Hallihallo :)
Hier ist eine meiner Geschichten. Sie ist noch nicht vollständig (deswegen auch *TBC = To be continued) und ich setze sie in unregelmäßigen Abständen fort.
Angelehnt ist sie an das gleichnamige Lied von Schandmaul von der CD "Wie Pech und Schwefel".
Lob und Kritik sind natürlich jederzeit willkommen. :-)
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Der Schatz
Ich stieß ihn mit einem flüchtigen Grinsen an und beugte mich schließlich zu ihm herunter. „Hast du schon gehört?“, wisperte ich ihm flüsternd zu. „Jemand hat den König bestohlen. Ich hörte, dass der Dieb seinen größten Schatz entwendet haben soll!“
Auch auf dem Gesicht meines Gegenübers breitete sich ein breites Lächeln aus. „Ach, wirklich?“
Ich nickte eifrig.
„Und auf die Wiederbringung ist eine gar fürstliche Belohnung ausgesetzt – wir bräuchten uns praktisch nie mehr auch nur einen Finger krumm zu machen!“
Tjalfi – mein langjähriger Kumpan – grunzte zustimmend. „Ich denke, das Angebot könnte man sich mal durch den Kopf gehen lassen.“, meinte er und grinste, wobei er einige Zahnlücken preisgab.
„Ich wusste, dass du dies sagen würdest – oder, anders gesagt, wäre ich enttäuscht gewesen, hättest du etwas anderes gesagt.“
„Bis morgen!“
Als er die Gasse hinabging, war ich glücklich darüber, dass wir uns meistens ohne große Worte verstanden.
Ich sah Tjalfi allerdings schon früher als erwartet wieder. Genauer gesagt begegneten wir uns schon am Abend, als ich meiner Lieblingsschenke mal wieder einen Besuch abstattete.
„Na, Fredo, lange nicht mehr gesehen.“
Die blutjunge Tochter vom Wirt - ein ausgesprochen hübsches und strohdummes Mädel – zwinkerte mir zu und ich zwinkerte zurück.
Sie machte sich immer noch Hoffnungen bei mir - wie ich wusste - doch ich hatte schon eine Andere in Aussicht. Nun gut, ich musste zugeben, dass ich ihre Naivität öfter einmal ausnutzte, aber mehr als das, was in diesen Nächten passierte, war nie gewesen.
„Guten Abend Lena.“, begrüßte ich sie ausweichend und quetschte mich an ihr vorbei in die prallgefüllte Gaststube.
Die Schenke „Zum kriechenden Eunuchen“ war wohl nicht nur mein Lieblingsort. Aber wer konnte einem das schon verübeln – es gab jede Menge Bier, leichte Mädchen und an den meisten Abenden endete das Zechgelage mit einer tollen Schlägerei.. Alles was man wünschte, konnte hier erfüllt werden. (Außer der Wunsch nach genießbarem Essen – die Wirtsfrau war eine miserable Köchin.)
Ich sah mich um und entdeckte plötzlich Tjalfi an einem der hinteren Tische sitzen. Allerdings war er nicht alleine – mein Herz pochte plötzlich vor Aufregung, als ich mich ihm näherte und mich mit an den Tisch setzte.
Goifur, ein guter Bekannter (und ein exzellenter Bogenschütze, wie ich schon oftmals feststellen musste), saß vor einem Krug Bier. Wie mir die Rotfärbung seiner Nase und die Glasigkeit seiner Augen verriet, war dies auch nicht der Erste.
Und neben ihm – mir gegenüber – saß Ceassa. Sie war zwar nicht das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte, aber sie war das Sinnlichste.
Sie hatte langes, schwarzes Haar, das sie – wie auch Heute – mit einem weißen Band zusammenhielt, sie besaß zwei kohlrabenschwarze Augen und sie hatte Beine (wunderschöne, ellenlange Beine!), die eigentlich nirgends endeten. Ich war hin und weg von ihr, seit ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Aber einen Wermutstropfen gab es - leider war sie die Schwester von Goifur und der bewachte sie mit der Wachsamkeit eines scharfen Dobermanns. (Zwar nicht momentan, aber ansonsten immer – sofern er nüchtern war.)
„Tag Fredo!“ Sie lächelte mir zu. „Tjalfi hat mir und Goifur gerade von eurem Plan erzählt. Klingt wirklich gut – ich bin dabei!“
„Klasse!“ Ich grinste – und kam mir sogleich wie ein absoluter Idiot vor. Bevor ich weitersprach, ordnete ich meine Gedanken. „Wir werden morgen früh aufbrechen – je früher wir den Schatz wiederfinden, desto früher können wir das süße Leben genießen. Oder was meint ihr?“
Goifur starrte mich immer noch mit glasigem Blick an und brummelte etwas („Du hascht vollkommen Rescht!“), doch Tjalfi und Ceassa nickten zustimmend.
Während ich einen großen Krug Bier bestellte, herrschte Schweigen an der Tischrunde. Ich sah mit großem Interesse an den Nebentisch, an dem sich ein alter Mann mit einem jungen, vollbusigen, leichten Mädchen vergnügte, das schon einige Zeit vor ihm den Rock geschürzt hatte.
„Das ist ja widerlich.“ Ceassa rümpfte die Nase und ich wandte mich ihr zu. Plötzlich fühlte ich mich wie ein kleines Kind, das von seiner Mutter dabei erwischt wurde, wie es sich aus der Keksdose bediente.
„Nunja, das ist das Leben, Kleines!“, meinte ich neckend. „Als ob du so etwas noch nie getan hättest.“
Sie wurde rot und streckte mir die Zunge heraus. Dann erhob sie sich und meinte mit mehr oder weniger würdevoller Stimme: „Wir verschwinden jetzt. Wir müssen unsere Sachen für morgen packen und Goifur muss noch seinen Rausch ausschlafen, wie es aussieht.“
Sie half ihrem Bruder aufzustehen und stützte ihn.
„Dann bis morgen. Bei Sonnenaufgang beim Brunnen?“
„Natürlich – wir wollen doch unsere Gepflogenheiten nicht durcheinander bringen.“ Ich grinste und sie lächelte mir zu.
Ich sah ihr nach, wie sie durch die Gaststube lief und seufzte schließlich.
„Jaja, die hat einen Hintern, was?“ Tjalfi beugte sich zu mir herüber und grinste anzüglich.
„Ach halt die Klappe. Sie hat viel mehr zu bieten als nur einen tollen Hintern.“, meinte ich würdevoll – auch wenn mir das niemand glauben würde, der mich länger als zwei Minuten kannte.
„Ja, zum Beispiel zwei klasse –“ Er machte eine Geste, bei der seine Hände und seine Brust wichtige Rollen spielten.
„Halt die Klappe, Tjalfi!“ Ich hatte meinen Dolch aus dem Ärmel gezogen und hielt ihn diesen jetzt an die Kehle.
Er grinste und nahm noch einen Schluck Bier. Dann stand er auf.
„Bis morgen, Fredo. Und reg dich wieder ab – du weißt doch selber, dass sie ein Auge auf mich geworfen hat. Wer könnte schon meinem Hintern widerstehen?!“
Und bevor ich ihn vollends umlegen konnte, war er schon grinsend aus der Schenke geflüchtet.
Ich stand mir schon seit geraumer Zeit die Beine in den Bauch und hatte mir schon die grausamsten Foltermethoden für diejenigen ausgedacht, die ihren Anführer bei frostigen Morgentemperaturen warten ließen.
Die Sonne war gerade dabei hinter den gewaltigen Gebirgen aufzugehen und ich versuchte verzweifelt, ein paar der vereinzelten Sonnenstrahlen zu erhaschen (was kläglich misslang). Mein Pferd scharrte schon ungeduldig mit dem Huf auf der gepflasterten Straße und ging mir mit seinem durchdringenden Gewieher auf die Nerven.
Ich lehnte mich gegen den Brunnen und schloss die Augen für ein paar Minuten. Ich hatte einen fürchterlichen Kater – gestern Abend hatte ich noch bis tief in die Nacht gezecht und mich mit einigen Mädchen vergnügt. Ich hatte nur ein, zwei Stunden geschlafen und mein Körper fühlte sich dementsprechend gerädert an.
Plötzlich hörte ich Hufgeklapper und als ich die Augen öffnete, sah ich zwei Gestalten auf Pferden heranreiten. Beide trugen schwere Kapuzenmäntel, die in der gleichen Art geschnitten waren wie meiner.
Als sie vor mir standen, zügelten sie ihre Pferde und eine Gestalt nahm die Kapuze ab – es war Ceassa.
„He, Fredo!“, meinte sie lächelnd. „Wieso ziehst du denn so ein griesgrämiges Gesicht? Heute ist ein wunderschöner Tag – ich freue mich schon auf unsere Reise!“
„Ja, ein wundervoller Tag!“ Das meine Stimme vor Sarkasmus troff, bemerkte sie anscheinend nicht – und darüber ärgerte ich mich vor allem.
Sie nickte zum anderen Pferd hin, das neben ihr stand.
„Das ist Goifur, allerdings würde ich ihn jetzt lieber nicht ansprechen! Seine Laune heute ist zum Kotzen...“, flüsterte sie. „Er hat nämlich einen Mordskater!“
Ich lächelte gequält und versuchte meine Kopfschmerzen zu ignorieren.
„Pah, nur wer keinen Alkohol verträgt, kriegt einen Kater.“, prahlte ich mit lauter Stimme, was ich jedoch gleich darauf wieder bereute, denn laute Geräusche spornten meine Kopfschmerzen zu Höchstleistungen an.
„Wo bleibt Tjalfi?“, fragte Ceassa mit einem Grinsen (bestimmt wusste sie, dass ich Kopfschmerzen hatte!) und sah sich um. „Ansonsten ist er doch immer der, der als Erstes da ist?!“
Ich zuckte mit den Schultern und schwang mich auf mein Pferd. „Wenn er nicht bald auftaucht, muss er da bleiben! Wir sind sowieso schon zu spät dran.“, meinte ich ungeduldig (wieso kam ich mir in Ceassas Nähe immer wie ein kompletter Vollidiot vor?!).
Ich zog mir meine Kapuze über den Kopf und sah mich ungeduldig um. Eigentlich wollte ich nur sehr ungern ohne Tjalfi losreiten – er war ein Baum von einem Mann und hatte mehr Kraft als wir alle zusammen. Außerdem war er ein angenehmer Zechgenosse – und das war auf Reisen sehr, sehr wichtig – zumindest für mich.
Nach einer halben Stunde tauchte er schließlich doch auf und entschuldigte sich mit der lahmen Ausrede, dass seine Frau ihn nicht habe weggehen lassen wollen. Ich beließ es, ihn belehren zu wollen, dass seine Frau ungefähr 3000 Kilometer weg wohnte und auf seine zwölf Kinder aufpasste. Wir kannten Tjalfi alle schon zu gut, um Streit mit ihm anfangen zu wollen.
Gegen Mittag kamen wir in der nächstbesten Stadt an. Hier wollten wir eine kleine Rast einlegen und herumfragen, ob jemand einen Verdächtigen oder Fremden gesehen hatte.
Als wir in die Stadt hereinritten, drängte sich Ceassa neben mich.
„Aus was besteht der Schatz eigentlich?“, fragte sie mich leise, so dass sie niemand belauschen konnte.
Ich grinste überheblich. „Er besteht aus – nun...ähm...“ Ich überlegte einen Moment und kam zu dem Schluss, dass ich das tatsächlich nicht wusste. „Er wird wohl aus Juwelen, Edelsteinen und Gold bestehen. Ansonsten wäre es ja wohl kein Schatz, oder?“
Sie zuckte die schmalen Schultern. „Wie sollen wir den Schatz finden, wenn wir nicht einmal wissen, wie er aussieht?“, fragte sie forsch.
„Das ergibt sich schon. Lass mich das nur machen!“, antwortete ich ein wenig ruppig. „So schwer kann die Suche gar nicht werden.“
„Wenn du das sagst...“, meinte sie gleichgültig und trieb ihr Pferd voran, so dass sie jetzt neben Tjalfi ritt. Als ich sah, wie die beiden miteinander plauderten, bemerkte ich einen leichten Stich der Eifersucht in meinem Herzen.
Wir banden unsere Pferde an einen Zaun an einer Viehkoppel an und machten uns dann an die Arbeit. Wir teilten uns auf und mir wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, mich in der dreckigsten und verruchtesten Gegend umzuhören. Als ich nach drei Stunden noch immer zu keinem Ergebnis gekommen war, legte ich eine Rast ein und sah mich nach einer Schenke um. Ich fand eine, die ganz nett aussah (ich störte mich schließlich nicht an heruntergekommenen Fassaden oder geifernden Spannern) – außerdem zog mich der Name geradezu magisch an. Die Kneipe nannte sich „Die dreckige Zwergin“. Neugierig trat ich ein.
Das Erste was mir entgegenkam, war eine erbärmlichstinkende Luft, die nach gegorenen Bier, Fäkalien und anderen undefinierbaren Sachen roch. Ich hielt die Luft an und trat in die Wirtsstube. Nachdem ich mich im hintersten Eck unter dem Fenster niedergelassen hatte, sah ich mich um. Eigentlich konnte man nicht meckern, es gab alles, was das Herz begehrte: Viele, nur halbbekleidete, willige Mädchen, viel Bier und jede Menge Zechpreller.
Ich bestellte mir erst einmal einen Krug Bier und streckte seufzend die Füße aus, als mich plötzlich jemand anrempelte. Ich sah hoch und erblickte eine Frau, die eigentlich gar nicht in das Bild der Wirtsschenke hineinpasste.
Ihr Gesicht bestand aus feinen Zügen, außerdem hatte sie ein paar schöne blaue Augen und gepflegte blonde Haare. Auch ihre Kleider waren so ganz anders, als die, die ich hier gewöhnt war. Sie trug ein moosgrünes Samtkleid mit tiefem Ausschnitt (nun gut, das war ich gewöhnt) und sie hatte aufgestickten Perlen an den Ärmeln. Sie war ungefähr so unauffällig wie ein Pfau zwischen lauter Rotkehlchen.
Sie entschuldigte sich hastig und stürzte an mir vorbei.
„Schade...“, murmelte ich zu mir selber. „Mit der hätte ich gerne ein wenig geredet...“ Und seltsamerweise breitete sich auf meinen Lippen ein geradezu anzügliches Lächeln aus.
Als ich drei Biere und vier eindeutige Angebote später, wieder zurück zu unserem Treffpunkt wankte, war ich ausgelassen und vergnügt. Allerdings nur solange, bis mir Ceassa eine gewaltige Standpauke hielt, in denen die Worte „lausiger Anführer“ und „versoffener Dreckskerl“ eine große Rolle spielten.
Glücklicherweise war sie nur solange sauer auf mich, bis Goifur und Tjalfi wiederkamen. Sie zogen Gesichter wie sieben Tage Abstinenz (eine grausame Vorstellung) und meinten gereizt, dass hier in dieser Stadt niemand etwas von irgendwelchen Auffälligkeiten oder Fremden wusste.
„Wir sollten weiterreiten. Wenn hier niemand etwas weiß, dann können wir vielleicht in der nächsten Stadt oder im nächsten Dorf Informationen sammeln. Unsichtbar kann der Dieb ja schließlich nicht sein!“
Tjalfi sah in die Runde und wir stimmten ihm alle zu – besser gesagt, stimmte Ceassa für uns alle zu. Und als ich schwächlich protestieren wollte, warf sie mir so einen bösen Blick zu, dass ich auf der Stelle schwieg.
Langsam kochte der Verdacht in mir hoch, dass ich nicht als Anführer dieser Gruppe angesehen werde – aber ich könnte dagegen sowieso nichts tun. Jeder aus der Gruppe wusste ja, wie verdammt gut Ceassa aussah.
Nach drei Tagen elenden Reitens und Auf- und Abgehopse im Sattel waren alle Beteiligten dieser – ich nenne es einmal – Expedition ziemlich gereizt. Selbst Ceassa, die ansonsten immer mit ihrem gutmütigen Temperament glänzte, war aufgebracht und ließ ihre Wut meistens an mir aus.
Auch ich fand es unbegreiflich, dass wir zwar schon gute vier Tage auf der Suche nach Spuren waren, aber noch nichts gefunden hatten. Auch die Bewohner der verschiedenen Dörfer und Städte (wir hatten selbst in einem kleinen Dorf namens Fyödskylta Halt gemacht, wo die Bewohner uns beäugt hatten, als wären wir der Hauptgang fürs nächste Essen) hatten uns nicht weiterhelfen können.
Nur ein kleiner Junge hatte uns erzählt, dass er sich vage daran erinnern könnte, dass eine ihm fremde Person auf einem schwarzen Pferd durch das Dorf geritten sei. Einen großen Beutel oder eine Tasche hatte sie allerdings nicht dabei gehabt.
Als wir am Abend mal wieder in eine „drittklassige Barbarenecke“ einkehrten (wie es Ceasse so liebevoll und mit gerümpfter Nase beschrieb), merkte ich, dass mein Geldvorrat in den letzten Tagen rasch abgenommen hatte. Und zum ersten Mal in meinem Leben könnte ich mir an diesem Tag nur einen jämmerlichen Krug Bier leisten. Und ab da war dann auch meine Lauen so ziemlich am Nullpunkt angelangt.
Selbst das Angebot eines jungen, brauchbar-hübschen Mädchens wollte ich nicht annehmen – woraufhin Tjalfi drauf und dran war, mich zu begraben
„Du lässt doch sonst keine Gelegenheit aus, jungen Mädchen zu zeigen, wo der Hase lang läuft.“, meinte er gespielt fassungslos und mit einem für ihn typisch anzüglichen Grinsen.
„Ich habe heute keine Lust...“, brummelte ich und nahm einen winzigen Schluck aus meinem Krug.
Es war reine Folter neben einem Kerl zu sitzen (der sich mein bester Kumpan schimpfte), der Stunde um Stunde einen Krug Bier nach dem anderen in sich hineinschüttete. Je später die Stunde wurde, desto ausgelassener wurden Tjalfi und Goifur – und desto schlechter gelaunt wurde meine Wenigkeit.
Ich war noch nie gezwungen gewesen, vollkommen nüchtern (oder leicht angetrunken) mehrere Stunden in einem verräucherten, stinkenden Wirtshaus zu sitzen.
Es war blamabel, dass ich – obwohl es schon nach Mitternacht war – vollkommen bei Sinnen war. Normalerweise lag ich um diese Uhrzeit schon bei irgendeinem Mädchen im Bett.
Aber kein Mädchen wollte – wie ich feststellen musste – etwas von einem Kerl, der „keinen Alkohol verträgt“. (Und es ist mir noch nie aufgefallen, wie schnell Gerüchte in solchen Schenken die Runde machten...)
Allerdings einen Vorteil hatte es, dass ich noch bei klarem Verstand war. Ich konnte den Gesprächen an den Nebentischen lauschen und so das ein oder andere wichtige Detail erhaschen.
So erfuhr ich unter anderem, dass wir in diesem Dorf als „elende, stinkende Vagabunden“ bezeichnet wurden, die diese armen, aufrichtigen Menschen „ausfragten“ und ihnen „verbrecherische Dinge nachsagten“. Aber neben diesen Dingen erfuhr ich auch, dass einige Männer eine fremdartige Frau gesehen hatten, die ihnen seltsam vorkam. Sie war anscheinend eine sehr, sehr hübsche Frau mit tollem Körper. Sie ritt auf einem dunklen Pferd und war alles andere als gesprächig.
„So, alsch hätte schi wasch tschu verbergen!“, lallte einer der Saufköppe und schlug mit der Hand auf den Tisch.
Ich beschloss, dies gleich morgen früh den Anderen zu erzählen, denn momentan hatte ich Besseres vor. Mich beobachtete seit geraumer Zeit ein leicht molliges, rothaariges Mädchen (so manch einer würde es wohl ein „Prachtweib“ nennen) und als sie merkte, dass ich sie ansah, schürzte sie ihren Rock bis zu den Knien.
Ich grinste, stürzte den Rest meines Bieres hinunter und ging zu ihr.
Wie heißt es so schön? In der Not frisst der Teufel Fliegen – und ich war in Not. Das hätte mir jeder bestätigen können...
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich zuerst nicht, wo ich war. Ich lag auf Stroh, das mich überall piekte und kratzte. Außerdem war ich nackt.
Ich blinzelte verschlafen und versuchte mich an den gestrigen Abend zu erinnern. (Wieso war es so schwer, sich im nüchternen Zustand an Sachen zu erinnern? Das ging ja sogar im Suff besser...) Ich setzte mich auf und sah mich erst einmal um. Und dann bekam ich den wohl größten Schock meines bisherigen Lebens.
Neben mir lag das Mädchen von gestern – schon mit Kleidern keine Augenweide, aber so wie Gott sie schuf -?! Schnell raffte ich meine Kleidung zusammen, zog mich schnell an und eilte aus dem Stall.
Mir schmerzen alle Glieder beim Gehen – verdammt, was hatte ich heute Nacht nur getan?! – und an einer Ecke blieb ich erst einmal stehen, um mir das Hemd zuzuknöpfen und die Schuhe zuzubinden.
Ich ging zum Wirtshaus von gestern, um meine Kumpanen (und meine Kumpanin) zu wecken. Doch das erwies sich als unnötig – als ich eintreten wollte, kamen sie gerade aus der Tür.
Ceassa baute sich vor mir auf und stauchte mich zusammen, wo ich denn heute Nacht gewesen wäre und ob mir dieses Herumhuren gefallen würde. Tjalfi und Goifur grinsten und wandten sich ab. Mir jedoch war das Lachen vergangen.
Als Ceassa weiterzetern wollte, legte ich ihr den Finger an die Lippen und sagte zu ihr, dass sie erst einmal wieder Luft holen sollte. „Ich habe mich heute Nacht an Nachforschungen gemacht.“, meinte ich hoheitsvoll. „Und ich habe dabei einige interessante Dinge herausgefunden. Und was hast du dagegen getan?“, fragte ich spöttisch.
Sie wurde rot. „Tut mir leid... ich dachte, du hättest die Nacht wieder bei einer Frau verbracht!“
Ich tat empört. „Wie kommst du denn darauf?“
Sie wurde noch röter und entschuldigte sich noch einmal.
Es hätte so gut laufen können – wäre da nicht eine Stimme ertönt: “Fredo – Liebling! Wieso läufst du weg von mir? Ich wollte dich doch meinem Vater vorstellen!“
Ich drehte mich geschockt um und sah die Rothaarige von heute Nacht auf mich zueilen. Ich hätte mich vielleicht etwas besser gefühlt, hätte sie sich noch etwas über ihr durchsichtiges Mieder gezogen.
„Wer ist das?“
Caessa starrte mich zornfunkelnd an und all meine Beteuerungen, dass ich sie nicht kannte, halfen nichts.
Die Rothaarige (ihr Name war – soweit ich mich recht erinnerte – Sofiye) kam auf mich zu und presste mir einen Kuss auf die Lippen, dass mir die Luft abgedrückt wurde.
„Ich bin gleich wieder da – ich bringe das schnell in Ordnung.“, meinte ich zu Ceassa gewandt und zerrte Sofiye unsanft in eine dunkle Nebengasse.
Sie musste das allerdings falsch verstanden haben, denn sie wurde rot, kicherte und drückte mich an sich.
„Wenn du das unbedingt hier machen willst...“, meinte sie grinsend.
Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, ihr Mieder hochzuheben. Ich erklärte ihr in wenigen Sätzen, dass das heute Nacht nur eine einmalige Sache gewesen war, denn ich konnte sie nicht heiraten.
Ich erzählte ihr, dass ich auf der Flucht vor Leuten wäre, die mir ans Leben wollten, und dass ich sie deswegen nie wiedersehen dürfte (um ihr Leben nicht zu gefährden). Die Geschichte kaufte sie mir glücklicherweise ab und mit Tränen in den Augen verließ sie mich.
„Ach, Sofiye – zieh dir noch etwas über. Tu meinen Augen einen Gefallen.“, rief ich ihr hinterher.
Sie drehte sich um und warf mir eine Kusshand zu. Anscheinend hatte sie den Sarkasmus nicht verstanden.
Ich ging zurück zu meiner Truppe. Tjalfi und Goifur krümmten sich vor Lachen, als ich näher kam, und auch Ceassa konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Eigentlich bin ich dir ziemlich böse, Fredo! Aber nachdem ich deine Nachtbekanntschaft gesehen habe, denke ich, dass das schon Strafe genug gewesen ist.“, meinte sie und grinste mir zu.
„Warst du wirklich so verzweifelt?“, flüsterte mir Tjalfi zu und grinste.
Ich beherrschte mich und warf meinen Dolch nicht nach ihm. Stattdessen machte ich ein Geräusch wie ein getretener Hund und begann mein Pferd zu satteln. Dabei fiel mir ein, was ich gestern herausgefunden hatte und ich erzählte es ihnen. Ceassa war beeindruckt (dachte ich zumindest).
„Mensch – das ist ja toll. Wir haben einen Anhaltspunkt!“, jubelte sie. „Kommt, keine Zeit mehr vertrödeln. Wenn wir uns beeilen haben wir die Sache in zwei Tagen abgehandelt!“
Wir erreichten die nächste Stadt schon nach zwei Reitstunden, in denen sich die anderen darüber unterhielten, was sie mit ihrem Anteil der Belohnung machen würden. Ich war froh, dass mein nächtliches Abenteuer nicht mehr an erster Stelle der Gesprächsthemen stand und schwelgte stattdessen in Tagträumen.
Und auch in der Stadt konnte man uns mehr oder weniger genauere Informationen geben.
„Ja, so jemanden habe ich tatsächlich gesehen. Heute Nacht übernachtete sie bei mir, jedoch ist sie schon vor dem Sonnenaufgang weitergeritten. Ein sehr hübsches Mädchen, nicht wahr? Eine wahre Augenweide!“, schwelgte der Wirt eines sehr verruchten Etablissement (mit dem klangvollen Namen „Das Horn des Hundes“).
Ich mochte ihn nicht (ich mag Leute eben einfach nicht, die mir als Begrüßung in mein Hinterteil zwicken – zumindest, wenn es Männer sind, kann ich es nicht ausstehen).
„Und hat sie Euch erzählt, wie ihr Name wäre?“, fragte ich interessiert.
„Also früher hieß sie Günther...“
Mehr wollte und brauchte ich gar nicht zu wissen. Ich bedankte mich und eilte davon. Das war sicherlich nicht die Person, nach der wir suchten.
Als ich zurück zu den Pferden ging, schüttelte ich den Kopf. Ceassa fluchte halblaut und Goifur versuchte, sie ein wenig zu beruhigen. Das hätte er aber auch gleich vergessen können, denn wenn Ceassa schlecht gelaunt war, konnte sie niemand und nichts aufmuntern. (Zumindest die Methoden, die ich bisher angewandt hatte, munteren sie nicht auf. Es gäbe da natürlich noch eine ... aber das würde jetzt zu weit führen...)
„Wir müssen dann eben weiter herumfragen... noch ist nicht aller Tage Abend.“ Ich lächelte Ceassa zu, die mich finster anstarrte.
Als wir eineinhalb Stunden später wieder zusammenkamen, strahlte Ceassa (die mit Tjalfi unterwegs gewesen war) über das ganze Gesicht. Und bevor ich sie fragen konnte, wieso dies so war, fiel sie mir schon um den Hals.
„Wir haben eine Spur!“, jubelte sie.
„Wie habt ihr das geschafft?“, fragte ich staunend und starrte erst sie, dann Tjalfi an, der mir eine Spur zu unschuldig lächelte.
„Nun... man muss nur ... die Waffen einer Frau einsetzen...“, meinte dieser verrucht grinsend und zwinkerte mir zu. In diesem Moment hätte ich ihn umbringen können – zu was für Schweinereien hatte er Ceassa genötigt?!
Doch auch die grinste mir zu und schenkte Tjalfi einen glühenden Blick.
„Es ist nicht so, wie du jetzt denkst...“, meinte sie gönnerhaft. „Aber du weißt ja gar nicht, wie schnell man an Informationen kommt, wenn einem der Rock heraufrutscht...“
Ich mümmelte etwas. Ich fand das so gemein – wieso war ich nie dabei, wenn solche „Zufälle“ passierten?!
„Ich finde das billig...“, meinte ich beleidigt und wandte mich ab.
„Aber es würde dir auch gefallen, oder?“ Tjalfi grinste breit.
„Natürlich, aber das ist wieder etwas anderes...“ Meine Laune war momentan auf dem Nullpunkt. Lustlos fragte ich weiter: „Was habt ihr herausgefunden?“
„Nun, die Diebin will nach Pyrgl reiten – du weißt schon, an die Landesgrenze. Anscheinend hat sie dort einige Verwandte und dort will sie dann bleiben, bis Gras über die Sache gewachsen ist.“, sprudelte sie hervor.
„Und sie kaufte sich hier ein neues Pferd.“, ergänzte Tjalfi. „Wir haben uns das andere Pferd gleich angesehen und festgestellt, dass es ein Hengst aus der Zucht des Königs war. Also hat sie nicht nur seinen Schatz gestohlen, sondern auch noch seinen besten Zuchthengst.“
Ich nickte knapp. „Nun gut – worauf warten wir noch. Dann reiten wir eben nach Pyrgl...“
Ich vermied es, Ceassa anzusehen. Wir waren zwar kein Paar und standen auch in keiner familiären Bindung, aber es war eigentlich immer selbstverständlich gewesen, dass sie keine anderen Männer neben mir hatte. Und nun schien sie bei Tjalfi anbandeln zu wollen... Na gut, sollte sie doch... ich brauchte sie ja nicht... Wer will schon gerne leichte Mädchen? (Ich natürlich, aber ich bin momentan beleidigt...)
Und gerade als ich wieder auf mein Pferd steigen wollte, fiel Ceassa noch einmal über mich her und umarmte mich stürmisch.
„Ich rieche es schon – wir werden heute das Geheimnis lüften!“, triumphierte sie.
Ich nannte sie eine Spinnerin (denn ich roch nur Tjalfis gewöhnungsbedürftigen Körpergeruch).
„Du wirst es schon sehen – heute finden wir den Schatz und die Diebin!“
Trotz Ceassas Enthusiasmus kam es, dass wir am Abend erneut vor unverrichteten Dingen standen. Und diesmal mussten wir die Nacht zwischen Felsen und strohtrockener Erde verbringen, denn weit und breit war kein Dorf zu sehen. (Nun gut, ich muss gestehen, dass ich es als genugtuend empfand, dass wir diesmal alle nüchtern blieben (mussten – gezwungenermaßen).)
„Na, Ceassa, wo bleibt denn deine Diebin?“, fragte ich sie (und eigentlich wollte ich sie nur ein wenig necken), doch sie starrte mich ziemlich böse an. (Vielleicht hätte ich dabei auch nicht so rechthaberisch grinsen sollen?!)
Tjalfi war momentan nicht sonderlich gut gelaunt (er hatte mir schon Prügel angedroht, nur weil ich ihm zugegrinst hatte), und so setzte ich mich zu Goifur.
Doch bevor ich auch nur den Mund geöffnet hatte, meinte er schon gereizt: „Kannst du nicht jemand anderen nerven – Kröten, Insekten oder gifte Schlangen?“ (Ich muss nicht sagen, dass ich seinen Humor sehr schätze – oder?!)
Und doch stand ich auf und verkündete lautstark, dass ich Holz sammeln würde, damit wir ein Feuer machen könnten.
„Pass auf, dass du in kein Loch fällst!“, rief mir Ceassa hinterher und doch lag in ihrer Stimme etwas Hoffnungsvolles.
„Willst du mich nicht begleiten? Mal sehen, in welche Löcher ich dann falle.“, antwortete ich ihr grinsend.
Sie streckte mir die Zunge heraus, kam aber trotzdem mit mir. (Sagte ich nicht schon, dass sie einfach grandios war?!)
Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her – ab und an hoben wir einige dürre Zweige auf.
„Was machst du mit deinem Teil der Belohnung?“ Ceassa sah mich neugierig an.
„Ich werde mir ein Haus und eine Frau suchen, eine Familie gründen und sesshaft werden!“, witzelte ich, doch Ceassa schien dies ernst zu nehmen.
Sie setzte sich auf den Boden und zog mich mit hinunter.
„Und hast du schon jemanden in Aussicht?“
Ich war auf alles vorbereitet gewesen, aber nicht auf diese Frage. Ich wurde rot.
„Nun... ehrlich gesagt... es gibt da Jemanden...“
„Wen denn?“
Sie hatte sich weit zu mir herübergelehnt und der Anblick, den ich in ihrem Ausschnitt genoss, hinderte mich am Denken. (Mir kam es vor, als hätte ich noch nie weiter meinen Kopf gebraucht. – Obwohl, hatte ich das jemals getan?!)
„Ach, du wirst sie nicht kennen!“, stammelte ich. (Ich hätte schreien können: Meine große Chance und ich ergriff sie nicht!)
„Ich kenne sie nicht?“
Ich schüttelte mechanisch den Kopf. Sie beugte sich noch weiter zu mir – ihre Lippen waren nun ganz nah an meinen. Gerade als ich den Mut zusammengenommen hatte und sie küssen wollte, zog sie ihren Kopf zurück. Ich starrte sie an – und sie grinste!
„Ach Fredo...“, seufzte sie. „Ich weiß doch, dass du von mir geredet hast!“
Ich zwinkerte ihr total perplex zu (und kam mir erneut wie ein totaler Idiot vor).
„Aber, mal ehrlich gesagt, was will ich von einem Mann, der seine nächtlichen Bekanntschaften öfters wechselt als seine Unterhose?“
Wie bitte? Musste ich mir das bieten lassen?
„Pah!“, machte ich nur. „So stimmt das gar nicht!“
„Ach, nicht?“ Sie setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. „Soll ich mal aufzählen? Liria, Debora, Allaina, Miranda, Céssa – und das waren jetzt nur meine Schwestern!”
Achja... Ich grinste anzüglich. An Allaine konnte ich mich noch sehr gut erinnern...
Ceassa starrte mich an.
„Es könnte mir ja eigentlich egal sein, wo du dein Revier schon überall makiert hast, aber ich möchte keinen Mann, der in zwanzig verschiedenen Dörfern schon vierzig Kinder in die Welt gesetzt hat!“
„Wieso sagst du so gemeine Dinge zu mir?“ Ich tat gekränkt. „Seid doch froh über meine ... Qualitäten!“
Ceassas Blick war tödlich geworden. „Verschone mich mit deinen angeblichen >Qualitäten<, Fredo!“
Sie stand auf und stemmte die Hände in die Hüften. Goifur hatte Recht – du bist ja doch nur ein Mann für eine sehr, sehr kurze Nacht!“
Paff – das tat weh! Wieso mussten Frauen immer gleich so gemein werden?
„Du redest von einem Mann – deinem Bruder -, der nicht davor zurückgeschreckt ist, eine ganze Familie zu schwängern – inklusive Mutter, Tochter, Tanten und Cousinen!“, erinnerte ich sie.
Daraufhin wurde sie rot und ich grinste. Doch noch jemand lachte. Ich wandte mich betont lässig um (obwohl ich zu Tode erschrocken war) und sah eine fremde Frau. Sie kam mir seltsam bekannt vor, jedoch wusste ich nicht woher.
Sie hatte seidig-blondes Haar, wunderschöne Augen und einen Körper (zum Dahinschmelzen!), der in ein nachtblaues, luftiges, freizügiges Kleid gehüllt war.
Ich sprang auf und setzte ein charmantes Lächeln auf. Doch Ceassa kam mir zuvor. Sie funkelte die Frau zornig an.
„Wie lange beobachtet Ihr uns schon?“, fauchte sie ungehalten.
Anscheinend hatte sie Angst, dass ich sie nicht mehr beachten würde. (War das ein tolles Gefühl, von zwei atemberaubenden Frauen begehrt zu werden!)
Die Frau lächelte, dass Ceassas grobem Ton und kam noch ein Stück näher auf mich zu.
„Ich bin eben erst vorbeigekommen und habe laute Stimmen gehört.“, meinte sie fast entschuldigend.
„Dann verschwindet gefälligst wieder! Das ist privat!“, zischte sie, fasste meine Hand und wollte mich mitziehen.
Ich blieb jedoch stehen und lächelte der Fremden zu. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit deswegen mir zu.
„Wie heißt Ihr?“ Ich lächelte noch immer (anzüglich).
„Entschuldigt, wo bleibt mein Benehmen?“ Ihr Lachen klang glockenhell. „Mein Name ist Li – Leassandra.“
„Ich heiße Fredo und diese reizende Dame ist Ceassa –“
„- seine Verlobte!“, platzte sie hastig heraus.
Nun starrte ich sie fassungslos an. War sie verrückt geworden? Ich hatte zwar schon immer ein Auge auf sie geworfen – aber musste sie mir jetzt ausgerechnet ein kleines Abenteuer für die Nacht verderben?!
„Ach, ihr wollt heiraten?“ Leassandras Lächeln wurde eine Spur schwächer. „Das ist aber schön...“
„Äh, ja... danke...“, stammelte ich, noch immer verwirrt.
„Nun, dann will ich euch nicht weiter stören ...“ Sie nickte mir zu, drehte sich um und verschwand wieder.
Kaum war sie verschwunden, da wandte ich mich – erstaunt dreinblickend – an Ceassa. Ihre Augen waren vor Zorn verengt und sie funkelte mich wütend an.
Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung. Ich streckte mich genüsslich.
„Ceassa – Liebling!“ Ich grinste anzüglich. „Wann wollen wir denn heiraten?“
Sie wandte sich so schnell wieder zu mir um, dass ich keine Chance hatte zu reagieren. In zwei Schritten waren sie bei mir und baute sich vor mir auf. (Da sie gute zwei Köpfe kleiner war als ich, machte das keinen Unterschied.)
„Du weißt genau, dass ich das nur so gesagt habe!“, rief sie mit schriller Stimme und pochte mit ihrem Finger auf meine Brust. „Sie hat dich ja gerade mit den Augen verschlungen!“
Sie war so empört, dass sich bei mir der Verdacht einschlich, dass sie vielleicht ein Auge auf mich geworfen hatte...
„Bist du wohl eifersüchtig?“, fragte ich sanft und wollte sie zu mir ziehen.
Sie sträubte sich dagegen und warf den Kopf in den Nacken.
„Ach was. Mir wurde nur erzählt, dass du den Mädchen, mit denen du schläfst, viel zu viel erzählst. Und das will ich vermeiden!“, keifte sie, wandte sich wieder um und stürmte zu den Anderen.
Ich sah ihr enttäuscht nach. Wieso tun Frauen so etwas? Mir erst Hoffnungen machen und mich dann nicht ranlassen?! Das hatte ich doch nicht verdient. (Oder?!) Solche Seelenqualen...
Ich ergab mich noch gute zwei Minuten in Selbstmitleid, dann sammelte ich einige verdorrte Äste auf und schlenderte zurück zu meiner Gruppe.
Ihr könnt euch bestimmt gut vorstellen, wie mir das Herz schwoll, als ich sie sah – sie saßen weit auseinander, warfen sich gegenseitig böse Blicke (und ab und zu einige unschöne Worte) zu und (im Vertrauen) stank dieser ganze Haufen zum Gotterbarmen.
Ich lächelte ihnen alle zu (meine Mutter würde behaupten, ich würde „gute Miene zum bösen Spiel“ machen) und begann mir dann eine Mulde zu buddeln. (Ich muss nicht sagen, dass ich mir wie ein drittklassiger Maulwurf vorkam – oder?)
Ich schichte Reisig, Äste und Gras auf und versuchte ein Feuerchen zu schüren. Es gelang auch nach verzweifelten dreieinhalb Stunden.
Bis dahin waren die meisten Mitglieder meiner Gruppe schon längst eingeschlafen und ich durfte das Feuer wieder löschen. Aber ich hatte es zum Brennen gebracht – und das alleine! – also hatte ich allen Grund, stolz auf mich (und meine Feuerkünste) zu sein.
Beleidigt suchte ich mir ein geschütztes Plätzchen und schlief grollend ein.
Am nächsten Morgen wurde ich unsanft durch ein krampfhaftes Rütteln an meiner linken Schulter geweckt. Ich brummelte und fluchte müde, aber das Schütteln wurde nicht weniger. Genervt schlug ich die Augen auf und sah Ceassas Gesicht über mir.
Ihre Augen glänzten seltsam und ihre Haare hingen strähnig auf ihren Schultern.
„Aufstehen!“, trällerte sie in bester Laune. (Es hätte mich kaum gewundert, wenn sie nun eine Runde geflogen wäre – so gut, wie sie drauf gewesen war.)
Sie schenkte mir noch ein strahlendes Lächeln und verschwand dann wieder aus meinem Sichtfeld.
Ich setzte mich verwundert auf (wenn Ceassa gute Laune hatte, war das für mich noch beunruhigender, als wenn sie mich anfauchte – da ich sie sonst nur so kannte) und streckte mich erst einmal.
Das Schlafen auf diesem harten Boden war keine schöne Erfahrung, aber ich hatte selbst in Betten schon schlechter geschlafen. Dieser Gedanke trieb mir ein anzügliches Lächeln auf die Lippen (konnte ich überhaupt noch anders lächeln?!) und ich stand auf.
Während ich mir in einem mickrigen Rinnsal mein Gesicht und meine Hände wusch, tänzelte Ceassa auf mich zu. Ich bemerkte sie allerdings erst, als es schon zu spät war. Sie nahm meine klitschnasse Hand, riss mich herum und wirbelte mit mir über den steinigen Boden.
Ich hatte Angst, dass ich hinfallen und mir das Genick brechen könnte (nein, ich war mir sicher, dass dies passieren würde!).
„Was ist denn mit dir los?“, brummte ich, als sie sich wieder beruhigt hatte und rieb mir meine juckende Nase.
„Heute ist nur so ein wunderschöner Tag!“
Es war merkwürdig – ihre Augen strahlten ungewöhnlich hell und ihr Atem war ziemlich flach.
Entweder war sie krank oder –
Ich stürmte auf Tjalfi zu, der mal wieder undefinierbares Kraut in seiner Pfeife rauchte. Ich baute mich vor ihm auf und funkelte ihn wütend an.
„Was hast du mit Ceassa gemacht?“, knurrte ich fragend.
Er grinste.
„Ach, sie ging mir auf den Keks!“, antwortete er ausweichend und beobachtete das Mädchen, das ich anhimmelte, wie es verräumt inmitten von Steinen saß und magere Blümchen ausrupfte. (Erschreckender Anblick übrigens)
„Du hast ihr aber nicht deine Pfeife -?“, fragte ich mit versagender Stimme.
Tjalfis Grinsen wurde breiter.
„Wo denkst du hin?“
Seine Scheinheiligkeit kaufte ich ihm nicht ab.
Ich funkelte ihn noch einmal böse an, schwor ihm, dass ich ihm dies heimzahlen würde und ging zurück zu Ceassa, die derweil ein munteres Liedchen sang.
Es war beängstigend. Noch schlimmer machte es die Tatsache, dass sie nett zu mir war – nett... sie war NETT zu MIR. Und das konnte ja nichts Normales sein. Aber wenn sie wirklich einen Zug von Tjalfis Pfeife genommen haben sollte, dann war es pures Glück, dass sie nicht ohnmächtig geworden war. (Und ich weiß, wovon ich rede...)
Ich nahm sie am Arm, brachte sie zu ihrem Pferd und wies sie an (was sie mit Kichern quittierte), hier sitzen zu bleiben und nichts anzustellen. Dann ging ich Goifur wecken und als er mich fragte, wieso seine Schwester so seltsam drauf wäre, log ich einfach. Ich erzählte ihm, dass sie Frauenprobleme hätte und wir sie einfach in Ruhe lassen sollten.
Dieser Nachmittag war der Schlimmste in meinem Leben und am Abend war ich soweit, dass ich mir die alte, garstige, schlechtgelaunte, keifende Ceassa zurückwünschte. Glücklicherweise schlief Ceassa schon sehr früh ein, weswegen ich meinen Plan, sie ruhig zustellen, nicht durchführen musste. Auch Goifur hatte inzwischen ein wenig Zweifel an meiner Version der Geschichte, weswegen ich sehr, sehr froh war, dass sie endlich schlief.
Ich saß noch eine Weile mit Tjalfi am Lagerfeuer. Er rauchte wieder seine schreckliche Pfeife mit dem undefinierbaren Kraut (Goifur hatte mir mal erzählt, dass ein wesentlicher Bestandteil davon Kuhmist wäre... es roch zwar genauso, aber ich weigerte mich, dies zu glauben) und ich starrte in das Feuer.
Wo Goifur steckte, wusste ich nicht und Tjalfis Blick zu urteilen, wusste er dies auch nicht.
Ich seufzte. Ein Gefühl breitete sich in mir aus, ein Gefühl, dass ich nicht kannte. Es war eine Schwere in meinen Gliedern, die ich nie zuvor gespürt hatte. Ich warf einen wehmütigen Blick in den Himmel, wo zigtausende Sterne glitzerten. Da traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht: Das Gefühl, dass ich verspürte, war Sentimentalität. Zum Glück hatte Tjalfi noch nichts davon gemerkt. Das wäre für mich sehr peinlich geworden.
Ich streckte mich, dass meine Knochen knackten. Tjalfi wandte sich zu mir um und bot mir seine Pfeife an. Ich verneinte mit schwächlicher Stimme.
„Du weißt, dass ich deine Pfeife nicht ausstehen kann.“, meinte ich und streckte die Hand danach aus.
Nach dem ersten Zug war meine Sentimentalität wie weggefegt (ein Glück!), beim zweiten Zug fühlte ich mich stark wie nie zuvor und beim dritten Zug wurde es plötzlich dunkel.
Als ich wieder erwachte, war es wieder hell und die Sonne brannte unbarmherzig auf mich nieder. Ich richtete mich stöhnend vor Schmerzen auf und sah mich blinzelnd um. Meine Kehle brannte wie Feuer und mein Kopf schmerzte fürchterlich.
Halb geblendet vor Schmerzen stand ich auf. Ich tastete mich zu meinem Pferd, an dessen Sattel meine Wasserflasche hing. Ich trank sie gierig aus. Es stillte gerade meinen ärgsten Durst und ich hätte auf der Stelle ein ganzes Fass voll Wasser austrinken können. (Seltsamerweise wollte ich lieber Wasser als Bier... also musste es mir wirklich dreckig gehen.)
Gerade als ich mich wieder hinlegen wollte, hörte ich eine Stimme. Eine mir wohlbekannte Stimme...
„Ah, jetzt ist der Herr Trunkenbold auch endlich wach! Könnte sich der Herr bequemen, endlich aufzusteigen, damit wir weiterreiten können?“
Der harsche Ton dieser Stimme ließ mich aufschrecken und mit aufgerissenen Augen (autsch...) sah ich sie an.
„Ceassa! Dir geht es wieder gut!“, rief ich heiser und lächelte. Ich lächelte einfach nur so, weder anzüglich noch sonst etwas.
Ich lächelte einfach. Hätte das Tjalfi gesehen, er hätte mir es nicht geglaubt, dass ich noch normal lächeln konnte. Sie starrte mich mit hochgezogenen Augenbrauchen an.
„Natürlich geht es mir gut. Jetzt steig endlich auf! Ich möchte diese Sache endlich hinter mich bringen!“
„Wo sind Tjalfi und Goifur?“, fragte ich, denn plötzlich wurde mir bewusst, dass ich die beiden nicht sah.
„Sie sind vorgeritten. Und ich musste auf dich warten... Also steig jetzt auf!“
Ich wagte keine Widerworte und stieg auf. Ich war wirklich glücklich, dass Ceassa wieder fies zu mir war, dass ich sie anlächelte.
Sie warf mir einen angewiderten Blick zu, schwang sich auf ihr Pferd und ritt los.
Ich streckte mich erst einmal und stieg dann langsam in den Sattel meines Pferdes, das schon ungeduldig mit dem Huf scharrte. Und als es dann in einen gemütlichen Trott fiel, verfluchte ich diese Art des Reisens.
Während des Reitens (auf Pferden wohlgemerkt) kam man sich kein Stück näher. Immer nur dieses Rumgehopse auf harten Sätteln... wenn man das als Mann unbeschadet überstand, konnte man von Glück reden.
Über dieses und jene machte ich mir Gedanken, während mein Pferd über die Ebene preschte... nun gut, es preschte nicht, es schlich. Aber dies machte es mit stolz geschwellter Brust. (Es war nun mal auch nicht mehr das Jüngste.)
Ich holte auch schon bald Ceassa ein, die mich noch immer mit diesem abwertenden Blick anblickte.
„Na, auch schon hier?“ Ihr Ton war mehr als spottend.
Ich setzte eine hoheitsvolle Miene auf. „Mein Pferd ist nun mal nicht der Jüngste. Es kann eben nicht mehr so lange.“
Es dauerte genau zwei Sekunden, bis ich bemerkte, dass ich den Satz so nicht hätte sagen dürfen.
Ceassa grinste gehässig. „Da ist dein Pferd aber auch nicht das Einzige, was?“
Ich grinste mit geröteten Wangen.
Wahnsinn, wie mich diese Frau in Verlegenheit bringen konnte. Ich war restlos von ihr begeistert.
Mit einem süffisanten Lächeln wandte sie sich ab und trieb ihr Pferd an.
Ich seufzte. „So ein Teufelsweib...“
Gegen Abend holten wir endlich Goifur und Tjalfi ein, die es sich in einem kleinen, geschützten Tal bequem gemacht hatten. Sie johlten uns entgegen – ein deutliches Zeichen, dass sie schon etliches intus hatten. Wir sattelten unsere Pferde ab und gesellten uns zu ihnen. Tjalfi begrüßte mich so überschwänglich, dass mir fast Angst und Bange wurde, nur Goifur bedachte mich mit einem seltsamen Blick. Nur den Blick von Ceassa, die sich neben Goifur gesetzt hatte, konnte ich nicht deuten.
Sie sah mich an, aber ihre Augen verrieten nichts. Aber sie lächelte, und das war das Bezauberndste, was ich je gesehen hatte.
Ich beschloss, dass es an der Zeit war, die Initiative zu ergreifen.
„Komm, schwing deinen wohlgeformten Hintern her!“
Wie auf einen Schlag wurden alle still.
Ceassa wirbelte herum und funkelte mich mit blitzenden Augen an.
„Was hast du gesagt, Fredo?“
Ihr Ton war gefährlich ruhig. Ich biss mir auf die Zunge.
„Nun-“ Ich setzte ein nicht gerade überzeugendes charmantes Lächeln auf. „- ich meinte ja auch nicht dich, Schätzchen, sondern Goifur...“
Dann brach ich ihn röhrendes Gelächter aus. (Gott, war das peinlich...)
Ceassa schien zu lächeln, doch schüttelte sie auch ihren hübschen Kopf. Goifurs Miene dagegen war nur noch eine Maske.
Tjalfi zog mich zu ihm herunter und ließ mich an seinem Bier nippen. Ich war ihm unendlich dankbar.
Plötzlich sprang Ceassa auf und zückte ihren Dolch.
„Was ist los?“
Sie brachte Goifur mit einem Blick zum Schweigen und verschwand raschelnd im Gras, das am Hang wuchs.
Ich war ein wenig verwirrt (Alkohol sei Dank), hielt aber meinen Mund.
Plötzlich hörte man einen überraschten Aufschrei von Ceassa und eilige Schritte auf dem steinigen Boden.
Meine Angetrunkenheit war wie weggefegt und als etwas Schweres in mein (doch sehr eingeschränktes) Sichtfeld stolperte, sprang ich sofort hin. Ich hielt der Person die herumschlagenden Hände weg und versuchte sie zu bändigen, da sie spuckte, kratzte und biss. Ceassa, die einen blutenden Kratzer mitten im Gesicht hatte, kam herangestürmt. Sie sah verdammt wütend aus und musterte die Person misstrauisch.
„Bringen wir sie zum Feuer und stellen sie zur Rede, wieso sie sich an uns herangeschlichen hat...“
Ihre Augen waren nur noch Schlitze. Ich wusste nur zu gut, was dies bedeutete – wirklich nichts Gutes.
Ich zog die Person, die übrigens einen schwarzen Kapuzenmantel trug, auf die Beine und stieß sie (recht unsanft, wie ich sagen muss) zum Feuer. Tjalfi und Goifur blickten ebenfalls recht misstrauisch - Tjalfis Hand wanderte schon zu seinem Schwert, das er am Gürtel trug.
Am Feuer angelangt drückte ich die Person auf den Boden. Während sie sich (recht umständlich) setzte, behielt ich sie scharf im Auge. Ceassa setzte sich neben die fremde Person und funkelte sie wütend an.
„So...“ Ihre Stimme war zwar leise, aber drohend. „Nun wollen wir doch mal sehen, wer uns da belauscht hat.“
Sie zog ihr die Kapuze vom Kopf – und erschrak erst einmal. Auch ich war ein wenig überrascht, muss ich zugeben, denn anstatt einem hässlichen, uralten, geifernden alten Mann kam eine hübsche, blonde Frau zu Tage. Und ich hatte das Gefühl, dass ich sie schon einmal irgendwo gesehen hatte...
„Eine Frau?“, stammelte Tjalfi fassungslos, kam ein wenig näher heran und starrte sie an.
Die schöne Frau schüttelte ihren blonden Haarschopf.
„Könnt Ihr einen Mann nicht von einer Frau unterscheiden? Natürlich bin ich eine Frau.“, meinte sie herablassend und spuckte ihm vor die Füße.
Ich betrachtete diese Frau, als wäre sie ein Engel. Ihr seidiger Haarschopf, ihre tiefgrünen Augen, ihre arrogante Art, ihre Sprüche ... ich merkte, wie sich etwas unterhalb meines Bauchnabels regte.
Ceassa hatte sich wieder gesammelt und starrte sie noch immer wütend an.
„Wieso habt Ihr Euch so feige an uns herangeschlichen?“
Die Fremde sah Ceassa ebenso herablassend an.
„Ich habe gesehen, dass hier ein Feuer brannte... und ich wollte mich nur ein wenig aufwärmen. Mir ist kalt!“
Ceassa schnaufte aus. „Wie ist Euer Name?“
Die Fremde legte ihren Kopf schief, musterte sie einen Augenblick lang abschätzend, schüttelte den Kopf mit einem spöttischen Lächeln und wandte sich dann mir zu.
„Habt Ihr etwas zu Essen? Ich habe schon seit Tagen nicht mehr im Magen gehabt. Und wenn Ihr noch ein paar Schlücke Bier für mich hättet, wäre ich Euch sehr dankbar.“
Ich nickte rasch. „Natürlich, für Euch immer...“
Ich sprang auf, wurde aber von einem zurechtweisenden, von Ceassa geäußerten „Fredo!“ wieder zurückgerissen. Ich sah sie an.
„Was ist denn los?“
Sie nahm mich an der Hand und zog mich einige Schritte weg.
„Sie hat sich an uns herangeschlichen! Wer weiß, wer sie ist! Wir sollten sie nicht so ... so nett behandeln, wenn sie uns nicht einmal ihren Namen sagen will!“, zischte sie giftig.
Ich winkte ab.
„Ach, Ceassa, musst du immer den Teufel an die Wand malen? Sie sieht nun wirklich nicht gefährlich aus! Sollten wir sie deiner Meinung nach verhungern lassen? Das ist doch Blödsinn!“
Ceassa wirkte noch immer sauer. Sie würdigte mich mit keinem Blick mehr, sondern rauschte an mir vorbei in Richtung Pferde.
Ich lächelte nachsichtig. Sie war wohl eifersüchtig...
„Frauen...“, seufzte ich grinsend. „Es ist doch genug Fredo für alle da!“
Ich ging wieder zurück zum Lagerfeuer und setzte mich wieder neben die aufreizende Fremde. Sie hatte ihren Kapuzenmantel abgelegt und jetzt sah ich, dass sie ein sehr enges, hautbetonendes, weißes Kleid trug, das ihrem Körper einfach himmlisch schmeichelte.
Erneut fühlte ich ein unangenehmes Regen unterhalb meiner Gürtellinie.
Goifur war inzwischen wohl eingenickt, denn von ihm ging nur ein leises, penetrantes Keuchen aus. Tjalfi dagegen starrte die Fremde noch immer an, und an seinem Blick konnte ich erkennen, das wir beide dasselbe dachten. (Und es hatte nichts mit Schlafengehen zu tun... nunja, im Weitesten Sinne ja doch...)
Ich zog die Augenbrauen hoch. War doch klar, dass Tjalfi keine Chance bei ihr hatte. Wie sie mich schon ansah...
Ich legte ihr den einen Arm um die Schultern und mit dem Anderen griff ich ihr an eine andere, weitaus weichere Stelle. Sie sah mich einen Moment lang abschätzend an und nickte dann.
Ich grinste anzüglich, während sich Tjalfi grummelnd erhob und ebenfalls Richtung Pferde stiefelte...
*TBC*
Hier ist eine meiner Geschichten. Sie ist noch nicht vollständig (deswegen auch *TBC = To be continued) und ich setze sie in unregelmäßigen Abständen fort.
Angelehnt ist sie an das gleichnamige Lied von Schandmaul von der CD "Wie Pech und Schwefel".
Lob und Kritik sind natürlich jederzeit willkommen. :-)
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Der Schatz
Ich stieß ihn mit einem flüchtigen Grinsen an und beugte mich schließlich zu ihm herunter. „Hast du schon gehört?“, wisperte ich ihm flüsternd zu. „Jemand hat den König bestohlen. Ich hörte, dass der Dieb seinen größten Schatz entwendet haben soll!“
Auch auf dem Gesicht meines Gegenübers breitete sich ein breites Lächeln aus. „Ach, wirklich?“
Ich nickte eifrig.
„Und auf die Wiederbringung ist eine gar fürstliche Belohnung ausgesetzt – wir bräuchten uns praktisch nie mehr auch nur einen Finger krumm zu machen!“
Tjalfi – mein langjähriger Kumpan – grunzte zustimmend. „Ich denke, das Angebot könnte man sich mal durch den Kopf gehen lassen.“, meinte er und grinste, wobei er einige Zahnlücken preisgab.
„Ich wusste, dass du dies sagen würdest – oder, anders gesagt, wäre ich enttäuscht gewesen, hättest du etwas anderes gesagt.“
„Bis morgen!“
Als er die Gasse hinabging, war ich glücklich darüber, dass wir uns meistens ohne große Worte verstanden.
Ich sah Tjalfi allerdings schon früher als erwartet wieder. Genauer gesagt begegneten wir uns schon am Abend, als ich meiner Lieblingsschenke mal wieder einen Besuch abstattete.
„Na, Fredo, lange nicht mehr gesehen.“
Die blutjunge Tochter vom Wirt - ein ausgesprochen hübsches und strohdummes Mädel – zwinkerte mir zu und ich zwinkerte zurück.
Sie machte sich immer noch Hoffnungen bei mir - wie ich wusste - doch ich hatte schon eine Andere in Aussicht. Nun gut, ich musste zugeben, dass ich ihre Naivität öfter einmal ausnutzte, aber mehr als das, was in diesen Nächten passierte, war nie gewesen.
„Guten Abend Lena.“, begrüßte ich sie ausweichend und quetschte mich an ihr vorbei in die prallgefüllte Gaststube.
Die Schenke „Zum kriechenden Eunuchen“ war wohl nicht nur mein Lieblingsort. Aber wer konnte einem das schon verübeln – es gab jede Menge Bier, leichte Mädchen und an den meisten Abenden endete das Zechgelage mit einer tollen Schlägerei.. Alles was man wünschte, konnte hier erfüllt werden. (Außer der Wunsch nach genießbarem Essen – die Wirtsfrau war eine miserable Köchin.)
Ich sah mich um und entdeckte plötzlich Tjalfi an einem der hinteren Tische sitzen. Allerdings war er nicht alleine – mein Herz pochte plötzlich vor Aufregung, als ich mich ihm näherte und mich mit an den Tisch setzte.
Goifur, ein guter Bekannter (und ein exzellenter Bogenschütze, wie ich schon oftmals feststellen musste), saß vor einem Krug Bier. Wie mir die Rotfärbung seiner Nase und die Glasigkeit seiner Augen verriet, war dies auch nicht der Erste.
Und neben ihm – mir gegenüber – saß Ceassa. Sie war zwar nicht das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte, aber sie war das Sinnlichste.
Sie hatte langes, schwarzes Haar, das sie – wie auch Heute – mit einem weißen Band zusammenhielt, sie besaß zwei kohlrabenschwarze Augen und sie hatte Beine (wunderschöne, ellenlange Beine!), die eigentlich nirgends endeten. Ich war hin und weg von ihr, seit ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Aber einen Wermutstropfen gab es - leider war sie die Schwester von Goifur und der bewachte sie mit der Wachsamkeit eines scharfen Dobermanns. (Zwar nicht momentan, aber ansonsten immer – sofern er nüchtern war.)
„Tag Fredo!“ Sie lächelte mir zu. „Tjalfi hat mir und Goifur gerade von eurem Plan erzählt. Klingt wirklich gut – ich bin dabei!“
„Klasse!“ Ich grinste – und kam mir sogleich wie ein absoluter Idiot vor. Bevor ich weitersprach, ordnete ich meine Gedanken. „Wir werden morgen früh aufbrechen – je früher wir den Schatz wiederfinden, desto früher können wir das süße Leben genießen. Oder was meint ihr?“
Goifur starrte mich immer noch mit glasigem Blick an und brummelte etwas („Du hascht vollkommen Rescht!“), doch Tjalfi und Ceassa nickten zustimmend.
Während ich einen großen Krug Bier bestellte, herrschte Schweigen an der Tischrunde. Ich sah mit großem Interesse an den Nebentisch, an dem sich ein alter Mann mit einem jungen, vollbusigen, leichten Mädchen vergnügte, das schon einige Zeit vor ihm den Rock geschürzt hatte.
„Das ist ja widerlich.“ Ceassa rümpfte die Nase und ich wandte mich ihr zu. Plötzlich fühlte ich mich wie ein kleines Kind, das von seiner Mutter dabei erwischt wurde, wie es sich aus der Keksdose bediente.
„Nunja, das ist das Leben, Kleines!“, meinte ich neckend. „Als ob du so etwas noch nie getan hättest.“
Sie wurde rot und streckte mir die Zunge heraus. Dann erhob sie sich und meinte mit mehr oder weniger würdevoller Stimme: „Wir verschwinden jetzt. Wir müssen unsere Sachen für morgen packen und Goifur muss noch seinen Rausch ausschlafen, wie es aussieht.“
Sie half ihrem Bruder aufzustehen und stützte ihn.
„Dann bis morgen. Bei Sonnenaufgang beim Brunnen?“
„Natürlich – wir wollen doch unsere Gepflogenheiten nicht durcheinander bringen.“ Ich grinste und sie lächelte mir zu.
Ich sah ihr nach, wie sie durch die Gaststube lief und seufzte schließlich.
„Jaja, die hat einen Hintern, was?“ Tjalfi beugte sich zu mir herüber und grinste anzüglich.
„Ach halt die Klappe. Sie hat viel mehr zu bieten als nur einen tollen Hintern.“, meinte ich würdevoll – auch wenn mir das niemand glauben würde, der mich länger als zwei Minuten kannte.
„Ja, zum Beispiel zwei klasse –“ Er machte eine Geste, bei der seine Hände und seine Brust wichtige Rollen spielten.
„Halt die Klappe, Tjalfi!“ Ich hatte meinen Dolch aus dem Ärmel gezogen und hielt ihn diesen jetzt an die Kehle.
Er grinste und nahm noch einen Schluck Bier. Dann stand er auf.
„Bis morgen, Fredo. Und reg dich wieder ab – du weißt doch selber, dass sie ein Auge auf mich geworfen hat. Wer könnte schon meinem Hintern widerstehen?!“
Und bevor ich ihn vollends umlegen konnte, war er schon grinsend aus der Schenke geflüchtet.
Ich stand mir schon seit geraumer Zeit die Beine in den Bauch und hatte mir schon die grausamsten Foltermethoden für diejenigen ausgedacht, die ihren Anführer bei frostigen Morgentemperaturen warten ließen.
Die Sonne war gerade dabei hinter den gewaltigen Gebirgen aufzugehen und ich versuchte verzweifelt, ein paar der vereinzelten Sonnenstrahlen zu erhaschen (was kläglich misslang). Mein Pferd scharrte schon ungeduldig mit dem Huf auf der gepflasterten Straße und ging mir mit seinem durchdringenden Gewieher auf die Nerven.
Ich lehnte mich gegen den Brunnen und schloss die Augen für ein paar Minuten. Ich hatte einen fürchterlichen Kater – gestern Abend hatte ich noch bis tief in die Nacht gezecht und mich mit einigen Mädchen vergnügt. Ich hatte nur ein, zwei Stunden geschlafen und mein Körper fühlte sich dementsprechend gerädert an.
Plötzlich hörte ich Hufgeklapper und als ich die Augen öffnete, sah ich zwei Gestalten auf Pferden heranreiten. Beide trugen schwere Kapuzenmäntel, die in der gleichen Art geschnitten waren wie meiner.
Als sie vor mir standen, zügelten sie ihre Pferde und eine Gestalt nahm die Kapuze ab – es war Ceassa.
„He, Fredo!“, meinte sie lächelnd. „Wieso ziehst du denn so ein griesgrämiges Gesicht? Heute ist ein wunderschöner Tag – ich freue mich schon auf unsere Reise!“
„Ja, ein wundervoller Tag!“ Das meine Stimme vor Sarkasmus troff, bemerkte sie anscheinend nicht – und darüber ärgerte ich mich vor allem.
Sie nickte zum anderen Pferd hin, das neben ihr stand.
„Das ist Goifur, allerdings würde ich ihn jetzt lieber nicht ansprechen! Seine Laune heute ist zum Kotzen...“, flüsterte sie. „Er hat nämlich einen Mordskater!“
Ich lächelte gequält und versuchte meine Kopfschmerzen zu ignorieren.
„Pah, nur wer keinen Alkohol verträgt, kriegt einen Kater.“, prahlte ich mit lauter Stimme, was ich jedoch gleich darauf wieder bereute, denn laute Geräusche spornten meine Kopfschmerzen zu Höchstleistungen an.
„Wo bleibt Tjalfi?“, fragte Ceassa mit einem Grinsen (bestimmt wusste sie, dass ich Kopfschmerzen hatte!) und sah sich um. „Ansonsten ist er doch immer der, der als Erstes da ist?!“
Ich zuckte mit den Schultern und schwang mich auf mein Pferd. „Wenn er nicht bald auftaucht, muss er da bleiben! Wir sind sowieso schon zu spät dran.“, meinte ich ungeduldig (wieso kam ich mir in Ceassas Nähe immer wie ein kompletter Vollidiot vor?!).
Ich zog mir meine Kapuze über den Kopf und sah mich ungeduldig um. Eigentlich wollte ich nur sehr ungern ohne Tjalfi losreiten – er war ein Baum von einem Mann und hatte mehr Kraft als wir alle zusammen. Außerdem war er ein angenehmer Zechgenosse – und das war auf Reisen sehr, sehr wichtig – zumindest für mich.
Nach einer halben Stunde tauchte er schließlich doch auf und entschuldigte sich mit der lahmen Ausrede, dass seine Frau ihn nicht habe weggehen lassen wollen. Ich beließ es, ihn belehren zu wollen, dass seine Frau ungefähr 3000 Kilometer weg wohnte und auf seine zwölf Kinder aufpasste. Wir kannten Tjalfi alle schon zu gut, um Streit mit ihm anfangen zu wollen.
Gegen Mittag kamen wir in der nächstbesten Stadt an. Hier wollten wir eine kleine Rast einlegen und herumfragen, ob jemand einen Verdächtigen oder Fremden gesehen hatte.
Als wir in die Stadt hereinritten, drängte sich Ceassa neben mich.
„Aus was besteht der Schatz eigentlich?“, fragte sie mich leise, so dass sie niemand belauschen konnte.
Ich grinste überheblich. „Er besteht aus – nun...ähm...“ Ich überlegte einen Moment und kam zu dem Schluss, dass ich das tatsächlich nicht wusste. „Er wird wohl aus Juwelen, Edelsteinen und Gold bestehen. Ansonsten wäre es ja wohl kein Schatz, oder?“
Sie zuckte die schmalen Schultern. „Wie sollen wir den Schatz finden, wenn wir nicht einmal wissen, wie er aussieht?“, fragte sie forsch.
„Das ergibt sich schon. Lass mich das nur machen!“, antwortete ich ein wenig ruppig. „So schwer kann die Suche gar nicht werden.“
„Wenn du das sagst...“, meinte sie gleichgültig und trieb ihr Pferd voran, so dass sie jetzt neben Tjalfi ritt. Als ich sah, wie die beiden miteinander plauderten, bemerkte ich einen leichten Stich der Eifersucht in meinem Herzen.
Wir banden unsere Pferde an einen Zaun an einer Viehkoppel an und machten uns dann an die Arbeit. Wir teilten uns auf und mir wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, mich in der dreckigsten und verruchtesten Gegend umzuhören. Als ich nach drei Stunden noch immer zu keinem Ergebnis gekommen war, legte ich eine Rast ein und sah mich nach einer Schenke um. Ich fand eine, die ganz nett aussah (ich störte mich schließlich nicht an heruntergekommenen Fassaden oder geifernden Spannern) – außerdem zog mich der Name geradezu magisch an. Die Kneipe nannte sich „Die dreckige Zwergin“. Neugierig trat ich ein.
Das Erste was mir entgegenkam, war eine erbärmlichstinkende Luft, die nach gegorenen Bier, Fäkalien und anderen undefinierbaren Sachen roch. Ich hielt die Luft an und trat in die Wirtsstube. Nachdem ich mich im hintersten Eck unter dem Fenster niedergelassen hatte, sah ich mich um. Eigentlich konnte man nicht meckern, es gab alles, was das Herz begehrte: Viele, nur halbbekleidete, willige Mädchen, viel Bier und jede Menge Zechpreller.
Ich bestellte mir erst einmal einen Krug Bier und streckte seufzend die Füße aus, als mich plötzlich jemand anrempelte. Ich sah hoch und erblickte eine Frau, die eigentlich gar nicht in das Bild der Wirtsschenke hineinpasste.
Ihr Gesicht bestand aus feinen Zügen, außerdem hatte sie ein paar schöne blaue Augen und gepflegte blonde Haare. Auch ihre Kleider waren so ganz anders, als die, die ich hier gewöhnt war. Sie trug ein moosgrünes Samtkleid mit tiefem Ausschnitt (nun gut, das war ich gewöhnt) und sie hatte aufgestickten Perlen an den Ärmeln. Sie war ungefähr so unauffällig wie ein Pfau zwischen lauter Rotkehlchen.
Sie entschuldigte sich hastig und stürzte an mir vorbei.
„Schade...“, murmelte ich zu mir selber. „Mit der hätte ich gerne ein wenig geredet...“ Und seltsamerweise breitete sich auf meinen Lippen ein geradezu anzügliches Lächeln aus.
Als ich drei Biere und vier eindeutige Angebote später, wieder zurück zu unserem Treffpunkt wankte, war ich ausgelassen und vergnügt. Allerdings nur solange, bis mir Ceassa eine gewaltige Standpauke hielt, in denen die Worte „lausiger Anführer“ und „versoffener Dreckskerl“ eine große Rolle spielten.
Glücklicherweise war sie nur solange sauer auf mich, bis Goifur und Tjalfi wiederkamen. Sie zogen Gesichter wie sieben Tage Abstinenz (eine grausame Vorstellung) und meinten gereizt, dass hier in dieser Stadt niemand etwas von irgendwelchen Auffälligkeiten oder Fremden wusste.
„Wir sollten weiterreiten. Wenn hier niemand etwas weiß, dann können wir vielleicht in der nächsten Stadt oder im nächsten Dorf Informationen sammeln. Unsichtbar kann der Dieb ja schließlich nicht sein!“
Tjalfi sah in die Runde und wir stimmten ihm alle zu – besser gesagt, stimmte Ceassa für uns alle zu. Und als ich schwächlich protestieren wollte, warf sie mir so einen bösen Blick zu, dass ich auf der Stelle schwieg.
Langsam kochte der Verdacht in mir hoch, dass ich nicht als Anführer dieser Gruppe angesehen werde – aber ich könnte dagegen sowieso nichts tun. Jeder aus der Gruppe wusste ja, wie verdammt gut Ceassa aussah.
Nach drei Tagen elenden Reitens und Auf- und Abgehopse im Sattel waren alle Beteiligten dieser – ich nenne es einmal – Expedition ziemlich gereizt. Selbst Ceassa, die ansonsten immer mit ihrem gutmütigen Temperament glänzte, war aufgebracht und ließ ihre Wut meistens an mir aus.
Auch ich fand es unbegreiflich, dass wir zwar schon gute vier Tage auf der Suche nach Spuren waren, aber noch nichts gefunden hatten. Auch die Bewohner der verschiedenen Dörfer und Städte (wir hatten selbst in einem kleinen Dorf namens Fyödskylta Halt gemacht, wo die Bewohner uns beäugt hatten, als wären wir der Hauptgang fürs nächste Essen) hatten uns nicht weiterhelfen können.
Nur ein kleiner Junge hatte uns erzählt, dass er sich vage daran erinnern könnte, dass eine ihm fremde Person auf einem schwarzen Pferd durch das Dorf geritten sei. Einen großen Beutel oder eine Tasche hatte sie allerdings nicht dabei gehabt.
Als wir am Abend mal wieder in eine „drittklassige Barbarenecke“ einkehrten (wie es Ceasse so liebevoll und mit gerümpfter Nase beschrieb), merkte ich, dass mein Geldvorrat in den letzten Tagen rasch abgenommen hatte. Und zum ersten Mal in meinem Leben könnte ich mir an diesem Tag nur einen jämmerlichen Krug Bier leisten. Und ab da war dann auch meine Lauen so ziemlich am Nullpunkt angelangt.
Selbst das Angebot eines jungen, brauchbar-hübschen Mädchens wollte ich nicht annehmen – woraufhin Tjalfi drauf und dran war, mich zu begraben
„Du lässt doch sonst keine Gelegenheit aus, jungen Mädchen zu zeigen, wo der Hase lang läuft.“, meinte er gespielt fassungslos und mit einem für ihn typisch anzüglichen Grinsen.
„Ich habe heute keine Lust...“, brummelte ich und nahm einen winzigen Schluck aus meinem Krug.
Es war reine Folter neben einem Kerl zu sitzen (der sich mein bester Kumpan schimpfte), der Stunde um Stunde einen Krug Bier nach dem anderen in sich hineinschüttete. Je später die Stunde wurde, desto ausgelassener wurden Tjalfi und Goifur – und desto schlechter gelaunt wurde meine Wenigkeit.
Ich war noch nie gezwungen gewesen, vollkommen nüchtern (oder leicht angetrunken) mehrere Stunden in einem verräucherten, stinkenden Wirtshaus zu sitzen.
Es war blamabel, dass ich – obwohl es schon nach Mitternacht war – vollkommen bei Sinnen war. Normalerweise lag ich um diese Uhrzeit schon bei irgendeinem Mädchen im Bett.
Aber kein Mädchen wollte – wie ich feststellen musste – etwas von einem Kerl, der „keinen Alkohol verträgt“. (Und es ist mir noch nie aufgefallen, wie schnell Gerüchte in solchen Schenken die Runde machten...)
Allerdings einen Vorteil hatte es, dass ich noch bei klarem Verstand war. Ich konnte den Gesprächen an den Nebentischen lauschen und so das ein oder andere wichtige Detail erhaschen.
So erfuhr ich unter anderem, dass wir in diesem Dorf als „elende, stinkende Vagabunden“ bezeichnet wurden, die diese armen, aufrichtigen Menschen „ausfragten“ und ihnen „verbrecherische Dinge nachsagten“. Aber neben diesen Dingen erfuhr ich auch, dass einige Männer eine fremdartige Frau gesehen hatten, die ihnen seltsam vorkam. Sie war anscheinend eine sehr, sehr hübsche Frau mit tollem Körper. Sie ritt auf einem dunklen Pferd und war alles andere als gesprächig.
„So, alsch hätte schi wasch tschu verbergen!“, lallte einer der Saufköppe und schlug mit der Hand auf den Tisch.
Ich beschloss, dies gleich morgen früh den Anderen zu erzählen, denn momentan hatte ich Besseres vor. Mich beobachtete seit geraumer Zeit ein leicht molliges, rothaariges Mädchen (so manch einer würde es wohl ein „Prachtweib“ nennen) und als sie merkte, dass ich sie ansah, schürzte sie ihren Rock bis zu den Knien.
Ich grinste, stürzte den Rest meines Bieres hinunter und ging zu ihr.
Wie heißt es so schön? In der Not frisst der Teufel Fliegen – und ich war in Not. Das hätte mir jeder bestätigen können...
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich zuerst nicht, wo ich war. Ich lag auf Stroh, das mich überall piekte und kratzte. Außerdem war ich nackt.
Ich blinzelte verschlafen und versuchte mich an den gestrigen Abend zu erinnern. (Wieso war es so schwer, sich im nüchternen Zustand an Sachen zu erinnern? Das ging ja sogar im Suff besser...) Ich setzte mich auf und sah mich erst einmal um. Und dann bekam ich den wohl größten Schock meines bisherigen Lebens.
Neben mir lag das Mädchen von gestern – schon mit Kleidern keine Augenweide, aber so wie Gott sie schuf -?! Schnell raffte ich meine Kleidung zusammen, zog mich schnell an und eilte aus dem Stall.
Mir schmerzen alle Glieder beim Gehen – verdammt, was hatte ich heute Nacht nur getan?! – und an einer Ecke blieb ich erst einmal stehen, um mir das Hemd zuzuknöpfen und die Schuhe zuzubinden.
Ich ging zum Wirtshaus von gestern, um meine Kumpanen (und meine Kumpanin) zu wecken. Doch das erwies sich als unnötig – als ich eintreten wollte, kamen sie gerade aus der Tür.
Ceassa baute sich vor mir auf und stauchte mich zusammen, wo ich denn heute Nacht gewesen wäre und ob mir dieses Herumhuren gefallen würde. Tjalfi und Goifur grinsten und wandten sich ab. Mir jedoch war das Lachen vergangen.
Als Ceassa weiterzetern wollte, legte ich ihr den Finger an die Lippen und sagte zu ihr, dass sie erst einmal wieder Luft holen sollte. „Ich habe mich heute Nacht an Nachforschungen gemacht.“, meinte ich hoheitsvoll. „Und ich habe dabei einige interessante Dinge herausgefunden. Und was hast du dagegen getan?“, fragte ich spöttisch.
Sie wurde rot. „Tut mir leid... ich dachte, du hättest die Nacht wieder bei einer Frau verbracht!“
Ich tat empört. „Wie kommst du denn darauf?“
Sie wurde noch röter und entschuldigte sich noch einmal.
Es hätte so gut laufen können – wäre da nicht eine Stimme ertönt: “Fredo – Liebling! Wieso läufst du weg von mir? Ich wollte dich doch meinem Vater vorstellen!“
Ich drehte mich geschockt um und sah die Rothaarige von heute Nacht auf mich zueilen. Ich hätte mich vielleicht etwas besser gefühlt, hätte sie sich noch etwas über ihr durchsichtiges Mieder gezogen.
„Wer ist das?“
Caessa starrte mich zornfunkelnd an und all meine Beteuerungen, dass ich sie nicht kannte, halfen nichts.
Die Rothaarige (ihr Name war – soweit ich mich recht erinnerte – Sofiye) kam auf mich zu und presste mir einen Kuss auf die Lippen, dass mir die Luft abgedrückt wurde.
„Ich bin gleich wieder da – ich bringe das schnell in Ordnung.“, meinte ich zu Ceassa gewandt und zerrte Sofiye unsanft in eine dunkle Nebengasse.
Sie musste das allerdings falsch verstanden haben, denn sie wurde rot, kicherte und drückte mich an sich.
„Wenn du das unbedingt hier machen willst...“, meinte sie grinsend.
Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, ihr Mieder hochzuheben. Ich erklärte ihr in wenigen Sätzen, dass das heute Nacht nur eine einmalige Sache gewesen war, denn ich konnte sie nicht heiraten.
Ich erzählte ihr, dass ich auf der Flucht vor Leuten wäre, die mir ans Leben wollten, und dass ich sie deswegen nie wiedersehen dürfte (um ihr Leben nicht zu gefährden). Die Geschichte kaufte sie mir glücklicherweise ab und mit Tränen in den Augen verließ sie mich.
„Ach, Sofiye – zieh dir noch etwas über. Tu meinen Augen einen Gefallen.“, rief ich ihr hinterher.
Sie drehte sich um und warf mir eine Kusshand zu. Anscheinend hatte sie den Sarkasmus nicht verstanden.
Ich ging zurück zu meiner Truppe. Tjalfi und Goifur krümmten sich vor Lachen, als ich näher kam, und auch Ceassa konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Eigentlich bin ich dir ziemlich böse, Fredo! Aber nachdem ich deine Nachtbekanntschaft gesehen habe, denke ich, dass das schon Strafe genug gewesen ist.“, meinte sie und grinste mir zu.
„Warst du wirklich so verzweifelt?“, flüsterte mir Tjalfi zu und grinste.
Ich beherrschte mich und warf meinen Dolch nicht nach ihm. Stattdessen machte ich ein Geräusch wie ein getretener Hund und begann mein Pferd zu satteln. Dabei fiel mir ein, was ich gestern herausgefunden hatte und ich erzählte es ihnen. Ceassa war beeindruckt (dachte ich zumindest).
„Mensch – das ist ja toll. Wir haben einen Anhaltspunkt!“, jubelte sie. „Kommt, keine Zeit mehr vertrödeln. Wenn wir uns beeilen haben wir die Sache in zwei Tagen abgehandelt!“
Wir erreichten die nächste Stadt schon nach zwei Reitstunden, in denen sich die anderen darüber unterhielten, was sie mit ihrem Anteil der Belohnung machen würden. Ich war froh, dass mein nächtliches Abenteuer nicht mehr an erster Stelle der Gesprächsthemen stand und schwelgte stattdessen in Tagträumen.
Und auch in der Stadt konnte man uns mehr oder weniger genauere Informationen geben.
„Ja, so jemanden habe ich tatsächlich gesehen. Heute Nacht übernachtete sie bei mir, jedoch ist sie schon vor dem Sonnenaufgang weitergeritten. Ein sehr hübsches Mädchen, nicht wahr? Eine wahre Augenweide!“, schwelgte der Wirt eines sehr verruchten Etablissement (mit dem klangvollen Namen „Das Horn des Hundes“).
Ich mochte ihn nicht (ich mag Leute eben einfach nicht, die mir als Begrüßung in mein Hinterteil zwicken – zumindest, wenn es Männer sind, kann ich es nicht ausstehen).
„Und hat sie Euch erzählt, wie ihr Name wäre?“, fragte ich interessiert.
„Also früher hieß sie Günther...“
Mehr wollte und brauchte ich gar nicht zu wissen. Ich bedankte mich und eilte davon. Das war sicherlich nicht die Person, nach der wir suchten.
Als ich zurück zu den Pferden ging, schüttelte ich den Kopf. Ceassa fluchte halblaut und Goifur versuchte, sie ein wenig zu beruhigen. Das hätte er aber auch gleich vergessen können, denn wenn Ceassa schlecht gelaunt war, konnte sie niemand und nichts aufmuntern. (Zumindest die Methoden, die ich bisher angewandt hatte, munteren sie nicht auf. Es gäbe da natürlich noch eine ... aber das würde jetzt zu weit führen...)
„Wir müssen dann eben weiter herumfragen... noch ist nicht aller Tage Abend.“ Ich lächelte Ceassa zu, die mich finster anstarrte.
Als wir eineinhalb Stunden später wieder zusammenkamen, strahlte Ceassa (die mit Tjalfi unterwegs gewesen war) über das ganze Gesicht. Und bevor ich sie fragen konnte, wieso dies so war, fiel sie mir schon um den Hals.
„Wir haben eine Spur!“, jubelte sie.
„Wie habt ihr das geschafft?“, fragte ich staunend und starrte erst sie, dann Tjalfi an, der mir eine Spur zu unschuldig lächelte.
„Nun... man muss nur ... die Waffen einer Frau einsetzen...“, meinte dieser verrucht grinsend und zwinkerte mir zu. In diesem Moment hätte ich ihn umbringen können – zu was für Schweinereien hatte er Ceassa genötigt?!
Doch auch die grinste mir zu und schenkte Tjalfi einen glühenden Blick.
„Es ist nicht so, wie du jetzt denkst...“, meinte sie gönnerhaft. „Aber du weißt ja gar nicht, wie schnell man an Informationen kommt, wenn einem der Rock heraufrutscht...“
Ich mümmelte etwas. Ich fand das so gemein – wieso war ich nie dabei, wenn solche „Zufälle“ passierten?!
„Ich finde das billig...“, meinte ich beleidigt und wandte mich ab.
„Aber es würde dir auch gefallen, oder?“ Tjalfi grinste breit.
„Natürlich, aber das ist wieder etwas anderes...“ Meine Laune war momentan auf dem Nullpunkt. Lustlos fragte ich weiter: „Was habt ihr herausgefunden?“
„Nun, die Diebin will nach Pyrgl reiten – du weißt schon, an die Landesgrenze. Anscheinend hat sie dort einige Verwandte und dort will sie dann bleiben, bis Gras über die Sache gewachsen ist.“, sprudelte sie hervor.
„Und sie kaufte sich hier ein neues Pferd.“, ergänzte Tjalfi. „Wir haben uns das andere Pferd gleich angesehen und festgestellt, dass es ein Hengst aus der Zucht des Königs war. Also hat sie nicht nur seinen Schatz gestohlen, sondern auch noch seinen besten Zuchthengst.“
Ich nickte knapp. „Nun gut – worauf warten wir noch. Dann reiten wir eben nach Pyrgl...“
Ich vermied es, Ceassa anzusehen. Wir waren zwar kein Paar und standen auch in keiner familiären Bindung, aber es war eigentlich immer selbstverständlich gewesen, dass sie keine anderen Männer neben mir hatte. Und nun schien sie bei Tjalfi anbandeln zu wollen... Na gut, sollte sie doch... ich brauchte sie ja nicht... Wer will schon gerne leichte Mädchen? (Ich natürlich, aber ich bin momentan beleidigt...)
Und gerade als ich wieder auf mein Pferd steigen wollte, fiel Ceassa noch einmal über mich her und umarmte mich stürmisch.
„Ich rieche es schon – wir werden heute das Geheimnis lüften!“, triumphierte sie.
Ich nannte sie eine Spinnerin (denn ich roch nur Tjalfis gewöhnungsbedürftigen Körpergeruch).
„Du wirst es schon sehen – heute finden wir den Schatz und die Diebin!“
Trotz Ceassas Enthusiasmus kam es, dass wir am Abend erneut vor unverrichteten Dingen standen. Und diesmal mussten wir die Nacht zwischen Felsen und strohtrockener Erde verbringen, denn weit und breit war kein Dorf zu sehen. (Nun gut, ich muss gestehen, dass ich es als genugtuend empfand, dass wir diesmal alle nüchtern blieben (mussten – gezwungenermaßen).)
„Na, Ceassa, wo bleibt denn deine Diebin?“, fragte ich sie (und eigentlich wollte ich sie nur ein wenig necken), doch sie starrte mich ziemlich böse an. (Vielleicht hätte ich dabei auch nicht so rechthaberisch grinsen sollen?!)
Tjalfi war momentan nicht sonderlich gut gelaunt (er hatte mir schon Prügel angedroht, nur weil ich ihm zugegrinst hatte), und so setzte ich mich zu Goifur.
Doch bevor ich auch nur den Mund geöffnet hatte, meinte er schon gereizt: „Kannst du nicht jemand anderen nerven – Kröten, Insekten oder gifte Schlangen?“ (Ich muss nicht sagen, dass ich seinen Humor sehr schätze – oder?!)
Und doch stand ich auf und verkündete lautstark, dass ich Holz sammeln würde, damit wir ein Feuer machen könnten.
„Pass auf, dass du in kein Loch fällst!“, rief mir Ceassa hinterher und doch lag in ihrer Stimme etwas Hoffnungsvolles.
„Willst du mich nicht begleiten? Mal sehen, in welche Löcher ich dann falle.“, antwortete ich ihr grinsend.
Sie streckte mir die Zunge heraus, kam aber trotzdem mit mir. (Sagte ich nicht schon, dass sie einfach grandios war?!)
Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her – ab und an hoben wir einige dürre Zweige auf.
„Was machst du mit deinem Teil der Belohnung?“ Ceassa sah mich neugierig an.
„Ich werde mir ein Haus und eine Frau suchen, eine Familie gründen und sesshaft werden!“, witzelte ich, doch Ceassa schien dies ernst zu nehmen.
Sie setzte sich auf den Boden und zog mich mit hinunter.
„Und hast du schon jemanden in Aussicht?“
Ich war auf alles vorbereitet gewesen, aber nicht auf diese Frage. Ich wurde rot.
„Nun... ehrlich gesagt... es gibt da Jemanden...“
„Wen denn?“
Sie hatte sich weit zu mir herübergelehnt und der Anblick, den ich in ihrem Ausschnitt genoss, hinderte mich am Denken. (Mir kam es vor, als hätte ich noch nie weiter meinen Kopf gebraucht. – Obwohl, hatte ich das jemals getan?!)
„Ach, du wirst sie nicht kennen!“, stammelte ich. (Ich hätte schreien können: Meine große Chance und ich ergriff sie nicht!)
„Ich kenne sie nicht?“
Ich schüttelte mechanisch den Kopf. Sie beugte sich noch weiter zu mir – ihre Lippen waren nun ganz nah an meinen. Gerade als ich den Mut zusammengenommen hatte und sie küssen wollte, zog sie ihren Kopf zurück. Ich starrte sie an – und sie grinste!
„Ach Fredo...“, seufzte sie. „Ich weiß doch, dass du von mir geredet hast!“
Ich zwinkerte ihr total perplex zu (und kam mir erneut wie ein totaler Idiot vor).
„Aber, mal ehrlich gesagt, was will ich von einem Mann, der seine nächtlichen Bekanntschaften öfters wechselt als seine Unterhose?“
Wie bitte? Musste ich mir das bieten lassen?
„Pah!“, machte ich nur. „So stimmt das gar nicht!“
„Ach, nicht?“ Sie setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. „Soll ich mal aufzählen? Liria, Debora, Allaina, Miranda, Céssa – und das waren jetzt nur meine Schwestern!”
Achja... Ich grinste anzüglich. An Allaine konnte ich mich noch sehr gut erinnern...
Ceassa starrte mich an.
„Es könnte mir ja eigentlich egal sein, wo du dein Revier schon überall makiert hast, aber ich möchte keinen Mann, der in zwanzig verschiedenen Dörfern schon vierzig Kinder in die Welt gesetzt hat!“
„Wieso sagst du so gemeine Dinge zu mir?“ Ich tat gekränkt. „Seid doch froh über meine ... Qualitäten!“
Ceassas Blick war tödlich geworden. „Verschone mich mit deinen angeblichen >Qualitäten<, Fredo!“
Sie stand auf und stemmte die Hände in die Hüften. Goifur hatte Recht – du bist ja doch nur ein Mann für eine sehr, sehr kurze Nacht!“
Paff – das tat weh! Wieso mussten Frauen immer gleich so gemein werden?
„Du redest von einem Mann – deinem Bruder -, der nicht davor zurückgeschreckt ist, eine ganze Familie zu schwängern – inklusive Mutter, Tochter, Tanten und Cousinen!“, erinnerte ich sie.
Daraufhin wurde sie rot und ich grinste. Doch noch jemand lachte. Ich wandte mich betont lässig um (obwohl ich zu Tode erschrocken war) und sah eine fremde Frau. Sie kam mir seltsam bekannt vor, jedoch wusste ich nicht woher.
Sie hatte seidig-blondes Haar, wunderschöne Augen und einen Körper (zum Dahinschmelzen!), der in ein nachtblaues, luftiges, freizügiges Kleid gehüllt war.
Ich sprang auf und setzte ein charmantes Lächeln auf. Doch Ceassa kam mir zuvor. Sie funkelte die Frau zornig an.
„Wie lange beobachtet Ihr uns schon?“, fauchte sie ungehalten.
Anscheinend hatte sie Angst, dass ich sie nicht mehr beachten würde. (War das ein tolles Gefühl, von zwei atemberaubenden Frauen begehrt zu werden!)
Die Frau lächelte, dass Ceassas grobem Ton und kam noch ein Stück näher auf mich zu.
„Ich bin eben erst vorbeigekommen und habe laute Stimmen gehört.“, meinte sie fast entschuldigend.
„Dann verschwindet gefälligst wieder! Das ist privat!“, zischte sie, fasste meine Hand und wollte mich mitziehen.
Ich blieb jedoch stehen und lächelte der Fremden zu. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit deswegen mir zu.
„Wie heißt Ihr?“ Ich lächelte noch immer (anzüglich).
„Entschuldigt, wo bleibt mein Benehmen?“ Ihr Lachen klang glockenhell. „Mein Name ist Li – Leassandra.“
„Ich heiße Fredo und diese reizende Dame ist Ceassa –“
„- seine Verlobte!“, platzte sie hastig heraus.
Nun starrte ich sie fassungslos an. War sie verrückt geworden? Ich hatte zwar schon immer ein Auge auf sie geworfen – aber musste sie mir jetzt ausgerechnet ein kleines Abenteuer für die Nacht verderben?!
„Ach, ihr wollt heiraten?“ Leassandras Lächeln wurde eine Spur schwächer. „Das ist aber schön...“
„Äh, ja... danke...“, stammelte ich, noch immer verwirrt.
„Nun, dann will ich euch nicht weiter stören ...“ Sie nickte mir zu, drehte sich um und verschwand wieder.
Kaum war sie verschwunden, da wandte ich mich – erstaunt dreinblickend – an Ceassa. Ihre Augen waren vor Zorn verengt und sie funkelte mich wütend an.
Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung. Ich streckte mich genüsslich.
„Ceassa – Liebling!“ Ich grinste anzüglich. „Wann wollen wir denn heiraten?“
Sie wandte sich so schnell wieder zu mir um, dass ich keine Chance hatte zu reagieren. In zwei Schritten waren sie bei mir und baute sich vor mir auf. (Da sie gute zwei Köpfe kleiner war als ich, machte das keinen Unterschied.)
„Du weißt genau, dass ich das nur so gesagt habe!“, rief sie mit schriller Stimme und pochte mit ihrem Finger auf meine Brust. „Sie hat dich ja gerade mit den Augen verschlungen!“
Sie war so empört, dass sich bei mir der Verdacht einschlich, dass sie vielleicht ein Auge auf mich geworfen hatte...
„Bist du wohl eifersüchtig?“, fragte ich sanft und wollte sie zu mir ziehen.
Sie sträubte sich dagegen und warf den Kopf in den Nacken.
„Ach was. Mir wurde nur erzählt, dass du den Mädchen, mit denen du schläfst, viel zu viel erzählst. Und das will ich vermeiden!“, keifte sie, wandte sich wieder um und stürmte zu den Anderen.
Ich sah ihr enttäuscht nach. Wieso tun Frauen so etwas? Mir erst Hoffnungen machen und mich dann nicht ranlassen?! Das hatte ich doch nicht verdient. (Oder?!) Solche Seelenqualen...
Ich ergab mich noch gute zwei Minuten in Selbstmitleid, dann sammelte ich einige verdorrte Äste auf und schlenderte zurück zu meiner Gruppe.
Ihr könnt euch bestimmt gut vorstellen, wie mir das Herz schwoll, als ich sie sah – sie saßen weit auseinander, warfen sich gegenseitig böse Blicke (und ab und zu einige unschöne Worte) zu und (im Vertrauen) stank dieser ganze Haufen zum Gotterbarmen.
Ich lächelte ihnen alle zu (meine Mutter würde behaupten, ich würde „gute Miene zum bösen Spiel“ machen) und begann mir dann eine Mulde zu buddeln. (Ich muss nicht sagen, dass ich mir wie ein drittklassiger Maulwurf vorkam – oder?)
Ich schichte Reisig, Äste und Gras auf und versuchte ein Feuerchen zu schüren. Es gelang auch nach verzweifelten dreieinhalb Stunden.
Bis dahin waren die meisten Mitglieder meiner Gruppe schon längst eingeschlafen und ich durfte das Feuer wieder löschen. Aber ich hatte es zum Brennen gebracht – und das alleine! – also hatte ich allen Grund, stolz auf mich (und meine Feuerkünste) zu sein.
Beleidigt suchte ich mir ein geschütztes Plätzchen und schlief grollend ein.
Am nächsten Morgen wurde ich unsanft durch ein krampfhaftes Rütteln an meiner linken Schulter geweckt. Ich brummelte und fluchte müde, aber das Schütteln wurde nicht weniger. Genervt schlug ich die Augen auf und sah Ceassas Gesicht über mir.
Ihre Augen glänzten seltsam und ihre Haare hingen strähnig auf ihren Schultern.
„Aufstehen!“, trällerte sie in bester Laune. (Es hätte mich kaum gewundert, wenn sie nun eine Runde geflogen wäre – so gut, wie sie drauf gewesen war.)
Sie schenkte mir noch ein strahlendes Lächeln und verschwand dann wieder aus meinem Sichtfeld.
Ich setzte mich verwundert auf (wenn Ceassa gute Laune hatte, war das für mich noch beunruhigender, als wenn sie mich anfauchte – da ich sie sonst nur so kannte) und streckte mich erst einmal.
Das Schlafen auf diesem harten Boden war keine schöne Erfahrung, aber ich hatte selbst in Betten schon schlechter geschlafen. Dieser Gedanke trieb mir ein anzügliches Lächeln auf die Lippen (konnte ich überhaupt noch anders lächeln?!) und ich stand auf.
Während ich mir in einem mickrigen Rinnsal mein Gesicht und meine Hände wusch, tänzelte Ceassa auf mich zu. Ich bemerkte sie allerdings erst, als es schon zu spät war. Sie nahm meine klitschnasse Hand, riss mich herum und wirbelte mit mir über den steinigen Boden.
Ich hatte Angst, dass ich hinfallen und mir das Genick brechen könnte (nein, ich war mir sicher, dass dies passieren würde!).
„Was ist denn mit dir los?“, brummte ich, als sie sich wieder beruhigt hatte und rieb mir meine juckende Nase.
„Heute ist nur so ein wunderschöner Tag!“
Es war merkwürdig – ihre Augen strahlten ungewöhnlich hell und ihr Atem war ziemlich flach.
Entweder war sie krank oder –
Ich stürmte auf Tjalfi zu, der mal wieder undefinierbares Kraut in seiner Pfeife rauchte. Ich baute mich vor ihm auf und funkelte ihn wütend an.
„Was hast du mit Ceassa gemacht?“, knurrte ich fragend.
Er grinste.
„Ach, sie ging mir auf den Keks!“, antwortete er ausweichend und beobachtete das Mädchen, das ich anhimmelte, wie es verräumt inmitten von Steinen saß und magere Blümchen ausrupfte. (Erschreckender Anblick übrigens)
„Du hast ihr aber nicht deine Pfeife -?“, fragte ich mit versagender Stimme.
Tjalfis Grinsen wurde breiter.
„Wo denkst du hin?“
Seine Scheinheiligkeit kaufte ich ihm nicht ab.
Ich funkelte ihn noch einmal böse an, schwor ihm, dass ich ihm dies heimzahlen würde und ging zurück zu Ceassa, die derweil ein munteres Liedchen sang.
Es war beängstigend. Noch schlimmer machte es die Tatsache, dass sie nett zu mir war – nett... sie war NETT zu MIR. Und das konnte ja nichts Normales sein. Aber wenn sie wirklich einen Zug von Tjalfis Pfeife genommen haben sollte, dann war es pures Glück, dass sie nicht ohnmächtig geworden war. (Und ich weiß, wovon ich rede...)
Ich nahm sie am Arm, brachte sie zu ihrem Pferd und wies sie an (was sie mit Kichern quittierte), hier sitzen zu bleiben und nichts anzustellen. Dann ging ich Goifur wecken und als er mich fragte, wieso seine Schwester so seltsam drauf wäre, log ich einfach. Ich erzählte ihm, dass sie Frauenprobleme hätte und wir sie einfach in Ruhe lassen sollten.
Dieser Nachmittag war der Schlimmste in meinem Leben und am Abend war ich soweit, dass ich mir die alte, garstige, schlechtgelaunte, keifende Ceassa zurückwünschte. Glücklicherweise schlief Ceassa schon sehr früh ein, weswegen ich meinen Plan, sie ruhig zustellen, nicht durchführen musste. Auch Goifur hatte inzwischen ein wenig Zweifel an meiner Version der Geschichte, weswegen ich sehr, sehr froh war, dass sie endlich schlief.
Ich saß noch eine Weile mit Tjalfi am Lagerfeuer. Er rauchte wieder seine schreckliche Pfeife mit dem undefinierbaren Kraut (Goifur hatte mir mal erzählt, dass ein wesentlicher Bestandteil davon Kuhmist wäre... es roch zwar genauso, aber ich weigerte mich, dies zu glauben) und ich starrte in das Feuer.
Wo Goifur steckte, wusste ich nicht und Tjalfis Blick zu urteilen, wusste er dies auch nicht.
Ich seufzte. Ein Gefühl breitete sich in mir aus, ein Gefühl, dass ich nicht kannte. Es war eine Schwere in meinen Gliedern, die ich nie zuvor gespürt hatte. Ich warf einen wehmütigen Blick in den Himmel, wo zigtausende Sterne glitzerten. Da traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht: Das Gefühl, dass ich verspürte, war Sentimentalität. Zum Glück hatte Tjalfi noch nichts davon gemerkt. Das wäre für mich sehr peinlich geworden.
Ich streckte mich, dass meine Knochen knackten. Tjalfi wandte sich zu mir um und bot mir seine Pfeife an. Ich verneinte mit schwächlicher Stimme.
„Du weißt, dass ich deine Pfeife nicht ausstehen kann.“, meinte ich und streckte die Hand danach aus.
Nach dem ersten Zug war meine Sentimentalität wie weggefegt (ein Glück!), beim zweiten Zug fühlte ich mich stark wie nie zuvor und beim dritten Zug wurde es plötzlich dunkel.
Als ich wieder erwachte, war es wieder hell und die Sonne brannte unbarmherzig auf mich nieder. Ich richtete mich stöhnend vor Schmerzen auf und sah mich blinzelnd um. Meine Kehle brannte wie Feuer und mein Kopf schmerzte fürchterlich.
Halb geblendet vor Schmerzen stand ich auf. Ich tastete mich zu meinem Pferd, an dessen Sattel meine Wasserflasche hing. Ich trank sie gierig aus. Es stillte gerade meinen ärgsten Durst und ich hätte auf der Stelle ein ganzes Fass voll Wasser austrinken können. (Seltsamerweise wollte ich lieber Wasser als Bier... also musste es mir wirklich dreckig gehen.)
Gerade als ich mich wieder hinlegen wollte, hörte ich eine Stimme. Eine mir wohlbekannte Stimme...
„Ah, jetzt ist der Herr Trunkenbold auch endlich wach! Könnte sich der Herr bequemen, endlich aufzusteigen, damit wir weiterreiten können?“
Der harsche Ton dieser Stimme ließ mich aufschrecken und mit aufgerissenen Augen (autsch...) sah ich sie an.
„Ceassa! Dir geht es wieder gut!“, rief ich heiser und lächelte. Ich lächelte einfach nur so, weder anzüglich noch sonst etwas.
Ich lächelte einfach. Hätte das Tjalfi gesehen, er hätte mir es nicht geglaubt, dass ich noch normal lächeln konnte. Sie starrte mich mit hochgezogenen Augenbrauchen an.
„Natürlich geht es mir gut. Jetzt steig endlich auf! Ich möchte diese Sache endlich hinter mich bringen!“
„Wo sind Tjalfi und Goifur?“, fragte ich, denn plötzlich wurde mir bewusst, dass ich die beiden nicht sah.
„Sie sind vorgeritten. Und ich musste auf dich warten... Also steig jetzt auf!“
Ich wagte keine Widerworte und stieg auf. Ich war wirklich glücklich, dass Ceassa wieder fies zu mir war, dass ich sie anlächelte.
Sie warf mir einen angewiderten Blick zu, schwang sich auf ihr Pferd und ritt los.
Ich streckte mich erst einmal und stieg dann langsam in den Sattel meines Pferdes, das schon ungeduldig mit dem Huf scharrte. Und als es dann in einen gemütlichen Trott fiel, verfluchte ich diese Art des Reisens.
Während des Reitens (auf Pferden wohlgemerkt) kam man sich kein Stück näher. Immer nur dieses Rumgehopse auf harten Sätteln... wenn man das als Mann unbeschadet überstand, konnte man von Glück reden.
Über dieses und jene machte ich mir Gedanken, während mein Pferd über die Ebene preschte... nun gut, es preschte nicht, es schlich. Aber dies machte es mit stolz geschwellter Brust. (Es war nun mal auch nicht mehr das Jüngste.)
Ich holte auch schon bald Ceassa ein, die mich noch immer mit diesem abwertenden Blick anblickte.
„Na, auch schon hier?“ Ihr Ton war mehr als spottend.
Ich setzte eine hoheitsvolle Miene auf. „Mein Pferd ist nun mal nicht der Jüngste. Es kann eben nicht mehr so lange.“
Es dauerte genau zwei Sekunden, bis ich bemerkte, dass ich den Satz so nicht hätte sagen dürfen.
Ceassa grinste gehässig. „Da ist dein Pferd aber auch nicht das Einzige, was?“
Ich grinste mit geröteten Wangen.
Wahnsinn, wie mich diese Frau in Verlegenheit bringen konnte. Ich war restlos von ihr begeistert.
Mit einem süffisanten Lächeln wandte sie sich ab und trieb ihr Pferd an.
Ich seufzte. „So ein Teufelsweib...“
Gegen Abend holten wir endlich Goifur und Tjalfi ein, die es sich in einem kleinen, geschützten Tal bequem gemacht hatten. Sie johlten uns entgegen – ein deutliches Zeichen, dass sie schon etliches intus hatten. Wir sattelten unsere Pferde ab und gesellten uns zu ihnen. Tjalfi begrüßte mich so überschwänglich, dass mir fast Angst und Bange wurde, nur Goifur bedachte mich mit einem seltsamen Blick. Nur den Blick von Ceassa, die sich neben Goifur gesetzt hatte, konnte ich nicht deuten.
Sie sah mich an, aber ihre Augen verrieten nichts. Aber sie lächelte, und das war das Bezauberndste, was ich je gesehen hatte.
Ich beschloss, dass es an der Zeit war, die Initiative zu ergreifen.
„Komm, schwing deinen wohlgeformten Hintern her!“
Wie auf einen Schlag wurden alle still.
Ceassa wirbelte herum und funkelte mich mit blitzenden Augen an.
„Was hast du gesagt, Fredo?“
Ihr Ton war gefährlich ruhig. Ich biss mir auf die Zunge.
„Nun-“ Ich setzte ein nicht gerade überzeugendes charmantes Lächeln auf. „- ich meinte ja auch nicht dich, Schätzchen, sondern Goifur...“
Dann brach ich ihn röhrendes Gelächter aus. (Gott, war das peinlich...)
Ceassa schien zu lächeln, doch schüttelte sie auch ihren hübschen Kopf. Goifurs Miene dagegen war nur noch eine Maske.
Tjalfi zog mich zu ihm herunter und ließ mich an seinem Bier nippen. Ich war ihm unendlich dankbar.
Plötzlich sprang Ceassa auf und zückte ihren Dolch.
„Was ist los?“
Sie brachte Goifur mit einem Blick zum Schweigen und verschwand raschelnd im Gras, das am Hang wuchs.
Ich war ein wenig verwirrt (Alkohol sei Dank), hielt aber meinen Mund.
Plötzlich hörte man einen überraschten Aufschrei von Ceassa und eilige Schritte auf dem steinigen Boden.
Meine Angetrunkenheit war wie weggefegt und als etwas Schweres in mein (doch sehr eingeschränktes) Sichtfeld stolperte, sprang ich sofort hin. Ich hielt der Person die herumschlagenden Hände weg und versuchte sie zu bändigen, da sie spuckte, kratzte und biss. Ceassa, die einen blutenden Kratzer mitten im Gesicht hatte, kam herangestürmt. Sie sah verdammt wütend aus und musterte die Person misstrauisch.
„Bringen wir sie zum Feuer und stellen sie zur Rede, wieso sie sich an uns herangeschlichen hat...“
Ihre Augen waren nur noch Schlitze. Ich wusste nur zu gut, was dies bedeutete – wirklich nichts Gutes.
Ich zog die Person, die übrigens einen schwarzen Kapuzenmantel trug, auf die Beine und stieß sie (recht unsanft, wie ich sagen muss) zum Feuer. Tjalfi und Goifur blickten ebenfalls recht misstrauisch - Tjalfis Hand wanderte schon zu seinem Schwert, das er am Gürtel trug.
Am Feuer angelangt drückte ich die Person auf den Boden. Während sie sich (recht umständlich) setzte, behielt ich sie scharf im Auge. Ceassa setzte sich neben die fremde Person und funkelte sie wütend an.
„So...“ Ihre Stimme war zwar leise, aber drohend. „Nun wollen wir doch mal sehen, wer uns da belauscht hat.“
Sie zog ihr die Kapuze vom Kopf – und erschrak erst einmal. Auch ich war ein wenig überrascht, muss ich zugeben, denn anstatt einem hässlichen, uralten, geifernden alten Mann kam eine hübsche, blonde Frau zu Tage. Und ich hatte das Gefühl, dass ich sie schon einmal irgendwo gesehen hatte...
„Eine Frau?“, stammelte Tjalfi fassungslos, kam ein wenig näher heran und starrte sie an.
Die schöne Frau schüttelte ihren blonden Haarschopf.
„Könnt Ihr einen Mann nicht von einer Frau unterscheiden? Natürlich bin ich eine Frau.“, meinte sie herablassend und spuckte ihm vor die Füße.
Ich betrachtete diese Frau, als wäre sie ein Engel. Ihr seidiger Haarschopf, ihre tiefgrünen Augen, ihre arrogante Art, ihre Sprüche ... ich merkte, wie sich etwas unterhalb meines Bauchnabels regte.
Ceassa hatte sich wieder gesammelt und starrte sie noch immer wütend an.
„Wieso habt Ihr Euch so feige an uns herangeschlichen?“
Die Fremde sah Ceassa ebenso herablassend an.
„Ich habe gesehen, dass hier ein Feuer brannte... und ich wollte mich nur ein wenig aufwärmen. Mir ist kalt!“
Ceassa schnaufte aus. „Wie ist Euer Name?“
Die Fremde legte ihren Kopf schief, musterte sie einen Augenblick lang abschätzend, schüttelte den Kopf mit einem spöttischen Lächeln und wandte sich dann mir zu.
„Habt Ihr etwas zu Essen? Ich habe schon seit Tagen nicht mehr im Magen gehabt. Und wenn Ihr noch ein paar Schlücke Bier für mich hättet, wäre ich Euch sehr dankbar.“
Ich nickte rasch. „Natürlich, für Euch immer...“
Ich sprang auf, wurde aber von einem zurechtweisenden, von Ceassa geäußerten „Fredo!“ wieder zurückgerissen. Ich sah sie an.
„Was ist denn los?“
Sie nahm mich an der Hand und zog mich einige Schritte weg.
„Sie hat sich an uns herangeschlichen! Wer weiß, wer sie ist! Wir sollten sie nicht so ... so nett behandeln, wenn sie uns nicht einmal ihren Namen sagen will!“, zischte sie giftig.
Ich winkte ab.
„Ach, Ceassa, musst du immer den Teufel an die Wand malen? Sie sieht nun wirklich nicht gefährlich aus! Sollten wir sie deiner Meinung nach verhungern lassen? Das ist doch Blödsinn!“
Ceassa wirkte noch immer sauer. Sie würdigte mich mit keinem Blick mehr, sondern rauschte an mir vorbei in Richtung Pferde.
Ich lächelte nachsichtig. Sie war wohl eifersüchtig...
„Frauen...“, seufzte ich grinsend. „Es ist doch genug Fredo für alle da!“
Ich ging wieder zurück zum Lagerfeuer und setzte mich wieder neben die aufreizende Fremde. Sie hatte ihren Kapuzenmantel abgelegt und jetzt sah ich, dass sie ein sehr enges, hautbetonendes, weißes Kleid trug, das ihrem Körper einfach himmlisch schmeichelte.
Erneut fühlte ich ein unangenehmes Regen unterhalb meiner Gürtellinie.
Goifur war inzwischen wohl eingenickt, denn von ihm ging nur ein leises, penetrantes Keuchen aus. Tjalfi dagegen starrte die Fremde noch immer an, und an seinem Blick konnte ich erkennen, das wir beide dasselbe dachten. (Und es hatte nichts mit Schlafengehen zu tun... nunja, im Weitesten Sinne ja doch...)
Ich zog die Augenbrauen hoch. War doch klar, dass Tjalfi keine Chance bei ihr hatte. Wie sie mich schon ansah...
Ich legte ihr den einen Arm um die Schultern und mit dem Anderen griff ich ihr an eine andere, weitaus weichere Stelle. Sie sah mich einen Moment lang abschätzend an und nickte dann.
Ich grinste anzüglich, während sich Tjalfi grummelnd erhob und ebenfalls Richtung Pferde stiefelte...
*TBC*
Ach du meine Güte. *wieso kann ich nicht aufhören zu grinsen?*
Also, deine Geschichte ist ... wie soll ich sagen ... *mir fehlen die Worte* *g*
Ok, also, ich finde sie, auf gewisse Art und weise, witzig. Na gut, ich hab mich an gewissen Stellen halb tot gelacht. Auch wenn das nicht ganz meinen bevorzugten Humor triff, echt witzig. Auf jeden Fall habe ich ein bisschen gebraucht um in die Geschichte zu finden, die ich erzählweise, (dabei bist du doch ein Mädchen, oder) die Komentare,...
wann gibts mehr?
was es vielleicht noch zu sagen gibt, die meisten Namen klingen irgentwie nordisch.
Ach ja, und noch was:( was zum teufel nochmal singt diese/dieser/dieses Schandmaul da bitte?!?)
Also, deine Geschichte ist ... wie soll ich sagen ... *mir fehlen die Worte* *g*
Ok, also, ich finde sie, auf gewisse Art und weise, witzig. Na gut, ich hab mich an gewissen Stellen halb tot gelacht. Auch wenn das nicht ganz meinen bevorzugten Humor triff, echt witzig. Auf jeden Fall habe ich ein bisschen gebraucht um in die Geschichte zu finden, die ich erzählweise, (dabei bist du doch ein Mädchen, oder) die Komentare,...
wann gibts mehr?
was es vielleicht noch zu sagen gibt, die meisten Namen klingen irgentwie nordisch.
Ach ja, und noch was:( was zum teufel nochmal singt diese/dieser/dieses Schandmaul da bitte?!?)
@ randir
was ich bis jetzt gelesen habe hört sich vielversprechend an, aber der ganze Post ist meiner Meinung nach viel zu lang...
mach die nächsten Teile kürzer.
Ich bin erst an der Stelle, wo die gerade losreiten.
ist einfach für einen eintrag zu lang
aba klasse anfang
was ich bis jetzt gelesen habe hört sich vielversprechend an, aber der ganze Post ist meiner Meinung nach viel zu lang...
mach die nächsten Teile kürzer.
Ich bin erst an der Stelle, wo die gerade losreiten.
ist einfach für einen eintrag zu lang
aba klasse anfang
@ Gillian:
Schandmaul ist eine Mittelalter-Folk-Band :)
Kannst ja mal auf www.schandmaul.de gucken und dir die Downloads anhören. Lohnt sich auf alle Fälle ;-)
Achso, du willst den Songtext - habs jetzt erst verstanden ^.^" (bin heute net so schnell)
Der Refrain geht so:
"Des Königs Schatzes auf der Flucht,
getrieben von der Eifersucht,
er hatte wohl zu viel Mätressen -
hat bei der Königin verschissen" *G*
Wenn du den ganzen Songtext willst, kannst du mir mailen ( Randir1@gmx.net )
@ silverwolf:
Die nächsten Teile werden auf jeden Fall kürzer. Aber das ist alles, was ich momentan geschrieben hab - und dafür zig neue Einträge zu machen, liegt mir einfach net. Wem es zu lang ist, soll es nicht lesen :-)
Danke für das Feedback ^.^
Schandmaul ist eine Mittelalter-Folk-Band :)
Kannst ja mal auf www.schandmaul.de gucken und dir die Downloads anhören. Lohnt sich auf alle Fälle ;-)
Achso, du willst den Songtext - habs jetzt erst verstanden ^.^" (bin heute net so schnell)
Der Refrain geht so:
"Des Königs Schatzes auf der Flucht,
getrieben von der Eifersucht,
er hatte wohl zu viel Mätressen -
hat bei der Königin verschissen" *G*
Wenn du den ganzen Songtext willst, kannst du mir mailen ( Randir1@gmx.net )
@ silverwolf:
Die nächsten Teile werden auf jeden Fall kürzer. Aber das ist alles, was ich momentan geschrieben hab - und dafür zig neue Einträge zu machen, liegt mir einfach net. Wem es zu lang ist, soll es nicht lesen :-)
Danke für das Feedback ^.^
also ähm...wow....ich meine...tja, das hier ist schlichtweg das beste, was ich seit langem in diesem Forum gelesen habe.
die geschichte ist witzig, stimmig und gut erzählt, außerdem gibt schon seit dem anfang erkennbar eine Art ,,roten Faden" der sich durch das ganze zieht.
Daumen hoch
die geschichte ist witzig, stimmig und gut erzählt, außerdem gibt schon seit dem anfang erkennbar eine Art ,,roten Faden" der sich durch das ganze zieht.
Daumen hoch
Dankeschön
Hier gehts weiter...
Die Fremde wandte sich mir zu und sah mich lächelnd an. Ich erwiderte das Lächeln charmant und bot ihr noch einmal etwas zu Trinken an, was sie dankend annahm.
Einen Moment starrten wir ins Feuer, dann versuchte ich sie zu küssen, doch plötzlich war sie wie umgewandelt. Sie wandte sich von mir ab und blockte meine Gesten ab.
„Was-?“
Sie senkte ihren Kopf. “Ich glaube nicht, dass wir das tun sollten.“
Meine ganze Welt schien einzustürzen.
„Wieso denn nicht?“, fragte ich bestürzt und ergriff ihre Hand. „Ich will auf ewig mit dir zusammensein.“
In diesem (unzurechnungsfähigen) Moment war ich bereit, ihr alles zu versprechen, wenn ich doch nur ...
Sie schüttelte den Kopf und holte tief Luft. Dann sah sie mir in die Augen.
„Ich bin schon vergeben.“
Ich drückte ihre Hand. „Das macht doch nichts. Mir macht das nichts aus!“, meinte ich eilig.
Ihr Blick änderte sich von traurig zu wütend.
„Verstehst du denn nicht? Ich bin verheiratet.“, giftete sie mich an. „Du solltest nicht einmal deine dreckige Hand an mich legen.“
Harte Worte sprach sie zu mir, doch mein unerschütterlicher Optimismus blieb standhaft (und – wenn ich mir dieses Kommentar erlauben darf – nicht nur der...).
Ich wagte ein kurzes Lachen. „Ich weiß doch, dass du es gar nicht erwarten kannst, mir meine Kleider vom Körper zu reißen. Niemand kann dieser geballten Männlichkeit widerstehen. Aber gut, wenn du Spielchen spielen willst...“
Sie starrte mich einen Moment fassungslos an und sprang dann auf.
„Typisch Mann!“ Ihre Stimme hallte zehnmal verstärkt an der Talsenke wieder. „Typisch Mann!! Wollen immer nur das Eine und denken, jede Frau wäre willig. Du bist einfach nur das Letzte – das Letzte!“
Ich wollte sie wieder zu mir ziehen, doch sie wehrte mich ab.
„Fass mich ja nicht an. Wage es bloß nicht, mich anzufassen!“
Ihre restlichen Worte gingen in einem Wutgeheule unter. Von ihrem elenden Gekeife angelockt (Gott, mein armer Kopf!), stolperte Ceassa wieder ans Lagerfeuer.
Sie sah von der Fremden zu mir und wieder zurück, hörte ihre Worte – und nickte verständnisvoll. Sie ging zu der Fremden und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Fredo, hast du versucht sie zu verführen?“, fragte sie mich barsch, während sie der Fremden den Rücken tätschelte.
Ich war ein wenig perplex und schüttelte den Kopf.
„Lüg nicht!“, schimpfte mich Ceassa an und warf mir einen vernichtenden Blick zu. Dann legte sie der Fremden den Arm um die Schultern.
„Komm mit, du kannst heute Nacht bei mir schlafen. Dann musst du keine Angst haben, von ihm bedrängt zu werden.“
Die Fremde schniefte. „Danke... Es war schrecklich! Ich habe ihm gesagt, dass ich verheiratet wäre, doch ... er hat einfach nicht aufgehört...“, meinte sie mit zitternden Stimme.
Ich saß wie erstarrt da und sah den beiden Frauen nach. Die Fremde wandte sich schließlich noch einmal um und lächelte mich heimtückisch an. Dann verschwanden sie gänzlich aus meinem Sichtfeld.
Das gibt es doch nicht! Was ist nur mit den ganzen Frauen los? Ich fühlte mich so unbegehrenswert wie noch nie.
Ich wandte mich wieder dem Lagerfeuer zu, als ich von einem heiseren Lachen abgelenkt wurde. Goifur sah mich grinsend an.
„Na, haben deine Verführungskünste wieder nicht ausgereicht? Kamst du wieder nicht zum Zug? Das tut mir ja soooo leid...“ Es klang hässlich hinterhältig.
Ich erhob mich und mit einem „Ach halt doch die Klappe!“ ging ich schlafen.
*TBC*
Hier gehts weiter...
Die Fremde wandte sich mir zu und sah mich lächelnd an. Ich erwiderte das Lächeln charmant und bot ihr noch einmal etwas zu Trinken an, was sie dankend annahm.
Einen Moment starrten wir ins Feuer, dann versuchte ich sie zu küssen, doch plötzlich war sie wie umgewandelt. Sie wandte sich von mir ab und blockte meine Gesten ab.
„Was-?“
Sie senkte ihren Kopf. “Ich glaube nicht, dass wir das tun sollten.“
Meine ganze Welt schien einzustürzen.
„Wieso denn nicht?“, fragte ich bestürzt und ergriff ihre Hand. „Ich will auf ewig mit dir zusammensein.“
In diesem (unzurechnungsfähigen) Moment war ich bereit, ihr alles zu versprechen, wenn ich doch nur ...
Sie schüttelte den Kopf und holte tief Luft. Dann sah sie mir in die Augen.
„Ich bin schon vergeben.“
Ich drückte ihre Hand. „Das macht doch nichts. Mir macht das nichts aus!“, meinte ich eilig.
Ihr Blick änderte sich von traurig zu wütend.
„Verstehst du denn nicht? Ich bin verheiratet.“, giftete sie mich an. „Du solltest nicht einmal deine dreckige Hand an mich legen.“
Harte Worte sprach sie zu mir, doch mein unerschütterlicher Optimismus blieb standhaft (und – wenn ich mir dieses Kommentar erlauben darf – nicht nur der...).
Ich wagte ein kurzes Lachen. „Ich weiß doch, dass du es gar nicht erwarten kannst, mir meine Kleider vom Körper zu reißen. Niemand kann dieser geballten Männlichkeit widerstehen. Aber gut, wenn du Spielchen spielen willst...“
Sie starrte mich einen Moment fassungslos an und sprang dann auf.
„Typisch Mann!“ Ihre Stimme hallte zehnmal verstärkt an der Talsenke wieder. „Typisch Mann!! Wollen immer nur das Eine und denken, jede Frau wäre willig. Du bist einfach nur das Letzte – das Letzte!“
Ich wollte sie wieder zu mir ziehen, doch sie wehrte mich ab.
„Fass mich ja nicht an. Wage es bloß nicht, mich anzufassen!“
Ihre restlichen Worte gingen in einem Wutgeheule unter. Von ihrem elenden Gekeife angelockt (Gott, mein armer Kopf!), stolperte Ceassa wieder ans Lagerfeuer.
Sie sah von der Fremden zu mir und wieder zurück, hörte ihre Worte – und nickte verständnisvoll. Sie ging zu der Fremden und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Fredo, hast du versucht sie zu verführen?“, fragte sie mich barsch, während sie der Fremden den Rücken tätschelte.
Ich war ein wenig perplex und schüttelte den Kopf.
„Lüg nicht!“, schimpfte mich Ceassa an und warf mir einen vernichtenden Blick zu. Dann legte sie der Fremden den Arm um die Schultern.
„Komm mit, du kannst heute Nacht bei mir schlafen. Dann musst du keine Angst haben, von ihm bedrängt zu werden.“
Die Fremde schniefte. „Danke... Es war schrecklich! Ich habe ihm gesagt, dass ich verheiratet wäre, doch ... er hat einfach nicht aufgehört...“, meinte sie mit zitternden Stimme.
Ich saß wie erstarrt da und sah den beiden Frauen nach. Die Fremde wandte sich schließlich noch einmal um und lächelte mich heimtückisch an. Dann verschwanden sie gänzlich aus meinem Sichtfeld.
Das gibt es doch nicht! Was ist nur mit den ganzen Frauen los? Ich fühlte mich so unbegehrenswert wie noch nie.
Ich wandte mich wieder dem Lagerfeuer zu, als ich von einem heiseren Lachen abgelenkt wurde. Goifur sah mich grinsend an.
„Na, haben deine Verführungskünste wieder nicht ausgereicht? Kamst du wieder nicht zum Zug? Das tut mir ja soooo leid...“ Es klang hässlich hinterhältig.
Ich erhob mich und mit einem „Ach halt doch die Klappe!“ ging ich schlafen.
*TBC*
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