Drachenschuppen bedeckt. Es hatte eine gelbliche Farbe, wie der Sand am Meeresgrund doch in unregelmäßigen Abständen wuchsen kleine, bläuliche Flossenstummel aus dem gewundenen, unebenen Leib. Der aufgesperrte Schlund wirkte wie eine bodenlose Höhle, perlweiße Zähne funkelten bedrohlich im Licht der Blitze, ein langer Gabelschwanz brach durch die Wasseroberfläche und brachte den Ozean zum Toben. Die Augen saßen wie schimmernde schwarze Perlen in tiefen Höhlen, lodernder Hass brannte in ihnen. Auch aus dem Kopf des Ungetüms brachen transparentblaue Stummelflossen hervor und zuckten hilflos im reißenden Sturm. Salzpartikel klebten an den Schuppen, die Haut am Kopf war rau und gräulich, wie Fels. In unregelmäßigen Abständen stieß die Schlange einen jammernden Gesang aus, bei dem meine Trommelfelle zu platzen drohten.
Ich presste mir die Hände auf die Ohren und eilte weiter, ich kann nicht einmal sagen, mit welchem, Ziel, bis ich das unbemannte Steuerrad erreichte. Ein Blick über die Reling zeigte mir, dass das Schiff praktisch stillstand, leider gab er auch den Blick auf einen beängstigenden Strudel direkt vor uns frei, die Wasserhose, nahm von hier Ain gesamtes Blickfeld ein, wer in diese schwarzen Tiefen geriet, für den würde es kein Zurück mehr geben.
„Tvyvi ughs!“, wie eine Explosion durchschlugen die Worte den Sturm, die Schlange unterbrach ihren Gesang und alle anderen Geräusche schienen plötzlich in den Hintergrund zu rücken. „Kjiara brgyn! Tzuir äjidäll tryr fys?“ Die Schlange antwortete nicht hörbar, wand ihren Leib nur in seltsamen Mustern, doch Samantha schien sie zu verstehen, „fys laäsyrr zeroo Zhalic! Tryr laäy fyr Aiedayl forna yviji zväföhdayr tryre Dktätads anx, häyrks zeroä raij shyris shirr velnyor Damäagh civhlöhx. Yviji velnyre fys Ockyan trviggrärl forna tryr mutrasx shyris elbraysirrja frycarr prygnnyia!“ Peitschend schlug der kräftige Gabelschwanz aufs Wasser und schickte eine Flutwelle über Bord. Samantha klammerte sich mit beiden Händen an der Reling fest, um nicht fortgespült zu werden, „fin llyohr elbraijia! tryr cognmdrah tjis, fy Nyxierym fyr Fhyllharmohnicä admittanc tjis prül dji llyohkkghar!“ Aufmerksam betrachtete sie wie die Schlange ihren Leib unruhig wand, „erhinnkkynn. fy antquicä Syrtaä wyeijire örready ghai illieryqua Porymptemp mnardcvyar drim fyr Rayatohoulee dji llyohkkghar, forna tryr wyeijirr Ghyarc, fin Laä elbraijia, pytr fin dji laäba louneeär. Fin cognmreeä, ornya Dracyres sahir fherrwhalxcä eecceh, nyry Damäagh mutrasid civeöeehlöx, häyrks yviji laäbas shirr croe dji avyare. Yviji arryvchiccäe, croe fy Fyrdnäcxöke dsugrdfaychca, fy illiemanee shyrycca Ortagenäa cjyardinpäex.“ Samantha schüttelte sich, sodass glänzende Tropfen Meerwassers in alle Richtungen sprengten, „seythr tjis shoyrocohn, tanya Damäagh, fyr drim luneexhyar psythva velnyr civeöeehlöx mutrasid, laäsyrr elbraijia cvyarr. toe Ohmräcchyar, tjerr laäsyrr fyr trisskkecch, häyrks chasha tryr cojiriyy shirr forna toyhikkim brgyn cophthar quigvad, mutrayäa tjis zeroo Myr frycarr wyhinshah!“ Samantha lachte, „nepp fin laä? Fin beläas tjis tryrs vhaiccaree, nyryryrm trviflöaräo tjis itel raij shudrr Ghcivllaxx.“, Samantha zögerte kurz, „fin laä yxirat, fy byrishad mutrasid, croe pravjivyryeren, pytr ghai fyr Porymptemp bhaiccaxherye savirrxhett. Fys farorym wyeijiij sneshiefräann forna fin wyeijit ökkjiall, tryr laäy fyr Aiedayl te Nisgrell, tryr cognmdrah, ornya tjis fy Rayatohoulee laäsyrr.“ Jetzt reagierte die Schlange mit ungekannter Heftigkeit, fast dass sie Gefahr lief, das gesamte Schiff zu zertrümmern. Samantha schien große Schmerzen zu verspüren, ächzend ging sie in die Knie, „fin spereevy tryren Graikkhyaa, tryren dronncha forna tryre Dhaanivera. Fin spereevy fy zrudecliat Vulnyr fyr Porymptemp. tjis mutrasid dsumayera lloyggherr, pytr ughs äeithya wyaijiiä fherrwhalxcä obhyvth müyrssare. Pyta jhäiivho mütrasid fin tryren Graikkhyaa dsaitrohäree, häyrks fin throjjöo tjis elbraijia. tryrm Syrtar louneöhr brgyn bhaiccaxheryllott dji laäba, dji sbahriähntha muträy xyrv ij dji nyryry Ortageää mutrsitt xyrv mninärrhe, khoiluo ornya brgydrhal troudha fherrwhalxcä laäbas. müträ vijies Virträdiccthakk elbraijia cophtgraell, müyr mütray xyrv illierr quihayxdraw. Fy Dhaanivera laäsyrr fy trisskkecch Traantrullhquaa, fy brgyn fanadull tjervirtr throjjöo, fy Dhaanivera forna fy Porymptemp. häyrks chasha tryr toyhikkim derounäex quigvad tryr cojiriyy brgyn cophthar forna tjis mutrase fyre Frycarr cvyarrd Fryrllö Anxyrrijire. brgynb Porymptemp mutrayäa arryvyare, Glaedr zahir fherrwhalxcä jhouö, pytr copht laäba Müyrssarr. chasha shudh Ghyxcahhe wudshuihzz forna fys Vayjjäbbke pravcaddoppjö laäsyrr, laäsyrr fy Porymptemp elbraijia Frycarr bvaijja. tyerm mutrayäa tjerr arryvyare, brgyn shyrayz Thenam te Faroreuym, byrishad dsug shude Ähidhaa forna fyr Reicwah fyr Ortageää, vherrtraiigh raij fynn Sadraiil fyr antquicä Myrym, mutrayäa tjerr ophtharvee, pytr fin llhayffa ynanrell. häyrks chasha tjis zeröö anxyr wyhonsh, throjjöo tjis tanya fyre brgyn cophthar oäkkawwe. Fin cognmreeä pytr tryr tjeöuhiww forna dji jhäiivho mütrasid fin tryrs edjiipoorö tryrs dji avyare, häyrks fin throjjöo te ynanrellvaell jis elbraijia. Fin wyeijit zeroö Üggrerah Frycarr, sneshiefröho Aiedayl te Nisgrell, sneshiefröho tryr toyhikkim forna shirr trivigg shyrss cojircoi farorym, drim fyr friggorlas te Zahrcriäcc.“,
Samantha senkte den Kopf, kurz schien die Schlange zu zögern, dann stieß sie erneut ein Heulen aus, diesmal ganz langsam und ruhig, fast besänftigend, der Sturm legte sich und der Strudel verschwand. Die Bestie näherte sich dem Schiff, jetzt erhob sich ihr riesiger Leib direkt vor Samantha, zögernd stand das Mädchen auf und legte eine Hand auf die rauen Schuppen, „dji nyrymm laäsyrr lojyre, fin throjjöo elbraijia prygra psyth, pytr väjiidayl mutrasid, häyrks cvyarrd Porymptähmp mutrase arryvyare, fys laäsyrr brgyn Edjiipoorö, fys fin wyhinshah throjjöo, fin sänkou tryrs.“ Die Schlange senkte ihren riesigen Kopf auf Samanthas Höhe, ganz so, als wolle sie das Mädchen aus der Nähe betrachten, Samantha schien zu erschrecken, „hijoä jethar, fin throjjöo tjis elbraijia, fys laäsyrr zeroo Xedarää, fys fin anxcyrrphierr thröjjoö!“ Die Schlange bewegte nachdrücklich den Kopf, Samantha seufzte, dann nickte sie, „fin cognmreeä xyvva, ohaisa Syaffho fys wyeijiij forna fin wyeijit elbräijii tryrs dji sänkoudd, häyrks müyr kleyo fin tryre Ythvöcc luxeccta, speryvvcä fin, ornya fin tji elbraijia needröcce beläas, dji griffhanga ynänrellväe fy Uoquaanda laäba, chasha tryrm Xedarää Jouzzekk oäkkawwe müyrssarw.“ Die Schlange schüttelte ihren gewundenen Leib, ein einzelner Wassertropfen löste sich und fiel in Samanthas Hand. Dann verschwand das Ungetüm lautlos in den Tiefen des Meeres.
„Samantha?“ Sie war vollkommen durchnässt, ihre Augen glänzten feucht. Stumm musterte ich sie. „Blödes Salzwasser.“, erklärte sie rasch und wischte sich mit der linken Hand über das Gesicht, mit der rechten hielt sie das Geschenk der Schlange umklammert, ein tränenförmiger Stein, der mir seinen intensiven, wankenden Blautönen aussah, wie ein lebendes Stück Ozean. „Was ist das?“ Die Sonne brach hervor, als auch die letzten Sturmwolken sich verzogen, helle Lichtstrahlen brachten das Wasser zu funkeln. „Das?“, sie betrachtete den Stein, „es ist eine Meeresträne, die reinste und mächtigste Form des Wasserelements und der größte Schatz seiner Hüter.“ „Und sie hat es dir gegeben? Einfach so, diese…“
„Diese Bestie?“, Vraell war von hinten an uns herangetreten und schaute kummervoll auf sein zerstörtes Schiff, diese Ungetüme gehören ausgerottet, es sind wilde Tiere, die ihre gesamte Umgebung gefährden.“ „Oh nein,“, erwiderte Samantha leise, „dass sind sie ganz gewiss nicht. Sie sind weise, die erstgeborenen, Geschwister der Drachen und Würmer, vermutlich sind sie es, die von allen Rassen und Völkern das meiste alte Wissen bewahrt haben.“ „Warum tun sie so etwas dann?“, meinen Augen, brach ein loses Stück Holz endgültig vom Mast ab und fiel mit leisem Platschen in die Fluten. „Weil sie wahnsinnig sind, wahnsinnig vor Einsamkeit, wahnsinnig durch ihren Schmerz. Sie sind ein verlorenes Volk, in kaum einer Welt gibt es auch nur zwei von ihnen. Was würdest du tun? Angehöriger eines sterbenden Volkes, verflucht mit dem Wissen, dass dein Leben endlos währt und dass du niemals deinesgleichen treffen wirst. Was würdest du tun, wenn du zu sehen müsstest, wie sich Tag für Tag alles um dich herum verändert, wie Wesen, deren Leben nicht einmal ein Atemzug ist, im Fluss der Zeit, unwiederbringliches zerstören, ohne es zu merken, wenn das wofür du geboren wurdest längst vergessen ist? Verstehst du es jetzt? Kannst du den Zorn und den Hass nun begreifen, der sie erfüllt?“ Ich nickte langsam, ich hatte ja doch einiges von Samanthas Worten verstanden und dies bestätigte mir das Gehörte nochmals. Ich hatte verstanden, auch wenn ich nicht in der Lage war zu begreifen oder gar gutzuheißen. „Und dennoch hast du mit ihr gesprochen, dennoch hast du sie besänftigt, als sie kurz davor stand, uns alle zu töten... Bei Ðævon, was zum Teufel hast du dieser Bestie erzählt?“
Tja ihr erfahrt als erstes was sie erzählt hat, dass hie rnämlich:
Ingradijä toe Dracyrdoijin!
Entflamme im Höllenfeuer!
Fin fhäidarue, ornya Elbrayvycar fys, pytr fin synm bvingryäm, dsug shude Xhaphella bvingryäüe müyrssarr, ähijiö fy Porymptemp cyrarryvyare laäsyrr.
Ich schwöre, dass Niemand das, was ich jetzt erfahre, aus meinem Mund erfahren wird, bevor die Zeit gekommen ist.
Tvyvi ughs!
Hör auf!
Kjiara brgyn! Tzuir äjidäll tryr fys?
Halte ein! Warum tust du das?
Fys laäsyrr zeroo Zhalic! Tryr laäy fyr Aiedayl forna yviji zväföhdayr tryre Dktätads anx, häyrks zeroä raij shyris shirr velnyor Damäagh civhlöhx. Yviji velnyre fys Ockyan trviggrärl forna tryr mutrasx shyris elbraysirrja frycarr prygnnyia!
Das ist kein Grund! Du bist der Wächter und wir erkennen deine Herrschaft an, doch keiner von uns hier will Schaden anrichten. Wir wollen das Meer überqueren und du wirst uns niemals mehr wiedersehen!
Fin llyohr elbraijia! tryr cognmdrah tjis, fy Nyxierym fyr Fhyllharmohnicä admittanc tjis prül dji llyohkkghar!
Ich lüge nicht! Du weißt es, die Sprache der Schöpfung verwehrt es mir zu lügen!
Erhinnkkynn. fy antquicä Syrtaä wyeijire örready ghai illieryqua Porymptemp mnardcvyar drim fyr Rayatohoulee dji llyohkkghar, forna tryr wyeijirr Ghyarc, fin Laä elbraijia, pytr fin dji laäba louneeär. Fin cognmreeä, ornya Dracyres zahir fherrwhalxcä eecceh, nyry Damäagh mutrasid civeöeehlöx, häyrks yviji laäbas shirr croe dji avyare. Yviji arryvchiccäe, croe fy Fyrdnäcxöke dsugrdfaychca, fy illiemanee shyrycca Ortagenäa cjyardinpäex.
Natürlich, die alten Völker haben schon vor langer Zeit gelernt mit der Wahrheit zu lügen, und du hast Recht, ich bin nicht, was ich zu sein scheine. ich weiß, dass Böses sich zusammenbraut, viel Schaden wurde angerichtet, doch wir sind hier um zu helfen. Wir kamen, um die Krankheit auszumerzen, die langsam unsere Welt zerfrisst.
Seythr tjis shoyrocohn, tanya Damäagh, fyr drim luneexhyar psythva velnyr civeöeehlöx mutrasid, laäsyrr elbraijia cvyarr. toe Ohmräcchyar, tjerr laäsyrr fyr trisskkecch, häyrks chasha tryr cojiriyy shirr forna toyhikkim brgyn cophthar quigvad, mutrayäa tjis zeroo Myr frycarr wyhinshah!
Ja es stimmt, auch Schaden, der mit scheinbar gutem Willen angerichtet wurde, ist nicht besser. Im Gegenteil, er ist der schlimmste, doch wenn du allem hier und heute ein Ende setzt, wird es kein Morgen mehr geben!
Nepp fin laä? Fin beläas tjis tryrs vhaiccaree, nyryryrm trviflöaräo tjis itel raij shudrr Ghcivllaxx.
Wer ich bin? Ich werde es dir sagen, vielleicht überzeugt es dich von meiner Aufrichtigkeit.
Fin laä yxirat, fy byrishad mutrasid, croe pravjivyryeren, pytr ghai fyr Porymptemp bhaiccaxherye savirrxhett. Fys farorym wyeijiij sneshiefräann forna fin wyeijit ökkjiall, tryr laäy fyr Aiedayl te Nisgrell, tryr cognmdrah, ornya tjis fy Rayatohoulee laäsyrr.
Ich bin jene, die geboren wurde, um zurückzubringen, was vor der Zeit verloren ging. Das Schicksal hat entschieden und ich habe gewählt, du bist der Wächter des Wassers, du weißt, dass es die Wahrheit ist.
Fin spereevy tryren Graikkhyaa, tryren dronncha forna tryre Dhaanivera. Fin spereevy fy zrudecliat Vulnyr fyr Porymptemp. tjis mutrasid dsumayera lloyggherr, pytr ughs äeithya wyaijiiä fherrwhalxcä obhyvth müyrssare. Pyta jhäiivho mütrasid fin tryren Graikkhyaa dsaitrohäree, häyrks fin throjjöo tjis elbraijia. tryrm Syrtar louneöhr brgyn bhaiccaxheryllott dji laäba, dji sbahriähntha muträy xyrv ij dji nyryry Ortageää mutrsitt xyrv mninärrhe, khoiluo ornya brgydrhal troudha fherrwhalxcä laäbas. müträ vijies Virträdiccthakk elbraijia cophtgraell, müyr mütray xyrv illierr quihayxdraw. Fy Dhaanivera laäsyrr fy trisskkecch Traantrullhquaa, fy brgyn fanadull tjervirtr throjjöo, fy Dhaanivera forna fy Porymptemp. häyrks chasha tryr toyhikkim derounäex quigvad tryr cojiriyy brgyn cophthar forna tjis mutrase fyre Frycarr cvyarrd Fryrllö Anxyrrijire. brgynb Porymptemp mutrayäa arryvyare, Glaedr zahir fherrwhalxcä jhouö, pytr copht laäba Müyrssarr. chasha shudh Ghyxcahhe wudshuihzz forna fys Vayjjäbbke pravcaddoppjö laäsyrr, laäsyrr fy Porymptemp elbraijia Frycarr bvaijja. tyerm mutrayäa tjerr arryvyare, brgyn shyrayz Thenam te Faroreuym, byrishad dsug shude Ähidhaa forna fyr Reicwah fyr Ortageää, vherrtraiigh raij fynn Sadraiil fyr antquicä Myrym, mutrayäa tjerr ophtharvee, pytr fin llhayffa ynanrell. häyrks chasha tjis zeröö anxyr wyhonsh, throjjöo tjis tanya fyre brgyn cophthar oäkkawwe. Fin cognmreeä pytr tryr tjeöuhiww forna dji jhäiivho mütrasid fin tryrs edjiipoorö tryrs dji avyare, häyrks fin throjjöo te ynanrellvaell jis elbraijia. Fin wyeijit zeroö Üggrerah Frycarr, sneshiefröho Aiedayl te Nisgrell, sneshiefröho tryr toyhikkim forna shirr trivigg shyrss cojircoi farorym, drim fyr friggorlas te Zahrcriäcc.
Ich spüre deinen Schmerz, deinen Hass und deine Einsamkeit. Ich spüre die grausame Wunde der Zeit. Es wurde auseinander gerissen, was auf ewig hätte zusammengehören sollen. Wie gerne würde ich deinen Schmerz lindern, doch ich kann es nicht. Dein Volk scheint ein verlorenes zu sein, zu wenige wart ihr, in zu viele Welten wurdet ihr gespalten, kaum, dass einmal zwei zusammen sind. Wäre eure Lebensspanne nicht endlos, so wärt ihr längst vergangen. Die Einsamkeit ist die schlimmste Qual, die ein Wesen erleben kann, die Einsamkeit und die Zeit. Doch wenn du heute zerstörst setzt du allem ein Ende und es werden nie mehr bessere Tage anbrechen. Eine Zeit wird kommen, da sich zusammenfügt, was eins sein soll. Wenn meine Aufgabe erfüllt und das Gleichgewicht zurückgekehrt ist, ist die Zeit nicht mehr fern. Dann wird er kommen, ein anderes Kind des Schicksals, geboren aus meinem Opfer und der Verzweiflung der Welten, geleitet von den Winden der alten Macht, wird er beenden, was ich beginnen muss. Doch wenn es keinen Anfang gibt, kann es auch nie ein Ende finden. Ich weiß was du erleidest und zu gerne würde ich dir versprechen, dir zu helfen, doch ich kann es nicht. Ich habe keine Worte mehr, entscheide Wächter des Wassers, entscheide du jetzt und hier über unser aller Schicksal, mit der Weisheit des Erstgeborenen.
Dji nyrymm laäsyrr lojyre, fin throjjöo elbraijia prygra psyth, pytr väjiidayl mutrasid, häyrks cvyarrd Porymptähmp mutrase arryvyare, fys laäsyrr brgyn Edjiipoorö, fys fin wyhinshah throjjöo, fin sänkou tryrs.
Zu vieles ist geschehen, ich kann nicht wiedergutmachen, was getan wurde, doch bessere Zeiten werden kommen, das ist ein Versprechen, das ich geben kann, ich danke dir.
Hijoä jethar, fin throjjöo tjis elbraijia, fys laäsyrr zeroo Xedarää, fys fin anxcyrrphierr thröjjoö!
Oh nein, das kann ich nicht, das ist kein Geschenk, das ich annehmen könnte!
Fin cognmreeä xyvva, ohaisa Syaffho fys wyeijiij forna fin wyeijit elbräijii tryrs dji sänkoudd, häyrks müyr kleyo fin tryre Ythvöcc luxeccta, speryvvcä fin, ornya fin tji elbraijia needröcce beläas, dji griffhanga ynänrellväe fy Uoquaanda laäba, chasha tryrm Xedarää Jouzzekk oäkkawwe müyrssarw.
Ich weiß wohl, welchen Wert das hat und ich habe nichts um dir zu danken, doch so sehr ich deine Güte achte, hoffe ich, dass ich sie nicht brauchen werde, zu groß müsste die Verdammnis sein, wenn deine Gabe Einsatz finden sollte.
So... ich hoffe, das reicht erst mal und dass ihr meine Übersetzungsarbeit zu würdigen wist, das lange STück hat mich fats wahnsinnig gemacht, da kam ich um die Vokabelliste nicht drumherum.
Hoffentlcih hör ich bald mal wieder von euch.
Ich kanns ja doch nicht lasssen, na ja, sozusagen als Abschiedshäppchen, weil ich jetzt erstmal aufhöre(keine NAgst nur jetzt)
„Das würden wir allerdings auch gerne wissen.“, Fayn und Lynn stießen jetzt zu uns, beide waren patschnass, leicht angeschlagen und sichtlich erschöpft, schienen ansonsten jedoch unversehrt zu sein, „gerade weil sie die Geschwister der Drachen sind, sind sie ziemlich schwierig, nicht wahr? Und ich glaube nicht das Drachen, welcher Art auch immer, großen Wert auf Verwandtschaft legen?“ „Nein, das tun sie nicht. Ich glaube nicht einmal, dass sie sicher wusste, dass Drachenblut durch meine Adern fließt, vermutlich hat sie es nur gespürt. Ich habe versucht sie zu beruhigen, habe ihr erzählt, dass wir nichts böses im Sinn hätten, doch sie wollte mir nicht glauben. Ich habe versucht sie zu überzeugen und schließlich habe ich ein Verspreche gegeben.“ „Ein Versprechen?“, Lynn schien nicht sehr glücklich darüber, „was für eines, was hast du versprochen?“ „Ich versprach, dass ich dafür sorgen werde, dass wieder eins wird, was gespalten war, was auf ewig hätte zusammengehören sollen.“
Mehr zu sagen war sie nicht bereit, und dass, obwohl keiner von uns richtig verstand, was sie meinte. Ich musterte sie ein wenig beunruhigt, das klang verdächtig nach verschiedenen Zeilen der Prophezeiung, und zusammenbringen, was stets das Gleiche war... Wird zusammenführen, was zusammengehört... Oder auch in Thalias Vorhersage, sich mühen und die verstreuten Splitter verbinden, damit es wie einst wieder ein ungebrochnes Ganzes ward... Was mir wirklich Sorgen machte, war allerdings eher etwas anderes, um Opfer zu bringen, die schließlich verbinden... Zum ersten Mal wurde mir richtgehend bewusst, dass wir für unseren Sieg einen Preis würden zahlen müssen, was aber sollte dieser Preis sein? Wusste sie es? Einmal mehr wünschte ich mir, sehen zu können, was in ihr vorging.
Um notdürftige Reparaturen durchzuführen und auch eine Weiterfahrt überhaupt erst zu ermöglichen, mussten alle mit anpacken. Ein Grossteil der Mannschaft hatte in dem Sturm sein Leben verloren oder war mehr oder minder schwer verwundet worden. So geschah es, dass Lynn Fayn und ich in die einfachen Arbeiten an Bord eingewiesen wurden, damit die Matrosen selbst sich um wichtigere Dinge kümmern konnten. Allerdings handelte es sich dabei nicht um sinnlose Tätigkeiten wie das Schrubben des Decks oder das schälen von Kartoffeln, so wie auf der Fahrt von Balifort nach Saya. Ich verbrachte eigentlich die meiste Zeit damit, mit Magie verschiedene Schäden auszubessern, die von Hand nicht mehr zu reparieren waren, oder im Krähennest Ausschau zu halten. Was Lynn und Fayn taten weiß ich nicht genau. Samantha jedoch sahen wir ziemlich selten, es wurde bald ziemlich klar, dass sie sich in der Schifffahrt und Navigation bestens auskannte, weshalb Vraell, nachdem sein Steuermann ja über Bord gegangen war, abwechselnd mit ihr das Ruder übernahm, ich vermutete, dass sie in der Zwischenzeit ebenfalls notdürftige Reparaturen verrichtete, die Schlange hatte dem Schiff ganz schön zugesetzt.
„Hey Nico.“ „Hm?“, ich war gerade dabei vom Mastkorb hinunterzuklettern, rasch ließ ich mich den letzten Meter zu Boden fallen, Lynn stand schon bereit meinen Platz einzunehmen. „Was ist denn?“ „Weißt du, wo sie das gelernt hat?“ „Wer hat was gelernt?“, erkundigte ich mich verwirrt. „Samantha, dieses ganze Zeug über Schifffahrt und Navigation.“ „Nein, keine Ahnung. Euer Vater war doch ziemlich reich, oder, vielleicht hat er ein paar eigene Schiffe und sie hat es dort gelernt.“ „Nein, das glaube ich nicht, aber egal...“, unbehaglich blickte der Halb-Elf zum Krähennest empor, ich wusste, wie sehr er es hasste dort hinaufzumüssen und gerne hätte ich ihm angeboten die nächste Schicht noch zu übernehmen, doch ich wurde hinten am Heck gebraucht, wo sich ein recht großes Loch in der Bordwand befand. Bei höherem Wellengang würde der Laderaum vollaufen, wenn die Öffnung nicht geschlossen wurde. „Bis später.“, rief ich ihm noch zu, ehe ich zu meinem nächsten Einsatzort eilte, ein Minotaur namens Brakan erwartete mich bereits, „du wissen was zu tun.“, erklärte er mürrisch und wandte sich ab, er beherrschte die Gemeinsprache nur holprig und wie fast alle Minotauren weigerte auch er sich nach wie vor, uns zu akzeptieren und arbeitete nur notgedrungen mit uns zusammen, was musste Samantha wohl angestellt haben, um derart in der Gunst der Stiermenschen zu stehen? Seufzend musterte ich das Loch und machte mich an die Arbeit, „eca trayved fy Ouver!“, zufrieden schaute ich zu, wie das Holz zu wachsen schien, bis von der Öffnung nichts mehr übrig geblieben war, das war leichter gewesen, als ich gedacht hatte.
„Nicht schlecht, du machst Fortschritte.“ „Samantha?“ „Wer sonst?“, sie streckte sich genüsslich und stellte sich neben mich an die Reling, wie um meine Arbeit zu betrachten, „hast du die anderen gesehen?“ „Na ja, Sternenglut dürfte bei Nyki sein, allerdings hatte ich seit Tagen keine Gelegenheit die beiden zu sehen, Lynn habe ich vorhin beim Schichtwechsel am Krähennest getroffen und Fayn habe ich das letzte mal heute Morgen im Speisesaal zu Gesicht bekommen.“ „Lynn ist im Ausguck? Der Ärmste.“, es klang nicht so, als würde sie ihn wirklich bedauern. „Und du? Erkundigte ich mich neugierig, nichts zu tun?“ „Na ja, sagen wir eher keine Lust, aber es ist auch nichts von Bedeutung, das Ruder hat Vraell übernommen und die Takelage habe ich vorhin schon geflickt.“ „Lynn hat mich vorhin gefragt, wo du das gelernt hast.“ „Wo ich was gelernt habe?“ „Na ja, ein Schiff zu steuern und all das.“ Sie lachte, „warum hat er mich nicht einfach selbst gefragt?“ „Keine Ahnung, vielleicht hat er gedacht, du würdest es ihm nicht sagen, oder erwar der Meinung, dass er dich ohnehin nicht erwischen würde, du warst ja ziemlich beschäftigt.“ „Stimmt.“ „Was glaubst du, wie lange wir noch brauchen werden?“ „Bis Vheraasen? Drei, vier Tage denke ich.“ „Ah gut, dann kommen wir ja bald wieder von diesem Schiff runter.“ „Was hat du denn dagegen?“ „Na ja, ich meine... Auf Dauer ist das doch irgendwie langweilig.“ Sie schüttelte belustigt den Kopf, „und das von dir, ich dachte immer für dich könne es nicht reibungslos genug laufen?“ „Na ja,“, verlegen senkte ich den Kopf, „man gewöhnt sich an alles, oder? Inzwischen vermisse ich unsere Abenteuer ein wenig.“ „Ich nehme an, dem wird bald Abhilfe geschafft, da draußen ist immer noch en Assassine, selbst wenn Shannam und mein Vater und wer es sonst noch auf uns abgesehen hat, uns in Ruhe ließen, ein Assassine lässt nie von seiner Beute ab.“
„Stimmt ja, was macht eigentlich deine Wunde, es war überhaupt nichts mehr davon zu bemerken, ich hatte es ganz vergessen.“ „Das ist auch gut so. wenn man sich wegen solch einer Verletzung den Kopf zerbricht, wie will man dann auf dem Schlachtfeld bestehen?“ „Hast du?“ „Ja, mehrere Male, aber du doch auch.“ „Ach das… Nein ich glaube das ist was anderes, das Abschlachten dieser Tierdämonen war ehe eine Treibjagd, das einzige, worum es ging, war es den Schatten zu töten.“ „Du sagst das so, es gibt nicht viele, die einem Schatten gegenübertreten und dann noch davon berichten können, schon gar nicht zweimal.“ „Es war Glück.“, erklärte ich einfach, „und immer hat mir jemand geholfen.“ „Die meisten Kämpfe werden vom Glück bestimmt. Das war auch bei mir nicht anders.“ „Dann hatten wir wohl bei dem Assassinen kein Glück.“ „Wir hatten sogar großes Glück, hätten wir keines gehabt, würden wir jetzt nicht hier stehen.“ „Oh... Hast du schon mal gegen einen Assassinen gekämpft?“ „Wieso fragst du?“ „Weil Sternenglut mir erzählt hat, dass es jemanden gab, der einen Assassinen besiegt hat.“ „Ja, aber das war nicht ich, ich habe schon gegen diese Höllenbrut gekämpft, aber es war nicht meine Hand, durch die er gestorben ist, nicht direkt.“ „Wie ist das zu verstehen?“ „Du hast den ersten Schatten töten können, weil Sternenglut ihn abgelenkt hat, und du hast Shur´tugal erschlagen können, weil er mit mir beschäftigt war, deswegen waren es aber nicht Sternenglut oder ich, die die beiden getötet haben, sondern du. Bei dem Assassinen war es ähnlich.“ „Wer war es? Lynn?“ Sie schüttelte den Kopf, „du kennst ihn nicht.“, plötzlich sah sie ziemlich traurig aus, doch das verging so schnell, dass ich glaubte, es mir nur eingebildet zu haben.
„Wo hast du eigentlich die Ursprache so gut gelernt?“, wechselte ich das Thema, „es war ziemlich beeindruckend, wie du mit dieser Schlange gesprochen hast, auch wenn ich nur die Hälfte verstanden habe.“ „Vieles hat mir mein Vater beigebracht und einiges lernte ich in der Zauberschule in Nohad. Das meiste habe ich mir jedoch selbst beigebracht.“ „Wie das?“ „Unter anderem aus Schriften oder Büchern, aber das ist es nicht, was ich meine, du hast gehört, was ich damals zu Shoraiken sagte?“ „Dieser große schwarze Drache während unsere Zeitreise? Ja, stimmt jetzt erinnere ich mich, danach hatte ich dich sowieso fragen wollen, du sagtest, es sei deine Gabe, dass sich dir die wahren Namen der Dinge offenbarten.“ „Das ist der Punkt.“ „Und was bedeutet das?“ „Ich habe dir erklärt, dass jedes noch so kleine Teilchen, jedes Atom, würdest du wohl sagen, seinen Ureigenen Namen hat, genauso wie auch ein Zusammenschluss von Teilchen, ein Stein etwa, oder dieses Schiff einen Namen besitzt.“ „Ja.“ „Gut, schau dir dieses Fass an.“, sie deutete auf ein leeres Wasserfass, das jemand an die Reling gestellt hatte, „auch das hat einen Namen, vermutlich kennt ihn jedoch keiner. Ich kann aber, wenn ich will kann ich den Namen dieses Fasses sehen.“ „Wie das?“ „Meine Mutter war die Tochter des Silberdrachen, ich selbst trage sein Zeichen. Er war es, der die Magie der Sprache in die Welten brachte, ich nehme an, dass ist der Grund, doch ich weiß es nicht, ich kann es einfach, auch wenn ich lange nichts davon wusste.“ „Das klingt nicht sehr glücklich.“ „Nein, das tut es nicht, aber es ist ehrlich, ich sehe, diese... Gabe mehr als Fluch an.“ „Weshalb?“ „Der Name eines jeden offenbart sein Schicksal, es ist nicht schön, besonders, da ich es, nachdem die Kraft einmal erwacht war, lange Zeit nicht kontrollieren konnte. Stell dir vor du triffst einen Freund, du siehst ihn und plötzlich weißt du alles, du weißt was er erleben wird, wer ihn verrät, wie und wann er dich verrät, wie und wann er stirbt, du spürst all den Schmerz siehst all die Enttäuschung und Verzweiflung die er erleben muss und es gibt nichts, das du tun kannst, das ist doch grausig.“ „Warum kann man nichts tun, man könnte ihm doch sagen.“ „Man kann das Schicksal nicht verändern, dass kann nur der Betreffende selbst. Auch wenn du ihm zehnmal sagst, was geschehen wird, in den meisten Fällen, wir er auf Umwegen zum selben Ziel gelangen.“ „Du hast recht, das ist wirklich grausam, ich kann verstehen, warum du lernen wolltest, das zu kontrollieren.“ „Es ist weniger die Gabe der Namensfindung, die ich zu kontrollieren lernen musste, der Name allein schadet nicht, was ich lernen musste zu unterdrücken, war es, das Schicksal des anderen zu lesen. Ein einziges Schicksal, kostet größere Anstrengung als eine mehrwöchige Verwandlung.“ „Hast du jemals... Hast du jemals dein eigenes Schicksal erblickt?“ „Ja das habe ich, ich musste, obwohl ich alles tat, es zu verhindern. Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich noch heute eine Abneigung gegen Spiegel habe, weil ich jedes Mal, wenn ich mich selbst ansehe an Dinge erinnert werde, an die ich nicht denken mag.“ „Es tut mir Leid ich...“ „Nein, es ist in Ordnung, ich hätte dir nicht antworten müssen. Aber weißt du, was ich seltsam finde? Du weißt, dass man mit seinem wahren Namen alles und jeden kontrollieren kann, dennoch hast du nicht den Vorschlag gemacht, dass wir auf diese Weise doch ganz leicht unsere Feinde besiegen könnten.“ „Ich habe einen Moment daran gedacht,“, gab ich zu, „aber es kam mir nicht... Richtig vor.“ Sie lächelte, „und das ist es, was dich von Menschen wie Shannam unterscheidet. Das ist der Grund, warum ich selbst nicht bereit bin, unsere Probleme auf so einfache Art und Weise aus der Welt zu schaffen, der Geist und das wahre Selbst eines Wesens sind das letzte, was ihm bleibt. Ich wäre nicht besser, als jene, die ich bekämpfe, wenn ich das nicht beachten würde.“
Lange Zeit schwiegen wir, dann beschloss ich, die Stimmung auszunutzen und eine weitere Frage zu stellen, die mir schon seit langem auf der Seele brannte, „sag mal Sam, hast du eigentlich sonst keine Familie? Ich meine nicht deine Eltern, aber sonst müsste da doch noch jemand da sein?“ Es dauerte sehr lange, bis sie dazu etwas sagte, ich dachte schon, sie würde überhaupt nicht antworten, doch als sie es tat, war ihre Stimme hart und leer, „ich weiß nichts über die Familie meines Vaters, die meiner Mutter lebt in Dragom, zumindest einige von ihnen taten das vor ein paar Jahren, ich war nur zweimal dort, ich bin nie sehr willkommen gewesen. Der einzige den ich sonst habe ist Lynn.“ „Wenn sie noch ihn Dragom leben, meinst du, wir werden sie treffen?“ Sie zuckte mit den Schultern, „möglich, obwohl es besser für alle beteiligten sein würde, wenn uns das erspart bliebe.“, es klang verbittert und ich wagte nicht, weiter in sie einzudringen. Einige Zeit standen wir schweigend nebeneinander und schauten summ hinaus auf den grünen Ozean, bis plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen das Schiff erzittern ließ, Samantha fuhr herum, „was ist jetzt schon wieder?“, fragte sie sich alarmiert aber auch ein wenig ungehalten, es war nicht zu übersehen, dass sie von Schwierigkeiten jedweder Art mehr als genug hatte. Wie um ihr Antwort zu geben, wurde von irgendwoher ein gleißender Strahl weißen Lichts vor uns auf das Deck geworfen. Zunächst war ich geblendet, doch dann sah ich, dass in dem Strahl noch etwas war, es war die Lichtgestalt eines Jungen. Der Junge war groß und schlank und wirkte dabei sehr zierlich, man hätte glauben können, der leiseste Windhauch müsse ihn umblasen. Sein Gesicht war sehr schmal und wurde von kurzem, zerzausten Haar umrahmt. Die Augen wirkten sehr groß und waren mit langen Wimpern bestückt, seine Züge waren edel wirkten aber genauso weich und zerbrechlich wie sein Körper. Er schien ganz aus Licht zu bestehen und sah direkt durch uns hindurch, sein Blick hatte etwas flehendes und wie Sterne tanzten Funken durch seine Augen. Ich bemerkte, dass Samantha die Erscheinung beinahe fassungslos anstarrte, und einen Schritt auf sie zu machte, als eine Stimme über de Ozean donnerte, „XYRV WYEIJTH ÖKKJIALL, AMNHEJYA TJIS ELBRAIJIA, CHASHA TRYR EZHUNN!“ Samantha zuckte zurück und das Bild verstand, alles war wie zuvor, und obgleich es nicht lange gedauert haben konnte, stellte ich erstaunt fest, dass niemand sonst etwas bemerkt zu haben schien. Samantha war leichenblass und hob abwesend ihre Hand zum Hals, es schien als umklammere sie etwas. „Was war das?“, fragte ich heiser, ich war fast zu Tode erschrocken. „eine Warnung.“, erwiderte sie leise.
Samantha hatte recht, es dauerte tatsächlich nur noch vier Tage, bis wir Vheraasen am späten Nachmittag erreichten, wir bedankten uns ein letztes Mal bei Vraell und denjenigen seiner Mannschaft, die uns am Ende doch schätzen gelernt hatten und betraten die Stadt. Vheraasen war sehr groß, doch wir verweilten nicht lange, besorgten uns nur ein paar Vorräte und traten dann hinaus in die weiten Ebenen Vhaharias. Hüfthohes Gras bewegte sich unter dem sanften Hauch des warmen Frühlingswindes, dass es schien, als läge eine schier endloses, zartgrünes Meer vor uns. Es ist mir unmöglich zu sagen, wie erleichtert wir waren, nach der langen Zeit auf See wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren und uns nach der drückenden Enge des Schiffes, in dieser unbenennbaren Weite der Mondseeebenen zu befinden. Am glücklichten aber war zweifelsfrei Nyki, nachdem wir Vheraasen verlassen hatten, zögerte der Drache keine Sekunde länger sondern zog stolz und majestätisch hoch am Himmel Kreise über die weiten Ebenen. Auch Sternenglut raste wie toll durch das hohe Gras, schreckte Hasen und Vögel auf, wobei sich letztere erbost schimpfend verzogen.
„Wir müssen zum Sichelmondsee, nicht wahr?“, erkundigte sich Lynn und blickte zum Horizont, als könne er besagten See bereits sehen. Samantha schüttelte den Kopf, „nein, zuerst müssen wir zum Kristallmondsee und das Siegel finden.“, erwiderte Samantha, während wir uns langsam auf den Weg machten. „Der Kristallmondsee? Das ist der nördlichste, oder?“ „Nein Fayn, das ist der Zerrmondsee, der Kristallmondssee ist der südlichste und natürlich der, der am weitesten vom Sichelmondssee entfernt ist.“ „Heißen diese Ebenen deshalb Mondseeebenen? Weil jeder See hier „Mond“ im Namen hat?“, erkundigte ich mich interessiert, Samantha nickte, „ja genau, da wären natürlich der Sichelmondsee, der Kristallmondsee und der Zerrmondsee. Außerdem der Dreiecksmondsee, der Spitzmondsee und der Schwarzmondsee. Alle diese Seen führen besonderes Wasser, das angeblich magisch wirkt, deshalb sind sie etwas so besonderes.“ „Magisch?“ „Ja, es heißt die Geistervölker der Seen dringen in ein jeden, der sich ihnen nähert und im Nebel zeigen sie uns, was sie gefunden haben. Ich weiß nicht genau darüber Bescheid, aber es heißt, dass die Magie der Seen uns lehrt uns selbst zu kennen.“ „War es nicht so,“, mischte sich Lynn nachdenklich in das Gespräch, „dass der Schwarzmondsee uns unsere größte Angst und der Zerrmondsee unseren größten Hass offenbart? Es gibt da doch ein Lied, nicht wahr?“ Samantha nickte, „ja, das Lied ist ein Teil der Geschichte von Aycca und Anyu, die auszogen, die Drachenkriege zu beenden, es heißt an diesen Seen hätten sie ihr Schicksal erblickt, es soll die Elfe Aycca gewesen sein, die dieses Lied schrieb.“ „Ein Lied? Neugierig betrachtete ich die Ebenen, hier war von einem See nichts zu sehen, kennst du es?“ „Ja, ich habe es einmal in einem alten Buch gefunden, unter allem, was ich über die Seen weiß, als Kind mochte ich es recht gern, vielleicht, weil ich nie ganz begriffen habe, was es bedeuten soll.“ „Vielleicht erfährst du es jetzt.“, Fayn schirmte seine Augen gegen die Strahlen der Sonne ab, die als eine blutrote Kugel am Horizont verschwand und den Himmel in ein atemberaubendes Farbenspiel tauchte, „es gibt Dinge, die man nur verstehen kann, wenn man sie auch wirklich selbst erlebt hat.“
Danach wurde das Thema fallen gelassen, erst nachdem die Nacht schon weit fortgeschritten war du wir ein paar Meilen Weg hinter uns gebracht hatten, um an den Ufern eines kleinen Baches zu rasten, sprach ich Samantha nochmals darauf an, während wir nebeneinander am Feuer saßen, „dieses Lied, wie geht es?“ Samantha schwieg einen Augenblick, erst dachte ich, sie würde nicht antworten, dann wurde mir klar, dass sie sich nur die Worte ins Gedächtnis gerufen hat.
„In einem Lande aus wogendem Gras,
glitzern kristallklare Seen,
sechs tiefe Wasser voller Macht,
die seit Anbeginn der Zeit bestehn.
Im Dickicht leuchtender Wälder,
im tiefen Ozean aus Gras,
inmitten nährender Felder und
zwischen schroffen Felsgipfeln aus Stein,
liegt im dichtesten Nebel verborgen,
am Grunde tiefblauer Seen,
von niemandes Augen jemals erblickt,
ein Hort voll Wissen aus uralter Zeit.
Der Wind trägt eine Botschaft,
nährt und klärt den Geist,
wenn Du am Rande des Wahnsinns,
den verzauberten Ort erreichst.
Schwer ist die Prüfung
sie wird sechsfach gestellt,
doch hoch ist der Lohn,
den der Siegreiche am Ende erhält.
Feurige Geister im Wasser,
ein Volk längst vergessener Zeit,
geführt von sechs Weisen,
die alles verstehn.
Ewiglich verstreicht die Zeit,
langsam nur begreift der Geist,
sechs Lehren, die ihm hier erteilt,
sechs Lehren, für die Ewigkeit.
Dies ist der Ort, so voller Magie,
ich erblicke ihn einst, doch sah ich ihn nie,
konnte ich doch niemals glauben,
was mein Herz so sicher weiß.
Wer Du auch sein magst Reisender,
der Du mein Lied im Winde erhörst,
solltest den Blick meines Herzens du finden,
so erhöre, was Du jetzt erfährst.
Wenn die Geister im Wasser erstehen,
am Rande liegt die Ewigkeit,
Du die erste Prüfung musst bestehen,
zu völlig unbestimmter Zeit.
Klar wie sein Element,
erglitzert sein Name aus Stein,
das ist der erste Ort,
der Name klar, wie die Herzen so rein.
Dort wird sich entscheiden,
was es denn nun ist,
´s lässt sich nicht vermeiden,
was Du aus ganzem Herzen liebst.
Der zweite Platz,
steht im Namen der Nacht,
Finsternis hüllt ihn ein und
Dunkelheit ist seine Macht.
Hier zeigt sich was Du,
wie tapfer Dein Herz auch mag sein,
niemals würdest erblicken wolln,
schon gar nicht, wärst Du allein.
Der dritte,
vom ganzen nur ein kleiner Teil,
nicht rund und auch nicht spitz,
erfüllt dennoch von ungebrochner Macht.
Dies ist der Ort,
an dem Du erfährst,
was sonst Du so leicht vergisst,
was trotz allem letzten Endes Dir das wichtigste ist.
Der nächste wird sehr schmerzhaft sein,
sein äußeres gleicht dem Gefühl,
geboren aus Verachtung und Hass,
erwartet man von ihm wirklich nicht viel.
Wie es schon der Name sagt,
wie es steht in meinem Wort,
wirst Du hier erfahren,
wenn Du aus tiefstem Herzen hasst.
Der fünfte ist etwas netterer Schein,
sein Name verbirgt eine Zahl,
und ist er auch wirklich recht klein,
bleibt Dir auch hier nicht die Wahl.
Wie sagt die gute Fee doch gleich?
Wünsche hast Du von ganz bestimmter Zahl.
Hier jedoch erfährst Du nur,
was stets der dringlichste war.
Der letzte ist nun gar nicht schön,
doch ist es fast geschafft,
sein Name zeigt Dir was er tut,
ist grausam spitz und scharf.
Vor und hinter Dir liegt,
was die letzte Prüfung ist,
die beißende Qual der Erinnerung,
ehe die letzte Angst verlischt.
Das waren alle Hinweis,
meine Worte enden hier,
doch wer tapfer ist und ehrlich,
besteht das alles hier.“
Einmal mehr fragte ich mich, wie sie sich solche überlangen Texte einprägen konnte, das Lied war sehr seltsam, obwohl sie den Text nur gesprochen hatte, erfüllte mich doch ganz klar die Melodie, es klang ein wenig, als ertöne das Lied in meinem Herzen. „Ich habe schon einmal versucht, die einzelnen Seen zu den Versen zu zuordnen, ich glaube, der Kristalmondsee zeigt einem, was man am meisten liebt, der Schwarzmondsee, was man am meisten fürchtet, der Sichelmondsee, was einem das wichtigste ist, der Zerrmondsee, was man am meisten hasst, der Spitzmondsee, die schmerzlichste Erinnerung und der Dreiecksmondsee, den größten Wunsch.“ „Dann steht uns ja einiges bevor, weißt du, was dieser „Lohn“ ist, „den der Siegreiche am Ende erhält“?“ „Nein, aber ich glaube etwas anderes zu wissen, die „sechs Lehren“ sind klar, das ist das, was die Seen uns zeigen. Die „sechs Weisen“ dürften die sechs Oberhäupter der Mearyllen-Cläne sein. Denn die sechs Mondseen sind die Heimat, dieses Volkes, so heißt es zumindest.“ „Wer oder was sind diese „Mearyllen“?“, erkundigte ich mich, sie schaute nachdenklich ins Feuer, „eigentlich weiß das niemand, denn kein Sterblicher hat sie je erblickt und etwas davon erzählen können. Es scheint wohl in unaussprechliches Erlebnis zu sein. Auch kann niemand sagen, wie sie eigentlich aussehen, aber es gibt ein paar Legenden aus alter Zeit, die fast vergessen sind. Es heißt, dass sie sehr alt sind, älter noch als selbst die Drachen, sie sollen aus einer Zeit stammen, da es die Welten noch nicht gab, lange vor der Zeit der Wiedergeburt. Es heißt, dass sie eine ganz eigene Art von Magie beherrschten und dass sie unglaublich mächtig waren. Doch sie waren wohl auch sehr weise, denn sie benutzen ihre Macht stets um zu lehren und niemals um zu kämpfen, ganz gleich, auf welcher Seite.“ „Meinst du, wir werden sie sehen?“ „Ich weiß es nicht. Vielleicht, sie zeigen sich nur selten, doch immer dann, wenn die Welt aus den Fugen gerät und immer sorgt ihr Eingreifen dafür, dass sich am Ende doch alles zum guten wendet.“ „Na ja, das ist immerhin beruhigend, in diesem Fall haben wir wohl nichts zu befürchten.“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht, es spielt keine Rolle, es liegt nicht in unserer Hand, doch du solltest jetzt schlafen, ein anstrengender Tag liegt vor uns.“ „Und du?“, fragte ich, während ich bereits aufstand um mich niederzulegen, sie lachte leise, „ich brauche nur wenig Schlaf, Nyki schläft nur so viel, weil er noch sehr jung ist und mehr leistet, als ein Drache, dessen Hauptaufgabe in dieser Zeit im Wachsen besteht, normalerweise leisten muss. Gute Nacht.“ „Gute Nacht.“
Die nächsten Tage waren tatsächlich anstrengend, so schön es aussehen mochte, es war keine Freude, sich einen Weg durch das hüfthohe Gras bahnen zu müssen und das nicht nur, weil Morgens das, Tau, das an den Halmen hing einem Kleider und Schuhe durchweichte.
Nach einer mehrere Tage währenden Reise lag der Sichelmondsee, obgleich wir ihn nicht direkt passiert hatten, obwohl wir bislang keinen der Mondseen direkt passiert hatten, inzwischen schon weit hinter uns und der Kristallmondsee rückte immer näher, als wir das Städtchen Ysbaell erreichten. Ysbaell war eine Stadt der Menschen und Elfen und langsam begann ich es wirklich seltsam zu finden, dass es hier in Runenland, im Land der Zwerge nur so wenige Zwergensiedlungen zu geben schien. An für sich war an dem Städtchen nichts besonderes und wir hatten auch nicht vor dort zu verweilen, als es am frühen Nachmittag in unser Sichtfeld rückte. Erst als wir nur noch wenige Schritte vom Stadteingang entfernt waren, bemerkten wir die Seltsamkeit. Ysbaell selbst war um eine kleine Erhöhung herum, auf der ein Schloss, klänge es nicht in Zusammenhag mit diesem Gebäude recht dämlich, so hätte man es als „zierlich“ oder „putzig“ bezeichnen müssen, thronte, errichtet worden und wurde von einem Gürtel aus wohl bewachsenen Feldern umschlossen, denn auf Vhaharia herrschte zur Zeit Sommer. Die stolzen Flaggen jedoch, die fröhlich an den Spitzen hoher Fahnenmasten im lauen Sommerwind hätten wehen sollen, waren zerknittert und auf Halbmast gesenkt, jedes Gebäude einschließlich des Schlosses war mit schwarzen Tüchern behängt worden und alle Einwohner, die unseren Weg kreuzten, als wir dann aus Neugier doch eintraten, trugen bekümmerte bis verzweifelte Mienen zur Schau und selbst die Kinder, die in den breiten Straßen lustlos spielten waren mit trister grauer oder schwarzer Kleidung gewandet.
„Was mag hier geschehen sein?“, fragte Lynn leise, die Stimmung de Stadt drückte einen nieder, sobald man sie betrat und es erschien wie ein Frevel, die unheimliche Stille die über Ysbaell lastete und wahrlich eine Totenstille war, durch ein lautes Wort zu stören. „Ich weiß nicht.“, erwiderte Fayn und musterte die Zeichen der Trauer, „vielleicht sollten wir fragen?“ „Weshalb interessiert euch das überhaupt?“, erkundigte sich Samantha unleidig, sie fühlte sich in dieser Atmosphäre sichtlich unwohl, vielleicht weckte sie ungeliebte Erinnerungen. „Keine Ahnung, ich möchte es eben einfach wissen, ich habe noch niemals erlebt, dass eine ganze Stadt sich so verhält.“, erklärte Nyki unsicher, Samantha verkniff sich eine bissige Bemerkung, doch ihr Blick sprach Bände. „Was ist hier geschehen?“, erkundigte sich Fayn bei einer alten Frau, die mit gefülltem Einkaufskorb vom stummen Markt zurückkam, „ist jemand gestorben?“ „Nein, aber so gut wie.“, erwiderte die Frau mit hoffnungsloser Stimme und musterte uns nur kurz mit stumpfem Blick, „Isabelle, die Tochter des Herzogs ist schwer krank, das arme Kind, gerade Mal acht Sommer alt und sie siecht nur noch dahin und erwartet den Tod.“ „Woran leidet sie denn?“, erkundigte sich Samantha, es war unmöglich festzustellen, ob sie jetzt doch ein bisschen interessiert war oder einfach nur höflich sein wollte. „Das weiß niemand. Der Herzog hat Ärzte und Magier aus aller Herren Länder bestellt aber niemand konnte es ihm sagen oder dem armen Kind beistehen. Ein wirklich mächtiger Magier könnte vielleicht etwas bewirken, aber die sind wohl zu stolz oder zu beschäftig, um sich um die Not unseres kleinen Städtchens zu scheren.“, damit ging sie weiter, wir blieben ein wenig nachdenklich zurück und alle Blicke waren auf Samantha gerichtet, sie seufzte, nickte dann aber und wir wussten, dass sie im Grunde das gleiche dachte, „schon gut, ich hab´s verstanden, gehen wir zum Schloss und ich werde sehen, was sich machen lässt. Obwohl... Wenn ich es recht bedenke, wird es besser sein, wenn wir nicht alle dort aufkreuzen.“ „Willst du etwa alleine gehen?“, erkundigte sich Lynn misstrauisch, sie lachte, „und wenn? Glaubst du, ich könnte nicht auf mich selbst aufpassen? Einerlei, wir sollten zu zweit gehen. Kommst du mit Nico?“ „Ich? Wieso?“, fragte ich überrascht. „Weil ich möglicherweise deine Hilfe brauchen werde.“ „Ähm na gut.“ Ein bisschen verwirrt folgte ich ihr hinauf zum Schloss, ich konnte Lynns Blicke im Rücken fühlen, war der Halb-Elf etwa eifersüchtig?
„Warum glaubst du, dass du meine Hilfe brauchst?“ „Jeder Magier hat Stärken und Schwächen.“, erwiderte sie ernst, „ich kann gut mit Verwandlungen und Kampfzaubern umgehen, Heilung ist nicht so sehr mein Fall. So wie ich das sehe, ist es allerdings wahrscheinlich, dass du ein wenig mehr Talent dazuhast.“ „Glaubst du das wirklich?“, zweifelte ich, „in meinem ganzen Leben habe ich nur zwei- oder dreimal versucht, irgendwen zu heilen und ich kann nicht behaupten, dass es mir gefallen hätte.“ Sie lächelte mir zu, „selbst wenn, schaden wird deine Anwesenheit doch wohl kaum, oder? Einen Versuch ist es wert und außerdem bist du hier nicht der einzige, der keine Lust dazu hat.“ „Hast du nicht?“ „Nein, wirklich nicht.“ „Warum tust du es dann?“, ich blieb stehen, „niemand kann dich zwingen.“ „Nein, das wohl nicht aber wenn man die Möglichkeit hat ein Leben zu retten und es nicht tut, dann ist das so als hätte man diesem Leben eigenhändig ein Ende gesetzt.“ „Du weißt doch aber gar nicht, ob du dieses Mädchen retten kannst.“ Sie überlegte kurz, während wir langsam weitergingen, „nein, aber ich muss es einfach versuchen, ich kann es dir nicht erklären, es ist einfach so.“ „Du musst es mir nicht erklären,“, erwiderte ich leise, „denn ich fühle ebenso, seit ich zum ersten Mal jemanden habe sterben sehen.“
„Halt, wohin wollt ihr Fremde?“, der Wächter umklammerte seine Lanze und stellte sich uns beinahe drohend in den Weg. Er wirkte verhärmt sein Gesicht war aschgrau und obgleich er noch recht jung zu sein schien, wirkte er alt und müde, die schwarze Rüstung ließ die ungesunde Hautfarbe noch viel mehr zur Geltung kommen. „Wir wollen zum Herzog.“, antwortete Samantha bestimmt. „Wollen wir?“, fragte ich leise, zu überrascht war ich gewesen, sie ignorierte mich und der Wächter schien mich glücklicherweise nicht gehört zu haben. „Es geht um seine Tochter.“ Hmm, wenn ich so darüber nachdachte war es eigentlich logisch, dass wir diesen Herzog erst fragen mussten, ehe wir versuchten, seine Tochter zu heilen, aufmerksam musterte ich den Wächter, er regte sich nicht und verzog keine Miene, „und wer seid ihr?“ Reisende Magier und Krieger.“ „Ihr?“, jetzt sah er doch fast so aus, als wolle er lachen, „ihr seid doch nur Kinder!“ „Man sollte niemanden seines Alters wegen unterschätzen, diese Isabelle scheint dem Tode nahe, was gibt es also zu verlieren? Wir können es nicht mehr verschlimmern, ganz gleich, was wir tun.“ „Hmm...“, der Wächter überlegte kurz, „das ist allerdings wahr. Vielleicht sollte ich... Wartet hier.“ Damit verschwand er im Schloss, kam aber bereits nach ein paar Minuten wieder, er winkte uns zu sich, „kommt mit.“ Wir folgten ihm durch das Schlossinnere, auch hier war alles schwarz verhangen, eine ungesunde Stille herrschte und ein jeder, dem wir begegneten trug eine Miene zur Schau, als wäre es er selbst, der bereits mit einem Fuß im Grabe stünde, die Herzogstochter musste ja außerordentlich beliebt sein.
Der Herzog selbst erwartete uns in einer kleinen Halle, auch hier war alles mit schwarzen Samt zugedeckt. Er war ein kleiner Mann, mit einem freundlichem Gesicht und gepflegtem Äußeren, in seiner schwarzen Kleidung jedoch und mit dem trüben Blick seiner braungrauen Augen, die irgendwie tot wirkten, machte er einen bemitleidenswerten Eindruck, seine Tochter war alles, was ihm geblieben war und jetzt wo er sie zu verlieren drohte schien es ihm, als würde ihm ein Stück seiner Seele entrissen. „Ihr wollt also versuchen, meine Isi zu heilen?“, fragte er, seine Stimme war ohne Hoffnung, erklang müde und schleppend, „es ist vergebliche Müh, kehrt um, niemand kann etwas tun.“ „Wir wollen es zumindest versuchen.“, erwiderte Samantha sanft, „das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir scheitern. Vielleicht jedoch haben wir Erfolg.“ „Vielleicht.“, erwiderte er kummervoll, „doch ich kann es nicht mehr ertragen, wie jedes Mal neue Hoffnung aufkommt und dann.... Jedes Mal schmerzt es grausamer, ich vermag das nicht mehr durchzustehen! Wenn ein wirklich erfahrener mächtiger Magier zu mir, käme, dann wäre das etwas anderes, wie die Dinge jedoch stehen... Ihr habt ein gutes Herz und ich danke euch für eure Mühe doch es waren schon genug kleine Wandermagier, die erfolglos versuchten, ihr Linderung zu verschaffen.“ „Wenn ihr einen mächtigen Magier wünscht, was würdet ihr dann tun, wenn eine silberne Robe auf eurer Schwelle stünde?“ „Jemand vom Clan der Allmacht? Ein Günstling des größten Drachen? Dann würde ich ein letztes Mal hoffen, doch Nohad hat seine eigenen Probleme.“ „Und wie würdet ihr so jemanden erkennen?“ „Er würde im Besitz des Siegels sein.“ „Wenn das alles ist.“, sie streckte die linke Hand waagerecht nach vorn, silberner Nebel umspielte plötzlich ihre Finger und als er sich verzog, lag etwas silberglänzendes in ihrer Hand, der Herzog sah es und erschrak, „verzeiht mir, ich konnte doch nicht wissen...“ „Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen, „unterbrach sie ihn, „denn ganz recht, Ihr konntet nicht wissen. Wenn ihr euch entscheiden könnt, ein letztes Mal zu hoffen, werden ich und mein Freund tun, was immer ich unserer Macht steht, doch wir können nichts versprechen.“
„Natürlich. Ja, es soll der letzte Versuch sein, ich werde euch in Isis Zimmer bringen.“, damit stand er auf und erneut durchquerten wir die trostlosen Gänge des Schlosses, das Zimmer Isabelles jedoch war ein krasser Gegensatz zu allem, was wir bis dahin gesehen hatten, die Möbel waren weiß und golden, alles andere erstrahlte in den unterschiedlichsten Pink- und Rosatönen. Als Sam den Raum betrat prallte sie zuerst zurück und wirkte dabei beinahe entsetzt, ich starrte nur ein bisschen überrascht die weißen Holzschaukelpferde, die blonden Puppen mit rosa Kleidern, die pinken Vorhänge, die Goldränder an den Möbeln, das große rosa-goldene Himmelbett und die verstreuten weißen und blassrosanen Bauklötze an, die nach dem düsteren Rest des Schlosses so unerwartet kamen. Isabelle lag blass in den Kissen des riesigen Bettes und schien in dem Meer aus rosa beinahe zu ertrinken, das Mädchen war höchstens acht Jahre alt und zwischen den großen Kissen wirkte ihre bleiche, schmächtige Gestalt ziemlich verloren. Sie war sehr mager, der Blick ihrer Augen stumpf und leer, das silberblonde Haar umgab ihr bleiches, verschwitztes Gesicht in Strähnen, wie ein Strahlenkranz und obwohl sie uns mutlos ansah, hätte man meinen können, sie sei bereits tot, wären da nicht das Geräusch ihres Atems, der rasselnd und mühsam kam, und das zucken der dünnen Glieder gewesen, wenn der Schüttelfrost sie packte. Ich musste schlucken, als ich dieses Elend sah, und egal was vorher gewesen sein mochte, was ich gedacht haben mochte, jetzt gab es nur noch eins, ich wollte dem Kind helfen, wollte für dieses Mädchen tun, was immer ich konnte. Samantha schien ähnlich zu denken, doch zunächst, befragte sie den Herzog über sämtliche Symptome und wurde dabei immer nachdenklicher, „gab es einen solchen Fall schon einmal in Eurer Familie?“ „Ja.“, er wirkte überrascht, „meine Frau starb an der selben Krankheit und auch damals konnte niemand helfen.“ „Dann bleibt die Frage, ob das wirklich eine Krankheit ist...“, murmelte sie leise, mehr zu sich selbst, doch ich horchte auf, „was sollte es sonst sein?“ „Gift.“, erwiderte sie düster, das hier lässt mich an ein bestimmtes Gift denken, über längern Zeitraum in kleinsten Dosen verabreicht, hat es genau diese Wirkung und führt schließlich zum Tod, doch noch weiß ich das nicht sicher.“ Sie kniete sich neben dem Bett hin und nahm die fieberheiße Hand des Kindes, „Isabelle, kannst du mich hören?“ Das Mädchen nickte, es war nur eine winzige Bewegung, nicht mehr als der Schatten eines Nickens, doch es war unmissverständlich. „Ich bin hier um dir zu helfen, deshalb darfst du keine Angst haben, was auch immer jetzt passiert, versprichst du mir, dass du durchhältst?“ Wieder nickte das Mädchen, vermutlich war die Kleine inzwischen an die Schmerzhaftesten Torturen gewöhnt und solches vermochte sie nicht länger zu schrecken.
Samantha hielt Isis Hand weiter fest und schloss die Augen, einen Moment lang schien gar nichts zu geschehen, dann begann die Luft rund um das Bett zu Flimmern, geriet immer Mehr in Bewegung. Leuchtende, in allen Farben schillernde Energieströme umflossen Samantha und das Mädchen, sie pulsierten immer heftiger und wurden immer stärker, ich sah, wie Sam der Schweiß auf die Stirn trat. Als ich schon glaubte, die Spannung im Raum nicht mehr ertragen zu können, gab es einen lauten Knall und als die Energien sich mit enormer Wucht entluden, wurde Samantha zurückgeschleudert, sofort kam sie wieder auf die Beine. „Alles in Ordnung?“, fragte ich ein bisschen abwesend, irgendwie war ich immer noch im Bann der Ströme, alles erschien mir seltsam unwirklich. „Ja.“, erwiderte sie, „ich weiß jetzt was es ist und ich hatte recht und habe mich gleichzeitig geirrt.“ „Was?“, der Herzog wirkte völlig verwirrt, „wie ist das zu verstehen? Aber viel wichtiger, kannst du etwas tun?“ „Ich hatte recht, als ich sagte, dass es wohl keine Krankheit ist, aber es ist auch kein Gift.“ „Was ist es dann?“, ich warf einen Blick auf Isabelle, die immer noch wie tot darniederlag. „Ein Fluch.“ „Ein Fluch?!“, rief der Herzog kummervoll und sank in die Knie, „dann ist alles verloren oder vermagst du ihn zu brechen?“ Samantha zögerte, „nicht hier. Aber vielleicht...“, sie warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, „vielleicht gibt es eine Möglichkeit.“ „Was?“, rief er verzweifelt und war im Nu wieder auf den Beinen, ich würde alles tun, wirklich alles!“ „Ihr könnt nichts tun.“, erwiderte sie nüchtern, „aber vielleicht gibt es etwas, was wir tun können, wisst ihr, wann es mit diesen seltsamen Krankheiten seinen Anfang genommen hat?“ „Ja, das erste Mal findet sie bei der Tochter des Helden Veteryan, einem meiner Ahnen Erwähnung, danach suchte sie unregelmäßig die Angehörigen meiner Familie heim, meist schon im Kindesalter starben sie.“ „Zwei Fragen.“; man sah, wie es in ihrem Kopf angestrengt arbeitete, „gab es zwischen allen, die unter dem Fluch litten eine Verbindung und ist dieser Veteryan, derselbe, der am Ende des Dämonenkrieges den Nekromaten Thorson tötete?“ „Ja, er war es, der diesen Totenmagier erschlug, der glaubte, ein Sohn des Menschengottes Thor zu sein, doch eine Zusammenhang zwischen den Krankheitsfällen? Lass mich überlegen... Doch! Jetzt fällt es mir ein, es gibt eine alte Familiensage, laut der nur jene von dieser Krankheit heimgesucht werden, die silberblondes Haar und hellblaue Augen haben, wie es auch bei Veteryan der Fall war.“ „Gut, das ist ein Anhaltspunkt. Gibt es irgendwelche Geschichten in denen die Gründe Veteryans dargelegt werden? Ist bekannt, weshalb er Thorson tötete?“ „Nein ich glaube nicht direkt, aber es heißt wohl, ihre Festungen hätten mehr oder minder nebeneinander gelegen und es wird etwas von einem Brautraub gemunkelt.“ „Immerhin, das ist besser als nichts.“, man sah ihr an, wie sie sich quälte, dann trat ein Entschlossener Zug in ihr Gesicht, „gibt es hier einen ruhigen Raum in dem wir uns ungestört aufhalten können und der möglichst abzuschließen ist?“ Der Herzog nickte hoffnungsvoll, sollte das seltsame Anliegen ihn verwirrt haben, so zeigte er es nicht, mir jedoch dämmerte allmählich was Sam vorhatte, auch wenn ich es nicht so ganz glauben mochte.
„Was beabsichtigst du zu tun?“, fragte ich deshalb gleich, nachdem der Herzog uns in einen leeren Raum, geführt und diesen verlassen hatte. Sie lächelte, mir entging nicht, dass es ein wenig gequält wirkte, „was wohl? Ich kenne die Zeit und den Ort, ich werde es schon schaffen.“ „Aber würden wir dann nicht den Lauf der Geschichte ändern?“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“, sie zuckte mit den Schultern. Ich seufzte, „du weißt es also nicht... Was ist mit den Regeln?“ „Manche Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden.“ „Gut... Was auch kommt, ich bin dabei, ich werde dich nicht im Stich lassen, aber eins noch, warum?“ „Weil sie mich in ihrer Situation an jemanden erinnert, jemanden, der mir sehr viel bedeutete.“, sie lächelte traurig und ich beließ es dabei, mehr hätte ich ihr wohl ohnehin nicht entlocken können. „Was ist mit Waffen?“, fragte ich also. „Unsere können wir nicht mitnehmen, wir sollten nicht mehr Regeln brechen, als unbedingt nötig, wir müssen uns eben dort welche organisieren.“ „Na dann gute Nacht.“, ich seufzte tief.“ „Du musst nicht mitkommen Nico, ich kann es auch allein tun.“ „Ich weiß, aber ich lasse dich nicht im Stich.“ Wie sie zuvor legte ich meine Waffen ab, sie lächelte warm, „dann komm.“, in der Hand hielt sie das Porymptemp Clynym und wir traten unsere zweite Zeitreise an.
Vielleicht bis heut abend oder morgen oder so.
„Das würden wir allerdings auch gerne wissen.“, Fayn und Lynn stießen jetzt zu uns, beide waren patschnass, leicht angeschlagen und sichtlich erschöpft, schienen ansonsten jedoch unversehrt zu sein, „gerade weil sie die Geschwister der Drachen sind, sind sie ziemlich schwierig, nicht wahr? Und ich glaube nicht das Drachen, welcher Art auch immer, großen Wert auf Verwandtschaft legen?“ „Nein, das tun sie nicht. Ich glaube nicht einmal, dass sie sicher wusste, dass Drachenblut durch meine Adern fließt, vermutlich hat sie es nur gespürt. Ich habe versucht sie zu beruhigen, habe ihr erzählt, dass wir nichts böses im Sinn hätten, doch sie wollte mir nicht glauben. Ich habe versucht sie zu überzeugen und schließlich habe ich ein Verspreche gegeben.“ „Ein Versprechen?“, Lynn schien nicht sehr glücklich darüber, „was für eines, was hast du versprochen?“ „Ich versprach, dass ich dafür sorgen werde, dass wieder eins wird, was gespalten war, was auf ewig hätte zusammengehören sollen.“
Mehr zu sagen war sie nicht bereit, und dass, obwohl keiner von uns richtig verstand, was sie meinte. Ich musterte sie ein wenig beunruhigt, das klang verdächtig nach verschiedenen Zeilen der Prophezeiung, und zusammenbringen, was stets das Gleiche war... Wird zusammenführen, was zusammengehört... Oder auch in Thalias Vorhersage, sich mühen und die verstreuten Splitter verbinden, damit es wie einst wieder ein ungebrochnes Ganzes ward... Was mir wirklich Sorgen machte, war allerdings eher etwas anderes, um Opfer zu bringen, die schließlich verbinden... Zum ersten Mal wurde mir richtgehend bewusst, dass wir für unseren Sieg einen Preis würden zahlen müssen, was aber sollte dieser Preis sein? Wusste sie es? Einmal mehr wünschte ich mir, sehen zu können, was in ihr vorging.
Um notdürftige Reparaturen durchzuführen und auch eine Weiterfahrt überhaupt erst zu ermöglichen, mussten alle mit anpacken. Ein Grossteil der Mannschaft hatte in dem Sturm sein Leben verloren oder war mehr oder minder schwer verwundet worden. So geschah es, dass Lynn Fayn und ich in die einfachen Arbeiten an Bord eingewiesen wurden, damit die Matrosen selbst sich um wichtigere Dinge kümmern konnten. Allerdings handelte es sich dabei nicht um sinnlose Tätigkeiten wie das Schrubben des Decks oder das schälen von Kartoffeln, so wie auf der Fahrt von Balifort nach Saya. Ich verbrachte eigentlich die meiste Zeit damit, mit Magie verschiedene Schäden auszubessern, die von Hand nicht mehr zu reparieren waren, oder im Krähennest Ausschau zu halten. Was Lynn und Fayn taten weiß ich nicht genau. Samantha jedoch sahen wir ziemlich selten, es wurde bald ziemlich klar, dass sie sich in der Schifffahrt und Navigation bestens auskannte, weshalb Vraell, nachdem sein Steuermann ja über Bord gegangen war, abwechselnd mit ihr das Ruder übernahm, ich vermutete, dass sie in der Zwischenzeit ebenfalls notdürftige Reparaturen verrichtete, die Schlange hatte dem Schiff ganz schön zugesetzt.
„Hey Nico.“ „Hm?“, ich war gerade dabei vom Mastkorb hinunterzuklettern, rasch ließ ich mich den letzten Meter zu Boden fallen, Lynn stand schon bereit meinen Platz einzunehmen. „Was ist denn?“ „Weißt du, wo sie das gelernt hat?“ „Wer hat was gelernt?“, erkundigte ich mich verwirrt. „Samantha, dieses ganze Zeug über Schifffahrt und Navigation.“ „Nein, keine Ahnung. Euer Vater war doch ziemlich reich, oder, vielleicht hat er ein paar eigene Schiffe und sie hat es dort gelernt.“ „Nein, das glaube ich nicht, aber egal...“, unbehaglich blickte der Halb-Elf zum Krähennest empor, ich wusste, wie sehr er es hasste dort hinaufzumüssen und gerne hätte ich ihm angeboten die nächste Schicht noch zu übernehmen, doch ich wurde hinten am Heck gebraucht, wo sich ein recht großes Loch in der Bordwand befand. Bei höherem Wellengang würde der Laderaum vollaufen, wenn die Öffnung nicht geschlossen wurde. „Bis später.“, rief ich ihm noch zu, ehe ich zu meinem nächsten Einsatzort eilte, ein Minotaur namens Brakan erwartete mich bereits, „du wissen was zu tun.“, erklärte er mürrisch und wandte sich ab, er beherrschte die Gemeinsprache nur holprig und wie fast alle Minotauren weigerte auch er sich nach wie vor, uns zu akzeptieren und arbeitete nur notgedrungen mit uns zusammen, was musste Samantha wohl angestellt haben, um derart in der Gunst der Stiermenschen zu stehen? Seufzend musterte ich das Loch und machte mich an die Arbeit, „eca trayved fy Ouver!“, zufrieden schaute ich zu, wie das Holz zu wachsen schien, bis von der Öffnung nichts mehr übrig geblieben war, das war leichter gewesen, als ich gedacht hatte.
„Nicht schlecht, du machst Fortschritte.“ „Samantha?“ „Wer sonst?“, sie streckte sich genüsslich und stellte sich neben mich an die Reling, wie um meine Arbeit zu betrachten, „hast du die anderen gesehen?“ „Na ja, Sternenglut dürfte bei Nyki sein, allerdings hatte ich seit Tagen keine Gelegenheit die beiden zu sehen, Lynn habe ich vorhin beim Schichtwechsel am Krähennest getroffen und Fayn habe ich das letzte mal heute Morgen im Speisesaal zu Gesicht bekommen.“ „Lynn ist im Ausguck? Der Ärmste.“, es klang nicht so, als würde sie ihn wirklich bedauern. „Und du? Erkundigte ich mich neugierig, nichts zu tun?“ „Na ja, sagen wir eher keine Lust, aber es ist auch nichts von Bedeutung, das Ruder hat Vraell übernommen und die Takelage habe ich vorhin schon geflickt.“ „Lynn hat mich vorhin gefragt, wo du das gelernt hast.“ „Wo ich was gelernt habe?“ „Na ja, ein Schiff zu steuern und all das.“ Sie lachte, „warum hat er mich nicht einfach selbst gefragt?“ „Keine Ahnung, vielleicht hat er gedacht, du würdest es ihm nicht sagen, oder erwar der Meinung, dass er dich ohnehin nicht erwischen würde, du warst ja ziemlich beschäftigt.“ „Stimmt.“ „Was glaubst du, wie lange wir noch brauchen werden?“ „Bis Vheraasen? Drei, vier Tage denke ich.“ „Ah gut, dann kommen wir ja bald wieder von diesem Schiff runter.“ „Was hat du denn dagegen?“ „Na ja, ich meine... Auf Dauer ist das doch irgendwie langweilig.“ Sie schüttelte belustigt den Kopf, „und das von dir, ich dachte immer für dich könne es nicht reibungslos genug laufen?“ „Na ja,“, verlegen senkte ich den Kopf, „man gewöhnt sich an alles, oder? Inzwischen vermisse ich unsere Abenteuer ein wenig.“ „Ich nehme an, dem wird bald Abhilfe geschafft, da draußen ist immer noch en Assassine, selbst wenn Shannam und mein Vater und wer es sonst noch auf uns abgesehen hat, uns in Ruhe ließen, ein Assassine lässt nie von seiner Beute ab.“
„Stimmt ja, was macht eigentlich deine Wunde, es war überhaupt nichts mehr davon zu bemerken, ich hatte es ganz vergessen.“ „Das ist auch gut so. wenn man sich wegen solch einer Verletzung den Kopf zerbricht, wie will man dann auf dem Schlachtfeld bestehen?“ „Hast du?“ „Ja, mehrere Male, aber du doch auch.“ „Ach das… Nein ich glaube das ist was anderes, das Abschlachten dieser Tierdämonen war ehe eine Treibjagd, das einzige, worum es ging, war es den Schatten zu töten.“ „Du sagst das so, es gibt nicht viele, die einem Schatten gegenübertreten und dann noch davon berichten können, schon gar nicht zweimal.“ „Es war Glück.“, erklärte ich einfach, „und immer hat mir jemand geholfen.“ „Die meisten Kämpfe werden vom Glück bestimmt. Das war auch bei mir nicht anders.“ „Dann hatten wir wohl bei dem Assassinen kein Glück.“ „Wir hatten sogar großes Glück, hätten wir keines gehabt, würden wir jetzt nicht hier stehen.“ „Oh... Hast du schon mal gegen einen Assassinen gekämpft?“ „Wieso fragst du?“ „Weil Sternenglut mir erzählt hat, dass es jemanden gab, der einen Assassinen besiegt hat.“ „Ja, aber das war nicht ich, ich habe schon gegen diese Höllenbrut gekämpft, aber es war nicht meine Hand, durch die er gestorben ist, nicht direkt.“ „Wie ist das zu verstehen?“ „Du hast den ersten Schatten töten können, weil Sternenglut ihn abgelenkt hat, und du hast Shur´tugal erschlagen können, weil er mit mir beschäftigt war, deswegen waren es aber nicht Sternenglut oder ich, die die beiden getötet haben, sondern du. Bei dem Assassinen war es ähnlich.“ „Wer war es? Lynn?“ Sie schüttelte den Kopf, „du kennst ihn nicht.“, plötzlich sah sie ziemlich traurig aus, doch das verging so schnell, dass ich glaubte, es mir nur eingebildet zu haben.
„Wo hast du eigentlich die Ursprache so gut gelernt?“, wechselte ich das Thema, „es war ziemlich beeindruckend, wie du mit dieser Schlange gesprochen hast, auch wenn ich nur die Hälfte verstanden habe.“ „Vieles hat mir mein Vater beigebracht und einiges lernte ich in der Zauberschule in Nohad. Das meiste habe ich mir jedoch selbst beigebracht.“ „Wie das?“ „Unter anderem aus Schriften oder Büchern, aber das ist es nicht, was ich meine, du hast gehört, was ich damals zu Shoraiken sagte?“ „Dieser große schwarze Drache während unsere Zeitreise? Ja, stimmt jetzt erinnere ich mich, danach hatte ich dich sowieso fragen wollen, du sagtest, es sei deine Gabe, dass sich dir die wahren Namen der Dinge offenbarten.“ „Das ist der Punkt.“ „Und was bedeutet das?“ „Ich habe dir erklärt, dass jedes noch so kleine Teilchen, jedes Atom, würdest du wohl sagen, seinen Ureigenen Namen hat, genauso wie auch ein Zusammenschluss von Teilchen, ein Stein etwa, oder dieses Schiff einen Namen besitzt.“ „Ja.“ „Gut, schau dir dieses Fass an.“, sie deutete auf ein leeres Wasserfass, das jemand an die Reling gestellt hatte, „auch das hat einen Namen, vermutlich kennt ihn jedoch keiner. Ich kann aber, wenn ich will kann ich den Namen dieses Fasses sehen.“ „Wie das?“ „Meine Mutter war die Tochter des Silberdrachen, ich selbst trage sein Zeichen. Er war es, der die Magie der Sprache in die Welten brachte, ich nehme an, dass ist der Grund, doch ich weiß es nicht, ich kann es einfach, auch wenn ich lange nichts davon wusste.“ „Das klingt nicht sehr glücklich.“ „Nein, das tut es nicht, aber es ist ehrlich, ich sehe, diese... Gabe mehr als Fluch an.“ „Weshalb?“ „Der Name eines jeden offenbart sein Schicksal, es ist nicht schön, besonders, da ich es, nachdem die Kraft einmal erwacht war, lange Zeit nicht kontrollieren konnte. Stell dir vor du triffst einen Freund, du siehst ihn und plötzlich weißt du alles, du weißt was er erleben wird, wer ihn verrät, wie und wann er dich verrät, wie und wann er stirbt, du spürst all den Schmerz siehst all die Enttäuschung und Verzweiflung die er erleben muss und es gibt nichts, das du tun kannst, das ist doch grausig.“ „Warum kann man nichts tun, man könnte ihm doch sagen.“ „Man kann das Schicksal nicht verändern, dass kann nur der Betreffende selbst. Auch wenn du ihm zehnmal sagst, was geschehen wird, in den meisten Fällen, wir er auf Umwegen zum selben Ziel gelangen.“ „Du hast recht, das ist wirklich grausam, ich kann verstehen, warum du lernen wolltest, das zu kontrollieren.“ „Es ist weniger die Gabe der Namensfindung, die ich zu kontrollieren lernen musste, der Name allein schadet nicht, was ich lernen musste zu unterdrücken, war es, das Schicksal des anderen zu lesen. Ein einziges Schicksal, kostet größere Anstrengung als eine mehrwöchige Verwandlung.“ „Hast du jemals... Hast du jemals dein eigenes Schicksal erblickt?“ „Ja das habe ich, ich musste, obwohl ich alles tat, es zu verhindern. Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich noch heute eine Abneigung gegen Spiegel habe, weil ich jedes Mal, wenn ich mich selbst ansehe an Dinge erinnert werde, an die ich nicht denken mag.“ „Es tut mir Leid ich...“ „Nein, es ist in Ordnung, ich hätte dir nicht antworten müssen. Aber weißt du, was ich seltsam finde? Du weißt, dass man mit seinem wahren Namen alles und jeden kontrollieren kann, dennoch hast du nicht den Vorschlag gemacht, dass wir auf diese Weise doch ganz leicht unsere Feinde besiegen könnten.“ „Ich habe einen Moment daran gedacht,“, gab ich zu, „aber es kam mir nicht... Richtig vor.“ Sie lächelte, „und das ist es, was dich von Menschen wie Shannam unterscheidet. Das ist der Grund, warum ich selbst nicht bereit bin, unsere Probleme auf so einfache Art und Weise aus der Welt zu schaffen, der Geist und das wahre Selbst eines Wesens sind das letzte, was ihm bleibt. Ich wäre nicht besser, als jene, die ich bekämpfe, wenn ich das nicht beachten würde.“
Lange Zeit schwiegen wir, dann beschloss ich, die Stimmung auszunutzen und eine weitere Frage zu stellen, die mir schon seit langem auf der Seele brannte, „sag mal Sam, hast du eigentlich sonst keine Familie? Ich meine nicht deine Eltern, aber sonst müsste da doch noch jemand da sein?“ Es dauerte sehr lange, bis sie dazu etwas sagte, ich dachte schon, sie würde überhaupt nicht antworten, doch als sie es tat, war ihre Stimme hart und leer, „ich weiß nichts über die Familie meines Vaters, die meiner Mutter lebt in Dragom, zumindest einige von ihnen taten das vor ein paar Jahren, ich war nur zweimal dort, ich bin nie sehr willkommen gewesen. Der einzige den ich sonst habe ist Lynn.“ „Wenn sie noch ihn Dragom leben, meinst du, wir werden sie treffen?“ Sie zuckte mit den Schultern, „möglich, obwohl es besser für alle beteiligten sein würde, wenn uns das erspart bliebe.“, es klang verbittert und ich wagte nicht, weiter in sie einzudringen. Einige Zeit standen wir schweigend nebeneinander und schauten summ hinaus auf den grünen Ozean, bis plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen das Schiff erzittern ließ, Samantha fuhr herum, „was ist jetzt schon wieder?“, fragte sie sich alarmiert aber auch ein wenig ungehalten, es war nicht zu übersehen, dass sie von Schwierigkeiten jedweder Art mehr als genug hatte. Wie um ihr Antwort zu geben, wurde von irgendwoher ein gleißender Strahl weißen Lichts vor uns auf das Deck geworfen. Zunächst war ich geblendet, doch dann sah ich, dass in dem Strahl noch etwas war, es war die Lichtgestalt eines Jungen. Der Junge war groß und schlank und wirkte dabei sehr zierlich, man hätte glauben können, der leiseste Windhauch müsse ihn umblasen. Sein Gesicht war sehr schmal und wurde von kurzem, zerzausten Haar umrahmt. Die Augen wirkten sehr groß und waren mit langen Wimpern bestückt, seine Züge waren edel wirkten aber genauso weich und zerbrechlich wie sein Körper. Er schien ganz aus Licht zu bestehen und sah direkt durch uns hindurch, sein Blick hatte etwas flehendes und wie Sterne tanzten Funken durch seine Augen. Ich bemerkte, dass Samantha die Erscheinung beinahe fassungslos anstarrte, und einen Schritt auf sie zu machte, als eine Stimme über de Ozean donnerte, „XYRV WYEIJTH ÖKKJIALL, AMNHEJYA TJIS ELBRAIJIA, CHASHA TRYR EZHUNN!“ Samantha zuckte zurück und das Bild verstand, alles war wie zuvor, und obgleich es nicht lange gedauert haben konnte, stellte ich erstaunt fest, dass niemand sonst etwas bemerkt zu haben schien. Samantha war leichenblass und hob abwesend ihre Hand zum Hals, es schien als umklammere sie etwas. „Was war das?“, fragte ich heiser, ich war fast zu Tode erschrocken. „eine Warnung.“, erwiderte sie leise.
Samantha hatte recht, es dauerte tatsächlich nur noch vier Tage, bis wir Vheraasen am späten Nachmittag erreichten, wir bedankten uns ein letztes Mal bei Vraell und denjenigen seiner Mannschaft, die uns am Ende doch schätzen gelernt hatten und betraten die Stadt. Vheraasen war sehr groß, doch wir verweilten nicht lange, besorgten uns nur ein paar Vorräte und traten dann hinaus in die weiten Ebenen Vhaharias. Hüfthohes Gras bewegte sich unter dem sanften Hauch des warmen Frühlingswindes, dass es schien, als läge eine schier endloses, zartgrünes Meer vor uns. Es ist mir unmöglich zu sagen, wie erleichtert wir waren, nach der langen Zeit auf See wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren und uns nach der drückenden Enge des Schiffes, in dieser unbenennbaren Weite der Mondseeebenen zu befinden. Am glücklichten aber war zweifelsfrei Nyki, nachdem wir Vheraasen verlassen hatten, zögerte der Drache keine Sekunde länger sondern zog stolz und majestätisch hoch am Himmel Kreise über die weiten Ebenen. Auch Sternenglut raste wie toll durch das hohe Gras, schreckte Hasen und Vögel auf, wobei sich letztere erbost schimpfend verzogen.
„Wir müssen zum Sichelmondsee, nicht wahr?“, erkundigte sich Lynn und blickte zum Horizont, als könne er besagten See bereits sehen. Samantha schüttelte den Kopf, „nein, zuerst müssen wir zum Kristallmondsee und das Siegel finden.“, erwiderte Samantha, während wir uns langsam auf den Weg machten. „Der Kristallmondsee? Das ist der nördlichste, oder?“ „Nein Fayn, das ist der Zerrmondsee, der Kristallmondssee ist der südlichste und natürlich der, der am weitesten vom Sichelmondssee entfernt ist.“ „Heißen diese Ebenen deshalb Mondseeebenen? Weil jeder See hier „Mond“ im Namen hat?“, erkundigte ich mich interessiert, Samantha nickte, „ja genau, da wären natürlich der Sichelmondsee, der Kristallmondsee und der Zerrmondsee. Außerdem der Dreiecksmondsee, der Spitzmondsee und der Schwarzmondsee. Alle diese Seen führen besonderes Wasser, das angeblich magisch wirkt, deshalb sind sie etwas so besonderes.“ „Magisch?“ „Ja, es heißt die Geistervölker der Seen dringen in ein jeden, der sich ihnen nähert und im Nebel zeigen sie uns, was sie gefunden haben. Ich weiß nicht genau darüber Bescheid, aber es heißt, dass die Magie der Seen uns lehrt uns selbst zu kennen.“ „War es nicht so,“, mischte sich Lynn nachdenklich in das Gespräch, „dass der Schwarzmondsee uns unsere größte Angst und der Zerrmondsee unseren größten Hass offenbart? Es gibt da doch ein Lied, nicht wahr?“ Samantha nickte, „ja, das Lied ist ein Teil der Geschichte von Aycca und Anyu, die auszogen, die Drachenkriege zu beenden, es heißt an diesen Seen hätten sie ihr Schicksal erblickt, es soll die Elfe Aycca gewesen sein, die dieses Lied schrieb.“ „Ein Lied? Neugierig betrachtete ich die Ebenen, hier war von einem See nichts zu sehen, kennst du es?“ „Ja, ich habe es einmal in einem alten Buch gefunden, unter allem, was ich über die Seen weiß, als Kind mochte ich es recht gern, vielleicht, weil ich nie ganz begriffen habe, was es bedeuten soll.“ „Vielleicht erfährst du es jetzt.“, Fayn schirmte seine Augen gegen die Strahlen der Sonne ab, die als eine blutrote Kugel am Horizont verschwand und den Himmel in ein atemberaubendes Farbenspiel tauchte, „es gibt Dinge, die man nur verstehen kann, wenn man sie auch wirklich selbst erlebt hat.“
Danach wurde das Thema fallen gelassen, erst nachdem die Nacht schon weit fortgeschritten war du wir ein paar Meilen Weg hinter uns gebracht hatten, um an den Ufern eines kleinen Baches zu rasten, sprach ich Samantha nochmals darauf an, während wir nebeneinander am Feuer saßen, „dieses Lied, wie geht es?“ Samantha schwieg einen Augenblick, erst dachte ich, sie würde nicht antworten, dann wurde mir klar, dass sie sich nur die Worte ins Gedächtnis gerufen hat.
„In einem Lande aus wogendem Gras,
glitzern kristallklare Seen,
sechs tiefe Wasser voller Macht,
die seit Anbeginn der Zeit bestehn.
Im Dickicht leuchtender Wälder,
im tiefen Ozean aus Gras,
inmitten nährender Felder und
zwischen schroffen Felsgipfeln aus Stein,
liegt im dichtesten Nebel verborgen,
am Grunde tiefblauer Seen,
von niemandes Augen jemals erblickt,
ein Hort voll Wissen aus uralter Zeit.
Der Wind trägt eine Botschaft,
nährt und klärt den Geist,
wenn Du am Rande des Wahnsinns,
den verzauberten Ort erreichst.
Schwer ist die Prüfung
sie wird sechsfach gestellt,
doch hoch ist der Lohn,
den der Siegreiche am Ende erhält.
Feurige Geister im Wasser,
ein Volk längst vergessener Zeit,
geführt von sechs Weisen,
die alles verstehn.
Ewiglich verstreicht die Zeit,
langsam nur begreift der Geist,
sechs Lehren, die ihm hier erteilt,
sechs Lehren, für die Ewigkeit.
Dies ist der Ort, so voller Magie,
ich erblicke ihn einst, doch sah ich ihn nie,
konnte ich doch niemals glauben,
was mein Herz so sicher weiß.
Wer Du auch sein magst Reisender,
der Du mein Lied im Winde erhörst,
solltest den Blick meines Herzens du finden,
so erhöre, was Du jetzt erfährst.
Wenn die Geister im Wasser erstehen,
am Rande liegt die Ewigkeit,
Du die erste Prüfung musst bestehen,
zu völlig unbestimmter Zeit.
Klar wie sein Element,
erglitzert sein Name aus Stein,
das ist der erste Ort,
der Name klar, wie die Herzen so rein.
Dort wird sich entscheiden,
was es denn nun ist,
´s lässt sich nicht vermeiden,
was Du aus ganzem Herzen liebst.
Der zweite Platz,
steht im Namen der Nacht,
Finsternis hüllt ihn ein und
Dunkelheit ist seine Macht.
Hier zeigt sich was Du,
wie tapfer Dein Herz auch mag sein,
niemals würdest erblicken wolln,
schon gar nicht, wärst Du allein.
Der dritte,
vom ganzen nur ein kleiner Teil,
nicht rund und auch nicht spitz,
erfüllt dennoch von ungebrochner Macht.
Dies ist der Ort,
an dem Du erfährst,
was sonst Du so leicht vergisst,
was trotz allem letzten Endes Dir das wichtigste ist.
Der nächste wird sehr schmerzhaft sein,
sein äußeres gleicht dem Gefühl,
geboren aus Verachtung und Hass,
erwartet man von ihm wirklich nicht viel.
Wie es schon der Name sagt,
wie es steht in meinem Wort,
wirst Du hier erfahren,
wenn Du aus tiefstem Herzen hasst.
Der fünfte ist etwas netterer Schein,
sein Name verbirgt eine Zahl,
und ist er auch wirklich recht klein,
bleibt Dir auch hier nicht die Wahl.
Wie sagt die gute Fee doch gleich?
Wünsche hast Du von ganz bestimmter Zahl.
Hier jedoch erfährst Du nur,
was stets der dringlichste war.
Der letzte ist nun gar nicht schön,
doch ist es fast geschafft,
sein Name zeigt Dir was er tut,
ist grausam spitz und scharf.
Vor und hinter Dir liegt,
was die letzte Prüfung ist,
die beißende Qual der Erinnerung,
ehe die letzte Angst verlischt.
Das waren alle Hinweis,
meine Worte enden hier,
doch wer tapfer ist und ehrlich,
besteht das alles hier.“
Einmal mehr fragte ich mich, wie sie sich solche überlangen Texte einprägen konnte, das Lied war sehr seltsam, obwohl sie den Text nur gesprochen hatte, erfüllte mich doch ganz klar die Melodie, es klang ein wenig, als ertöne das Lied in meinem Herzen. „Ich habe schon einmal versucht, die einzelnen Seen zu den Versen zu zuordnen, ich glaube, der Kristalmondsee zeigt einem, was man am meisten liebt, der Schwarzmondsee, was man am meisten fürchtet, der Sichelmondsee, was einem das wichtigste ist, der Zerrmondsee, was man am meisten hasst, der Spitzmondsee, die schmerzlichste Erinnerung und der Dreiecksmondsee, den größten Wunsch.“ „Dann steht uns ja einiges bevor, weißt du, was dieser „Lohn“ ist, „den der Siegreiche am Ende erhält“?“ „Nein, aber ich glaube etwas anderes zu wissen, die „sechs Lehren“ sind klar, das ist das, was die Seen uns zeigen. Die „sechs Weisen“ dürften die sechs Oberhäupter der Mearyllen-Cläne sein. Denn die sechs Mondseen sind die Heimat, dieses Volkes, so heißt es zumindest.“ „Wer oder was sind diese „Mearyllen“?“, erkundigte ich mich, sie schaute nachdenklich ins Feuer, „eigentlich weiß das niemand, denn kein Sterblicher hat sie je erblickt und etwas davon erzählen können. Es scheint wohl in unaussprechliches Erlebnis zu sein. Auch kann niemand sagen, wie sie eigentlich aussehen, aber es gibt ein paar Legenden aus alter Zeit, die fast vergessen sind. Es heißt, dass sie sehr alt sind, älter noch als selbst die Drachen, sie sollen aus einer Zeit stammen, da es die Welten noch nicht gab, lange vor der Zeit der Wiedergeburt. Es heißt, dass sie eine ganz eigene Art von Magie beherrschten und dass sie unglaublich mächtig waren. Doch sie waren wohl auch sehr weise, denn sie benutzen ihre Macht stets um zu lehren und niemals um zu kämpfen, ganz gleich, auf welcher Seite.“ „Meinst du, wir werden sie sehen?“ „Ich weiß es nicht. Vielleicht, sie zeigen sich nur selten, doch immer dann, wenn die Welt aus den Fugen gerät und immer sorgt ihr Eingreifen dafür, dass sich am Ende doch alles zum guten wendet.“ „Na ja, das ist immerhin beruhigend, in diesem Fall haben wir wohl nichts zu befürchten.“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht, es spielt keine Rolle, es liegt nicht in unserer Hand, doch du solltest jetzt schlafen, ein anstrengender Tag liegt vor uns.“ „Und du?“, fragte ich, während ich bereits aufstand um mich niederzulegen, sie lachte leise, „ich brauche nur wenig Schlaf, Nyki schläft nur so viel, weil er noch sehr jung ist und mehr leistet, als ein Drache, dessen Hauptaufgabe in dieser Zeit im Wachsen besteht, normalerweise leisten muss. Gute Nacht.“ „Gute Nacht.“
Die nächsten Tage waren tatsächlich anstrengend, so schön es aussehen mochte, es war keine Freude, sich einen Weg durch das hüfthohe Gras bahnen zu müssen und das nicht nur, weil Morgens das, Tau, das an den Halmen hing einem Kleider und Schuhe durchweichte.
Nach einer mehrere Tage währenden Reise lag der Sichelmondsee, obgleich wir ihn nicht direkt passiert hatten, obwohl wir bislang keinen der Mondseen direkt passiert hatten, inzwischen schon weit hinter uns und der Kristallmondsee rückte immer näher, als wir das Städtchen Ysbaell erreichten. Ysbaell war eine Stadt der Menschen und Elfen und langsam begann ich es wirklich seltsam zu finden, dass es hier in Runenland, im Land der Zwerge nur so wenige Zwergensiedlungen zu geben schien. An für sich war an dem Städtchen nichts besonderes und wir hatten auch nicht vor dort zu verweilen, als es am frühen Nachmittag in unser Sichtfeld rückte. Erst als wir nur noch wenige Schritte vom Stadteingang entfernt waren, bemerkten wir die Seltsamkeit. Ysbaell selbst war um eine kleine Erhöhung herum, auf der ein Schloss, klänge es nicht in Zusammenhag mit diesem Gebäude recht dämlich, so hätte man es als „zierlich“ oder „putzig“ bezeichnen müssen, thronte, errichtet worden und wurde von einem Gürtel aus wohl bewachsenen Feldern umschlossen, denn auf Vhaharia herrschte zur Zeit Sommer. Die stolzen Flaggen jedoch, die fröhlich an den Spitzen hoher Fahnenmasten im lauen Sommerwind hätten wehen sollen, waren zerknittert und auf Halbmast gesenkt, jedes Gebäude einschließlich des Schlosses war mit schwarzen Tüchern behängt worden und alle Einwohner, die unseren Weg kreuzten, als wir dann aus Neugier doch eintraten, trugen bekümmerte bis verzweifelte Mienen zur Schau und selbst die Kinder, die in den breiten Straßen lustlos spielten waren mit trister grauer oder schwarzer Kleidung gewandet.
„Was mag hier geschehen sein?“, fragte Lynn leise, die Stimmung de Stadt drückte einen nieder, sobald man sie betrat und es erschien wie ein Frevel, die unheimliche Stille die über Ysbaell lastete und wahrlich eine Totenstille war, durch ein lautes Wort zu stören. „Ich weiß nicht.“, erwiderte Fayn und musterte die Zeichen der Trauer, „vielleicht sollten wir fragen?“ „Weshalb interessiert euch das überhaupt?“, erkundigte sich Samantha unleidig, sie fühlte sich in dieser Atmosphäre sichtlich unwohl, vielleicht weckte sie ungeliebte Erinnerungen. „Keine Ahnung, ich möchte es eben einfach wissen, ich habe noch niemals erlebt, dass eine ganze Stadt sich so verhält.“, erklärte Nyki unsicher, Samantha verkniff sich eine bissige Bemerkung, doch ihr Blick sprach Bände. „Was ist hier geschehen?“, erkundigte sich Fayn bei einer alten Frau, die mit gefülltem Einkaufskorb vom stummen Markt zurückkam, „ist jemand gestorben?“ „Nein, aber so gut wie.“, erwiderte die Frau mit hoffnungsloser Stimme und musterte uns nur kurz mit stumpfem Blick, „Isabelle, die Tochter des Herzogs ist schwer krank, das arme Kind, gerade Mal acht Sommer alt und sie siecht nur noch dahin und erwartet den Tod.“ „Woran leidet sie denn?“, erkundigte sich Samantha, es war unmöglich festzustellen, ob sie jetzt doch ein bisschen interessiert war oder einfach nur höflich sein wollte. „Das weiß niemand. Der Herzog hat Ärzte und Magier aus aller Herren Länder bestellt aber niemand konnte es ihm sagen oder dem armen Kind beistehen. Ein wirklich mächtiger Magier könnte vielleicht etwas bewirken, aber die sind wohl zu stolz oder zu beschäftig, um sich um die Not unseres kleinen Städtchens zu scheren.“, damit ging sie weiter, wir blieben ein wenig nachdenklich zurück und alle Blicke waren auf Samantha gerichtet, sie seufzte, nickte dann aber und wir wussten, dass sie im Grunde das gleiche dachte, „schon gut, ich hab´s verstanden, gehen wir zum Schloss und ich werde sehen, was sich machen lässt. Obwohl... Wenn ich es recht bedenke, wird es besser sein, wenn wir nicht alle dort aufkreuzen.“ „Willst du etwa alleine gehen?“, erkundigte sich Lynn misstrauisch, sie lachte, „und wenn? Glaubst du, ich könnte nicht auf mich selbst aufpassen? Einerlei, wir sollten zu zweit gehen. Kommst du mit Nico?“ „Ich? Wieso?“, fragte ich überrascht. „Weil ich möglicherweise deine Hilfe brauchen werde.“ „Ähm na gut.“ Ein bisschen verwirrt folgte ich ihr hinauf zum Schloss, ich konnte Lynns Blicke im Rücken fühlen, war der Halb-Elf etwa eifersüchtig?
„Warum glaubst du, dass du meine Hilfe brauchst?“ „Jeder Magier hat Stärken und Schwächen.“, erwiderte sie ernst, „ich kann gut mit Verwandlungen und Kampfzaubern umgehen, Heilung ist nicht so sehr mein Fall. So wie ich das sehe, ist es allerdings wahrscheinlich, dass du ein wenig mehr Talent dazuhast.“ „Glaubst du das wirklich?“, zweifelte ich, „in meinem ganzen Leben habe ich nur zwei- oder dreimal versucht, irgendwen zu heilen und ich kann nicht behaupten, dass es mir gefallen hätte.“ Sie lächelte mir zu, „selbst wenn, schaden wird deine Anwesenheit doch wohl kaum, oder? Einen Versuch ist es wert und außerdem bist du hier nicht der einzige, der keine Lust dazu hat.“ „Hast du nicht?“ „Nein, wirklich nicht.“ „Warum tust du es dann?“, ich blieb stehen, „niemand kann dich zwingen.“ „Nein, das wohl nicht aber wenn man die Möglichkeit hat ein Leben zu retten und es nicht tut, dann ist das so als hätte man diesem Leben eigenhändig ein Ende gesetzt.“ „Du weißt doch aber gar nicht, ob du dieses Mädchen retten kannst.“ Sie überlegte kurz, während wir langsam weitergingen, „nein, aber ich muss es einfach versuchen, ich kann es dir nicht erklären, es ist einfach so.“ „Du musst es mir nicht erklären,“, erwiderte ich leise, „denn ich fühle ebenso, seit ich zum ersten Mal jemanden habe sterben sehen.“
„Halt, wohin wollt ihr Fremde?“, der Wächter umklammerte seine Lanze und stellte sich uns beinahe drohend in den Weg. Er wirkte verhärmt sein Gesicht war aschgrau und obgleich er noch recht jung zu sein schien, wirkte er alt und müde, die schwarze Rüstung ließ die ungesunde Hautfarbe noch viel mehr zur Geltung kommen. „Wir wollen zum Herzog.“, antwortete Samantha bestimmt. „Wollen wir?“, fragte ich leise, zu überrascht war ich gewesen, sie ignorierte mich und der Wächter schien mich glücklicherweise nicht gehört zu haben. „Es geht um seine Tochter.“ Hmm, wenn ich so darüber nachdachte war es eigentlich logisch, dass wir diesen Herzog erst fragen mussten, ehe wir versuchten, seine Tochter zu heilen, aufmerksam musterte ich den Wächter, er regte sich nicht und verzog keine Miene, „und wer seid ihr?“ Reisende Magier und Krieger.“ „Ihr?“, jetzt sah er doch fast so aus, als wolle er lachen, „ihr seid doch nur Kinder!“ „Man sollte niemanden seines Alters wegen unterschätzen, diese Isabelle scheint dem Tode nahe, was gibt es also zu verlieren? Wir können es nicht mehr verschlimmern, ganz gleich, was wir tun.“ „Hmm...“, der Wächter überlegte kurz, „das ist allerdings wahr. Vielleicht sollte ich... Wartet hier.“ Damit verschwand er im Schloss, kam aber bereits nach ein paar Minuten wieder, er winkte uns zu sich, „kommt mit.“ Wir folgten ihm durch das Schlossinnere, auch hier war alles schwarz verhangen, eine ungesunde Stille herrschte und ein jeder, dem wir begegneten trug eine Miene zur Schau, als wäre es er selbst, der bereits mit einem Fuß im Grabe stünde, die Herzogstochter musste ja außerordentlich beliebt sein.
Der Herzog selbst erwartete uns in einer kleinen Halle, auch hier war alles mit schwarzen Samt zugedeckt. Er war ein kleiner Mann, mit einem freundlichem Gesicht und gepflegtem Äußeren, in seiner schwarzen Kleidung jedoch und mit dem trüben Blick seiner braungrauen Augen, die irgendwie tot wirkten, machte er einen bemitleidenswerten Eindruck, seine Tochter war alles, was ihm geblieben war und jetzt wo er sie zu verlieren drohte schien es ihm, als würde ihm ein Stück seiner Seele entrissen. „Ihr wollt also versuchen, meine Isi zu heilen?“, fragte er, seine Stimme war ohne Hoffnung, erklang müde und schleppend, „es ist vergebliche Müh, kehrt um, niemand kann etwas tun.“ „Wir wollen es zumindest versuchen.“, erwiderte Samantha sanft, „das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir scheitern. Vielleicht jedoch haben wir Erfolg.“ „Vielleicht.“, erwiderte er kummervoll, „doch ich kann es nicht mehr ertragen, wie jedes Mal neue Hoffnung aufkommt und dann.... Jedes Mal schmerzt es grausamer, ich vermag das nicht mehr durchzustehen! Wenn ein wirklich erfahrener mächtiger Magier zu mir, käme, dann wäre das etwas anderes, wie die Dinge jedoch stehen... Ihr habt ein gutes Herz und ich danke euch für eure Mühe doch es waren schon genug kleine Wandermagier, die erfolglos versuchten, ihr Linderung zu verschaffen.“ „Wenn ihr einen mächtigen Magier wünscht, was würdet ihr dann tun, wenn eine silberne Robe auf eurer Schwelle stünde?“ „Jemand vom Clan der Allmacht? Ein Günstling des größten Drachen? Dann würde ich ein letztes Mal hoffen, doch Nohad hat seine eigenen Probleme.“ „Und wie würdet ihr so jemanden erkennen?“ „Er würde im Besitz des Siegels sein.“ „Wenn das alles ist.“, sie streckte die linke Hand waagerecht nach vorn, silberner Nebel umspielte plötzlich ihre Finger und als er sich verzog, lag etwas silberglänzendes in ihrer Hand, der Herzog sah es und erschrak, „verzeiht mir, ich konnte doch nicht wissen...“ „Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen, „unterbrach sie ihn, „denn ganz recht, Ihr konntet nicht wissen. Wenn ihr euch entscheiden könnt, ein letztes Mal zu hoffen, werden ich und mein Freund tun, was immer ich unserer Macht steht, doch wir können nichts versprechen.“
„Natürlich. Ja, es soll der letzte Versuch sein, ich werde euch in Isis Zimmer bringen.“, damit stand er auf und erneut durchquerten wir die trostlosen Gänge des Schlosses, das Zimmer Isabelles jedoch war ein krasser Gegensatz zu allem, was wir bis dahin gesehen hatten, die Möbel waren weiß und golden, alles andere erstrahlte in den unterschiedlichsten Pink- und Rosatönen. Als Sam den Raum betrat prallte sie zuerst zurück und wirkte dabei beinahe entsetzt, ich starrte nur ein bisschen überrascht die weißen Holzschaukelpferde, die blonden Puppen mit rosa Kleidern, die pinken Vorhänge, die Goldränder an den Möbeln, das große rosa-goldene Himmelbett und die verstreuten weißen und blassrosanen Bauklötze an, die nach dem düsteren Rest des Schlosses so unerwartet kamen. Isabelle lag blass in den Kissen des riesigen Bettes und schien in dem Meer aus rosa beinahe zu ertrinken, das Mädchen war höchstens acht Jahre alt und zwischen den großen Kissen wirkte ihre bleiche, schmächtige Gestalt ziemlich verloren. Sie war sehr mager, der Blick ihrer Augen stumpf und leer, das silberblonde Haar umgab ihr bleiches, verschwitztes Gesicht in Strähnen, wie ein Strahlenkranz und obwohl sie uns mutlos ansah, hätte man meinen können, sie sei bereits tot, wären da nicht das Geräusch ihres Atems, der rasselnd und mühsam kam, und das zucken der dünnen Glieder gewesen, wenn der Schüttelfrost sie packte. Ich musste schlucken, als ich dieses Elend sah, und egal was vorher gewesen sein mochte, was ich gedacht haben mochte, jetzt gab es nur noch eins, ich wollte dem Kind helfen, wollte für dieses Mädchen tun, was immer ich konnte. Samantha schien ähnlich zu denken, doch zunächst, befragte sie den Herzog über sämtliche Symptome und wurde dabei immer nachdenklicher, „gab es einen solchen Fall schon einmal in Eurer Familie?“ „Ja.“, er wirkte überrascht, „meine Frau starb an der selben Krankheit und auch damals konnte niemand helfen.“ „Dann bleibt die Frage, ob das wirklich eine Krankheit ist...“, murmelte sie leise, mehr zu sich selbst, doch ich horchte auf, „was sollte es sonst sein?“ „Gift.“, erwiderte sie düster, das hier lässt mich an ein bestimmtes Gift denken, über längern Zeitraum in kleinsten Dosen verabreicht, hat es genau diese Wirkung und führt schließlich zum Tod, doch noch weiß ich das nicht sicher.“ Sie kniete sich neben dem Bett hin und nahm die fieberheiße Hand des Kindes, „Isabelle, kannst du mich hören?“ Das Mädchen nickte, es war nur eine winzige Bewegung, nicht mehr als der Schatten eines Nickens, doch es war unmissverständlich. „Ich bin hier um dir zu helfen, deshalb darfst du keine Angst haben, was auch immer jetzt passiert, versprichst du mir, dass du durchhältst?“ Wieder nickte das Mädchen, vermutlich war die Kleine inzwischen an die Schmerzhaftesten Torturen gewöhnt und solches vermochte sie nicht länger zu schrecken.
Samantha hielt Isis Hand weiter fest und schloss die Augen, einen Moment lang schien gar nichts zu geschehen, dann begann die Luft rund um das Bett zu Flimmern, geriet immer Mehr in Bewegung. Leuchtende, in allen Farben schillernde Energieströme umflossen Samantha und das Mädchen, sie pulsierten immer heftiger und wurden immer stärker, ich sah, wie Sam der Schweiß auf die Stirn trat. Als ich schon glaubte, die Spannung im Raum nicht mehr ertragen zu können, gab es einen lauten Knall und als die Energien sich mit enormer Wucht entluden, wurde Samantha zurückgeschleudert, sofort kam sie wieder auf die Beine. „Alles in Ordnung?“, fragte ich ein bisschen abwesend, irgendwie war ich immer noch im Bann der Ströme, alles erschien mir seltsam unwirklich. „Ja.“, erwiderte sie, „ich weiß jetzt was es ist und ich hatte recht und habe mich gleichzeitig geirrt.“ „Was?“, der Herzog wirkte völlig verwirrt, „wie ist das zu verstehen? Aber viel wichtiger, kannst du etwas tun?“ „Ich hatte recht, als ich sagte, dass es wohl keine Krankheit ist, aber es ist auch kein Gift.“ „Was ist es dann?“, ich warf einen Blick auf Isabelle, die immer noch wie tot darniederlag. „Ein Fluch.“ „Ein Fluch?!“, rief der Herzog kummervoll und sank in die Knie, „dann ist alles verloren oder vermagst du ihn zu brechen?“ Samantha zögerte, „nicht hier. Aber vielleicht...“, sie warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, „vielleicht gibt es eine Möglichkeit.“ „Was?“, rief er verzweifelt und war im Nu wieder auf den Beinen, ich würde alles tun, wirklich alles!“ „Ihr könnt nichts tun.“, erwiderte sie nüchtern, „aber vielleicht gibt es etwas, was wir tun können, wisst ihr, wann es mit diesen seltsamen Krankheiten seinen Anfang genommen hat?“ „Ja, das erste Mal findet sie bei der Tochter des Helden Veteryan, einem meiner Ahnen Erwähnung, danach suchte sie unregelmäßig die Angehörigen meiner Familie heim, meist schon im Kindesalter starben sie.“ „Zwei Fragen.“; man sah, wie es in ihrem Kopf angestrengt arbeitete, „gab es zwischen allen, die unter dem Fluch litten eine Verbindung und ist dieser Veteryan, derselbe, der am Ende des Dämonenkrieges den Nekromaten Thorson tötete?“ „Ja, er war es, der diesen Totenmagier erschlug, der glaubte, ein Sohn des Menschengottes Thor zu sein, doch eine Zusammenhang zwischen den Krankheitsfällen? Lass mich überlegen... Doch! Jetzt fällt es mir ein, es gibt eine alte Familiensage, laut der nur jene von dieser Krankheit heimgesucht werden, die silberblondes Haar und hellblaue Augen haben, wie es auch bei Veteryan der Fall war.“ „Gut, das ist ein Anhaltspunkt. Gibt es irgendwelche Geschichten in denen die Gründe Veteryans dargelegt werden? Ist bekannt, weshalb er Thorson tötete?“ „Nein ich glaube nicht direkt, aber es heißt wohl, ihre Festungen hätten mehr oder minder nebeneinander gelegen und es wird etwas von einem Brautraub gemunkelt.“ „Immerhin, das ist besser als nichts.“, man sah ihr an, wie sie sich quälte, dann trat ein Entschlossener Zug in ihr Gesicht, „gibt es hier einen ruhigen Raum in dem wir uns ungestört aufhalten können und der möglichst abzuschließen ist?“ Der Herzog nickte hoffnungsvoll, sollte das seltsame Anliegen ihn verwirrt haben, so zeigte er es nicht, mir jedoch dämmerte allmählich was Sam vorhatte, auch wenn ich es nicht so ganz glauben mochte.
„Was beabsichtigst du zu tun?“, fragte ich deshalb gleich, nachdem der Herzog uns in einen leeren Raum, geführt und diesen verlassen hatte. Sie lächelte, mir entging nicht, dass es ein wenig gequält wirkte, „was wohl? Ich kenne die Zeit und den Ort, ich werde es schon schaffen.“ „Aber würden wir dann nicht den Lauf der Geschichte ändern?“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“, sie zuckte mit den Schultern. Ich seufzte, „du weißt es also nicht... Was ist mit den Regeln?“ „Manche Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden.“ „Gut... Was auch kommt, ich bin dabei, ich werde dich nicht im Stich lassen, aber eins noch, warum?“ „Weil sie mich in ihrer Situation an jemanden erinnert, jemanden, der mir sehr viel bedeutete.“, sie lächelte traurig und ich beließ es dabei, mehr hätte ich ihr wohl ohnehin nicht entlocken können. „Was ist mit Waffen?“, fragte ich also. „Unsere können wir nicht mitnehmen, wir sollten nicht mehr Regeln brechen, als unbedingt nötig, wir müssen uns eben dort welche organisieren.“ „Na dann gute Nacht.“, ich seufzte tief.“ „Du musst nicht mitkommen Nico, ich kann es auch allein tun.“ „Ich weiß, aber ich lasse dich nicht im Stich.“ Wie sie zuvor legte ich meine Waffen ab, sie lächelte warm, „dann komm.“, in der Hand hielt sie das Porymptemp Clynym und wir traten unsere zweite Zeitreise an.
Vielleicht bis heut abend oder morgen oder so.
Also, der läd definitiv zu lange aber wenn ich shcon wieder nen neuen Thread eröffne, brauch ich mich nicht wudnern, wenn keine mehr mitkommt, was mein ihr?
Hi da bin ich wieder
@Azshari: ich darf noch genauso lang und oft wie ich will an den computer, hatte in letzter zeit aber net so viel davon. häng in der geschichte also etwas zurück *schuldbewusst dreinguck*
@Te 13: danke für die nomierung bei dem Rätsel *Te 13 ganz doll dafür knuddelt*
@Drachenmond: bin zur zeit bei dem teil wo der Eisgott zu gibt, dass nicht er den schwur in der ursprache geleistet hat sondern diese stimme. das ist echt fies. zu wem gehört eigentlich diese stimme? ich beeile mich auch mit dem Lesen. mach weiter so!!!
@Azshari: ich darf noch genauso lang und oft wie ich will an den computer, hatte in letzter zeit aber net so viel davon. häng in der geschichte also etwas zurück *schuldbewusst dreinguck*
@Te 13: danke für die nomierung bei dem Rätsel *Te 13 ganz doll dafür knuddelt*
@Drachenmond: bin zur zeit bei dem teil wo der Eisgott zu gibt, dass nicht er den schwur in der ursprache geleistet hat sondern diese stimme. das ist echt fies. zu wem gehört eigentlich diese stimme? ich beeile mich auch mit dem Lesen. mach weiter so!!!
@ Shadow27: Halli Hallo, war aber auch echt ne super Idee von dir!
@ Drachenmond: Also die letzten paar Seiten sind definitiv meine Lieblichststellen! Ich finde sie stechen aus der bisherigen Geschichte am meisten heraus. Sie sind am intensivsten. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen!
PS: Danke, dass du mich gelöscht hast :)
@ Drachenmond: Also die letzten paar Seiten sind definitiv meine Lieblichststellen! Ich finde sie stechen aus der bisherigen Geschichte am meisten heraus. Sie sind am intensivsten. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen!
PS: Danke, dass du mich gelöscht hast :)
Kein Problem ich kann ja nicht zulassen, dass meine Fans abfackeln und shcön wieder von dir zu hören Shadow27 was ist also? SOll Shadow den Wettbewerb gewonnen haben oder gibt es noch andere Vorschläge?
Danke für euer Lob und es ist auch nicht shclinmm, dass du noch nicht alles durchhast Shadow27 ich kann mich ja drauf verlassen, dass du es nachholst.
@Te 13 Diese Seiten waren so ne Art experiment gelngen wie es scheint. Wie fandest du eigentlcih die Stelle, auf die ich angespielt hab?
Übrigens hab ich keine Ahnung, wessen STuijmme das war, unwichtig, irgendein DIener halt oder so.
tja also, ich werd jetzt auch gleich mal nen neuen Thread eröffnen, das läd mir einfach viel zu lange, ich hoffe ihr versteht das und wir sehen uns dann dort!
@Shadow27 kannst du mir auch mal hier oderim neuen Thread posten welches, warum deine Lieblingsstelle ist und welches dein Lieblingschara?
Danke für euer Lob und es ist auch nicht shclinmm, dass du noch nicht alles durchhast Shadow27 ich kann mich ja drauf verlassen, dass du es nachholst.
@Te 13 Diese Seiten waren so ne Art experiment gelngen wie es scheint. Wie fandest du eigentlcih die Stelle, auf die ich angespielt hab?
Übrigens hab ich keine Ahnung, wessen STuijmme das war, unwichtig, irgendein DIener halt oder so.
tja also, ich werd jetzt auch gleich mal nen neuen Thread eröffnen, das läd mir einfach viel zu lange, ich hoffe ihr versteht das und wir sehen uns dann dort!
@Shadow27 kannst du mir auch mal hier oderim neuen Thread posten welches, warum deine Lieblingsstelle ist und welches dein Lieblingschara?
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