Krieg der Vampire (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

Krieg der Vampire (Bücher / Autoren-Treffpunkt)

Willkommen zu diesem neuen Thema.
Ich arbeite derzeit an einer Trilogie zum Thema Vampire. Der erste Teil ist bereits komplett fertig, allerdings nur als so eine Art Drehbuch. Immer wenn ich Zeit habe versuche ich, dieses Drehbuch in eine gängige Romanform zu bringen. Und weil ich natürlich wissen will, was andere davon halten, werde ich von Zeit zu Zeit, wenn ich mal wieder n bisschen was geschafft habe, Ausschnitte davon hier veröffentlichen.
In der Geschichte geht es, wie nicht anders zu erwarten, um einen Krieg unter den Vampirclans. Der Ursprung der Vampire liegt bei mir in dem Krieg der Engel, an dessen Ende der Engel Luzifer in die Hölle geschickt wurde. Aus dieser Zeit stammt auch ein Geheimnis, mit dessen Hilfe ein Vampir mächtiger als ein Erzengel werden kann. Erst in unseren Tagen erfahren die Vampire davon und weil kein Clan diese Macht teilen will, kommt es zum Krieg.
So, das war die grobe Story und es folgt auch gleich eine erste Leseprobe. Viel Spaß.

Manche sagen, eine Kirche wäre die Residenz Gottes auf Erden.
In jenem Moment ging hinter dieser Kirche die Sonne unter. Sie verschwand hinter dem hohen Turm der Kirche und eine breite Fläche vor dem alten Gemäuer versank in einem riesigen Schatten. Nur wenige Sekunden später schlenderte ein junger Mann Anfang 30 auf das Portal der Kirche zu. Sein langer schwarzer Mantel wehte leicht im Wind und seine Stimmung war an seine dunkle Kleidung angepasst. Er öffnete die Tür und blickte sich um. Die Kirche war leer, die Sitzreihen völlig frei. Weiter vorne, am Altar, brannte ein wahres Kerzenmeer. Langsam ging er durch den Mittelgang und ließ eine Sitzreihe nach der anderen hinter sich. Schließlich erreichte er den Altar. Rechts daneben konnten sich Besucher eine Kerze nehmen falls sie keine eigene mitgebracht hatten. Der schlanke Mann griff sich eine Kerze, ging damit zurück zum Altar und zündete sie an einer bereits brennenden Kerze an. Dann stellt er sie zu den anderen. Anschließend schloss er kurz die Augen. >>Für dich, Isabelle, ganz so wie du es dir von mir gewünscht hattest. Eine Kerze an deinem Geburtstag.<< Es war mehr ein Atmen als ein Flüstern, so sanft verließen die Laute seine Lippen.
Er öffnete die Augen und konnte gerade so erkennen, wie ein Priester den Beichtstuhl betrat um eventuellen Besuchern Absolution zu erteilen. Dann blickte der Besucher hoch zum Kruzifix. Sein Blick verfinsterte sich noch mehr als er den gekreuzigten Messias sah. Dann stand er auf und hauchte der von ihm angezündeten Kerze noch einen Kuss und ein >Ich werde dich immer lieben< zu und machte sich auf in Richtung Beichtstuhl. Bevor er eintrat, schloss er noch einmal die Augen und dachte über sein Vorhaben nach. Ein oder zwei Sekunden später trat er schließlich doch ein.
Der Mann kniete sich hin und wartete darauf, dass der Priester das kleine Schiebefenster öffnete. Der Besucher faltete seine Hände wie zu einem Gebet, dabei wurden ihm wieder einmal seine Brandwunden bewusst. Diese Brandwunden hatte er jetzt schon eine Ewigkeit und er versuchte immer noch sie zu verdrängen. Er konnte sie nicht akzeptieren, er hasste sie. Nicht aus ästhetischen Gründen, sondern weil er sie seit dem Tag hatte, an dem sie starb. Die Wunden erinnerten ihn immer wieder an ihren Tod. Aber aus diesen Gedanken wurde er schnell wieder herausgerissen als der Priester, Alfred Grissom, das kleine Fenster öffnete. Grissom war ein Mann mittleren Alters, das Haar fing schon an grau zu werden und die Bündchenweite seiner Hosen war auch schon mal kleiner gewesen, aber das kümmerte ihn alles nicht. In seiner Gemeinde war er beliebt und selbst einige Jugendliche besuchten die Kirche seit er sie leitete. Einige bezeichneten ihn sogar als cool. Er war zufrieden mit seinem Leben und wartete schon begierig darauf, wie der diesem ihm unbekannten Schäfchen helfen konnte.
>>Vergeben Sie mir, Pater, denn ich habe gesündigt.<< Der für Grissom fremde Mann begann die Beichte mit der üblichen Floskel. Nun folgte einen Augenblick lang gar nichts, aber dann kam der Rest der Beichte. Er flüsterte nur, aber trotzdem verstand Grissom ihn klar und deutlich. >>Ich habe gegen zwei Gebote des Herrn verstoßen. Ich bin Soldat und habe oft getötet. Ich glaube zwar, dass ich für eine gerechte Sache getötet habe, dennoch plagt mich mein Gewissen.<< Dann wieder Stille. Grissom hatte Ähnliches schon des Öfteren gehört, zu seiner Gemeinde gehörten viele Kriegsveteranen. Manche kamen den Umständen entsprechend gut damit klar, dass sie getötet hatten, schließlich waren sie nicht die Befehlshaber, sie konnten nichts für den Krieg. Sie mussten ihre Feinde töten, oder sie wären selbst getötet worden. Darum hatten manche keine Probleme mit ihrem Gewissen. Aber die meisten von ihnen plagten ähnliche Gewissensbisse wie diesen Mann. Obwohl Grissom schon oft eine solche Beichte gehört hatte, fand er es immer schwierig, eine passende Antwort zu finden, darum zog er es erst einmal vor, den Schluss der Beichte zu hören.
>>Ich verstehe. Und das zweite Gebot, das du gebrochen hast?<<
Der Mann blickte auf und ein Lächeln, das wohl mehr etwas mit Galgenhumor zu tun hatte, umspielte sein Gesicht. Jetzt kam er zu seiner größeren Sünde, zu der Sünde, die ihm seine jetzige Existenz beschert hatte. >>Das 4. Gebot<<, fuhr Grissoms Gesprächspartner fort. >>Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Mein Vater und ich haben uns vor langer Zeit zerstritten und er ist noch immer wütend auf mich. Ich habe meinen Vater schon lange nicht mehr geehrt.<<
Grissom nickte. Eine weitere Beichte mit der er schon mehr als einmal zu tun hatte. Manchmal fing er schon an zu glauben, so etwas wie eine glückliche Familie würde es auf der Welt nicht geben. Aber er war stolz darauf, dass schon einige seiner Ratschläge dazu geführt hatten, dass sich Familien wieder näher kamen und das Kriegsbeil zumindest größtenteils begruben. Er hoffte etwas Ähnliches auch in diesem Fall zu schaffen. >>Ich bin mir sicher, wenn du mit ihm redest, wird dein Vater dir vergeben.<<
Grissoms Gegenüber gab ein Geräusch von sich, das wie ein abfälliges Schnauben klang. Er schüttelte kurz den Kopf und malte sich in Gedanken aus, wie er tatsächlich mit seinem Vater reden würde. Aber das verwarf er sofort wieder, selbst wenn er es wollte, er würde gar nicht an ihn rankommen. Und selbst wenn, er kannte seinen Vater gut genug um zu wissen, dass es nicht klappen würde. >>Mein Vater<<, wiederholte der schlanke Mann. >>Ich weiß nicht. Denn im Gegensatz zu dem, was Sie predigen, vergibt Gott in Wirklichkeit nicht so schnell.<<
Grissom spulte die letzte Aussage gedanklich zurück und spielte sie erneut ab. Und noch mal. Und dann noch einmal. Je öfter er das tat, desto verstörter war sein Gesichtsausdruck und ein >>Was?<< war das einzige, das er hervor brachte. Sein Vater, Gott, vergibt nicht so schnell? Glaubt der ernsthaft, Gott wäre sein Vater?
Obwohl in dem Fenster zur Unterstützung des Beichtgeheimnisses eine gitterähnliche Sichtbehinderung eingebaut war, konnte der Fremde recht gut erahnen, was für eine Grimasse der Priester jetzt wohl zog. Darum beschloss er, die gesamte Geschichte zu berichten. >>Vielleicht sollte ich von Anfang an erzählen.<< Eine kurze Pause. Er kramte in seinen Erinnerungen. Und obwohl es schon so viele Jahre her war, er erinnerte sich an alles. An jede Kleinigkeit. An die Geräusche aufeinander schlagender Schwerter, an die Schreie der Soldaten und an den Geruch des Blutes an seiner Klinge. >>Es begann vor einer Ewigkeit. Als Luzifer sich gegen Gott erhob war es der Beginn eines Krieges. Jeder Engel musste sich damals entscheiden, auf welcher Seite er kämpfen wollte. Ich kämpfte auf der Seite Luzifers. Ich bekämpfte unseren Vater. Nun, Sie, als ein Experte auf dem Gebiet der Bibel, wissen genauso gut wie ich, dass Luzifer den Krieg verlor.<< Dann verlor er sich völlig in der Erinnerung. Er war sich nicht sicher, ob er dabei weiter erzählte oder ob alles nur in seinem Kopf geschah, aber das war auch unwichtig, denn jetzt war er wieder in seiner Heimat, er war wieder im Himmel.

Einst war es eine paradiesische Graslandschaft. Und weit weg, irgendwo hinter dem Horizont, verwandelte die untergehende Sonne den Himmel in ein Kunstwerk. Es wäre ein wunderschöner Anblick gewesen, doch es hörte auf eine paradiesische Graslandschaft zu sein in dem Augenblick, in dem die Kriegstrommeln erklungen. Sie wurden immer lauter und bewegten sich zusammen mit den Geräuschen zweier riesiger Herden aufeinander zu. Aber es waren keine Herden. Leider. Es waren zwei Armeen. Zwei riesige Armeen, die aufeinander zu stürmten, bewaffnet mit Schwert und Speer. Als die Soldaten an vorderster Front aufeinander trafen begann die Schlacht. Eine grausame Schlacht, in der tapfere Soldaten zu Tausenden ihr Leben ließen. Und als die Schlacht vorbei war, da war es kein Paradies mehr, es war ein Friedhof. Teilweise brannte die Landschaft. Das Paradies war verloren.
Doch das kümmerte die drei Soldaten nicht, die abseits des Schlachtfeldes durch eine felsige Umgebung schlichen und scheinbar besorgt waren, man könnte sie entdecken. Azrael, Daniel und Ruth trugen ihre Rüstungen und deutliche Spuren der Schlacht. Blut, sowie fremdes als auch das eigene klebte an der Kleidung und an der Haut. Aber das war im Moment eines der kleinsten Probleme. In den vergangenen Stunden hatten sie eine Menge verloren. Freunde, Gefährten, eine Schlacht und den Krieg. Keiner hatte es bis jetzt ausgesprochen, aber jeder wusste es: es war aus. Und nun waren sie keine Soldaten mehr, jetzt waren sie Flüchtlinge, die sich verstecken mussten und bei jedem Geräusch fürchteten, die Verfolger hätten sie eingeholt. Und sie waren nicht allein, der zweiten Gruppe, bestehend aus Julia, Sara, Kamiel und Terael, ging es nicht besser. Sie sahen genauso niedergeschlagen aus, wie die Dreiergruppe. Terael sah gar nicht gut aus, seine Rüstung war beschädigt und darunter erkannte man leicht einen Verband und etwas Blut. Er würde es überleben, aber er brauchte jetzt viel Ruhe, weshalb er sich an einem der Felsen abstütze. Die sieben Flüchtlinge begrüßten sich knapp und Azrael begann das Gespräch.
>>Wie geht es euch? Habt ihr was von den anderen gehört?<<
Julia hatte sich bis jetzt auch etwas zwischen den Felsen ausgeruht. Jetzt stützte sie sich ab und stand auf, dann atmete sie tief durch. >>Unsere Hauptstreitmacht unter Luzifers Kommando wurde von Michaels Armee besiegt<<, begann der Engel. Seit Stunden hatten sie nicht nur über die letzten Ereignisse geschwiegen, sie hatten generell geschwiegen. Vielleicht kam ihr deswegen ihre Stimme zu Laut vor und schon nach dem ersten Wort sprach sie leiser, nur aus Angst, die Feinde könnten sie entdecken. Dann berichtete sie den anderen sechs Engeln weiter. >>Ich habe gehört, sie alle werden die Höchststrafe erhalten. Verbannung.<<
Alle wurden nach dem letzten Wort ein wenig bleich im Gesicht, denn jeder von ihnen wusste, was dies bedeutete, doch erst als Daniel noch einmal nachfragte und es laut ausgesprochen wurde, wurde es real. So real wie ein Hieb in den Magen. >>Ins Fegefeuer?<<
Julia blickte ihren alten Freund Daniel mit einer Träne im Auge an. >>Ganz recht.<< Sie, Daniel und der Erzengel Azrael waren unzertrennliche Freunde, im nunmehr beendeten Krieg hatte jeder von ihnen mehr als einmal seinen Arsch und seine Flügel riskiert um einen von ihnen zu retten. Alles hatten sie überstanden. Doch wie sie diese neue Krise überstehen sollten, wusste sie nicht. Julia wandte ihren Blick von Daniel ab und betrachtete nun die Gesichter der anderen fünf Engel. Nur das von Azrael konnte sie nicht sehen, er trug noch immer seinen Helm. Sie fragte sich, was er jetzt wohl dachte. Als ihr Blick schließlich bei Kamiel angelangt war, erschrak sie ein wenig, denn der war mindestens doppelt so bleich wie die anderen. Sie schüttelte ihre kurze Sorge um diesen von kaum einem gemochten Engel ab und offenbarte auch die letzten Informationen die sie hatte. >>Auch die, die sich ergaben und versprachen, sich nie wieder gegen Gott zu stellen, wurden verbannt.<<
Kurzes Schweigen, dann öffnete Azrael wieder seinen Mund. Seine Stimme hallte ein wenig unter dem Helm. >>Das heißt, wir können uns nicht ergeben.<< Azraels Schlussfolgerung engte ihre Optionen erheblich ein, denn Kamiel sprach das aus, was jeder von ihnen dachte. Seine Stimme klang fast panisch.
>>Und verstecken können wir uns auch nicht. Spürtrupps durchkämmen den ganzen Himmel. Früher oder später entdecken sie uns und dann werden auch wir in der Hölle landen. Und dort will wohl niemand von uns hin.<< Die anderen sechs nickten. Keine konnte Kamiel leiden, er traute niemandem und war meistens nur an seinem eigenen Ziel interessiert. Doch er hatte Recht.
>>Und wenn wir auf die Erde gehen<<, schlug Julia vor.
>>Ihr kennt die Regeln<<, erwiderte Azrael. Er war der Älteste von ihnen, der Weiseste und Stärkste. Er neigte dazu meistens Recht zu behalten. >>Wer ohne Gottes Erlaubnis auf die Erde geht, wird zu einem gefallenen Engel, zu einem Dämon, genau wie unsere Kameraden in der Hölle.<<
>>Dämonen ja, aber zu wenigstens landen wir nicht in der Hölle.<< Nun schaltete sich Terael in die Runde mit ein. >>Und das ist das Wichtigste... Azrael, du warst Luzifers Stellvertreter. Entscheide du, was wir tun sollen.<< Terael sah es nicht ähnlich, anderen gegenüber zuzugeben, dass Azrael ranghöher war. Die beiden waren keine Feinde, aber Freunde waren sie bestimmt auch nicht. Vielleicht wollte Terael, der mehrere Tausend Jahre später in einer Kirche diese Ereignisse einem Priester erzählen sollte, einfach nur schnell eine Entscheidung erzwingen. Und da mit Daniel und Julia mindestens zwei dieser Runde stets auf einen Ratschlag Azraels hören würden, hielt er es wohl für angebracht, Azrael weiter den Rücken zu stärken.
Azrael überlegte. Er wusste, er hatte hier so etwas wie eine Anführer-Rolle. Von dem was er sagte, würde das Schicksal dieser sechs Engel abhängen, darum musste er gründlich nachdenken. Andererseits, so viele Möglichkeiten hatten sie ja gar nicht. >>Eine große Auswahl haben wir ja nicht. Ich denke, jeder sollte selbst entscheiden. Kamiel? Sara? Ruth? Daniel? Terael? Julia?<< Jeder der sechs nickte nur stumm nachdem sein Name genannt wurde. Bleiben konnten sie nicht, ergeben konnten sie sich nicht. Es blieb nur die Flucht auf die Erde, die Welt der Sterblichen. Es war ihre einzige Chance. >>Dann ist es beschlossen<<, sagte Azrael knapp. >>Wir gehen auf die Erde.<<

Terael beendete seine Geschichte. Wieder erahnte er nur, was für einen Gesichtsausdruck Grissom jetzt auf der anderen Seite der Trennwand aufgelegt hatte, aber er war zweifelsohne irritiert, so eine Geschichte hatte er im Beichtstuhl ganz bestimmt noch nicht gehört. >>Und so hat es begonnen<<, fügte Terael seiner Geschichte hinzu. >>Damals vor so vielen Jahrtausenden. Wir gingen auf die Erde und wurden so zu Dämonen, zu Vampiren. Wir, die ersten 7, sind für mehr Leichen verantwortlich als jedes andere Lebewesen. Vergeben Sie mir?<<
Grissom brauchte ein wenig Zeit um darüber nachzudenken, was er gerade gehört hatte. Es war Blödsinn, gar keinen Zweifel, aber wie sollte er das seinem Gegenüber sagen? Wie würde er reagieren? Oder, welche Frage noch wichtiger war: handelte es sich bei dem Mann um einen potentiell gewalttätigen Irren oder machte er sich nur einen Spaß? Grissom wusste es nicht und versuchte darum, vorsichtig vorzugehen. >>Ich weiß nicht, ob ich das kann. Denn wie soll ich etwas vergeben, was du gar nicht getan hast?<<
>>Glauben Sie mir etwa nicht?<< Teraels Stimme klang fast geschockt, doch das war nur gespielt, hatte er doch von Anfang an mit einer solchen Reaktion gerechnet.
>>Um ehrlich zu sein, nein<<, erwiderte der Priester mit ruhiger Stimme. Und jetzt war er gespannt darauf, die der Fremde reagieren würde. Er hielt kurz den Atem an.
>>Nun, dann vergeben Sie mir zu wenigstens, dass ich gelogen habe.<< Gerade eben noch geschockt klang Teraels Stimme nun ganz gelassen, sogar etwas euphorisch, fast so wie ein Mensch, der seinen Gegenspieler endlich da hatte, wo er ihn hinhaben wollte. Doch das hörte Grissom nicht raus.
>>Du hast dir dies alles nur ausgedacht?<<
>>Nein, ich habe gelogen als ich sagte, dass die Toten mein Gewissen belasten.<< Terael fing an zu grinsen und Grissom ließ die Worte erneut in seinem Geist Revue passieren. Er dachte kurz nach und senkte den Kopf. Dann schoss er plötzlich hoch. Doch jetzt, wo er die volle Tragweite dieser letzten Aussage erkannte, war es bereits zu spät und durch das Gitter des kleinen Fensters starrten ihn zwei blutrote Augen an. Einen Herzschlag später durchbrach der Vampir-Lord Terael die Trennwand des Beichtstuhls und versenkte seine Reißzähne in den Hals des Priesters. Er saugte an ihm, doch nur ein wenig. Gerade genug um zu wissen, wie Grissoms Blut schmeckte, nicht mehr als eine Weinprobe bei Vampiren. Aber Terael war auch nicht gekommen, um seinen Durst zu stillen. Nein, dieser Besuch war eher persönlicher Natur. >>Das ist für Isabella, Priester.<< Eine kurze, schnelle Bewegung und das Genick des Priesters war gebrochen, kein besonderer Kraftaufwand für einen Vampir, besonders nicht für einen Lord wie Terael. Er warf noch einen Blick auf sein Opfer und verließ dann den Beichtstuhl. Er ging zurück zum Kruzifix und blickte verächtlich zum gekreuzigten Jesus hinauf. >>Du hast sie nicht gerettet. Es wird nichts geben, was dich vor mir retten wird.<< Dann spuckte er auf das Kruzifix und etwas von Grissoms Blut lief das Holz herunter. >>Ich liebe mein Leben.<< Nun hatte er alles getan weswegen er in diese Kirche gekommen war. Er drehte dem Kruzifix den Rücken zu und verließ die Kirche mit einem Lächeln auf den Lippen.
Manche sagen, eine Kirche wäre die Residenz Gottes auf Erden. Doch an jenem Tag in jener Kirche war Gott nicht zu Hause. An jenem Tag war das Böse in der Kirche.
Wow....

Super!
Sehr toll formuliert und echt spannend vom Inhalt!
Vielen Dank für Deine Meinung. Freut mich, dass es Dir gefällt. Hatte zwar auf etwas mehr Resonanz gehofft, aber ein Leser ist besser als keiner. Schon bald kommt ein weiterer Teil der Geschichte, es geht also weiter
Find ich gut, wirklich grosses Lob hast du verdient, denn sowas gibts hier selten zu sehen. Schreib so schnell du kannst weiter. Bitte? *grosse, gleich austrocknende Augen macht*
Also dann, wie versprochen hier ein weiterer Teil der Story. Ich arbeite wirklich so schnell es geht, tut mir leid wenns trotzdem etwas länger dauert. Viel Spaß beim zweiten Kapitel.

Die Sonne war vor vierzig Minuten untergegangen. Vor neununddreißig Minuten hatten Lukas und seine Freunde diesen Ort betreten. Während seine Freunde ihren Geschäften nachgingen, stand Lukas noch immer am Tor und blickte hinaus in die Wüste. Bestimmt ein Klasse Ort für einen Western, dachte Lukas. Er blickte hoch zu den Sternen. Die aufkommende Kälte kümmerte ihn nicht. Er dachte immer noch an den Sonnenuntergang, dessen Ende er von hier aus betrachtet hatte. Den Anfang hätte er auch gerne gesehen, doch das wäre ihm als Vampir nicht gut bekommen. Schließlich hatte er sich den Himmel genug angeschaut. Er kehrte diesem Anblick den Rücken zu und schlenderte durch dieses Kloster mitten im Nirgendwo. Viele Mönche lagen bereits getötet auf dem Boden, Lukas betrachtete selbstgefällig ihre Leichen, sah zu, wie ihr Blut den Boden rot färbte. Er war stets überrascht, wie doch schnell eines zum anderen führte. Eigentlich hatte er sich von seinem Lord Terael nur ein wenig „frei“ genommen um mit seinen Freunden mit einem Bus durch die Gegend zu touren und etwas Spaß zu haben. Dummerweise hatten sie im letzten Kaff wohl etwas zu viel Spaß, denn wie einst im Wilden Westen, wurden sie vom Sheriff und einem Lynchmob aus der Stadt gejagt und sogar noch weiter verfolgt. Die Flucht hatte sie weit ab von der Straße gebracht. Und als sie auf dieses Kloster trafen, welches auf keiner Karte eingezeichnet war, regte sich die Neugierde in Lukas. Darum war er jetzt hier. Darum, und um etwas Spaß mit den Mönchen zu haben, ihnen zu zeigen, dass sie sich nicht so sicher fühlen sollten, denn Teufel gab es nicht nur unten in den Kerkern der Hölle, es gab sie auch hier, hier auf der Erde.
Doch gerade was das anging, entpuppte sich dieses Kloster als eine wahre Enttäuschung, die Mönche hatten keine Angst, zu wenigstens nicht so, wie er es sich gewünscht hatte. Doch das war nicht so schlimm, denn anstatt ängstlich wegzulaufen kämpften die Mönche, und das sogar verdammt gut. Seit Jahrhunderten endlich eine Herausforderung für den etwas gelangweilten Lukas. Endlich gab es Opfer, die es ihm nicht ganz so leicht machten. Lange hatte er danach gesucht, doch dass es ausgerechnet Mönche sein würden… Mönche, die besser kämpften als die Elitesoldaten die er neulich auf diesem Militärstützpunkt erledigt hatte. Und das weckte einmal mehr seine Neugierde. Nachdem er also zwei oder drei dieser Kampf-Mönche getötet hatte, schlenderte er weiter durch das Kloster und fand dann endlich, was er suchte: ein älterer Mönch, der verletzt auf dem Boden lag und versuchte sich kriechend in Sicherheit zu bringen. Lukas lächelte, steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete ein Streichholz an einem kleinen, an der Wand hängenden Kruzifix an und brachte damit die Zigarette zum rauchen. Er schmiss das Streichholz weg und bewegte sich langsam auf den Mönch zu. Da der jedoch nur sehr langsam vorankam, hatte Lukas ihn schnell eingeholt. Erst stellte er sich vor den Mönch und kniete sich dann zu ihm runter, das Lächeln immer noch im Gesicht. >>Sag mir, alter Mann<<, begann Lukas. Er pustete dem Mönch Rauch ins Gesicht und schnipste etwas Asche seiner Zigarette auf die Kutte des auf dem Boden liegenden Mannes. >>Ihr seid Mönche, Diener Gottes und des Friedens. Warum habt ihr meinen Leuten so viel Ärger gemacht? Warum könnt ihr so gut kämpfen?<<
Der Mönch hatte starke Schmerzen, die Bauchwunde tat höllisch weh. Außerdem hatte er Angst. Seine jüngeren Ordensbrüder taten das, was man von ihnen erwartete: sie stellten sich den Vampiren entgegen und zeigten keine Furcht, doch er hatte Angst. Er wollte noch nicht sterben. Und die Angst ließ ihn vergessen, was er vor vielen Jahren auf die Bibel geschworen hatte. Er erzählte von Geheimnissen, die ein Vampir niemals erfahren durfte. >>Wir gehören zu einem geheimen Orden der Kirche. Wir sind dazu auserkoren, die unheilige Schriftrolle zu bewachen.<<
Lukas wurde hellhörig, die Sache fing an interessant zu werden. >>Was für eine Schriftrolle<<, fragte er und konnte sein Interesse leider nicht verbergen, worin der Mönch eine Chance für sich sah.
>>Wenn ich es dir sage, verschonst du mich dann?<<
Lukas schwieg kurz. Er verfluchte sich dafür, seine Neugierde nicht besser versteckt zu haben. Er zog genüsslich an der Zigarette und blickte den Mönch an. >>Natürlich<<, sagte Lukas. Er hörte dann den Ausführungen des Mönches genau zu, mit einem unehrlichen Grinsen im Gesicht.

Das Wetter war schön in der ruhigen Vorstadtgegend. Ein warmer Frühlingstag, geradezu perfekt um den siebten Geburtstag von Samantha Sloane zu feiern. Etwa ein dutzend Kinder spielten miteinander, anscheinend irgendeine Variante von Verstecken. Die Eltern der Kinder schauten amüsiert zu, wie ihre Sprösslinge um die Tische, durch die Luftballons und an den Geschenken vorbei herumliefen und ihren Spaß hatten. Samanthas Vater Jack schaute ebenfalls immer wieder zu, obwohl er damit beschäftigt war, für ein dutzend Kinder und ihre Eltern Würste, Fleisch und auch ein oder zwei Fische zu grillen.
Maggie Sloane war etwa Mitte 30, ihr Mann Jack ein wenig älter. Sie kam auf ihren Ehemann zu und schlang von hinten ihre Arme um seine Hüfte. Sie küsste ihn auf die Wange und lächelte. Auch er war sehr gut gelaunt, obwohl er eine gewisse Härte im Gesicht hatte, so wie ein Kriegsveteran, der bereits ein Schlachtfeld zuviel gesehen hatte. Dann klingelte das Telefon. Jack löste sich aus der Umarmung, drückte seiner Frau das Grillwerkzeug in die Hand, gab ihr einen Kuss auf die Nase und erklärte schnell, er würde sich um das Klingeln kümmern. Daraufhin ging der athletische Mann durch die Terrassentür ins Haus. Irgendwie hatte er plötzlich ein mieses Gefühl und als er die Nummer sah, die im Display aufleuchtete, war er sich sicher, dass dieses Telefonat ihm nicht gefallen würde. Denn er hatte einen Job, der so gar nicht zu dieser Vorstadtgegend mit Tausenden weißen Gartenzäunen und dem auf jedem Grundstück perfekt gemähten Rasen passte.
Jack atmete tief durch und nahm den Telefonhörer in die Hand. >>Ja, was gibt es?<< Seine Stimme klang nicht besonders erfreut, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass der Mann am anderen Ende nicht die geringste Schuld traf.
>>Sir, wir haben hier eine Situation, die ihre Anwesenheit erfordert.<<
Sloane schnaubte. Nur weil er der Boss war konnte es doch nicht sein, dass man ihn wegen jeder Kleinigkeit störte. Insbesondere heute nicht. >>Ich habe zum ersten Mal seit 3 Jahren Urlaub. Ich bin mir sicher, um diese Sache kann sich auch jemand anders kümmern. Wir haben genug fähige Leute in der Firma.<< Obwohl Sloane angesichts dieses Anrufs ein wenig an seinem letzten Satz zweifelte, wartete er gespannt auf die Reaktion des Anrufers.
Der Anrufer kam jetzt ein wenig ins Schwitzen. Er wusste, dass er mit der lebenden Legende Jack Sloane sprach. Einen Mann wie diesen verärgerte man nicht so leicht, trotzdem, diesmal musste es wohl sein. >>Das weiß ich Sir, aber ich habe im Handbuch nachgeschlagen. Und dort steht, sollte ein Code Guardian Down eintreten, sind Sie umgehend zu benachrichtigen. Jetzt haben wir einen Guardian Down.<<
>>Guardian Down?<< Sloane schluckte. Er ging etwas nach hinten und musste sich an einem Sofa abstützen. Er war wohl der einzige, der alle Codes der Organisation auswendig konnte. Und von allen Codes hatte er stets gebetet, dass dieser niemals eintreten würde. >>Ich fange sofort an zu packen.<< Sloane legte den Hörer auf die Basisstation. Dann entfernte er sich vom Sofa. Er wollte eigentlich wieder zurück in den Garten, doch jetzt blieb er wie angewurzelt stehen. Er hoffte, dies wäre nur ein Alptraum und er würde gleich aufwachen, doch dem war nicht so. Guardian Down… Es gab nur drei Kloster auf der ganzen Welt, in denen die Mitglieder seiner Organisation für ihren Krieg gegen die Vampire ausgebildet wurden. Nur drei Orte außerhalb des Vatikans, an denen man erfahren konnte, wo die Schriftrolle aufbewahrt wurde. Jahrhunderte lang hatte man versucht, sie zu zerstören. Doch es war nicht gelungen, als Luzifer sie auf der Erde versteckte, hatte er dafür gesorgt, dass man sie nicht vernichten konnte. Also hatte dieser Orden beschlossen, dass sie versteckt werden musste und sie niemals in die Hände des Bösen fallen durfte. An nur drei Orten der Welt konnte man davon erfahren. Und jetzt ein Code Guardian Down. Einer dieser drei Orte wurde von Vampiren überfallen. Dies war der Moment, vor dem Sloane sich immer gefürchtet hatte, und diese Furcht hatte ihn starr vor Angst gemacht.
Jacks Frau Maggie war in dem Moment ins Zimmer gekommen, in dem er aufgelegt hatte. Und nun stand er schon viele lange Sekunden regungslos da. Sie hatte ihn noch nie so gesehen, aber sie ahnte, was dieses Telefonat bedeutete. >>Du musst arbeiten, oder? Und das in deinem Urlaub.<< Maggie klang enttäuscht. Aber weniger wegen ihm. Sie verstand, weshalb er sooft weg musste, sie kannte seine Arbeit und wusste wie wichtig sie war. Wenn er weg musste, dann war es zum Wohle der ganzen Menschheit. Sie fand es nur traurig, weil er sich schon so lange auf diesen Urlaub gefreut hatte. Und nun das.
>>Das habe ich auch gesagt, aber glaub mir, es ist wichtig.<< Jack hatte zwar geantwortet, aber er war noch immer in seiner Angst gefangen. Er starrte stur geradeaus. >>Vielleicht war es niemals wichtiger.<< Erst jetzt gelang es ihm, sich zu lösen und seiner Frau in die Augen zu blicken.
Maggie lächelte mitfühlend. Sie ging zu ihrem Mann und legte ihre Arme um seinen Hals. >>Ich mache dir ja auch keinen Vorwurf. Es ist nur... na ja, wir sind eben einfach nur an zweiter Stelle. Gleich nach dem Rest der Welt.<<
Jack drückte seine Frau etwas von sich weg und blickte ihr wieder tief in die Augen. Er liebte sie sosehr, sie und ihre Tochter. Und sie waren auch der Grund, weshalb der den Job noch machte. >>Maggie, wenn ich losziehe und meine Missionen erledige, rette ich nicht die Welt. Ich versuche nur, sie für Sam ein bisschen sicherer zu machen.<<
Maggie streichelte über seine Wange. Dann umarmte sie ihn wieder und sie flüsterte ihm ins Ohr. Ihr Atem verursachte eine leichte Gänsehaut. >>Ja, ich weiß. Versprich einfach, dass du wieder nach Hause zurückkommst. Lebendig und an einem Stück.<<
Jack schloss die Augen, drückte sie ganz fest an sich und streichelte ihren Rücken. >>Ich verspreche es.<<

Sloanes Organisation gab es offiziell gar nicht. Man munkelte, dass selbst die meisten Päpste nicht über diesen heiligen Orden informiert wurden. Dennoch konnten sie über alle Mittel verfügen, die der katholischen Kirche zur Verfügung standen. Fahrzeuge, Grundstücke und natürlich Geld. So kam es, dass Jack nur wenige Stunden später bereits tausende Kilometer von seinem Heim und seiner Familie entfernt durch die hell erleuchteten Gänge eines Klosters marschierte. Dieses Kloster diente als einer der Hauptstützpunkte, hier wusste jeder über das große Geheimnis bescheid und darum konnte er es sich hier auch erlauben, seinen langen schwarzen Mantel offen zu tragen. Denn wenn er ihn offen trug, dann konnte man erkennen, dass er darunter ein kleines Waffenarsenal mit sich trug. Messer, Pflöcke, einen Schlagstock und vier Pistolen. In der Öffentlichkeit hätte er damit viel Aufmerksamkeit erregt und wäre wohl früher oder später mit der Polizei aneinander geraten, doch hier war es egal, in diesem Kloster lagerten genug Waffen um einen kleinen Krieg zu führen, seine Ausrüstung fiel hier nicht auf. Was aber auffiel, war sein zügiger Gang. Sein Gang war sehr schnell, er rannte schon fast. Dafür gab es zwei Erklärungen. Erstens: die Tatsache, dass ein Guardian Down eingetreten ist. Und zweitens: er hatte erfahren, was Kardinal Lacombe, der Oberbefehlshaber des Ordens, unternommen hatte um diese Situation zu entschärfen: nichts. Und darum war Jack auf dem Weg zu Lacombe. Er schuldete ihm eine Erklärung.
Sloane erreichte das Büro des Kardinals. Er hatte jetzt keine Zeit für irgendwelche Höflichkeiten. Dafür war er auch zu sauer. Er verzichtete also darauf anzuklopfen, stattdessen trat er gleich die Tür ein und betrat den Raum. Dort saß Lacombe an seinem Schreibtisch und erschrak, als die Tür plötzlich aufflog und Sloane hereinkam. Aber schon nach wenigen Sekunden beruhigte sich der Kardinal wieder und lächelte Jack an.
>>Mr. Sloane, bitte, kommen Sie doch herein. Nehmen Sie Platz. Wollen Sie etwas trinken?<<
Sloane blickte den Kardinal finster an. Nun bewegte er sich langsam, schlich schon fast wie eine Raubkatze durch das Büro, fast so, als würde er nur darauf warten, den Kardinal anzuspringen. Das würde er zwar nie tun, aber Sloane war schon verdammt sauer. >>Sie wissen doch genau, weshalb ich hier bin, oder?<< Seine Stimme klang eisig.
Lacombe seufzte leicht. Er schenkte sich einen Schluck Whiskey ein. Dieser Kardinal nahm es mit den Vorschriften der Kirche nicht ganz so genau, er war der Ansicht, wer den Auftrag hatte, die Welt zu retten so wie er, dann konnte man schon mal gewisse Privilegien in Anspruch nehmen. Er schwenkte das Glas etwas, leerte es in einem Zug aus und blickte Sloane an. >>Ich denke schon.<<
Sloanes finsterer Blick war auf den Kardinal gerichtet. Hätte Lacombe Jack nicht so gut gekannt, dann hätte er nun wirklich Angst gehabt, in den nächsten Sekunden sterbend zu Boden zu fallen. Und es war nicht so, als hätte Sloane keine entsprechenden Gefühle gehabt. Im Gegenteil, er verspürte wirklich ein Kribbeln in den Fingern. Und er ahnte, dass dieses Kribbeln sogar noch größer werden würde, sowie der Kardinal auf Jacks nächste Frage antworten würde. >>Wann haben Sie davon erfahren?<<
Lacombe hatte mit dieser Frage gerechnet, doch jetzt, wo sie gestellt war, fürchtete er nun plötzlich doch, Sloane würde ihm etwas antun. Manche Menschen erkannten erst dann, dass sie etwas Falsches getan hatten, wenn die Polizei vor der Tür stand. Lacombe erkannte es jetzt wo er zum ersten Mal Angst hatte, Sloane könnte seine eigenen Regeln und Ideale vergessen. Trotzdem sah Lacombe keinen Fehler in seinem Vorgehen. >>Gestern.<<
Sloane blieb stehen und starrte den Kardinal an. Er war nicht sauer oder erzürnt, was ihn selbst ein wenig überraschte, nein, er war etwas anderes. Etwas, was er in dieser Organisation und in dieser Form noch nie erlebt hatte. Er war enttäuscht. >>Und Sie haben nichts unternommen?<<
Lacombe sah Sloane an. Er konnte nicht mal erahnen, was in Sloane vor sich ging. Vielleicht hatte Lacombe diesen Job schon zu lange. Sein Orden hatte die Aufgabe die Welt vor den Vampiren und Dämonen zu schützen. Vielleicht hatte er die Welt schon einmal zu oft gerettet, so dass er zu selbstgefällig wurde. Dies wäre ihm wahrscheinlich nicht passiert, wenn er, so wie Sloane, nicht versuchen würde die Welt sondern etwas viel wichtigeres zu retten: die eigene Familie, das eigene Kind. Als Kardinal hatte er keine Kinder. Hätte er welche gehabt, dann hätte er niemals die nächste Frage gestellt. Ihm wären sofort dutzende Antworten eingefallen. >>Zum Beispiel?<< Er wusste wirklich nicht, was er hätte unternehmen sollen. Und das versetzte Sloane nur noch einen weiteren Tiefschlag.
>>Zum Beispiel?<<, entfuhr es Sloane. >>Nun, Sie hätten zum Beispiel sofort mehr unserer Leute zum Aufbewahrungsort der Schriftrolle schicken können. Wenn Sie es jetzt noch tun, ist es vielleicht noch nicht zu spät.<<
Lacombe schenkte sich einen weiteren Whiskey ein und nippte daran. Jetzt, wo er erkannte, das Sloane nicht wütend sondern enttäuscht war, vermied er es, seinem besten Krieger in die Augen zu blicken. Der Kardinal fragte sich, warum dies so war, schließlich fühlte er sich nach wie vor im Recht. >>Warum sollte ich das tun?<<
Sloane atmete tief durch. Er merkte schon, dass er mit Emotionen hier nicht weiterkam, also zählte er die Fakten auf. Und die logische Schlussfolgerung, die jedem Rekruten bereits in der ersten Woche eingetrichtert wurde. >>Wir haben einen Guardian Down. Das ist der schlimmstmögliche Fall. Was, wenn die Vampire von der Schriftrolle erfahren haben? Dann werden Sie hinter ihr her sein. Und sie werden bereit sein, jeden Preis zu zahlen, um an die Macht eines Erzdämons zu gelangen. Wenn wir die Schriftrolle nicht beschützen können, dann ist die Menschheit verloren und unsere Blutlinie hätte versagt.<<
Nun blickte Lacombe den Mann vor ihm doch wieder an und diesmal war es der Kardinal der sauer war. Er machte seinen Job schon eine Weile länger als Sloane den seinen. Er wusste genau, was hier passieren konnte. Glaubt dieser Sloane etwa, nur weil ich schon lange nicht mehr an der Front war, hätte ich alles vergessen? Diesen Gedanken verwarf er schnell wieder. Dafür kannte er Sloane zu gut um zu vermuten, dieser Soldat könnte so etwas denken. Lacombe beruhigte sich wieder und erinnerte sich daran, dass Jack zwar der beste Soldat des Ordens war, ihm aber bei weitem nicht die Erfahrung des Kardinals zur Verfügung stand. Außerdem kannte er, im Gegensatz zu Sloane, jeden einzelnen Mönch, der in einem der Klöster ihres Ordens lebte. Er hatte sie selbst ausgesucht und war sich sicher, dass er auf sie zählen konnte. >>Unsere Leute wissen, was auf dem Spiel steht. Sie haben geschworen, ihr Wissen über die Schriftrolle Luzifers mit ins Grab zu nehmen. Und sie werden diesen Schwur erfüllen.<<
Sloane sackte einige Millimeter zusammen. >>Beten wir, dass Sie Recht haben.<< Er gab es auf zu versuchen die Einstellung des Kardinals zu ändern. Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass dieser Orden seit 2.000 Jahren die Schriftrolle bewachte. Eine lange Zeit um die Methode, mit der dieser Orden seine Leute rekrutierte, zu perfektionieren. Und tatsächlich war Sloane noch keinem einzigen begegnet, dem er zutraute, den heiligen Schwur zu brechen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Denn wenn die Vampire davon erfuhren und die Schriftrolle an sich brachten, dann war dies keine Katastrophe. Dann war es das Ende der Welt.
Wieder toll und wenns sein muss werd ich auch etwas Geduld aufbringen müssen damit ich wieder weiter lesen kann. Auf Stilistische- und Schreibfehlerchen will ich nicht näher eingehen. Trotzdem:

>Glaubt dieser Sloane etwa, nur weil ich schon lange nicht mehr an der Front war, hätte ich alles vergessen?<

Hier darfst du die Personform nicht wechseln. Schreib es einfach in direkter Rede und mach:

Glaubt dieser Sloane etwa, nur weil er/Lacombe schon lange nicht mehr an der Front war, hätte er alles vergessen? Diesen Gedanken verwarf er/Lacombe schnell wieder.

Und ein Kruzifix ist meines Wissens nach ein abergäubisches Zeichen, das Christen nicht als heilig betrachten. Und es stiftet verwirrung, denn Kruzifixe sollten ja eigentlich Vampire aufhalten.
ok, das mit der Grammatik kann schon stimmen. Das Kruzifix allerdings ist (laut Duden) das Kreuz als religiöses Zeichen bzw. die Darstellung des gekreuzigten Christus, also schon die Dinger, die in Kirchen hängen. Und ich habe ja nicht geschrieben, dass er es berührt und nichts passiert. Auch wenn es in jeder zweiten Vampir-Geschichte andere Methoden gibt gegen Vampire zu kämpfen, so ist trotzdem auch bei mir das Kreuz/Kruzifix eine gute Methode. Nur ist dafür direkter Kontakt nötig. Aber hast Recht, damit es keine Verwirrung gibt sollte ich das vielleicht noch irgendwo erwähnen.
Wie auch immer, danke fürs Interesse und es geht auch bald weiter.
Hast wohl recht, glaube ich hab das von Bram Stockers Dracula.
Ich dacht halt, wenn die Leute in dem Kloster wissen, das sie von dämonischen Mächten bedroht werden, werden sie wohl das Kruzifix benutzten.
die geschichte mit dem alten mönch in der kirche ist unglaubwürdig, wieso gibt er sein geheimnis einfach preis nur um sein leben zu schützen. da passt noch etwas mehr dramatik rein^^
Sau goil echt ey das sollte mal verfilmt werden!
Habs grad gelesen und muss sagen Hut ab, mit den Grammatik-/Rechtschreib- fehlern will ich mich auch nicht aufhalten, das passiert halt.
Eigentlich sind Vampire nicht so sehr mein Ding aber das hie ris cool und ich werde auch bestimmt weiterlesen allerdings, wirft der Text zumindest ebi mir ne menge fragen auf, ein paar solltest du bald mal klären sonst wird der text langweilig, wenn man sich gar nicht mehr auskennt. Dein Schreibstil ist toll und passt auch prima in diese Kategorie, mach weiter!
Bin sehr erfreut, dass es langsam doch ein paar Leser mehr gibt und auch, dass die meisten Kommentare mehr als positiv sind. Vielen Dank. Und nun zu den einzelnen Kommentaren.

at jemand der ahnung hat: Der mönch hat so schnell geplaudert, weil er trotz allem nur ein mensch ist und seine Schwächen hat... mh, diese Erklärung klingt etwas an den Haaren herbeigezogen, darum hier eine glaubhaftere Erklärung: die Story ist, wie ich in der Einleitung sagte, als Drehbuch geschrieben und ich wandele sie jetzt nur um. Es ist also ein Traum von mir, dass es mal verfilmt wird (sehr unwahrscheinlich, aber na ja...). Kurz: ich wollte schnell weiter zur eigentlichen Handlung und nur wenig Zeit damit verbringen zu erklären, wie die Vampire auf die Spur der Schriftrolle gekommen sind. Man kann also sagen, dies ist ne art Notlösung. Wenn du also n besseren Vorschlag hast, ich höre...

damit hat sich wohl meine Antwort an Lavernne schon erledigt: ja, es sollte mal verfilmt werden :-)

at Drachenmond (und auch an andere die offene Fragen haben): stellt ruhig eure Fragen. Ich beantworte sie gerne. Und falls ich der Ansicht bin, die entsprechende Antwort sollte wegen der Spannung noch nicht hier stehen, so können wir z.B. per ICQ drüber reden (meine Nummer steht im Profil). Oder e-mail an lastknight@gmx.de

Und zum Schluss noch: es geht auf jeden Fall weiter und ich denke, morgen (also am 25.06.) gibts Kapitel 3
Wie versprochen kommt hier das 3. Kapitel.

Die Nacht war noch nicht lange angebrochen, die Steine und Felsen in dieser Sand- und Geröllwüste hatten noch nicht die Gelegenheit bekommen, sich abzukühlen. Die meisten Menschen hätten es nicht geschafft, eine ihrer Hände auf einen Stein zu legen und sie länger als 10 Sekunden dort zu lassen. Trotzdem schwitzten die acht Männer, welche einen der kleineren Berge leise hinaufkletterten, überhaupt nicht. Sie kletterten den steilen Hang schnell und ohne Probleme hinauf. Schließlich erreichten sie ihr Ziel und blieben vor dem Eingang einer Höhle stehen. Sie redeten kein Wort. Sie blickten sich nur kurz um und von da an blieb ihr Blick stur auf den Höhleneingang gerichtet. Auch als sie hörten und fühlten, wie von weiter unten ein neunter Mann auf die Höhle zukam, blieben sie wie erstarrt stehen. Schließlich erreichte auch Lukas die ihm unterstellte Einheit seines Clans. Ein kleines Lächeln war die einzige Gefühlsregung in ihm. Zu wenigstens äußerlich. Innerlich war er sehr aufgeregt, denn selbst wenn die Geschichte des alten Mönches nur zum Teil wahr war, dann erwartete ihn in dieser Höhle etwas, wovon jeder Vampir träumte. So etwas wie ein heiliger Gral für Vampire, der Schlüssel zu grenzenloser Macht. In Lukas Fingern kribbelte es. Er griff in seine Jackentasche und holte seine Zigarette heraus. Er zündete sie an und nahm genüsslich einen tiefen Zug. Dann trat er vor seine Gruppe und schaute ihnen in die Gesichter. Ihre Augen leuchteten rot. Während er sich auf die Schriftrolle freute, sehnten sich seine Leute danach, wieder in den Kampf zu ziehen. Hätte Lukas ihnen alles erzählt, was er von dem Mönch erfahren hatte, hätten ihre Prioritäten wahrscheinlich auch woanders gelegen, aber so passte es ihm ganz gut. So hatten die Soldaten die richtige Kampfeinstellung und so fühlte er sich auch sicherer. Er als stellvertretender Clan-Lord und zweitältester Vampir seines Clans war zwar kein einziger dieser Krieger ein ebenbürtiger Gegner für ihn, trotzdem ging er lieber auf nummersicher. Und nun war er gespannt, was ihn hier in dieser Höhle erwartete. Er schnippte etwas Asche weg und drehte sich dann zum Höhleneingang um. >>Also dann<<, sagte Lukas, immer noch grinsend, >>wir gehen rein.<< Kaum hatte er seinen Satz beendet, da stürmte die Gruppe auch schon los. Einer von ihnen war etwas zu voreilig, er kappte einen Stolperdraht, woraufhin aus den Wänden dutzende Pfeile auf ihn zurasten. Sein ganzer Oberkörper wurde durchlöchert und einige Pfeile trafen ihn ins Herz. Er fiel zu Boden, aber noch bevor sein Körper unten auftraf, hatte er sich schon in Asche und Staub verwandelt und wurde vom Wind davon getragen. Der Rest der Gruppe sah sich betroffen an. Einer der ihren, ein Kamerad, ein Waffenbruder war soeben gefallen. Doch Lukas kümmerte das recht wenig. Für ihn war dies nur ein einzelner unter tausenden. Einer mehr oder weniger, was machte das schon? Er schuppste zwei seiner Soldaten an und strafte die anderen mit einem finsteren Blick. Die Bedeutung war klar: Reißt euch zusammen und konzentriert euch auf den Job! Sie verstanden sofort was er wollte und sie erfüllten seinen Befehl. Nicht weil sie einsahen, dass er Recht hatte. Nein, es war simple Angst. Keiner von ihnen dachte auch nur im Traum daran, einen Befehl des Zerstörers des Azrael-Clans zu ignorieren. Einzig und alleine Thomas fragte sich, was aus dem so viel gerühmten Zusammenhaltsprinzip der Vampir-Clans geworden war. Oh ja, sie waren Soldaten auf einer Mission, dies war nicht der Moment zum Trauern. Aber Lukas machte nicht Eindruck, als würde er überhaupt irgendwann trauern wollen. Und das störte Thomas.
Thomas war die Nummer 3 im Terael Clan, gleich hinter Lukas unter Terael selbst. Er war alt und erfahren genug um darüber nachzudenken, wie der Anführer dieser Gruppe mit seinen Leuten umsprang. Früher wurde um jedes vernichtete Clanmitglied getrauert. Und heute? Hatten sich die Zeiten so geändert? Dann rief sich Thomas ins Gedächtnis zurück, weswegen sie hier waren. Hier hatten sie die Chance, den Clan mächtiger werden zu lassen als er je war. Wenn dies beendet war, dann, so schwor sich Thomas, würde er mit Terael über das Verhalten Lukas reden. Doch jetzt galt es hier in der Tat eine Mission zu beenden. Darum gingen von jetzt an Thomas und Lukas vor. Sie waren die besten des Clans, sie erkannten eine Falle sehr viel schneller als die anderen und darum führten nun sie die Gruppe durch das Labyrinth. Ohne Zweifel stand fest, dass sich Menschen, die zum ersten Mal hier waren, hoffnungslos verlaufen hätten. Vielleicht auch junge Vampire, die den Kniff, sich auf ihre Sinne zu verlassen, noch nicht voll beherrschten. Aber nicht diese beiden Vampire. Sie folgten dem Geruch ins Zentrum des Höhlensystems. Dem Geruch des Blutes. Ihre roten Augen waren die einzige Lichtquelle in diesem Teil der Höhle. Bis sie den Beweis sahen, dass sie hier richtig waren. Nach etwa 20 Minuten des Umherschleichens sahen sie, wie die Felsen schwach erleuchtet wurden. Das Licht kam vermutlich von einem Feuer, welches sowohl als Licht- als auch als Wärmequelle diente, denn so tief im Berg war von der Hitze, die draußen immer noch von den Steinen abgestrahlt wurde, nichts mehr zu merken.
Noch leiser als zuvor schlich die Gruppe weiter. Trotz einem ganzen Arsenal an Fallen war es Lukas und Thomas gelungen, die Vampire ohne weitere Verluste durch die Gänge zu führen. Nun warteten sie kurz am Eingang in die große Kammer dieser Höhle und klärten noch einmal ab, ob alle bereit waren. Einfache Blicke und Handzeichen genügten den Soldaten dafür. Als alle ihre Einsatzbereitschaft signalisiert hatten, startete Lukas mit seinen Händen einen Countdown von 5 Sekunden. Nach diesen Sekunden würden sie die Kammer stürmen, bereit jeden zu töteten, der es wagte sich ihnen entgegenzustellen.
5 Sekunden. Die Soldaten prüften, ob ihre Waffen richtig saßen und ob auch keine von ihnen beim ziehen klemmen würde.
4 Sekunden. Jeder nahm die richtige Position ein, damit sie beim eindringen in die Kammer eine bessere Ausgangsposition hatten um sich zu verteilen.
3 Sekunden. Sie atmeten noch einmal tief durch. Die Erfahrung in dem Kloster hatte gezeigt, dass sie seit dem letzten Krieg der Vampire gegen keinen stärkeren Feind angetreten waren.
2 Sekunden.
1 Sekunde.
Null Sekunden. Es begann.
Blitzschnell stürmten die Vampire in die große zentrale Kammer der Höhle. Der eine Teil stürmte in den rechten, der andere in die linke Hälfte der Höhle. Thomas und Lukas verstellten den einzigen Ein- und Ausgang der Kammer. Sie brauchten nur eine Sekunde um sich einen Überblick zu verschaffen: in der Mitte der Kammer brannte ein großes Feuer. Um es herum saßen etwa ein Dutzend Menschen. Und am anderen Ende stand eine große Eisenkiste. Lukas vermutete in ihr den Grund seines Hier seins. Die Menschen schienen in eine Art Gebet vertieft. Doch das änderte sich sofort. Sie sprangen auf und bildeten eine Linie. Obwohl Lukas sie anhand ihrer Kleidung sofort als Mönche identifizierte, so wusste er durch ihr auftreten und auch durch seine Erfahrung in jenem Kloster, dass diese Menschen nicht wie andere Mönche die andere Wange hinhalten würden. Die Linie, die sie bildeten, vermittelte ganz klar nur eine Nachricht: bis hierher und nicht weiter. Dafür würden sie sterben. Nun, Lukas sah keinen Grund, ihnen das zu verwähren.
Ein junger Mönch, er war kaum älter als 20 aber von beachtlicher Statur, bildete das Zentrum der Linie. Er trat einen Schritt nach vorne um sich als Anführer zu offenbaren. Sein Blick war düster, so als würde er einem Monster ins Gesicht blicken, was auch gar nicht so verkehrt war. Aber in seinem Blick war auch etwas anderes, etwas, das man nur bei Kämpfern fand: die Freude darauf zum ersten Mal gegen denjenigen anzutreten, von dem man schon so viel gehört hatte. Die Spannung darauf endlich herauszufinden, ob dieser Jemand wirklich so gut war, wie alle sagten. Der junge Mönch starrte dem Anführer der Vampire direkt in die Augen und seine Lippen formten wohl das einzige Wort, welches Lukas etwas verwirrte. >>Lukas!<<
Ein unsicherer Blick zu Thomas war das einzige, woran man Lukes ansehen konnte, dass ihn dies irritierte. Doch nur einen Sekundenbruchteil später war er wieder der souveräne zweite Lord seines Clans. Der beste Krieger der verbliebenen sechs Clans, erfahrener Stratege und einziger Vertrauter Teraels. Jemand wie ihn konnte und durfte nichts irritieren. Also überspielte er diese Situation mit einem lächeln und tat so, als wäre das überraschende Wissen dieses Mönchs nur eine Kleinigkeit, die vollkommen unwichtig war. >>Du kennst mich?<<, erwiderte Lukas in einem Tonfall, von dem er hoffte, er würde beiläufig klingen, als wäre dies alles nur eine nette Unterhaltung im Vorbeigehen. Woher er auch immer sein Wissen hat, dachte Lukas, schon in wenigen Augenblicken, wenn das Herz dieses Kerls in meiner Hand das letzte Mal zuckt, würde es tatsächlich nur eine Kleinigkeit sein.
>>Wir haben geschworen, dich und deinesgleichen zu bekämpfen<<, antwortete der Mönch stolz. Was er jetzt erklärte, war nicht nur einfach eine Beschreibung seiner Aufgabe. Es war seine Lebenseinstellung, der Sinn und Zweck seiner Existenz. So hatte man es ihn gelehrt als damals Kardinal Lacombe zu ihm kam und ihm offenbarte, dass besonderes Blut in ihm fließen würde. Das er Mitglied einer ganz besonderen Blutlinie war, dazu auserkoren, Vampire zu bekämpfen und die Schriftrolle vor ihnen zu verbergen. Das war es wofür er – sie alle - lebten. >>Wir kennen unseren Feind besser als er uns. Wie hast du von diesem Ort erfahren?<<
Lukas Lächeln wurde breiter. Es diente nun nicht mehr dazu seinen Zustand der Irritation zu überspielen. Diesmal war es ein Lächeln der Freude als er wieder daran dachte, wie das Blut der Mönche in jenem Kloster in Strömen floss. >>Vielleicht kennen wir euch doch besser als ihr denkt<<, konterte Lukas in einem Tonfall der Überlegenheit. >>Sagen wir, ich hatte Glück damit, wen ich beiße. Interessant, wie schnell ein Mann der Kirche all seine heiligen Versprechen vergessen hat, wenn sein Leben in Gefahr ist. Aber keine Bange, ich habe dafür gesorgt, dass dieses Plappermaul niemand anderem mehr davon erzählt. Also, warum macht ihr nicht Platz? Ihr wollt doch nicht etwa nur für eine Schriftrolle sterben, oder?<<
Diesmal war es der Mönch, der anfing zu lächeln. Er war ein wenig amüsiert über diesen plumpen Versuch von Lukas ohne einen Kampf an die Schriftrolle zu kommen. Aber noch während er sprach, erkannte er, dass Lukas gar nicht damit rechnete, dass die Mönche darauf eingehen würden. Und wahrscheinlich wäre es auch zum Kampf gekommen, wenn diese Krieger in Kutten wirklich einfach beiseite gegangen wären. Kurz: Lukas Frage, ob seine Gegenspieler nicht einfach beiseite gehen wollten, war einfach nur eine Art Floskel. Beide Seiten wussten ganz genau, wie das hier ausgehen würde: derjenige, der am Schluss noch auf den Beinen stand, war der Sieger. Und der Mönch machte ganz klar, wie weit er und seine Waffenbrüder gehen würden. >>Es ist nicht einfach eine Schriftrolle. Du weißt das, sonst wärst du nicht hier. Und wir haben keine Angst vor dem Tod. Wir leben und sterben um euch von dieser Schriftrolle fernzuhalten.<<
Lukas verdrehte die Augen. Alle die der Meinung waren, sie würden für eine höhere Sache kämpfen, redeten immer so theatralisch kurz vor ihrem Ende. Der Vampir zeigte mit einem Nicken, dass er den Standpunkt der Mönche verstand. Dann blickte er seine Leute an und zog dabei langsam seinen Mantel aus. Darunter kam sein Schwert zum Vorschein. Die meisten Soldaten seines Clans waren schwer bewaffnet. Sie trugen Messer, Holzpflöcke, Wurfsterne und manchmal auch Schusswaffen. Lukas war in dieser Hinsicht etwas altmodisch. Er verließ auch nach Jahrtausenden immer noch auf sein Schwert. Dies zog er aus der Scheide und blickte noch einmal zu seinen Kriegern, die nur auf seinen Angriffsbefehl warteten. Die Verteidiger der Schriftrolle erkannten, dass die Vampire gleich angreifen würden. Sie zogen ihre Kutten aus. Darunter trugen sie Rüstungen und jede Menge Waffen. Beide Seiten waren bereit und es fehlte nur noch das Signal um diese Schlacht zu beginnen. >>Macht’s kurz<<, befahl Lukas. Und damit brach in dieser Höhle ein Krieg aus. Er war kurz, er war heftig und er war bereits entschieden noch bevor er begann. Die Mönche und ihr Orden waren zweifelsohne über die Jahrhunderte hinweg selbstgefällig geworden. Sie verließen sich zu sehr darauf, dass ihr Geheimnis gut gehütet war und dass keiner von ihnen es verraten würde. Anders war nicht zu erklären, dass ein paar lumpige Fallen und ein Dutzend Soldaten die einzigen Hindernisse zwischen Lukas und der Schriftrolle waren. Was aber nicht heißen soll, dass die Mönche sich nicht gut schlugen. Im Gegenteil. Sie kämpften tapfer und sie kämpften gut. Es gelang ihnen sogar, drei der Vampire zu töten. Die Blutsauger wurden enthauptet oder es wurde ihnen ein Pflock ins Herz getrieben. Lukas war überrascht. Er hatte bereits seit Jahrhunderten keinen seiner Soldaten verloren. Und dennoch war er von seiner ersten Niederlage weit entfernt. Ein Mönch nach dem anderen fiel zu Boden. Entweder war er bereits tot bevor sein Körper den Boden berührte oder er lag dann im Staub und sah zu, wie sein Blut aus einer klaffenden Wunde floss. Schließlich war nur noch der Anführer der Mönche übrig. Und der gehörte Lukas, das wussten alle. Ihre Klingen trafen immer wieder aufeinander. Unter der Kraft der Schwerthiebe sank Lukas immer weiter in die Knie und der Mönch sah sich schon als Sieger. Doch gerade als Lukas Knie den Boden berührte und er sein Schwert fallen ließ erkannte der Mönch, dass er bereits verloren hatte. Denn während er mit seinem Schwert ausholte, schoss Lukas rechte Hand nach vorne und durchbrach den Brustkorb seines Gegners. Lukas verwirklichte das, worauf er sich schon seit Minuten freute: er riss dem jungen Mönch das Herz heraus. Der brach sofort zusammen und fiel auf die Knie. Sein Verstand konnte gerade noch so wahrnehmen, dass sein Herz ein Lukas Hand das letzte Mal schlug. Dann kippte er um und blieb regungslos liegen. Dann stand der Vampir auf ließ das Organ auf den Boden fallen. Langsam schlenderte er nun in Richtung der Eisenkiste. Dabei leckte er etwas Blut des Mönches von seiner Hand. Er fand es gar nicht so schlecht. Kurz dache er daran noch ein kräftigen Schluck von ihm zu nehmen, doch der Mönch war ja schon tot und als Lord war es unter seiner Würde das Blut eines Toten zu trinken. Selbst wenn er erst ein paar Augenblicke leblos war.
Schließlich erreichte Lukas die Kiste und warf einen gierigen Blick hinein. Die noch lebenden Vampire folgten ihm und versammelten sich um die Kiste. Sie sahen die Schriftrollen. Sie lag auf dem Boden der Kiste. Und die Kiste selbst war bis obenhin mit Wasser gefüllt. Aber selbst der Vampir mit der geringsten Erfahrung erkannte sofort, dass dies nicht nur einfach Wasser war. Es handelte sich um geweihtes Wasser, für Vampire so schlimm wie eine Säure. Während die anderen noch überlegten, wie sie die Schriftrolle da wohl rausbekommen würden, zuckte Lukas nur mit den Schultern und blickte zu dem Vampir links neben ihm. Es war Thomas. >>Hol die Kiste daraus, Thomas.<< Lukas Tonfall klang mehr wie die Bitte um einen Gefallen, doch wer ihn kannte, der wusste, das es nicht zu Lukas Charakter passte um einen Gefallen zu bitten.
>>Aber Lukas, das ist Weihwasser<<, protestierte Thomas, obwohl er wusste, dass wohl kaum was bringen würde.
>>Hol die Kiste daraus, Thomas.<< Es waren dieselben Worte, doch der Klang seiner Stimme war um ein vielfaches schärfer. Nun war es ganz gewiss keine Bitte mehr. Thomas wusste genau, dass er besser den Befehl ausführte. Oder er würde sterben. Lukas hatte klar gemacht, wie die Hierarchie aussah. Er war der Lord, Thomas nur ein Vampire. Zwar hochrangig, aber nicht unersetzbar. Es blieb ihm nichts anderes übrig als sich zu fügen.
>>Jawohl, My Lord.<< Die Vampire traten alle einen Schritt zurück, nur Thomas stand noch direkt an der Kiste. Er atmete tief durch. Vor Jahrhunderten hatte er schon einmal Kontakt mit Weihwasser. Thomas konnte sich noch genau an den Schmerz erinnern. Und nun sollte er es wieder spüren. Er hob seine Hände und hielt sie über das Wasser. Noch einmal tief durchgeatmet und dann war es soweit, er tauchte seine Hände in das Wasser und griff nach der Rolle. Und seine Schmerzensschreie hallten durch die Gänge des Höhlensystems.

Angst. Schmerz. Ungewissheit wo die Verfolger sind. Etwa eine Woche später nachdem Lukas und seine Vampire mit der unheiligen Schriftrolle die Höhle verlassen hatten, flüchtete nun dieser Vampir durch die dunklen Gassen eine Großstadt. Immer wieder drehte sich dieser Vampir, der als Spion für den Julia-Clan tätig war, um. Er hatte seine Verfolger schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, darum blieb er kurz stehen und lehnte sich an einen Müllcontainer. Der Dauerregen, der seit vier Tagen die Stadt heimsuchte, erfrischte ihn etwas. Als er sich mit seinem Informanten getroffen hatte, wartete bereits eine Todesschwadron des Terael-Clans auf ihn und sie eröffneten sofort das Feuer. Sie verschossen Pfeile mit Betäubungspistolen. Leider war kein Betäubungsmittel in den Pfeilen. Sondern Weihwasser. Die Flüssigkeit breitete sich nun in seinem Körper aus und bereitete ihm höllische Qualen. Seine einzige Chance war eine große Menge Blut, so dass sich sein Körper wieder regenerieren konnte. Leider war das Hauptquartier noch weit entfernt und er fing an sich zu fragen, wie er dies überleben sollte? Und, was ihn noch mehr interessierte, wie würde sein Clan von den Neuigkeiten erfahren, die er hatte? Die Informationen waren lebenswichtig für den Clan. Es ging um die Zukunft der Vampire. Und darum musste er weiter. Seine Nachricht musste das Ziel erreichen. Plötzlich ein Geräusch. Der Gejagte drehte sich um und erkannte am anderen Ende der Gasse zwei dunkle Gestalten, die aus dem Schatten traten und langsam auf ihn zukamen. Sie wussten, dass er schwer verletzt war. Er konnte ihnen nicht entkommen, darum beeilten sie sich auch nicht so sehr. Denn obwohl ihr Opfer sofort wieder losrannte, reichte ihr gemütliches Tempo aus um weiter aufzuholen. Darum konnte einer von ihnen den verwundeten Vampir auch wenig später mit einem Tritt in den Rücken von den Beinen holen. Der am Boden liegende Vampir versuchte noch krampfhaft auf seinen Knien zu entkommen, aber es war sinnlos. Die beiden Jäger stoppten ihn und einer von beiden zog bereits einen Pflock um es zu beenden. Aber gerade als er ausholen wollte, bohrte sich ein Holzpfeil in seine Brust und verfehlte das Herz nur knapp. Die zwei schauten sich um und sahen einen vierten Vampir, der zwei Etagen über ihnen auf einer Feuerleiter stand. Er warf die Armbrust weg und sprang nach unten. Unten angekommen, lief er einfach gerade aus weiter, als wäre er gerade mal von einer Teppichkante „gesprungen“. Seine beiden Hände griffen überkreuz in seinen Mantel und zogen jeweils einen Pflock heraus. Er ließ seine Augen rot leuchten und stellte sich den Mitgliedern von Teraels Todesschwadron zum Kampf. Hätten sie gewusst, dass dieser vierte Vampir David, der stellvertretende Lord des Julia-Clans, war, dann hätten sie nicht den Kampf sondern die Flucht gesucht. Sie waren keine Gegner für ihn. David rammte ihnen die Pflöcke in die Herzen noch bevor sie überhaupt einen Angriff starten konnten. Und eine Sekunde später kniete er neben seinem verletzten Kameraden. Obwohl seine Verletzung bereits anfing seine Sehkraft zu beeinflussen, erkannte er seinen Lord sofort und fing an zu lächeln. Er hatte es wirklich geschafft.
>>Was ist hier geschehen, warum haben sie dich verfolgt?<<, fragte David besorgt, während er den Körper des Vampirs absuchte um herauszufinden wie er ihm helfen konnte.
>>Sie haben mir Weihwasser verabreicht. Es breitet sich in mir aus.<< David hatte so etwas schon einmal gesehen. Darum hörte er auf zu suchen. Er wusste, es gab keine Rettung mehr. Nicht in der noch verbliebenen Zeit. >>Unsere Informanten teilten uns mit, dass Lukas und seine Leute einem Geheimnis auf der Spur wären<<, fuhr der Verletzte fort. >>Ein uraltes Geheimnis, dass schon fast in Vergessenheit geraten war, als die 7 auf die Erde kamen. Wir wollten wissen, woran Lukas da arbeitet. Du musst Julia informieren. Rette unseren Clan. Unsere Informanten opferten ihr Leben, um uns dies zu übermitteln.<< Das Weihwasser breitete sich immer weiter in seinem Körper aus. Es zerstörte die inneren Organe, der Großteil seines Inneren hatte sich bereits in Flüssigkeit verwandelt. Mit letzter Kraft drückte er David einen Zettel in die Hand. Ein kurzes, krampfhaftes Schütteln des Körpers und dann…. nichts mehr. Er war tot. Und schon in der nächsten Sekunde war von seinem Körper nur noch Staub übrig.
David blieb noch kurz am Boden knien. Er trauerte dem Vampir nach. Er hatte ihn so gut wie nicht gekannt. Im Hauptquartier waren sie sich einige Male begegnet und hatten an zwei oder drei Einsetzbesprechungen teilgenommen. Das war’s. David kannte nicht mal seinen Namen. Aber das spielte keine Rolle. Er war ein Mitglied des Clans. Ein Bruder. So zu sterben hatte er nicht verdient. Doch warum musste er sterben? David hoffte, der Zettel würde ihm Antworten geben. Er stand auf und schlenderte die Gasse entlang während er den Zettel ließ. Als er fertig war, blickte er auf und war völlig entsetzt. Ein paar Wörter des Niedergeschriebenen hallten immer wieder durch seinen Geist. „Blut eines der ersten 7. Erzdämon. Mächtiger als ein Erzengel.“ David steckte den Zettel in eine Tasche. Diese Neuigkeiten würden die Welt der Vampire erschüttern. Er malte sich aus, wozu dies alles führen konnte. Und das machte ihm Angst.
Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er den jungen Menschen, der hinter einer Mülltonne lauerte, erst sah, als er mit einem Kruzifix in der einen und einem Pflock in der anderen Hand auf ihn zustürmte. >>Halt, Blutsauger! Wenn du dich ergibst, werde ich dich schnell und schmerzlos vernichten!<<
David verdrehte die Augen. Er wusste nicht, dass dieser junge Mann zu einem geheimen Orden der Kirche gehörte und von einem Mann namens Jack Sloane angeworben wurde gegen Vampire zu kämpfen. Leider war dieser Mann noch nicht bereit für den Außendienst. Sloane wusste, dass aus diesem Mann eines Tages einer der besten werden konnte, doch er wusste auch, dass es bis dahin noch ein weiter Weg war. Doch der junge Mann war anderer Ansicht. Er wollte beweisen, dass er bereit war. Heute Nacht. Doch David erkannte ebenfalls, dass sein Gegner noch kein Gegner war. >>Geh nach Hause, Kleiner<<, sagte David in einem schon fast gelangweilten Tonfall. Er wollte ihn nicht töten. Erstens hielt er das für Kraftverschwendung und zweitens hatte er andere Dinge im Kopf. >>Ich bin nicht auf der Jagd. Heute Nacht bin ich für keinen Menschen eine Gefahr… Höchstens für dich wenn du mich nicht in Ruhe lässt.<<
Aber der junge Soldat hörte nicht. Es sollte jetzt soweit sein. Sein erster Vampir. So würde er sich endlich Respekt in seinem Rekrutenjahrgang verschaffen. Hals über Kopf stürmte er los, bereit diesem Vampir den Pflock durchs Herz zu treiben, oder bei dem Versuch zu sterben. Doch anstatt den Vampir zu vernichten, vernichtete David den Enthusiasmus des Soldaten als er ihn mit einer einzigen Handbewegung außer Gefecht setzte und er unsanft zwischen Müllsäcken landete. Bis auf den einen oder anderen blauen Fleck würde Davids Aktion keine Spuren bei dem jungen Mann zurücklassen. Sein Selbstbewusstsein jedoch würde noch längere Zeit brauchen um zu heilen. Aber damit konnte sich David jetzt nicht auseinandersetzen. Nicht nur weil es ihm egal war, er musste auch so schnell wie möglich zu Julia. Er konnte nur beten, dass sie wusste was nun zu tun war. Denn er wusste es nicht. >>Ich sagte doch, geh nach Hause, Kleiner<<, flüsterte David dem niedergeschlagenen Soldaten zu. >>Und verbringe viel Zeit mit denen, die du liebst. Die Welt befindet sich an seinem Wendepunkt. Und ich weiß nicht, was uns bevor steht.<<
unglaublich!
Das Feuer des Kamins brannte mit voller Stärke. Trotzdem lag ein Großteil der Bibliothek in der Dunkelheit. David stand noch gerade so im erleuchteten Teil des großen Zimmers. Seine Arme waren verschränkt und sein Blick nach unten gerichtet. Immer wieder dachte er daran, wie der Vampir vor etwas weniger als einer Stunde gestorben war. Und vor allem dachte er daran, was er durch ihn erfahren hatte. Es machte ihm Angst. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes stand ihnen bevor. Gleichzeitig jedoch konnte es so etwas wie das goldene Zeitalter des Vampirvolkes einläuten. Welche dieser beiden Möglichkeiten letzten Endes eintreten würde hing ganz von den nächsten Entscheidungen ab. Und eine davon hatte nun Julia, Clanoberhaupt und Angehörige der ersten 7, zu treffen. Sie stand direkt am Feuer des Kamins und hatte soeben den Bericht ihres Stellvertreters gehört. Nun las sie sich den Zettel durch, für den einer ihres Clans sein Leben gelassen hatte. Nach kurzer Zeit blickte Julia auf, zerknüllte das kleine Stück Papier und warf es ins Feuer. Sie brauchte es nicht mehr, sie hatte genug Informationen. Informationen, die sie nun verarbeiten musste. Julia ordnete die Neuigkeiten und zog ihre Schlussfolgerungen. Und dabei verfinsterte sich ihr Blick immer weiter. >>Terael! Und Lukas!<<, zischte sie. >>Wenn das wahr ist, dann arbeiten die beiden daran, dass Gleichgewicht der Kräfte empfindlich zu stören.<< Sie knirschte mit den Zähnen und ballte ihre Hände. Wut und Zorn kamen in ihr hoch.
Mit den ersten Worten, die in diesem Raum seit Davids Bericht gesprochen wurden, riss Julia ihre rechte Hand David aus seinen Gedanken. Sein Blick war ebenso sorgenerfüllt wie der von Julia. >>Sollten die zwei ihr Ziel erreichen, wird der Clan Teraels erheblich an Macht gewinnen. Sie werden niemanden mehr fürchten müssen und niemand kann sie dann noch daran hindern, unsere Gesetze zu brechen.<<
Julia schnaubte. David hatte zweifelsohne Recht. Ein Clan, der so stark war, dass er sich vor keinen Konsequenzen fürchten musste, konnte alles tun was er wollte. Trotzdem hatte David etwas vergessen, das Problem ging noch viel tiefer. Eine solche Situation hatte es in all den Jahrtausenden niemals gegeben. Nicht einmal die Ereignisse, die zur Vernichtung des Azrael-Clans vor 300 Jahren durch Teraels und Lukas Armeen führten, kamen auch nur ansatzweise an diese neue Krise heran. >>Mehr als das<<, meine Julia. Ihr Blick war starr nach vorne gerichtet. Und trotzdem sah sie so gut wie nichts in diesem Raum. Sie blickte in die Zukunft und stellte sich vor, was hier noch alles passieren konnte. Und was sie in ihrer Vorstellung sah, erschreckte sie dermaßen, dass sie zusammenzuckte. Sie schloss kurz die Augen. Als Julia sie wieder öffnete, sah sie nicht mehr die Zukunft sondern wieder die Bibliothek vor sich. Sie blickte nun David in die Augen. >>Dies könnte in einer Katastrophe enden. Vielleicht steht uns ein zweiter Krieg der Vampire bevor... Die Lords müssen davon erfahren. Benachrichtige die Clans. Ich berufe eine Zusammenkunft ein... Hoffen wir, dass sie ein besseres Ende nimmt als die letzte.<< Kaum hatte sie dies gesagt, da wurde ihr Blick wieder trübe. Doch diesmal blickte sie nicht in eine mögliche Zukunft, sondern in die Vergangenheit. Ihre Gedanken reisten zurück. 300 Jahre zurück zu der Steilklippe, an dem der erste Krieg der Vampire begonnen hatte.

Es war Nacht, aber der Vollmond erhellte den höchsten Punkt der Steilklippe so sehr, dass selbst ein Mensch alles gesehen hätte. Die Brandung donnerte immer wieder gegen die Felsen etliche Meter unter den dort versammelten Vampiren. Es war eine Zusammenkunft der Clan-Lords. Diese Zusammenkünfte dienten dazu Entscheidungen zu treffen oder Informationen auszutauschen, die nicht nur einen sondern alle Clans betrafen. Früher gab es solche Zusammenkünfte einmal im Jahr. Doch im Laufe der Zeit entfernten sich die ersten 7 immer mehr von einander. Das einstige Band, das durch den gemeinsamen Kampf gegen die Heerscharen des Erzengels Michael zwischen ihnen bestand, war immer dünner geworden und war schließlich ganz verschwunden. So kam es, dass diese Zusammenkunft zu Beginn des 18. Jahrhunderts erst die dritte im gesamten Jahrtausend war. Lord Azrael hatte sie einberufen. Jeder der ersten 7 kam mit seinem Stellvertreter und zwei Leibwächtern. Diese 7 Vierergruppen bildeten auf der Steilklippe einen Kreis. Nachdem schließlich auch die letzte Gruppe eingetroffen war, ging Azrael, der zu solchen Gelegenheiten stets seine alte Rüstung einschließlich Helm trug, in das Zentrum des Kreises. Er blickte sich um und war leicht nervös. Er hatte einen Vorschlag zu machen. Und dieser Vorschlag war revolutionär – gelinde gesagt. >>Ich danke den Lords der Clans, dass sie meiner Einladung gefolgt sind. Als Initiator erkläre ich diese Zusammenkunft als eröffnet.<< Seit Anbeginn der Zusammenkünfte hatte jede einzelne von ihnen mit diesen Worten begonnen. Azrael ehrte die Tradition und deutete eine leichte Verbeugung an. Dann verließ er die Mitte des Kreises und stellte sich auf die Außenlinie neben seine Stellvertreterin Katherine und seine zwei Leibwächter. Dann fuhr er fort. >>Ich habe euch hierher gebeten, weil wichtige Entscheidungen zu treffen sind. Die Zukunft des Vampir-Volkes könnte sich heute Nacht in eine nie da gewesene Richtung entwickeln.<<
Sofort mischte sich Terael ein. Er und Azrael waren schon während ihres gemeinsamen Kampfes im Krieg der Engel selten einer Meinung gewesen. Und seit sich die Clans immer weiter von einander entfernten und eigene Wege gingen war es keinesfalls besser geworden. Im Gegenteil, die beiden Clans und besonders die zwei Lords waren schon keine Konkurrenten mehr. Sie waren schon fast Feinde. >>Wovon redest du da?<<, fragte Terael. >>Was für Entscheidungen? Die Ordnung der Dinge ist gut so wie sie ist.<<
Azrael lächelte schief unter seinem Helm. Er hatte schon damit gerechnet, dass Terael der erste sein würde, der sich gegen seinen Vorschlag stellen würde. Aber das war ihm egal, Hauptsache die anderen Lords hörten ihm zu. >>Das denke ich nicht. Seit Jahrtausenden sind wir auf der Erde. Wir sind vor Gottes Zorn geflüchtet. Wir ernähren uns von menschlichem Blut und nehmen deren Leben. Ich finde, es ist an der Zeit, dass sich etwas ändern muss.<<
>>Und was?<<, fragte Ruth neugierig. Ruth war schon immer eine Opportunistin. Ihr war vollkommen egal auf wessen Seite sie stand solange es ihr weiterhalf. Also beschloss sie erst mal alles in Ruhe anzuhören.
Azrael wartete einige Sekunden. Nun kam der Grund für diese Zusammenkunft, die Grundidee seiner Reform. Und er ahnte, die nächsten Worte würden für viel Unruhe sorgen. >>Nun, ich denke, es gibt auch andere Wege sich zu ernähren. Ohne Menschen töten zu müssen.<< Und Azrael behielt Recht. Kaum hatte dies ausgesprochen, da wurde es plötzlich unruhig. Die Lords redeten mit ihren Stellvertretern, es wurden, was vorher noch nie passiert war, sogar einige Worte zwischen Mitgliedern verschiedener Clans gewechselt. Einzig und alleine die Leibwächter blieben still und überließen diese Diskussion lieber den Lords. Nach einer Weile erhob schließlich wieder einmal Terael seine Stimme um das allgemeine Getuschel zu übertönen. Auch wenn kaum ein Clan eine besonders gute Beziehung zu Terael hatte, so respektierten sie ihn doch, sowohl wegen seiner Leistungen im Krieg der Engel als wegen der Größe seines Clans, denn er und Azrael hatten die beiden größten. Mit einem Mal war es ruhig und nur Terael war zu hören.
>>Ohne Menschen töten zu müssen? Sollen wir, die wertvollste Spezies auf diesem Planeten, etwa von Tieren leben?<< Er hatte ausgesprochen, was die meisten hier dachten. Allgemeines Kopfnicken und Laute der Zustimmung folgten auf seine Äußerung.
>>Ich wüsste nicht, was so schlimm daran wäre<<, konterte Azrael. Er trat einen Schritt nach vorne, leicht in den Kreis hinein und schlenderte leicht auf und ab, blieb dabei aber stets im Bereich seines Clans. Nicht nur weil es die Regeln der Zusammenkunft forderten, sondern auch, weil sonst die Leibwächter nervös geworden wären, sowohl die anderen als auch die eigenen. >>Ich weiß nicht, ob Gott uns jemals vergeben wird, aber eines ist klar: ich bete, dass er uns vergibt. Wenn ihr das auch wollt, solltet ihr vielleicht auch darüber nachdenken, mit den Menschen in Frieden zu leben.<<
>>Du willst, dass Gott dir vergibt?<< In Teraels Stimme spiegelte sich seine ganze Abscheu wieder. Er und Azrael waren gewiss keine Freunde und in den letzten Augenblicken war er sogar noch tiefer in seinem Ansehen gefallen. Denn nun übertrug Terael seinen ganzen Hass, den er den Menschen und auch Gott gegenüber verspürte, auf den ehemaligen Erzengel. Und dieser Hass kannte kaum eine Grenze. >>Azrael, ich habe mich schon immer gefragt, warum Luzifer ausgerechnet dich zu seinem Stellvertreter gemacht hat. Du warst schon damals viel zu sanft für so ein dreckiges Geschäft wie den Krieg. Und dies ist der Beweis.<<
Nun mischte sich Katherine ein. Sie war Azraels rechte Hand. Kein anderer Vampir war seinem Lord gegenüber so loyal wie Katherine. Sie vergötterte Azrael. Auch sie hatte Bedenken wegen den Plänen ihres Lords gehabt, doch er hatte sie überzeugt. Warum gelang es ihm nicht auch bei den Lords? >>Warum bist du so erregt? Azrael hat nur einen Vorschlag gemacht. Wenn du nicht willst, musst du dich nicht danach richten und die Angelegenheit ist erledigt.<<
>>Oh nein.<< Terael schüttelte mit dem Kopf. Er ballte seine Hände. Immer wieder erschien Isabelles Gesicht vor seinen Augen. Fassungslos über Azraels Vorschlag verwandelte sich seine Stimme in ein hasserfülltes Knurren. >>Erledigt ist sie noch lange nicht.<<
Lukas fühlte, dass sein Lord langsam die Kontrolle verlor. Zu viele Emotionen konnten die anderen Lords dazu bringen, nicht mehr auf ihre Einwände zu hören, also sah er sich gezwungen einzugreifen. Und er sprach das aus, was Terael ebenfalls gesagt hätte, wenn er in dieser Situation rationaler gewesen wäre. >>Eines unser heiligsten Gesetze ist, dass Gott und seine Engel unsere Todfeinde sind. Zu wollen, dass Gott uns vergibt, uns erlöst, kommt einem Verrat gleich.<<
>>Er hat Recht.<< Lukas Worte erfreuten Terael. Er war immer wieder froh darüber, wie ähnlich sie dachten. Darum war er ihm stets ein guter Stellvertreter und Ratgeber. Lukas Argumente drangen seine eigenen Beweggründe in den Hintergrund. Denn es war egal, ob er wegen der Gesetze der Vampire oder wegen seiner eigenen Vergangenheit gegen Azraels Vorschlag war, das Resultat war das gleiche. Und das Resultat war ein Antrag, der vorher noch niemals in der Vampirgeschichte gestellt worden war. >>Und als Lord stelle ich darum den Antrag, Azrael des Hochverrats anzuklagen und gemäß unseren Gesetzen zu vernichten. Die Streitkräfte des Azrael Clans werden danach auf die übrigen Clans verteilt.<<
>>Ich muss mit dir reden. Alleine!<< Azrael war enttäuscht. Als er sich auf diese Zusammenkunft vorbereitet hatte, zog er es bereits in Betracht, dass so etwas passieren konnte, doch das tatsächlich ein Lord dies forderte, damit hatte er nicht gerechnet. Bevor es also zur Abstimmung kam, wollte er noch einmal mit Terael reden. Denn er fühlte, dass es hier um mehr ging als die buchstabengetreue Einhaltung ihrer heiligen Gesetze. Aber dies musste er unter vier Augen besprechen. Azrael entfernte sich von der Gruppe, Terael schüttelte noch einmal mit dem Kopf, folgte ihm dann aber doch. Sie gingen außer hörweite der anderen. Dafür mussten sie auf Grund der scharfen Sinne eines Vampirs eine relativ große Strecke zurücklegen. Als sie schließlich eine angemessene Entfernung erreicht hatten, blieb Azrael stehen und sah Terael tief in die Augen. >>Das gefällt dir, nicht wahr Terael? Diese Anklage hat doch nichts mit unseren Gesetzen zu tun. Das ist nur ein Vorwand. Dein eigentliches Ziel ist doch, meinen Clan auszuschalten, der einzige Clan, der es mit deinem aufnehmen kann. Du willst doch nur einen Konkurrenten loswerden.<<
Terael schnaubte abfällig. >>In erster Linie will ich Luzifer dienen. Ich fühle mich noch immer an den Treueschwur ihm gegenüber gebunden.<< Terael betrachtete seinen Gesprächspartner von oben bis unten. Und er fühlte immer mehr, wie sehr dieser Vampir in anwiderte. Einst war Azrael Luzifers Stellvertreter. Wie konnte ausgerechnet er den Treueschwur so schnell vergessen? >>Sowie sich mir eine Gelegenheit bietet, werde ich ihn aus dem Fegefeuer befreien. Deine Zukunftsvorstellungen von Versöhnung und Vergebung nutzen dabei nichts. Und was nicht nutzt, kann nur schaden. Darum bist du gefährlich und musst aufgehalten werden.<<
Mit großen Augen starrte Azrael seinen Widersacher durch die Sichtschlitze seines Helmes an. Er konnte nicht glauben, was er da gerade hörte. >>Du willst noch immer Luzifer auf den Thron setzen? Verdammt, dass ist schon so lange her, wir haben jetzt ganz andere Probleme! Wenn du noch immer dieses Ziel verfolgst, nach so vielen Jahrtausenden, bist du noch gefährlicher als ich dachte.<< Wie konnte er nur an einem Vorhaben festhalten, das bereits vor Jahrtausenden kläglich gescheitert war? Es musste noch einen anderen Grund geben als einen Treueschwur. >>Es geht um Isabella, nicht wahr?<<
Von einer Sekunde war sie wieder da, die Wut, die er schon vor einigen Minuten gespürt hatte, nur diesmal noch heftiger. Terael machte einen Schritt auf Azrael zu, packte ihn mit der linken Hand am Kragen und mit der rechten machte er eine drohende Bewegung. Hätte Terael nicht befürchtet, dass Azrael als ehemaliger Erzengel stärker als er war, er hätte ihn hier uns jetzt gefordert. >>Wage es nicht, ihren Namen auszusprechen!<< Dann ließ er Azrael los und ging mit großen Schritten zurück zur Zusammenkunft. Azrael wollte noch etwas sagen, aber er spürte, dass es keinen Zweck mehr hatte. Terael würde seinen Antrag nicht zurückziehen, nun würde die Abstimmung der Lords alles Weitere entscheiden. Etwas niedergeschlagen folgte er Terael zurück zu den anderen. Die beiden nahmen ihre Positionen auf der Außenlinie des Kreises wieder ein. >>Also<<, sagte Terael nachdem er knapp aber erfolgreich eine Träne unterdrücken konnte, >>ich beantrage, Azrael anzuklagen und zu verurteilen. Wer unterstützt den Antrag?<< Nun ging es im Uhrzeigersinn reihum, beginnend mit dem Lord links neben Terael. Erst musste Ruth ihre Entscheidung mitteilen, dann folgten Daniel, Kamiel, Sara und Julia. Teraels Entscheidung als Antragssteller stand ja fest und Azrael als Antragsgegner war nicht berechtigt eine Wahl zu treffen.
>>Ich bin dafür.<<
>>Ich bin dagegen.<< Daniels Entscheidung sorgte erneut für kurze Unruhe, aber bereits nach sein oder zwei Sekunden ging die Abstimmung mit Kamiel weiter.
>>Ich bin dafür.<<
>>Ich bin dafür.<<
Nun fehlte nur noch Julias Stimme. Und für Azrael war es klar, wie seine beste Freundin abstimmen würde. >>Ich enthalte mich.<<
>>Julia!<< Hätte er nicht seinen Helm aufgehabt, so hätten sie alle Azraels entsetztes Gesicht gesehen. Er hatte für diese Nacht mit einer Menge gerechnet, doch nicht damit. Seine beste Freundin, mit ihr war er durch die Hölle des Krieges gegangen. So viel hatten sie durchgemacht. Und nun verriet sie ihn. Warum? Er bekam aber jetzt keine Antwort, denn Terael hatte als Antragssteller nun am Ende der Abstimmung wieder das Wort.
>>Ruhe! Damit ist es entschieden. Vier Stimmen dafür, eine dagegen und eine Enthaltung. Katherine, ich fordere die Herausgabe deines Lords und die Kapitulation deines Clans.<<
Azrael schüttelte mit dem Kopf. Wie konnte Julia dies nur tun? Aber es nutzte ja nichts darüber weiter nachzudenken. Er drehte sich kurz zu Katherine, nickte ihr anerkennend für all ihre Dienste zu und fing an in Richtung Terael zu gehen, geradewegs in Richtung Schafott. Doch plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter und hielt ihn zurück. Es war Katherines Hand. Sie zog ihn zurück auf die Außenlinie des Kreises und stellte sich stattdessen vor ihn. >>Niemals!<< Katherines lautstarke Äußerung machte ganz deutlich, was sie von Teraels Forderung hielt. >>Wir werden Azrael nicht ausliefern.<<
Azrael beugte sich leicht zu Katherine nach vorne und mit sanfter, väterlicher Stimme versuchte er seine Stellvertreterin von einer großen Dummheit abzuhalten. >>Katherine, tu das nicht.<<
Der weibliche Vampir mit dem Gesicht einer Frau, die gerade mal 18 Jahre sein konnte, drehte sich leicht nach hinten. >>Nach den Gesetzen ist das nicht deine Entscheidung.<< Damit war das Thema für sie beendet. Sie würde jedem Befehl Azraels blind gehorchen. Es sei denn er wäre in Gefahr. Dann hätte sie alles getan um ihn zu retten, sie hätte ihn sogar bekämpft. Azrael wusste das. Und er wusste auch, dass sie Recht hatte. Es war nach den Gesetzen wirklich nicht seine Entscheidung. Also fügte er sich dem Willen Katherines.
>>Du weißt, dass dies ein Grund für einen Krieg ist<<, erklärte Terael in einem ruhigen aber dennoch beängstigenden Tonfall. >>Das könnte in einem Desaster enden, nicht nur für euren Clan.<<
Katherine wusste dies natürlich. Trotz aller Reibereien zwischen den Clans hatte es noch nie einen Krieg unter den Vampiren gegeben. Aber es gab für sie alle keinen anderen Weg. >>Du forderst die Einhaltung der Gesetze<<, stellte Katherine fest, obwohl auch sie wusste, dass Terael nicht nur deswegen so handelte. >>Das tue ich. Unser oberstes lautet: „Wir leben und wir sterben für unseren Clan.“ Und somit für unseren Lord. Wenn das Krieg bedeutet, dann ist es so.<<
Terael lächelte diabolisch. Endlich eine Gelegenheit, den Clan Azraels, seinen größten Konkurrenten, auszuschalten. Und wenn er diesen Krieg gewann, würden sich die anderen niemals gegen ihn stellen. Das hieß, wenn er eines Tages Luzifer aus der Hölle befreite und erneut gegen Gott ins Feld zog, dann würden sie anderen Clans ihm helfen. Denn sie würden Angst haben sich gegen ihn zu stellen. Doch bis dahin war es noch ein langer Weg. >>Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ihr damit in Gang gesetzt habt!<<

Terael sollte Recht behalten. Der erste Krieg der Vampire endete in einem Massaker. Tausende Anhänger des Azrael-Clans wurden von Lukas Armee ausradiert und auch Azrael selbst fiel dem Krieg zum Opfer. Und obwohl sie den Krieg gewannen so brauchten Teraels Leute Jahrzehnte um sich von dem Krieg zu erholen und die Verluste auszugleichen. Es war für sie gar nicht so leicht so viele Menschen zu verwandeln ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Denn einen Krieg gegen die Menschen konnten sie sich damals keinesfalls leisten. Damals vor 300 Jahren nicht und heute auch nicht. Julia jedoch dachte jetzt viel mehr an einen weiteren Krieg der Vampire. Sie erinnerte sich, wie die letzte Zusammenkunft auf jener Steilklippe vor 3 Jahrhunderten endete. Und darum hatte sie jetzt nur einen Wunsch. Einen Wunsch der so groß war, dass sie ihn an jemanden richtete, mit dem sie seit einer Ewigkeit nicht mehr geredet hatte. >>Bitte, Gott, lass diese Zusammenkunft besser enden als die letzte.<<

Zwei Tage später sollte Julia herausfinden, ob Gott ihr Gebet erhört hatte. Die erste Zusammenkunft seit 300 Jahren fand in einer verlassenen Lagerhalle statt. Das Mondlicht fiel durch die teilweise zerstörten Fenster und spiegelte sich im Regenwasser, das sich nach dem schlechten Wetter der letzten Tage auf dem Boden angesammelt hatte. Das Tor der Halle stand weit offen. Scheinbar rechneten die Vampire so spät in der Nacht nicht mit ungebetenem Besuch. Und sechs pechschwarze Limousinen der verschiedensten Automarken parkten unweit des Tores. Vor 300 Jahren waren die Lords noch mit Pferdekutschen gekommen. Und damals waren es noch sieben Clans, heute nur noch sechs. Doch das waren die einzigen Unterschiede. Ansonsten verlief diese Zusammenkunft genau wie alle anderen davor: der Clan-Lord, sein Stellvertreter und zwei Leibwächter nahmen ihre Position ein und bildeten so zusammen mit den Repräsentanten der anderen Clans einen Kreis. Julia hatte dieses Treffen einberufen, darum stand sie zu Beginn im Zentrum des Kreises. Und genau wie Azrael vor 300 Jahren eröffnete sie die Zusammenkunft nach dem alten Brauch. >>Ich danke den Lords der verbliebenen Clans, dass sie meiner Einladung gefolgt sind. Als Initiatorin erkläre ich diese Zusammenkunft als eröffnet.<< Nach dem traditionellen Eröffnungsspruch verließ Julia die Mitte den Kreises und stellte sich neben David. Nun folgte ihre Erklärung dafür, weshalb sie so überraschend und so dringend alle Lords hier sehen wollte. >>Tapfere Soldaten sind gestorben, um uns etwas mitzuteilen. Etwas über ein uraltes Geheimnis, an dessen Entschlüsselung Lukas, Teraels Stellvertreter, fieberhaft arbeitet. Also, Lukas, Terael, wollt ihr die Versammlung der Lords unterrichten oder soll ich das tun?<<
Innerlich fluchten die beiden. Dass die anderen Clans auf diese Weise davon erfuhren, war nicht geplant. Allerdings waren sie mit der Schriftrolle an einem toten Punkt angelangt. Sie hatten alles erfahren, was sie wissen mussten. Doch den noch fehlenden Bestandteil, den sie zur Erfüllung ihres Traumes noch brauchten, konnten sie nur von einem anderen Clan bekommen. Also machten sie jetzt das Beste daraus und offenbarten, woran sie gerade fieberhaft arbeiteten. Mit einem simplen Kopfnicken bedeutete Terael, dass Lukas alles nötige erörtern sollte. >>Meine Leute und ich haben von diesem Geheimnis erfahren, als wir eine alte Schriftrolle entdeckten<<, begann Lukas mit einem selbstgefälligen Grinsen die Erklärungen. Er hatte von der Schriftrolle erfahren, er hatte sie organisiert, er hatte sie entschlüsselt. Lukas war mehr als mit sich zufrieden und zeigte das auch offen. >>Sie wurde anscheinend von Luzifer auf der Erde versteckt, für den Fall, dass seine Rebellion gegen Gott fehlschlägt. In dieser Schriftrolle ist eine Möglichkeit beschrieben, wie jeder Dämon stärker werden kann, als die höchsten Erzengel. Alles, was nötig ist, ist das Blut eines Dämons, der als Engel geboren wurde. Das Blut eines der ersten 7. Also, bald können die gefallenen Engel den Himmel erobern und Luzifer auf den Thron setzen, der ihm zusteht. Und, welcher der ersten 7 erklärt sich freiwillig bereit, etwas Blut zu spenden?<<
Wieder einmal wurde es unruhig in diesem Zirkel. Doch diesmal war nicht annähernd soviel Empörung dabei wie damals als Azrael seinen berüchtigten Vorschlag gemacht hatte. Diesmal war es mehr so was wie Neugierde. Man fragte sich, was so ein mächtiger Dämon wohl alles tun könnte? Was für Fähigkeiten hatte er? Und was könnten sie mit diesen Kräften alles erreichen? Konnten sie die Welt beherrschen? Oder vielleicht sogar den Himmel? Sie alle spekulierten darüber, Julia jedoch dachte vielmehr über etwas anderes nach. >>Lukas, du beleidigst uns!<< Julias empörte Stimme brachte wieder Ruhe und Ordnung in die Versammlung, denn jeder wollte wissen, worauf sie hinauswollte. >>Du bist zwar durch dein hohes Alter zum Lord ernannt worden, doch du bist keiner der ersten 7. Wenn du glaubst, du könntest einen der 7 belügen, dann hast du dich aber sehr geirrt.<<
Nun verschwand das Grinsen von Lukas Gesicht. Er fühlte sich persönlich angegriffen. Niemand durfte es wagen, seine erbrachten Leistungen zu kritisieren. Wofür hielt sich diese Julia eigentlich? Er hätte sie am liebsten mit dem Schwert zurechtgewiesen. Doch das hätte ihn und sein Vorhaben kein Stück weiter gebracht und nur die anderen Lords davon abgehalten, das noch fehlende Puzzle-Teil zu liefern. >>Erstens bin ich nicht irgendein Vampir, der nur wegen seines Alters zum Lord wurde<<, protestierte Lukas ein wenig eingeschnappt. >>Ich war es auch, der den Feldzug anführte, der vor 300 Jahren den Clan Azraels ausradierte. Azrael wollte in Frieden mit den Menschen leben. Er hoffte so auf Gottes Vergebung. Ich war es, der das Volk der Vampire von diesem Verräter befreit hat. Also überleg lieber, was du zu mir sagst! Und zweitens weiß ich gar nicht, wovon du redest. Warum lüge ich denn?<<
>>Wenn ihr nur ein wenig Blut brauchen würdet<<, erklärte Julia mit ruhiger Stimme, >>dann hätte Terael doch schon etwas von seinem Blut an seine Soldaten verteilt und er hätte bereits eine Armee von Erzdämonen um sich. Ihr braucht mehr als ein wenig Blut, oder?<<
Ihr schöner Plan zerfiel vor Lukas innerem Auge und auch Terael sah sich gezwungen, nun mit der Wahrheit rauszurücken, das passte ihm gar nicht, aber eine andere Möglichkeit hatten sie jetzt nicht. Eigentlich wollten sie einen freiwilligen Lord finden, so tun, als würde Terael nur ein bisschen Blut wollen aber in Wirklichkeit hätte er das gesamte Blut des Lords ausgesaugt. Dies ging dank Julias Scharfsinn nicht mehr. Aber vielleicht würde sich ja doch einer opfern. Vielleicht… >>Du hast leider recht<<, begann Terael. >>Um einen Vampir in einen Erzdämon zu verwandeln, muss er schon all das Blut eines der ersten 7 trinken. Und das würde keiner von uns überleben. Also frage ich euch, wer von euch opfert sich? Denkt daran, wir brauchen nur einen Erzdämonen, damit dieser eine ganz neue Art von Vampiren erschafft. Es muss sich nur einer opfern, damit wir unser Ziel von einst doch noch erreichen. Vergesst nicht, jeder von uns hat damals Luzifer ewige Treue geschworen.<< Für eine Sekunde hatte Terael wirklich geglaubt, einer der anderen würde sich eventuell opfern. Doch da hatte er sich sehr geirrt.
>>Du hast da etwas übersehen<<, meinte der Clan-Lord Kamiel. >>Wenn sich einer von uns opfert, dann wird er sterben und wird in die Hölle verbannt. Wir führen dieses Leben nur aus dem Grund, weil keiner von uns damals in die Hölle wollte. Glaubst du, das hat sich geändert?<<
>>Außerdem führen wir hier ein gutes Leben<<, fügte Ruth hinzu. >>Warum sollten wir dies aufgeben?<<
Es war eindeutig, dass Terael hier niemanden finden würde, der sein Leben gab um einen Erzdämon zu schaffen. Die Lords fanden es zwar schade, dass sie wohl nie über die Macht eines solchen Dämons verfügen würden, aber dafür blieben sie am Leben. >>Die beiden haben Recht.<< Nun übernahm wieder Julia das Reden. Sie sah Terael förmlich an, dass sein Traum wie eine Seifenblase zerplatze. >>Luzifers Kampf ist schon lange nicht mehr der unsrige. Und noch etwas: wer soll denn der Auserwählte sein, der als erstes zum Erzdämon wird? Jeder Vampir gehört zu einem Clan, wer auch immer der Auserwählte sein wird, sein Clan würde unglaublich viel Macht erlangen. Niemand von euch kann mir erzählen, dass er diese Macht mit den anderen Clans teilen würde. Das würde den Frieden, der seit 300 Jahren zwischen den Clans herrscht, gefährden.<<
Lukas und Terael blickten sich an. Sie kannten sich schon so lange. Sie wussten, wie der andere dachte. Und in diesem Moment wussten sie, ihr Plan war gescheitert. Und darum gab es nur noch eines zu tun: sie gingen weiter zu Plan B. >>Du irrst, der Frieden ist nicht gefährdet<<, sagte Lukas emotionslos. >>Er ist bereits vorbei.<< Kaum hatte er dies ausgesprochen, da zogen er und die beiden Leibwächter seines Clans ihre Waffen - Armbrüste und Schwerter. Einer von ihnen schoss einen Pfeil auf Julia ab. Er flog geradewegs auf ihr Herz zu. Aber ihr Stellvertreter David stellte sich in die Flugbahn. Der Pfeil bohrte sich in seine Schulter und die Spitze kam auf der anderen Seite des Körpers wieder heraus. Schmerzerfüllt griff er sich an seine Schulter. Aber das Herz wurde verfehlt, also würde diese Wunde bereits in wenigen Stunden wieder vollkommen genesen sein. Sein Leben war nicht verloren. Die Situation aber schon. Denn nun zogen plötzlich alle Anwesenden die Waffen. Leibwächter und Lords gleichermaßen bedrohten jeweils die anderen Clans, jeder zielte auf jeden und sie alle waren bereit, sofort loszustürmen und sich gegenseitig umzubringen. Doch bevor es soweit kam, war es wieder Julia, die David etwas abstützte, die mit ihrer Stimme wieder etwas Ruhe in die Situation brachte.
>>Hört auf, dies kann keiner von uns gewinnen. Wir sollten uns zurückziehen.<<
Einen Moment lang geschah nichts. Dann aber fingen die Vampire an, ihre Waffen zu senken und den Kampf auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Nichts desto trotz, Lukas machte ganz klar, dass der 300 Jahre alte Frieden nun vorbei war. >>Ich glaube, du hast Recht. Für den Moment ist die Sache unentschieden. Doch vergesst nicht: Ab sofort herrscht Krieg!<<
Nur mal so aus Neugierde: besteht noch Interesse am Rest der Geschichte?
Natürlich!!!!!!!!!
Aber sicher doch! Wir wären schön blöd, wenn nicht.
Hi. Sorry, dass so lange nichts neues von mir kam. Aber bei mir hat sich was verändert und habe jetzt nicht mehr die Zeit um viel zu schreiben. Und da ich nicht weiß, wann sich das wieder ändert, ich euch aber nicht so lange warten lassen möchte, werde ich jetzt noch den letzten Rest in der Roman-Version veröffentlichen, dann müsst ihr euch leider mit der schon fertigen Drehbuch-Version begnügen müssen. Ist vielleicht nicht so leicht zu lesen, aber ich hoffe, dass diejenigen die sich durchkämpfen wollen ihren Spaß haben werden. Also dann, hier kommt das Finale. Und wie immer gilt: Kritik erwünscht

Kevin Fischer tanzte jetzt schon 2 Stunden ohne Pause. Die Stimmung heute in der Disco war einfach unglaublich und der DJ übertraf sich mit jedem Lied neu. Die Gäste waren alle gut gelaunt, klatschten zum Takt, pusteten in ihre Trillerpfeifen und verwandelten die Tanzfläche in eine anscheinend nicht mehr enden wollende Party. Dies war genau Kevins Welt. Er war so froh, dass man ihn vor 50 Jahren in einen Vampir verwandelt hatte. So war sein Körper und sein Geist heute noch so frisch, dass er dies alles miterleben konnte. Und es hatte noch einen riesigen Vorteil: Alkohol machte ihm nur einen Bruchteil so viel aus wie den Menschen um ihn herum. Er konnte jeden unter den Tisch trinken. Und als er jetzt in Richtung Theke startete, hatte er schon sein nächstes Opfer im Blick: eine junge 21jährige. Ihm war aufgefallen, dass sie in recht kurzer Zeit jetzt schon ihren 3 Tequila runterkippte. Sie war zweifelsohne daran interessiert, sich heute so richtig abzuschießen. Weshalb war Kevin relativ egal. Hauptsache, er würde sie am Schluss völlig betrunken mit nach Hause nehmen… Ob nun um ihr Blut zu trinken oder doch „nur“ für Sex war ihm ebenfalls egal. Jedenfalls freute er sich schon auf das Ende der Nacht. Doch bevor er für beide einen Kurzen bestellen konnte, vibrierte sein Handy. Er hatte eine SMS erhalten. Zuerst stöhnte er genervt, aber als er den Absender erkannte, wurde er etwas nervös. Jedes Mitglied seines Clans hatte diese Nummer, aber noch nie hatte einer von ihnen eine Mitteilung von dieser Nummer erhalten. Noch nie. Noch vor 300 Jahren begann der Krieg der Vampire nur schleppend. Es dauerte einige Zeit bis der Befehl, den Clan Azraels bis zum letzten Vampir auszulöschen, in alle Winkel der Welt getragen worden war. Heutzutage war dies natürlich anders. Mit Hilfe der modernen Kommunikationsmittel hatte noch in derselben Nacht jede Gruppe eines jeden Clans an jedem Ort der Welt die neuen Befehle erhalten. So auch Kevin. Er las sich die SMS durch: „Krieg. Soldaten anderer Clans töten, nach Möglichkeit einen der ersten 7 gefangen nehmen.“ Es passte alles in eine einzige SMS. Nur 89 Zeichen reichten aus um Kevins Welt zu erschüttern. Aber er war ein Vampir. Gut trainiert und treu dem Clan gegenüber. Für ihn gab es jetzt nur eines zu tun: raus hier und sich mit seiner Gruppe treffen. Kevin drehte sich auf den Fersen um und stürmte schon fast in Richtung Ausgang. Der direkteste Weg war quer über die Tanzfläche. Als er gerade die Hälfte hinter sich hatte, blieb er erneut stehen. Wieder hielt ihn etwas auf, nur diesmal war es nicht sein Handy, es war etwas anderes. Etwas lag in der Luft – wortwörtlich. Er hob leicht den Kopf und schnüffelte. Da war etwas, er roch… er roch einen anderen Vampir. Jeder Clan und sogar jeder Vampir hatte einen ganz eigenen Geruch. Und diesen speziellen Vampir kannte er nicht. Aber den „Clan-Geruch“ konnte er ohne Probleme zuordnen. Und es war der Geruch eines anderen Clans. Und damit ein Feind. Leicht nervös drehte sich Kevin im Kreis. Wo war der Gegner? Nun, zu wenigstens dies sollte Kevin schon bald herausfinden.
Kevin Fischer erblickte einen anderen Vampir oben auf der Box, die man auch als Tanzfläche missbrauchen konnte. Rechts und links von ihm tanzten junge Leute bis zum umfallen, nur er stand völlig regungslos da, seine Sonnenbrille und sein langer schwarzer Mantel passten nicht zu der grellbunten Technowelt um ihn herum. Und weder er noch Kevin waren jetzt in Feierlaune. Die beiden sahen sich lange einfach nur an. Sie überlegten, was sie tun sollten. Den Befehl einhalten, sich gegenseitig töten oder doch lieber friedlich verschwinden damit die Menschen um sie herum nichts mitbekamen. Als dann plötzlich das Stroboskoplicht eingeschaltet wurde, hatten diese zwei Vampire so eine Art Erleuchtung, einen Moment der Erkenntnis. Es war, als würden sie sich ohne Worte darauf einigen, das gleich zu tun. Und so kam in dieser Disco zum ersten Kampf dieses neuen Krieges. Sie stellten das große Geheimnis um die Existenz der Vampire in den Hintergrund und stürmten aufeinander los. Eine wilde Schlägerei entbrannte, in die auch andere verwickelt wurden. Als nur wenige Sekunden später die Security anrückte, hatten die Schwierigkeiten damit sich zu entscheiden, wen sie zuerst rauswerfen sollte. Sie entschlossen sich, einfach die erst besten zu packen und sich so bis zum letzten Raufbold durchzuschlagen. Die beiden Sicherheitsleute, die sich zufällig dazu entschlossen, Kevin und den anderen Vampir rauszuschmeißen, wurden von den beiden wie Puppen weggeschleudert. Daraufhin erkannten sie, dass sie dies nun beenden mussten, damit der Sieger verschwinden konnte. Gleichzeitig zogen sie einen Holzpflock und stachen aufeinander ein. Beide trafen genau in die Brust des Gegners. Doch nur einer von ihnen hatte das Herz getroffen. Während Kevin tödlich getroffen zu Boden sank und sich dann in Staub verwandelte, verdeckte sein Gegner so gut es ging seine Wunde und verließ heimlich die Disco. Die Schlägerei war immer noch im Gange und so war es den meisten entgangen, dass sich hier zwei Vampire bekämpft hatten. Und diejenigen die es gesehen hatten, würde man als bekiffte oder betrunkene Teenager abtun. Über die Ereignisse in dieser Disco würde man bestenfalls in der Klatschpresse reden und das war es dann auch schon. So begann dieser Krieg. Und noch viel mehr sollte folgen.

(ok, und ab hier beginnt die drehbuchversion)


Ext. eine dunkle, karge Ebene. schlechtes Wetter, man kann kaum sagen ob es Tag oder Nacht ist.
Lukas und Terael stehen triumphierend auf einer Anhöhe in ihrer Vampirgestalt, durch die Blitze erkennt man, dass der Boden über und über mit Leichen bedeckt ist.

Schnitt zu

Int. Christine und Williams Schlafzimmer. Nacht
William erwacht schreckhaft.

Christine:
Was hast du? Hast du schlimm geträumt?

William:
Mehr oder weniger. Nennen wir es eine böse Vorahnung.

Plötzlich verwandelt sich William in einen Vampir. Christine reagiert jedoch gelassen.

Christine:
Wenn ich dich nicht schon drei Jahre lang kennen und lieben würde, dann würde ich doch tatsächlich denken, du könntest mich eines Tages beißen.

William:
Seit 300 Jahren versuche ich, zu überleben ohne töten zu müssen. Doch ich wurde immer wieder rückfällig. Bis ich versuchte, dich zu beißen. Bevor ich dich kennen lernte, hatte ich kaum Hoffnung, dass ich es durchstehen würde. Doch seit jener Nacht, seit ich dich sah, habe ich endlich einen Grund, einen echten Ansporn, alles zu tun, damit Gott mir vergibt und diesen Fluch von mir nimmt. Ich will mit dir leben und alt werden. In den Jahrhunderten, die ich Vampir bin, habe ich endlich die Hoffnung, dass dies alles bald ein gutes Ende nehmen wird.

William nimmt Christine in den Arm. So kann sie nicht sehen, dass ihm der Traum doch etwas zugesetzt hat und sich sein Blick stark verfinstert. Die Hoffnung, das alles ein gutes Ende nimmt, scheint wieder zu schwinden.


Schnitt zu

Eine schnelle Schnittfolge. Überall auf der Welt, ob nun beim Eifelturm, in irgendwelchen Bars oder vor dem Kolosseum, kämpfen nachts Vampire gegeneinander, mit Pflöcken, Schwertern oder anderen zur Enthauptung geeigneten Waffen. Dazwischen sind Hochgeschwindigkeitsaufnahmen von Tagen zu sehen, Zeit vergeht, der Krieg der Vampire geht unerbittlich weiter.

Schnitt zu

INT. Sloanes Hauptquartier.
Einer von seinen Offizieren kommt herein.

Officer:
Sir, wir haben eine Reihe von Botschaften erhalten. Unsere Einheiten haben auf der ganzen Welt beobachtet, wie Mitglieder der verschiedenen Clans aufeinander losgegangen sind. Man könnte meinen, die Vampir-Clans hätten sich gegenseitig den Krieg erklärt.

Sloane:
Krieg? Dass die Vampire von der unheiligen Schriftrolle erfahren haben, war die schlimmste Katastrophe in der Geschichte unserer Organisation. Vielleicht wandelt sich diese Katastrophe zum größten Segen.

Officer:
Sir?

Sloane:
Macht, Lieutenant, Macht. Ich hatte befürchtet, einer der Lords würde sich opfern, damit der Rest seinen Volkes einen Erzdämon erschaffen kann. Doch anstatt an einem Strang zu ziehen will jeder Clan ganz alleine einen Erzdämon schaffen und die Clans bekriegen sich. Vampire werden jetzt zu Tausenden sterben. Und wir müssen uns nur noch um den Rest kümmern. So nahe an der endgültigen Vernichtung der Vampire waren wir noch nie… Informieren Sie unsere Streitkräfte auf der ganzen Welt: sie sollen sich auf einen längeren Feldzug vorbereiten… Jetzt sind wir am Zug.

Ext. Ein Friedhof, Nacht
Daniel und ein paar Mitglieder seines Clans warten auf jemanden. Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich Kamiel, sein Stellvertreter Sebastian und 3 Leibwächter auf. Obwohl nun alle alarmiert und kampfbereit sind, bleiben sie ruhig, keiner will etwas provozieren. Daniel und Kamiel begrüßen sich knapp.

Daniel:
Danke, dass du gekommen bist.

Kamiel:
Hör auf mit den Floskeln, sag mir lieber, was du willst. Und ich hoffe, es ist wichtig, falls du es nicht gemerkt hast, wir haben Krieg.

Daniel:
Ich habe es gemerkt, und darum bin ich hier... Terael ist gefährlich. Wir hätten uns damals auf Azraels Seite stellen und Terael aufhalten sollen. Den Fehler können wir nicht korrigieren, aber wir können versuchen, ihn wieder gut zu machen. Ich schlage vor, dass wir uns verbünden und Terael zur Hölle schicken. Mit Ruth, Sara und Julia habe ich schon gesprochen. Sie wollen eine Allianz, wenn du auch mitziehst. Also, was sagst du?

Kamiel:
Dass ihr alle total verrückt seid. Terael mag gefährlich sein, aber das trifft auf euch andere auch zu. Jeder von uns weiß nun, wie man zum Erzdämon wird. Und ich soll euch glauben, dass keiner von euch diese Macht haben will, dass ihr nur Terael vernichten wollt? Niemand ist so dumm, auf diese Macht zu verzichten. Und niemand kann mir garantieren, dass ihr nicht auf mich losgeht, wenn Terael beseitigt ist.

Daniel:
Verdammt noch mal, Kamiel, seit diesem Zwischenfall mit Rafael warst du schon immer etwas paranoid, aber statt das zu vergessen steigerst du dich immer mehr in diese alte Geschichte rein. Es war nur Unfall. Wenn du diesen Krieg überleben willst, musst du anfangen, anderen zu vertrauen.

Kamiel:
Hättest du erlebt, was ich durchgemacht habe, würdest du mich verstehen. Keiner von euch anderen kann sich auch nur im entferntesten vorstellen, was ich da unten erlebt habe... Ein Unfall? Nicht von meinem Standpunkt aus. Ich traue niemandem. Und ich werde niemandem vertrauen. Jahrtausende bin ich ohne euch klargekommen. Lieber werde ich euch alle in eurem eigenen Blut ersaufen, bevor ich eine Allianz eingehe.

Daniel:
Wenn du nicht einwilligst, willigen die anderen Clan-Lords auch nicht ein. Dann weiß ich nicht, ob man Terael aufhalten kann.

Kamiel:
Dann ist es eben so.

Schnitt zu

Int. Das Hauptquartier des Kamiel Clans
Kamiel und Sebastian sind gerade von dem Treffen mit Daniel zurückgekehrt. Sie betreten Kamiels privaten Bereich, auf dem Schreibtisch warten bereits mehrere Berichte auf ihn. Er nimmt sich willkürlich einen, liest ihn sich durch und schließt niedergeschlagen die Augen.

Sebastian:
Was ist?

Kamiel gibt ihm den Bericht. Sebastian liest einige Passagen laut vor.

Sebastian:
Wir haben Moskau und Berlin an Julia verloren. Unsere Streitkräfte in Prag melden schwere Verluste. Und Saras Truppen haben Paris zurückerobert.

Kamiel:
Der Krieg läuft schlecht für uns, Sebastian.

Sebastian:
Wir hätten vielleicht auf Daniels Angebot eingehen
sollen.

Kamiel
(wütend):
Was?

Sebastian:
Hätten wir uns mit den anderen verbündet, dann müssten wir jetzt nur noch gegen Terael kämpfen anstatt einen Krieg an 5 Fronten schlagen zu müssen.

Kamiel
(noch immer wütend):
Und wenn Terael besiegt ist, was dann? Daniel will vielleicht wirklich kein Erzdämon werden, ihm könnte ich das glauben. Doch was ist mit Ruth, Sara und Julia? Die würden sich doch auf den Schwächsten stürzen, und das wäre im Moment ich. Die würden mich zur Hölle jagen. Und da will nicht hin... Nicht noch einmal.

Sebastian:
Was?

Kamiel:
Ich war schon einmal in der Hölle. Habe ich dir das nie erzählt? Im Krieg der Engel stand ich zuerst auf der Seite Gottes. Irgendwann stellte sich die Frage, was man mit Luzifers Rebellen machen sollte, wenn sie den Krieg verloren hätten. Man einigte sich auf die Verbannung ins Fegefeuer. Doch konnte man sich sicher sein, dass die Tore der Hölle auch halten würden? Um das zu testen, wurde ein Freiwilliger gesucht, um eine Woche lang zu versuchen, aus der Hölle zu fliehen. Rafael, mein bester Freund, fragte mich, ob ich das tun würde. Ich tat es. Aber die Tore der Hölle waren stabiler, als sie dachten. Eine Woche? Sie brauchten fast ein Jahr, um mich aus der Hölle wieder zu befreien. Wegen dieses „Unfalls“ wechselte ich zu Luzifer. Ich wollte sehen, wie Rafael und Michael selbst in der Hölle landen. Wenn jemand weiß, wie es dort unten ist, dann ich. Und ich werde nicht dorthin zurückkehren.

Sebastian:
Tut mir leid, das wusste ich nicht. Doch du hast es selbst gesagt, wir sind zur Zeit der schwächste Clan. Wir werden den Krieg verlieren. Doch unsere Überlebenschancen sind größer mit einer Allianz.

Kamiel:
Unsere Überlebenschancen? Was ist mit meinen Chancen? Zählen die nicht? Ich bin schließlich der Lord hier.

Sebastian:
Ja, das bist du. Und wir sterben um dich zu verteidigen. Aber ein Lord trägt auch seinem Clan gegenüber eine Verantwortung. Wie viele von unseren Leuten müssen noch einen sinnlosen Tod sterben bevor du aufhörst an dich selbst zu denken?

Kamiel:
Das ist Verrat!

Sebastian:
Nur an dir, nicht an dem Clan!

Kamiel kann seine Wut nicht mehr kontrollieren. Er umklammert sein Schwert und nur eine schnelle Bewegung später hat er Sebastian enthauptet.

Kamiel:
Ich bin der Clan! Und wenn ich jeden einzelnen unserer Leute in den Tod schicken muss, ich werde es tun!

Erst jetzt, wo Sebastian zu Staub zerfällt, realisiert Kamiel, was er da getan hat. Etwas geschockt lässt er sich in seinen Bürosessel fallen. Er redet wie von Sinnen.

Kamiel:
Ich bin der Clan. Ich bin der Clan.

Schnitt zu


Schnitt zu

Int. Die Wohnung von William und Christine. Nacht
William steht nervös am Fenster, das Telefon am Ohr, doch er bekommt keine Verbindung. Schließlich legt er auf und geht zu einem kleinen Glastisch, auf dem eine Namensliste liegt. Die meisten Namen sind schon durchgestrichen, jetzt gerade streicht er den letzten durch. Er seufzt und denkt kurz nach. Dann geht er zu einer schweren Holztruhe, die in einer Ecke steht und öffnet sie. Es kommt ein kleines Waffenarsenal zum Vorschein. Er geht zum Wohnzimmertisch und breitet die Waffen vor sich aus, kontrolliert die Schärfe seines Schwertes usw. Christine kommt in die Wohnung, sie war anscheinend noch arbeiten. Als sie die Waffen sieht, ist sie irritiert.

Christine:
Was tust du da? Willst du in einen Krieg ziehen oder
was?

William:
Seit mein Clan ausradiert wurde und ich jedes Zugehörigkeitsgefühl zu meinesgleichen verloren habe, bin ich auch nicht mehr auf dem Laufenden, was in der Welt der Vampire so passiert, aber ich fühle dennoch seit einigen Wochen, das etwas gewaltig schief läuft. Ich habe seltsame Träume und die wenigen Freunde, die ich bei meinen Leuten noch hatte, sind unerreichbar. Irgendetwas bahnt sich an. Etwas gewaltiges. Ich weiß nicht was, doch es kommt näher. Und wenn es soweit ist, will ich bereit sein.

Christine:
Aber du hast es doch selbst gesagt, dich verbindet nichts mehr mit den anderen Vampiren. Warum willst du dich also in deren Angelegenheiten einmischen?

William:
Weil ich nun mal immer noch ein Vampir bin, was dies auch zu meinen Angelegenheiten macht. Und du weißt ja wie es ist, die Vergangenheit holt einen leider immer wieder ein.

Christine
(wütend):
Aber...

Das Telefon unterbricht sie.

William:
Gehst du bitte ran? Falls es für mich ist, ich bin
nicht da.

Christine geht ans Telefon.

Christine:
Ja?... Tut mir leid, er ist nicht da... Ja, ich kann was ausrichten... In der Mainstreet. Um vier Uhr... In Ordnung.

Christine legt auf. Sie nähert sich William, sie ist immer noch etwas wütend.

William:
Und, wer war’s?

Christine:
Eine gewisse Julia.

Plötzlich wird William hellhörig.

William:
Julia?

Christine:
Eine alte Flamme?

William:
Eine alte Bekannte. Sehr alt.

Christine:
Verstehe. Sie möchte sich mit dir treffen. Heute Nacht um vier, auf dem Friedhof in der Mainstreet.

William:
Warum an einem neutralen Ort?

Christine:
Neutral?

William:
Friedhöfe und andere Begräbnisstätten sind die einzigen Orte auf der Welt, an denen Vampire einander nicht bekämpfen dürfen. Selbst uns ist die Ruhe der Toten heilig. Und wenn sie sich dort mit mir treffen will, dann muss sie fürchten, dass es an jedem anderen Treffpunkt zum Kampf kommen würde.

Christine:
Kampf mit wem? Mit dir?

William:
Das werde ich bald herausfinden.

Blenden zu

Int. Nacht. Das Hauptquartier Julias vor 300 Jahren
Julia sitzt in einem luxuriösen Wohnzimmer, der Kamin brennt, in einem Sessel und trinkt aus einem Weinglas Blut. Sie sieht traurig aus. Dann kommt David herein. Er bewegt sich langsam, als müsste er eine traurige Nachricht überbringen und will es hinauszögern.

Julia:
Was gibt es?

David:
Gerade kam ein Bote des Terael Clans zu uns. Er sagte, der Feldzug gegen den Verräter Clan ist vorbei. Azrael ist gefallen. Es herrscht wieder Friede zwischen den Clans.

Julia:
Verräter Clan? Glaubst du, das ist die richtige Bezeichnung?

David:
Nun ja, Azrael wollte nicht mehr dem Weg der Vampire folgen. Er wollte Frieden mit den Menschen. Und Gott.

Julia:
Ja, das wollte er. Und das widersprach all unseren Regeln. Aber ist... war er ein Verräter oder ein Visionär, der den einzigen Weg erkannte, der für uns eine Zukunft in Aussicht stellt?

David:
Ich weiß, Azrael war ein alter Freund. Ich trauere mit dir um ihn. Dennoch hat er gegen unsere Regeln verstoßen und damit hat er den Tod verdient.

Julia:
Nur die Zeit wird zeigen, ob das die Wahrheit ist... Ich frage mich nur, wie Terael so schnell siegen konnte. Ich dachte, sein Clan und der Azraels wären gleich stark.

David:
Man erzählt sich, Kamiel und Ruth hätten Terael unterstützt. Doch es sind nur Gerüchte.

Julia:
Ich frage mich nur, ob das im Einklang mit unseren Gesetzen ist?

Julia setzt zu einem weiteren Schluck an, doch sie stellt das Glas wortlos auf den Tisch und will den Raum verlassen. David legt ihr tröstend die Hand auf die Schulter. Sie nimmt die Geste dankend an und verlässt jetzt das Zimmer. Sie geht die Treppe nach oben und betritt ihr Schlafzimmer. Julia macht sich bereit für den Schlaf. Sie sieht noch zum Fenster hinaus. Die Sonne geht bald auf. Dann zieht sie die Vorhänge zu und geht zum Bett, hält Shakespeares „Sommernachtstraum“ in der Hand. Doch plötzlich spürt sie etwas, ahnt etwas. Plötzlich springt eine Gestalt durch das Fenster. Es muss ein Vampir sein, er „qualmt“, die aufgehende Sonne hat ihn fast verbrannt. Julia merkt, dass er scheinbar schwer verletzt ist und keine Gefahr darstellt. Sie zieht ihn ein wenig ins Zimmer. Dann stürmen plötzlich David und zwei andere Vampire in das Zimmer, der Krach hat sie alarmiert. Ein einziger Blick Julias genügt um ihren Leuten zu sagen, dass alles in Ordnung ist.

David:
Wer ist das?

Julia:
... William. Er gehört zu Azraels Clan. Scheinbar hat er den Krieg überlebt.

David:
Wir müssen ihn Lukas ausliefern. Terael und Lukas haben den Clans deutlich gemacht, dass er Azraels Leute bis auf den Letzten vernichten will.

Julia:
Azrael hat gegen die Gebote verstoßen. Seine Leute sind ihm gefolgt, weil sie ihm Treue bis in den Tod gelobt haben. Ich werde niemanden dem Henker ausliefern, nur weil er einen heiligen Schwur befolgt hat! Ist das klar?

David:
Jawohl, Mylady.

Julia:
Wir werden William gesund pflegen. Danach ist er auf sich gestellt.

Die Kamera schwenkt auf William.
Später liegt William auf Julias Bett. Seine Verletzungen sind teilweise verheilt, doch er ist noch immer schwach. Julia kümmert sich um ihn.

William:
Warum hast du nicht für uns gestimmt? Warum die Enthaltung? Unsere Clans sind befreundet, WIR sind Freunde!

Julia:
Was hätte es denn gebracht wenn ich für euch gestimmt hätte? Die Mehrheit war für Terael. Eine Stimme mehr für euch hätte nichts geändert. Und ich hatte Angst, Terael könnte auch gegen meinen Clan vorgehen. Daniel hat für euch gestimmt und wird jetzt wie ein Außenseiter behandelt. Wenn ich wählen muss zwischen Freund und Clan, wähle ich den Clan.

Blenden zu

Ext. Nacht. Ein Friedhof.
Die Gegenwart. William wandert durch die Reihen der Gräber. Dann trifft er auf Julia. Er lächelt, ist erfreut seine alte Bekannte wiederzusehen. Plötzlich tritt David hinter einem Baum hervor, dann taucht ein anderer Mann auf, der William mit einer Armbrust bedroht. David fängt an, William zu durchsuchen, William reagiert kooperativ.

William:
Was sollen diese Sicherheitsvorkehrungen an einem neutralen Ort? Was ist mit den alten Gesetzen?

David und sein Partner haben die Durchsuchung beendet, William ist sauber. Die beiden entfernen sich von ihm und stellen sich zu Julia. Sie sind immer noch bereit, sich sofort schützend vor Julia zu stellen und William zu töten.

Julia:
Eine Menge Dinge haben sich geändert seitdem du versuchst über die Runden zu kommen, ohne töten zu müssen. Ein paar von uns verfolgen jetzt ganz andere Ziele, der alte Weg kümmert sie nicht mehr. Es sind Abtrünnige. Die Regeln haben sich geändert. Und ich muss sagen, bei dem, was auf dem Spiel steht, würde ich es genauso machen wie die.

William:
Lass mich raten. Terael.

Julia:
Und Lukas. Die beiden sind schlimmer als je zuvor. Lukas ganz besonders.

William:
So?... Und, was steht denn auf dem Spiel?

Julia:
Die Lords haben sich eine unheilige Schriftrolle angeeignet. Damit haben wir herausgefunden, dass ein Vampir, der das Blut eines der 7 trinkt, mächtiger als ein Erzengel wird. Terael will zu einem Erzdämon werden und seinem Schwur Luzifer gegenüber treu bleiben. Er will eine Armee von Erzdämonen erschaffen, den Himmel erobern und Luzifer dann auf den Thron setzen. Doch keiner der 7 will sein Leben opfern, nur um Luzifer doch noch zu seinem Ziel zu verhelfen. Und darum herrscht nun Krieg. Jeder kämpft gegen jeden, denn alle Clanlords wollen nun zum Erzdämon werden. Schließlich will niemand schwächer sein als ein anderer.

William:
Und was willst du?

Julia:
Ich will nur das alte Gleichgewicht der Kräfte wiederherstellen. Und ich bitte dich, mir zu helfen. Du gehörst zu den besten Kriegern, die ich kenne. Was sagst du?

William:
Vergiss es. Als Lukas seinen Feldzug gegen den Azrael Clan startete, habe ich dich um Hilfe gebeten. Du hast dich geweigert. Du wolltest nicht in diesen Krieg reingezogen werden.

Julia:
Aber ich habe dir trotzdem geholfen. Du schuldest mir was.

William:
Ja. Du hast mich gerettet, nachdem mein Clan vernichtet war. Also, wenn du persönlich in Lebensgefahr bist, dann melde dich bei mir. Aber deinem Clan helfe ich nicht. Das ist nicht mein Krieg.

William dreht sich um und geht langsam weg.

Julia:
Aber wenn Terael zum Erzdämon wird und Luzifer befreit, dann wird das auch die Erde betreffen, nicht nur den Himmel. Dieser Krieg wird dich vielleicht viel eher betreffen, als du glaubst.

William:
Ja, vielleicht. Bis es soweit ist, wünsche ich dir viel Glück. Leb wohl.

William überquert den Friedhof. Nach einer Weile bleibt er stehen und dreht sich um.

William:
Ich werde jetzt in mein Auto steigen und nach Hause fahren. Wollen Sie mitkommen oder ziehen Sie es vor, mich weiterhin zu verfolgen?

Ein Mann tritt hinter einem Baum hervor. Es ist Jack Sloane.

Sloane:
Sie haben mich bemerkt? Und ich dachte, ich wäre halbwegs gut in solchen Dingen.

William:
Das sind Sie... Da Sie ausgerechnet mich verfolgen und nicht wie ein gemeiner Straßendieb aussehen, gehe ich mal davon aus, dass Sie wissen, wer und was ich bin. Leute wie ich haben nun mal schärfere Sinne.

Sloane:
Deswegen haben es die Vampire wohl auch geschafft, zu überleben, obwohl mein Orden seit so langer Zeit versucht, euch zu vernichten.

William:
Ihr Orden? Sind Sie ein Priester?

Sloane:
Sagen wir, genau wie ein Priester arbeite ich für die Kirche und für Gott. Am ehesten bin ich so etwas wie ein Krieger Gottes.

William:
Ein Kreuzritter oder was?

Sloane:
Etwas in der Art, aber nicht ganz. Die Kreuzritter behaupteten, für Gott zu kämpfen. Mein Orden, meine Blutlinie wurde tatsächlich von Gott auserwählt, das Böse zu bekämpfen und die unheilige Schriftrolle zu bewachen. Und zum ersten Mal seit einer kleinen Ewigkeit sieht die Sache ganz gut für uns aus. Anstatt Menschen zu töten gehen die Vampire jetzt aufeinander los. Das müssen wir ausnutzen und Sie sollen uns helfen.

William:
Ich?

Sloane:
Sie sagten es doch selbst. Mit den Vampiren haben Sie nicht mehr viel am Hut. Ihr Clan, der Clan Azraels, wurde ausgelöscht, weil ihr mit den Menschen in Frieden leben wolltet. Darum hat euch Lukas damals den Krieg erklärt. Und die anderen Clans haben euch nicht geholfen. Im Gegenteil. Ist Ihnen nicht auch mal der Gedanke gekommen, dass die anderen Clans Lukas unterstützt haben? Ihr wurdet denen allen zu gefährlich. Revanchieren Sie sich jetzt. Kämpfen Sie mit uns für Gott. Für die Menschheit.

William:
Die Menschheit ist es wohl kaum wert. Sie töten sich selbst und jagen mich seit Jahrhunderten, obwohl ich Frieden will. Und Gott? Oh ja, hätte Luzifer damals den Krieg gewonnen, wäre dies wohl ein Desaster gewesen, Gott ist ganz sicher die bessere Wahl. Das ändert aber nichts daran, dass er ein Mistkerl ist. Ich kämpfe nicht für Gott, ich kämpfe nicht für die Menschheit.

Sloane:
Wie kannst du so über Gott sprechen? Willst du nicht etwas tun, damit er dir vergibt? Damit er diesen Fluch von dir nimmt?

William:
Natürlich will ich, dass er mir vergibt. Aber es gibt Grenzen. Wenn ich in einen Krieg ziehen muss, damit Gott mir vergibt, dann ist Gott sogar ein noch größerer Mistkerl als ich dachte. Ein Krieg für meinen Seelenfrieden. Ein viel zu hoher Preis. Außerdem: ihre Blutlinie wurde dazu auserwählt, die unheilige Schriftrolle zu bewachen. Es ist ihnen nicht gelungen, sie konnten nicht einmal ein Stück Papier beschützen. Und mit Ihnen soll ich gemeinsam die Menschheit beschützen?

Sloane:
Dies ist ihre letzte Chance. Wenn Sie mein Angebot wirklich ablehnen, dann wird mein Orden erst die Clans auslöschen und zuletzt kommen wir zu Ihnen.

William:
Ihre Drohung hat einen Haken. Sie werden nicht lange genug leben, um sie wahr zu machen. Wenn Sie sich in diesen Krieg einmischen, werden Sie sterben.

William dreht sich um und geht.

Schnitt zu

int. Wohnung von William und Christine, Tag.
Die Vorhänge sind zugezogen. Christine sieht recht geschockt aus. Sie lässt sich in einen bequemen Sessel fallen. Dann fängt sie an, in ihrer Handtasche zu kramen.

William:
Was suchst du?

Christine:
Meine Zigaretten.

William:
Wolltest du nicht aufhören?

Christine:
Nach dieser wilden Geschichte brauche ich eine Zigarette.

Christine findet ihre Schachtel und zündet sich eine
Zigarette an.

Christine:
Ein Krieg? Wir sind mitten in einen Krieg geschlittert?

William:
Nicht wir. Die Vampir-Clans. Ich werde mich in diesen Krieg nicht einmischen. Das ist alleine deren Problem.

Christine:
Und wenn du dich irrst? Sagtest du nicht selbst, dass die Vergangenheit einen immer wieder einholt?

William:
Du hast recht. Wir sollten untertauchen, bis die Sache erledigt ist.

Christine:
Untertauchen? Und wie stellst du dir das vor?

William:
Nachdem sie meinen Clan ausradiert hatten, bin ich schon einmal untergetaucht. Ich habe da ein altes Versteck. Dort können wir fürs erste wohnen. Es befindet sich an einem neutralen Ort.

Christine:
Ein Friedhof? Wir werden auf einem Friedhof wohnen? Und für wie lange? Was ist mit meinem Job?

William:
Ich weiß es nicht. Doch eines ist klar: nur so können wir uns aus diesem Krieg heraushalten.

Schnitt zu

Ext. eine Sand- und Geröllwüste. Nacht.
Es ist stark bewölkt. Ein Tal, rechts und links sind hohe Felsen. In dem Tal stehen sich zwei Männer gegenüber, sie tragen Fackeln. Sie stehen fast 500 Meter auseinander, doch es wird angedeutet, dass sie sich direkt in die Augen blicken. Sie rammen die Fackeln neben sich in den Boden. Plötzlich leuchten die Augen der beiden Männer rot auf, dann leuchten hinter den Männern in der Dunkelheit weitere Augen auf. Erst wenige, dann sind es schon hunderte. Die Wolken verschwinden langsam und man erkennt zwei riesige Heere von Vampiren, die nur darauf warten, anzugreifen. Dann ist es soweit, die beiden Armeen stürmen aufeinander zu.

Schnitt zu

Sloane beobachtet die beiden kämpfenden Armeen von einem der Felsen aus. Dann geht er auf die andere Seite des Felsens und trifft sich dort mit einigen seiner Soldaten. Zwei seiner Offiziere kommen zu ihm.

Sloane:
So wie es aussieht, werden wir die Vampire heute ganz empfindlich treffen. Der Terael-Clan und der Daniel-Clan liefern sich gerade eine entscheidende Schlacht. Sie werden sich gegenseitig dezimieren. Wenn der Kampf vorbei ist, werden wir die übrigen Vampire auslöschen. Zuerst werden wir sie mit künstlichem Sonnenlicht schwächen. Unsere Wasserwerfer mit Weihwasser und unsere Nahkampfwaffen werden den Rest erledigen. Noch Fragen?

Die beiden Offiziere schütteln mit dem Kopf.

Sloane:
Gut. Dann heißt es jetzt abwarten.

Blenden auf

In Zeitlupe werden verschiedene Ausschnitte aus einzelnen Phasen der Schlacht gezeigt. Erst sind es gewaltige Massenkämpfe, dann werden es immer weniger, letzten Endes kämpfen nur noch einzelne. Schließlich ist die Schlacht vorbei, nur noch ein paar Dutzend Vampire sind übrig.

Schnitt zu

Sloane spricht oben auf dem Felsen zu seinen Leuten.

Sloane:
Also dann. Für Gott und die heilige Mutter Kirche!

Seine Soldaten gehen auf seinen Schlachtruf ein und nehmen ihn als Zeichen zum Angriff wahr. Sie gehen so vor, wie Solane es zuvor erklärt hatte. Von beiden Seiten des Tals werden die Vampire angegriffen und ausradiert.

Schnitt zu

Int. Teraels Hauptquartier, sein Thronsaal.
Es nicht zu erkennen, ob es Tag oder Nacht ist. Der Raum ist eine seltsame Mischung aus mittelalterlichem Verließ, pompösen Thronsaal und High-Tech-Kommandozentrale. Terael, er trägt außer einer Hose nur eine Art Bademantel, auf seiner Brust ist eine große Narbe zu sehen, schlägt wütend auf einen Tisch.

Terael:
Diese verfluchten Menschen! Das ist schon die vierte Schlacht, die wir klar gewonnen hatten, bis die Menschen auftauchten und unsere siegreichen Soldaten auslöschten!

Lukas:
Nun, wenn du nichts dagegen hast, werde ich dagegen vorgehen.

Terael:
Ach ja, und wie?

Lukas:
Vergiß nicht, dass mir einer dieser Krieger Gottes so einiges verraten hatte, als er versuchte sein Leben zu retten. Mit deinem Einverständnis werden wir drei Tage lang unsere Offensiven etwas zurückschrauben und nur versuchen, die Linien zu halten. Mit den dadurch neu verfügbaren Streitkräften werde ich die Menschen ausschalten.

Terael:
In nur drei Tagen?

Lukas:
Zuerst werde ich Sloane einen Besuch abstatten. Ohne Sloane sind sie führerlos und sie haben niemanden, der ihn ersetzen könnte. Dann sind sie ein leichtes Ziel, sofern sie dann überhaupt noch wagen sollten, uns anzugreifen.

Terael nickt nur zustimmend und geht dann zu einem anderen Tisch, auf dem die unheilige Schriftrolle ausgebreitet liegt.

Terael:
Weißt du, Lukas, es ist schon seltsam. Ich habe vor so vielen Jahrtausenden an Luzifers Seite gekämpft. So lange schien es so, als wäre unser Ziel von einst in unerreichbare Ferne gerückt. Jetzt ist es wie durch ein Wunder wieder zum Greifen nahe und trotz meiner Erfahrung kommt mir jede Stunde, die uns noch vom Sieg trennt, wie eine Ewigkeit vor.

Lukas:
Doch diese Stunden werden weniger. Drei der fünf gegnerischen Clans sind bereits vernichtet, die übrigen zwei haben große Verluste erlitten. Und ich denke, wenn wir die Menschen aus dem Weg geräumt haben, werden wir auch über Gerätschaften verfügen, mit denen wir die Zielpersonen viel besser lebend fassen können. Wenn man bei uns Vampiren von „lebend“ sprechen kann.

Terael:
Das will ich hoffen. Wir hatten fünf Möglichkeiten, an die Macht eines Erzdämons zu gelangen. Drei dieser Möglichkeiten haben wir verspielt, weil unsere Leute zu dumm waren, Kamiel, Ruth und Sara gefangen zunehmen. Sollten wir die anderen zwei Möglichkeiten ebenfalls verspielen, werde ich mir einen neuen Stellvertreter suchen müssen. Verstanden, Lukas?


Lukas:
Verstanden, Mylord.

Terael scheint für den Moment zufriedengestellt. Gedankenversunken streicht er über seine Brust, fühlt die alte Narbe.

Terael:
Habe ich dir schon einmal erzählt, woher ich diese Narbe habe?

Lukas:
Nein.

Terael erinnert sich. Passend zu dem was er erzählt, werden vereinzelt Bilder eingeblendet.

Terael:
Es war damals, als ich noch ein Engel war. In der letzten Schlacht des Krieges zwischen Michaels Armee und Luzifers Rebellen. Ich war vermessen genug, Michael herauszufordern. Ich, ein einfacher Engel, forderte einen Erzengel, den Anführer der himmlischen Heerscharen. Michael hatte mich schnell besiegt. Er hat mir diese Verletzung zugefügt. Michael holte zum letzten Schlag aus, doch Luzifer hielt ihn ab. Er rettete mich vor meinem Gegner. Aber während er mich deckte, wurde er selbst verletzt. Luzifer rettete mich, aber ohne mich hätte er wahrscheinlich Michael besiegt und den Krieg gewonnen. Ich habe wohl Schuld daran, dass er in der Hölle schmort und dieser scheinheilige Gott noch auf seinem Thron sitzt. Ich werde meinen Fehler von damals korrigieren, das schwöre ich.

Lukas verlässt seinen Lord, Terael befasst sich weiter mit der Schriftrolle.

Terael:
Du kannst jetzt rauskommen, Lukas ist weg, wir können reden.

Aus einer Ecke tritt ein mysteriöser Mann. Er ist elegant gekleidet, sein Auftreten passt aber eher zu einem knallharten Soldaten. Trotz seiner Jugend hat er weißes Haar.

Terael:
Michael, schön dich zu sehen. Ist schon lange her.

Michael:
Nicht lange genug soweit es mich betrifft.

Terael:
Nana, du bist der Fürsprecher der Menschen vor Gott, solltest du nicht netter sein?

Michael:
Du bist kein Mensch.

Terael:
Und du auch nicht. Wie auch immer, was treibt der alte Mann denn so? Hält er sich immer noch für den Größten und bewundert Tag für Tag seine geliebte Schöpfung ohne zu merken, dass sein „Meisterwerk“, der Mensch, der größte Feind seiner Arbeit ist?

Michael:
Sie sind seine Kinder, er weiß genau, welches Potential in ihnen steckt. Eines Tages werden sie über sich selbst hinauswachsen. Sie werden noch beweisen, dass sie etwas ganz besonderes sind. Seine Geduld ist noch nicht erschöpft.

Terael:
Ich bitte dich, jetzt stell ihn nicht als den lieben alten Vater hin! Es spielt keine Rolle, zu was die Menschen fähig sind, wichtig ist, was sie schon alles getan haben. Und, dass Er es zugelassen hat. Damit ist er genauso schuldig an all den Gräueltaten!

Michael:
Ich bin bestimmt nicht hergekommen, um mit dir die Wege des Herren zu ergründen.

Terael:
Was, wie wir alle wissen, sowieso unmöglich ist. Also, was willst du wirklich? Bist du gekommen, um den Himmel vor mir zu retten? Willst du mich töten, bevor ich euch gefährlich werden kann?

Michael:
Engel sind keine Attentäter.

Plötzlich stößt wie aus dem Nichts eine Person auf Terael zu und sie fangen an zu kämpfen. Michael sieht nur zu.

Michael:
Aber wenn es sein muss, finden die Engel schon jemanden, der als Attentäter einspringt.

Am Anfang scheint die fremde Person Terael überlegen zu sein. Doch letzten Endes triumphiert Terael. Er steht neben dem benommenen Attentäter. Terael erkennt ihn.

Terael:
Judas! Gibt es etwas, das du nicht tun würdest um den Fluch von dir zu nehmen?

Judas:
Seit ich Gottes Sohn verriet wandle ich als Unsterblicher auf Erden. Du kommst mit der Unsterblichkeit vielleicht klar, aber für mich ist und bleibt es ein Fluch von dem ich endlich erlöst werden will.

Judas steht auf, blickt zu Michael. Der nickt und erkennt an, dass er es zu wenigstens versucht hat. Judas verschwindet im Schatten.

Terael:
Netter Versuch. Aber das wird mich nicht davon abhalten Luzifer zu befreien.

Michael:
Warum tust du das?

Terael:
Ich habe es Luzifer versprochen.

Michael:
Na und? Gott hast du auch Treue gelobt und dennoch hast du ihn verraten. Es muss einen anderen Grund geben als irgendwelche Versprechen an einen Verräter. Das er sein Leben riskierte um das deine zu retten war wahrscheinlich die einzige ehrenvolle Tat Luzifers.

Terael:
Sagen wir, ohne die Verbrechen der Kirche müsstest du dir heute keine Sorgen um mich machen.

Michael:
Geht es immer noch um Isabella?

Terael:
Was weißt du von Isabella?

Michael:
Sie stand dir sehr nahe. Bis sie der Inquisition zum Opfer fiel. Sie starb auf dem Scheiterhaufen.

Terael:
Sie war der einzige Mensch, den ich niemals gebissen hätte und wenn ich dafür durch die Hölle hätte gehen müssen.

Michael:
Ich weiß. Auch im Himmel haben wir um sie getrauert. Sie war ein guter Mensch.

Terael:
Und dennoch habt ihr es zugelassen. Ich habe gebetet, ich habe Gott um Hilfe angefleht, doch er hat nicht einmal zugehört! Und als sie dann tot war, wurde ihr der Eintritt in den Himmel verwehrt! Sie war das reinste Geschöpf, dass mir je begegnet ist, doch ihr habt sie in die Hölle geschickt, weil die Kirche gesagt hat, sie wäre eine Sünderin. Und Gott hat nicht zugehört!... Du kennst das alte Sprichwort. „Kann ich die Götter nicht erreichen, so setze ich die Hölle in Bewegung.“ Gott, hat sie nicht gerettet. Luzifer wird sie mir zurückbringen.

Michael:
Erstens: Glaubst du wirklich, dass Luzifer das tun wird? Dafür ist er viel zu egoistisch. Und zweitens: Gott hat sehr wohl zugehört. Doch er muss sich an seine eigenen Regeln halten. Er darf den eigenen Willen der Menschen nicht beeinflussen. Die Menschen müssen ihren eigenen Weg gehen, wie alle Kinder irgendwann ohne Vater auskommen müssen.

Terael:
Ich weiß nicht, ob Luzifer meinen Wunsch erfüllen wird oder ob ich wirklich den richtigen Weg gehe. Doch ich habe gar keine andere Wahl. Und jetzt lass mich in Ruhe.

Michael:
Aber…

Michael wird von einer dritten Person unterbrochen, die plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht: AZMODAN.

Azmodan:
Hast du ihn nicht gehört? Lass ihn in Ruhe.

Michael:
Azmodan. Was führt Luzifers Speichellecker Nummer 1 hierher?

Azmodan:
Du wirst schon anders reden wenn Luzifer erstmal aus der Hölle befreit ist. Dann werden wir beide uns noch einmal unterhalten.

Michael:
Spuck nicht so große Töne. Wenn du so gefährlich wärst, hätten wir dich tiefer in die Hölle gesperrt und du und deinesgleichen wärt nie entkommen.

Azmodan zieht ein Schwert.

Azmodan:

Erkennst du es? Es gehörte einst deinem besten Freund, Gabriel. Nun ist Gabriel tot.

Michael:
Hast du…?

Azomdan:
Ja. Wir werden immer stärker. Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern wann Luzifer zurückkehrt.

Michael:
Sei dir nicht so sicher. Noch ist nichts entschieden.

Michael verschwindet so schnell wie er aufgetaucht ist. Azmodan sieht zu Terael.

Azmodan:
Luzifer verlässt sich auf dich. Enttäusche ihn nicht, dann kümmert er sich um Isabella.

Nun verschwindet Azmodan ebenfalls. Terael ist traurig und betrachtet sich seine entstellte linke Hand.

Schnitt zu

int. Teraels Hauptquartier vor über 500 Jahren, während der spanischen Inquisition. Tag
In Teraels Schlafzimmer erwacht Isabella neben Terael. Sie gibt ihm einen liebevollen Kuss auf die Schulter, steht dann auf und zieht sich an.

Terael:
Musst du wirklich schon gehen?

Isabella:
Ich bin schon viel zu lange hier. Sollte irgendjemand auf die Idee kommen, dass ich einen Vampir liebe, dann wird die Inquisition mich hinrichten.

Terael:
Das wird nie geschehen. Und wenn doch, dann werde ich dir beistehen. Ein gefallener Engel wird kommen und dich vor dem Scheiterhaufen retten.

Die beiden scherzen nur, sie meinen das, was sie sagen, nicht ernst, sie glauben nicht, dass ihre Beziehung jemals öffentlich wird.

Isabella:
... Hast du jemals daran gedacht, mich zu beißen, mich zu verwandeln?

Terael:
... Niemals. Eher würde ich sterben.

Isabella lächelt ihn an, geht auf ihn zu und gibt ihm noch einen Kuss auf die Wange.

Isabella:
Ich liebe dich.

Terael:
Ich liebe dich auch.

Isabella streichelt seine Wange und geht dann hinaus.

Terael:
Sehen wir uns heute Abend?

Isabella:
... Das will ich doch hoffen.

Nun verlässt sie das Zimmer. Draußen vor der Tür des Schlafzimmers trifft sie auf Lukas.

Lukas:
Hallo Lady Isabella.

Isabella:
Guten Morgen, Lukas.

Die beiden haben sich zwar begrüßt und waren dabei höflich zueinander, aber es ist deutlich zu spüren, dass die beiden nicht besonders viel füreinander übrig haben. Nach der Begrüßung geht Isabella die lange Treppe nach unten Richtung Ausgang. Lukas sieht ihr skeptisch nach, Terael verlässt gerade sein Schlafzimmer und stellt sich neben Lukas.

Lukas:
My Lord, hältst du es für klug, so eine innige Beziehung zu einer Frau einzugehen? Zu einer Frau, die keine von uns ist, meine ich?

Terael:
Also Lukas, wie kann denn so eine Beziehung falsch sein?

Lukas:
Sie macht dich schwach und trübt deinen Blick. Was wenn unsere Feinde dies herausfinden? Du bringst unseren Clan in Gefahr.

Terael:
Das meinst du wirklich ernst, oder?

Lukas:
Du weißt genau, dass ich über solche Dinge keine Witze mache. Ich sage dir, du musst dies beenden. Oder Isabella verwandeln.

Terael:
Jetzt werde ich dir mal was sagen: so glücklich wie jetzt war ich das letzte mal als ich noch ein Engel war. Isabella ist das beste was mir je passiert ist... Unseren Clan würde ich niemals in Gefahr bringen. Aber solange ich noch keine Gefahr sehe, werde ich Isabella nicht verlassen und auch ganz bestimmt nicht verwandeln. Habe ich mich klar ausgedrückt? Ich hoffe es, denn ich werde es dir ganz bestimmt nicht noch einmal erklären!

Lukas:
Vollkommen klar, My Lord.

Terael:
Das will ich hoffen.

Terael geht wütend in sein Zimmer zurück.

Blenden auf

int. Teraels Hauptquartier während der Inquisition. Tag
Terael ist alleine in einem großen, aber fast leeren Raum, in dem nur einige wenige Trainingsgeräte sind. Terael übt verbissen mit seinem Schwert. Plötzlich kommt Lukas, völlig außer Atem, hereingestürmt.

Lukas:
My Lord, etwas schreckliches ist passiert.

Blenden auf

Eine traurige Musik setzt ein. Sie ist das einzige, was zu hören ist, sie übertönt auch die Dialoge der Charaktere, nur ihre Lippen bewegen sich.

ext. ein mittelalterlicher Marktplatz. Tag
Im Zentrum des Marktes ist ein Scheiterhaufen aufgebaut, an den Isabella gefesselt ist. Neben ihr steht ein Priester, der eine Anklageschrift verliest. Ein junger Gehilfe neben ihm hält eine Fackel. Als der Priester fertig ist, nimmt er die Fackel und entzündet den Scheiterhaufen. Isabella hat ein verweintes Gesicht, scheint aber seltsam ruhig zu sein. Gerade als die Flammen sie erreichen, verlassen Terael und Lukas in langen Kutten ein Haus und betreten eine dunkle Gasse, in die das Sonnenlicht wegen der hohen Häuser nicht scheinen kann. Terael entdeckt Isabella und ist geschockt. Er ruft immer wieder ihren Namen und versucht zu ihr zugelangen, doch dafür müsste er direkt durch die Sonne. Lukas kann ihn gerade noch halbwegs zurückhalten, nur Teraels linke Hand verlässt den schützenden Schatten der Häuser. Die Hand fängt an zu qualmen und fängt schließlich Feuer, während Lukas auf ihn einredet und sein bestes tut, um Terael zurückzuhalten. Schließlich realisiert er, dass es keinen Sinn hat. Entsetzt sinkt er zu Boden, Lukas kümmert sich um Teraels Hand.

Blenden auf

int. Teraels Hauptquartier in der Gegenwart, sein Thronsaal.
Terael betrachtet sich noch immer seine linke Hand. Dann gibt er sich einen Ruck, wischt sich eine Träne weg und geht zurück zu seinem Schreibtisch auf dem die Kriegspläne liegen.

Schnitt zu

int. Sloanes Hauptquartier, Nacht.
Sloane geht durch das große Gebäude, eine alte Kirche. Er blättert in verschiedenen Berichten, er sieht immer wieder auf um zu sehen wo er eigentlich langgeht und betrachtet sich seine Leute, insbesondere als er in das Lazarett kommt, wo etliche Männer und Frauen versorgt werden. Er nickt seinen Leuten anerkennend zu. Als er das Ende des Raumes erreicht hat, bleibt er stehen, überlegt kurz, legt seine Berichte auf einen Tisch und dreht sich zu seinen Leuten um.

Sloane:
Meine Freunde, ich weiß, ihr habt große Opfer erbringen müssen. Ihr habt für unsere Sache gelitten und geblutet. Doch das war nicht umsonst. Die Vampire sind bereits größtenteils vernichtet und ihre Fixierung auf den Tod hat verhindert, dass einer der Clan-Lords das Blut eines der ersten 7 trinken konnte. Wir sind ganz nahe am Ziel... Es wird noch einiges kosten, das Erreichen unseres Ziels wird noch einen hohen Preis fordern. Aber die Sache ist es wert! Was wir im Leben tun, wird unser Herrgott nicht vergessen. Wir kämpfen in seinem Namen. Vergesst das nie... Viel Glück und Gottes Segen euch allen.

Seine Leute haben Sloane mit Begeisterung zugehört, sie stehen voll hinter ihm. Während des letzten Teils seiner Ansprache ist im hinteren Teil des Raumes ein Mann aus dem Schatten getreten, Sloane ist wohl der einzige, dem er aufgefallen ist. Sloane greift sich wieder seine Berichte und geht dann in Richtung des Mannes. Als er ihn erreicht hat, reagiert Sloane seltsam, so als wäre er im höchsten Maße geehrt aber auch ein wenig verängstigt. Zuerst blickt er ihn nicht einmal direkt an.

Sloane:
Ich, äh, ich bin geehrt.

Rafael:
Du weißt, wer ich bin?

Sloane:
Ein Botschafter des Herren.

Rafael:
Ganz recht. Ich wurde geschickt, um euch in Seinem Namen zu danken. Ihr habt viele Generationen lang die Menschheit verteidigt. Das werden wir euch nie vergessen. Und es tut uns Leid, dass wir euch nicht helfen konnten.

Sloane:
Ja, das war immer so etwas, was...

Rafael:
... du nicht verstanden hast. Nun, was die Menschen nicht wissen und auch nie erfahren dürfen ist, dass die Tore, die Luzifer in der Hölle gefangen halten und das Fegefeuer vom Himmel trennen, langsam bröckeln. Wir brauchen dort oben jeden Engel um das Böse in Schach halten zu können. Das erfordert auch unsere ganze Konzentration, was hier unten in der Welt der Sterblichen geschieht, entgeht uns größtenteils. Außerdem gibt es da gewisse Regeln an die auch wir uns halten müssen. Darum wart ihr stets auf euch alleine gestellt.

Sloane:
Wenn die Menschen nie davon erfahren dürfen, warum erzählst du mir dann davon?

Rafael:
Weil... du nicht lange genug leben wirst, um es weiter zu erzählen. Terael und Lukas sind erbost über eure Siege. Sie planen euch auszulöschen. Und wir können sie nicht aufhalten. Ich dachte, wir sind es euch schuldig, euch zu wenigstens zu warnen.

Sloane:
Ich... ich verstehe.

Rafael:
Es tut mir Leid, Jack. Es tut mir Leid.

Sloane:
Dann ist die Menschheit also verloren.

Rafael:
Wie kommst du darauf?

Sloane:
Wenn ihr das Böse nicht aufhalten könnt, und wir die Dämonen nicht besiegen können, wer bleibt da noch übrig um die Menschen zu schützen?

Rafael:
Einen gibt es da noch.

Sloane:
Du meinst diesen William?

Rafael:
Ich meine den letzten Überlebenden des Azrael Clans.

Sloane:
Ich wollte, dass er uns hilft. Aber dass er die ganze Welt retten soll, ....

Rafael:
Manchmal braucht man einen Dämonen um Dämonen zu
besiegen.

Sloane:
Aber er ist doch nur ein einzelner.

Rafael:
In dem mehr steckt, als du auch nur ahnst. Doch ich fürchte, du wirst es nie erfahren. Tut mir leid.

Sloane:
... Und wann ist es soweit?

Rafael blickt zu den Fenstern. Von einer Sekunde zur nächsten erscheinen Silhouetten hinter den Fenstern.

Rafael:
Sie sind bereits hier.

Die große Tür wird aufgestoßen und drei Männer kommen herein. Rafael zieht sich wieder in den Schatten zurück. Gleichzeitig werden die Fenster eingeschlagen und etliche Vampire dringen in das Gebäude ein. Sloanes Leute werden niedergemetzelt.
Nach dem Kampf betritt Lukas die Kirche. Er geht auf Sloane, der mit einer Schwertwunde auf dem Boden liegt, zu und stellt sich triumphierend neben ihn.

Lukas:
Und nun, du großer Ritter Gottes, hast du noch irgendetwas zu sagen?

Sloane:
Ich habe es vielleicht nicht geschafft, aber eines Tages wird es einer schaffen und den Krieg beenden. Es wird jemand wie ich sein, der dich vernichten wird.

Lukas:
Ja, möglicherweise. Aber bis es soweit ist, wirst du die Hölle kennen lernen.

Sloane:
Ich warte auf dich.

Lukas sieht nicht mehr besonders amüsiert aus und holt mit seinem Schwert aus. Thomas, seine rechte Hand ist verbunden, seine linke stark verbrannt, stellt sich neben ihn.

Lukas:
So, damit ist von unseren Feinden nur noch Julia übrig. Es wird Zeit, auch mit denen aufzuräumen.

Thomas:
Aber selbst durch die Überläufer haben wir bei weitem nicht so viele Soldaten wie Julia. Die werden uns aufreiben.

Lukas:
Dann sollten wir neue Soldaten rekrutieren.

Thomas:
Und wie viele Menschen sollen wir umwandeln?

Lukas:
So nahe am Ziel gehe ich kein Risiko mehr ein... Eine Großstadt sollte reichen.

Thomas:
Eine Großstadt? Das können wir unmöglich vertuschen, die Menschheit wird von den Vampiren erfahren. Das wird Terael nicht gefallen. Das verstößt gegen unsere Gesetze!

Lukas:
Terael ist nicht hier. Ich habe das Kommando über die Streitkräfte und ich entscheide über die Taktik. Und wenn wir erst am Ziel sind, ist es egal, ob die Menschheit von uns erfährt. Dann sind wir unaufhaltsam und alle Armeen der Welt können uns nichts anhaben. Und jetzt trommele unsere Soldaten zusammen und bereitet euch auf die erste Offensive gegen die Menschheit vor.

Thomas:
Wir haben schon einen Krieg zwischen uns Vampiren angezettelt. Wenn wir das jetzt tun, wird es zu etwas kommen, was es vorher noch nie in der Vampirgeschichte gegeben hat: einen Krieg gegen die Menschheit. Wie weit willst du noch gehen?

Lukas:
Noch viel weiter. Das ist erst der Anfang.

Thomas:
... Und welche Stadt sollen wir angreifen? Diese?

Lukas:
Nein. Julia hält sich hier auf, ich will nicht, dass sie in dem entstehenden Chaos vielleicht doch noch getötet wird. Vergiss nicht, sie brauchen wir lebend. Such dir eine andere Stadt aus und versammle dort eine Streitmacht. Aber nicht alle auf einmal, zu große Truppenbewegungen könnten Julia alarmieren. Doch lass dir auch nicht zuviel Zeit. Wir haben weniger Soldaten als Julia. Wir brauchen diese Verstärkungen.

Thomas:
Aha, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Darf ich fragen, wann ich angreifen soll?

Lukas
(etwas wütend):
Du wirst wissen, wann der rechte Moment gekommen ist. Oder du wirst sterben.

Schnitt zu

Int. Williams Versteck.
Obwohl es halbwegs gemütlich eingerichtet ist, erkennt man schon auf den ersten Blick, dass es einst eine Gruft gewesen ist. Lukas Und Christine liegen auf einem Sofa, ein reich verzierter Kerzenständer spendet Licht.

William:
Und, ist doch gar nicht so schlimm hier, oder?

Christine:
Solange du bei mir bist, halte ich es an jedem Ort aus... Du weißt, dass ich für dich durch die Hölle gehen würde, oder?

William:
Ja, das weiß ich... Und ich für dich.

Die beiden küssen sich leidenschaftlich.

Blenden auf

Wieder ein Zeitraffer. Mehrere Schlachten zwischen den Vampiren werden gezeigt. Doch diesmal sind sie nur schemenhaft zu sehen, zwei Bilder sind übereinander gelegt. Man erahnt die Kämpfe nur im Hintergrund. Im Vordergrund steht Julia, die sich mehrere Blätter ansieht und eine Karte betrachtet. Man sieht ihr deutlich die Verzweiflung an, sie weint. Dann verschwinden die Kämpfe im Hintergrund und Julias Lageraum wird zum Schauplatz der aktuellen Szene. Julia ist mit ihren Kräften am Ende.

Schnitt zu

ext. Sonnenuntergang
Die Straßen eines Vorortes, im Hintergrund die Großstadt. Es ist ein warmer Sommerabend, Mütter und Väter spielen mit ihren Kindern, Familien sitzen in ihren Gärten beim Essen, eine typische Kleinstadt-Idylle. Plötzlich haben mehrere der Einwohner scheinbar ein ungutes Gefühl. Sie blicken sich um. Richtung Stadtausgang zeichnet sich am Horizont eine Bergkette ab, hinter der gerade die Sonne untergegangen ist. Die Bewohner blicken die Strasse entlang und sehen am Stadtausgang dann etliche fremde Personen. Es sind über Hundert, sie bilden eine breite Front. Ihre langen, schwarzen Mäntel wehen im aufkommenden Wind. Es handelt sich um eine Vampirarmee angeführt von Thomas.

Thomas:
Denkt daran, wir sind hier, um unsere Reihen wieder mit Soldaten zu füllen. Tötet so wenig Erwachsene wie möglich. Wir können jeden Soldaten brauchen, den wir kriegen können.

Thomas’ Officer:
Und was machen wir mit den Kindern?

Thomas:
Wir können keine Soldaten in Form von Kindern brauchen. Die könnt ihr töten, aussaugen oder was euch auch immer beliebt.

Thomas scheint mit dieser Entscheidung selbst nicht so recht zufrieden zu sein, es gehört anscheinend zu seinen Befehlen, die ihm nicht besonders gefallen, doch er muss sie ausführen.

Thomas:
... Also gut, beginnen wir.

Die Armee setzt sich langsam in Bewegung, doch sie beschleunigen stark und stürzen sich geradezu auf die Menschen.

Schnitt zu

int. eine Polizeistation, Nacht
Die Station befindet sich am Rand der Großstadt, draußen sind viele Sirenen zu hören, auf der Polizeistation herrscht rege Aufbruchsstimmung, es scheint höchste Alarmbereitschaft zu bestehen. Ein ranghoher Polizist macht durch einen lauten Pfiff auf sich aufmerksam und es kehrt halbwegs Ruhe ein.

Police Officer#1:
Also Leute, wir wurden benachrichtigt, dass eine blutrünstige Horde Satanisten oder so was einen unserer Vororte überfallen haben. Normalerweise würde ich so was als schlechten Scherz bezeichnen, aber wir haben aus anderen Vororten vergleichbares gehört. Und kurz nach den Hilferufen sind alle Verbindungen zu den Orten abgerissen. Wie ihr draußen hören könnt, wurden sämtliche Polizeiwachen der Stadt in Alarmbereitschaft versetzt. Sowie ihr eure Klamotten zusammen habt, geht’s los... Hoffen wir, dass dies doch nicht so schlimm ist, wie es sich anhört. Und falls doch,... dann helfe uns Gott. Viel Glück.

Die Polizisten lassen diese Worte noch kurz auf sich wirken und fahren dann mit ihren Vorbereitungen fort. Dann verlassen die Polizisten die Station und gehen hinaus auf den Parkplatz. Zwei von ihnen unterhalten sich über die Lage.

Police Officer#2:
Das ist doch garantiert falscher Alarm. Irgendwelche Kids dachten sich, sie könnten uns verarschen. Und wir stürzen auch noch sofort los. Unfassbar.

Police Officer#3:
Ich weiß nicht, ich habe da ein ganz...

Police Officer#3 ist erst einmal ganz ruhig, als sie nach draußen kommen. Obwohl es Nacht ist, leuchtet der Horizont seltsam. Der Himmel wird von dem Feuer der brennenden Vorstädte erleuchtet. Dann hören die Polizisten auch panische Hilfeschreie in ihrer Nähe. Auch hier fangen Gebäude an zu brennen, Autounfälle sind zu hören und die Sirenen werden immer lauter. Auch fallen vereinzelt Schüsse.

Police Officer#3:
... mieses Gefühl.

Dann sehen sie vereinzelte rote Punkte in der Dunkelheit. Es werden paarweise mehr und dann tauchen aus der Dunkelheit dutzende von Vampiren auf und rennen auf die Polizisten zu. Die reagieren sofort und ziehen ihre Waffen.

Police Officer#3:
Halt, stehen bleiben oder wir schießen!

Die Vampire hören natürlich nicht auf ihn. Also eröffnet Police Officer#3 das Feuer, die anderen folgen seinem Beispiel. Doch die Schüsse halten den Gegner nur kurz ab, die Wucht des Aufpralls eines Geschosses wirft sie nur kurz aus der Bahn, aber sie tragen sonst keine Verletzungen davon. Die Polizisten werden überrannt.

Blenden auf

ext. die Großstadt, Nacht
Heerscharen von Vampiren fallen über die Stadt her. Die Stadt brennt, es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Die Stadt ist den Vampiren schutzlos ausgeliefert, die Einwohner werden niedergemacht oder verwandelt.

Schnitt zu

int. eine Trainingseinrichtung in Julias Hauptquartier.
Mehrere junge Vampire und David sind hier. Die anderen Vampire sehen gespannt zu, wie der erschöpfte, ausgepowerte und etwas abgemagerte David gegen einen jungen Heißsporn kämpft. Zuerst scheint David klar zu verlieren, doch gerade als sein Gegner, Julias-Clan-Member#1, selbstsicher angreift, reagiert David blitzschnell und gewinnt den Kampf.

David:
Vergesst niemals: wer seinen Gegner unterschätzt, ist ganz schnell tot. Noch Fragen?

Die jungen Vampire schweigen. Erst nach einer Weile meldet sich Julias-Clan-Member#1.

David:
Ja, was gibt’s?

Julias-Clan-Member#1:
Warum müssen wir kämpfen? Ich meine wir sind Vampire und keine Menschen. Ich dachte, wir kämpfen nicht gegen unser eigenes Volk.

David:
Ja, so war es früher einmal. Doch die Zeiten ändern sich. Ihr dürft jetzt nicht zögern, einen Feind zu töten. Es geht um unsere Existenz... Trainiert ohne mich weiter, ihr braucht noch Übung.

David verlässt den Raum. Erst als er außer Sicht ist, massiert er sich den Oberkörper. Der Kampf hat den geschwächten Vampir doch mehr mitgenommen als er zeigen wollte. Dann geht er weiter und betritt den Raum, in dem sich Julia aufhält. Als Julia ihn bemerkt, wischt sie sich die Tränen weg und täuscht halbwegs gute Laune vor.

David:
Und, wie geht’s?

Julia:
Gar nicht so schlecht, warum?

David:
Du brauchst mir nichts vorzuspielen. Es läuft schlecht für uns.

Julia:
Ich weiß. Diesen Krieg werden wir nicht gewinnen. Das ist der Preis, den wir für unsere Sünden zahlen müssen.

David:
Du meinst für die vielen Leben, die wir beendet haben?

Julia:
Vielleicht. Ich will mir nicht anmaßen etwas als richtig oder falsch zu bezeichnen, was in der Natur eines Wesens liegt. Wir müssen Blut trinken um zu überleben. Ich will bestimmt nicht sagen, dass wir richtig gehandelt haben, aber ich glaube auch nicht, dass es falsch war. Was aber auf jeden Fall falsch war, war unser Verhalten bei der Auslöschung des Azrael Clans.

David:
Aber wir haben damals doch gar nichts gemacht.

Julia:
Genau das war unsere Schuld. Wir hätten Azrael helfen sollen. Nicht nur weil Terael und Lukas uns jetzt bedrohen, es wäre einfach richtig gewesen, sie schon damals aufzuhalten. Nun ist es zu spät, zu wenigstens für uns.

Einer von Julias Leuten kommt hereingestürmt, er ist außer
Atem.

Julias-Clan-Member#2:
Terael und Lukas müssen herausgefunden haben, wo unser Hauptquartier ist... Sie kommen. In Scharen.
Schnitt zu

Int. Williams Versteck.
Christine und William sind an verschiedenen Enden des Raumes und beide könnten eine Dusche vertragen. Während William etwas Sport treibt, sitzt Christine in einem Sessel und macht einen etwas kribbligen Eindruck. Der Aschenbecher neben ihr steht schon kurz vorm überlaufen.

Christine:
Ich will ja nicht nerven, aber wie lange müssen wir noch in diesem Loch warten?

William:
Solange wie es eben dauert. Warum fragst du, gefällt es der Dame hier etwa nicht mehr?

Christine:
Soll das ein Witz sein? Das hier verwandelt sich langsam in meine persönliche Hölle!

William:
Ich dachte, du wolltest für mich durch die Hölle gehen?

Christine:
Das habe ich gesagt, bevor ich fast zwei Wochen ohne ein Bad hier auf engstem Raum mit dir eingesperrt war. Da dreht doch jeder früher oder später durch!

William:
Nur keine Panik, es wird schon wieder. Ich hab da so ein Gefühl.

Christine:
Du und deine Gefühle!... Und, was sagt dir dieses „Gefühl“?

William:
Daß der Krieg enden wird. Schon sehr bald.

Christine:
Wenn du meinst.

Christine schaltet den kleinen Fernseher ein, der auf dem Couchtisch steht. Sie erwischt gerade eine Nachrichtensendung, in der von dem Angriff der Vampire auf die Großstadt berichtet wird.

Nachrichtensprecherin:
... Die Stadt wurde dem Erdboden gleich gemacht. Die Teile der Stadt, die nicht niedergebrannt sind, wurden von den Rettungskräften zu Notlazaretten umfunktioniert. Leider gibt es kaum Überlebende, doch es wurden auch nur wenige Leichen gefunden. Dies, Zeugenaussagen und gefundene Videoaufnahmen scheinen zu belegen, dass es sich bei den Angreifern in der Tat um Vampire oder ähnliche Wesen gehandelt hat. Ich wiederhole, die Angreifer waren tatsächlich Vampire.
Die Regierungschefs dieser Welt sind im Moment noch dabei zu beraten, wie sie gegen diese neue Bedrohung vorgehen wollen. Bis jetzt hieß es, dass nach einer friedlichen Lösung gesucht wird, dennoch hat beinahe jedes Land der Erde seine Streitmächte in Alarmbereitschaft versetzt.
Weiter hieß es, dass...

Christine stellt den Fernseher leiser.

Christine:
Gott steh uns allen bei... Diese Sache gerät außer Kontrolle.

William:
Lukas. Das war Lukas... Ich hatte recht, der Krieg der Vampire ist bald vorbei. Doch wenn sie es riskieren, dass die ganze Menschheit von uns erfährt, dann wird Lukas auch früher oder später einen Krieg gegen die Menschen beginnen. Das war nicht der letzte Angriff.

Plötzlich klopft es an der Tür. William und Christine schrecken auf. William nimmt sich ein Schwert und geht zur Tür, Christine nimmt sich ein Kruzifix und einen Pflock und geht etwas verängstigt ein paar Meter zurück. William öffnet vorsichtig die Tür. Vor ihm steht ein Vampir, Julias-Clan-Member#1, er schleppt die ohnmächtige Julia.

Julias-Clan-Member#1:
Lukas hat uns angegriffen. Unser Clan ist besiegt, David befahl mir, Julia hier her zubringen. Bitte, schütze sie.

Der Vampir übergibt William Julias leblosen Körper. William ist noch etwas irritiert.

Julias-Clan-Member#1:
Schütze sie! Ich kann es nicht mehr. Von all den Feinden Teraels ist sie der letzte Lord. Nur sie kann ihn noch aufhalten. Sie ist die letzte Hoffnung dieser Welt.

Julias-Clan-Member#1 fällt zu Boden und stirbt.

William:
Es gibt noch eine 2.

William sieht bestürzt aus. Er schließt die Tür und legt Julia auf ein Sofa. Christine steht noch immer bewaffnet da.

William:
Leg die Dinger weg und hol etwas Verbandsmaterial und eine Tasse Blut aus dem Kühlschrank. Sie muss wieder zu Kräften kommen.

Christine zögert.

William:
Komm schon. Bitte. Sie hat mich einst hintergangen, aber das war nur Politik. Sie ist in Ordnung.

Christine:
Politik? Sie hat deinen Lord Azrael verraten und im Stich gelassen, als er seine beste Freundin am ehesten gebraucht hätte!

William:
Das war vor 300 Jahren. Und ihr ewig Vorwürfe zu machen nur weil sie getan hat, was sie für ihren Clan am besten hielt, macht Azrael auch nicht wieder lebendig! Also, hilfst du mir nun oder nicht?

Christine:
... Welche Blutgruppe will sie?

Schnitt zu

Int. Williams Versteck.
Julia ist mittlerweile bei Bewusstsein, sie liegt noch immer auf dem Sofa. William kniet neben ihr, Christine steht etwas abseits, doch sie hält ihren misstrauischen Blick ständig auf Julia gerichtet.

Julia:
Sara, Ruth und Kamiel sind besiegt, ihre Clans vernichtet. Als langsam klar wurde, dass wohl Terael diesen Krieg gewinnen würde, gelangte Daniel zu der Ansicht, dass wir unter gar keinen Umständen zulassen dürften, dass Terael zu einem Erzdämonen aufsteigt. Er wählte den Freitod um die Welt zu retten. Geschockt von diesem Verlust wechselten die meisten seines Clans auf Teraels Seite. Und nun werden die letzten meines Clans von Lukas Armee angegriffen... Ich brauche deine Hilfe jetzt mehr denn je.

William:
Du weißt, was ich dir gesagt hatte: ich bin bereit, dich zu retten und zu beschützen, so wie du es einst getan hattest. Daran halte ich mich. Ich werde dich schützen. Doch dein Clan kann keine Hilfe von mir erwarten.

Julia:
Hast du mir nicht zugehört? Dadurch, dass Daniels Leute das Lager gewechselt haben und Lukas einen Angriff auf die Menschen gestartet hat, hat Terael im Endeffekt fast gar keine Verluste erlitten. Und er wird nicht aufgeben, bis er mich gefunden und mein Blut getrunken hat. Du willst mich schützen? Selbst du kannst es nicht mit dieser Übermacht aufnehmen. Meine Leute leben und sterben für mich. Je mehr du retten kannst, desto größer sind unsere Chancen.

William denkt ernsthaft darüber nach.

Christine:
William, nein! Wir sollten dieses Miststück rauswerfen. Oder noch besser, töten. Dann gibt es keine Lords mehr und Terael wird niemals ein Erzdämon.

William:
Ich kenne ihn. Und Lukas. Wenn sie ihr Ziel nicht erreichen, dann werden sie außer sich vor Zorn sein. Wenn der Krieg der Vampire vorbei ist, werden sie der Menschheit den Krieg erklären. Zu verhindern, dass Terael ein Erzdämon wird, reicht nicht mehr aus. Er muss aufgehalten werden und dazu brauchen wir Hilfe... Ich werde deinem Clan helfen. Wenn noch irgendjemand leben sollte, wenn ich dort bin.

William schnappt sich ein Schwert und seinen Mantel und will aufbrechen. Vorher stellt er sich noch zu Christine. Sie sieht ziemlich wütend aus.

William:
Versteh, doch, ich muss das tun.

Christine:
Also für mich sieht das ziemlich aussichtslos aus. Denkst du nicht, dass wir aufgeben und fliehen sollten? Irgendwohin, wo sie uns nicht finden?

William:
Niemals, wir geben nicht auf. Nicht solange es noch Hoffnung gibt.

Christine:
Es gibt noch Hoffnung?

William:
Oh ja, mehr als du glaubst. Ich liebe dich.

Christine:
Sie nur zu, dass du wieder zu mir zurückkommst.

William:
Ich schöre es.

William verlässt das Versteck, Christine sieht zu Julia.

Christine:
Ich hoffe, dass Sie jetzt glücklich sind.

Schnitt zu

int. ein Raum in Julias Hauptquartier.
David und einige andere Vampire, alle von der Schlacht gezeichnet, verbarrikadieren sich gerade in diesem Raum. Die Gewissheit, bereits verloren zu haben, ist ihnen allen ins Gesicht geschrieben.

David:
Ruht euch aus, solange es noch geht! Uns stehen noch harte Kämpfe bevor!

Vampire-Soldier:
Und warum? Wir sollten uns ergeben und um Aufnahme in Lukas Armee bitten. Wir kämpfen hier doch einen Kampf, der bereits verloren ist.

David:
Darauf kommt es nicht an. Es kommt auch nicht mehr darauf an, dass es einst in unserer Verantwortung lag, die Welt von Terael zu befreien. Es kommt auch nicht darauf an, dass viele unserer Freunde von Lukas abgeschlachtet wurden. Es kommt nur noch auf eines an: wir haben Julia versprochen, ihr geschworen, alles zu tun, was sie uns befiehlt. Wir leben, kämpfen und sterben für unseren Clan. Und für Julia. Und darum werden wir uns nicht ergeben! Ist jemand anderer Meinung?

Alle schweigen.

David:
Dann ist jawohl klar, was wir zu tun haben.

Die Tür wird aufgebrochen, Lukas betritt den Raum. Hinter ihm wartet eine ganze Armee auf ihn. Er blickt sich um.

Lukas:
Wo ist sie? Wo ist Julia?

David:
Eher sterbe ich, als das ich dir dies verrate!

Lukas:
David, du hast ja keine Ahnung, was du dir mit dieser Einstellung einhandelst... Tötet sie alle. Nur diesen David möchte ich lebend haben.

Lukas Leute stürmen an ihm vorbei auf Davids Leute zu.

Schnitt zu

Int. Williams Versteck, Nacht.
Christine sitzt in einem bequemen Sessel, Julia liegt auf einem Sofa, ihre Verletzungen sind halbwegs verheilt.

Julia:
Sie können mich nicht besonders gut leiden, oder?

Christine:
Nicht so recht.

Julia:
Warum? Liegt wohl kaum daran, dass ich ein Vampir bin, schließlich leben Sie mit einem von uns zusammen. Sind Sie eifersüchtig? Glauben Sie, ich hatte mal was mit ihm?

Christine:
Er sagte nein und ich glaube ihm. Ich kann Sie nicht leiden, weil Sie es waren, die uns in diesen Krieg hineingezogen hat.

Julia:
Denken Sie das wirklich? Dies ist ein Krieg der Vampire, es war nur eine Frage der Zeit, bis diese Angelegenheit auch William etwas anging. Ich habe die Sache vielleicht beschleunigt, doch das ist auch schon alles. Sie sollten die Sache mal anders sehen: sollte Terael gewinnen, dann ist die Menschheit verloren. William, ich, der Rest meines Clans, wir sind die einzigen, die euch Menschen retten können.

Christine:
Bitte nicht so heuchlerisch. Wenn es ihnen darum ginge, die Menschheit zu retten, dann hätten sich die Lords selbst töten sollen, als diese Sache angefangen hat. So wie dieser Daniel. Dann wäre es Terael unmöglich gewesen, zum Erzdämon zu werden.

Julia:
Sie machen mir Spaß. Nur weil Vampire nicht wirklich leben, heißt das nicht, dass uns der Tod nichts ausmacht. Hätten sie sich denn selbst getötet an meiner Stelle?

Christine:
Ohne zu zögern.

Julia:
Na ja, sie könnten es doch für mich übernehmen, oder? Sie könnten mich töten.

Christine steht auf und nimmt einen der Holzpflöcke, die auf dem Tisch liegen. Sie kommt auf Julia zu.

Christine:
Eigentlich ne gute Idee.

Schnitt zu

Int. Julias Hauptquartier. Nacht.
William schleicht sich durch die Hallen. Die Flure sind die reinsten Schlachtfelder, alle paar Meter findet er Aschehäufchen. Dann wird er von zwei Vampiren angegriffen, er hat sie schnell erledigt, der Kampf hat ihn jedoch in einen abgelegenen Teil des Gebäudes getrieben, hier findet er den schwer verwundeten David.

David:
Was willst du denn hier?

William:
Julia hat mich doch noch dazu überredet, euch zu helfen. Aber sieht so aus, als käme ich zu spät.

David:
Julia. Es tut mir so leid.

William:
Was tut dir leid?

David:
Es war Lukas. Ich hätte niemals gedacht, dass mich irgendjemand dazu bringen würde. Doch ich habe es getan.

William:
Was getan?

David:
Ich habe ihm verraten, wo sie ist.

William überlegt nicht lange, er springt sofort auf und rennt los.

David:
Du wirst sie nicht retten können. Ich hoffe, sie vergibt mir.

David hebt einen Pflock auf und tötet sich selbst.

Schnitt zu

Int. Williams Versteck, Nacht.
Christine erreicht Julia und holt aus, doch der Pflock verfehlt Julia.

Christine:
Nicht so solange es noch Hoffnung gibt.

Plötzlich ein lautes Hämmern, jemand versucht, die Tür aufzubrechen.

Christine:
Was ist das?

Julia:
Sie haben uns gefunden.

Die beiden sind sichtlich nervös, Julia steht mit Schmerzen auf.

Christine:
Und was jetzt?

Julia:
Wir könnten fliehen, aber die haben uns schnell eingeholt. Ich denke, du solltest mich doch töten.

Christine:
Was?

Julia:
Es ist der einzige Weg, Terael davon abzuhalten, den Himmel zu erobern.

Christine:
Ich dachte, du willst nicht sterben.

Julia:
Ich habe den Menschen und dem Himmel gegenüber eine Schuld. Vielleicht kann ich sie so teilweise begleichen.

Christine überlegt.

Christine:
Nein! Ich sage, wir versuchen zu fliehen. Wenn sie uns einholen, kann ich dich immer noch töten.

Julia:
... Na gut.

Die beiden gehen zur Luke, die zur Kanalisation führt. Julia geht zuerst runter. Plötzlich verschließt Christine das Gitter wieder.

Julia:
Was soll das?

Christine:
Sie würden uns wirklich sofort einholen. Ich werde dir etwas Zeit verschaffen.

Julia:
Das sind Vampire. Das schaffst du nie!

Christine:
Geh runter! Es ist meine Entscheidung!

Julia:
... Viel Glück, Christine.

Christine:
Leb wohl. Pass auf dich auf.

Christine entfernt sich von dem Gitter, greift sich ein Schwert und erwartet den Feind, Julia ist den Tränen nahe, versucht, zu entkommen. Dann brechen sie die Tür auf. Zeitlupe: Christine kann tatsächlich einige Gegner töten, doch dann wird sie zu Boden geworfen, Julia wird in der Kanalisation bereits von Lukas erwartet. Schnitt.
Wieder in dem Versteck. Lukas Leute halten Julia mit künstlichem Sonnenlicht in Schach, Christine ist gefesselt. Lukas betrachtet sich siegesbewusst den Raum. Er entdeckt Christines Zigaretten auf dem Tisch, nimmt sich eine und zündet sie an.

Lukas:
Nett, diese Scheinwerfer mit künstlichem Sonnenlicht, oder? Ja, diese Krieger Gottes waren gar nicht so schlecht ausgerüstet.

Julia:
Auch wenn ich es stets als möglich in betracht gezogen habe, kann ich es trotzdem kaum glauben, dass du eines unserer heiligsten Gesetze gebrochen hast. Du hast einen Kampf begonnen. Auf einer Ruhestätte.

Lukas:
Du weißt doch, im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt... Also gut, wo ist er? Ich meine diesen Weichei-Vampir, der dich hier versteckt hat, Julia.

Julia:
Was tust du, wenn ich es dir nicht sage? Mich töten? Ach halt, ihr wollt ja all mein Blut, ich werde ohnehin sterben. Tja, dir sind gerade die Druckmittel ausgegangen. Außerdem schulde ich ihm etwas, ich werde ihn niemals verraten.

Lukas dreht sich zu Christine.

Lukas:
Na gut, dann wirst du mir es eben sagen.

Julia:
Du Trottel, sie liebt ihn. Von ganzem Herzen. Verdammt, sie wollte sich ja schon opfern, um mich zu retten, wie kommst du also darauf, dass sie ihn ausliefern wird?

Christine:
Sie hat recht.

Lukas:
Diese Menschen. Sie überraschen mich nach all diesen Jahrtausenden immer wieder. Liebe. Ein so überflüssiges Konzept und doch gibt sie so viel Stärke. Und die Sache mit dem sich opfern... Warum wolltest du dich opfern, um einen Vampir zu retten?

Christine:
Ich wollte sie nicht töten. Und selbst wenn Terael es nicht schaffen sollte, ein Erzdämon zu werden, wenn er nach all diesen Jahren immer noch hinter Luzifer steht, dann ist die gesamte Menschheit in Gefahr, solange Terael lebt. Er wird nie aufgeben. Und ich dachte mir, dass Julia als Mitglied der Lords die besten Chancen hätte, ihn zu stoppen. Irgendjemand muss ihn ja aufhalten.

Lukas:
Interessante Theorie. Aber Julia wird es wohl doch nicht schaffen, also hat Terael gewonnen. Aber zurück zu deinem Lover, dem zahmen Vampir. Ich denke ich weiß, wie ich ihn finden werde. Ich lasse ihn zu mir kommen.

Christine:
Und wie willst du das hinkriegen?

Lukas kommt Christine ganz nahe.

Lukas:
Ich hinterlasse ihm eine Nachricht.

Lukas nimmt seine Vampirgestalt an und beißt Christine.

Blenden auf

Int. Williams Versteck, Nacht.
William erreicht die Tür, sie ist eingetreten, die Hinweise auf einen Kampf sind unübersehbar. Er ist verzweifelt. Dann findet er Christine. Er ist erleichtert, doch dann fällt ihm ihr Zustand auf. Sie ist total verweint und hat Bisswunden an ihrem Hals.

William:
Christine!

Er kniet sich neben sie und sie umarmen sich.

Christine:
Sie haben uns gefunden. Julia ist in ihrer Gewalt. Sie bringen sie zu Terael. Hier ist die Adresse.

Christine gibt ihm einen Zettel.

Christine:
Es ist vorbei.

William:
Das werden wir noch sehen... Was ist mit dir? Er hat dich gebissen.

Christine:
Nicht nur. Ich habe auch von ihm getrunken. Bald bin ich eine von euch.

William:
Das ist... es ist nicht so schlimm, wie es klingt. Wir kriegen das hin.

Christine:
Du warst noch nie ein guter Lügner... Ewiges Leben, nie wieder einen Sonnenaufgang sehen, abhängig von Blut sein, das ist kein Leben für mich. Es wäre schlimmer als die Hölle, das hast du mir selbst erzählt. Vergiss nicht, was du mir einst versprochen hast. Falls mich jemals ein Vampir verwandeln würde,...

William:
... dann würde ich dafür sorgen, dass du erlöst wirst, solange du noch ein Mensch bist.

William zieht einen Pflock aus einer Tasche und setzt ihn auf Christines Brustkorb. Er ist den Tränen nahe.

Christine:
Tu es. Und dann rette Julia. Halte Terael und Lukas auf. Für mich... Leb wohl.

William:
Ich liebe dich.

Christine:
Ich liebe...

Sie kann nicht weiter reden, William hat bereits zugestochen. William trauert noch kurz, dann reißt er sich zusammen, geht zu seinem Waffenschrank und deckt sich mit Pflöcken, Messern und zwei Schwertern ein. Dann fällt sein Blick auf eine Kiste. Er atmet tief durch, dann geht er auf die Kiste zu und öffnet sie.

Schnitt zu

Int. Teraels Hauptquartier, Nacht.
Eine große, verzierte Halle mit Treppen und Säulen. Am Ende der Halle ist so eine Art Altar, auf dem Julia liegt. Schweinwerfer, die künstliches Sonnenlicht ausstrahlen, sind auf sie gerichtet. Terael und Thomas betrachten sie aus einigen Metern Entfernung. Terael ist voll und ganz auf Julia konzentriert, er sieht sich schon am Ziel angelangt. Thomas jedoch scheint mit den Gedanken woanders zu sein.

Terael:
Bald, Thomas, bald ist es soweit. Wir werden Luzifer aus der Hölle befreien und ihn auf den Thron des Himmels setzen. Die Willkürherrschaft des Alten ist zu Ende. Wir werden noch einmal ganz von vorne anfangen.

Thomas:
Aber war es wirklich nötig, einen Krieg gegen die Menschen zu beginnen? Jahrtausende lang haben wir nur die getötet und die verwandelt, die wir brauchten. Nur gelegentlich hat mal einer von uns getötet weil er einfach Lust hatte. Doch so etwas wie jetzt hat es noch nie gegeben. Ist das wirklich nötig?

Terael:
Ich weiß, worauf du hinauswillst. Ich bin auch nicht besonders glücklich darüber. Aber Lukas meinte, es wäre nötig. In all diesen Jahrtausenden hat er mich beraten, wenn ich nicht weiter wusste. Ich habe es noch nie bereut.

Thomas:
Bis jetzt.

Terael:
Wie meinst du das?

Thomas:
Julia. Wir haben Sie aufgespürt, und zwar auf einer Begräbnisstätte. Lukas hat einen Kampf begonnen, an einem neutralen Ort. Er hat gegen eines unserer höchsten Gebote verstoßen. Woher könnt ihr wissen, Mylord, dass er nicht auch gegen unser höchstes Gebot verstößt und euch hintergeht wenn es ihm passt.

Terael:
Schweig! Lukas ist mein Stellvertreter, einer der Lords. Wenn ich sterbe, ist er der Clanführer, und der Treueid, den du mir geleistet hast, bindet dich dann an Lukas. Lukas würde niemals so weit gehen. Er ist mir treu! Vergiss das nie!

In diesem Moment betritt Lukas und ein gutes Dutzend anderer Vampire, Teraels Garde, die alle reichverzierte, zeremonielle Rüstungen tragen, die Halle. Lukas sieht sofort, das Thomas neben Terael steht. Er kann sich wohl schon denken, worüber Thomas mit dem Clanführer geredet hat. Doch er scheint zuversichtlich zu sein, dass Terael ihm weiterhin vertraut.

Thomas:
Ich habe verstanden, Mylord.

Die Garde bleibt stehen, Lukas geht weiter auf Terael zu, nun beginnt Thomas, sich von Terael zu entfernen und geht auf die Garde zu. Genau in der Mitte zwischen Terael und der Garde treffen sich Lukas und Thomas. Sie bleiben kurz stehen.

Lukas:
Ich denke, wenn die heutige Nacht vorbei ist, sollten wir beide uns mal unterhalten. Unter vier Augen.

Thomas:
Kann ich mir denken.

Lukas geht nun wieder Richtung Terael, Thomas nimmt seinen Platz bei der Garde ein. Als Lukas Terael erreicht hat, nähern sich die zwei dem Altar, auf dem Julia liegt.

Schnitt zu

ext. die Innenstadt. Nacht
Es regnet. William bewegt sich schnell durch die menschenleeren Straßen. Plötzlich hört er Schüsse, Schreie und Schlachtgeräusche. William geht der Sache nach und findet ein riesiges Schlachtfeld vor. Es scheint so, als hätte Lukas, jetzt, wo sie Julia in ihrer Gewalt haben, die gesamte Menschheit zum Abschuss freigegeben. Polizisten, Soldaten und sogar Zivilisten, darunter wohl auch Mitglieder von Straßengangs, kämpfen Seite an Seite gegen eine Armee von Vampiren. Zuerst scheint es so, als könnten die Menschen den Gegner mit Flammenwerfern und schweren Maschinengewehren aufhalten, aber gegen die Übermacht haben sie letzten Endes keine Chance. Die Blutsauger erstürmen die improvisierten Barrikaden. Die Menschen werden niedergemetzelt.

William:
Jetzt haben sie den Krieg gegen die Menschheit begonnen.

Schnitt zu

Ext. vor Teraels Hauptquartier. Nacht, Regen.
William steht still, dann geht er auf das Gebäude zu. Dann treten zwei Vampire aus dem Schatten hervor.

Wache#1:
Was willst du? Du gehörst nicht zu unserem Clan.

William:
Ich bin hier um zu kämpfen.

Die beiden Wachen lachen.

Wache#2:
Hör mal, du hättest keine Chance, wir haben gewonnen, der Krieg ist vorbei.

William:
Oh nein, er fängt gerade erst an.

William zieht eines seiner Schwerter. Es kommt zum Kampf, den ersten Vampir tötet William, den zweiten schleudert er durch die Tür. Er folgt ihm hinein und vernichtet ihn. Daraufhin tauchen weitere Vampire auf.

Wache#3:
Los, erledigt ihn!

William:
Euer letzter großer Fehler.

Schnitt zu

Int. Die Tempelhalle Teraels, Nacht.

Terael:
Nun Julia, endlich nähern wir uns dem Ende unserer kleinen Geschichte. Du kannst stolz sein, dein Blut wird Luzifer aus der Hölle befreien und dabei helfen, diesen Heuchler von seinem himmlischen Thron zu vertreiben.

Julia:
Ich weiß nicht, was ich mehr bedauere. Luzifer einst geholfen zu haben oder die Chance verpasst zu haben, dir mit Azraels Hilfe in den Arsch zu treten.

Terael:
Du kannst froh sein, dass Luzifer das nicht gehört hat. Sonst würde ihm sicher noch einiges einfallen, wenn du ihn gleich in der Hölle triffst.

Terael nähert sich Julia, Lukas positioniert sich neben den Scheinwerfern, bereit sie auszuschalten, damit Terael nahe genug an Julia herankommen kann. Doch plötzlich wird die große Tür am Ende der Halle aufgestoßen und ein schon leicht verletzter Hauptmann von Teraels Garde kommt herein gestürmt.

Captain:
Lord Terael, wir haben einen Eindringling. Wir brauchen mehr Leute zur Unterstützung!

Terael reagiert wütend auf die Unterbrechung.

Terael:
Was denn für ein Eindringling?

Captain:
Es ist dieser Vampir, der die Gefangene versteckt hat.

Terael:
Und da braucht ihr Unterstützung? Es ist nur ein Mann, verdammt noch mal!

Captain:
Und dennoch mäht er unsere Verteidigungslinien wie Gras nieder.

Terael:
Damit kann ich mich jetzt nicht beschäftigen! Erledige das, Lukas.

Lukas tritt nach vorne und spricht zu den anderen anwesenden Vampiren.

Lukas:
Los, geht und helft den anderen! Ich komme nach, sowie unser Lord aufgestiegen ist.

Die Vampire befolgen den Befehl zügig, nur Thomas zögert kurz, doch dann befolgt auch er den Befehl. Julia ist nun mit Terael und Lukas alleine.

Terael:
Bevor ich von dir trinke, erzähl mir von diesem Vampir. Wer ist er? Warum kann er meine Leute scheinbar problemlos niedermetzeln?

Schnitt zu

int. ein langer Gang in Teraels Hauptquartier.
Die Wachen stürmen geradezu auf William zu, doch er tötet einen nach dem anderen, er scheint unaufhaltsam. Nach einer Weile werfen einige Vampire, anscheinend die letzte Verteidigungslinie, Granaten in seine Richtung. Es kommt zur Explosion, eine große Staubwolke entsteht die schließlich auch die letzten Wachen erreicht. Es ist ganz still. Dann hört man nur Schritte, ein paar Schwerthiebe, Vampire zerfallen zu Staub. Schließlich taucht eine Gestalt in der Wolke auf. William verlässt ganz cool die Wolke, alle seine Gegner scheinen vernichtet zu sein. Doch dann trifft William auf Thomas.

Thomas:
Ich weiß, weshalb du hier bist. Ich weiß, dass Terael zwar etwas fehlgeleitet ist, aber das wahre Problem hier heißt Lukas.

William reagiert erst noch etwas irritiert, doch dann versteht er Thomas.

William:
So, das weißt du also alles. Aber trotzdem, du wirst mich nicht einfach passieren lassen, oder?

Thomas:
Du weißt, dass ich das nicht tun kann.

William:
All eure Wachen konnten mich nicht stoppen. Meinst du, es würde dir gelingen?

Thomas:
Nein, es wird mir nicht gelingen. Doch ich habe keine
andere Wahl.

William:
Es gibt immer eine andere Wahl.

Thomas:
Ich habe es geschworen.

William:
Na gut. Ganz wie du meinst.

Die beiden fangen an zu kämpfen. Thomas macht William mehr Druck als die übrigen Vampire, er kann William sogar die eine oder andere Verletzung beibringen, doch am Ende ist William überlegen.

William:
Es tut mir leid.

Ein schneller Hieb und auch Thomas zerfällt zu Staub.

Schnitt zu

int. die Tempel-Halle.
Terael bespritzt Julia immer wieder mit Weihwasser. Sie hat große Schmerzen.

Julia:
Vergiss es! Du wirst schon noch dahinter kommen wenn er vor dir steht.

Terael:
Na gut, wie du willst. Also Lukas, bringen wir es hinter uns.

Wieder nähert sich Terael Julia und wieder stellt sich Lukas zu den Scheinwerfern. Er schaltet sie aus und Terael will Julia beißen, doch plötzlich werden die Scheinwerfer wieder angeworfen, Terael weicht geschwächt zurück aus dem Licht, doch Lukas lässt einen Scheinwerfer auf ihn gerichtet, der andere bestrahlt immer noch Julia. Er erhöht die Intensität des Scheinwerfers, der auf Terael zielt. Außerdem holt er sich einen großen Stab und verprügelt Terael ohne selbst in das Licht treten zu müssen.

Terael:
Was tust du denn? Warum greifst du mich an?

Lukas:
Sagen wir einfach wir haben einen Punkt erreicht, an dem unsere Ziele in verschiedene Richtungen gehen.

Terael:
Was? Warum?

Lukas:
Du begreifst es nicht, oder? Du stehst kurz davor, Julias Blut zu trinken. Du bist ganz nahe dran, mächtiger zu werden als jeder Engel und jeder andere Dämon auf Erden. Und dennoch willst du Luzifer aus der Hölle befreien und ihn auf den himmlischen Thron setzen. Was soll der Quatsch? Warum willst du nicht selbst die Macht?

Terael:
Weil ich einst Luzifer Treue bis in den Tod geschworen habe. So wie du und alle anderen meines Clans mir Treue gelobt habt!

Lukas:
Treue! Treue ist nichts, Macht ist alles. Du willst Luzifer vielleicht treu bleiben und auf die Allmacht verzichten, doch ich bin nicht so blöd. Ich ziehe die Macht vor. Also bestelle Luzifer schöne Grüße von mir, wenn du ihn siehst... Ach ja, eine Sache wäre da noch. Ich war es, der Isabella an die Inquisition verraten hat.

Lukas holt noch einmal weit aus und verpasst Terael einen mächtigen Hieb. Dann schaltet er den Scheinwerfer aus und trinkt Teraels Blut. Terael kann noch gerade so eine Fernbedienung in seiner Tasche aktivieren. Dies hat Auswirkungen auf so eine Art Pieper, den andere Vampire im Hauptquartier bei sich tragen. Als sich deren Pieper zu Wort meldet, rennen die sofort los. Wieder in der Halle sieht man, wie Terael immer schwächer wird. In dem Augenblick, in dem die alarmierten Vampire, mehr als ein Dutzend, durch eine Seitentür in die Halle kommen, ist Lukas mit Terael fertig. In seinen Händen zerfällt sein Lord zu Staub, die anderen Vampire, die Terael treu sind, sehen dies.

Treuer Vampir:
Dafür wirst du bezahlen, du Verräter.

Lukas streckt sich, fühlt sich wie neugeboren. Fröhlich dreht er sich zu Julia um.

Lukas:
Um dich kümmere ich mich auch noch. Mal sehen, vielleicht macht mich das Blut eines weiteren Mitglieds der ersten 7 ja gottgleich.

Lukas dreht sich wieder zu den anderen Vampiren um.

Lukas:
Das wird ein Spaß. Ich werde mich auch zurückhalten.

Der Kampf beginnt. Lukas setzt nicht seine volle Kraft ein, kann dennoch jeden Angriff abwehren. William, der sich in die Halle geschlichen hat, nutzt die Ablenkung und nähert sich Julia. Er schaltet das Licht aus.

William:
Keine Sorge, ich hole dich hieraus. Wir verschwinden zusammen.

Julia:
Wie denn? Es sind noch weitere Vampire hier im Gebäude, Lukas ist jetzt ein Erzdämon und ich bin verletzt. Wir kommen hier niemals zusammen raus. Und selbst wenn du es schaffen solltest, Lukas wird diese Welt mit Finsternis überziehen... Was ist mit Christine?

William:
Sie... Sie wollte kein Vampir sein. Ich sollte sie erlösen.

Julia:
Wenn Lukas nicht aufgehalten wird, dann war Christine nicht die letzte. Christine wollte sich opfern um mich zu retten, um die Welt zu retten. Ich schulde ihr etwas. Benutze mein Blut, um die Welt zu retten. Tu es für Christine. Bitte...

William hadert mit sich selbst. Dann sieht er, wie problemlos Lukas mit den anderen Vampiren kämpft. William erkennt, dass Julia recht hat.

William:
Es tut mir Leid.

Er trinkt Julias Blut. Er ist mit ihr fertig, kurz nachdem Lukas seine Gegner ausgeschaltet hat.

Lukas:
So, der Vampir, der nicht mehr töten wollte, trinkt doch wieder Blut.

William:
Nur um dich aufzuhalten. Du hast meinen Clan ausgelöscht. Du hast Christine getötet.

Lukas:
Ich habe sie nicht getötet. Ich habe sie nur verwandelt.

William:
Wäre sie zum Vampir geworden, wäre alles gestorben, was Christine ausgemacht hat. Du hast sie getötet. Jetzt wird abgerechnet.

Lukas:
Du machst mir Spaß. Auch wenn du ebenfalls das Blut eines der ersten 7 getrunken hast, du warst vorher ein einfacher Vampir. Ich war ein Lord. Glaubst du, du hättest eine Chance gegen mich? Ich kenne dich nicht aber ich schätze, du bist lebensmüde.

William:
Du kennst mich. Wir sind uns schon vor einigen Jahrhunderten auf der einen oder anderen Zusammenkunft der Clan-Lords begegnet.

Lukas:
Ach ja? Kann mich nicht erinnern.

William:
Ich habe auf diesen Treffen für gewöhnlich andere Sachen getragen.

William zieht seinen Mantel aus. Es kommt eine leichte Rüstung zum Vorschein. Dann schließt er kurz die Augen und konzentriert sich, woraufhin sich die Rüstung von selbst verändert. Es ist nun die Rüstung, die Azrael zu Anfang getragen hat.

William:
Erkennst du mich jetzt?

Lukas:
Azrael!

William/ Azrael:
Ja. Mal sehen, welche Chancen du gegen einen ehemaligen Erzengel hast!

Die zwei fangen an zu kämpfen. Es ist ein langer und verbissener Kampf, in dem die Fähigkeiten der Vampire/ Erzdämonen genau ausgearbeitet werden. Sie sind unglaublich schnell und stark, sie können die Schwerkraft leichter als Menschen überwinden und an Wänden langlaufen.

Lukas zerfällt zu Staub, Azrael entledigt sich seiner Rüstung und seinen Waffen. Mittlerweile sind noch andere Vampire eingetroffen. Azrael geht wortlos auf sie zu. Zuerst wissen die nicht, was sie tun sollen. Sollen sie ihn vernichten oder ziehen lassen? Schließlich machen sie ihm platz. Sie bilden eine Gasse und lassen Azrael ziehen. Am Ende der Gasse stehen plötzlich Michael und Rafael.

Michael:
So, du hast verhindert, dass ein Mitglied des Terael Clans zum Erzdämon wird. Doch du bist nun selbst einer. Was wirst du jetzt tun?

Azrael:
Keine Panik, ich werde euren geliebten Himmel schon nicht angreifen, vor mir braucht Ihr keine Angst zu haben… Der Krieg der Vampire ist vorbei. Doch Lukas hat einen weiteren Krieg angezettelt. Und der muss auch beendet werden.

Rafael:
Glaubst du, die anderen Vampire werden auf dich hören? Sie gehören zum Terael-Clan. Terael ist tot. Werden Sie dir überhaupt zuhören?

Azrael:
Das werden sie. Dafür werde ich sorgen.

Michael:
Und warum tust du das? Warum willst du die Menschen retten. Hattest du zu Sloane nicht so was gesagt, dass die Menschen es nicht wert wären?

Azrael:
Ich habe meine Meinung geändert... Wir alle tragen eine Schuld in uns. Wir werden versuchen, diese Schulden zu begleichen. Und wer weiß, vielleicht finden wir irgendwann Vergebung... und Erlösung. Wenn endlich Frieden herrscht.

Azrael geht etwas niedergeschlagen an den beiden Engeln vorbei

Michael:
Frieden? Das kann unter Umständen noch dauern. Du weißt,
was Teraels Plan war. Er wollte Luzifer aus der Hölle
holen. Er hat es nicht geschafft. Aber es gibt dort draußen noch andere wie Terael. Und Luzifer selbst arbeitet ebenfalls fieberhaft an seiner Flucht. Ich fürchte früher oder später wird es ihm gelingen.

Azrael bleibt stehen und dreht sich wieder halb zu den Engeln um.

Azrael:
Falls es ihm wirklich gelingt, werde ich mich darum kümmern.

Aus einer von allen anwesenden nicht beachteten dunklen Ecke der Halle tritt Azmodan.

Azmodan:
Alles zunichte gemacht von diesem Azrael. Terael ist tot, er ist keine Hilfe mehr dabei Luzifer aus der Hölle zu befreien. Und wegen diesem Trottel Lukas herrscht ein Krieg zwischen Menschen und Vampiren. Die Menschen wissen jetzt von den Dämonen, das heißt früher oder später werden auch wir von denen gejagt… All unsere Pläne… durchkreuzt.

Aus der Dunkelheit kommt eine weibliche Stimme, ANGELA.

Angela:
Das würde ich nicht sagen. Es herrscht jetzt Chaos auf der Erde. Und dadurch, dass die Vampire jetzt ihre Existenz nicht mehr verbergen müssen, ist ihre Anzahl auf einem nie da gewesenen Höhepunkt. Wenn wir das Chaos dort draußen und diese riesige Vampirarmee für uns nutzen können, dann haben die Engel keine Chance mehr.

Azmodan fängt nach ein oder zwei Sekunden an zu lächeln.

Azmodan:
My Lady, Ihr schafft es doch immer wieder selbst aus einer Niederlage noch einen kleinen Sieg zu machen…

Jetzt tritt Angela aus dem Schatten. Sie trägt, wie die meisten Charaktere auch, schwarze Kleidung. Allerdings trägt sie ein auffälliges Kruzifix.

Angela:
Tja, das ist es, was einen Anführer ausmacht.

Jetzt greift sie sich ihr Kruzifix und betrachtet es.

Angela:
Das muss ich von dir haben, Vater.


So, dass war der erste Teil der von mir geplanten Trilogie. Ich hoffe es hat gefallen. Wie gesagt, Kritik ist erwünscht und wenn noch fragen sind, ich beantworte sie gerne. Also, bis dann
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